Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Dank überdurchschnittlicher Kameraarbeit (Mace Neufeld) recht atmosphärischer und ansehnlicher Gruselquatsch, der leider nie so recht seinen eigenen Ideen über den Weg traut. Der Film wirkt insgesamt trotz kurzer Gewaltspitzen auch zu clean. Dennoch, ein achtbarer Versuch, eine Geistergeschichte mal anders zu erzählen und ein weiteres Beispiel für den Charme des Horrorkinos der ausgehenden 80er.
Stilistisch völlig überkandidelt, wirkt mit seinem visuellen Dauerfeuer jetzt schon total überholt - kam damals ganz gut, kommt heute aber eher nervig. Eine starke Leistung von Bettany ist das major asset des Films, McDowell gibt sich leider keinerlei Mühe, dessen Intensität zu emulieren.
Ein Quartett steinalter Uralt-Altstars (Astaire, Fairbanks, Douglas, Houseman) erzählt sich beim Kaminfeuer von Herzen gerne abgestandene Geisterschnurren. Dabei teilen sie selbst ein garstiges Geheimnis, das sie jetzt im hohen Greisenalter endlich einzuholen droht! Zur Hilfe eilt ihnen die notorische Oberlusche Craig Wasson, der immer so läuft, als hätte er eine harte Nacht in der Knastdusche hinter sich.
Diesen Film fand ich als Jugendlicher ausgesprochen unheimlich. Auch beim Wiedersehen habe ich mich tatsächlich mitunter gegruselt! Routinier John Irvin, irgendwie in keinem Genre so recht zuhause, gelingt hier trotz insgesamt eher fernsehtauglicher Ästhetik der eine oder andere Schreckmoment und, auch nicht zuletzt der halbtoten Faces der Stummfilmstars wegen, eine dräuende Atmosphäre von nahendem Tod. Major selling point aber - wie so oft - die fantastische Alice Krige als mysteriöse Verführerin, die im Schlaf so einnehmende Zeilen flüstert wie "I will see the life run out of you".
Leider verliert diese Verfilmung von Peter Straubs erstem Bestseller ausgerechnet im Finish stark an Druck und die Filmmusik mickymaust sich allzu altmodisch durchs Geschehen. Trotzdem: Gut!
Paul Newman als desillusionierter Drifter. Joanne Woodward als verlorene Seelen. Anthony Perkins als hoffnungsvoller Idealist. Newman ist abgegessener Zyniker, also hat er auch keine Probleme damit, sich vom rechtsnationalen Radiosender WUSA anheuern zu lassen. Selbst als der nach allen Regeln der Kunst verarschte Perkins ihn darauf aufmerksam macht, daß WUSA überaus sinistre Pläne hat, bezieht Newman keine Stellung. Die Katastrophe ist unabwendbar. Die Guten bleiben auf der Strecke, der Zyniker zieht weiter. "I'm a survivor".
Ein Herzensprojekt von Paul Newman, das für ihn nach dem Blockbustererfolg von BUTCH CASSIDY allerdings einen herben Rückschlag an den Kinokassen bedeutete. Ein Wunder ist das nicht: Stuart Rosenbergs Film fühlt sich fast an wie ein Essayfilm, dokumentarische Szenen wechseln sich mit theaterhaften Dialogen ab, einige Nebendarsteller chargieren enthemmt bis zum Verfremdungseffekt. Die politische Message wird didaktisch an den Zuschauer gebracht, mit Entertainment im klassischen Sinne hat das wenig zu tun. Erfolgreich ist dieses Quasi-Experiment nicht, aber fraglos interessant und als Bestandsaufnahme amerikanischer Gegenkulturen der 70er sogar satisfaktionsfähig. Insbesondere die Rolle der Hippies, bei denen der völlig indifferente Newman abhängt, ist hier überaus zwiespältig; auf der anderen Seite ist es ausgerechnet der Idealist Perkins, der die schlußendliche Katastrophe herbeiführt. Angesichts der Entwicklung FOX News als waschechtem Propagandasender ist WUSA sogar regelrecht prophetisch.
Schon sehr cheap und dumm. Tatsächlich streicht die Regie in Sachen Rauminszenierung komplett die Segel. Die Ausleuchtung reduziert alles immer auf blau oder rot, meistens fällt es einem schwer, überhaupt was zu erkennen. Die Schauspieler mühen sich redlich, ihren konturlosen Figuren irgendwie Leben einzuhauchen. Das gelingt Martin Kove noch am Besten. Bei Bo Hopkins war ich lange nicht sicher, ob das nicht Bo Svenson ist, im Abspann steht aber William Sadler.
Aber irgendwie hat der mich auf dem richtigen Fuß erwischt. Gerade am Anfang ist da schon ein Gespür für Atmosphäre und die richtigen Bilder, dazu diese geile Musik (die sich leider später Richtung Arschrock entwickelt), diese konsequente Räudigkeit und so richtig realitätsfremde Lawless-Dystopie - das hat mich schon ein ganz bißchen an den Undergroundgore aus der Zeit von DEADBEAT AT DAWN erinnert. Dazu noch der handgemachte Hardcore Splatter, da werden Erinnerungen wach. Vielleicht diesmal doch so eine Art Nostalgiebonus. Das ist ein Film für die späte Nacht. Und da hat er mir gefallen.
Finde den schon teilweise recht geil. Man muß halt ausblenden, daß es sich hierbei um eine mehr oder minder wahre Geschichte handelt, sonst wird's ungenießbar. Bay halt. Aber was diesen Halbirren auszeichnet, ist die absolute Leidenschaft fürs Bild. Es ist keine Ästhetik für jeden Geschmack, aber es ist ein ganz klarer individueller Style. Und den zieht er durch. Dabei hat er auch im fortgeschrittenen Alter eines der wichtigsten Prinzipen noch immer nicht gelernt: Kill your darlings. Bay macht geile Bilder und JEDES geile Bild muß in den Film. Das holpert dann manchmal hart im Schnitt, weil der Flow nicht stimmt, aber es ist in seiner Inkonsequenz schon wieder konsequent.
Die Action ist geil. Das hat alles Zunder. Besonders krass kommt die Autojagd in der Mitte des Films, das ist schon fast apokalyptisch, da dampft und schwitzt und ballert und knallt es, daß man sich im Sitz festkrallt. Bay zieht einen auch extrem gekonnt in die Action rein, das ist richtig fiebrig und nervös; er vermittelt auch extrem gut, wie verunsichert die Soldaten immer wieder sind, ist der jetzt ein Freund, ist der ein Feind, who the fuck are these guys? Er holt das auch gut aus seinen Schauspielern raus. Die sind für Bay zwar nur Mittel zum Zweck, aber als solche benutzt er sie gut. Als reiner Actionfilm ist 13 HOURS also ziemlich weit vorne.
Aber Bay traut sich und seinem Publikum nichts zu. Alles, was emotional sein soll, ist unglaublich platt und breitärschig. Die sweeten superamerikanischen Kids beim Facetime-Gespräch. Frauski ist wieder schwanger. Ach guck mal der häßliche Hund zuhause, hihi. Das ist Kino, von dem selbst 6jährige unterfordert werden, so richtig Film für Doofe. Auch die Schnulzigkeit am Ende, wenn Bay allen Ernstes glaubt, diese Figuren, die er nie aufgebaut hat, müssten einem plötzlich irgendwas bedeuten. Ich konnte die Vögel, die ins Gras beißen, gar nicht von den Überlebenden unterscheiden. Aber man darf da nicht naiv sein: Bay ist Propagandafilmer. Sein Ideal ist der aufrechte weiße Amerikaner aus dem Heartland, sein Fetisch ist die Flagge. God und America, alles andere zählt nicht. Politiker quatschen nur, Schreibtischtäter machen nur Ärger. Frauen sind nur okay, wenn sie sich den Männern fügen und plötzlich so reden wie sie (also viel 'fuck'). Und alles, was nicht amerikanisch ist, bleibt zutiefst suspekt. Insofern bleibt Bay auch hier der Anwalt der Idiotie. Einem solchen Mann darf man keine wahren Geschichten anvertrauen.
Michel Serrault: Soziopath. Privatdetektiv, genannt "Das Auge", besessen vom Verlust seiner kleinen Tochter vor 25 Jahren; führt Selbstgespräche, hat keine Manieren, ist aufbrausend, erratisch und kauzig.
Isabelle Adjani: Psychopathin. Läßt sich gern mit reichen Männern und Frauen ein und meuchelt sie dann blutigst ins Jenseits; gerne auch eine/n pro Tag; singt beim Bumsen "La Paloma" und ändert nach jedem Mord Namen, Look und Auftreten.
Das Auge glaubt in der mysteriösen Mörderin seine verlorene Tochter zu erkennen und verwischt fortan ihre Spuren; im ansteigenden Wahn kommt er ihr beim Morden sogar zuvor. Aus der Verfolgung wird eine immer kuriosere Hatz mit immer mehr Toten, im Grunde ist Serrault für Adjanis Abstieg zur Hölle hauptverantwortlich.
Obwohl der Film aber mitunter puppenlustig ist, was nicht zuletzt an der unmöglichen Art Serraults liegt ("Warum schauen Sie denn so auf meine Schuhe?" - "Sie sind absolut beschissen"), verliert Claude Miller nie die Tragödie aus den Augen. So ist trotz des ansteigenden Irrsinns die Schlußszene auf dem Friedhof geradezu ergreifend. Miller lässt nie die emotionale Tiefe, die Versehrtheit seiner zwei aneinander verlorenen Hauptfiguren aus dem Blick. Wie das alles ineinander greift, wie hier Bilder den Dialog der vorangegangenen Szene aufgreifen und gleichzeitig ein kulturgeschichtlicher Abriß von Shakespeare bis Hans Albers geliefert wird, das ist schon ganz großes Kino.
Ein Meisterwerk des französischen Films.
Völlig verquaster Versuch, auf tausend verschiedenen Hochzeiten zu tanzen. Lehrerfilm, Hood Drama, Thriller, irgendwann sogar War Movie und das alles besonders am Anfang inszeniert wie ein Horrorfilm. Reynolds taucht hier ständig alles Mögliche in Unschärfen, verzichtet aber irgendwann einfach wieder auf diesen Effekt. Stattdessen gibt's zahllose Musikmontagen und viel zu viel Massive Attack. Der Film scheint schon vorbei zu sein, dann geht er aber eine halbe Stunde weiter und gipfelt schließlich in einer völlig absurden DEER-HUNTER-Referenz. Das ist alles so drüber, daß man zumindest nicht sagen kann, man habe sich gelangweilt. Schauspielerisch gesehen hat der Film aber einiges zu bieten: Jackson ist ungewohnt nuanciert und seine Nemesis Clifton Collins Jr (damals noch/gerade Clifton Gonzales Gonzales) schlicht sensationell. Einen Payoff gibt es irgendwie nicht.
Offizielle Adaption des SWEENEY-Drehbuchs von Nick Love. Das britische Original hat allerdings erheblich mehr Druck und Asi-Power, die Pariser Version setzt leider eher auf Humor, was die Grenzen der Geduld hier und da überspannt. Außerdem nehme ich Reno die harte Sau einfach nicht ab, den würde Winstone zusammen mit den Groschen in die Socke stopfen. Trotzdem ist ANTIGANG nicht schlecht: Der Film macht Tempo und hat mit der Schießerei an der Bibliothèque Nationale einen trotz CGI ausgesprochen amtlichen Shootout zu bieten.
Von Fukuda recht ansprechend in Szene gesetzter Monsterquark. Ein Sammelsurium bunter Ideen, das nie langweilt, sich aber auch nie ernst nimmt. Godzilla verkommt zum lustigen Fighter-Teddy; beim obligatorischen Angriff der Düsenjäger darf er sogar Twist tanzen. Wie er am Ende ins Meer hüpft mit ausgestreckten Riesenmauken, ist unbezahlbar.
Mit Kinski, Plummer, Pleasence und der überirdisch schönen Barbara De Rossi attraktiv besetzter Käse, den Produzent Augusto Caminito ursprünglich als offizielles Sequel zu Werner Herzogs NOSFERATU geplant hatte. Um es gleich vorweg zu nehmen; Der Film sieht wirklich umwerfend aus; fantastisch, was Kameramann Antonio Nardi da abliefert, schon Plummers Ankunft in Venedig ist eine Wucht. Aber es hilft nichts: Was immer Caminito vor Augen hatte, gegen Kinski hatte er keine Chance. Aber dazu gleich. NOSFERATU IN VENEZIA ist ein planloser Unsinn; niemand weiß, warum Plummer als Vampirismusexperte nach Venedig kommt und warum dort eine reiche Familie die Rückkehr Nosferatus antizipiert und vor allem was Nosferatu da eigentlich will. Kinski sieht mit seiner Glitzerjacke und der weißgrauen Wischmopmähne aus wie Omma in der Dorfdisco, die meiste Zeit latscht er bedeutungsschwanger durch die Gassen. Ziemlich schnell wird klar, was Klausi hier überhaupt gereizt haben könnte: Den Vampir kriegt man nämlich weder mit Kruzifixen noch mit Knoblauch klein, auch Tageslicht stört ihn nicht im Geringsten, nein nein; aber sobald er eine Jungfrau knattert, ist es aus mit dem alten Raffzahn!
So darf sich Kinski über Frau De Rossi genauso hermachen wie über die arme Debütantin Anne Knecht und erweist sich dabei mal wieder als gelinde gesagt recht rustikaler Hupenkneter! Zum absoluten Brüllerdialog kommt es nach Vollzug mit der Unberührten, da fällt dem todgeweihten Vampir nämlich ein: "Ach jetzt hab ich aber doch Angst vorm Sterben!"
Hinter den Kulissen war das alles allerdings gar nicht so lustig. Der Film verschliß die Regisseure Maurizio Lucidi und Pasquale Squitieri, bevor der Dreh überhaupt richtig losging. Lucidi wurde nach einigen Aufnahmen mit Kinski beim Karneval in Venedig gefeuert. Squitieri wollte den Film in der Zukunft spielen lassen, aber Kinski gefiel Squitieris Ansatz nicht und da Caminito Angst hatte, seinen Star zu verlieren, übertrug er die Regie an Mario Caiano, der schon einige Filme mit Kinski gedreht hatte. Das sollte doch wieder klappen. Da hatte er die Rechnung ohne Klaus gemacht: Kinski lehnte es plötzlich ab, sich den Kopf zu rasieren, hörte nicht auf die Anweisungen seines Regisseurs und machte selbst nach dem Ruf "CUT" einfach weiter. Caiano erfuhr, daß Caminito Kinski selbst die Regie versprochen hatte und schmiß den Brocken hin. Nun übernahm Caminito selbst.
Kinski hielt sich nicht an Markierungen, so daß Nardi seine Set-Ups ständig anpassen musste; KInski weigerte sich laut Regieassistent Luigi Cozzi auch, Re-Takes aufzunehmen. Kinksi ließ Hauptdarstellerin Amanda Sandrelli feuern, nachdem er Anne Knecht, die Freundin von Co-Star Yorgo Voyagis, am Set gesehen hatte - die unerfahrene junge Frau sollte nun Nosferatus Jungfrau sein. Die wunderschönen Aufnahmen, in denen Kinski durchs neblige Venedig läuft, drehte Cozzi in einer Nacht mit Klaus. Bei der Szene, in der Nosferatu die schöne Helietta (De Rossi) zum Vampir macht, mißhandelte Kinski die Schauspielerin; er biß sie und und steckte seinen Finger in ihre Vagina. De Rossi sagte später: "Sobald er es in einer Szene mit Frauen zu tun hatte, wurde er handgreiflich." Laut Cozzi verließ irgendwann die gesamte Crew das Set, bis Kinski sich entschuldigte.
Am Ende der Drehzeit hatte Caminito nur die Hälfte des Skripts verfilmen können und war dazu gezwungen, aus dem vorhandenen Material ein spielfilmlanges Ergebnis zu schustern. Nach einer belächelten Premiere in Venedig sank NOSFERATU A VENEZIA an den Kinokassen wie ein Stein.
Also, natürlich ist es betrüblich, daß hier am Ende einer Reise an den Rand des Sonnensystems genau wie bei INTERSTELLAR wieder mal nur Banalitäten warten. War es bei McConaughey die Kitschnudelei hinterm Bücherregal, wird hier streng küchenpsychologisch ein handelsüblicher Vater-Sohn-Konflikt verhandelt. Ansonsten wischt AD ASTRA aber mit INTERSTELLAR den Boden auf. Grays Inszenierung und Hoytemas Kamera schaffen eine unbeschreiblich dichte Stimmung von Verlorenheit im All; sagenhafte Bilder und grandiose Momente noch und nöcher sorgen für eine durchweg atemberaubende Intensität. Hier ist alles Mißtrauen, Verunsicherung, Paranoia. Max Richter bespielt das mit seiner Musik so wunderbar verhalten, daß ihm leider noch ein zweiter Tschingderassabumm-Score von Lorne Balfe übergeholfen werden musste. Als Space Story ist AD ASTRA oberflächlich gesehen eine Enttäuschung, als Filmerlebnis aber einfach nur sensationell.
Verschärfte US-Propaganda, die nicht an der Nacherzählung einer potenziell interessanten Militäroperation interessiert ist, sondern mit Hemsworths zum Superhero aufgepumpten Rolle vor allem an Mythenbildung. Zunächst glaubt man sogar, da käme was von Interesse, weil der ihm zur Seite gestellte Warlord erstmal am längeren Hebel sitzt. Aber Pustebacke, am Ende zeigt der heldenhafte Ami den Wüstenmuftis mal wieder, wo der Hammer hängt. Die Action ist massiv, aber seltsam drucklos; die Ballereien sind so redundant und übersichtslos, daß man am Ende gar nicht weiß, ist das jetzt der Showdown oder nicht?
Durchgängig packendes Kriegsabenteuer, von Frankenheimer nüchtern, unsentimental und um Realismus bemüht gedreht. Hier knallen noch echte Züge ineinander oder springen aus dem sabotierten Gleisen. Durch die Bank toll gespielt, besonders allerdings von Scofield und Preiss als Nazi-Konkurrenten. Ein mitreißender Actionfilm, der seinen traurigen Hintergrund nie aus den Augen verliert.
In jeder Hinscht recht bescheidener HBO-Katastrophenfilm, der für eine Fernsehproduktion damaliger Zeit fast sleazig daherkommt: Statt Wissenschaft gibt es Knutschen und Klopperein, dazu haben ausgerechnet Goblin ihren Blubbersound eingespielt. Bis zum finalen Ausbruch des Vulkans wird ganz schön viel Wasser getreten. Die gelinde gesagt dürftigen Spezialeffekte und Stunts reduzieren sich auf ein absolutes Minimum, die stattdessen zahlreich eingesetzten Originalaufnahmen und -fotos passen zu den Film natürlich zu keinem Zeitpunkt. Ein harsches Flickwerk ist das.
Bob Fosses letzter Film ist eine mehr oder minder fiktionalisierte Adaption der tragischen Geschichte von Playmate Dorothy Stratten. Seltsamerweise heißt hier z.B. Hugh Hefner auch wirklich Hugh Hefner, Peter Bogdanovich aber "Aram Nicholas". Der Kern bleibt aber derselbe; Stratten, von Mariel Hemingway mit erstaunlich viel Tiefe gespielt, versucht sich vom besitzergreifenden Einfluß ihres Ehemanns und "Entdeckers" zu lösen und bezahlt dies mit ihrem Leben. Eric Roberts kann man als schmierigen Loser, der seine Frau an den Mann bringt wie ein öliger Zuhälter, fraglos in der Rolle seines Lebens bestaunen. Fosse inszeniert das mit viel Flair und dem ihm zu eigenen Gespür für Musik, fragmentiert die Story und bedient sich sogar der Elemente einer Mockumentary; überhaupt ist der ganze Film überragend montiert. Die letzten zehn Minuten sind harter Stoff. Das Einzige, was sich nicht so recht einstellen will, ist ein Erkenntnisgewinn - was genau will uns STAR 80 eigentlich erzählen?
Mochte ich damals, mag ich heute. Alles nicht so überkandidelt, fast low key: Der totgeglaubte Cop Norris verdingt sich als Schlagetot für einen Gangsterboß in Seattle. Das läuft größtenteils recht entspannt ab, so wie die geile Musik von Joel Derouin (Jazztrompeten auf nem New-Jack-Beat). Wenn es dann knallt, wird's richtig übel; Chucks abgesägte Doppelläufige brezelt den Bösen ganze Gliedmaßen weg. Mittendrin foltert ein Italiener einen Iraner, indem er ihm rohes Schweinefleisch ins Maul stopft. Danach wird der dicke Italiener selber mit nem Knochencutter aufgesäbelt! Das ist alles viehisch brutal und grob rassistisch (Chucky probiert seinen ersten Hummus und blafft "You camel junkies eat that shit?"), aber in sich stimmig und sogar fast sowas wie atmosphärisch. Michael Parks ist eh ne Bank und hat nen Abgang, der. öhm, fetzt. :D Gekickt wird leider kam, Norris zeigt nur dem Nachbarsjungen ein paar Moves.
YEAR OF THE DRAGON hat mich damals im Kino sehr beeindruckt. Und es ist auch nach wie vor ein beeindruckender Film. Ciminos Auge für Austattung, für Details, für die schiere Lebendigkeit seiner Sets ist einfach nur erstaunlich. Nach wie vor schier unglaublich scheint die Tatsache, daß er den Film fast ausschließlich auf dem Studiogelände gedreht hat. Dieser Look, diese bis in die hinterletzte Ecke ausgeklügelte Wirklichkeit seiner Bilder, diese prall gefüllten Einstellungen, wo in jedem Winkel irgendwas passiert - das haut einen um. Immer noch zum Piepen, daß einem so manischen Regisseur dann die tatsächlich ständig wechselnde Haarfarbe seines Hauptdarstellers überhaupt nicht zu kümmern scheint. Von aschfahl bis dunkelblond ist da ja wirklich alles dabei!
Natürlich hat er Film über die Haare hinaus so seine Probleme. Rourke spielt mit Verve, ist aber schlicht 15 Jahre zu jung für die Rolle, egal wie grau oder nicht. Viele der zwischenmenschlichen Konflikte sind hanebüchen und einige der typischen Genre Topoi waren auch damals schon recht abgegriffen. Den Vorwurf des Rassismus finde ich zu kurz gedacht; ein Film, in dem sich Charaktere aus ihrem Wesen heraus rassistisch äußern, ist nicht automatisch rassistisch, und das Thema der Story ist tatsächlich vor allem die Marginalisierung der Chinesen in den USA.
Als reines Filmerlebnis, als Kino also, ist YEAR OF THE DRAGON eine Wucht. Der Konflikt zweier rigoros ihren Kurs verfolgenden Männer dauereskaliert auf zunehmend brutale Weise und hält einen so durchweg in Atem. Die verschwenderische Regie von Cimino feuert mitten in den atemberaubenden Bilderreigen auch noch ein paar meisterhafte Actionszenen ab. Nach wie vor ein schwieriger, aber absolut sehenswerter Film.
Fand den ästhetisch mitunter fast schon überambitioniert. Im Rahmen derart abgegriffenen Abzählreimkinos wirkt das fast lächerlich. Der Film hat mich daher trotz recht attraktiven Computerhais mit toten Augen und klaustrophobischer Stimmung nicht richtig gepackt. Zum Beispiel ist die Szene mit der roten Alarmlampe stimmungsvoll, aber nicht spannend.
Schlimmster Schock: Der Einsatz von Roxette. Dafür hat mich aber gerührt, daß Roberts Aztec Camera ausgegraben und so prominent platziert hat.
Ich bin ja nicht der allergrösste Fan von Robert Duvall. Irgendwie machen mich die Haare fertig. Wenn ich Duvall sehe, denke ich immer an alte Männer, die sich mit nem dünnen Kamm das lichte Resthaar in Form bringen. Immer leicht fettig, die Tonsur. In THE OUTFIT macht er einen auf ganz harte Sau. Nehme ich ihm aber auch nicht so richtig ab, sieht irgendwie nach arbeitslosem Handelsreisenden aus. Mit Joe Don Baker und Karen Black nimmt er es mit der ganz großen Verbrecherorganisation auf. Das Trio verhält sich dabei ungefähr so präzise und subtil wie die drei Stooges. Der armen Karen fällt erst nach einer Ladung Ohrfeigen auf, wie lieb sie den Robert hat; die 70er eben.
John Flynn Regie, Buchvorlage Richard Stark, Musik Jerry Fielding - was soll da schiefgehen? Irgendwie alles. Mir war der Film zu fies, zu unentschlossen (harte Krimikost oder launige Buddy-Sause?) und zu episodisch. So gibt es mittig eine Szene, in der Duvall und Baker bei Richard Jaeckel ein Auto kaufen. Jaeckel hat nen dummen Bruder, der hat ne nymphomane Alte (Sheree North). Die nymphomane Alte behauptet, Baker hätte sie rapen wollen. Es gibt Krawall und dann fahren Duvall und Baker weg. Hä?!
Alain Delon ist Alan Wolf, ehedem Tänzer auf Nijinsky-Niveau, seit einem mysteriösen Autounfall aber eisenharter Tanzstudio-Chef mit Hinkebein. Claude Brasseur ist Inspektor Eparvier, genannt "Der Sperber" (Epervier), ein einsamer Bulle, der mit seinem Sperling lebt und redet und zu Abend isst. Wolf liegt regungslos, aber offenbar mit eisenhartem Ständer im Bett, wenn ihn junge Dinger zu Prokofief reiten und schaut ansonsten am liebsten gedankenverloren aus dem Fenster. Eparvier drückt sich beim Verhör die getragenen Nylons junger Tänzerinnen ins Gesicht und sabbert "Hier riecht es nach Weibern." Die Wege dieser zwei ausgesucht bekloppten Superpflaumen kreuzen sich, als bereits die dritte Tänzerin aus dem Wolfsheim an Erschöpfung verreckt. Eparvier macht sich augenrollend und zunehmend obsessiv daran, dem Hupfdohlen-Impresario das sadistische Handwerk zu legen, fällt aber selber den Frauen und auch dem Zuschauer vor allem als absoluter Monstercreep auf die Nerven. Er überfährt beinahe ein junges Mädchen ("Niedlich, die Kleine"), stellt seiner hilfesuchenden Nachbarin übelst nach ("Keine Sorge, Kätzchen") und riecht genüßlich am Speichel, den ihm eins der Girls angewidert auf den Rückspiegel gespuckt hat. Der gehbehinderte Ballett-Maestro ist aber auch nicht übel, verheult jammert er der knackig-blutjungen Tanzaspirantin vor "Warum solltest Du auch Deine 18 Lenze an meine 50 verschwenden", was sie natürlich sofort in seine Arme treibt ("Naja Kleines, mal sehen, wohin uns das trägt").
Man wähnt sich bei dieser völlig irren Franzosensause ziemlich schnell in einer späten DERRRICK-Folge, stark gewürzt mit einer heftigen Prise ANNA: Einerseits wird zusammenhanglos übers Leben fabuliert, andererseits in sagenhaft schlechten und einzigartig asynchronen Choreographien zu abartigem Schrottmuzak exzessiv abgetanzt. Spätestens bei der dritten Soloperformance von Tonya Kinzinger macht die Hirse Moonwalk.
Die Auflösung ist so hirnverbrannt wie absehbar; man muß sich einfach fragen, wer aus diesem Arsenal bescheuerter Figuren die grösste Klatsche hat. Fans unbeantworteter Fragen werden am Ende reich beschenkt!
Nachtclubbesitzer Frank will endlich hier raus. Der frühere Eishockeystar ist unschuldig im Bau gewesen und hält sich jetzt mit seinem fabrikähnlichen Etablissement über Wasser. Jetzt hat er bei einem Drogendeal Kohle abgezogen und muß noch eine Nacht in seinem Laden aushalten, bis der Flieger nach Mexiko geht. Leider will ihm ausnahmslos jeder ans Leder (und fast alle Girls an die Wäsche).
Grelle Actionkomödie, die erstaunlicherweise mitunter richtig lustig ist! Das liegt nicht zuletzt am von mir hochgeschätzten Richard Norton, der hier nicht nur als begnadeter Kloppstock überzeugt - für mich ist der Australier einer der besten Actors unter den Schlagetots. Es gibt zahlreiche Fights, die leider alle ziemlich schlecht inszeniert sind, und am Ende einen saftigen Kugelhagel; alles bis dahin ist mindestens unterhaltsam, oft sogar witzig, auch Kathy Long ist sweet. Mir hat der Film gefallen.
Robert Hooks als T, das ist im Grunde die maximal aufgepimpte Gangsta-Version von Harald Juhnkes "Mann für alle Fälle". T stands for Trouble, den Trabbel kriegen aber nur die Arschlöcher, besonders die weißen. Wer um Hilfe ruft, bekommt sie von T, mal für Geld, mal auch umsonst, wenn es die richtigen trifft. T kann sich quasi alles erlauben, jeder respektiert ihn, die Girls lieben ihn ("When will I see you again, T?" - "I'll have to think about that, girl" und die meisten Typen können ihn mal ("Kiss my black ass"). Paul Winfield und Konsorten haben aber einen perfiden Plan ausgeheckt, T ihren eigenen Schmodder anzuhängen, und so gerät selbst Mr. Cool in Bedrängnis.
TROUBLE MAN, das Regiedebüt von HOGAN'S HEROES-Schauspieler Ivan Dixon, hat eigentlich alles, was ein Blaxploitation-Knaller braucht. Einen stylishen, arschcoolen Hero; fiese weiße Bullen, schöne Frauen und natürlich einen hammergeilen Soundtrack. In diesem Fall kommt die absolut exquisite Musik von Marvin Gaye; die Scheibe dreht sich schon seit Jahrzehnten auf meinem Plattenteller. Leider ist Gayes Musik viel besser als der Film, der zwar ordentlich inszeniert und gut gespielt, aber total verlabert daherkommt. Schade, denn wenn es am Ende dann knallt, knallt es ziemlich gut.
Melvilles Film über die Widerstandsbewegung im von Nazis besetzten Frankreich baut der Résistance ein Denkmal, ohne dessen Risse auszuputzen. Die Freiheitskämpfer im Untergrund leisteten unter permanenter Lebensgefahr Unglaubliches, agierten aber auch als selbstgerechte Henker. Sehr streng und sachlich erzählt Melville in episodischem Stil vom stoischen Kampf Phillipe Gerbiers, dem der unvergleichliche Rammbock Ventura eine Ahnung von Zerbrechlichkeit und Melancholie verleiht. Was die Sülzkopp-Filmemacher der Gegenwart nicht verstehen, bringt ein Großmeister des Kinos hier zur Perfektion: In dieser bedrückenden Atmosphäre gerät ein klitzekleines Zeichen von Emotion schon zum ergreifenden Moment, wenn etwa Simone Signoret kurz die Hand Venturas ergreift oder Gerbier sich ein einsames Freudestrahlen erlaubt, als ihm jemand nach drei Wochen Einsamkeit Zigaretten anbietet. In einer Nebenrolle glänzt Jean-Pierre Cassel mit dem Portrait eines Mannes auf der Suche nach dem verbliebenen Sinn seiner Existenz. Der Hoffnung erteilt Melville, der selbst Teil der Résistance war, am Ende eine harsche Absage. Nicht zuletzt deshalb ein Film, der einen trifft und im Gedächtnis bleibt. Fantastisch.
Als Sequel zu THE LAST PICTURE SHOW ist TEXASVILLE natürlich ein Reinfall. Obwohl es Bogdanovich gelungen ist, beinahe die komplette Besetzung des Originalfilms für diese späte Fortsetzung zu gewinnen, trifft er nie den Ton des Vorgängers. TEXASVILLE ist etwas ganz anderes, und das, was es ist, liebe ich heiß und innig.
Der Film erzählt auf den ersten Blick sehr wenig, auf den zweiten aber um so mehr: Die Männer im von der OPEC gebeutelten Öl-Drecksloch in Texas sind schwach, ziellos, gestrig; den impotenten Trotteln laufen die Frauen weg und die frischen jungen Kerls bauen nur Scheiße. Mittendrin Jeff Bridges, der einfach nur wunderbar ist; kopfschüttelnd und achselzuckend beobachtet er das Treiben der anderen, letztlich wehrlos begegnet er all diesen starken Frauen in seinem Leben. Nur bei ihm setzt aber letztlich ein Gedankenprozeß ein, der ihn verstehen lässt, warum das alles so ist und wie er es vielleicht anders machen kann.
Ein an sich trauriges, im Dialog aber teils extrem lustiges Slice of Life, in der neben Bridges besonders Annie Potts als seine Frau zu gefallen weiß. Ich kann's nicht ändern, ich liebe den Film.