Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6

    Daß Sarah Miles' Rolle mal als feministisch eingeordnet wurde, nimmt Wunder: Im Grunde geht es die ganze Zeit nur darum, wer sie als erster vergewaltigt und ob Burt sie rechtzeitig retten kann. Gipfel des Zynismus: Das vierte Mal verpennt er es einfach. Allerdings macht sich der Film keinen Jux daraus, sein Menschenbild ist so düster wie das dunkle Geheimnis der Hauptfigur. Dessen Aufdeckung ist dann auch der Moment, der bleibt. Reynolds' abgetragen resignierter Blick und seine Erkenntnis, nie vergessen zu können, das ist schon groß.

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    • 7

      Temporeicher, teils sackharter Selbstjustizreißer, angesiedelt in den mieseren Gegenden Philadelphias. Die Schauplätze fühlen sich genauso echt an wie die rüpeligen Prügeleien und lebensnahen Stunts. Der Film gibt sich einige Zeit sehr um Ambivalenzen bemüht, Tom Skerrit spielt das auch überraschend unsympathisch. So gesehen kann sich jeder selbst überlegen, ob er das Ende positiv oder gruselig finden soll.

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      • 7 .5

        Fiebriger Vollgasreißer, der sich im schmutzig-versauten New York der späten Siebziger sichtlich wohl fühlt. Da war der Times Square noch schmierig und die Bronx ein Trümmerhaufen! Höhepunkt des rasanten In-your-face-Irrsinns ist wohl die Szene, in der ein durchgeknallter Dan Hedaya den armen James Brolin wild ballernd mitten durch Manhattans Straßen jagt. Ein gritty Thriller, den man schmecken kann!

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        • 7

          Schön sattes Breitwandepos mit einer fehlbesetzten, aber völlig hinreissenden Ingrid Bergman. Daß es der Film mit der Geschichte der realen Gladys nicht so genau nimmt, ist zu erwarten, aber Robert Donat und vor allem Curd Jürgens als Chinesen - das ist schon ne schwer zu schluckende Kröte.

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          • 4

            Fand den total enttäuschend, teils sogar richtig schlecht. Bieder, fernsehhaft, ja geradezu unfilmisch inszenierter Film, mit einem richtig schrottigen Shore-Score zur Schnulze verbrämt. Die behauptete Aufrichtigkeit fühlt sich kalkuliert an. Verblüffend: Der ist teilweise richtig schlimm gespielt (Ruffalo, McAdams). Bis auf Schreiber und Tucci geht hier gar nichts, nach ner Stunde wars mir nur noch egal.

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            • Deutschlands bester Fernsehkritiker, hier sogar noch allzu gnädig. Aber gerade das spricht ja auch so für ihn, hämische Verrisse helfen auch der nachweislich schlechtesten TV-Show seit Jahren nicht auf die Sprünge. Bitte mehr über die Glotze von Herrn Vega.

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              • 8

                Wie gut Allen mal sein konnte, wie genau und noch nicht herablassend er beobachtet hat, das sieht man besonders toll in diesem "Fanny und Alexander"-Ripoff. Wie wunderbar gespielt sind diese neurotischen New Yorker und wie unvorhersehbar der Ausgang ihrer Geschichten. Wie schön seine Regie sich dem Schuß/Gegenschuß-Prinzip verweigert und doch immer ganz nah bleibt. Was diesen Film so besonders macht, ist die überraschende Wärme, die er sich am Ende erlaubt.

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                • 0
                  Julio Sacchi: Das Manifest 17.03.2016, 16:20 Geändert 17.03.2016, 16:36

                  Zunächst einmal ist das kein grundsätzlich schlechter Film. Dafür können Apatow und Schumer "lustig" dann doch zu gut (der erste Dialog mit Hader und vor allem die Redaktionssitzung - Tilda Swinton! - sind pures Comedy-Gold). In der zweiten Hälfte kackt dieser mit über zwei Stunden absurd lange Quatsch allerdings böse ab, zu erzählen (oder lachen) gibt's da schon längst nichts mehr. Das ist aber nicht das Hauptproblem. Daß die Figur der promisken, partytauglichen Lebefrau für die Macher ein rotes Tuch ist, sagt ja schon der Filmtitel überdeutlich. Aber wie vehement hier das reaktionäre Ideal von Heim und Familie gepredigt wird, lässt selbst die Bridesmaids blass aussehen. Auch hier hat sich die Hauptfigur mit einem unattraktiven Langweiler zu begnügen, dessen grösstes Problem mit ihr offenbar ist, daß sie schon mit mehreren Männern geschlafen habe ("HOW MANY?"), während die Schwester ihr ihre Doktrin zu Ehe und Kindern entgegen blafft ("It's what people DO!"). Am Ende ist Shumer zum domestizierten, potenziellen Muttertier bekehrt und präsentiert sich dem Mann als Cheerleaderin, bezeichnenderweise wohl der Gipfel seiner sexuellen Fantasie. Kino zum Kotzen für die Ära Trump, unverhohlene Propaganda für neoliberale Werte. Widerlich.

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                  • 6

                    Das erste - und aufgrund der etwas spröden Zusammenarbeit und dem nachfolgenden, albernen Rechtsstreit um Bebels Credit für lange Zeit letzte - Aufeinandertreffen der damals unangefochtenen Superstars Frankreichs. Ein enormer Kassenhit in Frankreich und Italien und die Zementierung von Delons Karriere als Macher. Bei der Ansicht des Films macht sich ein wenig Ernüchterung breit: Im Marseille der 30er Jahre kaspern sich Delon und Belmondo als kleine Gauner die Karriereleiter hoch, bis sie sich in einem ernsthaften Bandenkrieg wiederfinden und der Film die Tonlage ändert. Selbst Meister Deray konnte dieser mehr oder minder auf wahren Begebenheiten basierenden Story nicht viel Interessantes abgewinnen. Ein irgendwie nur okayer Gangsterfilm mit mitunter recht nerviger Musik.

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                    • 3 .5

                      Besser als 2, aber immer noch so öde, daß ich fast meine Begeisterung für den ersten Teil in Frage stellen will. Unfassbar dröges Prequel mit schlecht besetzter Göre im Mittelpunkt, uninspiriert und ideenlos. Die inflationären Jump Scares sind nicht scary, sondern einfach nur anstrengend, weil sie im Grunde nur aus urplötzlich einsetzendem ohrenbetäubendem Krach bestehen. Ich persönlich bin davon einfach nur noch genervt. Wie schlecht oder doof so ein Film ist, wird in meinen Augen zur Nebensache - dieser Geisterhorror ärgert mich wegen seiner gnadenlosen Langeweile.

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                      • 6 .5

                        Ambitionierter, interessanter und interessant gescheiterter Versuch eines Echtzeit-Thrillers, der ein wenig unter der Fehlbesetzung Cage und sehr unter der völlig bekloppten letzten halben Stunde leidet. Vorher gibt es aber immer mal wieder De Palma vom Feinsten, mit entfesselter, exzellenter Kamera von Stephen H. Burum und göttlich geleuchteten Bildkompositionen. Gleichzeitig eine theaterhafte Reminiszenz ans amerikanische Kino der 40er Jahre, in dem die Leute auch immerzu aufeinander ein redeten.

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                        • 8 .5

                          In jeder Hinsicht zeitloser Film, über den man eigentlich gar nichts mehr sagen kann - außer vielleicht, daß man sich wieder Drehbücher dieser Qualität wünschen würde, in denen sich Figuren über ihre Handlungen erklären und nicht über Monologe und Musik. Ein grandios erzählter und gespielter Klassiker ohne einen Funken Patina.

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                          • 4
                            Julio Sacchi: Das Manifest 16.03.2016, 11:04 Geändert 16.03.2016, 11:04

                            Ein ausgesprochen bockloser Gossett führt ein abgehangenes Altherrenquartett von Klischee-Opas an. Sonny Chiba darf den Kamikaze-Schlitzi geben und Chris Cazenove knallchargiert den Superbriten raus. Da macht sich Hotte Buchholz noch am Besten! Die Besetzung ist aber echt zum Staunen, da mischen auch noch Paul Freeman, Mitchell Ryan und andere bekannte Gesichter mit. Hilft nicht viel, der Film ist albern und trotz am Ende recht krawummsiger Äktschn insgesamt eher öde.

                            • 5 .5

                              Genau wie beim - auch schon nicht so dollen - Original: Stimmungsvoller Beginn, dann zunehmend kleinkariertes Krimi-Einerlei. Amber Heard und Odette Yustman sind natürlich hinreißend und machen ihre Sache auch recht gut, aber alle Männer knallchargieren bis zum Sackplatzen. Trotz hübscher Bilder in der zweiten Hälfte vorwiegend langweilig.

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                              • 7 .5

                                Höllisch spannender Dokumentarfilm, der dank durchgängiger Beobachtung ein präzises Bild von Hybris und Absturz zeichnet. Troy Duffy, ein Barmann aus Boston, wird von Hollywood - womöglich auf der Suche nach dem nächsten Tarantino - zum Megahype hochgepudert und verkackt die große Chance, wo er nur kann. Der Proll mit Gottkomplex wird erst zum Tyrannen und dann zum paranoiden Irren. Seine (damals noch) Kumpels drehen das alles mit räudigen Videokameras mit. Hier ist die nicht vorhandene Ästhetik mal einer tatsächlichen Authentizität geschuldet. Absolut sehenswert.

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                                • 7
                                  über Ant-Man

                                  Abgesehen vom einfallsreichen, klugen Spaß, den diese extrem kurzweilige, erdige Sause macht, hat der ANT-MAN den meisten der letzten Marvel-Filme noch zwei weitere Dinge voraus: Er ist nicht pausenlos damit beschäftigt, das nächste halbe Dutzend Superheldenfilme anzuteasern, und er gönnt Peyton Reed auch noch die Möglichkeit, sich als Filmemacher auszutoben.

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                                  • 4
                                    Julio Sacchi: Das Manifest 07.03.2016, 15:13 Geändert 07.03.2016, 15:13

                                    Leider der befürchtete Reinfall. Unambitioniert und fade gedreht, dank Roths plattem Pubertätshumor trotz gutem Aufbau und Terrormomenten letztlich komplett spannungslos. Als Satire nicht unkomisch, aber fragwürdig, weil der Film Aktivismus per se als Flausen im Kopp naiver Trust Fund Kids verteufelt und - das ist ein grosser Unterschied zu Lenzi und Co - die "Wilden" dämonisiert. Gorehounds werden auch nur einmal so richtig bedient mit ner ausführlichen Menschenschlachtung.

                                    • 2 .5

                                      Mein erster "Paranormal Activity"-Film. Sind die alle so? Mit der Konsumermühle aufgenommene Billobilder von häßlichen amerikanischen Papphäusern, mit der "Ästhetik" werde ich nie warm. Auch immer strange: Zu sehen sind Amateuraufnahmen mit der Konsumermühle (wackel), auf der Tonspur gibt's aber 5.1 (KRAWUMMS!). Ach ja, und die im Keller aufgefundenen VHSen aus den späten 80ern bieten selbstredend 16:9-Bild in HD. Klar doch. Der Rest? Degeneriertes Ami-Vokabular ("It's, like, WHAT THE FUCK DUDE?") und sagenhafte Langeweile.

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                                      • 6 .5
                                        Julio Sacchi: Das Manifest 03.03.2016, 18:15 Geändert 03.03.2016, 18:16

                                        Verfilmung einiger Klassiker aus Bill Gaines' E.C.-Comics, die sich manchmal erfreulich nah an die Vorlage hält. Das macht Spaß. Zunächst wird noch mit britischem Humor erzählt - wer könnte je das Einmachglas mit den "Odds and Ends" vergessen - dann aber wird's ernst und sogar ein bißchen fies. Die Rahmenhandlung finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen, aber so lange da Curd Jürgens sitzt, ist das schon okay.

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                                        • 6

                                          Sehr gute Story, deren Potenzial leider nicht ausgeschöpft wird. THE POWER ist einfach nicht unheimlich oder schlichtweg weird genug, ein bißchen mehr Paranoia und Irrsinn hätte dem Film sehr gut getan. George Hamilton wirkt eher mißtrauisch als panisch und lässt sich auch nie langfristig aus der Fassung bringen. Auch das Ende ist leider gegenüber der Vorlage stark abgeschwächt. Aber dennoch, ein hübsches Mysterium mit einigen ausgefallenen Einfällen.

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                                          • 6

                                            Licht und Schatten: Die erste Episode mit David Warner ist vorhersehbar, aber creepy, und Nummer Zwei mit Caro Donaldo Pleasance als vermeintlich naivem Streichholzverkäufer haut den Schalter raus. Da weiß man so gar nicht, was kommt, oder wie es kommt. Toll! Danach wirds aber leider flach. Story Nummer 3 ist albern, Nummer 4 im Grunde nur eine langweilige Variation von Nummer 1. Insgesamt also eine akzeptable Anthologie aus dem Hause Amicus, mit guten Darstellern und viel Zeitkolorit. Kurios: Die deutsche Synchronfassung eliminiert die komplette Tonspur, also auch die Filmmusik - und ersetzt alles durch Studiogeräusche und neuen Muzak! Ich rate ab.

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                                            • 6

                                              Teurer Kinoflop aus Kanada, der sich bei genauer Hinsicht als gar nicht so schlecht entpuppt. "Sieben Weltstars bringen die Arktis zum Kochen", naja. Sutherland bleibt auch als Hero schön neben der Spur und Widmark spielt nen Deutschen namens "Otto". MacLeans spannendes Buch wird hier etwas umständlich und ziellos erzählt, mittig wird's auch etwas dröge. Dann aber erstaunt der Film mit Äktschn zu Eis und zu Wasser und macht richtig Laune! Christopher Lee ist übrigens wieder sehr nachtaktiv und Otto Graf Widmark gibt nicht den Böswatz. Das "Deutsch" der "Deutschen" spottet mal wieder jeder Beschreibung. Mir hats Spaß gemacht.

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                                              • 6 .5

                                                Fand den über weite Strecken ehrlich gesagt ziemlich lustig. Schade, daß der Trailer so viele Pointen versaut, die erweisen sich im Film als wesentlich besser aufgebaut. VACATION ist auch durch die Bank gut besetzt, Hemsworth ist natürlich sensationell. Der eigentliche Star des Films ist aber die furchtlose Christina Applegate, die noch die letzten Kotz- und Kackegags mit Würde übersteht. Verschenkt: Der ballonartig aufgeblasene Chevy Chase und die arme Beverly D'Angelo, die eigentlich nur mal lieb gucken darf. Ich kann den Film jetzt nicht wirklich verteidigen oder preisen, allenfalls sagen, daß er erheblich temporeicher, einfallsreicher und im Witz schärfer ist als die letzten 100 Ferrells/Rogens/Sandlers.

                                                • 6 .5

                                                  Der Film hat mit Poe natürlich nichts zu tun, darf aber meines Wissens als erster Versuch gelten, das Lovecraftsche Werk fürs Kino aufzubereiten. Dementsprechend wirkt hier auch alles faßlicher und weniger mysteriös als in Cormans Poe-Verfilmungen. Mit denen hat er allerdings wunderbare Kostüme, Ausleuchtung, Ausstattung und Atmosphäre gemein - und natürlich den mal wieder derb chargierenden Vincent Price, was das Ganze am Ende eben doch lohnenswert macht.

                                                  • 7

                                                    Trotz des sagenhaften Hauptdarstellertrios und Meister Verneuil am Ruder kein Überflieger. Delon hat die interessanteste Rolle abbekommen, die er auch mit maximalem Starappeal und Charisma veredelt. Gabin gibt den onkelig wirkenden Gentleman-Gauner, der sich erst zum Ende als Patriarch und harte Sau entpuppt. Ventura verschenkt sich an einen ständig düpierten Kommissar. Sehr starke Einzelszenen (Delon und der Fisch!) und ein mal wieder übertrieben geiler Morricone-Score reißen's aber raus. Immer noch sehenswert, weil opernhaft und gleichzeitig unterkühlt.

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