Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 1. Psycho (1960)
    2. Pippi Langstrumpf (1969)
    3. Für eine Handvoll Dollar (1964)
    4. Ein Mann wird gejagt (1966)
    5. Wiegenlied für eine Leiche (1964)
    6. Das Dschungelbuch (1967)
    7. Der Zug (1964)
    8. Planet der Affen (1968)
    9. Das Appartement (1960)
    10. Schloss des Schreckens (1961)

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    • 6

      Ehe John Carpenter dem Slasher-Genre mit „Halloween“ (1978) zum endgültigen Durchbruch verhalf, gab es schon einige Prototypen in der Filmlandschaft, die sich ähnlicher Muster bedienten. Zu diesen Vorläufern zählt auch der unter der Regie von Alfred Sole (Tanya’s Island, Freitag der 713.) entstandene „Alice, Sweet Alice“, welcher auch unter dem Alternativtitel „Communion – Messe des Grauens“ firmiert.

      New Jersey in den frühen 1960er Jahren: Die alleinerziehende Catherine Spages (Linda Miller) lebt mit ihren beiden Töchtern Alice (Paula E. Sheppard) und Karen (Brooke Shields) in einer kleinen Mietwohnung. Die ungleichen Schwestern können einander nicht leiden und geraten immer wieder in Streit miteinander, wobei Alice meist als Hauptschuldige ausgemacht wird. Als der junge Pater Tom (Rudolph Willrich), ein enger Freund von Catherine, Karen zur Vorbereitung auf die Feier ihrer Erstkommunion eine Kette mit einem Kruzifix schenkt, reagiert Alice entsprechend neidisch. Während der Messfeier kommt es dann schließlich zu einem furchtbaren Zwischenfall: Karen wird von einer maskierten Gestalt in eine Holzkiste gesperrt und bei lebendigem Leib verbrannt. Der Verdacht fällt auf ihre Schwester Alice…

      „Alice, Sweet Alice“ erzeugt von Beginn an eine ganz sonderbare, beinahe hypnotische Stimmung, wozu neben dem markanten, mit Kinderstimmen unterlegten Score vor allem die grotesk-überzeichneten Charaktere beitragen. So wirken selbst Nebenfiguren wie der fettleibige Nachbar oder die zwielichtige Leiterin der psychiatrischen Klinik, in welche Alice im späteren Verlauf eingewiesen wird, als ob sie einem Kuriositätenkabinett entstammen. Hierzu passen dann auch die überdrehten Performances der Castmitglieder, zwischen denen die junge Paula E. Sheppard als Pubertierende mit sadistischer Ader fast eine Art Ruhepol bildet.

      Seine Spannung bezieht Soles eigenwilliger Mix aus Slasher und Psychodrama dabei lange Zeit aus der Frage nach der Identität des Killers, kann man als Zuschauer trotz aller Hinweise doch nie ganz sicher sein, ob wirklich Alice hinter den mysteriösen Vorgängen steckt. Als wichtige Inspirationsquelle diente Sole dabei offenkundig Nicolas Roegs Psychohorror „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973), was allein schon anhand des gelben Regenmantels, den der Killer während seiner Taten trägt, deutlich wird. Zugleich steckt Soles Film voll religiöser Symbolik und verzerrt christliche Traditionen ins Groteske – so etwa, wenn die Gläubigen beim Empfang der Kommunion ihre Zungen hervorstrecken.

      Ankreiden lässt sich „Alice, Sweet Alice“ neben dem in den Killszenen etwas verunglückten Schnitt derweil vor allem, dass sich der Film im letzten Drittel zu weit von seiner jungen Protagonistin entfernt und die Chance verpasst, sich noch eingehender mit Alice‘ Psyche und dem bröckelnden Familiengefüge zu befassen.

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      • 6
        Kenduskeag 16.05.2024, 11:30 Geändert 16.05.2024, 11:32

        Basierend auf einem Roman von Richard Jessup schuf der sich seinerzeit noch am Anfang seiner Karriere befindende Regisseur Norman Jewison (In der Hitze der Nacht, Hurricane) mit „Cincinnati Kid“ eine unter Pokerspielern angesiedelte Milieustudie, die vornehmlich von ihrem hervorragenden Darstellerensemble getragen wird.

        New Orleans in den 1930ern: Der junge Eric Stoner (Steve McQueen) ist unter seinem Spitznamen ‚Cincinnati Kid‘ zu einem der größten Pokerstars der Stadt aufgestiegen. Als der berühmte Lancey Howard (Edward G. Robinson) nach New Orleans kommt, sieht Eric die Gelegenheit gekommen, den Altmeister in einem ‚Stud Poker‘-Duell zu schlagen und seinen Ruf endgültig zu zementieren. Um an sein Ziel zu gelingen, setzt er sogar die Beziehung zu seiner Freundin Christian (Tuesday Weld) aufs Spiel. Bei seinem Versuch, den Altmeister auf ehrliche Weise zu besiegen, funkt Eric jedoch der wohlhabende Wetter Slade (Rip Torn) dazwischen, der das Spiel zu Erics Gunsten manipulieren will, um sich an Lancey für eine vorangegangene Demütigung zu rächen…

        Speziell zu Beginn lebt Jewisons Film von seiner schwülen Südstaatenatmosphäre, ehe er sich im späteren Verlauf zum Kammerspiel rund um den Pokertisch wandelt. Die simple Geschichte über das Duell zwischen Alt und Jung hat dabei im Grunde nicht viel zu bieten, sodass „Cincinnati Kid“ viel mehr von seinen Charakteren und ihren jeweiligen Beziehungen zueinander zehrt. Wenn der Protagonist etwa in einer Szene zu Anfang in der Badewanne liegt und sich von seiner Freundin von dem französischen Film erzählen lässt, den sie zuvor im Kino gesehen hat, dann könnte dieser alltägliche Dialog beinahe ebenso gut aus einem Werk von Quentin Tarantino stammen. Obgleich das Aufeinandertreffen zwischen Eric und seinem Kontrahenten durchaus etwas Nervenkitzel bereithält, ist „Cincinnati Kid“ jedoch alles andere als ein Spannungsfilm und lässt sich sehr viel Zeit, um das finale Kartenduell in aller Ruhe vorzubereiten.

        Dafür, dass trotz des recht gemächlichen Erzähltempos keine Langeweile aufkommt, sorgt in erster Linie der großartige Cast, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Ann-Margret (Die Kunst zu lieben) als sexy Femme Fatale und Karl Malden (Ich beichte) als ihr Versager-Ehemann gehören. Insbesondere das nuancierte Mienenspiel von McQueen und Robinson passt dabei perfekt zur Pokerthematik. Mit Komponist Lalo Schifrin (Mission: Impossible), Editor Hal Ashby (Harold and Maude) und dem für den Titelsong verantwortlichen Ray Charles (Hit the Road Jack) tragen zudem noch einige weitere bekannte Persönlichkeiten zu einem insgesamt positiven Filmerlebnis bei.

        Fazit: Kein ‚Royal Flush‘ unter den Pokerfilmen, aber auch alles andere als nur ein großer Bluff.

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        • 6

          Knarrende Türen, zerspringende Fensterscheiben, Spieluhren und ein die Treppe herabspringender Spielball – „Das Grauen“ enthält nahezu sämtliche Elemente, die als typisch für den Geisterhaushorror gelten. Was dem Genrebeitrag von Peter Medak (Romeo Is Bleeding, Species 2) an originellen Ideen und kreativen Impulsen abgeht, gleicht er jedoch durch die kompetente Inszenierung sowie die ansprechende Performance des Hauptdarstellers wieder aus.

          Der Komponist und Musikdozent John Russell (George C. Scott) verliert bei einem tragischen Autounfall Frau und Tochter. Um seinen Verlust zu verarbeiten, mietet er ein abgelegenes Herrenhaus des angesehenen Senators Joe Carmichael (Melvyn Douglas), das seit zwölf Jahren leer stand. Schon bald nach Johns Einzug kommt es in dem alten Haus jedoch zu seltsamen Vorkommnissen. Gemeinsam mit Claire Norman (Trish Van Devere), die ihm das Haus vermittelt hatte, kommt der Komponist einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur…

          Schon relativ früh werden hier die Karten offen auf den Tisch gelegt, sodass das Rätsel um das Geisterhaus schon etwa ab der Mitte in weiten Teilen gelöst ist und im Folgenden fast nur noch Einzelheiten zu klären sind. Dennoch hält Medaks Werk bis zum Schluss eine gewisse Grundspannung aufrecht und vermag bis zum Finale für schaurige Unterhaltung zu sorgen.

          Zwar wirken einige Details der Geschichte nicht ganz durchdacht und auch die große Überraschung bleibt letztlich aus, doch profitiert „Das Grauen“ dafür von seiner stimmigen Atmosphäre, zu der auch einige sehr ungewöhnliche Kameraperspektiven beitragen, die beim Zuschauer immer wieder für ein Gefühl des Unbehagens sorgen. Ein wenig zu aufdringlich fällt hingegen der Einsatz von Score und Soundeffekten aus, da diese an einigen Stellen nicht zu der subtilen Machart des Films passen wollen.

          Ausdrücklich zu loben ist hingegen die Darbietung von Hauptdarsteller George C. Scott, der als trauernder Familienvater einerseits lernen muss, über seinen Verlust hinwegzukommen, andererseits bei der Suche nach der Wahrheit aber auch eine enorme Verbissenheit an den Tag legt. Als sehr angenehm erweist sich auch, dass Medaks Film auf etwaige Nebenschauplätze verzichtet und sich ganz der Geschichte um das alte Haus und seiner tragischen Vergangenheit verschreibt.

          Vielen Dank @Der_Ryan_M, Superman1895, YupYum und SoboTheBigLebowski fürs Neugier schüren!

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          • 1. Apocalypse Now (1979)
            2. Michel in der Suppenschüssel (1971)
            3. Der Exorzist (1973)
            4. Einer flog über das Kuckucksnest (1975)
            5. Paper Moon (1973)
            6. Atemlos vor Angst (1977)
            7. Der Schrecken der Medusa (1978)
            8. Der weiße Hai (1975)
            9. Taxi Driver (1976)
            10. Wer Gewalt sät (1971)

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            • 4

              Der von Kimble Rendall (Cut, Guardians of the Tomb) inszenierte „Bait“ ist ein australischer Tierhorrorfilm, der sich selbst deutlich ernster nimmt, als es der deutsche Zusatztitel vermuten lässt, dabei aber unter schwachem CGI, stereotypen Charakteren und einem vorhersehbaren Drehbuch leidet, sodass das Potenzial der durchaus ansprechenden Prämisse nie ganz ausgeschöpft wird.

              In einem unterirdisch gelegenen Supermarkt, der soeben überfallen wird, begegnet Josh (Xavier Samuel) zufällig seiner Ex-Freundin Tina (Sharni Vinson) und ihrem neuen Freund Steven (Yuwu Qi) wieder. Da bricht plötzlich ein gewaltiger Tsunami über den Küstenort herein und setzt den Supermarkt sowie die dazugehörige Tiefgarage unter Wasser. Zu den Überlebenden, zu denen auch das Räuberduo gehört, beginnt ein Kampf auf Leben und Tod, hat der Tsunami doch mehrere Haie in den Supermarkt gespült…

              Rendalls Film stammt aus jener Zeitphase, in der man viele Produktionen mit 3D-Effekten aufzupeppen versuchte, die heute umso hässlicher aussehen. Trotz mancher Parallele ist „Bait“ dann aber doch nicht ganz so dröge wie ein „Shark Night 3D“ (2011) oder so quatschig wie „Meg“ (2018). Auch hält sich der Nervfaktor der Figuren einigermaßen in Grenzen, obgleich sämtliche Versuche, ihnen Tiefe zu verleihen, von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind.

              Als weitaus bedauerlicher als die platten Dialoge oder die gelangweilten Performances der Castmitglieder erweist sich jedoch, dass „Bait“ so wenig mit seinem klaustrophobischen Setting anfangen kann und sich über weite Strecken darauf beschränkt, die auf den Regalen hockenden Protagonisten mehr oder weniger sinnvolle Fluchtpläne schmieden zu lassen, deren Umsetzung zumindest für vereinzelte Spannungsmomente sorgt.

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              • 7

                Nach dem großen Erfolg von „Der Fremde im Zug“ (1951) suchte Alfred Hitchcock nach dem passenden Stoff für seinen nächsten Film und kam dabei auf das französische Theaterstück „Nos deux consciences“ zurück, welches ihn bereits seit den 30er Jahren faszinierte. Anhand dieser Vorlage entwickelte er mit seinen Drehbuchautoren den Thriller „Ich beichte“, der sich auf fesselnde Art und Weise mit dem moralischen Dilemma eines katholischen Priesters auseinandersetzt.

                Michael Logan (Montgomery Clift) ist ein junger Pater einer kleinen Gemeinde im kanadischen Québec. Eines Nachts trifft er in der Kirche auf den für die Gemeinde arbeitenden Hausmeister Otto Keller (O.E. Hasse), der völlig aufgelöst zu sein scheint und unbedingt die Beichte ablegen möchte. Der Hausmeister beichtet dem Pater, dass er soeben den Anwalt Villette (Ovila Légaré) bestohlen und ermordet habe. Als Logan später von der Polizei befragt wird, will er aufgrund des Beichtgeheimnisses keine genauen Angaben zur Tatnacht machen. Da der Priester zudem selbst ein Geheimnis hütet, macht ihn sein beharrliches Schweigen schon bald selbst zum Hauptverdächtigen…

                Wie später auch „Psycho“ (1960) startet „Ich beichte“ mit einer Kamerafahrt durch ein offenes Fenster, welches den Blick aus etwas Ungeheuerliches preisgibt. In diesem Fall ist es jedoch nicht etwa die Affäre einer Sekretärin, sondern die Leiche des ermordeten Anwalts, die auf dem Boden liegt. In der Folge befasst sich der Thriller einmal mehr mit einem der Lieblingsmotive des Regisseurs: Jenes des unschuldig Verfolgten. Dadurch, dass es sich bei der Hauptfigur um einen katholischen Priester handelt, der sich an das Schweigegebot gebunden fühlt, bekommt der Fall allerdings noch eine zusätzliche Würze. Wie gut Hitchcocks Film letztlich beim Zuschauer abschneidet, hängt dann auch stark davon ab, ob es gelingt, sich auf die Ausgangslage der Geschichte einzulassen und die Beweggründe des Protagonisten nachvollziehen zu können.

                Wem dies gelingt, der bekommt einen über weite Strecken packenden Thriller mit einem Hauch von Melodram geboten, der zwar den für den Regisseur typischen Humor weitgehend vermissen lässt, dafür aber mit stilvollen Schwarzweiß-Bildern punktet, die eine düstere Noir-Atmosphäre erzeugen. Unter den Darstellern stechen derweil besonders Montgomery Cliff als zwischen seinen menschlichen Gefühlen und der Verantwortung seines Amtes hin- und hergerissener Priester sowie O.E. Hasse als dessen Gegenspieler hervor, doch auch die übrigen Castmitglieder um Anne Baxter (Die zehn Gebote), Dolly Haas (Broken Blossoms) und Karl Malden (Endstation Sehnsucht) erhalten ausreichend Gelegenheit zu glänzen.

                Was Hitchcocks Film im Mittelteil aufgrund einiger etwas zu ausführlich geratener Rückblenden an Tempo verliert, macht er schließlich mit einem sehr intensiven und spannungsgeladenen Finale wieder wett.

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                • 6

                  Die Dokumentation „Kraft der Utopie – Leben mit Corbusier in Chandigarh“ von Thomas Karrer und Karin Bucher befasst sich mit der indischen Planstadt Chandigarh, welche nach der Teilung Indiens im Jahr 1947 von dem umstrittenen schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier entworfen wurde, der auch aufgrund seiner radikalen Ideen als einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts gilt.

                  Karrer und Bucher begeben sich einerseits auf Spurensuche, um die Ursprünge der Planstadt zu ergründen, beschäftigen sich jedoch auch mit der gegenwärtigen Lage in Chandigarh, gehen der Frage nach, was von den Träumen und Idealen der Stadtplaner übriggeblieben ist und werfen einen Blick in die Zukunft.
                  Hierfür lassen die Filmemacher mehrere der heutigen Einwohner der Stadt zu Wort kommen und lassen sie erklären, was es bedeutet, in einer Planstadt zu leben, die sich derart von anderen indischen Metropolen unterscheidet und einen Mittelweg zwischen Tradition und Wachstum finden muss.

                  Der ungewöhnliche Architekturstil der Stadt sorgt dabei auch heute noch für faszinierende Bilder, obgleich Teile von Chandigarh vom Verfall bedroht sind und nicht alle Ideen Le Corbusiers die Zeit überdauert haben. Andererseits ist es jedoch sehr schwierig, als Zuschauer eine konkrete Aussage aus der Dokumentation mitzunehmen, da die geführten Interviews vornehmlich das individuelle Lebensgefühl der Interviewten widerspiegeln.

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                  • 8 .5

                    Hier liegt die Leiche von Mary Skye
                    Sie starb im Alter von 103
                    Bis 15 ist sie Jungfrau gewesen
                    Das ist der Rekord hier
                    So steht es zu lesen

                    Mit seinem nervenaufreibenden Horrorthriller „Der weiße Hai“ schuf Regisseur Steven Spielberg (Jurassic Park, Schindlers Liste) den ersten Sommerblockbuster der Kinogeschichte und sorgte an den US-Stränden für rückläufige Besucherzahlen.

                    Als am Strand des Badeorts Amity die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, deutet alles auf eine tödliche Haiattacke hin. Der zuständige Polizeichef Brody (Roy Scheider) drängt deshalb auf eine sofortige Schließung der Badestrände, um weitere Todesfälle zu verhindern. Die Stadtverwaltung um Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton) befürchtet jedoch, dass Spekulationen über einen menschenfressenden Hai dem Tourismus schaden könnten, und will eine Schließung um jeden Preis verhindern. Bald darauf kommt es zu einem weiteren Unglück…

                    Basierend auf einem Roman von Peter Benchley, der später auch die Vorlagen für weitere maritime Thriller wie „Die Tiefe“ (1977) und „Freibeuter des Todes“ (1980) lieferte, inszenierte der junge Spielberg einen wahren Kassenknüller, der sich zahlreicher Mechanismen bedient, die schon sein Debütwerk „Duell“ (1971) zu einem fesselnden Stück Terrorkino gemacht hatten. Unterlegt mit John Williams‘ markantem Score und mit Richard Dreyfuss (Die Nacht hat viele Augen) und Robert Shaw (Der Clou) auch in den weiteren Rollen stark besetzt, entwickelt sich so ein packendes Filmvergnügen mit reichlich Abenteuerflair, das bei all dem Horror und all den Schockmomenten auch immer wieder Zeit für augenzwinkernden Humor findet.

                    Da sich neben den herrlich anzusehenden Aufnahmen des Badeortes auch die verwendeten Hai-Attrappen sehen lassen können und Spielberg es versteht, die Spannungsschrauben mit zunehmender Laufzeit immer fester zu ziehen, hat sein kurzweiliger Sommerblockbuster nach wie vor nichts von seinem Biss verloren.

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                    • 3

                      „Psycho 4“ unter der Regie des genreerfahrenen Mick Garris (Critters 2, Quicksilver Highway) markiert den Abschluss der „Psycho“-Reihe und ist Fortsetzung und Prequel zugleich.

                      Norman Bates (Anthony Perkins) ruft bei einer Radio-Talkshow an, die sich an diesem Abend mit Muttermördern befasst. Er erzählt aus seiner Jugendzeit, in der er als Teenager (Henry Thomas) gemeinsam mit seiner Mutter Norma (Olivia Hussey) im alten Bates-Haus wohnte und von dieser psychisch missbraucht wurde. Zudem kündigt der nach wie vor unter seinem Kindheitstrauma leidende Norman an, in Kürze einen weiteren Mord zu begehen…

                      Während die Rahmenhandlung rund um die Radioshow die Geschehnisse aus den vorherigen Teilen fortsetzt, wird in ausführlichen Rückblenden die Lebensgeschichte des mörderischen Protagonisten durchgekaut. „E.T.“-Star Henry Thomas ist dabei eigentlich eine recht gute Wahl für die Rolle des jungen Norman und auch der bereits von seiner AIDS-Erkrankung gezeichnete Anthony Perkins müht sich, noch einmal an den Glanz seiner Paraderolle anzuknüpfen, doch kommen auch sie nicht gegen die eklatanten Drehbuchschwächen und die allenfalls mittelmäßige Inszenierung an.

                      Das größte Problem von „Psycho 4“ liegt dabei darin, dass Garris‘ Film seine Hauptfigur und dessen Vergangenheit entmystifiziert und Antworten auf Fragen liefert, die nie jemand gestellt hat. Beim Versuch, das komplexe Mutter-Sohn-Verhältnis zu beleuchten, ergeht sich der Film in peinlichen Klischees, reiht eine Belanglosigkeit an die nächste und ist in vielen Momenten unfreiwillig komisch. Statt Grusel und Suspense bekommt man als Zuschauer somit nur lahme Dialoge geboten, die die Hintergründe von Normans Bluttaten zu erklären versuchen.

                      Auf diese Weise schleppt sich dieser letzte Teil der Reihe seinem absurden Finale entgegen, in dem noch einmal sämtliche Schwächen des Films zu Tage treten.

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                      • 4

                        Mit dem im Weltraum spielenden „Critters 4“ fand die Reihe um die gefräßigen Pelzbiester ein vorläufiges Ende.

                        Im Jahr 2045 entdeckt die Crew des Raumschiffs ‚RSS Tesla‘ im All eine rätselhafte Kapsel und nimmt diese mit an Bord. Bald darauf erhält die Besatzung um den schmierigen Captain Rick (Anders Hove) eine Nachricht vom intergalaktischen Rat, der sie anweist, die Kapsel zur nächstgelegenen Raumstation zu bringen. Als der neugierige Captain die Kapsel entgegen aller Anweisungen öffnet, befreit er damit nicht nur Kopfgeldjäger Charlie (Don Keith Opper) aus einem fünfzigjährigen Kälteschlaf, sondern lässt auch die letzten Exemplare der mörderischen Critters frei…

                        Der vierte Ableger der Horrorreihe knüpft unmittelbar an das Ende des Vorgängers an und stellt nun wieder vermehrt den schusseligen Charlie in den Mittelpunkt. Abgesehen vom abermaligen Wechsel des Settings hat „Critters 4“ jedoch nicht allzu viel Neues zu bieten und wiederholt nur die bereits aus den Vorgängern bekannten Elemente.

                        Im Unterschied zu den ersten drei Teilen mangelt es „Critters 4“ jedoch an Charme und Leichtigkeit, sodass die an „Alien“ (1979) angelehnte Story rund um die Dezimierung der Raumschiffcrew sehr dröge und einfallslos daherkommt. Da es - anders als noch in Teil 3 - zudem an Sympathieträgern fehlt und auch von Spannung und Grusel kaum die Rede sein kann, gibt es über Teil 4 nur wenig Positives zu sagen.

                        Als besonders enttäuschend erweist sich, dass die Critters nunmehr nur noch Randerscheinungen in ihrer eigenen Filmreihe sind und sich der Film allzu oft mit den Auseinandersetzungen unter den menschlichen Charakteren aufhält. So vergeht etwa eine halbe Stunde, bis wir die kleinen Ungeheuer überhaupt zum ersten Mal zu Gesicht bekommen und auch danach fallen ihre Auftritte äußerst dürftig aus.
                        Zumindest ein wenig aufgewogen werden die vielen Defizite des vierten Teils durch die engagierte Darstellerriege, welcher immerhin prominente Namen wie Angela Bassett (Black Panther) und Brad Dourif (Der Herr der Ringe: Die zwei Türme) angehören.

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                        • 6 .5

                          „Parasiten-Mörder“ zählt zu den Frühwerken des Bodyhorror-Spezialisten David Cronenberg (Videodrome, A History of Violence) und stellte für den Kanadier den ersten kommerziellen Erfolg seiner Karriere dar.

                          Der Arzt Roger St. Luc (Paul Hampton) führt eine Praxis in einem luxuriösen Apartment-Komplex außerhalb von Montreal. Überraschend erhält er eine Einladung seines Uni-Professors Dr. Hobbes (Fred Döderlein), zu dem Roger seit Jahren keinen Kontakt hatte. Als er Hobbes‘ Apartment betritt, findet Roger dort zu seinem Entsetzen die Leiche des Professors sowie die einer Studentin vor. Alles deutet darauf hin, dass Dr. Hobbes die junge Frau ermordet und anschließend Suizid begangen hat. Mithilfe von Hobbes‘ Kollegen Rollo Linsky (Joe Silver) kommt Roger dem furchterregenden Hintergrund der Bluttat auf die Spur und schon bald schweben sämtliche Bewohner des Apartment-Komplexes in höchster Gefahr…

                          „Parasiten-Mörder“ enthält bereits zahlreiche Themen und Motive, die Cronenbergs späteres Werk prägen sollten. So geht es auch hier schon um körperliche Veränderungen, Sexualität und Verfall und wie in vielen Cronenberg-Filmen spielen auch hier Ärzte und Wissenschaftler die Hauptrollen.

                          Noch ehe wir dessen Bewohner kennenlernen, stellt uns der Film anhand von Dia-Bildern jedoch zunächst den Apartment-Komplex selbst vor, in dem sich beinahe alle Szenen des Films abspielen. Im späteren Verlauf der Handlung kehren wir dann zu all den anfänglich präsentierten Schauplätzen – wie der Tiefgarage und dem Swimmingpool – zurück. Ohnehin wirkt es so, als sei Cronenberg deutlich mehr am Ort des Geschehens als an den einzelnen Charakteren des Films interessiert, die alle recht schablonenhaft daherkommen. Dank der soliden Performances der Castmitglieder fällt dies allerdings kaum ins Gewicht, zumal die beklemmende, an die Werke George A. Romeros erinnernde Stimmung in Verbindung mit der nüchternen Erzählweise von Beginn an eine gewisse Sogwirkung erzeugt.

                          Punkten kann Cronenbergs Frühwerk darüber hinaus mit seinen starken, mitunter ziemlich ekligen Effekten und der zwar wenig subtilen, dafür aber durchaus effektiven Symbolik. So steht am Ende ein über weite Strecken fesselnder, kammerspielartiger Horrorschocker, der mit einigen verstörenden Bildern und einer dichten, zuweilen gar apokalyptisch anmutenden Atmosphäre auftrumpft.

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                          • 8

                            Basierend auf einem Roman von Donn Pearce schuf Regisseur Stuart Rosenberg (Amityville Horror, Brubaker) mit „Der Unbeugsame“ ein sozialkritisches Gefängnisdrama, das sich auf gleichsam unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Weise mit Themen wie Unterdrückung, Freiheitsdrang sowie der Rolle des Einzelnen in einer von Regeln und Gesetzen bestimmten Gesellschaft auseinandersetzt und dabei von einem hervorragenden Hauptdarsteller getragen wird.

                            Weil er unter Alkoholeinfluss mehrere Parkuhren demoliert hat, wird der Kriegsveteran Luke Jackson (Paul Newman) zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe in einem Strafgefangenenlager verurteilt. Dort gerät er schon bald mit dem großspurigen Dragline (George Kennedy) aneinander, der sich zum Anführer der Häftlinge aufgeschwungen hat. Nach und nach erarbeitet sich der verwegene Neuling jedoch den Respekt seiner Mithäftlinge, schreckt Luke doch nicht davor zurück, gegen die Wärter und ihre drakonischen Strafen aufzubegehren…

                            Ohne lange Umschweife steigt der Film in die episodenhaft angelegte Geschichte des furchtlosen Häftlings ein, der sich nichts und niemandem unterordnen will und sich keiner Verordnung der Aufseher beugt. Auf inhaltlicher Ebene ähnelt Rosenbergs Drama dabei Filmen wie „Papillon“ (1973) oder „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975), während die schwül-heiße Atmosphäre in Kombination mit der Gitarren- und Banjomusik Pate für „O Brother, Where Art Thou“ (2000) gestanden haben könnte. Ähnlich wie das Werk der Coen Brüder durchzieht auch Rosenbergs Film ein schelmischer Humor, der immer wieder für Auflockerung zwischen anrührenden und dramatischen Szenen sorgt.

                            Als stärkster Trumpf erweist sich jedoch die einnehmende Performance von Paul Newman, welcher in der Rolle des Häftlings mit dem gewinnenden Lächeln vollkommen aufgeht und die ganze Bandbreite seines Könnens präsentieren darf. Den weiteren Castmitgliedern, zu denen u.a. noch Luke Askew (Easy Rider), Harry Dean Stanton (Paris, Texas) und Dennis Hopper (Apocalypse Now) zählen, bleibt dabei mit Ausnahme von George Kennedy kaum mehr als die Rolle der Stichwortgeber für die große Newman-Show, doch schadet dies dem starken Gesamteindruck dieses abwechslungsreichen Rebellenporträts zu keiner Zeit.

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                            • 4
                              über Meteor

                              Der von Ronald Neame (Die Höllenfahrt der Poseidon, Die Akte Odessa) inszenierte „Meteor“ ist ein spannungsarmer Katastrophenthriller mit größtenteils schwachen Spezialeffekten, der vornehmlich von seiner namhaften Besetzung sowie seiner wohlmeinenden Versöhnungsbotschaft zehrt.

                              Die USA während des Kalten Krieges: Nach der Kollision mit einer Raumfähre steuert ein gewaltiger Meteor auf die Erde zu, dessen Einschlag eine neue Eiszeit herbeiführen würde. Um dies zur verhindern, wendet sich NASA-Chef Harry Sherwood (Karl Malden) hilfesuchend an den Wissenschaftler Dr. Paul Bradley (Sean Connery), der einen mit Atomraketen bestückten Satelliten entwickelt hat, der den Meteor zerstören könnte. Da die Existenz des Satelliten jedoch strenger Geheimhaltung unterliegt und dessen Raketen gegenwärtig auf Ziele in Russland und China gerichtet sind, befürchtet die US-Regierung, dass ein Einsatz der Atomwaffen zu einer politischen Eskalation führen könnte…

                              1979 neigte sich die erste Hochphase der Katastrophenfilme nach mehreren großen Kinoerfolgen bereits wieder ihrem Ende entgegen. Dass „Meteor“ seinerzeit an den Kassen baden ging, dürfte allerdings nicht nur auf schlechtes Timing zurückzuführen sein, bleibt Neames Film doch auch qualitativ hinter vielen anderen Genrebeiträgen jener Dekade zurück und kommt insgesamt viel zu dröge und unspektakulär daher.
                              Zudem bleibt auch das filmische Potenzial, welches eine Zusammenarbeit zwischen Ost und West im Angesicht einer globalen Bedrohung birgt, weitgehend ungenutzt, da „Meteor“ dieses brisante Thema nur sehr oberflächlich angeht und sich zu sehr in den immergleichen Streitgesprächen verliert.

                              Den einzigen echten Lichtblick in Neames Werk stellt somit die prominente Darstellerriege dar, zu der in weiteren Rollen u.a. noch Natalie Wood (West Side Story), Martin Landau (Sleepy Hollow) und Henry Fonda (Spiel mir das Lied vom Tod) gehören, schafft es diese mit ihren routinierten Performances doch, „Meteor“ vor der Lächerlichkeit zu bewahren.

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                              • 5
                                Kenduskeag 23.04.2024, 13:00 Geändert 24.04.2024, 10:05

                                Einst im Fahrwasser von „Gremlins“ (1984) gestartet, bauten sich auch die scharfzahnigen Critters rasch ihre eigene Fangemeinde auf. So kam es dann auch, dass nach dem Low Budget-Erfolg der beiden Vorgänger 1991 ein dritter Teil unter der Regie von Kristine Peterson (Träume des Wahnsinns, Lower Level) erschien.

                                Witwer Clifford (John Calvin) kehrt mit seinen Kindern Annie (Aimee Brooks) und Johnny (die Zwillinge Christian und Joseph Cousins) aus dem Urlaub heim nach Los Angeles, wo sich die Familie eine Hochhauswohnung mit einem Rentnerehepaar teilt. Der raffgierige Eigentümer des Hauses (William Dennis Hunt) setzt alles daran, um die Mieter rauszuekeln und hat dafür gesorgt, dass sich Ratten im Haus ausbreiten. Noch ahnt niemand, dass auch die außerirdischen Critters sich im Hochhaus eingenistet haben…

                                Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger trifft „Critters 3“ einige sinnvolle Entscheidungen, die Petersons Film wieder stärker an die Tonalität des Originals anknüpfen lassen. Hierzu gehört, dass mit dem Hochhauskomplex wieder ein beengtes Setting gewählt wurde, in dem die Bedrohung durch die stacheligen Außerirdischen wieder besser zur Geltung kommt. Zudem wurde die Rolle der Kopfgeldjäger deutlich verkleinert, was zu weniger Albernheiten rund um deren Verwandlungskünste führt. Als Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger erweist sich auch, dass diesmal auf unpassendes Product-Placement für den „Playboy“ verzichtet wurde und die Handlung somit nicht durch aufdringliche Magazin-Werbung beeinflusst wird.

                                Von einem wirklich guten Film ist der dritte Teil der Reihe trotz dieser Verbesserungen allerdings dennoch ein gutes Stück entfernt, was auch damit zusammenhängt, dass „Critters 3“ zu sehr auf zahme Familienunterhaltung getrimmt ist und nur über wenige Schockmomente verfügt, die das Horrorfan-Herz schneller schlagen lassen. Wer sich jedoch mit den liebenswert-schrulligen Charakteren anfreunden kann, zu denen auch der von Leonardo DiCaprio verkörperte Stiefsohn des Hauseigentümers gehört und massenkompatible Genrefilme im Geiste von Spielberg-Produktionen wie „Poltergeist“ (1982) oder „Das Wunder in der 8. Straße“ (1987) mag, wird mit dem dritten Ableger der Horrorreihe aber dennoch recht solide unterhalten.

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                                • 5 .5

                                  Für „Psycho 3“ nahm Hauptdarsteller Anthony Perkins gleich selbst auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte eine weitere Fortsetzung des Hitchcock-Klassikers, die sich noch stärker als der direkte Vorgänger an den damals so populären Teenie-Slashern orientiert.

                                  Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch verlässt die junge Novizin Maureen Coyle (Diana Scarwid) ihr Kloster und stößt bei der Suche nach einer Unterkunft auf ‚Bates Motel‘. Dort trifft sie den erfolglosen Rockmusiker Duane Duke (Jeff Fahey) wieder, mit dem sie zuvor schon per Anhalter mitgefahren war und der nun eine Aushilfsstelle im Motel angenommen hat. Unterdessen untersucht die Reporterin Tracy Venable (Roberta Maxwell) das mysteriöse Verschwinden der Kellnerin Emma Spool (Claudia Bryar) und fühlt dazu dem als geheilt geltenden Norman Bates (Anthony Perkins) auf den Zahn…

                                  „Psycho 3“ enthält zahlreiche Anspielungen auf Hitchcocks Original, erinnert mit seiner Eröffnungsszene, in der die Novizin einen Glockenturm hinaufsteigt und sich von oben hinunterstürzen will, zunächst aber an einen anderen schwindelerregenden Klassiker des Master of Suspense. In der Folge knüpft Perkins‘ Regiedebüt an die Geschehnisse des zweiten Teils an, führt jedoch auch mehrere neue Charaktere ein und revidiert einige Entscheidungen des Vorgängers.

                                  Vor allem hinsichtlich der von ihm erzeugten Gruselatmosphäre weiß auch der dritte Teil der Reihe zu überzeugen. Regiedebütant Perkins setzt dazu auf ein stimmungsvolles Farbenspiel, wechselt von Erdtönen bei Tageslicht zu Rot- und Grüntönen in der Nacht, was den dritten „Psycho“-Teil mitunter in die Nähe des Giallo-Genres rückt. Zudem verfügt Perkins‘ Horrorfortsetzung über ein paar kreative Szenenübergänge, wenn etwa Norman durch die Tür eines Krankenhauszimmers geht und plötzlich wieder in seinem Wohnhaus steht.

                                  Inhaltlich offenbart dieser dritte Teil jedoch deutliche Abnutzungserscheinungen, da die Geschichte um Norman Bates im Grunde längst auserzählt ist und sich allmählich im Kreis zu drehen beginnt. Entsprechend kommen Spannung und Nervenkitzel hier nur noch phasenweise auf, zumal die mit deplatziert wirkenden, religiösen Motiven aufgeladene Geschichte ohne jede Überraschung bleibt und in ihrem Verlauf schon früh vorherzusehen ist.

                                  Dafür punktet „Psycho 3“ jedoch immerhin mit einer guten Prise schwarzen Humors und begibt sich zwischendurch gar auf die Metaebene, wenn Norman auf dem Klavier plötzlich das Maintheme des Originals anspielt.
                                  Auch dank des abermals in seiner Rolle des psychopathischen Killers aufgehenden Anthony Perkins hinterlässt „Psycho 3“ somit letztlich noch einen soliden Gesamteindruck.

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                                  • 6

                                    Mehr als zwei Jahrzehnte nach Erscheinen des Originals nahm sich der Australier Richard Franklin (Truck Driver, Link – Der Butler) der großen Herausforderung an, Hitchcocks Meilenstein des Horrorkinos fortzusetzen. Entstanden ist dabei ein zweiter Teil, der einerseits seinem grandiosen Vorgänger huldigt, zugleich jedoch trotz diverser Drehbuchschwächen auf eigenen Beinen stehen kann.

                                    Nach über zwanzig Jahren wird Norman Bates (Anthony Perkins) als vollständig rehabilitiert angesehen und aus dem Gefängnis entlassen. Die inzwischen verwitwete Lila Loomis (Vera Miles) hatte bis zuletzt versucht, die Freilassung Normans zu verhindern, da sie einen baldigen Rückfall des Killers in gewohnte Muster für wahrscheinlich hält. Norman zieht derweil wieder in sein seit Jahren leerstehendes Elternhaus ein und nimmt eine Arbeitsstelle in einem Schnellimbiss an, wo er sich mit seiner jungen Kollegin Mary (Meg Tilly) anfreundet. Die Geister der Vergangenheit lassen den Serienmörder jedoch nicht so schnell los und schon bald ereignen sich mysteriöse Vorgänge im alten Bates-Haus…

                                    Zwar kehren wir mit Norman an die vertrauten Schauplätze zurück und auch mehrere Kameraeinstellungen sind unverkennbar an Hitchcocks Original angelehnt, doch unterscheidet sich „Psycho 2“ in visueller Hinsicht schon allein aufgrund des großen zeitlichen Abstands zwischen den beiden Filmen deutlich von seinem Vorgänger. Hinzu kommt, dass Franklins Fortsetzung anders als das Original in Farbe gedreht wurde, was dazu führt, dass „Psycho 2“ trotz aller Parallelen seine ganz eigene, unheimliche Atmosphäre heraufbeschwört und das Horrorhaus und seine Umgebung vor schön anzusehenden Matte Painting-Hintergründen stimmungsvoll einzufangen weiß.

                                    Inhaltlich startet die Fortsetzung zwar zunächst mit der berühmten Duschszene aus dem ersten Teil, schlägt dann jedoch bald eigene Wege ein und erzählt auf durchaus einnehmende und sensible Weise von Normans Versuchen, einen Neuanfang zu wagen und den damit einhergehenden Rückschlägen. Über weite Strecken ist Franklins Film daher mehr Charakterdrama als Horrorschocker und interessiert sich insbesondere in der ersten Hälfte mehr für Normans Weg der Resozialisierung als für blutige Gewalttaten.

                                    Anthony Perkins meistert den schwierigen Spagat, einerseits an seine Performance von 1960 anzuknüpfen, dem nach außen hin so zerbrechlich erscheinenden Norman jedoch zugleich auch neue Facetten abzugewinnen, mit Bravour, und erweist sich abermals als Idealbesetzung für die gepeinigte Seele mit Ödipuskomplex. Neben ihm weiß zudem auch der übrige Cast zu überzeugen, zu welchem u.a. noch Robert Loggia (Independence Day) und Dennis Franz (Stirb langsam 2) gehören.

                                    Im späteren Verlauf offenbart Franklins Fortsetzung dann immer häufiger Anleihen bei den populären Slasher-Filmen jener Zeit und bietet dem geneigten Publikum ein paar überraschend brutale Kills. Die Geschichte um die neuerlichen Morde im Bates-Haus und das damit verbundene Rätselraten ist allerdings allzu konstruiert und erscheint an mehreren Stellen schlichtweg unglaubwürdig. Wer sich an den teils abstrusen Wendungen nicht zu sehr stößt oder sogar einen Unterhaltungswert aus ihnen ziehen kann, bekommt mit „Psycho 2“ jedoch eine insgesamt zufriedenstellende Kombination aus Charakterporträt und Gruselslasher geboten.

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                                    • 5

                                      Nach dem Erfolg des Vorgängers kehrten die gefräßigen Außerirdischen in „Critters 2“ unter der Regie des vornehmlich für seine Stephen King Adaptionen bekannten Mick Garris (Quicksilver Highway, Desperation) zurück, um abermals über die Bewohner von Grovers Bend herzufallen.

                                      Der junge Brad Brown (Scott Grimes) stattet seinem Heimatort Grovers Bend nach längerer Abwesenheit einen Besuch ab und trifft dort auf seine frühere Mitschülerin Megan (Liane Alexandra Curtis), in die er sich verguckt. Brad ahnt nicht, dass sich in der alten Scheune seiner Familie noch Eier der mordlustigen Critters befinden, die zum anstehenden Osterfest unter die Leute gebracht werden sollen. Als die kleinen Wesen schlüpfen, muss Brad gemeinsam mit den ebenfalls zurückgekehrten Kopfgeldjägern aus dem All eine Katastrophe verhindern…

                                      „Critters 2“ setzt im Wesentlichen auf die gleiche Rezeptur wie sein Vorgänger, spielt statt auf der Farm der Familie Brown jedoch im gesamten Ort und bietet auch eine höhere Anzahl der kleinen Weltraum-Biester. Ehe diese zum ersten Mal in Erscheinung treten, dauert es jedoch eine ganze Weile, nimmt sich der Film doch zunächst ausgiebig Zeit, um das Wiedersehen der aus Teil 1 bekannten Charaktere zu thematisieren, sodass das erste Drittel des Films ein wenig schleppend und ereignisarm verläuft.

                                      Treten die titelgebenden Ungeheuer dann endlich in Aktion, ergeben sich wie schon im Vorgänger einige durchaus unterhaltsame Situationen, doch mangelt es Garris‘ Fortsetzung schlicht an frischen Ideen, um wirklich begeistern zu können. So entsteht alsbald das Gefühl, das alles bereits zu kennen und lediglich ausgetretenen Handlungspfaden zu folgen.

                                      Wie ein Fremdkörper wirken dabei auch diesmal die außerirdischen Kopfgeldjäger mit ihren Verwandlungskünsten, nehmen sie doch dem Kleinstadthorror einen Teil seines Schreckens und sorgen für allerlei schräge Momente, die aber eher irritierend als witzig daherkommen.

                                      Als mit Abstand größter Pluspunkt dieses insgesamt nur mittelprächtigen Horrorvergnügens erweisen sich somit die abermals gelungenen Effekte, die dafür sorgen, dass die kleinen Ungeheuer zumindest optisch vollauf überzeugen können.

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                                      • 6 .5

                                        Bei „James Bond 007 - Lizenz zum Töten“ handelt es sich um den zweiten und zugleich letzten Auftritt von Timothy Dalton in der Rolle des berühmten Spions und Frauenhelden. Der wie alle Bond-Filme der 80er Jahre von John Glen inszenierte Agententhriller überzeugt dabei durch brachiale Action, spektakuläre Schauplätze und einen für die Reihe ungewohnten Härtegrad.

                                        James Bond (Timothy Dalton) befindet sich mit seinem amerikanischen Freund Felix Leiter (David Hedison) auf den Florida Keys, um Leiters anstehende Hochzeit zu feiern. Zuvor jedoch gelingt ihnen noch ein gemeinsamer Coup, indem sie bei der Verhaftung des berüchtigten Drogenbarons Sanchez (Robert Davi) mitwirken. Ihre Freude über diesen Erfolg wärt jedoch nur sehr kurz, gelingt Sanchez durch Bestechung doch alsbald die Flucht. Um sich an Leiter zu rächen, wirft Sanchez diesen den Haien zum Fraß vor und tötet seine frisch angetraute Ehefrau Della (Priscilla Barnes). Als Bond von den Gräueltaten erfährt, schwört er dem Drogenbaron blutige Vergeltung…

                                        Dieser 16. Film der langlebigen Agentenreihe unterscheidet sich gleich in mehrfacher Hinsicht vom Großteil seiner Vorgänger. Statt einen Auftrag im Dienste Ihrer Majestät auszuführen, befindet sich Bond hier auf einem persönlichen Feldzug, um das Verbrechen an seinen Freunden zu rächen. Auch reist Bond in diesem Film anders als in vielen Vorgängern nicht um den halben Erdball, spielt sich das Geschehen doch diesmal fast ausschließlich in Mittelamerika und auf den Karibischen Inseln ab. Ein weiterer Unterschied zu den vorherigen Teilen besteht zudem darin, dass die Rolle von Q (Desmond Llewelyn) ein wenig ausgebaut wurde und er in der zweiten Filmhälfte als Bonds Vertrauter und Unterstützer fungiert.

                                        Fortgesetzt wird derweil die schon im unmittelbaren Vorgänger eingeschlagene Richtung, wonach Bond nunmehr kein charmanter Sprücheklopfer mehr ist, sondern vielmehr einer kaltblütigen Killermaschine gleicht, die auch nur noch vergleichsweise wenig Interesse am Flirt mit den Bondgirls zeigt. Damit einher geht dann auch, dass die Frauen in diesem Teil schon ein gutes Stück emanzipierter erscheinen und deutlich mehr zu tun bekommen, als lediglich Bademode zur Schau zu tragen. Lobend zu erwähnen ist zudem Robert Davi in der Rolle des Bösewichts, der zu den erinnerungswürdigeren Gegenspielern der Reihe gehört und mit dem vom jungen Benicio del Toro verkörperten Dario auch einen recht fiesen Handlanger hat.

                                        Die Geschichte um den groß angelegten Drogenschmuggel dagegen fühlt sich ein wenig nach Schema F an und kommt ohne besondere Überraschungen aus. Ein weiterer Knackpunkt des Films ist zudem seine recht stolze Laufzeit, die „Lizenz zum Töten“ zu einem der längsten Ableger der Reihe macht und für ein paar kleinere Durchhänger sorgt.

                                        Mehr als ausgeglichen werden diese Schwächen jedoch durch die explosiven Actionsequenzen, die mit zu den größten Highlights der ganzen Reihe zählen und deutlich geerdeter und dreckiger als in vielen Vorgängern daherkommen.

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                                        • 6

                                          „Massenmord in San Francisco“ ist ein Kriminalthriller unter der Regie von Stuart Rosenberg (Der Unbeugsame, Amityville Horror), der mit viel 70er Jahre Flair sowie einer gut aufgelegten Darstellerriege punktet und sich vornehmlich auf klassische Ermittlungsarbeit konzentriert.

                                          Ein Unbekannter richtet mit einer Maschinenpistole in einem Linienbus in Chinatown ein Massaker an. Zu den Todesopfern gehört auch der Partner des bärbeißigen Detective Jake Martin (Walter Matthau), welcher offenbar kurz vor der Lösung eines ‚Cold Case‘-Falls stand. Gemeinsam mit seinen Kollegen Larsen (Bruce Dern) und Larrimore (Louis Gossett jr.) versucht Martin die Hintergründe des grausamen Verbrechens aufzuklären…

                                          Seine spektakulärste Szene hat Rosenbergs Thriller gleich zu Beginn, wenn der Killer im Bus ein regelrechtes Blutbad anrichtet. In der Folge liegt der Fokus fast ausschließlich auf der Arbeit der drei Ermittler, die Verhöre durchführen, Verdächtige observieren und sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorgehensweisen und Charakterzüge zwischendurch den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch liefern.

                                          Das alles ist nicht unbedingt innovativ, sorgt aber in Kombination mit ein paar Actionmomenten für mehr als solide Unterhaltung und erinnert nicht nur aufgrund des wunderbar eingefangenen San Francisco-Schauplatzes und des grummeligen Protagonisten an die „Dirty Harry“-Reihe.

                                          Als kleine Enttäuschung entpuppt sich lediglich der finale Showdown, der recht konventionell und auch ein wenig unglaubwürdig ausfällt, doch trübt dies den insgesamt positiven Gesamteindruck nicht allzu sehr.

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                                          • 6
                                            Kenduskeag 11.04.2024, 11:31 Geändert 11.04.2024, 12:55

                                            Der von Mike Hodges (Flash Gordon, Croupier) inszenierte „Jack rechnet ab“ (Originaltitel: „Get Carter“) ist ein harter, recht gediegen erzählter Rachethriller, der zwar nur sehr wenig Action, dafür aber einige trockene Oneliner, viel nackte Haut und reichlich Lokalkolorit bietet.

                                            Jack Carter (Michael Caine) ist ein Auftragskiller aus Newcastle, der in Diensten des Gangsterbosses Gerald Fletcher (Terence Rigby) steht. Als Jacks Bruder Frank unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, versucht Jack seiner nun elternlosen Nichte Doreen (Petra Markham) beizustehen. Allmählich verdichten sich die Anzeichen, dass Frank einem Mord zum Opfer gefallen ist, sodass Jack nunmehr alles daransetzt, die Verantwortlichen zur Strecke zu bringen…

                                            Hodges‘ Thriller steigt ohne lange Umschweife in die Handlung ein und verzichtet auf tiefergehende Erläuterungen über den Protagonisten und dessen Verhältnis zu seinem getöteten Bruder. Auch aufgrund des recht großen Personaltableaus dauert es daher eine ganze Weile, bis man als Zuschauer verstanden hat, wer hier welche Rolle einnimmt und wer auf wessen Seite steht. Viele Zusammenhänge werden somit erst im letzten Drittel verständlicher, in welchem die Hintergründe der Tat allmählich aufgeklärt werden.

                                            Bis dahin lebt „Jack rechnet ab“ hauptsächlich von der tristen Atmosphäre der britischen Industriestadt, der starken Performance von Michael Caine als wortkarger Killer sowie einigen Anflügen skurrilen Humors. Letzterer offenbart sich etwa in einer Szene, in der Jack Telefonsex mit seiner Affäre (Britt Ekland) hat, während seine Vermieterin (Rosemarie Dunham) zuhört und sich dabei im quietschenden Schaukelstuhl vor und zurück bewegt.

                                            Aufgrund der stilvollen Inszenierung und der kompromisslosen Härte ist Hodges‘ Rachethriller, der im Jahr 2000 ein Remake mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle spendiert bekam, trotz aller Vorhersehbarkeit und fehlender Spannungshöhepunkte somit durchaus einen Blick wert.

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                                            • 7

                                              Mit „The Wicker Man“ legte der Brite Robin Hardy (The Fantasist, The Wicker Tree) sein längst zum Kultfilm avanciertes Regiedebüt vor und schuf eine eigenwillige Mischung aus Krimi, Folk-Horror und Musical, die mit allerlei grotesken Ideen aufwartet und eine permanente Atmosphäre des Unbehagens schafft.

                                              Ein anonymer Brief führt den Polizeibeamten Neil Howie (Edward Woodward) auf die einsam gelegene schottische Insel Summerisle, wo gemäß dem unbekannten Briefschreiber ein junges Mädchen vermisst wird. Howie befragt die Bewohner der Insel zu der Verschwundenen, doch diese geben ihm keine Auskunft über ihren Verbleib. Mehr noch als die Geheimnistuerei verstört den gläubigen Polizisten jedoch, dass sämtliche Insulaner dem Christentum abgeschworen haben und stattdessen einem paganen Kult angehören, der freie Liebe und den Glauben an alte Naturgötter beinhaltet. Antworten erhofft sich Howie vom undurchsichtigen Lord Summerisle (Christopher Lee), der auf der Insel als Autorität gilt…

                                              Weitaus mehr als von einer sonderlich ausgeklügelten Geschichte lebt Hardys Debütwerk von seiner seltsamen Stimmung, den irritierenden Gesangseinlagen und der ausführlichen Darstellung der ungewöhnlichen Rituale und Bräuche der Insulaner, die in einer sonderbaren Parallelwelt fernab der Zivilisation zu leben scheinen. Dabei ist „The Wicker Man“ einerseits ein Kind seiner Entstehungszeit und lässt sich als Analogie auf die in den 60er Jahren entstandene gegenkulturelle Jugendbewegung und ihrer Kritik an der konservativen Haltung der Elterngeneration begreifen, funktioniert jedoch darüber hinaus auch als zeitlos aktuelle Studie über spirituelle Sinnkrisen und religiösen Fanatismus.

                                              Hardy verzichtet dabei auf den Gebrauch plumper Schockeffekte, lässt seine Hauptfigur jedoch einen regelrechten Kulturschock erleiden, wenn Howie seine christlichen Wertvorstellungen auf der Insel außer Kraft gesetzt sieht. Aus der Masse der Horrorwerke sticht „The Wicker Man“, der auch neuere Filme wie „Apostle“ (2018) und „Midsommar“ (2019) beeinflusst hat, derweil allein schon dadurch hervor, dass er fast ausschließlich bei hellem Tageslicht spielt, welches Kameramann Harry Waxman (Herrscherin der Wüste) für einige malerische Impressionen der schottischen Insellandschaft zu nutzen versteht.

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                                              • Ah cool, dass du Gedächtnisstütze für pischti spielst, Chio :-)
                                                Ich weiß jetzt natürlich nicht auswendig, was er alles schon gesehen hat.
                                                Glaube, Body-Horror und Slasher kommen bei ihm gut an. Psychologischer Horror dagegen eher weniger.
                                                Vielleicht wären "Jessy - Die Treppe in den Tod" und "Hitcher - Der Highway Killer" noch Kandidaten für die Liste.

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                                                • 7

                                                  „Kennwort: Morituri“ ist ein maritimer Thriller unter der Regie des Schweizers Bernhard Wicki (Die Brücke, Das Spinnennetz), der Elemente aus Spionage- und Kriegsfilm enthält und dabei von starken Darstellerleistungen und einer bemerkenswerten Kameraarbeit profitiert.

                                                  Der deutsche Deserteur Robert Crain (Marlon Brando) ist während des Zweiten Weltkriegs in Kalkutta untergetaucht, wo ihn eines Tages der für den britischen Geheimdienst arbeitende Colonel Statter (Trevor Howard) ausfindig macht. Dieser drängt Crain dazu, als SS-Offizier getarnt an Bord eines deutschen Frachters unter dem Kommando von Kapitän Müller (Yul Brynner) zu gehen, der kriegswichtiges Gummi von Japan nach Frankreich transportiert. Crain soll die zwölf an Bord befindlichen Sprengladungen entschärfen, die von den Deutschen für den Fall angebracht wurden, dass das Schiff in feindliche Hände gerät und dafür Sorge tragen, dass die Falle der Alliierten zuschnappen kann. Um sein Ziel zu erreichen, versucht Crain, das Vertrauen des 1. Offiziers Kruse (Martin Benrath) zu gewinnen…

                                                  Nicht nur aufgrund seiner für die 60er Jahre ungewöhnlichen Schwarzweiß-Kamera wirkt Wickis Hochsee-Thriller deutlich älter als er tatsächlich ist. Dies ist in diesem Fall jedoch keineswegs als Malus zu verstehen, entsteht aufgrund der streifigen Bilder doch der Eindruck, tatsächlich ein Werk aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu sehen, was die Authentizität des Geschehens zusätzlich erhöht.

                                                  Sehr modern dagegen wirkt die dynamische Kameraarbeit des späteren Oscar-Preisträgers Conrad L. Hall (American Beauty, Road to Perdition), die entscheidenden Anteil an der beinahe klaustrophobischen Atmosphäre des fast ausschließlich an Bord des Frachters spielenden Thrillers hat. Lobend zu erwähnen sind zudem die Performances der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Hans Christian Blech (Die Brücke von Remagen) und Wally Cox (Zwischenfall im Atlantik) gehören.

                                                  Angesichts dieser Vorzüge und der sich stetig steigernden Spannung, welche vor allem aus der drohenden Enttarnung Crains resultiert, lässt sich auch über ein paar wenige inhaltliche Schwächen – wie etwa die eher unglaubwürdige Rolle der Jüdin Esther (Janet Margolin) - hinwegsehen.

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                                                    Das unter der Regie von Mike Nichols (Die Reifeprüfung, The Birdcage) entstandene Drama „In Sachen Henry“ operiert zwar mit zahlreichen Klischees und Stereotypen, verzeichnet jedoch auch einige berührende Einzelmomente und weiß mit seiner beinahe märchenhaften Geschichte zu gefallen.

                                                    Henry Turner (Harrison Ford) ist ein renommierter New Yorker Rechtsanwalt, der auch vor fragwürdigen Methoden nicht zurückschreckt, um seine Fälle zu gewinnen. Mit seiner Frau Sarah (Annette Bening) und der gemeinsamen Tochter Rachel (Mikki Allen) bewohnt er ein luxuriöses Apartment, nimmt sich aber kaum Zeit für die Familie. Eines Abends gerät er zufällig in einen Raubüberfall, bei dem der Gangster ihm in den Kopf schießt, woraufhin Henry ins Koma fällt. Als er wieder erwacht, kann er sich an sein vorheriges Leben nicht mehr erinnern…

                                                    Das von J. J. Abrams verfasste Drehbuch lässt sich nicht grade als subtil bezeichnen und zielt fortwährend auf die Tränendrüse seines Publikums. Dank Nichols‘ souveräner Regie sowie den überzeugenden Darbietungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Bill Nunn (Die Legende vom Ozeanpianisten) gehört, hinterlässt das Drama trotz so mancher Rührseligkeit aber dennoch einen recht positiven Gesamteindruck.

                                                    Lässt sich das erste Drittel des Films noch als niederschmetternd und bestürzend bezeichnen, schleichen sich im weiteren Verlauf auch einige heitere Momente ein. So etwa, wenn der wieder bei Null startende Rechtsanwalt ein Pornokino besucht und ungläubig auf das Geschehen auf der Leinwand reagiert.

                                                    Auch aufgrund der pointierten Kameraarbeit und der musikalischen Untermalung durch Hans Zimmer entwickelt sich „In Sachen Henry“ trotz seiner düsteren Ausgangslage somit mehr und mehr zum Feel-Good-Movie.

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