Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6

    “Wolfsburg” ist ein nüchternes, sehr langsam erzähltes Drama von Christian Petzold (Undine, Roter Himmel), das sich nahezu ausschließlich auf seine beiden Hauptfiguren fokussiert und dabei an komplexen Moralfragen rührt.

    Auf einer Landstraße nahe Wolfsburg hat der Autohändler Philip Gerber (Benno Fürmann) einen folgenschweren Verkehrsunfall, bei dem er einen Jungen anfährt und schwer verletzt. Gerber begeht Fahrerflucht und wird anschließend von Schuldgefühlen geplagt. Er sucht das Krankenhaus auf, in dem der Junge liegt und begegnet dort dessen Mutter, der alleinerziehenden Laura (Nina Hoss), die nicht ahnt, dass sie den Unfallverursacher vor sich hat. Als ihr Sohn an den Folgen seiner schweren Verletzungen stirbt, setzt Laura alles daran, den Unfallwagen zu finden...

    In kargen, mitunter trostlosen Bildern erzählt Petzolds Drama von Schuld und Sühne und lässt seinen Protagonisten in einen wahren Teufelskreis aus Schweigen und Verleugnung geraten, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Aufgrund der Dreistigkeit, mit der der Autohändler vorgeht, taugt Philip trotz aller Gewissensbisse allerdings dennoch nicht zum Sympathieträger und auch die unterkühlt wirkende Laura bleibt dem Zuschauer seltsam fremd.

    Die Dynamik, die sich im weiteren Verlauf zwischen diesen beiden Charakteren ergibt, sorgt jedoch für einen gewissen Unterhaltungswert und rückt Petzolds Drama in die Nähe einer galligen Groteske. Zwischendurch kommt gar der Gedanke auf, dass sich die Handlung nun in eine ähnliche Richtung wie David Cronenbergs “Crash” (1996) entwickeln könnte. So weit geht Petzold dann aber letztlich doch nicht.

    30
    • 7

      Für die beiden Hollywood-Altstars Katharine Hepburn und Henry Fonda stellte das von Mark Rydell (Der Gauner, The Rose) inszenierte Drama “Am goldenen See” ein spätes Karrierehighlight dar. Zum einen erwies sich der Film als großer Erfolg an den Kinokassen und erreichte in den US-Jahrescharts den zweiten Platz (hinter “Jäger des verlorenen Schatzes”) und zum anderen brachte er dem Hauptdarstellerpaar jeweils eine Oscar-Auszeichnung ein.

      Der emeritierte Professor Norman Thayer (Henry Fonda) und seine Frau Ethel (Katharine Hepburn) sind ein altes Ehepaar, das die Sommermonate in einem Ferienhaus an einem See in New Hampshire verbringt. Während Ethel ein aufgeschlossenes Wesen hat und gerne durch die Natur streift, zeigt der brummige Norman erste Anzeichen von Demenz. Da Normans 80. Geburtstag bevorsteht, hat ihre gemeinsame Tochter Chelsea (Jane Fonda) ihren Besuch angekündigt, die ihren Eltern ihren neuen Freund Bill (Dabney Colman) und dessen Sohn Billy jr. (Doug McKeon) vorstellen möchte. Chelsea hat ihre Eltern sehr lange nicht gesehen und hat ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihrem sarkastischen Vater, von dem sie sich nie verstanden fühlte...

      “Am goldenen See” ist ein einfühlsam erzähltes Werk über das Altwerden, die Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden Tod sowie die Aufarbeitung von Familienkonflikten. Einen besonderen Reiz bezieht der Film zusätzlich daraus, dass die hier dargestellte Vater-Tochter-Beziehung semi-biografische Züge trägt, da Jane Fonda auch im echten Leben ein angespanntes Verhältnis zu ihrem Vater Henry hatte.

      Obwohl Rydell phasenweise recht dick aufträgt und mitunter nur haarscharf am Kitsch vorbeischrammt, ist “Am goldenen See” doch kein Film der permanent auf die Tränendrüse drückt, sondern bietet auch einige humorvolle Momente. Diese resultieren vor allem aus den zynischen Kommentaren, die der grummelig auftretende Norman seinen Mitmenschen vor den Kopf wirft.

      Neben den starken Leistungen der Castmitglieder weiß Rydells Drama zudem mit herrlichen Bildern der idyllischen See-Kulisse sowie einem schwelgerischen Score von Dave Grusin (Die Goonies) zu punkten.

      32
      • 7

        Regisseur Billy Wilder (Zeugin der Anklage, Das Appartement) galt als großer Fan der ‘Holmes’-Romane und plante bereits in den 1950ern eine eigene Leinwandadaption. Dachte er dabei zunächst an eine Musical-Verfilmung, so verwarf er diese Idee später zugunsten eines über dreistündigen Episodenfilms, der mehrere bisher unbekannte Fälle des Meisterdetektivs beinhalten und von einer Rahmenerzählung mit dem gealterten Dr. Watson als Erzähler zusammengehalten werden sollte. Da in den 1960ern gleich mehrere ähnlich monumental angelegte Filme gefloppt waren, mussten allerdings weite Teile der Ursprungsfassung auf Druck der Studiobosse herausgeschnitten werden. Trotz dieser bewegten Produktionsgeschichte stellt das als “Das Privatleben des Sherlock Holmes” betitelte Endergebnis jedoch ein sehenswertes Krimivergnügen dar.

        Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Robert Stephens) hat eine pikante Begegnung mit einer russischen Ballett-Tänzerin (Tamara Toumanova), aufgrund derer er sich genötigt fühlt, sich als homosexuell und in einer Beziehung mit seinem Freund Dr. Watson (Colin Blakely) lebend, auszugeben. Der empörte Dr. Watson, der durch diese Behauptung seinen öffentlichen Ruf in Gefahr sieht, stellt Holmes daraufhin zur Rede. Ehe Dr. Watson jedoch mehr über die Vorlieben seines Freundes sowie dessen Verhältnis zum weiblichen Geschlecht herausbekommen kann, steht Gabrielle Valladon (Geneviève Page), eine verzweifelte junge Belgierin, im Eingang der Baker Street und bittet die beiden Freunde um Hilfe bei der Suche nach ihrem verschwundenen Ehemann...

        Insbesondere der Auftakt des Films mit dem Besuch einer Ballett-Aufführung erinnert daran, dass “Das Privatleben des Sherlock Holmes” ursprünglich als Episodenfilm konzipiert war, hat dieser Teil der Geschichte doch relativ wenig mit dem nachfolgenden Kriminalfall zu tun. Was zunächst aufgrund des heiteren Tonfalls fast wie eine Parodie anmutet, entwickelt sich dann aber doch sehr bald zu einem klassischen Holmes-Abenteuer, in dem das muntere Rätselraten, ein ganz dezenter Gruselfaktor sowie ein paar fantastische Elemente im Mittelpunkt stehen. Letztere resultieren vor allem daraus, dass die Geschichte sich im späteren Verlauf bei einem ganz bestimmten Jules Verne-Klassiker bedient.

        Auch wenn es Wilders Film ein wenig an Spannungshöhepunkten mangelt und sich der Verlauf der Geschichte ungefähr vorhersehen lässt, bleibt “Das Privatleben des Sherlock Holmes” doch durchgängig unterhaltsam, wozu neben den scharfzüngigen Dialogen auch der angenehm unverbrauchte Cast beiträgt, zu dem als prominentestes Gesicht auch Christopher Lee (The Wicker Man) als Sherlocks Bruder Mycroft gehört.

        Ausdrücklich zu loben sind außerdem die stimmungsvolle schottische Kulisse sowie der markante Score von “Ben Hur”-Komponist Miklós Rózsa.

        32
        • Die Filme, die ich beim letzten 90er Voting schon erwähnt habe, lasse ich jetzt mal bewusst außen vor...

          1. The Green Mile (1999)
          2. Der Eissturm (1997)
          3. Night on Earth (1991)
          4. Jumanji (1995)
          5. Der schmale Grat (1998)
          6. Fräulein Smillas Gespür für Schnee (1997)
          7. Die Stadt der verlorenen Kinder (1995)
          8. Dolores (1995)
          9. Die Asche meiner Mutter (1999)
          10. Zug des Lebens (1998)

          Honorable Mentions: Misery, Der mit dem Wolf tanzt, L.A. Confidential, Dead Man Walking, Titanic, Sleepy Hollow, Sleepers, Sieben, Fight Club, Jurassic Park, Schindlers Liste, Jackie Brown, Stirb langsam 3...

          34
          • 6

            Nach dem enormen Erfolg von George A. Romeros “Dawn of the Dead” (1978) erfreuten sich Zombiefilme sehr großer Beliebtheit und so lockte auch der nur kurze Zeit später erschienene “Woodoo” von Lucio Fulci (Quäle nie ein Kind zum Scherz, Ein Zombie hing am Glockenseil) allein in Deutschland mehr als 1,6 Mio. Besucher in die Kinos. Obwohl Fulcis Werk in seinem Heimatland Italien gar als Fortsetzung zu Romeros Film vermarktet wurde, orientiert sich “Woodoo” jedoch inhaltlich vielmehr an den karibischen Ursprüngen des Zombiemythos’.

            Als ein offenbar führerloses Segelboot im Hafen von New York gesichtet wird, ruft dies die Küstenwache auf den Plan, die zwei Polizisten losschickt, um der Sache nachzugehen. Unter Deck wird einer der Beamten von einer grauenerregenden Kreatur angegriffen und getötet. Nur mit großer Mühe gelingt es seinem Kollegen, das unheimliche Wesen zu erschießen. Der auf den Fall angesetzte Journalist Peter West (Ian McCulloch) schleicht sich heimlich an Bord des Schiffes, um mehr über die seltsamen Geschehnisse herauszufinden. Dabei macht er Bekanntschaft mit Ann Bowles (Tisa Farrow), der Tochter des Bootsbesitzers, die schon lange auf ein Lebenszeichen ihres Vaters wartet. Ein Brief des Verschollenen führt Peter und Ann zu der Karibikinsel Matool, auf der entsetzliche Dinge vor sich gehen...

            Im Gegensatz zu Romeros Filmen, die die Darstellung von Untoten in Film und Fernsehen bis heute prägen, kehrt Fulcis Werk zu den Wurzeln des Genres zurück und zeigt die Zombies als Resultat mysteriöser Rituale und Voodoo-Kulte. Punkten kann “Woodoo” dabei besonders mit seiner beinahe hypnotischen Atmosphäre auf dem karibischen Eiland, woran auch der psychedelische Score von Fabio Frizzi entscheidenden Anteil hat. Darüber hinaus wissen auch die praktischen Ekel-Effekte und das detailreiche Make-Up zu gefallen. Letzteres erweist sich dann auch als wesentlich authentischer als noch in “Dawn of the Dead”. Zum Unterhaltungswert des Films trägt außerdem Fulcis Mut zum gepflegten Unsinn bei. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der Kampf eines Zombies mit einem echten Tigerhai zu nennen.

            Wesentlich dürftiger fällt hingegen die Figurenzeichnung aus. So erhalten selbst die Hauptfiguren kaum Profil zugestanden, während sich Nebenfiguren gar kaum voneinander unterscheiden lassen. Bemängeln lässt sich zudem der weitgehend vorhersehbare Handlungsverlauf und das Fehlen von Spannungshöhepunkten, die über das blutige Treiben mit Gehirn und Gedärm hinausgehen. Für Genrefreunde ist eine Sichtung von “Woodoo” trotz dieser Makel aber dennoch verpflichtend.

            33
            • 7

              Der unter der Regie von Henry King (Der Scharfschütze, Schnee am Kilimandscharo) entstandene “Bravados” ist ein in CinemaScope gedrehter Rachewestern mit Moralbotschaft und christlichen Einflüssen, der durch seine schnörkellose Erzählweise und eine Prise Wild-West-Action zu gefallen weiß.

              Der Rancher Jim Douglass (Gregory Peck) kommt in die Kleinstadt Rio Arriba, in der am nächsten Tag vier Bankräuber hingerichtet werden sollen. Der im Ort weitgehend unbekannte Rancher scheint ein besonderes Interesse an den Verbrechern zu haben und wünscht, diese vor der Hinrichtung sehen zu dürfen. Zwischenzeitlich trifft Jim auch seine frühere Liebe Josefa (Joan Collins) wieder, die nach wie vor Gefallen an ihm findet. Während sämtliche Ortsbewohner in der Kirche Gottesdienst feiern, gelingt es den Verbrechern, mithilfe einer List zu fliehen. Fortan setzt Jim alles daran, um die vier Männer wieder einzufangen und zur Strecke zu bringen. Noch ahnt niemand, dass der Rancher dafür auch sehr persönliche Motive hat...

              Kings Western verfügt über einige prächtige Landschaftsbilder sowie einen klassischen Score und ist zudem für seine vielen gelungenen Dunkel- und Halbdunkelaufnahmen bekannt. Mit dem genreerfahrenen Gregory Peck in der Rolle des Protagonisten hat der Film zudem den geeigneten Hauptdarsteller, um den inneren Konflikt des auf Vergeltung sinnenden Ranchers angemessen darzustellen. Darüber hinaus weiß aber auch der restliche Cast um Stephen Boyd (Ben Hur), Lee van Cleef (Für ein paar Dollar mehr) und Henry Silva (Ghost Dog) zu überzeugen.

              Zwar mag die christliche Botschaft des Films in den Augen einiger Zuschauer zu dick aufgetragen sein, einen gewissen Mut zum Risiko kann man “Bravados” in Anbetracht seines Entstehungsjahrs aber dennoch bescheinigen – insbesondere in Bezug auf die Darstellung sexueller Gewalt.

              Dank der knappen Laufzeit von nur etwas mehr als 90 Minuten fällt Kings Western außerdem angenehm kurzweilig aus.

              27
              • 6

                Als “Vampire” 1998 erschien, war John Carpenter (Halloween, The Fog) zwar erst 50 Jahre alt, doch seine Regiekarriere befand sich bereits in ihrer Endphase und seine größten Filmhits lagen hinter ihm. Mit der Mischung aus Western und Vampirhorror konnte er jedoch zumindest noch einmal einen kleinen Achtungserfolg verbuchen.

                Jack Crow (James Woods) ist der Anführer einer im Auftrag der katholischen Kirche arbeitenden Gruppe von Vampirjägern. In New Mexico stößt die Gruppe auf ein abseits gelegenes Haus, welches den Blutsaugern als Nest dient und schafft es, die dort hausenden Bestien mit Hilfe von Holzpfählen, Armbrustbolzen und Tageslicht zur Strecke zu bringen. Daraufhin schwört der jahrhundertealte Valek (Thomas Ian Griffith), der mächtigste unter den Vampiren, Crows Männern grausame Rache und folgt ihnen zu einem nahegelegenen Motel...

                Die Kombination aus Westernsetting und Vampirmythen weckt Assoziationen zu Kathryn Bigelows “Near Dark” (1987), doch lebt Carpenters Film im direkten Vergleich mehr von Action und Gore statt von der Ausarbeitung einer besonders dichten Atmosphäre. Die auf Suspense setzende Eröffnungsszene, in der die Vampirjäger die Behausung der untoten Blutsauger ausräuchern, stellt dann auch gleich eines der größten Highlights des Films dar, welcher dieses Anfangsniveau in der Folge allerdings nicht ganz aufrechthalten kann.

                Nicht nur fehlt es dem sehr simpel angelegten Drehbuch mit seinen kleineren und größeren Ungereimtheiten schlichtweg an Raffinesse, auch der eingestreuten Romanze mangelt es an Glaubwürdigkeit und den Auseinandersetzungen mit den mordlüsternen Ungeheuern am letzten Funken Spannung.

                Dank des mehr als solide agierenden Casts, zu dem u.a. noch Sheryl Lee (Twin Peaks), Daniel Baldwin (Killing Moon) und Maximilian Schell (Urteil von Nürnberg) zählen, den kernigen Onelinern, ein paar sehr heftigen Splattereffekten sowie der durchaus mitreißenden Musikuntermalung liefert diese muntere Vampirjagd aber trotz aller Schwächen recht gute Unterhaltung.

                30
                • 6 .5

                  “Die Unzertrennlichen” markiert in gewisser Weise einen Einschnitt in der Filmografie David Cronenbergs (Die Fliege, A History of Violence), lässt sich dieser doch – anders als die meisten vorherigen Werke des Kanadiers – kaum mehr dem Horrorgenre zuordnen und enthält auch nur wenige blutige Szenen. Dafür befasst sich das schwermütige Psychodrama auf intensive Weise mit seinen beiden Protagonisten, die eine fatale Symbiose miteinander eingehen.

                  Die eineiigen Zwillinge Elliot und Beverly (Jeremy Irons in einer Doppelrolle) sind erfolgreiche Gynäkologen und gelten in ihrem Fachgebiet als wahre Koryphäen. Gemeinsam bewohnen sie ein Apartment in Toronto und gehen häufig sexuelle Beziehungen zu ihren Patientinnen ein. Während Elliot dominant auftritt und bei öffentlichen Veranstaltungen den Ruhm erntet, ist Beverly schüchtern und in sich gekehrt und fokussiert sich ganz auf seine Forschungsarbeit. Als die bekannte Schauspielerin Claire Niveau (Geneviève Bujold) sich wegen ihrer Unfruchtbarkeit behandeln lässt, lassen die Brüder sie in dem Glauben, dass sie ein und dieselbe Person wären und schlafen abwechselnd mit ihr. Während Beverly alsbald aufrichtige Gefühle für Claire entwickelt, droht der Schwindel schließlich aufzufliegen...

                  Die recht amüsante Einstiegsszene, welche die Zwillinge als Kinder zeigt, täuscht: “Die Unzertrennlichen” ist ein sehr kalter, mitunter geradezu depressiver Film, der tief in die Abgründe der menschlichen Seele blickt und dabei toxische Beziehungen, Abhängigkeiten und Drogensucht thematisiert.

                  Getragen wird das in sterilen Operationssälen und Büroräumen spielende und mit einem dazu passenden Score von Cronenbergs Stammkomponist Howard Shore unterlegte Psychodrama dabei von einem großartig aufspielenden Jeremy Irons, der die so unterschiedlichen Wesenszüge der Zwillinge sehr gut herauszustellen vermag, sodass es als Zuschauer im Verlauf der Geschichte zunehmend leichter fällt, Elliot und Beverly voneinander zu unterscheiden.

                  So steht am Ende ein facettenreiches Werk, welches seinem Publikum jedoch auch einiges an Durchhaltevermögen abverlangt und die Lieblingsthemen des Regisseurs in einem Porträt über eine unheilvolle Bruderbeziehung zusammenführt.

                  27
                  • 6

                    Mit dem Segen von Zombievater George A. Romero inszenierte der vornehmlich für seine Effektarbeit bekannte Tom Savini 1990 ein Remake des Horrorklassikers “Night of the Living Dead”.

                    Die Geschwister Barbara (Patricia Tallman) und Johnnie (Bill Moseley) werden auf einem Friedhof, auf dem ihre Mutter begraben liegt, unversehens von Untoten angegriffen. Während Johnnie von den nach Blut und Gedärm dürstenden Angreifern verspeist wird, kann sich Barbara in ein abgelegenes Farmhaus retten, wo sie den kampfbereiten Ben (Tony Todd) und weitere Überlebende der Zombieinvasion antrifft. Gemeinsam versucht die kleine Schicksalsgemeinschaft, sich gegen die von außen eindringende Horde zu verteidigen, wobei es jedoch auch unter ihnen selbst zu Konflikten kommt...

                    Mit Ausnahme einiger entscheidender Änderungen im letzten Drittel hält sich Savinis Remake weitgehend an den Handlungsverlauf des Originals. Die gravierendsten Abweichungen betreffen dabei die Rolle Barbaras, welche hier im Kontrast zum Original eine selbstbewusste Kämpfernatur ist, die trotz all der schrecklichen Vorkommnisse um sie herum einen kühlen Kopf bewahrt.

                    Mindestens genauso anstrengend wie im Original sind hier allerdings die hysterischen Dialoge der Überlebenden. Insbesondere der selbstsüchtige Cooper (Tom Towles) strapaziert mit seiner egoistischen und unüberlegten Vorgehensweise bisweilen die Nerven des Publikums.

                    Pluspunkte sammelt das in Deutschland unter dem Titel “Die Rückkehr der Untoten” firmierende Remake derweil vor allem mit seinen gelungenen Effekten und dem Makeup der Untoten. In dieser Hinsicht war man 1990 schlicht und ergreifend schon einige Schritte weiter als noch 22 Jahre zuvor. Zudem sorgt das beengte Farmhaus-Setting abermals für eine klaustrophobische Atmosphäre, die sich rasch auf den Zuseher überträgt.

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                    • 1. Jenseits der Stille (1996)
                      2. Das weiße Band (2009)
                      3. Das Leben der Anderen (2006)
                      4. Das Parfum (2006)
                      5. Systemsprenger (2019)
                      6. Der Untertan (1951)
                      7. M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
                      8. Bang Boom Bang (1999)
                      9. Otto - Der Film (1985)
                      10. Comedian Harmonists (1997)

                      31
                      • 6

                        Naziploitationfilme werden selten von großen Hollywood-Studios finanziert und haben daher meist ein nur geringes Budget und keinen namhaften Cast. Allzu groß ist das Risiko, jemandem auf die Füße zu treten und an den Kinokassen baden zu gehen. Eine Ausnahme in jüngerer Zeit stellte etwa Tarantinos “Inglourious Basterds” (2009) dar, der das vor allem in den 1970ern so populäre Genre ein Stück weit wiederbelebte. Mit dem von Twentieth Century Fox produzierten “The Boys from Brazil” kam jedoch auch in dieser Blütezeit ein ungewöhnlich kostspieliger und aufwendig gedrehter Genrevertreter in die Kinos, welcher dazu über reichlich Starpower verfügt.

                        Der alternde Nazijäger Ezra Lieberman (Laurence Olivier) erhält einen überraschenden Anruf eines jüdischen Journalisten (Steve Guttenberg), der in Paraguay eine Versammlung von Altnazis um den berüchtigten KZ-Arzt Dr. Josef Mengele (Gregory Peck) belauscht. Mengele plant, 94 Männer ermorden zu lassen und entsendet dazu mehrere Attentäter nach Europa. Die Opfer haben gemeinsam, dass sie alle 65 Jahre alt sind und einem Beruf als mittelständische Beamte nachgehen. Lieberman schenkt den Ausführungen des Journalisten zunächst wenig Beachtung, muss dann jedoch am Telefon mit anhören, wie dieser von Mengele aufgespürt und getötet wird. Nach und nach kommt Lieberman den teuflischen Machenschaften des KZ-Arztes auf die Schliche...

                        Der von Franklin J. Schaffner (Planet der Affen, Papillon) inszenierte Thriller basiert auf einem Roman von Ira Levin, der zuvor schon die Vorlagen für die Horrorklassiker “Rosemaries Baby” (1968) und “Die Frauen von Stepford” (1975) verfasst hatte. Zusätzliche Brisanz gewann die mit SciFi-Elementen angereicherte Story seinerzeit zudem dadurch, dass Mengele 1978 tatsächlich noch unerkannt in Südamerika lebte.

                        Auf die reichlich abstruse Geschichte mit all ihren schrägen Wendungen muss man sich als Zuschauer allerdings definitiv einlassen können, um Freude an diesem ungewöhnlichen Genrestück zu haben. Schaffners Film profitiert dabei neben seinen hübschen Aufnahmen diverser europäischer Städte und Regionen vor allem von seinem prominenten Cast, dem u.a. noch Lilli Palmer (Mädchen in Uniform), Sky du Mont (Der Schuh des Manitu), Bruno Ganz (Der Untergang) und James Mason (20.000 Meilen unter dem Meer) angehören. Speziell Gregory Peck geht in der Rolle des schmierigen Bösewichts so richtig auf und gibt den KZ-Arzt mit diabolischem Vergnügen.

                        Trotz seiner vielen interessanten Ideen verfügt “The Boys from Brazil” jedoch über so einige Schwächephasen und kann die Spannung nicht immer aufrecht halten. Auch pendelt der Tonfall stets zwischen humoriger Groteske und ernsthafter Geschichtsfortschreibung, sodass Schaffner in dieser Hinsicht keine einheitliche Linie findet. Darüber hinaus zählt der etwas zu aufdringliche Score nicht unbedingt zu den stärksten Arbeiten von Komponist Jerry Goldsmith.

                        Allein schon für seinen Mut zum Risiko und seine Fülle an verrückten Einfällen kann man “The Boys from Brazil” aber dennoch in jedem Fall eine Chance geben.

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                        • 5 .5

                          “Into the Blue” unter der Regie des auf ähnlich gelagerte Filme spezialisierten John Stockwell (Blue Crush, Turistas) bietet simples Popcornkino ohne große Überraschungen, das in erster Linie von seinen maritimen Schauwerten lebt.

                          Das junge Paar Jared (Paul Walker) und Sam (Jessica Alba) führt ein sorgenfreies Leben auf den Bahamas. Gemeinsam mit Jareds Jugendfreund Bryce (Scott Caan) und dessen neuer Freundin Amanda (Ashley Scott) machen sie einen Tauchausflug, bei dem sie auf das Wrack eines vor Jahrhunderten gesunkenen Schiffes sowie ein abgestürztes Flugzeug voll Kokain stoßen. Während Jared an den versunkenen Schätzen aus dem Schiffswrack interessiert ist, wollen Bryce und Amanda mit Hilfe des Kokains an das große Geld kommen. Alsbald werden auch die Drogenhändler, denen das Kokain abhandengekommen ist, auf die vier Freunde aufmerksam...

                          “Into the Blue” basiert auf einem Roman von ‘Der Weiße Hai’-Autor Peter Benchley, welcher 1977 bereits unter dem Titel “Die Tiefe” verfilmt wurde. Wie schon die erste Verfilmung verfügt auch Stockwells Adaption über einige herrliche Unterwasseraufnahmen, enthält jedoch auch einige Ausschmückungen, die die simple Story unnötig aufblähen und für einige Längen im Mittelteil sorgen.

                          Der Cast um Paul Walker und Jessica Alba, die ihre trainierten Körper hier ausgiebig zur Schau stellen dürfen, macht seine Sache derweil recht solide, obgleich ihnen das Charisma der alten Besetzung um Nick Nolte und Jacqueline Bisset ein wenig abgeht. Speziell Scott Caans Charakter erweist sich zwischenzeitlich als regelrechte Nervensäge und kann kaum Sympathiepunkte für sich verbuchen. Der in einer Nebenrolle agierende Josh Brolin bekommt indes kaum Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.

                          Wirklich spannend ist “Into the Blue” letztlich auch allenfalls im finalen Drittel, in dem es zum großen Showdown mit den Drogenhändlern kommt. In Kombination mit ein paar Actionmomenten sowie des hübsch anzusehenden Bahamas-Settings ergibt sich aber insgesamt dennoch ganz ordentliche Abenteuerunterhaltung.

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                          • 1. Robin Williams
                            2. James Stewart
                            3. Mads Mikkelsen
                            4. Viggo Mortensen
                            5. Guy Pearce
                            6. Michael Keaton
                            7. Max von Sydow
                            8. Robert De Niro
                            9. Anthony Hopkins
                            10. Brad Pitt

                            37
                            • 7

                              Der an einen realen Fall aus Peru angelehnte “Der Smaragdwald” ist ein von John Boorman (Deliverance, Excalibur) inszenierter Abenteuerfilm mit Öko-Botschaft, der mit einer authentischen Dschungel-Atmosphäre sowie einem gut abgestimmten Mix aus Dramatik und Action punktet.

                              Ingenieur Bill Markham (Powers Boothe) leitet den Bau eines neuen Staudamms in Brasilien, für dessen Errichtung weite Teile des Regenwalds gerodet werden. Eines Tages verschwindet sein Sohn Tommy (Charley Boorman) bei einem Familienausflug spurlos im Wald. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der Junge von einem indigenen Stamm entführt wurde, der als ‘Unsichtbares Volk’ bekannt ist. In den nächsten Jahren setzt Bill alles daran, seinen Sohn wiederzufinden und lernt dabei die Dialekte und Gebräuche der Ureinwohner kennen...

                              James Cameron muss wohl ein großer Fan von Boormans Abenteuerstreifen sein, fühlt sich “Der Smaragdwald” doch phasenweise wie ein Vorläufer von “Avatar” (2009) ohne 3D-Effekte und CGI-Kreaturen an. Dies hängt natürlich auch mit der einfach gehaltenen Story des Films zusammen, die viele Versatzstücke aus Werken wie “Pocahontas” oder “Tarzan” aufgreift. Gesprochen wird dann auch vornehmlich im Dialekt der Ureinwohner, sodass die meisten Dialoge im Film untertitelt sind.

                              Auch wenn sich bereits früh erahnen lässt, in welche Richtung sich die Geschichte letztlich bewegen wird, sorgt der Konflikt zwischen den Indigenen und den weißen Eindringlingen doch über weite Strecken für spannende Unterhaltung. Neben den stimmungsvollen Bildern des Regenwaldes und der passenden Musikuntermalung wissen zudem auch die Leistungen der vergleichsweise unverbrauchten Darstellerriege zu gefallen.

                              Wer sich nicht zu sehr an den vorhandenen Klischees stört und über ein wenig Hollywood-Kitsch hinwegsehen sehen kann, bekommt mit “Der Smaragdwald” somit ein gelungenes Regenwald-Abenteuer klassischer Prägung geboten.

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                              • 6

                                Mit dem auf Neil Simons Bühnenstück basierenden “Ein seltsames Paar” schuf Regisseur Gene Saks (Barfuß im Park, Die Kaktusblüte) einen der einflussreichsten Vertreter des Buddy-Movies, dem anschließend mehrere TV-Serien und Theateradaptionen sowie eine Fortsetzung folgten.

                                Sportreporter Oscar Madison (Walter Matthau) lebt seit einem halben Jahr getrennt von seiner Ehefrau und bewohnt seither allein ein großräumiges Apartment in New York. Als sein Freund Felix Ungar (Jack Lemmon) nicht zur wöchentlichen Pokerrunde in Oscars Apartment erscheint, machen die Männer sich zunehmend Sorgen um den neurotischen Nachrichtenschreiber. Dieser irrt derweil ziellos durch die Stadt und trägt sich mit Selbstmordgedanken, da auch er nun von seiner Frau verlassen wurde. Als Felix schließlich doch noch bei ihm auftaucht, bietet Oscar seinem niedergeschlagenen Freund an, bei ihm einzuziehen...

                                Saks’ Komödie benötigt eine ganze Weile, um einigermaßen in die Gänge zu kommen und hält sich anfangs sehr lange mit der Vorstellung der Pokerrunde sowie Felix’ Suizidversuchen auf. Für einen heiteren Buddy-Film erscheint dieser Einstieg fast ein wenig zu düster und melancholisch, sodass es einige Zeit dauert, ehe die ersten treffsicheren Pointen folgen. Spätestens in der zweiten Hälfte geht es dann jedoch ein ganzes Stück munterer und dynamischer zu, obgleich der Humor des Films an einigen Stellen etwas veraltet wirkt, was u.a. damit zusammenhängt, dass hier ein kochender und im Haushalt mithelfender Mann noch als absolutes Kuriosum dargestellt wird.

                                Der zum Teil recht plumpe Witz sowie einige kleinere Leerlaufenphasen werden jedoch durch das bestens aufgelegte Hauptdarstellerduo recht gut übertüncht, harmonieren Matthau und Lemmon in ihren Rollen als ungleiche WG-Bewohner doch prächtig miteinander und spielen sich mit großer Leichtigkeit gegenseitig die Bälle zu.

                                Deshalb ist Saks’ Komödie aus heutiger Sicht dann auch am ehesten für Fans der beiden Darsteller geeignet, welche schlicht die herrliche Chemie zwischen den zwei Komödianten bewundern wollen und keinen gesteigerten Wert auf ein ausgeklügeltes Drehbuch legen.

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                                • 6 .5

                                  Wer Filme auch wegen ihrer Besetzung schaut, kommt um “Glengarry Glen Ross” wohl kaum herum, wartet das kammerspielartige Drama unter der Regie von James Foley (Fear, Fifty Shades Darker) doch mit einem wahren Staraufgebot auf.

                                  Shelley (Jack Lemmon), George (Alan Arkin) und Dave (Ed Harris) sind erfahrene Makler der Immobilienfirma “Premiere Properties”. In letzter Zeit läuft das Geschäft jedoch sehr schlecht und ihnen gelingen nur noch wenige Abschlüsse. Lediglich ihr abgebrühter Kollege Ricky (Al Pacino) scheint eine Glückssträhne zu haben. Um das Geschäft wieder anzukurbeln, startet die Unternehmungsleitung einen Verkaufswettbewerb unter den Maklern, an dessen Ende die beiden Mitarbeiter mit den wenigsten Abschlüssen entlassen werden und der Erfolgreichste unter ihnen ein Auto gewinnt. Der zunehmende Druck treibt die Männer alsbald zur Verzweiflung...

                                  Foleys Drama verleugnet seine Theaterherkunft zu keiner Zeit und lebt statt von einer raffinierten Inszenierung vielmehr von seinen geschliffenen Dialogen, den differenziert gezeichneten Charakteren sowie den starken Performances der prominenten Darsteller, zu denen u.a. noch Kevin Spacey (American Beauty), Jonathan Pryce (Die zwei Päpste) und Alec Baldwin (Auf Messers Schneide) gehören. Trotz der sehr trockenen Thematik verfügt der Maklerwettkampf dabei stets über einen gewissen Unterhaltungswert, obgleich Foleys Werk an einigen Stellen noch mehr Biss hätte vertragen können und die Handlung ohne jede Überraschung auskommt.

                                  Doch auch so steht am Ende eine scharfe Kritik am kapitalistischen Teufelskreis, aus dem es für versklavte Mitarbeiter und ausgebeutete Kunden kein Entrinnen gibt.

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                                  • 7

                                    "Schwarzer Sonntag" ist ein packender Thriller mit teils spektakulären Bildern, der auf einem Roman des vornehmlich für seine 'Hannibal Lecter'-Reihe bekannten Thomas Harris basiert. Speziell angesichts der jüngeren Entwicklungen im Gaza-Konflikt verfügt der vom genreerfahrenen John Frankenheimer (Der Zug, Ronin) inszenierte Film über eine nach wie vor hohe Relevanz.

                                    Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad um Agent David Kabakov (Robert Shaw) hat das Versteck der palästinensischen Terroreinheit 'Schwarzer September' ausfindig gemacht und eliminiert jeden, der sich vor Ort befindet. Lediglich die Palästinenserin Dahlia Iyad (Marthe Keller) wird von Kabakov verschont. Diese Entscheidung erweist sich als folgenschwer, plant die Terroristin doch einen Anschlag auf das Super Bowl-Finale in Miami im nächsten Jahr. Unterstützung erhält Iyad dabei von dem durchgedrehten Vietnam-Veteran Michael Lander (Bruce Dern), der nach Vergeltung für sein erlittenes Kriegstrauma sinnt. Iyad kommt zugute, dass Lander als Pilot des Zeppelins eingeteilt ist, der während des Super Bowls für TV-Aufnahmen über dem Stadion kreist...

                                    Frankenheimer interessiert sich weniger für politische Zusammenhänge als vielmehr für das persönliche Schicksal des Terroristenduos sowie furiose Actionsequenzen, in denen es zum Teil recht hart und blutig zur Sache geht. Dennoch birgt der hier dargestellte Konflikt nach wie vor enormen politischen Sprengstoff und zeigt zudem die Sicherheitslücken bei derartigen Großveranstaltungen auf.

                                    Mit einer Laufzeit von fast 140 Min. ist "Schwarzer Sonntag" zwar etwas zu lang geraten, doch obgleich sich das Geschehen erst im letzten Drittel in und um das Football-Stadion verlagert, bietet der Thriller auch schon zuvor fesselnde Unterhaltung mit ein paar wüsten Schießereien und Verfolgungsjagden. Für Humor oder den in Katastrophenfilmen der 70er sonst häufiger vorzufindenden Pathos ist hier derweil überhaupt kein Platz. Vielmehr zieht Frankenheimer seine nüchterne Erzählweise bis zum Schluss durch und stellt auch den von Robert Shaw verkörperten Protagonisten nicht als unfehlbaren Helden dar.

                                    Angesichts dieser Vorzüge lässt es sich dann auch verschmerzen, dass einige Explosionen gegen Ende sehr billig aussehen und Bruce Dern als verrückter Vietnam-Veteran bisweilen zum Overacting neigt.

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                                    • 1. Kate Winslet
                                      2. Audrey Hepburn
                                      3. Jodie Foster
                                      4. Cate Blanchett
                                      5. Sigourney Weaver
                                      6. Emma Thompson
                                      7. Natalie Portman
                                      8. Kathy Bates
                                      9. Jamie Lee Curtis
                                      10. Marion Cotillard

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                                      • 4 .5
                                        über Curve

                                        Der von Iain Softley (Hackers, Tintenherz) inszenierte "Curve" ist ein ideenarmer Psychothriller nach Schema F, der trotz einer sich redlich mühenden Hauptdarstellerin nur phasenweise ein wenig Spannung erzeugen kann.

                                        Die junge Mallory (Julianne Hough) befindet sich auf dem Weg nach Denver, wo in Kürze die Probe für ihre anstehende Hochzeit stattfinden soll. Auf einer einsamen Landstraße bleibt plötzlich ihr Wagen liegen und sie hat keinen Empfang, um einen Abschleppdienst zu rufen. Glücklicherweise hilft ihr der zufällig vorbeikommende Tramper Christian (Teddy Sears) aus der Patsche, indem er ihren Wagen wieder zum Laufen bekommt. Zum Dank nimmt Mallory ihn daraufhin ein Stück mit. Während der Fahrt entpuppt sich Christian jedoch schon bald als gefühlskalter Psychopath, der der jungen Frau nach dem Leben trachtet. Beim Versuch, Christian loszuwerden, baut Mallory einen Unfall und stürzt mit ihrem Wagen einen Abhang hinunter. Im Autowrack eingeklemmt, kämpft sie fortan um ihr Überleben...

                                        Der Handlungsverlauf von Softleys Thriller gestaltet sich von Beginn an recht vorhersehbar und bietet so gut wie keine Innovationen. Da sich weite Teile des Geschehens im Autowrack abspielen, sind die Möglichkeiten ohnehin sehr begrenzt, sodass sich "Curve" wie ein Zwei-Personen-Kammerspiel anfühlt, in dem die Auseinandersetzung zwischen Täter und Opfer im Mittelpunkt steht.

                                        Nach halbwegs ansprechendem Start folgt ein sehr zäher Mittelteil, in dem die Geschichte auf der Stelle tritt und es immer wieder zu sich ähnelnden Szenenabfolgen kommt. Zudem verfügt Softleys Film über einige schwache Dialogzeilen, die mal platt und mal unfreiwillig komisch ausfallen. Und auch der Bösewicht erweist sich mit seinen auf Mallorys Sexleben abzielenden Psychospielchen in dieser Phase eher als Nervensäge denn als echte Bedrohung.

                                        Erst im letzten Drittel nimmt "Curve" dann doch noch ein wenig Fahrt auf und steuert auf ein passables Finale zu, welches zumindest kurzzeitig für ein bisschen Nervenkitzel sorgt. Am leicht unterdurchschnittlichen Gesamteindruck ändert dies aber nichts mehr.

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                                        • 7

                                          Mit "Tote schlafen fest" präsentiert uns der vielseitige Howard Hawks (Red River, Blondinen bevorzugt) einen stilvollen Noir-Krimi mit verschachtelter Story, in dem der berühmte Detektiv Philip Marlowe einen seiner ersten Leinwandauftritte hat, welcher später u.a. noch von Elliot Gould, Robert Mitchum und Liam Neeson verkörpert werden sollte.

                                          Privatdetektiv Marlowe (Humphrey Bogart) wird von dem schwerreichen General Sternwood (Charles Waldron) angeheuert, weil dessen jüngere Tochter Carmen (Martha Vickers) wegen ihrer Spielschulden erpresst wird. Auch der General selbst ist kurz zuvor Opfer von Erpressern geworden und vermisst zudem seinen früheren Angestellten Sean Regan, der spurlos verschwunden ist. Bei seinen Nachforschungen kommt Marlowe Sternwoods älterer Tochter Vivian (Lauren Bacall) näher, die mehr über die Erpressungen und den verschwundenen Angestellten zu wissen scheint, als sie vorgibt. Schon bald gerät der Detektiv bei seinen Recherchen auch dem Gangsterboss Eddie Mars (John Ridgely) in die Quere...

                                          Angesichts der vielen Namen und Gesichter, die in Hawks' Noir-Krimi eine Rolle spielen, bedarf es einer hohen Aufmerksamkeit seitens des Zuschauers, um dem Geschehen einigermaßen folgen zu können. Dennoch ist wohl mindestens eine Zweitsichtung nötig, um die vielen Verwicklungen des Plots in Gänze erfassen zu können.

                                          Mehr als um die Auflösung des Verbrechens geht es in "Tote schlafen fest" allerdings ohnehin um die Nachforschungen selbst, die der von Bogart gewohnt lässig verkörperte Marlowe mit zahlreichen sarkastischen Onelinern garniert. Punkten kann Hawks' Werk darüber hinaus mit seiner ungemein dichten Atmosphäre des von Gewalttaten und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit dominierten Großstadtdschungels, durch den sich der Protagonist mit Wort und Tat durchschlagen muss.

                                          Neben den starken Darbietungen der Schauspielriege, dem zynischen Humor und ein paar wenigen Actionszenen bietet Hawks' Film zudem ein gutes Maß an Spannung, die zwischen den ruhigeren Dialogpassagen immer wieder aufflammt.

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                                          • 1. Alfred Hitchcock
                                            2. David Fincher
                                            3. Christopher Nolan
                                            4. Billy Wilder
                                            5. Steven Spielberg
                                            6. Ang Lee
                                            7. Quentin Tarantino
                                            8. Clint Eastwood
                                            9. Alan Parker
                                            10. Sergio Leone

                                            Im weiteren Kreis: Peter Jackson, Martin Scorsese, die Coen Brüder, Steven Soderbergh, Neil Jordan, Ridley Scott, James Cameron, Park Chan-wook, Tim Burton, Roman Polanski, Giuseppe Tornatore, Denis Villeneuve

                                            Noch zu wenig gesehen: Fritz Lang, Charlie Chaplin, William Friedkin, Ernst Lubitsch, Otto Preminger, Sidney Lumet, David Lean, William Wyler, John Frankenheimer, Sam Peckinpah, Stanley Kubrick uvm...

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                                            • 4 .5

                                              Da die beiden Vorgänger reichlich Geld in die Kassen gespült hatten, gab Universal Pictures Anfang der 80er Jahre grünes Licht für einen dritten Teil der „Weißer Hai“-Reihe. Die Regie übernahm diesmal der in dieser Hinsicht vollkommen unerfahrene Joe Alves, der bei den beiden vorherigen Teilen noch als Produktionsdesigner mitgewirkt hatte. Als einer der wenigen Filme seiner Zeit wurde der dritte Teil der Reihe im damals kurzzeitig populären 3D-Verfahren hergestellt – eine Entscheidung, die entscheidend zum künstlerischen Misserfolg des Films beitrug.

                                              Michael Brody (Dennis Quaid), der ältere Sohn von Polizeichef Martin Brody, arbeitet inzwischen als Ingenieur an einem Unterwasser-Vergnügungspark in Florida, der kurz vor der Eröffnung steht. Michaels Freundin Kathryn (Bess Armstrong) ist als Tiermedizinerin für die Versorgung und das Training der Orcas und Delfine im Park zuständig. Als einer der Arbeiter der Anlage spurlos verschwindet, ahnt das Paar zunächst nicht, dass ein in den Park eingedrungener Weißer Hai für das Verschwinden des Mannes verantwortlich ist. Schon bald jedoch kommt es zu weiteren Vorfällen…

                                              Um es gleich vorwegzunehmen: Die 3D-Effekte und die Stop-Motion-Technik dieses Films sind grottenschlecht und ziehen so manche Szene ins Lächerliche. Glücklicherweise enthält „Der Weiße Hai 3“ jedoch auch immer wieder längere Passagen, in denen auf die hässlichen Effekte verzichtet wird und man auf den Einsatz von Attrappen und echten Tieren setzt.

                                              Punkten kann Alves‘ Horrorfortsetzung zudem mit seinem charmanten Setting, bietet der Unterwasserpark doch theoretisch sehr viel Potenzial für jede Menge Chaos und Monsterhorror im Stile der „Jurassic Park“-Filme. Leider wird dieses Potenzial nur im Ansatz ausgeschöpft und die wenigen Szenen mit panischen Parkbesuchern fallen relativ unspektakulär aus. Ohnehin benötigt „Der Weiße Hai 3“ – wie schon sein direkter Vorgänger – sehr viel Zeit, um überhaupt in die Gänge zu kommen.

                                              Zumindest im letzten Drittel erhält man dann aber doch noch ein wenig von dem geboten, wofür man als Zuschauer ursprünglich eingeschaltet hat. Den Sinn des Geschehens sollte man aber wohl besser nicht hinterfragen und auch die Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Lea Thompson (Zurück in die Zukunft) und Louis Gossett Jr. (Enemy Mine) zählen, pendeln zwischen überdreht und gelangweilt.
                                              Trashfans und Genreliebhaber können nichtsdestotrotz mal einen Blick riskieren. Für alle anderen heißt es: Flossen weg!

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                                              • 7

                                                Mit „High Tension“ legte der Franzose Alexandre Aja (The Hills Have Eyes, Crawl) einen ebenso nervenaufreibenden wie knüppelharten Survival-Trip vor, welcher sich am Terrorkino der 70er Jahre orientiert und zum Startschuss für eine neue Riege französischer Horrorfilme werden sollte, die mit ungeahnter Härte und diversen Tabubrüchen auftrumpften.

                                                Die Studentinnen Marie (Cécile de France) und Alex (Maïwenn) sind beste Freundinnen und wollen sich im einsam gelegenen Bauernhaus von Alex‘ Eltern auf ihr Examen vorbereiten. Marie hegt heimliche Gefühle für ihre Freundin, traut sich jedoch nicht, ihr diese zu gestehen. Bereits in der ersten Nacht dringt ein unbekannter Mann (Philippe Nahon) in das Haus ein und richtet ein wahres Blutbad an. Für die beiden Freundinnen beginnt daraufhin ein verzweifelter Kampf um Leben und Tod…

                                                Aja verzichtet auf eine längere Einführung und gibt schon in den Anfangsminuten mit einigen verstörenden Schockmomenten die Richtung für das Kommende vor. Dabei besticht sein Film durch eine ebenso sorgfältige wie dynamische Inszenierung, einen großartigen Soundtrack sowie ideal auf die Bilder abgestimmte Soundeffekte, die mitunter an die schweißtreibenden Geräusche in Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) erinnern.

                                                Spätestens nach den nächtlichen Geschehnissen im Bauernhaus ist dann auch klar, dass hier keine Gefangenen gemacht werden und Aja auch vor expliziten Gewaltdarstellungen und Goremomenten nicht zurückschreckt. Trotz der sehr simpel gehaltenen Story, die sich über weite Strecken auf das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Marie und dem sadistischen Killer beschränkt, gelingt es Aja, die Spannung hochzuhalten und für feuchtnasse Hände beim Publikum zu sorgen.

                                                Ausdrücklich zu loben sind darüber hinaus auch die Leistungen der Hauptdarsteller. So läuft insbesondere Cécile de France als toughe Protagonistin zur Hochform auf und gewinnt trotz oder vielleicht auch wegen ihrer schroffen, burschikosen Art die Sympathien der Zuschauer.

                                                Als Knackpunkt des stimmungsvollen Schockers erweist sich dann allerdings die finale Wendung, die viele Fragen aufwirft und den Zuschauer ein wenig ratlos zurücklässt. Trotz der damit verbundenen Logiklücken weiß jedoch auch das kompromisslose Ende Eindruck zu hinterlassen.

                                                Danke @kaiserofhorror für den Mediatheken-Tipp!

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                                                • 5 .5

                                                  Nach dem überwältigenden Erfolg des Vorgängers war es nur eine Frage der Zeit, ehe der Weiße Hai ein weiteres Mal die Kinosäle unsicher machen sollte. Die von Jeannot Szwarc (Feuerkäfer, Supergirl) in Szene gesetzte Fortsetzung reicht zwar bei Weitem nicht an die Qualität von Spielbergs Original heran, bietet Tierhorrorfans aber zumindest noch passable Unterhaltung.

                                                  Als am Strand von Amity ein Orca mit gewaltigen Bisswunden angespült wird und zwei Frauen bei einem mysteriösen Bootsunfall ums Leben kommen, beschleicht Polizeichef Brody (Roy Scheider) der Verdacht, dass sich abermals ein Weißer Hai in den Gewässern nahe der Insel herumtreibt. Brody sorgt sich insbesondere um eine Gruppe Jugendlicher um seinen ältesten Sohn Michael (Mark Gruner), die mit Segelbooten auf dem Meer unterwegs ist, findet beim Gemeinderat jedoch abermals kein Gehör…

                                                  „Der Weiße Hai 2“ wiederholt in weiten Teilen die Handlung des Vorgängers und verfügt nur über sehr wenige neue Ideen. Als ein großes Manko erweist sich dabei, dass mit dem von Richard Dreyfuss verkörperten Forscher Matt und dem von Robert Shaw gespielten Jäger Quint zwei charismatische Figuren des Vorgängers fehlen und Roy Scheider die Fortsetzung über weite Strecken allein schultern muss.

                                                  Die einzelnen Mitglieder der Teenager-Gruppe, die in diesem Teil eine größere Rolle spielt, lassen sich dagegen kaum voneinander unterscheiden und bekommen nur sehr wenig Profil zugestanden. Allein Brodys Sohn Michael sticht ein wenig aus der Gruppe hervor, spielt dann im Finale, welches wie ein Vorläufer der Teenie-Slasher der 80er Jahre erscheint, aber seltsamerweise überhaupt keine Rolle mehr. Dafür scheint sich der Kameramann in das Gesicht von Donna Wilkes verliebt zu haben, die hier die ‚Scream Queen‘ geben darf und im letzten Drittel gefühlt sogar mehr Screentime als Roy Scheider bekommt.
                                                  Zudem leidet dieser zweite Teil unter seiner viel zu langen Laufzeit, gibt die Geschichte trotz einiger Spannungshöhepunkte doch nicht genug her, um mehr als zwei Stunden sinnvoll zu füllen.

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                                                  • 7

                                                    Basierend auf einem Roman von Tom Perrotta, der u.a. auch die Vorlagen für „Election“ und „The Leftovers“ verfasste, schuf Regisseur Todd Field (In the Bedroom, Tár) mit „Little Children“ eine zynische Gesellschaftssatire, die aber gleichzeitig auch romantisches Drama und düsterer Thriller ist.

                                                    Sarah Pierce (Kate Winslet) ist eine im Alltagstrott gefangene Hausfrau und Mutter, die unbedingt aus ihrem langweiligen Dasein ausbrechen möchte. Auf dem Spielplatz lernt sie den attraktiven Brad (Patrick Wilson) kennen, einen Hausmann und Familienvater mit kindlichem Gemüt, der sich vor seinem Juraexamen drückt. Schon bald kommen Sarah und Brad einander näher und beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Unterdessen zieht der aus dem Gefängnis entlassene Exhibitionist Ronald McGorvey (Jackie Earle Haley) zurück in sein Elternhaus und versetzt damit die Familien in der Nachbarschaft in Alarmbereitschaft…

                                                    „Little Children“ befasst sich mit Themen wie Emanzipation, Freiheitdrang, Vorverurteilung und Rollenerwartungen und entwirft auf diese Weise das Porträt eines beschaulich anmutenden Vorortes, unter dessen Oberfläche es zu Brodeln beginnt. Die beiden Handlungsstränge um das Liebespaar und den Pädophilen sind dabei nur lose miteinander verknüpft, ergeben aber dennoch ein stimmiges Ganzes.
                                                    Jederzeit verlassen kann sich Todd Field auf das großartige Darstellerensemble, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Jennifer Connelly (A Beautiful Mind) und Noah Emmerich (Die Truman Show) gehören. Speziell Jackie Earle Haley weiß als von seinen Mitmenschen verachteter Pädophiler sein ganzes Können abzurufen und empfahl sich mit dieser Performance wohl für die Rolle des Kindermörders Freddy Krueger.

                                                    Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Gesamtergebnis dann allerdings schon, schwankt Fields Werk doch tonal immer wieder zwischen bitterböse und melancholisch, sodass dem Zuschauer das Lachen oftmals im Halse stecken bleibt. Auch ist „Little Children“ mit seiner Laufzeit von 130 Min. eine Spur zu lang geraten und hätte die eine oder andere Kürzung vertragen können. Doch auch so steht am Ende ein sehenswertes Filmerlebnis in schwül-sommerlicher Atmosphäre, das auf eigenwillige Art und Weise knisternde Erotik, schwarzen Humor und eine gute Portion Gesellschaftskritik miteinander verbindet.

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