Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • Mein lieber kidhan,
    Zehn Bösewichte - ja, NUR zehn
    Ich frage dich:
    Wie soll das geh'n?

    1. Der Reverend (Guy Pearce) aus "Brimstone"
    2. John Morlar (Richard Burton) aus "Der Schrecken der Medusa"
    3. Charles Rankin (Orson Welles) aus "Die Spur des Fremden"
    4. Harry Powell (Robert Mitchum) aus "Die Nacht des Jägers"
    5. Adam Cramer (William Shatner) aus "Weißer Terror"
    6. Vincent (Tom Cruise) aus "Collateral"
    7. Nola Carveth (Samantha Eggar) aus "Die Brut"
    8. Gregory Anton (Charles Boyer) aus "Das Haus der Lady Alquist"
    9. Elijah Price (Samuel L. Jackson) aus "Unbreakable" und "Glass"
    10. Peter und Paul (Frank Giering und Arno Frisch) aus "Funny Games"

    Sorry an Norman Bates, Hannibal Lecter, Annie Wilkes, Leland Gaunt, Pennywise, Kurt Dussander, Auric Goldfinger, Hans Landa, Hans Gruber, Henry Potter, Samara, John Doe, Schwester Ratched, Michael Myers, Leatherface, Lord Voldemort, Sauron, Darth Vader, Scar, G'mork, den T-1000, den Weißen Hai, das Alien uvm...

    30
    • 6

      Die von Ruben Fleischer (Venom, Uncharted) inszenierte Horrorkomödie „Zombieland“ sorgte gemeinsam mit einigen anderen Vertretern in den 00er Jahren dafür, dass das als auserzählt geltende Zombiegenre neue Impulse erhielt.

      In Folge einer Virus-Epidemie sind weite Teile der amerikanischen Bevölkerung zu Zombies mutiert. Der neurotische Columbus (Jesse Eisenberg) ist dank selbst aufgestellter Regeln den Untoten bisher erfolgreich entkommen. Auf dem Weg zu seiner Familie nach Ohio begegnet er dem draufgängerischen Tallahassee (Woody Harrelson) und schließt rasch Freundschaft mit ihm. Weitere Verbündete im Kampf gegen die Untoten findet das ungleiche Duo in den beiden Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin)…

      Die Geschichte von Fleischers Genrekomödie ist schnell erzählt und hat kaum etwas zu bieten, das über das Kennenlernen und Zusammenraufen der vier Hauptfiguren und ihr gemeinsames Vorgehen gegen die Zombies hinausgeht. Mehr als von der extrem simplen Roadmovie-Story lebt „Zombieland“ somit von den gegensätzlichen Charakteren und ihrem Auskommen untereinander. Dank der bestens aufgelegten Castmitglieder funktioniert dies die meiste Zeit über aber ziemlich gut, sorgt doch speziell die Chemie zwischen dem ängstlichen Columbus und seinem schlagfertigen Freund und Mentor Tallahassee für mehrere amüsante Situationen.

      Im etwas ereignisarm geratenen Mittelteil macht sich dann allerdings dann doch das Fehlen zündender Drehbuchideen bemerkbar, zumal die Untoten hier für längere Zeit von der Bildfläche verschwinden und erst im Finale wieder präsent sind. Auch gelingt es Fleischer nicht, eine so apokalyptische Stimmung einzufangen wie etwa der im gleichen Jahr erschienene „Carriers“. Dafür punktet sein Film jedoch immerhin mit der recht niedlichen Lovestory zwischen Columbus und Wichita und auch die Effekte können sich trotz des häufigen CGI-Einsatzes insgesamt recht gut sehen lassen.

      30
      • 6

        Im australischen Thriller „Truck Driver“ unter der Regie von Richard Franklin (Psycho 2, Link – Der Butler) macht Stacy Keach als verschrobener LKW-Fahrer Jagd auf einen Serienkiller.

        Pat Quid (Stacy Keach) fährt mit einem Kühllaster voller Schweinehälften durch das australische Outback. Sein einziger Weggefährte ist sein Dingo Boswell, mit dem Pat skurrile Unterhaltungen führt und sich Geschichten über andere Reisende ausdenkt. Bei einem Motel in der Nähe von Melbourne legt Pat eine Ruhepause ein und wird dabei auf einen sich merkwürdig benehmenden Van-Fahrer (Grant Page) aufmerksam, der zusammen mit einer Anhalterin im Motel eincheckt. Als Pat tags darauf aus dem Radio erfährt, dass eine Anhalterin ermordet wurde, glaubt er, einem kaltblütigen Killer auf der Spur zu sein. Unterstützung bei der Verfolgung des Van-Fahrers erhält Pat von der jungen Ausreißerin Pamela (Jamie Lee Curtis)…

        Franklins Thriller weist zahlreiche Parallelen zu Filmen wie „Duell“ (1971) oder „Hitcher, der Highway Killer“ (1986) auf und diente darüber hinaus als Inspirationsquelle für „Wolf Creek“ (2005). Zudem erinnert das Farbenspiel in der Auftaktszene stark an den klassischen Giallo. Im Vergleich zu diesen Werken geht es in „Truck Driver“ allerdings deutlich humorvoller zu, lebt der Film doch über weite Strecken von seinem eigenwilligen Protagonisten und dessen ulkigen (Selbst-) Gesprächen.

        Obgleich einzelne Szenen auf unerwartete Weise aufgelöst werden, ist die Story des Films doch insgesamt sehr simpel gehalten und hat keine größeren Überraschungen zu bieten. Dafür punktet „Truck Driver“ jedoch mit seiner verspielten Regie, setzt Richard Franklin doch immer wieder auf ungewöhnliche Kamerafahrten und -perspektiven. So etwa, wenn er uns die Gäste einer Bar per Rundumschwenk vorstellt oder sich die Lampen des Vans in den Augen des Protagonisten widerspiegeln. Zwischendurch gibt es zudem auch ein paar Autostunts zu bewundern, welche ein wenig an den ersten Teil der „Mad Max“-Reihe erinnern und den insgesamt recht unterhaltsamen Gesamteindruck abrunden.

        Danke @Chionati, YupYum und TschunaSan für den Tipp!

        32
        • 9

          In fünf Taxen um die Welt: Der von Jim Jarmusch (Ghost Dog, Paterson) inszenierte „Night on Earth“ nimmt seine Zuschauer mit auf eine unvergessliche Reise rund um den Globus und schickt sie durch ein wahres Wellenbad der Emotionen.

          In fünf kurzen Episoden, die in Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki spielen und sich alle in der gleichen Nacht zutragen, erzählt Jarmuschs Film vom Aufeinandertreffen von fünf außergewöhnlichen Taxifahrern mit ihren ebenso außergewöhnlichen Fahrgästen. Unterlegt mit einem eingängigen, von Kathleen Brennan und Tom Waits beigesteuerten Soundtrack und in ungemein stimmungsvolle Bilder der nächtlichen Großstädte gehüllt, ergibt sich so ein höchst unterhaltsames Kaleidoskop einzelner Geschichten und Schicksale, die von extrem witzig und skurril bis hin zu aufwühlend und berührend reichen und dabei lose durch wiederkehrende Motive miteinander verbunden sind.

          Getragen wird „Night on Earth“ dabei von einem fantastischen Darstellerensemble, zu welchem u.a. Winona Ryder (Edward mit den Scherenhänden), Gena Rowlands (Gloria, die Gangsterbraut), Armin Mueller-Stahl (Eastern Promises) und Roberto Benigni (Das Leben ist schön) gehören, welche allesamt Gelegenheit zu Glänzen erhalten. Eine Besonderheit des Films stellt derweil dar, dass sämtliche Darsteller in ihrer jeweiligen Muttersprache reden, woraus auch ein Großteil des Humors entspringt. So verfällt etwa Armin Mueller-Stahl immer wieder ins Deutsche, da seiner Figur oftmals die passenden englischen Begriffe fehlen und Quasselstrippe Roberto Benigni darf als Taxifahrer in Rom wie wild auf Italienisch plappern.

          Obwohl Jarmuschs Film auch immer wieder ernste Themen anspricht und die Atmosphäre der dunklen, in den späteren Episoden völlig menschenleeren Straßen durchaus etwas Unheimliches an sich hat, strahlt „Night on Earth“ dabei jederzeit sehr viel Herzenswärme aus und schafft es mühelos, den Zuschauer für die so unterschiedlichen Charaktere und ihre jeweiligen Eigenheiten zu begeistern.
          So steht am Ende ein faszinierender Städtetrip, der ebenso nachdenklich wie brüllend komisch ausfällt und uns die jeweiligen Metropolen und ihre Bewohner von einer völlig neuen Seite zeigt.

          31
          • 5

            Mit „Showdown in Little Tokyo“ serviert Regisseur Mark L. Lester (Der Feuerteufel, Das Phantom-Kommando) ein anspruchsloses Stück Buddy-Action, welches seine diversen Drehbuchschwächen vor allem mit einem hohen Gewaltgrad und reichlich nackter Haut zu kompensieren versucht.

            Der Stadtteil ‚Little Tokyo‘ in Los Angeles wird von einer Yakuza-Organisation unter der Führung von Funekei Yoshida (Cary-Hiroyuki Tagawa) kontrolliert, die in internationale Drogengeschäfte verwickelt ist. Um die Organisation zur Strecke bringen, wird der in Japan aufgewachsene Cop Chris Kenner (Dolph Lundgren) zusammen mit seinem neuen Partner Johnny Murata (Brandon Lee) auf den Fall angesetzt. Chris hat zudem auch ein persönliches Interesse an der Ausschaltung der Yakuza, da Yoshida einst seine Eltern ermordete…

            Regisseur Lester legt keinen gesteigerten Wert auf eine tiefergehende Ausarbeitung von Handlung und Charakteren und stopft die knapp 80 Min. seines Films lieber randvoll mit Action. So bestehen etwa zwei Drittel der Laufzeit daraus, dass das Cop-Duo am jeweiligen Aufenthaltsort der Yakuza aufkreuzt und den Laden ordentlich aufmischt. Das hat zwar phasenweise – wie etwa bei der Klopperei im Badehaus – einen gewissen Unterhaltungswert, fühlt sich auf Dauer allerdings auch sehr redundant an. An Spannung büßt das Geschehen zudem dadurch ein, dass Chris und Johnny als übermenschlich stark dargestellt werden und es im Handumdrehen mit einer Überzahl an Gegnern aufnehmen können. Erschwerend hinzu kommt, dass „Showdown in Little Tokyo“ sich eine ganze Spur zu ernst nimmt und anders als der ähnlich angelegte „Rush Hour“ (1998) kaum mit Humor und flotten Sprüchen punkten kann, zumal Lundgren und Lee dafür auch viel zu hölzern agieren.

            Im Vergleich mit anderen Buddy-Cop-Werken verfügt Lesters Film dafür über einige sehr explizite Gewaltspitzen, welche zumeist aus der Vorliebe des Yakuza-Bosses für das Abtrennen von Körperteilen resultieren. Auch wer Lundgrens eingeölte Muskeln oder Tia Carreres üppige Oberweite (bzw. die ihres Körperdoubles) bestaunen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

            Fazit: Der Inbegriff eines soliden Durchschnittskloppers.

            30
            • 8

              „Aufstand der Aufrechten“, der auch unter dem weniger reißerischen Titel „Eine Farm in Montana“ firmiert, ist ein ruhig erzählter Spätwestern von Alan J. Pakula (Die Unbestechlichen, Vertrauter Feind), der sehr viel Wert auf eine differenzierte Figurenzeichnung legt und mit epischen Landschaftspanoramen sowie einem stark aufspielenden Ensemble aufwartet.

              Montana während des Zweiten Weltkriegs: Die alleinstehende Ella Connors (Jane Fonda) hat von ihrem Vater eine große Farmlandschaft geerbt und setzt alles daran, um diese weiter betreiben zu können. Der Unternehmer Jacob Ewing (Jason Robards) hat schon seit langer Zeit ein Auge auf die attraktive Frau geworfen und drängt sie zur Heirat. Zugleich erhofft sich Ewing, Ella ihr Land abluchsen zu können. Ella jedoch wehrt sich vehement gegen alle Versuche des Unternehmers. Unerwartete Unterstützung erhält sie vom Kriegsveteran Frank Athearn (James Caan), der von einem Handlanger Ewings angeschossen wurde und nun von Ella gesund gepflegt wird. Gemeinsam versuchen sie, die großen Rinderherden im Tal zusammenzutreiben, um ihr Fleisch gewinnbringend zu verkaufen…

              Pakulas Werk sticht aus der Masse der Westernproduktionen schon allein durch die Zeit hervor, in der die Geschichte angesiedelt ist. So tauchen hier anders als in vielen anderen Genrebeiträgen Autos und Flugzeuge auf und auch der Zweite Weltkrieg findet am Rande immer wieder Erwähnung. Zugleich wirkt „Aufstand der Aufrechten“ jedoch auch wie eine Hommage an die alten Klassiker des Genres. So erinnert etwa der Ausbruch der Rinderherden in einer Szene stark an Howard Hawks‘ „Red River“ (1948).

              Weit mehr als von solchen Actionmomenten lebt Pakulas Film allerdings von der ausführlichen Auseinandersetzung mit seinen Figuren und ihren Beziehungen zueinander. Für das Genre eher untypisch verfügt der Film mit der von Jane Fonda verkörperten Ella über eine sehr toughe und selbstbewusste Protagonistin, die sich gegenüber den männlichen Charakteren zu behaupten weiß. James Caan indes verkörpert einen sehr sensiblen und nachdenklichen Typ Mann, der im krassen Gegensatz zu den vielen machohaften Cowboys steht, die für gewöhnlich das Genre dominieren. Unbedingt zu loben ist auch die differenzierte Darstellung des Antagonisten, dessen Beweggründe für den Zuschauer ebenfalls nachvollziehbar gemacht werden und der aufgrund von Jason Robards‘ zurückgenommener Performance umso bedrohlicher wirkt. Eine wichtige Nebenrolle hat zudem Richard Farnsworth (The Straight Story) inne, der mit diesem Film seinen späten Karrieredurchbruch feierte und für seine emotional berührende Darstellung als rechte Hand der Protagonistin seine erste Oscar-Nominierung einheimsen konnte.

              Als kleiner Makel in diesem trotz seiner langsamen Gangart jederzeit begeisternden Western erweist sich lediglich das abrupte Ende, hätte sich Pakula doch gut und gerne noch 5-10 Minuten mehr Zeit für den Showdown nehmen können. Dies ändert jedoch nichts daran, dass „Aufstand der Aufrechten“ ein großartiges Filmerlebnis in malerischen Bildern darstellt.

              29
              • 5 .5
                über Sinola

                „Sinola“ ist ein sich deutlich an den Italo-Western orientierendes Werk des Genreexperten John Sturges (Zwei rechnen ab, Die glorreichen Sieben), der vor allem in audiovisueller Hinsicht zu überzeugen weiß, dessen dünne Geschichte jedoch nicht viel zu bieten hat.

                Der eigensinnige Pferdezüchter Joe Kidd (Clint Eastwood) steht in der Kleinstadt Sinola wegen Wilderei und Erregung öffentlichen Ärgernisses vor Gericht, als eine Bande mexikanischer Aktivisten um deren Anführer Luis Charma (John Saxon) den Gerichtssaal stürmt und zum Aufstand gegen die Großgrundbesitzer aufruft, welche den Mexikaner ihren rechtmäßigen Besitz vorenthalten. Frank Harlan (Robert Duvall), einer dieser mächtigen Landbesitzer, will Joe Kidd daraufhin anheuern, um den geflohenen Charma ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen. Auf ihrem Weg in die Berge muss Joe jedoch alsbald erkennen, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat…

                Sturges‘ Film verfügt über herrliche Landschaftsbilder sowie einen eingängigen Lalo Schifrin-Score und versteht es darüber hinaus, eine ähnlich einnehmende Atmosphäre wie die Italo-Western jener Zeit zu erzeugen. Das von Elmore Leonard (Jackie Brown, Todeszug nach Yuma) verfasste Drehbuch gibt hingegen nicht sonderlich viel her und holt aus der eigentlich sehr modernen Prämisse um den Besitzanspruch der Bauern so gut wie gar nichts heraus.

                Darüber hinaus lässt auch die Figurenzeichnung des Films sehr zu wünschen übrig, sodass man als Zuschauer zu keinem der Charaktere einen echten Zugang findet. Während Clint Eastwood in der Hauptrolle im Grunde nur sein Standardrepertoire des grimmigen Antihelden abspult und auch Robert Duvall nur wenig Gelegenheit zum Glänzen bekommt, verschwindet der von John Saxon verkörperte Revolutionsführer für die Hälfte der Laufzeit komplett von der Bildfläche.

                Ein lahmer Start sowie ein – trotz Lokomotive – recht konventionelles Finale haben somit zur Folge, dass dieser insgesamt nur durchschnittliche Western einzig im gelungenen Mittelteil ein paar Pluspunkte sammeln kann.

                32
                • 6

                  Neben seiner Filmkunst ist der französische Regisseur Roger Vadim (…und immer lockt das Weib, Die Beute) vor allem dafür bekannt, gleich mehrere schlagzeilenträchtige Beziehungen mit berühmten Schauspielerinnen geführt zu haben. Für seine frivole SciFi-Komödie „Barbarella“ besetzte Vadim dann auch passenderweise seine dritte Ehefrau Jane Fonda, die mit der Rolle der Weltraum-Amazone zum Sexsymbol aufstieg.

                  Im Jahr 40.000 erhält die Astronavigatrice Barbarella (Jane Fonda) von der Regierung ihres Heimatplaneten Erde den Auftrag, den verschollenen Wissenschaftler Durand Durand (Milo O’Shea) ausfindig zu machen, welcher eine Laserwaffe entwickelt hat, die den galaktischen Frieden bedroht. Auf dem Weg ins Sonnensystem ‚Tau Ceti‘, in dem Durand Durand zuletzt gesehen worden sein soll, stürzt Barbarella jedoch gleich zweimal mit ihrem Raumschiff ab und macht dabei einige bemerkenswerte Bekanntschaften…

                  Vadims mit den Jahren zum Kultfilm avancierter SciFi-Spaß startet gleich mal mit einem sinnlichen Striptease in der Schwerelosigkeit und lebt auch in der Folge von seiner sehr zeigefreudigen Protagonistin und ihren schrillen, hautengen Kostümen. Schließlich verhalf „Barbarella“ nicht ohne Grund auch dem für die Outfits mitverantwortlichen Modeschöpfer Paco Rabanne zum internationalen Durchbruch. Lobenswert sind außerdem die vielen kreativen Kulissen, auch wenn diesen das recht niedrige Budget des Films durchaus anzumerken ist.

                  Während einige Ideen – wie etwa die Sex-Pille oder die Orgasmus-Orgel – auch heute noch Spaß machen, gibt es jedoch auch immer wieder schwächere Phasen, in denen es an Tempo und Dynamik fehlt. Auch verpasst Vadim die Chance, die feministischen Ansätze der Geschichte deutlicher herauszustellen und die Protagonistin zu mehr als einem bloßen Lustobjekt werden zu lassen. Als bildgewordene Utopie der 68er-Bewegung ist dieses bunte Weltraumspektakel jedoch allemal einen Blick wert, zumal sich derzeit ein Remake mit Sydney Sweeney in der Hauptrolle in der Planung befindet.

                  34
                  • 4 .5

                    Für den fünften Teil des „Chucky“-Franchise nahm Stammdrehbuchschreiber Don Mancini erstmals selbst das Regiezepter in die Hand und setzte die im Vorgänger „Chucky und seine Braut“ (1998) begonnene Familiengeschichte der Mörderpuppe fort. Entstanden ist dabei eine absurd-überdrehte Horrorkomödie, die mit allerlei Meta-Gags und Anspielungen auf berühmte Filmklassiker daherkommt, dabei aber weder sonderlich witzig ausfällt, noch über den leichten Gruselfaktor der Vorgängerteile verfügt.

                    Die lebendige Bauchrednerpuppe Glen/Glenda (Billy Boyd) sieht ihm TV einen Trailer für den nächsten ‚Chucky‘-Film und identifiziert die darin auftauchenden Mörderpuppen Chucky (Brad Dourif) und Tiffany (Jennifer Tilly) als ihre Eltern. In einem Requisitenraum in Hollywood macht Glen/Glenda die Puppen ausfindig und erweckt sie zu neuem Leben. Chucky ist zunächst wenig angetan von seinem Sprössling, findet mit der Zeit jedoch Gefallen daran, ihn ebenfalls zum Killer auszubilden. Unterdessen ist Schauspielerin Jennifer Tilly am Tiefpunkt ihrer Karriere angekommen und versucht verzweifelt, die Rolle der Jungfrau Maria in einem Bibelepos des Rappers Redman zu ergattern. Dabei kreuzt sich ihr Weg mit dem der mörderischen Puppenfamilie…

                    Während die Vorgängerteile zum Teil noch recht düster daherkamen, ist „Chuckys Baby“ nun näher an einer Schwarzen Komödie mit vereinzelten Splatterelementen. Das Hollywood-Setting nutzt Don Mancini dabei ähnlich wie schon zuvor Wes Craven für „Freddy’s New Nightmare“ (1994) und „Scream 3“ (2000), um die Filmbranche und ihre Eigenheiten aufs Korn zu nehmen. Die Anspielungen, die von Ed Wood bis Julia Roberts reichen, sind zwar für Kenner ganz nett, rufen jedoch kaum mehr als ein müdes Lächeln hervor. Bemerkenswert ist es allerdings schon, mit welcher Konsequenz hier insbesondere Jennifer Tilly ihr eigenes Image durch den Kakao zieht und die gescheiterte Mimin gibt, die für ein Rollenangebot wirklich alles tun würde.

                    Während die handgemachten Puppeneffekte zum Großteil wieder überzeugen können, sieht insbesondere die vom Rest der Handlung losgelöste und ziemlich sinnbefreite Anfangssequenz mehr nach Computerspiel aus. Darüber hinaus fehlt dem fünften Teil auch der schäbig-dreckige Look, der noch die frühen Vertreter der Reihe kennzeichnete. Einige der Kills fallen dafür immerhin recht saftig aus und sind auch mehr oder weniger kreativ gestaltet. Erwähnenswert ist zudem noch, dass der Film immer wieder auf Themen wie Geschlechtsidentität und Rollenbilder eingeht. Das wirkt für eine Produktion von 2004 zwar einerseits sehr progressiv, fühlt sich in so einer derbhumorigen Horrorkomödie aber auch reichlich deplatziert an.

                    Insgesamt dürften deshalb nur eingefleischte „Chucky“-Fans bei Teil 5 auf ihre Kosten kommen. Alle anderen werden wohl allein schon aufgrund der Absurdität des Geschehens frühzeitig abgeschreckt sein.

                    26
                    • 1. Psycho (1960)
                      2. Pippi Langstrumpf (1969)
                      3. Für eine Handvoll Dollar (1964)
                      4. Ein Mann wird gejagt (1966)
                      5. Wiegenlied für eine Leiche (1964)
                      6. Das Dschungelbuch (1967)
                      7. Der Zug (1964)
                      8. Planet der Affen (1968)
                      9. Das Appartement (1960)
                      10. Schloss des Schreckens (1961)

                      34
                      • 6

                        Ehe John Carpenter dem Slasher-Genre mit „Halloween“ (1978) zum endgültigen Durchbruch verhalf, gab es schon einige Prototypen in der Filmlandschaft, die sich ähnlicher Muster bedienten. Zu diesen Vorläufern zählt auch der unter der Regie von Alfred Sole (Tanya’s Island, Freitag der 713.) entstandene „Alice, Sweet Alice“, welcher auch unter dem Alternativtitel „Communion – Messe des Grauens“ firmiert.

                        New Jersey in den frühen 1960er Jahren: Die alleinerziehende Catherine Spages (Linda Miller) lebt mit ihren beiden Töchtern Alice (Paula E. Sheppard) und Karen (Brooke Shields) in einer kleinen Mietwohnung. Die ungleichen Schwestern können einander nicht leiden und geraten immer wieder in Streit miteinander, wobei Alice meist als Hauptschuldige ausgemacht wird. Als der junge Pater Tom (Rudolph Willrich), ein enger Freund von Catherine, Karen zur Vorbereitung auf die Feier ihrer Erstkommunion eine Kette mit einem Kruzifix schenkt, reagiert Alice entsprechend neidisch. Während der Messfeier kommt es dann schließlich zu einem furchtbaren Zwischenfall: Karen wird von einer maskierten Gestalt in eine Holzkiste gesperrt und bei lebendigem Leib verbrannt. Der Verdacht fällt auf ihre Schwester Alice…

                        „Alice, Sweet Alice“ erzeugt von Beginn an eine ganz sonderbare, beinahe hypnotische Stimmung, wozu neben dem markanten, mit Kinderstimmen unterlegten Score vor allem die grotesk-überzeichneten Charaktere beitragen. So wirken selbst Nebenfiguren wie der fettleibige Nachbar oder die zwielichtige Leiterin der psychiatrischen Klinik, in welche Alice im späteren Verlauf eingewiesen wird, als ob sie einem Kuriositätenkabinett entstammen. Hierzu passen dann auch die überdrehten Performances der Castmitglieder, zwischen denen die junge Paula E. Sheppard als Pubertierende mit sadistischer Ader fast eine Art Ruhepol bildet.

                        Seine Spannung bezieht Soles eigenwilliger Mix aus Slasher und Psychodrama dabei lange Zeit aus der Frage nach der Identität des Killers, kann man als Zuschauer trotz aller Hinweise doch nie ganz sicher sein, ob wirklich Alice hinter den mysteriösen Vorgängen steckt. Als wichtige Inspirationsquelle diente Sole dabei offenkundig Nicolas Roegs Psychohorror „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973), was allein schon anhand des gelben Regenmantels, den der Killer während seiner Taten trägt, deutlich wird. Zugleich steckt Soles Film voll religiöser Symbolik und verzerrt christliche Traditionen ins Groteske – so etwa, wenn die Gläubigen beim Empfang der Kommunion ihre Zungen hervorstrecken.

                        Ankreiden lässt sich „Alice, Sweet Alice“ neben dem in den Killszenen etwas verunglückten Schnitt derweil vor allem, dass sich der Film im letzten Drittel zu weit von seiner jungen Protagonistin entfernt und die Chance verpasst, sich noch eingehender mit Alice‘ Psyche und dem bröckelnden Familiengefüge zu befassen.

                        31
                        • 6
                          Kenduskeag 16.05.2024, 11:30 Geändert 16.05.2024, 11:32

                          Basierend auf einem Roman von Richard Jessup schuf der sich seinerzeit noch am Anfang seiner Karriere befindende Regisseur Norman Jewison (In der Hitze der Nacht, Hurricane) mit „Cincinnati Kid“ eine unter Pokerspielern angesiedelte Milieustudie, die vornehmlich von ihrem hervorragenden Darstellerensemble getragen wird.

                          New Orleans in den 1930ern: Der junge Eric Stoner (Steve McQueen) ist unter seinem Spitznamen ‚Cincinnati Kid‘ zu einem der größten Pokerstars der Stadt aufgestiegen. Als der berühmte Lancey Howard (Edward G. Robinson) nach New Orleans kommt, sieht Eric die Gelegenheit gekommen, den Altmeister in einem ‚Stud Poker‘-Duell zu schlagen und seinen Ruf endgültig zu zementieren. Um an sein Ziel zu gelingen, setzt er sogar die Beziehung zu seiner Freundin Christian (Tuesday Weld) aufs Spiel. Bei seinem Versuch, den Altmeister auf ehrliche Weise zu besiegen, funkt Eric jedoch der wohlhabende Wetter Slade (Rip Torn) dazwischen, der das Spiel zu Erics Gunsten manipulieren will, um sich an Lancey für eine vorangegangene Demütigung zu rächen…

                          Speziell zu Beginn lebt Jewisons Film von seiner schwülen Südstaatenatmosphäre, ehe er sich im späteren Verlauf zum Kammerspiel rund um den Pokertisch wandelt. Die simple Geschichte über das Duell zwischen Alt und Jung hat dabei im Grunde nicht viel zu bieten, sodass „Cincinnati Kid“ viel mehr von seinen Charakteren und ihren jeweiligen Beziehungen zueinander zehrt. Wenn der Protagonist etwa in einer Szene zu Anfang in der Badewanne liegt und sich von seiner Freundin von dem französischen Film erzählen lässt, den sie zuvor im Kino gesehen hat, dann könnte dieser alltägliche Dialog beinahe ebenso gut aus einem Werk von Quentin Tarantino stammen. Obgleich das Aufeinandertreffen zwischen Eric und seinem Kontrahenten durchaus etwas Nervenkitzel bereithält, ist „Cincinnati Kid“ jedoch alles andere als ein Spannungsfilm und lässt sich sehr viel Zeit, um das finale Kartenduell in aller Ruhe vorzubereiten.

                          Dafür, dass trotz des recht gemächlichen Erzähltempos keine Langeweile aufkommt, sorgt in erster Linie der großartige Cast, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Ann-Margret (Die Kunst zu lieben) als sexy Femme Fatale und Karl Malden (Ich beichte) als ihr Versager-Ehemann gehören. Insbesondere das nuancierte Mienenspiel von McQueen und Robinson passt dabei perfekt zur Pokerthematik. Mit Komponist Lalo Schifrin (Mission: Impossible), Editor Hal Ashby (Harold and Maude) und dem für den Titelsong verantwortlichen Ray Charles (Hit the Road Jack) tragen zudem noch einige weitere bekannte Persönlichkeiten zu einem insgesamt positiven Filmerlebnis bei.

                          Fazit: Kein ‚Royal Flush‘ unter den Pokerfilmen, aber auch alles andere als nur ein großer Bluff.

                          32
                          • 6

                            Knarrende Türen, zerspringende Fensterscheiben, Spieluhren und ein die Treppe herabspringender Spielball – „Das Grauen“ enthält nahezu sämtliche Elemente, die als typisch für den Geisterhaushorror gelten. Was dem Genrebeitrag von Peter Medak (Romeo Is Bleeding, Species 2) an originellen Ideen und kreativen Impulsen abgeht, gleicht er jedoch durch die kompetente Inszenierung sowie die ansprechende Performance des Hauptdarstellers wieder aus.

                            Der Komponist und Musikdozent John Russell (George C. Scott) verliert bei einem tragischen Autounfall Frau und Tochter. Um seinen Verlust zu verarbeiten, mietet er ein abgelegenes Herrenhaus des angesehenen Senators Joe Carmichael (Melvyn Douglas), das seit zwölf Jahren leer stand. Schon bald nach Johns Einzug kommt es in dem alten Haus jedoch zu seltsamen Vorkommnissen. Gemeinsam mit Claire Norman (Trish Van Devere), die ihm das Haus vermittelt hatte, kommt der Komponist einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur…

                            Schon relativ früh werden hier die Karten offen auf den Tisch gelegt, sodass das Rätsel um das Geisterhaus schon etwa ab der Mitte in weiten Teilen gelöst ist und im Folgenden fast nur noch Einzelheiten zu klären sind. Dennoch hält Medaks Werk bis zum Schluss eine gewisse Grundspannung aufrecht und vermag bis zum Finale für schaurige Unterhaltung zu sorgen.

                            Zwar wirken einige Details der Geschichte nicht ganz durchdacht und auch die große Überraschung bleibt letztlich aus, doch profitiert „Das Grauen“ dafür von seiner stimmigen Atmosphäre, zu der auch einige sehr ungewöhnliche Kameraperspektiven beitragen, die beim Zuschauer immer wieder für ein Gefühl des Unbehagens sorgen. Ein wenig zu aufdringlich fällt hingegen der Einsatz von Score und Soundeffekten aus, da diese an einigen Stellen nicht zu der subtilen Machart des Films passen wollen.

                            Ausdrücklich zu loben ist hingegen die Darbietung von Hauptdarsteller George C. Scott, der als trauernder Familienvater einerseits lernen muss, über seinen Verlust hinwegzukommen, andererseits bei der Suche nach der Wahrheit aber auch eine enorme Verbissenheit an den Tag legt. Als sehr angenehm erweist sich auch, dass Medaks Film auf etwaige Nebenschauplätze verzichtet und sich ganz der Geschichte um das alte Haus und seiner tragischen Vergangenheit verschreibt.

                            Vielen Dank @Der_Ryan_M, Superman1895, YupYum und SoboTheBigLebowski fürs Neugier schüren!

                            34
                            • 1. Apocalypse Now (1979)
                              2. Michel in der Suppenschüssel (1971)
                              3. Der Exorzist (1973)
                              4. Einer flog über das Kuckucksnest (1975)
                              5. Paper Moon (1973)
                              6. Atemlos vor Angst (1977)
                              7. Der Schrecken der Medusa (1978)
                              8. Der weiße Hai (1975)
                              9. Taxi Driver (1976)
                              10. Wer Gewalt sät (1971)

                              31
                              • 4

                                Der von Kimble Rendall (Cut, Guardians of the Tomb) inszenierte „Bait“ ist ein australischer Tierhorrorfilm, der sich selbst deutlich ernster nimmt, als es der deutsche Zusatztitel vermuten lässt, dabei aber unter schwachem CGI, stereotypen Charakteren und einem vorhersehbaren Drehbuch leidet, sodass das Potenzial der durchaus ansprechenden Prämisse nie ganz ausgeschöpft wird.

                                In einem unterirdisch gelegenen Supermarkt, der soeben überfallen wird, begegnet Josh (Xavier Samuel) zufällig seiner Ex-Freundin Tina (Sharni Vinson) und ihrem neuen Freund Steven (Yuwu Qi) wieder. Da bricht plötzlich ein gewaltiger Tsunami über den Küstenort herein und setzt den Supermarkt sowie die dazugehörige Tiefgarage unter Wasser. Zu den Überlebenden, zu denen auch das Räuberduo gehört, beginnt ein Kampf auf Leben und Tod, hat der Tsunami doch mehrere Haie in den Supermarkt gespült…

                                Rendalls Film stammt aus jener Zeitphase, in der man viele Produktionen mit 3D-Effekten aufzupeppen versuchte, die heute umso hässlicher aussehen. Trotz mancher Parallele ist „Bait“ dann aber doch nicht ganz so dröge wie ein „Shark Night 3D“ (2011) oder so quatschig wie „Meg“ (2018). Auch hält sich der Nervfaktor der Figuren einigermaßen in Grenzen, obgleich sämtliche Versuche, ihnen Tiefe zu verleihen, von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind.

                                Als weitaus bedauerlicher als die platten Dialoge oder die gelangweilten Performances der Castmitglieder erweist sich jedoch, dass „Bait“ so wenig mit seinem klaustrophobischen Setting anfangen kann und sich über weite Strecken darauf beschränkt, die auf den Regalen hockenden Protagonisten mehr oder weniger sinnvolle Fluchtpläne schmieden zu lassen, deren Umsetzung zumindest für vereinzelte Spannungsmomente sorgt.

                                30
                                • 7

                                  Nach dem großen Erfolg von „Der Fremde im Zug“ (1951) suchte Alfred Hitchcock nach dem passenden Stoff für seinen nächsten Film und kam dabei auf das französische Theaterstück „Nos deux consciences“ zurück, welches ihn bereits seit den 30er Jahren faszinierte. Anhand dieser Vorlage entwickelte er mit seinen Drehbuchautoren den Thriller „Ich beichte“, der sich auf fesselnde Art und Weise mit dem moralischen Dilemma eines katholischen Priesters auseinandersetzt.

                                  Michael Logan (Montgomery Clift) ist ein junger Pater einer kleinen Gemeinde im kanadischen Québec. Eines Nachts trifft er in der Kirche auf den für die Gemeinde arbeitenden Hausmeister Otto Keller (O.E. Hasse), der völlig aufgelöst zu sein scheint und unbedingt die Beichte ablegen möchte. Der Hausmeister beichtet dem Pater, dass er soeben den Anwalt Villette (Ovila Légaré) bestohlen und ermordet habe. Als Logan später von der Polizei befragt wird, will er aufgrund des Beichtgeheimnisses keine genauen Angaben zur Tatnacht machen. Da der Priester zudem selbst ein Geheimnis hütet, macht ihn sein beharrliches Schweigen schon bald selbst zum Hauptverdächtigen…

                                  Wie später auch „Psycho“ (1960) startet „Ich beichte“ mit einer Kamerafahrt durch ein offenes Fenster, welches den Blick aus etwas Ungeheuerliches preisgibt. In diesem Fall ist es jedoch nicht etwa die Affäre einer Sekretärin, sondern die Leiche des ermordeten Anwalts, die auf dem Boden liegt. In der Folge befasst sich der Thriller einmal mehr mit einem der Lieblingsmotive des Regisseurs: Jenes des unschuldig Verfolgten. Dadurch, dass es sich bei der Hauptfigur um einen katholischen Priester handelt, der sich an das Schweigegebot gebunden fühlt, bekommt der Fall allerdings noch eine zusätzliche Würze. Wie gut Hitchcocks Film letztlich beim Zuschauer abschneidet, hängt dann auch stark davon ab, ob es gelingt, sich auf die Ausgangslage der Geschichte einzulassen und die Beweggründe des Protagonisten nachvollziehen zu können.

                                  Wem dies gelingt, der bekommt einen über weite Strecken packenden Thriller mit einem Hauch von Melodram geboten, der zwar den für den Regisseur typischen Humor weitgehend vermissen lässt, dafür aber mit stilvollen Schwarzweiß-Bildern punktet, die eine düstere Noir-Atmosphäre erzeugen. Unter den Darstellern stechen derweil besonders Montgomery Cliff als zwischen seinen menschlichen Gefühlen und der Verantwortung seines Amtes hin- und hergerissener Priester sowie O.E. Hasse als dessen Gegenspieler hervor, doch auch die übrigen Castmitglieder um Anne Baxter (Die zehn Gebote), Dolly Haas (Broken Blossoms) und Karl Malden (Endstation Sehnsucht) erhalten ausreichend Gelegenheit zu glänzen.

                                  Was Hitchcocks Film im Mittelteil aufgrund einiger etwas zu ausführlich geratener Rückblenden an Tempo verliert, macht er schließlich mit einem sehr intensiven und spannungsgeladenen Finale wieder wett.

                                  38
                                  • 6

                                    Die Dokumentation „Kraft der Utopie – Leben mit Corbusier in Chandigarh“ von Thomas Karrer und Karin Bucher befasst sich mit der indischen Planstadt Chandigarh, welche nach der Teilung Indiens im Jahr 1947 von dem umstrittenen schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier entworfen wurde, der auch aufgrund seiner radikalen Ideen als einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts gilt.

                                    Karrer und Bucher begeben sich einerseits auf Spurensuche, um die Ursprünge der Planstadt zu ergründen, beschäftigen sich jedoch auch mit der gegenwärtigen Lage in Chandigarh, gehen der Frage nach, was von den Träumen und Idealen der Stadtplaner übriggeblieben ist und werfen einen Blick in die Zukunft.
                                    Hierfür lassen die Filmemacher mehrere der heutigen Einwohner der Stadt zu Wort kommen und lassen sie erklären, was es bedeutet, in einer Planstadt zu leben, die sich derart von anderen indischen Metropolen unterscheidet und einen Mittelweg zwischen Tradition und Wachstum finden muss.

                                    Der ungewöhnliche Architekturstil der Stadt sorgt dabei auch heute noch für faszinierende Bilder, obgleich Teile von Chandigarh vom Verfall bedroht sind und nicht alle Ideen Le Corbusiers die Zeit überdauert haben. Andererseits ist es jedoch sehr schwierig, als Zuschauer eine konkrete Aussage aus der Dokumentation mitzunehmen, da die geführten Interviews vornehmlich das individuelle Lebensgefühl der Interviewten widerspiegeln.

                                    33
                                    • 8 .5

                                      Hier liegt die Leiche von Mary Skye
                                      Sie starb im Alter von 103
                                      Bis 15 ist sie Jungfrau gewesen
                                      Das ist der Rekord hier
                                      So steht es zu lesen

                                      Mit seinem nervenaufreibenden Horrorthriller „Der weiße Hai“ schuf Regisseur Steven Spielberg (Jurassic Park, Schindlers Liste) den ersten Sommerblockbuster der Kinogeschichte und sorgte an den US-Stränden für rückläufige Besucherzahlen.

                                      Als am Strand des Badeorts Amity die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, deutet alles auf eine tödliche Haiattacke hin. Der zuständige Polizeichef Brody (Roy Scheider) drängt deshalb auf eine sofortige Schließung der Badestrände, um weitere Todesfälle zu verhindern. Die Stadtverwaltung um Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton) befürchtet jedoch, dass Spekulationen über einen menschenfressenden Hai dem Tourismus schaden könnten, und will eine Schließung um jeden Preis verhindern. Bald darauf kommt es zu einem weiteren Unglück…

                                      Basierend auf einem Roman von Peter Benchley, der später auch die Vorlagen für weitere maritime Thriller wie „Die Tiefe“ (1977) und „Freibeuter des Todes“ (1980) lieferte, inszenierte der junge Spielberg einen wahren Kassenknüller, der sich zahlreicher Mechanismen bedient, die schon sein Debütwerk „Duell“ (1971) zu einem fesselnden Stück Terrorkino gemacht hatten. Unterlegt mit John Williams‘ markantem Score und mit Richard Dreyfuss (Die Nacht hat viele Augen) und Robert Shaw (Der Clou) auch in den weiteren Rollen stark besetzt, entwickelt sich so ein packendes Filmvergnügen mit reichlich Abenteuerflair, das bei all dem Horror und all den Schockmomenten auch immer wieder Zeit für augenzwinkernden Humor findet.

                                      Da sich neben den herrlich anzusehenden Aufnahmen des Badeortes auch die verwendeten Hai-Attrappen sehen lassen können und Spielberg es versteht, die Spannungsschrauben mit zunehmender Laufzeit immer fester zu ziehen, hat sein kurzweiliger Sommerblockbuster nach wie vor nichts von seinem Biss verloren.

                                      36
                                      • 3

                                        „Psycho 4“ unter der Regie des genreerfahrenen Mick Garris (Critters 2, Quicksilver Highway) markiert den Abschluss der „Psycho“-Reihe und ist Fortsetzung und Prequel zugleich.

                                        Norman Bates (Anthony Perkins) ruft bei einer Radio-Talkshow an, die sich an diesem Abend mit Muttermördern befasst. Er erzählt aus seiner Jugendzeit, in der er als Teenager (Henry Thomas) gemeinsam mit seiner Mutter Norma (Olivia Hussey) im alten Bates-Haus wohnte und von dieser psychisch missbraucht wurde. Zudem kündigt der nach wie vor unter seinem Kindheitstrauma leidende Norman an, in Kürze einen weiteren Mord zu begehen…

                                        Während die Rahmenhandlung rund um die Radioshow die Geschehnisse aus den vorherigen Teilen fortsetzt, wird in ausführlichen Rückblenden die Lebensgeschichte des mörderischen Protagonisten durchgekaut. „E.T.“-Star Henry Thomas ist dabei eigentlich eine recht gute Wahl für die Rolle des jungen Norman und auch der bereits von seiner AIDS-Erkrankung gezeichnete Anthony Perkins müht sich, noch einmal an den Glanz seiner Paraderolle anzuknüpfen, doch kommen auch sie nicht gegen die eklatanten Drehbuchschwächen und die allenfalls mittelmäßige Inszenierung an.

                                        Das größte Problem von „Psycho 4“ liegt dabei darin, dass Garris‘ Film seine Hauptfigur und dessen Vergangenheit entmystifiziert und Antworten auf Fragen liefert, die nie jemand gestellt hat. Beim Versuch, das komplexe Mutter-Sohn-Verhältnis zu beleuchten, ergeht sich der Film in peinlichen Klischees, reiht eine Belanglosigkeit an die nächste und ist in vielen Momenten unfreiwillig komisch. Statt Grusel und Suspense bekommt man als Zuschauer somit nur lahme Dialoge geboten, die die Hintergründe von Normans Bluttaten zu erklären versuchen.

                                        Auf diese Weise schleppt sich dieser letzte Teil der Reihe seinem absurden Finale entgegen, in dem noch einmal sämtliche Schwächen des Films zu Tage treten.

                                        33
                                        • 4

                                          Mit dem im Weltraum spielenden „Critters 4“ fand die Reihe um die gefräßigen Pelzbiester ein vorläufiges Ende.

                                          Im Jahr 2045 entdeckt die Crew des Raumschiffs ‚RSS Tesla‘ im All eine rätselhafte Kapsel und nimmt diese mit an Bord. Bald darauf erhält die Besatzung um den schmierigen Captain Rick (Anders Hove) eine Nachricht vom intergalaktischen Rat, der sie anweist, die Kapsel zur nächstgelegenen Raumstation zu bringen. Als der neugierige Captain die Kapsel entgegen aller Anweisungen öffnet, befreit er damit nicht nur Kopfgeldjäger Charlie (Don Keith Opper) aus einem fünfzigjährigen Kälteschlaf, sondern lässt auch die letzten Exemplare der mörderischen Critters frei…

                                          Der vierte Ableger der Horrorreihe knüpft unmittelbar an das Ende des Vorgängers an und stellt nun wieder vermehrt den schusseligen Charlie in den Mittelpunkt. Abgesehen vom abermaligen Wechsel des Settings hat „Critters 4“ jedoch nicht allzu viel Neues zu bieten und wiederholt nur die bereits aus den Vorgängern bekannten Elemente.

                                          Im Unterschied zu den ersten drei Teilen mangelt es „Critters 4“ jedoch an Charme und Leichtigkeit, sodass die an „Alien“ (1979) angelehnte Story rund um die Dezimierung der Raumschiffcrew sehr dröge und einfallslos daherkommt. Da es - anders als noch in Teil 3 - zudem an Sympathieträgern fehlt und auch von Spannung und Grusel kaum die Rede sein kann, gibt es über Teil 4 nur wenig Positives zu sagen.

                                          Als besonders enttäuschend erweist sich, dass die Critters nunmehr nur noch Randerscheinungen in ihrer eigenen Filmreihe sind und sich der Film allzu oft mit den Auseinandersetzungen unter den menschlichen Charakteren aufhält. So vergeht etwa eine halbe Stunde, bis wir die kleinen Ungeheuer überhaupt zum ersten Mal zu Gesicht bekommen und auch danach fallen ihre Auftritte äußerst dürftig aus.
                                          Zumindest ein wenig aufgewogen werden die vielen Defizite des vierten Teils durch die engagierte Darstellerriege, welcher immerhin prominente Namen wie Angela Bassett (Black Panther) und Brad Dourif (Der Herr der Ringe: Die zwei Türme) angehören.

                                          29
                                          • 6 .5

                                            „Parasiten-Mörder“ zählt zu den Frühwerken des Bodyhorror-Spezialisten David Cronenberg (Videodrome, A History of Violence) und stellte für den Kanadier den ersten kommerziellen Erfolg seiner Karriere dar.

                                            Der Arzt Roger St. Luc (Paul Hampton) führt eine Praxis in einem luxuriösen Apartment-Komplex außerhalb von Montreal. Überraschend erhält er eine Einladung seines Uni-Professors Dr. Hobbes (Fred Döderlein), zu dem Roger seit Jahren keinen Kontakt hatte. Als er Hobbes‘ Apartment betritt, findet Roger dort zu seinem Entsetzen die Leiche des Professors sowie die einer Studentin vor. Alles deutet darauf hin, dass Dr. Hobbes die junge Frau ermordet und anschließend Suizid begangen hat. Mithilfe von Hobbes‘ Kollegen Rollo Linsky (Joe Silver) kommt Roger dem furchterregenden Hintergrund der Bluttat auf die Spur und schon bald schweben sämtliche Bewohner des Apartment-Komplexes in höchster Gefahr…

                                            „Parasiten-Mörder“ enthält bereits zahlreiche Themen und Motive, die Cronenbergs späteres Werk prägen sollten. So geht es auch hier schon um körperliche Veränderungen, Sexualität und Verfall und wie in vielen Cronenberg-Filmen spielen auch hier Ärzte und Wissenschaftler die Hauptrollen.

                                            Noch ehe wir dessen Bewohner kennenlernen, stellt uns der Film anhand von Dia-Bildern jedoch zunächst den Apartment-Komplex selbst vor, in dem sich beinahe alle Szenen des Films abspielen. Im späteren Verlauf der Handlung kehren wir dann zu all den anfänglich präsentierten Schauplätzen – wie der Tiefgarage und dem Swimmingpool – zurück. Ohnehin wirkt es so, als sei Cronenberg deutlich mehr am Ort des Geschehens als an den einzelnen Charakteren des Films interessiert, die alle recht schablonenhaft daherkommen. Dank der soliden Performances der Castmitglieder fällt dies allerdings kaum ins Gewicht, zumal die beklemmende, an die Werke George A. Romeros erinnernde Stimmung in Verbindung mit der nüchternen Erzählweise von Beginn an eine gewisse Sogwirkung erzeugt.

                                            Punkten kann Cronenbergs Frühwerk darüber hinaus mit seinen starken, mitunter ziemlich ekligen Effekten und der zwar wenig subtilen, dafür aber durchaus effektiven Symbolik. So steht am Ende ein über weite Strecken fesselnder, kammerspielartiger Horrorschocker, der mit einigen verstörenden Bildern und einer dichten, zuweilen gar apokalyptisch anmutenden Atmosphäre auftrumpft.

                                            30
                                            • 8

                                              Basierend auf einem Roman von Donn Pearce schuf Regisseur Stuart Rosenberg (Amityville Horror, Brubaker) mit „Der Unbeugsame“ ein sozialkritisches Gefängnisdrama, das sich auf gleichsam unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Weise mit Themen wie Unterdrückung, Freiheitsdrang sowie der Rolle des Einzelnen in einer von Regeln und Gesetzen bestimmten Gesellschaft auseinandersetzt und dabei von einem hervorragenden Hauptdarsteller getragen wird.

                                              Weil er unter Alkoholeinfluss mehrere Parkuhren demoliert hat, wird der Kriegsveteran Luke Jackson (Paul Newman) zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe in einem Strafgefangenenlager verurteilt. Dort gerät er schon bald mit dem großspurigen Dragline (George Kennedy) aneinander, der sich zum Anführer der Häftlinge aufgeschwungen hat. Nach und nach erarbeitet sich der verwegene Neuling jedoch den Respekt seiner Mithäftlinge, schreckt Luke doch nicht davor zurück, gegen die Wärter und ihre drakonischen Strafen aufzubegehren…

                                              Ohne lange Umschweife steigt der Film in die episodenhaft angelegte Geschichte des furchtlosen Häftlings ein, der sich nichts und niemandem unterordnen will und sich keiner Verordnung der Aufseher beugt. Auf inhaltlicher Ebene ähnelt Rosenbergs Drama dabei Filmen wie „Papillon“ (1973) oder „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975), während die schwül-heiße Atmosphäre in Kombination mit der Gitarren- und Banjomusik Pate für „O Brother, Where Art Thou“ (2000) gestanden haben könnte. Ähnlich wie das Werk der Coen Brüder durchzieht auch Rosenbergs Film ein schelmischer Humor, der immer wieder für Auflockerung zwischen anrührenden und dramatischen Szenen sorgt.

                                              Als stärkster Trumpf erweist sich jedoch die einnehmende Performance von Paul Newman, welcher in der Rolle des Häftlings mit dem gewinnenden Lächeln vollkommen aufgeht und die ganze Bandbreite seines Könnens präsentieren darf. Den weiteren Castmitgliedern, zu denen u.a. noch Luke Askew (Easy Rider), Harry Dean Stanton (Paris, Texas) und Dennis Hopper (Apocalypse Now) zählen, bleibt dabei mit Ausnahme von George Kennedy kaum mehr als die Rolle der Stichwortgeber für die große Newman-Show, doch schadet dies dem starken Gesamteindruck dieses abwechslungsreichen Rebellenporträts zu keiner Zeit.

                                              33
                                              • 4
                                                über Meteor

                                                Der von Ronald Neame (Die Höllenfahrt der Poseidon, Die Akte Odessa) inszenierte „Meteor“ ist ein spannungsarmer Katastrophenthriller mit größtenteils schwachen Spezialeffekten, der vornehmlich von seiner namhaften Besetzung sowie seiner wohlmeinenden Versöhnungsbotschaft zehrt.

                                                Die USA während des Kalten Krieges: Nach der Kollision mit einer Raumfähre steuert ein gewaltiger Meteor auf die Erde zu, dessen Einschlag eine neue Eiszeit herbeiführen würde. Um dies zur verhindern, wendet sich NASA-Chef Harry Sherwood (Karl Malden) hilfesuchend an den Wissenschaftler Dr. Paul Bradley (Sean Connery), der einen mit Atomraketen bestückten Satelliten entwickelt hat, der den Meteor zerstören könnte. Da die Existenz des Satelliten jedoch strenger Geheimhaltung unterliegt und dessen Raketen gegenwärtig auf Ziele in Russland und China gerichtet sind, befürchtet die US-Regierung, dass ein Einsatz der Atomwaffen zu einer politischen Eskalation führen könnte…

                                                1979 neigte sich die erste Hochphase der Katastrophenfilme nach mehreren großen Kinoerfolgen bereits wieder ihrem Ende entgegen. Dass „Meteor“ seinerzeit an den Kassen baden ging, dürfte allerdings nicht nur auf schlechtes Timing zurückzuführen sein, bleibt Neames Film doch auch qualitativ hinter vielen anderen Genrebeiträgen jener Dekade zurück und kommt insgesamt viel zu dröge und unspektakulär daher.
                                                Zudem bleibt auch das filmische Potenzial, welches eine Zusammenarbeit zwischen Ost und West im Angesicht einer globalen Bedrohung birgt, weitgehend ungenutzt, da „Meteor“ dieses brisante Thema nur sehr oberflächlich angeht und sich zu sehr in den immergleichen Streitgesprächen verliert.

                                                Den einzigen echten Lichtblick in Neames Werk stellt somit die prominente Darstellerriege dar, zu der in weiteren Rollen u.a. noch Natalie Wood (West Side Story), Martin Landau (Sleepy Hollow) und Henry Fonda (Spiel mir das Lied vom Tod) gehören, schafft es diese mit ihren routinierten Performances doch, „Meteor“ vor der Lächerlichkeit zu bewahren.

                                                31
                                                • 5
                                                  Kenduskeag 23.04.2024, 13:00 Geändert 24.04.2024, 10:05

                                                  Einst im Fahrwasser von „Gremlins“ (1984) gestartet, bauten sich auch die scharfzahnigen Critters rasch ihre eigene Fangemeinde auf. So kam es dann auch, dass nach dem Low Budget-Erfolg der beiden Vorgänger 1991 ein dritter Teil unter der Regie von Kristine Peterson (Träume des Wahnsinns, Lower Level) erschien.

                                                  Witwer Clifford (John Calvin) kehrt mit seinen Kindern Annie (Aimee Brooks) und Johnny (die Zwillinge Christian und Joseph Cousins) aus dem Urlaub heim nach Los Angeles, wo sich die Familie eine Hochhauswohnung mit einem Rentnerehepaar teilt. Der raffgierige Eigentümer des Hauses (William Dennis Hunt) setzt alles daran, um die Mieter rauszuekeln und hat dafür gesorgt, dass sich Ratten im Haus ausbreiten. Noch ahnt niemand, dass auch die außerirdischen Critters sich im Hochhaus eingenistet haben…

                                                  Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger trifft „Critters 3“ einige sinnvolle Entscheidungen, die Petersons Film wieder stärker an die Tonalität des Originals anknüpfen lassen. Hierzu gehört, dass mit dem Hochhauskomplex wieder ein beengtes Setting gewählt wurde, in dem die Bedrohung durch die stacheligen Außerirdischen wieder besser zur Geltung kommt. Zudem wurde die Rolle der Kopfgeldjäger deutlich verkleinert, was zu weniger Albernheiten rund um deren Verwandlungskünste führt. Als Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger erweist sich auch, dass diesmal auf unpassendes Product-Placement für den „Playboy“ verzichtet wurde und die Handlung somit nicht durch aufdringliche Magazin-Werbung beeinflusst wird.

                                                  Von einem wirklich guten Film ist der dritte Teil der Reihe trotz dieser Verbesserungen allerdings dennoch ein gutes Stück entfernt, was auch damit zusammenhängt, dass „Critters 3“ zu sehr auf zahme Familienunterhaltung getrimmt ist und nur über wenige Schockmomente verfügt, die das Horrorfan-Herz schneller schlagen lassen. Wer sich jedoch mit den liebenswert-schrulligen Charakteren anfreunden kann, zu denen auch der von Leonardo DiCaprio verkörperte Stiefsohn des Hauseigentümers gehört und massenkompatible Genrefilme im Geiste von Spielberg-Produktionen wie „Poltergeist“ (1982) oder „Das Wunder in der 8. Straße“ (1987) mag, wird mit dem dritten Ableger der Horrorreihe aber dennoch recht solide unterhalten.

                                                  32
                                                  • 5 .5

                                                    Für „Psycho 3“ nahm Hauptdarsteller Anthony Perkins gleich selbst auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte eine weitere Fortsetzung des Hitchcock-Klassikers, die sich noch stärker als der direkte Vorgänger an den damals so populären Teenie-Slashern orientiert.

                                                    Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch verlässt die junge Novizin Maureen Coyle (Diana Scarwid) ihr Kloster und stößt bei der Suche nach einer Unterkunft auf ‚Bates Motel‘. Dort trifft sie den erfolglosen Rockmusiker Duane Duke (Jeff Fahey) wieder, mit dem sie zuvor schon per Anhalter mitgefahren war und der nun eine Aushilfsstelle im Motel angenommen hat. Unterdessen untersucht die Reporterin Tracy Venable (Roberta Maxwell) das mysteriöse Verschwinden der Kellnerin Emma Spool (Claudia Bryar) und fühlt dazu dem als geheilt geltenden Norman Bates (Anthony Perkins) auf den Zahn…

                                                    „Psycho 3“ enthält zahlreiche Anspielungen auf Hitchcocks Original, erinnert mit seiner Eröffnungsszene, in der die Novizin einen Glockenturm hinaufsteigt und sich von oben hinunterstürzen will, zunächst aber an einen anderen schwindelerregenden Klassiker des Master of Suspense. In der Folge knüpft Perkins‘ Regiedebüt an die Geschehnisse des zweiten Teils an, führt jedoch auch mehrere neue Charaktere ein und revidiert einige Entscheidungen des Vorgängers.

                                                    Vor allem hinsichtlich der von ihm erzeugten Gruselatmosphäre weiß auch der dritte Teil der Reihe zu überzeugen. Regiedebütant Perkins setzt dazu auf ein stimmungsvolles Farbenspiel, wechselt von Erdtönen bei Tageslicht zu Rot- und Grüntönen in der Nacht, was den dritten „Psycho“-Teil mitunter in die Nähe des Giallo-Genres rückt. Zudem verfügt Perkins‘ Horrorfortsetzung über ein paar kreative Szenenübergänge, wenn etwa Norman durch die Tür eines Krankenhauszimmers geht und plötzlich wieder in seinem Wohnhaus steht.

                                                    Inhaltlich offenbart dieser dritte Teil jedoch deutliche Abnutzungserscheinungen, da die Geschichte um Norman Bates im Grunde längst auserzählt ist und sich allmählich im Kreis zu drehen beginnt. Entsprechend kommen Spannung und Nervenkitzel hier nur noch phasenweise auf, zumal die mit deplatziert wirkenden, religiösen Motiven aufgeladene Geschichte ohne jede Überraschung bleibt und in ihrem Verlauf schon früh vorherzusehen ist.

                                                    Dafür punktet „Psycho 3“ jedoch immerhin mit einer guten Prise schwarzen Humors und begibt sich zwischendurch gar auf die Metaebene, wenn Norman auf dem Klavier plötzlich das Maintheme des Originals anspielt.
                                                    Auch dank des abermals in seiner Rolle des psychopathischen Killers aufgehenden Anthony Perkins hinterlässt „Psycho 3“ somit letztlich noch einen soliden Gesamteindruck.

                                                    36