Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 5 .5

    Kinozuschauer, die unter Arachnophobie leiden, müssen dieser Tage wieder ganz besonders tapfer sein, stehen derzeit mit „Infested“, „Sting“ und einem angekündigten „Arachnophobia“-Remake doch gleich mehrere Filme in den Startlöchern, die ihre Ängste ausgiebig bedienen dürften.

    Insofern lohnt sich vielleicht der (erneute) Blick in den eher komödiantisch angelegten „Arac Attack“, in dem die Arachnoiden eher wie Monster mit Hang zum Schabernack statt wie eine Furcht einflößende Bedrohung wirken.

    Chris McCormick (David Arquette) kehrt nach zehnjähriger Abwesenheit in seinen Heimatort, einem verschlafenen Minenarbeiterstädtchen in Arizona, zurück, wo er seine Jugendliebe Samantha Parker (Kari Wuhrer) wiedertrifft, die als Sheriff im Ort für Recht und Ordnung sorgt. Zeitgleich hat ein Lastwagenfahrer einen Unfall, bei dem ein Fass mit gefährlichen Chemikalien in einen See fällt. Da der Einsiedler Joshua (Tom Noonan), welcher in der Nähe des Sees exotische Spinnen züchtet, seine vielbeinigen Haustiere mit Grillen aus dem verseuchten See füttert, kommen diese in Kontakt mit der Chemikalie und zeigen schon bald enorme Wachstumsschübe, die sie zu einer Gefahr für den ganzen Ort werden lassen…

    „Arac Attack“ versteht sich einerseits als liebevolle Hommage an die B-Movies der 50er Jahre und nimmt das Subgenre andererseits auch ein wenig aufs Korn, indem er statt auf Spannung und Grusel vornehmlich auf launige Dialoge und überzeichnete Charaktere setzt.

    Diese Mischung erweist sich zwar als nicht sonderlich packend, bietet aber zumindest recht charmante Unterhaltung, woran auch der sympathische Cast, dem u.a. auch die junge Scarlett Johansson (Jojo Rabbit) angehört, entscheidenden Anteil hat. Dennoch hätten etwas mehr Einfallsreichtum und mehr Szenen wie jene, in denen Ashley in ihrem Kinderzimmer attackiert und eingesponnen wird, dem von Ellory Elkayem (Return of the Living Dead 4, Trouble ohne Paddel 2) inszenierten Tierhorror gut zu Gesicht gestanden. Darüber hinaus hätte auch die Eskalation im Shoppingcenter, welches im letzten Drittel zum Hauptschauplatz wird, noch deutlich mehr Potenzial geboten.

    Trotz dieser verschenkten Möglichkeiten und der größtenteils eher mittelprächtigen CGI-Effekte steht am Ende dennoch ein kurzweiliges Gruselvergnügen, das allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

    29
    • 6 .5
      über Frantic

      Mit „Frantic“ wandelt Regisseur Roman Polanski (Der Pianist, Der Gott des Gemetzels) auf den Spuren Alfred Hitchcocks und schickt einen Amerikaner auf eine verzweifelte Suche durch ein unheilvolles und bedrohliches Paris.

      Der angesehene Chirurg Dr. Richard Walker (Harrison Ford) und seine Ehefrau Sondra (Betty Buckley) reisen zu einem Ärztekongress in Paris, auf dem Richard einen Vortrag halten soll. Im Hotel angekommen, müssen sie feststellen, dass Sondras Koffer offenbar am Flughafen vertauscht worden ist. Richard tätigt einen Anruf, um das Missverständnis aufzulösen und den richtigen Koffer zurückzubekommen und steigt anschließend unter die Dusche. Als er danach ins Zimmer zurückkommt, ist Sondra urplötzlich verschwunden. Schon bald erhärtet sich sein Verdacht, dass seine Frau entführt worden sein muss…

      „Frantic“ nutzt zahlreiche aus den Werken des ‚Master of Suspense‘ bekannte Motive und fühlt sich daher über weite Strecken wie eine große Verbeugung vor Hitchcocks Schaffen an. Besonders deutlich fallen dabei die Parallelen zu „Der Mann, der zuviel wusste“ (1956) und „Vertigo“ (1958) ins Auge. Zugleich erinnert Polanskis Film jedoch auch an die Paranoia-Thriller der 70er Jahre, zieht „Frantic“ seinen Reiz doch speziell in der ersten Hälfte aus der völligen Ungewissheit über den Verbleib der Verschwundenen sowie dem verdächtigen Benehmen der französischen Amtsträger, auf die der Chirurg bei seinen Nachforschungen trifft. Mehr als der simpel angelegte Plot ist es jedoch die sogartige Atmosphäre der fremden Stadt, in der der Protagonist fortwährend auf taube oder der englischen Sprache nicht mächtige Ohren stößt, die das Interesse des Zuschauers aufrecht hält.

      Wer sich angesichts dieser Voraussetzungen nun nervenzerrendes Spannungskino erhofft, wird allerdings eher enttäuscht werden, ähnelt „Frantic“ doch eher einer unheimlichen, von Ennio Morricones Score begleiteten Sightseeing-Tour, bei der sich der Protagonist an jeden noch so kleinen Strohhalm klammert und von einem Hinweis zum nächsten taumelt. Frischen Wind bringt erst der Auftritt der schönen Michelle (Emmanuelle Seigner), die als auf jede Form der Etikette pfeifende Drogenschmugglerin im krassen Gegensatz zu dem vornehmen Chirurgen steht und eine seltsame Faszination auf ihn und das Publikum ausübt.

      Dies führt schließlich sogar dazu, dass man als Zuschauer diesem ungleichen Paar unbedingt ein Happy End wünscht, während das Schicksal der verschwundenen Ehefrau beinahe zur Nebensache wird.

      32
      • 6

        „Big Jake“ ist ein amüsanter Spätwestern von Regisseur George Sherman (Gegen alle Flaggen, Der Speer der Rache), der ganz auf seinen Star in der Titelrolle zugeschnitten ist.

        1909: Jacob ‚Big Jake‘ McCandles (John Wayne) lebt seit vielen Jahren getrennt von seiner Frau Martha (Maureen O’Hara), die mit den gemeinsamen Kindern und den Enkeln auf einer Ranch nahe der mexikanischen Grenze wohnt. Als der skrupellose Bandit John Fain (Richard Boone) mit seiner Bande die Ranch überfällt und Jacobs kleinen Enkel ‚Little Jake‘ (Ethan Wayne) entführt, um Lösegeld von der Familie zu erpressen, setzt der alternde Revolverheld alles daran, um den Jungen zu retten…

        Shermans Western wartet gleich zu Beginn mit einem ersten kleinen Highlight auf, wenn in einer launigen Bilderschau das Leben in Großstädten wie New York und Washington D.C. mit jenem im Wilden Westen verglichen wird.

        Trotz des ernsten Storyhintergrunds um die Kindesentführung ist der Tonfall in „Big Jake“ auch in der Folge recht heiter und humorvoll, sodass Shermans Werk bisweilen an die zur gleichen Zeit aufkommenden Genreparodien erinnert. Viele der Gags entspringen dabei dem Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne, muss sich der alte Protagonist doch in einer Welt zurechtfinden, in der es neben Autos und Motorrädern auch neuartige Schusswaffen gibt und die Jüngeren ihre eigenen Wege gehen wollen.

        Ohnehin wirkt „Big Jake“ wie der Versuch, den Staffelstab an die nächste Generation weiterzugeben, steht hier neben John Waynes Söhnen Patrick und Ethan doch auch Robert Mitchums Sohn Christopher vor der Kamera.

        Begleitet von einem eingängigen Elmer Bernstein-Score und mit prächtigen Landschaftsbildern aufwartend, hinterlässt „Big Jake“ somit einen recht unterhaltsamen Gesamteindruck, obgleich die simpel angelegte Geschichte ohne jede Überraschung auskommt und jederzeit altbekannten Mustern folgt.

        28
        • 6

          Der zu den Mitbegründern des „New Hollywood“-Kinos zählende Arthur Penn (Bonnie und Clyde, Little Big Man) schuf mit „Die heiße Spur“ eine entschleunigte Kombination aus Kriminalthriller und Charakterstudie, die vor allem von ihren feinen Nuancen und viel Zeitkolorit lebt.

          Der in einer Sinnkrise steckende Privatdetektiv Harry Moseby (Gene Hackman) wird von der gescheiterten Filmdiva Arlene Iverson (Janet Ward) damit beauftragt, ihre von zu Hause ausgerissene Teenager-Tochter Delly (Melanie Griffith) wiederzufinden. Gleichzeitig bemerkt Harry, dass seine Frau Ellen (Susan Clark) eine Affäre hat und spioniert ihr heimlich nach. Schon bald kann er die verschwundene Teenagerin in Florida aufspüren, doch damit ist der Fall noch längst nicht abgeschlossen…

          „Die heiße Spur“ ist ein sehr ruhiges, gänzlich unaufgeregt erzähltes Werk, das mit seiner Neo-Noir-Stimmung und der zunächst banal anmutenden Story ein wenig an Polanskis „Chinatown“ (1974) erinnert. So hat man als Zuschauer lange Zeit über das Gefühl, dass sämtliche Karten bereits früh auf dem Tisch liegen und Penns Film im Grunde nicht viel zu sagen hat. Erst im Finale wird die Komplexität der Handlung ersichtlich und die schlussendliche Auflösung stellt den bisherigen Verlauf ein Stück weit auf den Kopf.

          Mehr als von spektakulären Wendungen lebt „Die heiße Spur“ jedoch von seiner 70er Jahre-Atmosphäre, den psychosexuellen Untertönen und den Seitenhieben auf eine von Verlogenheit und Profitgier geprägte Filmbranche. Hinzu gesellt sich ein trockener Humor, der für etwas Auflockerung in dem ansonsten eher ernst und düster gehaltenen Film sorgt. Punkten kann Penns Werk zudem mit ansprechenden Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Jennifer Warren (Schlappschuss), Edward Binns (Die zwölf Geschworenen) und James Woods (Videodrome) gehören.

          Wer sich auf das langsame Erzähltempo einlassen kann, bekommt somit einen durchaus gelungenen, wenngleich nicht sonderlich spannungsintensiven Noir-Krimi geboten.

          31
          • 5

            Der unter der Regie von J. Lee Thompson (Ein Köder für die Bestie, Ab in die Ewigkeit) entstandene „Mackenna’s Gold“ ist ein uneinheitlich inszenierter Spätwestern mit teils bizarren Elementen, der den Großteil des vorhandenen Potenzials auf dem Ritt durch die Wüste liegen lässt.

            Marshal Mackenna (Gregory Peck) erschießt in Notwehr einen alten Indianerhäuptling, in dessen Besitz sich eine Landkarte befindet, die zum sagenumwobenen Canyon del Oro führen soll, der der Legende nach einen gewaltigen Goldschatz beherbergt. Mackenna, der nicht an die Existenz des Goldschatzes glaubt, prägt sich die Karte ein, ehe er sie verbrennt. Während der Marshal das Grab für den toten Häuptling aushebt, wird er vom Gesetzlosen Colorado (Omar Sharif) überrascht, der mit seiner Bande die Verfolgung des Indianers aufgenommen hatte und hinter dem Goldschatz her ist. Da nur Mackenna den Inhalt der verbrannten Karte kennt, soll er Colorado nun zu dem legendären Canyon führen…

            Thompsons Film könnte als kurzweiliger, kleiner Abenteuerstreifen funktionieren, wird jedoch trotz der nur dünnen Geschichte zum über zweistündigen Westernepos aufgeblasen, das sich phasenweise wie Kaugummi zieht und von einer unnötigen Erzählerstimme begleitet wird. Dass man hier nur das Skelett eines wohl ursprünglich noch viel größer angelegten Films zu sehen bekommt, lässt sich schon daran erkennen, dass in kleinen Nebenrollen so prominente Namen wie Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken), Telly Savalas (Kojak) und Edward G. Robinson (Die Spur des Fremden) dabei sind, die allesamt nur wenig zu tun bekommen und nach ihrem ersten Auftreten alsbald schon wieder aus der Geschichte verschwinden.

            Von ähnlich schwankender Qualität wie das episodenhafte Drehbuch ist zudem auch die Bildqualität, wechseln sich doch eindrucksvolle Landschaftspanoramen der weiten Wüstenlandschaft immer wieder mit seltsam körnigen Aufnahmen ab. Deutlich als solche erkennbar sind zudem auch die Rückprojektionen in den meisten Reitszenen, sodass „Mackenna’s Gold“ trotz seiner prächtigen Wüstenbilder ein gewisser Studiolook anhaftet. Als gelungen hingegen sind die wenigen, aus der POV-Perspektive gefilmten Reitszenen zu bezeichnen, an denen u.a. auch der junge Praktikant George Lucas mitwirkte.

            Trotz all seiner Mängel verfügt Thompsons Western jedoch zumindest über einen gewissen Abenteuercharme im Stile von „Indiana Jones“ und hebt sich durch seine Goldsucherstory zumindest ein wenig von der Masse der Genrebeiträge ab.

            28
            • 4 .5

              „Sphere“ unter der Regie von Barry Levinson (Rain Man, Sleepers) ist ein mit Logiklücken gespickter, sehr langatmiger SciFi-Thriller, der fast ausschließlich von seinen Schauwerten lebt und diverse Versatzstücke des Genres zu einer recht kruden Mixtur verrührt.

              Die US-Army stößt auf dem Meeresboden auf ein vermeintlich außerirdisches Raumschiff, das bereits vor mehreren hundert Jahren abgestürzt sein muss. Um es zu erforschen, wird ein Team von Wissenschaftlern um den Psychologen Dr. Norman Goodman (Dustin Hoffman) und dessen Ex-Frau, die Biochemikerin Dr. Elizabeth Halperin (Sharon Stone) zur Fundstelle hinab gesandt. Im Raumschiff angekommen, machen die Wissenschaftler alsbald eine ungeheuerliche Entdeckung…

              Basierend auf einem Roman Michael Crichtons, fühlt sich „Sphere“ wie eine unausgegorene Kombination aus Filmen wie „Alien“ (1979) und „Abyss“ (1989) an, schafft es dabei jedoch nie, deren Intensität zu erreichen und ergeht sich stattdessen in pseudophilosophischen Dialogen ohne Mehrwert. Die Entscheidung, die Geschichte in viele kleine Kapitel zu unterteilen, verstärkt den Eindruck, es hier mit einem weitgehend zusammenhanglosen Flickenteppich zu tun zu haben, dabei noch zusätzlich, folgt auf jede kleine Erkenntnis doch gleich wieder ein krasser Spannungsabfall.

              Selbst der prominente Cast, zu dem u.a. noch Queen Latifah (Der Knochenjäger), Liev Schreiber (Spotlight) und Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) gehören, vermag hier kaum etwas zu retten, wirken Hoffman und Co. doch die meiste Zeit über wie auf verlorenem Posten, während Sharon Stone sich gar als glatte Fehlbesetzung erweist.
              Hier und da scheint zwar immer mal wieder durch, dass hinter all dem eine eigentlich recht interessante Story stecken muss, doch verliert sich „Sphere“ viel zu sehr in nervigen Reibereien unter den Crewmitgliedern, statt sich auf seine durchaus beachtlichen Unterwasserbilder und die Geheimnisse des Raumschiffs zu konzentrieren.

              27
              • 7

                Der durch eine Figur aus dem Roman „Die Unersättlichen“ von Harold Robbins angeregte „Nevada Smith“ ist ein abwechslungsreicher Rachewestern unter der Regie des genreerprobten Henry Hathaway (Niagara, Der Marshal), der ein nach Vergeltung trachtendes Halbblut auf eine abenteuerliche Odyssee durch die ‚Frontier‘-Staaten schickt.

                In dem Glauben, dass sein Vater einen Goldschatz gefunden habe, foltern und ermorden die drei Banditen Fitch (Karl Malden), Coe (Martin Landau) und Bowdre (Arthur Kennedy) die Eltern des Halbbluts Max Sand (Steve McQueen). Von unbändigem Rachedurst angetrieben, macht sich der unerfahrene junge Mann auf, um die Mörder aufzuspüren und eigenhändig zur Strecke zu bringen. Unterstützung erhält er vom Waffenhändler Cord (Brian Keith), der den unbedarften Max mit den rauen Sitten des Wilden Westens vertraut macht…

                Regisseur Hathaway verzichtet für seinen Rachewestern auf eine längere Einführung und steigt direkt in die zwar simpel angelegte, aber jederzeit fesselnde Handlung ein. Dabei ist der blonde McQueen als Indianerhalbblut zwar rein optisch alles andere als eine Idealbesetzung, meistert die Rolle des ‚Greenhorns‘, das sich mit der Zeit zum abgebrühten Revolverhelden mausert, jedoch mehr als souverän.

                Anders als in vielen anderen Genrebeiträgen, die nur innerhalb eines einzigen Bundesstaates spielen, jagt der Protagonist die Mörder hier durch den halben Südwesten, was Hathaways Werk umso mehr in die Nähe des Abenteuerfilms rückt. Als größtes Highlight kann hierbei der in einem Strafgefangenenlager in den Sümpfen Louisianas spielende Mittelteil angesehen werden, der schonmal einen Vorgeschmack auf McQueens spätere Paraderolle in „Papillon“ (1973) bietet.

                Lediglich das Finale dieses für einen US-Genrebeitrag recht harten und weitgehend humorlosen Westerns fällt ein wenig ab, da Max und sein Gegenspieler ihre Karten im Grunde schon frühzeitig aufdecken, sich aber dennoch noch eine Weile unnötig belauern. Dieser fehlende Schuss Raffinesse schadet dem starken Gesamteindruck jedoch – wenn überhaupt – nur minimal.

                Funfact: Der Name ‚Nevada Smith‘ diente später als Inspiration für einen ikonischen Harrison Ford-Charakter.

                31
                • 8

                  In seinem mit Thrillerelementen angereicherten Roadmovie-Drama erzählt Clint Eastwood (Million Dollar Baby, Gran Torino) auf einnehmende Weise von einer zum Scheitern verurteilten Freundschaft und setzt sich dabei kritisch mit einer von Waffengewalt geprägten Gesellschaft sowie der US-amerikanischen ‚Law and Order‘-Politik auseinander.

                  Texas 1963: Der Kriminelle Butch Haynes (Kevin Costner) bricht gemeinsam mit seinem Mitinsassen Terry Pugh (Keith Szarabajka) aus dem Gefängnis aus. Auf ihrer Flucht nehmen die beiden Männer den achtjährigen Phillip (T. J. Lowther) als Geisel. Als Terry Phillip attackiert, wird er von Butch erschossen, woraufhin dieser mit dem Jungen allein weiter flieht. Unterdessen nimmt Texas Ranger Red Garnett (Clint Eastwood) gemeinsam mit einem Team um FBI-Kriminologin Sally Gerber (Laura Dern) die Verfolgung auf. Nicht ahnend, dass Butch und seine Geisel auf ihrer Reise durch den Bundesstaat allmählich Freundschaft schließen…

                  Es ist wohl kaum als Zufall zu bezeichnen, dass Eastwood sein Roadmovie in den Tagen vor der Ermordung John F. Kennedys spielen lässt, steht das Attentat auf den populären Präsidenten doch bis heute für ein amerikanisches Trauma und den zerplatzten Wunschtraum von einer besseren, einer ‚perfekten‘ Welt. Dieser Wunschtraum zeigt sich auch in der Beziehung zwischen dem Kriminellen und seiner Geisel, jagen doch beide ihren unerfüllten Sehnsüchten hinterher, die sie anhand der Biografie des jeweils anderen vor Augen geführt bekommen.

                  Eastwoods Film schafft dabei eine wunderbar ausgewogene Mischung aus Spannung und Emotionalität, verbindet Melancholie mit leichtfüßigem Humor. Anders als vergleichbare Roadmovies konzentriert sich „Perfect World“ dabei weniger auf die herrlichen Landschaftsbilder, sondern bleibt immer nah bei seinen Figuren und setzt deren Entwicklung konsequent fort. Zum Erfolg dieses Unterfangens trägt dabei vor allem auch die hervorragende Chemie zwischen Costner und dem jungen T. J. Lowther bei.

                  Als besonders gelungen erweist sich zudem, wie die beiden zunächst weitgehend unabhängig voneinander verlaufenden Handlungsstränge miteinander verwoben werden und der von Eastwood verkörperte Texas Ranger schließlich von seinen eigenen Taten eingeholt wird.

                  32
                  • 5 .5

                    „Die Todeskralle schlägt wieder zu“, für den Bruce Lee zum ersten Mal in seiner Karriere selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist ein eher langatmiger Martial-Arts-Film mit skurrilem Humor und banaler Story, der vor allem von seinem Endkampf im Kolosseum zehrt.

                    Der junge Kampfkunstexperte Tang Lung (Bruce Lee) reist von Hongkong nach Rom, um seinem Onkel Wang (Huang Chunghsin) zu helfen, der von einer Gangsterbande bedroht wird, die sein Restaurant übernehmen will. Tang Lung bildet die Angestellten seines Onkels zu Kampfsportlern aus und schafft es gemeinsam mit ihnen, die Gangster vorläufig in die Flucht zu schlagen. Diese holen sich jedoch alsbald schlagkräftige Unterstützung…

                    Der deutsche Titel sorgt wieder einmal für Verwirrung: „Die Todeskralle schlägt zurück“ hat inhaltlich nichts mit „Der Mann mit der Todeskralle“ gemein, welcher sogar erst nach diesem Film entstand. Zudem ist auch der Tonfall ein anderer, setzt Lees Regiedebüt doch speziell in der ersten Hälfte auf schräge Humoreinlagen und lässt sich sehr viel Zeit, ehe der Protagonist zum ersten Mal seine Fähigkeiten präsentieren darf.

                    In Verbindung mit der mauen Story und den uninteressanten Nebenfiguren führt dies dazu, dass „Die Todeskralle schlägt zurück“ über einige eher zähe Passagen verfügt, in denen die Handlung kaum vorwärtskommt. So stellt eine Hinterhofklopperei, bei der Lee erstmalig auf den Gebrauch von Nunchakus setzt, für lange Zeit das einzige kleine Highlight dar.

                    Erst im letzten Drittel, in dem der von Chuck Norris verkörperte US-Champion auf den Plan tritt, kommt etwas mehr Bewegung in das Geschehen. Zwar mangelt es Norris an der nötigen Ausstrahlung, um einen wirklich bedrohlichen Antagonisten abzugeben, doch stellt er zumindest hinsichtlich seiner kämpferischen Fähigkeiten einen ebenbürtigen Gegenspieler dar.

                    Spätestens beim Aufeinandertreffen im Kolosseum wird zudem deutlich, dass sich Lee von den Italowestern eines Sergio Leone hat inspirieren lassen, was neben den Augen-Closeups auch anhand des Musikeinsatzes erkennbar wird.

                    30
                    • 8

                      Der schon damals als Altmeister geltende Cecil B. DeMille (Im Zeichen des Kreuzes, Die größte Schau der Welt) hatte bereits mehrere Bibel-Epen – darunter auch eine Stummfilmversion der Exodus-Geschichte – inszeniert, als ihm 1956 mit „Die zehn Gebote“ noch einmal ein spätes Karrierehighlight gelang, das bis heute zu den großen Monumentalfilmklassikern zählt.

                      Ägypten vor mehr als 3000 Jahren: Moses (Charlton Heston) ist als Prinz am Hof des Pharao Sethos I. (Sir Cedric Hardwicke) aufgewachsen und steht nach dem siegreichen Äthiopien-Feldzug hoch in dessen Ansehen. Zudem hat auch Kronprinzessin Nefretiri (Anne Baxter) ein Auge auf den jungen Prinzen geworfen. Moses ahnt nicht, dass er in Wirklichkeit der Sohn einer hebräischen Sklavin ist, die ihn als Neugeborenen am Ufer des Nils ausgesetzt hatte, wo er von Sethos‘ Schwester gefunden und großgezogen wurde. Ramses (Yul Brynner), der missgünstige Sohn des Pharaos, bemerkt, dass Moses in der Gunst seines Vaters über ihm steht, und befürchtet, dass Sethos diesen an seiner Stelle zu seinem Nachfolger bestimmen könnte. Um Moses vom Pharao fernzuhalten, erwirkt Ramses, dass dieser mit dem Bau einer Stadt in Goschen beauftragt wird. Zeitgleich will Ramses herausfinden, was es mit einer alten Prophezeiung auf sich hat, wonach ein Erlöser die Hebräer aus der ägyptischen Gefangenschaft befreien wird…

                      DeMilles farbprächtiges Monumentalepos begeistert mit einer zeitlosen Geschichte, einem enormen Produktionsaufwand sowie einem gut ausgewählten Darstellerensemble, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Yvonne De Carlo (Zelle R 17), Vincent Price (The Last Man on Earth) und Edward G. Robinson (Straße der Versuchung) gehören. Dabei verliert DeMille trotz der Massenszenen mit ihren tausenden Statisten und den pompösen Setbauten nie den Kern der Erzählung aus den Augen, in der ein Einzelner gegen ein tyrannisches Regime aufbegehrt und seinem Volk einen Weg in die Freiheit weist. Eine Thematik, die auch im 21. Jahrhundert nicht an Bedeutung verloren hat.

                      Trotz seiner fast vierstündigen Laufzeit gestaltet sich DeMilles Film dabei jederzeit unterhaltsam und abwechslungsreich und bietet eine ausgezeichnete Kombination aus Spannung und Dramatik, sodass am Ende ein hervorragendes Monumentalwerk steht, dessen Sichtung sich nicht nur an Feiertagen lohnt.

                      33
                      • 7

                        Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte entscheidenden Einfluss auf die Filmlandschaft jener Zeit und veränderte die Arbeit in Hollywood in erheblichem Maße. Entsprechend kam auch der erst kürzlich in die USA übergesiedelte Alfred Hitchcock nicht umhin, das aktuelle Weltgeschehen in sein Schaffen einfließen zu lassen. Und so handelt es sich bei dem von ihm inszenierten „Der Auslandskorrespondent“ um eine zweifellos unter Druck entstandene Auftragsarbeit, welche gleichwohl über nahezu alle Stärken eines typischen Hitchcock-Thrillers verfügt.

                        August 1939: Der amerikanische Reporter Johnny Jones (Joel McCrea) wird unter falschem Namen nach Europa geschickt, um im Auftrag des ‚New York Morning Globe‘ mehr über die dortigen Vorgänge herauszufinden, welche auf einen Zweiten Weltkrieg hindeuten. Hierzu soll Johnny den einflussreichen niederländischen Politiker Van Meer (Albert Bassermann) interviewen, der sich für Frieden auf dem Kontinent einsetzt und zu den Unterzeichnern eines geheimen Bündnisvertrags zählt. In London lernt der Reporter zudem den wohlhabenden Stephen Fisher (Herbert Marshall), Vorsitzender einer Friedenspartei, sowie dessen Tochter Carol (Laraine Day) kennen, in die sich Johnny verliebt. Als Van Meer in Amsterdam überraschend einem Attentat zum Opfer fällt, jagt der Korrespondent den Mördern nach und kommt schon bald einer Verschwörung auf die Spur…

                        Hitchcocks zweiter Hollywood-Film begeistert nach eher verhaltenem Beginn mit einer einfallsreichen Geschichte, aufwendig in Szene gesetzten Schauwerten sowie einer gut abgestimmten Mischung aus Thrill, Action und Humor. Zu den Highlights gehört dabei u.a. eine fesselnde Szene in einer holländischen Windmühle, bei der Hitchcock einmal mehr sein Gespür für knisternde Spannung unter Beweis stellen kann.

                        Dass hier auch eine politische Botschaft mitschwingt, fällt dagegen abseits des patriotischen Schlussmonologs und der im Abspann erklingenden US-Nationalhymne kaum auf, weshalb man Hitchcocks Werk keineswegs als bloßes Produkt der US-Propaganda abstrafen sollte.

                        Vielmehr sind hier vom quer durch verschiedene Länder reisenden Protagonisten bis hin zum MacGuffin quasi alle Zutaten enthalten, die als charakteristisch für das Gesamtschaffen des ‚Master of Supense‘ angesehen werden können. Da zudem auch der Cast, dem u.a. noch George Sanders (Alles über Eva) und Robert Benchley (Meine Frau, die Hexe) angehören, vollauf zu überzeugen weiß, fallen weniger gelungene Elemente – wie die etwas überhastet erzählte Lovestory und die recht amateurhaft ausgeführten Mordanschläge auf den Korrespondenten – auch nicht sonderlich ins Gewicht.

                        29
                        • 7 .5

                          Im von Tonino Valerii (Blutiges Blei, Mein Name ist Nobody) in Szene gesetzten Italo-Western „Der Tod ritt dienstags“ geht ein Latrinenleerer ein Bündnis mit dem Teufel ein.

                          Als verwaister Sohn einer Prostituierten ist der junge Scott (Guiliano Gemma) in seinem Heimatort Clifton für alle niederen Arbeiten zuständig und wird von seinen Mitmenschen permanent beschimpft und erniedrigt. Sein einziger Freund ist der alte Stallknecht Murph (Walter Rilla), der ihn den Umgang mit der Waffe gelehrt hat. Erst als eines Tages der berüchtigte Revolverheld Frank Talby (Lee Van Cleef) in die Stadt kommt, sieht Scott die Gelegenheit gekommen, seinem trostlosen Dasein zu entfliehen und sich seinem scheinbar unbesiegbaren Vorbild anzuschließen. Als Talby bei einer Auseinandersetzung im Saloon einen Mann erschießt, haben der Revolverheld und sein neuer Lehrling jedoch schon bald die Mächtigen der Stadt gegen sich…

                          Mutet die Geschichte, die Valeriis Western erzählt, zunächst noch wie eine klassische Mentor-Schüler-Erzählung an, in der der unbedarfte Protagonist zum mutigen Revolvermann aufsteigt und sich gegen seine Unterdrücker zur Wehr setzt, werden im späteren Verlauf der Handlung die Schattenseiten jenes Aufstiegs immer deutlicher. So findet sich Scott alsbald zwischen allen Fronten wieder und muss abwägen, auf wessen Seite er sich positioniert und wem sein Vertrauen gilt.

                          Statt also eine klare Einteilung in Gut und Böse vorzunehmen, überwiegen in Valeriis Western die Grautöne und moralischen Gratwanderungen. Und so sieht sich auch der zunächst so friedfertige Protagonist schon bald gezwungen, seinen neugewonnen Status durch die Ausübung von Gewalttaten verteidigen zu müssen.

                          Neben seiner ebenso abwechslungsreichen wie fesselnden Geschichte profitiert „Der Tod ritt dienstags“ dabei auch von seinem stark aufspielenden Cast, aus dem Lee Van Cleef als diabolischer Revolverheld mit ganz eigener Rechtsauffassung noch einmal besonders hervorsticht. Unbedingt erwähnenswert ist zudem der markante Score von Riz Ortolani, welcher später von Quentin Tarantino für „Django Unchained“ (2012) wiederverwendet wurde.

                          So stellt Valeriis Film trotz kleinerer Längen einen mehr als gelungenen Genrebeitrag dar, der zudem auch mit atmosphärischen Bildern des staubigen Wüstenortes sowie packenden Actionsequenzen punkten kann.

                          33
                          • 7
                            über Laura

                            Der als Noir-Klassiker geltende „Laura“ von Regisseur Otto Preminger (Anatomie eines Mordes, Sturm über Washington) besticht durch stilvolle Schwarzweiß-Bilder, starke Schauspielleistungen und einen kurzweiligen Krimiplot.

                            Der Kriminalbeamte Mark McPherson (Dana Andrews) ermittelt im Fall der ermordeten Geschäftsfrau Laura Hunt (Gene Tierney), die tot in ihrem Apartment aufgefunden wurde, wo man ihr aus nächster Nähe mit einer Flinte ins Gesicht geschossen hat. Schon bald geraten der mittellose Shelby Carpenter (Vincent Price) und der Radiokolumnist Waldo Lydecker (Clifton Webb) ins Visier des Ermittlers, welche beide der attraktiven Laura verfallen waren und unterschiedliche Angaben über die Tage vor dem Mord machen. Als McPherson der Lösung immer näher zu kommen scheint, nimmt der Fall plötzlich eine überraschende Wendung…

                            Obwohl wir sie zunächst nur anhand von Erzählungen ihrer Liebhaber kennenlernen, ist die Aura der geheimnisvollen Protagonistin doch von Beginn an allgegenwärtig, sodass Premingers Film anfangs ein wenig an Hitchcocks „Rebecca“ (1940) erinnert, in der ebenfalls der Geist einer von allen angehimmelten Schönheit über allem schwebt.

                            Mit der Zeit tritt diese dezente Mystery-Note jedoch in den Hintergrund und es entwickelt sich ein klassischer Whodunit-Krimi um die Frage nach Lauras Mörder, in dem immer neue Abgründe ans Tageslicht kommen. Dieses Rätselraten gestaltet sich dank der einen oder anderen Wendung, dem gut aufgelegten Ensemble sowie der knapp gehaltenen Laufzeit jederzeit unterhaltsam, obgleich der eigentliche Spannungshöhepunkt erst im Finale erreicht wird.

                            Bei aller Faszination, die Laura auf ihre Mitmenschen ausübt, erscheint es allerdings ein wenig übertrieben, dass schließlich sogar der Mordermittler eine Obsession für die tote Frau entwickelt, weshalb einige der späteren Entwicklungen ein wenig an Glaubwürdigkeit einbüßen. Trotz dieser kleineren Makel ist Premingers doppelbödiger Noir-Klassiker jedoch auch heute noch absolut fesselnd und sehenswert.

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                            • 6 .5

                              Das auf realen Begebenheiten beruhende Justizdrama „Zivilprozess“ unter der Regie des vornehmlich als Drehbuchautor bekannten Steven Zaillian (u.a. für „Schindlers Liste“ und „Moneyball“) erzählt auf nüchterne Art und Weise die Geschichte eines desillusionierten Anwalts, der bei der Aufarbeitung eines Umweltskandals zu seinen eigenen Idealen (zurück)findet.

                              Der auf Schadensersatzprozesse spezialisierte Jan Schlichtmann (John Travolta) leitet erfolgreich eine kleine Kanzlei in Boston. Als in der Kleinstadt Woburn eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Leukämiefällen auftritt, wendet sich eine Gruppe von Eltern, deren Kinder binnen kürzester Zeit an der Krankheit gestorben sind, an Schlichtmann, damit dieser sie im Prozess gegen eine ortsansässige Gerberei vertritt, welche die Krankheitsfälle durch Wasserverunreinigung ausgelöst haben soll. Der zynische Anwalt glaubt zunächst nicht, dass der Fall für ihn finanziell einträglich sein könnte, bemerkt dann jedoch, dass mit dem Lebensmittelkonzern ‚Beatrice Foods‘ und dem Chemieriesen ‚W. R. Grace and Company‘ zwei Milliardenunternehmen hinter der Gerberei stecken. Diese beauftragen zu ihrer Verteidigung die Anwälte Facher (Robert Duvall) und Cheeseman (Bruce Norris), um den Umweltskandal unter den Teppich zu kehren…

                              Regisseur Zaillian verzichtet nahezu gänzlich auf inszenatorische Kabinettstückchen und ordnet alles der erschütternden Geschichte unter. Anders als bei den artverwandten „Erin Brockovich“ (2000) und „Vergiftete Wahrheit“ (2019) liegt der Fokus in „Zivilprozess“ dabei gar nicht so sehr auf der Aufdeckung der üblen Konzernmachenschaften, sondern mehr auf dem Schicksal des Anwalts, der zunächst vornehmlich aus monetären Beweggründen handelt und seinen snobistischen Kollegen ein Schnippchen schlagen will, mit der Zeit jedoch Anteil am Leid der betroffenen Familien nimmt und zu einem Streiter für Gerechtigkeit wird.

                              Was Zaillians Film aufgrund dieser Fokussierung auf Schlichtmanns Kanzlei und ihre Geldsorgen an Spannung und Dramatik vermissen lässt, gleicht er mit interessanten Einblicken in die Feinheiten der amerikanischen Rechtsprechung sowie starken Darbietungen der prominenten Castmitglieder wieder aus, zu denen u.a. noch Kathleen Quinlan (Breakdown), William H. Macy (Fargo), John Lithgow (Cliffhanger) und James Gandolfini (The Drop) gehören.

                              So steht am Ende ein zwar nicht unbedingt fesselndes, wohl aber zum Nachdenken anregendes Drama über die Fallstricke und Irrwege der Justiz, welches nachhaltig unterstreicht, dass die Suche nach der Wahrheit vor Gericht nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

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                              • 6

                                Der von Matthew Robbins (Zeit der Vergeltung, Das Wunder in der 8. Straße) inszenierte „Der Drachentöter“ fällt in eine Phase, in der Disney-Produktionen einen ernsthafteren Anstrich bekamen und sich nicht mehr ausschließlich an ein junges Publikum richteten. Aufgrund des ausbleibenden kommerziellen Erfolges dieser erwachseneren Filme kehrte der Mäusekonzern jedoch schon bald wieder zu seiner bewährten Erfolgsstrategie zurück, sodass Produktionen wie Robbins‘ düstere Fantasyerzählung bis heute eine Ausnahme im Disney-Portfolio bilden.

                                Galen (Peter MacNicol) ist ein junger Zauberlehrling des Magiers Ulrich (Ralph Richardson), der einen abgeschiedenen Turm sein Zuhause nennt. Eines Tages trifft eine Gesandtschaft aus dem Königreich Urland um die als Mann verkleidete Valerian (Caitlin Clarke) bei ihnen ein, welche um Hilfe im Kampf gegen einen Drachen bittet, der das Königreich tyrannisiert. Galens Meister willigt ein, den Menschen von Urland bei der Bekämpfung des Ungeheuers beizustehen, kommt jedoch bei einer Probe, die seine Zauberkräfte unter Beweis stellen soll, zu Tode. Daraufhin schickt sich der junge Zauberlehrling selbst an, das Königreich aus der Unterjochung zu befreien…

                                „Der Drachentöter“ gefällt durch seine raue Mittelalter-Atmosphäre und eine realitätsgetreu anmutende Ausstattung und kann dazu mit starken Special Effects punkten. So wurde der große Drache mittels der damals völlig neuartigen Go-Motion-Technik zum Leben erweckt, bei der es sich um eine computergestützte Variation von Stop-Motion handelt, die auch heute noch ihre Wirkung erzielt.

                                Die Handlung des Films dagegen ist eher simpel angelegt und wurde aus altbekannten Drachentöter-Legenden zusammengesetzt, sodass die Geschichte ohne besondere Überraschungen auskommt und einem in weiten Teilen vorhersehbaren Verlauf folgt. Bemängeln lässt sich zudem, dass die Motivation des menschlichen Gegenspielers (John Hallam) nur unzureichend herausgearbeitet wird, sodass kaum nachvollzuziehen ist, warum er dem Zauberlehrling bei seiner Mission immer wieder Steine in den Weg legt.

                                Auch dank des solide aufspielenden Casts sowie der stimmungsvollen Bilder bietet diese ungewöhnliche Disney-Produktion jedoch insgesamt recht unterhaltsamen Fantasygenuss.

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                                • 7

                                  Mit „Der Blob“ schuf Regisseur Chuck Russell (Die Maske, Eraser) ein sehenswertes Remake des SciFi-Horrorklassikers aus den 50ern, welches eine stimmige Balance zwischen Grusel, Action und Humor findet.

                                  Nach einem Meteoritenabsturz stößt ein alter Landstreicher an der Einschlagstelle auf eine offenbar außerirdische Masse, die seinen Arm infiziert. In panischer Angst stürzt der alte Mann auf die Straße, wo er von dem Teenagerpärchen Meg (Shawnee Smith) und Paul (Donovan Leitch) angefahren wird, welches ihn gemeinsam mit dem als Rowdy verschrienen Brian (Kevin Dillon) ins Krankenhaus bringt. Als die unheimliche Kreatur den Landstreicher bei lebendigem Leib verspeist, setzen die Teenager alles daran, um ihren Heimatort vor dem Monster zu warnen…

                                  Russells Remake punktet wie schon das Original mit seinem charmanten Kleinstadtsetting und hält sich speziell zu Beginn auch nah an dessen Handlungsverlauf. Während der Blob im Original allerdings meist nur für Sekundenbruchteile zu sehen war, wirkt er im Remake dank fortgeschrittener Effekttechnik schon deutlich präsenter und bedrohlicher. Auch fallen die Kills in Russells Film deutlich expliziter aus und sind auch wesentlich kreativer gestaltet.

                                  Zwar schenken die Erwachsenen den Teenagern wie schon im Original auch hier zunächst keinen Glauben, werden aber dafür früher zur Einsicht gezwungen, da die Mordserie des Blob weniger heimlich abläuft. Während der Gewaltgrad gegenüber der ersten Verfilmung somit merklich hochgeschraubt wurde, sind die Erwachsenen hier erstaunlicherweise ebenso prüde und betrachten jede Andeutung sexueller Aktivitäten unter den Teenagern mit Argwohn. Diese wiederum wirken ihrerseits deutlich braver als es das ihnen von erwachsener Seite zugeschriebene Image vermuten lässt.

                                  Hatte das Original ab dem Mittelteil mit starken Spannungseinbrüchen zu kämpfen, dreht das Remake zum Ende hin erst so richtig auf und bietet dazu noch einen kleinen Handlungstwist, der dazu führt, dass die Gefahr im Finale nicht mehr allein vom Blob ausgeht. Kritisieren lässt sich indes vor allem das Fehlen ikonischer Sympathieträger unter den Hauptfiguren wie sie u.a. in „Im Land der Raketenwürmer“ (1990) zu finden sind.

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                                  • 5

                                    „Blob, Schrecken ohne Namen“ ist ein recht spannungsarmer SciFi-Horrorfilm mit dem späteren Star Steve McQueen in seiner ersten Kinohauptrolle.

                                    Teenager Steve (Steve McQueen) beobachtet bei einem abendlichen Date mit der attraktiven Jane (Aneta Corsaut) wie ein Meteor im nahegelegenen Wald abstürzt. Ein alter Mann entdeckt die Einschlagstelle und findet dort eine gallertartige Masse vor, die seine Hand infiziert. Steve und Jane bringen den Mann daraufhin in eine Arztpraxis, wo sich die außerirdische Substanz jedoch schon bald ausbreitet, und alles verschlingt, was ihr in den Weg kommt…

                                    Nach einem recht unterhaltsamen Start büßt der von Irvin S. Yeaworth (Der 4-D Mann, Dinosaurus) in Szene gesetzte B-Film bereits merklich an Unterhaltungswert ein und hält sich allzu lange mit teils unfreiwillig komischen Dialogen auf. So dreht sich ein Großteil der Handlung um Steves verzweifelte Versuche, die erwachsenen Stadtbewohner vor der Gefahr durch die Substanz aus dem All zu warnen, wobei er jedoch lange Zeit über nur auf taube Ohren stößt. Das titelgebende Monster verkommt unterdessen fast schon zur Randerscheinung und lässt sich im Mittelteil nur selten blicken.

                                    Der seinerzeit bereits 28-jährige McQueen wirkt deutlich zu alt für die Rolle des jugendlichen Draufgängers, spielt seinen Part aber dennoch recht solide und darf hier bereits kurz seiner großen Vorliebe für Autorennen nachgehen. Die meisten anderen Figuren stellen derweil kaum mehr als bloße Stichwortgeber dar und bleiben dementsprechend blass.

                                    Dank der recht atmosphärischen Farbgebung in Verbindung mit dem charmanten Kleinstadtsetting hinterlässt Yeaworths Film trotz all dieser Schwächen aber dennoch einen einigermaßen soliden Gesamteindruck und bietet mit der Massenpanik im Kino und dem Finale im Diner zumindest ein paar kleinere Highlightszenen.

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                                    • 7
                                      über Holiday

                                      Bei dem auf dem gleichnamigen Broadway-Bühnenstück basierenden „Holiday“ unter der Regie von George Cukor (Das Haus der Lady Alquist, My Fair Lady) handelt es sich um eine charmante Screwball-Komödie, die sich mit Themen wie Emanzipation und Freiheitsdrang auseinandersetzt und mit einem spielfreudigen – und dazu artistisch begabten - Ensemble aufwartet.

                                      Während eines Urlaubs hat der aus einfachen Verhältnissen stammende Johnny Case (Cary Grant) die attraktive Julia (Doris Nolan) kennengelernt und sich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt. Als er nun die New Yorker Adresse aufsucht, die Julia ihm genannt hat, fällt Johnny aus allen Wolken, wohnt Julia doch in einem riesigen, palastartigen Anwesen und entpuppt sich als Tochter des angesehenen Multimillionärs Edward Seton (Henry Kolker). Johnny und Julia planen bereits für den nächsten Monat ihre Hochzeit, doch Mr. Seton fällt es schwer, den nahezu mittellosen jungen Mann als Schwiegersohn zu akzeptieren. Julias unangepasste Schwester Linda (Katharine Hepburn) hingegen ist sogleich sehr angetan von Johnny und versucht ihrer Schwester doch noch zu ihrem Glück zu verhelfen. Als die Verlobungsfeier nicht nach Lindas Vorstellungen ausgerichtet wird, werden die familiären Spannungen jedoch immer größer…

                                      Mit der von Rekord-Oscargewinnerin Katharine Hepburn verkörperten Brautschwester und ihrem von Cary Grant gespielten Schwager in spe rückt Cukors Komödie zwei nonkonforme Charaktere in den Mittelpunkt, die sich wenig um gesellschaftliche Gepflogenheiten und Standesdünkel scheren und Selbstverwirklichung über Arbeit und Wohlstand stellen. Das Aufeinanderprallen der gegensätzlichen Lebensentwürfe sorgt dabei sowohl für dramatische wie auch für humorvolle Momente und weiß dabei trotz kleinerer Längen für gelungene Unterhaltung zu sorgen, woran auch die liebenswerten Nebenfiguren entscheidenden Anteil haben.

                                      Ihre Theater-Herkunft kann und will Cukors Komödie dabei gar nicht verbergen, spielt sich doch fast die gesamte Handlung im Anwesen der Familie Seton ab und lebt nahezu ausschließlich von den mal bissigen, mal heiteren Wortgefechten der Protagonisten. Angesichts dieser Vorzüge lässt es sich auch leicht verschmerzen, dass der Ausgang der Geschichte wohl jedem bereits nach wenigen Minuten klar sein dürfte.

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                                      • 6 .5
                                        Kenduskeag 19.02.2024, 09:14 Geändert 19.02.2024, 09:15

                                        „Die gebrochene Lanze“ unter der Regie von Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Die 27. Etage) ist ein im Western-Setting angesiedeltes Familiendrama, das sich durch eine differenzierte Figurenzeichnung, prächtige Landschaftsbilder sowie eine hochkarätige Darstellerriege auszeichnet.

                                        Halbblut Joe Devereaux (Robert Wagner) wird nach mehreren Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Da sein Vater Matt (Spencer Tracy) inzwischen verstorben ist, soll dessen Ranch unter Joe und seinen drei Halbbrüdern aufgeteilt werden. Die Brüder unterbreiten Joe das Angebot, für 10.000 Dollar auf seinen Anteil am Besitz zu verzichten. Joe lehnt jedoch ab und macht sich auf den Weg zur Ranch, wo er sich an seinen Vater zurückerinnert. Dieser lag einst mit den Besitzern einer Mine im Streit, die das Wasser der Ranch durch Kupferrückstände vergiftet hatten…

                                        Dmytryks zum Großteil aus einer langen Rückblende bestehender Western zeichnet das Bild einer zerrütteten Familie, in der gleich mehrere dominante Männerfiguren mit unterschiedlichen Lebensentwürfen aufeinandertreffen. Spencer Tracy begeistert dabei als strenger Patriarch, der seine erwachsenen Söhne züchtigt und keine Widerrede duldet, zugleich aber aufgrund seines feinen Humors und seines eisernen Moralkodex‘ die Sympathien des Publikums für sich gewinnen kann. Robert Wagner dagegen gibt den gutherzigen, jedoch verwöhnten Lieblingssohn, der mit Vorurteilen aufgrund seiner indianischen Herkunft zu kämpfen hat und zudem den Neid seiner Halbbrüder auf sich zieht. Richard Widmark verkörpert den ältesten Bruder, der die Verhaltensweisen seines Vaters übernommen hat und sich deshalb zu einem ebenso starköpfigen und streitbaren Charakter entwickelt hat. In weiteren Rollen sind zudem u.a. Katy Jurado (Zwölf Uhr mittags), Jean Peters (Niagara) und E.G. Marshall (Absolute Power) zu sehen.

                                        Lange Zeit über verzichtet Dmytryks Western auf eine vereinfachende Schwarzweiß-Zeichnung und versteht die Beweggründe aller Beteiligten gut herauszuarbeiten. Erst im letzten Drittel geht der Geschichte etwas die Luft aus und sie läuft doch noch auf ein vorhersehbares Gut-gegen-Böse-Finale hinaus, in dem sich dann auch der zunächst rätselhafte Filmtitel erklärt.

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                                        • 5

                                          Der von J. Lee Thompson (Ein Köder für die Bestie, Ab in die Ewigkeit) inszenierte „Die Schlacht um den Planet der Affen“ bildet den Abschluss des fünfteiligen Affen-Zyklus, leidet dabei jedoch unter seinem geringen Budget und lässt die Qualitäten stärkerer Vorgänger vermissen.

                                          In Folge eines Atomkriegs sind weite Teile des Planeten unbewohnbar geworden. Caesar (Roddy McDowall), der inzwischen eine Familie gegründet hat, führt eine Gruppe überlebender Affen und Menschen an, die gemeinsam eine kleine Siedlung gegründet haben, in der beide Parteien friedlich koexistieren. Dieser Frieden wird jedoch durch den Gorilla-General Aldo (Claude Akins) bedroht, der einen enormen Hass gegen die Menschen hegt. Als Caesar von seinem Freund MacDonald (Austin Stoker) erfährt, dass im Untergrund der toten Stadt, in der einst der Affenaufstand gegen die Menschen begann, noch Aufzeichnungen seiner ermordeten Eltern existieren, macht er sich mit MacDonald und dem weisen Orang-Utan Virgil (Paul Williams) auf den Weg, um mehr über seine Vergangenheit sowie die Zukunft des Planeten in Erfahrung zu bringen…

                                          „Die Schlacht um den Planet der Affen“ rekapituliert zu Beginn die Geschehnisse der Vorgänger, um so eine Brücke zwischen den einzelnen Teilen zu schlagen, sind doch seit dem in Teil 4 gezeigten Aufstand abermals viele Jahre vergangen. Trotz dieses Brückenschlags enthält Thompsons Film jedoch einige inhaltliche Lücken und lässt viele Fragen unbeantwortet.

                                          Auch leidet das Affen-Finale deutlich erkennbar darunter, dass abermals nur ein geringes Budget zur Verfügung stand. Entsprechend sehen Masken und Kostüme noch etwas billiger aus und auch die titelgebende Schlacht entspricht mehr einem kleinen Scharmützel unter den wenigen Überlebenden. Anders als die Vorgängerteile, die sich inhaltlich stark voneinander unterscheiden, verfügt „Die Schlacht um den Planet der Affen“ zudem nur noch über wenige neue Ideen und fühlt sich mitunter wie ein Neuaufguss des zweiten Teils an.

                                          Dank der knappen Laufzeit ist dieser fünfte Teil jedoch zumindest recht kurzweilig und gestaltet sich zudem recht actionreich. In Verbindung mit einem gut aufgelegten Roddy McDowall, der dem Anführer der Affen trotz aller Einschränkungen durch die Maske genügend Charisma verleiht, sorgt dies dafür, dass sich Thompsons Werk noch ins Mittelmaß rettet.

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                                          • 7 .5

                                            Mit „Infernal Affairs“ schuf das Regieduo Andrew Lau und Alan Mak (Initial D, Confession of Pain) einen ebenso fesselnden wie kurzweiligen Thriller, der sich mit Themen wie Schuld und Sühne sowie der schmalen Trennlinie zwischen Gut und Böse befasst.

                                            Der Polizist Chen Wing Yan (Tony Leung) wird im Auftrag von Hongkongs Polizeichef Wong (Anthony Wong) als Undercover-Ermittler in die Organisation des Triaden-Führers Hon Sam (Eric Tsang) eingeschleust. Hon Sam wiederum hat bereits vor einigen Jahren junge Mitglieder seiner Organisation auf die Polizeischule geschickt, um den Polizeiapparat der Stadt zu unterwandern. Zu diesen Maulwürfen zählt auch Hon Sams rechte Hand Lau Kin Ming (Andy Lau), der im Auftrag des Gangsterbosses die Aktivitäten der Polizei sabotiert…

                                            Speziell zu Beginn erfordert „Infernal Affairs“ ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, steigen Lau und Mak doch ohne lange Erklärungen in die Geschichte um die beiden Maulwürfe ein. Dabei kommt ihr Thriller deutlich geradliniger daher als Scorseses breit angelegtes US-Remake „The Departed“ (2006) und lässt die beiden Kontrahenten schon früh ein erstes Mal aufeinandertreffen. Eingehüllt in kühl stilisierte Bilder der fernöstlichen Metropole und mit einem melancholisch angehauchten Soundtrack unterlegt, ergibt sich so ein nüchtern angelegter Suspense-Film, in dem sich die Protagonisten fortwährend gegenseitig belauern und auf den entscheidenden Fehler des jeweils anderen warten.

                                            Positiv hervorzuheben sind neben der feinen Charakterzeichnung und den zwar nur wenigen, dafür aber sehr wirkungsvollen Actionszenen auch die ansprechenden Darbietungen der vier Hauptdarsteller, unter denen der charismatische Tony Leung als innerlich zerrissener Undercover-Cop noch einmal besonders hervorsticht. Weniger gut ausgearbeitet sind dagegen die wenigen weiblichen Charaktere des Films, deren Darstellerinnen um Sammi Cheng (Needing you…) und Kelly Chen (Breaking News) entsprechend auch weniger zu tun bekommen. Dies schadet dem starken Gesamteindruck dieses schnörkellosen Hongkong-Thrillers jedoch keineswegs.

                                            Noch bis zum 4.5.2024 in der arte Mediathek!

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                                            • 6

                                              Ehe er ab 1979 wieder mit der Enterprise in Galaxien vordrang, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, musste sich „Star Trek“-Ikone William Shatner als Veterinär einer Kleinstadt in Arizona mit einer Invasion mörderischer Spinnen herumplagen.

                                              Tierarzt Robert Hansen (William Shatner) steht vor einem Rätsel, als ein zuvor kerngesundes Kalb des Farmers Walter Colby (Woody Strode) plötzlich qualvoll verendet. Um den mysteriösen Vorfall untersuchen zu lassen, schickt Hansen eine Probe des Tierbluts an die nächste Universität, woraufhin sich die Insektenforscherin Diane Ashley (Tiffany Bolling) bei ihm meldet, die der Ansicht ist, dass eine große Dosis Spinnengift das Kalb getötet habe. Als Hansen und Ashley daraufhin weitere Nachforschungen anstellen, müssen sie schon bald feststellen, dass die Spinnen bereits kurz davor sind, die gesamte Stadt einzunehmen…

                                              Der in der Tradition von Werken wie „Tarantula“ (1955) stehende Tierhorrorfilm startet eher gemächlich und lässt sich ausgiebig Zeit, um das hübsch eingefangene Wüstenkaff und seine kauzigen Bewohner vorzustellen. Entsprechend dauert es eine Weile, bis nach dem Tod des Kalbs wieder etwas Spektakuläres passiert, sodass man sich als Zuschauer lange Zeit über in Sicherheit wiegt und bei „Mörderspinnen“ von einem eher harmlosen Genrevertreter ausgeht, dessen Verlauf weitgehend vorhersehbar erscheint.

                                              Wenn die kleinen Arachnoiden mit der Zeit jedoch die Überhand gewinnen, wird aus dem bis dahin so beschaulichen Filmchen doch noch ein recht packender Mix aus Ekel und Terror, der sowohl mit seinen praktischen Effekten als auch mit den soliden Darbietungen der Castmitglieder punkten kann.

                                              Während die süffisanten Bemerkungen des Protagonisten in Richtung der Forscherin und das damit einhergehende Frauenbild eher steinzeitlich wirken, erweist sich die Öko-Botschaft des Films als so aktuell wie eh und je. Bemängeln lässt sich indes noch der allzu aufdringliche Score, der anders als der starke Country-Titelsong nicht ins Gesamtbild passen will.

                                              Als Prunkstück des Films erweist sich schließlich das an Romeros „Night of the Living Dead“ (1968) angelehnte Finale, bei dem die Spannungsschrauben noch einmal etwas angezogen werden und das auf einer ebenso düsteren wie schockierenden Note endet.

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                                              • 7 .5

                                                Der deutsche Krimiklassiker „Das Testament des Dr. Mabuse“ von Regisseur Fritz Lang (Die Nibelungen, Metropolis), welcher während der NS-Diktatur verboten war, zeichnet sich durch eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte aus, die Action, Mystery und Thrill miteinander kombiniert und zugleich als Anspielung auf den Aufstieg der Nationalsozialisten gedeutet werden kann.

                                                Kommissar Lohmann (Otto Wernicke) erhält einen Anruf seines früheren Kollegen Hofmeister (Karl Meixner), dem man offenbar nach dem Leben trachtet. Noch ehe der Kommissar seinem Freund zur Hilfe kommen kann, hört er Schüsse am anderen Ende der Leitung und das Gespräch bricht ab. Für Lohmann steht fest, dass sein Freund Opfer eines Verbrechens geworden sein muss, findet am Tatort jedoch nur noch die mutmaßliche Tatwaffe vor. Als bald darauf weitere unerklärliche Verbrechen in der Stadt verübt werden, verdichten sich die Anzeichen, dass das Verbrechergenie Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) hinter all dem stecken muss. Dieser jedoch befindet sich seit Jahren in der psychiatrischen Klinik von Prof. Dr. Baum (Oscar Beregi Sr.) und ist in einem nahezu katatonischen Zustand. Während der Kommissar mit aller Macht versucht, die rätselhaften Verbrechen aufzuklären, plagen Thomas Kent (Gustav Diessl) - ein Mitglied von Mabuses nach wie vor aktiver Organisation – schwere Gewissensbisse…

                                                „Das Testament des Dr. Mabuse“ knüpft an Langs Stummfilm-Zweiteiler „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1922) an, lässt sich allerdings auch ohne Kenntnis des Vorgängers verstehen. Aufgrund des sehr großen Casts ist jedoch eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich, um angesichts der zahlreichen Charaktere nicht durcheinander zu geraten.

                                                Als stärkste Trumpfkarte des Films erweist sich derweil die fesselnde Geschichte über den hypnotisch begabten Verbrecherdoktor und seine willkürlichen Terrorpläne, welche später als Inspirationsquelle für das Drehbuch von „The Dark Knight“ (2008) und die Machenschaften des irren Jokers diente. Entsprechend fühlt sich Langs Werk nicht nur wie ein gewöhnlicher Kriminalfilm, sondern bisweilen auch wie ein surrealer Fiebertraum an, der von dem bösartigen Doktor allem Anschein nach aus seiner Zelle heraus dirigiert wird. Hierzu wiederum passt dann auch das übertriebene, noch an die Stummfilm-Ära erinnernde Spiel der Darstellerriege, zu der u.a. auch Theo Lingen (Die Lümmel von der ersten Bank) gehört.

                                                Wie ein eher unnötiges Anhängsel erscheint lediglich die Liebesgeschichte zwischen Kent und seiner Freundin Lilli (Wera Liessem), da diese den Krimiplot ein wenig ausbremst und dazu einige sehr kuriose Dialogzeilen enthält. Dieser kleine Schwachpunkt ändert allerdings nichts am starken Gesamteindruck dieses auch hinsichtlich seiner Tricktechnik überzeugenden Krimiklassikers.

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                                                • 6 .5

                                                  Der von Gary Sherman (Tunnel der lebenden Leichen, Stimme des Todes) inszenierte „Tot und begraben“ variiert auf gekonnte Weise bekannte Elemente des Genres und besticht dabei durch eine dichte Gruselatmosphäre.

                                                  Sheriff Dan Gillis (James Farentino) untersucht eine Reihe seltsamer Vorkommnisse in seinem Heimatort, dem kleinen Küstenstädtchen Potters Bluff in Neuengland. Zunächst wird in einem Autowrack ein lebensgefährlich verletzter Fotograf gefunden, der offenbar zuvor bei lebendigem Leib angezündet wurde. Später wird die Leiche eines Fischers entdeckt, der ebenso wie der Fotograf als Neuankömmling nach Potters Bluff gekommen war. Bei seinen Ermittlungen kommt Gillis schließlich einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur…

                                                  „Tot und begraben“ gefällt von Beginn an durch seine stimmungsvollen Bilder des nebelverhangenen Küstenortes mit seinen langen Stränden, den dunklen Seemannskaschemmen und eigenwilligen Bewohnern, die alle ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legen. Durch die Eröffnungsszene, in der der Angriff auf den Fotografen gezeigt wird, hat der Zuschauer gegenüber dem Protagonisten zwar einen Wissensvorsprung, kann sich aber dennoch lange Zeit über keinen Reim auf die mysteriösen Todesfälle machen.

                                                  Obgleich sich Shermans Werk über weite Strecken wie ein altmodischer Gruselfilm anfühlt, verfügt er doch über eine gewisse Härte und bietet dazu einige gelungene Spezialeffekte, die ebenso gut aus einem Body-Horrorfilm jener Zeit stammen könnten. Als weiterer Pluspunkt erweist sich zudem der angenehm unverbrauchte Cast, zu dem in einer kleinen Nebenrolle auch „Nightmare“-Bösewicht Robert Englund zählt.

                                                  Wenn im letzten Drittel die Karten allmählich offengelegt werden, geht der ohnehin eher langsam voranschreitenden Geschichte zwar ein wenig die Luft aus, doch auch so steht am Ende ein einnehmendes Schauerstück, das nur darauf wartet, (wieder-) entdeckt zu werden.

                                                  Vielen Dank @TschunaSan für den Tipp!

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                                                  • 4

                                                    Anders als bei den meisten anderen Horrorreihen, bei denen auf einen erfolgreichen Erstling oftmals sehr schnell eine Fortsetzung folgt, gingen im Fall von Don Coscarellis SciFi-Horror neun Jahre ins Land, ehe die Freunde Mike und Reggie in „Das Böse II“ abermals gegen den unheimlichen Bestatter und seine Zwergenarmee zu Felde ziehen mussten.

                                                    Der nach der Konfrontation mit dem ‚Großen Mann‘ (Angus Scrimm) schwer traumatisierte Mike (James LeGros) wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo der Teenager von seltsamen Träumen geplagt wird, in denen immer wieder die gleichaltrige Liz (Paula Irvine) auftaucht, welche ihn offenbar auf die Spur des Bestatters führen kann. Nach seiner Entlassung aus der Klinik wendet sich Mike daher erneut an seinen Freund Reggie (Reggie Bannister), um dem Bösen endgültig den Garaus zu machen…

                                                    „Das Böse II“ knüpft unmittelbar an den Vorgänger an und setzt zu Beginn (ähnlich wie etwa „Halloween II“ (1981)) die Geschehnisse aus jener Nacht fort, mit der der erste Teil endete. Mit Ausnahme von A. Michael Baldwin, dessen Rolle nun von James LeGros übernommen wird, steht zudem wieder der Original-Cast vor der Kamera, sodass eine gewisse Kontinuität innerhalb der Reihe gewahrt wird.

                                                    Ohnehin fühlt sich „Das Böse II“ über weite Strecken so an, als wolle Coscarelli auf Nummer Sicher gehen und den Fans des Originals genau das bieten, was sie erwarten. Entsprechend fühlt sich dieser zweite Teil bisweilen eher wie ein mutloses Remake an, welches die Geschichte des Vorgängers nur geringfügig variiert und kaum neue Ideen einbringt. Der größte Unterschied zwischen beiden Filmen besteht letztlich darin, dass die Fortsetzung vermehrt auf Action und Krawall setzt und damit den subtilen Grusel zugunsten von Autostunts, Explosionen und plumpen Schockeffekten opfert.

                                                    Durch diese Anpassung an die Sehgewohnheiten der 80er Jahre – inklusive des Buddy-Duos in den Hauptrollen – verliert der zweite Teil der Reihe gegenüber seinem Vorgänger maßgeblich an Identität und Eigenständigkeit und entmystifiziert darüber hinaus seinen schaurigen Antagonisten. In Kombination mit zahlreichen Logiklücken und bescheidenen Darstellerleistungen sorgt dies dafür, dass Coscarellis zweiter Streich nur wie ein lahmer Aufguss daherkommt, dessen konfuse Handlung mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

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