Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7

    Mit „Der Blob“ schuf Regisseur Chuck Russell (Die Maske, Eraser) ein sehenswertes Remake des SciFi-Horrorklassikers aus den 50ern, welches eine stimmige Balance zwischen Grusel, Action und Humor findet.

    Nach einem Meteoritenabsturz stößt ein alter Landstreicher an der Einschlagstelle auf eine offenbar außerirdische Masse, die seinen Arm infiziert. In panischer Angst stürzt der alte Mann auf die Straße, wo er von dem Teenagerpärchen Meg (Shawnee Smith) und Paul (Donovan Leitch) angefahren wird, welches ihn gemeinsam mit dem als Rowdy verschrienen Brian (Kevin Dillon) ins Krankenhaus bringt. Als die unheimliche Kreatur den Landstreicher bei lebendigem Leib verspeist, setzen die Teenager alles daran, um ihren Heimatort vor dem Monster zu warnen…

    Russells Remake punktet wie schon das Original mit seinem charmanten Kleinstadtsetting und hält sich speziell zu Beginn auch nah an dessen Handlungsverlauf. Während der Blob im Original allerdings meist nur für Sekundenbruchteile zu sehen war, wirkt er im Remake dank fortgeschrittener Effekttechnik schon deutlich präsenter und bedrohlicher. Auch fallen die Kills in Russells Film deutlich expliziter aus und sind auch wesentlich kreativer gestaltet.

    Zwar schenken die Erwachsenen den Teenagern wie schon im Original auch hier zunächst keinen Glauben, werden aber dafür früher zur Einsicht gezwungen, da die Mordserie des Blob weniger heimlich abläuft. Während der Gewaltgrad gegenüber der ersten Verfilmung somit merklich hochgeschraubt wurde, sind die Erwachsenen hier erstaunlicherweise ebenso prüde und betrachten jede Andeutung sexueller Aktivitäten unter den Teenagern mit Argwohn. Diese wiederum wirken ihrerseits deutlich braver als es das ihnen von erwachsener Seite zugeschriebene Image vermuten lässt.

    Hatte das Original ab dem Mittelteil mit starken Spannungseinbrüchen zu kämpfen, dreht das Remake zum Ende hin erst so richtig auf und bietet dazu noch einen kleinen Handlungstwist, der dazu führt, dass die Gefahr im Finale nicht mehr allein vom Blob ausgeht. Kritisieren lässt sich indes vor allem das Fehlen ikonischer Sympathieträger unter den Hauptfiguren wie sie u.a. in „Im Land der Raketenwürmer“ (1990) zu finden sind.

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    • 5

      „Blob, Schrecken ohne Namen“ ist ein recht spannungsarmer SciFi-Horrorfilm mit dem späteren Star Steve McQueen in seiner ersten Kinohauptrolle.

      Teenager Steve (Steve McQueen) beobachtet bei einem abendlichen Date mit der attraktiven Jane (Aneta Corsaut) wie ein Meteor im nahegelegenen Wald abstürzt. Ein alter Mann entdeckt die Einschlagstelle und findet dort eine gallertartige Masse vor, die seine Hand infiziert. Steve und Jane bringen den Mann daraufhin in eine Arztpraxis, wo sich die außerirdische Substanz jedoch schon bald ausbreitet, und alles verschlingt, was ihr in den Weg kommt…

      Nach einem recht unterhaltsamen Start büßt der von Irvin S. Yeaworth (Der 4-D Mann, Dinosaurus) in Szene gesetzte B-Film bereits merklich an Unterhaltungswert ein und hält sich allzu lange mit teils unfreiwillig komischen Dialogen auf. So dreht sich ein Großteil der Handlung um Steves verzweifelte Versuche, die erwachsenen Stadtbewohner vor der Gefahr durch die Substanz aus dem All zu warnen, wobei er jedoch lange Zeit über nur auf taube Ohren stößt. Das titelgebende Monster verkommt unterdessen fast schon zur Randerscheinung und lässt sich im Mittelteil nur selten blicken.

      Der seinerzeit bereits 28-jährige McQueen wirkt deutlich zu alt für die Rolle des jugendlichen Draufgängers, spielt seinen Part aber dennoch recht solide und darf hier bereits kurz seiner großen Vorliebe für Autorennen nachgehen. Die meisten anderen Figuren stellen derweil kaum mehr als bloße Stichwortgeber dar und bleiben dementsprechend blass.

      Dank der recht atmosphärischen Farbgebung in Verbindung mit dem charmanten Kleinstadtsetting hinterlässt Yeaworths Film trotz all dieser Schwächen aber dennoch einen einigermaßen soliden Gesamteindruck und bietet mit der Massenpanik im Kino und dem Finale im Diner zumindest ein paar kleinere Highlightszenen.

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      • 7
        über Holiday

        Bei dem auf dem gleichnamigen Broadway-Bühnenstück basierenden „Holiday“ unter der Regie von George Cukor (Das Haus der Lady Alquist, My Fair Lady) handelt es sich um eine charmante Screwball-Komödie, die sich mit Themen wie Emanzipation und Freiheitsdrang auseinandersetzt und mit einem spielfreudigen – und dazu artistisch begabten - Ensemble aufwartet.

        Während eines Urlaubs hat der aus einfachen Verhältnissen stammende Johnny Case (Cary Grant) die attraktive Julia (Doris Nolan) kennengelernt und sich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt. Als er nun die New Yorker Adresse aufsucht, die Julia ihm genannt hat, fällt Johnny aus allen Wolken, wohnt Julia doch in einem riesigen, palastartigen Anwesen und entpuppt sich als Tochter des angesehenen Multimillionärs Edward Seton (Henry Kolker). Johnny und Julia planen bereits für den nächsten Monat ihre Hochzeit, doch Mr. Seton fällt es schwer, den nahezu mittellosen jungen Mann als Schwiegersohn zu akzeptieren. Julias unangepasste Schwester Linda (Katharine Hepburn) hingegen ist sogleich sehr angetan von Johnny und versucht ihrer Schwester doch noch zu ihrem Glück zu verhelfen. Als die Verlobungsfeier nicht nach Lindas Vorstellungen ausgerichtet wird, werden die familiären Spannungen jedoch immer größer…

        Mit der von Rekord-Oscargewinnerin Katharine Hepburn verkörperten Brautschwester und ihrem von Cary Grant gespielten Schwager in spe rückt Cukors Komödie zwei nonkonforme Charaktere in den Mittelpunkt, die sich wenig um gesellschaftliche Gepflogenheiten und Standesdünkel scheren und Selbstverwirklichung über Arbeit und Wohlstand stellen. Das Aufeinanderprallen der gegensätzlichen Lebensentwürfe sorgt dabei sowohl für dramatische wie auch für humorvolle Momente und weiß dabei trotz kleinerer Längen für gelungene Unterhaltung zu sorgen, woran auch die liebenswerten Nebenfiguren entscheidenden Anteil haben.

        Ihre Theater-Herkunft kann und will Cukors Komödie dabei gar nicht verbergen, spielt sich doch fast die gesamte Handlung im Anwesen der Familie Seton ab und lebt nahezu ausschließlich von den mal bissigen, mal heiteren Wortgefechten der Protagonisten. Angesichts dieser Vorzüge lässt es sich auch leicht verschmerzen, dass der Ausgang der Geschichte wohl jedem bereits nach wenigen Minuten klar sein dürfte.

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        • 6 .5
          Kenduskeag 19.02.2024, 09:14 Geändert 19.02.2024, 09:15

          „Die gebrochene Lanze“ unter der Regie von Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Die 27. Etage) ist ein im Western-Setting angesiedeltes Familiendrama, das sich durch eine differenzierte Figurenzeichnung, prächtige Landschaftsbilder sowie eine hochkarätige Darstellerriege auszeichnet.

          Halbblut Joe Devereaux (Robert Wagner) wird nach mehreren Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Da sein Vater Matt (Spencer Tracy) inzwischen verstorben ist, soll dessen Ranch unter Joe und seinen drei Halbbrüdern aufgeteilt werden. Die Brüder unterbreiten Joe das Angebot, für 10.000 Dollar auf seinen Anteil am Besitz zu verzichten. Joe lehnt jedoch ab und macht sich auf den Weg zur Ranch, wo er sich an seinen Vater zurückerinnert. Dieser lag einst mit den Besitzern einer Mine im Streit, die das Wasser der Ranch durch Kupferrückstände vergiftet hatten…

          Dmytryks zum Großteil aus einer langen Rückblende bestehender Western zeichnet das Bild einer zerrütteten Familie, in der gleich mehrere dominante Männerfiguren mit unterschiedlichen Lebensentwürfen aufeinandertreffen. Spencer Tracy begeistert dabei als strenger Patriarch, der seine erwachsenen Söhne züchtigt und keine Widerrede duldet, zugleich aber aufgrund seines feinen Humors und seines eisernen Moralkodex‘ die Sympathien des Publikums für sich gewinnen kann. Robert Wagner dagegen gibt den gutherzigen, jedoch verwöhnten Lieblingssohn, der mit Vorurteilen aufgrund seiner indianischen Herkunft zu kämpfen hat und zudem den Neid seiner Halbbrüder auf sich zieht. Richard Widmark verkörpert den ältesten Bruder, der die Verhaltensweisen seines Vaters übernommen hat und sich deshalb zu einem ebenso starköpfigen und streitbaren Charakter entwickelt hat. In weiteren Rollen sind zudem u.a. Katy Jurado (Zwölf Uhr mittags), Jean Peters (Niagara) und E.G. Marshall (Absolute Power) zu sehen.

          Lange Zeit über verzichtet Dmytryks Western auf eine vereinfachende Schwarzweiß-Zeichnung und versteht die Beweggründe aller Beteiligten gut herauszuarbeiten. Erst im letzten Drittel geht der Geschichte etwas die Luft aus und sie läuft doch noch auf ein vorhersehbares Gut-gegen-Böse-Finale hinaus, in dem sich dann auch der zunächst rätselhafte Filmtitel erklärt.

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          • 5

            Der von J. Lee Thompson (Ein Köder für die Bestie, Ab in die Ewigkeit) inszenierte „Die Schlacht um den Planet der Affen“ bildet den Abschluss des fünfteiligen Affen-Zyklus, leidet dabei jedoch unter seinem geringen Budget und lässt die Qualitäten stärkerer Vorgänger vermissen.

            In Folge eines Atomkriegs sind weite Teile des Planeten unbewohnbar geworden. Caesar (Roddy McDowall), der inzwischen eine Familie gegründet hat, führt eine Gruppe überlebender Affen und Menschen an, die gemeinsam eine kleine Siedlung gegründet haben, in der beide Parteien friedlich koexistieren. Dieser Frieden wird jedoch durch den Gorilla-General Aldo (Claude Akins) bedroht, der einen enormen Hass gegen die Menschen hegt. Als Caesar von seinem Freund MacDonald (Austin Stoker) erfährt, dass im Untergrund der toten Stadt, in der einst der Affenaufstand gegen die Menschen begann, noch Aufzeichnungen seiner ermordeten Eltern existieren, macht er sich mit MacDonald und dem weisen Orang-Utan Virgil (Paul Williams) auf den Weg, um mehr über seine Vergangenheit sowie die Zukunft des Planeten in Erfahrung zu bringen…

            „Die Schlacht um den Planet der Affen“ rekapituliert zu Beginn die Geschehnisse der Vorgänger, um so eine Brücke zwischen den einzelnen Teilen zu schlagen, sind doch seit dem in Teil 4 gezeigten Aufstand abermals viele Jahre vergangen. Trotz dieses Brückenschlags enthält Thompsons Film jedoch einige inhaltliche Lücken und lässt viele Fragen unbeantwortet.

            Auch leidet das Affen-Finale deutlich erkennbar darunter, dass abermals nur ein geringes Budget zur Verfügung stand. Entsprechend sehen Masken und Kostüme noch etwas billiger aus und auch die titelgebende Schlacht entspricht mehr einem kleinen Scharmützel unter den wenigen Überlebenden. Anders als die Vorgängerteile, die sich inhaltlich stark voneinander unterscheiden, verfügt „Die Schlacht um den Planet der Affen“ zudem nur noch über wenige neue Ideen und fühlt sich mitunter wie ein Neuaufguss des zweiten Teils an.

            Dank der knappen Laufzeit ist dieser fünfte Teil jedoch zumindest recht kurzweilig und gestaltet sich zudem recht actionreich. In Verbindung mit einem gut aufgelegten Roddy McDowall, der dem Anführer der Affen trotz aller Einschränkungen durch die Maske genügend Charisma verleiht, sorgt dies dafür, dass sich Thompsons Werk noch ins Mittelmaß rettet.

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            • 7 .5

              Mit „Infernal Affairs“ schuf das Regieduo Andrew Lau und Alan Mak (Initial D, Confession of Pain) einen ebenso fesselnden wie kurzweiligen Thriller, der sich mit Themen wie Schuld und Sühne sowie der schmalen Trennlinie zwischen Gut und Böse befasst.

              Der Polizist Chen Wing Yan (Tony Leung) wird im Auftrag von Hongkongs Polizeichef Wong (Anthony Wong) als Undercover-Ermittler in die Organisation des Triaden-Führers Hon Sam (Eric Tsang) eingeschleust. Hon Sam wiederum hat bereits vor einigen Jahren junge Mitglieder seiner Organisation auf die Polizeischule geschickt, um den Polizeiapparat der Stadt zu unterwandern. Zu diesen Maulwürfen zählt auch Hon Sams rechte Hand Lau Kin Ming (Andy Lau), der im Auftrag des Gangsterbosses die Aktivitäten der Polizei sabotiert…

              Speziell zu Beginn erfordert „Infernal Affairs“ ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, steigen Lau und Mak doch ohne lange Erklärungen in die Geschichte um die beiden Maulwürfe ein. Dabei kommt ihr Thriller deutlich geradliniger daher als Scorseses breit angelegtes US-Remake „The Departed“ (2006) und lässt die beiden Kontrahenten schon früh ein erstes Mal aufeinandertreffen. Eingehüllt in kühl stilisierte Bilder der fernöstlichen Metropole und mit einem melancholisch angehauchten Soundtrack unterlegt, ergibt sich so ein nüchtern angelegter Suspense-Film, in dem sich die Protagonisten fortwährend gegenseitig belauern und auf den entscheidenden Fehler des jeweils anderen warten.

              Positiv hervorzuheben sind neben der feinen Charakterzeichnung und den zwar nur wenigen, dafür aber sehr wirkungsvollen Actionszenen auch die ansprechenden Darbietungen der vier Hauptdarsteller, unter denen der charismatische Tony Leung als innerlich zerrissener Undercover-Cop noch einmal besonders hervorsticht. Weniger gut ausgearbeitet sind dagegen die wenigen weiblichen Charaktere des Films, deren Darstellerinnen um Sammi Cheng (Needing you…) und Kelly Chen (Breaking News) entsprechend auch weniger zu tun bekommen. Dies schadet dem starken Gesamteindruck dieses schnörkellosen Hongkong-Thrillers jedoch keineswegs.

              Noch bis zum 4.5.2024 in der arte Mediathek!

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              • 6

                Ehe er ab 1979 wieder mit der Enterprise in Galaxien vordrang, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, musste sich „Star Trek“-Ikone William Shatner als Veterinär einer Kleinstadt in Arizona mit einer Invasion mörderischer Spinnen herumplagen.

                Tierarzt Robert Hansen (William Shatner) steht vor einem Rätsel, als ein zuvor kerngesundes Kalb des Farmers Walter Colby (Woody Strode) plötzlich qualvoll verendet. Um den mysteriösen Vorfall untersuchen zu lassen, schickt Hansen eine Probe des Tierbluts an die nächste Universität, woraufhin sich die Insektenforscherin Diane Ashley (Tiffany Bolling) bei ihm meldet, die der Ansicht ist, dass eine große Dosis Spinnengift das Kalb getötet habe. Als Hansen und Ashley daraufhin weitere Nachforschungen anstellen, müssen sie schon bald feststellen, dass die Spinnen bereits kurz davor sind, die gesamte Stadt einzunehmen…

                Der in der Tradition von Werken wie „Tarantula“ (1955) stehende Tierhorrorfilm startet eher gemächlich und lässt sich ausgiebig Zeit, um das hübsch eingefangene Wüstenkaff und seine kauzigen Bewohner vorzustellen. Entsprechend dauert es eine Weile, bis nach dem Tod des Kalbs wieder etwas Spektakuläres passiert, sodass man sich als Zuschauer lange Zeit über in Sicherheit wiegt und bei „Mörderspinnen“ von einem eher harmlosen Genrevertreter ausgeht, dessen Verlauf weitgehend vorhersehbar erscheint.

                Wenn die kleinen Arachnoiden mit der Zeit jedoch die Überhand gewinnen, wird aus dem bis dahin so beschaulichen Filmchen doch noch ein recht packender Mix aus Ekel und Terror, der sowohl mit seinen praktischen Effekten als auch mit den soliden Darbietungen der Castmitglieder punkten kann.

                Während die süffisanten Bemerkungen des Protagonisten in Richtung der Forscherin und das damit einhergehende Frauenbild eher steinzeitlich wirken, erweist sich die Öko-Botschaft des Films als so aktuell wie eh und je. Bemängeln lässt sich indes noch der allzu aufdringliche Score, der anders als der starke Country-Titelsong nicht ins Gesamtbild passen will.

                Als Prunkstück des Films erweist sich schließlich das an Romeros „Night of the Living Dead“ (1968) angelehnte Finale, bei dem die Spannungsschrauben noch einmal etwas angezogen werden und das auf einer ebenso düsteren wie schockierenden Note endet.

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                • 7 .5

                  Der deutsche Krimiklassiker „Das Testament des Dr. Mabuse“ von Regisseur Fritz Lang (Die Nibelungen, Metropolis), welcher während der NS-Diktatur verboten war, zeichnet sich durch eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte aus, die Action, Mystery und Thrill miteinander kombiniert und zugleich als Anspielung auf den Aufstieg der Nationalsozialisten gedeutet werden kann.

                  Kommissar Lohmann (Otto Wernicke) erhält einen Anruf seines früheren Kollegen Hofmeister (Karl Meixner), dem man offenbar nach dem Leben trachtet. Noch ehe der Kommissar seinem Freund zur Hilfe kommen kann, hört er Schüsse am anderen Ende der Leitung und das Gespräch bricht ab. Für Lohmann steht fest, dass sein Freund Opfer eines Verbrechens geworden sein muss, findet am Tatort jedoch nur noch die mutmaßliche Tatwaffe vor. Als bald darauf weitere unerklärliche Verbrechen in der Stadt verübt werden, verdichten sich die Anzeichen, dass das Verbrechergenie Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) hinter all dem stecken muss. Dieser jedoch befindet sich seit Jahren in der psychiatrischen Klinik von Prof. Dr. Baum (Oscar Beregi Sr.) und ist in einem nahezu katatonischen Zustand. Während der Kommissar mit aller Macht versucht, die rätselhaften Verbrechen aufzuklären, plagen Thomas Kent (Gustav Diessl) - ein Mitglied von Mabuses nach wie vor aktiver Organisation – schwere Gewissensbisse…

                  „Das Testament des Dr. Mabuse“ knüpft an Langs Stummfilm-Zweiteiler „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1922) an, lässt sich allerdings auch ohne Kenntnis des Vorgängers verstehen. Aufgrund des sehr großen Casts ist jedoch eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich, um angesichts der zahlreichen Charaktere nicht durcheinander zu geraten.

                  Als stärkste Trumpfkarte des Films erweist sich derweil die fesselnde Geschichte über den hypnotisch begabten Verbrecherdoktor und seine willkürlichen Terrorpläne, welche später als Inspirationsquelle für das Drehbuch von „The Dark Knight“ (2008) und die Machenschaften des irren Jokers diente. Entsprechend fühlt sich Langs Werk nicht nur wie ein gewöhnlicher Kriminalfilm, sondern bisweilen auch wie ein surrealer Fiebertraum an, der von dem bösartigen Doktor allem Anschein nach aus seiner Zelle heraus dirigiert wird. Hierzu wiederum passt dann auch das übertriebene, noch an die Stummfilm-Ära erinnernde Spiel der Darstellerriege, zu der u.a. auch Theo Lingen (Die Lümmel von der ersten Bank) gehört.

                  Wie ein eher unnötiges Anhängsel erscheint lediglich die Liebesgeschichte zwischen Kent und seiner Freundin Lilli (Wera Liessem), da diese den Krimiplot ein wenig ausbremst und dazu einige sehr kuriose Dialogzeilen enthält. Dieser kleine Schwachpunkt ändert allerdings nichts am starken Gesamteindruck dieses auch hinsichtlich seiner Tricktechnik überzeugenden Krimiklassikers.

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                  • 6 .5

                    Der von Gary Sherman (Tunnel der lebenden Leichen, Stimme des Todes) inszenierte „Tot und begraben“ variiert auf gekonnte Weise bekannte Elemente des Genres und besticht dabei durch eine dichte Gruselatmosphäre.

                    Sheriff Dan Gillis (James Farentino) untersucht eine Reihe seltsamer Vorkommnisse in seinem Heimatort, dem kleinen Küstenstädtchen Potters Bluff in Neuengland. Zunächst wird in einem Autowrack ein lebensgefährlich verletzter Fotograf gefunden, der offenbar zuvor bei lebendigem Leib angezündet wurde. Später wird die Leiche eines Fischers entdeckt, der ebenso wie der Fotograf als Neuankömmling nach Potters Bluff gekommen war. Bei seinen Ermittlungen kommt Gillis schließlich einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur…

                    „Tot und begraben“ gefällt von Beginn an durch seine stimmungsvollen Bilder des nebelverhangenen Küstenortes mit seinen langen Stränden, den dunklen Seemannskaschemmen und eigenwilligen Bewohnern, die alle ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legen. Durch die Eröffnungsszene, in der der Angriff auf den Fotografen gezeigt wird, hat der Zuschauer gegenüber dem Protagonisten zwar einen Wissensvorsprung, kann sich aber dennoch lange Zeit über keinen Reim auf die mysteriösen Todesfälle machen.

                    Obgleich sich Shermans Werk über weite Strecken wie ein altmodischer Gruselfilm anfühlt, verfügt er doch über eine gewisse Härte und bietet dazu einige gelungene Spezialeffekte, die ebenso gut aus einem Body-Horrorfilm jener Zeit stammen könnten. Als weiterer Pluspunkt erweist sich zudem der angenehm unverbrauchte Cast, zu dem in einer kleinen Nebenrolle auch „Nightmare“-Bösewicht Robert Englund zählt.

                    Wenn im letzten Drittel die Karten allmählich offengelegt werden, geht der ohnehin eher langsam voranschreitenden Geschichte zwar ein wenig die Luft aus, doch auch so steht am Ende ein einnehmendes Schauerstück, das nur darauf wartet, (wieder-) entdeckt zu werden.

                    Vielen Dank @TschunaSan für den Tipp!

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                    • 4

                      Anders als bei den meisten anderen Horrorreihen, bei denen auf einen erfolgreichen Erstling oftmals sehr schnell eine Fortsetzung folgt, gingen im Fall von Don Coscarellis SciFi-Horror neun Jahre ins Land, ehe die Freunde Mike und Reggie in „Das Böse II“ abermals gegen den unheimlichen Bestatter und seine Zwergenarmee zu Felde ziehen mussten.

                      Der nach der Konfrontation mit dem ‚Großen Mann‘ (Angus Scrimm) schwer traumatisierte Mike (James LeGros) wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo der Teenager von seltsamen Träumen geplagt wird, in denen immer wieder die gleichaltrige Liz (Paula Irvine) auftaucht, welche ihn offenbar auf die Spur des Bestatters führen kann. Nach seiner Entlassung aus der Klinik wendet sich Mike daher erneut an seinen Freund Reggie (Reggie Bannister), um dem Bösen endgültig den Garaus zu machen…

                      „Das Böse II“ knüpft unmittelbar an den Vorgänger an und setzt zu Beginn (ähnlich wie etwa „Halloween II“ (1981)) die Geschehnisse aus jener Nacht fort, mit der der erste Teil endete. Mit Ausnahme von A. Michael Baldwin, dessen Rolle nun von James LeGros übernommen wird, steht zudem wieder der Original-Cast vor der Kamera, sodass eine gewisse Kontinuität innerhalb der Reihe gewahrt wird.

                      Ohnehin fühlt sich „Das Böse II“ über weite Strecken so an, als wolle Coscarelli auf Nummer Sicher gehen und den Fans des Originals genau das bieten, was sie erwarten. Entsprechend fühlt sich dieser zweite Teil bisweilen eher wie ein mutloses Remake an, welches die Geschichte des Vorgängers nur geringfügig variiert und kaum neue Ideen einbringt. Der größte Unterschied zwischen beiden Filmen besteht letztlich darin, dass die Fortsetzung vermehrt auf Action und Krawall setzt und damit den subtilen Grusel zugunsten von Autostunts, Explosionen und plumpen Schockeffekten opfert.

                      Durch diese Anpassung an die Sehgewohnheiten der 80er Jahre – inklusive des Buddy-Duos in den Hauptrollen – verliert der zweite Teil der Reihe gegenüber seinem Vorgänger maßgeblich an Identität und Eigenständigkeit und entmystifiziert darüber hinaus seinen schaurigen Antagonisten. In Kombination mit zahlreichen Logiklücken und bescheidenen Darstellerleistungen sorgt dies dafür, dass Coscarellis zweiter Streich nur wie ein lahmer Aufguss daherkommt, dessen konfuse Handlung mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

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                      • 7

                        „Zweite Chance“ unter der Regie der Dänin Susanne Bier (Nach der Hochzeit, In einer besseren Welt) ist ein gleichermaßen erschütterndes wie zum Nachdenken anregendes Drama, welches an diversen Moralfragen rührt und mit starken Schauspielleistungen punktet.

                        Der Polizist Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) stößt in der Wohnung des Junkiepärchens Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und Sanne (Lykke May Andersen) auf ein Baby, welches in seinen eigenen Exkrementen liegt und von seinen verwahrlosten Eltern offenbar kaum beachtet wird. Andreas, der gemeinsam mit seiner psychisch labilen Ehefrau Anna (Maria Bonnevie) selbst einen kleinen Sohn hat, versucht daraufhin erfolglos zu erwirken, dass dem Junkiepärchen das Sorgerecht für das Baby entzogen wird. Als Andreas‘ Sohn unerwartet verstirbt, trifft der Polizist noch in der gleichen Nacht eine folgenschwere Entscheidung: Er dringt in die Wohnung des Pärchens ein und vertauscht seinen toten Sohn mit dem anderen Baby…

                        Wer die extrem problematische Ausgangslage von Biers Film, welche Assoziationen zu Ben Afflecks „Gone Baby Gone“ (2007) hervorruft, akzeptieren kann, bekommt mit „Zweite Chance“ eine aufwühlende Kombination aus Suspensedrama und Psychotrip geboten, in dem der Zuschauer zum Komplizen des Protagonisten und seiner fragwürdigen Handlungen wird. Der innere Konflikt der Hauptfigur sowie die auf seine Tat folgenden Entwicklungen sorgen dabei über weite Strecken für eine hohe Intensität und schicken den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der zwiespältigen Emotionen.

                        Zwar muss sich „Zweite Chance“ den Vorwurf gefallen lassen, so manche Klischees zu bedienen, verfällt dabei aber glücklicherweise nie in bloße Schwarzweiß-Zeichnung, sondern versteht es, die komplexe Gefühlslage aller Beteiligten glaubwürdig zu vermitteln. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der ausgezeichneten Castmitglieder, zu denen u.a. noch Ulrich Thomsen (Adams Äpfel) in der Rolle des zweiten Polizeiermittlers gehört.

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                        • 5
                          über Shalako

                          Nachdem er der Rolle des britischen Geheimagenten vorerst überdrüssig war, probierte sich Sean Connery eine Zeit lang in anderen Genres. Einer dieser Versuche, seinem Portfolio eine weitere Facette hinzuzufügen, stellt der von Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Die 27. Etage) inszenierte „Shalako“ dar, in dem Connery zum einzigen Mal in seiner Karriere als Westernheld zu sehen ist.

                          New Mexico 1880: Eine europäische Jagdgesellschaft um die Gräfin Irina (Brigitte Bardot) gelangt irrtümlich in ein Apachen-Reservat, das für Weiße verboten ist. Der hilfsbereite Trapper Shalako (Sean Connery) versucht in dem Konflikt zu vermitteln und handelt mit den Indianern eine Frist aus, binnen derer die Gruppe das Gebiet verlassen muss. Irinas Verlobter Frederick von Hallstatt (Peter van Eyck) und die übrigen Mitglieder der Gruppe denken jedoch gar nicht daran, sich dem Willen der Apachen zu beugen…

                          Dmytryks Western lebt hauptsächlich von seinem charismatischen Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Honor Blackman (James Bond 007 – Goldfinger) und Stephen Boyd (Ben Hur) angehören. Die Geschichte um die Auseinandersetzung zwischen Weißen und Apachen gibt dagegen nicht sonderlich viel her, zumal die Indianer die meiste Zeit über als klischeehafte Bösewichte dargestellt werden, die nur auf Kampf und Mord aus sind. Auch die einzelnen Mitglieder der Jagdgesellschaft bleiben als Charaktere zunächst eher uninteressant und erhalten erst im letzten Filmdrittel etwas mehr Profil.

                          Obwohl „Shalako“ mit recht vielen Actionszenen aufwartet, verzeichnet zudem auch das Spannungsbarometer nur wenige Ausschläge nach oben. Erst wenn der Trapper die Jagdgesellschaft gegen Ende zu einem Hochplateau führt, kommt doch noch ein bisschen Nervenkitzel auf, doch reicht dies nicht mehr aus, um aus Dmytryks Film mehr als einen mittelmäßigen Genrebeitrag zu machen.

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                          • 6

                            Der aus einer italienischen Auswandererfamilie stammende Frank Capra (Es geschah in einer Nacht, Ist das Leben nicht schön?) zählte zu den populärsten Regisseuren der 1930er und 40er Jahre und wurde u.a. dreimal mit dem Oscar für die Beste Regie ausgezeichnet. Zu diesen prämierten Werken Capras zählt auch die vor dem Hintergrund der US-Wirtschaftskrise spielende Liebeskomödie „Mr. Deeds geht in die Stadt“, welche auf einer Kurzgeschichte von Clarence Budington Kelland basiert.

                            Longfellow Deeds (Gary Cooper) führt ein bescheidenes Leben als Schreiber von Grußkarten in einer Kleinstadt in Vermont. Eines Tages wird ihm mitgeteilt, dass sein Onkel Martin, ein erfolgreicher New Yorker Bankier, bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und Longfellow sein gesamtes Vermögen im Wert von 20 Mio. Dollar vererbt hat. John Cedar (Douglass Dumbrille), der gerissene Anwalt des verstorbenen Onkels, drängt den gutmütigen Longfellow dazu, mit ihm nach New York zu kommen, da er darauf hofft, dass Longfellow die Verwaltung des Vermögens in seine Hände legt. Zudem wird die Journalistin Louise Bennet (Jean Arthur) auf Longfellow angesetzt, um aus dem ersten Großstadtbesuch des Millionenerbes eine aufsehenerregende Story für die Klatschpresse zu konstruieren…

                            Capras Komödie, die 2002 ein Remake mit Adam Sandler in der Hauptrolle erhielt, verbindet charmanten Humor mit einer Prise Romantik und streift dabei gesellschaftliche Themen wie Armut und Massenarbeitslosigkeit. Der Stoff vom einfachen Mann vom Lande, der sich im von raffgierigen Kapitalisten geprägten Großstadtdschungel zurechtfinden muss, hätte dabei sicherlich genügend Potenzial für eine bissige Sozialsatire geboten, erhält in den Händen Capras jedoch eher einen märchenhaften Anstrich.

                            Neben etwas zu viel Kitsch und Pathos lässt sich vor allem die Wahl des Hauptdarstellers kritisieren, scheint Gary Cooper für die Rolle des naiven Longfellow, der mit kindlicher Begeisterung am Treppengeländer hinunterrutscht, doch nicht unbedingt die Idealbesetzung zu sein. Zu weltmännisch und elegant wirkt Cooper in seinem Auftreten, als dass man ihm den Grußkartenschreiber aus Vermont wirklich abnehmen könnte. Erst im letzten Drittel kommen Coopers Stärken besser zur Geltung, wenn Capras Komödie nach einem etwas drögen Mittelteil in einen unterhaltsamen Schlagabtausch vor Gericht mündet.

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                            • 6 .5

                              Bei „Die Nacht der Creeps“ von Fred Dekker (Monster Busters, RoboCop 3) handelt es sich um eine ebenso einfallsreiche wie liebevolle Hommage an die B-Movies der 50er Jahre, welche Versatzstücke aus Alien-, Slasher- und Zombiefilm zu einer gelungenen Genremixtur verbindet.

                              Während einer Campusparty verguckt sich der schüchterne Chris (Jason Lively) in seine Kommilitonin Cynthia (Jill Whitlow). Um ihr nahe zu sein, beschließt er gemeinsam mit seinem besten Freund J.C. (Steve Marshall) der gleichen Studentenverbindung beizutreten, der auch Cynthia angehört. Zuvor müssen die beiden Freunde jedoch eine Aufnahmeprüfung absolvieren, welche darin besteht, eine Leiche vor eines der Verbindungshäuser zu legen. Fündig werden sie in einem Geheimlabor der medizinischen Fakultät, wo sie auf den konservierten Leichnam eines Studenten stoßen, welcher dort seit fast drei Jahrzehnten eingefroren war. Als die Freunde den Leichnam aus seinem Behältnis befreien, ahnen sie nicht, welch große Gefahr sie damit über den kleinen Ort gebracht haben…

                              Dekkers Horrorhommage startet mit einer kurzen Verfolgungsjagd innerhalb eines Raumschiffs, an welche sich eine in Schwarzweiß gehaltene Sequenz anschließt, die ein verliebtes Pärchen zeigt, das Mitte der 50er Jahre Augenzeuge eines Meteoriteneinschlags wird. Erst ganz allmählich wird deutlich, wie dieser Prolog mit der Haupthandlung um die beiden Studenten zusammenhängt, sodass „Die Nacht der Creeps“ von Beginn an eine gewisse Neugier auf das Kommende schürt. Ohnehin gehört das bei aller Skurrilität sehr durchdacht wirkende Drehbuch zu den größten Stärken des Films.

                              Punkten kann Dekkers Horrorspaß darüber hinaus mit seinem gut harmonierenden Cast, dem in einer Nebenrolle u.a. noch Tom Atkins (The Fog) als von Schuldgefühlen geplagter Polizist angehört. Speziell der tiefen Verbundenheit der beiden Protagonisten, die ebenso wie die meisten anderen Charaktere die Nachnamen berühmter Genreregisseure wie Romero, Cronenberg und Raimi tragen, wird erstaunlich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Doch auch die niedliche Lovestory zwischen Chris und Cynthia vermag zu gefallen.

                              In Bezug auf Effekte und Spektakel hält sich der Film dagegen eher zurück, was wohl in erster Linie dem geringen Budget geschuldet sein dürfte. So bekommen wir die Auswirkungen der Alien-Infektion meist nur für Sekundenbruchteile zu sehen, ehe schon zur nächsten Szene geschnitten wird. Dies nimmt Dekkers Werk leider einen Teil seiner Gruselwirkung und hemmt im eher spannungsarmen Mittelteil zudem den Erzählfluss. Das spaßige Finale kann dafür allerdings ein Stück weit entschädigen.

                              Vielen Dank @kaiserofhorror für den Tipp!

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                              • 6

                                Nach siebenjähriger Pause griff Clint Eastwood erneut zur .44er Magnum und kehrte in seiner Paraderolle als Inspektor Harry Callahan auf die Leinwand zurück.

                                Nachdem aufgrund seiner Zeugenrolle in einem Mafiaprozess mehrere Mordanschläge auf ihn verübt wurden, wird Harry Callahan (Clint Eastwood) zu seiner eigenen Sicherheit von San Francisco in die Kleinstadt San Paulo versetzt. Dort geht er einer rätselhaften Mordserie nach, die beide Städte miteinander verbindet. Schon bald stellt er fest, dass die als Restauratorin arbeitende Jennifer Spencer (Sondra Locke) in Verbindung mit den Taten steht…

                                Für „Dirty Harry kommt zurück“ nahm Eastwood zum einzigen Mal innerhalb der Reihe selbst auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte einen simpel gestrickten Rachereißer, dem anzumerken ist, dass der Reihe allmählich die guten Plotideen ausgehen und stattdessen bekannte Elemente erneut Verwendung finden. Dank des charismatischen Hauptdarstellers, den abermals hübsch anzusehenden Bilder der amerikanischen Westküste sowie einiger durchaus packender Actionszenen, die zudem auch über eine ordentliche Härte verfügen, bietet jedoch auch der vierte Teil noch insgesamt gelungene Unterhaltung und lässt trotz des schleppenden Beginns kaum Langeweile aufkommen.

                                Albert Popwell, der in den vorherigen Teilen schon als Bankräuber, Zuhälter und Schwerverbrecher zu sehen war, übernimmt diesmal die Rolle von Callahans Partner, hat als solcher aber nur sehr wenig zu tun. Weitere Gesellschaft erhält der Inspektor mit dem fragwürdigen Moralkompass zudem von einer extrem fetten Bulldogge, die für die wenigen auflockernden Momente in dem ansonsten sehr ernsten Thriller sorgt. Erwähnenswert ist außerdem, dass aus diesem Teil der Reihe eines der berühmtesten Zitate in Eastwoods langer Karriere stammt:
                                „Go ahead, make my day!“

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                                • 8 .5

                                  Mit „Straße der Versuchung“ schuf Regisseur Fritz Lang (Metropolis, M – Eine Stadt sucht einen Mörder) einen wendungsreichen Psychothriller, in welchem gleich mehrere Menschen aufgrund einer verhängnisvollen Zufallsbegegnung in den Abgrund gerissen werden.

                                  Christopher Cross (Edward G. Robinson) ist ein biederer Buchhalter, der nur wenig Selbstvertrauen hat und unter der Fuchtel seiner dominanten Ehefrau Adele (Rosalind Ivan) steht. Nach einer Firmenfeier wird er Zeuge, wie eine junge Frau auf der Straße von einem Mann geschlagen wird und eilt ihr zur Hilfe, während der Angreifer unerkannt entkommt. Die Frau stellt sich ihm als Kitty March (Joan Bennett) vor und gibt an, eine erfolglose Schauspielerin zu sein. Christopher genießt die ungewohnte Aufmerksamkeit durch die attraktive Kitty, verbringt die Nacht mit ihr in einer Bar und fühlt sich sogleich zu ihr hingezogen. Um ihr zu imponieren, lässt Christopher sie zudem in dem Glauben, er sei ein erfolgreicher Maler. Er ahnt nicht, dass es sich bei dem unbekannten Mann auf der Straße um Kittys gewalttätigen Liebhaber Johnny (Dan Duryea) handelt, der nun die Gelegenheit gekommen sieht, den verliebten Buchhalter auszunehmen…

                                  Langs in stilvollen Schwarzweiß-Bildern gehaltene Psychostudie besticht durch eine düstere Atmosphäre, hervorragende Darbietungen der Castmitglieder, sowie eine unvorhersehbare Geschichte, die immer wieder neue Haken schlägt. Die Charaktere sind dabei auf ihre Art allesamt tragische Figuren, die in ihrem Streben nach Liebe, Reichtum und Anerkennung jede Moral über Bord werfen und sich damit gegenseitig ins Verderben stürzen. Ganz nebenbei greift Langs Film dabei Themen wie die Angst vor der Einsamkeit auf, legt die Scheinheiligkeit der Kunst- und Kulturbranche offen und beleuchtet Abhängigkeitsverhältnisse und toxische Paarbeziehungen.

                                  Mit einer Prise trockenen Humors versehen ergibt sich so ein zwar nicht unbedingt spektakulär anmutendes, aber ungemein fesselndes Filmerlebnis, das bis zum von Zynismus und bitterer Ironie geprägten Finale ausgezeichnet unterhält.

                                  Noch bis zum 27.4. in der arte Mediathek (OmU)

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                                  • 5 .5

                                    Spiele- und Spielzeugverfilmungen liegen derzeit voll im Trend. „Barbie“ und „Der Super Mario Bros. Film“ sahnten im vergangenen Jahr an den Kinokassen ab, Verfilmungen von „Monopoly“ und weiteren Spieleklassikern sind bereits angekündigt. Die Idee, ein beliebtes Spiel als Vorlage für einen Film zu verwenden, ist jedoch nicht neu. So entstand schon in den 80ern die turbulente Krimikomödie „Alle Mörder sind schon da“, welche auf dem populären Brettspiel ‚Cluedo‘ basiert.

                                    Neuengland 1954: Sechs Personen sind ohne nähere Angabe von Gründen in ein abgelegenes Anwesen eingeladen worden, wo sie vom undurchsichtigen Butler Wadsworth (Tim Curry) und dem vollbusigen Hausmädchen Yvette (Colleen Camp) in Empfang genommen werden. Wadsworth besteht darauf, dass sich alle Gäste nur mit Pseudonymen ansprechen, und offenbart ihnen nach dem Abendessen, dass sie alle Opfer eines Erpressers geworden sind. Bei diesem handelt es sich um den geheimnisvollen Mr. Boddy (Lee Ving), der als letzter Gast auf dem Landsitz ankommt. Nachdem kurzzeitig das Licht erlischt, liegt jener Mr. Boddy plötzlich tot auf dem Boden – und jeder der Anwesenden hätte Motiv und Gelegenheit gehabt, den unliebsamen Erpresser umzubringen…

                                    Der von Jonathan Lynn (Keine halben Sachen, Wild Target) in Szene gesetzte Ulk weckt sogleich Assoziationen zu dem ähnlich gelagerten „Eine Leiche zum Dessert“ (1976) und schaut sich viele Elemente bei seinem Vorgänger im Geiste ab. Die Besetzung kommt im direkten Vergleich allerdings weniger prominent daher, auch wenn hier mit u.a. Eileen Brennan (Die letzte Vorstellung) und Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft) ebenfalls einige bekannte Gesichter vor der Kamera stehen.

                                    Auffällig ist zudem, dass „Alle Mörder sind schon da“ ungleich schriller angelegt ist, da die Figuren nahezu permanent wild durcheinanderlaufen, lauthals kreischen oder über ihre eigenen Füße stolpern. Statt auf cleveren Dialogwitz und Anspielungen auf große Krimiklassiker gibt es hier somit vor allem viel Slapstick und einen Hang zum Absurden. Spätestens im letzten Drittel erinnert Lynns Film damit an die ZAZ-Komödien wie „Top Secret!“ (1984) und „Die nackte Kanone“ (1988) und wirft jede Art von Logik über Bord.

                                    Dass das kuriose Treiben dennoch halbwegs charmant wirkt und die Nerven seiner Zuschauer nicht allzu sehr belastet, liegt dabei vor allem an dem sehr stimmungsvollen Landhaus-Setting mit seinen zahlreichen Zimmern und Geheimgängen, welche das passende Ambiente für solch einen Ratespaß liefern. Aufgrund des Mangels an Raffinesse und hintersinnigen Wortgefechten reicht es letztlich jedoch nur zu einem einigermaßen soliden Gesamteindruck.

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                                    • 6 .5

                                      Die von Billy Wilder (Sunset Boulevard, Zeugin der Anklage) inszenierte Kriegskomödie „Stalag 17“ nahm sich eines zu seiner Entstehungszeit sehr ungewöhnlichen Themas an und zeigte anders als viele vergleichbare US-Filme keine glorreichen Heldentaten auf dem Schlachtfeld, sondern das Alltagsgeschehen in einem Gefangenenlager.

                                      1944: Der Einzelgänger J.J. Sefton (William Holden) ist Gefangener der Deutschen in deren Lager ‚Stalag 17‘ unter dem Kommando des erbarmungslosen Oberst von Scherbach (Otto Preminger). Als ein Fluchtversuch zweier Mitgefangener misslingt, kommt in Seftons Baracke der Verdacht auf, dass sich ein Verräter unter den Gefangenen befinden muss, der für die Deutschen spioniert. Schnell fällt der Verdacht auf Sefton, der durch eine gewonnene Wette von der gescheiterten Flucht profitiert hatte. Sefton wiederum versucht, den wahren Verräter ausfindig zu machen…

                                      Wilders kammerspielartige Komödie lebt in erster Linie von ihren pointenreichen Dialogen, lässt dank der Fluchtversuche der gefangenen Amerikaner jedoch auch immer wieder Spannungsmomente aufkommen. Während einige der bissigen Seitenhiebe auf die Nazis voll ins Schwarze treffen und auch etwa die Anspielungen auf berühmte Filmstars wie Clark Gable und Cary Grant für einige Lacher sorgen, driftet der Film an anderer Stelle zu sehr in den Klamauk ab. Dies gilt insbesondere für die Slapstick-Einlagen der beiden Nebenfiguren Shapiro (Harvey Lembeck) und ‚Nilpferd‘ (Robert Strauss), deren Kabbeleien nicht ganz zum ernsten Hintergrund der Geschichte passen wollen. Dass Stalag 17 bisweilen eher einem Ferienlager gleicht, in dem die Gefangenen mit Zigaretten handeln, Alkohol brennen und Mäuserennen veranstalten, trägt andererseits jedoch auch zum Unterhaltungswert des Films bei.

                                      Spätestens im letzten Drittel, in dem das Geheimnis um den Verräter gelüftet wird, findet „Stalag 17“ zu seinen eigentlichen Stärken zurück und sorgt gar für ein wenig Thrill im Stile eines Spionagefilms.

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                                      • 7 .5

                                        We don't need no education
                                        We don't need no thought control
                                        No dark sarcasm in the classroom
                                        Teacher, leave them kids alone
                                        Hey! Teacher! Leave them kids alone!
                                        All in all, it's just another brick in the wall!

                                        Der zwischen systemkritischer Dystopie und grotesker Splattersause pendelnde „Battle Royale“ von Kinji Fukasaku (Tora! Tora! Tora!, Graveyard of Honor) zeichnet ein extrem düsteres Bild einer nahen Zukunft, in der Schulklassen zu einem staatlich organisierten Todesspiel antreten müssen.

                                        Die Klasse 9B der Shiroiwa-Mittelschule wird auf einem Schulausflug betäubt und findet sich wenig später auf einer abgelegenen Insel wieder. Dort erfährt die Klasse um Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) und seine Mitschülerin Noriko Nakagawa (Aki Maeda) von ihrem Lehrer Kitano (Takeshi Kitano), dass sie als Teilnehmer des ‚Battle Royale‘ ausgewählt wurde. Dabei handelt es sich um ein auf Basis einer neuen Bildungsreform initiiertes Todesspiel, bei dem die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig umbringen müssen, bis am Ende nur noch ein Überlebender übrig ist, welcher als Sieger aus dem Spiel hervorgeht. Da jeder von ihnen ein spezielles Halsband trägt, welches nach drei Tagen detoniert, falls sich bis dahin noch kein Sieger gefunden hat, bleibt Nanahara und seinen Klassenkameraden kaum etwas anderes übrig, als sich auf das perfide Spiel einzulassen…

                                        „Battle Royale“ steht in der Tradition von Werken wie William G. Goldings ‚Herr der Fliegen‘ und Stephen Kings ‚Todesmarsch‘ und dürfte seinerseits wiederum die ‚Tribute von Panem‘-Reihe inspiriert haben. Im Vergleich zu den populären ‚Panem‘-Verfilmungen fällt das Todesspiel in „Battle Royale“ jedoch deutlich härter und zynischer aus und zeigt sich zudem bissiger hinsichtlich seiner Kritik an Schule und Gesellschaft.

                                        Bei aller Aussichtslosigkeit und Brutalität zeichnet sich Fukasakus Film jedoch auch durch einen gewissen Irrwitz aus, der entscheidend zum Unterhaltungswert des Todesspiels beiträgt. Für diesen Irrwitz sorgt neben den völlig unterschiedlichen Waffen der Teilnehmer, welche von Topfdeckeln bis Maschinenpistolen reichen, dass beinahe jeder der Todgeweihten mit seinem letzten Atemzug noch ein Liebesgeständnis an einen Mitschüler oder eine Mitschülerin richtet. Neben all der Grausamkeit ist „Battle Royale“ somit auch ein Film über unerfüllte oder unerwiderte Gefühle im Angesicht des nahenden Todes.

                                        Etwas gewöhnungsbedürftig gestaltet sich dabei einzig das emotionale Overacting der jungen Darstellerriege, welches sich andererseits aber durchaus stimmig in die comichaften Gewaltexzesse einfügt.

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                                        • 6

                                          „Cure“ unter der Regie von Kiyoshi Kurosawa (Pulse, Seance – Das Grauen) ist ein sehr nüchterner, unaufgeregt erzählter Psychothriller, der zwar einiges an Durchhaltevermögen abverlangt, dafür aber mit seiner unheimlichen Grundstimmung und ausgezeichneten Schauspielleistungen punkten kann.

                                          Der Tokyoter Kommissar Kenichi Takabe (Koji Yakusho) ermittelt in einer mysteriösen Mordserie, bei der den Opfern ein großes X in die Brust geschnitten wurde. Obwohl es für jede Tat einen anderen Hauptverdächtigen gibt, scheinen doch alle Morde miteinander in Verbindung zu stehen. Schließlich gerät der unter Amnesie leidende Kunio Mamiya (Masato Hagiwara) ins Visier des Ermittlers, welcher offenbar die Fähigkeit besitzt, seine Mitmenschen zu hypnotisieren…

                                          Mit seinen langen, statischen Bildkompositionen, dem weitgehenden Verzicht auf musikalische Untermalung sowie seiner dialoggetriebenen Geschichte stellt Kurosawas Thriller die Aufmerksamkeit seines Publikums durchaus auf eine harte Probe. Dass sich „Cure“ länger anfühlt, als er eigentlich ist, liegt zudem auch daran, dass sich das Geschehen zumeist in spartanisch eingerichteten, halbdunklen Räumen abspielt und selbst die Morde mit einer fast schlafwandlerischen Beiläufigkeit inszeniert sind.

                                          Trotz dieser sehr unterkühlten Herangehensweise und dem völligen Verzicht auf Humor und Action entfaltet „Cure“ dennoch eine gewisse Sogkraft, möchte man doch ebenso wie der Protagonist unbedingt herausfinden, was hinter der rätselhaften Mordserie steckt. Eine klassische Auflösung im Stile eines Kriminalfilms bietet Kurosawas Thriller jedoch nicht und auch die einzelnen Ermittlungsschritte des Kommissars sind für den Zuschauer nicht immer nachvollziehbar.

                                          Vielmehr wird „Cure“ mit fortschreitender Laufzeit immer mehr zu einem enorm intensiven Psychoduell zwischen Ermittler und Täter, welches entfernt an den Schlagabtausch zwischen Hannibal Lecter und Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) erinnert, dabei aber hinsichtlich seiner Metaphorik noch deutlich kryptischer daherkommt. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang vor allem die starken Darbietungen der beiden Hauptdarsteller, mit denen der Zuschauer tief hinab in die finstersten Abgründe der menschlichen Seele taucht.

                                          So ist „Cure“ letztlich eines dieser Werke, für das es sicherlich mehr als eine Sichtung braucht, um dieses schaurige Verwirrspiel zu durchdringen.

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                                          • 4

                                            Mit „Kalifornia“ (1993) legte Regisseur Dominic Sena einst ein sehr starkes Debüt vor, in dem der heutige Superstar Brad Pitt als abgewrackter Killer schon früh eine der besten Performances seiner langen Karriere ablieferte. Senas nachfolgende Regiearbeiten konnten an die Qualität dieses Debüts jedoch nicht heranreichen und stellten oftmals nur fade Durchschnittskost dar. Zu diesen späteren Werken gehört auch der auf eine Comicvorlage zurückzuführende Thriller „Whiteout“, welcher abseits seines eisigen Settings kaum Reizvolles zu bieten hat.

                                            Nach einem im Dienst erlittenen Trauma hat sich US-Marshal Carrie Stetko (Kate Beckinsale) vor zwei Jahren auf eine Forschungsstation am Südpol versetzen lassen. Wegen eines herannahenden Orkans muss die Station den Winter über jedoch evakuiert werden. Als der Stationspilot Delfy (Columbus Short) bei einem Überflug auf eine Leiche stößt, nimmt Carrie dennoch die Ermittlungen auf. Sie findet heraus, dass es sich bei dem Toten um einen Geologen handelt, der sich mit seinen Kollegen auf der Suche nach Meteoriten befand. Schon bald kommt die Ermittlerin einem dunklen Geheimnis auf die Spur…

                                            Die von der Außenwelt abgeschnittene Forschungsbasis in der Antarktis erscheint zwar wie der ideale Schauplatz für packende Thrillerunterhaltung, doch ist die Geschichte, die in „Whiteout“ erzählt wird, so spannungsarm und voller Logiklücken, das auch die schönen Schneeimpressionen Senas Film nicht vor der Belanglosigkeit retten können.

                                            Als ähnlich mangelhaft wie die hanebüchene Story mit ihren in hässlichen Sepiatönen gehaltenen Rückblenden erweist sich zudem auch die Figurenzeichnung. Da wird die von ihrem Gewalttrauma geplagte Protagonistin etwa von jetzt auf gleich zum Folterknecht, die ihrem Gegenüber mit der Amputation seiner Finger droht, um an Informationen zu kommen.

                                            Da sich schließlich auch die finale Auflösung der faden Mördersuche als ebenso vorhersehbar wie trivial entpuppt, bleibt von „Whiteout“ letztlich kaum mehr als die kalte Südpol-Kulisse im Gedächtnis, welche einen weitaus besseren Film verdient hätte.

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                                            • 6 .5

                                              George A. Romero ist in erster Linie für seine einflussreichen Zombiefilme bekannt, hat aber auch abseits dieser einige interessante Einträge in seiner Filmografie vorzuweisen. Zu diesen weniger beachteten Werken gehört auch der auf einem Roman von Michael Stewart basierende „Der Affe im Menschen“, ein ungewöhnlicher Mix aus Mysterydrama und Tierhorror, welcher mit einer kaum vorhersehbaren Geschichte, starken Tierdressuren sowie der für Romero typischen Sozialkritik punktet.

                                              In Folge eines Verkehrsunfalls ist der sportbegeisterte Jurastudent Allan Mann (Jason Beghe) vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und nunmehr auf einen Rollstuhl angewiesen. Um seinem verbitterten Freund den Alltag zu erleichtern, schenkt ihm der Wissenschaftler Geoffrey (John Pankow) das Kapuzineräffchen Ella, welches in Geoffreys Labor gezüchtet wurde und dabei Substanzen ausgesetzt war, die Ellas Intelligenz fördern sollten. Allan gewinnt durch das kluge Äffchen neuen Lebensmut, sodass schon bald eine enge Bindung zwischen Ella und ihm besteht. Dann jedoch führen die Drogen, die Geoffrey dem Äffchen verabreicht hat, zu ungeahnten Nebenwirkungen…

                                              Romeros Mysteryhorror-Mix startet eher langsam und verhalten und nimmt sich ausgiebig Zeit, um die durch den Unfall vollkommen veränderten Lebensumstände des Protagonisten und seine damit einhergehenden Depressionen aufzuzeigen. Trotz dieser düsteren Ausgangslage enthält „Der Affe im Menschen“ im ersten Drittel auch einige heitere Passagen, was vor allem an den beinahe grotesk überzeichneten Nebenfiguren liegt, zu denen etwa Allans überfürsorgliche Mutter sowie seine schroffe Haushälterin zählen.

                                              Erst im späteren Verlauf rückt die Horrorkomponente mehr und mehr in den Vordergrund und Romeros Film entfaltet eine beklemmende, teils kammerspielartige Gruselatmosphäre. Positiv hervorzuheben sind neben den eindrucksvollen Kunststückchen, die der Affe vollführt, dabei auch die Leistungen der menschlichen Castmitglieder, zu denen in einer Nebenrolle als behandelnder Arzt des Protagonisten auch der junge Stanley Tucci (Der Teufel trägt Prada) gehört. Insbesondere Jason Beghe meistert die recht anspruchsvolle Rolle des gelähmten Studenten und dessen sonderbare Charakterentwicklung sehr gut.

                                              Bemängeln lässt sich derweil, dass die spezielle Bindung zwischen Affe und Mensch nicht ganz zu Ende gedacht erscheint und einige Aspekte dieser Beziehung bis zum Schluss unklar bleiben. Auch fokussiert sich Romeros Film bisweilen zu sehr auf seine Nebenschauplätze und büßt dadurch an Tempo ein.

                                              Als erwähnenswerte Highlights stehen dem u.a. eine Sexszene, bei der sich das Stöhnen von Allans Freundin Melanie (Kate McNeil) mit Affenlauten vermischt, sowie ein wirkungsvoller Schockmoment im Finale gegenüber, welcher an die berühmte ‚Chestburster-Szene‘ aus „Alien“ (1979) erinnert.

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                                              • 7 .5

                                                Mit „Der Mann mit der Todeskralle“ gelang Martial-Arts-Star Bruce Lee mit seinem letzten zu Lebzeiten fertiggestellten Film der internationale Durchbruch, welcher ihn posthum zur Leinwandlegende werden ließ und das Genre auch im Westen salonfähig machte.

                                                Der Kampfkunstexperte Lee (Bruce Lee) erhält den Auftrag, ein Turnier des Millionärs Han (Shih Kien) zu infiltrieren, zu welchem dieser die besten Kampfsportler der Welt auf seine Privatinsel eingeladen hat. Han steht im Verdacht, das Turnier zur Rekrutierung für seine Leibgarde zu nutzen, Drogenhandel zu betreiben und junge Frauen zur Prostitution zu zwingen. Als Lee erfährt, dass Hans Leibwächter Oharra (Robert Wall) seine Schwester in den Selbstmord getrieben hat, liefert ihm das zudem noch einen persönlichen Grund, um Hans Machenschaften zu durchkreuzen. Vor Ort lernt Lee die Freunde Roper (John Saxon) und Williams (Jim Kelly) kennen, die sich als hervorragende Kämpfer erweisen und von Han ebenfalls als Wunschkandidaten für seine Leibgarde ausgemacht wurden…

                                                Die vom genreerfahrenen Robert Clouse (Freie Fahrt ins Jenseits, Der Tiger aus Taipeh) inszenierte Koproduktion orientiert sich inhaltlich an den klassischen „Bond“-Filmen, was „Der Mann mit der Todeskralle“ neben der Einordnung als Martial-Arts-Film auch zu einem Agentenfilm macht. Speziell Oberbösewicht Han erinnert – nicht zuletzt wegen seiner weißen Katze – stark an die typischen Gegenspieler von 007.

                                                Wesentlich mehr als mit seiner simpel gehaltenen Story begeistert Clouse‘ Film jedoch mit seinen hervorragenden Kampfchoreografien, welche den letzten großen Bruce Lee-Klassiker zu einem Fest für Genrefans werden lassen. Dabei sorgt allein schon die enorme Geschwindigkeit, mit welcher der Protagonist seine Gegner mit Fäusten und Beinen malträtiert, für ungläubiges Staunen. Doch dank ausgeklügelter Kameraperspektiven, dem in die Kämpfe eingebundenen Setdesign und dem dosierten Einsatz von Zeitlupen kommen Lees Fähigkeiten umso besser zur Geltung.

                                                Lobenswert sind zudem auch die Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Sammo Hung (Three Kingdoms), Bolo Yeung (Bloodsport) sowie der für wenige Sekunden erkennbare Jackie Chan (Police Story) gehören. Insbesondere Hauptdarsteller Bruce Lee vermag nicht nur allein aufgrund seines Könnens als Actionstar, sondern auch mit seiner ausdrucksstarken Mimik Akzente zu setzen.

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                                                  Der von Walter Hill (Driver, Red Heat) inszenierte „Geronimo“ ist ein recht hübsch bebilderter Western mit ansprechenden Darstellerleistungen, der jedoch weder als Porträt des berühmten Apachen-Kriegers noch als differenzierte Auseinandersetzung mit dem Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern funktioniert.

                                                  Nordamerika in den 1880er Jahren: Der junge Soldat Britton Davis (Matt Damon) erhält den Auftrag, unter der Führung von Leutnant Charles B. Gatewood (Jason Patric) den zur Kapitulation bereiten Apachen-Anführer Geronimo (Wes Studi) aufzuspüren, dessen Stammesgruppe als letzte noch Widerstand gegen die US-Armee leistet, und ihn in ein Reservat zu überführen. Lange kann der freiheitsliebende Krieger das Leben als von der Gunst der Siedler abhängiger Landwirt jedoch nicht ertragen, sodass es bald zu neuerlichen Konflikten kommt…

                                                  Hills Western leidet von Beginn an unter einer falschen Fokussetzung. Statt die Geschichte aus Sicht des Apachen-Kriegers zu erzählen, fungiert ein mehr oder weniger unbeteiligter Soldat als Ich-Erzähler, der mit dem eigentlichen Geschehen rund um die Kapitulation Geronimos nur am Rande zu tun hat. So wendet Hill viel zu viel Zeit dafür auf, die Position der Weißen zu verdeutlichen und eine Rechtfertigung für ihr Handeln zu finden, statt seinem Publikum Geronimos Sicht auf den Völkermord und seine Beweggründe für die Kapitulation näherzubringen. So kommt es, dass die Titelfigur oft minutenlang von der Bildfläche verschwindet und sich der Film stattdessen in faden Nebenhandlungen verliert. Regelrecht zynisch erscheinen die Worte des Erzählers dann, wenn er sich mehr um verpasste Auszeichnungen für die Soldaten schert als um das Leid, welches die Indianer erfahren mussten.

                                                  Ein weiterer Schwachpunkt des Films besteht zudem darin, dass es Hill nicht gelingt, dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu geben, wo genau sich die Charaktere zu welchem Zeitpunkt der Geschichte befinden und wie weit sie voneinander entfernt sind. Entsprechend undurchsichtig bleibt in den entsprechenden Szenen, ob Geronimos Verfolger ihm schon dicht auf den Fersen oder aber noch weit entfernt sind. Vielmehr hat man als Zuschauer in vielen Momenten das Gefühl, als ob der Film auf nur einer großen Ebene spiele, auf der die Charaktere permanent im Kreis laufen.

                                                  Dass „Geronimo“ trotz dieser Mängel letztlich noch einen einigermaßen soliden Eindruck hinterlässt, liegt vor allem an den charismatischen Castmitgliedern, zu denen in weiteren Rollen u.a. noch Gene Hackman (French Connection) und Robert Duvall (Apocalypse Now) zählen. Insbesondere der selbst in einem Indianerreservat aufgewachsene Wes Studi erscheint wie die Idealbesetzung für den furchtlosen Apachen-Krieger, bekommt abseits seines markanten Schlussmonologs aber schlicht zu selten Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.

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                                                    Als der chinesische Regisseur Yi’nan Diao (Uniform, Feuerwerk am helllichten Tage) die Stadt Wuhan als Schauplatz für seinen stimmungsvollen Noir-Thriller „See der wilden Gänse“ auswählte, konnte er nicht ahnen, dass die Millionenmetropole schon bald darauf als vermutete Brutstätte des Corona-Virus weltweite Schlagzeilen machen würde. Diaos Film zeigt uns Wuhan als von Armut und Gewalt geprägten Sündenpfuhl, in dem Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung stehen und die Menschen in großen, halbverfallenen Wohnanlagen hausen.

                                                    Zhou Zenong (Hu Ge) gehört einer Bande an, die sich auf den Diebstahl von Motorrädern spezialisiert hat. Die in weitere Kleingruppen unterteilten Bandenmitglieder sind untereinander zerstritten und konkurrieren um die lukrativsten Gebiete der Stadt. Als es bei einem nächtlichen Straßenrennen zu einer Auseinandersetzung zwischen den Kleingangstern kommt, erschießt Zhou Zenong versehentlich einen Polizeibeamten, woraufhin der gesamte Polizeiapparat von Wuhan Jagd auf ihn macht und ihn zum Untertauchen zwingt. Er wendet sich an den gut vernetzten Zuhälter Hua Hua (Qi Dao), der Zhou Zenongs Ehefrau (Wan Qian) ausfindig machen soll, zu der er seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr hat, um gemeinsam mit ihr aus der Stadt zu fliehen. Statt selbst am vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen, entsendet der Zuhälter jedoch die Prostituierte Liu Aiai (Gwei Lun-mei) als Mittelsfrau, von der Zhou Zenong nicht weiß, ob er ihr trauen kann…

                                                    Diaos achronologisch erzählte Gangsterballade begeistert vor allem aufgrund ihrer stimmungsvollen Bilder der in Neonfarben gehüllten Stadt in Verbindung mit der zwar simplen, aber dynamisch inszenierten Fluchtgeschichte, die mit der Zeit ihre ganz eigene Sogwirkung entfaltet, wenn der Kleinganove und die Prostituierte vorbei an Hinterhöfen, Imbissbuden und spärlichen beleuchteten Tunnelschluchten durch die Stadt ziehen.

                                                    ‚Beiläufigkeit‘ ist ohnehin das passende Schlagwort für Diaos Werk – alles geschieht im Vorübergehen. Entsprechend bleiben auch die Charaktere auf Distanz, ziehen wie flüchtige Schemen an uns vorbei.

                                                    Während also die Figurenzeichnung ein Stück weit auf der Strecke bleibt, trumpft „See der wilden Gänse“ in anderen Bereichen umso mehr auf. Trotz des langsamen Erzähltempos gibt es immer wieder Momente von enormer Spannung, wenn Polizei und verfeindete Gangster dem Protagonisten dicht auf den Fersen sind und es zu unerwartet heftigen Gewalteruptionen kommt.

                                                    Erwähnenswert ist zudem Diaos Hang zum Absurden. Herrlich grotesk etwa sind die Bilder der Polizeibeamten, die auf ihren kleinen Mopeds die Verfolgung aufnehmen und bei einer Razzia selbst Zootiere zum Staunen bringen. Zu den absoluten Highlightszenen des Films gehört darüber hinaus auch jene, in der sich Liu Aiai einer Menschenmenge anschließt, die in leuchtenden Schuhen zu den Hits der deutschen Popgruppen ‚Boney M‘ und ‚Dschingis Khan‘ tanzt.

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