Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
„Zweite Chance“ unter der Regie der Dänin Susanne Bier (Nach der Hochzeit, In einer besseren Welt) ist ein gleichermaßen erschütterndes wie zum Nachdenken anregendes Drama, welches an diversen Moralfragen rührt und mit starken Schauspielleistungen punktet.
Der Polizist Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) stößt in der Wohnung des Junkiepärchens Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und Sanne (Lykke May Andersen) auf ein Baby, welches in seinen eigenen Exkrementen liegt und von seinen verwahrlosten Eltern offenbar kaum beachtet wird. Andreas, der gemeinsam mit seiner psychisch labilen Ehefrau Anna (Maria Bonnevie) selbst einen kleinen Sohn hat, versucht daraufhin erfolglos zu erwirken, dass dem Junkiepärchen das Sorgerecht für das Baby entzogen wird. Als Andreas‘ Sohn unerwartet verstirbt, trifft der Polizist noch in der gleichen Nacht eine folgenschwere Entscheidung: Er dringt in die Wohnung des Pärchens ein und vertauscht seinen toten Sohn mit dem anderen Baby…
Wer die extrem problematische Ausgangslage von Biers Film, welche Assoziationen zu Ben Afflecks „Gone Baby Gone“ (2007) hervorruft, akzeptieren kann, bekommt mit „Zweite Chance“ eine aufwühlende Kombination aus Suspensedrama und Psychotrip geboten, in dem der Zuschauer zum Komplizen des Protagonisten und seiner fragwürdigen Handlungen wird. Der innere Konflikt der Hauptfigur sowie die auf seine Tat folgenden Entwicklungen sorgen dabei über weite Strecken für eine hohe Intensität und schicken den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der zwiespältigen Emotionen.
Zwar muss sich „Zweite Chance“ den Vorwurf gefallen lassen, so manche Klischees zu bedienen, verfällt dabei aber glücklicherweise nie in bloße Schwarzweiß-Zeichnung, sondern versteht es, die komplexe Gefühlslage aller Beteiligten glaubwürdig zu vermitteln. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der ausgezeichneten Castmitglieder, zu denen u.a. noch Ulrich Thomsen (Adams Äpfel) in der Rolle des zweiten Polizeiermittlers gehört.
Nachdem er der Rolle des britischen Geheimagenten vorerst überdrüssig war, probierte sich Sean Connery eine Zeit lang in anderen Genres. Einer dieser Versuche, seinem Portfolio eine weitere Facette hinzuzufügen, stellt der von Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Die 27. Etage) inszenierte „Shalako“ dar, in dem Connery zum einzigen Mal in seiner Karriere als Westernheld zu sehen ist.
New Mexico 1880: Eine europäische Jagdgesellschaft um die Gräfin Irina (Brigitte Bardot) gelangt irrtümlich in ein Apachen-Reservat, das für Weiße verboten ist. Der hilfsbereite Trapper Shalako (Sean Connery) versucht in dem Konflikt zu vermitteln und handelt mit den Indianern eine Frist aus, binnen derer die Gruppe das Gebiet verlassen muss. Irinas Verlobter Frederick von Hallstatt (Peter van Eyck) und die übrigen Mitglieder der Gruppe denken jedoch gar nicht daran, sich dem Willen der Apachen zu beugen…
Dmytryks Western lebt hauptsächlich von seinem charismatischen Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Honor Blackman (James Bond 007 – Goldfinger) und Stephen Boyd (Ben Hur) angehören. Die Geschichte um die Auseinandersetzung zwischen Weißen und Apachen gibt dagegen nicht sonderlich viel her, zumal die Indianer die meiste Zeit über als klischeehafte Bösewichte dargestellt werden, die nur auf Kampf und Mord aus sind. Auch die einzelnen Mitglieder der Jagdgesellschaft bleiben als Charaktere zunächst eher uninteressant und erhalten erst im letzten Filmdrittel etwas mehr Profil.
Obwohl „Shalako“ mit recht vielen Actionszenen aufwartet, verzeichnet zudem auch das Spannungsbarometer nur wenige Ausschläge nach oben. Erst wenn der Trapper die Jagdgesellschaft gegen Ende zu einem Hochplateau führt, kommt doch noch ein bisschen Nervenkitzel auf, doch reicht dies nicht mehr aus, um aus Dmytryks Film mehr als einen mittelmäßigen Genrebeitrag zu machen.
Der aus einer italienischen Auswandererfamilie stammende Frank Capra (Es geschah in einer Nacht, Ist das Leben nicht schön?) zählte zu den populärsten Regisseuren der 1930er und 40er Jahre und wurde u.a. dreimal mit dem Oscar für die Beste Regie ausgezeichnet. Zu diesen prämierten Werken Capras zählt auch die vor dem Hintergrund der US-Wirtschaftskrise spielende Liebeskomödie „Mr. Deeds geht in die Stadt“, welche auf einer Kurzgeschichte von Clarence Budington Kelland basiert.
Longfellow Deeds (Gary Cooper) führt ein bescheidenes Leben als Schreiber von Grußkarten in einer Kleinstadt in Vermont. Eines Tages wird ihm mitgeteilt, dass sein Onkel Martin, ein erfolgreicher New Yorker Bankier, bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und Longfellow sein gesamtes Vermögen im Wert von 20 Mio. Dollar vererbt hat. John Cedar (Douglass Dumbrille), der gerissene Anwalt des verstorbenen Onkels, drängt den gutmütigen Longfellow dazu, mit ihm nach New York zu kommen, da er darauf hofft, dass Longfellow die Verwaltung des Vermögens in seine Hände legt. Zudem wird die Journalistin Louise Bennet (Jean Arthur) auf Longfellow angesetzt, um aus dem ersten Großstadtbesuch des Millionenerbes eine aufsehenerregende Story für die Klatschpresse zu konstruieren…
Capras Komödie, die 2002 ein Remake mit Adam Sandler in der Hauptrolle erhielt, verbindet charmanten Humor mit einer Prise Romantik und streift dabei gesellschaftliche Themen wie Armut und Massenarbeitslosigkeit. Der Stoff vom einfachen Mann vom Lande, der sich im von raffgierigen Kapitalisten geprägten Großstadtdschungel zurechtfinden muss, hätte dabei sicherlich genügend Potenzial für eine bissige Sozialsatire geboten, erhält in den Händen Capras jedoch eher einen märchenhaften Anstrich.
Neben etwas zu viel Kitsch und Pathos lässt sich vor allem die Wahl des Hauptdarstellers kritisieren, scheint Gary Cooper für die Rolle des naiven Longfellow, der mit kindlicher Begeisterung am Treppengeländer hinunterrutscht, doch nicht unbedingt die Idealbesetzung zu sein. Zu weltmännisch und elegant wirkt Cooper in seinem Auftreten, als dass man ihm den Grußkartenschreiber aus Vermont wirklich abnehmen könnte. Erst im letzten Drittel kommen Coopers Stärken besser zur Geltung, wenn Capras Komödie nach einem etwas drögen Mittelteil in einen unterhaltsamen Schlagabtausch vor Gericht mündet.
Bei „Die Nacht der Creeps“ von Fred Dekker (Monster Busters, RoboCop 3) handelt es sich um eine ebenso einfallsreiche wie liebevolle Hommage an die B-Movies der 50er Jahre, welche Versatzstücke aus Alien-, Slasher- und Zombiefilm zu einer gelungenen Genremixtur verbindet.
Während einer Campusparty verguckt sich der schüchterne Chris (Jason Lively) in seine Kommilitonin Cynthia (Jill Whitlow). Um ihr nahe zu sein, beschließt er gemeinsam mit seinem besten Freund J.C. (Steve Marshall) der gleichen Studentenverbindung beizutreten, der auch Cynthia angehört. Zuvor müssen die beiden Freunde jedoch eine Aufnahmeprüfung absolvieren, welche darin besteht, eine Leiche vor eines der Verbindungshäuser zu legen. Fündig werden sie in einem Geheimlabor der medizinischen Fakultät, wo sie auf den konservierten Leichnam eines Studenten stoßen, welcher dort seit fast drei Jahrzehnten eingefroren war. Als die Freunde den Leichnam aus seinem Behältnis befreien, ahnen sie nicht, welch große Gefahr sie damit über den kleinen Ort gebracht haben…
Dekkers Horrorhommage startet mit einer kurzen Verfolgungsjagd innerhalb eines Raumschiffs, an welche sich eine in Schwarzweiß gehaltene Sequenz anschließt, die ein verliebtes Pärchen zeigt, das Mitte der 50er Jahre Augenzeuge eines Meteoriteneinschlags wird. Erst ganz allmählich wird deutlich, wie dieser Prolog mit der Haupthandlung um die beiden Studenten zusammenhängt, sodass „Die Nacht der Creeps“ von Beginn an eine gewisse Neugier auf das Kommende schürt. Ohnehin gehört das bei aller Skurrilität sehr durchdacht wirkende Drehbuch zu den größten Stärken des Films.
Punkten kann Dekkers Horrorspaß darüber hinaus mit seinem gut harmonierenden Cast, dem in einer Nebenrolle u.a. noch Tom Atkins (The Fog) als von Schuldgefühlen geplagter Polizist angehört. Speziell der tiefen Verbundenheit der beiden Protagonisten, die ebenso wie die meisten anderen Charaktere die Nachnamen berühmter Genreregisseure wie Romero, Cronenberg und Raimi tragen, wird erstaunlich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Doch auch die niedliche Lovestory zwischen Chris und Cynthia vermag zu gefallen.
In Bezug auf Effekte und Spektakel hält sich der Film dagegen eher zurück, was wohl in erster Linie dem geringen Budget geschuldet sein dürfte. So bekommen wir die Auswirkungen der Alien-Infektion meist nur für Sekundenbruchteile zu sehen, ehe schon zur nächsten Szene geschnitten wird. Dies nimmt Dekkers Werk leider einen Teil seiner Gruselwirkung und hemmt im eher spannungsarmen Mittelteil zudem den Erzählfluss. Das spaßige Finale kann dafür allerdings ein Stück weit entschädigen.
Vielen Dank @kaiserofhorror für den Tipp!
Nach siebenjähriger Pause griff Clint Eastwood erneut zur .44er Magnum und kehrte in seiner Paraderolle als Inspektor Harry Callahan auf die Leinwand zurück.
Nachdem aufgrund seiner Zeugenrolle in einem Mafiaprozess mehrere Mordanschläge auf ihn verübt wurden, wird Harry Callahan (Clint Eastwood) zu seiner eigenen Sicherheit von San Francisco in die Kleinstadt San Paulo versetzt. Dort geht er einer rätselhaften Mordserie nach, die beide Städte miteinander verbindet. Schon bald stellt er fest, dass die als Restauratorin arbeitende Jennifer Spencer (Sondra Locke) in Verbindung mit den Taten steht…
Für „Dirty Harry kommt zurück“ nahm Eastwood zum einzigen Mal innerhalb der Reihe selbst auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte einen simpel gestrickten Rachereißer, dem anzumerken ist, dass der Reihe allmählich die guten Plotideen ausgehen und stattdessen bekannte Elemente erneut Verwendung finden. Dank des charismatischen Hauptdarstellers, den abermals hübsch anzusehenden Bilder der amerikanischen Westküste sowie einiger durchaus packender Actionszenen, die zudem auch über eine ordentliche Härte verfügen, bietet jedoch auch der vierte Teil noch insgesamt gelungene Unterhaltung und lässt trotz des schleppenden Beginns kaum Langeweile aufkommen.
Albert Popwell, der in den vorherigen Teilen schon als Bankräuber, Zuhälter und Schwerverbrecher zu sehen war, übernimmt diesmal die Rolle von Callahans Partner, hat als solcher aber nur sehr wenig zu tun. Weitere Gesellschaft erhält der Inspektor mit dem fragwürdigen Moralkompass zudem von einer extrem fetten Bulldogge, die für die wenigen auflockernden Momente in dem ansonsten sehr ernsten Thriller sorgt. Erwähnenswert ist außerdem, dass aus diesem Teil der Reihe eines der berühmtesten Zitate in Eastwoods langer Karriere stammt:
„Go ahead, make my day!“
Mit „Straße der Versuchung“ schuf Regisseur Fritz Lang (Metropolis, M – Eine Stadt sucht einen Mörder) einen wendungsreichen Psychothriller, in welchem gleich mehrere Menschen aufgrund einer verhängnisvollen Zufallsbegegnung in den Abgrund gerissen werden.
Christopher Cross (Edward G. Robinson) ist ein biederer Buchhalter, der nur wenig Selbstvertrauen hat und unter der Fuchtel seiner dominanten Ehefrau Adele (Rosalind Ivan) steht. Nach einer Firmenfeier wird er Zeuge, wie eine junge Frau auf der Straße von einem Mann geschlagen wird und eilt ihr zur Hilfe, während der Angreifer unerkannt entkommt. Die Frau stellt sich ihm als Kitty March (Joan Bennett) vor und gibt an, eine erfolglose Schauspielerin zu sein. Christopher genießt die ungewohnte Aufmerksamkeit durch die attraktive Kitty, verbringt die Nacht mit ihr in einer Bar und fühlt sich sogleich zu ihr hingezogen. Um ihr zu imponieren, lässt Christopher sie zudem in dem Glauben, er sei ein erfolgreicher Maler. Er ahnt nicht, dass es sich bei dem unbekannten Mann auf der Straße um Kittys gewalttätigen Liebhaber Johnny (Dan Duryea) handelt, der nun die Gelegenheit gekommen sieht, den verliebten Buchhalter auszunehmen…
Langs in stilvollen Schwarzweiß-Bildern gehaltene Psychostudie besticht durch eine düstere Atmosphäre, hervorragende Darbietungen der Castmitglieder, sowie eine unvorhersehbare Geschichte, die immer wieder neue Haken schlägt. Die Charaktere sind dabei auf ihre Art allesamt tragische Figuren, die in ihrem Streben nach Liebe, Reichtum und Anerkennung jede Moral über Bord werfen und sich damit gegenseitig ins Verderben stürzen. Ganz nebenbei greift Langs Film dabei Themen wie die Angst vor der Einsamkeit auf, legt die Scheinheiligkeit der Kunst- und Kulturbranche offen und beleuchtet Abhängigkeitsverhältnisse und toxische Paarbeziehungen.
Mit einer Prise trockenen Humors versehen ergibt sich so ein zwar nicht unbedingt spektakulär anmutendes, aber ungemein fesselndes Filmerlebnis, das bis zum von Zynismus und bitterer Ironie geprägten Finale ausgezeichnet unterhält.
Noch bis zum 27.4. in der arte Mediathek (OmU)
Spiele- und Spielzeugverfilmungen liegen derzeit voll im Trend. „Barbie“ und „Der Super Mario Bros. Film“ sahnten im vergangenen Jahr an den Kinokassen ab, Verfilmungen von „Monopoly“ und weiteren Spieleklassikern sind bereits angekündigt. Die Idee, ein beliebtes Spiel als Vorlage für einen Film zu verwenden, ist jedoch nicht neu. So entstand schon in den 80ern die turbulente Krimikomödie „Alle Mörder sind schon da“, welche auf dem populären Brettspiel ‚Cluedo‘ basiert.
Neuengland 1954: Sechs Personen sind ohne nähere Angabe von Gründen in ein abgelegenes Anwesen eingeladen worden, wo sie vom undurchsichtigen Butler Wadsworth (Tim Curry) und dem vollbusigen Hausmädchen Yvette (Colleen Camp) in Empfang genommen werden. Wadsworth besteht darauf, dass sich alle Gäste nur mit Pseudonymen ansprechen, und offenbart ihnen nach dem Abendessen, dass sie alle Opfer eines Erpressers geworden sind. Bei diesem handelt es sich um den geheimnisvollen Mr. Boddy (Lee Ving), der als letzter Gast auf dem Landsitz ankommt. Nachdem kurzzeitig das Licht erlischt, liegt jener Mr. Boddy plötzlich tot auf dem Boden – und jeder der Anwesenden hätte Motiv und Gelegenheit gehabt, den unliebsamen Erpresser umzubringen…
Der von Jonathan Lynn (Keine halben Sachen, Wild Target) in Szene gesetzte Ulk weckt sogleich Assoziationen zu dem ähnlich gelagerten „Eine Leiche zum Dessert“ (1976) und schaut sich viele Elemente bei seinem Vorgänger im Geiste ab. Die Besetzung kommt im direkten Vergleich allerdings weniger prominent daher, auch wenn hier mit u.a. Eileen Brennan (Die letzte Vorstellung) und Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft) ebenfalls einige bekannte Gesichter vor der Kamera stehen.
Auffällig ist zudem, dass „Alle Mörder sind schon da“ ungleich schriller angelegt ist, da die Figuren nahezu permanent wild durcheinanderlaufen, lauthals kreischen oder über ihre eigenen Füße stolpern. Statt auf cleveren Dialogwitz und Anspielungen auf große Krimiklassiker gibt es hier somit vor allem viel Slapstick und einen Hang zum Absurden. Spätestens im letzten Drittel erinnert Lynns Film damit an die ZAZ-Komödien wie „Top Secret!“ (1984) und „Die nackte Kanone“ (1988) und wirft jede Art von Logik über Bord.
Dass das kuriose Treiben dennoch halbwegs charmant wirkt und die Nerven seiner Zuschauer nicht allzu sehr belastet, liegt dabei vor allem an dem sehr stimmungsvollen Landhaus-Setting mit seinen zahlreichen Zimmern und Geheimgängen, welche das passende Ambiente für solch einen Ratespaß liefern. Aufgrund des Mangels an Raffinesse und hintersinnigen Wortgefechten reicht es letztlich jedoch nur zu einem einigermaßen soliden Gesamteindruck.
Die von Billy Wilder (Sunset Boulevard, Zeugin der Anklage) inszenierte Kriegskomödie „Stalag 17“ nahm sich eines zu seiner Entstehungszeit sehr ungewöhnlichen Themas an und zeigte anders als viele vergleichbare US-Filme keine glorreichen Heldentaten auf dem Schlachtfeld, sondern das Alltagsgeschehen in einem Gefangenenlager.
1944: Der Einzelgänger J.J. Sefton (William Holden) ist Gefangener der Deutschen in deren Lager ‚Stalag 17‘ unter dem Kommando des erbarmungslosen Oberst von Scherbach (Otto Preminger). Als ein Fluchtversuch zweier Mitgefangener misslingt, kommt in Seftons Baracke der Verdacht auf, dass sich ein Verräter unter den Gefangenen befinden muss, der für die Deutschen spioniert. Schnell fällt der Verdacht auf Sefton, der durch eine gewonnene Wette von der gescheiterten Flucht profitiert hatte. Sefton wiederum versucht, den wahren Verräter ausfindig zu machen…
Wilders kammerspielartige Komödie lebt in erster Linie von ihren pointenreichen Dialogen, lässt dank der Fluchtversuche der gefangenen Amerikaner jedoch auch immer wieder Spannungsmomente aufkommen. Während einige der bissigen Seitenhiebe auf die Nazis voll ins Schwarze treffen und auch etwa die Anspielungen auf berühmte Filmstars wie Clark Gable und Cary Grant für einige Lacher sorgen, driftet der Film an anderer Stelle zu sehr in den Klamauk ab. Dies gilt insbesondere für die Slapstick-Einlagen der beiden Nebenfiguren Shapiro (Harvey Lembeck) und ‚Nilpferd‘ (Robert Strauss), deren Kabbeleien nicht ganz zum ernsten Hintergrund der Geschichte passen wollen. Dass Stalag 17 bisweilen eher einem Ferienlager gleicht, in dem die Gefangenen mit Zigaretten handeln, Alkohol brennen und Mäuserennen veranstalten, trägt andererseits jedoch auch zum Unterhaltungswert des Films bei.
Spätestens im letzten Drittel, in dem das Geheimnis um den Verräter gelüftet wird, findet „Stalag 17“ zu seinen eigentlichen Stärken zurück und sorgt gar für ein wenig Thrill im Stile eines Spionagefilms.
We don't need no education
We don't need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teacher, leave them kids alone
Hey! Teacher! Leave them kids alone!
All in all, it's just another brick in the wall!
Der zwischen systemkritischer Dystopie und grotesker Splattersause pendelnde „Battle Royale“ von Kinji Fukasaku (Tora! Tora! Tora!, Graveyard of Honor) zeichnet ein extrem düsteres Bild einer nahen Zukunft, in der Schulklassen zu einem staatlich organisierten Todesspiel antreten müssen.
Die Klasse 9B der Shiroiwa-Mittelschule wird auf einem Schulausflug betäubt und findet sich wenig später auf einer abgelegenen Insel wieder. Dort erfährt die Klasse um Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) und seine Mitschülerin Noriko Nakagawa (Aki Maeda) von ihrem Lehrer Kitano (Takeshi Kitano), dass sie als Teilnehmer des ‚Battle Royale‘ ausgewählt wurde. Dabei handelt es sich um ein auf Basis einer neuen Bildungsreform initiiertes Todesspiel, bei dem die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig umbringen müssen, bis am Ende nur noch ein Überlebender übrig ist, welcher als Sieger aus dem Spiel hervorgeht. Da jeder von ihnen ein spezielles Halsband trägt, welches nach drei Tagen detoniert, falls sich bis dahin noch kein Sieger gefunden hat, bleibt Nanahara und seinen Klassenkameraden kaum etwas anderes übrig, als sich auf das perfide Spiel einzulassen…
„Battle Royale“ steht in der Tradition von Werken wie William G. Goldings ‚Herr der Fliegen‘ und Stephen Kings ‚Todesmarsch‘ und dürfte seinerseits wiederum die ‚Tribute von Panem‘-Reihe inspiriert haben. Im Vergleich zu den populären ‚Panem‘-Verfilmungen fällt das Todesspiel in „Battle Royale“ jedoch deutlich härter und zynischer aus und zeigt sich zudem bissiger hinsichtlich seiner Kritik an Schule und Gesellschaft.
Bei aller Aussichtslosigkeit und Brutalität zeichnet sich Fukasakus Film jedoch auch durch einen gewissen Irrwitz aus, der entscheidend zum Unterhaltungswert des Todesspiels beiträgt. Für diesen Irrwitz sorgt neben den völlig unterschiedlichen Waffen der Teilnehmer, welche von Topfdeckeln bis Maschinenpistolen reichen, dass beinahe jeder der Todgeweihten mit seinem letzten Atemzug noch ein Liebesgeständnis an einen Mitschüler oder eine Mitschülerin richtet. Neben all der Grausamkeit ist „Battle Royale“ somit auch ein Film über unerfüllte oder unerwiderte Gefühle im Angesicht des nahenden Todes.
Etwas gewöhnungsbedürftig gestaltet sich dabei einzig das emotionale Overacting der jungen Darstellerriege, welches sich andererseits aber durchaus stimmig in die comichaften Gewaltexzesse einfügt.
„Cure“ unter der Regie von Kiyoshi Kurosawa (Pulse, Seance – Das Grauen) ist ein sehr nüchterner, unaufgeregt erzählter Psychothriller, der zwar einiges an Durchhaltevermögen abverlangt, dafür aber mit seiner unheimlichen Grundstimmung und ausgezeichneten Schauspielleistungen punkten kann.
Der Tokyoter Kommissar Kenichi Takabe (Koji Yakusho) ermittelt in einer mysteriösen Mordserie, bei der den Opfern ein großes X in die Brust geschnitten wurde. Obwohl es für jede Tat einen anderen Hauptverdächtigen gibt, scheinen doch alle Morde miteinander in Verbindung zu stehen. Schließlich gerät der unter Amnesie leidende Kunio Mamiya (Masato Hagiwara) ins Visier des Ermittlers, welcher offenbar die Fähigkeit besitzt, seine Mitmenschen zu hypnotisieren…
Mit seinen langen, statischen Bildkompositionen, dem weitgehenden Verzicht auf musikalische Untermalung sowie seiner dialoggetriebenen Geschichte stellt Kurosawas Thriller die Aufmerksamkeit seines Publikums durchaus auf eine harte Probe. Dass sich „Cure“ länger anfühlt, als er eigentlich ist, liegt zudem auch daran, dass sich das Geschehen zumeist in spartanisch eingerichteten, halbdunklen Räumen abspielt und selbst die Morde mit einer fast schlafwandlerischen Beiläufigkeit inszeniert sind.
Trotz dieser sehr unterkühlten Herangehensweise und dem völligen Verzicht auf Humor und Action entfaltet „Cure“ dennoch eine gewisse Sogkraft, möchte man doch ebenso wie der Protagonist unbedingt herausfinden, was hinter der rätselhaften Mordserie steckt. Eine klassische Auflösung im Stile eines Kriminalfilms bietet Kurosawas Thriller jedoch nicht und auch die einzelnen Ermittlungsschritte des Kommissars sind für den Zuschauer nicht immer nachvollziehbar.
Vielmehr wird „Cure“ mit fortschreitender Laufzeit immer mehr zu einem enorm intensiven Psychoduell zwischen Ermittler und Täter, welches entfernt an den Schlagabtausch zwischen Hannibal Lecter und Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) erinnert, dabei aber hinsichtlich seiner Metaphorik noch deutlich kryptischer daherkommt. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang vor allem die starken Darbietungen der beiden Hauptdarsteller, mit denen der Zuschauer tief hinab in die finstersten Abgründe der menschlichen Seele taucht.
So ist „Cure“ letztlich eines dieser Werke, für das es sicherlich mehr als eine Sichtung braucht, um dieses schaurige Verwirrspiel zu durchdringen.
Mit „Kalifornia“ (1993) legte Regisseur Dominic Sena einst ein sehr starkes Debüt vor, in dem der heutige Superstar Brad Pitt als abgewrackter Killer schon früh eine der besten Performances seiner langen Karriere ablieferte. Senas nachfolgende Regiearbeiten konnten an die Qualität dieses Debüts jedoch nicht heranreichen und stellten oftmals nur fade Durchschnittskost dar. Zu diesen späteren Werken gehört auch der auf eine Comicvorlage zurückzuführende Thriller „Whiteout“, welcher abseits seines eisigen Settings kaum Reizvolles zu bieten hat.
Nach einem im Dienst erlittenen Trauma hat sich US-Marshal Carrie Stetko (Kate Beckinsale) vor zwei Jahren auf eine Forschungsstation am Südpol versetzen lassen. Wegen eines herannahenden Orkans muss die Station den Winter über jedoch evakuiert werden. Als der Stationspilot Delfy (Columbus Short) bei einem Überflug auf eine Leiche stößt, nimmt Carrie dennoch die Ermittlungen auf. Sie findet heraus, dass es sich bei dem Toten um einen Geologen handelt, der sich mit seinen Kollegen auf der Suche nach Meteoriten befand. Schon bald kommt die Ermittlerin einem dunklen Geheimnis auf die Spur…
Die von der Außenwelt abgeschnittene Forschungsbasis in der Antarktis erscheint zwar wie der ideale Schauplatz für packende Thrillerunterhaltung, doch ist die Geschichte, die in „Whiteout“ erzählt wird, so spannungsarm und voller Logiklücken, das auch die schönen Schneeimpressionen Senas Film nicht vor der Belanglosigkeit retten können.
Als ähnlich mangelhaft wie die hanebüchene Story mit ihren in hässlichen Sepiatönen gehaltenen Rückblenden erweist sich zudem auch die Figurenzeichnung. Da wird die von ihrem Gewalttrauma geplagte Protagonistin etwa von jetzt auf gleich zum Folterknecht, die ihrem Gegenüber mit der Amputation seiner Finger droht, um an Informationen zu kommen.
Da sich schließlich auch die finale Auflösung der faden Mördersuche als ebenso vorhersehbar wie trivial entpuppt, bleibt von „Whiteout“ letztlich kaum mehr als die kalte Südpol-Kulisse im Gedächtnis, welche einen weitaus besseren Film verdient hätte.
George A. Romero ist in erster Linie für seine einflussreichen Zombiefilme bekannt, hat aber auch abseits dieser einige interessante Einträge in seiner Filmografie vorzuweisen. Zu diesen weniger beachteten Werken gehört auch der auf einem Roman von Michael Stewart basierende „Der Affe im Menschen“, ein ungewöhnlicher Mix aus Mysterydrama und Tierhorror, welcher mit einer kaum vorhersehbaren Geschichte, starken Tierdressuren sowie der für Romero typischen Sozialkritik punktet.
In Folge eines Verkehrsunfalls ist der sportbegeisterte Jurastudent Allan Mann (Jason Beghe) vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und nunmehr auf einen Rollstuhl angewiesen. Um seinem verbitterten Freund den Alltag zu erleichtern, schenkt ihm der Wissenschaftler Geoffrey (John Pankow) das Kapuzineräffchen Ella, welches in Geoffreys Labor gezüchtet wurde und dabei Substanzen ausgesetzt war, die Ellas Intelligenz fördern sollten. Allan gewinnt durch das kluge Äffchen neuen Lebensmut, sodass schon bald eine enge Bindung zwischen Ella und ihm besteht. Dann jedoch führen die Drogen, die Geoffrey dem Äffchen verabreicht hat, zu ungeahnten Nebenwirkungen…
Romeros Mysteryhorror-Mix startet eher langsam und verhalten und nimmt sich ausgiebig Zeit, um die durch den Unfall vollkommen veränderten Lebensumstände des Protagonisten und seine damit einhergehenden Depressionen aufzuzeigen. Trotz dieser düsteren Ausgangslage enthält „Der Affe im Menschen“ im ersten Drittel auch einige heitere Passagen, was vor allem an den beinahe grotesk überzeichneten Nebenfiguren liegt, zu denen etwa Allans überfürsorgliche Mutter sowie seine schroffe Haushälterin zählen.
Erst im späteren Verlauf rückt die Horrorkomponente mehr und mehr in den Vordergrund und Romeros Film entfaltet eine beklemmende, teils kammerspielartige Gruselatmosphäre. Positiv hervorzuheben sind neben den eindrucksvollen Kunststückchen, die der Affe vollführt, dabei auch die Leistungen der menschlichen Castmitglieder, zu denen in einer Nebenrolle als behandelnder Arzt des Protagonisten auch der junge Stanley Tucci (Der Teufel trägt Prada) gehört. Insbesondere Jason Beghe meistert die recht anspruchsvolle Rolle des gelähmten Studenten und dessen sonderbare Charakterentwicklung sehr gut.
Bemängeln lässt sich derweil, dass die spezielle Bindung zwischen Affe und Mensch nicht ganz zu Ende gedacht erscheint und einige Aspekte dieser Beziehung bis zum Schluss unklar bleiben. Auch fokussiert sich Romeros Film bisweilen zu sehr auf seine Nebenschauplätze und büßt dadurch an Tempo ein.
Als erwähnenswerte Highlights stehen dem u.a. eine Sexszene, bei der sich das Stöhnen von Allans Freundin Melanie (Kate McNeil) mit Affenlauten vermischt, sowie ein wirkungsvoller Schockmoment im Finale gegenüber, welcher an die berühmte ‚Chestburster-Szene‘ aus „Alien“ (1979) erinnert.
Mit „Der Mann mit der Todeskralle“ gelang Martial-Arts-Star Bruce Lee mit seinem letzten zu Lebzeiten fertiggestellten Film der internationale Durchbruch, welcher ihn posthum zur Leinwandlegende werden ließ und das Genre auch im Westen salonfähig machte.
Der Kampfkunstexperte Lee (Bruce Lee) erhält den Auftrag, ein Turnier des Millionärs Han (Shih Kien) zu infiltrieren, zu welchem dieser die besten Kampfsportler der Welt auf seine Privatinsel eingeladen hat. Han steht im Verdacht, das Turnier zur Rekrutierung für seine Leibgarde zu nutzen, Drogenhandel zu betreiben und junge Frauen zur Prostitution zu zwingen. Als Lee erfährt, dass Hans Leibwächter Oharra (Robert Wall) seine Schwester in den Selbstmord getrieben hat, liefert ihm das zudem noch einen persönlichen Grund, um Hans Machenschaften zu durchkreuzen. Vor Ort lernt Lee die Freunde Roper (John Saxon) und Williams (Jim Kelly) kennen, die sich als hervorragende Kämpfer erweisen und von Han ebenfalls als Wunschkandidaten für seine Leibgarde ausgemacht wurden…
Die vom genreerfahrenen Robert Clouse (Freie Fahrt ins Jenseits, Der Tiger aus Taipeh) inszenierte Koproduktion orientiert sich inhaltlich an den klassischen „Bond“-Filmen, was „Der Mann mit der Todeskralle“ neben der Einordnung als Martial-Arts-Film auch zu einem Agentenfilm macht. Speziell Oberbösewicht Han erinnert – nicht zuletzt wegen seiner weißen Katze – stark an die typischen Gegenspieler von 007.
Wesentlich mehr als mit seiner simpel gehaltenen Story begeistert Clouse‘ Film jedoch mit seinen hervorragenden Kampfchoreografien, welche den letzten großen Bruce Lee-Klassiker zu einem Fest für Genrefans werden lassen. Dabei sorgt allein schon die enorme Geschwindigkeit, mit welcher der Protagonist seine Gegner mit Fäusten und Beinen malträtiert, für ungläubiges Staunen. Doch dank ausgeklügelter Kameraperspektiven, dem in die Kämpfe eingebundenen Setdesign und dem dosierten Einsatz von Zeitlupen kommen Lees Fähigkeiten umso besser zur Geltung.
Lobenswert sind zudem auch die Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Sammo Hung (Three Kingdoms), Bolo Yeung (Bloodsport) sowie der für wenige Sekunden erkennbare Jackie Chan (Police Story) gehören. Insbesondere Hauptdarsteller Bruce Lee vermag nicht nur allein aufgrund seines Könnens als Actionstar, sondern auch mit seiner ausdrucksstarken Mimik Akzente zu setzen.
Der von Walter Hill (Driver, Red Heat) inszenierte „Geronimo“ ist ein recht hübsch bebilderter Western mit ansprechenden Darstellerleistungen, der jedoch weder als Porträt des berühmten Apachen-Kriegers noch als differenzierte Auseinandersetzung mit dem Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern funktioniert.
Nordamerika in den 1880er Jahren: Der junge Soldat Britton Davis (Matt Damon) erhält den Auftrag, unter der Führung von Leutnant Charles B. Gatewood (Jason Patric) den zur Kapitulation bereiten Apachen-Anführer Geronimo (Wes Studi) aufzuspüren, dessen Stammesgruppe als letzte noch Widerstand gegen die US-Armee leistet, und ihn in ein Reservat zu überführen. Lange kann der freiheitsliebende Krieger das Leben als von der Gunst der Siedler abhängiger Landwirt jedoch nicht ertragen, sodass es bald zu neuerlichen Konflikten kommt…
Hills Western leidet von Beginn an unter einer falschen Fokussetzung. Statt die Geschichte aus Sicht des Apachen-Kriegers zu erzählen, fungiert ein mehr oder weniger unbeteiligter Soldat als Ich-Erzähler, der mit dem eigentlichen Geschehen rund um die Kapitulation Geronimos nur am Rande zu tun hat. So wendet Hill viel zu viel Zeit dafür auf, die Position der Weißen zu verdeutlichen und eine Rechtfertigung für ihr Handeln zu finden, statt seinem Publikum Geronimos Sicht auf den Völkermord und seine Beweggründe für die Kapitulation näherzubringen. So kommt es, dass die Titelfigur oft minutenlang von der Bildfläche verschwindet und sich der Film stattdessen in faden Nebenhandlungen verliert. Regelrecht zynisch erscheinen die Worte des Erzählers dann, wenn er sich mehr um verpasste Auszeichnungen für die Soldaten schert als um das Leid, welches die Indianer erfahren mussten.
Ein weiterer Schwachpunkt des Films besteht zudem darin, dass es Hill nicht gelingt, dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu geben, wo genau sich die Charaktere zu welchem Zeitpunkt der Geschichte befinden und wie weit sie voneinander entfernt sind. Entsprechend undurchsichtig bleibt in den entsprechenden Szenen, ob Geronimos Verfolger ihm schon dicht auf den Fersen oder aber noch weit entfernt sind. Vielmehr hat man als Zuschauer in vielen Momenten das Gefühl, als ob der Film auf nur einer großen Ebene spiele, auf der die Charaktere permanent im Kreis laufen.
Dass „Geronimo“ trotz dieser Mängel letztlich noch einen einigermaßen soliden Eindruck hinterlässt, liegt vor allem an den charismatischen Castmitgliedern, zu denen in weiteren Rollen u.a. noch Gene Hackman (French Connection) und Robert Duvall (Apocalypse Now) zählen. Insbesondere der selbst in einem Indianerreservat aufgewachsene Wes Studi erscheint wie die Idealbesetzung für den furchtlosen Apachen-Krieger, bekommt abseits seines markanten Schlussmonologs aber schlicht zu selten Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.
Als der chinesische Regisseur Yi’nan Diao (Uniform, Feuerwerk am helllichten Tage) die Stadt Wuhan als Schauplatz für seinen stimmungsvollen Noir-Thriller „See der wilden Gänse“ auswählte, konnte er nicht ahnen, dass die Millionenmetropole schon bald darauf als vermutete Brutstätte des Corona-Virus weltweite Schlagzeilen machen würde. Diaos Film zeigt uns Wuhan als von Armut und Gewalt geprägten Sündenpfuhl, in dem Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung stehen und die Menschen in großen, halbverfallenen Wohnanlagen hausen.
Zhou Zenong (Hu Ge) gehört einer Bande an, die sich auf den Diebstahl von Motorrädern spezialisiert hat. Die in weitere Kleingruppen unterteilten Bandenmitglieder sind untereinander zerstritten und konkurrieren um die lukrativsten Gebiete der Stadt. Als es bei einem nächtlichen Straßenrennen zu einer Auseinandersetzung zwischen den Kleingangstern kommt, erschießt Zhou Zenong versehentlich einen Polizeibeamten, woraufhin der gesamte Polizeiapparat von Wuhan Jagd auf ihn macht und ihn zum Untertauchen zwingt. Er wendet sich an den gut vernetzten Zuhälter Hua Hua (Qi Dao), der Zhou Zenongs Ehefrau (Wan Qian) ausfindig machen soll, zu der er seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr hat, um gemeinsam mit ihr aus der Stadt zu fliehen. Statt selbst am vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen, entsendet der Zuhälter jedoch die Prostituierte Liu Aiai (Gwei Lun-mei) als Mittelsfrau, von der Zhou Zenong nicht weiß, ob er ihr trauen kann…
Diaos achronologisch erzählte Gangsterballade begeistert vor allem aufgrund ihrer stimmungsvollen Bilder der in Neonfarben gehüllten Stadt in Verbindung mit der zwar simplen, aber dynamisch inszenierten Fluchtgeschichte, die mit der Zeit ihre ganz eigene Sogwirkung entfaltet, wenn der Kleinganove und die Prostituierte vorbei an Hinterhöfen, Imbissbuden und spärlichen beleuchteten Tunnelschluchten durch die Stadt ziehen.
‚Beiläufigkeit‘ ist ohnehin das passende Schlagwort für Diaos Werk – alles geschieht im Vorübergehen. Entsprechend bleiben auch die Charaktere auf Distanz, ziehen wie flüchtige Schemen an uns vorbei.
Während also die Figurenzeichnung ein Stück weit auf der Strecke bleibt, trumpft „See der wilden Gänse“ in anderen Bereichen umso mehr auf. Trotz des langsamen Erzähltempos gibt es immer wieder Momente von enormer Spannung, wenn Polizei und verfeindete Gangster dem Protagonisten dicht auf den Fersen sind und es zu unerwartet heftigen Gewalteruptionen kommt.
Erwähnenswert ist zudem Diaos Hang zum Absurden. Herrlich grotesk etwa sind die Bilder der Polizeibeamten, die auf ihren kleinen Mopeds die Verfolgung aufnehmen und bei einer Razzia selbst Zootiere zum Staunen bringen. Zu den absoluten Highlightszenen des Films gehört darüber hinaus auch jene, in der sich Liu Aiai einer Menschenmenge anschließt, die in leuchtenden Schuhen zu den Hits der deutschen Popgruppen ‚Boney M‘ und ‚Dschingis Khan‘ tanzt.
Regisseur Wes Craven hatte sich zu Beginn der 80er Jahre bereits einen gewissen Ruf erworben, sodass nunmehr auch größere Filmstudios auf ihn aufmerksam wurden. In dieser Übergangsphase vor seinen großen Box Office-Erfolgen entstand der vergleichsweise wenig beachtete Südstaaten-Slasher „Tödlicher Segen“, welcher von einer unheimlichen Mordserie und religiösem Fanatismus erzählt.
Die junge Martha (Maren Jensen) bewohnt mit ihrem Ehemann Jim (Douglas Barr) eine abgelegene Farm. Die meisten ihrer Nachbarn gehören zu den ‚Hittites‘, einer extrem konservativen Religionsgemeinschaft unter der Führung ihres Ältesten Isaiah (Ernest Borgnine), die ein Leben wie im 18. Jahrhundert führt. Auch Marthas Mann war früher Teil der Gemeinschaft, wurde jedoch von seinem Vater Isaiah verstoßen. Als Jim unter rätselhaften Umständen zu Tode kommt, vermutet Martha einen Zusammenhang mit den ‚Hittites‘ und sucht Trost bei ihren Freundinnen Vicky (Susan Buckner) und Lana (Sharon Stone). Schon bald jedoch kommt es auf der Farm zu weiteren mysteriösen Vorfällen…
Cravens Slasher verfügt über interessante Ansätze, wirkt jedoch erzählerisch eher unausgereift und vermag seine Ideen nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. So enthält der Film einige eher langweilige Passagen, in denen die Handlung kaum vorankommt und das Rätselraten um die Identität des Killers zu sehr in die Länge gezogen wird. Auch gelingt es Craven nicht, das psychologische Potenzial der Geschichte rund um die fanatischen Sektenmitglieder auszuschöpfen und setzt stattdessen lieber auf klassische Horrorsymbolik und vorhersehbare Jumpscares. Und schließlich kann auch der Cast, dem u.a. noch Jeff East (Superman) und Michael Barryman (The Hills Have Eyes) angehören, keine nennenswerten Akzente setzen.
Trotz aller Schwächen lässt dieses Frühwerk aber dennoch erahnen, warum Craven in den folgenden Jahren zu einem der gefragtesten Genreregisseure aufsteigen sollte, lässt sich hier doch bereits sein Gespür für den Aufbau einer dichten Atmosphäre in Verbindung mit packenden Slasher-Szenen erkennen. Unter den gelungenen Einzelmomenten, die den Puls des Zuschauers immer mal wieder in die Höhe treiben, sticht dabei insbesondere die schaurige Szene in der Badewanne hervor, welche wie ein Vorläufer der berühmten Sequenz aus „A Nightmare on Elm Street“ (1984) erscheint, in der Freddy Kruegers Messerhand aus dem Wasser auftaucht.
Fragwürdig geht es dagegen im Finale zu, in dem Craven zwar die Spannungsschrauben noch einmal anzuziehen versteht, dessen Botschaft sich zugleich aber als transfeindlich deuten lässt und den religiösen Fanatikern den Rücken stärkt.
Der von Jung Byung-gil (Confession of Murder, Carter) inszenierte „The Villainess“ ist ein unausgewogener Mix aus Actionthriller und Liebesdrama, der sich nach vielversprechendem Beginn in Klischees verliert und mit seinen zahlreichen Rückblenden für reichlich Verwirrung sorgt.
Nach langer Suche glaubt die von Kindesbeinen an zur Kampfmaschine ausgebildete Sook-hee (Kim Ok-vin) endlich den Mörder ihres Ehemanns gefunden zu haben und metzelt diesen und dessen Gefolgsleute auf brutale Weise nieder. Daraufhin wird der Geheimdienst auf sie aufmerksam, nimmt sie gefangen und unterzieht sie einer plastischen Chirurgie, um ihre wahre Identität zu verschleiern. In den folgenden Jahren wird Sook-hee zur Attentäterin ausgebildet und bringt in dieser Zeit auch ihre Tochter Eun-hye (Kim Yeon-woo) zur Welt. Nachdem sie ihren ersten Auftrag erfolgreich erledigt hat, darf Sook-hee schließlich das Gelände des Geheimdienstes zusammen mit ihrer Tochter verlassen und ein Apartment in Seoul beziehen. Dort trifft sie auf Hyun-soo (Sung Joon), der vom Geheimdienst auf sie angesetzt wurde, um sie zu überwachen und beginnt nichtsahnend eine Beziehung mit ihm…
„The Villainess“ startet mit einer im Stile eines Ego-Shooters gefilmten Sequenz, in der die zierliche Protagonistin Dutzende Männer mit unterschiedlichen Waffen niederstreckt. Dabei vollzieht die Kamera jede ihrer Bewegungen mit und sorgt so dafür, dass der Zuschauer sich mittendrin in diesem blutigen Gemetzel wähnt.
Nach diesem starken Auftakt beginnt allerdings die große Verwirrung, springt die Handlung doch von nun an mit hohem Tempo vor und zurück, zeigt Ausschnitte aus Sook-hees Kindheit, der Zeit mit ihrem Ehemann (Shin Ha-kyun) und dem Ausbildungsprogramm beim Geheimdienst. Aufgrund der zahlreichen Charaktere, die teils nur für eine Szene im Film auftauchen und dann wieder aus der Geschichte verschwinden sowie den schnellen Wechseln zwischen diesen Szenen, verlangt „The Villainess“ seinem Publikum sehr viel Aufmerksamkeit ab, um bei all dem nicht den Durchblick zu verlieren. Unverständlich bleibt in dieser Phase vor allem, warum Sook-hee überhaupt noch ein jahreslanges Training benötigt, wenn sie ohnehin schon alle Kampffertigkeiten seit Kindertagen beherrscht.
Im Anschluss an diese Phase nimmt Jung Byung-gil dann überraschend das Tempo aus der Erzählung und zeigt die allmähliche Annäherung zwischen Sook-hee und ihrem neuen Nachbarn. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen beiden wird dabei zum großen Knackpunkt des Films, wirkt Hyun-soo doch auf das Publikum wie ein unheimlicher Stalker, soll aber nun als die große Liebe der bisher so vorsichtig und clever agierenden Protagonistin etabliert werden, die sich für ihn von jetzt auf gleich von der toughen Kämpferin zur braven Ehefrau wandelt.
Glücklicherweise besinnt sich „The Villainess“ nach diesem völlig missratenen Mittelteil gegen Ende wieder auf seine eigentlichen Stärken und bietet ein gelungenes Finale in Fischaugenoptik, welches allerdings nicht ganz mit dem furiosen Auftakt mithalten kann.
„The Trip“ ist eine rabenschwarze Komödie des Norwegers Tommy Wirkola (Dead Snow, Violent Night), die einen ausufernden Rosenkrieg als Startrampe für ein blutiges Splatterfest nutzt.
Lars (Aksel Hennie) ist ein desillusionierter TV-Regisseur, seine Ehefrau Lisa (Noomi Rapace) eine erfolglose Werbeschauspielerin. Erscheint ihre Beziehung nach außen hin noch harmonisch, brodelt es unter der Oberfläche gewaltig. Unter dem Vorwand, sich mit ihr aussöhnen zu wollen, fährt Lars daher übers Wochenende mit seiner Frau zum idyllisch gelegenen Ferienhaus seines Vaters (Nils Ole Oftebro), wo er sie erschießen und ihre Leiche im See versenken will. Im Ferienhaus angelangt, kommt jedoch alles ganz anders als geplant…
Wirkolas Wochenendtrip wartet mit galligem Humor, einigen harten Gewalteinlagen sowie einem gut aufgelegten Hauptdarstellerpärchen auf, dessen sarkastische Wortgefechte für eine wunderbare Dynamik sorgen. Das kammerspielartige Szenario erinnert dabei anfangs noch an eine derbe Variation von „Mr. & Mrs. Smith“ (2005), während die späteren Entwicklungen Assoziationen zu „Thursday“ (1998) wecken. Mittels erklärender Rückblenden lenkt Wirkola das Geschehen zudem immer wieder in eine andere Richtung und liefert so die eine oder andere Überraschung, die dem mörderischen Ehekrach zusätzliche Würze verleiht.
Angesichts dieser Vorzüge lässt es sich auch verkraften, dass nicht jeder Gag ins Schwarze trifft und „The Trip“ zwischendurch immer mal wieder an Tempo verliert. Bemängeln lässt sich zudem, dass die Fronten spätestens ab der Mitte abgesteckt sind und sich in dieser Hinsicht keine weiteren Wendungen mehr ergeben, wodurch auch das Ende des Films vorhersehbarer wird, als es hätte sein müssen.
Durchweg gelungen sind dagegen die kleinen, bissigen Seitenhiebe auf das Filmbusiness, auch wenn diese sich nicht ganz organisch in die Handlung einfügen und eher wie ein amüsantes Anhängsel wirken.
Obwohl ihm an den Kinokassen zunächst kein allzu großer Erfolg beschieden war, konnte sich die von Jay Roach (Meine Braut, ihr Vater und ich, Bombshell) inszenierte Agentenparodie „Austin Powers“ aufgrund der rentablen Heimkinoauswertung über die Jahre einen gewissen Kultstatus erarbeiten, sodass später noch zwei Fortsetzungen mit dem von Mike Myers verkörperten Titelhelden folgen sollten.
Großbritannien in den 60ern: Ehe Geheimagent Austin Powers (Mike Myers) seinen Erzfeind Dr. Evil (Myers in einer Doppelrolle) erwischen kann, schafft es dieser mit einer Rakete in die Erdumlaufbahn zu flüchten. Daraufhin lässt sich Powers einfrieren, um auf die Rückkehr seines Widersachers zu warten. Als Dr. Evil dreißig Jahre später tatsächlich zurückkehrt, lässt Geheimdienstchef Basil Exposition (Michael York) den Superspion auftauen, damit er gemeinsam mit Vanessa Kensington (Elizabeth Hurley), einer ihm zur Seite gestellten Mitarbeiterin des Verteidigungsministeriums, dem Bösewicht endgültig das Handwerk legen kann…
Roachs schrille Komödie versteht sich in erster Linie als Parodie auf die „James Bond“-Filme und hält sich hinsichtlich der Figurenkonstellation, der Ausstattung und des Plots sehr nah an die frühen Vertreter der Agentenreihe. So sind die Charaktere nicht nur in ihrer Verhaltensweise und ihrem äußeren Erscheinungsbild ihren Vorbildern nachempfunden, es werden sogar ganze Szenen aus den frühen „Bond“-Teilen nahezu 1 zu 1 nachgestellt. Dementsprechend ist Roachs Komödie vor allem auf Fans der „Bond“-Reihe zugeschnitten und dürfte ohne Vorkenntnisse weit weniger interessant sein.
Als etwas gelungener als die zumeist eher platten Anspielungen auf die „Bond“-Filme erweisen sich dagegen jene Gags, die sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen ergeben, mit denen der aus den ‚Swinging Sixties‘ kommende Geheimagent in den 90ern zurechtkommen muss. Da „Austin Powers“ jedoch sehr häufig auf den jeweiligen Zeitgeist anspielt, dürfte dieser Kontrast für ein Publikum, welches Roachs Film heutzutage zum ersten Mal sieht, kaum noch zur Geltung kommen. Darüber hinaus mangelt es Roach bisweilen an Gespür für das richtige Timing, sodass einige im Grunde gelungene Pointen ihre Wirkung verfehlen und der Film immer wieder an Tempo einbüßt.
Diese offensichtlichen Schwächen können auch durch das spielfreudige Ensemble, welchem u.a. noch Mindy Sterling (Der Grinch), Carrie Fisher (Star Wars) und Robert Wagner (Der rosarote Panther) angehören, nicht vollständig kaschiert werden.
Im Zuge der Vorbereitung für „Der Exorzist“ (1973) traf Regisseur William Friedkin auf den Röntgenassistenten Paul Bateson, von dessen Fachwissen er derart beeindruckt war, dass er ihm eine kleine Rolle in dem Film anbot. Einige Jahre darauf erfuhr Friedkin, dass der homosexuelle Bateson wegen Mordes an einem Reporter verurteilt worden war und für den Tod von sechs weiteren Männern verantwortlich gemacht wurde. Friedkin, der einen Film über eine Mordserie an Homosexuellen plante, besuchte Bateson im Gefängnis und nutzte dessen Geschichte als Inspirationsquelle für seinen neuen Film. „Cruising“ war geboren.
Der aufstrebende New Yorker Polizist Steve Burns (Al Pacino) erhält vom Kriminalbeamten Edelson (Paul Sorvino) den Auftrag, undercover in die schwule Leder- und SM-Szene der Stadt einzutauchen und den Lockvogel zu spielen, um einen Serienkiller dingfest zu machen, der es offenbar auf Homosexuelle abgesehen hat. Mit dem ungewöhnlichen Auftrag eröffnet sich Burns eine neue, ihm bisher unbekannte Welt, die schon bald eine starke Faszination auf ihn ausübt…
Friedkins Werk lässt sich als Milieustudie mit Slasher-Elementen verstehen und ähnelt damit in gewisser Weise dem im gleichen Jahr erschienen „Maniac“ – obgleich die brutalen Morde bei Friedkin insgesamt etwas weniger Raum einnehmen als bei William Lustig. Passenderweise tritt auch der Hauptdarsteller aus „Maniac“, Joe Spinnell, hier in einer kleineren Nebenrolle auf.
Die Geschichte, die „Cruising“ erzählt, gestaltet sich zwar simpel, profitiert jedoch von der dichten Atmosphäre der nächtlichen Millionenstadt mit ihren verruchten Etablissements, in denen sich verschwitzte Leiber aneinanderreiben. Hinzu kommt außerdem die starke Performance des Hauptdarstellers Al Pacino, dessen Figur aufgrund der neuen Erfahrungen in ihrer eigenen Sexualität verunsichert wird. Da „Cruising“ diese Welt der schwulen Untergrundclubs in erster Linie als aufregend und faszinierend darstellt, erscheint Friedkins Film somit – gerade in Anbetracht seiner Entstehungszeit – als sehr mutig und wegweisend.
Obwohl „Cruising“ nur in Einzelmomenten die obersten Sprossen auf der Spannungsleiter erklimmt, steht doch am Ende ein sehenswerter Milieuthriller, der mit einem ambivalenten Finale aufwartet, welches mehrere Deutungsmöglichkeiten zulässt.
Der auf den Jugenderinnerungen der Autorin Marguerite Duras basierende „Der Liebhaber“ unter der Regie von Jean-Jacques Annaud (Der Name der Rose, Sieben Jahre in Tibet) ist ein in ästhetische Bilder gehülltes Liebesdrama vor dem Hintergrund der französischen Kolonialherrschaft.
Französisch-Indochina in den 1920er Jahren: Auf der Fähre über den Mekong begegnet eine 15-jährige Schülerin (Jane March) einem wohlhabenden Chinesen (Tony Leung Ka-Fai). Schon bald entwickelt sich zwischen dem Mädchen und dem mehr als doppelt so alten Mann trotz aller Unterschiede und gesellschaftlicher Widerstände eine leidenschaftliche Affäre…
Annauds Buchverfilmung verfügt über keine sonderlich komplexe Handlung, versteht es jedoch, das von Zweifeln und dem Wunsch nach Selbstständigkeit geprägte Gefühlsleben der jungen Protagonistin einzufangen und so für eine Achterbahnfahrt der Emotionen zu sorgen.
Neben seinen malerischen Bildern, der exotischen Ausstattung und dem einnehmenden Score punktet „Der Liebhaber“ zudem auch mit starken Darstellerleistungen, wobei insbesondere die junge Jane March hervorsticht, die hier ihr Spielfilmdebüt feierte und in deren Augen sich die Erfahrung eines ganzen Lebens widerzuspiegeln scheint. Ohnehin besteht der Reiz der Geschichte auch darin, dass die junge Protagonistin für ihr Alter sehr reif und abgeklärt erscheint, während ihr deutlich älterer Liebhaber bisweilen eher wie ein unbeholfener Teenager wirkt, der sich zum ersten Mal im Leben verliebt hat.
Beanstanden lässt sich neben der etwas zu häufig eingesetzten Erzählerstimme, die an vielen Stellen nur das Offensichtliche wiedergibt, dass die Erzählung so gut wie keine Überraschungen bereithält und auch den politischen Hintergrund weitgehend ausklammert. Allein schon aufgrund der erlesenen Bilder in Kombination mit der knisternden Erotik zwischen den beiden Hauptfiguren lohnt es sich jedoch, dieser Geschichte über eine verbotene Liebesbeziehung eine Chance zu geben.
Mit „Mäusejagd“ gelang Regisseur Gore Verbinski (The Ring, Fluch der Karibik) gleich mit seinem Debütwerk ein erster Kassenerfolg, spielte die familienfreundliche Slapstick-Komödie bei vergleichsweise geringem Budget doch weltweit immerhin rund 122 Mio. Dollar ein.
Nach dem Tod ihres Vaters erben die zerstrittenen Brüder Ernest (Nathan Lane) und Lars (Lee Evans) sowohl dessen vor dem Ruin stehende Garnfabrik wie auch eine alte Villa außerhalb der Stadt. Zunächst gehen die Brüder noch davon aus, dass das baufällige Haus keinerlei Wert besitzt, stoßen dann jedoch auf dem Dachboden auf Dokumente, die es als verloren geglaubtes Anwesen eines berühmten Architekten aus dem 19. Jahrhundert ausweisen. Um die Villa möglichst gewinnbringend zu verkaufen, wollen die Brüder daher eine Auktion veranstalten. Dabei haben sie die Rechnung jedoch ohne die Maus gemacht, die das Anwesen ihr Zuhause nennt und sich nicht so leicht vertreiben lässt…
Der Kampf um die Vormachtstellung in der alten Villa erinnert hinsichtlich des körperlichen Humors ein wenig an „Kevin – Allein zu Haus“ (1990), während die winterliche, mit dezenten Gothic-Elementen versehene Atmosphäre Assoziationen zu den Tim Burton-Filmen aus jener Zeit weckt. Darüber hinaus lassen sich Parallelen zu „Dick und Doof“ sowie „Tom und Jerry“ ausmachen. Speziell für jüngere Zuschauer dürfte Verbinskis Langfilmdebüt somit ein großer Spaß sein, doch auch Erwachsene kommen dank des hohen Tempos und der charmanten Machart durchaus auf ihre Kosten.
Neben der mehr als soliden Effektarbeit, Alan Silvestris verspieltem Score sowie einigen ungewöhnlichen Kameraperspektiven, die dem Zuschauer die Lage des kleinen Nagers näherbringen, weiß auch das angenehm unverbrauchte Schauspielensemble zu gefallen, zu dem – als mit Abstand prominentester Name – auch Christopher Walken als schräger Kammerjäger gehört.
Auch wenn längst nicht jeder Gag zündet und sich „Mäusejagd“ phasenweise zu sehr in übertriebenen Albernheiten verliert, ist das Gesamtergebnis doch ebenso stimmig wie unterhaltsam.
Der von Shion Sono (Love Exposure, Prisoners of the Ghostland) inszenierte „Tag“ ist ein surrealer Splatterfilm mit feministischer Botschaft, der von gesellschaftlichen Erwartungen und weiblicher Selbstermächtigung erzählt.
Die stille Mitsuko (Reina Triendl) befindet sich mit ihren Mitschülerinnen auf Klassenfahrt, als ihr Bus von einem mysteriösen Wind buchstäblich in zwei Hälften geteilt wird. Mitsuko überlebt als Einzige das grauenerregende Ereignis und ergreift in panischer Angst die Flucht. Schon bald jedoch muss sie feststellen, dass es aus dem Alptraum kein Entkommen zu geben scheint…
Sonos von rasanten Kamerafahrten begleiteter Film bewegt sich irgendwo zwischen wahnwitziger Horrorgroteske und psychedelischer Emanzipationsgeschichte, verbindet blutige Gewalteinlagen mit Meta-Spielereien über das Verhältnis von Mann und Frau. Wer sich auf diese eigenwillige Mischung einlassen kann, bekommt ein durchaus kreatives Filmerlebnis geboten, bei dem man nie ganz sicher sein kann, in welche Richtung sich die Erzählung als nächstes entwickelt.
Das hohe Tempo des ersten Drittels kann „Tag“ allerdings in der Folge nicht ganz aufrecht halten, sodass sich im weiteren Verlauf auch einige weniger interessante Passagen einschleichen. Die Leistungen der Castmitglieder und auch die Effektarbeit lassen sich hingegen als solide bezeichnen, ohne in besonderer Weise hervorzustechen.
Das Finale dieses surrealen Alptraumtrips bringt schließlich noch einmal eine spannende Wendung mit sich, doch rückt der Film hier zugleich auch von seiner subtilen Erzählweise ab und vermittelt seine Botschaft nun per Holzhammer-Methode.
Das spanische Drama „Julieta“ unter der Regie von Pedro Almodóvar (Zerrissene Umarmungen, Leid und Herrlichkeit) erzählt auf feinfühlige Weise eine mehrere Jahrzehnte umspannende Geschichte von Verlust, Einsamkeit und Depression.
Julieta (Emma Suárez) plant aus ihrer Wohnung in Madrid auszuziehen und ihren Lebensabend mit ihrem Lebensgefährten in Portugal zu verbringen. Nach einer unerwarteten Begegnung auf der Straße wirft sie ihre Pläne jedoch über den Haufen und zieht stattdessen allein in ein Appartement in der Nähe, um endlich ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Hierzu schreibt sie einen langen Brief an ihre Tochter Antia, die sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie beginnt mit der ersten Begegnung mit Antias Vater Xoan (Daniel Grao), den sie als junge Frau (Adriana Ugarte) während einer Zugfahrt kennengelernt hat…
„Julieta“ ist das leise, unaufgeregt erzählte Porträt einer Frau, die durch mehrere Schicksalsschläge in ihrem Leben aus der Bahn geworfen wird, sich zugleich jedoch auch immer wieder aufrappelt und neue Hoffnung schöpft. Die in Rückblenden erzählte und mit Symbolen aus der griechischen Mythologie versehene Geschichte, welche einen Zeitraum von etwa dreißig Jahren umfasst, bietet zwar nur wenige Überraschungen, gestaltet sich aber dennoch abwechslungsreich und unvorhersehbar.
Getragen von zwei stark aufspielenden Hauptdarstellerinnen, die Julieta in verschiedenen Stadien ihres Lebens verkörpern, entwickelt sich so eine berührende Familientragödie, deren farbprächtige Bilder einen interessanten Kontrast zum düsteren Seelenleben der Protagonistin bilden. Kritisieren lässt sich derweil allenfalls, dass Almodóvars Vorhaben, eine halbe Lebensspanne in nur 100 Min. Laufzeit abzudecken, ein wenig überambitioniert wirkt, und „Julieta“ weitere Verweilmomente gutgetan hätten, um den Beziehungen der Figuren untereinander noch mehr Tiefe zu verleihen.
Der tragische Tod des Schauspielers Lee Sun-kyun, der spätestens seit dem Oscar-Erfolg von „Parasite“ (2019) auch im Westen über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügte, schlägt derzeit in seinem Heimatland Südkorea hohe Wellen und hat eine Debatte über Vorverurteilung, mediale Hetzkampagnen und psychische Formen der Polizeigewalt ausgelöst. Im Thriller „A Hard Day“ unter der Regie von Kim Seong-hun (Tunnel) verkörperte Lee Sun-kyun seinerzeit selbst einen Polizeibeamten, der auf die schiefe Bahn gerät und sich mit den Folgen seines Handelns auseinandersetzen muss.
Auf dem Weg zur Beerdigung seiner Mutter fährt der betrunkene Detective Ko Gun-su (Lee Sun-kyun) einen Mann tot. Aus Angst davor, dass seine Tat ans Tageslicht kommt, sucht er nach einem Weg, um die Leiche loszuwerden und versteckt sie schließlich im Sarg seiner Mutter. Damit jedoch gehen die Probleme für den Polizeibeamten erst richtig los…
Ohne lange Einführung wirft Regisseur Kim Seong-hun sein Publikum sogleich in das mit morbidem Humor verfeinerte Thrillerszenario, dessen genaue Hintergründe sich dem Zuschauer erst nach und nach erschließen. Speziell im ersten Drittel weiß der Film dabei durch hohes Tempo und eine gute Portion Spannung zu überzeugen, wenn der Protagonist verzweifelt versucht, den tödlichen Unfall zu verschleiern.
Ab der Mitte wird die Geschichte dann in eher konventionelle Bahnen gelenkt und bedient sich zahlreicher Elemente, die man bereits aus vielen US-Vertretern des Genres kennt – Ungereimtheiten und ein gewisser Hang zur Übertreibung inklusive. Ohnehin setzt „A Hard Day“ kaum auf Lokalkolorit und könnte in ganz ähnlicher Form auch an jedem anderen Ort auf der Welt spielen.
Dank der mehr als soliden Leistungen der Castmitglieder, der guten Kameraarbeit sowie ein paar packenden Actionsequenzen bleibt man als Zuschauer trotz mancher Schwächen aber dennoch gerne bis zum überraschend harten Showdown am Ball.