lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    lieber_tee 13.02.2023, 00:39 Geändert 13.02.2023, 00:41

    Gehobener Girls-With-Guns-Beitrag.
    Nach ihrem prägenden Auftritt in „Police Story 3“ spendierte die Produktionsfirma Golden Harvest Michelle Yeoh ihren eigenen Polizeifilm, der im Stile der Vorgänger inszeniert ist. Der typische HK-Humor hält sich eher in Grenzen, nur wenn Jackie Chan einen Gastauftritt hat muss es leider wieder mal dämlich werden. Es gibt über die Laufzeit gut verteilte Nahkämpfen und Shoot-Outs, eingebettet in einem Großstadt-Setting (erwähnenswert ist die Autoverfolgungsjagd). Der Liebes-Subplot bremst den Film aus. Die abgeklärt-toughe Art der Hauptrolle ist dafür (wie schon im Vorgänger) ein echter Gewinn, hier wird weibliche Schlagkraft mit Schauspielkunst ansprechend kombiniert. Ein feministisches Vordringen in eine Männerdomäne, was viele Kritiker irgendwo da sehen, ist aber nicht zu erkennen.
    6 dämliche Transen-Witze.

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    • 7
      lieber_tee 12.02.2023, 01:07 Geändert 12.02.2023, 01:10

      Die am Spieß gerösteten Werte der High Society.
      „Saw“ als stilvoll fotografierte Kochshow. Diese gehobene Variante des Horrors ist eine langsam gekochte Rache von Leibeigene am arroganten Adel, um die soziale Ungleichheit im Ultrakapitalismus anzuprangern. Die schwarze Feinschmecker-Komödie ist (sanft) verstörend und voller kulinarischer Gewalt. So sehr mir das visuell und schauspielerisch gefallen hat, der Film ist nicht so schlau, wie er sich gibt. Etwas mehr Würze für den bitteren Geschmack hätte nicht geschadet. Denn es ist leicht auf die Reichen zu zeigen und sie auszulachen, subtil ist das bösartige Moralstück nie. Trotzdem sehenswert.
      7 Privatinseln ohne Mobilfunknetz.

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        lieber_tee 11.02.2023, 23:10 Geändert 12.02.2023, 15:14

        Ablehnung der "Unschuld der Kindheit".
        Arthouse-Psychodrama über ein emotional vernachlässigtes Kind, das nach dem Verlust ihrer Eltern glaubt Macht über den Tod zu haben. Zwischen Schrecken und Unschuld, zwischen Realität und Fantasie, zeigt der Film die düstere Vision einer Kindheit, geprägt von einer unempathischen Erwachsenenwelt. Tonal ist das leicht unheimlich und beunruhigend und soll die Unterdrückung, den moralische Verfall im Privatem der faschistischen Franco-Ära darstellen. In der Theorie und in den cleveren Kritiken zu dem Film kann ich formal die Klage und Warnung für die Zukunft Spaniens nachvollziehen, in meiner eigenen Wahrnehmung allerdings weniger, da ich den politischen Kontext nur ganz am Rande erkennen konnte. Zudem habe ich eher einen zähen Film wahrgenommen, der seltsam unbefriedigend und kalt wirkte, so das ich zu der ganzen Thematik kaum eine Beziehung aufbauen konnte. Das ziemlich psychotische Mädchen war mir in ihrem seltsam leeren Spiel unsympathisch, Anteilnahme viel mir schwer. Ich hätte ihr eher jahrelange Therapie oder eine Betreuungshelferin gegönnt. Die von den Kritikern gelobte schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin konnte ich auch nicht erkennen, zu oft wirkt das Spiel steif, theaterhaft und von Regieanweisungen geprägt. Nun ja, hier wird der Film als Ultra-Meisterwerk gesehen, mich hat er nicht berührt, vielleicht war das auch so gewollt.
        5 Hühnerfüße im Kühlschrank.

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          Ordentlich auf die Moppe.
          Jackie Chan macht wieder einmal einen auf Kung Fu-Clown, mal mit dümmlichen Grinsen, mal mit ernsten Gesicht. Das infantile Treiben des ersten Teils wird direkt fortgesetzt, verzweifelt mit einer Krimihandlung ergänzt. Die saudämliche Freundin, Beziehungsprobleme und Streitereien mit dem Vorgesetzten bekommen einen noch größeren Part, der Klamauk soll wohl die eher ernste Polizei-Thematik auflockern. Das nervt aber nur, ist im Frauenbild nahezu eine Frechheit. Der Meister darf hier als Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor ein noch höheres Budget verpulvern, viel Neues oder Innovatives ist ihm aber nicht eingefallen. Immerhin gibt es gut choreographierte Kämpfe mit Zweckentfremdungen, das reicht gerade mal für Durchschnitt.
          5 mal sich todesmutig durch Glasscheiben werfen.

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          • 6 .5

            Staffel 1 - Fest des Galgenhumors.
            Dieses fast schon dreiste Harry-Potter-Rip-Off mit skurrilen Riverdale-Moves in der X-Men-Schule nimmt sich nicht zu ernst. Zu meiner Überraschung ist das Addams-Family-Spin-off von Netflix durchaus gelungen. Für Fans von Burtons charakteristischer Faszination für alles Monströse und Makabre wird der original Humor der Vorlage übernommen, ergänzt mit einer jugendlichen Detektivgeschichte und etwas formelhafter Teenager-Romantik. Dank der charismatischen Jenna Ortega, die diese skurrile Coming-of-Age-Geschichte eines Gothic-Girls perfekt auf den Punkt bringt, ist die Serie besser als sie sein sollte.
            6,5 eiskalte Händchen.

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              lieber_tee 11.02.2023, 00:17 Geändert 11.02.2023, 00:21

              Eine gute Absicht macht noch lange keinen guten Film.
              „Argentinien 1985“ ist eine einführende Unterrichtsstunde über ein dunkles Kapitel der argentinischen Geschichte und ein Plädoyer für den Gerechtigkeitskampf. Wer sich allerdings mit dem Thema des Films nicht auskennt, dem wird es schwer gemacht ihm zu folgen, es gibt wenig historische Hintergründe, zu viele Figuren, die trotz der langen Laufzeit kaum Profil bekommen bzw. grob skizziert werden, um die Stereotypen des Gerichtsfilms zu bedienen. Seltsamerweise geht der Film ständig auf Nummer sicher, plätschert filmisch und emotional wie eine biedere Gerichtsserie im TV vor sich hin. Tief geht er dabei nicht, die sozialen Grundlagen von Diktaturen werden komplett ignoriert. Am Ende werden irgendwelche Admirale und Generäle verurteilt, die scheinbar von Natur aus böse sind. Das Publikum klatscht Applaus, damit es ein faire Gefühl gegenüber der Ungerechtigkeit hat. Wirklich berührend, oder komplex ist das nicht.
              5 Morddrohungen, die aber kaum jemand wirklich stören.

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                lieber_tee 09.02.2023, 23:05 Geändert 11.02.2023, 00:27

                Trauer in all ihren Formen.
                Autorin und Regisseurin Megan Park erzählt in ihrem Debüt die Geschichte eines Schul-Amoklaufes ausschließlich aus der Perspektive der Überlebenden. Die verschiedene Arten der Bewältigung dieses erschütternden Ereignisses ist der Regisseurin wichtig. Sie formt daraus einen Teenie-Dramödie, die Angesichts der heftigen Thematik gewöhnlich erscheinen könnte. Es gibt Momente der albernen Heiterkeit, Zeiten für morbide Witze. Alles Methoden um (für eine Weile) das Grauen zu vergessen. Auf weitschweifige gesellschaftliche Kommentare verzichtet die Filmemacherin. Sie konzentriert sich auf die chaotischen Wege, auf denen sich Menschen von einem Trauma (mehr oder weniger) erholen. Kern ist, das es keinen „richtigen“ oder „falschen“ Umgang für die Betroffenen gibt, sondern das es wichtig ist für sich und andere Mitgefühl zu zeigen. Dabei bleibt der Film immer nahe seiner Protagonistin, bleibt aber manchmal auch in seinem zeit-geistigen, jugendgerechten Zielpublikum-Modus hängen.
                6,5 rettende Toilettenbesuche.

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                  lieber_tee 08.02.2023, 19:53 Geändert 09.02.2023, 19:53

                  Gefühl der Leere.
                  Thriller, der sich erblödet die Coronavirus-Pandemie als Ende der Welt darzustellen. Angesiedelt in einem verarmten asturischen Bergbaubecken, das offensichtlich mal bessere Zeiten hatte und jetzt unter einer moralischen Depression leidet. Dieser unaufhaltsame Niedergang wird mit stimmungsvollen Settings dargestellt, die aber (warum auch immer) mit einem ekelig kackbraunen Filter überzogen werden. Dazu gibt gibt es konventionell-generische Charaktere in einem konventionell-generischen Drehbuch, dessen banale Ermittlungsarbeit aus Zufällen besteht. Mit angezogener Handbremse inszeniert, befeuert der Film kaum Thrill, sondern nur reißerische Phobien vor Corona, ohne sich mit ihnen auseinander zu setzen.
                  3 mal ohne Sinn und Verstand alleine in das Bergwerk laufen, um den (bewaffneten) Täter zu finden.

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                    lieber_tee 08.02.2023, 00:43 Geändert 08.02.2023, 11:25

                    Selbstbefriedigung mit einem abgetrennten Arm.
                    Horror und Sex bietet dieser japanische Softcore-Splatterfilmen aus den 80ern, der beim Zuschauer einen bizarren Eindruck hinterlassen kann. Eine sinnhafte Story bietet er nicht, er besteht aus einer Aneinanderreihung von müden Softsexszene, wo arschloch-alpha Männer mit dümmlich-unterwürfig dargestellten Frauen vögeln, egal ob die es gerade wollen oder nicht. Zum Ende hin gibt es dann billig-krude Splattereffekte im dezenten Slashertouch. Da ist zwar nichts nachvollziehbar, aber das mordende Schlammmonster hat zumindest ein Riesenteil. In seiner dreisten Unsinnigkeit und eigenwilligen Inszenierung ist der Film durchaus faszinierend.
                    5 Verpixelungen der Geschlechtsorgane.

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                      Frau als Leichensack.
                      Ali Abassis Neo-Noir dramatisiert und fiktionalisiert die Morde an Sexarbeiterinnen in der iranischen Pilgerstadt Mashhad Anfang der 2000er. Der Killer und Familienvater tötete im Namen Gottes, damit die Straßen von Laster und Sünde gesäubert werden. Erzählerisch und formal ist „Holy Spider“ ein solider Thriller, der konventionell Arthouse- und Genre-Elemente bedient. Die morbide Killerfigur steht im Vordergrund, ebenso die langgezogenen Mordsequenzen mit überraschender Deutlichkeit. Im letzten Drittel, wenn es um die Gerichtsverhandlung geht, bekommt der Film allerdings einen beklemmenden Sog. Er beschwört eine Stimmung, wo aus religiösen Eifer Misogynie und Gewalt erwächst, wie aus einem psychotischen Mörder ein Volksheld wird, der als guter Muslim seine Pflicht tut. Letztlich ist „Holy Spider“ eine Anklage gegen eine theokratische Herrschaft, die ein Umfeld geschaffen hat, wo (marginalisierte) Frauen verfolgt werden. Und das dieser Hass in den Kindern weiterlebt.
                      7 mal mit Hijabs strangulieren.

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                      • 5 .5

                        In der Zerstörung etwas Schönes finden.
                        Die Vulkanologen haben ihre Arbeit in Hunderten von Filmstunden dokumentiert. Herzog macht daraus eine Liebeserklärung an die chaotische Schönheit der Natur und den Reiz des Abenteuers. Allerdings ist die pathetisch- jammernde oder seltsam deplatziert wirkende Musikauswahl kaum zu ertragen. Auch kamen mir die beiden Wissenschaftler nie wirklich nah, ihre Todessehnsucht, ihre Beziehung zueinander, blieb fremd. Der Meister begleitet die erhabenen Bilder mit seiner typisch sonoren Stimme, allerdings kenne ich da andere Essays von ihm, die tiefer gehende Betrachtungen bieten, als der hier doch recht oberflächliche Erzählbär-Kommentar. Die (dramatische) Suche nach dem allerletzten Bild bevor das Ehepaar Krafft verstirbt ist irgendwie geschmacklos.
                        5 blutrote Lavaströme.

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                        • 5 .5
                          lieber_tee 27.01.2023, 20:20 Geändert 28.01.2023, 20:55

                          Eine gute Absicht macht noch lange keinen guten Film.
                          Die Jugendroman-Verfilmung hat offensichtlich Sympathien mit der Black Lives Matter - Bewegung. Der Komplexität aktueller Rassenbeziehungen in den USA wird sie allerdings kaum gerecht. Sie hat einen unangenehm-didaktischen Duktus, fühlt sich wie eine Lehrplan-Verfilmung in der Schule an. Dabei bemüht sich der Film einerseits die Themen Rassismus, Drogen Banden- und Polizeigewalt nicht zu dämonisieren oder als Karikatur darzustellen, anderseits ist er mit seltsam platten Figuren bevölkert, die korrekte Stichworte geben müsse, damit die Protagonistin ein politisches Bewusstsein entwickelt und starker emotionaler Input erzeugt wird. Am Ende gibt es dann die schrecklich verkitschte und ärgerlich-vage Aussage, das sich alle lieb haben und sich vergeben sollen. Damit disqualifiziert sich der Film in seiner Auflösung bis zur Bedeutungslosigkeit.
                          5,5-Punkte-Programm der Black Panther Party.

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                            über M3gan

                            Ausgeprägter Beschützerinstinkt.
                            Chucky würde diesem Killerpüppchen die Ohren langziehen.
                            Die Animation aus Animatronik, CGI und realer Kind-Schauspielerin ist überzeugend, der Rest nicht. Das schon fast dreiste KI-Reboot von „Child’s Play“ schafft es weder ein satirischer Kommentar zu Medienkonsum, Bindungsstörung und Freundschaft, noch ein origineller Horrorfilm zu sein. Weil er beides viel zu oberflächlich bedient, bevölkert mit Arschloch-Charakteren. Die Vorhersehbarkeit, das eine Künstliche Intelligenz sich verselbstständigt, die Bearbeitung von Traumata und Mütterlichkeit, wird arg abgedroschen abgearbeitet, ebenso wie der generierte Hype auf TikTok. Dazu reicht scheinbar heute schon ein reingeklatschter, creepy Flurtanz. „Model 3 Generative Android“ kommt zudem ärgerlich zahm daher, offensichtlich vom Studio jugendgerecht verstümmelt bzw. re-inzeniert, damit hier Geld zielgruppen-orientiert gedruckt werden kann.
                            5 durchgeschmorte Kindersicherungen.

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                            • 3 .5

                              Böse mit Sonnenbrille.
                              Arg schwacher Beitrag aus dem Girls with Guns-Subgenre des Hongkong-Action-Kinos. Die vertrottelte Geschichte kloppt sich öde von einer Klopperei zur nächsten, folgt keinem dramaturgischen Konzept und bietet auch nichts Spektakuläres dabei. Zur Auflockerung wird wieder einmal bräsiger Humor bemüht. Selbst Fans dieser Art von Filmen werden nur müde abwinken.
                              3,5 mal langweilig herumballern.

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                                lieber_tee 25.01.2023, 23:59 Geändert 26.01.2023, 00:07

                                Popcorn und Kotztüte.
                                Damien Leone ist sich seines bisherigen Erfolgs voll bewusst und will ihn offensichtlich verdoppeln. Es gibt mehr ausgearbeitete Figuren, mehr Worldbuilding, mehr Gore und mehr Laufzeit. Das ist alles exzessiv, im Guten wie im Schlechten.
                                Eigentlich ist dieser Horror-Exploitation-Film ein verwerfliches Stück filmischer Nihilismus, der den Sadismus anbetet. Die praktischen Effekte feien hemmungslos die schadenfrohe Verstümmelung und das Zerfetzen von Fleisch. Dabei fetischisiert der Film seine Protagonistin und den Antagonisten bis zu einer albtraumhaften Wahnvorstellung, die direkt aus der Hölle des 80er Jahre Kinos kommt. Sein makaberer Sinn für Humor geht dabei eine absurde Einheit mit seiner übertriebenen Gewalt ein. Das ist anstrengend sich anzugucken, hätte sicherlich besser funktioniert, wenn der Regisseur seinen Film deutlich herunter gekürzt hätte.
                                Was Terrifier 2 allerdings definitiv schafft ist, das sein schrecklicher Witzbold Art the Clown jetzt neben den Ikonen Freddy, Jason, Michael, Leatherface und Chucky stehen darf. Dieses kleine Slasher-Franchise hat den Hype durchaus verdient.
                                6 gottlose Taten mit Kartoffelpüree.

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                                  lieber_tee 24.01.2023, 22:02 Geändert 24.01.2023, 22:05

                                  Reinkarnierte Brut.
                                  Cat-III-Film aus dem Hongkong der 90er Jahre, der seine Erwartungshaltung, heftige Gewalt und inhaltliche Grenzüberschreitungen zu bieten, durchaus erfüllen kann. Das ist alles wenig subtil, oft unfreiwillig komisch, pendelt zwischen „Das Omen“ mit Arschlochkindern und Cop-Actionkino aus Fernost und bietet ein arg bräsiges Ende. Inszeniert wird der Film als ebenso knackig-ruppiges wie holprig-dilettantisches B-Movie aus der Schmuddelecke. Das ein (traumatisierter) Vater die Angst hat, das er kein liebevolles Verhältnis zu seinen Kindern nach der Geburt aufbauen kann, wird hier als reißerischer Thriller verbraten.
                                  5,5 abgebissene Finger.

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                                  • 5

                                    Technologieschaufenster.
                                    Von „Rettet den Regenwald“ zu „Rettet die Wale“.
                                    Die hochmodernen Spezialeffekte mit einer revolutionären Unterwasserkamera können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Avatar 2 im Prinzip der gleiche Film wie das Original ist. Jetzt mit olivgrünen und blauen Aliens.
                                    Mit diesem herkulischen Spektakel zeigt Cameron wie geil er in seinem Technik-Sandkasten spielen kann. Sein eskapistisches Verständnis von Film ist voller banaler Emotionen. Diese sündhaft lange Tech-Demo hindert den Kino-Besucher daran darüber nachzudenken, dass hier der Kampf der Zivilisationen eine hohle Rachegeschichte ist. Die Bildsprache generiert der Regisseur dabei aus seinem eigenem Ouvre. Am Ende fühlt sich dieser 400-Millionen-Dollar-Aquarium-Bildschirmschoner wie ein Naturdoku in 3D an. Die neuen Ideen und (zu vielen) Figuren des Films haben zu wenig Fokus, um die gigantische Laufzeit zu rechtfertigen. Stattdessen gibt es eine überlange Öko-Fabel mit den Themen Familie, Imperialismus und Plünderung der Umwelt nach handelbaren Ressourcen, die mit abgedroschenen Dialogen auf oberflächlichste Art und Weise in den Kopf des Zuschauers geholzhammert werden.
                                    Nach 13 Jahren Entwicklung ist das inhaltlich enttäuschend. Hier wurde ein Vermögen ausgegeben, um Kino dorthin zurückzubringen, wo es vor einem Jahrhundert war. Ein Jahrmarkt-Erlebnis. Das ist optisch beeindruckend und actiongeladen, aber über-produziert und anstrengend. Ich war am Ende froh, das dieser überreizte Brei vorbei war.
                                    5 blaue Aliens, die wie Einweg-Plastikflaschen auf der Oberfläche schwimmen.

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                                    • 5 .5

                                      Weniger befriedigend als sein Vorgänger.
                                      Alles in allem ist der zweite Teil ein solider Actionfilm mit einigen großartigen Kampfsequenzen. Der Grundprämisse wird allerdings wenig hinzugefügt. Mehr einer Variation des Originalfilms folgend, leidet er unter dem Fluch des unausgegorenen Mittelteils einer (geplanten) Trilogie. Gefüllt mit neuen und halbfertigen Figuren, so das man leicht den Überblick verliert, ist die Story inkohärent geraten. Trotz viel X-Men-Vibes im expliziten Brutalo-Modus, bleibt der Film immer seltsam leer und hinterlässt keinen Eindruck. Besonders ärgerlich ist, das er mit seiner zentrale Figur des ersten Films gar nix mehr anfangen kann. Jetzt sind alle so supercool mit ihren supercoolen Fähigkeiten.
                                      5,5 blutüberströmte Mädchen.

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                                        Nikita mit Psychokinese.
                                        Die Story, eine superbegabte Teenagerin entdeckt ihre Kräfte / wahren Ursprünge, ist sicherlich nicht neu und Hoon-jung Park bedient dabei so ziemlich jedes Genremotiv. Das macht er allerdings mit einem vom Herzen kommenden, hinreißend langsamen Aufbau, unterstützt von einem tödlich-unberechenbaren Charisma seiner Hauptdarstellerin, um dann in eine kathartische Erlösung zu enden. Das knochenbrechende, blutspritzende Finale verfehlt definitiv nicht seine Wirkung, gerade weil er es vorher schafft einen emotionalen Input zu geben.
                                        7 mal in den Kopf schießen.

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                                        • 5 .5

                                          Familie als Horrorshow.
                                          Obwohl die Effekte fantasievoll-eklig sind und Bergholm offensichtlich einem allegorischen Körper-Horror-Konzept folgt, ist dieser psychologisch-satirische Thriller als Ganzes zu karikaturhaft geworden, um emotional zu überzeugen. Diese Porzellanfamilie hat keinen zwingenden Charakter. Das Betreten des Puppenhauses ist ästhetisch schön, im Grusel-Bereich betritt es keine neuen Wege. Sein grimmig-selbsternster Ton will eine scharfsinnige Kritik an Perfektionismus sein. Der Film hat mich aber kaum berührt.
                                          5,5 Eier ausbrüten.

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                                          • 5 .5
                                            lieber_tee 19.01.2023, 23:29 Geändert 20.01.2023, 18:56

                                            Stripclub ohne Strippen.
                                            Ein Ex-Cop mit Aggressionsproblemen gerät in eine Fehde zwischen der japanischen und amerikanischen Mafia und tut sich mit einem Yakuza-Killer zusammen, um seine jugendliche Tochter zu schützen. Machoider Buddy-Film, dem es zwar an Budget und einem Drehbuch fehlt, das wird allerdings mit blutigen Schießereien und Faustkämpfen übertüncht. Im Stil von John Woo und Pulp-Fiction inszeniert, ist diese TV-Produktion überraschend brutal und temporeich, auch wenn sie sich nicht entscheiden kann Krimidrama oder alberne Komödie zu sein. Im altmodischen 90er Jahre Stil wird die Handlung mit Einschusslöcher ersetzt. Blöd, aber flott.
                                            5,5 mal Elvis vergöttern.

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                                            • 5
                                              lieber_tee 19.01.2023, 00:09 Geändert 19.01.2023, 01:52

                                              Sättigung des Marktes.
                                              Die Ermüdung des Girl with Guns - Motivs, mangelnde Einspielergebnisse ließ die In the Line of Duty – Reihe müde werden. Der 6. Teil (eigentlich 7.) wirft einen hoffnungsvollen Blick auf eine Völkerverständigung zwischen Vertretern vom Festland (Naiv-doof), Hongkong (cool, tough und hot) und Taiwan (angeberisch-peinlich). Gemeinsam soll der illegale Handel von Waffen aus die Volksrepublik China zur (damaligen) Sonderverwaltungszone unterbunden werden. Das Ergebnis ist die bewährte Mixtur aus spektakulärer Äktschen, Straßenkämpfen mit Zweckentfremdung von in der Gegend herum stehenden Geräten und Buddy-Blödelhumor, der auch nicht Halt vor Sexismus und homophoben Prügeleien in einer Schwulenkneipen macht. Die Krimiklamotte plottet eher dümmlich vor sich hin, trotz durchaus kreativ-groben Actionideen vor urbaner Kulisse. Ein bemerkbares Alleinstellungsmerkmal entwickelt Red Force 4 dabei aber nicht.
                                              5 explodierenden Mikrowellen.

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                                                Einfältiges Hongkong-Vehikel.
                                                "Red Force 2" gehört zu den schwächeren Vertretern der "In the Line of Duty" Reihe. Der 5. Teil ist eine primitive Jagd, die darauf erpicht ist möglichst viele Actionszenen hanebüchen aneinander zu reihen. Leider hat das trotz ständigem Gehetze wenig Power, die kurzen Pausen dazwischen werden mit unterirdischen Darstellern und einer lahmen Story gefüllt.
                                                4 mal draufhauen bis die Schwarte kracht (tut sie aber nicht).

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                                                  lieber_tee 16.01.2023, 17:10 Geändert 16.01.2023, 17:12

                                                  Den Schläger das letzte mal schwingen.
                                                  Buford Pusser ist immer schon eine Fantasy-Figur aus einem miefig-spießigen Hinterland der 70er gewesen, die übels reaktionäre Western-Mythen der Selbstgerechtigkeit propagiert hat. Die Geschichte um diesen Typen war am Ende des zweiten Films eigentlich aus-erzählt. Trotzdem schaffen die Drehbuchautoren des dritten Teils den dünnen Rest irgendwie auf fast zwei Stunden zu dehnen. So sieht der Zuschauer endlose und unnötige Gesprächsaufnahmen von Menschen, die salbungsvoll konservative Werte glorifizieren und von einem Ort zum anderen gehen, um ins Leere laufen. Die letzte halbe Stunde des Films ist allerdings interessant, denn sie thematisiert den Mythos der Figur auf eine einfachen (fiktionalen) Meta-Ebene. Mehr als ein laues Drama mit ganz wenig robuster Action ist das Endergebnis aber nicht geworden.
                                                  4 mal hinterm Mond leben.

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                                                    lieber_tee 16.01.2023, 16:45 Geändert 16.01.2023, 16:50

                                                    Mission:Impossible aus Hongkong.
                                                    Wer Fan von Action-Comedy Made in Hongkong ist, kommt um die "Police Story"-Trilogie nicht herum. Der erste Teil ist Kult, der zweite eher mau, aber was für eine Sause ist der dritte. Das liegt daran, das dieser Teil eine eigenständige Geschichte erzählt und Michelle Yeoh nahezu Jacky Chan die Show stiehlt, weil sie den sonst blöden Chauvinismus-Humor schlagkräftig torpediert. Die dominanten Slapstickelemente weichen einem etwas herberen Stil, blutige Shoot-Outs und aufwendige Explosionen gesellen sich zu den lustig-akrobatischen Fights. Leider muss Jackies Freundin May wieder mehrere dümmliche Aufritte haben, aber der ewig nervige Beziehungsstress, der das Tempo der Vorgängerfilme ausbremste und im Frauenbild unter aller Sau war, hält sich diesmal in Grenzen. Die grandiosen Stunts (das Finale ist unfassbar), das höhere Budget und die Fokussierung auf die Chemie zwischen Chan und Yeoh generieren eine fettes Actionbrett.
                                                    7 Stunts, die versicherungstechnisch in Hollywood so nicht möglich wären.

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