lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
„Ehre kann man nicht kaufen!“
Der Arabische Frühling im Rhythmus des Noir-Kinos. Dieser faszinierende und aufschlussreiche Film stellt eine paranoide Umgebung nach, die einzelne Menschen verschlingt und ausspuckt und in der nur eine gewaltsame Revolution Veränderungen herbeiführen kann (was sich leider nicht bestätigt hat). Der in Kairo, während der Mubarak-Ära, spielende Thriller erzählt ein geradliniges Polizeiverfahren mit bekannten Situationen und Archetypen und entwickelt daraus einen bitteren Krimi als politisches Statement. Das ist nicht neu, aber gerade sein spezifisches sozialhistorisches Umfeld und die gute Präsenz des libanesischen Schauspielers Fares als Antiheld macht aus „Nile“ ein packendes Moralstück über systemische Korruption.
7 Zigaretten rauchen.
„The Mother“ bietet Jennifer Lopez die schlichte Möglichkeit im Helden und Mama-Modus zu agieren. Dabei nimmt sich diese generische Kleinigkeit viel zu ernst. Das Drehbuch ist träges ChatGPT-Material und Regisseurin Niki Caro kann nicht wirklich Action inszenieren. Typische Content-Masse aus dem Hause Netflix, gesehen und vergessen.
Kunst als verklausulierte Peepshow.
Filmemacherin Oren hat wenig Interesse an ein dramaturgisches Konzept oder Plausibilität. Piaffe ist mehr avantgardistische Performance-Kunst in einer entrückten Wirklichkeit. Die Handlungsorte bzw. Requisiten sind aus der Zeit gefallen, die Genre verfließen, so wie die Geschlechter. Alles ist in einem Übergang, in einem surrealen Zwischenzustand, der erotisch aufgeladen wird. Das ist stark in seiner Symbolik, sperrig-experimentell und wirkt wie eine 16mm-Installation im Museum für Modern Art über Fetisch-Kunst. Zwischen Liebe für das Kino, ekstatische Freude und sadistischen Schmerz ist ein eigensinniger Film entstanden, der nicht perfekt, aber ein faszinierende Seherfahrung ist.
7 Pferdeschwänze am Steißbein.
Blutiger Schrei nach Aufmerksamkeit.
Wenn Douglas Sirk ein Slasher-Melodram machen würde, wäre dieser Film sein in Technicolor getauchter Albtraum. Pearl möchte unbedingt ein Star werden und dazu geht sie über Leichen. Durchtränkt mit grimmigen Humor, getragen von einer Mia-Goth-Tour de Force, erzählt Ti West eine grausig-zärtliche Aschenputtel-Geschichte, die auch ohne Kenntnis des Films „X“ hervorragend funktioniert. Das Prequel beleuchtet und rekontextualisiert clever seinen Vorgänger, zusammen ergeben „X“ und „Pearl“ einen fesselnden Doppelfilm, eine blutbespritzte Hommage an verschiedene Filmepochen. Auch wenn West wieder einmal mehr Stil als Spannung bietet, sein selbstreflexives Kino hat hohes Niveau.
7 Corona-Bezüge.
Kompromittierte Institutionen und fiese Autoritäten.
Leicht fesselnd und solide gespielt, aber dramatisch träge, bequem konstruiert und als steifer Genrefilm daher kommend. Die Themen, moslemische Dogmatik, Machtkämpfe zwischen heiligen Männern und Elite-Politikern / Geheimdienst, die Aufrechterhaltung von (stabiler) Macht durch eine gezielte Verbindung zwischen Staat und Kirche in Ägypten sind sicherlich interessant. Die Handlung und das Moschee-Setting klingt viel spannender als der eigentliche Film. Schade, viel Potential verschwendet.
5 verbotene Bücher.
TikTok-Detektive.
„Missing“ ist weniger eine Fortsetzung von „Searching“ aus dem Jahr 2018, sondern ein kompetent gemachter Desktop-Thriller, der mehr oder weniger im selben Universum angesiedelt ist. Seine Stärke liegt in seiner Fähigkeit, das Publikum mit seinem visuellen Ansatz und seiner hektischen Energie zu fesselnd, seine Formsprache benutzt er dabei kreativ. Entstanden ist eine ebenso fesselnde wie alberne (weil arg unrealistisch und konstruiert) Achterbahnfahrt, die ihr ernstes Thema am Ende doch arg oberflächlich für den Thrill benutzt.
7 Gmail-Passwörter
Abgelaufene Hostien.
Da Vinci Code trifft auf den Exorzisten. Das Teil wird sicherlich nie als Klassiker des religiösem Horrorfilms gelten. In der Schwebe der Mittelmäßigkeit bietet Regisseur Avery zwar genug Stil und Dunkelheit, aber mehr als eine dürftige Wiederholung bekannter Exorzismus-Filmklischees ist am Ende nicht übrig.. „Pope“ ist ein Malen-nach-Zahlen-Thriller, der von einigen der altbackensten Konventionen und Klischees des Exorzismus-Genres durchdrungen ist. Das er dabei mal so locker die gesamte Geschichte der katholischen Kirche, mit ihren Verfehlungen und menschenverachtenden Bosheiten, neu interpretiert bzw. entschuldigt kann als dreiste Frechheit oder alberne Dummheit interpretiert werden.
5 Km auf einer zu kleinen Vespa durch Rom fahren.
Shit, den habe ich damals mit 15 Jahren abgefeiert...
Wenn ich „Tempel des Todes“ heute sehe kann ich mich nur für mein pubertäres, 80er-Jahre-Abfeiern schämen. Der ist aus heutiger, selbst aus nostalgischer Sicht kaum anschaubar. Was hat die Drehbuchautoren damals geritten? „Indie 2“ ist unerträglich sexistisch, chauvinistisch, kolonialistisch und rassistisch. Schaut euch mal die hysterische Frauendarstellung, die glotzenden Inder, die "rettende" Britische Armee und das Einfangen vom Weibchen mit der Peitsche(!) an... Das ist vielleicht nicht so ernst, eher comicartig gemeint, stößt aber (nicht nur aus woker Sicht) übel auf. Leider mach das einen enormen Teil des Films aus. Dazu kommt ein nerviger Junge als Sidekick, wo es besser gewesen wäre die Tonspur zu cutten, wenn der was sagt. Das dieses Werk überhaupt beachtlich ist, liegt an der recht gelungenen Actionregie mit seinen ikonischen Szenen von Spielberg. Tricktechnisch ist der Streifen allerdings arg peinlich gealtert, erinnert heute an den dümmlich-physikalischen-over-the-top- Fast & Furious – Modus. Nein, heute sieht die Schlauchboot-, Kipplore- und Hängebrückensequenz nicht mehr so dolle aus...
Zeit-verdrehte Düfte.
Auf nichtlineare Weise entfaltet dieser Drama-Genre-Hybrid, mit seinem magischen Realismus, mit seiner multikulturell-bisexuelle Mischung, mit seinen Sprenkel aus fantastischen Verbiegungen und Horror eine Geschichte über Vorurteile und Akzeptanz. Das ist nicht immer leicht zu entziffern, aber visuell beeindruckend. Die Darstellung einer auseinanderbrechenden Familie wird mit exzentrischen Fantasy-Motiven garniert, so richtig kommt das aber alles nicht zusammen. Das etwas überambitionierte Drehbuch hat eine Menge großartiger Ideen, die kunstvoll übereinander gestapelt werden. Entstanden ist ein faszinierendes Durcheinander.
7 explodierte Pudelfrisuren.
Anderthalb Stunden Marketing der Superlative.
Dieser lebhaft-bonbonfarbene Werbespot für das beliebteste Videospiel der Welt ist kein Film, sondern eine Checkliste der Fanerwartungen. Mit einer pixeldünnen Handlung wird schnell, laut und unerbittlich der Zuckerrausch vorangetrieben. Im typisch-substanzlosen Illumination-Stil wird bewusst alles Kreative oder Ehrgeizige vermieden. Der nostalgische Juckreiz des Zuschauers wird zufriedenstellend gekratzt, etwas Vitalität entwickelt der Film wenn er die 8-Bit-Spielästehtik in moderne Actionsequenzen transferiert. Letztlich ist „Super Mario Bros. 2023“ die faulste mögliche Version eines Mario-Films, aber für die meisten Zuschauer, ob jung oder alt, wird das völlig ausreichend sein. Ich hatte eher das Gefühl durch eine Filiale von „Spiele Max“ geführt zu werden.
5 Rohre verlegen.
Kosmische Schlamperei.
Das Finale von „Guardians of the Galaxy“ ist die galaktische Gruppenumarmung von exzentrischen Weltraum-Idioten. Entstanden ist ein aus allen Nähten platzendes Abenteuer, das gerne in Kitsch versinkt. Mit einer übertriebenen Laufzeit von 150 Minuten werden ruppig Versatzstücke als Handlung verkauft und mit Boshaftigkeit, Unfug, Humor und Herzblut verbunden. Klebrig-schamlos, überladen-sentimental gibt es rührseligen Blödsinn, der seine kreativen Ideen möglichst laut und farbenprächtig auf die Leinwand spritzt. Überraschenderweise ist dieses Durcheinander, trotz Kalkül, liebenswert geworden. Wenn aber das Schicksal eines kleinen verängstigten Waschbären das Herz stärker berührt als jeder andere gefährdete Mensch oder Planet im unerbittlichen Marvel Cinematic Universe sagt das etwas über den aktuellen Stand der Superheldenfilme aus.
6,5 Waschbären zu quälen.
Hurra für den Kapitalismus!
Diese zweistündige Nostalgie-Werbung für Nike wird (in den USA) als potenzieller „Film des Jahres“ gehandelt. Das überrascht nicht wirklich, denn dieses Produkt-Biopic, das erzählt wie Marketing und Gewinnbeteiligung revolutioniert wurde, ist der pure amerikanische Traum über individuelle Selbstverwirklichung. Eine Schuhfirma dafür zu feiern, wie sie andere Schuhfirmen ausbootet und einem College-Basketball-Star aus Gewinninteressen in den Arsch kriecht, kann wohl nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und bei seinen unkritischen Marken-Jüngern abgefeiert werden. So entsteht ein Anti-Sport-Film ohne Jordan, der zwischen Bewunderung und Gier, Aufrichtigkeit und Verschlagenheit pendelt. Die zarte ironische Note des Films kann den ekelig-zynischen Subtext kaum auffangen. Das Unternehmensprodukte Herkunftsgeschichten als ihr eigenes geistiges Eigentum verkaufen wird nicht kritisch hinterfragt. Als flottes Sportmarketing-Drama funktioniert der Film aber recht gut, als Kniefall vor dem Altar des Hochkapitalismus noch besser.
5 knallrote Sportschuhe.
Der „The Descent“-Regisseur kehrt mit einem Oldschool-Genre-Gerammel zurück, das seines früheren Ruhms nicht würdig ist. Dieser alberne und uninspirierte B-Horror-Kriegsfilm ist zumindest temporeich, die schauspielerischen Leistungen (besonders von der Freundin des Regisseurs Charlotte Kirk) so schrecklich wie die Figuren klischeehaft sind. Das wirkt alles wie die 100. Sichtung von „Aliens“, nur in schlecht.
Beschwörungsformeln auf Vinyl.
Dieser fünfte fröhlich-sadistische Eintrag in das Evil Dead-Franchise ist erkennbar an die Regeln und Erwartungen des Universums gebunden. Hier siegt die Nostalgie über die Originalität. Mit überdeutlichen Anspielungen auf The Texas Chainsaw Massacre und The Shining entsteht eine Flutwelle aus Blut und Eingeweiden, Gore-Mainstream-Horror der übertriebensten Art und Weise. Der signifikante Unterschied zu früheren Evil Dead-Filmen ist seine Familiendynamik, mütterliche Bosheit und das bröckelnde Wohnhaus in LA. Nicht ganz so eindeutig komisch wie die Raimi-Werke gibt es ein visuell erstaunlich groteskes Buffet, mit Hang zur exzessiven Übertreibung und Genre-Patchwork bekannter Vorbilder.
6 Käsereiben.
Diese inhaltlich und tonal unausgegorene Mischung aus Gesellschaftssatire, Teeniekomödie und Horrorfilm mangelt es an Subtilität und Überraschung. Der verkrampfte Versuch in die Fußstapfen von Jordan Peele zu treten ist letztlich nur geschmacklos und blöd.
Erweiterte Twilight Zone-Episode .
Autor und Regisseur Mickey Keating beschwört die Geister von Fulci, Carpenter, Lovecraft und Silent Hill herauf. Leider verrät das träge Drehbuch das Ende bereits in den ersten zehn Minuten. Zumindest sieht diese Küsten-Horrorgeschichte um höllische Gefangenschaft so gut aus, das eine unbehagliche Stimmung entsteht. Als Untersuchung über Schuld und dem Schrecken der Trauer ist „Offseason“ aber zu allgemein, sein kosmischer Grusel macht nur bedingt Angst. Am Ende ist ein atmosphärischer Chiller entstanden, dem eine eigene, einzigartige Identität fehlt.
5,5 Zugbrücken.
Talent ist eine Sache, Moral eine andere.
Mit akribischer Gelassenheit, ebenso intellektuell wie emotional, mit einer atemberaubende Raubtier-Performance von Cate Blanchett, erzählt Todd Field eine Geschichte über Ehrgeiz, Personenkult und seine Kollateralschäden. Aus einer scheinbaren Charakterstudie wird eine kühle Komödie; daraus entsteht ein Horrorfilm und schließlich eine bittere Beschreibung über Privilegien und Selbstgefälligkeiten. Der Film fordert den Zuschauer auf, sich mit den (aktuell) sehr aufgeladenen Fragen wie Identitätspolitik, Machtdynamik und die Trennung von Kunst vom Künstler zu beschäftigen. Antworten gibt er dabei bewusst nicht.
7,5 kulturelle Minenfelder.
Ansturm von Serienmörderklischees .
Als reines Spektakel ist „Luther: The Fallen Sun“ ein durchaus effektiver Thriller, der durch den charismatischen Idris Elba aufgewertet wird. Der Spielfilm setzt die Erfolgsserie adäquat fort, hat ein ordentliches Budget und ist genauso lang wie die 4. Staffel. Eine Offenbarung ist er allerdings nicht, Fans der langjährigen Serie werden aber zufrieden sein. Hier wird (wie schon in den letzten Staffeln) eine übertriebene Show geboten. Serkis darf als Bösewicht einen wahnsinniger Gameshow-Moderator mit Trash- Perücke präsentieren, der offensichtlich sauer darüber ist, das er nicht in einem James-Bond-Film mitspielt, während Elba als grauhaariger, entschlossen-grummeliger Bond den Anti-Bond spielt. Das strebt dann alles zu einem „Se7en“ - Verschnitt, wirkt wie ein liegengebliebenes Serien-Skript von „Saw“ aus den späten 90ern. Mochte diesen dümmlichen, aber bildgewaltigen Unsinn.
6 Sprinklersysteme, die Kerosin versprühen.
Ein schwacher Neustart.
Mit deutlich mehr Budget als (mindestens) der acht anderen Hellraiser-Filme, ist dieser Neustart der Reihe enttäuschend zäh, konventionell und bieder geworden. Bruckners Interpretation für eine neue Generation von Horrorfans ist eine Cenobiten-Puzzlebox, die es mal wieder versäumt den zentralen Lust-/Schmerz-Aspekt zu erforschen. Stattdessen gibt es zwei Stunden (!) „Finde die Referenzen und Easter Eggs“, die darauf ausgelegt sind, langjährigen Fans das Gefühl zu geben, dass hier die Mythologie respektiert wird, was anscheinend die Notwendigkeit für Qualität und Tiefe des Geschichtenerzählens ersetzt. Als offenkundige Allegorie über Chaos und Qual von Sucht gedacht, vermittelt der Film nie menschliche Verzweiflung, zu unterentwickelt sind die Figuren, Dialoge und Begabung der Schauspieler/innen. Von der ursprünglichen, seltsamen Fleischlichkeit der früheren Filme, vom gotischen, erotischen Horror, ist nichts mehr zu spüren. Der S&M-Körpermodifikationen fehlt jegliche schmutzige und perverse Seele. Das ist alles so schrecklich brav, aseptisch und öde.
Vierfacher Stillstand.
Kunst und Schmerz.
Jeder Bildermacher hat eine Entstehungsgeschichte, hat Momente der Erkenntnis, als er die Magie erkennt, was Kino tun kann. Spielberg erzählt mit gewohnt visueller Virtuosität von diesen, seinen Momenten mit inbrünstiger Aufmerksamkeit für das Nebensächliche, für Feinheiten, für Anekdoten. Mit Melancholie und Nostalgie ist ein essayistischer, autobiografische Film entstanden. Eine überlange Reise in die Vergangenheit, bei der vielleicht einige Stopps hätten entfernt werden könnten, besonders wenn sentimentaler Kitsch oder Plattheiten bedient werden. Seine Memoiren über die Schwierigkeiten des Aufwachsens in einer dysfunktionalen Familie zwischen Wissenschaft, Kunst, Geheimnissen und hohen Erwartungen sind einerseits Betrachtungen über seine Mutter, die er zwischen Monster und Ermächtigung darstellt, andererseits ein aufschlussreicher Einblick in seine Inspirationen und Obsessionen.
7 mal seinem Herzen folgen.
Hier ist das Private politisch.
Elegant gedreht, ohne schwerfällige Wichtigtuerei. Diese Zeitkapsel des Augenblicks, wo die Keimzelle der amerikanischen Unmoral entsteht, ist ein ungeschminkter Familienschnappschuss, aus dem sich der Filmemacher Gray entwickelt hat. Als Jugendgeschichte, die sich nicht im Glanz der Nostalgie oder in verkitschte Sentimentalitäten sonnt, erzählt sie eine bittersüße, sanftmütige Lektion über die Ungerechtigkeit des Lebens, die Gray's Charakter geprägt hat. Der selbstbiografische Blick erforscht dabei eine Ära, die von Rassismus und Wohlstandsversprechen geprägt war. „Zeiten des Umbruchs“ ist ein Werk der Erinnerung und Selbstdeutung. Und ein Aufruf zum persönlichen, politischen Handeln. Somit die politisierte Version von Spielbergs „Fabelmans“, wo das Private privat bleibt.
7 Raketen starten.
Over-hyped.
Beide Spiele werden besonders wegen ihres erzählerisch-emotionalen Ehrgeizes gelobt. Es überrascht nicht, das die Verfilmung des ersten Spiels (mit viel Ehrfurcht vor dem Original) die düstere Natur der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Allerdings durch die Reduzierung der Kampfelemente des Gameplays und nahezu identischen Inszenierung der Zwischensequenzen wirkt die Show seltsam unkreativ und mutlos. Auch die erzählerischen Erweiterungen (z.B. die verkitschte, schwule Liebesgeschichte) können nicht verdecken, das das alles etwas zahnlos ist. So sehr ich auch die atmosphärische Spannung und den Fokus auf die beiden zentralen Figuren achte, die Füllfolgen, die nervige Hauptprotagonistin und der seltsam deplatziert wirkende Ein-Mann-Rambo-Amoklauf am Ende macht aus der unfassbar hochgejubelten ersten Staffel bei mir nur eine ernüchternde Erfahrung. Etwas wirklich Neues wird hier nicht abgeliefert. Als Teil einer unaufhörlichen Flut von Remakes, Adaptionen und Fortsetzungen ist „The Last of Us“ nur ein weiteres risikoscheues Produkt des zeitgenössischen Filmemachens. Es ist einfach nicht interessant genug für mich einen grimmigen Papa dabei zu begleiten wie er seine gereizte Tochter durch das Land eskortiert, inmitten einer Zombie-Apokalypse ohne Zombies.
5,5 mal vom Pilz befallen.
Besserer Marvel-Film mit Dungeons & Dragons -Charakteren.
Brauchbarer Franchise-Starter, der von der sehr niedrigen Messlatte profitiert, die wir derzeit haben. Dungeons & Dragons ist stolz auf seine idiotischen Faszination, schwelgt in seiner eigenen Lächerlichkeit. Kitschig und doch dabei charmant, synthetisch und spektakulär prahlt der Film mit seiner frechen Ausgelassenheit. Flink bewegt er sich von Versatzstück zu Versatzstück, verliert dabei nie seinen narrativen Faden. Mit Sinn für Humor, sowohl in Bezug auf seine Welt als auch auf sich selbst, umarmt er seine (bekannten) Genre-Elemente und fängt gut das Abenteuer des Rollenspiels ein. Sympathisch.
7 dicke Drachen.
Treppen-Theater.
Ehrgeizig erzeugt der 4. Teil eine comicartige Parallelwelt mit einem unkaputtbaren Superhelden und Fantasiewelten, die optisch einiges hermachen. Die damals geerdete Figur John Wick wird dabei zu einer Selbstparodie in einer überlangen Überangebot-Show. Wie bei einem All-you-can-eat-Buffet wird exzessiv eine Shoot-'em-up-Stuntshow geboten, die denkt, sie sei ein Epos von Christopher Nolan. Diejenigen, die das Original mal wegen seiner brutalen, sehnigen Agilität schätzten, haben jetzt einen Gigant von einem Film zu erklimmen. Die wenigen interessanten Elemente werden aufgebläht und gehen in den repetitiven Kampfsequenzen verloren. Der Kontext ist völlig losgelöst von jeder Realität, fast schon ungewollt karikaturistisch. Leider war diese Entwicklung seit dem zweiten Teil zu beobachten. Ein Franchise frisst sich selbst auf, die Zuschauer fressen mit.
550 Treppenstufen beim Sacré-Cœur herunterkullern.
Film als Sachbuch.
„She Said“ erzählt die Recherche zweier Journalistinnen, die den Weinstein-Scandal und seine „Besetzungscouch“ enthüllen. Leider scheint die Filmemacherin Maria Schrader die Dimension dieses Themas entweder nicht erkannt zu haben, oder die Produktion wollte sich an dieses heiße Eisen nicht wirklich heranwagen. Denn seltsam distanziert, fast leblos, erzählt sie die Geschichte auf biederen Tatort-Niveau mit Zoom-Hintergründen und untergräbt dabei die gesellschaftliche Bedeutung bzw. Kraft/Wut der #Metoo-Bewegung. Die aufgeworfenen Fragen über das Schweigen rund um das Thema der missbräuchlichen Verhältnisse in Hollywood werden nur ganz zart angedeutet, es gibt immer genug Abstand zu den Opfern und dem Macht-System, das Weinstein geschützt hat. In seinem Versuch möglichst nüchtern und zurückhaltend die Geschehnisse zu erzählen eckt der Film nie an. Freiheiten der Dramatisierung werden bewusst nicht benutzt. Dadurch regt der Film aber kaum zu Gesprächen an, hebt seine Schlüsselthemen nicht hervor oder macht sie zugänglich. Mehr als eine Bebilderung eines Sachbuches ist er nicht geworden. „She Said“ wirkt steif, ein gestelztes Werk ohne Feuer, wo keine Elemente der Mehrdeutigkeit oder Komplexität eindringen dürfen. Er will investigativen Journalismus veredeln, ist aber nur eine selbstgefällige Promo-Veranstaltung für die NY Times (die nicht arm an journalistischen Fehlleistungen und Fehlgriffen ist) in anti-filmischer Qualität.
4 mal stur auf Monitore starren.