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Alle Kommentare von lieber_tee
Ein nicht enden wollender Strudel aus Bildern und Gewalt.
Tsui Harks „Time and Tide“ hätte ein Höhepunkt des asiatischen Actionkinos werden können. Die ungezügelte Visualität besticht, aber inhaltlich ist der Streifen verkrüppelt. Das unnötige erzählerische Wirrwarr will einen vermeintlich komplexen Plot vortäuschen. Gemästet mit Zeit und Handlungssprüngen soll das eine große Parabel über die Schöpfungsgeschichte sein. Die unkonventionelle Erzählsprache trifft auf eine ebenso unkonventionelle Bild- / Kamerasprache, beides wirkt allerdings auf die Dauer gewollt und selbstverliebt, eine nachvollziehbare Story geht dabei verloren. Die Shoot-Outs, Martial Arts-Kämpfe und irren Stunts sind allerdings geil in Szene gesetzt.
6 heftige Schusswechsel im Wohnblock.
Drollig und gefällig.
Niedlicher Kinderfilm über ein kluges und mutiges Mädchen, das Verbrechen aufklärt. „Enola Holmes 2“ baut mit ungestümen und peppigem Flair auf seinen Vorgänger auf, hat genau die richtige Portion Albernheit und wirkt organischer in seiner Mischung aus Action, Humor, Krimi und feministischer Wohlfühl-Flagge. Millie Bobby Brown zwinkert dabei sympathisch durch die vierte Wand, das könnte dümmlich wirken, hier ist es charmant.
6,5 mal am Ärmel zupfen.
Schillernde Designerin von Umgebungen.
Die Filmemacherin Amirpour erschafft leuchtende und gefährliche Räume, in denen sich ihre archetypischen Figuren aus der Zwangsjacke traditioneller Geschlechterpolitik befreien. Auch in „Mona Lisa“ kämpfen Frauen um ein selbstbestimmtes Leben, zugleich fügen sie sich dabei gegenseitig Schäden zu. Der Film ist allerdings keine Studie über das Patriarch oder über Feminismus. Mit gesundem Selbstvertrauen und Verve inszeniert die Regisseurin eine funky Collage aus Superheldenfim, Horror und Außenseiter-Drama in den neonfarbenen Seitenstraßen von New Orleans. Die Ulyssische Reise einer dämonischen Kindfrau ist weniger unheimlich, sondern ein ebenso kantiges wie empathisches Musikvideo, das wie eine Vice-Story mit hochstilisierter Kinematografie wirkt. Es hat einen berauschend-berührenden Flow, unterlegt mit treibenden EDM-Beats.
7,5 mal den Frust weg-tanzen.
Yakuza, Mafia und FBI
Durchschnittlicher Undercovercop-Gangsterfilm aus dem B-Movie-Bereich, der versucht den John Woo Style edel zu kopieren und solide Darsteller hat. Die arg gewöhnliche Story bietet wenig Neues, verteilt krude seine vermeintlich moralisch richtigen Sympathien. Das hemmungslose Bedienen von Stereotypen wird ein wenig mit Blut und Drama aufgepeppt.
5 Innenausstatterinnen.
Kronkolonie der Honks.
Buddy-Action-Komödie über eine Zwangspartnerschaft zwischen einem Nichtsnutz-Cop, der nur Frauen bespringen will und einem aufbrausenden Muskelpaket. Der Humor ist selbst für das brachiale Humorverständnis aus Hongkong mehr als peinlich, das Schikanieren von Frauen unerträglich. Tonal ändert der Film ständig seine Richtung. Akrobatische Kampfeinlagen treffen auf ultrabrutale Shoot-outs, die mit infantilen Grundschulhofwitzen und üblen Chauvinismus aufgefangen werden sollen. Am Ende gibt es einen der irrsten Glanzstücke des hysterischen HK-Actionkinos zu bestaunen, ein Kung-fu-Kettensägen-Kampf, der so unglaublich ist, das einem der Mund offen stehen bleibt. Dafür muss man den Film gesehen haben, für den Rest definitiv nicht.
5 mal die Hose runter lassen.
Prächtig blutig und strunzdoof.
Diese 80er Jahre Gurke als Ninjafilm zu bezeichnen ist mutig. Ein paar Leute in schwarzen Kampfanzügen zu stecken, damit sie ein wenig herum-springen, Wurfsterne schleudern und mit Schwertern herumfuchteln, macht (für mich) noch keinen Beitrag zum Sub-Genre aus. Von Kampfsport haben sie definitiv wenig Ahnung, deshalb sind die Fights eher hüftsteif und unspektakulär. Stattdessen wird geballert aus allen Rohren. Mal mit Schalldämpfern, dann klingt das wie Laserkanonen, oder mit Pfeilen, die ihre Opfer zum explodieren bringen. Beim Bodycount wurde nicht gespart, selbst Rambo würde bei der Menge an toten Russen blass werden. Das Budget ist niedrig, immerhin gibt es dafür platzende Blutbeutel, Splatter und ein paar Car-Crashes. Rettet den Film aber kaum. Denn nicht nur das die Action in trüben Bildern amateurhaft heruntergekurbelt wurde, die Kalte Krieg-Geschichte ist dermaßen hohl, das sie so nicht durchgewunken werden kann. Völlig unbegabte Darsteller schaffen es nicht einen sinnvollen Dialog aufzusagen, leider wird damit der lange Leerlauf zwischen den Actionsequenzen gefüllt.
Der Film ist etwas verkultet, weil er aus Schweden kommt und dieses Land ist jetzt nicht gerade bekannt für seine Ninjafilme, wird gefeiert wegen seiner ultrabrutalen Gewalt und seines dilettantischen Charmes. Mir war der zu doof und zu zäh um ihn abzufeiern.
4 Volvos im Schnee.
Zero Dark Thirty in französisch.
Der Pariser Terroranschlag am November 2015, mit 130 Toten, ist für die Franzosen ein nachhaltiges Trauma. Genre-Regisseur Cédric Jimenez erzählt diese Erschütterung als Action-Thriller. Er beschreibt den Tag des Anschlags, die folgende Jagd und Ergreifung der Terroristen ausschließlich aus Ermittlersicht. Der Thematik nähert sich der Film so allerdings zu keinem Zeitpunkt an, auch (oder gerade deshalb) wenn das alles sehr temporeich als Krimi mit Archetypen erzählt ist. Mit den typischen Mitteln des US-Actionkinos (mobile Handkamera, schnellen Montage, Überwachungen, Befragungen, Stürmungen) wird thrill erzeugt. Mit den politischen Hintergründen, Attentätern, Ermittlern und Opfern dagegen beschäftigt sich „November“ minimal, eigentlich gar nicht. Ob so eine Aufarbeitung eines Traumas stattfindet, ob so diesem Thema gerecht wird, bezweifle ich. Als True-Crime-Thriller ohne Hollywood-Glorifizierung funktioniert der Film allerdings solide.
5,5 tote Hunde.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Revolution.
In der ersten Staffel von „Andor“ gibt es keine Jedis mit Lichtschwertern, keine Hinweise auf die Macht, keinen Wüstenplaneten und (fast) keine Außerirdischen. Es gibt keine Szenen die wie Videospiel-Zwischensequenzen wirken, keinen anbiedernden Fan-Service. Und trotzdem befinden wir uns im Star Wars-Universum. Das sieht matschig, rostig und analog aus. Die Sets der Show wirken physisch, die Charaktere geben tatsächlich so was wie intelligente Dialoge von sich, die Themen haben eine politische und moralische Komplexität, die sich um Reichtum, Status und benachteiligte Bevölkerungen drehen.
Zielgruppe scheint diesmal nicht ein junges Publikum oder die „Easter Eggs“-Fraktion gewesen zu sein, sondern Erwachsene, die sich eine gut geschriebene und gefilmte Story wünschen, außerhalb der Nostalgie-Wohlfühl-Zone.
In Rückblick auf die vorherigen Star-Wars-Serien ist es traurig das loben zu müssen. Hier treffen Erwachsene vor dem Hintergrund des Faschismus Entscheidungen, ob sie sich anpassen oder rebellieren wollen, ob sie (moralische) Opfer angesichts von Gräueltaten bringen wollen und sie machen dazu nicht irgendwelche coolen Witze. „Andor“ schafft es tatsächlich mit seiner Mischung aus Spionage- / Polit-Thriller, Heist-Movie und Knastfilm die totalitäre Wirklichkeit des Imperiums spürbar zu machen.
Respekt.
7 halb-kappute Droiden, die von streunenden Mutantenhunde als Hydrant benutzt werden.
Bigotte Frömmigkeit.
Polnischer Okkult-Thriller, der zunächst wie ein realer Krimi um gefakte Exorzismusrituale und verschwundene jungen Frauen daherkommt. Die Stimmung in der abgelegenen Abtei ist so düster wie seine Bilder, zunehmend werden bekannte Horror-Schreckmomente hinzugefügt. Hauptfigur Marek wirkt in seinem seltsam lustlosem Spiel eher austauschbar, die Ermittlungsstory plätschert so vor sich hin. Im finalem Akt läuft die ganze Chose dann komplett aus dem Ruder. Da wird die Story komplett um 180 Grad gedreht und Filmemacher Bartosz M. Kowalski findet verstörende und irre Bilder, um seinen Dämonenspuk apokalyptisch enden zu lassen. Geiles Ende, alles davor war mir allerdings zu fade.
5 verdrehte Kreuze.
Wenn notgeile Böcke von Vaginas gefressen werden...
Recht früher Anime-Vertreter, der den Konflikt zwischen Menschen und Dämonen thematisiert, ein Motiv das später unendlich oft kopiert wurde. „Wicked City“ macht in seiner irren Mischung aus Gewalt- und Mutationsspektakel, Film-Noir, Tentakel-Horror, Splatter, Agentenfilm und Soft-Hentai neugierig. So gibt es groteske Schocks, bizarre Verwandlungen und obszöne Vergewaltigungen zu bestaunen. Eingebunden in eine typische 80er Jahre Animation, mit knalligen Farben und (aus heutiger Sicht) netten Retrodesign. Formal ist dieser Fetisch- Film in seiner surrealistischen und stylischen Art durchaus faszinierend. Leider hat er aber auch eine inhaltliche Ebene. Erzählerisch hangelt er sich dröge von einer Schock- zur nächste Sexszene, ansonsten geht nicht viel ab, er will nur krass sein. Der Plot gestaltet sich aus kruder, christlicher Symbolik, die Figuren haben eine Ausstrahlung wie Knäckebrot, ihr Schicksal berührt niemanden. Frauen sind entweder schön, werden vergewaltigt oder böse, die Männer sind (alte) Lustmolche, irgendwelche Zusammenhänge werden dabei eh nicht erklärt. Letztlich recht enttäuschend das alles, weil es heute so schrecklich überholt wirkt.
5 Vagina dentatas
Fights am laufenden Band.
Der vierte „In the Line of Duty“-Film kommt als typischer, handwerklich verdammt ordentlicher Hongkong-B-Actioner seiner Zeit daher. Seine Aneinanderreihung von Martial Art, Ballerreien, Akrobatik und Sprüngen wird mit einer (freundlich formuliert) zweckdienlichen Story verbunden. Dazwischen gibt es emotionale Konflikte, die niemanden berühren und ein paar Comicelemente (glücklicherweise ist der typische Kindergartenhumor und Sexismus hier eher sparsam eingesetzt). Einige Sequenzen erreichen ein spektakulär-halsbrecherisches Niveau, das atemberaubend ist, auf die Dauer sind die ständigen Hauereien in ihrer Ähnlichkeit und Verdichtung aber etwas ermüdend.
6 Duelle auf Motorrädern.
Wenn (Fleisch-)Fetzen fliegen...
Cynthia Khan ist eine durchaus würdige Nachfolgerin von Michelle Yeoh. Letztgenannte hatte damals, um ihren Ehepflichten nachzukommen, von ihrem Mann (selbst ein angesagter Film-Produzent) Berufsverbot bekommen (so bitter war das damals). Ständiges Berufsverbot von Männern bekommt die Polizistin hier im Film auch, weil sie eine (schützenswerte) Frau ist. Das wird kritisch betrachtet, bietet aber auch eine unangenehme Plattform für sexuelle Diskriminierungen und blöden Witzen. Die Action rockt dabei derbe. Blutige Shoot-Outs treffen auf (völlig normal dargestellte) Kollateralschäden in der Bevölkerung. Die harten Stunts überzeugen, die schicken Choreographien der Kampfszenen ebenso. Der dritte "In the Line of Duty “ ist formal und actiontechnisch einer der guten Vertreter seiner Gattung. Trotz der Billigkeit des Drehbuchs, Schauspiels und seines unverhohlenen Chauvinismus.
6 durchsiebte Passanten.
Kaviar und Grausamkeit.
Subtilität wird für Östlund überbewertet. Er knüppelt ordentlich mit seiner grell-satirischen Herangehensweise, macht dabei keine Gefangene. Der Genuss des fiesen Angriffs steht im Vordergrund, nicht Arthouse-Intellektualismus. "Triangle of Sadness" fehlen zwar die scharfen Kanten von Östlunds früheren Werken, aber sein schwarz-humoriger Zynismus gegenüber den Reichen und Schönen erzeugt mit den unangenehmen Situationen der Demütigungen ein Lachen, das befreiend und im Halse stecken bleibt. Die Cannes- und europäischen Filmpreis- Auszeichnungen sind aber etwas großzügig.
7 mal ohne Schwimmwesten jeglichen Anstand über Bord werfen.
Gekasper, voll in die Fresse.
Produktionstechnisch der Beginn des „Girls With Guns“-Genres bzw., der In the Line of Duty / Yes, Madam Originalreihe. Das sind Polizeifilme aus Hongkong der 80er und 90er mit ballernden und prügelnden Frauen in den Hauptrollen.
Hier gibt es geballte Frauenpower mit der jungen Michelle Yeoh und in die Männerärsche tretende Cynthia Rothrock, die beide ihren ersten großen Auftritt als furchtlose Polizistinnen haben. Das Teil war wohl ein großer Publikumserfolg und soll angeblich die Geschlechterverhältnisse in Hongkong beeinflusst bzw. verändert haben (laut Ralph Umard: Film ohne Grenzen). Feministische Werte habe ich eher weniger gesehen, den „Kampf der Geschlechter“ auch nicht. Eher pubertäre Abziehbilder von „starken“ Frauen, die doch nur männlichen Phantasien dienen. Mit weiblicher Ermächtigung hat das nix aber auch gar nix zu tun. Annehmbare Darstellerleistungen sind nicht zu beobachten und der kindische Humor verursacht bei mir nur Schmerzen. Die Story um einen belastenden Mikrofilm ist Hohlkern-Schrott, der Fokus auf ein Trio von schwachmatischen Kleinganoven nervt. Dafür gibt es im famosen Showdown richtige Action, unterm Strich bleibt das alles aber nur Mittelmaß.
5 seltsame Wohnungen.
Girls With Guns.
„HongKong Cop“ ist der zweite Beitrag in der „In the Line of Duty“ Reihe. Bei diesen Filmen lebt das HongKong B-Actionkino der 80er- und 90er-Jahre in seiner Ursprünglichkeit auf. Zentral ist das Motiv Frauen in den Mittelpunkt zu stellen, die (auch) mit Knarren und Kampftechniken umgehen können.
Wer es schafft sich nicht über den schmierigen Pathos, den Kindergarten-Humor, die rudimentäre Story, den beschissenen Darstellern und Dialogen und die musikalischen Verbrechen zu ärgern, der bekommt mit diesem Film ein nahezu entfesseltes Bewegungskino geboten, dass in den besten Momenten an Buster Keaton erinnert. Die gern mit 1,5-facher Geschwindigkeit beschleunigten, grandios choreographierten Fights werden zusätzlich mit kernigen Verfolgungsjagden und Shootouts ergänzt. Das ist oft extrem brutal und dadurch verstörend, dann wieder (zur Auflockerung?) albern bis zum Gehirntumor. Das funktioniert tonal (aus westlicher Sicht?) kaum, trotzdem ist der zweite „Duty" einer der besseren Beiträge der Gattung.
6 Stelzböcke.
Staffel1: Viel Geld macht (noch) keine gute Serie.
250 Millionen Dollar gab Amazon für die Rechte an eine Aneinanderreihung von Annalen, Chroniken, Erläuterungen zu Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ aus. Das muss mit eigenen Ideen und neuen Elementen gefüllt werden, um daraus zig Staffeln zu drehen, wo die erste bereits ein Produktionsvolumen von 462 Millionen US-Dollar hatte. Als Prequel zu den Filmen von Peter Jackson sind die Erwartungen sehr hoch.
Im Moment wird die Show von der Notwendigkeit belastet, die Geschichte, die Charaktere und das Worldbuilding einzurichten. Außerdem müssen scheinbar alle Zielgruppen befriedigt werden. Entstanden ist eine verbissen-ernste, pathetische erste Staffel mit viel Füllmaterial, die sich zwischen alle Stühle setzt.
Das irre Bedürfnis so wie Peter Jacksons Vorlage auszusehen, die Tolkien-Jünger und Young-Adult Gruppe irgendwie zu befriedigen, dabei aber auch groß und erwachsen zu wirken, funktioniert kaum. Das Storytelling holpert zwischen zäh und seltsam forciert. Die albernen Dialoge werden von blassen Schauspielern im Dervisitäts-Modus theatralisch vorgetragen. Dafür stimmt rein technisch fast alles. Das Make Up, die Requisiten und digitalen Effekte ergeben durchaus ein plastisches Fantasyfeeling. Auch sind einige Sequenzen packend, nahe am Horror geraten.
Vielleicht hat die hohe Erwartungshaltung und der absolute Drang unbedingt ein Erfolg zu werden, den Machern selbst ein Bein gestellt. Ich denke es wird einige Zeit dauern, den Zuschauern zu erlauben, sich wirklich in der Welt von Mittelerde zu verlieren.
5 vertonte Versionen des bekannten Ringgedichtes, gesungen von Fiona Apple (in den Abspann geklatscht).
Mörderische Covid-19-Isolation.
One-Location-Krimi im Agatha Christie-Modus, der eindeutig mehr am Who fasziniert ist als vom Dunnit. Im Vergleich zum ersten Teil ist hier der Tonfall mehr albern als lustig, das Ganze ist weniger clever und nicht mehr ganz so brillant in Szene gesetzt. Johnson erfreut sich sichtlich an der Verspottung seiner durchgeknallten Charaktere, erschafft durch Perspektivwechsel und Rückblenden nette rätselhafte Ablenkungen, aber nach dem Abstreifen der einzelnen Zwiebelschalen bleibt ein banaler Kern übrig, der wieder einmal nur aus einem Disput zwischen Besitzenden und den Besitzlosen besteht. Das letzte Drittel gerät etwas ins Stolpern, die Schadenfreude ist allerdings recht kurzweilig.
6,5 Servietten.
Kloppereien und Klamauk.
„Action Hunter“ ist ziemlicher Tinnef. Sowohl sein tiefer gelegter Humor als auch seine Körper-Action hauen einem ordentlich auf die Glocke. Jackie Chan ist hier als schürzen-jagender, spitzbübischer Rechtsanwalt mit viel Körpereinsatz zu sehen. Der amouröse Leerlauf aus Anschmachten, Rührseligkeiten und lieblich geträllerten Liedchen verpennt besonders im Mittelteil die Krimihandlung, unterbrochen von ein paar Raufereien unter Kumpels, die sich gegenseitig im Weg stehen. Manchmal funktioniert der Humor gut, manchmal ist er sogar charmant, aber meist ist er (aus heutiger Sicht) übelst chauvinistisch und teilweise auch echt ekelig übergriffig, oder ein absurdes Blödeltheater, so das sich der Zuschauer im falschen Film fühlt. Die Fights haben allerdings eine erhabene Präsenz in ihrer verspielten Körperakrobatik.
5 Turnübungen.
Kühnheit von der Stange.
Animationsabenteuer aus dem Hause Disney, im Stil von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ bzw. „Die Reise ins Ich“. Entstanden ist pures Konzept-Kino, das all seine Themen wie eine Checkliste abarbeitet. Die emotionalen Vater-Sohn-Beziehungen sind so klobig wie ihre Nasen, die krude Klimawandel-Umweltallegorie so subtil wie eine Abrissbirne. Das Magische sind hier die knalligen Welten mit einfallsreicher Optik. Verordnet in einer idealisierten LGBTQIA+ und (ethnischen) Diversitätswelt. Überall sind liebenswerte Lebewesen, die verzweifelt alle korrekten Botschaftskästchen ankreuzen. Das passt zwar alles nur vage zusammen, ist aber hübsch anzuschauen. Spektakulär ohne Dringlichkeit.
5 dreibeinige Hunde.
Maskottchen verprügeln.
„Stirb langsam“ im Eishockeystadion. SUDDEN DEATH ist ein zünftiger One-Man-Actioner, mit Van Damme als bester Papi der Welt. Der Streifen wäre in der Oberliga, wenn er nicht ständig die Toleranz für Glaubwürdigkeit überstrapazieren würde, wenn er mehr Sorgfalt ins Drehbuch gelegt hätte. Das neunmalkluge Verhalten der zwei Kinder nervt, die MacGyver-Basteleien vom traumatisierten Super-, äh Feuerwehrmann sind albern und warum hier zeitweise eher ein Werbeclip für die "Pittsburgh Penguins" gedreht werden musste, kann nur am Geldgeber des Films liegen. Jedenfalls bremsen die Szenen des Eishockey-Spiels und bräsigen Moderatoren-Kommentare das Tempo aus, obwohl damit wohl so was wie Spannung erzeugt werden sollte. Der Rest, und das ist nicht wenig, ist amüsant und zweckdienlich, ein stramm inszenierter B-Klopper mit ruppigen Härten, dessen Katz-und-Maus-Spiel in den Gängen des Stadions prima einschlägt.
6,5 Glanzparaden vorm Eishockeytor.
Fieser Scherzkeks.
Nachdem Art, der Creepy-Clown, im Episodenhorror „All Hallows Eve“ seinen sadistischen Humor ausleben durfte, spendierte Damien Leone ihm einen Solofilm. Die Hardcore-Horror-Gemeinde gierte es nach noch mehr üblen Sauereien vom Harlekin mit der Hakennase. “Terrifier“ ist eine ebenso simple wie saftige Schlachtplatte geworden, die im nostalgisch-körnigen Neon-Style der 80er daherkommt. Ein ziemlich brutales Brett, das nicht an eine Geschichte, sondern an typische Slashersituationen interessiert ist. Mit viel Video-Nasty-Retro-Feeling gefilmt, mal unberechenbar, immer sadistisch und mit trockenen Humor. Handgemacht suppt die Blut-Suppe, misogyn werden gern Frauen zermatscht, Figurenzeichnungen, schauspielerische Leistungen und Dialoge sind egal. Dafür gibt es ein gutes Gespür fürs Timing beim Katz- und- Maus-Spiel in den maroden Gängen. Mit ausholenden Expressionismus (bis ins Surreale) kann der Filmemacher die eintönige Story und sein niedriges Budget gut kaschieren. Nicht ganz verkehrt, der Film.
6 makabere Selfies.
Schlecht gealtert.
„Face/Off" habe ich damals gefeiert. Heute folgt nur die tiefe Ernüchterung. Mehr als teurer Klamauk mit Trash-B-Movie-Charme ist er nicht mehr, trotz seiner kultischen Verklärung. Es offenbart sich, das John Woo bei seinen amerikanischen Auftragsarbeiten ein ziemlich eingeschränkter Regisseur war, der letztlich seine inszenatorischen Exzesse aus Hongkong einfach in die USA kopiert und zu überstilisierten, überdramatisierten und über-chauvinistischen Unsinn umgewandelt hat. Der ganze Film ist irgendwie entrückt und artifiziell, komplett aus dem realen Leben gebeamt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Identitätskrisen, die immer wieder aufdringlich in den Mittelpunkt gestellt werden, wirken wie unglaubhafter, gestreckter und überflüssiger Ballast, der den Film nur zäh macht. Im (Action-) Hong-Kong-Kino der 80er und 90er gehörten platte Figuren, Drama mit sentimentaler Musik und schleppend-doofe Dialoge, die alles in totalen Kitsch verwandelten, vielleicht zum guten bzw. befremdlichen Ton, hatten etwas fremdartig-reizvolles. Im Hollywood-Kino wirkt das schrecklich aufdringlich und deplatziert. Symptomatisch sind hier die beiden Schmierenkomödianten Travolta und Cage. Sie chargieren ziellos im permanente Overacting-Modus, mit einer extremen Lächerlichkeit, die heute nur noch peinlich und nervig wirkt. Mag sein, das das in den 90ern cool war, heute ist es nur noch plakativ und stumpf.
5 weiße Tauben (mit Retrobonus)
„Ho-ho-ho“
Wirkolas Scherz-Film muss seine magere Ein-Witz-Prämisse, ein aus dem Winterschlaf erwachter Santa im Die-Hard-Modus, mit bissigen Einzeilern und unerhörtem Blutvergießen strecken. Statt Satire gibt es Sadismus, statt kantige Komödie gibt es Weihnachtsschmalz. Die Erwartungen an einen Art Anti-Familien-Film kann "Violent Night" nicht aufrechterhalten, denn die Mischung aus Komik, Sentimentalität und Gewalt bremst sich gegenseitig aus. Die moralisch klebrigen Botschaften werden erst zerstückelt, um sie dann mit unerträglichen Kitsch und Zynismus zusammenzukleben. Das ist nicht respektlos, das ist feige und lahm.
4 Kohleklumpen in den Anus.
Hollywood-gesäubertes Hongkong-Kino der 90er.
Mitte der 90er Jahre gab es scheinbar das ungeschriebene Gesetz, das alle markanten Hong-Kong-Action-Regisseure in den USA einen (oder mehrere) (Van Damme-) Streifen drehen mussten. Was nicht mehr als ein filmhistorische Randnotiz ist, hat mal weniger gute, mal gute Filme hervorgebracht, meist eher leicht gehobenen B-Movie-Durchschnitt. Hier gibt es mal wieder den belgischen Arschtreter in einer Doppelrolle. Fast-Legende Ringo Lam inszeniert diesen Actioner im typischen 90er-Style. Das hat in den Actionsequenzen Wumms, dazwischen eher nicht, da er versucht eine Geschichte über Identitätsfindung zu erzählen, die furchtbar klischeehaft und banal bleibt. Natasha Henstridge darf als nicht hellste Kerze auf einer hotten Torte direkt nach dem Tod ihres Lovers mit seinem Zwilling ficken, was irgendwie pervers ist, was aber nur eine Prise aseptischer Erotik und puren Sexismus generiert. „Maximum Risk“ bleibt nicht sonderlich im Gedächtnis, ist zumindest in den Actionszenen mehr als ordentlich, aber von der Grimmigkeit des originalen HongKong-Kinos weit entfernt.
5,5 umwickelte Handtücher, die in der Sauna, bei den Fights, keinen Zentimeter runterrutschen.
"Ich bin der Mund des Todes"
Der zunächst effektive Indie-Thriller kann sein apokalyptisches Mysterium mit einer düsteren Stimmung transportieren. Die einfachen formalen Mittel, der verstörende Sounddesign, die Jump-Scares erzeugen in der psychiatrische Notfallstation eine schaurige Atmosphäre. Als der Film fieser werden will, wiederholen sich die Abläufe, am Ende fehlt „The Dead Center“ dann der Mut und fügt dem Genre nix Besonderes zu. Der kosmische Horror des ewig Bösen bleibt ein abstraktes Motiv, kein gesellschaftliches. Die unauffällige Präsenz seines Hauptdarstellers unterstützt das leider auch.
6 ewig drehende Gewaltspiralen.