lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    lieber_tee 13.05.2022, 23:33 Geändert 15.05.2022, 12:13

    Nicht viel Neues unter der Sonne.
    Die grundlegende Idee, dass uns der Mond auf den Kopf fällt, ist albern genug. Aber hier müssen auch noch Tonnen von dösigen Verschwörungstheorien über uralte Aliens und empfindungsfähige KIs auf den Zuschauer nieder prasseln, damit (wieder einmal) die Amis die Welt retten dürfen. Das ist offensichtlich mit dem Anspruch inszeniert den am wenigsten realistischen Weltraumfilm zu erstellen, der jemals gedreht wurde. Voll gepackt mit viel zu vielen Figuren, flachen Handlungsbögen und flachgewichsten Erlösungsquark.
    Ob „Moonfall“ in seiner kompromisslos-absurden Art als Hymne an den Quatsch gesehen werden kann, oder einfach nur schlecht ist, hängt von der Toleranz für B-Movie-Käse ab. Für mich war er weniger eine amüsanten Kuriosität, sondern mehr ein aufdringlicher und überladener SF-Hohlkern-Schrott. In der leblosen Ansammlung aus den bekannten Desaster-Motiven habe ich nur einen müden Roland Emmerich-Film auf Apokalypse-Autopilot erkannt.
    4 CGI-Zerstörungen.

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    • 4
      lieber_tee 10.05.2022, 23:35 Geändert 11.05.2022, 07:13

      Romancing the Stone 2.0
      Nicht lustig genug, um eine gute Komödie zu sein und nicht actionreich genug, um ein rasanter Actionfilm zu sein. Irgendwo in der matschigen Mitte angesiedelt rettet auch nicht die Starpower den Film. Denn diese mit Rom-Com-Konventionen verwässerte Rettungsmission will irgendwie satirischer und kitschiger Abenteuerfilm zugleich sein, aber das Drehbuch und die Regie braucht ebenso dringend Inspiration und Stimulation wie die Protagonistin. Das Teil kann prima am Sonntagnachmittag beim bügeln im Hintergrund laufen.
      4 Witze ohne Hemden.

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      • 6

        BloodFlix.
        Fünf Fremde, verloren im Wald, umgeben von einer unheimlichen Präsenz. Das scheinbar typisches Backwood-Setup mit seinen Horror-Klischees entwickelt sich zu einem fröhlich blutigen und durchaus brauchbaren Versuch seine etablierten Regeln des Genres neu anzuordnen. Mit anständigen Bildern und einigen erschreckenden Sequenzen entsteht ein ästhetisch und atmosphärisch reizvolle Terrorfilm, auch wenn der Abschluss in seiner konstruierten Blödheit zwar wirkungsvoll aber letztlich enttäuschend ist.
        6 Füße mit dem Holzhammer brechen.

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          über Censor

          „Berberian Sound Studio“ als Hommage an die alten Video-Nasties.
          Der Film ist so verliebt in seine Stimmung und seinen Stil, dass er dabei vergisst die Geschichte packend voranzutreiben. Mit Hingabe kopiert „Censor“ die VHS-Horrorästhetik, aber seinem interessanten Setup geht auf halbem Weg die Luft aus. Unzuverlässiges Erzählen, Pop-psychologische Verarbeitung von Kindheitstraumata und Gesellschaftskommentar über Auswirkung von fiktiver Gewalt enden in verpassten Möglichkeiten. Es bleiben zu viele Ideen unerforscht. Der Blick des Filmemachers auf ein Genre, das sich historisch „schuldig“ gemacht hat, so wie seine Heldin, ist banal.
          5 Schnitte.

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          • 7 .5

            Mythen, Mystik und Männer in der Krise.
            Diejenigen, die ein actionreiches Schwert-und-Ritter-Kampfepos erwarten, werden bitter enttäuscht sein. Anstelle von Heldenerbauung und stilisierter Gewalt gibt es hier einen Adeligen, der gegen seine eigenen inneren Monster kämpfen muss. Als komplexer Kunstfilm erzählt „Green Knight“ einen mittelalterlichen Wandteppich, gewebt aus (alb-) traumhaften Bildern. Diese aktualisierte Version eines alten Gedichts über Magie, Versuchung und Verwandlung sucht den Spagat zwischen Natur und Heidentum. Das ist kühn unkommerziell, fern des Massenmarktes. Intim wird aus der Artus-Adaption ein Arthouse-Dark-Fantasy-Film. Mit moderner Psychologie und ironischer Dekonstruktion ist die Selbstfindungsreise eines jungen Mannes die Antithese zum Heldentum.
            7,5 Köpfe rollen.

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            • 7

              Geschmackvoll. Krank. Seltsam.
              Argento trifft auf Gaspar Noe in Slow-Motion. Ziemlich irre was Peter Strickland hier inhaltlich und formal zusammen gestrickt hat. Die filmischen Welten vom Regisseur sind sicher nicht jedermanns Sache. Seine manchmal prätentiöse Kunstgewerblichkeit ist gewöhnungsbedürftig. Die zelebrierten Fetisch-Motive sind nahe am Trash, werden mit dunklen Humor ausgestellt. Besonders für Giallo-Fans ist diese dissoziativ-traumhafte Kuriosität nicht ohne Reiz. Ebenso bizarr wie visuell überbordend wird die Sucht Dinge der Begierde zu kaufen in einen seelischen Vampirismus transzendiert. Entstanden ist ein theaterhafter Kunstfilm, der auf ein kitschiges B-Movie trifft.
              Echt schräg.
              7 Pudding-Gutscheine

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                lieber_tee 02.05.2022, 20:10 Geändert 03.05.2022, 00:23

                Ein Monsterfilm im Kern.
                Tote Nazis, bluttrinkende Hexen, verfluchte Wälder und Soldaten. Ein abgehalfterter Mickey Rourke mit glänzender Augenklappe und etwas Kannibalismus. Was kann da noch schiefgehen... Vieles. Warhunt hat von allem etwas, kommt aber nie auf den Punkt. Das geringe Budget wird mit Dunkelheit und einigen kruden Ideen kaschiert. Am Ende ist ein solides Kriegs-Horror-B-Movie entstanden, das zwar nie über seine überspannt-müden Genre-Tropen hinausgeht, aber als Kombination aus stimmungsvoller Atmosphäre, Schrecken und GI-Geplänkel ausreichend funktioniert.
                5 böse Bäume.

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                  lieber_tee 02.05.2022, 02:09 Geändert 02.05.2022, 14:33

                  Splitter einer Blendgranate.
                  Hochaktueller, trotz seiner Einfachheit und Deutlichkeit, gelungener Film über eine überfüllte Notaufnahme in Paris während des Gelbwesten-Protestes, die als Röntgenbild gesellschaftspolitischer Konflikte fungiert. Hier prallen Menschen mit jedem Hintergrund aufeinander, konzentriert auf ihren eigenen Schmerz. Sie wollen alle das Gleiche (medizinische Versorgung), es offenbart sich aber die Zerrissenheit der Bevölkerung. Das Private wird politisch, wenn Catherine Corsini zeigt wie wichtig und wertvoll es ist, gerade in Zeiten der Not, mit Geduld und Zuhören statt mit Gezänk zu reagieren.
                  Manchmal wirkt der Film in seiner Theatralik und überdeutlichen Symbolik etwas zu gut gemeint. Aber wie er die chaotische Atmosphäre mit nervöser Energie und Galgenhumor einfängt ist beeindruckend. Er schafft es persönliche und politische Ambitionen herzlich und nicht klinisch zu betrachten. Entstanden ist eine empathische Momentaufnahme über eine gequälte und instabile Gesellschaft, die, wenn sie in Ruhe miteinander kommuniziert, wieder zusammenwachsen kann.
                  7 Hass-SmS's

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                    Lipgloss-Misanthropie, verpackt als feministisches Manifest.
                    Nur weil das Thema wichtig ist, heißt das noch lange nicht, dass der Film gut ist.
                    Dieses Post-Weinstein-Drama möchte Empörung und Kontroversen hervorrufen. Der Gesellschaft in Bezug auf die Vergewaltigungskultur einen Spiegel vorhalten. Zunächst erscheint es, das die bekannte Rape-and-Revenge-Formel subversiv dem weiblichen Blick folgt. Letztlich beschreitet der Film dann aber keine neuen Wege und bleibt im Genugtuung-Modus.
                    Mit seiner zuckersüßen Farbpalette ironisiert der Film die Rache-Fantasy-Hülle als Kaugummi-Oberfläche und stellt alle (netten) Männer bewusst als Lügner, Vergewaltiger und Mörder da. Nur mit welcher Absicht? Etwas wirklich Ernstes oder Aufschlussreiches hat der Film letztlich nicht zu sagen. Denn diese verworrene Melange aus schriller Satire, Rachethriller und feministischer Vorlesung ist weder revolutionär noch lustig, sondern eher abgedroschen und dem Zuschauer zu schmackhaft serviert. Eine komplexe Untersuchung von Trauma und Trauer geht bei dieser stilisierten Styroporflachheit verloren.
                    Fennells ursprünglicher Wunsch, das Patriarchat zu untergraben, entpuppt sich spätestens beim katastrophal schlechtem Ende als luftleere Polemik, bietet nur das kurzsichtige Festhalten an der banalen Wunscherfüllung nach Bestrafung.
                    5 SMS aus dem Jenseits.

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                      lieber_tee 28.04.2022, 23:16 Geändert 29.04.2022, 13:01

                      Das grimmige Grinsen der blutigen Zähne.
                      Fieser Slow-Burn-Albtraum, der sich von hinten an schleicht, gerne die vertrauten Survival-Genre-Parameter untergräbt, um am Ende in ein verstörenden und kompromisslos brutalen Höhepunkt zu explodieren. So simpel die Story auch ist, das ist intelligentes Filme machen, das sich einbrennt. Dieses verdrehte Märchen vom bösen Wolf ist eine Reise in die dunkelsten Teile des Waldes, wo nur die blutrünstigsten Tiere überleben. Letztlich ist Shawn Lindens Hinterwäldler-Horror-Freakfest eine hinterhältige Parabel darüber, wer das ultimative Monster ist – Bestie oder Mensch?
                      7 rostige Bärenfallen.

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                      • 7 .5

                        Porträt junger Menschen in Flammen.
                        Ein in stimmungsvollem Monochrom fotografiertes Liebesquadrat, voller energiegeladen Zufällen und verschlungenen Schicksalen. Mit großen und kleinen Gestiken flirtet die Romcom mit bittersüßen Affären. Jacques Audiard muss nicht auf melodramatische Showdowns zurückgreifen, um seiner Mischung aus Sex und Albernheit Energie und Herz zu geben. Er schlendert unbeschwert und lebensbejahend durch den Pariser Vorort, auf der Suche nach dem persönlichen Glück und erschafft daraus eine tragisch-komische Nouvelle-Vague-Schönheit, wo Momentaufnahmen der modernen Liebe im Mittelpunkt stehen.
                        Einer der bisher romantischsten und sexiesten Filme des Jahres 2022.
                        7,5 mal durch das Restaurant tanzen.

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                          lieber_tee 23.04.2022, 23:15 Geändert 24.04.2022, 02:03

                          Nettes Popcornfutter, das keinen Millimeter vom ausgetretenen Pfad abweicht.
                          Die fast in der Produktions-Vor-Hölle verschmorte Filmversion des beliebten Videospiels ist nicht die Katastrophe geworden wie vermutet. Als weltumspannende, schelmische Buddy-Movie-Schnitzeljagd bedient sie sich (augenzwinkernd) bei den über-offensichtlichen Vorbildern, wie Indiana Jones, National Treasure und Tomb Raider. Die scheinbar auf einen Algorithmus beruhende Greatest-Hits-Abenteuerfilm-Compilation ist leicht amüsant und leicht aufregend, völlig routinemäßig vom gesichtslosen Regie-Handwerker Ruben Fleischer in Szene gesetzt.
                          Sehen und vergessen.
                          5 fliegende Schiffe kapern.

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                            lieber_tee 23.04.2022, 19:08 Geändert 09.02.2023, 23:15

                            Ein Ritt der Walküren in Blut und Popcorn.
                            Das Knirschen des Lebens. Dieses Grunzen eines Films, das aus rasendem Testosteron und Cartoon-Machismo besteht, ist Robert Eggers düstere Schwerter-und-Vandalen-Meditation über die Folklore des Wikingerrülpses. Seine Beschwörung einer fernen Welt besteht aus satten Genre- Versatzstücken, Blutvergießen und Gemetzel. Sein filmischer Exzess ist ebenso berauschend wie primitiv. Ohne ein Augenzwinkern von Ironie wird hier eine traurige und gewalttätige Rachegeschichte zelebriert, nie akademisch, sondern viszeral und episch. Die sinnlose Tapferkeit, die immanente toxische Männlichkeit, bricht er nie. Die Wurzeln von Shakespeares Theaterstück werden von ihm nicht weiter entwickelt. Stattdessen wird jede psychologische Sondierungen von seinem rohen Stoff zerquetscht. Der Filmemacher will den ultimativen Wikinger-Film machen. Sein kehliger Schrei nach Kinobetrachtung ähnelt einer Rockoper mit über zwei Stunden Arthouse-Brutalität.
                            Mich haben diese einfachen Reize abgestumpften lassen.
                            5 kunstvoll abgetrennte Köpfe.

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                            • 7 .5

                              Der unvermeidliche Verlust der Unschuld.
                              „Innocents“ ist ein fieser Slow-Burner. So was wie der böse Arthaus-Bruder von Brightburn und Chronicle mit Funny Games -Vibes. Der beunruhigende und überlegt inszenierte Horrorfilm ist eine Beobachtung über das (kindliche) Austesten von Empathie und Macht (-phantasien), wo aus Spaß zunehmend Ernst wird. Eingebettet in den privilegierten und prekären Lebensumstände einer Hochhaussiedlung im norwegischen Wald kappt Filmemacher Vogt bewusst alle Psychologisierungen und Kausalitäten, mit denen sich das zerstörerische Verhalten und die mysteriösen Kräfte der Kinder erklären ließe, bleibt bei Uneindeutigkeiten bzw. Andeutungen. Mit unangenehmer Kaltschnäuzigkeit entwickelt er grausige Momenten der Intensität und Eskalation, konsequent immer aus kindliche Perspektive. Damit zerlegt er den Mythos der reinen Unschuld, erkennt aber auch das Entwickeln von sozialen Fähigkeiten an. Ein unbehaglicher Film, der in meinem Kopf hinein gekrochen ist. Echtes Verstörungskino.
                              7,5 magnetische Maltafeln.

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                                lieber_tee 18.04.2022, 00:53 Geändert 02.05.2022, 02:25

                                Geschwätziges 60er Jahre Prestigekino.
                                Der Versuch das Pathologische des Nazi-Regimes sowohl als Krimi als auch als Psychogramm zu erzählen wabert eher ziellos vor sich hin. Irgendwie relevant aber letztlich unnütz wird die Zerstörung des Warschauer Ghettos und das Stauffenberg-Attentat mit eingebaut, wirklichen Sinn erbringt das aber kaum. Omar Sharif muss weiß angepudert als dauer- grinsender Gutmensch-Nazi für das Recht eintreten, O'Toole darf dafür im peinlichen Overacting-Modus den Irren spielen. Lediglich die deutliche Ansage, das im Nachkriegsdeutschland die Nazis unbehelligt weiter leben, ist eine interessante Aussage. Letztlich ist dieser endlos gedehnte Film aber nur bedingt empfehlenswert, weil er seine interessanten Ansätze zu hüftsteif erzählt und ihm der Fokus auf das Wesentliche fehlt.
                                5 bestialisch ermordete Prostituierte.

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                                • 7 .5

                                  Schlüpfrig, rastlos, filmisch vital...
                                  Sean Baker's schräge Moralgeschichte ist eine charismatische Arschloch-Charakterstudie über einen alternden Pornodarsteller. Sie kann durchaus als hinterhältig-satirische Metapher auf die Trump-Ära gesehen werden, angesiedelt in einer amerikanischen Unterschicht, die verbittert und verzweifelt ist. Die Ambivalenz des Films ist seine Stärke. Der Zuschauer wird vom verblendeten Antihelden verführt und aufsaugt, so das er dessen Begeisterung für seinen schäbigen amerikanischen Traum spürt. Die Erniedrigungen sind dabei ebenso unangenehm wie eindringlich anzuschauen. Die bittere Tragödie des Losers mit dem riesigen Pimmel ist eine rissige Feier am Rande des Lebens. Hier trifft Lächerlichkeit, Ekel und schrille Komödie auf ein und dieselbe Szene. Getragen wird das von Simon Rex (aus Scary Movie), der diese manipulative und abgewrackte Sau als unfreiwillig komischen Typen spielt, der versucht sein Leben in den Griff zu bekommen und sich dabei selbst immer im Wege steht.
                                  7,5 rosa funkelnde Donuts.

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                                    Dauergeiles Koksmonster.
                                    „Licorice Pizza“ ist ein typisches „Hangout Movie“, also ein Film der sich lange Zeit ohne erkennbaren Plot entwickelt. Leicht atmend und ausladend erzählt Paul Thomas Anderson mit verträumter Unlogik Anekdoten, die sich irgendwie authentisch anfühlen. Sein frei fließender Trip durch seine eigene Vergangenheit geht zwar nicht immer auf, oder geht überhaupt irgendwo hin, aber sein berauschender Optimismus umarmt San Fernando Valley mit fast schon jugendlicher Zärtlichkeit. Auf lange Sicht ist der Film nur eine flüchtige Sache, aber eine süße Geschichte über das Erwachsenwerden und das Finden der Liebe.
                                    7 mal Alana Haim anhimmeln.

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                                      über Kimi

                                      Stilübung.
                                      „Kimi“ ist eine kleiner Genre-Film, der an seiner Oberfläche erfrischend zeitgemäß ist, im Kern allerdings eher konventionell. Er ist kein Plädoyer gegen moderne Technologie oder totale Überwachung, sondern ein von der Corona-Pandemie geprägter Klaustrophobie-Thriller. Das Zitatenkarussell kreist um Hitchcock und De Palma und um die stachelige Protagonistin, die toll mit nervöser Präzision von Krevitz verkörpert wird. Schlank, scharf und gekonnt gibt es pures Paranoia-Kino. Einer der besten Filme von Soderbergh.
                                      7 mal nach draußen treten.

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                                        lieber_tee 13.04.2022, 01:06 Geändert 13.04.2022, 01:13

                                        Mumifizierter Krimi.
                                        Das eher glanzlose Drehbuch und die zwielichtigen Computereffekte hindern Kenneth Branagh nicht daran hier wieder seiner Retro-Glückseligkeit zu frönen. Begleitet von einem Ensemble, das in einem luxuriösen Setting eine Ausstattungsdarbietung bietet, versucht der Film seiner Hauptfigur etwas tragische Tiefe zu gegen (gelingt aber nicht). Die üppige Interpretation des muffigen Materials wird aufgeplustert zu epischen Ambitionen, die aber nur banal und routinemäßig dahin plätschern. Branagh war nie ein begabter Regisseur, wird er auch nie sein.
                                        4 mal sich selbst ins Bein schießen.

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                                          über Coda

                                          Emotionales Kraftpaket.
                                          Der Sundance und Oscargewinner ist eine Coming-of-Age-Komödie zum Wohlfühlen. Die einfühlsame und geerdete Regie vermeidet zwar nicht alle Klischees, verzichtet aber auf sirupartige Sentimentalitäten. Auch wenn die Nebenhandlungen eher unterentwickelt sind, das Ganze ziemlich kalkuliert wirkt, der Film ist größtenteils ein überraschend sympathisches Werk geworden. Ob die vielen Auszeichnungen letztlich gerecht sind, gerade weil „Coda“ nahezu identisch das französische Original kopiert, sei mal dahin gestellt. Die Schauspieler arbeiten nahtlos zusammen, die Szenerie der Arbeiterküste ist gut umgesetzt und der Zusammenhalt der Familie solide etabliert. Sein Sinn für Inklusion und Blick auf das Erwachsen-werden ist ebenso warm wie wahrhaftig. Charmanter Film.
                                          7 fette Beats fühlen.

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                                            lieber_tee 12.04.2022, 00:54 Geändert 15.04.2022, 03:37

                                            Bei Ankunft hirntot.
                                            Lang, laut und lächerlich ergötzt der vulgäre Auteur die Filmwelt mit seiner fröhlichen Idiotie. Mal wieder. Und, ja, Action ist Bay's Ding. „Ambulance“ ist mit Abstand sein bestes Werk seit mehreren Jahren, weil der Regisseur seinen üblichen Sexismus, Amerikanismus und Zynismus für seine Verhältnisse tatsächlich (etwas) weniger den Zuschauer um die Ohren haut. Nur das ist nicht wirklich als Kompliment gedacht. In seinem irren Gonzo-Style ist nichts nuanciert, seine übertriebene Schamlosigkeit kreischt nur, um sich irgendwie selbst zu beschleunigen. Drohnenschüsse als Bungee-Jumping, Explosionen in Hülle und Fülle, Los Angeles als Kriegsgebiet. Diese Ode an Chaos und Überheblichkeit ist eine anstrengende Hochgeschwindigkeits-Plackerei, deren Falschheit als Rechtschaffenheit verkauft wird. Motion Sickness als Konzept.
                                            4,5 mal den Betrachter reanimieren.

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                                              lieber_tee 03.04.2022, 22:58 Geändert 03.04.2022, 23:00

                                              „Dieses Zeug geht weit über Ouija-Bretter hinaus, Leute“
                                              Eine Legende wird zu Grabe getragen...
                                              Minderwertige Fortsetzung, der das Herz und den Charme von Stan Winstons Original fehlt. Kein Film wo Trash mit Bierkästen abgefeiert werden kann, sondern so schlecht, dass er einfach nur schlecht ist.
                                              3 gruselige Teenager.

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                                                Französischer Kollege von "Jagd auf roter Oktober".
                                                Weit davon entfernt, mich um zuhauen, macht „The Wolf's Call“ das was er tun muss. Und überrascht in gewisser Weise. Denn es macht Spaß, die klassischen Tropen der U-Boot-Filme hier noch einmal zu sehen. Klaustrophobie, angespannte Stille, schwitzende Gesichter und eine Katz-und-Maus-Strategie im Militärkino-Kontext, das funktioniert ganz gut.
                                                6 Sonar-Akustiker.

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                                                  lieber_tee 03.04.2022, 22:26 Geändert 04.04.2022, 12:02

                                                  Ein (moderner) Klassiker, der schon damals eindeutig seinen Fokus auf Make-up, Prothesen und (etwas) Gore legte, bevor der Asteroideneinschlag der Digitaltechnik solchen Filmen dann den Garaus gemacht hat. Als Hinterwäldlermärchen der Südstaatengotik verordnet, hat mich allerdings die „Verbrechen-lohnt-sich-nicht“- Moralkeule und der inflationäre Umgang mit Kunstnebel zunehmend vernebelt. Gegenüber dem Geschehen relativ gleichgültig eingestellt, konnte ich zu den Teenagern keinerlei Identifikation aufbauen, die (oft gelobte) Schauspielerei von Lance Henriksen nicht erkennen und war eher ratlos wegen des lückenhaften Drehbuches. Und warum die kinderreichen Familien am Arsch der Welt keine Seife kennen erklärt mir der Film auch nicht... Trotzdem, ein befriedigender B-Movie-Spaß von Effekt-Maestro Stan Winston, weil ich diese Art von Filmen generell mag.
                                                  5 wiederbelebte Leichen.

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                                                    lieber_tee 03.04.2022, 22:02 Geändert 04.04.2022, 12:03

                                                    Martin Campbell haut mit fast 80 Jahren nochmal 'n Actioner raus.
                                                    Die Handlung ist dünner Brei, aber die Action ist heftig. Offensichtlich als Reminiszenz an das Kino der 90er gedacht, funktioniert der Film als perfektes Vehikel für die Fähigkeiten und das Charisma von Maggie Q , Michael Keaton und Samuel L. Jackson. Auf geruhsamste und zufriedenstellenste Art und Weise von Regie-Handwerker Martin Campbell inszeniert, ist das Ergebnis nicht unbedingt gut, aber für den Moment ist es gut genug.
                                                    6 Identifikationsarmbänder.

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