lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Muss ja sagen, das der neue Rentner-Design bei MP für mich als halb-blinder Ü-50er, mit seiner riesigen Blindenschrift, sehr zuvorkommend ist. Doof ist jetzt, das ich soviel scrollen und klicken muss, um das Wesentliche zu finden. Das fällt mir wegen meiner Arthritis in den Händen schwer.
E.T. als Autobot.
Endlich: ein "Transformers" -Film mit Humor und Herz. Bester Transformers-Film aller Zeiten. Naja… Nach dem die letzten Bayformers als filmische Abscheulichkeiten die Serie verbeult haben, gehört die sechste Ausgabe sicherlich zu den Besseren der Reihe. Was aber angesichts des unfassbar niedrigen Niveaus der Vorgänger wenig aussagt.
Die Herkunftsgeschichte des gelb-schwarzen Volkswagen-Robots ist ein Prequel, das wir nicht wirklich sehen wollten. Auf der Suche nach dem kindlichen Wunder, mit Spielsachen im Schlafzimmer zu spielen, wird (wieder einmal) das nostalgische Wohlfühlgefühl der 80erJahre bemüht. Als Kumpel-Movie erzählt, dessen frischer Hauch besonders durch Hailee Steinfeld entsteht. Hier hat ein Transformers-Film tatsächlich mal eine begabte Schauspielerin, die Menschlichkeit versprüht. Auch der Verzicht auf diese ekelige Macho-Männlichkeit seiner Vorgänger tut dem Film gut. Es entsteht ein angenehmer Spielberg-Touch, den bereits der erste Teil teilweise hatte.
Die angeblich vielversprechenden neuen Wege, die der Film einschlägt, sind wohlwollend als „altmodisch“ zu bezeichnen. Eigentlich dreht „Bumblebee“ nur an den bekannten Ersatzteilen des Blockbuster-Lagers herum. Es gibt viel Fan-Service und noch mehr herzerwärmenden Kitsch. Die Multikulti-Teenager-Formel, wo Mädels auch mal Schrauben dürfen (auch das ist schon ein Gender-Klischee geworden), ist bekannt. Der „Freundschaft zwischen Mädchen und Maschine“ - Plot und seine Nebenfiguren sind letztlich so mechanisch wie sein gelber Held. Und selbst die "weniger ist mehr" - Mentalität des Films rutscht immer wieder in den Bay-Boom-Boom-Modus, wenn in endlosen Krawall-Orgien riesige Roboter sich gegenseitig die Gesichter polieren und Spielzeuge zu Kriegswaffen werden.
Nun gut. Die Hummel ist ein süßlich-schlichtes Vergnügen. Für einen Transformers-Film sogar überraschend brauchbar. Aber „Der Gigant aus dem All“ ist die deutlich bessere Wahl.
5,5 Herzchen für die alte Schrottmühle.
Blasse Figuren, schlechte Frisuren.
Das Mädchen mit dem Drachen-Tattoo ist zurück. Leider ist der Film nur ein uninspirierter Versuch das Millennium-Franchise neu zu starten. Die Entscheidung Lisbeth Salander nicht mehr als feministische Ikone mit Anti-Establishment-Überzeugung darzustellen, ihre emotionale Verletzlichkeit und stachlige Unangepasstheit zu ignorieren, tut dem vierten Teil nicht gut. Stattdessen gibt es eine einsilbige #MeToo-Jane-Bond, die flink-funktional von einem Set-Piece zum nächsten springt und sich in einem Netz aus plumpen Unsinn verstrickt. Das überraschungsarme Drehbuch ist voller lächerlicher Wendungen, kann mit seiner immanenten Dunkelheit des Stoffes (und seiner Protagonistin) nichts anfangen. Wie eine Comic-Fantasie rächt sich Claire Foy, mit nur einem griesgrämigen Gothik-Gesichtsausdruck, als hackende Wonder Woman durch den Film. Immer im mütterlichen Terminator-Modus, um die Welt vor ihrer blonden Schneeschwester-Königin zu schützen. Mit hübsch-aseptischen Noir-Bildern soll eine eisige Schwedenkrimi-Atmosphäre erzeugen werden. Regisseur (und Mitautor) Fede Alvarez hat dabei keinerlei Interesse die Ecken und Kanten seiner Hauptfigur psychologisch zu fundieren, will lieber einen supercoolen und supercleveren Tech-Thriller drehen. Aber „Verschwörung“ ist nur eine abgestandene Auftragsarbeit geworden, die zurecht an den Kinokassen floppte und das Franchise zu Grabe trägt.
4 Amphetamine-Pillen durch die Nase ziehen.
Willkommen im goldenen Zeitalter des Pornos...
Nach einem kurzen Zeitsprung befinden wir uns im New York der End-70er Jahre. Im Vergleich zur ersten Staffel wird die explizite Darstellung von Sex ein wenig abgemildert. „The Deuce“ gibt sich noch selbst-reflexiver und fokussierter um die Machtdynamik in der aufblühenden Sexindustrie aufzudecken. Es wird suggeriert, dass feministische Interessen und die weibliche Sexualität innerhalb eines sexistischen Systems entstehen können, daher stehen die Frauen jetzt (noch mehr) im Mittelpunkt. Ihre Emanzipation verändert das Verhältnis zu den Zuhälterfiguren (=antiquierte Form von Männlichkeit). "Dies ist die Zukunft für uns" wird am Ende der Staffel einmal gesagt, und damit ist nicht nur der Einzug des Videorekorders gemeint, der käuflichen Sex in das private Wohnzimmer bringt. Immer noch mit angemessener Aufmerksamkeit gegenüber seinen glaubwürdig entwickelten Figuren beweist auch die zweite Staffel hervorragendes Storytelling, auch wenn an manchen Stellen die Show zum wandelnden Widerspruch wird. Denn sie ist ebenso fasziniert und romantisiert von den dunklen Seiten des Lebens im Porno-Amerika, die sie eigentlich kritisieren möchte.
7 Wölfe und ein Rotkäppchen auf der Straße.
Das Schwanzeinklemmen und Beißen eines geprügelten Hundes.
„Dogman“ ist eine Studie über einen kleinen Kläffer, der kein Rückgrat besitzt, als neorealistischer Art-House-Film erzählt. In einem symbolisch überhöhten, heruntergekommenen Seebad folgen wir einer geradlinigen Geschichte über die Einsamkeit eines Verlierers, der durch die seltsame Abhängigkeit zu einem bulligen Arschloch in einen Strudel der Gewalt gerät. Die archetypischen Figuren, das ständige Klima der offenen und unterschwelligen Gewalt, psychologisiert Autor und Regisseur Matteo Garrone weniger, sondern gibt ihnen körperliche Sinnbilder. Die Tragödie des kleinen Mannes, der nach Anerkennung strebt und selbst in seiner Selbstermächtigung lächerlich wirkt, kann durchaus als Parabel über politische Macht, bzw. faschistische Strukturen gesehen werden, die unabänderlich sind. Aber dieser fatalistischen Leidensgeschichte fehlt die psychologische Tiefe. Letztlich schaut man einem hässlichen, kleinwüchsigen Loser dabei zu, wie er um Akzeptanz und Mut kämpft, aber immer ein räudiger Straßenköter bleiben wird. Durch seinem verzweifelten Gewaltakt entsteht kein Gewinn, er verliert dadurch nur noch den letzten Funken an moralischer Stärke. Die Unschuld des Dummen geht verloren. Was für ein frustrierender Film.
6-mal die Lefzen eines Hundes föhnen.
Ocean's Eleven mit Deppen.
Ehrgeizige Kombination aus Tragik-Komödie und Heist-Thriller, die zwischen Wahrheit und Fiktion pendelt. Regisseur und Autor Bart Layton benutzt reale Täter-Interviews und dramatische Nachstellungen der Geschehnisse, um sie bewusst gegeneinander auszuspielen. Der Meta-Ansatz mit der „unzuverlässigen Erzählung“ zu spielen, erinnert an „I,Tonya“. Aber der Film greift nicht sonderlich tief. Den Charakteren kommt er damit nicht wirklich nah, auch wenn er damit ihre Selbsttäuschungen anspricht. Trotz den ungemein stark agierenden Jungschauspielern bleibt „American Animals“ eine seltsam oberflächliche Betrachtung über Schuld und Verantwortung. In seinem flotten, coolen, postmodernen Stil wirkt er ebenso selbst-verliebt wie seine Protagonisten.
Die absurde Planung und Durchführung des Überfalls ist eigentlich nicht wirklich das Spannende des Films, sondern die Frage warum diese privilegierten College-Studenten ihn überhaupt durchführen. Ist es der Wunsch endlich mal aus dem Trott der Unbedeutsamkeit zu kommen, mal Nervenkitzel im langweiligen Leben zu spüren? Geht es um männliche Selbstsucht und Gruppenzwang? Oder um ganz banale Gier? Alle möglichen Erklärungsansätze werden kurz angesprochen, aber selbst nach 7 Jahren Haft können die Täter ihr Verhalten nicht wirklich reflektieren, es wirkt eher so als ob sie um Mitleid für ihre Taten haschen. Auch Layton kann sich nicht entscheiden, ob er mit ihnen zuzwinkernd sympathisiert, oder ihre Inkompetenz verspotten will. Und so reicht es nicht mal für eine giftige Satire auf den American Way of Life.
Ohne Frage ist hier ein talentierter Filmemacher am Werk. Sein experimentell-kreativer Ansatz der Vermischung von dokumentarischer Wahrheit und fiktionalen (Selbst-) Lügen ist faszinierend. Was mir der Film aber am Ende sagen will, weiß ich nicht so recht.
6-mal "How to Plan a Heist" in Google eingeben.
Verordnete Unvollkommenheit.
Herzzerreißender Ensemble-Film, mit einem emotional verheerendem letztem Akt. Hirokazu Kore-eda ist ein bezauberndes, feinfühliges und formal zurückhaltendes Werk über die Bedeutung und Komplexität von Familie gelungen. Mit trockenem Humor und aus diskreter Perspektive begleitet der Filmemacher eine japanische Kriminellen-Familie, wie sie mit Kreativität, Loyalität und Beharrlichkeit ihr Patchwork-Zusammenleben als eine alternativ-provisorische Einheit aufrecht erhält. Von innen nach außen erzählt „Shoplifters“ eine Geschichte über Zärtlichkeit und Zerbrechlichkeit. Familiäre Werte scheitern an gesetzlichen Regeln. Das Menschen am Rande der Gesellschaft einen Zusammenhalt haben, der eben nicht aus einer biologischen Verwandtschaft entsteht, hat manchmal eine Spur von Armutsromantik. Aber das Mitgefühl, die Parteilichkeit, für diese Außenseiter ist in jedem Frame des Films spürbar. Gut und Böse ist niemals Schwarz und Weiß, hier hat Recht und Unrecht jeweils ihre eigene Wirklichkeit, die über staatliche Normen hinausgeht.
Ein Film, der mir das Herz gestohlen hat.
8,5 Dinge klauen, die nicht verkauft wurden, da sie niemandem gehören.
Weltallkunst.
Fruchtbarkeitsexperimente, die Fürsorge des Gartens und einer an Bord geborenen Tochter. Im ersten englischsprachigen Film der französischen Autorin und Regisseurin Claire Denis verschmelzen die Konventionen des Science-Fiction-Genres mit denen von Kunstfilmen zu einem schizophrenen Projekt. Nicht linear, distanziert, mit Aussparungen, tonal verwirrend und oftmals grotesk wird von einer vage gehaltenen Himmelfahrtmission erzählt, wo Strafgefangene wie Meerschweinchen in einem Versuchslabor als menschliches Gut durch das All treiben, um letztlich in ein (moralisches) Loch zu versinken. Der Film schwebt fragmentarisch zwischen räudiger Kälte und väterlicher Liebe, zwischen sinnlich und gewalttätig. Die Klaustrophobie, mitten in der Unendlichkeit in einem Käfig zu leben, wird mit spärlicher aber ikonischer Kinematographie spürbar. Das kalte, endlose Nichts außerhalb lebt auch in den inneren Räumen der Raum-Station weiter. Diese Unterwelt ist eine (filmische) Versuchsanordnung über Geschlechterverhältnisse und Körperflüssigkeiten. Der Mensch kann noch so weit reisen, sein selbstzerstörerisches, aber auch humanistisches Wesen bleibt bestehen. Denis wirft mit den Mitteln des Genre-Films verstörenden Fragen zu Themen wie Liebe, Schuld und Verlangen auf, Antworten gibt sie bewusst keine.
7,5mal im "Fuck-Room" auf einen Sybian-Dildo masturbieren.
Der bessere Venom.
„Upgrade“ ist ein ebenso brutaler, wie effizienter Cyberpunk-Action-Film aus Platinen und menschliche Eingeweiden. Die dystopischen Science-Fiction-Tropen sind vertraut und werden als kompromissloses Rache-B-Movie serviert. Als kleines Ozploitation-Schweinchen funktioniert er hervorragend, weil er seine Versatzstücke komisch-absurd, satirisch als Technologie-Kommentar benutzt. Besonders dann, wenn der Tom-Hardy-Klon im Zwiegespräch mit seinem inneren Chip ist. Viel Gehirn hat dieses Retro-Science-Fiction-Filmchen allerdings nicht, dafür starke Genre-Muskeln. Ein wenig so, als ob ein junger Cronenberg einen Gonzo-Körper-Horror-Streifen gedreht hat. Cooles Ding, fieses Ende.
7 Modifikationen durch die Nanotechnologie.
Eigene Entfremdung.
Das Mädchen aus dem Norden ist auf der Suche nach ihrer (kulturellen) Identität. Der dramaturgisch zurückhaltende, aber eindringliche Debütfilm von Autorin und Regisseurin Amanda Kernell verbindet manchmal etwas didaktisch Schwedens koloniale Unterdrückung des indigenen Volkes der Samen mit einem Coming-of-Age-Drama, verankert im verblüffend versierten Spiel der jungen Lene Cecilia Sparrok. Mit nüchterner Klarheit und intimen Nahaufnahmen wird ein Prozess der Verleugnung gezeigt. Durch generationenlange Demütigungen verliert die Protagonistin den Bezug zu ihren Ursprüngen, entwurzelt, um ein „besseres“ Leben zu haben. Rassismus führt zu Selbsthass. Zwei Kulturen verbinden sich nicht, werden gegeneinander ausgetauscht. Darin liegt die bittere Tragik des Films.
7 Rentier-Züchter.
Horror und Pubertät.
Das visuell erstaunlich sichere Debüt von Fritz Böhm ist eine Parabel über die Ängste von Vätern vor dem Verlust der Tochter durch ihre Selbstermächtigung. Als grimmiges Grimm-Märchen erzählt, werden dunkle Fantasy-Motive symbolisch benutzt. Hauptdarstellerin Bel Powley, die mit traurigen Rehaugen von ängstlich zu hungrig und geil mutiert, ist famos. In der Tradition von Ginger Snaps und Raw nutzt „The Wildling“ seine fantasievolle Naivität, um sie mit Gewalt und Sex zu kombinieren, wobei die Themen nicht ausbeutet werden. Leider schafft es der Film aber nur bedingt seine Körpertransformation und das Coming-Of-Age-Drama miteinander zu verbinden. Dafür wirkt er zu holprig, die verschiedenen Subplots stehen isoliert nebeneinander. Und letztlich ist der Film dann doch nur ein männlicher Blick auf vermeintlich feministischen Horror, wo Frauen mit mütterlichen Tieren verglichen werden.
6 bedrohliche Außenwelten.
Wenn die Amerikaner vergast werden…
Post-apokalyptischer Film im Mad Max und Purge-Modus, der trotz wenig Geld und seinem Sammelsurium an Versatzstücken ein durchaus gelungenes Worldbuilding erschafft. Das Debüt von Mike P Nelson erinnert im Stil an eine gewöhnliche Walking-Dead-Folge, seine schlichte Geschichte entwickelt aber durch ihre unerschütterliche Kompromisslosigkeit einen grimmigen Reiz. Ob hier eine Parabel auf ein Trump-Amerika angedacht war, wo die einzige Währung Gewalt ist und in der gesetzlosen Landschaft nur das Recht des Stärkeren gilt, kann bezweifelt werden. Das eigentliche Problem des Films ist ein anderes. Der Road Trip durch die Endzeit will auch eine Therapie für eine zerstrittene Ehe sein, die Angesichts einer gebrochenen Welt wieder zusammenfindet. Nur leider gibt es keinerlei Chemie zwischen dem Paar. Das liegt sowohl an den schlecht geschrieben Figuren als auch an der erschreckend steifen Mimik der beiden Darsteller.
6 Helme mit Hirschgeweih.
"Gierige Schwanzlutscher" lasse ich mir jetzt als Wortfolge patentieren und verklage jeden der sie benutzt.
islamphobische twittereinträge und schwanzparaden von den filmemachern... was die privat machen hat ja nix mit dem film zu tun. oder doch? wenn solche leute ein antirassismus-feel-good-movie machen wirkt das wie heuchelei. bah.
„Ein Krieger oder ein Opfer zu werden".
Ric Roman Waughs Film will eine vielschichtige Charakterstudie über einen Gangster mit Köpfchen und Muskeln sein, strebt in seiner Sprache und seinen tristen Orten nach Authentizität. Anhand eines Einzelschicksals offenbart „Shot Caller“ die zerstörerische Kraft der vermeintlichen Rehabilitation des amerikanische Rechts- und Gefängnissystem. Im Kern ist der Film allerdings eine Farce. Anders lässt sich diese depressive Reise des Überlebens kaum bezeichnen. Wo das vermeintlich starke Geschlecht in Käfigen haust, wo die Kamera homoerotisch-fasziniert über ihre tätowierten Nazi-Körper streichelt, verkommen der Knast und die Gangs zu lächerlichen Klischees. Wenn in der Schlusssequenz die Dualität vom Familienmenschen und Kriminellen verherrlicht wird, gibt der Film seinen letzten Hauch von Glaubwürdigkeit auf. Das Porträt eines Mannes, der immer seiner Linie treu bleibt und als Märtyrer für den Schutz der Familie kriminell wird, ist ein elendes Selbstgewichse auf ein krudes Testosteron-Männerbild aus Hollywood, das wieder einmal aus Ehre, Schuld und Vergebung besteht. Da kann der ungemein stark aufspielende Nikolaj Coster-Waldau noch so die unterkühlte Wildsau heraus lassen, das rettet den Film nur bedingt.
4 Ballons im Arsch.
Bergman und Hitchcock in der Modewelt.
Sicherlich kann „Phantom Thread“ vorgeworfen werden, das seine akademische Genauigkeit an Prätentiösität grenzt. Dass die Geschichte um einen alternden Mann, dessen autistisches Leben durch eine junge Frau umgekrempelt wird, wie eine gestelzte Altherrenphantasie wirkt. Auch sehe ich die obsessiv-zwanghafte Besessenheit als Erlösung, als Bild einer Liebe, zwiespältig. Aber die dramatische Langsamkeit, mit der hier das Klischee eines Künstlergenies und seiner Muse, die im verborgenen des Mannes leidet, bedient wird, erzeugte bei mir einen faszinierenden Sog. Es mag an der akribischen Detailversessenheit des Films liegen, an der üppigen Kinematographie und an der stilisierten Inszenierung von Paul Thomas Anderson, dass ich diesem Kammerspiel gerne folgte.
Eigentlich habe ich mit der Haute Couture-Modebranche nichts am Hut. Und zwei Stunden sich anzuschauen, wie ein verhaltensgestörtes Muttersöhnchen seine Umgebung wegen seines zwanghaften Charakters mobbt, Frauen zum Zweck seiner Kunst missbraucht, ist nicht wirklich für mich von Interesse. Anderson macht aber aus dieser Geschichte einen sadomasochistischen Diskurs über Abhängigkeiten.
Der begnadete Schneider Reynolds Woodcock trifft auf ein co-abhängiges, willensstarkes, tapferes Schneiderlein. Aus Begehren wird eine giftige Abhängigkeit. Das Brauchen und Gebrauchtwerden, das Anziehen und Abstoßen, beruht hier weniger auf gegenseitige Toleranz und Akzeptanz der Macken des jeweiligen Partners, sondern ist ein Art Geschlechterkrieg mit scharfen Dialogen. Unter dem Motto „Reibung erzeugt Wärme“, bis zur Verbrennung. Dank der tollen Darstellerriege konnte ich dieser kruden Emotionalität sogar folgen. Allein Daniel Day-Lewis´ zurückhaltendes und punktgenaues Spiel ist absolut überzeugend.
Hier machen Kleider Leute, Kostüme täuschen Luxus vor. Darunter lauert aber die Unvollkommenheit. Der Film offenbart im Widerspruch zu seiner wunderschönen Makellosigkeit, seiner romantischen Bilderwelt, ein krankhaftes Seelenleben. Als psychologisches Melodram im Sadomaso-Kostüm erzählt. Immer schwebt eine Bedrohlichkeit über dem Film. Das hat zwar oftmals etwas von angestaubten Schaufensterpuppen-Kino, schnürt aber mit seinem Thriller-Korsett nach und nach einem dem Atem ab und endet in einer sanft verstörenden Perversion.
Mir fehlte zwar die durchschlagende, emotionale Wucht, ich mochte aber die vielschichtige Reflexion über die Macht des Fetisches. Emotionale Bedürftigkeit als Qual und Erlösung, versinnbildlicht in widersprüchlichen Innen- und Außenwelten. Der Zusammenhang zwischen Schöpfung und Zerstörung in der Kunst und Liebe offenbart sich.
7 Irritationen am Frühstücktisch.
Die Ambivalenz menschlicher Gefühle.
Das Screen-Debüt von Andrea Arnold ist ein mit Fingerspitzengefühl und Selbstbewusstsein erzähltes Thriller-Drama. Im rohen Dogma 95-Stil (natürliches Licht, Handkameras, keine Sets usw.) inszeniert, erzeugt der Film einen unbarmherzigen Realismus und sanften Nervenkitzel, da das Rätsel um die Protagonistin für den Zuschauer nach und nach enthüllt wird. Kate Dickie verkörpert mit zerbrechlicher Intensität eine Operatorin für Überwachungskameras, die in ihrer Vergangenheit durch die Hölle gegangen ist und mit ihrer voyeuristischen Tätigkeit ein Ausgleich für ihre Einsamkeit sucht. Immer wieder sind die Beobachtungsbilder auch Widerspiegelungen ihrer Sehnsüchte. Die Beobachtung und der (sexuelle) Kontakt mit einem Mann, mit dem sie scheinbar eine mysteriöse Vergangenheit verbindet, werden zu einer Obsession, zu einer Auseinandersetzung mit ihren eignen Traumen. Zwischen Opfer und Täter, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust, zwischen Distanz und Nähe, droht sie verloren zu gehen. „Red Road“ ist eine Studie über Vergeltung und Erlösung. Die letztlich etwas banale Auflösung wird der vorherigen Komplexität allerdings kaum gerecht.
7mal auf den Monitor starren.
Frage des Tages: was macht die Öffentlichkeit wenn Bohemian Rhapsody den Oscar bekommt (oder zumindest die Nominierung). Bryan Singer, der sich versteckt hält, weil er wohl ein schwuler Pädophiler ist, bekommt einen Hype, oder eben einen Shit-storm....Was machen die Medien und der Filmemacher (kommt der überhaupt zur Verleihung, sagt er dann was dazu, hat er den Film eigentlich überhaupt gedreht, ist das sein Werk, denn er hat ja 80% des Streifens gedreht, bevor er abgehauen ist als die Vorwürfe medial wieder im Rahmen von #Me Too bekannt wurden) mit den doch sehr bekannten Vorwürfen?
Prostitution, Pornographie und Poppen.
„The Deuce“ ist eine Show über Ausbeutung, die nicht ausbeuterisch ist.
Dank einer weniger restriktiven Gesetzgebung und Strafverfolgung in New York, dank Korruption in der Kommunalpolitik, Mafia und Polizei, dank enthemmter Moral, kann eine Pornoindustrie entstehen, die bewusst die Nähe zu der Beziehung zwischen Pimp und Prostituierten sucht.
Wie bei den Erfindern von „The Wire“ zu erwarten, zeigt auch diese Serie beeindruckend die Kunst des horizontalen bzw. epischen Erzählens. Die einzelnen Handlungsbögen gehen über die Länge einer Episode hinaus und erzeugen einen kaleidoskopartigen, verinnerlichten Blick auf die schäbige Schattenseite von New York City im Jahr 1971. Wie ein verlorenes Universum am Rande des US-Wirtschaftssystems erscheint der Times Square. Eine ebenso brutale wie herzliche Kleinstadt aus kameradschaftlichen Halbwelten. Die klebrige Schicht aus Schmutz und Hoffnungen wirkt manchmal etwas sentimental-idealisierend, aber nie missbilligend-wertend oder gar didaktisch.
Dabei ist die latente Bedrohung durch Gewalt immer zu spüren. Sowohl in den expliziten Sexszenen, als auch in der 70er Nostalgie einer multikulturellen Welt, die kurz vor ihrem Umbruch steht. Dass Prostitution hier nicht frei von vertrauten Tropen und Klischees betrachtet wird stört weniger, denn die druckvoll-scharfen Dialoge und das detailreiche Produktionsdesign kompensieren das. Mit der Fokussierung auf die menschlichen Elemente erzeugt „The Deuce“ eine hohe Intimität und Intensität.
Das Potenzial von Pornografie wird clever verhandelt. Sowohl die feministischen Widersprüche, wie auch ihr Kunstbegriff und ihre Nähe zu Sexarbeit. Die Ausbeutung von Frauen durch Männern ist hier kein Nebenschauplatz, sondern Kerninhalt, eine Kapitalismuskritik. Das horizontale Gewerbe wird zum Sinnbild für entfremdete Arbeit, wobei die „Huren im Muschi-Handel" nicht nur zu bloßen Opfern degradiert werden.
7,5 Ratten im Erotik-Kino.
Der Mensch, die Bestie.
Jacopettis und Prosperis Shockumentary über die Missstände nach dem Abzug der Kolonialmächte aus Afrika, ist eine voyeuristische Sammlung von schockierenden Szenen, die aus Hinrichtungen, zerfetzten Körpern, brennendem Fleisch, Leiden und Tod besteht. „Afrika Addio“ will eine Studie über den moralischen, ethnischen und kulturellen Verfall in einem desorientierten Kontinent sein.
Das handwerklich durchaus beachtliche und authentisch wirkende Filmmaterial pendelt ständig zwischen reißerischer Verwertung, Revisionismus und Rassismus. Der bitter-sarkastische Kommentar, die Untermenschen-Darstellung von Schwarzen im Kontrast zu wohlhabend-schönen Weißen, die ironische Filmmusik und epischen Bilder verstärken diesen Eindruck. Mit dem Anspruch zu zeigen wie Afrika sich durch ihre Unabhängigkeit verändert hat, nach dem die "weißen Administrationen“ das Land verlassen haben, entsteht ein (manipuliertes) Bild, wo Rassismus und Ausbeutung durch eine noch extremere Form von Plünderung und Gewalt ersetzt wurde. Muslime und Tiere werden mit unglaublicher Brutalität massakriert. Soldaten, Revolutionäre und Söldner unterstützen die Blutbäder und Bürgerkriege. Hintergründe, Zusammenhänge oder einen (politischen) Diskurs bietet der Film nie. Dass die Gewalt auch ihr Fundament durch die Besatzer bekommen hat, die lange die Afrikaner unterdrückt haben, verschweigen die beiden Filmemacher.
Im weiteren Verlauf wird „Afrika Addio“ zu einer deprimierenden Anklage an die menschlichen Rasse im Allgemeinen, deren Grundmotor scheinbar nur eine selbstzerstörende Kraft ist. Das misanthropische Weltbild ist ebenso beklemmend wie reaktionär. Aber diese Vernichtungskraft der Bestie Mensch auf die Tierwelt und den Menschen hat auch etwas erschütterndes, einen fiesen Nachhall. Denn, von den Gründen mal abgesehen, leidet heute immer noch der ganzer Kontinent an blinden Rassenhass und Stammeskriegen.
Das ändert aber nichts daran, dass dieser Mondo-Film letztlich Afrika verleumdet und ein Menschenbild transportiert, dass fern jeder Humanität ist.
5 abgeschnittene Hände.
Frühstück Frosties oder Sugar Puffs essen ist, wie die grüne oder die blaue Pille zu nehmen.
„Bandersnatch“ wirkt mehr wie ein Experiment, weniger wie eine gut erzählte Geschichte. Hier trifft die Videospielwelt auf nicht in Stein gemeißelte (filmische) Erzählstruktur. Dem Publikum interaktiv einfache Story-Wahlmöglichkeiten zu geben, ist nicht wirklich neu, dass der Film allerdings das Interaktive selbst zu seinem Thema macht schon. Die Optionen werden zunehmend extremer, da die Hauptfigur immer weiter in sein Kaninchenloch hinunter stürzt und selbst an seiner Realität verzweifelt. Das mag genre-technisch bekannt sein (wie wirklich ist die Wirklichkeit), aber das korrelierende Erlebnis widerzuspiegeln (sowohl beim Zuschauer als auch beim Protagonisten in Wechselwirkung treten zu lassen) setzt kreative Impulse. So werden die Grenzen des „freien Willens“ zum Thema oder was "unterhaltsam" ist. Mit cleverer Ironie garniert, wird aus der Spielerei eines Streaming-Anbieters bzw. aus einer typischen Black Mirror-Folge, ein kleines paranoides Werk.
Wer allerdings nur das reine Storytelling betrachtet kann vom Ergebnis etwas enttäuscht sein. So nett es auch ist die verknüpfenden Möglichkeiten des (zukünftigen ?) Fernsehens zu erforschen, die einzelnen Elemente, wie z.B. die Charaktere und die Genre-Ideen, wirken eher unterentwickelt. Wie Fragmente, die mehr oder weniger gut in einander greifen. Es mag daran liegen, dass diese Teilstücke, auf Grund ihrer Kürze, nicht wirklich auserzählt werden können, aber dadurch entsteht im Gesamteindruck ein inkohärentes Gefühl.
Die Beurteilung dieses Projektes ist schwierig. Ich habe nur einen Durchlauf gemacht und einen Handlungsstrang bzw. ein Ende erwischt, das mir gefallen hat. Es frustrierte mich, wenn bestimmte Loops sich wiederholten. Was allerdings auch eine interessante Wirkung hatte, da sich so eine Zukunftstechnologie wie eine Sackgasse anfühlte. Ein Thema, das der Autor seiner Serie immer gerne betont.
6,5mal sich fragen, ob ich Papa zerteilen oder begraben soll.
Eine Kavallerie von Mist.
„211“ beruht auf wahren Tatsachen. Ein Banküberfall im Jahre 1997, der aus dem Ruder läuft, endet in eine blutige Schießerei zwischen Polizei und bewaffneten Räubern, die in die längste der amerikanischen Geschichte eingegangen ist (Battle of North Hollywood). Hätte sich York Alec Shackleton darauf beschränkt nur dieses Ereignis fokussiert darzustellen, wäre der Film ein ultra-gewalttätiges Chaos geworden, irgendwo zwischen „Heat“ und „Black Hawk Down“ für Minderbemittelte. Immerhin. Aber der Filmemacher muss auch noch zig sinnlose Subplots einbauen, bevölkert mit Figuren, die nur papierdünne Karikaturen sind und alles erst verbal erklären, bevor es ausgeführt wird. Da kann selbst die besondere Art des Schauspiels von Nicolas Cage nichts retten, gerade weil er hier eher zurückhaltend agiert und auch zu wenig Screen-Zeit hat.
Zeitverschwendung.
3,5 panzerbrechende Geschosse.
schöner, persönlicher Text (Abschied).
Rajko, deine tops sind immer interessanter als die flops. <3
Nein heißt Nein! Aber was ist, wenn das nicht reicht?
Der Rape-and-Revenge-Film „M.F.A." pendelt irgendwo zwischen Lo-Fi-Kunst und ausbeuterischem Kino. Das eine Campus-Vergewaltigungskultur existiert und die Colleges in vielen Fällen die sexuellen Übergriffe ignorieren, oder sogar die Opfer von der Berichterstattung abhalten, sind Aspekte, die medial eher weniger breit getreten werden, trotz #MeToo-Debatte. Dass Aufgrund diesem fehlerhaften System viele Verbrecher davon kommen, wird von der brasilianische Regisseurin Natalie Leite als typischer Slasher-Film gelöst. Allerdings vermeidet sie dabei einen feministischen Diskurs, der sich mit politisch-korrekten Geschlechterverhältnissen befasst. Sie konzentriert auf ironisch-perfide Akzente, die moralisch weitaus provozierender sind. Denn für ihre Protagonistin ist das schreckliche Trauma ein Segen im Unglück. Sie kann sich durch Rache von ihren Ängsten vor Ablehnung, Abwertung und Demütigung emanzipieren. Hier ist Selbstermächtigung eine beunruhigende Selbstverwirklichung, eine neue Inspiration für künstlerischer Freiheit. Francesca Eastwood wird als zuversichtlich-sexuelles Wesen dargestellt, einer schwarzen Witwe ähnlich. Die Marginalisierung von weiblichen Opfer wird zu einem gezielten Schwelgen in der Erotik ihres Körpers um-interpretiert. Dank des intensiven Spiels der Hauptdarstellerin bleibt das Publikum während des gesamten Films auf ihrer Seite und bewältigt auch die widersprüchlichen Aspekte der Figur.
6 Frauenaktivistengruppen, die wie Bücherclubs wirken und nur Plattitüden austauschen.