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Alle Kommentare von lieber_tee
The Neverending Story…
"Stranger Things" hat sich zu einem fetten Blockbuster für die breite Masse entwickelt. Entsprechend dieser Dimension funktioniert sie mit allen ihren Vor- und Nachteilen. Allerdings merkt man, das die Serie ursprünglich nicht als solch ein Mega-Event gedacht war und sie von dem enormen Erfolg überrollt wurde / wird. Die ursprünglich erschaffene Mythologie hat keinen Masterplan. Zunehmend ziellos trudelt sie durch ein dünnes Konzept, das letztlich nur aus dem Wiederkäuen von 80er-Jahre Retro-Grusel besteht.
Wieder gibt es Verschwörungen unter- und oberhalb der Klein-Stadt und ein Monster aus einer anderen Dimension. Die dritte Staffel fühlt sich wie ein Remake der Vorgänger an. Das funktioniert immer noch recht ordentlich, weil die Macher es geschafft haben ein Ensemble von charmanten Figuren zu entwickeln, die langsam älter werden, denen man jeden Scheiß verzeiht, mit denen man gerne Zeit verbringt. Und es gibt weiterhin einige hübsche 80er-Jahre-Nostalgie-Momente, die nicht erzwungen wirken. Doch diese sind rar, denn jetzt muss alles dem redundanten Blockbuster- und Fortsetzungsgesetzen folgen. Alles muss größer und überdeutlicher werden. Die Fan- und Nerd-Flagge wird hochgehalten, der Humor und die popkulturellen Bezüge sind keine Hommage an ein vergangenes Film-Jahrzehnt, sondern expandieren zu einer Karikatur ihrer Selbst. Die Charakterdynamiken und Subplots spielen nur noch für den kurzen Horror, Splattereffekt und schnellen Gag eine Rolle. Die plakativ-aggressive Produktwerbung ersetzt die Handlung.
Wer aber mit seinen Lieblingsfiguren aus Hawkins einfach nur 8 Folgen herum hängen und rennen will, der kommt auf seine Kosten. Leider drehen sich dabei alle Beteiligte im Kreis.
6-mal in den Nacken fassen.
„Schweinegesichtiger Pisser!“
Mag sein, dass Regisseur Neil Marshall nach zig Jahren Kinoabstinenz und TV-Auftragsarbeiten sein kreatives Mojo verloren hat. Mag sein, dass die Guillermo del Toro-Filme (im Vergleich) einfach zu grenz-genial sind. Mag sein, das die ätzende Produktionsgeschichte (mit seinen Studioeinmischungen) den Film ruiniert haben, aber dieses Reboot der Hellboy-Filme (bzw. Comics) ist unter aller Sau. Es liegt definitiv nicht an David Harbour, der macht als Titelfigur eine gute Figur, sondern daran das hier im R-Rated Stechschritt ideenlos die Originalvorlagen zu Spacko-Kino degradiert werden, das nur übersinnliche Migräne verursacht. Unter dem Motto „Wenn die Windel nicht mehr frisch ist, gibt es einen auf den Sack“ wird an trockenen Knochen geknabbert um eine Origin-Story für ein Franchise aufzubauen. Wenn dem Film aber ständig die Scheiße bis zur Oberkante-Unterlippe steht, dann nutzen auch keine kalauernde Deadpool-Onliner und das Übergießen des Schrottes mit digitaler Blutsuppe. Das Ganze ist so wirr, lieblos und uninteressant zusammen geschustert, hat keinerlei Esprit. Gut das der Zuschauer das erkannt hat und uns (wegen mangelnden finanziellen Erfolg) keine Fortsetzung droht.
4 abgefeilte Hörner.
„Man of Steel“ trifft auf „Das Omen“.
"Brightburn" hat eine gute Grund-Idee. Superman als Super-Bad-Man. Das war es dann aber auch schon. Dem Kryptonit dieser Prämisse grimmige Boshaftigkeit zu geben gelingt kaum. Mehr als ein solider Thriller mit einem teuflischen Kind ist der Film nicht. Er taugt weder als Heilmittel gegen Superheldenmüdigkeit, noch als subversive Groteske über die (filmische) Massenvernichtung durch den ewig-währenden Superheldenwahn. Die Allmachts-Phantasien des Genres werden wenig hinterfragt. Ihm gelingt es nie den dünnen Grat zwischen Heldentum und Horror auszuformulieren. Die fiese Coming-of-Age-Geschichte, oder die Dekonstruktion von Helikopter-Mütterlichkeit sind nur Randnotizen. "Brightburn" ist „nur“ ein erwachsenes B-Movie, eine Hommage an die klassischen 80er Jahre Slasher. Das Ergebnis ist nicht schlecht, aber unterfordert die Erwartungen.
5,5 Splitter im Auge.
Der „kleine“ und „große“ Hunger.
Mit schwebender Ruhe und schwelender Suspense nimmt der südkoreanische Regisseur Lee Chang-dong Haruki Murakamis Erzählung als Grundgerüst, um an der Oberfläche eine lineare Geschichte über das Begehren zu erzählen. Was wie ein Dreiecks-Liebesfilm beginnt, wird zu einem paranoiden Thriller, der zunehmend ins Irreale abgleitet. Die wie assoziative Irrlichter wirkenden Personen werden zu Spiegelbilder ihrer eigenen Verzweiflung. In der kapitalistischen Realität des Landes verordnet, zwischen der neu-reichen Oberschicht und verarmten Land-Bevölkerung zerrieben, entsteht ein Hirngespinst, das seine zurückhaltenden Genremittel für ein Vexierspiel über Fiktion und Realität nutzt. Die Ereignisse und Schlussfolgerungen erscheinen logisch, aber immer wieder schleichen sich Uneindeutigkeiten ein. Nie wird klar was wir hier eigentlich wirklich sehen. Was Träume, Sehnsüchte und Fantasien sind. Wir sehen die Welt so wie sie der zentrale Protagonist sie begreift, begreifen will.
Jongsu möchte Autor werden, aber er hat (noch) nichts zu erzählen. Eine Lesart des Films ist, das wir hier einem Schriftsteller beiwohnen, der aus seiner Realität eine literarische Fiktion entstehen lässt. Oder „Burning“ ist eine Metapher für das Kino, dessen Bilder immer auch Lügen sind, eine Abwandlung von Wirklichkeit, die der Zuschauer glauben soll.
Mit soften Thrill, Melancholie und erlesen schönen Bildern lädt der Filmemacher dazu ein über die Geheimnisse seiner Figuren nachzudenken, ohne endgültige Antworten zu geben. Alles bleibt vage, verschwommen, ebenso magisch wie grausam, wie bei einem bekifften Rausch, der nachhallt.
8 unsichtbare Katzen.
Hysterische Superkräfte.
Missverstandene Mutanten müssen erneut darum kämpfen, akzeptiert zu werden. Dieses Thema ist das Grundfundament der X-Men-Reihe. Das Regiedebüt des Langzeitproduzenten der Serie Simon Kinberg benutzt dafür eine Neuauflage der „The Dark Phoenix Saga“, die bereits in Brett Ratners 2006er Streifen verbraten wurde.
Die „gestörte“ Superheldin ist eine tragische Figur, deren Zorn aus dem Trauma des Verrats und der Täuschung entsteht. Irgendwo zwischen fantastisch und psychologisch, zwischen Origin-Story und Serienfinale versucht Kinberg spektakuläres Eventkino mit moralischer bzw. emotionaler Komplexität zu kombinieren, wird aber letztlich keinem Aspekt gerecht, weil alle Elemente seltsam verwässert wirken. Der Film wirft eine Menge (feministische) Ideen auf, vertieft sie aber nie. Ob hier eine allmächtige Frau zu einem christlichen Messias wird, unkontrollierte, weibliche Emotionen bedrohlich sind, oder (Macht-) Missbrauch in männlichen Herrschaftssystemen mit irrer Ermächtigung beantwortet wird, mit dem Thema Selbstbestimmungsrecht von Frauen tut sich der Film schwer.
Die teilweise gelangweilten Performances einiger Darsteller/innen helfen dabei auch nicht. Manchmal sieht der "X-Woman-Flm" wie ein ausgedrucktes Comic-Buch aus, manchmal wie ein billiger B-Film mit albernen Kostümen. So emotional geprägt wie die Avengers-Filme ist er dabei nie. Das hat den Vorteil, dass er nicht zu einer kitschigen Seifenoper wird. Allerdings wirkt der Abschluss dieser Kino-Serie auch irgendwie lustlos. Als ob die Macher und der Verleih den Film schon während der Produktion aufgegeben haben.
5 direkte Hotlines zum Präsidenten.
Vor allem geht es ums Reden...
Hyper-verbale, über-privilegierte Figuren aus dem Bildungsbürgertum machen einen Laber-Marathon. Drehbuchregisseur Olivier Assayas schafft es, dass diesem Film nicht vorzeitig die Luft ausgeht. Scharf geschrieben, sanft beobachtet, mit einem komödiantischen Blick gesehen, fließt hier eine Szene in die andere, der Film bekommt seinen eigenen, kurzweiligen (Sprach-) Rhythmus. Die intellektuellen Auseinandersetzungen über Gesellschaft, Leben und Kultur im digitalen vs. analogen Zeitalter spiegeln die persönlichen Beziehungen der Charaktere zueinander. Untreue wird zu einem Schlagaustausch zwischen den Zeilen, Verzweiflung hat eine große Zärtlichkeit, erstklassige Schauspieler dürfen hintersinnige Dialoge führen. Der Film fließt so luftig wie ein guter Truffaut dahin, um in ein Ende voller unerwarteter Freude mit perfekter Klarheit zu driften.
Flauschig wie traurig wie witzig.
7 unzureichende Zusammenfassungen von Hanekes „Das weiße Band“.
Junk-Food-Grusel für Sudoku-Fans.
Flucht-Träume und Flucht-Räume. "Escape Room" ist die harmlose Version von „Saw" bzw. „Cube“, wirkt wie ein recyceltes Survival-Horror-Videospiel. Mit hübschen Set-Design und rasanten Erzähltempo werden etwaige Plot-Löcher gestopft. Es ist offensichtlich, dass Charakterentwicklung und Handlung nicht die Anliegen von Regisseur Adam Robitel waren, sondern vermeintlich kniffelige Situationen zu erschaffen, wo Menschen unter extremer Belastung reagieren müssen. Leider wirken die Gefahren immer etwas zu konstruiert, zu unoriginell, als das sie wirkungsvoll als Thrill funktionieren. In der letzten halben Stunde kollabiert der Film dann komplett in seiner Eskalationsdynamik, endet in idiotischen und fadenscheinigen Wendungen. "Escape Room" ist nicht der klügste Film, erfindet das Rad des Grauens nicht neu, bietet dafür einige solide Spannungssequenzen (eher am Anfang). Zwar gibt es nichts Neues zu entdecken, besonders schlecht ist dieser eskapistische PG-13-Horror aber auch nicht, er hinterlässt halt nur keinen Eindruck.
5 Ziffern für den Ausgangstür-Code.
Drogen sind schlecht und Kriminalität zahlt sich nicht aus.
Es gibt so viele (wahre) Geschichten über unglückliche Menschen, die verhaftet und inhaftiert werden, weil sie Drogen verkauft haben. Irgendwie weiß ich nicht warum diese traurige Geschichte eines jungen, naiven und unterprivilegierten 15-jährigen Jungen, der das System für seine eigene Zwecke benutzte aber auch ausgenutzt wurde, erzählt werden muss.
Was auf den ersten Blick wie eine konventionelle Aufstiegs- und Fallgeschichte eines übermütigen jungen FBI-Informanten und erfolgreichen Drogendealers wirkt, will auch eine perfide Studie über den amerikanischen Traum, die Darstellung sozialer Demoralisierung eines weißen Jungen, sein. Dass es gerade die Afroamerikaner sind, die durch ein rassistisches Justiz- und Polizei-System unverhältnismäßig hart getroffen werden und welche Auswirkungen der massive Crack-Handel des Antihelden hatte, lässt der Film dabei außen vor. Rick wird zu einem Opfer gemacht, obwohl er ein Täter war.
Regisseur Yann Demange schafft es optisch, das Detroit der 80er als winterlich-moralische Einöde darzustellen, aber nach den wirklichen politischen und sozialen Wurzeln der Probleme, den Gründen für den wirtschaftlichem Niedergang der Ära, sucht er kaum. Als emotionalen Durchschlag (und moralische Rechtfertigung) benutzt er stattdessen ein Vater-Sohn-Drama um falsche Anerkennung, Verrat und verlorener Unschuld. Newcomer Richie Merritt überzeugt dabei in seiner Authentizität, emotional hat mich der Film aber kaum berührt.
5 Crack-Epidemien.
„Hältst du es für möglich, das Schicksal zu ändern?“
Auf sehr eigenwilligen Art und Weise benutzt der Film die gewaltsame Tötung der Schauspielerin Sharon Tate durch die Manson-Familie, um die Geschehnisse einer kruden Mythenbildung zu unterziehen. Ob das als giftiges Meta-Kino, als fiktionales Spiel mit der (filmischen) Realität, als verschwörungstheoretische Steilvorlage, oder als Abgesang auf die (friedvolle) Hippie-Ära gedacht ist wird letztlich nicht klar. Denn einen realen Mord für irgendwelche alten und neuen Phantastereien zu missbrauchen ist einfach nur pietätlose Scheiße. Selbst als Exploitation-Schlock, der eine kathartische Rache-Geschichte erzählt, funktioniert diese billige Ausbeutung nicht. Eine Tragödie des wahren Lebens für eine abgenutzte Sammlung von Klischees aus Slasher- und Heiminvasion- Motiven zu missbrauchen hat einfach keinerlei Mehrwert. Außer Polanski anzuwichsen und den Hinterbliebenen der Opfer in den Arsch zu treten.
2,5-mal „Pigs“ an die Tür schmieren.
Ein A-Quiet-Place-Abzocker,
der trotz einiger flüchtiger Momente des apokalyptischen Schreckens kaum etwas mit der kopierten Lautlos-Prämisse anfangen kann. Er hangelt sich zu sehr an festgelegten Plot-Strukturen von Kreaturen-Features entlang, um irgendeine Form von Originalität zu hinterlassen. Das krude Finale ist aber irgendwie creepy.
4 Mäntel des Schweigens über das Filmchen legen…
Niemals mit einer alleinerziehenden Tiger-Mutter anlegen!
John Wick in weiblich, nur ohne die übermenschlichen Fähigkeiten. Auch wenn die Handlung arg einspurig bzw. vertraut ist, die knochenbrechende Power von Veronica Ngo als charismatische Badass-Mama hinterlässt Eindruck. Mit Ausdauer, Verwundbarkeit und Verzweiflung prügelt sie sich durch einen soliden Martial Arts Film, der gekonnt die Körperlichkeit der Kampfszenen einfängt. Ein konsequent auf die mütterliche Perspektive fokussierter Kampfsportstreifen.
6,5-mal die Wunden lecken.
Kopflose Kreativität.
Romero trifft auf Ed Wood als Meta-Quatsch aus Japan. Zwischen Fiktion und Realität verschwimmend, ist das Zombie-Genre hier die liebevoll trottelig Plattform für eine quirlige Ode an das Kino. Mit geringem Budget wird das Low-Budget-Filmemachen durch den Kakao gezogen. Schlauer als dieser (zunächst) trashige Unsinn erscheint, karikiert der Streifen mit skurrilem Slapstick und Kitsch die Besessenheit Kunst zu erschaffen. Dazu muss der wohlwollende Zuschauer die 37-minütige Single-Take-Eröffnung überstehen, um zu erfahren, dass aus Chaos eine kreative Schöpfung entstehen kann und Film eine vitale Lüge ist.
7,5 schreckliche Kunstpausen.
Im Abenteuercamp der Genrekopien.
„Rim of the World“ ist ein seltsam ungleiches Erlebnis. Der Versuch die Nostalgie eines 80er-Jahre-Abenteuerfilms im Stranger-Things-Look mit einer apokalyptischen Alien-Invasion im Independence-Day-Modus zu kombinieren funktioniert nicht so recht. Ohne Frage hat der Film einige coole Ideen, die Coming-of-Age-Geschichte ein paar Lacher, aber im Großen und Ganzen ist der Streifen eine selten blöde Angelegenheit. Das Konzept ständig offensichtliche Bezüge zu populären Filmen einzubauen wirkt wie wahlloses Wühlen in einer Videothek. Denn McG versäumt es bei seinem kitschigen und vorhersehbaren Geschichtenerzählen die Tropen und Themen diese Filme in einer originellen Art und Weise zu entpacken. Er ahmt nur nach und deshalb wirkt „Rim“ so uninspiriert. So treffen Genreklischees auf Charakter die zwar durchaus liebenswert erscheinen, sich aber wie Karikatur anfühlen. Cartoonisch wie ein Videospiel gibt es die leblose Vorstellung von Genre-Kino, das letztlich seinen eigenen Untergang erschafft. Mehr als ein flüchtiger Spaß bleibt dabei nicht übrig.
5 Kryptoschlüssel.
Kurzschluss im Hirn.
Dieser CGI / Live-Action-Mashup hätte eine selbstironische Einführung in die Pika-Pika-Welt sein können, ist aber leider nur eine verpasste Gelegenheit. „Detective Pikachu“ schafft es nicht das World-Building der Vorlagen mit ihrer absurden Mythologie zu einer einigermaßen zusammenhängenden Geschichte zu extrahieren. Trotz seines spielerischen Augenzwinkerns mit dem Detektivgenre wirkt der Film wie eine peinliche Version von „Alvin and the Chipmunks“. Mit Nostalgieköder für die Kinder der 90er Jahre ausgelegt, sehen wir ein abendfüllendes Beispiel für Produktplatzierung im Kino, die keine Kraft in ihren Gelees hat.
Nix passt zusammen. Die Vater-Sohn-Geschichte soll ein emotionales Gewicht sein, sie ist aber ebenso platt wie die kleinkindlichen Buddy-Scherze im nervigen Deadpool-Modus. Der Erzählfluss ist chaotisch, die vorhersehbare Handlung ergibt kaum Sinn, alles wirkt wahllos zusammengeklascht. Der Bösewicht ist nicht wirklich interessant, das dämliche Ende macht Pikachu zu einem Trottel. Es mangelt an epischen Kämpfen, die Action ist orientierungslos zerschnitten. Wie sich eine Welt voller Pokémons anfühlt habe ich nie gespürt. Mögliche Subthemen wie Toleranz, Akzeptanz und Assimilation gegenüber Fremden werden nur grobmotorisch angedeutet.
Diese Adaption des beliebten Videospiels von 2016 ist ein aggressiv-süßlicher Familienfilm, der in seiner Schlichtheit einfach nur unterwältigend ist. Fans von diesem Merchandising-Artikel scheint das zu reichen.
3,5 Oscar-Nominierungen für die niedlichsten und pelzigsten Effekte.
#MeToo-Körperhorror.
Das Äußere von „The Perfection“ erscheint zunächst makellos und verlockend. Unter seiner Oberfläche ist aber eine Unberechenbarkeit, die nach und nach herausbricht. Jedes Mal wenn der Zuschauer glaubt die verdrehte Geschichte zu erfassen, wird eine andere (zeitliche) Perspektive eröffnet, die alles in ein anderes Licht erscheinen lässt. Aber der Film ist mehr als nur eine Ansammlung aus irritierenden Wendungen und Überraschungen. Hinter der schleichenden Bedrohung aus (sexueller) Gewalt und Krankheit liegt ein Opfer-Täter-Diskurs über Macht, Kontrolle und Dominanz, der sich am Ende in einem Akt der brutalen Katharsis befreit.
„The Perfection“ bedient letztlich die „Rape and revenge“-Formel, sein Weg dahin ist aber nicht vorhersehbar. Als ein schlockiges B-Movie in Edel-Ästhetik werden ernste Themen in ein blutverschmiertes, vollgekotztes Unbehagen verpackt. Mit der Kraft des kreativen Sadismus eines Exploitationfilms wird tabuisierte, institutionalisierte Gewalt gegen Frauen als Plotvehikel missbraucht. Und das nicht sonderlich nuanciert oder sensibel. Den Konventionen des verdrehten und absurden Films bewusst, scheut sich Autor und Regisseur Richard Shepard dabei nicht ein geschmackloses Risiko einzugehen. „The Perfection“ ein Mitternachtsfilm im Grand-Guignol-Modus. Seine äußere Hülle eine fetischistische Befriedigung. (Gemeinsame) weibliche Ermächtigung gegenüber weiße, toxische Männlichkeit wird mit Sleaze, Körperhorror und Ekel erzählt. Das ist als amputierende Schockbehandlung für den Zuschauer gedacht. Hier kriecht das kranke Grauen unter die Haut und krabbelt dann wie ekelige Käfer heraus. So wird gutes Genrekino gemacht.
7,5 albtraumhafte Busreisen.
"Wenn Sie Frieden wollen, bereiten Sie sich auf den Krieg vor"
Hier wird purer Action-Formalismus auf Tempomat geschaltet. Rein handwerklich gesehen, bietet John Wick 3 zweifellos großartig choreografierte Kampf- und Schieß-Kunst, mit immer größer werdenden Kaliber. Ein orgiastisches Gemetzel in bunten Farben. Was der Regisseur, sein Stunt-Team, der Editor, Kameramann und seine Schauspieler da raus hauen ist oberste Sahne. Trotzdem (oder gerade deswegen) habe ich eine gewisse Müdigkeit gegenüber den Geschehnissen verspürt. Wenn der Protagonist nahezu unkaputtbar gegen endlose Wellen gesichtsloser Handlanger antritt, wirkt das wie Gladiatorenkämpfe, wo der Sieger bereits feststeht. Denn so beeindruckend auch die Verschmelzung von praktischen, physischen und digitalen Effekten ist, so meisterhaft das alles im Kampfmodus wirkt, zwei Stunden einen stoischen Antihelden ohne spürbare Nuancen oder Emotionen zu beobachten ermüdet. Auf Charakterentwicklung, Handlung, Dialog und Moral zu verzichten, nur die Knochen zu brechen oder den Kopf zu zerschießen, erzeugt keinen getriebenen Nervenkitzel. Es fehlen die frischen Ideen. Das Massenmorden wirkt zunehmend aufgebläht und seelenlos, die Wartezeiten zwischen den Over-the-Top-Nahkämpfen sind uninteressant. Auch das Wick-Verse wird nur marginal erweitert und offenbart eine erschreckende Leere, die mit einer kruden Mythologie aus Ehre, Rache, Loyalität und Schicksal aufgefüllt wird.
6,5 fatalistische Fantasien.
Fridays for Future mit Titanen.
Wer die Historie der Godzilla-Filme kennt, weiß dass die Figur entweder für eine Allegorie gegen radioaktive Bedrohung steht, oder für einen einfältigen Spaß, wo alberne Ungeheuer aus der japanischen Mythologie Städte platt-trampeln. Während der amerikanische Film von 2014 eher eine Hommage an das ernsthafte Original von 1954 war, feiert „King of the Monsters“ mehr die depperten Fortsetzungen ab, die ich als Zehnjähriger abgefeiert habe. Als Multi-Monster-Film der Moderne, richtet sich Michael Doughertys Version an jene Kaiju-Fans, die keine komplexe Handlung erwarten, sondern ein schmales Gerüst, wo dröhnend und knirschend Gebäude zertrümmert werden. Und so ergibt das neue Spektakel kaum Sinn, außer das ein infantiler Computer in einem CGI-Gummianzug, CGI-Pappstädte verwüstet. Also im Grunde genommen ein ziemlich guter Godzilla-Film, denn auf dieser Ebene enttäuscht der Film nicht!
Fast einer Überkompensation der Vorbilder folgend, sehen wir eine aufgepeppte (westliche) Fortsetzung, einen zutiefst albernen Streifen (auch wenn er sich ernsthaft gibt), eine flüchtige Vergnügungsparkfahrt in die Annalen der Kaiju-Historie. Einen überbordenden Fanservice mit Retro-Score, ein B-Movie das 200 Millionen gekostet hat und nur aus expositionellen Kauderwelsch besteht. Hier verwüstet Godzilla und sein Team bzw. Rudel Mothra, King Ghidorah und Rodan die Metropolen der Menschheit, nein die ganze Menschheit selbst. Die Zuschauer bekommen das gewünschte Seherlebnis, den Rausch, den sie verdienen. Blöde Dialoge und Glückskeks-Aphorismen inklusive.
Godzilla II hat dabei immer großen Respekt vor den Toho Studio-Klassikern, dem Design und den Ursprungsgeschichten, ist zugleich die westlich-christliche Neu-Interpretation des Mythos. Er braucht keine originelle Geschichte, er ist pures Spektakel. Trotzdem gibt es soziale und gesellschaftliche Kommentare. Der egoistischen Missbrauch der Erde, das nur gemeinsam die Probleme gelöst werden können, das der Homo sapiens nicht an der Spitze der Nahrungskette steht. Selbst die dysfunktionale Familiengeschichte, die der Film als emotionales Fundament der Geschehnisse benutzt, ist nur eine Spiegelung von der Hybris der Menschheit.
Aber man kann den Film durchaus als erdrückend-aufgeblähtes, pixeleliges Massenvernichtungskino sehen, wo Transformatoren zu Kaijus werden und auf filmische Trümmer scheißen. Ich sehe das nicht so extrem, weil ich mich von dieser Art des Titanenkampf-Kinos gerne verblenden lasse…
6 Monsterkämpfe im Regen.
Sprechende Hamster, ein Totenkopfjunge mit flammenden Schädel und mutierte Tentakelwildtiere.
Guillaume Renard und Nishimi Shôjirô haben eine Comic-Verfilmung kreiert, die apokalyptisch, frech und zeitweise atemberaubend ist. Ein urbanes Ghetto-Märchen als hyper-stilisierte Version des Grand Theft Auto-Videospiels. Dark Meat City ist hier der „bösen Zwilling von LA“. Das Leben auf den Straßen verschmilzt zu einer Fantasy-Welt, wo Hispano-amerikanische Gangster mit einer irren Alien-Invasion kopulieren. Trotz seines frenetischen und ultra-gewalttätigen Tempos kommt der Film aber niemals auf den Punkt. Er ist ebenso so cool wie doof. Nein, in „Mutafukaz“ geht es weniger darum, eine einigermaßen zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Das große Ganze interessiert den Filmemachern weniger, sie stürzen sich lieber in grafische Details. Bei aller Liebe für anarchische und pervertierte Bilder, es gibt absolut nichts von Substanz. Die absurde Mechanik Filmhommagen und Popkulturen ab zu nicken verstopft auf die Dauer jegliches Denken. Aber scheiß-geil sieht das Anime aus.
6,5 Schwärme von Kakerlaken.
Wenn das eine News über eine Frau und ihren Brüsten, oder Po gewesen wäre, würde hier ein Aufschrei wegen Sexismus entstehen. Aber ein knackiger Männerarsch ist natürlich eine solide, sachliche, für das Zielpublikum relevante News. Respekt.
Spoiler.
"Wo ist er denn, der Feind?"
Philipp Leinemanns Geheimdienstkrimi ist im Prinzip eine bemerkenswerte Sache, weil Polit-Thriller dieser Art in der nationalen Mono-Kultur-Filmförderung eigentlich gar nicht existieren. Das aufgezeigte Komplott aus Politik, Lobbyismus und perfiden Machtinteressen, in Bezug auf Terrorismusbekämpfung und Waffengeschäften (privater) Sicherheits-Firmen, ist allerdings nicht so überraschend, wie es der Film darstellt. Jeder Leser von (nicht mal besonders) kritischen Medien sollte diese Zusammenhänge kennen. Dass (deutsche) Firmen Geschäfte mit Kriegen machen, beide Seiten beliefern, politische Einflussnahme verüben, damit der Rubel rollt, ist eigentlich eher Allgemeinbildung. Und das der BND seine Finger darin hat ist auch nicht sonderlich neu.
Schauspielerisch ist „Das Ende der Wahrheit“ gelungen. Alexander Fehling hat seine Neben-Lola verdient und Roland Zehrfeld als Teddy-Bär in Not überzeugt. Dass er als Hauptfigur plötzlich so ambivalent und frustriert auf die Geschehnisse regiert, obwohl er selbst ewig schon ein Teil davon ist, erscheint allerdings eher wie eine Drehbuchkonstruktion. Angenehm ist, das der Film in seiner Thematik weitgehend glaubwürdig bleibt, nicht das amerikanische Superheldenkino bedient. Alles wirkt besonnen, thrillert ein wenig, wird in unhektischen Bildern erzählt. Geballert wird wenig. Wenn mal die Kugeln fliegen, dann merkt man das geringe Budget für die Sets und leider auch, das der Regisseur Action nicht beherrscht. Egal, netter Versuch. Aber das internationale Genrekino ist bereits seit Jahrzehnten weiter.
Mit 5,5 Drohnen Politik machen.
Reinheit, Gehorsam, Geduld und Demut.
Das Gespenst der dystopischen Frauenfeindlichkeit im Stil von „ The Handmaid's Tale“ schwebt über "Level 16", eine Indie-Produktion der kanadischen Autorin / Regisseurin Danishka Esterhazy. In sterilen und monochromatischen Bildern erzählt sie von einer geheimen "Akademie" für junge (natürlich bildhübschen) Mädchen, denen jahrelang Gehorsam und angeblich "weibliche" Tugenden indoktriniert werden. Die gezüchtete „Niedlichkeit“ gehört zu der Hoffnung, eines Tages von einer Elite-Familie adoptiert zu werden. Diese bekannte Horror-Metapher soll für den Zuschauer eine Spannungsdynamik generieren. Und nicht ohne filmisches Selbstbewusstsein etabliert die Filmemacherin durchaus eine fiese Klaustrophobie. Leider ist die Auflösung des Films wenig einfallsreich und nicht mehr als eine Genreübung. Diese Art der Kritik an die Geschlechterpolitik des 21. Jahrhunderts ist eine kommentiere Kunst über unterdrückte Frauen, die mich, sorry, auf die Dauer eher ermüdet. Finde das darf giftiger und fokussierter sein.
5 "Vitamine“ einnehmen.
In 20 jahren bei "Wer wird Millionär" die Frage: Was war der Starbucks-Gate? Pop-kulturelles Wissen. Und wir waren dabei!!!
Unendliches Saufen in New York.
Die schwarzhumorige Netflix-Serie "Matrjoschka" erweitert den Murmeltier- Loop mit einem Fegefeuer aus Nihilismus und Slapstick, wo eine garstige New Yorkerin, mit explodierter Lockenpracht, vögelnd und zappeln gegen ihre Midlife-Crisis kämpft. Natasha Lyonne ist als Dauerbesoffene und Dauerpaffende eine Wucht. Ihre lakonischen Fuck-You-Dialoge sind verbale Punchlines die treffen. Erzählt ist das in 8 etwa halbstündigen Episoden. Wie in einem irrwitzigen Zeit-Schleuder-Karussell folgen wir einer Vulgär-Hedonistin, die sich in ein liebevoll dargestelltes Porträt eines heterogenem Großstadtviertel bewegt. Der Single-Feminismus offenbart die eigene Bindungsunfähigkeit und Verletzlichkeit, der Zeitschleifen-Käfig verlangt nach einer Auseinandersetzung über das Leben und den Beziehungen der Protagonistin. Umso enttäuschender ist die gezeigte Konsequenz. Die Wendung ins Psychologische wird zu einer Botschaft, wo sich angepasstes Gewissen und rotzige Impulsivität an der Straßenecke treffen, um eine brave Einheit zu bilden. Schade.
6,5 vulvaförmige Türen
Vergiss niemals, vergib niemals.
Wie bekommt man nach einer Vergewaltigung seinen Frieden? Die lang anhaltenden Traumen für die Opfer werden in unserer Gesellschaft kaum diskutiert. Regisseur und Drehbuchautor Sven Taddickens traut sich an das Thema als ein intimer Thriller heran, der nicht einfach das Rape and revenge - Muster bedient, wenn die Opfer unerwartet mit ihren Peinigern konfrontiert werden. Ihm ist eine emotionale und ethisch-mehrdeutige Auseinandersetzung mit dem Verbrechen wichtiger.
„Das schönste Paar“ ist kein reißerischer Film. Der Fokus liegt nicht auf Ausschlachten des Verbrechens, sondern auf die Frage, wie ein Paar nach einer solchen Erfahrung weiter zusammen leben kann. Und deshalb ist dieser Film ebenso intellektuell wie emotional interessant. Zwischen dem Dilemma Vergebung und Vergeltung, dem Recht auf Vergessen, entsteht ein Spannungsbogen, der keine einfachen Antworten gibt. Die beiden Opfer pendeln zwischen Erniedrigung und Verzweiflung, zwischen Konfrontation und Verdrängung, zwischen Rache und Verzeihung, zwischen Selbstbeschuldigung und Verantwortung. Maximilian Brückner und Luise Heyer sind dabei absolut fantastisch. Wie sie mit kurzen Blicken, kleinen Gesten und flüchtigen Berührungen emotional sehr präzise spielen ist beeindruckend. Beide sind auf ihre Art leidende und kämpfende Menschen, die sich um die Erhaltung ihrer Liebe kümmern. Dieses vermeintlich so perfekte Paar ist deshalb so ein perfektes, weil sie gemeinsam (!) ihre Autonomie und Selbstachtung zurück erkämpfen.
7,5-mal nach der Therapie "offiziell geheilt" sein.
Östrogenversion von Jason Bourne.
„Close“ ist (immer noch) ein seltenes Beispiel für einen Actionfilm, der von Frauen sowohl vor als auch hinter der Kamera gemacht wurde. Basierend auf der Karriere einer berühmten Leibwächterin zeigt Noomi Rapace eine starke Performance als Badass-Bodyguard. Leider nutzt das nicht so viel, weil die Filmemacherin Vicky Jewson zwar durchaus eine Begabung für schlagkräftige Action-Setpieces hat, aber das Rundum ist nur ein arg generischer Thriller von der Stange. Der Film kann sich nicht entscheiden was er will. Anstatt sich auf einen Erzählstrang festzulegen, zerfasert er zusehends und hofft, dass irgendwas am Ende haften bleibt. Letztlich ein netter Direct-to-DVD-Titel für verregnete Nachmittagsbesichtigungen.
5 Zigaretten rauchen.