lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Geisterstunde im Kloster.
„The Nun“ leidet unter der ansteckenden Krankheit, das heutige Filmemacher Horror mit Schock durch mechanische Jumpscares verwechseln. Der Grusel entsteht nicht durch einen anhaltenden Spannungsbogen oder durch den Erzählrhytmus, sondern nur durch sich immer und immer wieder entladenen Impulsen, die einen billigen Adrenalinschub auslösen. Das wird eintönig, wie ein Besuch in einer Geisterbahn, wo man schon vorher weiß, wann jemand aus dem Dunklen spring. Offensichtlich als Conjuring-Franchise-Objekt zusammen geschaudert, findet der Film keine Lösung seine religiösen Mysterien und seinen Old-School-Grusel wirklich zu entfalten. Richtige Nunsploitation traut er sich leider auch nicht zu. Der Film stolpert mit wunderbar schaurig-schönen Bildern durch eine labyrinthische Nonnen-Abtei in ein zielloses Ende. Was dem Film an neuen Ideen fehlt, gleicht er aber zumindest mit seiner starke Optik und morbiden Atmosphäre aus. Visuell ist er eine Wucht. Immerhin.
5 umgedrehte Kreuze.
Roboter, Superhelden, Engel, Auftragskiller und Kannibalen.
Die Inspiration der Debütanten Adolfo Kolmerer und William James ist mehr als offensichtlich. Sie wollen eine tarantino-artige Kriminalgeschichte mit einem selbstreflexiven Plan erzählen. Die eigene Handlung meta-textuell ad absurdum führen. Filmfiktion und Rache-Motive möglichst blutig, absurd und komisch de-konstruieren. Als virtuose Gattungsübung, als kurioser Pulp-Mash-Up, ist „Schneeflöckchen“ durchaus sympathisch. Aber je weiter der Streifen vorwärts schreitet, desto weniger findet er ein Ziel, erzählt inhaltlich nichts Neues. Sympathisch ist auch an den Wochenenden mit einem Taschengeldbudget so was auf die Beine zu stellen. Leidenschaft, Talent und Kreativität sind spürbar. Freches, deutsches Genrekino hier brüllen zusehen, außerhalb des piepsigen Förderprogramms, ist eine tolle Sache. Nur leider wirken die Ideen seltsam inkonsistent, schreien zu zwanghaft danach cool zu sein. Aber das kann auch Teil des Witzes sein. Das Skript im Skript soll eben kein gutes sein.
5 Kettensägen im Kofferraum.
Totenkomödie
Henry Rollins ist Jack. Ein einsilbiger Einzelgänger, ein gefallener Todesengel mit Narben statt Flügel, ein Kannibale mit Aggressionsproblemen, ein angestauter Wandschrank, der sich durch sein unsterbliches Leben schleppt. Seine knochentrockenen Reaktionen auf das menschliche Chaos um ihn herum, lässt ihn überfordert in sein Bett flüchten. Er will eigentlich nur schlafen, die Menschheit verpennen. Rollins hat ein gutes Gespür dieses isolierte Wesen zu spielen. Das könnte düster wirken, aber wenn Jack gezwungen ist, sich mit der Welt um ihn herum zu beschäftigen, weil seine entfremdete Tochter in sein Leben poltert, dann ist das mit grimmigen Dialogwitz und absurden Humor durchzogen. Regisseur Jason Krawczyk inszeniert „He Never Died“ als unberechenbaren Comedy-Horror, als übernatürlichen Noirfilm. Immer stilistisch zurückhaltend, aber mit einem Hang zu Ausbrüchen gewalttätiger Exzesse. Das ist kantiges Indie-Kino für die Mitternacht. Und unfassbar komisch.
7mal Bingo in einer Kirche spielen.
Eine ehrgeizige Variation vom Original.
"Ich wollte kein einfaches Remake machen, sondern das Gefühl verfilmen, das ich erlebt habe, als ich das Original sah." Luca Guadagninos radikales Umdenken von Argentos Meisterwerk ist Arthouse-meets-Grand Guignol. Seine unkonventionelle Art an den Klassiker heranzugehen wird sicherlich die Geduld, Erwartung und Sehgewohnheiten einiger Zuschauer auf die Probe stellen. Aus dem alten „Suspiria“ wird eine keuchende Tanz-Performance aus Knochenbrüchen, eine Horror-Kunst-Installation, die sich immer wieder hinterlistig in die verdrehten Hirnwindungen des Betrachters schleicht. Um dann in ein phantasmagorisches Finale zu kulminieren, das alle vorherigen Elemente mit Blut und Eingeweiden verschweißt. Der dünne Faden um einen Hexenkreis in einer Berliner Tanzakademie in den 70ern kokettiert dabei mit geschichtlichen Kontexten, Aussparungen, Andeutungen und Symbolen, die sich irgendwo (wenn ich das richtig verstanden habe) um politische Umbrüche, Gewalt von faschistischen Systemen und weiblicher Ermächtigung drehen. Aber der neue „Suspiria“ ist eh kein Film zum Entwirren, sondern zum Spüren, zum In-sich-hinein-legen und Wahnsinnig-werden. Der Plot ist, wie auch die emotionale Entwicklung der Figuren, ein fernes Rätsel. Hier ist rauschhafte Ekstase, eine extravagant-intellektuelle Übung, ehrgeiziges Kino angesagt, das in seinem Willen zum Stil ebenso anmaßend wie mühselig ist. Es bleibt aber immer ein unangenehmer, kalter, schwer zu umarmender Sog da, der in magischen Momenten des Körperhorrors schwelgt.
Allein 7,5 Punkte für die dreifache Tilda Swinton.
Vergangenheit als dunkle und bedrohliche Präsenz.
Als Alternative zu den oftmals ausgetrockneten Hollywood-Produktionen hat sich das spanische Horror- und Thriller-Kino als wertvolle Quelle aufgetan. „Marrowbone“ wirkt über weite Strecken wie ein Gespensterfilm, um ein Haus mit einem Familiengeheimnis auf dem Dachboden. Die Verbindung und Dynamik zwischen den vier Geschwistern offenbart allerdings zunehmend ein Trauma, das nicht übersinnlich ist. Die (sparsamen) Horror-Elemente sind mit einer wirklich erhabenen Kinematographie effektiv in eine sommerliche 60er Atmosphäre der Unschuld an einem düsteren Ort integriert. Leider gehört das Regiedebüt des Waisenhaus-Drehbuchautors Sergio G. Sánchez zu der Art von Filmen, die auf unausgesprochene Geheimnisse angewiesen sind. Sie verblassen sobald diese ausformuliert werden. Irgendwann geht es nur noch um einen Twist, der noch mehr Twists hervorbringt. Das vorher kunstvolle Storytelling und die angesagten Jungschauspieler werden einer arg konstruierten Beobachtung über Schuld und Selbsttäuschung geopfert.
6 Unterschriften fälschen.
Fades Kannibalen-Dinner aus Argentinien.
Nachdem die Onetti-Brüder mit zwei Filmen ihre Liebe für den Giallo zum Ausdruck bringen wollten, aber nur bewiesen haben, das sie das Genre weder verstanden noch gefühlt haben, kommt jetzt ihre nächste filmische Vergewaltigung. Offensichtlich für ein südamerikanisches Publikum und ganz besonders für den amerikanischen Markt, kopieren sie verkrampft und dämlich Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) und beweisen, das gute Backwood-Horrorfilme anders aussehen müssen.
Dieser Un-Film schmerzt.
Bis auf das apokalyptische Niemandsland (was sie aber nicht wirklich nutzen) und die schaurigen Kostüme der Bösewichter hat der Film keinerlei Qualitäten. Es stört weniger, das die Filmbrüder brav alle bekannten Horror-Tropen abarbeiten (Ein dummes städtisches Team aus fickreduzierten Affen treffen auf noch dümmere Inzucht-Hinterwäldler, halb-nackte junge Frauen werden zerstückelt, einsame Tankstelle, Kannibalen-Familie lädt zum Abendessen ein, Schlachthaus aus Blut und Gedärme usw.), sondern das der Streifen hundsmiserabel montiert und das Storytelling eine Frechheit ist. Die Darsteller/innen müssen bei jeder passenden (oder auch unpassenden) Gelegenheit ihre Klamotten ablegen, allerdings kommt dabei kein schauspielerisches Talent zum Vorschein. Spannungsbildende Momente gibt es kaum und wenn, dann fallen sie Folterungen, Morden, Zerstückelungen zum Opfer.
Hinterster Provinz-Folter-Porno.
2mal die vermisste Trethupe suchen.
Adoleszenz als Metamorphose.
Der Debütfilm der Schweizer Regisseurin und Schauspielerin Lisa Brühlmann verbindet Coming-of-Age mit Teenie-Angst und körperlichem Horror. Die monströse Transformation steht als Metapher für Pubertät, sexuelles Erwachen und Selbstakzeptanz. Dabei beobachtet die Filmemacherin aufmerksam und respektvoll, dokumentiert ohne zu verurteilen, die junge Mia bei ihrem Weg sich und ihren Körper anzuerkennen. Auch wenn dieser Prozess aus reißerischen und klischeehaften Elementen besteht (Ficken, Stehlen, Drogen), dank der ebenso phantastischen wie sensiblen Filmsprache und dem glaubwürdigen Spiel von Luna Wedler funktioniert „Blue My Mind“ wie ein grimmiges Märchen. Die koma-saufenden Partys, der selbstzerstörerische Sex hat eine glaubhafte Funktion für das frühreife Mädchen, um am Ende in eine Annahme ihres Selbst zu gleiten, die wahlweise als Erlösung oder ewige Einsamkeit zu interpretieren ist. Allerdings ist die überdeutliche Symbolik auch die Schwäche des Films.
7 Aquarien bei den Eltern.
Primal Rape.
Die Bigfoot-Kreatur wird in der Filmgeschichte gerne als riesiger, dummer Fellteppich dargestellt, der mehr Muskeln als Gehirn hat. Verankert in den Ureinwohner-Mythen ist er ein Hybrid aus Neandertaler und Primat. PRIMAL RAGE greift diese Legenden auf, um sie ganz schnell wieder fallen zu lassen. Hier ist der Oh-Mah ein haariger und wütender Rambo im Wald, der mit selbst gemachten Waffen und Fallen als ein Art King Kong sich in eine blonde Jane verlieb und zum Berserker wird wenn die Frau nicht will.
Patrick Magees Debüt kommt als Mix aus Predator mit Inzucht-Rednecks daher. Er schafft es tatsächlich frischen Wind in das eigentlich ziemlich gurkige Bigfoot-Genre zu pusten. Sein CGI-freies Monster wütet wie ein schlecht gelaunter Jason Voorhees mit Pelz durch den Wald, der alle die nicht bei drei auf den Bäumen sind auf seiner Schlachtplatte garniert. Brutal-blutig, definitiv handgemacht, zerreißt es bei Bedarf jeden mit seinen bloßen Händen, schlitzt Kehlen auf und wickelt alles mit Innereien ein. Der Rest des Films ist ok. Die käsigen Dialoge, stereotypen Figuren und das Schauspiel gehen in Ordnung, die Bilder sind stimmungsvoll.
Doof aber gut. Man merkt einfach, die Macher hatten offensichtlich Spaß an ihren Monstrositäten.
6 unsanft gebrochene Kiefer.
Ein Film, der kaum Spuren hinterlässt.
Regisseur Dean Devlin versucht sich von seiner Katastrophen-Film-Vergangenheit zu lösen. Also dreht er einen altmodischen 90er Thriller, der auf handgemachter Spannung durch ein kurvenreiches Drehbuch schlittert, dabei das Ersatzteillager der Krimi-Filmgeschichte plündert, um alles dann als originelles Produkt zu verkaufen. Ordentlich gespielt und mit ein paar scharfen Momenten gewürzt, kann der Film im Gesamteindruck nicht verhehlen, dass sein Katz-und-Maus-Spiel seltsam halbherzig und zu glatt ist. Das mittelmäßige und schlecht durchdachte Skript verliert immer wieder seinen Schwung, spätestens wenn sich der vorher eiskalt berechnende Psychopath wie ein Depp benimmt.
4 Frauen in einem Zimmer anketten.
In den unterirdischen Gefilden des schlechten Films.
Diese lieblose Movie On Demand - Kotze ist ein so bizarr schlechtes Erlebnis, das ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Da der erste Teil in China große Popularität erreichte, wird nun eine Fortsetzung nachgeschoben, die mehr über Ray Breslin (Sylvester Stallone) und sein Elite-Team erzählt. Ihre Aufgabe ist es Menschen aus den undurchdringlichsten Gefängnissen der Welt zu befreien. Soweit, so gut. Aber Sly wankt hier wie Falschgeld in wenige Filmminuten herum und die Science-Fiction-High-Tech-Gefängnis-Prämisse wird nie gewinnbringend genutzt. „Hades“ ist ein typisches Beispiel für Filme, die nicht wissen, was sie sein wollen, weil sie einfach nix können. Die hauchdünne Story ist ein liebloser Flickenteppich aus abgehalfterten Ideen, die mit Kopfschmerzen-verursachenden Actionszenen nicht zusammengehalten werden. Schade, denn das Knast-Konzept wäre an sich ausbaufähig, halt nur nicht so.
Den Film in die zweitletzte Schublade legen und vergessen.
Hier in den Kommentaren komplett die News zerlegt. Ich würde mich als Journalist schämen, die Originalquelle (und dort bereits fachkundig von Usern widerlegt) und auch den Text nicht sauber gelesen zu haben.
Opfer wie Täter.
Zunächst ist „BuyBust“ ein generischer Mixed Martial Arts-Actioner, der mit seinen naturalistischen Fights eine unglaubliche Anzahl von gut inszenierten Schlachten bietet und so zu der aktuellen Schule des modernen Kampfkinos a la Raid und Wick gehört.
Angesiedelt in einer wahrhaft zynischen Welt beschreibt er den Überlebenskampf eines taktischen Polizeikommandos, das keinen Ausweg aus dem knochenbrechenden Zyklus von Töten und Korruption findet. In dem schlammig-dreckigen, labyrinthartigen Manila-Slum leben scheinbar unzählige Monster. Und da kommt die zweite Ebene des Films ins Spiel. Denn Erik Mattis Actioner ist auch eine Anklage gegen die philippinische Regierung, die mit ihrem „Krieg gegen Drogen“ ganz normale Menschen zu Tötungsmaschinen macht. In einem Land, in dem sowohl Kriminelle als auch die Strafverfolgung keinen Unterschied zwischen Hinrichtungen machen, zerreibt sich die Zivilbevölkerung und mutiert zu einen Lynch-Mob der Marginalisierten.
Diese Gewaltorgie in der blutroten Hölle ist ebenso entsetzlich wie faszinierend anzuschauen und kumuliert in einen ziemlich erstaunlichen Action-Moment, wo ohne Schnitt auf Wellblech-Dächern, in verdreckten Gassen und im Brackwasser minutenlang ums Überleben gekämpft wird.
7 zweckentfremdete Heckenscheren.
Der deutsche Omega-Mann.
Zunächst lernen wir den schlaksigen Slacker Armin kennen, ein Anti-Held, der offensichtlich sein kleinbürgerliches Leben verpfuscht hat. Plötzlich wechselt „In my Room“, ohne spektakuläre Mutanten und Zombies, in eine Robinson-Crusoe-Überlebensgeschichte, die das bekannte Endzeitgenre ständig unterwandert. Elliptisch, distanziert und kaum dramatisch folgen wir Armin bei seiner Selbstversorgung in der Apokalypse, wo keine Menschen mehr leben. Er blüht dabei auf, losgelöst von den Fesseln der Gesellschaft. Ulrich Köhler erkundet dabei fast schon zu akademisch gesellschaftliche Strukturen, irgendwo zwischen antikapitalistischer Weltanschauung, der Mensch als (a)soziales Wesen und Adam & Eva-Liebes-Geschichte. Die Charakterstudie ist bewundernswert, da sie nüchtern und realistisch ihrem Konzept immer treu und zugleich tragisch, witzig und zutiefst human bleibt.
7-mal den Unterschied zwischen "Ein" und "Aus" versauen.
Die Konkubine des Teufels als haarige und schlammige Angelegenheit.
„Sebelum Iblis Menjemput“ ist weder ein indonesisches Gore-Fest (was bei Regisseur Timo Tjahjanto durchaus zu erwarten war) noch ein guter Horrorfilm. Seine unzusammenhängende und sehr schlichte Geschichte bedient inspirationslos die Tropen des Besessenheit-Grusels. Reichhaltig werden die Motive des J-Horrors und Evil Dead kopiert, um sie plakativ, grell und laut aneinander zu reihern. Sinn für Timing und Genre-Verstand ist dabei kaum zu erkennen. Das ist mehr lächerlich als gruselig. Der Kampf einer entfremdeten Familie ums Überleben hat manchmal schaurige Bilder und macht das Beste aus ihrer verfallenden Kulisse, das Endliche der Villa mitten im Nirgendwo wird aber nie sinnstiftend genutzt. Die Unsympathen, die mit ständig miesepetrigen Blick durch das Bild kreischen, nerven mehr, als das sie zum mitfiebern einladen.
4 Liter Blut schwallartig ins Gesicht kotzen.
Wenn Netflix durch Jahrhunderte alten Schlamm stampft.
Die Befreiung der Schotten von der Herrschaft der Engländer im 14. Jahrhundert folgt knochentrocken und geradlinig den altmodischen Konventionen eines Historienepos. Mit befriedigendem Tempo tauchen wir in ein detailreich-historisches Szenenbild, wo eine schwebende Kamera bei natürlichem Licht einem entschlossenen Widerstandskämpfer in gewalttätige Schlammschlachten folgt. Bei aller Liebe zu schwingenden Äxten und grimmigen Brutalitäten, der emotionslose Hauptdarsteller Chris Pine schafft es nie das menschliche Drama der Geschichte zu tragen. Der Konflikt zwischen bewaffneten Krieg und Frieden, Themen wie Brüderlichkeit und politische Macht, sind zwar angenehm pathosfrei erzählt, eine wirkliche Dringlichkeit ist aber nicht zu spüren. Da kann Filmemacher David Mackenzie 2 Stunden lang mit noch so viel Elan, Ehrgeiz und Anspruch an die Sache herangehen, das Ergebnis ist nur aufgeblähter Durchschnitt.
5 Frauen im Käfig.
Liebe zwischen Bierkisten und italienischen Nudeln.
Wenn die Angestellten in einem nächtlichen Großmarkt zusammentreffen und die Regale mit Lebensmitteln und Sehnsüchten füllen, dann trifft Poesie auf Alltag. Das Schicht-Leben der einfachen Arbeiter ist ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft. Liebenswert-normal sind sie nach der Wende in den Gängen verloren gegangen. Aber ihre Träume nicht. Ohne sie zu denunzieren, oder lächerlich zu machen, folgt ihnen der Filmemacher Thomas Stuber. Er hat ein Herz für sie. Unaufgeregt und sanft, zwischen tragisch-romantischer Komödie und Schwermut erzählt, steckt hinter der formalen Strenge und Nüchternheit des Films eine Reflektion über die Ränder in unserer Gesellschaft, die nie einen über-dramatisierten Betroffenheitsblick bekommt. Stuber schafft es (fast) immer aus den heiligen Regal-Hallen ein poetisches Gefühlstheater zu machen. Mit seiner starken Bildsprache verwandelt er Alltäglichkeit in Leichtigkeit und Melancholie.
Im Mittelpunkt steht der kommunikationsgestörte, unbeholfene „Frischling“ Christian und seine Liebe zu Fr. Süßwaren. Gerade seine mangelnde Ausdrucksfähigkeit gibt dem Szenario eine Mehrdeutigkeit. Leider verlässt der Filmemacher manchmal den in sich geschlossenen Mikrokosmos um Fragen zu beantworten, Lücken zu füllen, die der Zuschauer lieber für sich selbst erschließen möchte. Da verliert der Film seinen Fokus, wird überdeutlich und schwerfällig.
7-mal am Kaffeeautomaten treffen.
Un-Heil Hitler.
Der Nazi als pervertiertes Monster bzw. Zombie macht es uns Deutschen leicht, sich mit der unsäglichen Vergangenheit auseinander zu setzten, vielleicht auch weniger schuldig zu fühlen. In den Subkulturen des Genre-Kinos wird die faschistische Ästhetik von militärischen Uniformen aus Lack, Leder und sexuelle Macht gerne als Provokation benutzt. „Overlord“ benutzt eher die Faszination bzw. den Mythos der Todesästhetik des Dritten Reiches als Zombie-Motiv, als morbiden Nervenkitzel. Dass damit möglicherweise die Nazi-Symbolik überstrapaziert, entpolitisiert wird und ihren Schrecken verliert, könnte man dem Film vorwerfen.
Die ebenso räudige wie fiktive Geschichte über eine amerikanische Fallschirmjäger-Einheit, die am D-Day die Funkverbindung der Deutschen in Frankreich zerstören soll und dabei auf ein Mengele-artiges Versuchslabor mit Untoten stößt, ist über weite Strecken näher den Himmelsfahrt-Kommando-Kriegsfilmen der 60er und 70er Jahre. Um dann in ein Monster-Movie zu mutieren. Obwohl der Streifen wie ein lauter und blutiger Vorschlaghammer daherkommt, ist er nicht reines Naziploitation-Kino. Dafür erzählt er seine absurde Geschichte nicht trashig und schmierig genug. Überraschend ernsthaft schachert er zwischen den Horror des Krieges und der Anspannung einer Zombie-Invasion herum, mit den Mitteln des Survival-Thrillers und Actionfilms. Als gut budgetiertes und sorgfältig gespieltes Mash-up-Genrekino bietet er reinen Eskapismus, der seine Figuren nie aus den Augen verliert. Avery orchestriert die einzelnen Versatzstücke geschickt, findet Zeitweise wahrhaft hyperventilierende Bilder. Das sich „Overlord“ so frisch anfühlt liegt daran, das der Filmemacher die B-Filme der alten Schule liebt.
8-mal dem schweren Knarren der Holzdielen angespannt lauschen.
Transzendierender Mitternachtswahnsinn.
„Mandy“ ist ein extravaganter Cocktail aus…
hypnotisch, manisch-depressiv, LSD-Höllenfahrt, abscheulich, urkomisch, aufregend, Meditation über Trauer und Rache, blutgetränkter Wahnsinn, psychedelisch, wahnsinnig, lyrisch, rasender Nicolas Cage, beunruhigend, aus einer anderen Dimension, schockierend, schön, stilisiert, kreativ, außer Kontrolle, euphorisch, unterbewusst, eindringlich, King Crimson, post-rockend, laut, bizarr, fremd, kultig, chaotisch, expressionistisch, kompromisslos, kitschig, spirituell, sinnlich, schmerzhaft, surreal, ausgefallen, ultra-brutal, viszerale Erfahrung, männlicher Entfremdung, Fetisch, Kunstinstallation, effektiv, langsam, referenziell, Antiheld, bedingungslose Liebe, Vendetta aus Lärm und Wut, perverser Okkultismus, magisch, abstrakt, symbolisch, durchbohrend, antik, vom andern Planeten, Stacheldraht, Cenobiten-Biker, faszinierend, kieselig, rau, selbstgeschmiedete Axt, brüllende Kettensägen, Rot, Lila und Blau, atemberaubend, pulsierend, Jóhann Jóhannson (RIP), 70er und 80er Jahre, Old-School, Heavy Metal, Clive Barker Kreationen, sphärisch, selbstbewusst, ehrgeizig, überhöht, halluzinatorisch, fiebrig, emotional, paradox, spektakulär, schrullig, finster, religiös, abnormal, radikal, aufgebläht, Hybrid-Genre-Film, ikonisch, formalistisch, Albtraumwelten, Alejandro Jodorowsky, Dekonstruktion der Mythologie des amerikanischen Helden, Unterhosen und Ritterrüstungen, melancholisch, nebulös, mystisch, Liebeserklärung an das Genrekino, Planeten und der Kosmos, Fantasy-Bücher, teuflisch, gottlos, episch, experimentell, verträumt, schwelend, bizarr, abstrakt, schwer verdaulich, hysterisch, Trauer und Wut, rücksichtslose Zerstörung, plastisch, paradox, anmaßend und möglicherweise der beste Film der 2018 veröffentlicht wurde.
9 cheddarfressende Kobolde.
Ein bescheidenes Vergnügen.
Solide Fortsetzung von der Gurke "The Equalizer", mit etwas mehr Salz und Pfeffer. Was nutzt eine gute Performance von Bad Denzel, wenn er durch reaktionäres Material wartet. Etwas straffer und launischer, mal wieder ordentlich in Blut getränkt, gibt es B-Kino-Kost auf A-Film-Niveau. Gewalt als Mittel zur Erlösung bzw. Selbstjustiz im Dienste der Gemeinschaft, das kennt man schon vom ersten Teil und aus zahllosen Superheldenfilmen. In unsicheren Zeiten braucht das Publikum scheinbar den Ruf nach einer entschlossenen und unverwundbaren Hand. Hier wird das nicht ganz so moralisch dem Zuschauer ins Gesicht geschlagen, aber der düstere Regen kann die krude und dünne Story nicht wegwischen. Brüche beim Robin Hood für die Hilflosen gibt es kaum, stattdessen wird den Bösen ordentlich die Fresse poliert. In den Action-Szenen durchaus effektiv, in den Nebensträngen nahe zu peinlich, kumuliert der Film in ein angemessen dummen Endkampf, im Auge eines Hurrikans. Am Ende bleiben nur eine Handvoll knackiger Standalone-Momente, die verliebt in ihrer eigenen Vigilantengeilheit sind.
5 Denzels als Terminator.
Die Unglaublichen sind nicht mehr so unglaublich.
Sicherlich war es unrealistisch zu erwarten, das "Incredibles 2" die Überraschung des Originals wiederholt. Allerdings ist es Schade, dass dieser, nur nach kommerziellen Maßstäben sinnvolle, Follow-up so wenig vom subversiven Geist des Vorgängers hat. Klar, er bietet Comedy, Abenteuer und niedliche Momente, ist großzügig animiert, aber in vierzehn Jahren zwischen den beiden Filmen hätte so viel passieren können. Brad Bird bleibt stattdessen seinem nostalgischen, retro-futuristischen Stil treu und findet dabei keine wirklich neue Idee für eine Fortsetzung. Er bedient das über-vertraute Setup der Superhelden-Familie, die natürlich wieder –ganz Disney- bei unüberwindlichen Widrigkeiten brav zusammenarbeitet. Zwar werden die traditionellen Geschlechter-Rollen ein wenig vertauscht, es gibt angesagte Frauenpower, aber der Code einer patriarchalischen Familie wird nicht wirklich gebrochen. Fast schon sklavisch bedient der Film die Konventionen des Vorgängers, die immer gleichen Charaktere bleiben immer gleich. Als lustige Familienparabel funktioniert das, frisch sieht aber anders aus und das Fundament eines Superheldenfilms gerät dabei nie ins Wanken. Der Einfallsreichtum seines Vorgängers ist nicht vorhanden, nette Familienunterhaltung ist angesagt. Wie schon die „Cars“ Teile oder "Monsters University" möchte der Film originell sein, ist er aber nicht, weil bei den neuen Fortsetzungen von Pixar das Studio seiner alten Form hinterher läuft.
6 unbeaufsichtigte Säuglinge.
Blaupausen des Genres.
Halloween 2018 ist sowohl eine nostalgische Fan-Liebeserklärung als auch der Versuch den Klassiker von 1978 weiter zu entwickeln, mit Stilmitteln des Indie-Films. Altes und Neues in Einklang zu bringen gelingt dabei nur bedingt. Regisseur David Gordon Green kann nicht wirklich Horror. Mit dem Spiel aus Vorder- und Hintergründen, Licht und Schatten, Erwartungen, garniert mit einer Handvoll blutiger Kills, vitalisiert der Film sich wenig vom Original. Immer bedacht die Wurzeln der Reihe zu berücksichtigen, ist im neuen Halloween nichts wirklich neu. So richtig gruselig wird es nie, der stoische Bogeyman wirkt selten bedrohlich, aber als zufriedenstellender Slasher funktioniert der Abklatsch ausreichend. Die ehemalige Scream-Queen Jamie Lee Curtis darf dabei im Shutgun#MeToo-Modus einen auf launige Sarah Connor machen und zerstört die vorstädtischen Albträume mit Sprengfallen. Nun ja…
5,5-mal die Visionen von Rob Zombie schauen.
Wie ein Drive-In-Musical.
Irgendwo zwischen einer Hommage an das vergangene Hollywood, einem Whodunit aus verschiedenen Blickwinkeln und grimmigen Amerika-Kommentar beweist Goddard in seiner zweiten Regiearbeit, das er das Retro-Cinema der Popkulturliebe von Tarantino offensichtlich gut kennt und liebt. Das ist sowohl die Stärke als auch Schwäche des Films. Mit der unchronologischen Kapitel-Erzählung, dem Mix aus ausufernder Dialog-Akrobatik, pechschwarzen Humor und abrupter Gewalteskalation kopiert er den Meister fast schon zu ehrgeizig. Goddard fügt allerdings die verschiedenen Elemente mit geduldigen Tempo auf hypnotisierende Weise zusammen. Dadurch entsteht ein ungemein cooler Neo-Noir-Kriminalfilm im sehnsüchtigen Nostalgie-Modus, der besonders durch sein spielfreudiges Ensembles glänzt. Ebenso leichtfüßig wie schwerfällig werden die Geheimnisse und Wendungen in den endlosen Korridoren des El Royales als Erlösung und Vergebung erforscht. Auch wenn das (besonders am Ende) nicht ganz so einfallsreich und schwindelerregend wie der bahnbrechende Horror von "Cabin in the Woods" ist, das ist mit viel Zuneigung und Kunstfertigkeit für das Genrekino in Szene gesetzt.
7mal auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada stehen.
„Willkommen bei den neuen Kriegen!“
Der zentrale Charakter des Films hätte MILE 22 interessant machen können. Zwei gegensätzliche Dinge, Autismus und Action, zu einem Spionageknaller mutieren zu lassen, wäre reizvoll gewesen. Leider entscheidet sich Filmemacher Peter Berg diesen Ansatz nur anzudeuten und stattdessen ein konventionelles B-Picture zu drehen. Auch seine zackige Prämisse, eine bewaffnete Einheit durch eine fiktive Stadt zu treiben, weil sie einen Informanten von A nach B eskortieren müssen, nutzt er nie fokussiert. Das Schlachtfeld aus Leichen, Explosionen, Verfolgungsjagden und körperlichen Kämpfen ödet an, weil einem der Konflikt und die Figuren scheiß-egal sind. Selbst wenn Berg versucht die Action-Szenen lesbar zu machen, scheitert er. Es ist nie eine gute Idee die eh schon bewegungsreiche Akrobatik von Mixed Martial Arts-Fights noch mit der Handkamera und einem Schnittgewitter zu verstärken, das endet, wie hier, in ein Chaos.
MILE 22 ist nur ein paramilitärischer Thriller, der auf die Welle des "neuen" Kampfkinos reitet. Mit Machismo und reaktionären Geschwätz aufgeladen, flüchtet er in billigen Nihilismus.
Vierfacher, generischer Spätsommermüll.
Kaltes Kino.
Das Märchen-Motiv vom bösen Wolf und Rotkäppchen symbolisiert die Grausamkeit der Menschen, die sich wie Raubtiere benehmen. Die südkoreanische Live-Action-Adaption des japanischen Animationsfilm „Jin-Roh“ nutzt dieses Motiv als eine Parabel über die Schwierigkeit einer Wiedervereinigung zweier Länder (hier der Nord-Süd-Konflikt von Korea). Erzählt als dystopischer SF-Film in einer alternativen Realität, wo zwei zentrale Figuren diese Spannungen darstellen. Obwohl die Realverfilmung sich inhaltlich (besonders am Ende) sehr weit vom Original entfernt, das düstere Worldbuilding wird beibehalten und mit fetten Sounddesign, aufwendigen Kampfszenen und edlen Bildern, die das Anime zitieren bzw. kopieren, potenziert.
Aber bei der Charakterentwicklung versagt die Neuinterpretation völlig. Nicht nur, das die Action auf die Dauer eintönig und seltsam mechanisch wirkt, der Film ist trotz seiner enormen Länge und Schauwerten seltsam leblos. Unnötig verkompliziert erzählt und mit Figuren gefüllt, die völlig farblos wirken, verliert der Zuschauer zunehmend das Interesse an den Geschehnissen. Stoisch wankt das zentrale Paar durch den Film. Eine Verbindung ist zwischen ihnen nie zu spüren, obwohl sie der humanistische und emotionale Kern der Geschichte sind. Das melodramatische Ende ist nur eine Behauptung.
Und so geht der Abwärtstrend vom ehemals begnadeten Regisseur Kim Jee-woon weiter. „Illang“ hat dieselben Probleme wie der vorherige Film von ihm. Auch „The Age of Shadows“ sieht gut aus, ist aber kalt und hat eigentlich wenig zu sagen. Irgendwie hat der Filmemacher sein Feuer verloren.
Mit 5 metallenen Rüstungen durch dunkle Gänge stampfen.
Blutrünstiger Samenerguss.
Die Kernprobleme vom (Mixed) Martial Art Filmen sind, wie schon in den frühen Eastern, das sie nur rudimentäres Schauspiel, eine unter-komplexe Handlung und wenig tiefgehende Charaktere bieten.
"Night" ist da keine Ausnahme. Aber es ist beachtlich wie konsequent der Filmemacher Timo Tjahjanto das Genre auf seine wesentlichen Bestandteile reduziert. Er fokussiert es auf die Körperlichkeit, Akrobatik, Choreografie und Gewalt bzw. die ästhetische Zerstörung von Körpern. Die indonesischen Kampfkunst Silat wird hier zu einer viehische Kraft und Maximierungsstrategie. Immer heftiger suhlt sich der Film in seiner Gewalt-Orgie, wird zu einem Blutspringbrunnen, einem Ballett aus berstenden Knochen. Dieser Gore-Fetischismus hat keine reflektorische Ebene, es sei denn man sieht das Groteske in seiner Überzeichnung.
Im Prinzip funktioniert „Night“ wie ein stilisierter Gonzo-Porno. Wie eine unerbittliche Gewaltfantasie, in dem das Zerhacken, Zerschlitzen und Verprügeln von Menschen zu Cumshots aus spritzenden Blutfontänen werden. Die klassischen Motive Brüderlichkeit und Loyalität aus den Gangsterballaden des Heroic Bloodshed-Hongkong-Kinos dienen dabei nur noch als grobe Struktur, um ein Gemetzel zu servieren, das in seinem (teilweise) handgemachten Blutdurst fast an einen Horrorfilm erinnert.
7 in Zeitlupe fliegende Zähne.