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Alle Kommentare von lieber_tee
Lustloses Kino.
„Patient-Zero“ ist eine Mischung aus George A. Romeros Zombie-Klassiker „Day of the Dead“ mit den Tollwütigen aus „28 Tage später“. Regisseur Stefan Ruzowitzky scheint für diesen Film völlig ungeeignet zu sein. Er hat keine Ahnung wie er Spannung oder Kribbeln erzeugen soll, wackelt stattdessen mit der Kamera herum, verhackstückt den Thrill mit altbackenen Motiven und unmotivierten Gekreische. Mit der klaustrophobischen Stimmung im Bunker kann er nix anfangen, außer das (wieder einmal) durch Lüftungsschächte gekrabbelt wird. Das Thema, das sich die Menschheit durch den Virus weiterentwickelt, aber ihre Menschlichkeit verliert, wird nie clever verhandelt. So ist der Film nur ein weiterer Beitrag im Zombie-Brei, hier ein billiger, vergessenswerter Versuch.
3 Probanden in den Kopf schießen.
Blutleeres Kino.
Die Idee, dem schaurigen Slender-Men einen Kinofilm zu spendieren, ist reizvoll, da so eine urbane (bzw. digitale) Legende als bösartige Sozial-Media-Hysterie, in Verbindung mit modernen Teenager-Ängsten, dargestellt werden kann. Leider kommt der Film zig Jahre zu spät, der Hype um die Fake-Fotos des schlanken Schattenmanns ist längst vorbei. Und einen Kommentar zur Internet- bzw. Meme-Kultur spart der Film eh aus, obwohl die Realität einige sehr bittere Geschichten dazu zu erzählen hat. Mit nebel-verhangenen Bildern und knarzigen Sounddesign will Filmemacher Sylvain White schaurig sein. Er generiert aber nur unmotivierte Horrorbilder, die kein Klischee auslassen. Die übernatürliche Verfolgungsgeschichte raubt jegliches Geheimnis durch ihren Erklärbär. Spannung soll durch eine Aneinanderreihung von Suspense-Szenen, die sich mit einen lauten Jumpscare-Knall entladen, generiert werden. Aber diese wiederholende Eskalation-Dramaturgie ermüdet, um am Ende in einen billig aussehenden Monster-Unsinn zu flüchten. Was nach abgründigen Terror schreit, ist nur eine faule Mischung aus THE RING, BLAIR WITCH PROJECT und NIGHTMARE ON ELM STREET mit einem faden Buhmann für die jugendliche Zielgruppe.
4mal „The Mothman Prophecies“ anschauen.
Niedrigschwelliger "Vorglühfilm".
Der Regisseur von „Angriff der Lederhosenzombies“ beweist in seinem zweiten Werk keinerlei Gespür für Kreativität. Nach eigener Aussage ist der Film eine Hommage an das Teenie-Slasher-Genre, er bietet aber nur leere Versprechungen. Formal schludrig, biedert sich Dominik Hartl zielgruppennah an, um die Muster des US-Horrorkinos auf „österreichisch“ zu bedienen. Das ist dann nicht postmodern, sondern nostalgisch gemeint. Gefüllt mit Plot-Löchern und absurden Zufällen hampeln stereotype Witzfiguren durch bekannte Klischees. Selbst die einzig gute Idee, den Film auf einer Kroatischen Mittelmeerinsel spielen zu lassen, wird kaum genutzt, denn die tödliche Maturareise wirkt wie eine billige Kopie von Party-Bilder im hedonistischen Spring Breakers-Modus. Ein wenig Snapchat, Social Media und Instagram-Selfie betonen (ungewollt) die extreme Oberflächlichkeit der Figuren, verstärkt wird sie durch die schwache Performance von Elisabeth Wabitsch. Letztlich ist „Die letzte Party deines Lebens“ nur die noch blutärmere und noch biedere Variante von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“.
3,5 Killer mit Smiley-Maske.
Blutbad auf Rädern.
Es überrascht mich immer wieder, wie langlebig die Death Race-Reihe ist. Das Fast-Food-Franchise scheint genau die Art Kino zu sein, das als „unterhaltsam“ und „nicht-langweilig“ konsumiert wird, also „Spaß“ macht. Dazu sind Schauwerte, wie dicke Titten, rammelnder Sex und eine ordentliche Blutwurst zum rein-stecken, notwendig. Das wollen scheinbar Fans sehen.
Der vierte Teil der Reihe ist in einer dystopischen Zukunft angesiedelt. „Das Geschwür“ ist ein privat-autarkes Hochsicherheitsgebiet für Gewaltverbrecher, wo die Scheiße nach ihren eigenen Regeln regiert und durch die gladiatorenhafte Nutzung von bewaffneten Autorennen zunehmend Macht auf die Außenwelt bekommt.
Death Pit, Death Match, Death Metal, Death for all… Hauptsache „Death“. Unter dem Motto „Auf die Plätze, fertig, stirb!“ muss hier ein Mann soziopathisch sein, den Blutgeschmack im Mund willkommen heißen, durch seine Adern sollte pures Motoröl oder hochoktaniges Benzin fließen. Die Frauen müssen (mehr oder weniger angezogene) Bitches sein und gut ficken können. Beide Geschlechter bekommen beim Genick-brechen einen Orgasmus.
„Anarchy“ ist purer Gewaltfetischismus mit Hammer und Sichel. In trostlosen Farben abgefilmt, mit roten Brocken aus Fleisch und Blut garniert, kaschiert der Film sein geringes Budget durch sorgfältig in Szene gesetzte Actionszenen und einem billigen Industrie-Ruinen-Charme. Voll-gepackt mit Krawall, Explosionen, schnellen Autos und noch schnelleren Frauen aus dem Porno-Geschäft gibt es eine ordentliche Menge an Blech- und Körperzerstörungen zu bestaunen.
Der Streifen gehört zu der Fraktion von Filmen, die keinerlei Bewegung der Gehirnzellen erfordern und dadurch glauben die reinste Form des Genusses zu bieten. Mich nervt allerdings auf die Dauer ihre Vulgarität.
5 Sodomitenwichser.
Der seichteste Untergang der Welt.
Hunger Games, Maze Runner, Divergent, all diese post-apokalyptischen Jugendphantasien haben auf dem Filmmarkt Spuren hinterlassen. Leider wurde dem Studio von „The Darkest Minds“ nicht mitgeteilt, dass diese Art von verwässerten Young Adult-Verfilmungen ihren Zenit überschritten haben.
Wie ein Pilot für eine TV-Serie bzw. Franchise (das wohl nie zustande kommt) teasert der Streifen die bekannten Indigrenzien des dystpischen Teenagerfilm an. Mit dem grimmigen Szenario, das in der Zukunft alle Kinder tot sind, oder mit faschistischer Geradlinigkeit ausgerottet werden, weil sie überlegende Kräfte haben, kann der Film wenig anfangen. Er will lieber den jungen Leuten portionsgerechte Dramen vermitteln, die nicht allzu dunkel sind. Etwas Bootcamp, junge Superhelden im X-Men-Modus, böse Erwachse, hippe Multi-Kulti-Jugendliche, mal shoppen gehen, Außenseiter und ihre Adoleszenz, erstes Verlieben, an sich selbst glauben, Freundschaft, Eifersucht, Misstrauen und Abenteuer. Ein bisschen Allmachtsphantasien und ein Loblied auf die Familie. Alles was der Film illustriert, aber auch alles, hat man schon vorher gesehen. Die pubertäre Angst vor dem Erwachsenwerden als Mutanten-Kino. In seiner Banalität verdrängt der Film jedes abgründige Potenzial, (aktuelle) Subtexte sind marginal. Das ist so furchtbar berechnend, so vorhersehbar, so wenig aufregend und so formelhaft, dass selbst das junge Zielpublikum den Film ignorierte. Zurecht.
Allerdings ist die leicht-ermächtigte, weibliche Heldin (Amandla Stenberg) klasse.
4 mal an Idiopathic-Adolescent-Acute-Neurodegeneration "erkranken".
Im Freizeitpark des Klarträumens.
Der südkoreanische Thriller „Lucid Dream“ spielt mit der Idee, das Menschen in (ihre) Erinnerungen treten, sich umschauen und Details sammeln können, die Sie bisher übersehen haben. Diese Fähigkeit gibt unserem Helden die Möglichkeit seine entführte Tochter wieder zu finden und zu beweisen was wahre väterliche Liebe ist. Entschlossenheit und Aufopferung ist hier Männersache. Dabei bewegt der Film sich von Anhaltspunkt zu Anhaltspunkt, entlang einer arg vorhersehbaren Genre-Linie. Am Ende gibt es dann ein actiongeladenes Finale, das mit seiner (moralischen) Grimmigkeit der Geschichte nichts anfangen kann.
5mal falsch erwachen.
"Jemand hat ein totes Schwein in meinen Pool geworfen."
"Looking Glass" wirkt wie ein zahmer Hybrid aus lakonischen Coen-Setting, Lynch'scher Verstörung und Nic Cage-Vehikel. Filmemacher Tim Hunter nimmt sich viel Zeit für die leicht schmierig-bedrohliche Atmosphäre. Wie die Flanellhemden des Hauptdarstellers ist der Film dabei seltsam aus der aktuellen Zeit in die 80er bzw. 90er gefallen. Sein Thema einer aufkeimenden sexuellen Perversion bei der Erforschung privater Wünsche, die Verbindung zwischen Voyeurismus und Sadismus, in einen ranzigen Mitternachtsfilm zu verordnen funktioniert allerdings kaum, dazu ist der Streifen nie abgründig genug. Cage schauspielert für seine Verhältnisse zurückhaltend und ist definitiv eine Stärke des Films. Der Rest ist mehr Stimmung als Substanz.
5,5mal Versöhnungssex haben.
Worte, die in Wahnsinn und Blut enden.
Die Adaption von José C. Somozas Roman hätte eine Reflexion über die Abgründe künstlerischer Prozesse sein können. Das Motiv, das in Worten ein mythologischer und poetischer Schrecken wohnt, versucht Filmemacher Jaume Balagueró als geheimnisvolle Detektivgeschichte mit literarischen Anspielungen und gotischer Eleganz zu erzählen. Der Horror um die schaurigen Motivationen der sieben Musen funktioniert allerdings wenig, ist eine mangelhafte Kopie aus der The Three Mothers-Trilogie von Argento. Das eigentlich reichhaltige Potenzial einen gruseligen Schauergeschichte zu generieren leidet am unfokussierten Skript und der technisch tadellosen aber auch aseptischen Regie. „Muse“ ist letztlich nur ein Ritualmord-Krimi, der wie eine weitere fade Dan Brown-Bestseller-Verfilmung wirkt.
4-mal Dante zitieren.
Die Schädelsplitter der Opfer.
2018 sind zwei Filme veröffentlicht worden, die die Anschläge in Norwegen 2011 als Warnung gegen den rechten Terror benutzen. Während „Utøya“ radikal und unangenehm die Perspektive der Opfer einnimmt, auf jede weitergehende Analyse verzichtet, ist Paul Greengrass' True-Crime-Krimi ein sich dokumentarisch gebender, didaktischer Film, der vorm heimischen Bildschirm gut „konsumierbar“ ist. Stilistisch geradezu konventionell, gern mit klassischer Parallelmontage, die bewusst den Täter und ein Opfer miteinander in Verbindung setzt, soll sowohl Spannung als auch Drama erzeugt werden. Ob dabei die Darstellung von Breivik eine dunkle Faszination erweckt, während die Hinterbliebenen zu wenig Raum bekommen, kann jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Mir erscheint es eher, als ob sich Greengrass über-vorsichtig der ganzen Thematik nähert, aber trotzdem auf das Spektakuläre und den Pathos nicht verzichten möchte. Diesen schmalen Grat merkt man „22.Juli“ an. Bedient der Film zunächst die klassischen Mittel des Thrillers, so ist der Rest ein Diskurs über den Terroranschlag. Es wird sowohl den tapferen Opfern, als auch dem Täter (mit seinem perversen Narzissmus) eine Bühne gegeben und in einem betont fairen Prozess offenbart sich die wehrhafte norwegische Demokratie bzw. Rechtsstaatlichkeit. Emotional ist das ebenso überwältigend wie berechnend inszeniert, vielschichtig aber selten, denn der Film reißt sein komplexes Thema nur an, vertieft wenig. Die zahlreichen Charaktere und gesellschaftlichen Auswirkungen wirken seltsam verdünnt, in Häppchen serviert. Allerdings wohnen dem Film immer moralischer Ernst und Parteilichkeit für die Leidtragenden inne.
5 Schrapnellen des Faschismus.
Wir tanzen den Politdialog.
Aus den wahren Begebenheiten in Entebbe 1976 macht José Padilha ein seltsam kraftloses, braves Thesenstück zum Nahostkonflikt. Völlig unaufgeregt werden die Flugzeugentführung und militärische Befreiungsaktion auf mehre Handlungsstränge verteilt (und somit auch auf die jeweiligen Positionen). Der diskursive Moment des Themas steht im Mittelpunkt. Der Zuschauer ist immer vor Ort, aber nie lange genug an den Figuren dran, um sie wirklich interessant zu finden, oder gar mitzufiebern. Die Charaktere wirken unterentwickelt, erzeugen keinerlei dramatischen Impuls. Irgendwie stagniert ständig der Film, wenn er die Motivationen der Palästinenser, der RAF-Mitglieder und die Beweggründe der Israelis formuliert. Padilha zwängt trotzdem das Ganze in ein dramaturgisches (Thriller-) Gerüst, eingerahmt in eine moderne Tanzperformance, die „das Ablegen der klassischen jüdisch-orthodoxen Kleidung als eine Metapher für das Loswerden einer Politik, die Verhandlungen verhindert“ darstellt (da musste ich bei Wikipedia nachschauen). Die wirklich provokativen Fragen stellt der Film allerdings nie, sondern holt ständig den (er-) nüchternen Erklärbär raus, um am Ende zu sagen, dass es besser wäre wenn sich alle lieb haben würden, denn Frieden ohne Verhandlungen ist unmöglich. Diese sicherlich gut gemeinte Botschaft, der humanistische Wille des Films, ist ihm anzurechnen. Aber der moralischen Komplexität des Nahostkonflikts wird er damit kaum gerecht, gerade weil der Film immer politisch gerecht sein will (sogar Verständnis für die Terroristen aufbringt). Dieser weichgespülte Betroffenheitsblick hat keine Dringlichkeit, nicht mal gegenüber den Geiseln, denn selten waren einem die Opfer so egal wie in diesem Film.
5-mal Verhandlungsbereitschaft signalisieren.
Guignol im Gefängnis.
Wenn die brachiale Zärtlichkeit eines Mannes zu grotesk-viehischer Enthemmung wird.
Im Aufbau ebenso geduldig wie packend, mit gemächlicher Gelassenheit, begleiten wir Vince Vaughn als einen stoischen Wandschrank, der das amerikanische Strafvollzugssystem in seine Einzelteile zerlegt. Der ultra-gewalttätige, knochen-knirschende Ein-Mann-Amoklauf ist ein albtraumhaftes Schlachtfeld des Nihilismus. Wenn er im letzten Kreis seiner eigenen Hölle ankommt, eine Art mittelalterliche Folterkammer, wird mit rabenschwarzen Augenzwinkern und slapstick-artiger Überzeichnung die Verteidigung und Bedrohung der eigenen Familie vor institutionalisierter Härte grotesk verformt und abgefeiert.
Autor und Filmemacher S. Craig Zahler ist offensichtlich ein progressiver und risikofreudiger Regisseur. Bislang meditiert er gerne über die tiefere Bedeutung von Gewalt und Macht (in den USA). Mit einer apokalyptisch-geballten Faust beschwört er das 70er Jahre Grindhouse-Kino, beutet es mit einer boshaften Aufrichtigkeit aus, so dass der Film sowohl als aufbrausende Gewaltfantasie, wie auch soghafte Genreübung goutiert werden kann.
7,5-mal den Schädel knacken.
Rauschende Raserei.
Gareth Evans' okkulter Hybrid aus seinem eigenen V/H/S 2-Segment ("Safe Haven") und dem Klassiker "The Wicker Man" ist über weite Strecken ein hypnotisierender Slow-Burner, der im dritten Akt in den erbarmungslosen Wahnsinn absteigt. Die barbarische Geschichte um Rettung, Rache und Erlösung nutzt offensichtlich das Setup des britischen Kultfilms, wo ein Fremder in ein Refugium eindringt, hier eine abgelegene Insel-Gemeinschaft, die dem Traditionalismus und einer heidnischen Religion willenlos folgt. Archetypen von Glaubensfiguren (der falsche Prophet, der gescheiterte Heilbotschafter, der Zweifler, die Mitläufer, die unschuldig-naiven Hoffnungsträger) werden mit einem Blut-Ernte-Kult konfrontiert, der die Existenz eines beschützenden Gottes in Frage stellt und die problematischen Aspekte von Religionen schmerzhaft offenbart.
In der 130-minütige Laufzeit offenbaren sich narrative Mängel und die Mixtur aus verschiedenen Genre ist nicht so raffiniert wie sie sein will, aber es ist beachtlich wie präzise Evans seinen eigenen filmischen Exzess sucht. Dieser seltsam-beunruhigende und fiebrige (Körper-) Horror bohrt einem im wahrsten Sinne des Wortes einige verdammt schaurige und derbe Bilder in das Gedächtnis.
Wer etwas Herz für die makabre Schönheit von blutrünstigen Horrormysterien hat wird reichhaltig belohnt. Es sei denn, er erwartet ein brachiales Action-Feuerwerk, wie es der Filmemacher zuvor in seinen Raid-Filmen gezündet hat.
7 Gallonen Blut.
Mit dem Holzhammer den blanken Effekt bürsten.
"Midnight FM" schiebt seine marginal charakterisierten Schachbrettfiguren für den äußerlichen Thrill gezielt hin und her. Logik ist ihm egal, ist rein funktional. Aus seinem anfänglich reizvollen Psycho-Spiel zwischen dem Radio-Station-Gefängnis und der Machtposition des externen Stalker-Serienkillers bleibt wenig übrig. Stylisch-verwackelt werden die Oberflächenreize bedient, jegliche Substanz, wie mögliche Medien-Kritik (Unterschied zwischen filmischer Fiktion und Realität), fahrlässig ignoriert. Das perfide Drehbuch-Wirrwarr soll hektische Spannung erzeugen. Wenn aber einem die Figuren scheiß-egal sind und der Zuschauer ständig dreist verarscht wird, funktioniert das nicht.
Reißbrett-Thriller aus Süd-Korea, der sein cleveres Katz-und Maus-Potential völlig verschenkt.
4 Regler auf stumm...
Ständig im Kreis herum-schwimmen ist auf die Dauer irgendwie öde.
Mit viel Geld und soliden Computer-Effekten aufgepumpte Version eines zahnlosen, blutleeren Asylum-Films. Für den internationalen Statham-Markt produziert, funktioniert „Meg“ nicht mal als doofer Spaß, weil er selbst dafür zu dumm ist. Die lächerliche Adaption von Steve Alten's eh schon schlichter Vorlage findet nie die Balance zwischen Action (nein, nicht Horror) und Humor. Der Streifen ist nur ein kalkuliertes Fast-and the Furious-Food-Geschäft mit prähistorischen Haien für die amerikanisch-chinesischen Finanziers. Mit sturer Geradlinigkeit und ordentlichen Tempo torpediert er jegliches Interesse an den Figuren, menschliches Drama wird durch blöde Witze versenkt. Bei dem Versuch, die bekannten Tier-Horror-Elemente mit den höchstmöglichen, spektakulären Effekten zu bedienen, merkt Filmemacher Jon Turteltaub gar nicht, das sein Oberflächenreiz-Stakkato platt wie 'ne Flunder ist.
4 strampelnde Pekinesen.
Remember the 80s?
„Summer of 84“ springt auf den massentauglichen Revival-Zug der Jugendhorrorfilme im 80er Jahre-Stil auf. Wieder bedienen die Macher von „Turbo Kid“ ausufernd die Nostalgie vergangener Zeiten. Nicht als post-apokalyptische Retro-Gewalt-Orgie, sondern als sanft-abgründigen Kleinstadt-Thriller. Irgendwo zwischen Lynch, Hitchcock und King loten sie die dunkle Seite von Spielberg aus. Dieser Film lebt davon was die hochpopuläre Netflix-Serie „Stranger Things“ hoffähig gemacht hat. Carpenter-typischer Synthi-Sound, ein Loser’s-Club mit Baumhaus und BMX-Rädern, eine scheinheilige Vorstadt-Idylle und sehr, sehr viel Zeitkolorit. Wer genervt von dieser Art Wehmut ist, kann sich den Film definitiv sparen, denn einen Mehrwert biete er kaum. Das Drehbuch laugt schon fast schmerzhaft die popkulturellen Meilensteine dieser Zeit aus. Ob mit Magie und Herz, oder als billige Kopie, muss jeder für sich entscheiden. Wer diese Komfortzone der bekannten Bestandteile mag, kommt sicherlich auf seine Kosten.
Lange Zeit lullt der Film den Zuschauer in ein Gefühl der kindlichen Sicherheit und des naiven Grusel von Versteckspielen ein, bevor er in den letzten 20 Minuten eine überraschende Düsternis entwickelt, die die Unschuld der Geschehnisse bzw. Jugend torpediert. Leider wirkt dieser dunkle Moment bei weitem nicht so finster wie er im Drehbuch steht. Dafür fehlt in letzter Konsequenz, das wirklich enthemmte und fiese Können. Denn abgesehen von der Hauptfigur lassen einem die Teenager seltsam kalt. Sie sind Archetypen, die man schon zig-mal gesehen hat. Fairerweise muss den drei Filmemachern attestiert werden, dass sie sich zumindest handwerklich, im Vergleich zu ihrem Trash-Vorgänger, weiter entwickeln. Ich hoffe, dass sie es irgendwann einmal schaffen sich von ihren 80er-Melancholie los zu lösen.
„Summer of 84“ ist nur ein nett-bescheidenes Suspense-Puzzle, ein detailfreudiger Ausflug in die Vergangenheit, ohne jegliche artifizielle Andersartigkeit.
5,5 billige Spielzeug-Walkie-Talkies.
Der Widerstand der Luft.
Ein friedlicher Normalo mit außergewöhnlichen Schießfähigkeiten gerät in finanziellen Sorgen und wird deswegen zum Auftragskiller.
„La résistance de l'air“ ist ein eher ruhig gehaltener, düsterer Film. Eine Mischung aus etwas Aktion und viel sensiblen Drama, die zunächst langsam skizziert wie ein Mann seine moralischen Tugenden für seine Familienpflicht opfert und zum Killer (bzw. immer mehr wie sein verhasster Vater) wird. Was am Anfang durchaus psychologischer Tiefe hat, das Realistische mit dem Spektakulären kombiniert, wird nach dem etwas überhastet wirkenden Umschwung seltsam oberflächlich und konstruiert. Der Regisseur bedient bekannte Genre-Klischees, die aber nicht die notwendige dramatische Kraft entwickeln. Der Film verliert seinen Rhythmus und endet in ein arg krudes Ende, wo männliche Gewalt, hörige Frauen und Kernfamilie belohnt werden.
4mal ins Schwarze treffen.
Rätsel um die dunklen Schatten.
Simpler House-Invasion-Slasher, mit einer Tigermama, die ihre Kinder vor einem Irren in einem einsamen Ferienhaus beschützt. Quinn Lasher (oder Dennis Iliadis?) holt aus den bekannten Ingredienzien viel raus. Eingebunden in kindlich-märchenhaften Motiven, mit ausgewaschenen Farben und hohen Kontrast gefilmt, wird das Stalk-and-Slash-Gerüst als eine Genreübung benutzt, die effektiv funktioniert. Dank eines wirkungsvollen Sounddesigns und der ökonomischen Regie, entsteht ein wachsendes Gefühl von Unbehagen und Hoffnungslosigkeit. Nur auf die dämliche Erklärung für die Taten vom Mörder selbst, hätte der Film verzichten können.
6 rote Fäden im Wald.
John Wick in der Zukunft.
Hochgradig stilvoll umgesetzter Retro-Streifen, der sich ehrgeizig ambitioniert gibt, aber bei weitem nicht so schlau in seinem futuristischen World-Building ist wie er sein möchte. Er ordnet allerdings seine vertrauten Elemente mit genug Witz, Originalität und etwas Wahnsinn zu einem B-Movie-Trash zusammen, wo das starke Ensemble aus kultigen bzw. aufkommenden Stars und sein nostalgisches Ambiente seine besten Clous sind. Eigentlich müsste das aus losen und nicht zu Ende gedachten Fäden zusammengebastelte High-Konzept überhaupt nicht funktionieren, aber irgendwie tut es das doch auf sympathische Weise. Ich mochte diese holprige Genre-Mischung. Sie ist zwar in ihrer Gesamtheit fehlerhaft, aber in ihrer blutigen Kühnheit kreativ. Kein Überflieger, aber angenehm speziell, der Film.
6,5 Schwestern mit Helfersyndrom.
Filmische Interferenzen.
Morde in einer Welt ohne Anonymität oder Verbrechen. Die Mischung aus Minority Report und einer Black Mirror Folge funktioniert als warnender Noir-Krimi, der in einer digitalen Dystopie angelegt ist. Dank seines unterkühlten Stils hält der Film den Zuschauer an der Stange. Sein Spiel zwischen Manipulation und Verführung ist zwar eher oberflächlich gezeichnet, die Überlagerung von verschiedenen Sichtweisen, bis zur Verwischung und Manipulation von Identitäten, wirkt visuell und inhaltlich aber durchaus faszinierend. Sie suggeriert eine Kritik an Datenkraken und Verlust an Privatsphäre durch staatliche Macht. „Anon“ folgt dabei launisch dem Hard Boiled-Krimi-Schema. Im letzten Akt bietet er allerdings eine Auflösung, die nur als banal und zusammen-konstruiert zu bezeichnen ist. So offenbaren sich die begrenzten Ambitionen des Filmemachers.
5 unvollständige Dateien.
Wenn Unschuld vergiftet wird.
Ist Albert Sanchéz Pinols Vorlage ein stimmungsvoller und packender Horrorroman in der Tradition von HP Lovecraft, plätschert die Verfilmung von Xavier Gens eher lustlos vor sich hin. Von der Grimmigkeit und dem harten Terror seiner älteren Filme ist nichts mehr zu spüren. Hier wird nur energieloses, angepasstes Seemannsgarn gesponnen. An „Cold Skin“ ist nichts abgründig. Weder funktioniert der misanthropische Irrsinn durch Isolation, der schon genozide Tendenzen hat, noch die Dualität von Liebe und sexueller Ausbeutung, letzterers wird nur sehr zögerlich angesprochen. Der Film weiß nicht wohin er gehen soll. Eindimensionale Charaktere ballern in endlosen Schießereien Nacht für Nacht schlecht animierte Monster ab. Der interessanteste Teil, die Kreaturen, wird in keiner Weise erforscht. Die Heimsuchung von amphibisch-humanoiden Wesen auf einer einsamen Leuchtturm-Insel ist als offensichtliche Parabel für Kolonisierung, Ausbeutung und Rassismus gemeint, mit der Frage, wer sind hier die wahren Monster. Aber zum Blick in den Abgrund des Primitiven findet der Film nur banale Weisheiten. Zumindest optisch sieht der Film gut aus.
4 Meerjungfrauen als Sexsklaven.
Riesenhafte Ängste.
Märchenhaft, subtil-sensibel und berührend ist „I Kill Giants“. Leider erinnert sein Ritt durch kindliche Machtphantasien und bittere Realitäten stark an „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Auch wenn hier die Vorlage ein Comic ist, nahezu alle wesentlichen Elemente sind in dem etwas früher erschienen Film bereits exakt so zu finden. Das Drama, mit seinen phantastischen Komponenten, die die Unordnung des Leidens und Lebens symbolisieren bzw. eine Notwendigkeit der Überwindung von Ängsten propagieren, wird beeindruckend glaubwürdig von der 15 jährigen Madison Wolfe getragen. Der Film ist definitiv gut gemeint in seiner Selbstermächtigung eines mutigen Mädchens und bietet ambitionierte, stilvolle Coming-of-Age-Kost. Da stört die eher schlichte psychologische Erklärung für die Flucht in eine Welt aus Magie und Monstern wenig. Und ihn nur als reinen Abklatsch ab zu urteilen ist letztlich auch nicht fair, dafür verzaubert der Film den Zuschauer zu sympathisch.
6-mal zwischen Alltag und Fantasiewelt pendeln.
"Das Böse ist der wahre Antrieb hinter jeder Geschichte"
Ein 16-jährigen Mädchen verschwindet in einer isolierten Alpen-Kleinstadt, ein selbstgerechter Ermittler mit unkonventioneller Methoden und ein Verdächtiger, dessen Leben aus den Fugen gerät, das klingt auf dem Papier attraktiv. Wie Donato Carrisi seinen eigenen Bestseller mit seiner rätselhaft-mysteriösen Grundstimmung (die an skandinavischen Krimis erinnert) in der ersten Hälfte verfilmt, kann als solide Genre-Kost goutiert werden. Keine klaren Abgrenzungen zwischen Gut und Böse, die Verästlungen der Story, falschen Spuren, doppeldeutigen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind im Prinzip alle interessant. Sie sollen wie ein postmoderner Euro-Thriller funktionieren, aber verlaufen zunehmend im diffusen Nebel der Langeweile. Der Streifen verliert seinen Rhythmus, weil die zahlreichen Figuren nur funktional für einen Twist eingeführt und verschoben werden. Als am Ende der Film auch noch mehrfache (drei!!!) Umdrehungen macht, die alle arg konstruiert wirken, fühlte ich mich verarscht. Der Manierismus von Carrisi ein besonders clever-abgeklärtes Werk über das Böse im Menschen machen zu wollen, führt spätestens im Finale zur Enttäuschung und Ernüchterung. Das Anprangern von Eitelkeit bzw. Gier scheitert an der eigenen Eitelkeit des Autors und Regisseurs.
5 verschlafene Nester in den Alpen.
Eine erbarmungslose Reise ins kalte Herz der Dunkelheit.
Der dritte Film von Jeremy Saulnier ist wieder ein intensives Thriller-Drama, das isolierte Landschaften als Abbilder seiner Figuren darstellt.
In William Giraldis Roman-Adaption kommt der Krieg nach Hause, hier in die Einöde von Alaska. Wir dringen (wie der Protagonist des Films) in eine fremde Welt ein, die wir nie wirklich verstehen werden. Als pulpiger Neo-Western erzählt, treffen blutrünstiges Gemetzel, indigene Mystik, Rache-Krimi und griechische Tragödie auf eine Meditation über das Animalische im Menschen. In einer Wildnis, wo nicht das gefährlichste Raubtier der Wolf ist, sondern das Biest (bzw. Böse) in uns selbst, das durch ständige Dunkelheit und Einsamkeit ausbricht. Mit schlafwandlerischen Tempo erzählt Saulnier diese metaphysische Geschichte aus Mord und Chaos.
Zwischen extremen Gewaltausbrüchen und der trügerischen Stille faszinierender Naturaufnahmen entsteht eine eiskalt-effektiv ausgeführte Studie über die Unerklärbarkeit von menschlichen Verhalten, bis zum Finale, das sich einer Handlungsauflösung und Katharsis verweigert. So wird „Hold the Dark“ nie eine Summe seiner grausigen Teile. Das kann Unzufriedenheit erzeugen, oder zu einer unbehaglichen Erfahrung führen, in einer viehischen Welt, die sonst auf alles "logische" Antworten hat. Aber wahrscheinlich scheitert der Film bereits bei den meisten Zuschauern daran, dass er die geschürten Erwartungshaltungen (z.B. Tier-Horror) nicht erfüllen will, ständig bewusst unterläuft.
7,5 hölzerne Wolfsmasken.
Shakespeare in Spagettisoße.
Hamlet als Italo-Western ist eine ebenso gewagte wie geniale Idee. Die ersten zwei Drittel des Films entsprechen dem Shakespeares-Original. Sie tauschen Schwerter gegen Pistolen und Dänemark gegen den Wilden Westen aus. Enzo G. Castellaris seltsame, bühnenartige Action ist dabei schrill, die Farben sind knallig und die Kostüme theatralisch staubig. Albtraumhafte Szenarien treffen auf hypnotisierende Bilder, nahe einer Abstraktion des Genres. Leider ist genau das die Schwäche des Films, denn der Stil lässt ihn als Western irgendwie steif und unbeholfen wirken. Die Handlung fühlt sich lethargisch an. Der Versuch Kunst und Genrekino zu verbinden bekommt etwas Apathisches. Am Ende bleibt kaum eine Szene hängen.
5 unterirdische Friedhöfe.
P.S. Das dieser Film mit dem Originalfilm „Django“ nicht verwandt ist, sondern nur aus Werbezwecken so betitelt ist, liegt an den jeweiligen Vertriebshändlern. Sie versuchen einen erfolgreichen Namen weiter zu vermarkten.
Der bessere „Inside Man“.
Eine Gruppe hochgradig organisierter Krimineller wird in der Bank gefangen, die sie zu berauben versuchen. Das Katz und Maus-Spiel mit der Polizei verkompliziert sich durch eine korrupte Regierungsgruppe.
„Jeder gegen Jeden“ ist ein klassisches Heist-Movie, das die Folgen individueller und systemischer Habgier beschreibt. Innerhalb des Überfall-Films macht er sehr gute Dienste. Das ist seine Stärke, denn wie Regisseur Daniel Calparsoro die Gemeinplätze des Genres bedient, in seiner mühelosen Art die Handlung immer wieder antreibt, ist hervorragend gelungen. Die Konflikte zwischen den Räubern, die verschiedenen Doppelabsichten und cleveren Verhandlungen zwischen Polizei und Dieben machen den Großteil des Films aus. Der Streifen hat einen ebenso entspannten wie flotten erzählerischen Rhythmus, um am Ende einen wütenden Angriff auf die Regierungskorruption Spaniens zu starten.
Sympathischer und einnehmender Thriller, aus einem kleinen Filmland, das immer wieder Perlen des Genre-Kinos hervor zaubert.
7 Tage Dauerregen.