lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    Von Anfang bis Ende eine straffe und angespannte Adrenalin-Fahrt, die das Beste aus ihrer geradlinigen Heist- und Krimi-Geschichte macht. Ein pfiffiges Katz-/ Mausspiel zwischen Polizei und Gangster mit Härten, sympathischen Figuren und einer Kamera die irrsinnig dynamisch herum fliegt. Mindestens so gut, angenehm modernisiert, wie das Original.
    Klasse südkoreanischer Thriller.
    Allerdings habe ich irgendwann etwas übel gerülpst, wenn ich mir vorstelle das ich in solch einen all-überwachenden, idealisierten Polizeistaat lebe in dem Ausspionieren das Mittel zum guten Zweck ist.

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      Einer Gruppe von Söldnern helfen in der Sahara bei der Öl-Suche. Als einer von ihnen von Terroristen getötet wird, entscheiden sie die Übeltäter zu folgen und ihren Freund zu rächen ... was zu eine sehr ermüdenden Jagd führt. SAHARA CROSS ist dröge. Keiner der Charaktere ist sympathisch oder rücksichtslos genug, um interessant zu sein. Es gibt lediglich hübsch eingefangene Landschaften, Gewalt und Sleaze weniger. Einfach ein völlig uninteressanter Film, trotz der für Talent stehenden Beteiligten. Ne…

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      • 6 .5
        lieber_tee 03.02.2015, 23:59 Geändert 04.02.2015, 09:35

        In vier Episoden porträtiert Jia Zhangke die Verrohung der autoritär-sozialistisch geprägten, chinesischen Gesellschaft durch den Turbokapitalismus, malt ein desillusionierendes, tragisches Bild eines Landes in dem der Einzelne auf die veränderten Bedingungen nur noch mit eruptiven Gewaltausbrüchen reagieren kann. Wenig subtiler, zeitweise schleppender aber faszinierender, privater Blick auf die kleinen Leute im weltgrößten ökonomischen Markt. Beeindruckend, das der Film mit dieser vernichtend-kritischen Anklage sozialer Missstände so unproblematisch die staatliche Zensur passieren durfte. Ärgerlich die undifferenzierte, dran geklatscht wirkende Schuldzuweisung am Ende.

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        • 7 .5
          lieber_tee 30.01.2015, 01:14 Geändert 12.05.2020, 02:29

          Der Mann, sein Auto und sein Hund.
          THE EQUALIZER meets THE RAID, radikales, simples konsequentes Rache-Kino wie es in dieser reduzierte Form selten im amerikanischen Mainstreamkino zu finden ist.
          Regisseur Chad Stahelskis Basis als gefragter Stuntman und Stunt-Koordinator bei Hollywoodblockbustern ist offensichtlich. Rammbock-Reeves knüppelt und ballert sich in einem energetischen Ballett aus Blut und Gewalt durch den Film. Was er schauspielerisch nicht drauf hat, kompensiert er mit physischer Präsens, eleganten Anzügen und ausgesuchter Höflichkeit.
          Angenehm nüchtern, mit grimmigen Humor durchzogen bekommen Fans von hirnlosen B-Pictures ein lustvolles Gemetzel, in dem Gewalt die Quelle für weitere Gewalt ist, ein Dauer-Showndown folgt dem nächsten. Die Brutalitäten werde nicht reflektiert, sind vordergründig auf das Waffen-und Gewaltfetischierte Zielpublikum fixiert. Wie in einem Videospiel wird der stylische Kampfhund losgelassen, der, wenn er erst mal Blut geleckt hat, geistlos in einem Universum aus abgedroschener Emotionalität, Profikillerklischees und Russenmafia-Stereotypen herumballert. Das ist simpel, sieht chic aus und ist mal nicht auf Weichei-PG-13 gemacht, ermüdet allerdings in seiner Reproduktion von Bekanntem zusehends.

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            Wer Bock auf verschwörungstheoretischen Humbug um halluzinogene Drogen, CIA, Menschenversuche und irgendwelchen Monstern hat, bekommt hier ein auf (teilweise) Found Footage machendes Schauermärchen, das mit stimmungsvoll-gruseliger Kamera und Hui-Buh-Schreckgespenst-Effekten sanft vor sich hin wackelt. Eine Auflösung des mystisch-paranoiden Wirklichkeitsverlusts ala H.P. Lovecraft gibt es nicht, egal das muss halt der wohlwollende Betrachter dann selbst zusammen-spinnen. Für ein Indie-Debüt nicht unbegabt und ordentlich, leider verschenkt der Streifen (besonders zum Ende hin) viel an seinem verstörenden Potential.

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              lieber_tee 29.01.2015, 00:14 Geändert 29.01.2015, 03:44

              Nicholas McCarthy hat scheinbar eine Vorliebe für subtile Gruselgeschichten, die mit bewusst verzögerten Tempo und nicht expliziter Gewaltdarstellung schaurige Stimmungen erzeugen. Wie schon in seinem Indie-Horror-Hit „THE PACT“ geht es um einen Kontrakt mit dem Bösen, nicht als Haunted House-Flick sondern dem Okkulten folgend. Gekonnt, mit langen Kamerafahrten, minimalen Set-Design und clever eingesetzten Jumpcares beschreibt er ein Gefühl der Bedrohung und Angst. Inhaltlich stolpert „Home“ allerdings, ebenso wie der Erstling, etwas zu gewollt durch ein Art the Best of aus Horrorklassikern. Der Zuschauer wird schrittweise und bewusst unchronologisch mit Informationen gefüttert, Perspektivwechel kaschieren mehr oder weniger gelungen die Formelhaftigkeit des Drehbuchs, das, Logik- und Erklärungsbefreit, mit unnahbaren Figuren seltsam unempathisch im luftleeren Raum hängt. So bleibt ein inszenatorisch kompetenter Versuch übrig, der gerne mehr als ein typischer Besessenheits-Film sein möchte, letztlich aber nur die gängigen Standards des Genres bedient.

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                Alles in allem ist „Rammbock“ ein guter, altmodischer Abenteuerfilm. Ihm geht zwar in regelmäßigen Abständen die Puste aus, nimmt aber immer wieder genug Fahrt auf um zu fesseln, findet auf dem Fluss und an den Wasserfällen seinen packenden Höhepunkt. Lino Ventura spielt den unbeschwerten, harten Kerl mit Genuss, schafft den Streifen über den Durchschnitt zu hieven. Kein Nervenkitzler aber sympathisch, der Film.

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                • 6 .5
                  lieber_tee 26.01.2015, 23:52 Geändert 27.01.2015, 03:10

                  Wenn es bei dem Knuddel-Robot-Sanitäter geblieben wäre, der penetrant beschützen und versorgen möchte, hätte ein fast subversiver Film über die Mechanismen des Superhelden bzw. Action-Kinos mit ihrer unreflektierten, kindgerechten Darstellung von Gewalt als Problemlösung entstehen können. Aber die hausinterne Vereinigung von Marvel und Disney ist nun mal an erfolgserprobte Formeln gebunden. Einen knuffigen Sidekick für den Slapstickhumor (sehr gut für Trailer), pädagogisch wertvolle Werte kindgerecht darreichen und das Zielpublikum dabei nicht zu sehr in ihren Gewohnheiten stören. So wird im Haus der Maus nun mal ein Unterhaltungsspaß für die ganze Familie generiert.
                  „Baymax“ fundiert emotional seine flache Geschichte mit vermeintlich vielschichtigen Themen wie Tod, Trauer und Technikkritik um sie spätestens im letzten Drittel mit Überwältigungs-Kampfgetummel im hektischen Superhelden-Modus zu erschlagen. Viele tolle Ideen werden mutlos verschenkt (z.B. das seltsame Japanisch-Amerikanische Kultur-Clash-Szenario). Die Angetriebenheit wird mit imposanten Bildern überspielt und bewahrt sich überraschender Weise, in seinem generischen Spaß, immer wieder ergreifende Momente einer herzlichen Wärme zwischen Mensch und Technik.
                  Weniger Mainstream auf Kasse, dann wäre dieses riesige Towabu fast ein zweiter "Ralph Reichts" geworden, zu einem anarchisch-parodistischen "Die Unglaublichen" reicht es eh nicht.

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                  • 7
                    lieber_tee 26.01.2015, 14:13 Geändert 26.01.2015, 14:14

                    80er Jahre Grusel-Groteske, vom Enfant terrible Ken Russel. Halluzinogener Bilderrausch mit freudianischer Symbolik im surrealen Trash-Topf. Die Frau als verführerische, giftige Schlange. Ihr Vampirismus ist eine Bedrohung für die Männlichkeit. Gift spritzender, makaberer, unartiger und heidnischer Film. Anbetungswürdig.

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                      lieber_tee 24.01.2015, 23:54 Geändert 25.01.2015, 04:43

                      PG 13 gereinigtes Schlummerfilmchen, das Zielgruppen-Horror für Jugendliche generiert. Formelhaft, ohne Leidenschaft und Gespür für Schrecken, werden Genre-Klischees abgespült. Jumpscares, digitale Geister, Apple-Produkte und Zahnseide sind mühselige Mittel von Michael Bay (Produktion) um in den kommerziellen Arsch der Hasbro-Brett-Spiel-Verwertung zu kriechen. Uninteressante Figuren werden funktional hin und her geschoben, agieren wie bei einer Schultheater-Aufführung. Das möglicherweise interessante Thema einer Auseinandersetzung mit Tod und Verlust eines Freundes ist nur Staffage für faden Geisterbahngrusel. Da sind die Nachtwanderungen bei den Pyjama-Partys meiner 9 Jährigen Tochter packender.

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                      • 6

                        Joe Don Baker spielt herrlich passend einen mürrischen, griesgrämigen, ungehobelten Cop, der damit beschäftigt ist Kinder anzupöbeln und sich tranige Verfolgungsjagten mit Heroin-Dealer liefert. Mit hartgekochten Eiern, etwas stumpf aus der Wäsche schauend, verbeißt er sich in ein Katz und Maus-Spiel mit Ganoven, geht keine Kompromisse ein. Ein glänzender Held sieht anders aus. Mitchel ist moralisch zweideutig und verleiht dadurch eine gewisse Glaubwürdigkeit dem Film, der ganz 70er Jahre-Like alle Vorzüge und Nachteile dieser Filmzeit präsentiert, in seiner billigen Machart genau den Charme hat den er verdient und die kathartische Befreiung von Selbstjustiz schlicht und einfach auf den Punkt bringt.

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                          lieber_tee 23.01.2015, 23:21 Geändert 24.01.2015, 00:32

                          Der zweite Aufguss von „Taken“ ist schlichte Thriller-Sülze, die leider flächendeckend Multiplexkinos verstopft. Ein kaltes Hochglanzprodukt, das angetrieben daher braust und mal wieder Spannung mit Hektik verwechselt. Ein unkaputtbarer Super-Brummbär schwingt wenig zimperlich aber blutleer die Wumme und Keule in einer schrecklich verschnippelten, zusammenhanglos montierten Actionrotze. Weder Hand noch Fuß hat dieser unerbittlich linear erzählte „Auf-der-Flucht“-Klon. Liam Neeson Portemonnaie ist etwas dicker, der Zuschauer mit durchstereotypisiertes Fast-Food-Kino gesättigt und ich vor Langeweile auf dem Klo beim Kotzen eingeschlafen.

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                          • 6

                            Das sonnige Nizza in der dunklen Hand eines Snipers, der scheinbar ohne offensichtliches Motiv Menschen erschießt. Ein kühler, undurchsichtiger Polizeioffizier ermittelt und findet die profanen wie bitteren Hintergründe der Mordserie.
                            Unfertig-holpriges Mysterium, der Streifen. Jean-Louis Trintignant wuselt mit kindischen Ausbrüchen, tragisch-komisch herum, es tun sich Abgründe auf, die nie bewertet werden. Eine schwache Prise von Gesellschaftskritik, in einer Zeit voll Anarchie, Skrupellosigkeit und Egoismus, weht durch den Film, vertieft wird nie etwas, der Zuschauer steht seltsam verloren am Rande. Das hat was, wenn auch nicht viel.

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                              Französisches Actionkino der schnelllebigen und harten Gangart.
                              Fred Cavayés dritter Streifen dieser Art verzichtet auf jegliche Glaubwürdigkeit, streift zweckmäßig emotionale Aspekte der Story. „Mea Culpa“ wirkt in seinem reduzierten Stereotypen-Minimalismus an B-Actioner vom Ramschtisch der Videotheke, gepaart mit dem Fatalismus und Drive vergangener, altmodischer Thriller und Gangsterfilmen. Reduzierte Männlichkeit trifft auf knüppelharte, grimmige Körperlichkeit. Das hat keinerlei Substanz, ist aber rasant, zielgenau auf den Punkt zentriert.

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                                Ein selbstsüchtiger Mann macht sich von seiner schwangeren Freundin auf den Weg zu einer Party, wo das bevorstehende Ende der Welt gefeiert wird. Dabei hilft er einem Mädchen auf der Suche nach ihren Vater. Ihre Beziehung zueinander führt ihn schließlich zur Läuterung und Erlösung.
                                Der offensichtlich ehrgeizige Debütfilm des Regisseurs und Autors Zack Hilditch ist immer dann überzeugend, wenn er seine kantigen, verstörenden, teilweise ausgesprochen brutalen Momente beiläufig, wie am Wegesrand auslebt. Seine Themenkomplexe Familie, Liebe, Verantwortung und gesellschaftlicher Kollaps will er aber auch als empfindsames Drama über die Machtlosigkeit angesichts einer unvermeidlichen Tragödie erzählen. Da wirkt der Film allerdings als Charakterstudie (in Kombination dem beschränktem Spiel des Hauptdarstellers) seltsam flach und vorhersehbar. Der gewollte Kontrast zwischen Gewalt/Ausschweifungen und sentimentalen, herzzerreißenden Szenen wird nie empathisch gefüllt, die Figuren sind immer nur Mittel zum Zweck, repetitiv, fast profan ist der Handlungsverlauf.
                                Die verbrannte Leere im vor-apokalyptischen Australien hat allerdings visuell eine seltsame, fast surreale Schönheit und die starken emotionalen Momente sind, obwohl kitschig, berührend.

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                                  Kniffeliger, angetrockneter Gerichtsthriller, der seine Handlung zwischen zwei Prozessen treffend mit Rückblenden ausbalanciert. Terence Hill agiert überraschend hüftsteif in seiner ernsten Rolle, seine Ermittlungsarbeit erscheint fast nostalgisch, Dialoge und nicht Action stehen im Vordergrund. Die Grenzen von Rechtsprechung, die Fragen nach Moral und Schuld sind aktuell denn je, bekommen hier eine bittere Antwort.

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                                    lieber_tee 21.01.2015, 13:52 Geändert 04.03.2015, 02:39
                                    über Platoon

                                    1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                    Ich glaube es war François Truffaut, der sagte, dass es nicht möglich ist, einen Anti-Kriegs-Film zu machen, denn alle Kriegsfilme, mit ihrer Energie und Abenteuerlust lassen am Ende den Kampf wie einen Spaß (für den Zuschauer) aussehen.
                                    „Platoon“ ist Oliver Stones persönliche, autobiographische Aufarbeitung seiner eigenen Erfahrungen im Vietnamkrieg. Sein Ego Taylor (Sheen) ist zwischen zwei Sergeanten hin und her gerissen. Barnes (Berenger) ist durch den Kampf gehärtet, ein brutalen Mörder, der den Krieg für sein sadistisches Vergnügen verwendet. Elias (Defoe) hat mit seinen inneren Dämonen gerungen bzw. ermattet seine Zweifel mit Drogen, kann dennoch Mitgefühl für seine Mitmenschen zeigen. Beide symbolisieren den Kampf, den Taylor sich stellen muss, wenn er in Vietnam überleben will.
                                    Der Irrsinn Krieg, die Verrohung durch Gewalt ist das zentrale Motiv des Films. Es geht nicht wirklich um den Vietnamkonflikt als solches sondern um einen Einblick in die Psyche der Soldaten, um die projektierten Schicht- und Bildungs-Konflikte der Amerikaner an der Front, denn der Krieg tobt (auch) in den eigenen Reihen, ist ein Abbild von gesellschaftlichen Strukturen des Heimatlandes.
                                    „Platoon“ ist ein um Realismus bemühte Kriegsfilm. Hektisch und desorientiert wird herum-gerannt. Es ist kaum ersichtlich, wer auf wem schießt, die Sicht ist eingeschränkt, bzw. auf den Blick der US-Soldaten reduziert, daher wirken die Gegner wie unsichtbare Schatten, sind im Film nur eine anonyme Bedrohung. Das fängt Stone mit seiner mobilen Kamera, dynamischen Montage und Bildgestaltung perfekt ein.
                                    Aber ist „Platoon“ ein Antikriegsfilm? Meiner Meinung nach nur zum Teil. Die Verrohung des Menschen durch die Bestie Krieg gelingt ihm treffend, allerdings schweift der Film immer wieder mit Mitteln des (Action-) Hollywoodkinos von seiner kritischen Aussage ab. Gerade die Erschießung von Sergeant Elias trieft mit seiner dick aufgetragenen Musik und theatralischen Helden-Tod in Slow-Mo vor Pathos, solche Szenen finden sich immer wieder im Film. Ebenso folgt der Streifen einer konservativen Gut-und-Böse-Dramaturgie, erzeugt mit seiner westernartigen Struktur „thrill“, die am Ende nicht vor der Katharsis des Hauptprotagonisten halt macht. So bekommt der Krieg dann doch eine positive Sinnhaftigkeit, die mit einem schmalzigen Monolog am Ende des Films untermauert wird.

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                                      lieber_tee 20.01.2015, 23:28 Geändert 04.03.2015, 02:47

                                      1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                      „Der Mann, der zweimal lebte“ ist ein faszinierendes und fesselndes Paranoia-Thriller-Drama über die Frage nach Identität. Er erforscht den Wahnsinn des materiellen Glücks, beschreibt die Suche nach ewiger Jugend als ein klaustrophobisches Schicksal, das in einen unvergesslichen, tragischen Höhepunkt kumuliert.
                                      Die kreative Regie von John Frankenheimer, innovative und expressionistische Kameraarbeit, in Verbindung mit dem stilvoll-grafischen Vorspann von Saul Bass, harte Musik von Jerry Goldsmith und das glaubwürdigen Spiel von Rock Hudson macht aus „Seconds“ eine Faust-Tragödie mit kafkaesken Ansatz.
                                      Der ganze Film ist eine quälende Verzerrung, eine verdrehte Vision der Hauptfigur, die in ihrer eigenen alptraumhaften Welt gefangen ist. Aber der wirkliche Alptraum ist die triste Routine seiner Existenz.

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                                        Kino der Niedertracht.
                                        Ein zynischer, dreckiger, räudiger, grotesker, versauter, bösartiger Hurenbock an Mittelalterfilm, in dem sich ein entführtes Mädchen mit Stockholm-Syndrom gerne vergewaltigen lässt und der Kampf zwischen Glaube und Wissenschaft als geschmackloses Theater mit roher Gewalt ausgefochten wird.
                                        Und über alles steht der herrlich ambivalente, erhabene Rutger Hauer.

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                                        • 4

                                          Großraumbüro-Thriller in dem sich ein Angestellter in einem sterilen Arbeitsplatz-Labyrinth mit einem Killer ein Katz und Maus-Spiel liefert. Die Pharma-Industrie-Verschwörung ist lediglich Grundierung für einen unaufgeregten Krimi, dessen Reduktion sympathisch ist aber in seiner Gesamtheit völlig uninteressant und egal erscheint. Mit einem Mikro-Budget haut Blockbuster-Regisseur Joe Johnston mal locker ein kleines Straight-to-Video-Release raus, das mittel-clever mit grimmigen Humor nix zu sagen und zu zeigen hat.

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                                          • @ Cabal, kannst du genauer ausführen in wie weit du in dem Film (auch) eine Homophobie-Metapher siehst?

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                                              Die Welt aus Kindersicht ist bei weitem nicht so ideal wie es so manch Film dem jungen Publikum weiß machen will. Das muss allerdings auch nicht mit dem (erwachsenen) pädagogischen Zeigefinger direkt in ihre kleinen Nasen gebohrt werden. Die Kunst eines guten Kinderfilms ist, beide Aspekte in ein spielerisches Gleichgewicht zu halten. Die jungen Zuschauer sollten dort abgeholt werden wo sie gerade stehen.
                                              Neefes Verständnis für die Ängste und Träume ihre Heldinnen ist empathisch. Sie weiß, dass Kindheit kostbar ist und sich schnell verflüchtigen kann. In einer gelungenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit erzählt sie von den großen und kleinen Problemen der Zielgruppe. Getragen von den lebendigen Jungdarstellern (besonders Michelle von Treuberg als Sprotte) ist ein braver, wenig aufregender aber kurzweiliger, manchmal nachdenklich machenden Kinder-Abenteuerfilm über das Leben entstanden. Das dabei kaum filmisch sondern mehr im verbalen Erzählmodus die Geschichte vorangetrieben wird sei ihr Verziehen, denn gerade durch die patchworkartigen Anekdoten finden sowohl junge als auch erwachsene Zuschauer ihre Identifikation.

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                                                lieber_tee 18.01.2015, 23:53 Geändert 19.01.2015, 00:41

                                                Lucio Fulcis dritter Ausflug in das Giallo-Subgenre wird als unglaublich spannendes, gruseliges, sehr elegantes und in jeder Hinsicht unsagbar visuell begnadetes Meisterwerk des gelben, italienischen Kinos abgefeiert.
                                                Hm, da habe ich wohl einen anderen Film gesehen…
                                                Wenn Filmlexika nicht bestätigen würden, das Fulci der Regisseur des Films sei, hätte ich eher an einen trägen No-Name-Tatort aus dem deutschen Fernsehen der 70er Jahre gedacht. Dem (für den Meister überraschend) geradlinig, Plot-fixierten Krimi fehlt es einfach an Thrill. Eine mir unsympathische, unnahbare Frau hechelt ihrer Albtraum-Vision als ermittelnde Privatperson hinterher, der ganze übernatürliche Handlungsstrang hat allerdings keinen Drive, oder die subtile Spannung ist so subtil das ich sie nicht mitbekommen habe. Alle Szenen wirken wie theatermäßige Auf- und Abgänge, nach kurzer Zeit ist dem Zuschauer die über-offensichtliche Auf-Lösung klar, der Film arbeitet aber weiterhin arg vorhersehbar jedes noch so kleine Detail der Vorhersehung holprig ab.
                                                Sleaze gibt es nicht, steif und zugeknöpft agiert die Protagonistin, die wenigen Morde sind blutzahm, nach drei Dosen Red-Bull habe ich bis zum Ende durchgehalten und nur gedacht, manno wo ist der wilde, ungezähmte Fulci geblieben…
                                                Nein, „Die sieben schwarzen Noten“ sind nicht das verlockende Giallo-Juwel wie es übertrieben angepriesen wird sondern nur eine hübsch anzusehende und anzuhörende Krimi-Partitur, die lahm vor sich hin klimpert.
                                                Allerdings ist die, extra für diese deutsche 2014er Veröffentlichung, eingesprochene Synchronisation famos, stilecht gelungen, man möchte meinen sie stammt direkt aus den späten 70ern. Das ist mir ein Punkt mehr wert.

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                                                • 6 .5

                                                  Mit unterkühltem Noir-Feeling begleiten wir einen sarkastischen, tödlich-treuen Gentleman-Gangster bei dem was ein Krimineller nun mal so tut, sei es aus nicht ersichtlichen Gründen seinen Freund ständig aus der Patsche zu helfen. Ob im Knast oder beim Bombenentschärfen, keine Wimper zuckt, immer distanziert und mit schalkhaften Blick wird bis zum bitteren Ende gehandelt. Jeder hat hier eine Arschlochkarte gezogen, am Ende scheitern alle an ihren kriminellen Methoden. Die konsequente Verweigerungshaltung von Regisseur Jose Giovanni mit typischen Mittel des Gangsterfilms Spannung zu erzeugen fasziniert, einzelne Handlungselemente laufen ins Leere, die Unnahbarkeit der Figuren erzeugen keinerlei Romantik, ein lakonischer Humor und tragischer Hauch liegt über den Geschehnissen.

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                                                  • 6
                                                    lieber_tee 17.01.2015, 18:15 Geändert 17.01.2015, 18:17

                                                    Über Clive Barkers zweite Regiearbeit rangen sich zahlreiche Film-Mythen. Die Kinofassung floppte enorm, wurde vom Verleih stark gekürzt und ist (immer noch) legal in Deutschland nur als abgehalfterte VHS-Cassette zu bekommen. Auf Festivals erschien 2012 dann der legendäre „Cabal-Cut“, eine Art verkultete Workprint-Fassung mit angeblich allem (teils von schlechter Qualität) Material was je für den Streifen gedreht wurde und den scheinbar jeder gesehen hat. Darauf basierend entstand nun der vorliegende Director’s Cut.
                                                    Auf den ersten Blick heben die zusätzlichen 20 Minuten den Film nicht ins cineastische Nirwana. Viele lieb gewonnene Szenen des Theatrical Cuts fehlen, die neuen Szenen bremsen den ungelenk erzählten Film aus, mehr erzählerische und inhaltliche Substanz ist nicht zu erkennen. Die jesusartige Erretter-Mythologie hat einen lächerlichen Beigeschmack. Es gibt mehr Monster, die in ihrem bescheidenen Trick-Niveau zwar Spaß machen aber in ihrer platten Oberflächlichkeit selbst für das Genre dämlich wirken. Davon abgesehen, das im DC noch deutlicher wird, das der Hauptdarsteller nicht schauspielern kann, sich hinter augenverdehendes Over-Acting versteckt, muss der Zuschauer jetzt auch noch mehr von der unerträglichen Hauptdarstellerin (inklusive 4 (!) Minuten Gesangseinlage) ertragen.
                                                    Die alternativen Enden der neuen Fassung triefen vor Trivialität und kitschigen Pathos. Der Fokus liegt auf den Genozid einer harmlosen Monster-Rasse. Die Menschen sind die wahren Monster, während die Wesen aus der Halbwelt wie ausgegrenzte, harmlose Außenseiter-Opfer in einem Kriegsfilm-Massaker von waffenstarrenden und militärischen Ungeheuer ausgelöscht werden und sich am Ende einen heilbringenden Gott erschaffen. Das ist schrecklich banal, mögliche Verweise zu historischen und religiösen Ereignissen werden in Kampfgetümmel, übertriebenen Effekt-Schlachten und lächerlichen Aufopferungs-Gelabere dem Erdboden gleich gemacht.
                                                    Letztlich beweist der DC, das eine holprige Kinofassung durch den Regisseur noch holpriger gemacht werden kann, mit prägnanten Änderungen seine Schwächen sich noch mehr offenbaren.
                                                    Das ich beide Filme aber trotzdem mag liegt an meinem nostalgischen 80er-Jahre-Herz, unkritischen Fanboy-Getue gegenüber Meister Barker, meiner Liebe gegenüber Masken-Monster-Quark und dem diabolischen Spiel des bösartig-kalten David Cronenberg.

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