lieber_tee - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+46 Kommentare
-
BallardBallard ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Maggie Q und Titus Welliver.+9 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
One Battle After Another123 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger111 Vormerkungen
-
Bring Her Back111 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch92 Vormerkungen
-
Das Kanu des Manitu69 Vormerkungen
Alle Kommentare von lieber_tee
In einem herkömmlichen Spaghetti-Western ist ein Revolverheld auf der Suche nach Gold, wahrscheinlich irgendwo auf einen Friedhof versteckt. Oder er jagt nach dem Bösen, der seine Familie ermordet hat.
Aber nicht Blindman. Der will seine 50 Frauen wieder-haben! Den Vertrag erfüllen, damit die Bräute bei einer Gruppe von Bergarbeitern ankommen. Leider wurde er von seinem Partner betrogen, der die Frauen an schmierige Banditen verkauft hat. Sie unterschätzen den blinden Helden, der sich nur auf sein Pferd und Gehör verlässt. Bald müssen sie herausfinden, dass ihr behinderter Gegner eine tödliche Herausforderung ist.
Dieser Italo-Western ist voller Sarkasmus, hat eine der bizarrsten Geschichten des Genres. Deutlich von den japanischen "Zatôichi" Filmen inspiriert, ist er ein pralles Fest aus schwarzen Humor und explosiver Action, mit dezidiert schrulliger Haltung. Ungeniert politisch falsch, beleidigt er militante Feministinnen. Vielleicht ist er nicht so gewalttätig oder böse wie die meisten modernen Italo-Western aber er lockt mit seiner Situationskomik, seinen schrägen Charakterzeichnungen und seinem ironischen Umgang mit prominenten Standardsituationen. Das Tempo ist konstant bissig, der düster-grelle Ton wird in großartigen Widescreen-Bilder eingefangen. Herrlich öde-verkommende Wüstenschauplätze treffen auf leckere weibliche Nacktheit, ein mitreißender und temperamentvoller, Morriconeesque Score unterlegt das Szenario. Der packende Höhepunkt auf einen staubig-windigen Friedhof bedient und unterläuft, so wie der ganze Film, die Klischees des Genres.
„Blindman“ ist ein famoser Schatz. Brutal, witzig, seltsam, einzigartig!
Klasse.
Ganz mein Fall.
Eine ebenso krude, wie gewagte, böse Reise durch das Irrenhaus verschiedenster Horror-Genre, mit ambivalenten Figuren, grimmigen Humor, Tabubrüchen und emanzipatorischen Geist.
Die zweite Staffel von American Horror Story ist absolut badass.
Aliens, Nazi-Ärzte, Dämonen, Exorzismus, Folter-Therapie, Nekrophilie, Inzest, Axt-Mörder, irre Weihnachtsmänner, Kannibalen, Teufel, Vergewaltigung, besessenen Nonnen, Lesben, Nymphomanen, Anne Frank, ein Killer-Kind und vieles mehr.
Es ist erstaunlich, dass sich all diese lächerlichen, garstigen, grausamen Genre-Elemente in einer kohärenten, gründlich-fesselnden Geschichte verbinden.
Kein Thema ist zu skandalös, zu provokativ, selbst „schwierige“ Themen wie Homosexualität, ethnische Ehen, Religion und Kritik an das amerikanische Gesundheitssystem werden angerissen. Natürlich nicht vertieft, wir sind hier in einer Horrorserie, die die Sau raus lässt.
Mein erstes 007-Erlebnis als Kind hat natürlich einen unschätzbaren nostalgischen Mehrwert.
Der zweitbeste Roger-Moore-Bond vereint alles was so gerne bei dieser Reihe parodiert und doch geliebt wird. Ost-West-Konflikt, der letztlich unterhalb der Gürtellinie geklärt wird, eine ausufernd-exotische Ausstattungsorgie, alberne Gadgets, quatsch-gelbe Schneeanzüge und ein bissel Geschlechterkampf. Das alles driftet gern in den comic-haften Comedy-Bereich ab, hat mit einer tiefausgeschnittenden Barbara Bach und dem Beton-Hüne „Beißer“ kultige Schauwerte. Die blöden chauvinistischen Sprüche machen deutlich, das Bond immer nur mit seinem Schwanz denkt und nur so die Absurdität der atomaren Rüstungsspitale in den 70ern adäquat den Hahn ab-drehen kann.
Diese amüsante filmische Anpassung einer erfolgreichen britischen Kinderbuchreihe ist erwärmend, humorvoll ohne dabei rührselig oder über-sentimental zu wirken. Die Possen und Eskapaden des liebenswert-flauschig animierten Paddington-Bärs können alle Altersgruppen begeistern. Nicht zu hektisch, finden sich teilweise scharfsinnige Pointen, absurde Slapstick-Szenen und schrullige Figuren. Angenehm auch, der nicht-intellektualisierte aber treffende Bezug zur (historischen) Situation von Flüchtlingen.
Leicht verdauliche, sympathische Unterhaltung für Jung und Alt.
Pflichtfilm für PEGIDA-Anhänger, damit sie Einwanderung mal nicht aus ihrer verängstigten Stammtischparolen-Sicht betrachten sondern Empathie für Fremde in der Fremde bekommen.
Ein Film der mit dem Ausruf "Hey, bleib stehen, sonst fahr ich mit meinem Jeep genau (!) über deine Muschi" beginnt, muss...hm...muss...na...muss...geballte Kunst sein!
Jesus Francos Ferkel-Film aus den 80ern hat wohl damals die männlichen Sado-Phantasien zum ab-wedeln der Palme gebracht. Heute, in Zeiten kostenfreier Internet-Pornos, schaut bei solch Stabhochwichsen das sexuelle Elend aus der Hose raus, niemand bringt damit seinen Pimmel in die Reinigung. Es nutzt nichts, das ein Klemmie die Antibabypille für ein Lutschbonbon hält, halluzinogene Kräuter-Dämpfe im Puff Minderjährige zum willenlosen Durchpudern verführen und Vergewaltigungen lustvolles Pfählen bis zur Magengrube bedeutet, in den nackten Superhexen von Rio Amore tun sich Abgründe auf. Haarige, unten, am Po, unter den Achseln und als Rotzbremse im Gesicht. Da klingeln bei niemanden die Eier im Karton.
„An der Zigarre des Mannes erkennt man die Länge seines Hannes“. Na denn…
Grell-überzeichnete White-Trash-Version des Halloween-Mythos.
Das rüde Fick-Mich-Remake von Rob Zombie, mit seiner Holzhammer-Psychologie und seinen Arschloch-Kids, streckt den bösen Mittelfinger entgegen, steckt ihn in den Arsch der ursprünglichen Reihe. Bitterböse, mit herben Querverweisen zum Original tanzt der Harlekin des bösen Humors auf einem vulgär-psychologischen Schlachtfest. So finster wie im Hintern gibt es den fäkalisierten Klo-Ritt. In der zweiten Hälfte des Films werden die doppelmoralischen, sexualisierten Bildungsbürger-Werte aufgeschlitzt. Es gibt viel Süßes und noch mehr Saures für Horror-Fans, denn ein mitleidloser, animalischer, vom Todestrieb getriebener schwarzer Mann erzeugt pures, modernes Terror-Kino. Das Frankenstein-Monster sucht inzestuös seine Braut, aus dem sanften Katz-und-Maus-Spiel des Originals wird eine blut-triefende Hetzjagd.
Flauschig-synthetischer Wohlfühlfilm über die Liebe als eine Form von anerkannter, nicht-haptischen "Geisteskrankheit", der seine Gefühle in poetische Album-Sprüche formuliert und in eine kleine MP3-Box füllt, die irgendwann voll ist. Die Dialoge schwanken zwischen Witz, Nachdenklichkeit und Banalität, in einer Welt in der jeder mit jeden kommuniziert, verliert die Sprache ihre Nachhaltigkeit, die Körperlichkeit gewinnt an Bedeutung...
Im Tonfall melancholisch ist Spike Jonzes Zukunftsvision eine redegewandte Dystopie, die sanft-ironisch zwischen Warnung und feuchten Traum eines IT-Spezialisten pendelt.
Joaquin Phoenix stolpert schauspielerisch überzeugend als fleischgewordenes Weichei durch den Film. Er entschuldigt sich für alles, lässt seinen Kopf vor Selbstmitleid hängen, so tief das mann sich wünscht er würde endlich mal einen verfickt-bösartigen Wutausbruch bekommen. Einfühlsam hängt der Regisseur ihm an der Backe, kaut ihm seinen Ohrenstöpsel ab, wenn Bytes und Bewusstsein verschmelzen.
Die Ersatzwelten einer medialen Hölle im urbanen Ikea-Land können als hintersinnige Parodie auf eine hippe Smart-Phone-Liebe reduziert oder als intellektuell-emotionale Romanze zwischen zwei Liebenden verstanden werden. Ob hier Kulturpessimismus, Technologie-Kritik oder zeitgemäße Zustandsbeschreibung von Beziehungssehnsucht vorliegt ist dem Betrachter selbst überlassen.
Auf jeden Fall bleibt "Her" ein etwas zu lang geratener Boy-meets-Girl-Liebesfilm mit ungewöhnlichen Rahmenbedingungen, dessen Kitsch in Bilder und Worten brav an der faszinierenden Oberfläche bleiben, dabei rührend-empathisch das Herz des Betrachters umschmeicheln.
Horro, das schwarze Schaf und Tee, der Beutel im Dickicht des Tierhorrors.
R wie...Regenwurm.
„Ich kann sogar einen Bandwurm im Schwein hören!“
Der Bürgermeister und seine Ku-Klux-Klan-Parodie will den schmutzigen Umgar sein Land stehlen um Ferienwohnungen für Yuppie-Touristen darauf zu bauen. Aber sie haben nicht die Rechnung mit dem Wurm-Wirt gemacht, denn der Einsiedler ist der Herrscher über (mutierte?) Regenwürmer, beim nicht sachgerechten Verspeisen werden die kapitalistischen Spießbürger selbst zu menschen-großen Würmern.
Herb Robins völlig geschmacklos-beknackte Horrorkomödie aus der untersten Schublade ist ein Schlock-Film ohne Wenn und Aber. Völlig absurd und dilettantisch, der Humor ist doof und die ekelhaften Nahaufnahmen vom Würmer-Fressen heben das Niveau auch nicht.
Klar, das ist alles so gewollt, und genau das nervt. Ich muss ja nicht jeden Scheiß scheiß-gut finden, trotz Kuriositäten-Bonus.
SPOILER!!!
„Chaos ist Ordnung. Jedoch unentschlüsselt.“
Adam und Anthony sind zwei Seiten von ein und derselben Person.
Er ist ein gelangweilter Ehemann einer hochschwangeren Frau, hat Angst vor dem Vatersein, lebt in einer architektonisch sterilen Stadt, geht einen monotonen, sich ständig wiederholenden Job nach, ist unzufrieden, gefangen in seinem jetzigen Leben. Er erinnert sich an seine alten Jugend-Träume (als ein Schauspieler mit coolem Motorrad, wo man sich noch wie ein "Mann" fühlen darf). Die Ehe, die kommende Vaterschaft ist bedrohlich, ist wie eine Alien-hafte Spinne, die einem in ihr Netz einwickelt, seinen Geist, seine Individualität unterdrückt. Er verlässt seine Frau für ein Abenteuer mit einer anderen Geliebten. Er lebt wie eine leere Hülle, als drittklassiger Schauspieler, mag seine impulsiven Seiten nicht, seine Bedürfnisse nach sündigen Grenzerfahrungen (der Sex-Club). Der Zuschauer erfährt, das dieses selbstzerstörerische Leben vorbei ist (sechs Monate ohne den Besuch bei der Schauspiel-Agentur, Frau im sechsten Monat schwanger). Er wird von seiner Mutter (Gewissen) an das, was wirklich wichtig ist erinnert. Schließlich entscheidet er sich für seine Ehefrau, nach einem inneren Kampf, wo er mit seinen Instinkten und sein Verantwortungsgefühl ringt, bis in den (symbolischen) Tod. Der Tod seines leidenschaftlich, unabhängige, unbeherrschten Selbst ist ein Autounfall, der seinen selbstzerstörerischen Wunsch tötet, endet mit der Nahaufnahme eines Spinnennetz. Er wird wieder gefangen. Er ist verpflichtet, die gleichen Fehler noch einmal zu machen. Er findet, und beschließt, den Schlüssel zum privaten Sex-Club wieder zu benutzen um der Diktatur der dunklen Obsessionen nachzugehen. Und der Zyklus beginnt von neuem, in der Hegelschen Form, Unterdrückung des Selbst für den Kollektivismus.
Erzählt wird diese Art der Jekyll/Hyde -Selbsterfahrung des Protagonisten als ein verwirrendes Vexierspiel aus Dopplungen, Symbolen und Verschachtelungen. Mit Hitchcock-artiger Suspense-Dramaturgie wird Kubrik, Cronenberg und Lynch ein Besuch abgestattet, mit literarischen Bezüge von Tarkowskij und Kafka verwebt. Elegante, ockerfarbene Visualisierungen mit geschickter Montage und ästhetisch genau durch-komponierten Bildern lassen die etwas kunsthandwerkliche, verkopfte Herangehensweise vergessen, ein tadellos und subtil agierender Hauptdarsteller (Jake Gyllenhaal) ist das emotionale Fundament des Films.
Nur leider hat dieser „Feind in meinem Kopf“ bei mir keinen Sog erzeugt, mich nicht wirklich berührt und als Mind-Fuck nicht nachhaltig genug verstört.
"Enemy" ist sicherlich ein sehenswertes, intellektuelles Kunstwerk, leider schreit er das auch in jeder Einstellung heraus.
"Short Term 12" erzählt über die aufopferungsvolle Arbeit und Parteilichkeit von Betreuern mit dysfunktionalen Jugendlichen in einem Pflegeheim. Schematisch werden eigene Probleme mit denen der jungen, traumatisierten Klienten gespiegelt.
Es stellt sich die Frage in wie weit wirkliches Einfühlungsvermögen erst durch ähnlich erlebte Traumata möglich ist oder ob hier schon ein ausgeprägtes Helfersyndrom und Familienersatz mit Fürsorge und Eigentherapie verwechselt wird.
Glaubhaft-natürlich in seinem Ansatz, bemüht ausgewogenen von Anfang bis Ende und durch ein überzeugendes Ensemblespiel verfestigt, ist der Film ein Aufruf für empathische Beziehungsarbeit, über die das Kern-Mantra steht, immer über seine Probleme und Ängste zu reden, denn nur so sind Lösungsansätze zu finden.
Mit Zähigkeit und Zerbrechlichkeit „arbeitet“ die zentrale Sozialarbeiterin des Films grenzüberschreitend, die Distanz zwischen Betreuer und Betreuten wird nicht immer gewahrt, besonders dann wenn die Traumata der Jugendlichen mit der eigenen, unaufgearbeiteten Geschichte zu tun haben.
Ohne pädagogischen Zeigefinger, mit viel Humor und lebensechter Nähe erschafft Regisseur Destin Cretton, trotz aufgetragener Melodramatik und Vereinfachungen, ein Rund-um-Wohlfüllpaket, das nicht intellektuell sondern emotional den Spagat zwischen Problem-Porno und Problem-Romantisierung hinbekommt.
Allerdings mit der sozialarbeiterischen Realität in Deutschland, Heimstrukturen, Jugendamt, Familienhilfe und fachlicher Professionalität hat der Film nur bedingt etwas zu tun.
Er trifft allerdings gut das Gefühl, wie schwer es ist emotional mit dieser Arbeit zurecht zu kommen.
Den Kontrast zwischen makellosen Äußeren und düstereren Inneren suchend, bebildert mit Ruinenlandschaften brüchiger Beziehungen und vergangener, glorreicher Zeiten finden die beiden Protagonisten am Ende ihr befreiendes Seelenheil.
"Die zwei Gesichter des Januars" ist ein beklemmend-melodramatisch angehauchtes Krimi-Drama, das an die großen Zeiten des 50er und 60er Jahre Hollywood-Kinos erinnert. Angenehm sanft-elegant erzeugt Drehbuchautor Hossein Amini in seinem beachtlichen Filmdebüt, durch offensichtliche Anleihen bei Hitchcock, einen packenden Sog, der mit nostalgisch-schönen Reiseführer-Schauwerten, dem brillanten Spiel des Hauptdarstellers (Viggo Mortensen) und einer ambivalenten Figurenbeschreibung fundiert wird. Die typische Paricia Highsmith-Roman-Vorlage wird mit mystischen und historischen Verweisen garniert, ist im positiven Sinne ein herrlich altmodischer Krimi.
Ich wünsche mir mehr von solchen intelligenten Thrillern im heutigen, hektischen No-Brainer-Einerlei.
Innovation sieht sicherlich anders aus.
Die extraterrestrische Schwarm-Intelligenz mit zentralem Bewusstsein ist eine kollektive Bedrohung für das US-amerikanische Land von Außen, lässt die Zivilbevölkerung und das Militär durch parasitäre Gehirnwäsche zu einer internen Gefahr aus willenlosen, gesteuerten Zombies werden. Im Vergleich zu anderen Alien-Invasion-Paranoia-Streifen fehlt allerdings komplett ein politischer oder soziologischer Subtext. Die Kommunismus-Phobie der literarischen Vorlage ("Die Marionettenspieler" von Robert A. Heinlein) ist nicht zu erkennen, wird -wenn überhaupt- zaghaft durch eine Angst vor gestörten und gleich-geschalteten Kommunikationsstrukturen, Verlust von Individualität ersetzt.
Letztlich erzählt "Puppet Masters" einfach nur eine durchgekaute Horror-Geschichte noch einmal, konventionell und glatt-gebügelt. Das sieht stilvoll und elegant aus, hat keinerlei Sperrigkeiten oder Überraschungen, findet trotzdem manch schaurige Bilder.
Flott und doof erzählt, geistiger Tiefsinn ist fehl am Platz.
Wir schauen auf das bizarre Treiben in einem mystischen (Vampir-) Horror-Märchen, das mit assoziativer Erzählweise und symbolisch durch-komponierten-Bildern die Irrungen und Wirrungen der ersten erotischen Entdeckungen einer Dreizehnjährigen beschreibt. Optisch wundervoll geschmackvoll arrangiert, voll überbordender Einfälle und offensichtlich-sexuellen Subtext treffen theatralische Stilmittel auf Grausamkeiten, werden traditionelle, kirchliche Moralvorstellungen ironisiert. Das sündhafte Erwachen von Lust und Neugierde in der Adoleszenz hat eine berauschende Kraft, macht vor minderjährigen Sleaze und Inzucht-Phantasien nicht halt. Die Bilder purzeln nur so herum, stolpern etwas spröde ins Hirn, wo sie tagelang noch verweilen.
Das heilige Fest hat auch seine dunklen, schmutzigen Seiten…
Ein wahnsinniger Killer, verkleidet als Weihnachtsmann, verbreitet Ho-Ho-Horror in einem US-amerikanischen Städtchen und hinterlässt eine blutige Spur an verstümmelten Leichen, befreit den Ort von Sündern und moralischen Abschaum. Der halb-taffe und traumatisierte Deputy Sheriff Aubrey versucht diesem unchristlichen Treiben Einhalt zu gebieten.
Steven C. Millers "Silent Night" ist kein direktes Remake des 1984 Kult-Klassikers "Stille Nacht, Horror Nacht" sondern eine Hommage an das Original, es finden sich lediglich Hinweise auf die ursprüngliche Vorlage. Der Film recycelt die Idee eines Killers, der ein schweres Kindheitstrauma in der Weihnachtszeit erlitten hat, das Original aber zeichnet ein detailliertes Bild vom Täter, während die Neuverfilmung dafür lediglich eine Fußnote übrig hat. Mit Sinn für groteske Details lebt der Film von seinem Widerspruch zwischen expliziter Gewalt und unbeschwerter Weihnachtlichkeit. Zeitweise wirken die Aktionen holprig und gehetzt, die Wer-ist-der-Täter-Prämisse wird verschenkt, der düstere Grundton ist aber treffend-zynisch und bösartig eingefangen. Die Gewaltdarstellungen wirken dabei nicht over-the-top, Miller scheut allerdings (in der Uncut-Fassung) auch nicht vor graphischen Kills zurück.
"Silent Night" ist ein traditioneller Slasher im Stil der 80er Jahre Klassiker, was bedeutet, es gibt eine enorm hohe Anzahl an Toten und etwas Nacktheit; aber auch eine vollständige Abwesenheit von zupackender Spannung, Logik oder Charaktertiefe. Es gibt einige kranke Highlights und grausame Gimmicks, die Schauspieler machen ihren Job, die ganze Inszenierung sieht professionell aus.
Für ein B-Movie völlig ok, als Nachspeise um den süßlichen Christstollen zu verdauen geeignet.
Nerviges, selbstgefälliges Alt-Männer-Gelabere in aufgesetzter Ironie-Pose trifft auf knarziges Knall-Bumm-Peng-Kino, garantiert im blutarmen Sparmodus (ja, auch in der FSK-18-Extended Director's Cut-Version). Jede zweite Pointe wird durch einen noch blöderen Spruch versaut, der rohe Charme des 80er Jahre-Kinos steht zum Ausverkauf. Das kultige Star-Vehikel mit abgehalfterten Publikumslieblingen biedert sich zum Kassensturz an, die Gastauftritte bleiben unoriginelle Tritte in den Arsch von Old-School-Action-Fans.
Davon losgelöst funktioniert Ex3 überraschend gut als handzahmer No-Brain-Actioner, besonders beim redundanten Materialschlacht- und Kampfgetümmel-Showdown, wo endlich das dumpfe Testosteron-Gemüffel der Himmelfahrtskommando-Helden vor sich hin stinken darf.
Mein Schachtelsatz-Geschenk habe ich unter http://www.moviepilot.de/movies/arthur-weihnachtsmann/comments/1218419 für Aurea verpackt.
Wünsche allen MP-Wichteln ein frohes Fest und möchte nochmals sagen, coole Aktion!
Kommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014.
---------- vierter Advent --------------------------------------
Für Aurea tüte ich mit langen Schachtelsätzen dieses kleine Textgeschenk ein, wickle eine Schleife herum und wünsche allen MP-Lesern ein frohes Fest.
Der zweite Vorstoß in die Computeranimation von den Aardman-Studios (Wallace und Gromit) nach „Flutsch und weg!“ ist eine angenehme Neuinterpretation der Santa-Claus-Legende. Die Idee, das der Weihnachtsmann mit Hilfe von Tausenden von Elfen, einem Raumschiff und einer technologischen Kommandozentrale am Nordpol allen Kindern der Welt die Geschenke bringt und dann in seiner kalten Perfektion eins vergisst, so dass die altbewährte Lieferungsmethode mit Hindernissen angewandt werden muss, ist eine putzige Parabel darüber, dass Weihnachten im Laufe der Jahre sich verändert hat und die (ursprünglichen) humanistischen Werte vergessen worden sind, bewahrt werden müssen. Auch wenn die Balance zwischen Kinder- und Erwachsenen-Film unstimmig wirkt, nicht jeder Witz trifft, das Tempo wenig besinnlich sondern eher hektisch ist, manch Drehungen der Geschichte unnötig erscheinen, „Arthur“ ist ein lustiger und erwärmender Familienfilm, der seiner klebrigen Wohlfühl-Prämisse mit charmanten, schrillen und anarchischen Ideen aus dem Wege geht, durch seine asymmetrischen Figuren ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und das ist völlig ausreichend für einen liebenswerten Weihnachtsfilm im Festtags-sterilisierten Einerlei.
Keine Ahnung warum ein Studio 50 Mio $ in einen Film hinein buttert um das abgenudelte Tornado-Thema nach zig TV-Produktionen und einem Klassiker noch einmal zu verwirklichen. Das haben sich die Kinogänger wohl auch gedacht und diese Twister-Kopie mit Nichtbeachtung bestraft. Kreativ sind hier lediglich die Computerprogrammierer, denn das hanebüchene Katastrophen-Szenario um einen, nein, zwei, nein, drei, nein vier, ach was weiß ich wie viele Wirbel-Winde ist unterste Reißbrettschublade. Schauspieler, Dialoge und Geschichte bewegen sich auf Asylum-Niveau, die unsympatische Arschloch-Mutter-Tussie aus Walking Dead spielt auch noch eine Hauptrolle... Zumindest sausen einem ordentlich die Effekte um die Ohren und ins 3D-Auge. Irgendwann dachte ich jetzt kommt bestimmt ein Hai entgegen geweht, der Rest ist unterster Durchschnitt, mit platt-schmalzigen US-amerikanischen Pathos und Durchhalteparolen. Besonders nervt das halbgare Found-Footage-Konzept. Jeder, aber auch wirklich jeder Idiot hält ständig aus irgendwelchen Gründen seine Kamera vor das Gesicht, egal wie gefährlich die Situation ist. Immerhin karikiert der Regisseur zumindest diesen Mitfilm-Wahn durch zwei besoffene Möchtegern-You-Tube-Helden, die mehr Glück als Verstand haben...
Bay, der dekonstruvistische Godard des modernen Blockbuster-Erzähl-Kinos hat wieder oscar-reife Filmkunst vollzogen.
Spieglein, Spieglein an der Wand, ich dopple den Wahnsinn in deinem Verstand.
Die Mystifizierung von Alltagsgegenständen ist ein klassisches Motiv des Horrorfilms. Ob Puppen oder Videokassetten, die Warrens von "The Conjuring" haben sogar eine ganze Sammlung verfluchter Artefakten in ihrem Haus stehen...
Der Spiegel, als (mögliches) Abbild des Bösen, ist eins der offensichtlichsten und meist genutzten Symbole. Nicht ungeschickt benutzt Regisseur Mike Flanagan ihn als schaurige Studie über Wahnsinn und Verfall in einer Familie. Dabei hält er in der Schwebe, ob das Gesehene real oder im Kopf der Protagonisten passiert. Kammerspielartig taucht er in den Irrsinn ein.
Durch Parallelmontage zweier zeitlicher Ebenen verschmelzen die Ereignisse zu einen Horror-Trip, wo der Zuschauer ebenso desorientiert herumläuft wie die handelnden Figuren. Ob nun eine übernatürliche Macht im Spiegel wohnt, er besessen macht, verflucht ist oder die Familie einfach nur einen an der Klatsche hat wird nie so recht deutlich, das macht den Reiz des Streifens aus.
Allerdings mixt der Regisseur die verschiedenen Handlungsebenen so sehr, das dem Betrachter zunehmend egal ist warum wer was tut.
Dramaturgisch fehlt der letzte Schliff, "Oculus" wirkt locker 20 Minuten zu lang. Der Terror bleibt aus, zu sehr wiederholen sich die Methoden der klassischen Spannungserzeugung, werden wahllos mit platten Schockeffekten kombiniert.
Optisch chic, schauspielerisch eher blass, mit schaurigen Score untermauert bleibt als Horrorfilm der Horror auf der Strecke, für einen sanften, altmodischen Gruselabend reicht es aber schon.
Diese etwas holprige aber ungemein charmante Mischung aus schlichten Kriminalfilm, pfiffigen Heist-Movie und fulminanter Action-Komödie ist ein Teil meiner Kindheit.
Die reizvollen Geschichten um den bösen Schelm Fantomas, der raubt weil es ihm Spaß macht und es seine narzisstische Überlegenheit pinselt sind unvergesslich in meinem filmischen Hirnstamm verankert. Wenn er seine tolpatschigen Verfolger mit Verkleidungen und technischen Ressourcen überlistet muss ich noch Heute schmunzeln.
Der Film (und seine beiden Fortsetzungen) basiert auf eine Reihe von 1910 veröffentlichten Pulp-Romanen in Frankreich. Sie beeinflussten surrealistische Künstler / Schriftsteller wegen ihrer Faszination für moralische Übertretungen und schwarzem Humor. Die Filme wurden Mitte der 60er als Frankreichs Antwort auf die James-Bond-Raserei, die erfolgreich über Europa fegte, angefertigt.
Wer auf Slapstick vom populären ADHS-Hampelmann Louis De Funes steht, bekommt ihn hier, kurz vor seinem internationalen Durchbruch, als lustigen Sidekick serviert. Klar, der Streifen ist nach heutigen Maßstäben veraltet gefertigt und technisch nicht so brillant wie die Bond-Filme, die er verhöhnt. Er wirkt wie eine grelle Parodie auf sich selbst, mit seinen beschleunigten Verfolgungsjagden, seiner idiotischen Handlung und "jazzy" übertrieben Partitur.
Wer aber ein Herz für zügelloses 60er Jahren-Kino hat, altmodisch-spektakuläre Action mit fünf verschiedene Verkehrsmittel schätzt und burlesken Humor erträgt, bekommt nicht nur aus nostalgischen Gründen Pippi in den Augen.
"Das Ding ist nicht von unserem Planeten - Etwas außerirdisches ? - Nein, aus dem Weltall"
Die aufwendigste Arbeit der C-Film-Koryphäe Fred Olen Ray ist ein unverhüllt billiges Rip-Off von "Alien", kombiniert mit Cop-Krimi-Motiven und 50er Jahre-Monster-Movie-Einschlag. "Deep Space" ist mit Abstand die "beste" Arbeit des Regisseurs, kaum zu glauben, hier beherrscht er grob Grundlagen der Filmsprache, erschafft sogar zeitweise stimmungsvolle Bilder.
Und der Film hat Charles Napier, der sympathische Macho mit Bulldozer-Gesicht. Als coolste Sau auf Erden, mit Baseball-Schläger und Dudelsack bewaffnet, reißt er Frauen und Ärsche von Aliens auf, immer mit einen hirn-zerschmelzenden Spruch auf den Lippen.
Die erste Hälfte des Streifens kommt zwar nicht so recht aus den Puschen, der Rest ist aber ein flott-schleimiges Fest der schlechten Ideen. Die Dialoge sind robust-doof, das Cast ebenso und zu minimaler Musik aus dem Commodore 64 wabert der Nebel.
Wenn am Ende die Kettensäge zum Einsatz kommt und der Facehugger-Attrappe mit schiefen Zähnen das Garaus gemacht wird, dann freut sich jeder 80er-Jahre Müll-Fan wie Bolle. Die anderen schauen etwas belämmert in die Röhre...
Tarantinos "Kill Bill" als groteske Parodie auf Hauptschule-Video-AG-Niveau. Ein paar irre Nerds machen ständig frauenfeindliche und flache Fäkal-Witze, treiben ihren pubertierenden Unsinn. Zwischenzeitlich treffen sie auch mal eine Pointe. Tommy Wirkola beweist bereits hier, dass er keinen Geschmack hat, in späteren Filmen bekommt er diese Fähigkeit aber weitaus origineller und planvoller hin. In den Action-Szenen ist ein Hauch von Kompetenz zu erkennen, der Rest ist unterirdischer Blödel-Kram auf Erkan und Stefan-Niveau.
Auch wenn die aufgesetzten Gangster-Attitüden aufdringlich wirken, "Con Game" hat definitiv seine Qualitäten. Eingebettet in ein schwerkriminelles, korruptes Klima in Südafrika wird hier hoch-mobil und visuell pfiffig eine coole Mischung aus Action-Krimi und Heist-Movie generiert, die auf die Ironie und Absurdität eines taratinoesken Kammerspiels trifft. Die Klischees sind fette Beute, der Style hip, das Tempo stimmt.
Mag den.
Sonntag 02:35. Wer geht mit mir in die letzte Wichtel-Runde?