lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 7 .5

    „Verdammte Scheiße, ihr sollt glücklich aussehen!“
    Über das Schnauben und Winseln beim Verkauf von falscher Magie…
    Der Film erzählt die tragische Geschichte von Todd Hackett, der in den 30er Jahren in den Ort der großen Illusionen kommt und auf eine Karriere als Set-Designer hofft. Er merkt, dass der Weg zum Erfolg in der Filmindustrie schwierig ist, seine Reise führt zu einer Abwärtsspirale. Die Macher und Konsumenten von Hollywood sind verzweifelte, enttäuschte Seelen in einem Katastrophengebiet, die ihre eigene Leere mit der unersättlichen Gier nach Perversion, Drogen und Kriminalität füllen.
    Neben der erstklassigen Kamera, einem eindringlichen Score, authentischen Kostümen und Set-Design stechen die hervorragenden Leistungen aus der gesamten Besetzung hervor. Bemerkenswert ist besonders Donald Sutherland als empfindlicher, sozial zurückgeblieben Außenseiter, der aus seiner Umgebung gerissen, zu einem Finale fähig ist über das viel diskutiert wurde / wird. Denn eines ist sicher, jeder der die letzten 20 Minuten dieses beunruhigenden Film gesehen hat, wird sie nie vergessen.
    „Heuschrecke“ ist vielleicht eine der bizarrsten Visionen über die ranzige Seite des amerikanischen Traums, die jemals auf Zelluloid gebannt wurde. Äußerst sperrig erzählt, voll unsympathischen und bemitleidenswerten Figuren ist diese beklemmende Reise durch Hollywoods goldene Zeitalter, wo die Industrie mit irreführenden Taktiken und falschen Kulissen Menschen zu Karikaturen ihrer selbst machen, eine bitter-böse, absurd-überzeichnete Satire auf den (Alb-) Traum Hollywood und eine Studie über die Entfremdung von Gefühlen.
    Viele Kritiker betrachten „Der Tag der Heuschrecke“ von Nathaniel West als einen der treffendsten Romane, die je über Hollywood geschrieben wurden. Die Verfilmung von John Schlesinger floppte bei ihrer Veröffentlichung ganz fürchterlich, hat seitdem allerdings eine große Fangemeinde entwickelt und kann heute als ein vergessenes Meisterwerk des 70er Jahre Kinos gesehen werden.
    Gewöhnungsbedürftig, verstörend, gut, ein Film der Schmerzgrenzen.

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    • Ich mache nicht mit, will dir nicht den letzten Groschen von deinem Arbeitslosen-Geld rauben...:)

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      • 5
        lieber_tee 03.01.2015, 12:38 Geändert 03.01.2015, 12:45

        Naja, das Sandalen-Genre war noch nie ein Hort der Intellektualität sondern immer mit Testosteron und Muskeln verwöhntes Hohl-Birnen-Kino.
        Regisseur Brett Ratner bedient die Erwartungen wie gewohnt handwerklich-unauffällig, im bewährten Kampfgetümmel-Modus. Er dekoriert sie mit halbseidenen Witz und Kalauern, etwas Legenden-Rekonstruktion und -Reflextion. Gibt dem Halbgott ein menschliches Trauma und lässt auch noch 'ne Legolas-Amazone Pfeile schießen.
        Wird zunächst noch mit einem Augenzwinkern die Griechische Räuberpistole zu ironischen Schwachsinn verwurstet, auf ihren verblendeten Schein abgeklopft, folgt zum Ende hin dann doch nur der übliche, geschwätzige, moralisch-korrekte Gutmenschen-Schmalz. Die zunächst leicht spöttische Heldenverehrung wird aus den Augen verloren, fetter Superhelden-Pathos-Quark macht sich breit, auf dem Niveau eines blutigen Kinderfilms.
        Aber was beschwere ich mich. Ich wollte Hercules, ich habe Hercules bekommen, so wie das US-Kommerzkino ihn nun mal sehen will. Brüche dürfen da letztlich nicht entstehen, sonst klingelt nicht die Kasse.
        Und "The Rock" ist ein Schnuckelbärchen dem ich schwer böse sein kann...

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        • 2

          Wenn es mit der US-Vormachtstellung auf der Welt nicht mehr so recht klappt, dann muss das gute alte Kriegskino wieder stramm stehen, denn an vergangene heroische Zeiten erinnert man sich gerne…
          Die heutigen Hunde des Krieges sind müde aber aufrechte Hunde, die selbst Angesichts schattenhafter Orks, äh, SS-Soldaten (die sind noch böser!) aufopferungsvolle, moralisch-korrekte Haltung bewahren. Es sind schon kernige Archetypen, die David Ayers Durchhalte-Film-Panzer bevölkern. Papa Pitt, verrückt wie eine Kloratte aber eine ehrliche Haut (Zitat!), tötet mal wieder Nazis (Zombies waren nur eine Zwischenlösung). Mit treuen Bernhardiner-Blick zeigt er seinem Soldaten-Welpen wie man(n) eine Tötungsmaschine wird. Bibelfest, mit verbrannten Rücken (der vorherige Afrika-Feldzug war heiß) und kernigen One-Linern („Schickt mir noch mehr Schweine zum Schlachten!“) macht er den besten Job, den er je hatte (Zitat!). Der Waffenkampf ist zwar ein schlammig-dreckiges Geschäft, gewaschen wird sich nur beim inszenierten Familien-Idyll, wo Sohnemann, äh sein unerfahrener Rekrut von ihm die Legitimation für eine Vergewaltigung erhält (ach ne, das Fräulein wollte ja gerne ihre Jungfräulichkeit für Eier (!) und Zigaretten abgeben).
          Die Front-Schweine im Irak- und Afghanistankonflikt, äh zweiten Weltkrieg sind schon arme Schweine. Wenn sie mal nicht Nazis killen dürfen, saufen, ficken und beten sie. Umzingelt von Krauts blühen die Kriegsfilmstereotypen ohne Rücksicht auf Verluste im blau-grau-melierten Schlamm, die Entmenschlichung der Kampfhandlungen wird durch zerplatzte Köpfe hyper-realistisch symbolisiert. Und wenn so richtig die Kacke dampft, dann gibt es die göttliche Legitimation zur heroischen Aufopferung für das Männerbündnis.
          Am Ende ist die grimmig, bestialische Feuertaufe eines Soldaten mit reinem Gewissen ein Ritterschlag zum Wochenschau-Helden, zynischer geht Coming of Age im Lichtschwerter-erstrahlten Kriegs-Himmel kaum noch.

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          • 4 .5

            „Was fällt der ein sich an meinen Mohn zu vergreifen, von dem Qualm werden ja sämtliche Türken high! Die bringe ich um, diese schwarze Sau!“
            Gemeint ist die langbeinige Schaufensterpuppe Cleo. Mit Kick-Box-Attitüden, heißer Corvette und Wumme in der Hand, ist sie so etwas wie eine Jane Bond für Schwarze. Jeglicher emanzipatorischer Ansatz dieser Blaxploitation-Kult-Figur geht allerdings durch peinliche Klamotten, nervig- überhebliches Gehabe und lustvolles Bedienen von „Neger“-Stereotypen verloren. Fast wie eine Parodie auf das Genre sind die Weißen fette Mamas im Gestapomantel und die Schwarzen brüderliche Retter in der Not. Der Streifen kriecht heftig in den kommerziellen Arsch des dunkelhäutigen Marktsegments und die Zielgruppe merkt gar nicht, dass sie der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
            Mit etwas Distanz, wohlwollenden Zuspruch für Blödelsynchronisationen und filmhistorischer wie zeitgeschichtlicher Kulanz macht der Film allerdings ausreichend viel Spaß.

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            • 9
              lieber_tee 02.01.2015, 12:04 Geändert 04.03.2015, 02:39

              1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
              Coming of Age Film über vier unterschiedliche Jungen, die losziehen um den toten Körper eines vermissten Teenager zu finden, mit ihren eigen Dämonen konfrontiert und zu einer Gemeinschaft werden.
              Ich liebe diesen Film!
              Er basiert auf eine Novelle von Stephen King und ist ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Skript die Quintessenz der Vorlage intensivieren kann. „Stand by Me“ ist kein süßlicher Disney-Film, noch ein aufgeblasener Hollywood-Schinken sondern eine kleine, liebenswerte, sensible Ode an die Freundschaft.
              Frisch, entspannt und mit tiefgehenden Performances von begnadeten Jung-Schauspieler wird ein nostalgisches, einnehmend-empathisches Gefühl über die Vergänglichkeit von Kindheit, dem Erwachsen-werden erzeugt. Freude und Lachen, Angst und Trauer stehen dicht nebeneinander, die Fragilität der unschuldigen Kindheit trifft auf die harten Realitäten des Lebens und am Ende bleibt die bittersüße Erinnerung an vergangene, schöne, prägende Zeiten übrig.
              All-Time-Klassiker für Menschen, die im Herzen Kinder geblieben sind.

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              • 2
                lieber_tee 01.01.2015, 23:37 Geändert 01.01.2015, 23:39

                Mondo #3
                Exhibitionismus, Fetischismus, Gerontophilie, Masochismus, Nekrophilie, Sadismus, Transvestitismus, Frotteurismus, Erotophonie, Salirophilie, Zoophilie, Sodomie, Voyeurismus, Koprophilie u.a. sind sexuellen Variationen bzw. perverse Abarten dieser Welt, die Filmemacher Bruno Mattei mit hilflosen Dilettantismus bebildert um den Zuschauer behilflich zu sein, sich einen runter zu holen, ihn ggf. zu heilen bzw., nach dem genüsslichen Abspritzen von Spielszenen und Fake-Doku-Ausschnitten, als Verständnis für Fehler von Anderen zu verkaufen.
                Italienischer Mondo-Moral-Schundfilm aller erster Sorte, dessen pseudowissenschaftlicher Softcore-Duktus nicht einmal als unterhaltsamer Müll funktioniert.

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                • 7

                  Wie würdest Du damit umgehen, wenn du die letzte Person auf der Erde bist?
                  "The Quiet Earth" ist kein „klassischer“ Science-Fiction-Film, er ist eine existentialistische Allegorie über das Überwindung von egoistischen Verhalten, über das Lernen, zu lieben. Denn die Hauptfigur erwacht um sich selbst zu finden.
                  Dieser Film bleibt im Kopf kleben.
                  Die ersten Szenen ziehen einem sofort in eine apokalyptische, unheimliche, leblose Welt. Wir sehen unseren Held durch Geisterstädte fahren, auf der Suche nach Anzeichen von Leben. Eine erschreckende Vorstellung. Wir erleben die verschiedenen Zustände seines Wahnsinns, bis er die Situation akzeptiert und Verantwortung für sich übernimmt. Dieser Teil des Films hat Quiet Earth zu einen oft zitierten Klassiker gemacht. Sobald die Handlung sich verdichtet und den Fokus vom trostlosen Dasein nimmt, beginnt eine weniger magische Phase, die aber eine inhaltliche Vertiefung erreicht. Der Film steuert auf sein verwirrendes Ende zu, dass sowohl als eine Art mentale Wiedergeburt oder, etwas banaler, als Neustart in einem Parallel-Universum interpretiert werden kann.
                  Rätselhaftes, sperriges, intensives Kino, fern übertreibender Hollywood-Politur. Sehenswert.

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                  • 6
                    lieber_tee 01.01.2015, 13:21 Geändert 07.01.2015, 23:06
                    über Narc

                    „Narc“ erinnert mich an US-Cop-Filme aus den späten 60er und 70er Jahren.
                    Die Geschichte um zwei antagonistisch zueinander stehende Ermittler, die gerne Polizeigewalt für ihr subjektives Rechtsempfinden benutzen ist dunkel-grobkörnig, mit schmutzigen Realismus durchzogen, eine unauslöschliche Aura der Trostlosigkeit zieht sich durch den Film, es gibt kein Licht am Ende des Tunnels.
                    Technisch gut für einen Indie, bemüht sich Regisseur Joe Carnahan in seinem zweiten Film um echte Gefühle und einer glaubwürdigen Geschichte über die Abgründe urbaner Menschen. Allerdings beschlich mich zusehends der Eindruck, dass doch nur die üblichen Formeln selbstzerstörerischer Cop-Dramen in einer manchmal schwer zu folgenden Story, voller Stereotypen bemüht wurden. Die zentralen Charaktere wirken emotional konstruiert, irgendwie aufgepumpt in ihrer selbstzerstörerischen Ader, wirkliche Empathie viel mir schwierig.
                    Jason Patric und Ray Liotta spielen famos, etwas wirklich Nachhaltiges, Verstörendes oder Neues vergleichbarer Filmen konnte ich allerdings nicht finden, obwohl „Narc“ ständig danach schreit.
                    Kein großartiger Film aber ein relativ guter.

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                    • 5

                      Zwei Navy-Soldaten von 1943 geraten an Bord ihres Schiffes in ein elektronisches Experiment und werden in das Jahr 1984 gebeamt. Verwirrt, aber nicht besonders überfordert versuchen sie die Ereignisse auf der USS Eldridge zu ergründen, was ein Fest für Zeitreise- und Verschwörungstheoretiker ist. Leider mach dieser etwas scheele Film wenig daraus, trullert lieber durch eine verkitsche Liebesromanze. Michael Pare kann nicht schauspielern, die niedliche Nancy Allen macht ihren Job. Bei wenig aufregender TV-Optik gibt es ein paar gespenstige Momente, der Rest ist nicht schlecht, aber auch nicht großartig, halt typisches, un-inspirierendes 80er Jahre Kino.

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                      • 7 .5
                        lieber_tee 30.12.2014, 01:39 Geändert 30.12.2014, 01:42

                        Director’s Cut
                        In seinem märchenhaften Kultfilm „The Big Blue“ verwebt Luc Besson Romantik, Comedy, Apnoe-Tauch-Wettkampf und psychologischen Themen (Konkurrierenden Geschlechteridentitäten, Jagd nach Respekt und Bewunderung, Bindungsangst, Loslösung, Verweigerung von Verantwortung) zu einem leistungsstarken Abenteuer-Drama.
                        Unser Held ist den Aufgaben des irdischen Lebens nicht gewachsen, weil er fast nicht menschlich ist, ein psychisches und emotionales Wrack, das in taoistischer Harmonie mit dem Wasser leben will und auch nur dort seinen Frieden finden kann. Mit eindringlichen Bildern, stimmungsvoller Synthi-Musik und einem tiefen Verständnis für die Emotionen präsentiert der Regisseur eine Ode an die Liebe zum Meer, zur Natur und Einsamkeit.
                        Ende der 80er Jahren gefilmt, ist der Film ein Kind seiner Zeit. Nicht nur formal, mit seiner CGI-freien Ästhetik sondern auch mit seiner „Zurück-zur-Natur“-Botschaft“. Rosanna Arquette verkörpert charmant die Love-Interest und ist mit heftigen 80er Jahren Frisuren geschlagen, Marc Barr ist ein in Person gewordener Delphin und Jean Reno verkörpert Jean Reno.
                        Luc Besson taucht mit einem unglaublich talentierten Auge für visuelle Wirkung, Humor, Herzschmerz, spektakulären Landschaften und wunderschöner Unterwasserfotografie in die Untiefen des zu späten Erwachsenenwerdens eines gesellschaftsunfähigen Außenseiters ein, hält dabei eine gesunde Balance aus Tragik, Kitsch, Spannung und vermeintlichen Tiefsinn aufrecht.

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                        • 4

                          Diktatorisch gesteuerte Keuschheits-Gürtel für Zuchthengste, Stellungs-Krieg, Frauen für Straffreiheit schwängern, Frosch-Mutanten als Erretter…Quarkig-verfickte Phantasie in einer dystopischen Welt, wo vereinzelnde Männer noch Schwänze haben um potent Kinder in die Welt spritzen können.
                          Ich habe ja einen leidenschaftlichen Drang nach 80er Jahre Kuriositäten, aber die hier ist nur ein müder, ironischer Gag-Treibstoff dessen gewollt-persiflierender Geschlechter-Sprengstoff in die Hose geht.
                          The Hunter“ wäre in seiner prüden Spießigkeit als Hardcore-Porno respektloser gewesen. Selbst der selbstironische Rodney Piper kann diesen schlaffen Mad-Sex für Arme nicht retten.

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                          • 6

                            Er gibt so einige berüchtigte Box-Office-Flops in der Film-Geschichte.
                            „Howard the Duck " ist solch ein Gespött der Kritiker und damaligen Nicht-Kinogängern, selbst ein erfolggewohnter George Lucas (Produzent) musste das mal am eigenen Leib erfahren. Aber dank des Home-Video-Booms machte der Streifen seinen Weg in die verkulteten Herzen von Fans. Auch wenn die parodistische Gefieder-Comic-Idee, mit ihren unzähligen Parodien auf amerikanische Popkultur nicht den gesamten Film trägt, die Witze, Dialoge, Handlung und der Synthesizer-Pop käsig wirken, für die heutige Generation und den Überlebenden von damals ist „Howard“ eine Zeitkapseln aus den 80ern Jahre. Hey Leute, das war damals nun mal so!
                            Nur für Fans, die schlechte Qualität wirklich schätzen…

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                            • 8 .5

                              „Die Menschen sind Verbrecher. Sie kommen unschuldig auf die Welt, sie bleiben es aber nicht!“
                              „Vier im roten Kreis“ ist vielleicht einer der coolsten Filme aller Zeiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Hier verlieren Männer nie die Kontrolle, verschweigen ihre Gefühle. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über die Hintergründe der Kriminellen. Es gibt keine dramatischen Ausbrüche, jeder ist cool, die ganze Zeit. Sie leben in einer abstrakten Parallelwelt, nach ihren eigenen Regeln. Ihre Motivationen hinter ihren Aktionen sind unklar, was sie antreibt ist kaum zu entschlüsseln, sie befinden sich in einer emotional-abstrakten Grauzone.
                              In diesem meisterhaft gefilmten Heist-Movie werden amerikanische Trenchcoat-Krimi-Motive der 50er mit formaler Strenge zu einem dunklen und trostlosen Film Noir in Farbe skizziert. Langsame 140 Minuten lang erzählt Melville über Menschen in einer desolaten Welt. Nichts ist dabei fehl am Platz, jedes kleine Detail ist scheinbar von zentraler Bedeutung für die Geschichte.
                              Obwohl LE SAMOURAI mein Lieblings-Melville-Film ist, dieser gehört zu seinen besten, ist die pure Quintessenz von Kino.

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                              • 7 .5

                                Wenn gefragt wird, wer der beste italienische Horror-Regisseur ist/war, wird in der Regel Lucio Fulci in einem Atemzug mit Mario Bava und Dario Argento genannt. Meist kommen seine blutigen Meisterwerke in den cineastischen Sinn, die allerdings nicht ausreichend das Talent des Mannes porträtieren. Der Giallo „A Lizard in a Woman's Skin“ ist ein Beweis dafür. Auch wenn, wie bei ähnlichen Genre-Bemühungen, der Betrachter mit lächerlichen Wendungen und unmöglich Enden verwirrt wird, hier ist großartig inszenierte Filmkunst zu bewundern. Getragen von der jazzigen Musik des Maestros Ennio Morricone rauschen wir in ein Delirium an Traumsequenzen, verirren uns in eine labyrinthische Handlung bis wir schwindelerregend einen visuellen, psychedelischen Orgasmus bekommen. Giallo-Fulci ist ebenso famos wie Horror-Fulci. Geschichten kann er nicht erzählen aber warum auch wenn man solch tolle Bilder erschafft. Insgesamt ist der Streifen ein Muss für Fans der gelben Gangart.

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                                • 2 .5

                                  Außerirdische Zwillinge, zwei vermeintlich sabbernde Vollidioten, sollen durch inzestuöse Intelligenz die Erde vor ihren Untergang bewahren, da die Chinesen zu mächtig wurden, während die Amerikaner durch die Erdöl-Krise ins Mittelalter gerutscht sind und knietief in Hühnerscheiße zur Treibstoff-Gewinnung waten.
                                  Da wird der Hund in der Pfanne verrückt, denn diese Verfilmung der Groteske von Kurt Vonnegut ist so doof wie Kartoffeln.
                                  Irgendwo als Satire auf die Vormachtstellung der USA, Kommunismus-Angst und Militarismus angelegt, als Blödel-Quatsch ala Stan&Olli gedacht, scheitert der Film auf ganzer Linie. Das Ziel möglichst so dösig wie möglich zu sein erreicht Regisseur und Autor Steven Paul ohne Probleme. Mit bekannten Comedy-Stars bewaffnet schießt er einen Kalauer nach den anderen ab, der Witz trifft aber ständig ins Leere, nervt ohne Ende. Pointen laufen ziel- und planlos umher, nur ganz, ganz selten wird mal das Zwerchfell getroffen.
                                  „Slapstik“ ist eine schmerzhaft-schlechte Farce, nichts ist stimmig. Er ist so faszinierend wie ein Autounfall, so surreal daneben, dass ich meinen Kopf ständig gegen die Wand hauen musste.
                                  Aua.

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                                  • 7
                                    lieber_tee 27.12.2014, 22:52 Geändert 27.12.2014, 22:58

                                    „Ich bin dein Iron Man, für dich hör‘ ich mir Justin Bieber an.“
                                    Der lächerliche Bösewicht heißt Hans Ka(c)kmann, Cheerleader auf den Ponyhof tanzen mit Heuballen-Puschel, ein Smart-Phone mit Hörer (!) und das finale Pferde-Wettrennen findet im Maislabyrinth statt, willkommen in der verrückten, ausgelassenen Welt von Detlef Buck. Seine Interpretation der leicht angestaubten Buch-, Hörspiel-, Comic-, Zeichentrickserie Bibi und Tina ist Awesome.
                                    Bereits 2007 zeigte der Regisseur ein Herz für Reit-Tiere mit "Hände weg von Mississippi", nach der gleichnamigen Kinder-Buchvorlage von Cornelia Funke. Was andere vielleicht als formelhafte Auftragsarbeit für den deutschen Kinderfilm-Markt abarbeiten würden, ist für Buck offensichtlich eine leidenschaftliche Herzensangelegenheit, voll komödiantischer Höhepunkte.
                                    Klar, der Streifen ist für junge, vorpubertierende, pferde-liebende Mädchen ausgerichtet. Mit hemmungslos-prallen (Geschlechter-) Stereotypen karikiert und überzeichnet er das Genre, ebenso wie er das Zielpublikum dabei bedient. Seine bewusst knallbunte, kitschige MTV- und BRAVO-Ästhetik aus vergangenen Zeiten, die poppigen, unvermittelt einsetzenden Musical- und Tanz-Einlagen, mit hervorragend produzierten und geschrieben Songs, sind für erwachsene Zuschauer irgendwo zwischen Gewöhnungsbedürftig und Abfeiern von Ultra-Trash einzuordnen.
                                    Letztlich bleibt ein kurzweiliger, Gute-Laune-Mädchen-Kinderfilm übrig, der oftmals befremdlich-schräg, bisweilen anstrengend wirkt, allerdings als Wundertüte des schrägen, ausgelassenen Spaßes eine ungemein sympathische Energie hat.
                                    Meine Tochter (knapp 10 Jahre alt) war begeistert. Freudestrahlend, jeden Song mitsingend, hopste sie durch die Wohnung und schlief abends selig unter ihrem Bibi und Tina-Plakat ein.

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                                    • 5

                                      Die Prämisse, das Thunder, nach seiner gewalttätigen Vorgeschichte im ersten Teil, im selben Kuhkaff als Streifenpolizist arbeitet ist natürlich idiotisch und nur die Grundvorrausetzung um die Arschgeigen des Vorgängers mit viel Action-Klimbim wieder zu verdreschen. Mit begnadeten Dilettantismus, inszenatorischer Steifheit und Sinn für Lächerlichkeit gräbt der kriegs-bemalte Indianer in der letzten viertel Stunde sein Kriegs-Beil aus und löst den Rassenkonflikt zwischen Rot und Weiß auf seine Weise.

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                                      • 6 .5
                                        über Once

                                        1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                        Eine bittere Süße, Melancholie regt sich im Herzen beim Betrachten von „Once“. Wie überraschend ist es, das ein solch kleines Stück Film starke Emotionen wecken kann? Etwas, was große, aufgeblähte Epen oft nicht zu schaffen.
                                        Das Schlüsselwort ist „Einfachheit“.
                                        Im Prinzip geht hier „nur“ um eine zufällige Begegnung auf der Straße, aufkommende Liebe und Woche des Musizierens. Die Produktionswerte des Films sind marginal, die Hand-Kamera simpel, das Schauspiel laienhaft-authentisch, die Songs eingängig und der emotionale Gewinn enorm. Regisseur John Carney erinnert daran, dass die kleinen Geschichten des Lebens, sensibel erzählt und genau beobachtet, oftmals die größte Wirkung erzielen.
                                        In „Once“ ist alles Musik. Es wird gesungen, gespielt, immer und überall. Die emotional hingeschrammelten Songs sind eine Vertiefung und Weiterführung der Gefühle der Figuren. In die Alltäglichkeit eingebettet bekommen sie etwas Märchenhaftes. Momente von Sehnsüchten, Tagträumereien können dann ausgelebt werden, bevor sie in einem Irland der ökonomischen Verlierer, der einfachen Menschen, an Verpflichtungen scheitern.
                                        „Once“ hat sich schnell zu einen gigantischen Mainstream-Erfolg gemausert, inklusive Oscar- und Sundance-Adelung. Das ist verständlich, denn wegen seiner unprätentiösen Art verzeiht man ihm seine Straßenmusiker-Idealisierung, Armuts-Romantisierung und (bewusst?) holprige Machart, die oftmals an ein You-Tube-Musik-Video bzw. Demo-Tape für ein Musical erinnert und damit etwas zu oft die Indigrenzien eines Indie-Streifens bedient. Dieses Nicht-perfekt-Sein, wie seine Protagonisten, macht ihn so liebenswert.
                                        Vom Kopf her hat dieser Lo-Fi-Wohlfühl-Film etliche Mängel, ist teilweise sogar ärgerlich, mein Herz ignoriert das aber geflissenlich.

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                                          lieber_tee 26.12.2014, 19:07 Geändert 27.12.2014, 03:16

                                          Es ist unbestritten, die Prämisse von „Razorback“ ist ziemlich lächerlich.
                                          Ein riesiges Wildschwein verspeist Aussies im Outback, das klingt nach einem unfreiwillig komischen, abgedroschenen Skript.
                                          Stimmt.
                                          Aber wir sind hier in einem Monster-B-Movie, da geht es nicht um Glaubwürdigkeit sondern um Horror. Und den generiert Russell Mulcahy zu Beginn seiner Filmkarriere, trotz holprigen Tempo, durch aus. Das australische Hinterland erscheint wie eine fremde, apokalyptische Welt. Öde und beängstigend, als ob dort kein Leben existieren darf. Und die Bedrohung kommt nicht nur durch ein rachsüchtiges Tier, sondern viel mehr durch die dort lebenden Wilderer, die so erschreckend Wahnsinnig sind, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
                                          In seinem blutigen Surrealismus trotzt der Regisseur einen schmutzig-ruppigen Tierhorror-Film hin, dem sein CGI-freies 80er-Jahre-Feeling gut tut.

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                                            lieber_tee 26.12.2014, 16:57 Geändert 26.12.2014, 17:13

                                            „The Stuff“ ist ein reizvoller Horrorfilm aus der Hand von Larry Cohen, ein Treffen zwischen „Invasion der Körperfresser“ und „The Blob“. Der Low-Budget-Filmemacher schmiert hier eine etwas gewollt lustige Parodie über exzessives Konsumverhalten und kapitalistische Gier auf das vertrashte Brot von Fans des 50er Jahre Monster-Invasions-Kinos, kann aber auch als Persiflage auf antikommunistische Propaganda während des Kalten Krieges verstanden werden. Die Spezialeffekte sind in der Regel dumm, der Film nicht.

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                                              lieber_tee 26.12.2014, 12:41 Geändert 27.12.2014, 03:06

                                              Etwas Schreckliches ist los in der kleinen Küstenstadt Point Dune. Die Bewohner werden zu Untoten, nicht weil sie von einem Vampir oder Zombie gebissen wurden, sondern wegen einer unsichtbaren Kraft. Der Satansanbeter und Meister des Kannibalismus steigt aus der Dunkelheit empor. Er dringt in Geist und Seele ein, beeinflusst die Menschen, lässt sie letztlich zu fleischfressende Ghouls mutieren. Sein schleichender Terror, der durch den kleinen Ort weht, hat etwas Gespenstisches, Paranoides.
                                              Dieser krude Mix aus Filmkunst und Trash ist ein obskures Juwel unter den zahlreichen Low-Budget-Drive-in-Horrorfilme der 70er Jahre. Sein Horror ist dunkel, launisch, hypnotisierend auf eine Art, die auch in „Suspiria“, „Dawn of the Dead“, „Ein Zombie hing am Glockenseil“ und "Die Mächte des Wahnsinns" wieder zu finden ist. Regisseur Willard Huyck war seiner Zeit voraus. Seine surreale, albtraumhafte, morbide Zombie-Variation ist / war stilprägend. Er sucht nicht den schnellen blutigen Effekt sondern eine langsame Eskalation in einem eindringlich-verstörenden Finale, findet genre-ikonische Szenarien, die später x-mal kopiert wurden.
                                              „Messiah Of Evil“ ist einer der echten schwarzen Diamanten des Grauens.

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                                                lieber_tee 26.12.2014, 02:59 Geändert 26.12.2014, 19:43

                                                Harry-Palmer #03
                                                Der letzte Harry-Palmer-Film gilt allgemein als der Schwächste.
                                                Die Stärke der beiden vorherigen Teile war die schattenhafte und unspektakuläre Darstellung von Agenten-Arbeit in den 60ern.
                                                Mit „Das Milliarden Dollar Gehirn“ präsentiert der Einzelgänger-Regisseur Ken Russell jedoch dem Publikum eine ausgefallene Handlung und große futuristische Sets, die im Widerspruch zu dem Stil seiner Vorgänger erscheinen. Seine Version einer James-Bond-Antithese ist wild und undiszipliniert, fast cartoonhaft, einer Parodie auf das Spionagefilm-Genre nahe.
                                                Michael Caine als ausdrucksloser, schlaffer Anti-Held ist wieder einmal phänomenal, die herrliche Schöpfung eines Cockney-Geheimagenten. Halb amüsiert, halb verwirrt, eiert er glücklos durch das Schneetreiben und reitet sich immer mehr in den Wahnsinn und das Chaos.
                                                Nicht ganz so brillant wie seine Vorgänger aber bei richtiger Stimmung äußert unterhaltsam verabschiedet sich die Reihe aus den Lichtspielhäusern.
                                                Irgendwie schade, ich hätte gern mehr davon gesehen.

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                                                  lieber_tee 26.12.2014, 00:35 Geändert 26.12.2014, 00:39
                                                  über Jin-Roh

                                                  "Jin-Roh" war einer der letzten vollständig von Hand gezeichneten japanischen Animationsfilmen, seine düster-realistische Form ist umso beeindruckender. Das Drehbuch selbst ist eine vielschichtige Auseinandersetzung über Verhängnis und versäumter Erlösung, Schuld und Sühne, eine unmögliche und tragische Beziehung zwischen einem Menschen und dem Tier im Menschen, die an der manipulativen Kraft von Diktaturen scheitert. Sein Ansatz ist langsam und zart, und hinterlässt eine intensive Wirkung, auch wenn die Vielzahl an Intrigen und Verschwörungen nicht immer sofort zu entschlüsseln sind. Er ist kein militärische Action-Thriller sondern eine subtile Variation des grausamen Märchens "Rotkäppchen und der böse Wolf“, mit deutlichen Anspielungen auf Hitchcocks „Vertigo“.
                                                  Kurz gesagt, „Jin-Roh“ ist ein wunderbares Stück Film-Kunst, voller ergreifender Schönheit und visionärer Intelligenz. Nicht ohne Grund gehört er in den heiligen Gral der Animes.

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                                                    Mag den sehr gerne, trotz all seiner Mängel und unentschlossen-verschrobener Machart.

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