lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Kommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für Alienator.
---------- dritter Advent --------------------------------------
Zu Weihnachtszeit können Trash-, Horror-, Action-Filme usw. durchaus ein wenig Wärme und Beschaulichkeit uns näher bringen…
Oder wir werfen einen göttlichen Blick von Oben auf die Welt…
Als ich 2001in Berlin angekommen bin hat mich dieser Moloch einfach nur erschlagen. Faszinierend, fremd, hässlich, schön, widersprüchlich, herzlich und mit kalter Schnauze. Mit diesen verwirrenden Eindrücken bin ich 2002 über den Potsdamer Platz gestolpert, ein Ort der Geschichte, der durch kalte Architektur und geschäftiges Treiben kein Ort der Geschichte mehr ist/war.
Und plötzlich sah ich Bilder. Eine Art visuelles Fazit vom Zustand dieses Planeten zur Jahrtausendwende. Bilder von der Welt von Oben. Riesengroße Farbfotografien in Glasvitrinen über den Platz verteilt. Warme Bilder, schöne Bilder, bunte Bilder, ästhetische Bilder, die fremde Orte, Landschaften, Strukturen, Menschen vom Himmel aus in „göttlicher“ Perspektive zeigten. Die Formen, Farben generierten die fragile Schönheit der Erde. Mein etwas vereinsamtes, verwirrtes Herz wurde erwärmt. Ich habe mich in die Fotografien der Outdoor-Ausstellung von Yann Arthus-Bertrand sofort verliebt und noch heute vermittelnseine Bildbände ein Gefühl von Fernweh, Liebe zu unserer Heimat auf der wir Leben und beweisen mir, dass es nichts Formvollendetes gibt als die bunt-blaue Kugel.
Jahre später hat Arthus-Bertrand diese Bilder zu einer Dokumentation umgewandelt. Ist an gleichen und andern Orten geflogen und hat wieder einen Blick von Oben auf unseren Planeten gewagt. Mit reichhaltigen Produzenten-Geld von Luc Besson ist ein Film entstanden, der wie ein Bildschirmschoner, eine zu lang geratene Dia-Show bei einem zu redseligen Freund wirkt. Der Off-Kommentar prasselt auf den Zuschauer nieder. Seine salbungsvolle, gut-gemeinte aber nicht gut formulierte Öko-Naturschutz-Zerstörungs-Warnung gegenüber den Raubbau des Menschen nervt, nervt, nervt. Dass die (Schönheit der) Welt verloren geht, und damit wir Menschen auch, ja, das habe ich mir auch schon gedacht… Aber statt sich auf die starke, verständnisvolle, verstörende und intensive Wirkung der Bild-Motive, ihre Nachhaltigkeit, zu beschränken sülzt mir ein Sprecher salbungsvoll-verkitscht, ohne wirklich fundierte naturwissenschaftliche Kenntnisse, eine esoterische angehauchte wir-sollen-uns–alle–lieb-haben-Botschaft an die Backe, so dass ich den Ton aus machen musste. Nur so konnte ich mich an den Rausch der wahrhaft meditativen und faszinierenden Bildern ergötzen. Denn die Brillanz der Landschafts-Motive, mit ihrem begabten Blick auf Ausschnitt, Perspektive, Farben und Details ist famos.
So famos, das die Schiene im Dokumentarfilm bis heute unentwegt kopiert wird. Es gibt kaum einen Monat wo nicht eine Doku erscheint, die einen Blick von Oben auf die Welt wirft (von A wie Alpen bis Z wie New Zealand). Dieses Konzept ist ein visueller Verkaufsschlager und wird wohl noch so oft kopiert bis es keine abfilmbare Naturlandschaften auf der Erde mehr gibt.
Selbst „Home“ ist bereits die Kopie des Films „Die Erde von oben“ (2004) von Renaud Delourme, der bereits mit den Originalbildern vom Fotographen Arthus-Bertrand gearbeitet hat. Und in Bessons Kassenschlager „Lucy“ sind ebenso diese Bilder wieder zu finden…
Aber ich will nicht zu viel meckern. Die gute Absicht von „Home“ stimmt und ich empfehle stattdessen den Film auf fetten HDTV ohne Ton zu schauen und dazu seine eigene Musik zu hören und eigenen Gedanken zu machen.
Ein Polizist, traumatisiert durch seine eigene Hintergrundgeschichte von Kindesmissbrauch und Entführung, ermittelt in einem Fall wo ein Pädophiler eine Familie angegriffen hat.
Mit zunächst langsamen Tempo und absichtlichen Unklarheiten offenbaren sich nach und nach verstörende Details. Die wachsenden Frustration des brillant gespielten Untersuchungsbeamten, seine seelischen Abgründe und die unvorstellbar grausamen Taten lassen den Zuschauer in ein kaum erträgliches Maß an Entmenschlichung versinken. Die Stimmung des Films ist fies, verachtend, dunkel. Die Handlung akribisch und komplex erzählt. Die Verbrechen und ihre Folgen auf Opfer und Ermittler haben eine zersetzende Wirkung und der Täter ist letztlich die Ulta-Dämonisierung eines pädophilen Monsters. Nicht reißerisch aber emotional suggestiv vermittelt, zeigt sich, dass das filmische Produktionsland Belgien auf Grund seines Kinderschänder-Traumas offensichtlich eine Aufarbeitung von Nöten hat.
Unterhaltsam ist kein passendes Wort für diesen Film, denn wenn die Geschichte ihr bitteres Ende erkennen lässt , dann wirkt das lange und mit unangenehmen Gefühl nach.
Midnight, Zombie, Sucker, Dog, Made, Geier, Spion, Stinki, Dauerwichser, Gerippe, Stinker, Pinball, Kröte und Leiche sind die „Leichenschänder“-Biker. Sie sind zwar völlig verpeilt aber ungeheuer sympathisch. Pisst du ihnen nicht ans Bein oder trägst keinen Anzug mit Krawatte lassen sie dich in Ruhe. Leider werden sie auf kreative Weise nach und nach ausgeschaltet, warum auch immer, der Bulle Stone hilft ihnen...
Australischer (Kult-) Biker-Film von Sandy Harbutt, der Widerstand gegen die bürgerliche Gesellschaft, Unabhängigkeit und Frei-Sein auf Motorräder zelebriert und die vorherrschenden, primitiven Männer-Rituale kaum hinterfragt. Das 70er-Jahre-Lebens- und Zeitgefühl besteht aus Kiffen, Saufen, Ficken, Prügeln und Spaß-haben. Frauen sind nur Beifahrer und sitzen hinten, dürfen sich aber ihre Macker selbst aussuchen.
Klischeehaft-romantisierend aber schwungvoll-freundlich bebildert, mit rotziger Mucke und drogenverhangener Unschärfe unterlegt, entwickelt das B-Filmchen einen mobilen, Testosteron-LSD-gesteuerten Rausch, der auf staatliche Gerechtigkeit blutig spuckt.
Geile Kiste.
Spoiler...
Alle Vorgänger bündeln, auf Reset drücken und in labyrinthhaft-klaustrophobischer Schiff-Umgebung, ohne Found-Footage-Rotze aber mit viel wackeliger Action-Cam, neu starten.
Die Dämonen-Besessenheit des zweiten Teils wird mit dem bewährten, parasitären Körpertausch weiter gemacht.
Jaume Balagueró beweißt wieder ein mal was für ein begnadeter Handwerker er ist. So müssen Montage, Parallelisierungen, Kamera und Licht genutzt werden um gut funktionierenden, treibenden Horror zu erzeugen.
Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, das für dieses Zombie-Virus-Thema keine vier Teile notwendig waren / sind, die Innovation des ersten Films verflogen ist. Und das ich dem Regisseur neue, kreativere Ufer gönne. Aber diese nerdige Zurschaustellung eines typischen Genre-Films macht Spaß, da stört das Abhecheln der durchwachsenen Story weniger, der Streifen ist scheiß-packend.
Gerne einen fünften Teil, wenn das Niveau beibehalten wird.
Willkommen in dem schmierig-dreckigen Abgründen des politisch unkorrekten 70er Jahre Kinos aus Italien.
Wie die Ratten in einem Käfig leben sechs Galgenvögel und eine promiskuitive Frau am amerikanischen Goldgräber-Arsch der Welt. Sie tun sich gegenseitig nicht gut, verstärkt durch einen invaliden Fremden zerbricht ihr morsches Konstrukt aus Poppen, Prügeln und Potenz. Gier, Lügen und Misstrauen nehmen Überhand, lassen die zweckgebunden Gemeinschaft zerbrechen. In diesem archaischen Biotop aus verlorenen Existenzen wird komplett Schusswaffen-frei mit Fäusten, Krücken und Heugabeln getötet. Zwischenzeitlich bekommt eine laszive Rothaarige dreimal in der Viertelstunde ihre dollen fünf Fick-Minuten und degradiert sich, wie die Macht-Männer, zu einem trieb-gesteuerten Wesen.
In wie weit diese plakativ-sleazige Analogie als Dekonstruktion des amerikanischen Traums zu verstehen ist, in dem Moral und Gesetz verreckt sind, sei dahingestellt. Das dieser nihilistische Krimi im reduzierten Spagetti-Western-Gewand der Neuzeit einen perfiden Reiz ausübt, ist nur meiner Affinität gegenüber solch verwerflich-schlechten Filmen geschuldet.
Ach warum nicht, die Oscar-Lobby würde cineastischen Schneid beweisen. Bay, der dekonstruvistische Godard des modernen Blockbuster-Erzähl-Kinos.
Mit dem Werkzeugkoffer des Todes meuchelt sich der Sturmhauben-Nachbar durch ein Apartment-Komplex, vornehmlich spärlich bekleidete Frauen werden durchbohrt, zerhämmert und genagelt. Hier repariert ein Handwerker die Welt, in dem er sie von alkoholisierten und sexuell verwerflichen Unrat befreit.
Die erste halbe Stunde ist ein bestialischer Slasher, der wenig Kompromisse macht. Aber es ist eine falsche Fährte, die Regisseur Dennis Donnelly auslegt. Denn aus unerfindlichen Gründen nimmt er im Mittelteil komplett das Tempo raus und driftet in ein geschwätzigen Psycho-Entführungs-Flick ab um am Ende mit einen bösartigen Abgang zu überraschen. Der zunächst schmuddelige Beginn ist nur die grausige Einleitung für eine fiese Beschreibung vom moralisch desorientierten Mittelstandes. Im Prinzip eine interessante Idee, allerdings hat mein Black+Decker-Bohrer mit halb-vollen Akku mehr Power und Tiefgang als dieser halbgare Schund. So bleibt nur der unfassbar sadistische Beginn und das schaurige Ende in Erinnerung.
Ein Nasty-Exploiter der 70er, der zwar filmhistorisch interessant ist, weil er zu den frühen Slashern mit Point-of-View-Shots gehört, sich leider aber selbst im Wege steht.
Sonntag 02:40. Habe den lieben Val Vega verwichtelt. Wer will jetzt?
1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
Kommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für Val Vega.
---------- zweiter Advent --------------------------------------
Kinder lassen giftige Skorpione mit einer Horde Ameisen kämpfen, zünden sie an und die Kamera zoomt auf ihre unbeschwerten, lachenden Gesichter.
Der Traum von Unschuld ist vorbei…
The Wild Bunch ist einer der namhaftesten und einflussreichsten US-Western, mit einem der ikonischsten Enden der Filmgeschichte.
Das finale, sechsminütige Massaker zeigt eine bis dato nie gezeigte Bewegungsabfolge aus Blei und Blut, die nur durch die zeitgeschichtliche Stimmung aus zerfallenden Hippie-Peace-Träumen, Vietnamkrieg-Pessimismus und „New-Hollywood“-Mut erklärbar ist. Söldner zerschießen als Opfer des kapitalistischen Eisenbahnfortschritts den ehrenwerten American Dream, der verlogene Aufbau-Mythos eines glorreichen Gründerlandes wird in Slow-Mo ein zerstörendes Ende bereitet. Das Finale und zwei weitere eruptive Action-Sequenzen rahmen Sam Peckinpahs melancholisch-bitteren Abgesang ein. Dazwischen lernen wir die Verhaltensregeln und Werte von Archetypen kennen, weniger durch exakte Psychologisierungen sondern durch Blicke in ihre zerfurchten Gesichter, die wie vernarbte Seelen wirken. Dieser verwilderte, moralisch-verwahrloste Haufen von Relikten vergangener Zeiten verkörpert ein Männlichkeitsideal, das zynisch nach seinen eigenen Regeln lebt und abtreten will. Anti-heroisch aber mit einem fetten Lachen angesichts ihres Sterbens feiern die Dinosaurier ihren eigenen Untergang, bzw. den des wilden Westens.
Robust-knarziger Actioner aus den 80ern, der stramm seine schlichte Geschichte von guten Soldaten und bösen Militär-Machenschaften herunter-kurbelt. Schnörkellos auf kompromisslose Härten fixiert schützt das waffen-gesteuerte Muttertier ihren traumatierten Sohn bis alles Böse unter die Räder kommt, in die Luft gesprengt oder mit einem Maschinengewehr zerfetzt wird.
"Die Geschichte ist wahr und gar nicht alt. Cheerleader-Pussys sind wirklich kalt."
Was hier die Regisseure für einen durchgeknallten Hokuspokus aus dem Hut zaubern geht auf kein Karnickel-Fell mehr. Die rasante Groteske kokettiert ständig mit seinen Genre-Stereotypen um sie sogleich ad absurdum zu führen. Der Zombie-Vampir-Hexen-Teenie-Slasher driftet zu einer High-School-Parodie ab, dann zu bösartigen Splatter-Horror, macht sich über Jugendkulturelle-Posen lustig, verweilt kurz in den sensiblen Gefilde eines Mädchen-Dramas, um in einem wirren Fantasy-Klamauk mit zerfetzten Leibern zu enden.
Was will mir der Film sagen?
Wohl gar nix, er soll einfach nur ein WTF-Flick ohne Sinn und Verstand sein. Eine Balance ist in diesem irren Fick nicht zu finden. Beim Versuch auf den Punkt hin zu inszenieren, wird ständig daneben getroffen. Diese krude Suppe aus Egoismus, Machtverhältnisse, Ausgrenzung, Geschlechterkrieg und Horror wirkt zusammen-gerotzt , spuckt dem Zuschauer gezielt ins Gesicht. Der hält nur noch schützend seine Hände vor diesem hirntoten Unsinn hoch.
Vielleicht ist das ein wenig zu gewollt auf die Scheiße gehauen aber scheiß-unterhaltsam.
Spoiler...
Willkommen im Hotel zum Galgenhügel, wo sich seit 36 Jahren kein Gast mehr eingetragen hat. Was kann an dieser Unterkunft irgendwo in der südamerikanischen Pampa nicht stimmen?
Okkultes Hexen-Besessenheit-Körpertausch-Wirrwarr aus der Schmiede eines drittklassigen Regisseurs. Víctor García (Hellraiser: Revelations ) hat bislang mit seinem visuellen Output eher die Fans von Horrorfilmen genervt als begeistert. Hier beherrscht er zumindest das grobe Handwerk. Die Betonung liegt auf "grob", denn eine Verinnerlichung, ein Gespür für das Genre findet nicht statt. Seine Hektik erzeugt keine Spannung. Temporeich rast er durch ein dösiges Drehbuch, das jedes Grusel-Stereotyp genüsslich bedient, kaschiert die Löcher mit greller Effekt-Dramaturgie, dessen Albernheiten allerdings zunehmend blöde wirken (diese peinlich verzerrte Besessenheit-Stimme, als ob wir in den 70er sind...).
Die Aneinanderreihung von Holzhammer-Horroreinschlägen erzeugt einfach keinen nennenswerten Nährwert, ergibt nur übersättigendes Buchgrummeln. Klar, diese klaustrophobisch-feuchte Mischung aus Evil Dead und The Conjuring hat eine hetzend-packende Wirkung, erzeugte bei mir, wegen seiner auf den bloßen Effekt geschleuderte Story und retardierenden Möchte-gern-Spannungs-Sequenzen, schnell Ermüdungserscheinungen.
Habe bei Bay (Transi 4) viel gekotzt und bei Gunn (Guardians) viel gelacht. Bei beiden ein Ausdruck von Gefühlen. Ist doch alles in Ordnung im Mainstream.
Liebe Sonse,
Ich mochte deine lebendige freundliche Art in Natura, die du - so hoffe ich- bei behältst. Du hast über 5 Jahre tapfer den Puffer zwischen Community und MP-Redaktion, Technik usw. gespielt, musst manch Scheiß ertragen, hast Lob bekommen und in dem hoffnungslos veralteten Forum ausgeharrt, dabei oft deine Haare gerauft und sicherlich 5000mal zu gewissen Sachen, immer das gleich schreiben müssen. Schade, das du kein Prellbock mehr bist, das du in den Hintergrund von MP versinkst. Das hat einen bitteren Nachgeschmack und ist eine weitere Veränderung die MP nicht gut tut.
Sorry an den Ersatz, ich habe euch auch lieb.
Südstaaten-White-Trash-Drama, das demonstrativ und kraftvoll mit Bad-Gefühlen und traditionellen Werten (Gerechtigkeit, Arbeit, Familie und Freundschaft) wie ein Holzhammer um sich schlägt. Aussparungen, Zwischentöne oder gar Mitdenken sind nicht gefordert, diese Welt ist eine schlichte Männerwelt voll eruptiver Gewaltausbrüchen. Die Abwärtsspirale bohrt sich unangespitzt und mit der ersten Einstellung des Films in den erdigen US-Boden.
Schade, wenige wäre hier mehr gewesen.
Die Vorhersagbarkeit der Konflikte, Ersatzvater-Ersatzsohn-Geschichte sind dramaturgisch wirkungsvoll aber arg dick aufgetragen.
Wäre da nicht Nicolas Cage, der hier mal nicht auf "crazy-überzeichnet" macht sondern durch seine zurückhaltende, raubeinig-räudigen Performance besticht. Auch wenn er, wie alle Figuren, nur ein Stereotyp bleibt, seine Darstellung des harten Kerls mit Herz wirkt authentisch, nimmt den Zuschauer mit in dieses gottverlassene Kaff irgendwo in Texas, lädt ihn ein im Elend zu verweilen.
"Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sind wir allein im Universum oder wir sind es nicht. Beide sind gleichermaßen verstörend."
Regisseur Scott Charles Stewarts (Priest, Legion) dritte Regiearbeit (auch Drehbuch) führt uns in die Vorstadt-Idylle einer US-Mittelschichtfamilie, die mit den üblichen Lügen und Nöten zu kämpfen hat. Die Normalität des Alltages bekommt allerdings zunehmend Brüche, nach dem das sichere Zuhause von unerklärlichen Geschehnissen terrorisiert wird.
Haunted-House, Home-Invasion und (als schnell erkennbare und völlig ernst gemeinte) Alien-Heimsuchung im besten Akte-X-Verschwörungstheorie-Erklärbär-Modus.
Die reine Genre-Suppe, die hier aufgetischt wird, ist wenig originell, fast banal und setzt voraus, das sich der Zuschauer auf solch einen Quatsch einlässt. Das ist allerdings nicht schwer, denn die Art wie hier auf der Klaviatur des Horrors gespielt wird, wie wirkungsvoll die richtigen Tonlagen getroffen werden ist bemerkenswert. Innovative Partituren sind hier wenig zu erkennen aber das reine, effektvolle Timing funktioniert hervorragend.
Weit spannender ist allerdings wie Stewart es schafft den paranoiden-Terror in den vermeidlich sicheren Hort der Kleinfamilie zu implantieren. Das prall-tolle Loblied auf das schützenswerte Familien-Ideal wird gerne mal schräg gesungen, findet durch das glaubwürdige Spiel und die empathischen Figurenbeschreibungen ein teilnehmendes Fundament.
Kein großer Wurf, der Film, aber ein anerkennenswerter, kleiner und feiner B-Horror-Streifen, der das Wenige was er bietet hervorragend kann.
Kann mir jemand kurz erklären wie ich die exakte URL von (meinen) Kommentaren heraus bekomme?
Interessantes und faszinierendes Beispiel, das in filmischer Hinsicht ein "Wie" über das "Was" herrschen kann.
Die allmähliche Erkenntnis eines zierlich-schützenswertes Krankenschwester-Rehs, das der charmant-böse schwarze Mann im weißen Kittel ein Psychopath ist, erzeugt beim Zuschauer keine Überraschung, denn er weiß das von Anfang an. Es stehen die ambivalent wirkenden Figuren im Vordergrund. Ihre monströsen Ängste, sexuellen Begehrlichkeiten, Machtverhältnisse und bizarre Anziehungen zu einander offenbaren sich nach und nach. Schlafwandlerisch schleicht der Betrachter durch aseptische Klinik-Räume. Bilder mit ausgewählter Symbolik und in erlesenen Kompositionen erzeugen einen hypnotisch-psychotischen Effekt, die langsam-streichelnde, kalte Kamera harmoniert mit den Gefühlswelten der Figuren.
So clever auch das Gesamtkonzept des Films ist, so wirkungsvoll suggestiv es auch funktioniert, das sklavische Verhindern von packenden Offenbarungen, von Thrill, macht ihn gewöhnungsbedürftig, wenn nicht ernüchternd-zäh.
Moviepilot wird von Spiegel-Online verlinkt. Das ist der Ritterschlag des Journalismus...
http://www.spiegel.de/panorama/leute/jennifer-lawrence-panem-song-in-den-britischen-charts-a-1005846.html
Ich hoffe das dieses Jahr die Buchstaben sorgfältig zum rätseln sind und nicht wie letztes Jahr hintenherum, versteckt Fehler korrigiert werden.
Es ist auch ziemlich zum Gähnen das man jetzt pro Serien-Verriss eine Seite weiter >Klicken muss damit MP bei auch wenig innovativen Artikeln Klickzahlen bekommt. Aufdringlich.
Hahaha, echt netter Artikel. Teilweise totaler Quatsch aber es ist ja dein Recht.
Road-Movie, Medizin-/ Hacker-Krimi, Seuchen-Thriller, Paranoia-Flick, Wie-wirklich-ist-die Wirklichkeit-Gedankenspiel, die Ratte Mensch im Alien-Versuchs-Käfig...
Regisseur William Eubank klopft heftig an die Tür der großen Filmstudios mit seinem Low-Budget-Mind-Fuck.
Es geht ja heute nicht mehr darum etwas wirklich Neues zu erzählen sondern Kompositionen und Erzähltechniken als Neuwert zu verkaufen. Und hier greift der Regisseur aus dem reichhaltigen Fundus des modernen Genre-Kinos. Nach und nach wird der Zuschauer mit Informationen, Slo-Mo-Bildern, akzentuierten Action-Sequenzen und Super-Helden-Gestiken gefüttert. Das ist nur bedingt, auch in seiner Auflösung, innovativ, hat aber genug Power um den Zuschauer interessiert und fasziniert an der Stange zu halten.
Sonntag 00:30. Habe dem lieben Jimi mein Wichtel-Geschenk virtuell überreicht. Suche jetzt jemanden, der mit mir den zweiten Advent beglückt.
1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
Kommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für JimiAntiloop.
---------- erster Advent --------------------------------------
Terry Gilliams Manifest des überbordenden Ideenreichtums ist ein erstaunliches Rätsel, das nie endgültig zu entschlüsseln ist, dessen inspirierende Gebläse mein Hirn bis in die letzten Windungen sinnlich verwirbelt. In seinem nicht-perfekten Wahnsinn ein perfekter Film.
Bizarr, grau, schimmernd, entziehend, fatal, defekt, verliebt, grausam, retro-futuristisch, skrupellos, satirisch, dramatisch, grotesk, visuell, unvergesslich, geschickt, humorvoll, technisiert, kontrolliert, schön, wahnhaft, unglaublich, bitterböse, tödlich, unglaublich, fantastisch, überzeugend, unerreicht, bürokratisiert, entmenschlicht, spürbar, visionär, stilbildend, abseitig, empathisch, aufgeladen, tagträumerisch, prachtvoll, selbstironisch, überzogen, vertrottelt, extravagant, übertrieben, ultimativ, unverzichtbar, demonstrativ, hellseherisch, überspitzt, phantastisch, kreativ, turbulent, pessimistisch, unkonventionell, überdimensional, schlagartig, durchgeknallt, anstrengend, komplex, einzigartig, unvergesslich, beeindruckend, hochwertig, augenzwinkernd, schrullig, malerisch, hässlich, bedingungslos, ekelhaft, eigenwillig, unmöglich, erklärbar, saugend, abgefahren, aufwendig, detailreich, prächtig, schräg, ausgefallen, doof, undurchsichtig, einzigartig, niederschmetternd, kafkaesk, allmächtig, obskur, verstörend, kritisch, pulsierend, gigantisch, überladen, unbalanciert, verdreht, krank, chaotisch, widersprüchlich, aberwitzig, ungreifbar, verblüffend, packend, taumelnd, trotzig und vieles mehr, das ist „Brazil“.
„Let's get out of this country. I'll admit I am bored with me. I drowned my sorrows and slept around. When not in body at least in mind.“
In diesem Sinne...