lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    lieber_tee 10.03.2015, 00:59 Geändert 10.03.2015, 15:00

    Halloween am Freitag des 13. trifft in den TCM-Filmstudios der blutigen Augen auf die Goonies von dysfunktionalen Familien.
    Die Geschichte ist insgesamt sicherlich nicht die Sinnvollste (und die Charaktere reagieren komisch, wie immer in Horrorfilmen) aber Scheiß auf Logik wenn solch intensiver Terror entfacht wird. Man muss sich halt entscheiden ob einem die Wahrscheinlichkeit im Film wichtiger ist als die wahrhaftige Kunst des Horrors. Wenn der kreative Drang nach präzisen Spannungsmomenten und wirkungsvolle Bildkompositionen wichtiger ist als das klassische Narrativ, dieser Stil ganz hervorragend einem den Schauer über den Rücken jagt, dann möchte ich nicht nörgeln…
    Klar, der Film ist holprig, hier hat mich das aber nicht gestört, denn die Einzelsequenzen sind so famos und ergeben einen nicht dummen, filmischen Diskurs über die Bedrohung im Horrorfilm (in geschlossenen Räumen), die immer das Bebildern von Ängsten ist. Hier stehen Formen und Zitate vor Inhalt, so dermaßen vorangetrieben wie es Fulci und Argento auch gemacht haben, nur jetzt mit modernen Mitteln und Themen.
    Entstanden ist ein (un)gemein unheimlicher Streifen, der mit beunruhigender Stimmung und gezielt-expliziter Gewalt intensive und (un)angenehme Szenen generiert. Es ist schon beeindruckend wie die beiden talentierten Filmemacher Bustillo und Maury es schaffen, alte und klischeehafte Situationen der Horrorfilmgeschichte so gekonnt an den Mann zu bringen.
    Kleine, gelungene, sehr sympathische Hommage an zeitgenössischen und klassischen Horror. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

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      lieber_tee 09.03.2015, 22:57 Geändert 10.03.2015, 02:24

      Skater gegen Templer-Zombies.
      Keine Ahnung was die Hersteller der dritten V/H/S-Horror-Anthologie geraucht haben, mit dem ursprünglichen Found-Footage-Konzept und möglicher nostalgischer Betrachtung von Videocassetten hat dieser irre Flick nichts mehr zu tun. Die gesamte Struktur des Gesamtwerks ist chaotisch, eine (bewusst?) schlecht gefilmte Aneinanderreihung von Kurzschlüssen, die mit dem standardisierten Erzählen von Geschichten wenig zu tun haben. Es herrscht die filmische und inhaltliche Anarchie, so als ob Amateure Kurz-Clips von YouTube in sozialen Netzwerken hochladen und viral verbreiten. An abgefahrenen Ideen mangels nicht, an der Umsetzung in „klassischer“ Filmsprache schon. Allerdings ist genau das gewollt und hat mir gefallen. Denn wie ein optischer Rausch paranoider Wahnvorstellungen im Zustand eines Deliriums jagen Schnittgewitter, Störungen, Motive, Aussparungen, kruder Humor, Mind-Fucks, blanker Unsinn und Dilettantismus an einem vorbei, die Hirnsynapsen speichern nichts, es herrscht die pure reiz-orientierte Oberfläche und am Ende hatte ich den Eindruck, mit Hilfe von unkonventioneller Technik und Taktik, in die dunkle Seite des Filmemachens eingetaucht zu sein.
      WT┌П┐(◉_◉)┌П┐

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        lieber_tee 08.03.2015, 21:48 Geändert 08.03.2015, 22:39

        Igitt...
        Ungesundes Sick-Movie, das den langsamen Körperverfall als Metapher über die Zombifizierung und Vereinsamung der Gesellschaft darstellen und als ziemlich unappetitliche AIDS-Parabel funktionieren möchte.
        Quälend begleitet der Zuschauer einer Mut zur Hässlichkeit zeigenden, sich die Seele aus dem Leib spielenden Hauptdarstellerin, die wie eine schöne Blume nach und nach psychisch und körperlich verwelkt. Die Idee und Umsetzung ist ekelig, reizt genüsslich tabuisierte Themen aus, ist allerdings wegen seinen unsympathischen Figuren, flachen Psychologisierungen und banalen, wenn auch bösartigen, Auflösung nicht genügend durchdacht, hat aber einen "kranken" Indie-Charme.

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          lieber_tee 08.03.2015, 17:56 Geändert 09.03.2015, 12:38

          Afroamerikanische Ghetto-Gangster, in Outfit und Habitus aus einer Rap-Video-Parodie von MTV stammend, duellieren sich mit weißen Loser-Cowboy-Feuerwehrmännern, die auf Schatzsuche in einem verfallenden Industriegelände sind.
          Die geschlossene Einheit von Ort und Zeit wird in pragmatischen, seltsam flach wirkenden TV-Optik-Bildern von Walter Hill eingefangen, der hier die endlosen Weiten des romantischen Western-Mythos auf urbanes Niemandsland bitter zentriert. In den immer bewusst gesuchten Nahaufnahmen der Protagonisten spiegelt sich kein Heldentum, die Totschlag-Argumente des Rassenkampfs zwischen Schwarz und Weiß enden in ein nihilistisches Desaster aus Gier und Rache, es gibt nur einen, überraschenden Gewinner. Die stereotypen Männlichkeitsmuster folgen dabei gängiger B-Actionfilmen, schrammen knapp an einer Selbstparodie vorbei. Das ist alles möglicherweise als Dekonstruktion auf den glorreichen Abenteuerfilm gemeint aber ein Film in dem Arschlöcher sich wie Arschlöcher verhalten geht dem Zuschauer letztlich am Arsch vorbei.

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            lieber_tee 05.03.2015, 20:03 Geändert 06.03.2015, 12:43

            Diese sechziger Jahre Batman-Kino-Verfilmung ist ein gern überspannter Bogen mit einer bräsigen Geschichte aus schlechten Effekten, kultiger Synthi-Musik und peinlichen Schauspielern. Wenn der hölzerne Adam West in seinem kindischen Schlafanzug bierernst pseudowissenschaftliche Nonsens von sich gibt und hochtrabend-moralische Reden schwingt, durch kunterbunte Bilder unbeholfene Action betreibt, unterstützt von possierlichen Gadgets, dann ist der Kindergarten-Hort des wahlweise freiwilligen oder unfreiwilligen Humors gut gefüllt. Die einduselnde Dröhnung aus affigen Superschurken mit Pulverisierungs-Kanone hält die Trash-Welt in Atem, dieses filmische Comicheft der Infantilität ist so (gewollt) daneben, das es oft Spaß macht aber auf die Dauer etwas in seine Suche nach Sinnlosigkeit verloren geht.

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              lieber_tee 05.03.2015, 17:40 Geändert 06.03.2015, 10:15

              Was fragen Arschloch-Business-Typen wenn sie in der Einöde ankommen?
              Ich glaub' das WLAN funktioniert hier nicht!
              Drei-Finger, Ein-Auge und Sägezahn, die Mutanten aus dem Hinterwald sind zurück. Das Wrong-Turn-Franchise geht in die sechste Runde und folgt inhaltlich einer neuen Blutlinie. Die tranige Geschichte um Inzucht-Arterhaltung wird aufgebockt mit Titten, Ärschen und Gore, kann als grimmige Satire auf den amerikanischen Gründermythos und Familie gelesen werden, ist dafür aber nicht bissig genug. Der Streifen kommt nie so richtig aus seinen stereotypen Puschen, da können noch so sehr die Beine gespreizt werden bis sie brechen oder in der Kannibalen-Metzgerei das Buffet angerichtet werden...
              Wer auf fiese Kills, und fette Titten steht wird bedient, der Rest greift frustriert in die schlaffe Hose.
              Teil 7 wird dann wahrscheinlich ein Found-Footage-Filmchen sein...

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                lieber_tee 05.03.2015, 13:04 Geändert 05.03.2015, 13:05

                "Glauben Sie nicht, was Sie hören und nur die Hälfte von dem, was Sie sehen."
                Die Prämisse, die beklemmenden Zustände in der Psychiatrie am Anfang des letzten Jahrhunderts als detailreichen Ausstattungsfilm mit Gothik-(Horror)-Feeling im Stil der Amicus- und Hammer-Studios zu inszenieren, hat mir gefallen.
                Im Kern setzt sich „Stonehearst Asylum“ humanistisch mit den Grenzen von Wahnsinn, Vernunft und vermeintlicher Normalität auseinander. Er ist ein Diskurs über die medizinischen Behandlungsmethoden von „Geisteskrankheit“, zwischen traditioneller, die grausam aber notwendig erscheint und moderne Therapie, die absolute Freiheit für die Klienten fordert, deren Heil in der Wiederherstellung von Würde besteht. Leider twistet und melodramatisiert der Film zusehens und jegliche ernstzunehmende Auseinandersetzung (und Spannung) geht verloren. In warmen Farben und starken Kontrasten fotografiert geben sich die teilweise prominenten Schauspieler keine Blöße. Inhaltlich, so faszinierend und erschreckend die Thematik auch ist, werden gängige Irrenhaus-Stereotypen reichhaltig bedient und der Streifen endet in ein triviales Kasperletheater, das jede Ambivalenz dem billigen, dramatischen und pathetisch-kitschigen Effekt beugt.

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                  lieber_tee 05.03.2015, 00:40 Geändert 05.03.2015, 01:46

                  Launiger Klopper, der die un-verdaute Gewalt des Vietnam-Konflikts in einen beschaulichen Touristenort an den Niagarafällen bringt. Irgendwo zwischen kämpferischer Männlichkeit, die den anarchischen Freiraum des Krieges geil findet, revisionistisches Zurechtbiegen eines amerikanischen Traumas und psychologische Studie über die Schäden von heimgekehrten Soldaten angesiedelt, prügelt und ballert der Indi-Streifen so vor sich hin und kann als Vorbote von "Rambo" gesehen werden.

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                    Auch wenn der Film den standardisierten und polternden Regeln des Polit-Thrillers folgt, nicht frei von spekulativen Darstellungen und Vereinfachungen ist, durch die empathisch spielende Rachel Weisz und der deutlich positionierten Aussage (Die UN unterstützte im Nachkriegs-Bosnien den florierenden Sex-Menschenhandel) ist er ein wichtiges Mahnmal für eine unglaubliche Schandtat vor unserer Haustür.
                    Hier bekomme ich wieder einmal meine Zweifel an der angeblich humanitären Hilfe, da immer ökonomische und politische Interessen dahinter stecken durch die die Opfer-Bevölkerung zerrieben wird.

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                      lieber_tee 03.03.2015, 18:20 Geändert 04.03.2015, 02:47

                      1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                      Koryphäen des Horrorfilms # 06
                      Roger Corman war einer der einflussreichsten Produzenten der amerikanischen Filmindustrie. Er gab begabten Neuanfängern, im Rahmen von preiswerten, schnell produzierten und formelhaften Genrefilmen, die Möglichkeit erste Schritte in Regie und Schauspiel zu wagen (z.B. Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Jack Nicholson). In den 60ern inszenierte Corman eine Reihe von Edgar-Allan-Poe-Adaptionen, die seine bleibende Anerkennung als Regisseur ausmachen.
                      "Jeder erschafft seinen eigenen Gott - seinen eigenen Himmel, seine eigene Hölle."
                      „Die Maske des Roten Todes“ ist der prachtvollste, professionellste und ehrgeizigste Film im Corman-Poe-Zyklus. Er verbindet zwei Kurzgeschichten des Grusel-Meisters zu einem makabren Totentanz über die (selbst-) zerstörerische Kraft von Überheblichkeit und ist zugleich ein zynischer Diskurs über den Glauben.
                      Süffisant-diabolisch verkörpert Vincent Price einen wohlhabender Diener des Satans, der sich in seiner Allmachtsvorstellung in seinem Schloss einsperrt, mit verwöhnten Schweinen und teuflischen Spielen seine Zeit vertreibt, während draußen die alles verzehrende Pest an den Bauern nagt.
                      Während andere Horrorfilme durch Blutvergießen Grauen erzeugen, erreicht Cormen diesen Effekt durch eine clever erzählte Geschichte, feingeschliffene Dialoge und schauspielerische Präsenz. Die opernhaft-dekadente Ausstattung wird vom hochbegabten Kameramann Nicolas Roeg unter Einsatz von surreal-psychedelischer, kraftvoller Farbgebung eingefangen und erschafft so einen makabren Grusel im Stil des Gothik-Horrors der Hammer-Studios und italienischen Meisters Mario Bava.
                      „Satanas“ ist einer der faszinierendsten, bösartigsten und schrecklichsten Horrorfilme der Sechziger und hat für mich bis heute nichts an seiner angenehm-verstörenden Wirkung verloren.

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                      • Zum Tode von "Spitzohr":
                        Raumschiff Enterprise: "Schablonen der Gewalt"
                        Die Folge aus dem Giftschrank des deutschen Fernsehens. Sie greift viele Themen des Nazi-Regimes auf, und ist die einzige Folge, die nie (beziehungsweise sehr spät) in Deutschland gezeigt wurde.
                        Spock: "Captain, die Führerrede folgt keinem logischen Muster!"
                        "Seonistische Missgeburten" werden (auf einen fremden Planeten) von einem totalitären Nazi-Regime, das ein Kulturbeobachter von der Erde dort implantiert hat, verfolgt und ermordet. Kirk, Spock und Pille greifen ein und sind mal wieder hoch selbstreflektiv über den Zusammenhang von falsch verstandener Geschichte und das Verderben des Charakters durch Macht.
                        Mal abgesehen, das ich hier die Betroffenheit-Gestik eines "schwierigen" Themas mir schenke, diese Folge von Enterprise ist trashige Naziploitation für das schlichte US-TV-Publikum. Ich musste ständig, trotz der ernsthaften Hintergründe, schallend lachen, so plump und naiv poltert die Folge von einem Plot-Hole ins nächste. Nazis sind hier nicht nur scheiße, sondern entweder total doof, unter Drogen gesetzt oder von "Seonisten" unterwandert.
                        Was für ein Quatsch, hat aber sein richtiges, politisches Herz am "rechten" Fleck.
                        7 Spitzohren unterm SS-Helm...
                        RIP Leonard Nimoy.

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                          lieber_tee 02.03.2015, 01:47 Geändert 20.03.2015, 07:12

                          Spoiler!
                          Im Geisterhaus 1981 passieren schreckliche Dinge, so schrecklichen Dinge das die Protagonistin seitdem ins Gefängnis musste. Im Jahr 2011, jetzt eine alte Frau, wird sie im Rahmen einer Arrest-Maßnahme wieder an den Ort der Tat entlassen. Und es scheint, die grausamen Ereignisse wiederholen sich, immer wieder und wieder und wieder....
                          Der Plot des ersten und bislang einzigen venezolanischen Genre-Beitrags gibt sich anspruchsvoll und verwebt verschiedene Zeiträume zu einer originellen Variante des Haunted house-Films. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen auf rätselhafter Art zusammen. Auf Blutvergießen, drastische Schockmomente oder bleiche Fratzen verzichtet der erzählerisch und visuell begabte Debütant Alejandro Hidalgo komplett, erzeugt durch schaurig-alte Gemäuer, flackendes Licht, Schattenspielen eine effektive Spannung. Das ist nicht neu allerdings mit einer hervorragenden Kinematographie und gutem Schauspiel sanft-gruselig anzuschauen.
                          Im letzten Drittel muss dann die verschachtelte Struktur des Vorangegangen irgendwie aufgelöst werden. Die zunehmend dramatischen Elemente werden zu einen Deja-Vu-Mind-Fuck ala Christopher Nolan zusammengezimmert, das Puzzle endet in eine pathetische Telenovela und fantastische Lobpreisung Gottes.
                          Amen.

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                          • Ups, 24 Persönlichkeiten, da wird wohl mindestens eine im Wege stehen um den begierigen Oscar zu bekommen.

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                              lieber_tee 01.03.2015, 18:38 Geändert 05.03.2015, 13:25

                              In Jess Francos überreizten Irrenanstalt-Fick ist die therapeutische Revolution ausgebrochen. Lustbefriedigung als Heilung. Die Schwestern und Ärzte der pittoreske Klinik bei Lugano haben sich darauf spezialisiert verstummte Patientinnen ordentlich durch-zu-vögeln um zur Erfüllung eigener erotischer Wünsche so nebenbei die traumatische Sprachstörung der Protagonistin zu knacken. Konservative Methoden zählen nicht, das nymphomanische Klientel wird befummelt und penetriert. Etwas störend dabei ist ein seltsames Kapuzen-Männchen, das seinen Penis beim herum stochern mit einem Messer verwechselt. Unter dem knappen Deckmäntelchen eines Krimis gibt es harten Bahnhof-Soft-Porno-Sex der 70er mit der typisch verschluderten, hier nur marginal reizvollen Handschrift des Schmuddel-Papstes Franco.

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                                lieber_tee 01.03.2015, 18:01 Geändert 02.03.2015, 00:23

                                Koryphäen des Horrorfilms # 05
                                Terence Fisher ist eine Schlüsselfigur in der Entwicklung des Horror-Genres. Der anfängliche Hausregisseur des britischen Hammer-Studios wurde durch seine "Dracula"-Versionen bekannt und machte Christopher Lee und Peter Cushing zu Stars. Mit seinem knappen, schlichten Stil, in dem ikonische Religiosität auf provokative Bilder treffen entwickelte er eine erfrischende Form von Realismus, kombiniert mit konservativen Tugenden.
                                „Insel des Schreckens“ ist eine weniger bekannte Mischung des Regisseurs aus schaurig-schönen US-Monsterfilm der 50er Jahre und 60er Gothik-Grusel.
                                Auf einer einsamen britischen Insel arbeiten Wissenschaftler an einem Wirkstoff gegen Krebs und entfesseln versehentlich tödlichen Kreaturen.
                                Diese "Silikate" sind drollige Gummi-Kuhfladen mit Staubsauger-Schlauch an Bändern und leiden unter dem alten Problem der Zombies, sie bewegen sich sehr stoisch und können nur mit unfreiwillig komischen Humor in Schach gehalten werden. Mit entspannter Leichtigkeit palavert Cushing (erst mit zwei, dann mit einem Arm) theatralisch durch ein Insel-Bedrohungsszenario, das so bedrohlich wirkt wie ein Wochenendausflug nach Bielefeld. Die Wissenschaft entfesselt wieder einmal ein Chaos, zieht alberne Ganzkörperkondome an, kann aber auch die Lösung bereitstellen, während die ungebildeten Einheimischen und bräsige Frauenrolle geduldig warten.
                                Den selbst für die Hammer-Studios redundanten und einfältigen Plot inszeniert Terence Fisher routiniert und bedient gewissenhaft-unaufdringlich die altmodischen Monster-Horror-Bedürfnisse von Fans angestaubter Filme. Dank seiner vielleicht langsamsten und lächerlichsten Ungeheuer der Filmgeschichte gibt es einen grinsenden Bonus.

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                                  lieber_tee 01.03.2015, 11:24 Geändert 01.03.2015, 19:08

                                  Der gewöhnliche TV-Krimi nimmt die Zuschauer an die Hand, Dominik Graf reißt und zerrt an ihnen...
                                  Die an den tatsächlichen „Fall Peggy“ angelehnte provinzielle Welt im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ist ein Moloch aus Kindersex, korrupten Polizisten, bayerischer Anti-Demokratie und wehrhafter Polizei-Arbeit. Schwungvoll, fast hysterisch, voller Perspektivwechsel, Zeitebenen, wilden Montagen und Reiß-Schwenks werden Figuren spät eingeführt, Beziehungen nur angerissen, Handlungsfäden nicht zu Ende gedacht und mit beiläufigen, irritierenden Metaphern gefüllt.
                                  Inhaltlich und in seiner Dynamik nahe des italienischen Polizei-Thrillers der 70er verordnet und wie ein künstlerischer Nachschlag von „Im Angesicht des Verbrechens“ wirkend, ist in Grafs unsichtbaren Mädchen die deutsche Befindlichkeit hinter ihrer heimatlichen Beschaulichkeit eine blutende Wunde die schmerzt.

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                                    lieber_tee 28.02.2015, 18:30 Geändert 01.03.2015, 01:39

                                    Wenn die Wichse von jungfräulichen und gemoppten Teenagern von der Backe geleckt wird, Mädchen durch jede Öffnung von kilometerlangen Penissen penetriert und mit einem konstanten Strom aus Sperma abgefüllt werden, bis ihre zierlichen Körper heftig in blutige Stücke auseinander brechen, dann sind wir in einen der umstrittensten Filme aller Zeiten, der im breiteren Kontext der japanischen Animation bislang veröffentlicht wurde.
                                    „Urotsukidoji“ ist ein Hentai, also ein Anime mit Hardcore-pornografischen Inhalten / Darstellungen und genießt in dem Sub-Gene einen Kult-Status.
                                    Die Handlung dreht sich um eine Legende, in der alle 3000 Jahre eine übermächtige Kreatur erscheint und die drei Welten der Menschen-Tiere, Dämonen und Menschen kriegerisch vereint. Die verworrene und inkohärente Handlung mit ihren eindimensionalen Charakteren ist Anlass für unglaublich blutige Kämpfe, explizite Vergewaltigungsszenen und apokalyptische Weltkrieg-Szenarien. Für ein Hentai ist das erstaunlich detailreich und mit manch faszinierenden Gestaltungswillen in Szene gesetzt.
                                    Oberflächlich ist der Film nur die ermüdende Bestätigung des Vorurteils, das japanische Animes den unersättlichen und extremen Appetit auf sadistischer Pornographie und sinnlose Gewalt gegen nackte, lustvoll-jammernde Minderjährigen mit großen Brüsten befriedigt.
                                    Genauer betrachtet finden sich zahlreiche Verweise auf japanische Traditionen und Mythologien, die vielleicht nach dem westlichen Kulturverständnis nicht erfassbar sind.
                                    „Urotsukidoji“ ist so etwas wie die obszöne Unterwelten-Version eines Hieronymus Bosch-Gemäldes, in dem Sex-, Gewalt- und Fantasy-Tentakel kruden Horror, eine epische Liebestragödie und Japan-Pop umarmen. Eine böse Satire und Parodie auf den höllischen Schrecken der sexuellen Adoleszenz, eine Art absurde Allmacht-Fantasie von und für pubertierende Jungens mit Schwielen an den Händen, die als ein seltsamer Lust-Rausch an Körperzerstörung in ein faschistoiden Weltbild endet, in dem Frieden und Harmonie durch die weibliche Mütterlichkeit geboren wird.
                                    Eigentlich eine nicht bewertbare Form von filmischer "Perversion".

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                                      "Wir sind heute präpariert wie Django"
                                      Wenn Hamburger Wohlstandsöhne LSD herstellen, es an junge Gymnasiastinnen verticken um sie gegen Kohle für lüsterne Wohlstandväter aus Politik und Wirtschaft gefügig zu machen, wenn wohlklingende Namen wie „Feuer-Hotte“, Lotti Norkuss und Pinky Party im Nachtclub „Sugar Charlie“ feiern, dann sind wir in dem überkolorierten Kiez-Pudding der kolportagehaften Welt des Exploitation-Handwerkers Rolf Olsen angekommen, der hier seinen ersten St. Pauli-Sleazer abfeiert.
                                      Ein Feuerwerk aus wippenden Busen, kantigen Handkantenschlägen und blauen Scheinchen.
                                      Im aufgesetzten Reportagen-Stil muffelt es nach dem Muff von 1000 Jahren, trotz jugendlichem Leichtsinn. In einer echten Männerwelt wird heuchlerisch die spießige Moral vermöbelt um sie am Ende ebenso reißerisch wie schmierig zu bestätigen. Halbstarke wollen gegen ihre Schmierfinken von Eltern aufbegehrten und werden in ihre Schranken verwiesen.
                                      Es ist eine Scheiß-Welt aber soooo schlimm ist sie dann doch nicht…
                                      Der Streifen hat einen totalen Dachschaden, ist als Lokal- und Zeitkolorit der späten Sechziger interessant, zwischen furchtbar schmalzig und total lässig in Szene gesetzt und so faszinierend wie ein theatralisch-wild erzählter, versauter Witz ohne Pointe.

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                                        lieber_tee 26.02.2015, 23:00 Geändert 27.02.2015, 07:37

                                        „Peng, du bist tot!“
                                        Es gibt Dinge, die muss ein Mann selbst erledigen. Das war damals im amerikanischen Gründungsmythos des Wilden Westens so, das ist (in Texas) heute immer noch so. Die Initiation des „starken“ Geschlechtes funktioniert nur mit Waffengewalt, auch wenn mal die Hand dabei zittert. Familien-Probleme werden nun mal so gelöst...
                                        Jim Mickles schmutzig-fieser Kleinstadt-Film-Noir, der so einige unvorhersehbare Haken schlägt, ist immer fest im audio-visuellen B-Kino der 80er verankert, bedient und reflektiert mit rabenschwarzen Zynismus bleihaltige Problemlösungsstrategien, verstreut zielgenau das Saatgut der Gewalt.
                                        Cold in July ist ein vielleicht nicht psychologisch ausgereiftes und sonderlich tiefsinniges aber präzise in Szene gesetztes Rachedrama mit drei treffend besetzten Darstellern und angenehmen Stimmungsschwankungen, das nicht viel will und genau deshalb viel erreicht.
                                        Schöne Direkt-to-Video-Perle, die da über die Theke wandert.

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                                          lieber_tee 26.02.2015, 22:53 Geändert 27.02.2015, 02:28

                                          "Tiere können abgerichtet werden, bei Frauen ist das schwieriger"
                                          Krudes Indie-Debüt, das sich zwischen Holzhammer-Feminismus, schweigenden Boot-Camp-Drill im einsamen Wald, Paranoia-Flick und Freak-Creature-Horror entlang hangelt und in seinem inkonsistenten Tonfall mich zeitweise begeistern konnte, um dann (besonders zum Ende hin) ratlos meinen Kopf schütteln ließ.
                                          Im Wald haust "Etwas" was die Evolution vergessen hat, im Rehabilitation-KZ der schweigenden Mädchen haust die männliche Bedrohung, dazwischen zwei Mädels, die lernen ihre Meinung hinaus zu schreien.
                                          Im Prinzip ein hübscher Versuch ausgetretenen Pfade des Horror-Genres zu verlassen, verschiedenste Motive neu zu mischen. Das ist für einen Low-Budget-Film solide mit unverbrauchten Gesichtern besetzt, scheiße synchronisiert (aber dafür kann der Film nix) und konsequent aus weiblicher Perspektive beklemmend-gespenstisch inszeniert.
                                          Leider poltert die anfänglich subtile, neugierig machende Herangehensweise dann in Plot-Holes, ein wenig Splatter-Pampe und pathetischen Dünnpfiff mit peinlichen Szenen, so das ich von dem verschenkten Potential enttäuscht war.

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                                            lieber_tee 25.02.2015, 23:50 Geändert 26.02.2015, 23:36

                                            Berlin ist der Abgrund. Berlin ist das Paradies.
                                            Dominik Grafs wuchtiges, zehnteiliges Epos ist unter schwierigen Produktionsbedingungen entstanden und hat die deutschen TV-Sehgewohnheiten überfordert. Sein Kaleidoskop aus organisierten Verbrechen, Polizeiarbeit, Korruption, Familie, Loyalität, Verrat, Gangster-Ritualen, Liebe, Zigarettenschmuggel, Drogen, Menschenhandel, Prostitution taucht in ein ausufernder Sumpf aus Kriminalität und Stereotypen ein.
                                            Die Stadt Berlin wird als ein Paralleluniversum dargestellt in dem die russische Mafia gegeneinander Krieg führt, tief mit Politik und Wirtschaft verschmolzen ist. Saftig und auf die Dauer auch nervend in seinen Polka-tanzenden, Wodka-trinkenden, tätowierten, blonden Russen- und Mafia-Klischees schwelgend wirkt der gewollte Realismus oftmals lächerlich, wenn nicht sogar diskriminierend. Heftige Stimmungsschwankungen werden dem Publikum zugemutet, zwischen dokumentarischen Duktus und manierierten Genre-Pathos, zwischen Trash und Kunst, zwischen Ernst und Ironie.
                                            Die ungemein hohe Ereignisdichte erlaubt keine Hänger, meisterlich-lustvolle Actionszenen treffen auf eruptive Gewalt. Es werden Ellipsen gezogen, ausschweifende Exkurse erzählt, Spannungsbögen einfach abgebrochen, der Filmzufall schlägt gnadenlos zu und letztlich wirkt das unübersichtlich erscheinende Story-Gerüst einfach nur banal, was aber dem hypnotisch-fiebrigen Sog der empfehlenswerten Serie keinen Abbruch tut.

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                                              Wow, ist der Scheiße!
                                              Übernervös und verworren zusammen gezimmerter 70-minüter, der nach jeder schaurig-gelungenen Szene mindestens zehn mal hundsmiserablen Dilettantismus abfeuert. Unerträglich unbegabte Schauspieler eiern durch einen Kinder-des-Zorns-Schocker mit Taschengeld-Budget. Die Kamera fuchtelt wild durch die Gegend herum und findet manch begabte Einstellungen. Das wäre fast sympathisch, wenn nicht noch so etwas wie ein Drehbuch existieren würde. Okkultismus, religiöser Wahn, Besessenheit, Exorzismus und Kinder-Zombie-Terror, die geballte Ladung an Horror-Stereotypen. Regisseur Roze kann aber mit diesen Motiven nix anfangen, missbraucht sie lediglich für den reinen reißerischen Reiz.
                                              "Speak no Evil" will wohl robust-trotziges Grenzkino sein, breitet aber nur grausamen Zynismus gegenüber Kinder aus.
                                              Bei allen Respekt für die Low-Budget-Film-Kunst, das hier ist Schnitt-Abfall der nervt und in die Tonne gehört.

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                                                lieber_tee 24.02.2015, 20:35 Geändert 24.02.2015, 20:36

                                                A deleted scene from the Disney classic 'Frozen' ...
                                                https://www.youtube.com/watch?v=dooAjI6yOhg

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                                                  Aus der Reihe unbekannter Heldinnen des Films rauscht der Betrachter nostalgisch durch 50 Jahre Filmgeschäft. Von Theater über TV zum (großen) Kino, von New York nach Hollywood. Gerne hätte ich mehr die private Seite der legendären Casting-Chefin kennengelernt, die zurückhaltend, clever und empathisch herüber kommt. Wie hat sie es geschafft, in eine männlich dominierten Szene, so eine machtvolle Position zu bekommen, die aber nie eine entsprechende Anerkennung erfahren hat. Mögliche Schattenseiten des Casting-Prozesses werden kaum angesprochen, am Ende allerdings wird Kritik an das heutige kommerziell-orientierte und nicht künstlerisch geprägte Filmgeschäft formuliert. Die stramm montierte und anekdotenreich erzählte Doku ist eine Hommage an eine Frau die offensichtlich das Antlitz des amerikanischen Kinos prägte. Und so kommt das Who's Who vergangener kreativer Zeiten zu Wort und loben Marion Dougherty in ihre herzlichen und professionellen Art. Ihre Begabung Schauspieler/innen nicht nach Typen / Aussehen zu casten sondern Charisma und Talent zu erkennen erzeugt ein idealisiertes Bild, das sympathisch ist, sich wahr anfühlt aber auch immer an der gefälligen Oberfläche bleibt.

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                                                    lieber_tee 23.02.2015, 00:02 Geändert 23.02.2015, 01:20

                                                    In der Wes-Craven-Produktion des ewigen Regie-Assi Nicholas Mastandrea mutiert der beste Freund des Menschen zu seinem ärgsten Feind.
                                                    Genmanipulierte Tollwut-Köter im Rudel terrorisieren notgeile Besucher auf einer einsamen Insel. Ihre Bisse bringen den eh schon geschüttelten Hormonhaushalt der Protagonisten noch mehr durcheinander.
                                                    Der Bodycount ist niedrig, der Gore-Haushalt übersichtlich, blanke Titten gibt es nicht und gekifft wird auch nicht. So richtig geht also die Party nicht ab... Die Figuren sind blöd aber nicht blöd genug um sie auszulachen. Die Dialoge und Verhaltensstrategien im doppelten Bedrohungsszenario (Haus/Insel) sind Futter aus der Slasher-Dose, neue Idee gibt es kaum, verschenkte um so mehr.
                                                    Allerdings ist der Streifen für seine knappen 90 Minuten flink genug um nicht vor Langeweile Gassi zu gehen und wenn die Wauwaus angreifen stimmt zumindest das trainierte Schauspiel der sabbernden Trethupen.
                                                    Redlich bemühter Tierhorror, der die Vorlage "Die Meute" aus den 70ern ein wenig modernisiert, aber dessen stimmungsvolle Dichte und archetypischen Figuren nicht hat.
                                                    Naja, geht so, muss nicht, kann man.

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