Lydia Huxley - Kommentare

Alle Kommentare von Lydia Huxley

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    Wer DER HEXENCLUB von 1996 kennt, der weiß, da ging es um verdammt düsteres Coming of age, um Konsequenzen und Gleichgewicht, um den Preis von Macht. Genau das habe ich mir erhofft - frisch, modern, bissl weniger cheesy.
    Hier allerdings taucht man in den Pinterest-Account einer jungen Frau ein, die ästhetische Bilder vom Herbst mag, bissl witchy ist, progressiv und politisch korrekt. Das ist erstmal nichts, was mir missfallen würde. Aber der Film vergisst dabei, dass er kein Aufklärungsvideo von funk ist, sondern ein Stück Erzählkunst. Dafür bedarf es allerdings eine Entwicklung, Grautöne, Widersprüche, Pluralität nicht nur im Sein sondern auch im Denken. Denn das ist die Realität und nur aus ihr und das Transzendieren von Ratio und Mitgefühl aus der fremden Erfahrung in sie hinein, kann ein moralischer Kompass geformt werden.
    Nichts ist langweiliger und unnötiger als das Propagieren von Korrektheit durch bloßes Zeigen.

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      Lydia Huxley 18.10.2022, 20:50 Geändert 19.10.2022, 14:36

      THE SHIP - DAS BÖSE LAUERT UNTER DER OBERFLÄCHE - Ich sag's mal so, hier lauert nichts unter der Oberfläche, zumindest kein tieferer Sinn oder irgendein Statement. Gruselig ist der Segeltrip auch mitnichten, weil "das Böse" einfach lausig in Szene gesetzt wurde. Da nützt auch der nette Cast nix. Immerhin kurz isser.

      #horroctober2022 #10

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      • 6

        Atmosphärischer Klassiker, der tatsächlich auch Spielberg-Flair versprüht. Dabei spielt POLTERGEIST mit Aspekten der typisch amerikanischen Familie und dem auf Sand gebauten American Dream, der als Trugbild des Kapitalismus auch so einige Leichen im Keller hat. Unterhaltsamer Grusel mit bissl Ghostbusters-Feeling.

        #horroctober2022 #9

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          Nun ist die erste Staffel gerade vorbei und ich trage bereits die rosa Rückblickbrille. Man hat gemerkt, da steckt viel leidenschaftliche Lore-Liebe drin. Die Visualität war ästhetisch und hat mich recht schnell wieder in Mittelerde hineingezogen. Die Charaktere sind spannend und ambivalent. Wäre da bloß nicht das teilweise wirklich lausige Erzählen samt Logikignoranz. Die grobe Plot-Konstruktion ist völlig in Ordnung, aber im Detail haben die Drehbücher noch viel Luft nach oben. Dennoch kann ich nicht leugnen, im Moment ziemlich hyped zu sein.

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            über Blond

            Voyeuristischer Leidporno über die Erschaffung eines Mythos. BLOND ist ein hochästhetisierter Alptraum über Objektivierung und Sexualisierung - provokant, komprimiert und widersprüchlich. Rausch, Trauer, Einbildung, Verdrängung und Traum verschwimmen in surrealen Szenen zur Tour de Force eines fiktiven Sexsymbols, dessen Alter Ego zum alles verschlingenden Dämon wird. An ihrem Zerreißpunkt zwischen beruflichem Aufstieg und seelischem Abstieg spiegelt der Film schmerzhaft und zersetzend die Konsequenzen des Geschäfts mit Schaulust und Sensationsgier. Dabei konterkariert er seine Botschaften mit seiner eigenen Inszenierung.
            Ein raffiniert verdrehter Blondinenwitz, der auf spannende Weise diskussionswürdig ist.

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            • 7

              Tatsächlich war das nicht die alberne Trash-Gurke, mit der ich gerechnet habe. THE BLOB ist zurecht ein Klassiker. Denn hier warnen junge Menschen die Älteren und Institutionellen vor einer Bedrohung. Die nehmen das natürlich nicht ernst und riskieren die Leben der Mitmenschen. Wenn das kein zeitloses Thema ist. Steve McQueen stocherte schon damals in einer Wunde, die heute faulend klafft.

              Die Katastrophe ernährt sich von Ignoranz, Blob Ende.

              #horroctober2022 #8

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                über Morbius

                Melancholische Synthie-Vampire hupfdohlen durch eine blutleere, fehlbesetzte, generische und bitterernste Origin-Story. Unmotivierte Arbeit aus jedem einzelnen Ressort. MarveLousy!

                #horroctober2022 #7

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                • 6

                  Erst Western-Abenteuer mit Komikelementen und dann Survivalhorror mit blutiger Konsumkritik. Statt mit stumpfen Schrecken arbeitet RAVENOUS mit dem grauenhaften Mäandern zwischen Machiavellismus und Moral. Ein bisschen mehr düstere Atmosphäre hätte mich noch mehr abgeholt.
                  Die Bilder der tollen kalifornischen Sierra Nevada sind übrigens im wunderschönen Tatra-Gebirge südlich von Krakau entstanden.

                  #horroctober2022 #6

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                  • Der Schriftzug war schon ein bisschen plump. Aber wirklich ärgerlich ist, dass all die starken Aspekte der Serie durch die hemdsärmelige Erzählweise untergraben werden. Habe bisher trotzdem viel Spaß daran.

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                    • 7

                      Abstieg in die düstere Künstlerseele. Ein Höllentrip aus Blockaden, Zweifel, Geldproblemen, Deadline-Druck, Vertragsgeschacher und vor allem der Inspirationssuche um jeden Preis - die, die alles aus einem selbst rausholt und die, die alles aus dem Umfeld heraussaugt. Blut, Schweiß, Tränen und synthetische Substanzen im Überfluss. Das wäre ein noch dollerer Rausch, wenn sich Szenarien nicht so stumpf wiederholen würden und man den Allegorien mit Interaktionen mehr Raum geben würde.

                      #horroctober2022 #5

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                      • 4

                        Ich hatte mich jetzt endlich mal an die erste Folge dieser von allen gelobten Serie gewagt... und war übel genervt - von Morty, der meistens schreit statt redet und von Rick, der am laufenden Band lallt und rülpst. Jetzt meine Frage: Bleibt das so in den weiteren Folgen?

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                        • 6

                          Klassiker, Sequels, Skandalfilme und Genrepioniere des Horrors in chronologischer Folge durch die 80er Jahre. In kleinen Filmbesprechungen mit verschiedenen Mitwirkenden der Branche geht es um die Entwicklung des Horrorfilms, dem Zeitgeist, die Entstehung von Subgenres, Spezialeffekte, Musik, Erzählmotive - einfach alles rund um die Filmkunst.
                          Für mich sind das interessante Informationen zur Filmgeschichte. Wer für die besprochenen Werke und ihre Ästhetik ein Herz hat, für den ist IN SEARCH OF DARKNESS bestimmt noch um einiges wertvoller.

                          Auf jeden Fall eine gute Einstimmung in den #horroctober.

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                          • 4

                            Als 10 Minuten-Kurzfilm hätte ich das echt gut gefunden. Dann wäre das Ganze auch bereits auserzählt gewesen. Die Spannung hielt sich schließlich nur durch die Vorher-Nachher-Bilder der von Cage geputzten Räume.

                            #horroctober2022 #4

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                            • 6

                              Der hat gewiss keinen hohen Anspruch an der psychologischen Komponente, überzeugt dennoch mit seinen klassischen Horrorelementen, einer dichten Atmosphäre und dem immer effektiven Satansbraten-Trope. Große, apathische Kinderaugen... brrrr

                              #horroctober2022 #3

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                                Da mein #teamnori-Kommentar gemeldet und bisher nicht wieder freigegeben wurde, versuche ich es mal mit meinem anderen Lieblingscharakter, und hoffe, der kommt besser an ♥

                                #teamadar

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                                  Lydia Huxley 07.10.2022, 12:13 Geändert 07.10.2022, 19:53

                                  London zwischen viktorianischer Kolonialherrlichkeit und Industrialisierung. Ghettoalltag neben dekadentem Verschwörungshokuspokus. Und ein weiterer Serienmörder, der zur Popikone stilisiert wird.
                                  Das atmet zwar alles den Geist des Comics, dümpelt aber schwerfällig im Opiumdunst umher. Absinth-getränkte Visionen statt echte Ermittlungsarbeit. Wirkt nach 20 Jahren nicht mehr mystisch, eher ein bisschen albern.

                                  #horroctober2022 #2

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                                  • 7

                                    Nicht nur eine märchenhaft schön ausgestattete Kinderbuch-Adaption, sondern auch eine, die die klugen Inhalte mitträgt und herausstellt. 'Don't Meet Your Idols' ist eine allgemeine Empfehlung, die auch die kleine Hexe zu verstehen lernt. Hier keimen ungeahnte Generationskonflikte auf, angefangen bei simplen Definitionshoheiten. Einfach verpackt und für jeden Alters eingängig, erzählt DIE KLEINE HEXE von der Emanzipation des Guten, dem Protest gegen Rückständigkeit und dem Sieg von Vernunft über Tradition. Genauso davon wie wichtig ein verständnisvoller und aufrichtiger Freund ist - Abraxas ❤️- scheiße animiert und dennoch ein Goldstück.

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                                      Lydia Huxley 04.10.2022, 13:12 Geändert 07.10.2022, 11:22
                                      über Scream

                                      Nette Meta-Abhandlung mit einer modernisierten Charakterzeichnung, am Ende aber doch belanglos und bei weiten nicht mehr gruselig oder thrilling.

                                      #horroctober2022 #1

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                                      • 4

                                        Witzig, wie Detlev Buck aus dem selbstverliebten, manipulativen Hochstapler-Felix mit dem Traum vom alleinigen sozialen Aufstieg einen sympathischen Call Boy-Felix macht, der aus Liebe handelt und gar nicht täuscht, sondern eigentlich nur einen kleinen Fimmel für Snobs, Status und Old Money hat. Ein Bekenntnis, wie man moderne Adaption nicht machen soll.

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                                          Absolut traumhafte Bilder von Louisiana, Natur wie einem Märchen entsprungen, verschandelt mit CGI-Tieren. Schlimmer als das sind nur noch die Abziehbilder von Figuren mit ihren Dialogen direkt aus den Flammen der Schreiberlingshölle. Dabei hat die Geschichte rund um Isolation und Vorurteilen und vor allem die Psychologie der Protagonistin einiges an Potential. Stattdessen versumpft sie in Inkonsistenz und spielt auf fragwürdige Weise mit Lynchmob-Vibes.

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                                            Für einen Film aus meinem ungeliebten Genre "Männer auf Booten" ist der hier schon echt ganz gut. Es hat einfach noch eine Szene mit Pippin und dem Kormoran beim Pfeiferauchen gefehlt.

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                                              Das Verhängnis der Kapitalisierung von Organismen reduziert auf eine unscheinbare Blume. Unscheinbar so lange, bis man bemerkt, sie ist dem kleinen Horrorladen entsprungen. Audiovisuell clever inszeniert, mit Komplementärfarben und fatalistischem Trommeln. Erzählerisch schwächelt LITTLE JOE leider, bleibt aber dennoch ein beachtliches Stück europäisches Kino.

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                                                  "Das einzige, was in der Hölle brennt, ist der Teil von einen, der das Leben nicht loslassen will, deine Erinnerungen, deine Gefühle. Es wird alles weggebrannt. Aber sie bestrafen einen da nicht. Sie befreien deine Seele. [...] Wenn du Angst vor dem Tod hast und nicht loslassen willst, dann siehst du die Teufel, die dir dein Leben entreißen. Aber wenn du deinen Frieden gemacht hast, dann sind die Teufel in Wirklichkeit Engel, die dich von der Erde befreien."

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                                                    über Devs

                                                    Eine kleine, feine Serie, die mit viel audiovisuellem Fingerspitzengefühl die großen physikalischen Theorien auf das aller Existenzielle jedes Einzelschicksals herunterbricht. Schrödingers Katze, Quantenmechanik, Freier Wille und Zufall, Determinismus und Viele-Welten-Interpretation in einer wunderbar nüchternen und gleichzeitig philosophischen Betrachtung. Hier geht es nicht darum, etwas über diese Theorien an sich zu vermitteln, sondern ihre Konsequenzen emotional erfahrbar zu machen.

                                                    Ein kleiner Exkurs zu Amayas Quantencomputer und seine dollen Funktionen: Allein um jeden denkbaren Spielzug eines einzigen Schachspiels vorab zu berechnen, bräuchte ein Computer eine bisher nicht existierende Speicherkapazität und Zeit. Denn ein Spiel kann minimum 10 hoch 120 verschiedene Verlaufsvarianten haben, je nachdem welche Züge nacheinander gespielt werden. Allerdings gibt es im bekannten Universum nur etwa 10 hoch 80 Atome. Man hätte also nicht mal genügend Speicherkapazität im Universum, wenn man einen Spielzug auf jedes existierende Atom speichern könnte. Hätte er die Kapazität, bräuchte der Computer zur Berechnung des Spielbaumes 10 hoch 90 Jahre - länger als die Existenz des Universums mal eine Milliarde - bis er überhaupt den ersten Zug spielen könnte. Mal soviel zur Realität und Fiktion von Technologie.

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