Lydia Huxley - Kommentare

Alle Kommentare von Lydia Huxley

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    Unfassbar, wie leise, sanft und zärtlich hier eine Geschichte über Gewalt erzählt wird. Diese vollkommen selbstverständlichen Freundschaftsdienste zwischen den zwei Teenagern haben mich immer wieder zu Herzen gerührt.

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      über Tides

      Selbstsicher und anmutig kommt er mit seinem visuellen Stil daher, weiß aber auch sonst zu überzeugen. Denn TIDES bietet kritischen Stoff vom kolonialistischen Gedanken der Zivilisierung des Wilden bis zum Paradox, dass in den großen Plänen für die Menschheit oft wenig Menschlichkeit zu finden ist. Neben Themen wie die Umwelt-Mensch-Beziehung und darin eingreifende Machtstrukturen lässt er sich auch sonst von anderen Genre-Vertretern inspirieren, wirkt dabei aber dennoch frisch und eigenständig.

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        Ein äußerst solider Debütfilm, der ambitioniert inszeniert wurde. Dass diese Holo-Technik echt und kein CGI ist, ist wirklich beeindruckend. Ich denke, wir können von Lisa Joy - der Schwägerin von Christopher Nolan - zukünftig noch einiges erwarten. Ein Dorn im Auge ist mir allerdings, wie REMINISCENCE final mit dem Thema Nostalgie umgeht. Irgendwie passen die gesellschaftskritischen Aussagen untereinander nicht zusammen.

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          Lydia Huxley 30.08.2021, 11:36 Geändert 30.08.2021, 12:54

          Echt hart, allerdings ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Denn PROMISING YOUNG WOMAN zeigt kaum konkrete Gewalt, sondern spiegelt sie über die Figuren, ihre Ängste, ihr Trauma, ihre Ohnmacht, ihr Verdrängen, ihre Beschwichtigungen. In diesem Film ist alles anders und doch erstmals so nah dran an all dem, was sexuelle Gewalt nach sich ziehen kann und ihr vorgelagert ist. Dabei geht es ganz klar nicht um die bösen Männer, sondern in aller Konsequenz um ein gesamtgesellschaftliches, systemisches Problem mit verinnerlichter Frauenfeindlichkeit, zu der auch Frauen einen wichtigen Teil beitragen, durch wegsehen, verschweigen und verurteilen und dem alltäglichen, antrainierten Abwerten anderer Frauen aufgrund ihrer Kleidung, weiblicher Attribute, Emotionalität oder Promiskuität. Das zeigt sich hier einerseits so facettenreich und doch auf den Punkt, nüchtern und doch hoch emotional. Großartig.

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            Wahrscheinlich hat ein Film über Altersdemenz seine filmischen Mittel noch nie so gut zum Einsatz gebracht. Was der Vater erlebt und empfindet wird äußerst clever durch die Leinwand direkt in die Köpfe der Zuschauer transzendiert. Hier keine überwältigende Empathie zu empfinden, ist fast unmöglich.

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            • 6
              über Revenge

              Stylisch und temporeich. Punktet vor allem mit der Darstellung verschiedener Täter-Typen und macht damit ganz klar, dass, wer wegsieht und vertuscht, ebenfalls und unmittelbar Teil der Gewaltausübung ist. Die Dialoge sind hier ganz präzise gesetzt, um die typischen misogynen Denkmuster zu entlarven. Andererseits schade, dass man nicht auf objektivierende Einstellungen und Kamerafahrten über die Körper der Protagonisten verzichten konnte.

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              • 7

                Atmosphärisch und ruhig hangelt sich THE LITTLE THINGS durch die Ermittlungsarbeiten und verweist dabei immer wieder auf seinen Titel. Hier geht es eigentlich nicht um die Aufdeckung skandalöser Morde oder die abgründige Psyche eines Serienkillers. Es geht um die kleinen Erinnerungsfetzen, die die Ermittler jeden Tag mit heimschleppen, obwohl sie sie vor der Haustür abschütteln wollten; die kleinen Narben, die nach jedem Einsatz trotz Schutzweste zurückbleiben; die kleinen Stücke Schuld, die sich in den Schuhen sammeln und sie irgendwann nur noch schlurfen lassen.

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                  Lydia Huxley 28.08.2021, 14:47 Geändert 28.08.2021, 19:11

                  Eine Ansammlung irrer Arschlöcher, von denen jeder einzelne eine Psychotherapie bräuchte, veranstaltet im Brutofen der Hölle namens Arizona ein heilloses Chaos um Begehrlichkeiten.
                  U-TURN könnte wahrscheinlich ziemlich cool sein, wenn er nicht so verdammt nervig und belanglos wäre.

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                    Lydia Huxley 28.08.2021, 11:31 Geändert 28.08.2021, 11:37

                    Ein bemerkenswertes Regiedebüt hat Jim Kohlberg da hingelegt. Und das liegt nicht nur an der catching Musikauswahl, sondern auch an dem cleveren Kniff, die Musik als Metapher zu benutzen. Sie versteht sich nicht rein als Erinnerungsträger, sie ist auch Gedankengut und eröffnet eine gehaltvolle und gleichzeitig konfliktreiche Dynamik zwischen Generationen, Eltern und Kind und hier ganz besonders zwischen Vater und Sohn.

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                    • 5

                      Wenn es um die Psyche geht, kann man ja mit filmischen Mitteln einige coole Sachen machen. Auf sowas hatte ich mich in UNSANE gefreut. Leider kommt der doch recht lieblos gestaltet daher und verlässt sich ganz auf seinen mega coolen iPhone-Kamera-Look. Was inhaltlich die Spannung hält, wird viel zu früh schon enthüllt. Dann drängt sich da noch die Kritik am Gesundheitssystem mit rein. Es ist von allem ein bisschen und nichts zu Ende gedacht.

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                      • 8

                        Simple Story aber stilistisch fabulös umgesetzt. Lieb's, wie nach der realistischen ersten Hälfte der plötzliche Umsturz ins Absurde folgt. Ebenso wie Vince Vaughn als Bradley die ganze Zeit nach außen diese fragile Ruhe ausstrahlt und durch seine Augen durchscheinen lässt, dass er im Inneren kocht. Habe den Abstieg in die Hölle noch nie so launig erlebt. Das ist auf mehreren Ebenen moralisch unbehaglich und wird dann entsprechend konsequent. Zahler hat's drauf.

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                          Es ist einfach schon die dröge Romanvorlage, die kaum was zu bieten hat. Und ob nun Matt Damon oder Alain Delon Tom Ripley spielt, macht auch wenig Unterschied, denn die Langweiligkeit ist grundsätzlich in der Figur angelegt.

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                          • 2

                            Eine Männerfreundschaft, entstanden durch Mitgefühl und Solidarität für ihre einseitigen Liebschaften, so unerschütterlich, dass ihr auch Voyeurismus, Obsession und sexueller Missbrauch nichts anhaben kann. Herzig.
                            Eine Geschichte über Reife, Zärtlichkeit und Leidenschaft und ganz bestimmt nicht fragwürdig und gruselig.

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                            • 3

                              Melancholischer 12-Jähriger verliert sich in Grundschul-Nostalgie und erträgt sein Leben nur mit sportlichen Erfolgen. Überemotionales Queer-Baiting-Werk mit kurioser Leistungsmoral, teilweise ganz hübsch animiert.

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                              • 5

                                Fremdenfeindlichkeit, Kolonialismus, Hypermaskulinität, Misogynie, religiöser Fanatismus - das alles steckt bereits in der Geschichte drin. Und was macht man dann schließlich draus? Ein boy meets girl-Ding.

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                                  Produzent: "Also, wie können wir der fünften Verfilmung von Frances H. Burnetts 'The Secret Garden' einen modernen, frischen Anstrich geben?"

                                  Die besten Einfälle waren wohl:
                                  - Sättigungsregler auf Anschlag
                                  - viel Scheineffekt, damit die grellen Farben die Augen nicht so reizen
                                  - Görenhaftigkeit erhöhen, damit auch jeder die Katharsis kapiert
                                  - Colin Firth bekommt im Gegensatz zur Verfilmung von '87 einen Buckel, ha!

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                                    Gelungene Mischung aus Justizdrama und Komödie. Braver Humor, aber umso bissigere Kritik an der gescheiterten Entnazifizierung hochrangiger Staatsposten. Wenn es darum geht, wo das System auf dem rechten Auge blind ist, bleibt ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT ein zeitloses Werk. Mit seiner unterhaltsamen Hatz und pfiffigen Anspielungen ist er aber auch sonst sehr gut gealtert.

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                                      Mir gefällt die metaphorisch gesetzte Parallele zwischen dem Eheleben und der Filmbranche. Die destruktive und passiv-aggressive Atmosphäre wird zunehmend zersetzender und die Verachtung greifbarer. Leider in Teilen auch schlecht gealtert und so selbstverliebt, dass er seine eigene Kritik konterkariert.
                                      Daneben auch nochmal sehr interessant, Fritz Lang als einen Filmemacher in seiner letzten Rolle zu sehen.

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                                        Ein Animationsfilm, in dem in jeder Faser harte Satire steckt - angefangen bei den karikaturistisch angelegten Figuren bis zur derben Zivilisationskritik. Es ist eine irre Mischung aus skurril, niedlich und tragisch. Sowas habe ich in der Art tatsächlich noch nie gesehen. Genial!

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                                          HERZENSBRECHER ist eine wunderbare, kleine Studie über einseitige Verliebtheit - launig, tragisch und so nah dran, dass ich jede Variation der gezeigten Emotionen direkt fühlen konnte. Für diejenigen, die's bisher nicht kennen: Die einseitige Verliebtheit ist ein akuter Infekt der Hormonübertragungswege, die zu neuronalen Störungen führen kann. Die Folgen sind obsessive Zwangsvorstellungen bis hin zu fatalen Fehleinschätzungen. Leider noch nicht als Krankheit anerkannt. Eine frühzeitige psychiatrische Behandlung könnte den Verlust von Vernunft und Selbstrespekt rechtzeitig eindämmen. Im Endstadium des chronischen Krankheitsverlaufs kann es zu einem tiefen Riss in der Herzscheidewand kommen, der langfristig zu Zynismus und einem fehlgeleiteten Selbstbild führen kann.
                                          Doch einen wichtigen Punkt zeigt Xavier Dolan hier ganz konkret: Im Falle dieser ganz speziellen Art von Liebe ist es immer man selbst, der sich das Herz bricht.

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                                          • Tarantion kann eigentlich nicht in den Ruhestand gehen, bevor er nicht Jeanne d’Arc verfilmt hat.

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                                              Unfassbar, wie viel dummer Scheiß in dieser Gangster-Komödie verbaut ist. Das fängt bei den dümmlich klischeehaft gezeichneten Protagonisten an und weitet sich im übelsten Maße auf die Romantisierung von toxischen Beziehungen, Suizid und organisierten Verbrechen aus. Man schaue sich nur mal das Filmposter an. Diese zwei grinsenden Menschen erleben gerade den romantischen Höhepunkt ihrer verkorksten Beziehung... direkt neben einer Leiche. Bitte sagt mir jemand, dass das eine Parodie ist und ich es nicht gecheckt hab.

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                                                Wissenschaft = geil
                                                Wissenschaft + Militär = noch geiler
                                                Wissenschaft + Politik = nicht so geil
                                                Familie Forester + Paramilitär = am geilsten

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                                                    Für HI und Ed ist ein Leben ohne Kinder nicht lebenswert, also nehmen sie sich in Robin Hood-Manier von denen, die ehe genug haben. Die schrägen, naiven und spannend widersprüchlichen Figuren hätten das Zeug für eine launige und vor allem bissige Satire gehabt. Leider verliert sich die Handlung relativ schnell in Albernheiten und Banalitäten und am belanglos sentimentalen Ende weiß ARIZONA JUNIOR nicht mal mehr, dass er eine Satire sein wollte.

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