Lydia Huxley - Kommentare

Alle Kommentare von Lydia Huxley

  • 6

    Charlie Mackesy hat sein in Tinte auf's Papier gebrachtes Lebenswerk aufwendig komprimiert und erst zu einem Buch und nun auch zu einem Kurzfilm geformt. Die Animation in DER JUNGE, DER MAULWURF, DER FUCHS UND DAS PFERD entwickelt seinen Zeichenstil perfekt weiter und erfüllt die ganze Geschichte mit märchenhaftem Zauber. Die Figuren sind liebenswürdig und zum Knuddeln knuffig.
    Man merkt dem Kurzfilm allerdings seine Episodenhaftigkeit an, mit der die Szenen ursprünglich auf's Papier gekommen sind. Die Interaktionen der Figuren laufen zudem ausschließlich auf banale Kalendersprüche und nett gemeinte Lebensweisheiten hinaus. In dieser Unbedarftheit liegt sicherlich auch etwas Unschuldiges und Rührendes. Der Erfolg von Mackesys Kunst und vor allem seines prominent beworbenen Buches scheint in einer großen Sehnsucht nach Einfachheit und der Leichtigkeit der Kindheit begründet.
    Charmant aber auch sehr sentimental.

    #oscarnominierung2023

    5
    • 3
      über Elvis

      Jede kleine Doku hat es zuvor geschafft, das Puzzle um diesen Weltstar für mich ein kleines Stück zusammenzusetzen. ELVIS scheißt auf Puzzle. Es reicht wohl ein einziges großes Teil, auf dem genau das drauf ist, was man zeigen möchte. Ein Elvis Presley, der gutherzig, arbeitsam und im schlimmsten Fall ein bisschen blauäugig ist. Er wollte doch nur seine Chance zum amerikanischen Traum ergreifen und wurde meuchlerisch vom Kapitalismus überrumpelt. Eine äußerst öde Beschönigung.
      Wenn es denn wenigsten ein Fest von einer Hommage wäre. Zumindest Bombast wenn schon nicht glaubwürdiges Drama. Aber man fällt hier ewige zweieinhalb Stunden lang von einer Lebensstation zur nächsten, zusammenhanglos, visuell verschnitten, inhaltlich glatt poliert. Am traurigsten war ich, dass nicht einer seiner tollen Lieder gebührend in Szene gesetzt wurde. Sein tragischer Abgesang war mir schließlich schnuppe. Ich war froh, als die Stimme vom Latex-Gesicht Hanks endlich verstummte.

      #oscarnominierung2023

      14
      • 9

        Es wäre sicherlich ein leichtes gewesen, die Gewalt spürbar zu machen, in dem man sie schonungslos zeigt, draufhält auf die Untaten, die Emotionen zum kochen bringen, das Leid hervorpressen, mit Schuld ersticken.
        Aber DIE AUSSPRACHE macht es sich nicht leicht. Da sind keine einfachen Antworten, kein schwarz-weiß - so wie im Leben. Stattdessen herrscht eine übermenschliche Ruhe, Vernunft und Deeskalation über der Szenerie, in der doch Herzen zerreißen, falls sie nicht sowieso schon gebrochen sind. Keine traute Einstimmigkeit, aber was nützt das Getobe, wenn es zu keiner Entscheidung kommt. Konsequenzen bestimmen den Fortgang.
        Diese Entdramatisierung mag zuerst etwas kühl wirken, aber eines wird im Verlauf ganz deutlich, da man sich am Ende doch überwältigt fühlt: Emotionalisierung ist Populismus. Echte Empathie hält an, wirkt nach und hilft schließlich zu verstehen.
        Dieser Film ist ein wunderbarer Leitfaden für Kommunikation, Konfliktlösung und Menschlichkeit, um Gewalt nicht zu reproduzieren, Verständnis zu schaffen statt Mitleid, Lösungen zu finden statt zu problematisieren, die Stärke von Solidarität zu zeigen und dass sich zu einigen, nicht bedeuten, gleichgeschaltet sein zu müssen.
        All das sollte Konsens sein - vom inneren Umgang mit sich selbst bis zur Globalpolitik. Dann wäre die Welt eine bessere.

        #oscarnominierung2023

        12
        • 6

          Als Naturromantikerin schwelge ich auch im zweiten Teil wieder in wunderschön designten Fantasywelten. Visuell war das ein echter Genuss. Leider wirkt die Geschichte eher wie ein Vehicle für all die tollen Bilder, die man in petto hatte.
          Naturverbundenheit und Naturschutz spielen wieder eine große Rolle. Dazu kommen interessante Betrachtungen zu Integration und Assimilation sowie zu Außenseitertum und Selbstfindung. Leider haben diese Themen in den drei Stunden zu wenig Raum bekommen. Stattdessen beschneidet Cameron seine Message mit einer unlogischen Rachestory, Actiongebums und repetitiven Rettungsszenarien getoppt von pathetischen Off-Kommentaren und diesem peinlo "Ein Vater beschützt seine Familie"-Mantra.
          Cameron sollte seinen Stolz ablegen und sich seine Avatar-Drehbücher schreiben lassen.

          #oscarnominierung2023

          16
          • 5

            Tolles Star-Ensemble, schnieke Ausstattung und eine im Kern interessante Story. Denn was hier hinter all dem RumgeRussell eigentlich erzählt wird, nein, erzählt werden sollte, ist die Unterwanderung der USA durch den europäischen Faschismus und den Putschplänen der Zwischenkriegsjahre. Oder um es mit der von AMSTERDAM bevorzugten ornithologischen Sprache zu sagen: Der braune Kuckuck legt seine faschistischen Eier heimlich in demokratische Nester, wo sie von dummen Vögelchen ausgebrütet werden. Im Gegensatz zum Dodo ist dieser Kuckuck leider ein verdammter Überlebenskünstler.
            Das Problem ist, wie es erzählt wird. Darüber ergießt sich nämlich eine aufgeblähte Freundschaftsromanze und ein sich lang schleppender Krimi mit viel Theatralik, kauzigen aber leider nicht witzigen Charakteren und einem surreal verklärten Blick auf die Vergangenheit. Anstrengend, unfokussiert und selbstgefällig.

            13
            • 5

              Benoit Blanc hat nicht nur einen neuen Fall, sondern ist eigentlich auch ein anderer Mensch in einer anderen Dimension als KNIVES OUT.
              GLASS ONION ist tonal ganz anders und hat den Anspruch, komplex und originell zu sein, abgestreift. Die Story, der Antagonist und die protzige Dachkonstruktion auf der Villa folgen dem titelgebendem Konzept der gläsernen Zwiebel: Sie gaukelt Vielschichtigkeit und Bedeutsamkeit vor, ist am Ende aber doch durchschaubar und hohl. Das ist - typisch für Rian Johnson - nett gedacht, aber nicht ganz praktikabel. Denn die Enttäuschung über die hohle Plot-Zwiebel bleibt dann doch mehr haften, als die Bewunderung für das konsequente Konstrukt.
              Wenn man mit dem Humor auf einer Welle reitet, kann man mit dem Star-Ensemble und den vielen popkulturellen Referenzen sicher viel Spaß haben. Wenn nicht, bleibt neben Albernheiten und Glasscherben nicht mehr viel übrig. Mona Lisas müdes Schmunzeln ist daher perfekt inszeniert.

              #oscarnominierung2023

              10
              • 6

                Wundervolle Bilder haben die Kraffts der Nachwelt hinterlassen und ich hätte diese gern als reine Vulkan-Doku mit vielen geologischen Infos gesehen. Teilweise gab FEURIGE LIEBE genau das her. Aber die Liebe zu den Vulkanen reichte noch nicht für eine erfolgreiche Vermarktung. Es musste noch die große Seelenverwandtschaft von Katia und Maurice zelebriert werden. Und da sich diese auf ihren Videoaufnahmen nicht ausdrückte, wurden extra dafür niedliche Animationen montiert, was letztendlich schon dazu führt, das deren tragisches Ende romantisiert wird. Darüber hinaus ist die Doku aber sehenswert und die Arbeit der beiden beeindruckend.

                #oscarnominierung2023

                5
                • 5

                  Die Verbrechen der argentinischen Militärjunta und das nachfolgende Gerichtsverfahren sind ein interessantes und wichtiges Stück Geschichte. ARGENTINIEN, 1985 macht einen den Einstieg ins Thema allerdings nicht besonders einfach, vor allem wenn man nur wenig darüber weiß. Und auch danach ist der 2 h 20 lange Film sperrig und farblos. Trotz der Inszenierung der Anwaltsfamilien und den erschreckenden Zeugenaussagen bleibt die emotionale Dramaturgie auf der Strecke. Allein das Abschlussplädoyer gibt zum Ende nochmal Auftrieb und bringt die Botschaft auf den Punkt.

                  #oscarnominierung2023

                  5
                  • 4

                    Bei all den interessanten Konflikten, die zu Beginn angeschnitten werden, wird ausgerechnet der irrelevanteste zum Mittelpunkt gemacht, der in nichts weiter als grobes Gekloppe mündet. Dem starren Nationalismus und der Identitätsabgrenzung Wakandas wird auch im zweiten Teil nichts entgegengesetzt, im Gegenteil werden sie bestärkt. Das schwierige politische Manövrieren von Ressourcenteilung und Globalisierung hätte WAKANDA FOREVER genau den Anspruch an Aktualität und Fortschrittlichkeit verliehen, der dieser Fortsetzung echte Bedeutung gegeben hätte. Ansonsten bleibt die Erinnerung an lausiges CGI und einen emotionalen Abschied.

                    #oscarnominierung2023

                    13
                    • 8
                      Lydia Huxley 05.02.2023, 19:04 Geändert 15.02.2025, 16:50

                      Bezaubernde und subtil kraftvolle Geschichte, die trotz des simplen Aufhängers das Potential für einen Spielfilm hätte. Zumal sie auch visuell makellos ist.
                      LE PUPILLE erzählt aus einem katholischen Mädcheninternat heraus von der Bigotterie, mit der konservative Sittenwächter ihre Fürsorge beschwören, und von der Arroganz, mit der sie dabei auch auf die Jugend herabblicken. Der als Tugendhaftigkeit getarnte Bann der Lustfeindlichkeit laviert sich durch die Generationen, geißelt unbeschwerte Freigeister und raubt die Wärme kindlicher Unschuld zum Zwecke des Funktionierens in deren vorgefertigter Ordnung. Doch Spaß, Lust und Neugier bahnen sich auch im Finsteren ihren Weg von einem rebellischen Herzen zum nächsten.

                      #oscarnominierung2023

                      12
                      • 8

                        Launige und trotz der Laufzeit kurzweilige Satire über Klassismus und Machtstrukturen. Zu meiner Freude nicht klamaukig wie erwartet, sondern im Gegenteil tonal wirklich gut ausbalanciert. Ich mag vor allem die gut gezeichneten, ambivalenten Figuren, die sich aus den glatten Klischees herausringen und entwickeln dürfen.
                        Wenn der Blick auf unsere Gesellschaft abwechselnd zum Kotzen und zum Lachen ist und heiter instruktiv zwischen Fatalismus und Hoffnung schwankt, dann hat man gute Satire gesehen.

                        #oscarnominierung2023

                        12
                        • 7

                          BARDO mag auf den ersten Blick irritieren und vielleicht etwas zu bemüht wirken, aber er hat auch einfach wirklich viel zu bieten. Würde man den Kopf komplett abschalten, würden die perfekt inszenierten Bilder immer noch vollends unterhalten können. In ihnen schwelgen die wirren Ideen eines Freigeistes. Erinnerungen, Visionen und Träume erzählen von der Sinnsuche, Verlust, Herkunft, den Ängsten des Alters und dem Ego eines Medienmenschen. Höhepunkte sind dabei eindeutig die Dialoge innerhalb der Familie.
                          Ein riesiges, buntes, überforderndes Existenzpuzzle mit wild oszillierenden Teilen.

                          #oscarnominierung2023

                          8
                          • Lydia Huxley 29.01.2023, 17:46 Geändert 29.01.2023, 18:52

                            NIGHT RIDE nährt sich auf launige Weise dem Thema Diskriminierung und Transfeindlichkeit. Dabei fängt er sehr gut die Atmosphäre des nächtlichen ÖPNVs ein und die Hilflosigkeit, die durch die leeren Waggons schwebt. In Ebba spiegelt sich die Überforderung des gemeinen Passenten, der zwischen Ängsten und dem Wunsch zu Helfen zerrissen ist. Selbst Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben, scheint solche Situationen nicht einfacher zu machen.

                            #oscarnominierung2023

                            6
                            • 6

                              Unkenntnis, Unsicherheit, Angst, Wut, Hass - eine Chronologie des Leids. Je stärker die negativen Emotionen, desto weniger helfen noch Worte, Vernunft und Fakten. Mac McKinney war an diesem Punkt - zerfressen von Angst, geblendet vom Hass - an dem sein Feind plötzlich jeder wurde, der vermeintlich so aussah und dasselbe glaubte, wie die Gegner, denen er im Afghanistankrieg gegenüberstand.
                              STRANGER AT THE GATE zeigt, dass manchmal nur die eigenen Erfahrungen und positiven Emotionen dieses Muster durchbrechen können: Menschen kennenlernen, die man vorher nur zur grauen Masse pauschalisierte, sie als Individuum wahrnehmen, die Gemeinsamkeiten erkennen, die Unterschiede schätzen und wieder Gemeinschaft erleben, mit Freundlichkeit, Offenheit und Wertschätzung.
                              Wie schön es wäre, die Macs dieser Welt mit Güte heilen zu können.

                              #oscranominierung2023

                              6
                              • 7
                                Lydia Huxley 29.01.2023, 14:11 Geändert 29.01.2023, 16:30

                                Herziges, kluges und putzig animiertes Seefahrer-Märchen, dass uns auffordert, Althergebrachtes, dessen Quellen, Risiken und Profiteure zu hinterfragen. Ganz spielerisch entsteht die Erkenntnis von Konflikten, die eigentlich nur noch aus Vergeltungsagressionen bestehen und deren Ursprung über Generationen verzerrt wurde. Keiner weiß mehr wirklich, warum es begann, aber die Zwietracht hat halt Tradition. Gleichzeitig liegt der Fokus auch auf dem Umgang mit unserer Umwelt und all die scheinbar zivilisatorischen Errungenschaften, die uns zum ökologischen Parasiten geformt haben. Maisie, Jacob und Crow stehen dabei für den klassischen Generationenkonflikt - Je stärker man mit den Gewohnheiten, den Konventionen und dem Brauchtum verwurzelt ist, desto schwieriger ist es, umzudenken und sich einzugestehen: Vielleicht war es damals heldenhaft. Das heißt aber nicht, dass es heute noch richtig ist.

                                #oscarnominierung2023

                                5
                                • 7

                                  Als Martha-Mitchell-Effekt wird eine Fehldiagnose bezeichnet, bei der sachliche Hinweise und rational begründete Überzeugungen als Hirngespinste und Wahnideen gedeutet werden.

                                  Die Doku beleuchtet die namensgebende Person hinter diesem Begriff, eine ambivalente Frau, die sich von der feinen Entourage um Präsident Nixon nie hat den Mund verbieten lassen, mit der Presse und ihrem Image spielte, bis sie bei der Watergate-Affäre als gefährlicher Störenfried die Macht des Weißen Hauses zum wanken brachte, deskreditiert und schließlich doch mundtot gemacht wurde.
                                  Ein spannendes Stück Geschichte aus der zweiten Reihe.

                                  #oscarnominierung2023

                                  8
                                  • 6
                                    über Haulout

                                    Visuell sehr ästhetisch inszeniert, so sehr, dass man es kaum mehr als Doku identifizieren würde. Der wortkarge Meeresbiologe und die dauergrunzende Walrossherde geben eine ulkige Szenerie. Doch dahinter verbirgt sich ein ernster Kommentar. Nur schade, dass man eben das als Text hintendran klatscht, statt es filmisch konsequenter mit einzuarbeiten.

                                    #oscranominierung2023

                                    8
                                    • 6

                                      Humorvolle, leichtfüßige und aufrichtige Coming of Age-Story mit 90er Vibes dank vertrautem Animationsstilen aus der Zeit.
                                      Pam ist 15 und erzählt von ihrem Weg ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. MY YEAR OF DICKS ist eine Adaption von Pamela Ribons Buch, der Frau, die tatsächlich auch hier zu sehen ist, als sie sich in Texas 1991 mit der Videokamera ihrer Eltern filmte.

                                      #oscarnominierung2023

                                      6
                                      • 8

                                        Mit einer tollen Grafik, die ich so vorher noch nie gesehen habe - wie grobe Zeichnungen mit Bunt-, Filzstiften und Finelinern in wenigen Farben - erzählt ICE MERCHANTS eine zuerst ungewöhnliche Vater-Sohn-Geschichte, mit Witz und Charme. Kein Wort ist zu hören und keines wird gebraucht. Die Bilder schreiben Romane und gehen zu Herzen.

                                        #oscarnominierung2023

                                        5
                                        • 5

                                          Halifax, Kanada, 1917. Nach einer Kollision explodiert im Hafen ein mit TNT und Säure beladenes, französisches Schiff. 1.600 Tote, 9.000 Verletzte und komplett zerstörte Gebäude im Umkreis von 800 m. Noch 70 km weiter zerbrachen Fensterscheiben. Die Explosion war 300 km weit zu hören. Ein Feuerball, eine Flutwelle und mittendrin erfasst die Druckwelle einen Seemann, der angeblich zwei Kilometer weit weg geschleudert wurde und überlebte. THE FLYING SAILOR erzählt in assoziativen Bildern von seiner Nahtoderfahrung.

                                          #oscarnominierung2023

                                          4
                                          • 4

                                            Schöne Bilder gibt es hier von der indischen Natur aus dem Reservat zu sehen und natürlich zuckersüße Babyelefanten. Nur leider werden die Bilder nicht gut eingesetzt. Das Pacing ist auffällig unangenehm und wirkt sich auch negativ auf die Erzählebene aus. Zudem gibt es neben der wieder mal dokumentarisch aufgearbeiteten Vermenschlichung von Tieren und dessen emotionaler Breitseite keinerlei Informationen zur Organisation des Reservats, zur Situation der Elefanten in Indien oder halt sonst irgendwas interessantes zum Thema.

                                            #oscarnominierung2023

                                            5
                                            • 9 .5

                                              Hat mir der scheiß Joffrey etwa gerade in GoT S3 E4 das Ende von HOUSE OF THE DRAGON gespoilert? 🙈🙉 Wie sehr ich mir doch gerade die Purple Wedding herbeisehne! 👿

                                              5
                                              • 5
                                                Lydia Huxley 24.10.2022, 13:05 Geändert 24.10.2022, 13:32

                                                Mit einem lobe ich Cronenberg immer wieder gern: Die Kreativität, mit der er seine Grotesken ausschmückt und stets Substanz verleiht. Wie auch hier in RABID, in dem sich eine junge Frau von Missbrauch und auf sie projizierte Lust befreit, indem sie ihr Gegenüber mit ihrem Achselhöhlenstachel zu Tode penetriert. Ihre eigene Lust wird zum Mittelpunkt und Antrieb. Bis zu dem Punkt, zu dem es in unserer Gesellschaftsordnung wohl immer kommen muss, wenn es um ausgelebte und eigennützige weibliche Lust geht - sie wird zum Problem, genauer, zur infektiösen Gefahr für die Allgemeinheit.
                                                Die Kehrseite dieser Medaille: Nachdem die meisten interessanten Ansätze gleich zu Beginn abgefrühstückt sind, bleibt lediglich der Vibe eines trashigen 70er Jahre Pornos über.

                                                #horroctober2022 #13

                                                8
                                                • 5

                                                  Die polit- und sozialkritischen Themen sind gänzlich clever und subtil eingewebt und machen den Horror-Klassiker immer noch sehenswert. Persönlich lassen mich die meisten Zombiefilme aber dermaßen kalt, dass ich mich schon selbst wie ein teilnahmsloser Untoter fühlte. Dabei spielt sicherlich auch mit rein, dass die hier etablierten Genreelemente tausendfach reproduziert wurden und aus gegenwärtiger Sicht blutleergelutscht sind, wobei man das diesem Pionier sicherlich retrospektiv nicht vorwerfen kann.

                                                  #horroctober2022 #12

                                                  9
                                                  • 4
                                                    über Maniac

                                                    Die Psychologie des Täters hat mich schon irgendwie am Ball gehalten, aber MANIAC dümpelt damit leider nur an der Oberfläche und setzt sie allein zum Schrecken ein, statt zum Verständnis. Es reiht sich ein derber Mord am nächsten, lustig spritzt das Kunstblut. Es ist quasi Giallo ohne die farbige Beleuchtung. Wer's mag.

                                                    #horroctober2022 #11

                                                    8