Lydia Huxley - Kommentare
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Alle Kommentare von Lydia Huxley
Finde es doch recht witzig, wie DER GESTIEFELTE KATER: DER LETZTE WUNSCH über genau dieselben Motive erzählt wie der Oscar-Kollege THE BANSHEES OF INISHERIN: Freundschaft, Endlichkeit und die Frage, was einem wichtig genug ist, dass man sein Leben damit füllen möchte. Alles andere ist aber so anders, wie es nur sein kann. Der Kater bringt wie schon im ersten Teil wieder viel Spaß und flotte Sprüche mit, hat inhaltlich aber einen großen Sprung gemacht. Das merkt man auch den Figuren bis hin zum Bösewicht an, dass hier an Klein und Groß gedacht wurde.
Kunterbunt, schön animiert, putzig, launig und eigentlich schon ziemlich philosophisch.
#oscarnominierung2023
Wenn die Todesfee über die irische Insel Inisherin wandelt, kündigt sie ein baldiges Ableben an. Sie ist die Erinnerung an unsere Endlichkeit. Sie ist die personifizierte Demut vor der Existenz. Die Frage ist, was fangen wir mit unserer begrenzten Zeit an?
THE BANSHEES OF INISHERIN lässt Colm sich diese Frage stellen und verhandelt auf schwarzhumorige und herrlich skurrile Weise die Definitionen eines bedeutungsvollen Lebens, Schaffens und Miteinanders. Was will ich hinterlassen? Womit möchte ich meine endliche Zeit verbringen? Mit wem möchte ich sie verbringen? Muss es nützlich sein oder reicht es, wenn es mir ein gutes Gefühl gibt?
Martin McDonagh inszeniert seine Geschichte in einer ländlichen Idylle, wo das Leben einfach und ruhig ist, während am anderen Ufer Explosionen Menschen aus haarsträubenden Gründen aus dem Leben reißen. Sein Film ist eine clevere Mischung aus Witz und Tragik und damit wahrscheinlich ein guter Leitfaden dafür, wie man dem Abgang die erforderliche Ernsthaftigkeit verweigert.
#oscarnominierung2023
Ein in seiner grausamen und dreckigen Hässlichkeit absolut schöner und ästhetischer Film. Ausstattung und Technik haben alles aus den Bildern rausgeholt. Beinah wirkt es, als hätte man die Romantik, die man dem Krieg inhaltlich entzieht, für die Optik transzendiert, um daraus ein Märchen des Bösen zu machen.
Die Geschichte hat nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil empfindet man ihr Statement aktuell noch intensiver. Industrialisierte Rekrutierung, Wertepropaganda, Versprechen von Gemeinschaft, geistiges Ausbrennen, Definitionshoheiten, Leid als Kollateralschaden - man kommt nicht umhin, die Motive der Kriegserzählung auch in der Mechanik anderer anti-sozialer Systeme zu sehen. Damit ist Remarques Werk und seine Adaption nicht nur zeitlos sondern auch universell. Eigentlich ein Grund in abgründiger Trübseligkeit zu gleiten, wäre da nicht der Silberstreif - nicht am Horizont, aber in Herzen voller Hoffnung, Freundschaft und Wahrheit.
#oscarnominierung2023
Es ist schon recht vergnüglich zu sehen, wie man sich hier filmisch gegen die Vergangenheit der britischen Kolonialherrschaft auflehnt, sehr schwarz-weiß, aber dafür auch mit einem schelmischen Augenzwinkern. Eben "Rise Roar Revolt". Ja, auch ein bisschen Bollywood, die meiste Zeit allerdings eine irrwitzige, pathetische, sentimentale und patriotische Version von einem indischen Zack Snyder, der FACKELN IM STURM auf LSD abdreht.
Optisch opulent und rundherum spaßig.
#oscarnominierung2023
Selbst rein als Nerdstudie zur klassischen Musik hätte TÁR bereits eine gewisse Faszination entfaltet. Doch die namensgebenden Figur begleitet stets auch die Auseinandersetzung mit Geschlechtlichkeit und Rollenbildern und die daraus entstehende Frage nach Macht, der Verteilung von Ruhm und Anerkennung, im Privaten und besonders in der großen Berufung. Ob nun Frau oder Mann oder Frau mit männlichen Attributen - TÁR löst die Geschlechtergrenzen schrittweise auf, um den Fokus auf das Menschliche zu richten und dessen Umgang mit sozialem Rang, der Dynamik von Machtstrukturen und die Möglichkeiten, die sich dort eröffnen, um das eigene Gewissen mit gefüllten Terminplänen und bedeutungsschwerem Schaffen zu ersticken. Dabei verliert er aber nie den Bezug zu unserer derzeitigen Realität und lässt uns mit der Gretchenfrage zur Trennung von Künstler und Werk zurück.
Das Ganze hätte sehr gut mehr intensive Horrorelemente vertragen, aber auch so ist die Geschichte eine stimmungsvolle, psychologische Erfahrung zwischen Leid und Leidenschaft.
#oscarnominierung2023
"Nur weil ich das Gute in den Dingen sehe, macht mich das nicht naiv. Es ist strategisch und notwendig. Das ist meine Art zu kämpfen."
Das Gute in den Dingen zu sehen, ist tatsächlich nicht immer einfach. Nicht nur, dass wir mit den Sorgen in unserem eigenem Mikrokosmos klarkommen müssen. Gefühlt prasselt das gesamte Leid der Welt medial auf uns nieder. Und dann fragt man sich schon manchmal: "Ist alles ein Eimer sinnlos wirbelnder Scheiße? Hat irgendwas wirklich Bedeutung?" Je mehr Menschen genau das denken und je öfter sie diesen Gedanken haben, desto größer wird der große schwarze Bagel, der seine giftigen Sporen streut. Sinnhaftigkeit, Ziele, Motive, Engagement, Ordnung, Erkenntnisse, Wahrheit, Moral und jegliche Werte verschwinden in die freudlose Leere seines Innern.
Doch wie könnte man dem Bagel der Finsternis besser entgegentreten als mit Kung Fu - eine durch harte Arbeit erworbenen Kunstfertigkeit und Errungenschaft eines reifen Menschen sich dem Gegenüber respektvoll, friedlich und geduldig zu zeigen und sich im Falle des Falles so gewaltvermeidend wie möglich zur Wehr setzen zu können.
EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE sagt dem Nihilismus den Kampf an, der Verrohung der Älteren und dem Zukunftspessimismus der Jugend, der Ignoranz der ganzen scheinverdammten Gesellschaft. Was uns das abverlangt, muss nicht der große Aktivismus sein. Noch nachhaltiger und mühseliger ist die Deeskalation in jedem "Alles wird gut," die Fürsorge in jedem "Du bist liebenswert," die Nachsicht in jedem "Ich verzeihe dir."
EVERYTHING erzählt all das und mehr in einer irren und irre unterhaltsamen Geschichte aus der Steuerbehörde heraus in einen Eastern, aus dem Multiversums des Ichs zum herzerwärmenden Wir - bunt, gewitzt, kreativ, wahrhaftig.
#oscarnominierung2023
THE RED SUITCASE zeigt ein Versteckspiel - ein Versteckspiel des Körpers, ein Versteckspiel der Persönlichkeit, ein Versteckspiel vor der Bestimmung. Es ist eine Bestimmung, die einem auferlegt wird, vom Staat, durch die Gesellschaft, von der Furcht vor den Konsequenzen, ihr nicht zu folgen.
Und das gilt, das zeigt dieser Kurzfilm im Hintergrund, nicht nur für Frauen in fundamentalistischen Systemen sondern für alle. Jeder erhält seine zugeschriebene Rolle. Aus ihr ausbrechen zu wollen, heißt, seine Existenz auf's Spiel zu setzen und die Menschen zu verlieren, die man liebt - entweder durch die Flucht oder durch die Rechtsprechung.
Der rotleuchtende Koffer, ein Stück verborgene Leidenschaft, ein Rückzugsort, ein bisschen Wahrhaftigkeit und Hoffnung.
Spannend und bedrückend.
#oscarnominierung2023
Die Graphic Novel-Adaption IVALU wirft einen kritischen Blick auf den autonomen Teilstaat Grönland durch die Augen eines einheimischen Kindes. Eine Perspektive voller Poesie. Denn diese Augen sehen die Schönheit der Landschaft, die Magie einer Welt der Extreme und die Mystik, die sie mit der Kultur verwebt. Aber sie sehen auch das, was sich in den schwarzen Schatten der geheimnisvollen Berge und majestätischen Gletschern verbergen will - die sozialen Probleme, die Folgen der Kolonialherrschaft und die strukturellen Schwächen eines Landes, dass von außen mehr als Ressourcen-Vorratskammer denn als Lebensraum betrachtet wird. Die ausdrucksstarken Bilder, die native Sprache und die subtile Darstellung machen diesen Kurzfilm zu etwas besonderem.
#oscarnominierung2023
Skurril, tragisch und witzig - so mag man die Filme von der grünen Inseln. AN IRISH GOODBYE hat unübersehbares Potential zum Spielfilm. Auch handwerklich ist er bereits nicht mehr von hochbudgetierten Produktionen zu unterscheiden. In der Geschichte von zwei Brüdern, die die Bucketlist ihrer Mutter abarbeiten, steckt viel raue Herzlichkeit und irischer Charm. Ich warte gern auf das Irish Hello Again.
#oscarnominierung2023
Surreal witziger Stop Motion-Kurzfilm, der mit seinen handwerklichen und inhaltlichen Metaebenen spielt. Die Matrix glicht und ein Strauß verbreitet Verschwörungstheorien. Doch die Furcht vor der irrealen Welt, über deren Rand Neil stürzt, ist nur eine Ablenkung von den Existenzängsten, die sich im Call Center-Großraumbüro durch die Gänge schleppen, von einem konformen Telefonat zu nächsten, über Rechtfertigungen zu erbarmungslosen Verkaufsstatistiken, bis zum unendlichen Mitarbeiter-wechsel-dich.
#oscarnominierung2023
Aus der Sehnsuchtsmaschinerie Hollywood entspringt überraschend ein Anti-Vergangenheitswehmut-Film, der folgerichtig mit den Blick in unsere Geschichte beginnt, in einen Zeitabschnitt, in dem sich in kürzester Zeit die Gesellschaft grundlegend verändert hat. Im Boom der 20er herrschte Optimismus, Lebenslust, Ausschweifung und Offenheit. Dann stürzte 1929 die Weltwirtschaftskriese wie ein Beil herab und in Hollywood löste der Tonfilme alle Konventionen auf. Unsicherheit und Existenzängste spülten den Konservatismus ins Volk, der sinnliche Gelüste in die Perversion der Unterwelt verbannte.
Clever spiegelt Chazelle Szenen vom Höhepunkt am Abgrund wieder und von dort zurück zur Wiederauferstehung. Die Welt verändert sich, durch Krisen ebenso wie durch Innovationen. Dadurch können sich auch Dinge, die mal gut waren, verschlechtern oder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Aber nicht ohne viele weitere Möglichkeiten zu eröffnen. Dafür muss man aber akzeptieren und nach vorn sehen - wie Manny auf die Leinwand. So viele Veränderungen haben uns - ob in der Filmlandschaft oder in sonst einem Bereich des Lebens - bis hierher gebracht und wir halten all diese Entwicklungen für logisch und selbstverständlich. Aber sie erfordern auch Opfer und aus dem Gefühl des Verlusts heraus entsteht Nostalgie. BABYLON zeigt uns die Nostalgie nicht einfach nur, sondern nimmt sich die Zeit, sie spürbar zu machen, bevor wir ihre Fruchtlosigkeit erkennen. Man will zurück zum Anfang des Films, als alles noch einfach, ungehemmt und spaßig war - zumindest an der Oberfläche.
Die guten, alten Zeiten mögen gut gewesen sein, aber Kreationen und Lösungen entfalten sich nur nach vorn. Besser ist das gut von morgen. Denn auch die Roaring Twenties waren eine Folge von großen Innovationen und Veränderungen.
#oscarnominierung2023
Eine Vater-Tochter-Geschichte - auf der einen Seite so leichtfüßig im sonnigen Hotelurlaub, voller Vertrautheit, Aufbruch und pubertärer Neugier. Auf der anderen Seite niederschmetternde Dunkelheit hinter einer kräftezehrend aufrechterhaltenen Fassade. AFTERSUN streut seine Hinweise allmählig und sorgfältig, lässt sich viel Zeit für intime Momente oder verweilt auch einfach nur mal in banalen Augenblicken, deren friedliche Harmlosigkeit angesichts der drohenden Finsternis geheiligt werden. Eine emotional Reise zur Quelle unbeugsamer menschlicher Kräfte.
#oscarnominierung2023
Mission accomplished! Damit ist allerdings nicht die Prequel-Mission gemeint, denn TOP GUN: MAVERICK traut sich nichts ohne Nostalgieboost und Vorgängerreferenzen. Das was neu war, nämlich der Auftrag, hat wirklich Spaß gemacht. Das war spannend, sah unverschämt gut aus und infundierte die Action quasi intravenös. Der Rest war lauwarmer Aufguss und teilweise sogar ziemlich cheesy. Ich vermute, die 80er-Welle der letzten Jahre hat ihre Magie endgültig verloren.
#oscarnominierung2023
Leise und berührende Doku über ein Interimskinderheim, die einzelne Kinder in den Fokus rückt, die Hintergründe beleuchtet, warum sie da sind, und wie sie ihren Weg weitergehen. Dazwischen nimmt sie sich viel Zeit und eröffnet in Alltagssituationen kleine Einblicke in Kinderseelen. Langsam offenbart sich ein trauriger Kreislauf der Hoffnungslosigkeit. Kein Ende in Sicht.
#oscarnominierung2023
Ruhiges und melancholisches Drama über Traumabewältigung und Wiederauferstehung. Keine Theatralik, nur Beobachten und Fühlen. Das Mimikschauspiel bekommt viel Raum und sorgt für Intimität. Durch das Setting in New Orleans entsteht zusätzlich ein interessantes Feeling.
#oscarnominierung2023
Charlie Mackesy hat sein in Tinte auf's Papier gebrachtes Lebenswerk aufwendig komprimiert und erst zu einem Buch und nun auch zu einem Kurzfilm geformt. Die Animation in DER JUNGE, DER MAULWURF, DER FUCHS UND DAS PFERD entwickelt seinen Zeichenstil perfekt weiter und erfüllt die ganze Geschichte mit märchenhaftem Zauber. Die Figuren sind liebenswürdig und zum Knuddeln knuffig.
Man merkt dem Kurzfilm allerdings seine Episodenhaftigkeit an, mit der die Szenen ursprünglich auf's Papier gekommen sind. Die Interaktionen der Figuren laufen zudem ausschließlich auf banale Kalendersprüche und nett gemeinte Lebensweisheiten hinaus. In dieser Unbedarftheit liegt sicherlich auch etwas Unschuldiges und Rührendes. Der Erfolg von Mackesys Kunst und vor allem seines prominent beworbenen Buches scheint in einer großen Sehnsucht nach Einfachheit und der Leichtigkeit der Kindheit begründet.
Charmant aber auch sehr sentimental.
#oscarnominierung2023
Jede kleine Doku hat es zuvor geschafft, das Puzzle um diesen Weltstar für mich ein kleines Stück zusammenzusetzen. ELVIS scheißt auf Puzzle. Es reicht wohl ein einziges großes Teil, auf dem genau das drauf ist, was man zeigen möchte. Ein Elvis Presley, der gutherzig, arbeitsam und im schlimmsten Fall ein bisschen blauäugig ist. Er wollte doch nur seine Chance zum amerikanischen Traum ergreifen und wurde meuchlerisch vom Kapitalismus überrumpelt. Eine äußerst öde Beschönigung.
Wenn es denn wenigsten ein Fest von einer Hommage wäre. Zumindest Bombast wenn schon nicht glaubwürdiges Drama. Aber man fällt hier ewige zweieinhalb Stunden lang von einer Lebensstation zur nächsten, zusammenhanglos, visuell verschnitten, inhaltlich glatt poliert. Am traurigsten war ich, dass nicht einer seiner tollen Lieder gebührend in Szene gesetzt wurde. Sein tragischer Abgesang war mir schließlich schnuppe. Ich war froh, als die Stimme vom Latex-Gesicht Hanks endlich verstummte.
#oscarnominierung2023
Es wäre sicherlich ein leichtes gewesen, die Gewalt spürbar zu machen, in dem man sie schonungslos zeigt, draufhält auf die Untaten, die Emotionen zum kochen bringen, das Leid hervorpressen, mit Schuld ersticken.
Aber DIE AUSSPRACHE macht es sich nicht leicht. Da sind keine einfachen Antworten, kein schwarz-weiß - so wie im Leben. Stattdessen herrscht eine übermenschliche Ruhe, Vernunft und Deeskalation über der Szenerie, in der doch Herzen zerreißen, falls sie nicht sowieso schon gebrochen sind. Keine traute Einstimmigkeit, aber was nützt das Getobe, wenn es zu keiner Entscheidung kommt. Konsequenzen bestimmen den Fortgang.
Diese Entdramatisierung mag zuerst etwas kühl wirken, aber eines wird im Verlauf ganz deutlich, da man sich am Ende doch überwältigt fühlt: Emotionalisierung ist Populismus. Echte Empathie hält an, wirkt nach und hilft schließlich zu verstehen.
Dieser Film ist ein wunderbarer Leitfaden für Kommunikation, Konfliktlösung und Menschlichkeit, um Gewalt nicht zu reproduzieren, Verständnis zu schaffen statt Mitleid, Lösungen zu finden statt zu problematisieren, die Stärke von Solidarität zu zeigen und dass sich zu einigen, nicht bedeuten, gleichgeschaltet sein zu müssen.
All das sollte Konsens sein - vom inneren Umgang mit sich selbst bis zur Globalpolitik. Dann wäre die Welt eine bessere.
#oscarnominierung2023
Als Naturromantikerin schwelge ich auch im zweiten Teil wieder in wunderschön designten Fantasywelten. Visuell war das ein echter Genuss. Leider wirkt die Geschichte eher wie ein Vehicle für all die tollen Bilder, die man in petto hatte.
Naturverbundenheit und Naturschutz spielen wieder eine große Rolle. Dazu kommen interessante Betrachtungen zu Integration und Assimilation sowie zu Außenseitertum und Selbstfindung. Leider haben diese Themen in den drei Stunden zu wenig Raum bekommen. Stattdessen beschneidet Cameron seine Message mit einer unlogischen Rachestory, Actiongebums und repetitiven Rettungsszenarien getoppt von pathetischen Off-Kommentaren und diesem peinlo "Ein Vater beschützt seine Familie"-Mantra.
Cameron sollte seinen Stolz ablegen und sich seine Avatar-Drehbücher schreiben lassen.
#oscarnominierung2023
Tolles Star-Ensemble, schnieke Ausstattung und eine im Kern interessante Story. Denn was hier hinter all dem RumgeRussell eigentlich erzählt wird, nein, erzählt werden sollte, ist die Unterwanderung der USA durch den europäischen Faschismus und den Putschplänen der Zwischenkriegsjahre. Oder um es mit der von AMSTERDAM bevorzugten ornithologischen Sprache zu sagen: Der braune Kuckuck legt seine faschistischen Eier heimlich in demokratische Nester, wo sie von dummen Vögelchen ausgebrütet werden. Im Gegensatz zum Dodo ist dieser Kuckuck leider ein verdammter Überlebenskünstler.
Das Problem ist, wie es erzählt wird. Darüber ergießt sich nämlich eine aufgeblähte Freundschaftsromanze und ein sich lang schleppender Krimi mit viel Theatralik, kauzigen aber leider nicht witzigen Charakteren und einem surreal verklärten Blick auf die Vergangenheit. Anstrengend, unfokussiert und selbstgefällig.
Benoit Blanc hat nicht nur einen neuen Fall, sondern ist eigentlich auch ein anderer Mensch in einer anderen Dimension als KNIVES OUT.
GLASS ONION ist tonal ganz anders und hat den Anspruch, komplex und originell zu sein, abgestreift. Die Story, der Antagonist und die protzige Dachkonstruktion auf der Villa folgen dem titelgebendem Konzept der gläsernen Zwiebel: Sie gaukelt Vielschichtigkeit und Bedeutsamkeit vor, ist am Ende aber doch durchschaubar und hohl. Das ist - typisch für Rian Johnson - nett gedacht, aber nicht ganz praktikabel. Denn die Enttäuschung über die hohle Plot-Zwiebel bleibt dann doch mehr haften, als die Bewunderung für das konsequente Konstrukt.
Wenn man mit dem Humor auf einer Welle reitet, kann man mit dem Star-Ensemble und den vielen popkulturellen Referenzen sicher viel Spaß haben. Wenn nicht, bleibt neben Albernheiten und Glasscherben nicht mehr viel übrig. Mona Lisas müdes Schmunzeln ist daher perfekt inszeniert.
#oscarnominierung2023
Wundervolle Bilder haben die Kraffts der Nachwelt hinterlassen und ich hätte diese gern als reine Vulkan-Doku mit vielen geologischen Infos gesehen. Teilweise gab FEURIGE LIEBE genau das her. Aber die Liebe zu den Vulkanen reichte noch nicht für eine erfolgreiche Vermarktung. Es musste noch die große Seelenverwandtschaft von Katia und Maurice zelebriert werden. Und da sich diese auf ihren Videoaufnahmen nicht ausdrückte, wurden extra dafür niedliche Animationen montiert, was letztendlich schon dazu führt, das deren tragisches Ende romantisiert wird. Darüber hinaus ist die Doku aber sehenswert und die Arbeit der beiden beeindruckend.
#oscarnominierung2023
Die Verbrechen der argentinischen Militärjunta und das nachfolgende Gerichtsverfahren sind ein interessantes und wichtiges Stück Geschichte. ARGENTINIEN, 1985 macht einen den Einstieg ins Thema allerdings nicht besonders einfach, vor allem wenn man nur wenig darüber weiß. Und auch danach ist der 2 h 20 lange Film sperrig und farblos. Trotz der Inszenierung der Anwaltsfamilien und den erschreckenden Zeugenaussagen bleibt die emotionale Dramaturgie auf der Strecke. Allein das Abschlussplädoyer gibt zum Ende nochmal Auftrieb und bringt die Botschaft auf den Punkt.
#oscarnominierung2023
Bei all den interessanten Konflikten, die zu Beginn angeschnitten werden, wird ausgerechnet der irrelevanteste zum Mittelpunkt gemacht, der in nichts weiter als grobes Gekloppe mündet. Dem starren Nationalismus und der Identitätsabgrenzung Wakandas wird auch im zweiten Teil nichts entgegengesetzt, im Gegenteil werden sie bestärkt. Das schwierige politische Manövrieren von Ressourcenteilung und Globalisierung hätte WAKANDA FOREVER genau den Anspruch an Aktualität und Fortschrittlichkeit verliehen, der dieser Fortsetzung echte Bedeutung gegeben hätte. Ansonsten bleibt die Erinnerung an lausiges CGI und einen emotionalen Abschied.
#oscarnominierung2023
Bezaubernde und subtil kraftvolle Geschichte, die trotz des simplen Aufhängers das Potential für einen Spielfilm hätte. Zumal sie auch visuell makellos ist.
LE PUPILLE erzählt aus einem katholischen Mädcheninternat heraus von der Bigotterie, mit der konservative Sittenwächter ihre Fürsorge beschwören, und von der Arroganz, mit der sie dabei auch auf die Jugend herabblicken. Der als Tugendhaftigkeit getarnte Bann der Lustfeindlichkeit laviert sich durch die Generationen, geißelt unbeschwerte Freigeister und raubt die Wärme kindlicher Unschuld zum Zwecke des Funktionierens in deren vorgefertigter Ordnung. Doch Spaß, Lust und Neugier bahnen sich auch im Finsteren ihren Weg von einem rebellischen Herzen zum nächsten.
#oscarnominierung2023