Lydia Huxley - Kommentare
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Alle Kommentare von Lydia Huxley
Sie haben große Nasen; kahle Schädel; sie passen sich an, indem sie ihre wahre Erscheinung verschleiern; sie irritieren ihr Gegenüber mit osteuropäischen Akzenten und seltsam ausgesprochenen Wörtern; tragen Riesenkoffer voller Geld mit sich herum, geben aber ungern etwas davon aus; sind dämonisch und verschlagen; organisieren sich in geheimen Kollektiven; rituell-magische Kindermorde sind ihnen ein Bedürfnis; sie sind nicht weniger als das absolut Böse.
Was hier klingt wie judenfeindliche Propaganda der NSDAP, ist eigentlich nur die Beschreibung der Hexen in der Roman-Adaption HEXEN HEXEN. Hinterlässt schon einen bitteren Nachgeschmack, zumindest bis man erfährt, wie sich der Romanautor Roald Dahl in der Zeit während Entstehung und Veröffentlichung von "Hexen hexen" 1983 geäußert hat. Dann kann einem angesichts der unverhohlenen Allegorien schon mal mulmig werden. Dahl bezeichnete sich selbst öffentlich als antisemitisch und antiisraelitisch. "[...] Hitler hackte nicht ohne Grund auf ihnen [den Juden] herum," ist nur eine seiner fragwürdigen Aussagen dazu.
Wie passend, dass Robert Zemeckis es sich nicht hat nehmen lassen, das gruselige Spektakel mit der Verbreitung der Endlösung abzuschließen, indem die potentiellen Opfer aufgehetzt werden, Verdächtige aufzuspüren und sie in das zu verwandeln, was ihnen am nächsten kommt - eklige Ratten.
Es sollte einem zumindest schwer fallen, all diese Dinge nicht auch ideologisch zu interpretieren, da sie schon sehr zahlreich vorhanden sind. Auch wenn die Geschichte um den Jungen, der trotz eines Schicksalsschlags und mit Hilfe seiner lebensfrohen Großmutter zu neuen Selbstvertrauen gelangt, dennoch sehr erzählenswert ist.
Nein, sie sind keine Märchenfiguren. Es gibt sie wirklich. Sie sehen aus wie Frauen, gestylt, in schicken Kostümen. Sie maßen sich an unabhängig zu sein, sich zusammenzutun und eigene, hochgesteckte Ziele zu erreichen, ja sogar nach Macht anzustreben. Doch um sie winden sich Schlangen, die sie auf ewig an die Erbsünde erinnern sollen...
Oh Mann, es ist echt traurig, wie einfach es ist, HEXEN HEXEN antisemitisch und misogyn zu interpretieren. Ob nun bewusst oder unbewusst, ignoriert oder unreflektiert, es ist ärgerlich. Schließlich sind moderne Adaptionen doch dazu da, um solche Konfliktstellen nicht zu übernehmen oder nur zu mildern, sondern in eine aufgeklärte Gegenwart zu holen. Die im Grunde doch liebenswerte Geschichte um den Helden hätte es verdient.
"Wenn du nicht mit uns bist, bist du gegen uns," sagte das System und bestach den Richter.
99 HOMES dokumentiert ebenso klug wie emphatisch die Auflösung der Mittelschicht. Zusammen mit THE BIG SHORT bildet er inhaltlich ein perfektes Double Feature zum Thema Finanzkrise. Wobei 'Finanzkrise' hier nichts anderes bedeutet als Sozialkrise - der Tod der Gemeinschaft durch den neoliberalen Kapitalismus. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft ist leider keine Dystopie.
Falls es jemand verpasst hat (weil man auf dieser Filmseite anscheinend einen der bekanntesten Film- und Fernsehpreise nicht so erwähnenswert findet... im Gegensatz zu Befindlichkeiten von Romanautoren):
Die Nominierungen für die ⭐️ Golden Globes 2021 ⭐️ wurden vor zwei Tagen bekannt gegeben. Die Verleihung findet am 28. Februar 2021 statt und wird von Tina Fey und Amy Poehler moderiert und gleichzeitig von der Ost- und Westküste der USA übertragen.
Hier die Nominierungen:
📽 Bester Film – Drama
"The Father"
"Mank"
"Nomadland"
"Promising Young Woman"
"The Trial of the Chicago 7"
📽 Bester Film – Komödie oder Musical
"Borat - Anschluss Moviefilm"
"Hamilton"
"Music"
"Palm Springs"
"The Prom"
📽 Beste Schauspielerin in einem Film – Drama
Viola Davis "Ma Rainey's Black Bottom"
Andra Day "The United States vs. Billie Holiday"
Vanessa Kirby "Pieces of a Woman"
Frances McDormand "Nomadland"
Carey Mulligan "Promising Young Woman"
📽 Bester Schauspieler in einem Film – Drama
Riz Ahmed "Sound of Metal"
Chadwick Boseman "Ma Rainey's Black Bottom"
Anthony Hopkins "The Father"
Gary Oldman "Mank"
Tahar Rahim "The Mauritanian"
📽 Beste Schauspielerin in einem Film – Komödie oder Musical
Maria Bakalova "Borat - Anschluss Moviefilm"
Kate Hudson "Music"
Michelle Pfeiffer "French Exit"
Rosamund Pike "I Care A Lot"
Anya Taylor-Joy "Emma"
📽 Bester Schauspieler in einem Film – Komödie oder Musical
Sacha Baron Cohen "Borat - Anschluss Moviefilm"
James Corden "The Prom"
Lin-Manuel Miranda "Hamilton"
Dev Patel "The Personal History of David Copperfield"
Andy Samberg "Palm Springs"
📽 Beste Nebendarstellerin in einem Film
Glenn Close "Hillbilly Elegy"
Olivia Colman "The Father"
Jodie Foster "The Mauritanian"
Amanda Seyfrieid "Mank"
Helena Zengel "Neues aus der Welt"
📽 Bester Nebendarsteller in einem Film
Sacha Baron Cohen "The Trial of the Chicago 7"
Daniel Kaluuya "Judas and the Black Messiah"
Jared Leto "The Little Things"
Bill Murray "On The Rocks"
Leslie Odom Jr. "One Night in Miami ..."
📽 Beste Regie – Film
Emerald Fennell "Promising Young Woman"
David Fincher "Mank"
Regina King "One Night in Miami"
Aaron Sorkin "The Trial of the Chicago 7"
Chloé Zhao "Nomadland"
📽 Bestes Drehbuch – Film
Emerald Fennell "Promising Young Woman"
Jack Fincher "Mank"
Aaron Sorkin "The Trial of the Chicago 7"
Christopher Hampton, Florian Zeller "The Father"
Chloé Zhao "Nomadland"
📽 Bester Animations-Film
"The Croods: A New Age"
"Onward"
"Over the Moon"
"Soul"
"Wolfwalkers"
📽 Bester fremdsprachiger Film
"Another Round" (Dänemark)
"La Llorona" (Frankreich, Guatemala)
"The Life Ahead" (Italien)
"Minari" (USA)
"Tow of Us" (USA, Frankreich)
📽 Beste Musik - Film
Alexandre Desplat "The Midnight Sky"
Ludwig Göransson "Tenet"
James Newton Howard "Neues aus der Welt"
Atticus, Trent Reznor "Mank"
Jon Batiste, Atticus Ross, Trent Reznor "Soul"
📽 Bester Song – Film
"Fight for You" - "Judas and the Black Messiah
"Hear My Voice" - "The Trial of the Chicago 7"
"Io Si (Seen)" - "The Life Ahead"
"Speak Now" - "One Night in Miami"
"Tigress & Tweed" - "The United States vs. Billie Holiday"
📺 Beste Serie – Drama
"The Crown"
"Lovecraft Country"
"The Mandalorian"
"Ozark"
"Ratched"
📺 Beste Serie – Komödie oder Musical
"Emily in Paris"
"The Flight Attendant"
"The Great"
"Shitt's Creek"
"Ted Lasso"
📺 Beste Mini-Serie oder Tv-Film
"Normal People"
"The Queen's Gambit"
"Small Axe"
"The Undoing"
"Unorthodox"
📺 Beste Schauspielerin in einem TV-Film oder einer Mini-Serie – Drama
Cate Blancett "Mrs. America"
Daisy Edgar-Jones "Normal People"
Shira Haas "Unorthodox"
Nicole Kidman "The Undoing"
Anya Tylor-Joy "The Queen's Gambit"
📺 Bester Schauspieler in einem TV-Film oder einer Mini-Serie – Drama
Bryan Cranston "Your Honor"
Jeff Daniels "The Comey Rule"
Hugh Grant "The Undoing"
Ethan Hawke "The Good Lord Bird"
Mark Ruffalo "I Know This Much is True"
📺 Beste Schauspielerin in einer Serie – Komödie oder Musical
Lily Collins "Emily in Paris"
Kaley Cuoco "The Flight Attendant"
Elle Fanning "The Great"
Jane Levy "Zoey's Extraordinary Playlist"
Catherina O'Hara "Schitt's Creek"
📺 Bester Schauspieler in einer Serie – Komödie oder Musical
Don Cheadle "Black Monday"
Nicholas Hoult "The Great"
Eugene Levy "Schitt's Creek"
Jaason Sudeikis "Ted Lasso"
Ramy Youssef "Ramy"
📺 Beste Schauspielerin in einer Serie - Drama
Olivia Colman "The Crown"
Jodie Comer "Killing Eve"
Emma Corrin "The Crown"
Laura Linney "Ozark"
Sarah Paulson "Ratched"
📺 Bester Schauspieler in einer Serie - Drama
Jason Bateman "Ozark"
Josh O'Connor "The Crown"
Bob Odenkirk "Better Call Saul"
Al Pacino "Humters"
Matthew Rhys "Perry Mason"
📺 Beste Nebendarstellerin in einer Serie
Gillian Anderson "The Crown"
Helena Bonham Carter "The Crown"
Julia Garner "Ozark"
Annie Murphy "Shitt's Creek"
Cynthia Nixon "Ratched"
📺 Bester Nebendarsteller in einer Serie
John Boyega "Small Axe"
Brendan Gleeson "The Comey Rule"
Daniel Levy "Schitt's Creek"
Jim Parsons "Hollywood"
Donald Sutherland "The Undoing"
Der alltägliche Horror des Wohnungsmieters!
In HOMESICK verschmilzt der typisch deutsche Nachbarschaftszwist elegant und gewitzt mit Haunted House. Regisseur und Autor Jakob M. Erwa inszeniert das Spektakel so eingängig und realitätsnah, dass es einen beim bloßen Gedanken an die eigenen Nachbarn gruselt. Die Summe der Umstände, in der sich die Protagonistin befindet, lassen einen stetig daran zweifeln, ob man sieht, was passiert oder sieht, was sie fühlt. Aber egal wie genau, das Mitgefühl vieler Leidensgenossen sei ihr gewiss.
Clever konstruierter Thriller, der gleich zu Anfang ordentlich Tempo reindrückt und auch später mit seinen wendungsreichen Ermittlungen zu unterhalten weiß. VERJÄHRUNG setzt in seiner Action auf tatsächliche Bewegung statt auf Crashs, Explosionen und Blut und baut zudem noch ganz geschickt einen angenehmen Humor mit rein. Der muss in der zweiten Hälfte allerdings der stetig ansteigenden Emotionsblase weichen, denn die angeteaserten Bilder enthüllen erst zum Schluss ihre volle Dramatik. So macht das Crime-Genre Spaß.
Im Titel, auf dem Filmposter, in der Ausleuchtung jeder einzelnen Szene, in den visuellen Intermezzo vorbeiziehender Wolken, in den Herzen der Protagonisten - überall dort sind sie zu finden: Licht und Schatten. Von dieser Dualität erzählt A SUN und das Leben einer taiwanesischen Familie. Das Konzept Familie ist erfüllt von Gegensätzen und dennoch halten einander anziehende Kräfte alles zusammen. Wie bei Yin & Yang geht es nicht darum, sich zu bekämpfen, sondern sich gegenseitig zu ergänzen.
Autor und Regisseur Chung Mong-Hong verarbeitet ebenso klug wie subtil in den drei männlichen Hauptfiguren des Vaters und seiner zwei Söhne maskuline Stereotypen und repressive Vorstellungen der männlichen Geschlechterrolle in der Gesellschaft, die er durch die Entwicklung der Figuren untergräbt. A SUN nimmt sich dafür viel Zeit und tut gut daran. Er bestärkt damit seine Authentizität und macht dieses emotionale Erlebnis noch beeindruckender.
Im shintoistisch geprägtem Kulturraum ist der Tod etwas Unreines, eine Beschmutzung, die sich auf Körper und Seele anderer ausbreiten kann. Der Tod wurde im wahrsten Sinne zu etwas Unantastbarem. Somit werden Begräbniszeremonien auch heute noch meist von buddhistischen Geistlichen durchgeführt. Der shintoistische Hausschrein wird verhängt. So schnell wie es die Pietät zulässt, werden die Bestattungsriten abgehalten und der Leichnam verbrannt. Erst dann stellt er keine Bedrohung mehr dar und der Verstorbene kann Teil der Ahnenverehrung werden. Bei der Rückkehr vom Krematorium reinigt man sich am besten noch mit Salz, bevor man das Haus wieder betritt. Hinterbliebene sollten im Jahr des Todesfalles keine Neujahrskarten verschicken und auf den traditionellen Neujahrsschreinbesuch verzichten.
All das geht weit über die Tabuisierung hinaus, wie man sie vielleicht aus dem europäischen Raum kennt und erklärt zusätzlich sehr gut, warum NOKAN im Produktionsland nochmal eine erheblichere Relevanz hat. Umso beeindruckender ist die Konkretheit im Gleichklang mit der Zärtlichkeit, die durch diesen Film schwingen. Der Autor Kundô Koyama und der Regisseur Yôjirô Takita sprechen den Toten ebenso viel Anerkennung zu wie den Lebenden, heben sie auf die selbe Stufe, ohne dabei die Traditionen in Frage zu stellen. Alles geschieht mit einem Höchstmaß an Respekt, Sorgfalt und Würdigung. Wenn man diese schönen, blumenumrankten Menschen in ihren Särgen liegen sieht, fragt man sich, ob der Tod nicht sogar reiner ist als das Leben. NOKAN bereichert die Menschen unabhängig ihres Glaubens, denn er gibt ihnen die Hoffnung, dass der Tod, wie und wann immer er kommt, ruhig, friedlich und erlösend ist. Vor allem aber, dass die Konfrontation und ein wertschätzender Umgang mit ihm den Hinterblieben hilft, die Schilde zu senken, einen letzten versöhnlichen Blick zu zulassen und sich in Harmonie verabschieden zu können. Denn das ist die Kunst des Ausklangs.
Die Welt steht Kopf. Von einer Sekunde zur anderen wechseln die Seiten. Desorientiertes Stolpern wird zum einzigen Fortbewegungsmittel. STAY macht die Existenz kontinuitätslos. Jeder Schritt ist ein Schritt weiter in die Dunkelheit. Die Farben flirren, die Lichter spiegeln sich im schlierenden Tränenfilm. Angst, Zweifel, Schuld, Trauer metamorphieren von einem Szenenbild zum nächsten. Es ist der Styx, der in Wellen über die Bilder strömt. In seinen Fluten ringen die menschlichen Erinnerungen um ihr Leben. Im Flattern ihrer letzten Atemzüge, im erbärmlichen Zucken der Neuronen verfliest das Dasein mit der hämisch szintillierenden Unschärfe des Limbus.
STAY ist vordergründig ein spannender Psychothriller, im Kern aber ein schmerzhaft an die Substanz gehendes Drama. Er ist fordernd, verwirrend und wetterwendisch und bringt uns so emotional direkt ins Innenleben des Protagonisten. Was Drehbuchautor David Benioff und Regisseur Marc Forster geschaffen haben, ist nichts anderes als eine virtuose Perle. Absolut nichts in diesem Film ist beliebig. Kein Schnitt, keine Perspektive, kein unterkühlter Dialog geht vorbei, ohne den Wegweiser zur Meta-Tür zu hinterlassen. Den ganzen Code gibt's aber erst zum Schluss und auch dann muss er noch entschlüsselt werden. Die Belohnung dafür ist ein gebrochenes Herz.
And into the forest I go to lose my mind and find my soul.
James Grays Version vom Forschungsreisenden Percival H. Fawcett zieht anfangs noch aus, um vor einer Klassengesellschaft und all ihren unerträglichen Konventionen zu flüchten. In ihm brodelt die Sehnsucht nach Anerkennung, die ihm unverschuldet verwehrt wird. Diese Sehnsucht scheint sich weit draußen im Dschungel erfüllen zu können. Was erst so aussieht, als würde sich der abenteuerliche Percy in dieser Obsession verlieren, entwickelt sich zum Finden. Jeder Schritt weiter ins Dickicht entfremdet ihn mehr von einer Kolonialdekadenz, die das Unbekannte wie eine Ware handelt, etikettiert mit rassistisch exotischen Animositäten. In der Vorstellung weißer Männer, die vom Empire abgesandt werden und sich zu großen Eroberern und Entdeckern der Welt ernennen, verschwimmen allmählich dunstig trügerische Vormachtsphantasien. Die Wehmut, die DIE VERSUNKENE STADT Z so gekonnt in Szene setzt, ist nicht die nostalgischer, überseeterritorienerweiternder Robinsonaden. Es ist eine, die viel nahbarer, viel gegenwärtiger ist. Sie visualisiert sich im Verschmelzen der amazonischen mit den englischen Wäldern, rankend, sprießend, fruchtbar, cremeweiß und in hundert Schattierungen Smaragdgrüns. In der Nähe wie in der Ferne keimt die Saat im Boden, deren Blüten man irgendwann genießen möchte. Allmählich verwurzelt Percy in seinen Reisen nicht mehr nur das Abenteuer. Es ist ein Entdecken, in dem man sich dem Fremden unvoreingenommen öffnet, den Horizont erweitert und somit versteht, aus Normen auszubrechen, ohne flüchten zu müssen. Die Zwänge seiner Vater- und Ernährerrolle, die wie eiserne Ketten an ihm zerrten, zerfallen im Anflug einer umfassenden Nächstenliebe. Diese Liebe schwingt so zärtlich zwischen den Dialogen, dass die Figuren sich nur trauen, ihre Zeilen zu flüstern, sie höchstens erregt zu hauchen, enthusiastisch zu raunen. Es ist eine Hingabe im Stillen statt dröhnender Okkupation. Das Mysterium im verborgenen Herzen des Dschungels zeichnet die Fährte zur Erlösung. In der Finsternis scheint sie kurz zum Greifen nah.
Im Titel schon beinah erahnt, werden hier zauberhafte Bilder zelebriert, die Gewitter, Wolkenbrüche und dort durchdringende Sonnenstrahlen zu einem höchst emotionalen Erlebnis werden lassen. Dabei erforscht WEATHERING WITH YOU die unsichtbare und doch starke Verbindung der Witterung und des menschlichen Gemüts - der heiße Draht zwischen dem Himmel und den Herzen. Japanische Mythen der Miko und Teru teru bōzu werden in eine Gegenwart eingewoben, in der das Wetter nicht mehr Teil des Kami ist, sondern zum Gradmesser menschlicher Verfehlungen wird. Denn die Prognosen ansteigender Niederschläge in Japan und die damit verbundenen Konsequenzen sind real. Interessanterweise wird hier durch wiederkehrende Aussagen der menschengemachte Klimawandel und die schuldhafte Fokussierung darauf entschärft. Stattdessen wird - ganz nach shintoistischer Art - ein bewusster, harmonischerer Umgang mit der Natur betont. Die zwei Hauptfiguren Hina und Hodaka verkörpern dabei Natur und Mensch, die sich in einem komplexen Zusammenspiel aus Ausbeutung und Beschwichtigung aber auch Hingabe und Aufopferung bewegen.
Vordergründig ist WEATHERING WITH YOU eine Geschichte über zwei Teenager, die eine besondere Zuneigung zueinander entwickeln. Deren Interaktion und Hodakas Voice Over sind äußerst gefühlsbetont und melodramatisch. Der aus den zwischenmenschlichen sowie natürlichen Beziehungen entstehende Romantic Overkill verdrängt ungeschickt die schöne, metaphorische Erzählung. Man neigt dann doch dazu den Regenschirm über sich aufzuspannen, wenn der sommerliche Schauer aus Zuckerglasur besteht.
Anfangs noch eröffnet WHAT HAPPEND TO MONDAY? mit einer ausgebufften Dystopie, aus der sich ein rasant verschnellertes Problem für die Menschheit entwickelt. Und wenn der Mensch mit etwas nicht klarkommt, sind es rapide Veränderungen. Die Ideen, die hier so plakativ Neugier wecken, werden aber nie richtig ausgeschöpft und versanden stattdessen in banalen Beschützer-Szenarien. Erfrischend bleibt dann nur noch eine gewisse Kompromisslosigkeit, mit der gegen die Protagonistinnen vorgegangen wird. Tut allerdings bei identischen Sieben auch wesentlich weniger weh.
JUDY ist ein Film, der ausgesprochen zärtlich und behutsam vom Schicksal seiner Protagonistin erzählt. Dabei bleibt er nah an der Realität und widmet sich ganz der hürdenreichen Zeit nach dem großen Ruhm, in Rückblenden aber ebenfalls den werteabringenden Stufen des Aufstiegs. Der junge, frische Enthusiasmus wurde Opfer von Macht, Gier sowie der eigenen Naivität und Fürsorgelosigkeit. Judy Garland ist eines der vielen Beispiele ruhmreicher Kinderstars, die früher oder später an ihrer Kindheitslosigkeit zerbrechen. JUDY zeigt das alles unaufgeregt, in seiner Tragik wenig dramatisch, teilweise symbolisch. Der Fokus liegt hier klar auf dem Spiel von Renée Zellweger, die den Film damit durchaus tragen kann.
Wilde aber spannende Themenmischung aus Außenseitertum, ethischer Forschung und Familiensolidarität. Der Animationsstil ist schön anzuschauen, individuell und knuffig. Hat mir seltsamerweise gleichzeitig Lust auf Sommer und auf Star Wars gemacht.
Vollgetankt mit Niedlichkeit und ethisch gewartet, konstruiert Pixar hier eine gleichzeitig rührselige und dennoch rasante Geschichte über den Menschen, indem er diesen komplett aus dem Roadetrip streicht und dessen vollautomatisierte Schöpfung das Steuer übernimmt. Die Animation wirkt zwar etwas glattpoliert, hat aber dennoch seinen Charme. Denn in den glatten Karossen spiegeln sich immer wieder auch rohe, ursprüngliche Landschaften.
CARS spielt geschickt mit dem Hintergrund abgehängter Gesellschaften ehemals aufstrebender Automobilindustrie-Regionen. Der American Dream bekommt einen Dämpfer, denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten führen zwar viele Straßen immer schneller überall hin, aber ein freies, mobiles Leben muss man sich auch leisten können. Im großen, finalen Rennen um Solidarität verbinden sich die Motive von großen Träumen und Erfolg mit bescheidenen Werten des Verwurzeltseins und der Beständigkeit. Was dieser Film schafft, ist eine Verbindungsbrücke zu bauen, während das Land die einfache Umgehung bevorzugt.
Man nehme EIN HUND NAMENS BEETHOVEN, addiere SNOW DOGS und disneyfiziere es bis zur Unkenntlichkeit. Was dabei herauskommt, ist - genau - die Romanadaption RUF DER WILDNIS VOL. 9. Jack London möge sich im Grabe herumdrehen.
Über 100 Mio. Dollar für eine Weichspülerwerbung auszugeben, muss man sich leisten können. Dabei weiß Disney eigentlich, wie man schöne Filme mit echten Hunden macht. Das beweisen unter anderem TOGO und ANTARCTICA. Und auch die Kombination aus lebenden Hund und digitalisierter Mimik wurde in der Live Action-Version von SUSI UND STROLCH noch überraschend gut umgesetzt. Nur jetzt wollte man wohl das ganze Gehaare und Gesabber nicht mehr. Ein Hund aus der Konserve musste her. Buck ist nur noch das digitalisierte 3D-Abbild eines echten Hundes. Wahrscheinlich wäre das noch hinnehmbar gewesen, hätte man ihm nicht das Wesen und die Mimik eines Menschen verpasst in einer Intensität, dass man unweigerlich im Uncanny Valley landen muss. Und doch sollen wir diesem menschgewordene Hund abnehmen, sich mit seinen animalischen Trieben auseinanderzusetzen. RUF DES ANTROPOMORPHISMUS.
Das unpassend düstere Voice Over lässt einen erahnen, dass in dieser Geschichte viel Potential für menschliche Abgründe steckt. Die sind zum Teil sogar sichtbar, werden allerdings verharmlost und purpur kandiert. Schließlich lässt sich jeder Alkoholismus besiegen, wenn das empathische Haustier einem mahnend die Schnapspulle entreißt. RUF DER WILDNIS will immer wieder hoch dramatisch sein. Wie sehr nimmt man das jedoch einer Candy Crush-Welt ab? Dabei sind die Landschaften des Yukon ohne Frage wunderschön, aber auch sie vermögen es nicht, diesem gefahrlosen Abenteuer Seele einzuhauchen. Dasselbe gilt für die Figuren, die durch Ford und Sy zwar irgendwie charmant sind, aber inhaltlich ebenso leer und rundgelutsch wie alles andere in diesem Film. Mit dieser Karikatur eines Gegenspielers fange ich gar nicht erst an.
Familienfilme und Kitsch, die gehören doch irgendwie zusammen. Aber diese Ausgeburt an Sentimentalität ist unangenehm bis unheimlich. Dieser Film ist ein Symbolbild für alle Befürchtungen, die Filmfreunde bei der Fox-Übernahme durch Disney hatten. Die Hoffnung liegt in einem derben Verlust. Möge Buck auf ewig im CGI-Himmel ruhen.
Ebenso wie die vielen Jane Austen-Adaptionen zuvor, hält sich EMMA nah an der Vorlage. Aber im Gegensatz zu den anderen Emmas, wirken die Figuren hier ambivalenter und scheuen sich nicht die Antipathie für ihre Dekadenz auch auszuspielen. Denn die Protagonistin ist zwar klug, selbstbewusst und lebenslustig aber nicht grundsätzlich eine Sympathieträgerin. Sie ist gleichwohl verwöhnt, arrogant und kühl. In diesem Sinne agiert EMMA um einiges weniger gefällig und erlaubt ihrem Charakter die nötige Entwicklung. Ins Gewicht fällt auch die detailreiche, farbenprächtige Ausstattung, die in romantischen, ruhigen Bildern einen Kontrast zum gewitzten und ironischen Unterton setzt, der ganz typisch für Jane Austin ist und in den Verfilmungen selten richtig zu Tage tritt.
Die Regiedebütantin Autumn DeWilde hat sich ein Projekt mit viel Konkurrenz ausgesucht, clever gespielt und den Vorläufern eins draufgesetzt. Die Krux von Jane Austin-Verfilmungen bleibt allerdings, dass die grandiose Subtilität der Gesten und die perspektivischen Effekte auf den Leser, die ihre Romane so einzigartig machen, kaum auf das filmische Medium übertragbar sind und einem, plakativ gesagt, nur eine 200 Jahre alte RomCom bleibt.
Wunderbare Bilder, die, trotz der Vermittlung des Abgehängtseins, das Gefühl von Heimat und Kindheit einfangen. Intensives Schauspiel, bei dem vor allem Glenn Close markant heraussticht. Ein schwebender Hans Zimmer-Score, der der benannten Elegie eine Seele gibt. Und doch bemüht sich HILLBILLY-ELEGIE um nicht viel mehr als die stumpfeste American Dream-Story: Egal, aus welcher sozialen Schicht du kommst, wenn du hart arbeitest, kannst du alles erreichen... zumindest wenn du weiß, männlich und intelligent bist und es auf eine der Top 5 Elite-Unis des Landes schaffst.
Darüber hinaus wurde der Fokus entgegen der Vorlage allein auf das emotionale Drama gesetzt. Man kann die Geschichte der Hillbillys jedoch kaum erzählen, ohne dabei auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen aufzugreifen. Dafür ist HILLBILLY-ELEGIE allerdings zu feige und setzt lieber auf den versöhnlichen Kuschelkurs.
So wie ich das empfunden habe, ist "Chilling Adventures of Sabrina" keine Serie (und auch kein Comic), die einfach nur zeigt, was sie zeigt. Auf der Bedeutungsebene dreht es sich ganz viel um Feminismus und um ein Teenagerleben mit Teenager- und Pubertätsproblemen. Das ist eine Coming of Age-Story, die natürlich hochstilisiert ist und genau deshalb nicht wörtlich zu nehmen - genauso wie die Leere kein gestaltloses Monster ist, sondern die Leere in Sabrina, weil sie (und das sagt sie ja direkt am Anfang der Staffel) gerade keine Zukunftspläne hat. Daher meine Interpretation ihres Todes: Das "süßes Jenseits" ist ein heller, ruhiger Ort. Dort liest sie und sitzt wie in einem Museum - wirkt doch irgendwie erwachsen. Sie landet dort, nachdem sie eine Menge durchgemacht hat. Sie wird 17 Jahre alt und ist jetzt einfach aus der Pubertät raus. In vielen Filmen und Serien wird die Pubertät als wirre, verrückte, beängstigende Zeit dargestellt. Das ist bereits Stoff für'ne Menge Horrorfilme gewesen. Und auch Greendale war verrückt und gruselig - kein Ort, sondern ein Wahrnehmungszustand. Sabrina ist jetzt eine junge Erwachsene, die sich in einem neuen Abschnitt ihres Lebens befindet. Und Nick ist eben auch an sich und an ihr gewachsen, ist kein pubertierender Junge mehr, der sich an leicht verfügbaren Sexobjekten aufgeilt, sondern bereit für eine ernsthafte Beziehung ist und somit den Schritt ins süße Pubertäts-Jenseits zu seiner Sabrina wagt.
Also wenn es hier einen Suizid gegeben hat, dann der einer höllisch irren Pubertätszeit.
Es wäre sicher ein Einfaches gewesen, aus dem Märchen "Vom Fischer und seiner Frau" eine Komödie mit einem gutmütigen Depp und seiner geldgeilen Alten zu machen. Stattdessen gibt Doris Dörrie dem Ganzen einen geschickten, modernen Anstrich und verleiht den Figuren Komplexität und Ambivalenz. Aus der simplen Kapitalismuskritik wird eine Beziehungsstudie zum Umgang mit Geldsorgen, zur Rollenverteilung, zur Emanzipation der Karrierefrau und des Hausmannes und - am wichtigsten - zur gemeinsamen Kommunikation von Lebensmodellen. Kränkungen, Ängste und Stolz sind letztlich nur Ausreden, wenn es darum geht, nicht miteinander offen über die Vorstellungen des gemeinsamen Lebens zu sprechen. Lösungen finden sich meist dort, wo man einander respektiert... oder man attackiert sich mit passiv-aggressiven Provokationen bis zum Wahnsinn, schimpft über die knechtende Ehe und stirbt in Verbitterung. Das geht natürlich auch.
Das ist die wahrscheinlich pervertierteste Peter Pan-Adaption aller Zeiten.
6 UNDERGROUND ist der Kollateralschaden eines Deadpool-infundierten Nihilismus. Alles, für das Michael Bay die letzten 30 Jahre kritisiert wurde, hat er hier in einen Topf geworfen, eingeschmolzen und einen gestreckten Mittelfinger draus gegossen. Da kann man drüber schmunzeln. Oder ihm einen zurückgeben.
Drehbuchautoren werden immer noch zu wenig gefeiert. Da kommt MANK gerade recht, denn Herman J. Mankiewicz' Arbeit hat sicher eine Huldigung verdient. In handwerklich ambitionierten Bildern erfährt man von seinem Leben und in diesem Zuge von seinen Inspirationsquellen, mit denen er das Drehbuch zu CITIZEN KANE fütterte. Über was man entgegen geläufiger Erwartungen leider nichts erfährt, ist die Arbeit am Film selbst, dafür über das Studiosystem Hollywoods und den emporkommenden Populismus der 30er Jahre - die es allerdings nicht über pseudo-zeitgeistige Bezüge hinausschaffen. Denn dieses Stück Filmgeschichte bleibt im Geiste doch uninspiriert und harmlos.
Trotz technischer Feinheiten, die die Zeit real wirken lassen sollen und sich stark an CITIZEN KANE selbst anlehnen, wirkt die Inszenierung unnahbar und kalt und schafft es erst recht nicht, irgendeinen Funken aus Welles Werk zu übertragen. MANK schwenkt betont nostalgisch zwischen den schönen Kulissen und Reigen spitzfindiger Intellektueller herum und ist dabei bedauerlicherweise äußerst konventionell. Trotz der clever-bissigen Dialoge bleibt mir die Begeisterung für Finchers Herzensprojekt vorerst verborgen.
Mit Enola Holmes emanzipiert sich aufbauend auf einer Jugendromanreihe aus den 00er Jahren ein weiblicher Charakter im Sherlock-Universum und beleuchtet das viktorianische England aus einer anderen Perspektive. Enola ist gescheit, abenteuerlustig und freigeistig, genau wie ihre Mutter. Beide schlagen einen feministischen Bogen aus der Gegenwart in die 1880er, als Frauenrechtlerinnen in England erste große Erfolge verzeichneten. Das aber nur am Rande. Denn ENOLA HOLMES ist vordergründig vor allem ein braver, launiger Familienfilm, der mit dem Biss und dem Tempo bekannter Holmes-Geschichten nicht viel gemein hat.
Verrückter und irritierender Genre-Mix, der nicht nur über die Bewältigung von Kriegstraumata sinniert. Spike Lee verbindet seine Apocalypse Now-Hommage mit einer Lehrstunde zur Black History und schafft es immer wieder, das dramatische und oft pathetische Geschehen ebenso abenteuerlich unterhaltsam und in all seinen zeitgenössischen Anspielungen sogar humorvoll zu gestalten. Die wahre Wucht steckt jedoch in den 5 Bloods selbst, ihr Schmerz und was er aus ihnen gemacht hat. In ihnen verwurzelt Lee den Schmerz Vieler.
"We’ve been dying for this country from the very get, hoping one day they’d give us our rightful place. All they gave us was a foot up our black asses."
1968 - zerrüttet, unübersichtlich, paranoid, aufgewühlt, unberechenbar. Das Dümmste, was man nun tun könne, wäre, einen konstruierten Verschwörungsvorwurf in einem Schauprozess zu verhandeln, um ein Exemple zu statuieren. Und somit wurde angeklagt. Der Staat gegen die Kulturrevolution.
Aaron Sorkin hat mit THE TRIAL OF THE CHICAGO 7 historischen Stoff zu einem ambitionierten Gerichtsdrama aufgearbeitet. Im opulenten Quell lebhafter Dialoge sprudeln Freigeistigkeit, Leidenschaft und beflügelnde Gedanken, die auch von der Härte formell juristischer Phrasen nicht zum Schweigen gebracht werden können. Diesen Film zu schauen, ist wie in ein Kaleidoskop der US-amerikanischen Gesellschaft zu blicken. Die Muster darin verschmelzen, zerreißen, verändern sich. Sie leben von der Vielfalt ihres Farbspektrums - eine Selbstverständlichkeit, die entrückt zu sein scheint.
Ein halbes Jahrhundert nach diesem skandalträchtigen Gerichtsverfahren spürt man immer noch die feindselige, missgünstige, zähnefletschende Atmosphäre sich ewig bekriegender, gespaltener Lager. Dennoch geht es Sorkin nicht einfach darum, konservativ oder liberal zu sein. Es geht darum, mit welchem Habitus man sich in einen politischen Diskurs begibt, sei man der einfache Bürger oder die Staatsmacht selbst. So zu handhaben wie ein Kaleidoskop. Das schönste Farbspiel zeigt sich vor allem denen, die sich mit aufrechter Haltung dem Licht zuwenden.
80 Jahre sind ein guter Grund eine Romanadaption nochmal neu aufzulegen. Dabei hat REBECCA der Zeit Rechnung getragen und sich optisch sowie im Schauspiel modernisiert. Die monegassischen Kulissen, der Landsitz Manderley und die Kostüme im Stile der 1930er erstrahlen in den schönsten Farben. Zu den polierten Gesichtern der Protagonisten passt die reduzierte Theatralik. Zeitgemäß wäre es aber auch gewesen, das Geschehen inhaltlich zu verjüngen. Nicht nur, dass ein Kommentar aus der Gegenwart unterlassen wurde, auch wurde er im Vergleich zum Hitchcock-Klassiker um ein ganzes Genre eingekürzt. Wo REBECCA 1940 noch ein Liebesdrama im Gewand eines Mystery-Thrillers war, ist er heute eben nur noch das Liebesdrama und somit um genau das beschnitten, was ihn so besonders und reizvoll gemacht hat - düstere, menschliche Abgründe, die man nicht nur erzählt bekommen hat, sondern sie durch finstere, schaurige Bilder, bedrohliche Wirrungen und gespenstische Auftritte tatsächlichen fühlen konnte. REBECCA ohne Thrill ist halt leider nur prüder, konservativer Wohlstandskitsch.