MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
„Alles außer gewöhnlich“ von Olivier Nakache und Eric Toledano ist ein äußerst liebenswertes Sozialdrama mit tragikomischen Elementen nach wahren Begebenheiten. Zwei Erzieher/Betreuer kümmern sich außerhalb staatlich anerkannter Institutionen engagiert um schwer autistische sowie benachteiligte Jugendliche und bringen diese zusammen, damit sie von einander lernen können.
Getragen von grandiosen Darstellerinnen und Darstellern (u.a. Vincent Cassel als großer Sympathieträger) wird dieses komplexe und schwierige Thema recht lebensnah und vor allem optimistisch aufbereitet. Hier zählt jedes Individuum, und für jedes lohnt es sich zu kämpfen. Möglicherweise wird die Welt ein bisschen zu heil dargestellt, hier leben sehr diverse Menschen scheinbar ohne Probleme nebeneinander, selbst Juden und Moslems. Dennoch kann man sagen, dass dieser Film ein Zeichen setzt, wenn auf das gemeinsam Verbindende und nicht auf das Trennende geschaut wird.
Frei von Kitsch bietet dieses Werk hochwertige, lehrreiche und rundum gelungene Unterhaltung.
„Pesthauch des Dschungels“ des Meisterregisseurs Luis Buñuel ist ein symbolbeladener und fesselnder Abenteuer- und Überlebensfilm.
Ein brutaler Abenteurer (Georges Marchal), ein katholischer Priester (Michel Piccoli), eine Prostituierte (Simone Signoret), ein älterer Diamantensucher (Charles Vanel) mit seiner taubstummen Tochter (Michelle Girardon) müssen aus unterschiedlichen Gründen vor einer südamerikanischen Militärregierung fliehen und sich durch den Dschungel Richtung Brasilien kämpfen.
Unterstützt von hervorragenden Darstellern und Darstellerinnen ist insbesondere die differenzierte Figurenzeichnung äußerst gelungen und voller Überraschungen. Alle Charaktere weisen zu Beginn des Films korrupte Züge auf und werden vor allem durch Habgier und/oder Gewalt angetrieben. Nur die taubstumme Kindfrau Maria („Maria“ = die Geliebte) hat sich eine kindliche Unschuld bewahrt. Der Prostituierten Djin wird gar über die Bedeutung ihres Namens „Dschinn“ ein böser Geist zugeschrieben. Der Abenteurer „Shark“ hat ebenfalls einen Namen, der Charaktereigenschaften beschreibt: Die Wesenszüge eines Hais liegen bei ihm durchaus auf der Hand. Der Name des Geistlichen Lizardi spielt auf lizard = Eidechse an. Die Eidechse steht in der Mythologie für Tod und Auferstehung. Unter den extremen Bedingungen des Dschungels verändern sich die Eigenschaften der Protagonisten, einige zum Guten, andere zum Schlechten.
Die unschuldige Maria versündigt sich im Dschungel erstmals beinahe, indem sie fremden Schmuck begehrt, wird aber vom Priester „gerettet“. Maria wird durch den „Sündenfall“ symbolisch zur Frau.
Man könnte meinen, dass Buñuel die biblische Vertreibung aus dem Paradies rückwärts erzählt. Aus dem Sündenpfuhl bewegen sich die Protagonisten in Richtung Paradies. Die Schlange führt hier nicht in Versuchung, sondern wird getötet und „verdirbt“. Das Paradies steht aber nur denjenigen offen, die ihre Sünden abstreifen können.
Dazu passt auch der französische Originaltitel „La mort en ce jardin“. Das heißt übersetzt „Der Tod in diesem Garten“. „…diesem Garten“ ist offensichtlich eine ironische Anspielung auf den biblischen Garten Eden.
Buñuel hat also aus einer vordergründig „gewöhnlichen“ Abenteuergeschichte ein tiefgründiges Meisterwerk geschaffen, das zum Nachdenken anregt. Natürlich kritisiert Buñuel einmal mehr Militarismus und mit kleinen Seitenhieben auch die Kirche als Institution, wie man es aus seinen anderen Werken kennt. Einige wenige surreale Szenen laden zum Schmunzeln ein.
Alles nur geklaut? Mit dem hier als „Neo-Western“ klassifizierten Abenteuerfilm „The Good, the Bad, the Weird“ schafft Jee-Woon Kim einen sinnfreien, waschechten Baller-Film mit hohem Action-Level. Es ist offensichtlich der Versuch einer südkoreanische Antwort auf Leones Italo-Western-Meilenstein „The Good, the Bad, the Ugly“ (Zwei Glorreiche Hallunken). Nicht nur der Titel ist fast identisch, auch inhaltlich stellt sich mit den stilisierten Gewaltdarstellungen nach Italo-Western-Art immer einmal wieder ein Déjà-Vu-Effekt ein.
Aber es finden sich auch Anleihen an die „Indiana Jones“ Filme, insbesondere was die Zeit betrifft: die 1930er. Hier sind es allerdings nicht die Nazis, die fremde Ländereien besetzt halten, sondern die Japaner. Diese hatten sich seinerzeit unter anderem Korea und die Mandschurei unter den Nagel gerissen. Die Mandschurei erinnert wiederum stark an die karge Wüstenlandschaft Mexikos, die einem als perfekte Western-Kulisse vertraut ist.
Die kreativen Outfits der Outlaws sowie einige wild zusammengeschusterten Bauten könnte man wiederum als Anspielung auf einen beliebigen „Mad Max“ Film sehen.
Der Plot sowie die Charakterzeichnungen sind hier so dünn wie ein Strich auf einer Schatzkarte. Eben letzterer jagen alle Beteiligte recht konfus hinterher. The „Bad“, mit seinem asymmetrischen Haarschnitt, ist immer äußerst brutal, the „Good“ fällt mit seinem netten Aussehen als Typ eher blaß aus und the „Weird“ (Kank-Ho Song aus „Parasite“) hat seine komödiantischen Momente. Höhepunkt ist eine spektakuläre Verfolgungsjagd. Inhaltlich kommt dieser recht spannungsarme Film an die großen Vorbilder nicht heran. Leider sind zudem die Kampfszenen gerade zu Beginn immer wieder sehr unübersichtlich gehalten.
Die äußerst agile und zuweilen auch kreative Kameraführung, die ausgesuchten exotisch-asiatischen Kulissen und die engagierten Darsteller trösten jedoch über so einige Schwächen hinweg. Auch der gelungene Soundtrack weiß sehr zu gefallen: eine bunte Mischung aus leicht-fernöstlichen Klängen, bekannten „westlichen“ Songs und dem mexikanisch angehauchten Gitarrensound diverser Italo-Western.
Das recht kurzweilige Familiendrama „They were Sisters“ von Arthur Crabtree aus dem Hause Gainsborough Pictures scheint nicht in einer deutschen Sprachfassung verfügbar zu sein. Beleuchtet wird das Eheleben dreier Schwestern: Die eine ist glücklich verheiratet, aber unfreiwillig kinderlos, die andere ist ihrem Ehemann immer einmal wieder untreu und die Dritte hat drei wohlgeratene Kinder, aber extrem unter ihrem sadistischen Ehemann zu leiden. Letztlich kommt es zu einem tragischen Todesfall und der juristischen Aufarbeitung der Schuld in einem Gerichtsverfahren.
Zwischen Gut und Böse wird hier klar unterschieden. Damals hatten die Filme häufig einen hohen moralischen Anspruch. Verurteilt wird sowohl die Untreue in der Ehe, aber vor allem auch die zerstörerische psychische Gewalt eines dominanten Ehepartners.
Filmhistorisch interessant ist die Tatsache, dass die Dialogpartner fast immer zusammen im Bild zu sehen sind und ähnlich wie bei einer Theateraufführung beieinander stehen, dem Publikum ganz oder seitlich zugewandt. Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen sucht man hier vergebens. Die Regie wirkt selbst unter damaligen Verhältnissen nicht sehr innovativ. Dafür liefern die Bilder ein spannendes Zeitdokument (groß-) bürgerlichen Lebens. Der Zweite Weltkrieg wird dabei komplett ausgeblendet. Die beliebten, eskapistischen Gainsborough Produktionen sollten immer mit einem gewissen moralischen Anspruch unterhalten. Am erfolgreichsten waren die Kostümdramen - in ihrem Setting weit von der bitteren Kriegsrealität entfernt.
Wenig Überraschendes bietet hier die Besetzung. Die damals beliebte Phyllis Calvert ist einmal mehr die große Sympathieträgerin unter den Schwestern. James Mason tritt erneut sehr gekonnt als das perfide Scheusal in Erscheinung. Um sich in seine Rolle einfühlen zu können, habe er sich immer vorstellen müssen, dass seine Ehefrau eine schlechte Köchin sei und er unter heftigen Blähungen zu leiden habe.
„The Wicked Lady“ von Leslie Arliss ist ein amüsantes, seinerzeit mit 18,4 Mio. Zuschauern in Großbritannien extrem erfolgreiches Kostümdrama mit einer starken Frauenfigur, das gekonnt leichte Unterhaltung bietet. Zugleich bildete es den Höhepunkt der damals so beliebten Filmdramen aus dem Hause der legendären (ur-) britischen Produktionsgesellschaft Gainsborough Pictures.
Margaret Lockwood verkörpert brillant eine bösartige Dame aus höheren Kreisen. Zunächst macht sie ihrer besten Freundin den Verlobten abspenstig - nicht aus Liebe, sondern nur weil sie es kann. Nicht einmal das Schlafgemach möchte sie mit dem Guten teilen. Viel lieber geht sie des Nachts aus Langeweile auf Raubtour und überfällt Kutschen. Dabei verliebt sie sich in einen berüchtigten Räuber (James Mason). Ihr Verhalten wird aber immer mehr von eiskalter Rücksichtslosigkeit geprägt.
Der Einstieg in den Film ist vielleicht heute etwas herausfordernd. So erscheint die Inszenierung zuweilen bühnenhaft. Außerdem wirken die Rückprojektionen zu Beginn des Werkes, wenn Reiter gezeigt werden, in der heutigen Zeit befremdlich. Aber das Durchhalten lohnt sich. Die geistreichen Dialoge (im klaren, britischen Englisch) haben es in sich, und die Darsteller sind allesamt großartig (Lockwood und Mason waren damals die beliebtesten Stars Großbritanniens). Die Geschichte nimmt zunehmend Fahrt auf und mit ihr die Bösartigkeiten! Begleitet wird das Ganze von einem sehr eingängigen Soundtrack.
Randnotiz: Der Film konnte in den USA in dieser Form zunächst nicht gezeigt werden, da die Dekolletés der Damen zu weit ausgeschnitten waren.
„The Wicked Lady“ gibt es anscheinend ganz legal in der britischen Originalversion auf YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=i1m9OOPFxfI&t=5108s
„Revolver - Die perfekte Erpressung“ von Sergio Sollima ist ein desillusionierter Poliziotteschi und hervorragender Psychothriller.
Die Hauptdarsteller sind erstklassig: Oliver Reed als erpresster Gefängnisdirektor und Fabio Testi als Häftling auf freiem Fuß werden zum Spielball höherer Mächte und bilden eine „Notgemeinschaft“. Wem kann man hier wirklich vertrauen?
Die Inszenierung ist packend und die Story gut konstruiert.
Letztlich geht es in diesem spannenden und typischen 1970er Reißer mit entsprechendem Look ganz klar um die überspitzte Kritik am gesellschaftlichen „System“. Lehnt man sich auf und riskiert etwas oder lässt man sich einlullen und wirft sämtliche Prinzipien über Bord?
Coole Challenge, Kidhan! Habe einmal meine Playlisten durchforstet. Die Entscheidung dauerte tatsächlich ein bisschen. Diese (bunt gemischten) Songs liebe ich, viele davon schon seit vielen Jahren. Die Youtube-Links habe ich mir jetzt einmal gespart, nachdem ich gestern alles kurz vor Fertigstellung versehentlich gelöscht hatte.
- Frank Sinatra/Count Basie „Fly Me to the Moon“ („The Voice“ und ein Swing voller Träume)
- Blur „The Universal“ (von meiner liebsten Britpop Band - ein irgendwie ätherischer Song)
- Madness „One Step Beyond“ (von den Meistern des Ska mit einer Prise britischem Madness)
- Billy Joel „Pressure“ (mein liebster Singer/Songwriter, voller Ironie und Lebensnähe)
- Erdmöbel „Party Deines Lebens“ (meine liebste deutsche Band, absurde Poesie und ausgefeilte musikalische Arrangements)
- Frank Black „Hang on to your ego“ (punkiges, musikalisches Aufputschmittel. Am besten mitschreien!)
- Jamiroquai „Cosmic Girl“ (Lieblingsband - jazziger Funk)
- Electric Light Orchestra „Mr. Blue Sky“ (70er Bombast-Rock-Nummer - mit dem schönen UFO-Logo)
- Dionne Warwick: „I Say a Little Prayer“ (60er Soul: tolle Stimme und genial luftiger Sound von Burt Bacharach)
- Juanes „Camisa Negra“ (Lovable Latin Song)
- Jellyfish „New Mistake“ (Symbiose von den Beatles und Supertramp)
- The Carpenters „Now“ (chillige Romantik und diese Stimme von Karen Carpenter…, kam in den ersten „Hart aber herzlich“ Folgen vor 😎)
- Billy Talent “Afraid of Heights” (eine meiner liebsten Rock-Bands)
- The 5th Dimension “Aquarius” (waschechter Hippie-Soul-Song - wenn auch vor meiner Zeit)
- Al Jarreau “My Favorite Things” (Melange aus Jazz und Musical - The Sound of Music, toll ist auch die Version von John Coltrane und natürlich das Original von Julie Andrews, dann am besten in der Mitsing-Version auf youtube)
Ganz frisch im Streaming: Die romantische Fantasy-Komödie in der Zeitschleife „Palm Springs“ von Max Barbakow bietet insgesamt originelle Unterhaltung, ist aber nicht ohne Schwächen. Die Geschichte ist sehr einfallsreich und verschachtelt, daher wird dazu geschwiegen.
Hauptdarstellerin Christin Milioti ist eine weitere Stärke des Films, eine unglaubliche Ausnahmeerscheinung, Talent inklusive. Sind ihre riesigen Augen wirklich echt??? (Ach, ich denke einmal: Ja.)
Die Komik ist insgesamt durchwachsen, manchmal recht grobschlächtig und abgestanden, im Stile: „onanieren“, „Gabel in der Wange“, also überwiegend visuell. Manche Dialoge sollen offensichtlich eher zum Nachdenken anregen, wie man am besten ein erfülltes Leben führt. Dazu haben die Hauptfiguren in der Zeitschleife natürlich auch genug Zeit.
Ein Schwachpunkt ist für mich die Besetzung der männlichen Hauptrolle mit Andy Samberg, der hier eher bemüht agiert und in Sachen Charme der Milioti nicht das Wasser reichen kann.
Wirklich nervig ist leider das dauerhafte Product Placement eines Dosengetränks!
Der dagegen angenehme Soundtrack erinnert mit seinen Synthesizer-Klängen zwar oftmals sehr stark an den bekannten Song „Lucifer“ von Allan Parsons Project. Die Song-Auswahl ist jedoch insgesamt gelungen.
Nach einem kurzen Teil des Abspanns wird der Film noch fortgesetzt!
„Reise der Verdammten“ von Stuart Rosenberg ist ein fesselndes, teilweise psychologisch durchdachtes Historiendrama und wohl die gelungenste Verfilmung über die Irrfahrt des deutschen Kreuzfahrtschiffs St. Louis mit fast 1000 ausreisewilligen Juden an Bord im Jahre 1938 zur Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.
Beispielhaft, anhand weniger Einzelschicksale auf Seiten der jüdischen Passagiere und der Crew, werden die unterschiedlichsten Interessenkonflikte geschildert. Vor allem als die Passagiere erfahren, dass sie nicht, wie geplant, nach Kuba einreisen dürfen und auch die USA die Einreise verweigern, spitzt sich die Situation an Bord dramatisch zu. Denn sicher ist, dass die Rückfahrt zum Hamburger Hafen der Tod der Reisenden bedeuten würde.
Angenehm ist, dass die Charaktere der Juden sehr differenziert und lebensecht gezeichnet wurden, mit all ihren Stärken und Schwächen. Manche von ihnen gelangen schon in einem traumatisierten Zustand an Bord. Die Besatzung besteht zum Teil aus nationalsozialistischen Hardlinern, die immer wieder vom politisch moderaten Kapitän in Schach gehalten werden müssen. Auch die spätere, zunehmende Verzweiflung der Passagiere wird hervorragend auf den Punkt gebracht und hält naturgemäß auch einige schockierende Szenen bereit. Vielleicht gibt es in der ersten Hälfte einige kleine dramaturgische Längen und gelegentlich leicht seifenoperhaftes Geplänkel. Aber man kann sich manchmal auch an schönen, authentischen „Schnappschüssen“ der Kamera erfreuen, wenn die Menschen an Bord in Massenszenen gezeigt werden.
Die internationale Besetzung mit einigen der bekanntesten Charakterköpfen des 20. Jahrhunderts ist äußerst beeindruckend: die divenhafte Faye Dunaway, der besonnene Oskar Werner als Fürsprecher der Juden an Bord, die tragische Lee Grant, die damenhafte Julie Harris, die enttäuschte Maria Schell, der zornige Jonathan Pryce, Max von Sydow als souveräner Kapitän Schröder, der unsympathische Helmut Griem, der verliebte Malcolm McDowell. In kleinen Rollen: Orson Welles als gerissener kubanischer Geschäftsmann, James Mason als resoluter kubanischer Außenminister und Fernando Rey als kubanischer Präsident, Jessica Lange als jüdische Prostituierte auf Kuba sowie Ben Gazzara als Morris Troper, dem internationalen Vertreter der Juden.
Der Film erhielt einige „Oscar“-Nominierungen, u.a. der sehr passende Soundtrack von Lalo Schifrin. Insgesamt hat mir dieses Werk deutlich besser als die deutsche Produktion „Die Ungewollten - Die Irrfahrt der St. Louis“ gefallen, die oftmals sehr zäh und gezwungen wirkte.
Die rabenschwarze Zombi-Slasher-Komödie „Juan of the Dead“ von Alejandro Brugués klingt nicht von ungefähr wie „Shaun of the Dead“ oder „Dawn of the Dead“.
Das Strickmuster dieser Filme ist ja immer ähnlich: eine kleine, möglichst diverse Gruppe muss sich gegen eine stetig ansteigende Anzahl von Zombis wehren. Auch die Untoten sehen in all diesen Film gleich abgewrackt aus, bewegen sich meist lahm im Zeitlupentempo und naschen am liebsten frisches Menschenfleisch. Da hilft natürlich nur: Rübe ab oder auch Rübe Matsch.
Was also unterscheidet diesen Film von dem Althergebrachten? Er spielt auf Kuba. Zugleich ist er eine gelungene, selbstironische Satire auf das politische System und die Lebensart auf Kuba, diesem malerischen, aber realsozialistischen, abgewirtschafteten Inselstaat in der Karibik mit seinem Einparteiensystem.
Die Hauptfiguren sind allesamt asoziale „Loser“, die sich durchs Leben schlawinern. Aber durch Versuch und Irrtum entdecken sie recht schnell den Schwachpunkt der Zombis, die von der Regierung schnell als „Dissidenten“ abgestempelt werden.
Der große Nachbar USA wird hier durch einen ultrareligiösen Superfighter repräsentiert, der natürlich ein Allheilmittel gegen die Plage hat. Werden unsere bunt zusammengewürfelten, kubanischen Helden, von diesem Wissen wohl profitieren können?
Einige Gags zünden sehr gut, andere sind eher zum Fremdschämen. Die Effekte sowie die Kameraarbeit sind durchaus gelungen. Letztlich hat man das Gefühl, dass die Ideen überall ein bisschen zusammengeklaut wurden. Dennoch war dieser Film für mich, vor allem wegen einiger sehr gelungener, satirischer Spitzen, absolut auf Augenhöhe mit der Zombi-Komödie „Shaun of the Dead“.
„Fier Fliegen auf grauem Samt“ von Dario Argento bietet filmisch kreative, aber sinnfreie Thriller-Unterhaltung.
Auch wenn dieser Whodunnit nicht unbedingt zu den Höhepunkten seines schöpferischen Schaffens zählt, demonstriert auch dieser Film mit seinen oftmals schrulligen Einfällen, dass Argento als Filmemacher zu den ausgefallensten Köpfen des italienischen Kinos zählt.
Explizite Gewalt tritt hier nicht ganz so in den Vordergrund, da ist man bei Argento ja einiges gewöhnt, vielmehr wird die Handlung immer wieder durch komische Elemente aufgelockert. Sehr witzig fand ich zum Beispiel den Bestatter mit seinem beeindruckenden Sargangebot.
Den mittelmäßigen Darstellern wird immerhin Bud Spencer in einer kleinen und eher nicht komödiantischen Rolle zur Seite gestellt.
Letztlich ist auch dieser Streifen wieder einmal eine Gratwanderung zwischen Kunst und Trash.
„Oliver!“ von Carol Reed ist eine liebevoll ausgestattete Musicalverfilmung frei nach dem Klassiker „Oliver Twist“ von Charles Dickens und wohl eine der schönsten und kindgerechtesten Verfilmungen der berühmten Geschichte um einen Waisenjungen, der in die Fänge von Verbrechern gerät.
Musikalische Einlagen sowie Choreografie sind hervorragend mit dem nötigen Schwung inszeniert, und das Bühnenbild Londons im 19.Jahrhundert ist ästhetisch sehr gelungen: vom prekären Armenviertel bis zum prächtigem Quartier der Bessergestellten.
Die Musik des Lionel Bart ist alter Schule, insgesamt angenehm orchestriert, aber ohne die ganz großen Ohrwürmer. Manchmal ziehen sich die musikalischen Einlagen vielleicht ein wenig zu sehr in die Länge.
Die Darsteller überzeugen, insbesondere Ron Moody als der zwielichtige Fagin, Oliver Reed als der brutale Bill Sikes und Shani Wallis als die mutige und warmherzige Nancy. Mark Lester ist als Oliver liebenswert und charmant, auch wenn er noch nicht gerade eine sehr reife Gesangstimme hat.
Naturgemäß fehlt es dem Film an der Härte und auch Tiefe der Romanvorlage, dennoch bringt er die Kernaussagen recht gut auf den Punkt. Da die Geschichte für Kinder insgesamt durch seine dargestellte Verrohung menschlichen Verhaltens eher etwas härter Tobak darstellt, würde ich den Film für Kinder ab ca. 9 Jahren mit Begleitung empfehlen.
„Bruce Lee - Todesgrüße aus Shanghai rührt an dem Nationalgefühl der Chinesen. Hier werden tüchtig Japaner verdroschen. Dies geschieht vor dem historischen Hintergrund, dass Teile des bürgerkriegsgeplagten Chinas in den 1930er Jahren von den Japanern besetzt waren.
Der großartige Bruce Lee schwingt zwar wieder einmal brillant seine Fäuste und Füße, dennoch wirkt die Produktion heute doch reichlich altbacken. Das überzogene Schauspiel, auch von Lee, ist allenfalls mäßig, ebenso wie die Spannung. Da habe ich ihn definitiv in besseren Rollen gesehen. Leider wollte der Funke nicht so recht überspringen, obwohl asiatische Martial-Arts Filme oftmals zu meinen liebsten Action-Filmen zählen.
Fakt ist wohl, dass Lees Eleganz in der Kampfkunst bis heute unerreicht ist.
Bis zum 20.11.2021 noch in der ARD Mediathek verfügbar!
„Anderst schön“ ist eine erfrischend andere (Tragi-)Komödie über die Bewohner eines schäbigen Plattenbaus an der Ostsee. Bartosz Werner inszeniert diesen originellen Beziehungsfilm mit viel Liebe zu seinen skurrilen Hauptfiguren, gekonnter Leichtigkeit und flockigem Esprit.
Sicherlich sind die Charaktere komödienhaft überzeichnet. Die Komik kommt aber insgesamt auf angenehm leisen Sohlen daher. Die Hauptdarsteller Charly Hübner, Christina Große und Emelie Neumeister überzeugen auf ganzer Linie und dürfen als Charaktere wachsen. Alles in allem ist es ein sehr unterhaltsamer, lebensbejahender Feelgood-Film.
Du bist ja fleißig. Wo gräbst Du nur diese ganzen Raritäten aus? Gesehen hast Du die noch nicht, oder?
„Tagebuch einer Kammerzofe“ von Luis Buñuel ist eine bitterböse Gesellschaftssatire, die auch einige schockierende Momente bereithält: ein mit Schnecken garnierter Mord, eine gequälte Gans, ein erschossener Schmetterling!
Ansonsten wird in einem ruhigen Erzählstil das Wirkungsfeld einer Kammerzofe (die großartige Jeanne Moreau) in einem großbürgerlichen Haushalt auf dem Lande in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geschildert.
Die „Herrschaften“ werden überspitzt und schräg dargestellt. Der Vater hat einen Fetisch, seine Tochter ist intrigant, ihr Ehemann (Michel Piccoli) ist ständig auf der Jagd im wörtlichen Sinne, aber auch nach Frauen. Dann gibt es noch einen bösartigen Gärtner, der zugleich glühender Faschist ist, wie auch der Nachbar, ein ehemaliger Hauptmann.
Buñuels unbarmherzige Kritik an der großbürgerlichen Gesellschaft, in der sich Abgründe auftun und seine Kritik am Faschismus, der unter einer scheinbar bürgerlichen Fassade lauert, ist offensichtlich. Die Hauptpersonen werden äußerst subtil, differenziert und nie völlig unmenschlich dargestellt. Selbst der Mörder zeigt sich nicht ausschließlich von seiner negativen, brutalen Seite. Auf manche Beschimpfungen würde man heute allerdings wegen politischer Unkorrektheit verzichten.
Die Schauspieler sind allesamt großartig, die schwarzweißen Aufnahmen exzellent.
Es gibt einige Szenen, die nicht explizit in Erscheinung treten, die einem aber dennoch sehr wirkungsvoll einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Die Brutalität der herrschen Klasse sowie der Faschisten und ihr rücksichtsloses Streben nach Dominanz ist oft erschreckend. Das Ende ist extrem bitter. Dies ist auf jeden Fall ein Film, der nachwirkt.
Der äußerst blutige und visuell hervorstechende Giallo-Reißer „Terror in der Oper“ des legendären Dario Argento ist derzeit bei Amazon im Abo kostenlos unter dem Titel „Dario Argento Opera“ und nicht nur gegen Entgelt zu leihen!
Die „Wer ist der Täter“- Geschichte, um einen unbekannten Psychokiller, der eine junge Opernsängerin verfolgt, immer wieder quält und dabei eine Blutspur hinterlässt, ist zwar insgesamt nicht besonders glaubwürdig erzählt. Aber spannend und unterhaltsam ist sie allemal.
Die besonderen Stärken dieses Werks liegen ganz woanders: in den sehr einfallsreichen und beweglichen Kameraeinstellungen, die detailreiche Ausstattung, die ästhetischen Bilder und die gekonnt subjektiv eingesetzte Kamera - ein Traum für jeden Filmfan. Letztlich lässt sich der gezeigte bitterböse, leicht überzeichnete Albtraum ganz anders verkraften, wenn man sich an diesen herrlichen Aufnahmen berauschen kann.
Von dem Täter bekommt man zunächst höchstens ein paar zuckernde Gehirnhälften zu sehen, wenn er die Diva zu Gesicht bekommt, ansonsten ist er maskiert. Seine Mordtaten werden sehr explizit dargestellt.
Die Opernmusik, „Macbeth“ von Giuseppe Verdi, passt hervorragend zu dem dramatischen Geschehen rund um eine Operninszenierung und die damit kontrastierenden Metal-Einlagen im gelungenen Soundtrack bezeugen die Aggressivität des Täters. Die Darsteller sind in Ordnung, auch wenn sie vielleicht etwas mehr noch durch ihr Aussehen bestechen, als durch ihr schauspielerisches Talent.
Schon gleich zu Beginn des Films wird klar, dass auch Raben eine tragende Rolle zukommt - eine schöne Hommage an Hitchcocks „Die Vögel“.
Die gelungene Literaturverfilmung „Madame Bovary“ von Vincente Minelli nach dem damaligen Skandalroman von Gustave Flaubert ist anscheinend eine in den Untiefen von Filmbergen verborgene Perle, die einmal wieder ausgebuddelt werden sollte. Der französische Autor Flaubert schuf dieses bissig bittere Stück Weltliteratur über eine emanzipierte Frau im Jahre 1857 und wurde prompt verklagt. Genau hier setzt der Film an. Die Anklageschrift wird verlesen und der Schriftsteller lässt in seiner Verteidigungsrede sein Werk Revue passieren.
Madame Bovary ist die gelangweilte und ambitionierte Gattin eines Landarztes aus einfachen Verhältnissen, die aus den starren gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit ausbricht und ständig nach Höherem strebt. Reihenweise verdreht sie den Herren den Kopf. Manche von ihnen lassen sich auch auf eine außereheliche Beziehung mit ihr ein, was aber schnell zu einem Gefühl der Überforderung führt.
Regisseur Minelli, einer der Großen aus der Zeit des „Golden Age“ Hollywoods, inszenierte dieses kurzweilige Gesellschaftsdrama gewohnt souverän und elegant, teilweise mit einer hervorragenden Bildsprache.
Der schwindelerregende Tanz der Madame Bovary auf einem Ball steht für ihre unbändige Lebenslust, aber auch für das „Schwindeln“ im Rahmen ihres Doppellebens. Die Dialoge und vor allem die gelegentlichen Kommentierungen des Autors sind voller Subtext und sehr geistreich.
Auch die namhafte Besetzung ist großartig: insbesondere Jennifer Jones als die doppelbödige Madame, Van Heflin als ihr bieder, braver Ehemann und Louis Jourdan als zynischer Aristokrat. Letztere Rolle sollte eigentlich James Mason spielen, doch dieser lehnte dankend ab. Er wollte in den USA seinem Image als „The man you love to hate“ entfliehen, mit dem er in den Jahren zuvor in Großbritannien die größten Erfolge feierte. Stattdessen übernahm er hier die kleine Rolle als Flaubert und bleibt mit seiner einzigartigen Erzählerstimme weitestgehend im Hintergrund.
Entstehungszeitlich bedingt (Hays Code!) findet man hier natürlich weder die naheliegenden Freizügigkeiten, die man aus der heutigen Zeit kennt, noch ein Breitbildformat. Auch sind die schön ausgestatteten Bilder schwarzweiß gehalten. Letztlich muss man einem großen, bekannten Streaming-Anbieter danken, dass er auch ein derartiges altes Schätzchen für ein kleines Entgelt im Angebot hat und die Sprachen deutsch/englisch und Untertitel deutsch/englisch zur Verfügung stehen.
Streaming-Tipp:
Das Ding aus dem Horror-Klassiker „Das Ding aus der anderen Welt“ von John Carpenter ist sogar noch fieser als das Corona-Virus. Das außerirdische Etwas befällt Tiere sowie Menschen und assimiliert sie. Die Verbreitung ist schleichend mit einer gewissen „Inkubationszeit“, aber erschreckend schnell und unbedingt tödlich. Gut, dass nicht New York, sondern nur eine Forschungsstation im Polarkreis betroffen ist. Die Spannung, die sich langsam, aber zunehmend aufbaut, resultiert aus der Tatsache, dass niemand weiß, wer bereits von dem Außerirdischen gekapert wurde.
Die Effekte sind schön von Hand gemacht, wirklich beeindruckend und natürlich mit einem standesgemäßen Ekelfaktor. Ein Höhepunkt ist sicherlich der Bluttest. Argh! Der wieder einmal geniale Soundtrack von Ennio Morricone befördert das Grauen zusätzlich. Ich würde den Gruselfaktor insgesamt einmal als angenehm bezeichnen.
Zwölf Uhr mittags ist ein absolut zeitlos klassischer, psychologischer Western von Fred Zinnemann, der mit jedem Schauen besser wird und in jeder Hinsicht Perfektion ausstrahlt. Wer diesen Film sieht, versteht, warum sich aktuell die Taliban in Afghanistan ausbreiten oder sich ähnliche Schreckensregime etablieren können.
In Echtzeit wird der Konflikt eines mutigen, aufrechten Ex-Marshalls mit einem ehemaligen, äußerst brutalen Häftling sowie seiner drei finsteren Kumpanen geschildert, die Rache suchen. Während die Bewohner der Stadt die Ankunft der Verbrecher zwar nicht gutheißen, ist allein der Marshall gewillt, sich den Gangstern entgegenzustellen. So begibt er sich auf die Suche nach Mitstreitern. Dabei erhält er eine Absage nach der anderen, mit den denkbar menschlichsten Begründungen, die man sich vorstellen kann.
Warum nehmen die Bewohner also hin, dass die Gangster ihren Schrecken verbreiten können? Die Gründe sind vielfältig: die Religion, materielle Interessen, persönliche Sympathien mit den Verbrechern, Hass auf den Marshall, Feigheit, Ignoranz, Bequemlichkeit…
„Do not Foresake me“ (Verlasst mich nicht) ist das Grundthema dieses Films und zugleich der wohl ikonischste Western-Song, der jemals geschrieben wurde. Der rhythmische, durchgehende Hufschlag-Sound im Song ist dabei ein Symbol für das Verlassenwerden und die Möglichkeit der Flucht.
Der Spannungsbogen lässt niemals nach, überflüssige Szenen gibt es hier nicht. Die exzellent eingefangenen Schwarzweiß-Bilder sind oftmals symbolträchtig. Die Besetzung mit dem verzweifelten, aber entschlossenen Gary Cooper als Marshall, der wunderschönen Grace Kelly und der charismatischen Katy Jurado, beide in starken Frauenrollen, ist optimal.
Es ist die Geschichte eines einsamen Helden, Helden denen es bedarf, um das Böse in dieser Welt zu besiegen, wenn die Mehrheit der Gesellschaft dieses billigend in Kauf nimmt!
Das Internatsdrama und den damaligen Überraschungshit „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ von Christophe Barratier kann man wohl als modernen Klassiker bezeichnen und ist gerade auch Musikbegeisterten zu empfehlen.
Der erfolglose Komponist und neue Aufseher eines Internats für schwer erziehbare Jungen wirbelt im Jahre 1949 mit seinen unkonventionellen Erziehungsmethoden und der Gründung eines Chors das streng reglementierte und freudlose Internatsleben durcheinander.
Das klingt natürlich erst einmal nicht gerade neu und erinnert thematisch an Peter Weirs „Club der toten Dichter“. Liegt im letzteren Film der Fokus auf „Carpe Diem“ - „Nutze den Tag“ sowie die Befreiung des Individuums aus den Fesseln der Konformität, ist es hier „Hass säht Hass“ und die Bedeutung einer wertschätzenden Erziehung. Dabei werden die niemals zu aufdringlichen humanistischen Botschaften durch äußerst liebenswerte Charaktere transportiert. Die jugendlichen Laiendarsteller agieren sehr authentisch und Gerard Jugnot, der diesen Film auch co-produzierte, schließt man als „antiautoritäre“ Autoritätsperson sofort ins Herz. Die „Oscar“-nominierte Musik ist sehr ansprechend, und die Kamera mit ihren erdigen Farben unterstützt die wohlige Wärme, die dieses Werk versprüht.
„Lola“ von Rainer Werner Fassbinder ist eine anspruchsvolle, beißende Gesellschaftssatire. Hier geht es um Anstand, Moral, Vetternwirtschaft und käufliche Liebe. Die Dialoge sind pointiert witzig, die Chanson-artigen musikalischen Einlagen erstklassig und auch die Kamera ist einfallsreich. Die Hauptdarsteller glänzen: Armin Müller-Stahl ist ruhig und verklemmt, Barbara Sukowa lasziv und verträumt, Mario Adorf schlitzohrig und extrovertiert. Die Rollen wurden den Darstellern auf den Leib geschrieben, auch wenn das Schauspiel bisweilen etwas exaltiert wirkt. Gerade Adorf zeigt sein gewohnt charmantes Overacting.
Das Auffallendste an diesem Werk ist jedoch die äußerst kreative, besonders farbenreiche Beleuchtung. In einer Szene werden, je nach Gemütszustand der Person, die eine Person z.B. fahlgrau und die andere Person mit roter Farbe ausgeleuchtet. Letztlich bedienen sich die Beleuchter im Laufe des Films gefühlt aller Farben des Regenbogens, aber es wirkt immer erstaunlich passend und ästhetisch. Somit gelang Fassbinder ein Filmkunstwerk, das aber glücklicherweise auch zu unterhalten vermag. Das Ende ist mit seiner vollendeten Bitterkeit ebenfalls sehr gelungen.
„Der Schrei“ klingt nach einem Horrorstreifen, ist aber ein kunstvolles Drama des Meisterregisseurs Michelangelo Antonioni. Nach dem Ende einer Liebesbeziehung versucht Aldo (Steve Cochran) immer wieder den Neuanfang einer Beziehung. Er ist ein äußerst ambivalenter Charakter: zum einen charmant und liebevoll, manchmal aber auch brutal und egoistisch. Oft steht er seinem Glück selbst im Wege. Das Ende ist kompromisslos und erklärt den Filmtitel.
Die Schwarzweiß-Aufnahmen sind einfach großartig. Ruhelos streift Aldo durch die italienische Nachkriegslandschaft voller Dreck, beschädigter Gebäude und Armut - das absolute Gegenteil einer italienischen Postkartenidylle. Dabei spiegelt die Landschaft den Seelenzustand des Protagonisten. Die unterschiedlichsten Begegnungen wirken dabei teilweise fast surreal. Diese komplexe erzählerische Perspektive sowie die Darstellung einer gewissen tranceartigen Verlorenheit des Protagonisten erinnern ein wenig an das zuvor entstandene, fesselnde Meisterwerk „Ausgestoßen“ von Carol Reed, in dem ein verblutender Bankräuber (James Mason) dem Gesetz zu entfliehen versucht und sich durch Belfast schleppt. „Ausgestoßen“ schildert den Kampf ums Leben und hier ist es der Kampf um Liebe. Letztlich wird in beiden Werken äußerst facettenreich und sehr gekonnt Urmenschliches aufgezeigt.
Streaming-Tipp: „Das Versteck - Angst und Mord im Mädchenpensionat“ von Narciso Ibanez Serrador ist ein zeitlos gelungener Thriller-Klassiker mit leichten Horror-Anleihen, angesiedelt in Südfrankreich, ca. Ende des 19. Jahrhunderts.
Das Grauen sucht ein streng geführtes Mädchenpensionat heim, das junge Frauen aus schwierigen Verhältnissen im Alter von 15 bis 21 Jahren, bis zur damaligen Volljährigkeit, beherbergt. Und dieses Grauen ist vielschichtig. Es wird bestimmt durch Sadismus, Psycho-Terror, toxische Beziehungen und Mord. Bis zum Schluss wird das Publikum darüber im Unklaren gelassen, wer für die Bluttaten verantwortlich ist.
Mit einer eleganten Leichtigkeit inszeniert Serrador diese Genreperle und kleidet die Gefühlswelt der Heranwachsenden in eine perfekte Bildsprache. So nutzt der Regisseur klassische Horror-Motive um darzustellen, dass Neuankömmling Teresa schon gleich zu Beginn ein unterbewusstes Unbehagen in der neuen Internats-Umgebung hegt.
Auch die aufkommende und unterdrückte Sexualität der Mädchen wird sehr subtil aufgezeigt, z.B. in in einer grandios inszenierten, sexuell sehr aufgeheizten Nähstunde! Dabei bekommt man insgesamt wenig nackte Haut zu sehen. So dürfen die Mädchen die Dusche nur mit einem Gewand betreten. Dies ist zugleich ein Sinnbild für die gewollte Unterdrückung der Triebe.
Die Darstellerinnen sind allesamt großartig. Insbesondere Lilly Palmer als dubiose Internatsleiterin zeigt viel Charisma. Das liebevoll ausgestattete Internat bietet eine hervorragende Kulisse für ein wohliges Grusel-Erlebnis. In Spanien erhielt das Werk diverse Filmpreise.
„Der Koloss von Rhodos“, ein Frühwerk des legendären Sergio Leone, ist ein ziemlicher Koloss von einem Film, eben ein typischer „Sandalen-Film“.
Dementsprechend gibt es Überlänge, die sich leider auch oft lang anfühlt, mehr oder weniger gelungene Monumentalbauten - der Koloss in Menschengestalt vor dem Hafen der Insel ist dabei sicherlich am beeindruckendsten. Unter den knapp geschnittenen Kostümen der antiken Helden blicken vor allem in den Action-Szenen immer einmal wieder die perfekt sitzenden und gar nicht so antik wirkenden Unterhosen hervor.
Das Schauspiel und die Dialoge in diesem Intrigenspiel sind recht hölzern, die zahlreichen Kampfszenen eher ungelenk.
Hauptdarsteller Rory Calhoun lässt seinen öligen Charme spielen und spaziert eindeutig zu häufig mit einem leicht aufgesetzt wirkenden, koketten Lächeln durch den Film. Schade, denn er hat z.B. in einigen seiner früheren Western bewiesen, dass er auch als Schauspieler überzeugen kann. Letztlich zeigt sich in der Regie die Unerfahrenheit des jungen Leones. Eigene Akzente vermag er hier noch nicht zu setzen.
Die Effekte und auch der Soundtrack sind recht gelungen, immerhin ist das Ganze mehr oder weniger unterhaltsam, im Guten wie im Schlechten.