MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
„Abschied in der Nacht“ von Robert Enrico ist ein Kriegsfilm, der an das schlimmste von den Deutschen verübte Massaker in Frankreich im zweiten Weltkrieg erinnert, und ein vielschichtiges Familiendrama. Angesiedelt in dem von den Deutschen besetzten Frankreich im Jahre 1944, wird der Film in der zweiten Hälfte angesichts des schrecklichen Nazi-Terrors mehr und mehr auch zum harten Actionfilm.
Sehr authentisch wird das Leben der Franzosen unter der deutschen Besatzung geschildert. Viele Franzosen haben sich der Situation angepasst, aber einige Mutige haben in der Résistance Widerstand geleistet. So auch der Arzt Julien (Philippe Noiret), der heimlich Widerstandskämpfer medizinisch versorgt. Als die Front näher rückt und das Leben in der Stadt für seine Familie zu gefährlich wird, schickt er seine Frau (Romy Schneider) und seine Tochter auf seinen alten Familienlandsitz in ein Dorf.
Im späteren Verlauf des Films wird Julien nach einem durch die Nazis verübten schlimmen Massaker zum Rächer und nutzt seine Ortskenntnisse, um eine kleine Einheit deutscher Soldaten zu bekämpfen. Die Gewaltdarstellungen, die gelegentlich sehr brutal und explizit sind, werden immer wieder durch Erinnerungen an Juliens früheres Leben unterbrochen. In dem Film wird auch die Traumatisierung der Menschen im Krieg thematisiert.
Romy Schneider hat hier eine unglaubliche Ausstrahlung. Wieder einmal (wie schon in vielen anderen ihrer Filme) hat man das Gefühl, dass sich der Regisseur in sie verliebt hat. Sie wird sehr vorteilhaft in Szene gesetzt. Noiret, der hier auch sehr gut agiert, kann da in Sachen Charisma nicht ganz mithalten.
Sinnlich schöne und schockierend brutale Momente sind in diesem Weltkriegsdrama, das einen so schnell nicht wieder loslässt, sehr gekonnt ausbalanciert.
Alternativtitel: „Das alte Gewehr“
Coole Sammlung! In Deine Liste der Sandalen-B-Movies würde auf jeden Fall noch sehr gut „Dschingis Khan“ (1965) passen. Ich muss den allerdings selber noch sichten. Hatte den aufgrund einer Besprechung von Vertigo einmal vorgemerkt. Auch Dein Highlight „ Der Sohn von Ali Baba“ muss ich unbedingt noch sehen. 😀
„Hereditary - Das Vermächtnis“ in dem überragenden Horrorfilm von Ari Aster ist hier, ohne zu viel zu verraten, das Grauen zwischen Okkultismus und Wahnsinn.
Die Familie Graham ist schwer durch gravierende psychische Krankheiten belastet. Durch Todesfälle in der Familie, vor allem ein schockierender Unfall, Schuldgefühle, dunkle Familiengeheimnisse, die Konfrontation mit Okkultismus und Konsum von Drogen verlieren die Familienangehörigen zunehmend die Kontrolle über ihren Verstand.
Gleich zu Beginn dieses von Aster perfekt inszenierten Werks wird bereits ein Gefühl von Beklemmung verbreitet, sodass sich wohliges Gruseln einstellt. Dazu trägt das düster eingerichtete Haus der Familie Graham, Mutter Annies eigenartiges Hobby, besonders lebensechte Puppenhäuser herzustellen und auch der Anblick der äußerst sonderbaren, mit Milly Shapiro perfekt besetzten, 13-jährigen Tochter erheblich bei.
Die Kamera und das Setdesign, die grandios farblich abgestimmte Ausleuchtung des Hauses, sind wirklich beeindruckend. Der fein dosierte rhythmische Elektro-Soundtrack rundet das sich zunehmend steigernde Gruselerlebnis ab.
Die Großartigkeit der Inszenierung zeigt sich in diversen visuellen Andeutungen, die konkret auf spätere Ereignisse hinweisen und in den perfekt geführten Schauspielern.
Die Zuschauenden nehmen das Geschehen aus dem Blickwinkel verschiedenster Familienangehörigen war und werden ständig im Zweifel darüber gelassen, was psychotische Einbildung und was Realität ist. Daraus ergeben sich unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten des Geschehens. Inhaltlich gibt es zahlreiche Referenzen an bekannte Horrorgeschichten, sodass vieles vertraut wirkt.
Obwohl der Film perfekt unterhält, weist Ari Aster offensichtlich auf die Gefahren von Okkultismus und Drogenkonsum für die psychische Gesundheit hin, wie er später mit seinem Werk „Midsommar“ vor dem Einfluss von Sekten warnt. Der Song im Abspann, „Both Sides“ von Joni Mitchell, deutet allein von seinem Titel her die Mehrdeutigkeit des Geschehens und die Geisteskrankheit an.
„Desperado“ ist ein Actionreißer von Robert Rodriguez und zugleich ein Remake seines Low Budget Films „El Mariachi“ im Stile eines Latin-Neo-Western mit Rachethematik. Die Story dieses extrem unterhaltsamen, aber auch bluttriefenden Ballerfilms kann man zwar in den Wind schreiben. Jedoch steht „Desperado“ hier auch für Mexiko, dem Land der Gesetzlosen, Drogenbosse, der Verzweiflung und Perspektivlosigkeit.
Kamera, Regie und Schnitt sind erstklassig. Die Spannung wird durchgehend gehalten. Es fliegen Fäuste, Messer und sogar Herzen. Die zahlreichen Schüsse werden gelegentlich auch aus präparierten Gitarrenkoffern abgefeuert.
Antonio Banderas ist als „Desperado“ ein stilvoller Gesetzloser und beweist mit dem Song „Cancion del Mariachi“, dass er sogar singen kann. Er bildet zusammen mit Selma Hayek ein äußerst cooles und sexy Traumpaar. Aber auch die Nebendarsteller, allesamt schräge Halsabschneider-Typen, u.a. der einzigartige Steve Buscemi, können sich sehen lassen.
Quentin Tarantino stellte sich seinem filmischen Seelenverwandten Rodriguez für einen witzigen Gastauftritt zur Verfügung. Da vergeht einem der Durst auf Bier. 😁
Das Ende ist ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Allerdings ist allein schon der Gitarren-lastige Soundtrack ein Traum. Da bekommt man Lust auf die Fortsetzung „Irgendwann in Mexico“.
(Wegen der technischen Probleme vor zwei Tagen neu gesendet.)
„Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm“ von Joachim Lang ist ein kunstvolles Biopic über den Autoren Bertolt Brecht. Nachdem Brechts Bühnenstück „Die Dreigroschenoper“, uraufgeführt 1928, auf der Bühne zu einem phänomenalen internationalen Erfolg wurde, plant Brecht nach anfänglichem Zögern, das Stück zu verfilmen. Dabei erweist er sich als ein äußerst kompromissloser Künstler, sodass sein ambitioniertes Filmprojekt schließlich (vor allem an der zu erwartenden Zensur) scheitert.
Anhand von Quellen wurden die Inszenierungsideen Brechts in diesem Film rekonstruiert. Auf der einen Ebene wird Brecht und sein Umfeld in der Zeit zwischen den wilden 1920ern und dem sich anbahnenden Nationalsozialismus gezeigt. Auf der anderen Ebene wird die „Dreigroschenoper“ hier nach den damaligen Vorstellungen Brechts als Film präsentiert. Beide Ebenen werden dabei brillant miteinander verwoben.
Brecht (perfekt: Lars Eidinger) wird hier als schelmisch verschmitzter, ständig zigarrenrauchender Lebemann dargestellt, für den Kunst und Kapitalismuskritik die wesentlichen Antriebsfedern sind. Seine Bonmots und Aphorismen strotzen nur so vor genialer Geisteskraft und Witz. Sie kommen mit einer derartig hohen Geschwindigkeit daher, dass der Film schon aus diesem Grund eine Zweitsichtung erzwingt, wenn man die köstlichen Monologe und Dialoge wirklich erfassen und verinnerlichen möchte.
Der Dreigroschenoper-Filmteil ist wie ein schillerndes Musical sehr einfallsreich inszeniert und visuell kreativ umgesetzt. Tobias Moretti als windiger Mackie Messer und Joachim Krol als berechnender Peachum überzeugen auf ganzer Linie, bei den Hauptdarstellerinnen sticht Hannah Herzsprung als Polly heraus. Aber auch viele Nebenrollen sind hervorragend besetzt.
Die gesanglichen Einlagen sind gelegentlich etwas durchwachsen. Allerdings ist die Choreografie zu den von Kurt Weill anspruchsvoll und eingängig komponierten Stücken sehr gelungen. Als Moritatensänger passt Max Raabe mit der gesanglichen Einlage „Der Haifisch, der hat Zähne“ wie die Faust aufs Auge.
Zuletzt werden alternative Enden des Stückes präsentiert. Eines reicht sogar in die Zukunft und zeugt von der zeitlosen Aktualität der „Dreigroschenoper“.
Der Film lässt uns letztlich gekonnt an den Gedanken eines genialen Künstlers teilhaben, wie auch immer man seine politischen Ansichten auch bewerten mag.
„Die Maske des Zorro“ ist ein durchaus unterhaltsamer Mantel- und Degenfilm von Martin Campbell, der die Abenteuer der alternden klassischen Zorrofigur alias Don Diego Vega (absolut fehlbesetzt: Anthony Hopkins) und die seines bürgerlichen Nachfolgers Alejandro Murrieta (Antonio Banderas) zeigt. Die Maske des Zorro wird hier daher an die nächste Generation weitergegeben.
In erster Linie ist der Film eine klassische Helden- und Liebesgeschichte mit Rachethematik. Da wird das Rad inhaltlich nicht neu erfunden. Im Grunde genommen ist Zorro ein Vorläufer Batmans - ein wohlhabender, einsamer Rächer aus besseren Kreisen, der inkognito mit Maske für eine gerechtere Welt kämpft.
Die Filmaufnahmen wissen zu gefallen und die Action-Szenen (vor allem die Degenkämpfe und Pferdestunts) sind gekonnt inszeniert. Mit dem Spanier Antonio Banderas wurde der Zorro-Nachfolger erstmals wirklich authentisch besetzt, auch wenn viele frühere angelsächsische Schauspieler, wie Tyrone Power z.B., Zorro auch schon viel Charme verliehen haben.
Aber warum bloß hat man die klassische Zorrofigur Don Diego Vega wieder mit einem Angelsachsen, hier Anthony Hopkins, besetzt??? Der Charakterdarsteller ist für mich eine klassische Fehlbesetzung. Als Zorro ist keine grandiose Charakterdarstellung gefragt, sondern natürlicher Charme, gutes Aussehen, eine gewisse Leichtigkeit und feurige Leidenschaft - alles Attribute, die Hopkins gerade nicht auszeichnen. Daher erhält Hopkins von mir leider das Prädikat: Schlechtester Zorro aller Zeiten.
„Du lebst noch 105 Minuten“, da kann man nur sagen: Hoffentlich nicht! Fraglich ist, ob die an das Bett gefesselte Leona Stevenson (Barbara Stanwyck) diesen Noir-Film Klassiker überleben wird, denn möglicherweise ist sie das Mordopfer.
Gleich zu Beginn des Films erfährt sie durch einen Telefonanruf zufällig, dass eine bettlägerige Frau ermordet werden soll. Das Telefon ist ihre einzige Möglichkeit, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten und den Sachverhalt aufzuklären, da ihr Ehemann (Burt Lancaster) auf mysteriöse Weise verschwunden ist.
Auf recht spannende Weise, aber auch teilweise vorhersehbar, fügen sich die Puzzleteile zusammen. Dabei handeln die Hauptcharaktere psychologisch durchdacht.
Die Kamera ist exzellent, das Schauspiel der Stanwyck erlesen und „Oscar“-nominiert, dagegen bleibt Lancaster ziemlich blass. Barbara Stanwyck hat einfach eine unheimlich starke Ausstrahlung und zählt nicht von Ungefähr zu den ganz großen Charakterdarstellerinnen aus dem „Goldenen Zeitalter“ Hollywoods. Insgesamt handelt es sich um einen soliden Noir-Film, der an die ganz großen Meisterwerke aus der Zeit allerdings nicht herankommt.
Apropos Telefonieren: Das Telefonieren wird jetzt zu Covid 19-Zeiten auch wieder verstärkt zum psychischen Wohlergehen empfohlen.
Jaja, „Der Sinn des Lebens“! Wem die Suche danach schwerfällt, findet ihn mit Glück vielleicht im Streaming-Abo. Wenn der Sinn des Lebens von den legendären Monty Python in Form eines Films daherkommt, ist die Sinnsuche zumindest lustig.
Verschiedenste Stationen des menschlichen Daseins werden episodisch satirisch beleuchtet und ad absurdum geführt. Dabei testet die Komödientruppe immer wieder geschmackliche Grenzen aus. In alle Richtungen werden beißende, gesellschaftskritische Seitenhiebe ausgeteilt. Vieles ist davon, unabhängig von dem gelegentlich vulgären Witz, anspruchsvoll hintergründig und noch zeitlos aktuell, manches auch weniger, wie z.B. die Kritik an der Sexualmoral. Einige Szenen kann man nur als urbritisch bezeichnen.
Amüsant sind die derben Sketcheinlagen allemal. Die übersprudelnde Kreativität der Monty Pythons ist einfach unübertroffen. Es werden, wie in der „Monty Python“ Serie, zwischendurch kurze surreale Zeichentricksequenzen eingespielt, grandiose Effekte, eine Handvoll lustiger Gesangseinlagen und natürlich erstklassige Komödiendarsteller geboten.
Frauen werden bei Monty Python traditionell häufig von den Herren der Comedy-Gruppe dargestellt. Das ist oft zum Lachen und in aktuelleren Filmen eine Seltenheit geworden. Heute würde man dazu wohl politisch korrekt „womanfacing“ sagen.
Da man zu Schauspielerinnen und Schauspieler nichts mehr schreiben kann, habe ich diese kommentierte Liste erstellt, die sich mit dem tragischen Hollywood-Traumpaar Wood/Wagner befasst. Natalie Wood gefällt mir als hübsche und auch ambitionierte Darstellerin, die schon als Kind ein Hollywood-Star war. Viel zu früh kam sie auf der gemeinsamen Yacht 1981 ums Leben. Mit an Bord waren neben Ehemann Robert Wagner noch der Kapitän und Christopher Walken.
Robert Wagner kennt man heute eher als Seriendarsteller („Ihr Auftritt, Al Mundy,“ „Colditz“, „Hart aber herzlich“, „NCIS“), hat aber insgesamt eine beachtliche Filmographie aufzuweisen und war 70 Jahre im Showgeschäft aktiv. Ich habe hier einmal die interessantesten Filme der beiden herausgesucht.
Gerade Natalie Wood sind zahlreiche Dokumentationen gewidmet, die man grob in reißerisch gehässig und neutral gemäßigt unterteilen kann. Interessant sind für mich, schon aus Respekt vor den Angehörigen, die sachlich, fundiert recherchierten Dokumentationen, z.B. „Natalie Wood: Glanz und Elend in Hollywood“ oder der TV-Zweiteiler: „The Mystery of Natalie Wood“ (2004), den es nur im Originalton gibt. Hier spielt Michael Weatherly Robert Wagner. In der Serie NCIS verkörpert er später wiederum seinen Sohn. Die Dokumention „Natalie Wood - What Remains Behind“ (2020) soll auch sehr gut sein.
Wagner ist zudem Co.-Autor einiger amüsanter Bücher, wie z.B. seiner Biographie „Pieces of my Heart“.
Von den zahlreichen Büchern, die sich mit Natalie Wood befassen, ist „Natalie Wood“ von Gavin Lambert oder der schöne und auch sehr persönliche Bildband „Natalie Wood: Reflections on a Legendary Life“ empfehlenswert.
Nein, immer diese Hassbewertungen. Da haben wohl wieder einmal einige Frust abgeladen. „Früchte des Zorns“ von John Ford nach dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck ist eine überaus gelungene und spannende Verfilmung von Weltliteratur. Fernab der Hollywood-Glitzerwelt werden soziale Missstände zur Zeit der Wirtschaftsdepression in den USA der 1930ern aufgezeigt. Dürren und riesige Caterpillar Landmaschinen machten unzählige Pächter von landwirtschaftlichen Betrieben in Oklahoma arbeits- und heimatlos. Viele dieser „Okies“ suchten ihr Glück in dem aufstrebenden Bundesstaat, in dem angeblich Milch und Honig fließt, Kalifornien.
Die „Okie“ Großfamilie Joad macht sich gezwungenermaßen auf den Weg über die legendäre Route 66 ins Glück und muss ernüchternde Erfahrungen sammeln. Großgrundbesitzer nutzen auch in Kalifornien das Überangebot an Arbeitskräften schamlos aus und drücken die Lohne derartig, dass kaum etwas zum Leben bleibt. Zudem erleiden die unerwünschten Neuankömmlinge, die in eigenen Zelten in größter Armut leben, Diskriminierung und Gewalt durch die einheimische Bevölkerung. Streik oder gar gewerkschaftliche Organisationen sowie menschenwürdig geführte Auffanglager werden von den Unternehmern und vielen Politikern als „rote Gefahr“ gebrandmarkt.
Interessant ist, dass sich John Ford als bekennender Konservativer diesem als „rot“ verschrieenen Werk Steinbecks angenommen hat. Vielleicht lag der Reiz in dem uramerikanische Gedanken von „pursuit of happiness“, dem Streben nach Glück, oder auch dem generellen Gefühl der Ungerechtigkeit, beides sicherlich ein Thema in Streinbecks Roman. Letztlich geht es in dem komplexen Werk aber auch um familiären Zusammenhalt und das universelle und zeitlose Thema der (Wirtschafts-) Flucht.
Der Film wirkt für einen Hollywood Film aus der Zeit um 1940 düster und realistisch, zugleich aber auch warmherzig. Die Kamera ist exzellent. Von den Darstellern stechen Henry Fonda als entlassener Häftling und Jane Darwell als seine gezeichnete, aber lebensbejahende Mutter der Großfamilie Joad heraus. Manche Nebenfiguren zeichnen sich, wie oft in Filmen des großen John Ford, durch Overacting aus, was für mich jedoch hier nicht allzu störend war. Auch der gewissen Pathos zum Ende des Films, getragen von literarisch, sinnreichen Monologen der Protagonisten, war diesmal für mich kein Fremdkörper, sondern ein kunstvoller Appell an die Empathiefähigkeit, für Gerechtigkeit und für einen zupackend optimistischen Blick in die Zukunft.
Als Kind dachte ich immer „20.000 Meilen unter dem Meer“, das geht doch gar nicht. Aber horizontal gedacht, als U-Boot-Reise unter dem Meeresspiegel, ist dies natürlich machbar. Vor allem, wenn es um das Wunderwerk der Technik, das U-Boot „Nautilus“, geht, erdacht von Fantasy-Großmeister und -Pionier Jules Verne.
Kultregisseur Richard Fleischer adaptierte hier den gleichnamigen Romanklassiker recht frei, mit viel Freude am Detail und einem erstklassigen Szenenbild.
Drei Schiffbrüchige, ein Wissenschaftler (Paul Lukas), sein Diener (Peter Lorre) und ein Seemann (Kirk Douglas) gelangen an Bord der Nautilus. Diese steht unter dem Kommando des geheimnisvollen Kapitän Nemo (James Mason), der sich, enttäuscht von der Menschheit, in das Reich der Meere zurückgezogen hat. Dort gilt es einige ungewöhnliche Abenteuer zu bestehen und fremde Welten zu entdecken.
Leider trübt Kirk Douglas das Filmvergnügen etwas, da er oft ein albernes Overacting an den Tag legt. Die restlichen Hauptdarsteller überzeugen umso mehr. Gerade James Mason verkörpert die vielschichtigen Wesenszüge Kapitän Nemos exzellent: sein misanthropischer Charakter liegt irgendwo zwischen Gut und Böse, Genialität, Arroganz, Brutalität, Großzügigkeit, Unnahbarkeit und Tragik. Damit ist die Rolle einem Darsteller wie Mason auf den Leib geschrieben.
Von allen Verfilmungen dieses Buches gilt diese hochwertige und sehr erfolgreiche Disney-Produktion nach wie vor als Referenzfilm. Die mit einem „Oscar“ gekrönten Spezialeffekte sind wunderbar von Hand gemacht und versprühen heute viel nostalgischen Charme. Für das künstlerische Set-Design gab es ebenfalls einen „Oscar“.
Nur „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von 1959, ebenfalls mit Mason, hat mir von den zahlreichen Jules Verne-Verfilmungen noch besser gefallen.
In der Videoclip-artigen Dokumentation „My Generation“ erzählt der britische Schauspieler Michael Caine für geschichtlich und kulturell Interessierte aus seinem Leben und schildert, wie die Jugendkultur und kulturelle Revolution in Großbritannien in den1950er und 1960er entstand.
Die Musik und die Live-Konzerte der Rock` n`Roll Ikone Elvis Presley beeinflusste die Jugend in den 1950ern erstmals dahingehend, dass sie eine ungehemmte Lebensfreude und eine freie Entfaltung anstrebte. Das damals noch stark vorherrschende Klassensystem in England wurde in seinen Grundfesten erschüttert, als in den folgenden Jahren auch Menschen aus unteren Schichten und einfachen Verhältnissen zu erfolgreichen Stars wurden und die Welt auf den Kopf stellten.
Michael Caine war einer von diesen und einer der ersten britischen Schauspieler aus der Unterschicht, der es zu Starruhm schaffte. Britische Regisseure hätten ihn z.B. nie einen ranghohen Offizier oder auch Hauptrollen spielen lassen, nur weil er aus einfachen Verhältnissen kam. Da waren amerikanische Regisseure offener und erleichterten Caine den Start. Erst als er zeigte, dass er auch die gewählte Sprache der gehobenen Schicht beherrschte, wurde er von den Briten als Schauspieler einigermaßen akzeptiert. Der Zeitgeist änderte sich aber auch. Die Beatles, die Rolling Stones, das Modell Twiggy gaben der Unterschicht ein Gesicht. Die Jugend begann sich aus den starren Konventionen der Kriegsgeneration zu lösen: es folgte Rockmusik, übermäßiger Drogenkonsum, die sexuelle Befreiung durch die Erfindung der Anti-Baby-Pille und provokative Kleidung wie der Minirock. Es wurde für die Rechte der Benachteiligten gekämpft: für Frauen, die Arbeiterklasse, Minderheiten und für den Weltfrieden.
Dies alles wird in dieser Dokumentation mit oft unterhaltsamem, recht reißerischem und mitunter hektischem, schnell montiertem Bildmaterial unterfüttert. Caine schaut mit Stolz auf sein England, dass einmal mehr als der Nabel der Welt gesehen und gefeiert wird. Natürlich durfte auch der Fußball-Endspiel-Sieg gegen Deutschland 1966 in einem kurzen Clip nicht fehlen. Wirklich neu und ohne Klischees ist das alles nicht, aber trotz allem recht unterhaltsam.
Danke für den Nachruf! Christopher Plummer war ein ausgezeichneter und immer wieder gerne gesehener Charakterdarsteller, der in unzähligen und vielen hervorragenden Filmen mitgewirkt hat. Großartig war er als jüngerer Darsteller mit Hauptrollen als Kaiser Commodus in „Untergang des römischen Reiches“, in „Sound of Music“, als ungewöhnlicher Sherlock Holmes in „Mord an der Themse“ und in einer Altersrolle z.B. in „Knives Out“. R.i.P. Christopher Plummer!
Ist ja schon in Ordnung, mit dieser redaktionellen Werbung! Das Geld muss ja nicht nur an Amazon etc. gehen. Viele Unternehmen, wahrscheinlich auch derzeit Saturn mit ihren vielen geschlossenen Filialen, haben Einbußen in diesen Zeiten. Mir ist bekannt, dass MP für User kostenlos ist und aktuell auch im Online-Geschäft Werbekunden wegbrechen (außer wohl die profitierenden Streaming-Anbieter). Trotzdem würden wir uns sehr über wenigstens kurze redaktionelle Film-bezogene Inhalte freuen. Aber vielleicht erwarten wir da zu viel und sollten uns selbst darum kümmern?
„Bob & Carol & Ted & Alice“ von Paul Mazurski ist eine offensichtliche Hommage an das Lebensgefühlt der 1968, an die Zeit der sexuellen Befreiung. Es ist eine Zeit, an der ich noch nicht einmal das Licht der Erde erblicken durfte, also weit weg. Paul Mazurski schaut liebevoll satirisch auf das damals angesagte Lebensgefühl. Ja, gerade über seine Gefühle sollte man als zeitgeistgeprägter Mensch für sein Wohlbefinden immer sehr offen sprechen, auch wenn diese Offenheit für die Mitmenschen oftmals irritierend war. Bob (Robert Culp) und Carol (Natalie Wood) sind ein derartiges, sehr fortschrittliches Ehepaar, das sich auf schrägen Selbsterfahrungskonventions herumtreibt und eine offene Beziehung pflegt. Das Best Friends Ehepaar Ted (Elliott Gould) und Alice (Dyan Cannon) ist dagegen treu und ziemlich verklemmt. Sie sind von dem Lebensgefühl ihrer Freunde einerseits schwer beeindruckt, andererseits auch schockiert. Da wird zusammen viel palavert, Pot geraucht und Platte gespielt. Wird vielleicht auch mehr daraus, z.B. ein flotter Vierer?
Der Film zeigt zwar nackte Haut und auch Herumgetätschel, aber mehr nicht. Da war man im Jahr 1968 wohl doch noch zu keusch. Charmant unterhaltsam war diese gesprächige Komödie, in der eigentlich nicht viel passierte, trotzdem. Die Darsteller waren jedenfalls wirklich erstklassig und sehenswert.
Liebe Marie, ich habe dir ja versprochen, noch etwas zu Deinem Buch zu schreiben.
Es hat mir große Freude bereitet, es zu lesen. 😊
Besonders interessant für mich war, dass es sich inhaltlich um eine Familiengeschichte unter Einbeziehung von wenig bekannten Aspekten der Deutsch-Französische Geschichte des 20. Jahrhunderts handelte. Insbesondere wissen die Deutschen relativ wenig über die Besetzung der Ardennen und anderer östlicher Gebiete Frankreichs durch deutsche Soldaten während des ersten Weltkriegs. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Liebe zwischen deutschen Soldaten und Französinnen zu größten Gewissenskonflikten bei den Betroffenen geführt hat. Schließlich wollte niemand sein Heimatland „verraten“. Es drohte zudem nicht nur eine Bestrafung, sondern auch eine gesellschaftliche Ächtung. Letzteres betraf insbesondere die Französinnen, die sich im Gegensatz zu den fremden Soldaten in ihrem normalen gesellschaftlichen Umfeld bewegten.
Du hast wirklich sehr lebendig geschildert, wie die Deutschen damals von den Franzosen wahrgenommen wurden. Sie erfuhren nicht nur eine kategorische Ablehnung als Feind, sondern wurden auch für ihre positiven Eigenschaften bewundert. Umgekehrt empfanden die Deutschen ganz ähnlich. Die geschilderten Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen sind in den unterschiedlichen Generationen immer wieder von Vorurteilen, aber auch von verbindenden Elementen und Überraschungen geprägt. Dies zeigt auch, wie wichtig der Austausch und die Offenheit für fremde Kulturen generell ist. Nur so können Freundschaften, Verständnis und eine wahre Verbundenheit zwischen den Völkern entstehen. Man kann nur hoffen, dass jungen Menschen weiterhin die Möglichkeit gegeben wird, an Austauschprogrammen teilzuhaben. Bei mir hat ein derartiger regelmäßiger Austausch mit Vertretern anderer Nationen auch immer sehr positive Spuren und bleibende Eindrücke hinterlassen.
Die äußerst bildhafte, kreativ eingesetzte Sprache, der Humor und die Großzügigkeit mit allzu menschlichen Schwächen zeichnen das Buch aus. Es gibt für jedes Kapitel ein sehr passendes Filmzitat - das gefällt natürlich uns Cineasten! Für Enthusiasten der Poesie und der Literatur werden die Kapitel gelegentlich mit Textausschnitten aus diversen bekannten Werken angereichert, die inhaltlich auf die Handlung Bezug nehmen. Auch gibt es Textpassagen, die an ein Drehbuch bzw. an ein Theaterstück erinnern.
Es ist ein origineller, tragikomischer Lobgesang auf die Liebe, den interkulturellen Austausch, insbesondere auf die Deutsch-Französische Freundschaft und nicht zuletzt auf den Film sowie die Literatur!
Viel Erfolg weiterhin mit diesem Buch, Marie, und allen Leserinnen und Lesern ein schönes Lesevergnügen!
„Iwans Kindheit“ ist ein sowjetisches Antikriegsdrama von Großmeister Andrei Tarkowski mit einigen ikonischen Szenen, die sich in das Gedächtnis einbrennen.
Der zwölfjährige Vollwaise Iwan (Nikolai Burlyayev) findet Zuflucht bei einer sowjetischen Einheit während des Zweiten Weltkriegs, für die er sich als Aufklärer einbringen möchte. Als sich der Feind nähert, wollen ein Hauptmann (Valentin Zubkov) und ein Leutnant (Yevgeni Zharikov) den Jungen durch die feindlichen Linien in Sicherheit bringen.
In pointierten, symbolreichen Szenen wird indirekt die Grausamkeit des Krieges gezeigt. Gefechtsszenen sucht man hier vergebens. Mit vereinzelten Leichen, Inschriften: „ Es waren acht. Keiner wurde älter als 19 Jahre“, einem alten Mann, der in einer Ruine lebt, einem abgestürzten deutschen Jagdbomber, Explosionen in der kargen Landschaft, Aufzeigen mangelhafter Versorgung und vereinzelt lautstarken Gefechtsgeräuschen wird alles über den Krieg und seine Grausamkeiten gesagt. Die Geschichte wird teilweise aus der Perspektive des traumatisierten, aber äußerst willensstarken Jungen, gelegentlich unterlegt mit kunstvollen Traumsequenzen, aber auch aus Sicht der beiden fürsorglichen Soldaten geschildert.
„Iwan“ gibt einerseits russischen Kriegsopfern ein Gesicht und steht zugleich für alle Kriegskinder, die ihre Kindheit im Krieg verloren haben. Nur im (Tag-)Traum dürfen sie unbeschwert Kind sein. Gegen Ende des Films sieht man, wie sich russische Soldaten nach der Eroberung Berlins mit den Opfern des Krieges befassen. In diesem Zusammenhang werden in einer Archivaufnahme auch kurz die Leichen der Familie Goebbels gezeigt. Die mit Zyankali vergifteten deutschen Kinder wurden damit ebenfalls zu Kriegsopfer erklärt.
Die äußerst charismatischen Darsteller mit kantigen Charakteren und der großartige, sparsam eingesetzte Soundtrack sind ebenfalls eine Bereicherung für dieses herausragende, universelle Filmkunstwerk, das den Krieg verdammt.
Coole Liste! Da fällt mir auf Anhieb „Was ist mit Bob?“ ein. Der hilft gegen Trübsinn und hält auch großartige Therapieansätze, z.B. der Gedanke der kleinen Schritte, um Probleme zu lösen (Babyschritte), bereit. 😀
„West Side Story“ von Robert Wise zählt unter Kennern noch heute zu den großartigsten Musicals, die je gedreht wurden. Es geht um zwei bis aufs Blut befeindete New Yorker Jugend-Gangs, die einheimischen „Jets“ und die aus Puerto Rico zugewanderten „Sharks“, sowie die Liebesgeschichte zwischen Tony (Richard Beymer) von den „Jets“ und Maria (Natalie Wood), die wiederum die Schwester eines „Shark“ ist. Letztlich ist es eine Variation der Shakespeare-Tragödie „Romeo und Julia“, in die Zeit der 1960er verlegt.
Die jazzige Musik Leonard Bernsteins ist höchst komplex arrangiert und zugleich aber auch sehr eingängig. Bernstein gehört sicherlich zu den bedeutendsten US-amerikanischen Komponisten und liefert hier einen kongenialen Soundtrack, der andere Musicalkompositionen blass aussehen lässt.
Die großartig designten und bewusst artifiziellen Kulissen mit perfekt arrangierten Farbkompositionen sind eine Augenweide. Sie erinnern zugleich daran, dass „West Side Story“ auch ein erfolgreiches Broadway Musical war.
Bei den Darstellern glänzt insbesondere Natalie Wood mit einer tollen Ausstrahlung. Gesanglich lässt sie sich allerdings doubeln. Die Tanzeinlagen und die Choreographie sind meisterhaft und oftmals ausgesprochen athletisch. „Tonight, Tonight“, „Maria“ und „America“ sind die Songs, die man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt.
Die mutlose Verfilmung „Der Besuch der alten Dame“ nach dem Theaterstück Friedrich Dürrenmatts wird der Vorlage leider nur teilweise gerecht. In dem Stück geht es um eine ältere Milliardärin (Christiane Hörbiger), die in ihren Heimatort Güllen zurückkehrt, um sich an ihrem früheren Geliebten Alfred Ill (Michael Mendl) und den Dorfbewohnern zu rächen, die aus Feigheit und aus Selbstsucht vor Jahrzehnten ihren Ruf ruiniert haben. Sie verspricht den verschuldeten und von Arbeitslosigkeit geplagten Einwohnern 2 Milliarden, wenn sie Ill töten.
Das Theaterstück mit all seinen Themen um Schuld, Sühne sowie Kapitalismuskritik ist als klassische Tragikomödie konzipiert. Dabei stellt es mit beißendem Witz und grotesken Überzeichnungen ein äußerst unterhaltsames Stück Weltliteratur dar.
Bei dem Film geht der Humor leider völlig verloren. Handwerklich solide, aber staubtrocken wird die Geschichte gefühlt als moralinsauere Tragödie erzählt. Das leicht abgewandelte Ende wirkt im Film sogar unglaubwürdig, in der Originalvorlage großartig. Sehr bedauerlich ist auch, dass in dem Film alle grotesken Erzählelemente gestrichen wurden und die Geschichte aus den 1950er Jahren in die 2000er Jahren verlegt wurde. Nur die Werbeprospekte in dem Autohaus des Alfred Ill sind eine Reminiszenz an die ursprüngliche Entstehungszeit. Weiter reichte womöglich das Budget nicht.
Der Film ist letztlich von Angst geprägt: Von dem ach so ernsten Thema könnte der Humor und das Groteske der Vorlage zu sehr ablenken. Lachen wurde hier anscheinend verboten. Durch diese Verschlimmbesserung wurde das Original in meinen Augen gezielt entwertet. Auch wollte man in dem Autohaus anscheinend tunlichst Schleichwerbung vermeiden und überklebte sogar das Markenzeichen auf einem Auto mit einem fiktiven Logo.
Der schulmeisterliche erhobene Zeigefinger und übertriebene Korrektheit vernichten letztlich den brillanten Geist der Vorlage.
„Der Hofnarr“ ist eine sehr liebenswert, beschwingte Parodie, die diverse Ritter- und Robin Hood-Filme aufs Korn nimmt.
„Hofnarr Undercover“ Danny Kaye blödelt sich mit Wortwitz und visuellen Gags auf elegante Weise an einem Königshof durch ein Netz von Intrigen. Zwischendurch zeigt er in gesanglichen Einlagen, dass er auch eine schöne Tenor-Stimme hat. Einige Szenen sind wunderbar einfallsreich inszeniert, z.B. der Endkampf im Schloss mit den zahlreichen Kleinwüchsigen und dem Katapult, mit dem die Feinde in den Schlossgraben befördert werden. Außerdem gibt es lustige Hypnose-Szenen, Zweikämpfe und natürlich der legendäre Spaß mit dem Becher mit dem Fächer. Die Komödie ist ein unbeschwertes Vergnügen für Groß und Klein. Auch wenn sie in manchen Teilen etwas altbacken wirkt, hält sie doch einige zeitlose Witze bereit.
Hier die berühmte Szene mit dem Becher mit dem Fächer (ca. 4 Min.):
https://m.youtube.com/watch?v=jOvHMOjIG9s
„The House That Jack Built“ von Lars von Trier ist ein extrem gewalttätiges, verstörendes, aber auch überaus kunstvolles Porträt eines Serienkillers.
In fünf Kapiteln werden Mordtaten des überintelligenten Serienkillers (großartig: Matt Dillon) mit einer immer wieder sich steigernder Brutalität und Boshaftigkeit geschildert. Über einen Dialog aus dem Off sowie Sequenzen aus Rückblenden, kurzen Ausschnitten aus Dokumentationen und Trickfilmen können wir immer einmal wieder an der Gedankenwelt und den Kindheitserinnerungen des Täters teilhaben. Zudem wird er mit seinem „Gewissen“ (Bruno Ganz) konfrontiert und psychologisch seziert.
Letztlich mildert die Übertreibung in der Schilderung des „absolut Bösen“ bis hin zum Surrealen und die dadurch geschaffene Distanz des Zuschauenden die Grausamkeit der Taten ab. Hier geht es den Zuschauern ähnlich wie bei einem beliebigen Horrorfilm oder Psychothriller. Der Voyeurismus wird stimuliert und bedient. Bei dem Humor von der makabersten Sorte bleibt einem immer wieder das Lachen im Halse stecken. So hat der Killer z.B. aus einer abgetrennten Brust eines Opfers ein Portemonnaie hergestellt, das er in seinem bevorzugten Waffengeschäft zum Bezahlen für Mantelgeschosse hervorholt.
Generell kann man sich fragen, ob es unmoralisch ist, wenn man sich durch einen derartigen, großartig inszenierten Film unterhalten lässt. Interessant ist, dass von Trier am Ende ganz klar ein moralisches Urteil über den Täter fällt und diese Geschichte konsequent auf fantastische Art und Weise zu Ende erzählt.
Es ist ein Film, dem ich gerne 10 Punkte gegeben hätte, wenn er nicht so kunstvoll manipulativ Kapital aus extremen Gewaltdarstellungen geschlagen hätte. FSK 18 war selten mehr gerechtfertigt. Zum Teufel damit!
„Die Nächte der Cabiria“ ist ein symbolreiches Sozialdrama von dem großen Frederico Fellini, das allerdings hier bei Moviepilot unter vielen Hassbewertungen zu leiden hat. Der Einstieg war auch für mich nicht leicht, da der Beginn des Films ein wenig zu melodramatisch wirkte. Zudem empfand ich die Sychron-Stimme der temperamentvollen Hauptdarstellerin (großartig emotional: Giulietta Masina) manchmal recht schrill und unangenehm. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich den Film zu Ende geschaut habe.
Es war einfach eine wunderschön erzählte, episodenhafte Geschichte über eine junge Prostituierte, die trotz ihrer prekären Lage ihren Lebensmut nicht verliert und von der großen Liebe träumt.
Das Rom der 1950er Jahre wird brillant und mit subtiler Gesellschaftskritik porträtiert. Die (platonischen) Begegnungen der jungen Frau repräsentieren alle gesellschaftlichen Schichten: diverse Menschen in ärmlichsten Lebensverhältnissen, der dekadente, intellektuell deutlich überlegene, superreiche Filmstar, der „Zauberer“, der sie während einer Show zur Belustigung der Zuschauer hypnotisiert, der undurchschaubare Fremde aus der Mittelschicht, der vielleicht ihre große Liebe sein kann. Religion tritt in Form einer exzessiven Prozession und eines Mönches als vermeintlicher Heilsbringer in Erscheinung.
Es ist ein fesselnder, entlarvender und auch zuweilen in leisen Tönen emotionaler Film zwischen Neorealismus und übersteigerndem Surrealismus. Die Parallelität des Anfangs und des Endes zeigen einen Kreislauf des Lebens, bei dem Begriffe wie „Anfang“ und „Ende“ in ihrer Mehrdeutigkeit verwischen. Aus dem „Ende“ geht die Hauptfigur schließlich gestärkt hervor. Daher versprüht der Film trotz seiner tragischen Elemente Optimismus.
Die sehr sehenswerte Dokumentation „Laurel und Hardy: Die komische Liebesgeschichte von ‚Dick und Doof‘“ ist derzeit in der Arte- Mediathek zu finden. Filmhistorisch sehr aufschlussreich, erfährt man viel Wissenswertes und Überraschendes über das wohl bekannteste Komiker-Duo der Filmgeschichte.
Ihre Sketche wurden zeitweise mehrsprachig, z.B. auch in Deutsch und Französisch, gedreht, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Der starke Akzent der beiden und natürlich der Aufwand des Mehrfachdrehs waren ein Problem, bis sich schließlich das Synchronisieren von Filmen im Laufe der 1930er Jahren durchsetzte.
Nachdem sie sich schon relativ früh aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatten, gingen die beiden gut befreundeten Darsteller mit einer Bühnenshow weltweit immer wieder sehr erfolgreich auf Tournee.
Obwohl Laurel in den Sketchen meist der „Doofe“ war, war er der kreativere Kopf der beiden und häufig an der Erstellung der genialen Drehbücher beteiligt.
Privat waren Laurel und Hardy den Frauen sehr zugetan und vor allem Laurel vielfach verheiratet.
Noch heute sind weltweit hunderttausende Fans in Clubs wie „Sons of the Desert“ vereinigt, um den beiden Komiker-Ikonen zu huldigen.
Aufgelockert wird die faktenreiche und sehr unterhaltsame Dokumentation immer wieder mit inhaltlich passenden Sketch-Einlagen der beiden brillanten Komiker.
„Pappa ante Portas“ von Vicco von Bülow alias Loriot klingt nicht von ungefähr wie „Hannibal ante portas“ nach einer Bedrohung und einem Belagerungszustand. Lauerte einst Feldherr Hannibal vor den Toren des antiken Roms, ist es nun der Vater, der als soeben Entlassener den familiären, gut eingespielten Haushalt konfrontiert. Berufliche Erfolgsrezepte lassen sich nunmal nicht so leicht auf den Haushalt übertragen. Da ist ein (liebevolles) Chaos vorprogrammiert. Der etwas weltfremde Pappa (hervorragend: Loriot) kauft da einmal z.B. eine ganze Palette Senfgläser, weil es schließlich einen kleinen Mengenrabatt gibt. Mutter (köstlich: Evelyn Hamann) kann es kaum fassen, trägt die sonderbaren Allüren ihres Ehemanns aber weitestgehend mit stoischer Fassung.
Die Situationskomik, die Dialoge, die kleinen Spitzen sind einfach zum Niederknien. Der gutbürgerlichen Spießigkeit und dem Patriarchat wird ein Spiegel vorgehalten. Trotz seiner überzeichnenden Kritik an bestehenden Verhältnissen, nimmt Loriot seine Hauptfiguren immer ernst und zeichnet sie mit einer liebevollen Wärme.
Loriot, der als einer der beliebtesten deutschen Komiker gilt, liefert hier ein Meisterstück mit Niveau ab, das bis in die kleinsten Nebenrollen großartig besetzt ist.
Der Film ist jedoch auch ein Spiegelbild seiner Entstehungszeit und demonstriert an manchen Stellen auch, wie sich die Lebensverhältnisse und der Zeitgeist in Deutschland über die Jahre geändert hat.
In Sachen Humor hat die Komödie selbst einen Engländer-Test bestanden. Der Engländer, ein Austauschschüler, konnte ebenfalls herzhaft über diesen Film lachen und war sehr überrascht, dass auch den Deutschen gute Komödien gelingen können.