MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
Streaming-Tipp: „Being John Malkovich“ von Spike Jonze ist ein unglaublich kreatives und vielschichtiges Ausnahmewerk, das nunmehr nach einer Zweitsichtung zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Der Puppenspieler Craig Schwartz (John Cusack) findet an seinem neuen Arbeitsplatz hinter einer Wand einen Zugang in das Bewusstsein des Schauspielers John Malkovich und darf die Welt mit seinen Augen sehen. Aber auch seine frustrierte Ehefrau (mit Mut zur Hässlichkeit: Cameron Díaz) kommt auf den Geschmack und möchte an dem vermeintlich großartigen Leben des Schauspielers teilhaben. Durch die zunehmende Kontrollmöglichkeit des Bewusstseins ergeben sich einige schräge Konstellationen und Liebesabenteuer.
Hier geht es um (unerfüllte) Liebe, dem Wunsch mancher Menschen „in eine andere Haut zu schlüpfen“, um die (unkritische) Verehrung von Filmstars und dem Wunsch nach ewigem Leben. Die Besetzung ist fantastisch. Catherine Keener erhielt für ihre schön schamlose Rolle ein Nominierung als beste Nebendarstellerin. Ebenfalls nominiert wurden Spike Jonze als Regisseur und Charlie Kaufman für sein ausgefallenes Drehbuch.
John Malkovich tut ganz hervorragend und mit sehr viel Selbstironie so, als spiele er sich selbst. Seine durch das fremde Bewusstsein gesteuerte Tanzdarbietung ist ein echter Hingucker.
„Der diskrete Charme der Bougeoisie“ ist schon ganz schön doppelbödig. Einerseits sind die gesellschaftlich höher Gestellten immer nett, auf gesellschaftliche Konventionen bedacht. Andererseits tun sich in Sachen Moralvorstellungen und Werten Abgründe auf. Der bekennende Linke und Großmeister des Films Luis Buñuel karikiert eiskalt die Bigotterie der besser gestellten Klasse und der Kirche.
Als Verehrer der surrealen Kunst baut Buñuel immer wieder einmal Traum- und sogar Traum-im-Traumsequenzen sowie überraschende Überspitzungen in den Film ein.
Die einzelnen Sequenzen wirken episodenhaft - wie Anekdoten - und sind immens unterhaltsam. Allerdings muss man auch das Eigenartige und manchmal Unerklärliche wertschätzen können. Der Film wirkt inhaltlich wie ein Gemälde von Salvador Dalí, wenn auch nicht ganz so übertrieben in der visuellen Darstellung.
Regie, Schauspiel und der Soundtrack sind tadellos. Es ist ein Film, der vielleicht bei einer Zweitsichtung noch ein Lieblingsfilm werden könnte.
Hitchcocks Lieblingsfilm von seinen eigenen Werken, der Thriller „Im Schatten des Zweifels“, hat durch übermäßige Hassbewertungen leider eine schlechte Durchschnittsbewertung. Wenn Hitchcocks frauenfeindliches „Marnie“ diese bekommen hätte, hätte ich es ja noch verstehen können. Aber bei diesem Film fielen mir tatsächlich nur sehr leichte Schwächen ins Auge. Ganz im Gegenteil, er ist gut gealtert und bietet spannende, anspruchsvolle Unterhaltung.
Hitchcock wählte hier ausnahmsweise einmal eine starke weibliche Hauptfigur. Charlotte (Teresa Wright), die sich gerne wie ihr Lieblingsonkel „Charlie“ nennt, ist ein Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden in einer typisch amerikanischen Mittelklasse-Familie. In diese fünfköpfige Familie nistet sich zur Freude aller der äußerst vorzeigbare Onkel Charlie (Joseph Cotton) ein, der aber offensichtlich eine dunkle Vergangenheit hat. Auf Charlottes anfängliche Schwärmerei folgt Ernüchterung, als sich ihr „Seelenverwandter“ Charlie in ihren Augen zunehmend verdächtig verhält.
Das Familienleben wird sehr pointiert dargestellt. Es ist schon sehr lustig, wenn die jüngere Tochter immer ein Buch in der Hand hält, etwa so, wie bei manchen Teenagern heute das Handy in der Hand klebt. Auch gibt es herrlich skurrile Nebenfiguren, wie der Freund des Vaters Herbert, der sich unentwegt Gedanken über einen perfekten Mord macht.
Es ist ein brillanter, oft amüsanter Film über das Erwachsenwerden, über Familie und dunkle Geheimnisse (die man als Kind besser nicht für sich behält), auch wenn die Kriminalgeschichte dabei nicht immer ganz schlüssig ist.
Von den Darstellern überzeugt insbesondere Joseph Cotton. Teresa Wright ist sehr charmant, aber auch etwas exaltiert.
Mit diesem Film kann man gut ältere Kinder an Thriller heranführen.
„Mandingo“ ist ein Blaxploitation-Reißer und Skandalfilm, der polarisiert. Richard Fleischer zeigt ein schonungsloses, vielleicht auch überspitztes, Bild des Sklavensystems in den Südstaaten der USA im 19. Jahrhundert, aber auch ein äußerst vielschichtiges Liebesdrama. Dieser berühmt, berüchtigte Film diente unter anderem Quentin Tarantino als Inspirationsquelle für „Django Unchained“.
Die Familie des Plantagenbesitzes wird hier erstaunlich psychologisch differenziert, tendenziell aber als moralisch verkommener, herrschsüchtiger „White-Trash“ porträtiert. Der moralische Verfall in diesem Sklavensystem findet sein metaphorisches Abbild in der heruntergekommenen Plantage, in der oftmals von Südstaaten-Slang durchzogenen fehlerhaften englischen Sprache und in diversen körperlichen Handicaps der herrschenden Klasse.
Wie hier mit den afro-amerikanischen Sklaven umgegangen wird, macht einfach nur sprachlos. Sie werden verbal aufs gröbste verletzt und wie Tiere behandelt, blutig geschlagen, „unsittlich“ berührt, zum Geschlechtsverkehr gezwungen, ihnen wird Bildung verweigert, Familien werden auseinander gerissen, sie werden zu Tötungen von ihresgleichen gezwungen, ungewollte Kinder werden getötet und ein Junge wird als Fußwärmer benutzt, damit das Rheuma „den Körper verlässt“! Dabei wird alles, bis auf Vergewaltigungen und Kindstötungen, auch explizit gezeigt.
Aber nicht nur Rassismus und Sklaverei werden angeprangert, sondern auch die Rolle der Frau in diesem System wird kritisch beleuchtet. Sie ist hier Täter und Opfer zugleich.
Alle Hauptfiguren auf Seiten des Plantagenbesitzes haben ein offensichtliches Handicap: Das knallharte und unbarmherzige Familienoberhaupt (James Mason) leidet unter Rheuma, sein Sohn (Perry King), der eine Sklavin liebt, humpelt aufgrund einer bleibenden Knieverletzung, seine bösartige, ungeliebte Ehefrau (Susan George) ist recht stumpfsinnig.
Die afroamerikanischen Hauptdarsteller haben unser Mitgefühl, die eine als hübsche Geliebte des Sohns (Brenda Sykes), und der andere als der zum Gladiator ausgebildete, stählerne Kampfsklave (Norton Mede), der seine Gegner töten muss.
Wer den extra brutalen Sklavenkampf hier gesehen hat, wird für andere Kämpfe, wie z.B. in den Rocky Filmen, nur noch ein müdes Lächeln übrig haben.
Der B-Film Charakter zeigt sich in den gutaussehenden, aber recht mittelmäßigen Schauspielern. Nur James Mason ist mit seiner nuancierten Darstellung wieder einmal über jeden Zweifel erhaben.
Der Soundtrack von Maurice Jarre untermalt das Geschehen perfekt. Es ist eine Mischung aus ironischer Schönwetter-Musik mit ein paar gezielt eingeworfenen Disharmonien und natürlich mit einigen Blues-Klängen.
Insgesamt gesehen wird hier natürlich der Voyeurismus bedient und so manche Geschmacksgrenze überschritten. Aber der Film legt nur den Finger in die Wunde und zeigt, zu welchem abscheulichen Verhalten Menschen generell in der Lage sind. Menschen, die von Hass und Gewalt bestimmt sind, sind letztlich dem Untergang geweiht. Irgendwann müssen sie für ihre Taten bezahlen.
„Thérèse Raquin“ hat den deutschen Titelzusatz „ - Du sollst nicht ehebrechen“. In den 1950er Jahren waren Filme noch überaus moralisch korrekt. So durfte damals unethisches Verhalten im Film nie ungestraft bleiben. Der moralische Zeigefinger war allgegenwärtig. Aber hier hat er dem Film jedenfalls nicht geschadet.
In dem zeitlos spannenden Thrillerdrama von Marcel Carné geht es um Zweckheirat, Abhängigkeiten, wahre Liebe, Totschlag und Erpressung.
Psychologisch sehr durchdacht, bleibt die Geschichte immer schlüssig - geradlinig und schnörkellos auf den Punkt perfekt von Carné inszeniert. Die passende und unaufdringliche Filmmusik von Maurice Thiriet wird relativ sparsam eingesetzt.
Carné durfte sich hervorragender Schauspieler bedienen, die sehr authentisch agieren. Die beiden Hauptdarsteller Simone Signoret und Raf Vallone bestechen zudem durch ihr Charisma. Der Film ist frisch wie eh und je. Er hat keinen Staub angesetzt.
Nur den moralisierenden deutschen Titelzusatz braucht niemand wirklich.
??? Es gibt gegenständliche und es gibt abstrakte Kunst.
Bezogen auf dem Film „Oldboy“ von Chan-Wook Park muss man dieses Werk wohl der abstrakten Kunst zurechnen.
Die einzelnen, oftmals sehr eindrucksvollen Szenen, wirken lose und manchmal zusammenhanglos. Dabei fällt es schwer, der Handlung zu folgen. Die Geschichte ist, wenn man sie denn versteht, ziemlich an den Haaren herbeigezogen, oftmals surreal.
Grob gesagt, handelt es sich um ein mitunter recht brutales und drastisches Rache-Drama. Der Geschäftsmann Dae-Su wird für 15 Jahre in einem Zimmer von einem Unbekannten gefangen gehalten. Schließlich gerät er unvermittelt in die Freiheit und versucht seinen Peiniger zu finden...
Der Film ist äußerst kunstvoll und kreativ. Kamera, Beleuchtung und Szenenbild sind großartig. Auch versprüht der stilbildende Film viel koreanische Originalität.
INTERPRETATIONS-SPOILER:
Die Stilmittel des Regisseurs habe ich bereits zu Beginn des Films so interpretiert, dass die Hauptfigur eine psychische Störung mit einer Wahrnehmungsverzerrung hat. Im Verlauf des Films kam ich auf den Gedanken, dass Dae-Su vielleicht auch schizophren sein könnte und eine gespaltene Persönlichkeit hat sowie dass der Film ausschließlich aus seiner Sicht erzählt wird. Mir kam die Idee, dass Dae-Su und sein Gegenspieler Woo Jin-Lee vielleicht ein und dieselbe Person sind. Das „gute“ Ich Dae-Su ist das unwissende und unschuldige Opfer. Woo Jin-Lee, das böse (jüngere) Ich, hatte offensichtlich eine inzestuösen Beziehung zu seiner Schwester und konnte ihren tödlichen Unfall nicht verhindern. Vielleicht redete Woo Jin-Lee Dae-Su das inzestuöse Verhältnis zu seiner Tochter nur ein, sodass es ein Hirngespinst ist und aus seinem Schuldkomplex resultiert. Der Kampf der beiden Gegenspieler ist vielleicht nur ein Kampf ums Vergessen und Verdrängen der Jugendsünden. Dae-Su fühlte sich möglicherweise nur 15 Jahre (wie ein Verbrecher!) eingesperrt.
Bei der Hypnose gab es einmal, meine ich, einen Hinweis auf die zwei Persönlichkeiten.
Das Ende kann man auch so deuten, dass Dae-Su psychisch krank ist und eine Hypnose, die der Heilung dienen sollte, ihm klar machen soll, dass er eine verdrängte, inzestuöse Beziehung zu seiner Tochter hatte und diese nicht mehr wie vorher „lieben“ kann und darf.
Aber es kann auch sehr gut sein, dass ich insgesamt zu viel in diesen Film hineininterpretiert habe. Das sind auch nur erste Gedanken, die mir bei der Erstsichtung dieses Films kamen. Bei Wikipedia habe ich nur etwas zur vordergründigen Geschichte gefunden.
In dem anspruchsvollen und wendungsreichen Justizthriller „Nacht über Manhattan“ von Sidney Lumet geht es um die Aufdeckung von Korruption bei der New Yorker Polizei und Handeln in rechtlichen Grauzonen. Abgesehen von einer größeren Schießerei-Szene zu Beginn des Films, schildert Lumet kammerspielartig mit der nötigen Ruhe Verfehlungen und Verflechtungen der New Yorker Polizei und Justiz. Der unerfahrene Absolvent eines Jura-Studiums und Sohn eines Polizisten (Andy Garcia) wird als angehender Staatsanwalt mit einem vermeintlich eindeutigen Fall beauftragt. Doch der Angeklagte wird von einem idealistischen Star-Anwalt (Richard Dreyfuss) vertreten, der mit der Übernahme des Falls einen Frontalangriff auf die New Yorker Polizei starten möchte.
Lumet geht einerseits mit einer gehörigen Portion düsteren Realismus ans Werk, andererseits sind die charaktervollen Nebenfiguren auch leicht überzeichnet, um der Geschichte mehr Leben einzuhauchen und Würze zu geben. Er holt aus seinen Darstellern wieder einmal ein Maximum heraus. Hier stimmt jede Geste und jede Regung, gepaart mit dem typischen, manchmal etwas lauten Temperament der New Yorker. Es ist ein komplexer Film fernab von eingetretenen Erzählstrukturen und der Glitzerwelt des Hollywood Kinos, fernab von Gut und Böse. Auch das Spannungsverhältnis Recht und Gerechtigkeit wird thematisiert.
Der kühle Jazz Soundtrack von Mark Isham untermalt das Geschehen perfekt.
Das Liebesdrama „Die Dinge des Lebens“ von Claude Sautet ist ein zeitloses, extrem originelles Meisterwerk des französischen Kinos. Mit einer poetisch anmutenden Leichtigkeit werden die kleinen und die großen Dramen, aber auch die schönen Momente, einer Beziehung geschildert. Die Erzählstruktur ist lose, wie Erinnerungsfragmente.
Schon zu Beginn des Films ist zu erkennen, dass der Protagonist (Michel Piccoli) die Kontrolle über seinen wunderschönen Alfa Romeo verliert. Dieses Unglück wird absolut brillant, in kleinen, andeutenden Puzzlestücken über den ganzen Film hinweg, in Szene gesetzt. Der Unfall wird visuell gedehnt, die Beziehungsgeschichten werden dazwischen episodenhaft abgespult. Es sind genau die Schrecksekunden bei einem Unfall, an denen im wahrsten Sinne des Wortes gedanklich das Leben an einem vorbeizieht. Es erscheinen „Dinge des Lebens“ vor dem inneren Auge, die genau in dem Moment wichtig sind.
Mit den überaus charismatischen Michel Piccoli und Romy Schneider in den Hauptrollen hat Sautet eine ideale Besetzung gefunden. Es ist immer wieder eine Freude, diesen Ausnahmestars bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Sautet inszenierte das Drama makellos und äußerst kreativ. Den angenehmen und stimmungsvollen Soundtrack steuert Philippe Sarde bei.
Schade, dass der andere Kommentarschreiber des Films „Der Gefangene der Teufelsinsel“ (er hat erst ganze zwei Bewertungen), so „großzügig“ war und 0 Punkte vergeben hat. Da müsste ich mindestens 14 Punkte vergeben, damit der Film eine akzeptable Durchschnittsbewertung erzielt.
Kurz und knackig schildert Ken Russell in diesem Film die wichtigsten Fakten, die man zur politisch skandalösen Dreyfus-Affaire in Frankreich (1894-1906) wissen sollte.
Der jüdische Hauptmann Dreyfus wurde damals aufgrund unzureichender Beweise des Geheimnisverrats beschuldigt, verurteilt und entehrt auf die „Teufelsinsel“ in Isolationshaft verbannt. Er soll wichtige Informationen an das damals verfeindete Deutschland geliefert haben.
Oberst Picquart, als neuer Chef des Geheimdienstes, bemerkt dieses und einige andere Ungereimtheiten. Bei der Aufklärung des Falls gerät er in ein Geflecht von Intrigen, gefälschter Beweismittel und Vertuschungen, das bis an die Spitze des Militärs und der Politik ragt. Dabei begibt er sich zunehmend selbst in Gefahr. Er steht dabei in dem ständigen Konflikt als Soldat einerseits patriotisch zu handeln, um Schaden vom Militär sowie Politikern möglichst abzuwenden und andererseits seinem Gewissen zu dienen und seinem Gerechtigkeitsgefühl Folge zu leisten.
Kammerspielartig, mit einer feinen Ausstattung versehen, inszenierte Ken Russell diese geschichtliche Lehrstunde versiert und mit gelungenen Aufnahmen für das amerikanische Privatfernsehen. Die Dialoge sind erlesen und bringen die Konfliktsituationen auf den Punkt. Russell bediente sich dabei erstklassiger, meist englischer Charakterdarsteller wie Oliver Reed, Jeremy Kemp und Peter Vaughan.
Die Hauptrolle hat der Amerikaner Richard Dreyfuss, allerdings nicht als Hauptmann Dreyfus, sondern als Oberst Picquart. Dreyfuss füllt diese Rolle als äußerst versierter Mime perfekt und mit der nötigen Zurückhaltung aus. Er hat den Film auch mit produziert.
Die gesellschaftlich relevanten Themen der Dreyfus-Affaire: der Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung, Gerechtigkeit, Mut und Rückgrat sind zeitlos.
Der Aufhänger, mit dem der Justizskandal erzählt wird, und der Bezug zum Buch „The Prisoner of Honor“, auf dem der Film beruht, lässt einen am Ende allerdings staunen.
Etwas detailreicher, aber leider auch langatmiger, ist Roman Polanskis schön bebilderter Film „Intrige“ aus dem Jahre 2019 zum selben Thema.
Die erfolgreiche und sehr unterhaltsame Miniserie „Bodyguard“ ist ein raffiniert erzählter Politkrimi in bester britischer Whodunit-Tradition und keinesfalls mit dem bekannten Kevin Costner/Whitney Huston Film zu verwechseln. Die Geschichte ist (allein schon durch die Lauflänge) bedeutend komplexer und weist viele zeitpolitische Bezüge auf.
Der Leibwächter darf hier die äußerst ambitionierte britische Innenministerin (Keeley Hawes) beschützen. Diese schafft sich mit ihrem harten innenpolitischen Kurs viele Feinde, sodass die Aufgabe, ihr Schutz zu bieten, eine besondere Herausforderung darstellt.
Die Kriminalgeschichte wird auch hier mit einer heißen Affäre garniert. Die Liebesszenen sind der heutigen Zeit gemäß deutlich expliziter als im gleichnamigen Vorläufer-Film.
Handwerklich gekonnt gemacht, durch einen druckvollen, minimalistischen Soundtrack mit elektronischer Musik unterstützt, wird insgesamt spannende Unterhaltung geboten.
Die Darsteller sind allesamt überzeugend. Richard Madden als attraktiver Bodyguard zieht alle Register seines schauspielerischen Könnens und wurde dementsprechend mit einem Golden Globe als bester Darsteller einer Dramaserie belohnt. Optisch erinnert er immer wieder stark an den jungen Robert Wagner! 😀
Auch wenn es gelegentliche Längen, kleinere Ungereimtheiten und Übertreibungen (Eigenheiten praktisch aller Whodunits) gibt, ist das Jammern auf sehr hohem Niveau. An derartige Serien sollte man nicht unbedingt mit einem übertriebenen Sinn für Realismus herangehen.
Schöne Idee für eine Liste! Ich hätte da noch: „ Vergiss mein nicht“, „Hände weg von Mississippi“, „Drive“, „Der Himmel soll warten“ und „Du sollst mein Glücksstern sein“.
„Sie nannten ihn Knochenbrecher“ ist eine Martial-Arts-Komödie mit dem unkaputtbaren Jackie Chan zu Beginn seiner großen Karriere.
Die Geschichte bietet nichts Neues: Ein verzogener Bengel findet seinen Meister und darf sich, vor allem in diversen Zweikämpfen, bewähren und wachsen.
Das Budget ist im Vergleich zu Chans späteren Filmen noch ein wenig karg und die Stunts noch nicht so aufwendig. Aber die Kampfchoreografie ist wieder einmal eine Klasse für sich und Chan darf sein großes Ausnahmetalent zeigen. Auch finden sich hier immer wieder viel schwarzer, echt chinesischer Humor und liebenswerte, überzeichnete Typen. Sehr schön ist, dass vermeintlich Schwache ganz stark auftreten dürfen und für diverse Überraschungen sorgen. Das Kampftraining beim großen Meister gleicht allerdings schon eher einer Folter.
So richtig politisch korrekt ist es sicherlich aus heutiger Sicht auch nicht mehr, wenn der Lehrmeister ein Trunkenbold ist und einen besonders effektiven Kampfstil der „Acht betrunkenen Gottheiten“ vermittelt. Dabei muss sich auch der Schüler einiges genehmigen. Wobei die Schattenseiten des Entzugs beim alkoholkranken Großmeister zumindest kurz gezeigt werden. Letztlich hat das Ganze schon einen kindlichen Charme und zumindest für Fans einen großen Unterhaltungswert.
Super Liste! Mir fällt ganz spontan „Lolita“ von Stanley Kubrick (ein sehr, sehr zweifelhafter Ersatzvater!), „Iwans Kindheit“ von Andrei Tarkowski (Soldaten als Ersatzväter) und Matilda nach Roald Dahl (die Lehrerin als Ersatzmutter) ein. Ansonsten natürlich eine „Oliver Twist“ Verfilmung nach Wahl. „Ersatzmütter und Ersatzväter“ ist auch ein Thema bei gefühlt 50 0/00 aller Disney Verfilmungen und generell bei Märchen.
Nicholas Ray hat mit „König der Könige“ einen beeindruckenden, klassischen Monumentalfilm mit grandiosen Aufnahmen über die Lebensgeschichte Jesu Christi geschaffen. Allerdings habe ich mich immer gefragt, wieso er erst ab 16 freigegeben ist. Übertrieben grausam ist er jedenfalls aus heutiger Sicht trotz einiger Kampfszenen zwischen Römern und Juden sowie auch der Kreuzigungsszene nicht.
Allerdings wird die Lebensgeschichte Jesu Christi ohne die aus einigen seiner Wunder resultierenden Fantasy-Elemente dargestellt. Diese werden lediglich in Gesprächen erwähnt, sodass es den Zuschauern überlassen bleibt, sie zu deuten. Jesus wird hier recht distanziert, fast eher als eine historische Figur gezeigt.
Der Fokus liegt tatsächlich nicht nur auf Jesus, sondern auch auf Johannes dem Täufer, dem sündigen König Herodes Antipas samt Familie, dem unerbittlichen römischen Statthalter Pontius Pilatus, dem römischen Sympathieträger Lucius und dem jüdischen Rebellen Barabbas. Diese "Entzauberung" der Jesusfigur und die generell größere Sensibilität bei Gewaltdarstellungen führte womöglich damals zu einer Altersfreigabe von 16 Jahren.
Selbst für Nicht-Christen weist dieser Film viele interessante historische Bezüge auf und sollte eigentlich fester Bestandteil der Allgemeinbildung sein.
Gerade weil diese Verfilmung nicht alle Grausamkeiten der damaligen Zeit zeigt, ist sie meiner Meinung nach auch für Kinder ab ca. 10 Jahren sehenswert. Allerdings ist die geschliffen komplexe und oftmals altertümliche Sprache sicherlich die größte Hürde des Films.
Jeffrey Hunter ist mit seinen strahlend blauen Augen ein äußerst ansehnlicher Jesus, auch wenn Jesus höchst wahrscheinlich braune Augen hatte! Manche Darsteller, vor allem Siobhan McKenna als Maria, spielen leicht übertrieben, andere wiederum auf den Punkt überzeugend. Der Soundtrack von Miklos Rozsa ist trotz einer gewissen Schwülstigkeit passend bombastisch und sakral.
Im Streaming-Abo! „Die Stunde wenn Dracula kommt“ klingt nach einem billigen Gruselreißer, tatsächlich ist es ein von Mario Bava überaus gekonnt inszenierter Horrorfilm klassischer Erzählart. Den Titel hätte man allerdings ruhig mit „Die Maske des Dämonen“ wortgetreu übersetzten können. Aber der englische Titel ist mit „Black Sunday“ ebenfalls keine wörtliche Übersetzung.
Hier geht es nicht um Dracula, sondern um die „Hexe“ Asa, die durch einen unglücklichen Zufall im 19. Jahrhundert in Russland wieder zum Leben erweckt wird und zusammen mit Ihrem ebenfalls „auferstandenen“ Vampir-Ehemann den blaublütigen Nachfahren nach dem Blut trachtet.
Die effektvollen Schwarz-Weiß-Bilder versprühen einen herrlich gotischen Horrorcharme: Wir sehen einen finsteren Wald, eine Ruine mit Gruft, viele Spinnengewebe, ein altes Schloss, rätselhafte Familienportäts, Geheimgänge, Falltüren, orthodoxe Kreuze, einen Friedhof im Nebel und durch eine hervorragende Maske verunstaltete Gesichter. Natürlich dürfen gelegentliches Wolfsgeheule und Windgeräusche nicht fehlen.
Im Kontrast zu all dem Grauen steht der mit blendender Schönheit gesegnete Hauptdarsteller und Held des Gruselvergnügens John Richardson. Da kann selbst die weibliche Hauptdarstellerin Barbara Steele, die zudem am Overacting krankt, nicht mithalten.
Die Kamera wird immer wieder erstaunlich einfallsreich dirigiert und der Soundtrack bietet eine passende Untermalung. Zu sehen war offensichtlich die U.S.-Version. Die in der deutschen Version geschnittenen Stellen wurden durch englisch synchronisierte Szenen ergänzt.
„Love, Simon“ von Greg Berlanti ist die amüsante Bestsellerverfilmung des Coming of Age Romans „Nur drei Worte“ von Becky Albertalli über das Outing eines homosexuellen Jugendlichen.
Ja, es ist ein waschechter, typisch amerikanischer Feelgood-Film. Überwiegend tritt der Film als schwungvolle Highschool-Komödie in bester John Hughes Tradition in Erscheinung: hervorragende jugendliche Darsteller, allen voran ein äußerst sympathischer Nick Robinson als Simon, ein schön schräger Logan Miller und eine liebenswerte Alexandra Ship, dazu eine gehörige Portion Witz innerhalb geschmacklicher Grenzen, gelungene Dialoge und zum Ende hin ganz viel Gefühl.
Allerdings wird hier auch viel überzeichnet, beschönigt und vereinfacht. Der Film soll niemandem weh tun. Er ist auf jeden Fall ein lobenswertes Plädoyer für mehr Toleranz. Letztlich ist es ein typischer Hollywood- Unterhaltungsfilm, nicht mehr und nicht weniger.
Für viele ist Margaret Rutherford die legendäre, geistesbrillante Miss Marple, schön in schwarz-weiß gehalten. In dieser farbenfrohen „Geisterkomödie“ von David Lean darf sie in ihrer unnachahmlich schrägen Art ein Medium sein, das Kontakt zu Verstorbenen herzustellen vermag.
Doch beim Klopfen und Stühlerücken bleibt es bei der von dem vergeistigten Charles Condomine (Rex Harrison) und seiner scharfzüngigen Ehefrau Ruth (Constance Cummings) initiierten Séance nicht. Bald schon wird das entgeisterte Paar von Charles erster, vor einigen Jahren verstorbenen, Ehefrau Elvira (Kay Hammond) heimgesucht. Mit ihrem grünschimmernden Look wird Elvira immer mehr zum Plagegeist. Die beiden Damen, Ruth und die geisterhafte Ex, sind sich nicht grün und kultivieren ein feindschaftliches Gefühl der Eifersucht. Bald schon gibt es daher zwei nervige Plagegeister. Also wird das Medium in der Funktion als mögliche Geisterjägerin wieder einbestellt...
Die Geistergeschichte ist zwar ganz nett mit manch geistreichem Dialog, mitunter wirkt sie aber auch etwas unausgegoren, wenn nicht gar geistlos. Einzig die Auftritte der Rutherford können richtig begeistern.
Beeindruckende Liste! Selbst bei meiner Lieblingsfilmstar-Liste (beide Geschlechter) komme ich nicht auf 100. Serien-Lieblingsstars wären es noch deutlich weniger. Da schaue ich wohl nicht genug Serien 😅. Aber James Spader in Boston Legal sowie Herbst und Mädel in Stromberg von Deiner Liste sind auf jeden Fall auch meine ganz großen Serienstar-Favoriten.
„Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen“ heißt jetzt „Johnny Guitar - Gejagt, gehasst, gefürchtet“. War den Verleihern „... Wenn Frauen hassen“ vielleicht zu krass und nicht „korrekt“ genug? Warum haben sie dann nicht gleich den deutschen Titelzusatz wie im Original weggelassen???
Nicholas Ray schuf seinerzeit mit diesem Film ein Novum, einen von Frauen dominierten Western. Die Männer sind hier allenfalls Handlanger der beiden Damen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen, so auch Johnny Guitar (Sterling Hayden). Die Story ist für einen Western differenziert, die Spannung und Action genretypisch.
Ray arbeitet bei der Bekleidung seiner Figuren, wie bereits in seinen anderen Werken, wieder mit kräftigen, klaren Farben und setzt auch hier auf Farbpsychologie. Die Inszenierung ist schon sehr gekonnt, wenn Joan Crawford in einer Schlüsselszene ein prächtiges weißen Kleid trägt, um visuell ihre Unschuld und Seriosität zu beteuern. Die beiden sich hassenden Damen wirken aber leider etwas übertrieben hart, da wäre weniger Overacting besser gewesen.
Sterling Hayden tritt als Johnny Guitar etwas lustlos und wenig charismatisch in Erscheinung. Dennoch ist die Figur des rätselhaften Fremden, der zunächst nur mit einer Gitarre „bewaffnet“ ist, stilbildend. Was bleibt, ist ein aufgrund seiner Originalität überdurchschnittlicher Western. Mit Rays Meisterstücken „.. denn sie wissen nicht was sie tun“ und „Bigger Than Life“ kann „Johnny Guitar“ in meinen Augen allerdings nicht mithalten, da dieser Western leider im Vergleich zu den anderen beiden Werken schon etwas Staub angesetzt hat.
Nicholas Ray ist auf jeden Fall ein künstlerisch begabter Ausnahmeregisseur Hollywoods, der grandiose, unterhaltsame und anspruchsvolle Werke jenseits des Hollywood-Mainstreams geschaffen hat.
Die Satire Tiara Tahiti „Tag der Rache“ ist ein amüsantes, etwas angestaubtes Frühwerk Ted Kotcheffs mit dem die britische und westliche Lebensart karikiert wird.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht der „Konflikt“ des Ehrgeizlings aus einfachen Verhältnissen Southey (John Mills) mit dem sorglosen Lebenskünstler aus gutem Hause Aimsley (James Mason), die sich seit der Jugend kennen. Zunächst begegnen sie sich beim Militärdienst im Nachkriegsdeutschland und später auf Tahiti. Southey ist extrem gewissenhaft und für die große Karriere wie geschaffen. Dennoch lässt er sich immer wieder von Aimsley verunsichern, der das Selbstbewusstsein des gehobenen Standes ausstrahlt.
Kritisch beäugt wird hier nicht nur das britische Standesdenken, die Dekadenz der „höher“ Geborenen und dass Leistungsbereitschaft nicht notwendigerweise zu sozialer Anerkennung und Selbstbewusstsein führt, wenn die Herkunft nicht passt. Auch das Militär, das vom illegalen Schwarzmarkt profitiert, bekommt sein Fett weg.
Auf Tahiti finden sich offensichtlich diverse Ausbeuter:
Aimsly ist letztlich ein fragwürdiger Typ, ein Lebenskünstler in permanenter Geldnot, der sich eine junge Eingeborene als Geliebte hält („Ich glaube, ich liebe dich fast auch“) und sich durchs Leben lügt.
Southey möchte in seinem geschäftlichen Übereifer die Insel touristisch noch mehr erschließen. Dann gibt es noch einen dummen, eitlen amerikanischen Nichtstuer, der auf seiner Yacht lebt und Bodybuilding betreibt, zwei englische Touristinnen, die eigentlich lieber in Nizza wären und mit den Eingeborenene etwa so sprechen: „ Ich dürfen Foto machen mit dich und groß Fisch?“ und ehemalige europäische Politiker, die in ihrem Heimatland mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und auf Tahiti dann wieder Karriere machen.
Schließlich gibt es noch den britischen Schauspieler Herbert Lom als unsympathischen, geschäftstüchtigen und skrupellosen Chinesen (schon aus diesem Grund würde man diesen Film wohl nicht mehr im Fernsehen zeigen). Der „Chinese“ und der Bodybuilder versuchen die hübsche Eingeborene ebenfalls für sich zu gewinnen. Sie würde tatsächlich am liebsten Tahiti verlassen und in eine vermeintlich bessere Zukunft reisen. Letztlich müssen alle Lehrgeld bezahlen.
Schade, schade leider hatte ich mir von „Silver Linings“ von David o. Russell doch inhaltlich mehr versprochen. Nur zögerlich gebe ich dieser wohl kalkulierten Tragikomödie mit dem Zertifikat: „typisch Hollywood“ 7 Punkte. Diese resultieren aus dem guten Willen der Filmemacher breiten Massen psychische Erkrankungen wie Bipolare Störung und Depression näher zu bringen, einigen schönen Momenten im Film und dem großartigen Schauspiel der Jennifer Lawrence als Tiffany, die zurecht für ihre Rolle mit einem „Oscar“ für die beste Hauptrolle belohnt wurde. Doch auch Bradley Cooper überzeugt als Pat Peoples, während Robert De Niro als sein Vater wieder einmal routiniert seine typischen urigen, zerknitterten Gesichtsausdrücke abliefert, die zwar wenig Neues bieten, aber auf jeden Fall immer nett anzuschauen sind.
Ansonsten ist alles zu sehr auf oberflächliche Gefälligkeit getrimmt. Es ist mehr eine typische, unterhaltsame RomCom, als ein Film, der sich ernsthaft und glaubwürdig mit den psychischen Erkrankungen der Hauptpersonen befasst.
Drei Dinge störten mich an dem Drehbuch besonders:
1. Der kauzige Psychiater, der Pat behandelt, gesellt sich nach einem Footballspiel wie selbstverständlich zu der Familie Peoples und besucht diese im elterlichen Haus. Seriöse Psychiater würden aber niemals freundschaftlichen privaten Kontakt zu ihren Patienten und deren Familien suchen, sondern ein distanziert professionelles Arzt-Patienten Verhältnis wahren.
2. Gegen Pat ergingen wegen eines Gewaltausbruchs diverse Einstweilige Verfügungen. Daher stand er unter Polizeibeobachtung, um zu verhindern, dass er wieder gewalttätig wird. Dennoch bleibt ein Fauststoß im Footballstadion trotz Polizeieinsatz für ihn ohne Folgen.
3. Sehr unglaubwürdig sind auch die völlig hirnverbrannten Wetten des Vaters, mit denen er anscheinend um beträchtliche Vermögenswerte spielt. Niemand aus der Familie versucht ihn daran zu hindern oder scheint deswegen besorgt zu sein.
Die Figuren entwickeln sich insgesamt schon arg verkürzt Richtung Friede Freude Eierkuchen.
„Insel der Gewalt“ von Leslie Stevens ist eine experimentelle Low-Budget-Produktion zwischen Trash und Genialität. Dieser naturalistische und realistische Historien- und Piratenfilm stemmt sich bewusst gegen viele Sehgewohnheiten des Hollywoodkinos und wurde in nur 17 Tagen auf der Insel Catalina, U.S.A., gedreht.
Einer Familie mit zwei kleinen Jungs, Vater und Mutter waren ehemalige Hausangestellte, wird eine unerschlossene kalifornische Insel vermacht. Hier haben sich allerdings Fischer breitgemacht, die die Familie vertreiben möchten. Die Mutter ist eine sehr religiöse Frau und der Meinung, sie könnte die Fischer allein mit der helfenden Hand Gottes vertreiben. (Eine ähnliche Rolle hatte Grace Kelly in „Zwölf Uhr Mittags“). Unterstützt wird die Familie, die unbedingt sesshaft werden möchte, schließlich von einem griesgrämigen schiffbrüchigen Piraten (James Mason: „I am a pirate! I don‘t pull a plough!“).
Zum Thema Trash: Kate Manx (Ehefrau des Regisseurs!) mimt die Mutter der Familie zu Beginn des Films so übertrieben und schlecht, dass es unfreiwillig komisch wirkt. Spätere Szenen gelingen ihr aber besser. Alle anderen Darsteller wissen dagegen zu überzeugen, immerhin ist eine beachtliche Nebendarstellerriege mit an Bord: Neville Brand, Warren Oates, Harry Dean Stanton und Rip Torn!
Es ist ein Piratenfilm ohne Piratenschiff und Seeschlachten, ohne Studioaufnahmen, gedreht wurde an der frischen Luft. Es gibt keine Häuser, nur behelfsmäßige Unterkünfte. Eine Prügel-Szene wurde ein wenig unrund, wuselig inszeniert. Dadurch wirkt sie zumindest realistischer. Es gibt gelegentlich sehr lange, Dialog-lastige Szenen ohne Schnitte und auch immer einmal wieder interessante und ungewöhnliche Kameraperspektiven.
Der Showdown beinhaltet einen wirklich gelungenen und ungewöhnlich inszenierten Säbelkampf. Dabei wirkt es fast so, als ob die Darsteller immer auf die Kamera eingeschlagen hätten. Dies wurde dann sehr schnell im Wechsel montiert.
Mason, der diesen Film co-produzierte, wollte nach seinem Erfolg mit Stanley Kubricks Film „Lolita“ bewusst eine Hollywood-Auszeit nehmen. Für ihn war es ein „Ferienprojekt“. Sein Sohn Morgan spielt den älteren der beiden kleinen Söhne.
Gesehen habe ich den Film als spanische DVD-Veröffentlichung.
„There will be blood“, genau dieses liegt unheilvoll regelrecht in der Luft in diesem düsteren und komplexen Neo-Western von Paul Thomas Anderson, der unter die Haut geht. Damit das klar ist, es handelt sich hier nicht um einen klassischen Western mit Schusswechsel. Gewaltdarstellungen sind hier unfallbedingt, oftmals psychologisch subtil, mitunter aber auch aus einer eruptiven Aggressivität heraus.
Einen Sympathieträger sucht man vergebens.
Vordergründig geht es um einen Ölmann (Daniel Day-Lewis), einem Selfmademan, der sich aus dem Nichts heraus langsam hocharbeitet, um seinen Quasi-Gegenspieler, einen fanatischen Kirchenmann (Paul Dano) und um Vater-Sohn-Beziehungen.
Hintergründig geht es um Einsamkeit, berechnenden Überehrgeiz, Homophobie und Wahnsinn.
Dieses Amerika zeigt seine Fratze: selbstzerstörerischer Turbokapitalismus, trügerische Heilsversprechen und (religiöser) Fanatismus. Ideale werden mit Füßen getreten. Auch macht viel Geld keinen feinen Menschen und vor allem nicht glücklich. Die Gegenspieler kommen sich (innerlich) dabei erstaunlich nah.
Kamera und die Szenenbilder sind erstklassig und fangen die düstere Stimmung exzellent ein. Allerdings ist die Filmmusik von Jonny Greenwood mitunter extrem nervenzerrend.
Daniel Day-Lewis legt wieder einmal einen darstellerischen Kraftakt zutage und wurde mit einem „Oscar“ als bester Hauptdarsteller belohnt. Er ist für mich mit seiner Wandlungsfähigkeit und seinem extrem offensiven Schauspiel der Marlon Brando der heutigen Zeit. Aber auch Paul Dano weiß zu überzeugen.
Dieses beklemmende Meisterwerk ist zumindest künstlerisch ein Genuss, und der letzte Satz ist auf jeden Fall sehr aussagekräftig.
Helen Mirren war schon sehr mutig, wenn sie in einem ihrer ersten Spielfilme „Age of Consent“ von Michael Powell gleich sämtliche Hüllen fallen ließ. Dabei hatte sie sich ihre Sporen als Schauspielerin und Mitglied der „Royal Shakespeare Company“ bereits verdient. Damit nicht etwa Missverständnisse aufkommen sollten, wurde hierauf auch bei ihrer Namensnennung gleich zu Beginn des Films hingewiesen.
Die Vorlage liefert Norman Lindsay, der mit seinen Bildern nackter Sirenen Weltruhm erlangte. Sein alter ego verkörpert hier der rund 60-jährige, extrem fitte und tiefenentspannte James Mason. Er folgt dem Rat von Freunden und gönnt sich als Maler eine kreative Pause auf der australischen Insel Dunk Island am Great Barrier Reef. Hier leben nur etwa eine Handvoll Menschen, die allesamt ziemlich schräg sind. Die junge Frau Cora („Wildfang“ Helen Mirren) nimmt Kontakt zu dem Künstler auf. Dieser entdeckt sie zunehmend als Muse für seine Gemälde.
Mason ist bei all diesen Typen im Film der ruhende Pol, der sich niemals aufdrängt. Die Randfiguren dürfen schrill und gelegentlich nervig sein, werden aber alle auf schöne Art und Weise abgestraft. Komödiantischer Höhepunkt ist sicherlich die „Vergewaltigung“ seines liebeshungrigen Freundes durch eine noch liebeshungrigere Nachbarin.
An Handlung darf man nicht zu viel erwarten. Alles plätschert so vor sich hin. Dafür erwarten einen spektakuläre Insel- und Unterwasseraufnahmen (inklusive einer hüllenlosen Mirren), ein bildhübscher Bootsjunge und echtes 1960er Feeling. Bis auf die Nacktszenen ist der Film aber zurückhaltend züchtig.
Seinerzeit wurde der Film, der in Australien ein großer Erfolg war, geschnitten. Auch existieren zwei unterschiedliche Filmmusiken zu diesem Film. Die Langfassung mit dem von Michael Powell ursprünglich vorgesehenen Soundtrack vor einigen Jahren wiederaufgeführt und auf einer britischen DVD neben der geschnittenen Version veröffentlicht. Zu der (ausverkauften) deutschsprachigen Version kann ich leider nichts sagen.
Meine Hände, die hier tippen, wissen anscheinend gerade nicht, was sie tun. Fakt ist „The Voice Kids“ ist weder ein Film, noch eine Serie in eigentlichem Sinne, sondern eine verdammte „Reality Show“ aus dem Privatfernsehen, (würg)! Um so etwas mache ich natürlich, wie auch alle anderen hier, normalerweise einen naserümpfenden großen Bogen.
Aber, aber „The Voice Kids“ ist irgendwie einfach nur süüüüüßßß - bestes familientaugliches Wohlfühlfernsehen, extrem professionell gemacht.
Zumindest die Augen unserer Mädels leuchten immer wieder vor Glück, wenn die sympathischen Juroren bestens gelaunt wieder einmal Schabernack treiben und die Kinder mit ihren Gesangsdarbietungen immer einmal wieder mit unglaublichem Talent verblüffen. Sicherlich wird hier nichts dem Zufall überlassen. Jeder Lacher, jedes Tränchen im Auge (normalerweise Tränen der Rührung), jede emotionale Regung wird zelebriert. Der Unterschied zu anderen Casting-Shows mit Jury ist, dass der Schmuddel- und Prollfaktor weitestgehend fehlt und auch dass niemandem hier wirklich weh getan wird.
Die musikalischen Einlagen fördern immer einmal wieder Erstaunliches zutage: jedes Genre ist mit Klassikern der Musikgeschichte vertreten. Das sorgt für Abwechslung und fördert vielleicht auch die musikalische Bildung bei denjenigen Interessierten, die nicht Zugang zu Derartigem haben.