MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    Im Streaming-Abo! „Die Stunde wenn Dracula kommt“ klingt nach einem billigen Gruselreißer, tatsächlich ist es ein von Mario Bava überaus gekonnt inszenierter Horrorfilm klassischer Erzählart. Den Titel hätte man allerdings ruhig mit „Die Maske des Dämonen“ wortgetreu übersetzten können. Aber der englische Titel ist mit „Black Sunday“ ebenfalls keine wörtliche Übersetzung.
    Hier geht es nicht um Dracula, sondern um die „Hexe“ Asa, die durch einen unglücklichen Zufall im 19. Jahrhundert in Russland wieder zum Leben erweckt wird und zusammen mit Ihrem ebenfalls „auferstandenen“ Vampir-Ehemann den blaublütigen Nachfahren nach dem Blut trachtet.
    Die effektvollen Schwarz-Weiß-Bilder versprühen einen herrlich gotischen Horrorcharme: Wir sehen einen finsteren Wald, eine Ruine mit Gruft, viele Spinnengewebe, ein altes Schloss, rätselhafte Familienportäts, Geheimgänge, Falltüren, orthodoxe Kreuze, einen Friedhof im Nebel und durch eine hervorragende Maske verunstaltete Gesichter. Natürlich dürfen gelegentliches Wolfsgeheule und Windgeräusche nicht fehlen.
    Im Kontrast zu all dem Grauen steht der mit blendender Schönheit gesegnete Hauptdarsteller und Held des Gruselvergnügens John Richardson. Da kann selbst die weibliche Hauptdarstellerin Barbara Steele, die zudem am Overacting krankt, nicht mithalten.
    Die Kamera wird immer wieder erstaunlich einfallsreich dirigiert und der Soundtrack bietet eine passende Untermalung. Zu sehen war offensichtlich die U.S.-Version. Die in der deutschen Version geschnittenen Stellen wurden durch englisch synchronisierte Szenen ergänzt.

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      MareikeHB 29.03.2021, 23:15 Geändert 29.03.2021, 23:31

      „Love, Simon“ von Greg Berlanti ist die amüsante Bestsellerverfilmung des Coming of Age Romans „Nur drei Worte“ von Becky Albertalli über das Outing eines homosexuellen Jugendlichen.
      Ja, es ist ein waschechter, typisch amerikanischer Feelgood-Film. Überwiegend tritt der Film als schwungvolle Highschool-Komödie in bester John Hughes Tradition in Erscheinung: hervorragende jugendliche Darsteller, allen voran ein äußerst sympathischer Nick Robinson als Simon, ein schön schräger Logan Miller und eine liebenswerte Alexandra Ship, dazu eine gehörige Portion Witz innerhalb geschmacklicher Grenzen, gelungene Dialoge und zum Ende hin ganz viel Gefühl.
      Allerdings wird hier auch viel überzeichnet, beschönigt und vereinfacht. Der Film soll niemandem weh tun. Er ist auf jeden Fall ein lobenswertes Plädoyer für mehr Toleranz. Letztlich ist es ein typischer Hollywood- Unterhaltungsfilm, nicht mehr und nicht weniger.

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        MareikeHB 28.03.2021, 23:44 Geändert 13.05.2021, 17:51

        Für viele ist Margaret Rutherford die legendäre, geistesbrillante Miss Marple, schön in schwarz-weiß gehalten. In dieser farbenfrohen „Geisterkomödie“ von David Lean darf sie in ihrer unnachahmlich schrägen Art ein Medium sein, das Kontakt zu Verstorbenen herzustellen vermag.
        Doch beim Klopfen und Stühlerücken bleibt es bei der von dem vergeistigten Charles Condomine (Rex Harrison) und seiner scharfzüngigen Ehefrau Ruth (Constance Cummings) initiierten Séance nicht. Bald schon wird das entgeisterte Paar von Charles erster, vor einigen Jahren verstorbenen, Ehefrau Elvira (Kay Hammond) heimgesucht. Mit ihrem grünschimmernden Look wird Elvira immer mehr zum Plagegeist. Die beiden Damen, Ruth und die geisterhafte Ex, sind sich nicht grün und kultivieren ein feindschaftliches Gefühl der Eifersucht. Bald schon gibt es daher zwei nervige Plagegeister. Also wird das Medium in der Funktion als mögliche Geisterjägerin wieder einbestellt...
        Die Geistergeschichte ist zwar ganz nett mit manch geistreichem Dialog, mitunter wirkt sie aber auch etwas unausgegoren, wenn nicht gar geistlos. Einzig die Auftritte der Rutherford können richtig begeistern.

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        • Beeindruckende Liste! Selbst bei meiner Lieblingsfilmstar-Liste (beide Geschlechter) komme ich nicht auf 100. Serien-Lieblingsstars wären es noch deutlich weniger. Da schaue ich wohl nicht genug Serien 😅. Aber James Spader in Boston Legal sowie Herbst und Mädel in Stromberg von Deiner Liste sind auf jeden Fall auch meine ganz großen Serienstar-Favoriten.

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            „Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen“ heißt jetzt „Johnny Guitar - Gejagt, gehasst, gefürchtet“. War den Verleihern „... Wenn Frauen hassen“ vielleicht zu krass und nicht „korrekt“ genug? Warum haben sie dann nicht gleich den deutschen Titelzusatz wie im Original weggelassen???
            Nicholas Ray schuf seinerzeit mit diesem Film ein Novum, einen von Frauen dominierten Western. Die Männer sind hier allenfalls Handlanger der beiden Damen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen, so auch Johnny Guitar (Sterling Hayden). Die Story ist für einen Western differenziert, die Spannung und Action genretypisch.
            Ray arbeitet bei der Bekleidung seiner Figuren, wie bereits in seinen anderen Werken, wieder mit kräftigen, klaren Farben und setzt auch hier auf Farbpsychologie. Die Inszenierung ist schon sehr gekonnt, wenn Joan Crawford in einer Schlüsselszene ein prächtiges weißen Kleid trägt, um visuell ihre Unschuld und Seriosität zu beteuern. Die beiden sich hassenden Damen wirken aber leider etwas übertrieben hart, da wäre weniger Overacting besser gewesen.
            Sterling Hayden tritt als Johnny Guitar etwas lustlos und wenig charismatisch in Erscheinung. Dennoch ist die Figur des rätselhaften Fremden, der zunächst nur mit einer Gitarre „bewaffnet“ ist, stilbildend. Was bleibt, ist ein aufgrund seiner Originalität überdurchschnittlicher Western. Mit Rays Meisterstücken „.. denn sie wissen nicht was sie tun“ und „Bigger Than Life“ kann „Johnny Guitar“ in meinen Augen allerdings nicht mithalten, da dieser Western leider im Vergleich zu den anderen beiden Werken schon etwas Staub angesetzt hat.
            Nicholas Ray ist auf jeden Fall ein künstlerisch begabter Ausnahmeregisseur Hollywoods, der grandiose, unterhaltsame und anspruchsvolle Werke jenseits des Hollywood-Mainstreams geschaffen hat.

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              MareikeHB 24.03.2021, 22:52 Geändert 13.05.2021, 17:50

              Die Satire Tiara Tahiti „Tag der Rache“ ist ein amüsantes, etwas angestaubtes Frühwerk Ted Kotcheffs mit dem die britische und westliche Lebensart karikiert wird.
              Im Mittelpunkt des Geschehens steht der „Konflikt“ des Ehrgeizlings aus einfachen Verhältnissen Southey (John Mills) mit dem sorglosen Lebenskünstler aus gutem Hause Aimsley (James Mason), die sich seit der Jugend kennen. Zunächst begegnen sie sich beim Militärdienst im Nachkriegsdeutschland und später auf Tahiti. Southey ist extrem gewissenhaft und für die große Karriere wie geschaffen. Dennoch lässt er sich immer wieder von Aimsley verunsichern, der das Selbstbewusstsein des gehobenen Standes ausstrahlt.
              Kritisch beäugt wird hier nicht nur das britische Standesdenken, die Dekadenz der „höher“ Geborenen und dass Leistungsbereitschaft nicht notwendigerweise zu sozialer Anerkennung und Selbstbewusstsein führt, wenn die Herkunft nicht passt. Auch das Militär, das vom illegalen Schwarzmarkt profitiert, bekommt sein Fett weg.
              Auf Tahiti finden sich offensichtlich diverse Ausbeuter:
              Aimsly ist letztlich ein fragwürdiger Typ, ein Lebenskünstler in permanenter Geldnot, der sich eine junge Eingeborene als Geliebte hält („Ich glaube, ich liebe dich fast auch“) und sich durchs Leben lügt.
              Southey möchte in seinem geschäftlichen Übereifer die Insel touristisch noch mehr erschließen. Dann gibt es noch einen dummen, eitlen amerikanischen Nichtstuer, der auf seiner Yacht lebt und Bodybuilding betreibt, zwei englische Touristinnen, die eigentlich lieber in Nizza wären und mit den Eingeborenene etwa so sprechen: „ Ich dürfen Foto machen mit dich und groß Fisch?“ und ehemalige europäische Politiker, die in ihrem Heimatland mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und auf Tahiti dann wieder Karriere machen.
              Schließlich gibt es noch den britischen Schauspieler Herbert Lom als unsympathischen, geschäftstüchtigen und skrupellosen Chinesen (schon aus diesem Grund würde man diesen Film wohl nicht mehr im Fernsehen zeigen). Der „Chinese“ und der Bodybuilder versuchen die hübsche Eingeborene ebenfalls für sich zu gewinnen. Sie würde tatsächlich am liebsten Tahiti verlassen und in eine vermeintlich bessere Zukunft reisen. Letztlich müssen alle Lehrgeld bezahlen.

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                Schade, schade leider hatte ich mir von „Silver Linings“ von David o. Russell doch inhaltlich mehr versprochen. Nur zögerlich gebe ich dieser wohl kalkulierten Tragikomödie mit dem Zertifikat: „typisch Hollywood“ 7 Punkte. Diese resultieren aus dem guten Willen der Filmemacher breiten Massen psychische Erkrankungen wie Bipolare Störung und Depression näher zu bringen, einigen schönen Momenten im Film und dem großartigen Schauspiel der Jennifer Lawrence als Tiffany, die zurecht für ihre Rolle mit einem „Oscar“ für die beste Hauptrolle belohnt wurde. Doch auch Bradley Cooper überzeugt als Pat Peoples, während Robert De Niro als sein Vater wieder einmal routiniert seine typischen urigen, zerknitterten Gesichtsausdrücke abliefert, die zwar wenig Neues bieten, aber auf jeden Fall immer nett anzuschauen sind.
                Ansonsten ist alles zu sehr auf oberflächliche Gefälligkeit getrimmt. Es ist mehr eine typische, unterhaltsame RomCom, als ein Film, der sich ernsthaft und glaubwürdig mit den psychischen Erkrankungen der Hauptpersonen befasst.
                Drei Dinge störten mich an dem Drehbuch besonders:
                1. Der kauzige Psychiater, der Pat behandelt, gesellt sich nach einem Footballspiel wie selbstverständlich zu der Familie Peoples und besucht diese im elterlichen Haus. Seriöse Psychiater würden aber niemals freundschaftlichen privaten Kontakt zu ihren Patienten und deren Familien suchen, sondern ein distanziert professionelles Arzt-Patienten Verhältnis wahren.
                2. Gegen Pat ergingen wegen eines Gewaltausbruchs diverse Einstweilige Verfügungen. Daher stand er unter Polizeibeobachtung, um zu verhindern, dass er wieder gewalttätig wird. Dennoch bleibt ein Fauststoß im Footballstadion trotz Polizeieinsatz für ihn ohne Folgen.
                3. Sehr unglaubwürdig sind auch die völlig hirnverbrannten Wetten des Vaters, mit denen er anscheinend um beträchtliche Vermögenswerte spielt. Niemand aus der Familie versucht ihn daran zu hindern oder scheint deswegen besorgt zu sein.
                Die Figuren entwickeln sich insgesamt schon arg verkürzt Richtung Friede Freude Eierkuchen.

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                  MareikeHB 17.03.2021, 20:20 Geändert 13.05.2021, 17:48

                  „Insel der Gewalt“ von Leslie Stevens ist eine experimentelle Low-Budget-Produktion zwischen Trash und Genialität. Dieser naturalistische und realistische Historien- und Piratenfilm stemmt sich bewusst gegen viele Sehgewohnheiten des Hollywoodkinos und wurde in nur 17 Tagen auf der Insel Catalina, U.S.A., gedreht.
                  Einer Familie mit zwei kleinen Jungs, Vater und Mutter waren ehemalige Hausangestellte, wird eine unerschlossene kalifornische Insel vermacht. Hier haben sich allerdings Fischer breitgemacht, die die Familie vertreiben möchten. Die Mutter ist eine sehr religiöse Frau und der Meinung, sie könnte die Fischer allein mit der helfenden Hand Gottes vertreiben. (Eine ähnliche Rolle hatte Grace Kelly in „Zwölf Uhr Mittags“). Unterstützt wird die Familie, die unbedingt sesshaft werden möchte, schließlich von einem griesgrämigen schiffbrüchigen Piraten (James Mason: „I am a pirate! I don‘t pull a plough!“).
                  Zum Thema Trash: Kate Manx (Ehefrau des Regisseurs!) mimt die Mutter der Familie zu Beginn des Films so übertrieben und schlecht, dass es unfreiwillig komisch wirkt. Spätere Szenen gelingen ihr aber besser. Alle anderen Darsteller wissen dagegen zu überzeugen, immerhin ist eine beachtliche Nebendarstellerriege mit an Bord: Neville Brand, Warren Oates, Harry Dean Stanton und Rip Torn!
                  Es ist ein Piratenfilm ohne Piratenschiff und Seeschlachten, ohne Studioaufnahmen, gedreht wurde an der frischen Luft. Es gibt keine Häuser, nur behelfsmäßige Unterkünfte. Eine Prügel-Szene wurde ein wenig unrund, wuselig inszeniert. Dadurch wirkt sie zumindest realistischer. Es gibt gelegentlich sehr lange, Dialog-lastige Szenen ohne Schnitte und auch immer einmal wieder interessante und ungewöhnliche Kameraperspektiven.
                  Der Showdown beinhaltet einen wirklich gelungenen und ungewöhnlich inszenierten Säbelkampf. Dabei wirkt es fast so, als ob die Darsteller immer auf die Kamera eingeschlagen hätten. Dies wurde dann sehr schnell im Wechsel montiert.
                  Mason, der diesen Film co-produzierte, wollte nach seinem Erfolg mit Stanley Kubricks Film „Lolita“ bewusst eine Hollywood-Auszeit nehmen. Für ihn war es ein „Ferienprojekt“. Sein Sohn Morgan spielt den älteren der beiden kleinen Söhne.
                  Gesehen habe ich den Film als spanische DVD-Veröffentlichung.

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                    MareikeHB 17.03.2021, 17:49 Geändert 17.03.2021, 17:53

                    „There will be blood“, genau dieses liegt unheilvoll regelrecht in der Luft in diesem düsteren und komplexen Neo-Western von Paul Thomas Anderson, der unter die Haut geht. Damit das klar ist, es handelt sich hier nicht um einen klassischen Western mit Schusswechsel. Gewaltdarstellungen sind hier unfallbedingt, oftmals psychologisch subtil, mitunter aber auch aus einer eruptiven Aggressivität heraus.
                    Einen Sympathieträger sucht man vergebens.
                    Vordergründig geht es um einen Ölmann (Daniel Day-Lewis), einem Selfmademan, der sich aus dem Nichts heraus langsam hocharbeitet, um seinen Quasi-Gegenspieler, einen fanatischen Kirchenmann (Paul Dano) und um Vater-Sohn-Beziehungen.
                    Hintergründig geht es um Einsamkeit, berechnenden Überehrgeiz, Homophobie und Wahnsinn.
                    Dieses Amerika zeigt seine Fratze: selbstzerstörerischer Turbokapitalismus, trügerische Heilsversprechen und (religiöser) Fanatismus. Ideale werden mit Füßen getreten. Auch macht viel Geld keinen feinen Menschen und vor allem nicht glücklich. Die Gegenspieler kommen sich (innerlich) dabei erstaunlich nah.
                    Kamera und die Szenenbilder sind erstklassig und fangen die düstere Stimmung exzellent ein. Allerdings ist die Filmmusik von Jonny Greenwood mitunter extrem nervenzerrend.
                    Daniel Day-Lewis legt wieder einmal einen darstellerischen Kraftakt zutage und wurde mit einem „Oscar“ als bester Hauptdarsteller belohnt. Er ist für mich mit seiner Wandlungsfähigkeit und seinem extrem offensiven Schauspiel der Marlon Brando der heutigen Zeit. Aber auch Paul Dano weiß zu überzeugen.
                    Dieses beklemmende Meisterwerk ist zumindest künstlerisch ein Genuss, und der letzte Satz ist auf jeden Fall sehr aussagekräftig.

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                      MareikeHB 16.03.2021, 17:28 Geändert 13.05.2021, 17:47

                      Helen Mirren war schon sehr mutig, wenn sie in einem ihrer ersten Spielfilme „Age of Consent“ von Michael Powell gleich sämtliche Hüllen fallen ließ. Dabei hatte sie sich ihre Sporen als Schauspielerin und Mitglied der „Royal Shakespeare Company“ bereits verdient. Damit nicht etwa Missverständnisse aufkommen sollten, wurde hierauf auch bei ihrer Namensnennung gleich zu Beginn des Films hingewiesen.
                      Die Vorlage liefert Norman Lindsay, der mit seinen Bildern nackter Sirenen Weltruhm erlangte. Sein alter ego verkörpert hier der rund 60-jährige, extrem fitte und tiefenentspannte James Mason. Er folgt dem Rat von Freunden und gönnt sich als Maler eine kreative Pause auf der australischen Insel Dunk Island am Great Barrier Reef. Hier leben nur etwa eine Handvoll Menschen, die allesamt ziemlich schräg sind. Die junge Frau Cora („Wildfang“ Helen Mirren) nimmt Kontakt zu dem Künstler auf. Dieser entdeckt sie zunehmend als Muse für seine Gemälde.
                      Mason ist bei all diesen Typen im Film der ruhende Pol, der sich niemals aufdrängt. Die Randfiguren dürfen schrill und gelegentlich nervig sein, werden aber alle auf schöne Art und Weise abgestraft. Komödiantischer Höhepunkt ist sicherlich die „Vergewaltigung“ seines liebeshungrigen Freundes durch eine noch liebeshungrigere Nachbarin.
                      An Handlung darf man nicht zu viel erwarten. Alles plätschert so vor sich hin. Dafür erwarten einen spektakuläre Insel- und Unterwasseraufnahmen (inklusive einer hüllenlosen Mirren), ein bildhübscher Bootsjunge und echtes 1960er Feeling. Bis auf die Nacktszenen ist der Film aber zurückhaltend züchtig.
                      Seinerzeit wurde der Film, der in Australien ein großer Erfolg war, geschnitten. Auch existieren zwei unterschiedliche Filmmusiken zu diesem Film. Die Langfassung mit dem von Michael Powell ursprünglich vorgesehenen Soundtrack vor einigen Jahren wiederaufgeführt und auf einer britischen DVD neben der geschnittenen Version veröffentlicht. Zu der (ausverkauften) deutschsprachigen Version kann ich leider nichts sagen.

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                        Meine Hände, die hier tippen, wissen anscheinend gerade nicht, was sie tun. Fakt ist „The Voice Kids“ ist weder ein Film, noch eine Serie in eigentlichem Sinne, sondern eine verdammte „Reality Show“ aus dem Privatfernsehen, (würg)! Um so etwas mache ich natürlich, wie auch alle anderen hier, normalerweise einen naserümpfenden großen Bogen.
                        Aber, aber „The Voice Kids“ ist irgendwie einfach nur süüüüüßßß - bestes familientaugliches Wohlfühlfernsehen, extrem professionell gemacht.
                        Zumindest die Augen unserer Mädels leuchten immer wieder vor Glück, wenn die sympathischen Juroren bestens gelaunt wieder einmal Schabernack treiben und die Kinder mit ihren Gesangsdarbietungen immer einmal wieder mit unglaublichem Talent verblüffen. Sicherlich wird hier nichts dem Zufall überlassen. Jeder Lacher, jedes Tränchen im Auge (normalerweise Tränen der Rührung), jede emotionale Regung wird zelebriert. Der Unterschied zu anderen Casting-Shows mit Jury ist, dass der Schmuddel- und Prollfaktor weitestgehend fehlt und auch dass niemandem hier wirklich weh getan wird.
                        Die musikalischen Einlagen fördern immer einmal wieder Erstaunliches zutage: jedes Genre ist mit Klassikern der Musikgeschichte vertreten. Das sorgt für Abwechslung und fördert vielleicht auch die musikalische Bildung bei denjenigen Interessierten, die nicht Zugang zu Derartigem haben.

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                          MareikeHB 09.03.2021, 19:14 Geändert 11.03.2021, 07:41

                          „Abschied in der Nacht“ von Robert Enrico ist ein Kriegsfilm, der an das schlimmste von den Deutschen verübte Massaker in Frankreich im zweiten Weltkrieg erinnert, und ein vielschichtiges Familiendrama. Angesiedelt in dem von den Deutschen besetzten Frankreich im Jahre 1944, wird der Film in der zweiten Hälfte angesichts des schrecklichen Nazi-Terrors mehr und mehr auch zum harten Actionfilm.
                          Sehr authentisch wird das Leben der Franzosen unter der deutschen Besatzung geschildert. Viele Franzosen haben sich der Situation angepasst, aber einige Mutige haben in der Résistance Widerstand geleistet. So auch der Arzt Julien (Philippe Noiret), der heimlich Widerstandskämpfer medizinisch versorgt. Als die Front näher rückt und das Leben in der Stadt für seine Familie zu gefährlich wird, schickt er seine Frau (Romy Schneider) und seine Tochter auf seinen alten Familienlandsitz in ein Dorf.
                          Im späteren Verlauf des Films wird Julien nach einem durch die Nazis verübten schlimmen Massaker zum Rächer und nutzt seine Ortskenntnisse, um eine kleine Einheit deutscher Soldaten zu bekämpfen. Die Gewaltdarstellungen, die gelegentlich sehr brutal und explizit sind, werden immer wieder durch Erinnerungen an Juliens früheres Leben unterbrochen. In dem Film wird auch die Traumatisierung der Menschen im Krieg thematisiert.
                          Romy Schneider hat hier eine unglaubliche Ausstrahlung. Wieder einmal (wie schon in vielen anderen ihrer Filme) hat man das Gefühl, dass sich der Regisseur in sie verliebt hat. Sie wird sehr vorteilhaft in Szene gesetzt. Noiret, der hier auch sehr gut agiert, kann da in Sachen Charisma nicht ganz mithalten.
                          Sinnlich schöne und schockierend brutale Momente sind in diesem Weltkriegsdrama, das einen so schnell nicht wieder loslässt, sehr gekonnt ausbalanciert.

                          Alternativtitel: „Das alte Gewehr“

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                          • MareikeHB 08.03.2021, 08:29 Geändert 08.03.2021, 08:34

                            Coole Sammlung! In Deine Liste der Sandalen-B-Movies würde auf jeden Fall noch sehr gut „Dschingis Khan“ (1965) passen. Ich muss den allerdings selber noch sichten. Hatte den aufgrund einer Besprechung von Vertigo einmal vorgemerkt. Auch Dein Highlight „ Der Sohn von Ali Baba“ muss ich unbedingt noch sehen. 😀

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                              MareikeHB 07.03.2021, 20:24 Geändert 07.03.2021, 22:41

                              „Hereditary - Das Vermächtnis“ in dem überragenden Horrorfilm von Ari Aster ist hier, ohne zu viel zu verraten, das Grauen zwischen Okkultismus und Wahnsinn.
                              Die Familie Graham ist schwer durch gravierende psychische Krankheiten belastet. Durch Todesfälle in der Familie, vor allem ein schockierender Unfall, Schuldgefühle, dunkle Familiengeheimnisse, die Konfrontation mit Okkultismus und Konsum von Drogen verlieren die Familienangehörigen zunehmend die Kontrolle über ihren Verstand.
                              Gleich zu Beginn dieses von Aster perfekt inszenierten Werks wird bereits ein Gefühl von Beklemmung verbreitet, sodass sich wohliges Gruseln einstellt. Dazu trägt das düster eingerichtete Haus der Familie Graham, Mutter Annies eigenartiges Hobby, besonders lebensechte Puppenhäuser herzustellen und auch der Anblick der äußerst sonderbaren, mit Milly Shapiro perfekt besetzten, 13-jährigen Tochter erheblich bei.
                              Die Kamera und das Setdesign, die grandios farblich abgestimmte Ausleuchtung des Hauses, sind wirklich beeindruckend. Der fein dosierte rhythmische Elektro-Soundtrack rundet das sich zunehmend steigernde Gruselerlebnis ab.
                              Die Großartigkeit der Inszenierung zeigt sich in diversen visuellen Andeutungen, die konkret auf spätere Ereignisse hinweisen und in den perfekt geführten Schauspielern.
                              Die Zuschauenden nehmen das Geschehen aus dem Blickwinkel verschiedenster Familienangehörigen war und werden ständig im Zweifel darüber gelassen, was psychotische Einbildung und was Realität ist. Daraus ergeben sich unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten des Geschehens. Inhaltlich gibt es zahlreiche Referenzen an bekannte Horrorgeschichten, sodass vieles vertraut wirkt.
                              Obwohl der Film perfekt unterhält, weist Ari Aster offensichtlich auf die Gefahren von Okkultismus und Drogenkonsum für die psychische Gesundheit hin, wie er später mit seinem Werk „Midsommar“ vor dem Einfluss von Sekten warnt. Der Song im Abspann, „Both Sides“ von Joni Mitchell, deutet allein von seinem Titel her die Mehrdeutigkeit des Geschehens und die Geisteskrankheit an.

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                                „Desperado“ ist ein Actionreißer von Robert Rodriguez und zugleich ein Remake seines Low Budget Films „El Mariachi“ im Stile eines Latin-Neo-Western mit Rachethematik. Die Story dieses extrem unterhaltsamen, aber auch bluttriefenden Ballerfilms kann man zwar in den Wind schreiben. Jedoch steht „Desperado“ hier auch für Mexiko, dem Land der Gesetzlosen, Drogenbosse, der Verzweiflung und Perspektivlosigkeit.
                                Kamera, Regie und Schnitt sind erstklassig. Die Spannung wird durchgehend gehalten. Es fliegen Fäuste, Messer und sogar Herzen. Die zahlreichen Schüsse werden gelegentlich auch aus präparierten Gitarrenkoffern abgefeuert.
                                Antonio Banderas ist als „Desperado“ ein stilvoller Gesetzloser und beweist mit dem Song „Cancion del Mariachi“, dass er sogar singen kann. Er bildet zusammen mit Selma Hayek ein äußerst cooles und sexy Traumpaar. Aber auch die Nebendarsteller, allesamt schräge Halsabschneider-Typen, u.a. der einzigartige Steve Buscemi, können sich sehen lassen.
                                Quentin Tarantino stellte sich seinem filmischen Seelenverwandten Rodriguez für einen witzigen Gastauftritt zur Verfügung. Da vergeht einem der Durst auf Bier. 😁
                                Das Ende ist ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Allerdings ist allein schon der Gitarren-lastige Soundtrack ein Traum. Da bekommt man Lust auf die Fortsetzung „Irgendwann in Mexico“.

                                (Wegen der technischen Probleme vor zwei Tagen neu gesendet.)

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                                  MareikeHB 01.03.2021, 18:49 Geändert 02.03.2021, 08:31

                                  „Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm“ von Joachim Lang ist ein kunstvolles Biopic über den Autoren Bertolt Brecht. Nachdem Brechts Bühnenstück „Die Dreigroschenoper“, uraufgeführt 1928, auf der Bühne zu einem phänomenalen internationalen Erfolg wurde, plant Brecht nach anfänglichem Zögern, das Stück zu verfilmen. Dabei erweist er sich als ein äußerst kompromissloser Künstler, sodass sein ambitioniertes Filmprojekt schließlich (vor allem an der zu erwartenden Zensur) scheitert.
                                  Anhand von Quellen wurden die Inszenierungsideen Brechts in diesem Film rekonstruiert. Auf der einen Ebene wird Brecht und sein Umfeld in der Zeit zwischen den wilden 1920ern und dem sich anbahnenden Nationalsozialismus gezeigt. Auf der anderen Ebene wird die „Dreigroschenoper“ hier nach den damaligen Vorstellungen Brechts als Film präsentiert. Beide Ebenen werden dabei brillant miteinander verwoben.
                                  Brecht (perfekt: Lars Eidinger) wird hier als schelmisch verschmitzter, ständig zigarrenrauchender Lebemann dargestellt, für den Kunst und Kapitalismuskritik die wesentlichen Antriebsfedern sind. Seine Bonmots und Aphorismen strotzen nur so vor genialer Geisteskraft und Witz. Sie kommen mit einer derartig hohen Geschwindigkeit daher, dass der Film schon aus diesem Grund eine Zweitsichtung erzwingt, wenn man die köstlichen Monologe und Dialoge wirklich erfassen und verinnerlichen möchte.
                                  Der Dreigroschenoper-Filmteil ist wie ein schillerndes Musical sehr einfallsreich inszeniert und visuell kreativ umgesetzt. Tobias Moretti als windiger Mackie Messer und Joachim Krol als berechnender Peachum überzeugen auf ganzer Linie, bei den Hauptdarstellerinnen sticht Hannah Herzsprung als Polly heraus. Aber auch viele Nebenrollen sind hervorragend besetzt.
                                  Die gesanglichen Einlagen sind gelegentlich etwas durchwachsen. Allerdings ist die Choreografie zu den von Kurt Weill anspruchsvoll und eingängig komponierten Stücken sehr gelungen. Als Moritatensänger passt Max Raabe mit der gesanglichen Einlage „Der Haifisch, der hat Zähne“ wie die Faust aufs Auge.
                                  Zuletzt werden alternative Enden des Stückes präsentiert. Eines reicht sogar in die Zukunft und zeugt von der zeitlosen Aktualität der „Dreigroschenoper“.
                                  Der Film lässt uns letztlich gekonnt an den Gedanken eines genialen Künstlers teilhaben, wie auch immer man seine politischen Ansichten auch bewerten mag.

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                                    MareikeHB 28.02.2021, 18:13 Geändert 28.02.2021, 18:49

                                    „Die Maske des Zorro“ ist ein durchaus unterhaltsamer Mantel- und Degenfilm von Martin Campbell, der die Abenteuer der alternden klassischen Zorrofigur alias Don Diego Vega (absolut fehlbesetzt: Anthony Hopkins) und die seines bürgerlichen Nachfolgers Alejandro Murrieta (Antonio Banderas) zeigt. Die Maske des Zorro wird hier daher an die nächste Generation weitergegeben.
                                    In erster Linie ist der Film eine klassische Helden- und Liebesgeschichte mit Rachethematik. Da wird das Rad inhaltlich nicht neu erfunden. Im Grunde genommen ist Zorro ein Vorläufer Batmans - ein wohlhabender, einsamer Rächer aus besseren Kreisen, der inkognito mit Maske für eine gerechtere Welt kämpft.
                                    Die Filmaufnahmen wissen zu gefallen und die Action-Szenen (vor allem die Degenkämpfe und Pferdestunts) sind gekonnt inszeniert. Mit dem Spanier Antonio Banderas wurde der Zorro-Nachfolger erstmals wirklich authentisch besetzt, auch wenn viele frühere angelsächsische Schauspieler, wie Tyrone Power z.B., Zorro auch schon viel Charme verliehen haben.
                                    Aber warum bloß hat man die klassische Zorrofigur Don Diego Vega wieder mit einem Angelsachsen, hier Anthony Hopkins, besetzt??? Der Charakterdarsteller ist für mich eine klassische Fehlbesetzung. Als Zorro ist keine grandiose Charakterdarstellung gefragt, sondern natürlicher Charme, gutes Aussehen, eine gewisse Leichtigkeit und feurige Leidenschaft - alles Attribute, die Hopkins gerade nicht auszeichnen. Daher erhält Hopkins von mir leider das Prädikat: Schlechtester Zorro aller Zeiten.

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                                      MareikeHB 25.02.2021, 20:12 Geändert 26.02.2021, 16:08

                                      „Du lebst noch 105 Minuten“, da kann man nur sagen: Hoffentlich nicht! Fraglich ist, ob die an das Bett gefesselte Leona Stevenson (Barbara Stanwyck) diesen Noir-Film Klassiker überleben wird, denn möglicherweise ist sie das Mordopfer.
                                      Gleich zu Beginn des Films erfährt sie durch einen Telefonanruf zufällig, dass eine bettlägerige Frau ermordet werden soll. Das Telefon ist ihre einzige Möglichkeit, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten und den Sachverhalt aufzuklären, da ihr Ehemann (Burt Lancaster) auf mysteriöse Weise verschwunden ist.
                                      Auf recht spannende Weise, aber auch teilweise vorhersehbar, fügen sich die Puzzleteile zusammen. Dabei handeln die Hauptcharaktere psychologisch durchdacht.
                                      Die Kamera ist exzellent, das Schauspiel der Stanwyck erlesen und „Oscar“-nominiert, dagegen bleibt Lancaster ziemlich blass. Barbara Stanwyck hat einfach eine unheimlich starke Ausstrahlung und zählt nicht von Ungefähr zu den ganz großen Charakterdarstellerinnen aus dem „Goldenen Zeitalter“ Hollywoods. Insgesamt handelt es sich um einen soliden Noir-Film, der an die ganz großen Meisterwerke aus der Zeit allerdings nicht herankommt.
                                      Apropos Telefonieren: Das Telefonieren wird jetzt zu Covid 19-Zeiten auch wieder verstärkt zum psychischen Wohlergehen empfohlen.

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                                        MareikeHB 21.02.2021, 18:48 Geändert 21.02.2021, 19:58

                                        Jaja, „Der Sinn des Lebens“! Wem die Suche danach schwerfällt, findet ihn mit Glück vielleicht im Streaming-Abo. Wenn der Sinn des Lebens von den legendären Monty Python in Form eines Films daherkommt, ist die Sinnsuche zumindest lustig.
                                        Verschiedenste Stationen des menschlichen Daseins werden episodisch satirisch beleuchtet und ad absurdum geführt. Dabei testet die Komödientruppe immer wieder geschmackliche Grenzen aus. In alle Richtungen werden beißende, gesellschaftskritische Seitenhiebe ausgeteilt. Vieles ist davon, unabhängig von dem gelegentlich vulgären Witz, anspruchsvoll hintergründig und noch zeitlos aktuell, manches auch weniger, wie z.B. die Kritik an der Sexualmoral. Einige Szenen kann man nur als urbritisch bezeichnen.
                                        Amüsant sind die derben Sketcheinlagen allemal. Die übersprudelnde Kreativität der Monty Pythons ist einfach unübertroffen. Es werden, wie in der „Monty Python“ Serie, zwischendurch kurze surreale Zeichentricksequenzen eingespielt, grandiose Effekte, eine Handvoll lustiger Gesangseinlagen und natürlich erstklassige Komödiendarsteller geboten.
                                        Frauen werden bei Monty Python traditionell häufig von den Herren der Comedy-Gruppe dargestellt. Das ist oft zum Lachen und in aktuelleren Filmen eine Seltenheit geworden. Heute würde man dazu wohl politisch korrekt „womanfacing“ sagen.

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                                        • MareikeHB 15.02.2021, 18:11 Geändert 15.02.2021, 18:13

                                          Da man zu Schauspielerinnen und Schauspieler nichts mehr schreiben kann, habe ich diese kommentierte Liste erstellt, die sich mit dem tragischen Hollywood-Traumpaar Wood/Wagner befasst. Natalie Wood gefällt mir als hübsche und auch ambitionierte Darstellerin, die schon als Kind ein Hollywood-Star war. Viel zu früh kam sie auf der gemeinsamen Yacht 1981 ums Leben. Mit an Bord waren neben Ehemann Robert Wagner noch der Kapitän und Christopher Walken.
                                          Robert Wagner kennt man heute eher als Seriendarsteller („Ihr Auftritt, Al Mundy,“ „Colditz“, „Hart aber herzlich“, „NCIS“), hat aber insgesamt eine beachtliche Filmographie aufzuweisen und war 70 Jahre im Showgeschäft aktiv. Ich habe hier einmal die interessantesten Filme der beiden herausgesucht.
                                          Gerade Natalie Wood sind zahlreiche Dokumentationen gewidmet, die man grob in reißerisch gehässig und neutral gemäßigt unterteilen kann. Interessant sind für mich, schon aus Respekt vor den Angehörigen, die sachlich, fundiert recherchierten Dokumentationen, z.B. „Natalie Wood: Glanz und Elend in Hollywood“ oder der TV-Zweiteiler: „The Mystery of Natalie Wood“ (2004), den es nur im Originalton gibt. Hier spielt Michael Weatherly Robert Wagner. In der Serie NCIS verkörpert er später wiederum seinen Sohn. Die Dokumention „Natalie Wood - What Remains Behind“ (2020) soll auch sehr gut sein.
                                          Wagner ist zudem Co.-Autor einiger amüsanter Bücher, wie z.B. seiner Biographie „Pieces of my Heart“.
                                          Von den zahlreichen Büchern, die sich mit Natalie Wood befassen, ist „Natalie Wood“ von Gavin Lambert oder der schöne und auch sehr persönliche Bildband „Natalie Wood: Reflections on a Legendary Life“ empfehlenswert.

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                                            Nein, immer diese Hassbewertungen. Da haben wohl wieder einmal einige Frust abgeladen. „Früchte des Zorns“ von John Ford nach dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck ist eine überaus gelungene und spannende Verfilmung von Weltliteratur. Fernab der Hollywood-Glitzerwelt werden soziale Missstände zur Zeit der Wirtschaftsdepression in den USA der 1930ern aufgezeigt. Dürren und riesige Caterpillar Landmaschinen machten unzählige Pächter von landwirtschaftlichen Betrieben in Oklahoma arbeits- und heimatlos. Viele dieser „Okies“ suchten ihr Glück in dem aufstrebenden Bundesstaat, in dem angeblich Milch und Honig fließt, Kalifornien.
                                            Die „Okie“ Großfamilie Joad macht sich gezwungenermaßen auf den Weg über die legendäre Route 66 ins Glück und muss ernüchternde Erfahrungen sammeln. Großgrundbesitzer nutzen auch in Kalifornien das Überangebot an Arbeitskräften schamlos aus und drücken die Lohne derartig, dass kaum etwas zum Leben bleibt. Zudem erleiden die unerwünschten Neuankömmlinge, die in eigenen Zelten in größter Armut leben, Diskriminierung und Gewalt durch die einheimische Bevölkerung. Streik oder gar gewerkschaftliche Organisationen sowie menschenwürdig geführte Auffanglager werden von den Unternehmern und vielen Politikern als „rote Gefahr“ gebrandmarkt.
                                            Interessant ist, dass sich John Ford als bekennender Konservativer diesem als „rot“ verschrieenen Werk Steinbecks angenommen hat. Vielleicht lag der Reiz in dem uramerikanische Gedanken von „pursuit of happiness“, dem Streben nach Glück, oder auch dem generellen Gefühl der Ungerechtigkeit, beides sicherlich ein Thema in Streinbecks Roman. Letztlich geht es in dem komplexen Werk aber auch um familiären Zusammenhalt und das universelle und zeitlose Thema der (Wirtschafts-) Flucht.
                                            Der Film wirkt für einen Hollywood Film aus der Zeit um 1940 düster und realistisch, zugleich aber auch warmherzig. Die Kamera ist exzellent. Von den Darstellern stechen Henry Fonda als entlassener Häftling und Jane Darwell als seine gezeichnete, aber lebensbejahende Mutter der Großfamilie Joad heraus. Manche Nebenfiguren zeichnen sich, wie oft in Filmen des großen John Ford, durch Overacting aus, was für mich jedoch hier nicht allzu störend war. Auch der gewissen Pathos zum Ende des Films, getragen von literarisch, sinnreichen Monologen der Protagonisten, war diesmal für mich kein Fremdkörper, sondern ein kunstvoller Appell an die Empathiefähigkeit, für Gerechtigkeit und für einen zupackend optimistischen Blick in die Zukunft.

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                                              MareikeHB 09.02.2021, 18:37 Geändert 09.02.2021, 18:44

                                              Als Kind dachte ich immer „20.000 Meilen unter dem Meer“, das geht doch gar nicht. Aber horizontal gedacht, als U-Boot-Reise unter dem Meeresspiegel, ist dies natürlich machbar. Vor allem, wenn es um das Wunderwerk der Technik, das U-Boot „Nautilus“, geht, erdacht von Fantasy-Großmeister und -Pionier Jules Verne.
                                              Kultregisseur Richard Fleischer adaptierte hier den gleichnamigen Romanklassiker recht frei, mit viel Freude am Detail und einem erstklassigen Szenenbild.
                                              Drei Schiffbrüchige, ein Wissenschaftler (Paul Lukas), sein Diener (Peter Lorre) und ein Seemann (Kirk Douglas) gelangen an Bord der Nautilus. Diese steht unter dem Kommando des geheimnisvollen Kapitän Nemo (James Mason), der sich, enttäuscht von der Menschheit, in das Reich der Meere zurückgezogen hat. Dort gilt es einige ungewöhnliche Abenteuer zu bestehen und fremde Welten zu entdecken.
                                              Leider trübt Kirk Douglas das Filmvergnügen etwas, da er oft ein albernes Overacting an den Tag legt. Die restlichen Hauptdarsteller überzeugen umso mehr. Gerade James Mason verkörpert die vielschichtigen Wesenszüge Kapitän Nemos exzellent: sein misanthropischer Charakter liegt irgendwo zwischen Gut und Böse, Genialität, Arroganz, Brutalität, Großzügigkeit, Unnahbarkeit und Tragik. Damit ist die Rolle einem Darsteller wie Mason auf den Leib geschrieben.
                                              Von allen Verfilmungen dieses Buches gilt diese hochwertige und sehr erfolgreiche Disney-Produktion nach wie vor als Referenzfilm. Die mit einem „Oscar“ gekrönten Spezialeffekte sind wunderbar von Hand gemacht und versprühen heute viel nostalgischen Charme. Für das künstlerische Set-Design gab es ebenfalls einen „Oscar“.
                                              Nur „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von 1959, ebenfalls mit Mason, hat mir von den zahlreichen Jules Verne-Verfilmungen noch besser gefallen.

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                                                MareikeHB 08.02.2021, 18:35 Geändert 08.02.2021, 18:41

                                                In der Videoclip-artigen Dokumentation „My Generation“ erzählt der britische Schauspieler Michael Caine für geschichtlich und kulturell Interessierte aus seinem Leben und schildert, wie die Jugendkultur und kulturelle Revolution in Großbritannien in den1950er und 1960er entstand.
                                                Die Musik und die Live-Konzerte der Rock` n`Roll Ikone Elvis Presley beeinflusste die Jugend in den 1950ern erstmals dahingehend, dass sie eine ungehemmte Lebensfreude und eine freie Entfaltung anstrebte. Das damals noch stark vorherrschende Klassensystem in England wurde in seinen Grundfesten erschüttert, als in den folgenden Jahren auch Menschen aus unteren Schichten und einfachen Verhältnissen zu erfolgreichen Stars wurden und die Welt auf den Kopf stellten.
                                                Michael Caine war einer von diesen und einer der ersten britischen Schauspieler aus der Unterschicht, der es zu Starruhm schaffte. Britische Regisseure hätten ihn z.B. nie einen ranghohen Offizier oder auch Hauptrollen spielen lassen, nur weil er aus einfachen Verhältnissen kam. Da waren amerikanische Regisseure offener und erleichterten Caine den Start. Erst als er zeigte, dass er auch die gewählte Sprache der gehobenen Schicht beherrschte, wurde er von den Briten als Schauspieler einigermaßen akzeptiert. Der Zeitgeist änderte sich aber auch. Die Beatles, die Rolling Stones, das Modell Twiggy gaben der Unterschicht ein Gesicht. Die Jugend begann sich aus den starren Konventionen der Kriegsgeneration zu lösen: es folgte Rockmusik, übermäßiger Drogenkonsum, die sexuelle Befreiung durch die Erfindung der Anti-Baby-Pille und provokative Kleidung wie der Minirock. Es wurde für die Rechte der Benachteiligten gekämpft: für Frauen, die Arbeiterklasse, Minderheiten und für den Weltfrieden.
                                                Dies alles wird in dieser Dokumentation mit oft unterhaltsamem, recht reißerischem und mitunter hektischem, schnell montiertem Bildmaterial unterfüttert. Caine schaut mit Stolz auf sein England, dass einmal mehr als der Nabel der Welt gesehen und gefeiert wird. Natürlich durfte auch der Fußball-Endspiel-Sieg gegen Deutschland 1966 in einem kurzen Clip nicht fehlen. Wirklich neu und ohne Klischees ist das alles nicht, aber trotz allem recht unterhaltsam.

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                                                • Danke für den Nachruf! Christopher Plummer war ein ausgezeichneter und immer wieder gerne gesehener Charakterdarsteller, der in unzähligen und vielen hervorragenden Filmen mitgewirkt hat. Großartig war er als jüngerer Darsteller mit Hauptrollen als Kaiser Commodus in „Untergang des römischen Reiches“, in „Sound of Music“, als ungewöhnlicher Sherlock Holmes in „Mord an der Themse“ und in einer Altersrolle z.B. in „Knives Out“. R.i.P. Christopher Plummer!

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                                                  • Ist ja schon in Ordnung, mit dieser redaktionellen Werbung! Das Geld muss ja nicht nur an Amazon etc. gehen. Viele Unternehmen, wahrscheinlich auch derzeit Saturn mit ihren vielen geschlossenen Filialen, haben Einbußen in diesen Zeiten. Mir ist bekannt, dass MP für User kostenlos ist und aktuell auch im Online-Geschäft Werbekunden wegbrechen (außer wohl die profitierenden Streaming-Anbieter). Trotzdem würden wir uns sehr über wenigstens kurze redaktionelle Film-bezogene Inhalte freuen. Aber vielleicht erwarten wir da zu viel und sollten uns selbst darum kümmern?

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