Miss_Jupiter - Kommentare

Alle Kommentare von Miss_Jupiter

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    Miss_Jupiter 08.07.2023, 17:56 Geändert 08.07.2023, 18:07

    In Karyn Kusama's Psychothriller "The Invitation" wird ein Paar zur Dinnerparty der Ex von Will (toll: Logan Marshall-Green) eingeladen. Der Abend beginnt recht unauffällig, harmlos und normal, alte Freunde sind mit von der Partie und die psychisch labile Gastgeberin versucht, mit viel Small Talk -auch mit ihrem Ex- die etwas gezwungene Stimmung am Leben zu halten. Der Abend verläuft dann doch nicht so, wie man sich dies auf einer ganz gewöhnlichen Party so vorstellt...

    "The Invitation" hat eigentlich schon von Beginn an eine finstere, bedrückende und sehr seltsame Atmosphäre, die von Mal zu Mal unangenehmer wird. Die leise Bedrohung, die vor allem Will verspürt, verändert die ganze Szenerie und man weiß erst mal nicht, wo die Reise überhaupt hingeht. Gegenseitige Vorwürfe des Ex-Paares werden in den Raum geworfen, die anderen Gäste versuchen, dies mit flotten Sprüchen und merkwürdigen Spielen zu übertünchen, was ihnen aber irgendwann nicht mehr gelingt. Zwei weitere Gäste kommen hinzu, die mit den anderen nicht das Geringste zu tun haben. Ihr überaus seltsames Verhalten wetteifert mit dem aus dem Ruder laufenden Partygeschehen. Will beschleicht das immer stärker werdende Gefühl, dass hier so absolut gar nichts mehr stimmt und er behält leider recht. Warum sind sie hier?

    Der Anfang bis Mitte des Films ist eigentlich relativ ruhig inszeniert, ist aber dennoch mit einer elektrisierenden Atmo überladen, die man fast schon körperlich spürt. Die Vorahnung schrecklicher Ereignisse ist somit nur die berühmte "Ruhe vor dem Sturm". Dies wird in diesem Streifen höchst geschickt dargestellt. Harmlose Szenen beinhalten trotz allem eine unsichtbare Gefahr, der Hauptprotagonist Will scheint dafür besonders sensible Fühler zu besitzen, aber seinen Ausführungen wird kein Glauben geschenkt. Der Schrecken spielt sich zuallererst einmal im Kopf ab, nimmt dann aber konkrete Formen an, die man in dieser Art und Weise so nicht vermutet hätte. Insofern spielt "The Invitation" recht gemein mit der Psyche -sowohl der Darsteller- als auch der der Zuschauer. Ohne große Effekte schafft es der Film, ein hohes Maß an Angst und eine fast schon unerträgliche Spannung zu erzeugen, dies liegt aber auch an den guten Darstellern. Besonders die labile Eden -Ex von Will- (Tammy Blanchard) spielt total überzeugend einen kaputten Menschen, der alle anderen um sie herum in den Abgrund zieht. Bis die Stimmung vollends kippt und der Albtraum bzw. der reine Wahnsinn beginnt, ist die Handlung bestimmt von psychischen Spielchen, Bedrohungen und gegenseitigem Misstrauen, was schließlich in einer Tour de Force endet. In weiteren Nebenrollen: Michiel Huisman als Eden's Ehemann David und der großartige John Carroll Lynch als unberechenbarer und geheimnisvoller Pruitt.

    Sehr sehenswerter, mit vielen Überraschungen versehener und düsterer Psycho-Trip in seelische Abgründe und mit einem Ende ausgestattet, das -wenn man den Film zum ersten Mal sieht- einen vollkommen anderen Blickwinkel auf das Gesehene bzw. Geschehene bietet und das mit der eigentlichen vergangenen Handlung nichts mehr gemein zu haben scheint. Trotzdem passt dieses schockierende Ende wie die Faust aufs Auge und man fühlt sich während des ganzen Films recht unwohl. Genauso und nicht anders muss ein guter, anspruchsvoller und überzeugender Psychotriller sein.

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    • 7 .5
      Miss_Jupiter 06.07.2023, 12:57 Geändert 06.07.2023, 12:59

      Will Graham (großartig: Edward Norton) hat nach Hannibal Lecter's (mal wieder exzellent: Anthony Hopkins) Anschlag auf sein Leben der Ermittlungsarbeit fürs FBI komplett den Rücken gekehrt. Sein seelischer Zustand ist seitdem nicht mehr der beste und er hat sich mit Frau und Sohn ins sonnige Florida zurückgezogen. Durch die Morde an mehreren Familien in weit entfernten Bundesstaaten sieht sich FBI-Chef Jack Crawford (mit stoischer Ruhe agierend: Harvey Keitel) allerdings dazu gezwungen, Graham wieder hinzuzuziehen. Dessen Profiler-Kenntnisse sind hier gefragt. Der Killer, genannt "Die Zahnfee", hinterlässt auch einige Spuren. Graham unterstützt Crawford nur widerwillig, dringt aber immer mehr in die Psyche bzw. die Abgründe der Zahnfee ein. Lecter, immer noch inhaftiert, hilft Graham. Die unheilvolle Symbiose zwischen den beiden beginnt erneut...

      Brett Ratner's Literaturverfilmung "Red Dragon" von Thomas Harris ist nicht so gut wie "The Silence of the Lambs", ist aber trotzdem packend, sehr spannend und mit einer düsteren Atmosphäre ausgestattet. Ralph Fiennes als "Zahnfee" Francis Dolarhyde spielt in diesem Streifen brilliant den entstellten und psychisch schwer gestörten Mörder, der sich auf seiner Arbeitsstelle in die blinde und deshalb vollkommen vorurteilsfreie Kollegin Reba McClane (klasse: Emily Watson) verliebt. Diese Liebe wird ihm schließlich zum Verhängnis. Die Story hinter "Red Dragon" ist zwar in erster Linie schrecklich, wird aber durch ruhige und schöne Momentaufnahmen unterbrochen, die sich auf das zarte Verhältnis zwischen Dolarhyde und Reba bezieht. Insofern ist der Streifen sogar ein wenig romantisch, es passt aber dennoch zur Handlung. Überhaupt geht es hauptsächlich um Beziehungsgeflechte und gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Vorgesetzten und Untergebenen und vor allem um die Beziehung zwischen Lecter und Graham, die höchst ambivalent zu sein scheint, denn Lecter behandelt Graham bei seinen Besuchen in der Anstalt schon fast wie seinen eigenen Sohn, was Graham hingegen sehr zuwider ist. Denn er vergisst niemals, wer oder was Lecter eigentlich ist. Das Eindringen in die Privatsphäre von anderen Menschen wird auch hier von Lecter zu seinem eigenen Vergnügen zelebriert, was für die betroffenen Personen selbstverständlich zur großen Gefahr wird.
      Insofern gibt es hier zwei Handlungsstränge, die im weiteren Verlauf zu einem einzigen verwoben werden. Das Mitleid, das man in der Zwischenzeit mit Dolarhyde empfindet, wird durch seine weiteren Taten und sein destruktives Verhalten zerstört.
      Die Darsteller in "Red Dragon" sind allesamt hervorragend. Mir hat Philip Seymour Hoffman als schmieriger Reporter Freddy Lounds besonders gut gefallen. Seine "Begegnung" mit Dolarhyde ist wahrlich brandgefährlich. Und Edward Norton als Will Graham wirkt hier wie ein kleiner "großer" Junge im Erwachsenenkostüm, dessen außergewöhnliche Fähigkeiten ihm keine Bereicherung bringen, sondern ihm und seiner Familie das Leben schwermachen.

      "Red Dragon" ist wegen seiner soliden Thrillerqualitäten und der sehr guten schauspielerischen Leistungen sehenswert.

      30
      • 9
        Miss_Jupiter 02.07.2023, 12:57 Geändert 02.07.2023, 13:03

        Der US-Army-Captain Joseph "Joe" Blocker (genial: Christian Bale) erhält als letzten Auftrag vor seinem Ruhestand, den todkranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) sowie vier Familienmitglieder in dessen alte Heimat Montana zu bringen, damit er dort in Ruhe sterben kann.
        Auf dem gefährlichen und beschwerlichen Weg dorthin gabeln sie unterwegs noch Rosalee Quaid (klasse, weil gleichzeitig verletzlich und ungeheuer stark: Rosamund Pike) auf, die ihre gesamte Familie durch einen brutalen Komantschen-Angriff verloren hat. Der gegenseitige Hass -der der Ureinwohner auf die Eindringlinge/Besatzer und der der neuen selbsternannten Herrscher auf die in ihren Augen "Wilden" ist erstmal ein großes Problem bei dieser Reise. Joseph lässt seiner Abneigung gegenüber Yellow Hawk erstmal freien Lauf, wird aber -je länger der Weg nach Montana dauert- durch viele negative aber auch positive Ereignisse seine Meinung grundlegend ändern. Die Mitnahme des Gefangenen Sergeant Mills (Ben Foster), der eine indianische Familie buchstäblich abgeschlachtet hat und der auf seiner Flucht einen Kameraden von Blocker tötet, öffnet diesem noch mehr die Augen und bietet einen differenzierten Blick auf das große Unrecht, dass die Besatzer den Ureinwohnern von Nordamerika angetan haben und immer noch antun. Dass beide Seiten sich bei Auseinandersetzungen und Kämpfen nichts vergeben, ist vollkommen klar, nur auf Seiten der indigenen Bevölkerung kann man deren Vorgehen schon eher nachvollziehen, denn diese verteidigen ihre Heimat und ihr vorgegebenes Recht, dort in Frieden zu leben...

        Scott Cooper's äußerst kritisches, anspruchsvolles und mitreißendes Westerndrama "Hostiles" ist die ungeschönte Momentaufnahme eines schrecklichen Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Deren Opfer, die Ureinwohner Nordamerikas, die ohne eigenes Verschulden ermordet, versklavt, ihres Landes und ihrer Heimat beraubt und systematisch unterdrückt wurden und werden, ist ein riesiger Schandfleck, der auch heute noch auf dem Land liegt. Wiedergutmachungen gab/gibt es nur in der Form, dass viele Indianer in Reservate abgeschoben wurden, einige haben es aber auch mit Mühe und Not geschafft, angesehene US-Bürger zu werden. Viele Bewohner von Reservaten waren/sind arbeitslos und dem Alkohol verfallen. Den Zynismus dahinter kann man wirklich kaum verbergen und das riesige Unrecht nicht ungeschehen und auch nie wieder gutmachen. Bale spielt in diesem Drama recht eindrucksvoll einen von Prinzipien gesteuerten Soldaten, der mit sich selbst und seinem Gewissen hadert, das Ganze hinterfragt und schließlich einsehen muss, dass die Eindringlinge, zu denen er selbst gehört, furchtbare Fehler begangen und Dinge getan haben, für die es keine Rechtfertigung und Entschuldigung gibt. Die eindringliche und bedrückende Atmosphäre dieses Films zieht einen runter und man ballt ständig vor Wut die Fäuste, da man das Gesehene kaum fassen und verstehen kann. Die wunderschönen Landschaftsaufnahmen lockern die erschütternde Story ein wenig auf, täuschen aber nie über den düsteren Inhalt hinweg. Hervorragend von Cooper inszeniert mit großartigen Darstellern besetzt, auch in Nebenrollen wie z.B. Timothée Chalamet, Jesse Plemons, Q’orianka Kilcher, Paul Anderson, Rory Cochrane und Peter Mullan.

        Die Abgründe der verschiedenen Charaktere wird hier bis ins kleinste Detail offengelegt. Auch wenn die Figuren etwas nicht sagen, verrät ihre Mimik deren Gedankengänge. Dies ist wunderbare Schauspielkunst vom Feinsten.

        "Hostiles" ist eine einzige Anklage gegen Rassismus und eine bildgewaltige, äußerst realistische und auch brutale Darstellung vergangener dunkler Zeiten. Der zumeist ruhig inszenierte Streifen gibt aber auch ein hoffnungsvolles Bild ab, das: *kleiner Spoiler*: während des versöhnlichen Endes nicht mehr betrübt, sondern befreit.

        Äußerst sehens- und empfehlenswert.

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        • 6 .5

          Der australische Psychothriller "Run Rabbit Run" von Daina Reid ist sehr schwer zu beurteilen, da er einerseits wirklich ein bedrückendes Thema beinhaltet, andererseits sich zu sehr in ruhigen, schwerenötigen und in die Länge gezogenen Szenen verliert, was bei dieser Story ein wenig schade ist. Trotzdem fand ich ihn einigermaßen gut. Das lag vor allem an der hervorragenden Hauptdarstellerin Sarah Snook ("Black Mirror", "Steve Jobs"), die eine durch ihre schreckliche Vergangenheit traumatisierte Frau spielt und deren kleine Tochter Mia (klasse: Lily LaTorre) sich eines Tages erschreckend und seltsam verändert und sich ihrer Mutter gegenüber aggressiv verhält. Sarah (auch im Film heißt sie so) steht vor einem Rätsel wegen der Veränderungen. Mia behauptet plötzlich, dass sie Sarah's vor Jahren verschwundene Schwester Alice sei und sie wolle zur Großmutter Joan (uneitel und ungeschminkt: Greta Scacchi), die -an Demenz erkrankt- in einem Pflegeheim lebt. Die alleinerziehende Sarah fühlt sich von allen im Stich gelassen und fährt schließlich mit Mia zu ihrem Elternhaus, das voll von unerwünschten und ungeliebten Erinnerungen ist...

          "Run Rabbit Run" (im Film hat auch ein niedliches Kaninchen eine Rolle erhalten und stellt somit eine Metapher dar, was man im Verlauf der Handlung natürlich schnell erkennt) ist fast vollkommen befreit von Jumpscares, hat aber dennoch einige verstörende Momente und der fast schon hypnotische, unheimliche und unangenehme Soundtrack zerrt an den Nerven. Es geht hier hauptsächlich um Schuld, Vergebung und unaussprechliche Sünden, die die Protagonistin halbwegs erfolgreich von ihrer Kindheit bis in die Gegenwart verdrängt hat. Dass ihr das durch das merkwürdige Verhalten der eigenen Tochter schließlich auf die Füße fällt und sie ihre Vergangenheit und mit ihr ein unfassbares Ereignis wieder einholt, stellt die verzweifelte Frau vor eine schwierige Zerreißprobe. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Verdrängung, Problembewältigung und ihrer geliebten Tochter, die ihr immer mehr entgleitet und die sich ihr mehr und mehr entfremdet. Der Streifen erinnert ein wenig an "Babadook" und "Hereditary", ohne dabei allzusehr in gängige Horrorelemente abzudriften. Die psychologischen Aspekte stehen im Fokus und das Innen- bzw. Seelenleben von Mutter, Tochter und Großmutter werden stark beleuchtet und an die Oberfläche geholt, was schon erschreckend genug und manchmal quälend ist, mitanzuschauen. Dies hat mir an dem Film gut gefallen. Die ruhige und doch auch beängstigende Atmosphäre hat die Regisseurin großartig herübergebracht. Die Schlussszene mit ihrem offenen Ende fand ich ziemlich beeindruckend und total passend.

          Daher kann ich die schlechte Durchschnittsbewertung nicht so ganz nachvollziehen, denn es gibt in diesem Genre bei weitem sehr viel Schlimmeres und auch regelrechten Mist. Man vergibt sich nichts, wenn man "Run Rabbit Run" anschaut. Fand den ganz passabel.

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          • 7

            In John Carpenter's "Prince of Darkness" von 1987 ergründet eine Gruppe Studenten zusammen mit verschiedenen Fachbereichsprofessoren ein uraltes Behältnis mit grüner Substanz, welches im Keller einer alten Kirche in Los Angeles aufbewahrt wird. Dieser Behälter wird seit langer Zeit vom Geheimbund "Bruderschaft des Schlafes" vor den Augen der Öffentlichkeit geschützt und verborgen. Sein Geheimnis wird erst durch den Tod eines Priesters aufgedeckt. Die Studis sowie die Lehrerschaft lassen sich in der unheimlichen verlassenen Kirche für ein Wochenende häuslich nieder und untersuchen das seltsame Artefakt, das nach Jahren wieder ein Eigenleben zu führen gedenkt. Was dies für die Studenten und ihre Lehrer sowie Father Loomis (Donald Pleasence) bedeutet, wird im weiteren Verlauf leider nur allzu deutlich. Die grüne Substanz denkt nicht im Traum daran, weiterhin in ihrem Gefängnis eingeschlossen zu bleiben und wird für die Wissbegierigen in der Kirche zur schrecklichen und tödlichen Gefahr...

            "Prince of Darkness" nimmt sich ein wenig zu ernst, wenn man die physikalischen Aspekte der Story ein wenig näher ins Visier nimmt. Okkulter Hokuspokus, religiöser Fanatismus, Sektiererei und ziemlich ekliger Bodyhorror beherrschen die Szenerie, die Protagonisten sind irgendwann in dem "Gottes"haus gefangen und müssen sich gegen den unheimlichen Feind vehement zur Wehr setzen. Merkwürdige Gestalten, die dem Ding dort drinnen huldigen, lassen nicht zu, dass die anderen nach draußen entkommen können und Alice Cooper als deren Anführer schlurft mit weißem Gesicht herum und zweckentfremdet ein Fahrrad als Mordinstrument. Die ganze Handlung ist recht abstrus, ist dennoch unterhaltsam und bietet einen etwas andersartigen Horror, der die Studenten auch in etwas andersartiges verwandelt. Die Übriggebliebenen müssen sich schließlich gegen ihre eigenen Kommilitonen verteidigen. Apropos Physik: Schrödinger's Katze wird in einer Szene genüsslich "seziert".
            Lisa Blount, Darstellerin von Catherine Danforth, starb leider schon im Jahr 2010.

            Recht sehenswert, aber qualitätsmäßig wieder im unteren möglichen Carpenter-Bereich angesiedelt. Ich mag den Film trotzdem wegen der gruseligen und irgendwie abgedrehten Atmosphäre, natürlich Alice Cooper und dem etwas nostalgischen 80er-Jahre-Flair mit dementsprechender Kleidung und Frisuren.

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            • 9
              Miss_Jupiter 26.06.2023, 13:46 Geändert 26.06.2023, 13:48

              Der Serienmörder Charles Sobhraj (Tahar Rahim) gibt sich unter dem Namen Alain Gaultier in den 70er Jahren als Diamantenhändler aus und betrügt und ermordet in Südostasien viele Touristen, um ihre Wertsachen und deren Identität zu stehlen. Der charismatische, hochmanipulative und narzisstische Mann schart dabei eine Reihe von fast willenlosen Helfern um sich, unter ihnen die Franko-Kanadierin Marie-Andrée Leclerc (Jenna Coleman), die -psychisch labil- ihm verfallen und hörig ist und Ajay (Amesh Edireweera), der alles tut, was Sobhraj ihm sagt.
              Der holländische Diplomat Herman Knippenberg (Billy Howle) erfährt in Bangkok von einigen Touristenmorden und die Spur führt schließlich zu Sobhraj alias Gaultier. Knippenberg lässt in dieser Sache nicht locker und auch wenn diverse Schwierigkeiten während der Suche nach dem Mörder auftreten, wird dieser Fall zu Knippenberg's Schicksal...

              Die Netflix-Miniserie "The Serpent (Die Schlange)" ist von Anfang bis Ende genial. Dass dies auf wahren Begebenheiten beruht, ist schon furchtbar genug. Aber auch die packende Story bzw. Inszenierung sowie die saugut dargestellte 70er Jahre Atmosphäre ist mit einer exzellenten Bildsprache und großartiger Kamerarbeit ausgestattet, die für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt. Die Jagd nach dem hochintelligenten Killer, der sich wie eine Schlange aus allem herauswindet und immer wieder davonkommt, wird für Knippenberg und seine Helfer zur Zerreißprobe. Die diversen Backpacker, Touristen und Aussteiger, die Sobhraj auf den Leim gegangen sind und am Ende ihr Leben durch ihn verloren, sind durch die Bank weg dermaßen naiv und gutgläubig, dass man sie während der Sichtung am liebsten anschreien und durchschütteln möchte. Diese Naivität nutzte Sobhraj natürlich scham- und skrupellos aus. Sein Hauptdomizil im thailändischen Bangkok, eine luxuriöse Apartmentanlage sowie deren Bewohner, wird von ihm höchstselbst kontrolliert und überwacht. Alle Mieter lassen sich von ihm einwickeln und mucken auch nicht auf, als immer wieder mitgebrachte Touris sich die Seele aus dem Leib kotzen und irgendwann auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Nur ein französisches Pärchen schöpft Verdacht, was Sobhraj schließlich zum Verhängnis wird.

              In der Serie "reist" man in die Vergangenheit durch viele asiatische Länder, wie Nepal, natürlich Thailand, Indien, etc., die für die damalige Hippiekultur ein "Muss" darstellte. Das berühmte Goa in Indien ist natürlich auch dabei. Aber auch in Paris wurde gedreht. Schon alleine die wunderschönen Locations sind ein Hingucker, man möchte am liebsten direkt dorthin. Der damalige Zeitgeist wurde auch gut eingefangen, psychedelische Substanzen mit allem, was dazugehört eingeschlossen und der Soundtrack in "The Serpent" ist superb. Die vielen Zeitsprünge vor und zurück sind am Anfang etwas verwirrend, aber dennoch für die Handlung äußerst relevant. Manchmal vergisst man als Zuschauer darüber schon fast den schrecklichen Hintergrund, aber dennoch holt einen der Mörder immer wieder in die erschütternde und bedrückende Realität zurück. Die hervorragenden Darsteller, relativ unbekannt, sind hier besonders hervorzuheben. Tahar Rahim als Sobhraj spielt diese Rolle mit eiskalten Augen, absolut erbarmungslos und meistens ohne jegliches menschliche (Mit)Gefühl. Auch Jenna Coleman als Marie/Monique ist klasse. Mir hat besonders Billy Howle als Diplomat Knippenberg gefallen, seine anfängliche Neugier auf den Täter wandelt sich im Laufe der Zeit zur Manie, er will/muss erreichen, dass Sobhraj gefasst wird. Diese Manie kostet ihn fast seine Reputation bzw. seinen Job.

              Ich habe bis dato noch nie was von Charles Sobhraj gehört oder gelesen. Man erfährt über ihn und seinen Charakter schon viel in der Serie, aber sein Leben bis zu den Morden wird nur häppchenweise enthüllt, man kann nur vermuten, was ihn zu solch bestialischen Taten getrieben haben mag. Wahrscheinlich war er aber psychisch krank. Dies bleibt in der Serie offen. Kann "The Serpent" nur wärmstens empfehlen: sie ist das Psychogramm eines vollkommen derangierten Menschen, erschütternd und unfassbar. Sobhraj, in Saigon geborener Franzose mit indischem Vater und vietnamesischer Mutter, saß mit Unterbrechungen ein, wurde immer wieder freigelassen, das letzte Mal 2022 aus gesundheitlichen Gründen aus einem nepalesischen Gefängnis und danach nach Frankreich abgeschoben.

              Die Stones beginnen in Folge 1 und beenden auch die Serie in Folge 8:
              Hier der Song am Schluss: Moonlight Mile, einer meiner Favoriten
              https://www.youtube.com/watch?v=ugYzDqQtdHU

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              • 10
                Miss_Jupiter 24.06.2023, 16:31 Geändert 24.06.2023, 16:34

                Die Tochter von Mildred Hayes (brilliant: Frances McDormand) wurde vergewaltigt, ermordet und ihre Leiche anschließend verbrannt. Der Täter wurde nicht gefasst. Mildred ist der Meinung, dass die hiesige Polizei und damit vor allem der todkranke Chief Bill Willoughby (Woody Harrelson) nicht genug unternehmen, um ihn zu finden und dass sie eigentlich auch gar keinen Bock darauf haben. Um ihrer Auffassung Nachdruck zu verleihen, lässt sie auf jahrzehntelange ungenutzte, riesige Plakatwände vor den Toren der kleinen Stadt Ebbing in Missouri drei großformatige Plakate anbringen, auf denen zu lesen ist: „Raped While Dying“, „Still No Arrests?“ und „How come, Chief Willoughby?“. Damit will die geschiedene, alleinerziehende Mildred die Polizei provozieren und herausfordern, endlich mit der Suche weiterzumachen. Viele Steine werden ihr in den Weg gelegt, denn Mildred ist eine toughe, kämpferische Frau, die sich nichts gefallen lässt, zwar damit überall aneckt, aber dennoch in so manchen Köpfen ein Umdenken bewirkt. Der rassistische, homophobe Cop Dixon (großartig: Sam Rockwell) versucht mit allen Mitteln, Mildred in ihre Schranken zu weisen, wird aber irgendwann eines Besseren belehrt und steht der verzweifelten Frau zur Seite...

                Martin McDonagh's politisch unkorrektes Drama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist schon fast das Porträt einer vom Leben gezeichneten Frau, die niemals aufgibt, nicht nur, um endlich den Mörder dingfest zu machen, sondern in erster Linie das Andenken ihrer ermordeten Tochter aufrechtzuerhalten. Sie ist und bleibt hart, vor allem sich selbst gegenüber. Die sture Stadtgemeinschaft Ebbing, bestehend aus fast schon hinterwäldlerischen Zeitgenossen und von sich selbst eingenommenen Polizisten lässt Mildred spüren, dass sie nun wirklich mit der Suche aufhören und aufgeben soll. Sie haben nicht mit ihrer Hartnäckigkeit gerechnet. "Three Billboards...." besticht durch eine hervorragende Inszenierung, eine feine nuancierte Charakterzeichnung, die famose Darstellung dieser verbohrten Kleinstadt und ihrer zum Teil grotesken Bewohner, Mildred's stoischer Gelassenheit, schwarzem, absurdem Humor, aber auch durch eine gewisse Traurigkeit und Tragik, die durch das schreckliche Verbrechen an Mildred's Tochter hervorgerufen wird. Die schauspielerischen Leistungen sind in diesem Streifen allesamt ausgezeichnet, angefangen von McDormand, aber auch Rockwell, Harrelson, Peter Dinklage als Mildred's Verehrer und Caleb Landry Jones als Red Welby sind genial in ihren Rollen. Die berührende Atmosphäre entsteht durch den ehrlichen Charakter und die standhafte Persönlichkeit von Mildred und deren schrecklichem Schicksal.

                McDormand wurde zu Recht mit einem Oscar als beste Darstellerin ausgezeichnet. Aber auch Rockwell hatte seinen als bester Nebendarsteller mehr als verdient. Seine Charakterzeichnung ist fantastisch herausgearbeitet und er wandelt sich im Laufe der Handlung vom Saulus zum Paulus. "Three Billboards... " ist sowohl anspruchsvolles Drama, Komödie als auch Milieustudie inklusive Gesellschaftskritik, der Streifen klagt ebenso gravierende Missstände innerhalb der Polizei an, wie z.B. Rassismus und Gewalt und hinterlässt nach der Sichtung einen unangenehmen, bitteren Beigeschmack.

                Großartiger, nachdenklich machender Film mit wichtiger Message von einem ebenso großartigen Regisseur, dem Iren Martin McDonagh, der der amerikanischen Provinz ungemein viel Leben eingehaucht hat.

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                • 6 .5
                  Miss_Jupiter 22.06.2023, 14:14 Geändert 22.06.2023, 14:19

                  "Village of the Damned" ist John Carpenter's 1995er Remake vom gleichnamigen Streifen aus dem Jahr 1960. Er gehört zu einer der schwächeren Werke von Carpenter, da er leider nie auch nur annähernd an die Atmosphäre(n) bzw. Qualitäten der übrigen Filme heranreicht.

                  Sämtliche Bewohner und auch Tiere des kleinen Küstenorts Midwich fallen an einem Tag gegen 10 h gleichzeitig in Ohnmacht. Nachdem alle nach 6 Stunden wieder erwachen, sich aber an nichts erinnern können und diese tiefe Bewusstlosigkeit nicht unbemerkt geblieben ist, begeben sich Mitarbeiter der National Science Foundation sowie das Militär in die kleine Stadt, um dem mysteriösen Vorfall auf den Grund zu gehen.
                  Wenige Wochen danach sind zehn Frauen des Ortes schwanger, darunter die Ehefrau des Arztes Dr. Chaffee (Christopher Reeve). Neun Montage später bringen die Frauen zum selben Zeitpunkt ihre Babies zur Welt, eines verstirbt aber. Nach Tests stellt sich heraus, dass die Kinder genetisch nicht mit ihren Eltern verwandt sind. Die Ärztin Dr. Verner (Kirstie Alley) will die Kinder weiterhin untersuchen. Sie wachsen unnormal schnell, legen ein seltsames Verhalten an den Tag und werden ihren "Eltern" langsam, aber sicher immer unheimlicher. Aufgrund dieses Phänomens erhalten sie gesondert Unterricht in einer riesigen Scheune, werden sozusagen separiert und leben bald auch nicht mehr "zu Hause". Menschliche Gefühle scheinen sie auch nicht zu besitzen. Aber alle haben helle, fast weiße Haare, ähneln sich sehr im Aussehen und scheinen sich untereinander auch ohne Worte zu verstehen. Nicht nur diese Besonderheiten, sondern auch vermehrte "Unfälle" und Selbstmorde gehören nun zum Alltag des gebeutelten Midwich, dessen Bewohner mehr und mehr verzweifeln...

                  "Village of the Damned" basiert auf dem Roman "The Midwich Cuckoos" von John Wyndham, der auch "The Day of the Triffids" schrieb. Die Sci-Fi-Story, die Carpenter auf die Leinwand brachte, ist nicht unbedingt spannungsarm, jedoch ist die Inszenierung eher behäbiger Natur und entspricht so gar nicht einem typischen Carpenter-Film. Mark Hamill als Reverend George bleibt leider auch eher etwas blass in seiner Rolle, obwohl es schön ist, ihn darin zu sehen. Der Streifen fiel beim Publikum mehr oder weniger durch und bekam ebenfalls sehr schlechte Kritiken, was er meiner Meinung nach dann doch nicht verdient hat. Die Bedrohung und schleichende Gefahr durch die gruseligen "Kinder" wurde nämlich im Film ziemlich gut herübergebracht bzw. die kleinen Darstellerinnen und Darsteller sind die eigentlichen Stars von "Village of the Damned", was man von den erwachsenen Schauspielern nicht unbedingt behaupten kann. Dies, ein wenig Subtilität und die noch leidlich unheimliche Atmo verdient einen halben Punkt mehr von meiner Seite. Den Streifen habe ich schon öfter gesehen, ihn aber hier auch noch nicht bewertet. Man kann ihn sich ganz gut anschauen, aber er bleibt einem zum größten Teil nur wegen der Kiddies im Gedächtnis. Es war übrigens der letzte Film mit "Superman" Christopher Reeve, bevor er sich nach seinem Unfall und seiner daraus resultierenden Querschnittslähmung aus dem Filmgeschäft zurückzog.

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                  • 7 .5
                    Miss_Jupiter 18.06.2023, 12:16 Geändert 18.06.2023, 12:28

                    Kate (Vera Farmiga) und John Coleman (Peter Sarsgaard) adoptieren nach dem Verlust eines ihrer Kinder die junge Esther (klasse: Isabelle Fuhrman). Am Anfang läuft alles gut, aber Sohn Daniel (Jimmy Bennett) kann Esther nicht ab. Seine kleine, gehörlose Schwester Max (Aryana Engineer) lässt sich von der berechnenden "Neuen" im Hause schnell manipulieren und auf deren Seite ziehen. Die Eltern merken erstmal nichts, jedoch häufen sich unerklärliche und merkwürdige Vor- bzw. Unfälle, die wohl mit Esther zu tun haben. Diese kann sich jedoch immer aus der Affäre ziehen und Beweise für ihre Schuld vernichten. Als Kate erste Zweifel an Esther's "guten" Absichten kommen, ist das "Kind" bereits in den Brunnen gefallen...

                    Jaume Collet-Serra's "Orphan" bezieht seine Spannung und böse Atmosphäre durch Hauptdarstellerin Fuhrman. Sie spielt das gefährliche, kaltblütige und rücksichtslose Adoptivkind Esther großartig, mit Hinterlist, Raffinesse, Intelligenz und ihrer hochmanipulativen Art gelingt es ihr, die ganze Familie gegeneinander auszuspielen. Vor allem Adoptivvater John zweifelt im Verlauf der Story am Urteilsvermögen seiner Frau und bezichtigt sie, wieder dem Alkohol verfallen zu sein, was absolut nicht stimmt. Er hält felsenfest zu Esther und entfremdet sich immer mehr von Kate. Diese versucht indessen verzweifelt, Esther's wahre Identität herauszufinden. Wer oder was die skrupellose Esther in Wirklichkeit tatsächlich ist, verschlägt dann selbst am Ende John die Sprache.

                    Der Streifen lässt eine vermeintliche Familienidylle als Illusion auffliegen und es ist vorbei mit Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen. Der Störenfried hat sich dort bereits eingenistet und genießt seine Macht, hat allerdings nicht mit Kate's Gegenwehr gerechnet, die alles versucht, den Feind im eigenen Heim zu vertreiben. Die beiden starken Hauptdarstellerinnen Farmiga und Fuhrman liefern sich von Anfang bis Ende ein Duell, bei dem zum Schluss *kleiner Spoiler* natürlich nur einer als Sieger hervorgehen kann. Das Urvertrauen in das Vorzeigemodell "Familie" ist aber schon längst zerstört und unwiederbringlich dahin. Fieser, böser und unbequemer Thriller, der oft unangenehm und verstörend wirkt. Sehenswert.

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                    • 6

                      LOL, Danke Tschuna...

                      Dafür, dass der 120 Jahre auf dem Buckel hat, ist die Quali total gut und die Effekte ansehnlich. Die Hintergrundmusik ist auch nice.

                      Dieser Film ist natürlich total vorhersehbar :-D.

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                      • 7 .5
                        Miss_Jupiter 17.06.2023, 11:19 Geändert 17.06.2023, 11:20
                        über Des

                        Die Miniserie "Des" dreht sich um den Serienmörder Dennis Nilsen (großartig in dieser Rolle: David Tennant), der in den 70er und 80er Jahren über ein dutzend junge Männer in seiner Londoner Wohnung ermordete.
                        Da der Abfluss in Nilsen's Wohnung verstopft ist und furchtbarer Gestank dort herrscht, ruft dies erstmal die Nachbarn und anschließend die Polizei auf den Plan. In Nilsen's Wohnung befinden sich (nicht nur im Abfluss) Leichenreste. Nilsen wird verhaftet und scheint sogar erleichtert darüber. In vielen Verhören gesteht er aber nur den Mord an einigen der ca. 15 Männer. Sein Biograph Brian Masters (Jason Watkins) besucht den Killer im Gefängnis und erfährt mehr Einzelheiten. Er ist scharf darauf, "sein" Buch zu veröffentlichen. Detective Peter Jay (Daniel Mays) versucht mit Hilfe seiner Kollegen alles Menschenmögliche, um Nilsen, der selbst einmal Polizist war, für alle Morde dranzukriegen. Dieser aber gibt nur scheibchenweise etwas preis und versteht es, mit seiner klugen und manipulativen Art, die Cops und alle anderen um ihn herum auf Abstand und in eine verzweifelte Wartehaltung hineinzumanövrieren...

                        Die Serie legt ihren Fokus auf die drei Hauptprotagonisten Nilsen, Jay und Masters und hier im besonderen auf Nilsen's Psyche. Alle drei verfolgen auf ihre eigene Weise einen Plan. Jay will, dass die Angehörigen der Opfer Gerechtigkeit erfahren und dass alle identifiziert und gefunden werden, was sich wegen Nilsen's Sturheit als äußerst schwierig erweist. Auf der einen Seite ist Nilsen sehr kooperativ, auf der anderen Seite behält er die wichtigsten Dinge für sich. Diese Vorgehensweise ist für die spätere Gerichtsverhandlung und den Prozess gegen Nilsen ein Hindernis, denn Nilsen weiß ganz genau, dass die fehlenden Beweise und sein Verhalten für ihn von Vorteil sind. Seine Verteidigung plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit. Die Gegenseite tut alles, um das Gericht und die Jury vom Gegenteil zu überzeugen.

                        In "Des (Nickname für Dennis)" wird sehr viel geredet, die Serie ist nahezu actionarm und kommt ganz ohne Gewaltszenen aus, dafür ist sie aber trotzdem höchst spannungsgeladen, denn genau diese fast ruhige Inszenierung ist nervenaufreibend. Der Mörder Nilsen lässt alle am langen Arm verhungern, ist dabei stets höflich und siegesgewiss. Er liebt die Öffentlichkeit, seine Darstellung darin und suhlt sich in ihr.
                        Die akribische Polizeiarbeit wird dabei ebenso beleuchtet und die Hilflosigkeit, in die das Gesetz und die Regeln die Polizisten treibt, wird hier sehr offensichtlich. Die 3 Folgen dieser Serie vergehen wie im Fluge und man hätte eventuell noch 1-2 Folgen dranhängen können. Zu sehen gibt es "Des" auf Magenta TV in der Megathek. Sehenswerte Serie mit einem genialen David Tennant und einer ganz besonderen Atmosphäre, die zwischen enttäuschten Erwartungen (natürlich nicht auf die Serie, sondern auf Inhalt und Handlung bezogen), Verbitterung und Hoffnung schwankt.

                        P.S. In "Des" wird dermaßen viel gequalmt, dass ich nur vom Zusehen fast schon husten musste. Bei jeder Gelegenheit wurde dort eine Kippe angemacht. Wahnsinn!

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                          Miss_Jupiter 16.06.2023, 17:37 Geändert 16.06.2023, 17:42

                          Der glücklich verheiratete und im Job erfolgreiche Familienvater Dan Gallagher (Michael Douglas) lässt sich auf eine Affäre mit seiner Kollegin Alex Forrest (brilliant: Glenn Close) ein, während Frau Beth (Anne Archer) und Tochter Ellen (total niedlich: Ellen Hamilton Latzen) bei deren Eltern verweilen. Nichts ahnend, was danach noch alles auf ihn zukommt, kostet er das -in seinen Augen- kurze Vergnügen voll aus. Die frustrierte und einsame Alex sieht in ihm und der Affäre aber etwas ganz anderes als Dan, nämlich die große Liebe und ein wunderschönes Zusammenleben. Nachdem Alex ihm gegenüber ziemlich stalkermäßig rüberkommt und auch immer aufdringlicher wird, beendet er das Ganze. Alex sieht sich betrogen und gedemütigt und sinnt auf Rache, diese erstreckt sich aber nicht nur auf Dan, sondern auch auf seine Familie...

                          Adrian Lyne's "Fatal Attraction" ist ein zuerst harmloser, dann aber immer intensiver und unangenehmer werdender Streifen, dessen nuancierte und hochspannende Inszenierung und Atmosphäre ungeheuer an den Nerven zerrt. Glenn Close als Alex ist hier die ultimative Bedrohung und zeigt auf, zu was eine zutiefst enttäuschte und -ihrer Meinung nach- hintergangene Frau alles fähig ist. Vor ihr kann man als Zuschauer wirklich Angst haben, diese Angst verspürt auch Dan, der verzweifelt Hilfe bei seinem Freund und Kollegen sucht, der ihm aber auch nicht beistehen kann. Alex' "Eskapaden" werden immer trickreicher und gefährlicher, sie dringt schließlich vollkommen grenzwertig und auch -überschreitend in sein Leben ein, terrorisiert ihn und seine Frau mit Anrufen und taucht überall dort auf, wo Dan sich aufhält. Der vollkommen neben sich stehenden Frau reichen diese Versuche, ihn zurückzugewinnen, aber nicht mehr aus und sie wird zur tödlichen Gefahr. Ich glaube, nach Sichtung dieses Films haben sich damals wohl recht viele Personen überlegt, ob es sich lohnt und rentiert, fremdzugehen, denn man könnte es eventuell mit seinem/ihrem Leben bezahlen.

                          "Fatal Attraction" ist ein hochemotionaler, explosiver und auch sehr erotischer Film, der das Wort "Liebe" ad absurdum führt. Die Hauptprotagonistin Alex ist im Grunde genommen ein total armer Mensch, der wegen seiner dauernden Einsamkeit und vieler Enttäuschungen seine Seele in Dunkelheit verschlossen hat. Dennoch ist sie sich bewusst, dass sie nicht richtig handelt, aber wegen ihrer hohen Intelligenz auch bereit dazu, alles und jede/n aufs Spiel zu setzen, koste es, was es wolle. Eigentlich hat man Mitleid mit ihr. Close spielt diese Rolle perfekt und ich bringe sie immer wieder mit Alex in Verbindung. Dies war ihr "Paradestück". Auch heute noch überaus sehenswert und ein Nägelkauer. Hatte bemerkt, dass ich ihn hier überhaupt noch nicht bewertet hatte und habe das mal nachgeholt. In einer Nebenrolle ist Ellen Foley zu sehen, Meat Loaf's Duettpartnerin auf "Bat out of Hell" bei dem Song "Paradise by the Dashboard Light".

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                            Miss_Jupiter 15.06.2023, 12:41 Geändert 15.06.2023, 18:06

                            Prof. Deemer (großartig: Leo G. Carroll) lebt abgeschieden in der Wüste Arizonas und experimentiert dort mit einem Wachstumsserum, dass seine Versuchstiere wie Ratten, Mäuse, Meerschweinchen und auch eine Tarantel in kurzer Zeit größer werden lässt.
                            Derweil wird in der Wüste nahe dem Städtchen Desert Rock eine übel deformierte Leiche gefunden. Der Sheriff und Landarzt Dr. Hastings (John Agar) sind total ratlos, was den Leichnam betrifft. Prof. Deemer behauptet, der Tote sei sein Kollege Dr. Jacobs und dieser hätte an der Krankheit Akromegalie gelitten. Bei dieser Krankheit entwickelt man meistens auffällig vergrößerte Hände und Füsse, grobe Gesichtszüge und einen kräftigen Kiefer. Die Akromegalie wird durch eine Überproduktion von Wachstumshormonen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) verursacht.
                            Dr. Hastings zweifelt aber an Deemer's Diagnose.
                            Mittlerweile trifft im Hause von Deemer seine neue Assistentin Stephanie (Mara Corday) ein, um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.
                            Im weiteren Verlauf kommt es in Deemer's Haus zu einem Kampf zwischen diesem und einer weiteren deformierten Person, ein Feuer bricht im Labor aus und der Deformierte verabreicht Deemer eine Injektion mit dem Wachstumshormon. Die Tarantel bricht während dieses Vorfalls aus.
                            Nach diesem Unglück verändert sich Deemer rapide, sein Gesicht ist irgendwann kaum noch wiederzuerkennen. Seine Tarantel wächst unterdessen munter vor sich hin und dezimiert Mensch und Tier. Das Militär wird schließlich hinzugerufen, um das riesige Tier zu töten...

                            Der Sci-Fi-Thriller "Tarantula" aus dem Jahr 1955 von Jack Arnold ist so ein richtig gut inszenierter, positiv altmodischer Streifen (Nostalgie pur), der nicht nur wegen der für die damalige Zeit recht guten Effekte berühmt geworden ist, sondern auch wegen der eigentümlichen und unheimlichen Atmosphäre, die nachweislich von Prof. Deemer ausgeht. Seine "Verwandlung" ist nicht nur körperlicher Natur, sondern sie umfasst auch seine Psyche. Dies bekommt vor allem seine Assistentin Stephanie zu spüren. Die Make-up-Artists haben bei den deformierten Menschen wirklich gute Arbeit geleistet. Ich habe den Film als Kind (und natürlich auch später immer mal wieder) gesehen und mich ziemlich gefürchtet, eben wegen dieser angsteinflößenden und auch teilweise verstörenden Effekte. Die haushohe, mutierte Tarantel dagegen war nicht annähernd so furchterregend wie Deemer. Trotzdem hat man als Zuschauer auch Mitleid mit diesem Mann, denn er hat sich in eine fixe Idee verrannt, die ihn irgendwann um den Verstand brachte. Dass die riesige Tarantel schließlich zum Hause ihres "Schöpfers" zurückkehrt, ist nur folgerichtig und führt zum großen/groben Showdown. Wegen diesem Film habe ich das Wort bzw. die Krankheit "Akromegalie" niemals vergessen.

                            Immer noch sehenswerter s/w-Klassiker, der auch in der Gegenwart wegen seiner spannenden, fantastischen Horror- und Sci-Fi-Elemente noch kultmäßig zu fesseln weiß. Sehenswert und mit einem ganz besonderen Charme ausgestattet.

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                              Miss_Jupiter 13.06.2023, 11:38 Geändert 13.06.2023, 11:41

                              Neurowissenschaftler Dr. Mason (Thomas Kretschmann) verliert seinen kleinen Sohn unter mysteriösen Umständen an eine unaussprechliche Kreatur.
                              Jahre später will er mit weiteren Probanden ein Experiment starten unter dem Vorwand, den Beweis für ein Leben nach dem Tod zu erbringen. Allen wird ein Serum injiziert, dass u.a. Halluzinationen hervorruft. Was die anderen nicht wissen: das Experiment, welches im alten Wohnhaus von Mason stattfindet, soll den Kontakt zu seinem verstorbenen Sohn herstellen. Je länger es fortdauert, desto unheimlicher wird es in der alten Villa. Die Nebenwirkungen des Serums zeigen ihr schlimmes "Gesicht". Einen nach dem anderen "erwischt" es schließlich...

                              "Shapeshifter (Discarnate)" von Mario Sorrenti ist ein vollkommen belangloser Horrorstreifen, der zu 100 % vorhersehbar ist. Ein paar Ekelmomente (ein wenig Body-Horror) und das war's auch schon. Alles andere ist nur für die Lückenfüllung der Spieldauer anberaumt. Die schauspielerischen Leistungen sind schwach und natürlich oft unlogisch und nicht nachvollziehbar. Spannung ist so gut wie gar nicht vorhanden und die Darsteller versuchen mit ernster Miene ein absolut genauso ernstes Szenario vorzugaukeln, was aber gründlichst misslingt.

                              Keine Ahnung, warum Thomas Kretschmann in einem solchen Schmarrn mitgespielt hat. Nach großartigen Rollen in "King Kong", Polanski's "The Pianist" und Mitwirkungen in anderen guten Filmen und Serien greift er wohl ab und an ziemlich daneben, obwohl er in Hollywood recht gut Fuß gefasst hat. Solche Rollen hat er nun wirklich nicht nötig. In "Shapeshifter" spielt er aber -was ich zugeben muss- gottseidank am besten von allen. Deswegen gab ich noch ein halbes Pünktchen obendrauf.

                              Der Streifen ist eine Verschwendung kostbarer Lebenszeit und kann getrost als Trash bezeichnet werden. Ist aber leider schlechter Trash.

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                                Miss_Jupiter 12.06.2023, 10:58 Geändert 12.06.2023, 11:29

                                Der tollpatschig-trottelige, aber geniale Polizist Magnus (großartig: Vidar Magnussen) wird wegen seiner seltsamen Art dienstmäßig nur noch rudimentär eingesetzt. Bei dem gegenwärtigen Fall kommt er aus höchst dubiosen Gründen trotzdem in den Genuss, zu ermitteln.
                                Der Schauspieler Robert Danielsen (Lars Berge) wird aus einem Hotelzimmer entführt und seine Freundin kommt ums Leben. Magnus wird nun in ziemlich merkwürdige Dinge verstrickt, die er aber wegen seiner Genialität gut zu handeln weiß...

                                Die norwegische Serie "Magnus" ist eine Mischung aus Mystery, Krimi, Thriller und einem hohen Prozentsatz von rabenschwarzem, brilliantem Humor, bei dem man manchmal aus dem Lachen überhaupt nicht mehr herauskommt. Die Situationskomik ist perfekt getimed, die norwegische, mit Schnee bedeckte Landschaft passt hier hervorragend zur abgefahrenen Story und die Darsteller sind klasse. Besonders Vidar Magnussen als Magnus sticht hier hervor, sein kauziger und gewöhnungsbedürftiger Charakter gepaart mit einer hohen Intelligenz ist gerade deswegen prädestiniert dafür, diesen verzwickten und mysteriösen Fall aufzuklären. Sein suizidgefährdeter Kollege und Freund Dan (Pål Rønning) und der Junge Nikolaj (Charlie Hutton) helfen ihm dabei. Nikolaj lebt mit seiner alkoholkranken Mutter zusammen und wird von seinen Klassenkameraden gemobbt. Er ist für die Abwechslung äußerst dankbar.
                                Die bescheuerten und idiotischen Situationen, in die Magnus gerät, haben es in sich: sexbesessene Gnome, freundliche Trolle, unnormale Blitze, die nordische Mythologie und ein Zeitportal, um nur einige Sachen zu nennen, lassen ihn zur Höchstform auflaufen. Seine Erfindungen sind genauso abgefahren wie die Handlung, z.B. gibt es eine Kommode, die es ihm ermöglicht, unsichtbar zu ermitteln. Auf Knopfdruck wird diese Kommode zum Minitransformer. Aber wehe, sie hat Ladehemmung, dann gerät Magnus in schlimmen Trouble. Bei diesen Szenen habe ich geschrien vor Lachen. Davon gibt es noch so einige andere. Z.B. wird sein Chef nach einer Raumkrümmung (natürlich von Magnus herbeigeführt) vollkommen kirre, rennt alle um, stürzt über Schreibtische, läuft gegen Türen, Schränke und Säulen und sieht sein Gegenüber nicht direkt an, sondern an ihm vorbei, wenn er mit demjenigen redet. Bei diesen Szenen konnte ich einfach nicht mehr und rang vor Lachen nach Luft. :-D

                                Wer auf eine vollkommen absurde und groteske, aber ebenso wunderbar menschliche Fargo/Twin-Peaks und Monty Python-Atmosphäre mit herrlich schrill-schräger Comedy steht, ist hier bestens aufgehoben. Es gibt aber auch ernsthafte Momente in dieser Serie, die mit Nikolaj zu tun haben und die ganzen Albernheiten ein wenig abmildern und ungeschehen machen. Magnus ist sowohl Held als auch unbeabsichtigter Seelentröster, obwohl er unnahbar wirkt.
                                Tolle, spannende und total lustige Serie aus Norwegen, bei der der Humor überwiegt. Sehenswert.

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                                  Miss_Jupiter 09.06.2023, 19:50 Geändert 10.06.2023, 00:39

                                  Das vollkommen kaputte Menschenkind Rae (Christina Ricci) wurde als Kind missbraucht und kann sich selbst nur noch fühlen, wenn sie mit allen möglichen Männern Sex hat. Ihr Freund Ronnie (leider etwas blass: Justin Timberlake) geht als Soldat in den Irak und die seelisch verkrüppelte junge Frau stürzt sich in das nächste "Abenteuer", das als Fast-Vergewaltigung endet und sie zusammengeschlagen auf der Straße zurücklässt. Lazarus (Samuel L. Jackson) findet sie, nimmt sie mit zu sich nach Hause und versucht mit sehr unkonventionellen Methoden, ihre "Krankheit" aus ihr herauszutreiben. Die beiden total verschiedenen Menschen freunden sich schließlich an, denn Lazarus' Seele geht es auch nicht besonders gut. Der Blues-Fan packt seine Gitarre wieder aus und drückt seine Gefühlslage mit seinen Songs aus. Die in der Stadt als notgeile, nymphomane Schlampe verschriene Rae und der ältere Mann sind Soulmates, die ihre unterschiedlichen Schicksale miteinander verbindet. Ob alle Schwierigkeiten im nachhinein zu meistern sind und ob ihre geschundenen Seelen gesund werden, hängt alleine von ihnen und hier im besonderen von Rae ab...

                                  Craig Brewer's "Black Snake Moan" (nach einem Song des Bluesmusikers Blind Lemon Jefferson) ist ein nahezu perfekter Streifen, durchzogen von einer schwülheißen Südstaatenatmosphäre, einer melancholischen Inszenierung, deren Traurigkeit sich von Anfang bis Ende hält und trotzdem einige humorvolle Szenen bereithält. Samuel L. Jackson als Lazarus ist mal wieder großartig, aber Christina Ricci als Rae spielt hier wirklich erstklassig eine vom Leben gezeichnete, hintergangene und misshandelte Frau, die in ihrem eigenen Körper quasi gefangen ist und sich durch Freizügigkeit und die schnellen sexuellen Eskapaden als Mensch wahrnehmen und erleben kann. Als Kind gebrochen, als Frau fast ein Wrack, versucht der hilfsbereite und fromme Lazarus alles, um Rae wieder ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Damit hilft er nicht nur ihr, sondern auch sich selbst. Der Film quillt über von großartiger, authentischer Bluesmucke, die ehrlich und bodenständig gespielt und gesungen wird. Jackson's musikalisches Talent kommt hier schön zur Geltung. Die Szene in der Blues-Kneipe, in der Lazarus mit einer Band spielt und die Gäste in mehreren Zeitlupensequenzen beim Tanzen zu sehen sind, vor allem Rae in Großaufnahme, gehen so richtig unter die Haut und man fühlt sich lebendig, gut und frei. Genau so sollte der Blues sein, ungekünstelt, menschlich und rau. Ebenso rau, menschlich und ungekünstelt sind hier die Darsteller, die andererseits aber verletzlich und empfindsam sind. Bitterer, ziemlich emotionaler und trotzdem hoffnungsvoller Film, der überaus empfehlenswert ist.

                                  https://www.youtube.com/watch?v=vrs4yqwL-Wg
                                  Stackolee-Samuel L. Jackson (Unedited)

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                                    Miss_Jupiter 07.06.2023, 15:52 Geändert 07.06.2023, 21:48

                                    Eine Post-Mortem-Story: Lester Burnham (genial: Kevin Spacey) befindet sich in der Midlife Crisis. Eigentlich hat er alles, wovon andere nur träumen können: genug Geld, ein schönes Haus, eine ebenso schöne Frau (herrlich überspannt: Annette Bening) und eine heranwachsende Tochter namens Jane (Thora Birch). Sein Höhepunkt des Tages ist das morgendliche Masturbieren beim Duschen. Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, wird ihm immer mehr bewusst. Seine neurotische Gattin Carolyn und seine trotzige, zickige Tochter machen ihm das Leben schwer und er weiß, dass er bald etwas an seiner jetzigen Situation verändern muss und das am besten radikal, denn dies kann einfach nicht alles gewesen sein. Eines Tages lernt er die hübsche Freundin seiner Tochter, Angela (Mena Suvari) kennen und verliebt sich in sie. Sein Leben hat ab diesem Zeitpunkt wieder einen Sinn für ihn und er versucht, seinen nicht mehr jugendlichen und fitten Körper (natürlich für Angela) in Form zu bringen. Er konsumiert Marihuana, das er vom Nachbarssohn bekommt und provoziert den Rauswurf aus seinem Job, der ihm sowieso zum Halse heraushängt. Fortan arbeitet er als Bedienung in einem Fast-Food-Restaurant und erpresst seinen Chef. Von dem Geld kauft er sich seinen Traumwagen. Versuche, seine fast schon gescheiterte Ehe zu retten, misslingen. Die nur aufs Materielle scharfe Carolyn hat eine Affäre, was Lester nicht mehr weiter schert. Er pfeift auf alles und alle Konventionen, seinen bisherigen Lifestyle und auch auf seine Familie, schwarwenzelt weiter um Angela herum und merkt nicht, wie nicht nur alles um ihn herum zerbröckelt, sondern auch er selbst zu einem komplett anderen Menschen wird...

                                    "American Beauty" ist der Abgesang auf den American Way of Life, dessen aalglatte Fassade nach außen hin perfekt erscheint, aber die inneren Befindlichkeiten vollkommen außen vor und unbeachtet lässt. Die Perfektion, die Lester sich erschaffen hat, ist nur eine Halluzination/Illusion, die es ihm bis dato unmöglich machte, sein wahres Ich zu finden. Indem er es nun tut, zerstört er den materialistischen (Alb)Traum vom sorglosen reichen Leben, das nur eine geringe Halbwertzeit aufweist. Der Streifen ist tragisch, humorvoll und auch ernsthaft und ist vielleicht in seiner (geringen) Übertreibung zu nahe an der bitteren Wahrheit. Lester Burnham ist eigentlich ein trauriger Zeitgenosse, enttäuscht von seinem bisherigen Dasein, dessen selbst erschaffenes Kartenhaus ihm die Realität vorenthielt und zusammenbricht. Sein Bestreben, alles mögliche in kürzester Zeit nachzuholen und dies ohne Rücksicht auf Verluste ist in Wirklichkeit eine Flucht vor sich selbst und seinem Leben, das ihm nicht mehr lebenswert erscheint. "American Beauty" ist ein brillianter Streifen mit einem grandiosen Soundtrack und einem Spacey in Höchstform, dem man seine Handlungsweisen absolut abnimmt und mit ihm mitleidet oder sich diebisch mit und für ihn freut. Was der Film ebenso gut aufzeigt, ist, dass es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten diese nicht unbedingt auch gibt und für alle zugänglich sind. Dies erfährt der Protagonist auf ziemlich schmerzliche Weise am eigenen Leib und seine Psyche verschließt sich der Helligkeit und der Genesung.

                                    Immer wieder sehenswerter Klassiker bzw. Meisterwerk von Sam Mendes, großartig inszeniert mit einer seltsamen Atmosphäre, die aus Teilen der Komödie und des bitteren Dramas resultiert und die Darsteller sind natürlich allesamt hervorragend.

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                                      Miss_Jupiter 06.06.2023, 19:32 Geändert 06.06.2023, 19:37

                                      Die 3. Staffel von "Hannibal" ist zwar insgesamt immer noch sehr gut, verheddert sich aber zunehmend in tiefenpsychologischen, pseudointellektuellen und verkopften Mono- und Dialogen, denen zuzuhören oftmals schon anstrengend und auch ermüdend ist. Der Fokus liegt auf Mason Verger (Michael Pitt) und dem Red Dragon (klasse: Richard Armitage), beide Fälle in abgewandelter Form von den Filmen: Tod, Wahnsinn und Zer(Ver)störung ziehen sich wie immer durch alle Folgen und Graham (Hugh Dancy) und Lecter (Mads Mikkelsen) sind neben Crawford (Laurence Fishburne) die Hauptprotagonisten. Mikkelsen spielt den Kannibalen wie auch in den vorherigen Staffeln vorzüglich, es wird wieder oft gekocht und gegessen und die ästhetische Schönheit der Morde ist in vielen Zeitlupenszenen und in absoluter Nahaufnahme zu sehen. Dass spritzendes Blut, welches aus diversen Körperöffnungen hervor- und herausschießt, so schön aussehen kann, ist der wunderbaren Kameraarbeit zu verdanken.
                                      Und dass Lecter nun als geistesgestörter Serienmörder in Chilton's Anstalt sitzt, ist dem geneigten Hannibal-Fan natürlich total vertraut und nun wahrlich nichts Neues. Die Erzählstrukturen der vielen Stories wühlen -wie ich oben schon erwähnte- noch tiefer in den verrückten Psychen der vielen gestörten Seelen herum. Bald weiß man sowieso nicht mehr, wer hier nun eigentlich verrückt und Täter und/oder Opfer ist. Die Sympathie, die man als Zuschauer Lecter entgegenbringt, ist selbstverständlich bar jeder Vernunft und nicht logisch zu erklären, genauso sympathisieren Lecter's "Gegner" mit ihm, wünschen ihm zwar ebenso die Pest an den Hals, kommen aber ohne seine Hilfe in den garstigen Fällen nicht mehr aus. Zu groß und zu weit fortgeschritten ist seine manipulative Art und seine Einflussnahme, sogar noch aus seinem Gefängnis heraus. Dies muss Graham bis zum Ende erfahren. Sein Leben wird nie wieder "normale" Züge annehmen, dazu ist es für ihn schon längst zu spät, denn "Hannibal, the Cannibal" wird für immer und ewig in seinem Kopf herumschwirren bzw. -spuken.

                                      Für mich persönlich die schwächste Staffel, aber trotzdem noch sehr anspruchsvoll und sehenswert wegen der großartigen, albtraumhaften und abartigen Inszenierung mit Ausflügen ins Psychedelische, die einen niemals loslässt und genauso faszinierend ist wie Lecter selbst und natürlich auch wegen der brillianten Darstellerriege. Auch die tollen Drehorte wie Paris und Florenz sorgen für einen ganz besonderen Reiz. Das alles schafft die Serie von Bryan Fuller mit Bravour. "Wahnsinnig" schöne Bilder, die abstoßend und anziehend zugleich sind, hervorragende Kameraeinstellungen und die ständig vor sich hinwummernde Hintergrundmusik schaffen eine bedrohliche und -wie auch in den anderen beiden Staffeln- sehr unangenehme Atmosphäre. Mikkelsen ist Hopkins in der Rolle des Lecter ebenbürtig, manche behaupten sogar, er sei der bessere Kannibale. Wie immer "Geschmackssache" :-)

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                                        Miss_Jupiter 04.06.2023, 17:30 Geändert 04.06.2023, 18:13

                                        "Hannibal", Staffel 2 nach der Vorgeschichte von "Red Dragon" von Thomas Harris ist genauso gut wie die 1. Staffel: eine verstörende Mixtur aus Manipulation, psychischen Erkrankungen, dunklen Seelen und menschlichen Abgründen, wie sie nur in der abartigen Welt des hochintelligenten, skrupellosen und kaltblütigen Psychiaters Dr. Hannibal Lecter (brilliant: Mads Mikkelsen) vorkommen. Dieser versteht es wegen seiner Raffinesse geschickt, seine eigenen Verbrechen in die Schuhe von anderen zu schieben, die irgendwann seine Patienten werden, wie z.B. der Profiler Will Graham (Hugh Dancy). Graham, selbst psychisch schwer angeschlagen, geriet schon in Staffel 1 in Lecter's Fänge. Seine Faszination schlägt schließlich in Abneigung um, aber er kann sich dem Psychiater nie ganz entziehen, was seine ohnehin schon arg gebeutelte Psyche ins Verderben stürzt.
                                        Die Serie ist eine freud'sche Aneinanderreihung seelischer Zusammenbrüche, schrecklicher Mordserien und kulinarischer Exzesse und Episoden, die von Lecter mit größter Hingabe zelebriert werden. Seine Opfer dreht und wendet er in die eine oder andere Richtung, ganz so, wie es für ihn von größtmöglichem Vorteil ist, er spielt genüßlich mit ihnen und weidet sich an ihrer Qual und ihrem Schicksal. Viele dialoglastige Szenen wechseln sich ab mit außergewöhnlich derben Morden, an denen sich der FBI-Direktor der Behavioral Analysis Unit, Jack Crawford (Laurence Fishburne) die Zähne ausbeißt. Die ambivalenten und komplizierten Verflechtungen und Beziehungsgebilde zwischen ihm und seinem Untergebenen Graham macht sich Lecter zunutze und manipuliert munter weiter. Da er weiß, wie verletzlich Graham's dunkle Seele ist, kann er diesen zwischenzeitlich "ausschalten". Graham kommt in den "Genuss" der Strafanstalt für geistesgestörte Täter.

                                        Da die Serie schon fast einer Psychoanalyse ähnelt, ihren Fokus auf psychisch gestörte Mörder und andere diverse seelische Erkrankungen legt, ist dies schon eine morbide Achterbahnfahrt in die Forensik und ihre Auswirkungen. "Hannibal" ist nicht nur eine hochemotionale, spannende und psychotische Reise in die schwärzesten Winkel des menschlichen Hirns, sondern auch eine absurde und fast schon pathologische Entwicklungsgeschichte zweier von einander abhängiger Protagonisten, deren Lebensläufe zwar weit auseinanderklaffen, sie jedoch in einer krank- und wahnhaften Symbiose zusammenhält, die -kaum vorstell-, aber trotzdem realisierbar- bei der Aufklärung diverser Morde außerordentlich hilfreich ist.

                                        Die Serie lebt von ihrer konsequent düsteren und oft albtraumhaften Inszenierung, beklemmenden und trotzdem schönen, ästhetischen Bildern, der unangenehmen Atmosphäre und natürlich von ihren genialen Darstellern, die auch diverse Nebenrollen besetzen, wie z.B. Gillian Anderson, Amanda Plummer, Katherine Isabelle, Eddie Izzard, Cynthia Nixon und Anna Chlumsky. In ihr kann man sehr gut sehen und nachvollziehen, was psychische Störungen und Krankheiten aus Menschen machen kann und was dies alles mit ihrem Umfeld anrichtet. Dass diejenigen, die eigentlich hierbei und natürlich auch bei der Aufklärung der Verbrechen helfen sollen, selbst gestört sind, ist hier das Tüpfelchen auf dem i. Hierauf doch glatt ein Kalbsbries mit Bâtard-Montrachet (wobei man nicht genau wissen möchte, ob das Bries auch vom Kalb ist). Ausgezeichnet!

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                                          Miss_Jupiter 02.06.2023, 19:29 Geändert 02.06.2023, 19:46

                                          Der ehemalige Priester und jetzige Archäologe Lancaster Merrin (Stellan Skarsgård) wird im Jahre 1949 beauftragt, in Britisch-Ostafrika (das heutige Kenia) eine kürzlich freigelegte, byzantinische Kirche zu untersuchen, die dort wohl seit fast 2.000 Jahren begraben war. In ihrem Inneren soll etwas verborgen sein, das Merrin an die Oberfläche bringen soll. Offenbar ist der Vatikan recht scharf auf dieses Teil. Was er schließlich dort unten findet, hat mit christlichen Werten absolut nichts zu tun, denn Merrin entdeckt die Statue des Dämons Pazuzu, der vermutlich für schreckliche Dinge verantwortlich ist, die in der jüngsten Vergangenheit in dieser Gegend rund um diese Kirche stattfanden. Merrin, der im Zweiten Weltkrieg ebenfalls sehr furchtbare Dinge erlebte und deswegen seinen Glauben verlor, findet in der Ärztin Sarah (Izabella Scorupco) und dem jungen Pater Francis (James D'Arcy) zwei Verbündete, die ihm jetzt zu Seite stehen...

                                          Renny Harlin's "Exorcist - The Beginning" ist das Prequel bzw. die Vorgeschichte zu "The Exorcist" und zeigt auf, wie Merrin wieder zum Glauben findet und dort weitermacht, wo er einst aufhörte. Der Streifen erreicht leider bei weitem nicht die Qualität von William Friedkin's Film, hat aber mit Skarsgård einen recht guten Hauptdarsteller, dem seine Selbstzweifel und die Verzweiflung über die Erkenntnis einer grausamen Welt ins Gesicht geschrieben stehen. Leidlich spannend, aber mit einer unangenehmen Atmosphäre und einem tollen Setting versehen, versucht "The Beginning" allzu viele Themenkomplexe in die Story einzubauen, was wohl einen hohen Anspruchsgehalt vorgaukeln soll und manchmal etwas überfrachtet wirkt. Merrin's Flashbacks von Gräueltaten der Nazis werden immer wieder zwischendurch eingeblendet, um so seine Motivation zu erklären, weshalb er sich vom Priestertum abgekehrt hat. Die Szenen in der unheimlichen unterirdischen (Nicht)Kirche sind schon gut gemacht, aber manche CGI-Szenen wirken übertrieben künstlich. Alan Ford ("Snatch", "Bube, Dame, König, grAS") ist in einer Nebenrolle als Widerling Jeffries zu sehen, dessen Gesicht im Laufe der Handlung ebenfalls immer widerlicher und abartiger wird. Ein paar wenige Schockeffekte hat der Streifen schon zu bieten und Wahnsinn und geistiger Verfall wabern allgegenwärtig unter der Oberfläche. Trotzdem fehlen ihm die Originalität, Subtilität, die gänsehautlastige Atmo und die wahrhaft meisterhafte Inszenierung von Friedkin's Film. Dieser verstand es, die Zuschauer auch mal ganz ohne Effekte zu ängstigen und zu schocken. Am Ende von "The Beginning" wird dann *Spoiler* der übliche Okkult-Exorzismus bzw. der Austreibungsritus zelebriert, was mich dann leider schon fast zum Gähnen brachte. Habe den Streifen zum 2. Mal gesehen und er haute mich auch diesmal nicht vom Hocker. Selbst William Peter Blatty (Autor des Romans "The Exorcist") fand ihn nicht gut. Ich bewerte ihn aber noch mit 6.0, weil mir Stellan Skarsgård gut gefallen hat und er praktisch diesen Film "trägt".

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                                            Das paranormale Ermittlerehepaar Ed und Lorraine Warren untersuchte im Laufe seiner Arbeit schon viele seltsame Fälle. Dieser Fall führt sie 1971 nach Rhode Island. Die Familie Perron (Mutter, Vater und fünf Töchter) hat dort ein schönes neues Haus erworben, das sich fernab jeglicher Nachbarschaft befindet. Nach einiger Zeit des Eingewöhnens passieren in diesem Haus unheimliche und unerklärliche Dinge, die irgendwann auch zu einer Gefahr für Leib und Leben werden. Nachdem Carolyn Perron (Lili Taylor) sich verzweifelt an die Warrens wendet, untersucht das Paar das Domizil. Diesen Fall werden alle nicht so schnell vergessen...

                                            James Wan gelang mit "The Conjuring" ein respektabler Horrorfilm, der auch mächtig an der Gefühlsschraube dreht, denn das Schicksal der sympathischen Familie Perron lässt einen nicht kalt. Die Perrons halten in guten wie in schlechten Zeiten zusammen und die Eltern tun alles für ihre Töchter, auch und gerade vor allem während der furchtbaren Vorkommnisse in ihrem Haus. Der Film lebt von seiner Atmosphäre, die mit wenigen Jumpscares auskommt und ihren Fokus auf das Innenleben aller Protagonisten legt. Man leidet mit dieser Familie, der man von Herzen nur das Beste wünscht und man fragt sich, warum ausgerechnet sie diesen Horror erleben muss. Die Warrens schließen die Familie in ihr Herz und versuchen alles Menschenmögliche, um ihr zu helfen. Gruselige Gänsehautmomente wechseln sich ab mit ruhig und besonnen inszenierten Einstellungen, die sich auf die verzweifelten Augenblicke der Bewohner konzentrieren, die nicht wissen, wie sie mit der "neuen" außergewöhnlichen Situation umgehen sollen. Ihr ruhiges, normales Leben hat sich von einer Sekunde auf die andere vollkommen verändert. Ihr Haus, das eigentlich Sicherheit und Geborgenheit bieten soll, wird zu einem Ort des Schreckens. Dem spannenden Streifen gelingt dies geschickt, indem er eigentlich harmlose Räume zu einem Gruselkabinett "umfunktioniert" und somit sehr unangenehme Gefühle weckt. Die Darsteller sind großartig, Patrick Wilson und Vera Farmiga als die Warrens sind herzerwärmend hilfsbereit und Lili Taylor als Carolyn Perron spielt eine von einem kaum zu ertragenden Schicksal gebeutelte Mutter und Ehefrau, die wie eine Löwin für und um ihre Familie kämpft.

                                            Der Film baut recht lose auf realen Erlebnissen der Warrens auf und ähnelt ein wenig dem "wahren" Fall in Amityville, bei dem ein Mann 6 Familienmitglieder in deren Haus erschossen hat. Eingeflüstert wurde ihm das angeblich von einem Dämon. Ob die Fälle der Warrens nun alle echt waren oder nicht, ist mir eigentlich egal. Dass daraus recht gute Filme entstanden sind, ist die Hauptsache. Sehenswert.

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                                              Miss_Jupiter 29.05.2023, 11:43 Geändert 29.05.2023, 13:23

                                              Mehr als 6 Meilen unter der Meeresoberfläche befindet sich eine Forschungsstation. Nach einem Seebeben sterben etliche Mitarbeiter. Die Überlebenden, darunter Norah (Kristen Stewart), der Captain (Vincent Cassel) und weitere 4 der Crew müssen aber noch tiefer in die bodenlose Schwärze, um zu den Rettungskapseln zu gelangen. Auf dem gefährlichen und beschwerlichen Weg dorthin wartet unglücklicherweise eine weitere unheimliche und unbekannte Gefahr in der Dunkelheit auf sie...
                                              "Underwater" von William Eubank ist eine Mischung aus "Sphere" und "Alien" (unter Wasser und nicht im Weltraum). Die Aufnahmen auf dem Meeresgrund und die ganze Inszenierung ist recht gut gelungen, die Gefahr nicht sofort zu sehen und im Hintergrund bleibend. Die Angst und das Ausgeliefertsein der Crewmitglieder steht ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben, sie wissen lange nicht, mit was sie es nun eigentlich zu tun haben. Sowohl im Inneren der Station als auch draußen wartet der Feind auf sie. Kristen Stewart spielt überzeugend die Norah und die Szenen in den Taucheranzügen und hier besonders ihr Gesicht im engen, Klaustrophobie erzeugenden Helm, sind furchteinflößend. Die Sicht ist begrenzt, das Blickfeld bzw. der Sehbereich ist höchst eingeschränkt, die Dunkelheit fast undurchdringlich und nur ein paar Helmlampen sorgen für etwas Licht. Da man sich in diesen Anzügen nur langsam fortbewegen kann, ist eine schnelle Flucht so gut wie ausgeschlossen.
                                              Die Atmosphäre unter Wasser in dieser enormen Tiefe ist schon fast hoffnungslos und die Überlebenschancen schwinden von Minute zu Minute.

                                              "Underwater" ist ein kurzweiliger und spannender Sci-Fi(Alp)traum, der permanent Urängste schürt. Die vielen negativen Bewertungen bzw. Kommis hierzu kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Naja, ist wie immer Geschmackssache.
                                              Ich persönlich fand ihn recht sehenswert.

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                                                Miss_Jupiter 28.05.2023, 12:44 Geändert 28.05.2023, 12:48

                                                Die unzertrennlichen Freunde Seth (Jonah Hill) und Evan (Michael Cera) haben bald ihre Highschool abgeschlossen und gehen danach auf verschiedene Colleges. Seth ist übergewichtig und Evan zurückhaltend, eher schüchtern und ebenso nerdig, ihre Außenseiterrolle ist daher schon vorprogrammiert. Vor dem neuen Lebensabschnitt wollen sie nochmal so richtig die Sau rauslassen, auf eine angesagte Party gehen, wo sie ihre Herzdamen Becca (Martha MacIsaac) und Jules (Emma Stone) erobern wollen, sprich: sie schnell ins Bett kriegen. Diese Nacht werden die beiden so schnell nicht mehr vergessen, denn verzwickte, absurde und verrückte Situationen erwarten sie sowie ihren Kumpel Fogell (Christopher Mintz-Plasse), der für Alkohol sorgen soll. Zwei abgedrehte und verpeilte Cops (Seth Rogen und Bill Hader) verursachen zusätzliches Chaos...
                                                Was wie eine herkömmliche alberne Teenieklamotte klingt, ist doch wesentlich subtiler und anspruchsvoller als vielleicht der Titel "Superbad" vermuten lässt. Greg Mottola's Streifen nach einem Drehbuch von Seth Rogen und Evan Goldberg ist ziemlich humorvoll, zeigt aber auch einen Coming-of-Age-Film, der diverse Probleme junger Menschen behandelt, die an der Schwelle zum Erwachsensein stehen, mit sich selbst hadern und erst mal nicht wissen, wo es für sie überhaupt lang- und hingehen soll. Sexuelle Anzüglichkeiten sind darin gang und gäbe und das F-Wort wird sehr häufig benutzt, trotzdem behandeln Evan und Seth die Mädels mit großem Respekt, was man eigentlich gar nicht vermutet hätte. Eigene Erfahrungswerte werden wohl in "Superbad" verarbeitet und das mit viel Energie, Menschlichkeit und Nachvollziehbarkeit, ohne ins total Alberne abzurutschen. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist genial und auch Inszenierung, Atmosphäre und die Kamerarbeit sind hier rasant und mit einem geilen Soundtrack unterlegt. Die Partyszenen haben mich an meine eigene Jugend erinnert, bei denen es genauso oder so ähnlich abging. Das hat mir auch total gut an dem Film gefallen, auf jeden Fall seine große Ehrlichkeit und die hervorragend dargestellte und gespielte Freundschaft zwischen zwei Jungs, die nichts auseinanderbringen kann, weder räumliche Trennung noch diverse Frauenbekanntschaften. *Kleiner Spoiler*: Die Abschiedsszene im Kaufhaus an der Rolltreppe, wo sich die Blicke von Seth und Evan kreuzen, sagt mehr über ihre Gefühle aus, als es Worte je vermögen.

                                                Toller Film, von Anfang bis Ende perfekt, daher von mir eine sehr große Empfehlung!

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                                                  Eine nicht näher definierte Zukunft: Die Erde steht -wie von vielen prophezeit- kurz vor dem Kollaps. Nahrungsmittel werden knapp, die Böden und das Getreide verdorren und Sandstürme bedecken nicht nur die Landschaften, sondern kriechen auch durch jede Pore der Wohnhäuser. In dieser verzweifelten Situation wird der Ingenieur und ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey) von Prof. Brand (Michael Caine) damit beauftragt, in einer fernen Galaxie das Überleben der Menschheit zu sichern. Cooper bewirtschaftet zusammen mit seinem Schwiegervater Donald (John Lithgow) unter größten Schwierigkeiten eine Farm. Seine hochintelligente Tochter Murphy (jung: Mackenzie Foy) und sein Sohn Tom (Timothée Chalamet) sind sein ein und alles. Trotzdem verlässt er seine Familie, um nicht nur der Menschheit, sondern vor allen Dingen seinen Lieben, zu helfen. Er und seine Teamkollegen, darunter Brand's Tochter Amelia (Anne Hathaway), eine clevere Wissenschaftlerin, wagen sich in *kleiner Spoiler*: nicht unbedingt unerforschtes und unbekanntes Terrain, das sie durch ein Wurmloch in die andere Galaxie führen soll. Tochter Murphy sieht sich währenddessen auf der Erde mit unbegreiflichen Phänomenen konfrontiert, die in ihrem Zimmer stattfinden. Diese scheinen mit der Weltraummission in Verbindung zu stehen...

                                                  Christopher Nolan's Epos "Interstellar" ist weitaus philosophischer gelungen, als es vermutlich beabsichtigt war. Eine vor dem Hungertod stehende Menschheit wird gerettet, indem sie (aber auf jeden Fall die meisten der Erdenbewohner) ein Überleben in unbeschreiblich weiter Ferne zugesichert bekommt, was aber leider erstmal nur eine Vermutung bedeutet. Das Team um Cooper ist alleine auf sich gestellt, für Jahre oder sogar Jahrzehnte unterwegs und es weiß nicht, ob es Freunde oder Familie jemals wiedersehen wird. Die (fast schon) 2001-A Space Odyssee-Atmosphäre ist geschickt in die Story verwoben, der einprägsame Soundtrack ist genauso intensiv und oftmals sehr emotional wie die ganze Inszenierung, die zwischen Hoffnung, Bangen und Verzweiflung schwankt, was auch den hervorragenden Darstellern zu verdanken ist. Der Streifen schafft es aber, niemals pathetisch zu werden. Während die Mitglieder der Crew im Laufe der Zeit auf ihrer Reise fast nicht altern, sind auf der Erde viele Jahre vergangen. Die sprechenden Roboter an Bord (TARS und CASE) sind natürlich auch eine Reminiszenz an HAL aus 2001, obwohl dieser eigentlich ein Computer war.
                                                  Die Handlung des Films springt zwischen der aktuellen Situation auf der Erde und den Mitgliedern der Mission im Weltall hin und her, ist keinesfalls hektisch sondern ruhig und besonnen und man sieht, wie aus der kleinen Murphy eine erwachsene Frau (Jessica Chastain) wird, die in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist, obwohl sie sich von ihm verlassen fühlt.
                                                  Das Ende von "Interstellar" ist eines der phänomenalsten Augenblicke, die ich in einem Sci-Fi-Film je gesehen und erlebt habe und ist in seiner einzigartigen logischen Konsequenz vollkommen (be)greifbar. Die geniale visuelle Umsetzung -nicht nur hier- sondern im Gesamtkontext und vor allen Dingen im All ist schon überwältigend dargestellt. Auch die Szenen auf den jeweiligen besuchten Planeten sind genial. Was Gravitation, Manipulation der Schwerkraft, unglaubliche Dimensionen und riesige Entfernungen, Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit und der menschliche Alterungsprozess für eine Bewandtnis haben und wie das alles zusammenhängt bzw. in Verbindung steht, wird in "Interstellar" sehr gut erklärt. Insofern ist der Film recht dialoglastig, was aber der Gesamtstory und dem Verständnis der -manchmal- komplizierten hochwissenschaftlichen Materie geschuldet ist.
                                                  In großartigen Nebenrollen sind hier noch Ellen Burstyn, Wes Bentley, Matt Damon und Casey Affleck zu sehen.

                                                  Christopher Nolan ist mit "Interstellar" ein Meisterwerk im Sci-Fi-Genre gelungen, das atmosphärisch dicht, menschlich berührend, spannend, anspruchsvoll, intelligent und wirklich sehr philosophisch geworden ist. Immer wieder sehenswerte, fast dreistündige Filmkunst.

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                                                  • Miss_Jupiter 24.05.2023, 21:40 Geändert 24.05.2023, 22:05

                                                    RIP Tina... 😢

                                                    Sie war eine unglaublich starke Frau bzw. Persönlichkeit mit einer großartigen Stimme, die in ihrem Leben schon viel mitgemacht hatte... werde sie vermissen.

                                                    Simply the Best...

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