Miss_Jupiter - Kommentare

Alle Kommentare von Miss_Jupiter

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    Miss_Jupiter 14.10.2022, 14:25 Geändert 15.10.2022, 12:13

    Familie Brannock ist genervt vom Großstadtleben New Yorks und zieht ins beschauliche und "friedliche" Westfield in New Jersey. Dort haben sie ein wunderschönes Haus erworben. Alles könnte jetzt für die Eltern und den Sohn und die Tochter ideal sein, jedoch erhalten sie bedrohliche, mysteriöse und seltsame Briefe, die sich nicht explizit an sie selbst, sondern an ihr (Alb-)Traumhaus richten. Unterzeichnet sind diese Briefe stets mit "The Watcher"....
    Fazit: Ryan Murphy's und Ian Brennan's Serie "The Watcher" beruht auf wahren Begebenheiten, was beim Betrachten schon unangenehme Gefühle hervorruft. Die Serie beginnt etwas dröge, jedoch steigert sie sich von Folge zu Folge, was Spannung, Atmosphäre und Inszenierung angeht. Zum Ende hin flacht sie jedoch leider wieder etwas ab. Trotzdem musste ich einfach am Ball bleiben, um zu erfahren, was es mit dem "Watcher" und seiner Intention auf sich hat.
    Naomi Watts als Nora Brannock ist großartig wie immer, sie haucht glaubhaft jeder ihrer Rollen Nachvollziehbarkeit und Ernsthaftigkeit ein. Das Bösartigste an "The Watcher" ist vielmehr die undurchsichtige und düster schrullige Nachbarschaft der Brannocks, der spießige Ort Westfield und die überraschenden Wendungen in den Folgen. Bestürzend ist die Tatsache, dass einige Menschen dermaßen von Häusern besessen zu sein scheinen, so dass sie deswegen grenzwertige Handlungen vollziehen, die für alle anderen, besonders aber für die Familie Brannock zum Verhängnis werden. Immer neue Verdächtige tauchen auf, man kann sie schon bald nicht mehr zählen, eine Hypothese jagt die nächste, aber der wahre Täter/die wahre Täterin bleibt unauffindbar bzw. unsichtbar, was vor allem Dean Brannock (Bobby Cannavale) in eine regelrechte Paranoia treibt. Die Familie droht, langsam, aber sicher, auseinanderzubrechen. Alle scheinen etwas zu verbergen, düstere Geheimnisse kommen nach und nach ans Licht, "The Watcher" scheint sich dabei im Hintergrund köstlich zu amüsieren und seine perversen Tätigkeiten noch auszuweiten. Die Polizei ist derweil keine große Hilfe und scheint sich auch nicht sonderlich für die Vorkommnisse zu interessieren.
    *Kleiner Spoiler*: der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.
    In weiteren Nebenrollen sind Mia Farrow (leider etwas blass, auch im wortwörtlichen Sinne) und Christopher MacDonald zu sehen. Margo Martindale und Richard Kind als durchgeknalltes Ehepaar Mo und Mitch sind in ihren Darstellungen dagegen absolut brilliant. Sehenswerte Serie, die ein paar Hänger hat, aber im großen und ganzen wirklich gut ist.

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      "Old People" ist eine merkwürdige Mischung aus Horrorfilm und Möchtegern-Sozialdrama. Der Anfang verspricht viel, aber im Laufe der Handlung flacht der Streifen merklich ab, was nicht unbedingt an den Darsteller:innen liegt, die sich viel Mühe geben, nicht zu selten dämlich zu agieren, sondern an Szenen, die man so *Ironie on* noch nie gesehen hat *Ironie off*. Der Film bedient sich gängiger Horrorklischées aus unzähligen Zombie- und Apokalypsewerken, man erahnt meistens schon, was im nächsten Moment geschieht, weil alles schon mal dagewesen ist. Viel Neues und Innovatives hat "Old People" also nicht zu bieten. Das Setting ist aber recht gut gehalten, besonders die düstere, beklemmende und schmutzige Atmo im Seniorendomizil ist schauderhaft.
      Was der Film aber eigentlich aussagen will, weiß er wohl selbst nicht so recht. Man wird mit der Holzhammermethode darauf hingewiesen, dass die Gesellschaft ihre betagten und auch hochbetagten Mitglieder bis zu ihrem Tode gut behandeln und ihnen ein lebenswertes Dasein -auch während schwerer Krankheiten, wie z.b. Demenz und Alzheimer- bieten soll, was ja auch selbstverständlich sein sollte. Dass alte Menschen sich irgendwann gegen das System und auch gegen ihre Liebsten stellen und auf diese schreckliche und abartige Weise reagieren, ist ein bisschen sehr weit hergeholt, hat aber in der dargestellten Inszenierung eine besonders abschreckende Wirkung. Am Rande wird übrigens die Überlastung des Pflegepersonals thematisiert, vielleicht hätte man da noch mehr den Fokus drauflegen sollen.
      Ein paar sehr harte und ekelhafte Szenen machen aber noch keinen hoch anspruchsvollen und vor allem aussagekräftigen Film aus. Schade, daraus hätte der Regisseur Andy Fetscher mehr machen können, denn die Idee dahinter hat viel Potenzial und vor allem einen sehr ernsten Hintergrund. Ein Totalreinfall ist "Old People" dann aber doch nicht.

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        Miss_Jupiter 06.10.2022, 15:58 Geändert 06.10.2022, 16:14

        Mein Kommi zu "Alien" war verschwunden. Habe den damaligen (gottseidank gespeicherten) aber auf meinem Rechner wiedergefunden und setze ihn noch mal rein:

        Die Besatzung des Raumfrachters Nostromo wird durch einen undefinierbaren Notruf eines fernen Planeten aus dem Hyperschlaf geholt. Nach der Ankunft und der Suche nach der Quelle bringen sie ein unangenehmes Mitbringsel in Form eines unbekannten Organismus mit zurück an Bord. Dieser Organismus wächst und wächst und dezimiert nach und nach die Crew...
        Dieser ultimative Sci-Fi-Kultklassiker ist immer wieder sehenswert. Schon alleine die bedrohliche Atmosphäre an Bord des Schiffes, die mysteriöse Gefahr und die stetig wachsende Spannung sind in diesem Genre fast unübertroffen, so dass das Alien beinahe schon zur Nebensache wird. Der Streifen hat schon 43 Jahre auf dem Buckel, aber man sieht sie ihm nicht an. Ausstattung, Setting, die Darsteller und natürlich die fremde Lebensform sind einfach nur hervorragend.
        Der langsame, fast nervenzerfetzende Spannungsaufbau, die langen, geschickten Kamerafahrten innerhalb des Raumfrachters und die sparsam dosierten Szenen mit dem Alien erzeugen aber genau deswegen den gewünschten unheimlichen Effekt beim Zuschauer, der gemeinsam mit den Crewmitgliedern um deren Leben zittert.
        Damals ohne irgendwelche CGI-Effekte hergestellt und mit H.R. Giger's "Schöpfung" katapultierte sich "Alien" zu einem der weltweit erfolgreichsten Science-Fiction-Horrorfilme und Sigourney Weaver ist für ewig mit Ripley verbunden. Sie ist definitiv die toughste Weltraumamazone in der Filmwelt, gleichzeitig hart und kämpferisch, aber auch verletzlich und schwach...
        Fazit: "Alien" ist ein Film, der den Namen "Kultfilm" wirklich verdient.

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          Miss_Jupiter 03.10.2022, 16:42 Geändert 03.10.2022, 16:44

          Michelle (Mary Elizabeth Winstead) verlässt ihren Freund und die Stadt, in der sie lebt. Nachts wird sie von einem Auto gerammt und aufgrund dessen überschlägt sich ihr Wagen, sie wird bewusstlos.
          In einer fremden Umgebung kommt sie wieder zu sich, sie weiß weder, wo sie ist, noch was genau passiert ist. Ihr Entführer Howard (John Goodman) erklärt ihr, dass sie sich in seinem selbstgebauten Bunker befinden, dass ein nicht genau definierter Anschlag (nuklear oder etwas anderes, bleibt offen) stattgefunden und die Luft zum atmen giftig gemacht hätte. Ferner eröffnet Howard ihr, dass sie wohl die einzigen Überlebenden wären. Sie müssten von nun an dort unten leben, so lange sich die Welt in diesem Zustand befände. Auch Emmett (John Gallagher Jr.) lebt schon seit längerem im Bunker. Die beiden freunden sich an und Michelle zweifelt immer mehr an Howard's Ausführungen. Gemeinsam mit Emmett schmiedet sie einen Plan...
          Fazit: "10 Cloverfield Lane" ist das Sequel zu "Cloverfield", ist aber vom Aufbau, der Atmosphäre, der Inszenierung und vor allem der Handlung ganz anders als der Vorgänger. "10 Cloverfield Lane" ähnelt einem düsteren, intensiven Kammerspiel, bei dem man sehr lange Zeit im Unklaren gelassen wird und die Handlung ist eher die eines Psychothrillers als die eines Sci/Fi-Horrorfilms. Die bedrohliche Atmo bzw. die Gefahr kommt nicht nur von außen, die auch erstmal unsichtbar und mysteriös bleibt, sondern befindet sich eher im Inneren des Bunkers und geht hauptsächlich vom undurchsichtigen und dominanten Howard aus. Ist er nur ein besorgter Mensch, der sich um seine Mitmenschen bemüht und ihnen helfen will oder ist er ein unberechenbarer Psycho? Die drei Protagonisten sind dort unten auf sich alleine gestellt und die Darsteller machen ihre Sache sehr gut. Vor allem Goodman als Howard spielt einen sehr ambivalenten Charakter, der zwischen gut und böse schwankt. Winstead als verzweifelte Michelle lässt sich vom merkwürdigen Charme des älteren Mannes nicht täuschen und bleibt wachsam. "10 Cloverfield Lane" ist sehr viel subtiler als "Cloverfield" und bis zum *kleiner Spoiler* heftigen Ende eigentlich sehr ruhig gehalten, trotzdem tut diese Ruhe (vor dem Sturm) der Spannung keinen Abbruch. Ebenso beklemmend wie aussichtlos wirkt die Szenerie in dem unterirdischen Bunker und hinterlässt das Gefühl eines klaustrophobischen Gefängnisses und des hoffnungslosen Ausgeliefertseins ohne zukünftige Perspektiven. Sehenswert.

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          • 8

            Trevor Reznik (brilliant: Christian Bale) hat seit einem Jahr nicht geschlafen und besteht nur noch aus Haut und Knochen. Seinen Job in einer Maschinenfabrik steht er gerade so durch. Seine einzige Bezugsperson ist die Prostitutierte Stevie (Jennifer Jason Leigh), die sehr viel Verständnis für ihn zeigt und in ihm mehr als nur einen ihrer Kunden sieht. Der Schlafmangel und der schlimme Gewichtsverlust setzen Trevor sehr zu, er leidet mehr und mehr unter Wahnvorstellungen und findet in seiner Wohnung merkwürdige, bedrohliche Notizen und Zeichnungen, die an seinem Kühlschrank hängen. Als ein Kollege (Michael Ironside) an einer der Maschinen durch Trevor's Mitschuld einen Arm verliert, ist der bis dahin nicht sehr beliebte und seltsame Außenseiter bei seinen Kollegen noch mehr unten durch. Reznik's tristes Leben erfährt durch dieses Ereignis einen noch düstereren Schub und Trevor verliert sein letztes bisschen Halt und nach und nach auch seinen Verstand...
            Fazit: Brad Anderson's "The Machinist" von 2004 ist wie sein Hauptprotagonist ein dunkles, trauriges, depressives und sehr abgründiges Werk, dessen verschobene Realitäten und die mysteriöse Unwirklichkeit den fast vom Hungertod gezeichneten und ausgemergelten Reznik an den Rand des Wahnsinns treibt. Christian Bale spielt diesen verzweifelten, (lebens-)müden und von sich selbst losgelösten Menschen auf eine schrecklich verlorene Weise, seine Seele scheint schon aus seinem Körper gewichen zu sein und seine tief in den Höhlen liegende Augen bestehen nur noch aus abgrundtiefem Schmerz und grenzenloser Pein. Was letztendlich zu dieser Veränderung und seinem Zusammenbruch geführt hat, ist ebenso schrecklich wie tragisch.
            Der in den USA spielende, aber vollständig in Spanien gedrehte Streifen ist mit einem Grauton unterlegt, der die gesamte be- und gedrückte Atmosphäre gut widerspiegelt. Die Inszenierung ist eher ruhig, passt aber zur Thematik dieses Films und Bale schleicht wie ein lebender Zombie durch die Handlung. Der Anblick seines abgemagerten Körpers tut weh, aber man weiß, dass niemand ihm helfen kann außer er selbst. Der Schauspieler hat für diese Rolle fast 30 Kilo (aber wohl unter ärztlicher Aufsicht) abgenommen. Es hat sich für diesen Film vollends gelohnt. Sehenswert und anspruchsvoll, aber eher deprimierend und niederschmetternd und ganz ohne Humor. Aber der wäre bei "The Machinist" wirklich fehl am Platze gewesen.

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              Miss_Jupiter 27.09.2022, 15:17 Geändert 27.09.2022, 15:58

              Anne-Elisabeth Hagen, Ehefrau des Millionärs Tom Hagen, wird am 31. Oktober 2018 im gemeinsamen Haus in Lørenskog bei Oslo entführt. Eine Lösegeldforderung wird dort gefunden, so dass die Polizei in diese Richtung ermittelt. Da der oder die Entführer sich bis auf weiteres nicht mehr melden und eine gewisse Zeit verstrichen ist, gerät der Ehemann, Tom Hagen, ins Visier der Ermittler. Viele Widersprüche, Unstimmigkeiten und auch Hagen's Verhalten erhärten den Verdacht, dass er selbst etwas mit der Entführung und Ermordung seiner Frau zu tun hat, merkwürdige Blutspuren im Haus sind weitere Indizien, die auf Hagen's Teilnehmerschaft an einem Verbrechen hindeuten. Nach zwei Jahren zermürbender Ermittlungsarbeit mit verschiedensten Hinweisen wird Tom Hagen schließlich verhaftet. Man vermutet, dass die Entführung nur vorgetäuscht wurde. Anne-Elisabeth bzw. ihre Leiche wurde jedoch bis heute nicht gefunden...
              Fazit: Die norwegische Mini-Serie "Verschwunden in Lørenskog" beleuchtet diesen Fall und zeigt die Ermittlungen aus verschiedenen interessanten Blickwinkeln: aus Polizeisicht, der Sicht der Presse und auch die der Sozialen Medien spielt eine große Rolle bei diesem mysteriösen und bis heute unaufgeklärten Verbrechen, falls es überhaupt eines ist. Die Spurenlage ist erstmal dürftig und die Ermittlungen und die Suche nach Anne-Elisabeth bringen alle, die damit zu tun haben, an den Rand der Erschöpfung. Professionalität geht bei einigen Journalist:innen währenddessen flöten und ein paar von ihnen geraten sogar bei ihren Recherchen in Lebensgefahr. Ruhig inszeniert, bietet die Serie einen erstaunlich guten Einblick in die Polizeiarbeit, akribisch genau werten die Beamt:innen die Spuren aus, die sogar nach Schweden führen, aber je länger die Suche nach der Millionärsgattin dauert, desto nervöser werden sie. Bis schließlich der Fokus auf Tom Hagen gerichtet ist, der sich erstaunlich gelassen gibt, was ihn nur noch mehr verdächtig erscheinen lässt. Er wird von nun an bis zu seiner Verhaftung auf Schritt und Tritt überwacht.
              Gute Darsteller, z.B. Yngvild Støen Grotmol als Hauptermittlerin, sowie eine zurückhaltende Spannung, eine stellenweise gefährliche Atmosphäre sowie die Story eines wahren Falls, bei dem niemand weiß, was dem Opfer wohl widerfahren ist, hinterlassen einen recht positiven Eindruck. Sehenswert.

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              • 7
                über Taxi

                Alex aus Hamburg (Rosalie Thomass) weiß nicht so recht, wohin mit sich. Sowohl beruflich als auch privat. Nach Ausbildungsabbruch in einer Versicherung beginnt sie, als Taxifahrerin zu arbeiten und fährt am liebsten nachts. Eines Tages springt Fahrgast Marc (Peter Dinklage) in ihr Taxi. Der kleinwüchsige Mann verliebt sich sofort in die junge, hübsche und freche Frau. Auch Alex hegt starke Gefühle für ihn, lässt Marc aber dennoch zappeln und macht ihm immer wieder ummissverständlich klar, dass sie keine feste Beziehung möchte. Das Gefühlschaos ist vorprogrammiert, die konfuse und orientierungslose Alex -ohne konkretem Ziel vor Augen- und der rationale Marc verletzen sich gegenseitig, obwohl sie eigentlich wie füreinander geschaffen sind...
                Fazit: "Taxi" von Kerstin Ahlrichs ist zwar im Grunde genommen eine (Liebes-)Komödie, schlägt aber dennoch hin und wieder sehr ernste Töne an. Die Geschichte über verlorene Träume, Sehnsüchte und das ziemlich verzerrte Bild über Liebe und Beziehungen hat eine charmante Note, subtilen Humor und vor allem zwei hervorragende und sehr sympathische Hauptdarsteller zu bieten. Peter Dinklage ("GoT", "Death at a Funeral", "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") als Marc versucht immer wieder, Alex' Herz für sich zu gewinnen, aber die nach außen hin schroffe, toughe und schlagfertige Alex (echt klasse: Rosalie Thomass) hat Angst, ihre Gefühle zu zeigen, verletzt und verlassen zu werden und demütigt Marc immer wieder. Die nächtlichen Taxifahrten durch Hamburg mit den oftmals skurrilen Fahrgästen sind großartig inszeniert und das 80er-Jahre-Flair kommt in diesem Streifen recht gut rüber (bes. die Szene in der Punkkneipe). In weiteren Nebenrollen: Armin Rohde, Tobias Schenke, Antoine Monot jr., Robert Stadlober, Eisi Gulp, Stipe Erceg und Leslie Malton als Alex' verpeilte Mutter. "Taxi" ist ein Streifen, der auf Authentizität setzt und bei dem man sichtlich berührt ist, aber gleichzeitig auch schmunzeln kann. Auf jeden Fall findet man sich selbst hin und wieder in den Protagonisten wieder. Dass Alex sich zwischen ihren vornehmlich männlichen Taxifahrer-Kollegen immer wieder behaupten muss, begründet vermutlich ihre bisweilen seltsame und abweisende Art. Sehenswert.

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                • 9
                  Miss_Jupiter 22.09.2022, 10:17 Geändert 23.09.2022, 12:03

                  Jeffrey Dahmer ermordete zwischen 1978 und 1991 in Ohio und Milwaukee (US-Bundesstaat Wisconsin) mindestens 17 junge, homosexuelle Männer. Er verging sich an den Leichen und verspeiste des öfteren deren Organe.
                  Dahmer's Kindheit war recht schwierig, seine Mutter war psychisch instabil, überfordert und glaubte an UFOs, sein Vater war wegen seiner Arbeit ständig unterwegs und hatte kaum Zeit für ihn und seinen jüngeren Bruder. Sehr früh entwickelte Dahmer kranke Phantasien, die er dann im jungen Erwachsenenalter in brutale Realität verwandelte. Zwischen den Morden entstanden manchmal jahrelange Pausen, in denen er sich "im Griff" hatte, aber nach dieser "Aus"zeit musste er wieder morden. Nach seiner Verhaftung im Jahr 1991 folgten etliche Vernehmungen, in denen Dahmer -recht kooperativ und mit freundlicher und leiser, fast schüchterner, Stimme sprechend- seine Geschichte erzählte. Die Netflix-Serie "Dahmer" fokussiert sich auf Dahmer's Leben, aber auch auf seine Opfer und deren Angehörige. Damit finden sie posthum Gehör und ihnen wird im nachhinein eine Stimme gegeben, die sie damals nicht hatten. Die Morde waren an Abartigkeit nicht zu überbieten und einige hätten vermutlich verhindert werden können, hätte man auf die Menschen in Dahmer's Umfeld gehört. Hier ist besonders seine direkte Nachbarin zu erwähnen, die aufgrund merkwürdiger Geräusche und furchtbaren Gestanks aus Dahmer's Wohnung mehrmals die Polizei rief, aber jedesmal nicht für voll genommen wurde, da sie eine Afroamerikanerin war. Auch an diesem Gebaren konnte man mal wieder latenten Rassismus in den USA feststellen, was der Causa Dahmer noch zusätzliche Brisanz verlieh. Denn auch Dahmer's Opfer waren zumeist sehr junge, homosexuelle Afroamerikaner oder auch Latinos und Asiaten, die es in der damaligen Zeit wegen Diskriminierung besonders schwer hatten. Fakt ist: die Polizei hatte sich damals wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
                  Dahmer sah sich selbst als Versager und Opfer, das aus etlichen Jobs flog, auch in der Army und auf dem College hielt er es nicht lange aus. Die Eltern ließen sich schließlich scheiden, sein Vater resignierte, die Mutter war schon lange weg und Dahmer zog zu seiner Großmutter. Seine Verlustängste und seine diversen psychischen Störungen -sprich- sein krankes Hirn ließen ihm keine Ruhe und er zerstörte viele Leben und auch das der Familien.
                  Evan Peters, wie immer genial, in seiner Rolle als Jeffrey Dahmer agiert mit eiskalten, emotionslosen, leeren Augen und einnehmendem Lächeln in dieser Serie und lässt den Serienmörder quasi wiederauferstehen. Manchmal reicht seine Darstellungskunst sogar soweit, dass man so etwas wie leichte Sympathie für ihn entdeckt, aber das hält nicht allzu lange an. Mir hat auch Richard Jenkins in der Rolle von Dahmer's Vater total gut gefallen. Es ist rührend mitanzusehen, wie er zu seinem Sohn hält und ihn abgöttisch liebt. Ob er irgendwann etwas von Jeffrey's schwarzer Seele gewusst bzw. mitbekommen hat, ist nicht so ganz klar geworden. Möglich wäre es gewesen, denn Dahmer's Verhalten seiner Familie und auch Schulkamerad:innen gegenüber war schon mehr als grenzwertig.
                  Die Serie "Dahmer" lässt sich sehr viel Zeit, Dahmer's Charakter herauszuarbeiten, seine familiären Hintergründe zu beleuchten und gibt -wie oben schon geschrieben- seinen Opfern nach langer Zeit eine Stimme. Sehr dialoglastig gehalten, eher ruhig inszeniert und die Gesichter oft in Nahaufnahme zelebriert, wirkt diese Serie trotzdem unangenehm auf den Zuschauer/die Zuschauerin und die Atmosphäre ist zuweilen seltsam und dunkel bis hin zu abstoßend und absolut verstörend. Die Kamera hinterlässt gnädigerweise einen Cut bei den Morden, deutet erstmal nur an und alles Weitere spielt sich beim Betrachten im Kopf ab, was am allerschlimmsten ist. Auch die Geräusche (*Spoiler: und was man überhaupt nicht hört) spielen in dieser Serie eine große Rolle. Die Schöpfer der Serie, Ryan Murphy ("AHS", "Ratched") und Ian Brennan gehen hier recht behutsam vor, versuchen nicht, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und die Schuld für Dahmer's Verbrechen auf diverse äußere und auch innere Umstände zu verteilen, sondern sie lassen es im Endeffekt offen, wer oder was eigentlich für Dahmer's zerstörerische Persönlichkeit verantwortlich war. Im Grunde genommen war es aber Dahmer selbst, der die Verantwortung trug, er sagte bei einer seiner ersten Vernehmungen, dass er "so" (böse) geboren worden sei und nicht erst später "so" geworden wäre, womit er vermutlich recht hatte. Auf jeden Fall versucht "Dahmer" nicht, ihn -wie im Titel angegeben- als Monster darzustellen, sondern als Menschen, der schon recht früh "total falsch abgebogen" ist mit verheerenden Konsequenzen für andere. Sehr sehens- und empfehlenswert! Ich behaupte sogar, dass diese Serie herausragend ist.

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                    Ein bestialisches Verbrechen erschüttert 1975 ganz Italien. 3 junge Männer locken zwei junge Mädchen in eine abgelegene Villa am Meer, vergewaltigen und foltern sie und ermorden eine von ihnen. Die traumatisierte und schwerverletzte Überlebende kann sich im Kofferraum des Täterautos schließlich bemerkbar machen und wird von Polizisten gefunden...
                    Fazit: "The Catholic Church" basiert auf diesem schrecklichen und unglaublich brutalen Kriminalfall und durchleuchtet die Hintergründe dieser Tat. Sehr viele junge Männer gehen zu dieser Zeit in Rom in ein katholisches Eliteinternat, das ihnen Disziplin und Verantwortungsbewusstsein beibringen soll. Leider bietet das damalige Umfeld dieser Jungs alles andere als die vorgegebenen Ziele, denn faschistoides Gedankengut ist immer noch in den Köpfen sehr vieler, vornehmlich männlicher Zeitgenossen verankert. Ob die Erziehung dieser jungen Männer etwas mit dem Verbrechen zu tun hat, kann nur spekuliert werden und der Film zeigt dies auch nicht klar auf, weil er es im Nachhinein überhaupt nicht mehr kann. Die 3 jungen Männer, die zu Mördern werden, sind alle aus gutem Hause, besitzen aber ein sehr krankes, verzerrtes und grenzwertiges Frauenbild, das schon an Misogynie grenzt. In ihren Augen sind Frauen und Mädchen nur Sexualobjekte, für den Haushalt und die Kinder zuständig, ansonsten haben sie keinerlei Mitspracherecht, sind sowieso Menschen zweiter Klasse und ansonsten zu nichts zu gebrauchen. Diese abartige Misogynie gepaart mit toxischer Männlichkeit und Faschismus ist eine hochexplosive, gefährliche Mischung, die sich dann irgendwann Bahn bricht. Ihre Menschenverachtung zeigen sie in ihren Gesprächen, nachdem eines der Mädchen tot ist, die Täter aber in dem Glauben sind, das andere wäre auch tot. Einer der Täter sagt mit einem sadistischen Grinsen auf dem Gesicht, dass das doch nur Fleisch wäre, das "danach" entsorgt werden müsse.
                    Die Täter werden gefasst und müssen lebenslänglich ins Gefängnis. Einer von ihnen kommt 2004 in den offenen Strafvollzug und ermordet zwei Frauen, eine Mutter und ihre erst 14jährige Tochter. Er wird wieder geschnappt und sitzt nun weiter lebenslänglich ein.
                    Der Streifen hat mich ungemein aufgeregt, nicht nur das Verbrechen selbst, sondern die Eiseskälte und Unmenschlichkeit der Täter hat mich vollkommen abgestoßen und ich kann einfach nicht begreifen, wie Menschen anderen Menschen so etwas antun können. Übrigens galt Vergewaltigung in Italien bis 1996 als Verbrechen gegen die Moral und nicht gegen einen Menschen, erst ab 1996 wurde Vergewaltigung als Verbrechen gegenüber einer Person anerkannt. Kaum zu glauben, aber wahr. "The Catholic Church" ist erstmal ruhig inszeniert, aber man kann bald ein immer stärker werdendes Unwohlsein beim Betrachten wahrnehmen, das einen am Ende nur noch in einen Schockzustand versetzt. Das Unbegreifliche ist letztendlich wahr geworden. Die Darsteller der Täter verdienten (leider) meine Bewunderung: wie man in solche "Monster" rollenmäßig eindringen und diese rüberbringen konnte, war bestimmt nicht leicht.
                    Ein Wiedersehen gibt es in diesem Film mit Valeria Golino ("Rain Man", "Hot Shots", "Leaving Las Vegas").
                    Sehenswert, aber mit sehr bedrückender Atmosphäre versehen und mit Vorsicht zu "genießen".

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                      Miss_Jupiter 15.09.2022, 17:34 Geändert 15.09.2022, 18:24

                      https://www.youtube.com/watch?v=JFDj3shXvco (Moonage Daydream/D.B.)

                      Für mich als großer Bowie-Fan ein absolutes Muss. Danke an Sigrun ♥

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                      • 7 .5

                        Was tut man, wenn ein der Erde feindlich gesinnter, weit entfernter Planet damit droht, diese zu vernichten? Richtig, man lässt sich zusammen mit seinem Kumpel, von dem man bis dato nicht wusste, dass er außerirdischer Natur ist, in ein Raumschiff hoch"beamen". Dies passiert dem Durchschnittsbriten Arthur Dent (Martin Freeman), der bis zu diesem Zeitpunkt ein stinknormales, langweiliges Leben führte. Das mit der Langeweile ist nun aber für ihn passé und er wird während seines "Trips" durchs Universum in gefährliche und auch total bescheuerte Situationen hineinmanövriert. Seine neuen Freunde Ford Prefect (Mos Def), Trillian (Zooey Deschanel), der verrückte Zaphod Beeblebrox (Sam Rockwell) und Marvin, ein vollkommen depressiver Roboter begleiten ihn auf diesem unmöglichen Trip, von dem Dent erstmal annimmt, dass er dies alles nur träumt...
                        Fazit: "The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy" nach Douglas Adams' gleichnamigem Kultroman kommt nicht an die geschriebene Version heran, trotzdem bemühte sich Garth Jennings, das aberwitzige und abstrus/absurde Werk mit sehr viel Sarkasmus, Humor, fantastischen Szenerien, Welten, merkwürdigen außerirdischen Planetenbewohnern und skurriler Situationskomik zwischen den Darstellern für seine Leinwandversion auszustatten. Sam Rockwell als Beeblebrox ist köstlich und auch die übrigen Darsteller harmonieren klasse zusammen. Der junge Martin Freeman spielt den anfangs verzweifelten, später jedoch den sich in sein Schicksal fügenden Arthur recht zurückhaltend und seine feine Art, mit Humor umzugehen und dies in Filmen herüberzubringen, gibt einem schon einen gewissen Eindruck für seine späteren Rollen, wie z. B. Dr. Watson in der Sherlock-Reihe. Auch die Nebenrollen sind recht gut besetzt mit u.a. Bill Nighy und John Malkovich. Die Masken und Effekte sowie die Inszenierung in diesem Streifen sind genial und auch die Namen der Filmprotagonisten sind schon für sich genommen wunderbar bescheuert. Recht sehenswert.

                        Handtücher sind doch was feines....

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                        • 8 .5
                          Miss_Jupiter 11.09.2022, 17:47 Geändert 11.09.2022, 17:56

                          "Spring" von Aaron Moorhead und Justin Benson ist ein genialer Film. Genial auf mehreren Ebenen, auf der emotionalen, der humorvollen und auch der sehr menschlichen Ebene und er ist ein recht innovativer Film, etwas, was ich so vorher noch nie gesehen habe. "Spring" ist hauptsächlich eine Liebesgeschichte, der leider keine große Hoffnung für die Zukunft beschieden ist.
                          Der Amerikaner Evan (Lou Taylor Pucci), der nach dem Tod der Mutter und dem Verlust seines Jobs für eine Auszeit nach Italien reist, lernt dort die Studentin Louise (Nadia Hilker) kennen und lieben und erkennt langsam wieder einen Sinn in seinem Leben. Louise, die ein schreckliches Geheimnis hütet, ist zwar seine große Liebe, benimmt sich aber nach einiger Zeit immer seltsamer und mysteriöser ihm gegenüber. Bis Evan schließlich die Wahrheit über sie herausfindet und für sich selbst und auch für Louise vor einer schweren Entscheidung steht...
                          Fazit: "Spring" ist ein faszinierender Film, voller lebendiger, interessanter und humorvoller Dialoge zwischen den beiden Hauptprotagonisten Evan und Louise, die wie füreinander geschaffen erscheinen und doch eine gewaltige Last auf ihren Schultern tragen. Mit trauriger und leiser Intensität wird die (Un)Endlichkeit des Lebens und die melancholische Beziehung zwischen den beiden inszeniert, eingefangen in wunderschönen Bildern mit hervorragenden Kameraeinstellungen (teilweise mit Drohnen gefilmt) in einem malerischen und sehr mystischen Italien, das die stellenweise beklemmende und düstere Atmosphäre immer wieder mit grellen und sehr hellen Naturaufnahmen aufzumuntern vermag. Wie vorher schon angemerkt, steht die Liebesgeschichte im Vordergrund, die lovecraftschen Horrorelemente sind wohl dosiert in die Handlung eingewoben, nie plakativ, aufdringlich oder übertrieben und zeigen eine quälende Metamorphose, die nicht durchgängig pathologisch- bzw. genetisch bedingt erklärt werden kann, was dem Film sehr gut tut. Auch die wie zufällig gefilmten Begegnungen mit Touristen oder auch Einheimischen haben eine charmante Note, beinhalten viel Humor und Herzenswärme. Die bezaubernde deutsche Schauspielerin Nadia Hilker ist als Louise wirklich brilliant, aber auch Lou Taylor Pucci als Evan ist großartig. Die beiden sind in ihren Rollen authentisch, natürlich und ungekünstelt und sie verstehen es, Louise und Evan trotz furchtbarer Perspektive eine derartig glaubwürdige Lebensfreude einzuhauchen, dass man bei der Sichtung gleichzeitig Glück und eine tiefgehende Traurigkeit empfindet. Man befindet sich während des gesamten Films in einem sturmgepeitschten Wechselbad der Gefühle. Unbedingt empfehlenswert!

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                            Miss_Jupiter 09.09.2022, 11:44 Geändert 09.09.2022, 12:06

                            Ich hatte den Streifen fast nicht mehr auf dem Schirm und bemerkt, dass ich den hier noch gar nicht bewertet hatte. "The Blair Witch Project" (1999) von Daniel Myrick und Eduardo Sánchez schaute ich damals im Kino, danach war mir ein bisschen übel, nicht unbedingt vom Filminhalt, sondern der Art und Weise der Inszenierung. "Blair Witch..." gilt als "Mutter" des Found Footage Films und die stellenweise wackelige Handkamera war schon gewöhnungsbedürftig. Die 3 Hauptdarsteller Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael C. Williams spielen Filmstudenten, die sich auf die Suche nach der berüchtigten "Blair Witch" in den Wäldern von Maryland begeben. Ihre Interviews mit Bewohnern des sich in der Nähe der Wälder befindlichen kleinen Ortes Burkittsville sind schon recht aufschlussreich. Danach startet ihre Suche, die sie mit Rucksack und Kamera bewaffnet, immer tiefer in die Wälder verschlägt. Als sie sich schließlich verirren und unheimliche Dinge geschehen, wünschen sich die drei, dass sie sich niemals auf dieses Experiment hätten einlassen sollen...
                            Fazit: der im Doku-Stil gedrehte Film soll selbstverständlich vollkommen authentisch rüberkommen, um den "Wahrheitsgehalt" dieser Story zu unterstreichen. Dies gelingt "The Blair Witch Project" auch recht gut. Die Angst und Verzweiflung der 3 Filmstudenten wächst mit jeder Minute, in der sie realisieren, dass sie aus diesen riesigen Wäldern wohl nie wieder herausfinden werden. Die "Blair Witch" ist dann nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die mysteriöse, sehr bedrohliche, zum Teil verstörende und gruselige Atmosphäre bleibt bis zum Ende bestehen und der Schluss des Streifens hat mir eine furchtbare Gänsehaut verpasst. Donahue, Leonard und Williams spielen ihre Rollen gut, zu Anfang vergnügt und guter Dinge und irgendwann nur noch panisch und am Boden zerstört, da sie keine Hoffnung mehr haben. Der Film versteht es auf jeden Fall, menschliche Urängste zu wecken und man kann ihn sich von Zeit zu Zeit immer mal wieder ansehen, ohne Abnutzungserscheinungen zu erwarten.

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                              Miss_Jupiter 31.08.2022, 12:51 Geändert 31.08.2022, 13:48

                              Der Serienmörder Ted Bundy tötet zwischen 1974 und 1978 mindestens 30 Frauen, vermutlich noch mehr. Nach seiner endgültigen Festnahme in Florida wird er schließlich zum Tode verurteilt und 1989 auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet...
                              Fazit: "Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile" fokussiert sich voll und ganz auf Bundy (dargestellt von Zac Efron) und dessen Leben. Der charismatische, attraktive und intelligente Jurastudent verstand es geschickt, junge Mädchen und Frauen um den Finger zu wickeln. Er ging äußerst geschickt und manipulativ vor, um deren Vertrauen zu gewinnen und sie dann auf brutalste Weise zu ermorden. Die auf Film gebannten Gerichtsverhandlungen zeigen einen von sich eingenommenen Bundy, der irgendwann auf anwaltlichen Beistand verzichtet und sich selbst verteidigt. Bis zuletzt beteuert er seine Unschuld, aber die Beweise sind eindeutig und überführen ihn. Seine Freundin Liz (Lily Collins) muss sich schließlich eingestehen, mit wem sie jahrelang zusammengelebt hat. Ihr Verdrängungsmechanismus hält sehr lange an und wird dann aufgeweicht. Die Szenen im Gericht (die sich wohl wirklich so abgespielt haben) sind eine Farce und ein Schlag ins Gesicht aller Opfer Bundy's und deren Angehörigen. Leider vernachlässigt der Streifen die Opfer sträflichst und geht nur rudimentär auf sie ein. "EWSEaV" dreht sich einzig und alleine um Bundy und dessen krankhaft gestörte Psyche. Zac Efron als Ted Bundy macht seine Sache gut. Sein Dauergrinsen wirkt bösartig und teuflisch und man kann über seine weibliche Anhängerschaft (auch die im Gerichtssaal) nur noch den Kopf schütteln. Auch diese ist sich bis zum Schluss über seine "Unschuld" einig, denn solch ein Mann mit Engelsgesicht kann einfach kein Serienkiller sein. "EWSEaV" verzichtet weitestgehend auf Gewaltszenen, aber es braucht derlei Szenen auch nicht, die im Film beschriebenen Gräueltaten Bundy's hinterlassen im Kopf des Zuschauers/der Zuschauerin ein schreckliches Bild, das keiner weiteren Erklärungen sowie Erläuterungen bedarf.
                              In weiteren Nebenrollen: John Malkovich als Richter Cowart, Jim Parsons als Staatsanwalt, Metallica's James Hetfield als Bob Hayward und Haley Joel Osment als Liz' Kollege und Vertrauter.
                              Trotz einiger Schwächen ein recht ansehnlicher Film.

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                                Miss_Jupiter 28.08.2022, 11:59 Geändert 28.08.2022, 12:01

                                Der amerikanische Student Billy Hayes (Brad Davis) wird 1970 beim Schmuggeln von Haschisch in die USA auf dem Istanbuler Flughafen verhaftet und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Was nun für Billy folgt, ist die Hölle auf Erden...
                                Fazit: Alan Parker's "Midnight Express" erzählt die wahre Geschichte von Hayes, der nach seiner Verhaftung in einem türkischen Gefängnis so gut wie keine Hilfe der US-Behörden erfährt und Folter, Erniedrigungen und jeder anderen Form der physischen wie auch psychischen Gewalt ausgesetzt ist. Billy gibt aber trotz aller Grausamkeiten nicht auf und schmiedet mit seinen beiden Mithäftlingen Max (John Hurt) und Jimmy (Randy Quaid) einen Fluchtplan. Dem Streifen wurde oft vorgeworfen, er zeige den "Alltag" in türkischen Gefängnissen ziemlich einseitig und so, wie es in "Midnight Express" dargestellt würde, hätte die Realität nichts zu tun. Auch die Gefängniswärter hätten sich niemals auf diese Art und Weise gegenüber den Insassen verhalten. Dies kam natürlich von türkischer Seite. Somit bezichtigte man den realen Billy Hayes der Lüge. Aber auch Hayes selbst gab später an, dass vieles im Film Gezeigte nicht seinen Ausführungen , und somit nicht seinem eigenen Tatsachenroman "Midnight Express", auf dem dieser Streifen basiert, entsprach. Aber trotz allem war der Gefängnisaufenthalt für Hayes kein "Spaziergang".
                                Die im Film dargestellten, furchtbaren Gewaltexzesse sind kaum auszuhalten und man fragt sich, wie es Hayes gelang, so lange durchzuhalten und nicht zu zerbrechen. Parker zeigt die Tortur in schonunglosen Bildern und einer großartigen und intensiven Inszenierung, die niederschmetternde Atmosphäre ist deprimierend und die Darsteller sind hervorragend. Vor allem der leider viel zu früh an AIDS verstorbene Brad Davis ist brilliant in seiner Rolle als Billy Hayes. Es ist offensichtlich, dass er durch seine eigene Schuld in diese Lage geraten war, aber dass er fast in diesem türkischen Knast "vergessen" wurde, ist der eigentliche Skandal. Nur seine Freundin half ihm. Der Begriff "Midnight Express" ist ein Synonym für "Flucht" und zugleich ein zynischer wie auch absolut zutreffender Filmtitel. Das Drehbuch hierzu stammt von Oliver Stone.
                                Sehenswert, obwohl sehr schmerzhaft und qualvoll.

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                                  Miss_Jupiter 23.08.2022, 20:00 Geändert 23.08.2022, 20:13

                                  In John Schlesinger's Thriller "Marathon Man" von 1976 gerät Dustin Hoffman als Babe Levy in Lebensgefahr, als er irgendwann entdecken und erkennen muss, dass sein Bruder Doc (Roy Scheider) für Dr. Szell (Laurence Olivier) als Kurier Diamanten nach New York schmuggelt. Der Kriegsverbrecher Dr. Szell "arbeitete" im Dritten Reich als Zahnarzt in KZ's und folterte dort Juden. Ihr Gold stahl er ihnen schließlich aus den Zähnen und bereicherte sich auch sonst nach deren Tod an ihnen. Als Doc ermordet wird, glaubt Szell, er habe seinem Bruder Babe vor seinem Ableben Informationen zukommen lassen. Babe gerät in Szell's Fänge und erfährt am eigenen Leibe dessen Foltermethoden. Seine Leidenschaft für den Marathonlauf hilft ihm aber, um Szell zu entkommen. Außer Gefahr ist er aber noch lange nicht...
                                  Fazit: "Marathon Man" baut eine langsame, quälende Spannung auf, ist großartig inszeniert, mit einem einprägsamen Soundtrack versehen und glänzt mit genialen Darstellern. Roy Scheider und Dustin Hoffman als recht unterschiedliches Brüderpaar überzeugen auf ganzer Linie. Hoffman als Babe ist zu Anfang ein etwas naiver Geschichtsstudent, der im weiteren Handlungsverlauf aber über sich hinauswächst bzw. hinauswachsen muss, weil ihm keine andere Wahl bleibt. Scheider als Babe's Bruder ist das genaue Gegenteil, verdingt sich in dubiosen Geschäften für noch dubiosere Auftraggeber. Laurence Olivier als Dr. Szell ist in seiner Rolle derart teuflisch, dass man regelrecht Angst vor ihm bekommt. Zurückhaltend, gentlemanlike und dennoch eine Bestie in Menschengestalt, dies darzustellen war bestimmt äußerst schwierig. Verschiedene Themen werden in diesem Streifen angesprochen, die schreckliche McCarthy-Ära, die Babe's und Doc's Vater auf dem Gewissen hat, wird mit den Schrecken der Naziherrschaft verknüpft und der Film baut seine Handlung um diese Schwerpunkte herum auf. Da dieser von 1976 ist, brannten sich diese Dinge noch stärker und prägnanter ins Bewusstsein der damaligen Filmschaffenden, der Darsteller und des Regisseurs ein und geben "Marathon Man" somit einen Anspruch, der -unabhängig von der hauptsächlichen Story- dem Film eine noch ernstere und sehr düstere Atmosphäre verleiht. In einer hervorragenden Nebenrolle ist die Schweizerin Marthe Keller als Babe's undurchsichtige Freundin Elsa zu sehen. "Marathon Man" basiert auf William Goldman's gleichnamigen Roman und ist mMn auch heute noch ein kleines Meisterwerk. Btw.: als ich den Film das erste Mal sah, hatte ich danach noch mehr Angst vor dem Zahnarzt als ohnehin schon...

                                  Szell: 'Is it safe?' ('Sind Sie/sie außer Gefahr?')
                                  Bei dieser Frage läuft es mir immer wieder eiskalt den Rücken hinunter.

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                                    über Alma

                                    Nach einem schrecklichen Busunglück ist für die junge Alma sowie für ihre überlebenden Mitschülerinnen und Mitschüler nichts mehr so wie vorher...
                                    Fazit: Mehr gibt's hier von mir nicht zum Inhalt. Die spanische Mystery-Horrorserie "Alma" (aka "The Girl in the Mirror") beginnt mysteriös, unbegreiflich und unerklärlich, verwandelt sich aber im weiteren Verlauf in ein Drama, bei dem die Elemente Krankheit, Schuld, Rache, Tod, Identitätssuche und *kleiner Spoiler *: Seelenwanderung in den Vordergrund rücken. Sehr gute Darsteller -vor allem Mireia Oriol als heftigst traumatisierte Alma- kompensieren die nicht selten recht überladene Inszenierung, trotzdem bietet "Alma" eine düstere und hervorragend eingefangene bedrohliche Atmosphäre, die den Zuschauer/die Zuschauerin des öfteren frösteln lässt. Ruhige, dialoglastige Einstellungen wechseln sich ab mit sehr gruseligen und auch gewalttätigen Szenen, hier ist besonders die großartige Kameraarbeit hervorzuheben. Es gibt sogar einige geschickte Anspielungen zu Christopher Nolan's "Interstellar", die hier fantastisch rüberkommen, ohne eine direkte Kopie zu sein. Vielleicht ist die Handlung bisweilen etwas weit hergeholt, trotz allem überwiegt hier der Anspruch, eigene Gedankengänge zu mobilisieren und hinter die -sowohl offensichtlichen als auch die unsichtbaren- Dinge zu blicken, alles neu einzuordnen und sich den todtraurigen Inhalt dieser Serie schließlich einzugestehen. Das Ende schreit förmlich nach einer 2. Staffel.... Sehenswert.

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                                      Die beiden US-Studenten David (David Naughton) und Jack (Griffin Dunne) sind auf einem Europa-Trip. Bei einer Tour durch das nordenglische Hochmoor kehren sie in eine abgelegene Kneipe ein. Die dortigen Gäste sind recht seltsam und schwafeln was vom Mond, vor dem sie sich hüten und dass sie nicht vom Weg abkommen sollen. Kaum wieder im Moor unterwegs, werden sie von einem wolfsähnlichen Tier angefallen. Jack stirbt und David wird schwer verletzt. In einem Londoner Krankenhaus kommt er wieder zu sich und freundet sich mit der Krankenschwester Alex (Jenny Agutter) an, die ihn nach seinem Aufenthalt mit zu sich nach Hause nimmt. Nachts erscheint David sein toter Freund Jack, der ihn vor dem nächsten Vollmond warnt....
                                      Fazit: John Landis' Horrorkomödie "An American Werewolf in London" von 1981 überzeugt durch einen derben, schwarzen Humor, die -ein wenig überzogene- Darstellung des britischen Lifestyle und natürlich durch die genialen Effekte, für die der Make-Up-Artist Rick Baker verantwortlich war. Harter, gewalttätiger Horror und sehr lustige Szenen wechseln sich in diesem Streifen ab, der Soundtrack ist klasse (immer wenn ich CCR's "Bad Moon Rising" höre, muss ich an diesen Film denken) und auch die Szenen in der englischen, nebligen und oft düsteren Landschaft sind großartig inszeniert. Der absurde Schlagabtausch zwischen David und seinem (toten) Freund Jack sind köstlich und viele abgefahrene Einstellungen brennen sich beim Zuschauer für immer ein (Stichworte: U-Bahn, Zoo oder Porno-Kino). Landis bietet ebenso wie in "Blues Brothers" ein heftiges Autogecrashe auf dem Piccadilly Circus. Den Namen des merkwüdigen Dorfes, in dem sich die Kneipe "The Slaughtered Lamb" befindet, 'East Proctor' habe ich immer noch im Gedächtnis. Auch heute noch -hauptsächlich wegen der sensationellen Effekte- sehenswert.

                                      David: 'Queen Elizabeth is a man! Prince Charles is a faggot! Winston Churchill was full of shit! Shakespeare was French! Fuck! Shit! Cunt!'

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                                        Miss_Jupiter 09.08.2022, 12:23 Geändert 09.08.2022, 12:29

                                        https://www.youtube.com/watch?v=i6RZY4Ar3fw
                                        My My, Hey Hey (Out of the Blue)/Neil Young

                                        Vor kurzem gehört, direkt an diesen großartigen kanadischen Film mit der genialen Linda Manz als psychisch instabile Cebe und den ebenso genialen Dennis Hopper als ihr Vater Don, gedacht. Desillusion, (unerfüllte) Träume, Ausweglosigkeit und Gewalt ziehen sich durch dieses -mit einem tollen Soundtrack- ausgestattete- Drama ohne Hoffnung. Vollkommen zerrüttete Familienverhältnisse sowie sexueller Missbrauch durch ihren Vater und den Drogenkonsum ihrer Mutter (Sharon Farrell) lassen Cebe zu einem rebellischen, rauchenden und trinkenden Teenager werden, der auch von Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen nicht aufgefangen werden kann. Nur ihre musikalische Leidenschaft, ihre Liebe zu Punk und Elvis Presley geben ihr ein wenig Halt, den sie in ihrer eigenen Familie vermisst. Irgendwann mündet dies alles in einer Katastrophe...
                                        Regie führte Mr. Hopper himself. Danke an Eudora, auf deren Profil ich "Out of the Blue" (nochmals) entdeckt habe. Absolut sehenswert.

                                        '(Hey Hey, My My) Rock 'n' Roll (can) will never die...'

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                                          Miss_Jupiter 04.08.2022, 17:08 Geändert 04.08.2022, 17:09

                                          T = Tabubrechend
                                          W = Wild
                                          I = Intelligent
                                          N = Narzisstisch

                                          P = Packend
                                          E = Egozentrisch
                                          A = Atmosphärisch
                                          K = Kaltblütig
                                          S = Sarkastisch

                                          Diese Worte fallen mir zu David Lynch's Serie "Twin Peaks" ein, die auch heute noch zu einer meiner Lieblingsserien zählt. Viele finden sie seltsam und bisweilen auch komisch, aber gerade diese manchmal etwas überzogene, absurde und auch übertriebene Inszenierung mit Hang zum Overacting machen den Reiz von "Twin Peaks" aus. Alle Darsteller agieren auf eine ganz besondere Weise, so dass man meinen könnte, sie wären der Welt sowie der Realität entrückt. Vor allem Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) steht seit Beginn des Falles Laura Palmer (Sheryl Lee) und seiner Ankunft in Twin Peaks vollkommen neben sich. Sein Hang zum Übernatürlichen, zu leckerem Kirschkuchen und seine dennoch liebenswürdige zurückhaltende Art machten ihn sehr schnell zu meinem Liebling. Die Serie ist mysteriös, höchst skurril und unheimlich bis zum Ende, ihre (alb)traumhaften Szenen und Angelo Badalementi's einprägsamer Soundtrack verhalfen "Twin Peaks" schließlich verdientermaßen zum Kultstatus. Empfehlenswert.

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                                            8 FBI-Agenten wollen Profiler werden. Um dorthin zu gelangen, sollen sie auf einer abgelegenen isolierten Insel simulierte Mordfälle aufklären. Bei der Simulation bleibt es leider nicht und einer nach dem anderen wird zum echten Mordopfer. Verzweifelt versuchen die noch am Leben gebliebenen, den unsichtbaren Killer ausfindig zu machen oder ist es vielleicht sogar einer von ihnen? ...
                                            Fazit: Renny Harlin's Psycho- und -Actionthriller "Mindhunters" (2004) gefällt mir so gut, dass ich ihn mir vor kurzem noch mal angesehen habe. Die Handlung selber wird wahrscheinlich in ähnlicher Form in vielen anderen Filmen thematisiert, aber dieser Streifen ist wirklich unglaublich rasant und spannend inszeniert. Man fragt sich bis zum Ende, wer denn nun der geheimnisvolle Mörder ist, die Morde werden von Mal zu Mal bizarrer und die Protagonist:innen von Minute zu Minute nervöser und verzweifelter. Der Zuschauer wird hier mehr als einmal an der Nase herum- und auf falsche Fährten geführt. Die großartige Kameraarbeit , die gut aufgelegten Darsteller (u.a. Christian Slater (schön, ihn mal wieder in einer ganz guten Rolle zu sehen), Kathryn Morris, LL Cool J, Jonny Lee Miller und Val Kilmer als Ausbilder Jake Harris), die raffinierten Wendungen sowie die morbide und düstere Atmosphäre auf der Insel machen aus diesem Thriller keine 08/15-Kost. *Kleiner Spoiler*: Nur die Auflösung ist (mal wieder) etwas lahm und evtl. ab einer gewissen Zeitspanne auch vorhersehbar. Trotzdem sehenswert!

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                                              Melanie (Anna Maria Sturm) wird vergewaltigt und wie ein Stück Vieh vom Täter entsorgt, da er glaubt, sie sei tot. Sie erkennt aber seine Stimme auf Band. Trotzdem wird er in der Gerichtsverhandlung freigesprochen, da Beweismittel nicht anerkannt werden. Fassungslosigkeit und Wut machen sich bei den Angehörigen bemerkbar, aber ihnen sind -wie auch den Beamten Leitmayr und Batic (Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec), die dem Ganzen ohnmächtig beiwohnen müssen- die Hände gebunden. Der Täter, der vorher schon eine weitere Frau vergewaltigt und ermordet hat, wähnt sich frech in Sicherheit und macht dem Opfer das Leben zur Hölle...
                                              Fazit: Selten ist man beim Zuschauen so sehr in Rage und aufgewühlt wie bei diesem Tatort. Man kann es kaum glauben, dass das deutsche Justizsystem Unrecht in Recht verwandelt und Staatsanwältin und Polizei nichts weiter tun können. Das Opfer und auch dessen Familie wird in der Zwischenzeit mit seinem Trauma und seinen Qualen alleinegelassen und die Eltern (klasse: Rainer Bock, Ulrike Arnold) zerfleischen sich gegenseitig psychisch, weil sie mit dem schrecklichen und grausamen Ereignis kaum umgehen können. Schauspielerisch ist dieser Tatort auf höchstem Niveau, besonders Anna Maria Sturm als Melanie und die großartige Lisa Wagner als Täter-Anwältin agieren hier brilliant, absolut authentisch und glaubwürdig. In einer weiteren hervorragenden Nebenrolle ist der leider schon verstorbene Thilo Prückner als Vater des Täters zu sehen.
                                              "Nie wieder frei sein" wurde vollkommen zu Recht mit Preisen überhäuft, u.a. auch mit dem Grimme-Preis. Äußerst empfehlenswert, aber mit einer Warnung von mir versehen, dass labile Zuschauer:innen die Sichtung emotional nicht gut vertragen bzw. verarbeiten könn(t)en.

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                                                Miss_Jupiter 20.07.2022, 15:51 Geändert 20.07.2022, 16:04

                                                Diejenigen, die auf das Videospiel "Resident Evil" stehen sowie auch die Filmreihe lieben, werden nicht so gut auf die gleichnamige neue Serie zu sprechen sein. Das belegen die vielen sehr negativen Kommentare hier. Ich bin weder Fan des Spiels und die Filmreihe ist jetzt auch nicht so meins, dennoch habe ich mir die Serie angeschaut. Zur Handlung muss ich wohl nicht mehr viel schreiben. Da ich ohne große Erwartungen an sie herangegangen bin und auch kein eingefleischter Fan bin, fand ich sie gar nicht so schlecht. Es gibt natürlich keine Milla (Alice), aber dafür zwei unterschiedliche Schwestern, von denen die eine -Jade- (Tamara Smart (jung), Ella Balinska (erwachsene Jade)) sich als toughe "Heldin" etabliert. Ihre Schwester Billie (Siena Agudong (jung), Adeline Rudolph (erwachsene Billie) ) ist das genaue Gegenteil, mit schwierigem und depressivem Charakter, die irgendwann sich und Jade in eine schreckliche Situation hineinmanövriert. Ihr höchst dubioser Vater, Albert Wesker (Lance Reddick), versucht in der Zwischenzeit, sich aus den Fängen der Umbrella Corporation in New Raccoon City in Südafrika zu befreien. Jade und Billie erwartet eine lebensgefährliche Odyssee zwischen Monstern, Zombies, dem T-Virus und renitenten, über Leichen gehenden, Mitmenschen...
                                                Fazit: Die Serie "Resident Evil" wartet nicht gerade mit sympathischen Charakteren auf, zuweilen agieren die ProtagonistInnen reichlich nervig und unrealistisch, dennoch ist die Serie rasant inszeniert, hat ein düsteres, dreckiges Setting, ist -wie es sich gehört- mit ein paar heftigen Splatterszenen "garniert" und durch die Anwesenheit von Lance Reddick wird das Ganze doch ziemlich aufgewertet, denn Reddick macht seine Sache wirklich sehr gut. Auch Paola Nuñez als intrigante und gnadenlose Evelyn Marcus ist sehenswert. Viele meiner Mitkommentatoren erwähnten die "Wokeness", die sich durch die Folgen zieht. Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet, weil mir andere Dinge wie Spannung und Inhalt weit wichtiger sind. Und die sind in "Resident Evil" auf jeden Fall vorhanden. Von mir daher eine 5.5.

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                                                  Miss_Jupiter 09.07.2022, 12:02 Geändert 09.07.2022, 19:23

                                                  Die britische Mini-Serie "The Enfield Haunting" beschreibt die angeblich wahren unerklärlichen Geschehnisse im Hause der Familie Hodgson, die 1977 in der Green Street im Londoner Stadtteil Enfield passiert sein sollen. Die Serie geht zwar schon auf die unheimlichen Ereignisse ein, fokussiert sich jedoch eher auf den Ermittler Maurice Grosse (Timothy Spall), der in Sachen paranormaler Aktivitäten endlich einen Erfolg verbuchen möchte. Die Beziehung zwischen der kleinen Janet Hodgson und Grosse steht dabei im Mittelpunkt. Der Zwang, der von einem Poltergeist gequälten Janet, unbedingt zu helfen, entspringt dabei einem schrecklichen Ereignis Grosse's aus der Vergangenheit, denn dessen Tochter, die ebenfalls Janet hieß, kam bei einem Unfall ums Leben. Grosse wird hiervon immer wieder verfolgt und seine Ermittlungen in dem Fall nehmen bald schon obsessive Züge an...
                                                  Fazit: "The Enfield Haunting" setzt weniger auf Schockeffekte, sondern erzählt diese Geschichte in fast schon ruhiger und stoischer Gelassenheit, was der Serie insgesamt und der Atmosphäre sehr gut tut. Grosse's Arbeit hat im weiteren Verlauf des Enfield-Falls einen negativen Einfluss auf seine Ehe, die sowieso schon wegen des Todes der gemeinsamen Tochter angespannt scheint. Die Darsteller haben mir gut gefallen, allen voran Timothy Spall, der wirklich hervorragend agiert, auch Juliet Stevenson als seine Frau und natürlich Eleanor Worthington-Cox als Janet spielen ihre Rollen klasse. Matthew Macfadyen ist in der Rolle des skeptischen Guy Playfair zu sehen, der immer wieder bei den Recherchen im Hause Hodgson mit Grosse aneinandergerät.
                                                  In der Serie wird auch thematisiert, dass die kleine Janet vermutlich an einer psychischen Erkrankung leidet, die sie zu merkwürdigen Handlungen treibt, die die unheimlichen Vorfälle erklären sollen. Was genau sich jetzt damals in diesem Haus abgespielt hat, kann bis heute wohl nicht gänzlich geklärt werden, da es keine hundertprozentigen Beweise dafür gibt. Der Streifen "Conjuring 2" behandelt ebenfalls dieses Ereignis, und begibt sich natürlich eher auf die Horrorschiene. Das Ehepaar Warren bleibt in der Miniserie "The Enfield Haunting" aber außen vor. Recht sehenswert!

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                                                    Bin die kommenden 2 Wochen hier außen vor, da ich arbeitstechnisch total eingespannt bin. Schaue aber hin und wieder mal hier vorbei.

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