Miss_Jupiter - Kommentare

Alle Kommentare von Miss_Jupiter

  • 7 .5

    Der deutschstämmige Jake Roedel (Tobey Maguire) und Jack Bull Chiles (Skeet Ulrich) sind langjährige Freunde. Während des amerikanischen Bürgerkriegs schließen sie sich der Rebellentruppe "Bushwackers" an, die für die Südstaaten kämpft. In den Kriegsunruhen erleben Roedel und Chiles am eigenen Leibe die Schrecken der unmenschlichen Kämpfe. In dieser furchtbaren Zeit gibt es für beide nur sehr wenige Lichtblicke und kaum Hoffnung...

    Ang Lee's Neowestern "Ride with the Devil" (1999) ist sowohl Anklage gegen den Krieg als auch die Geschichte einer tiefen Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen, noch sehr jungen Männern, die ihr wahres Selbst, bevor sie es fanden, wieder verloren. Maguire und Ulrich spielen in diesem Streifen genial zwei verzweifelte Jungs, die sich in dem Kriegsgeschehen und dem sinnlosen Töten aufreiben und hin- und hergerissen sind zwischen Pflicht und Abscheu der Sklaverei gegenüber. Ihre Freundschaft zu Daniel Holt (Jeffrey Wright), einem freien Schwarzen, und der Witwe Sue Lee (Jewel Kilcher) lässt beide ein Licht am Ende eines brutalen Horizonts erblicken.

    Die Inszenierung etlicher Kämpfe, sowohl zu Pferde als auch am Boden ist hier recht realistisch und hart dargestellt und man kann sich vorstellen, wie schlimm es in diesen Zeiten des Bürgerkriegs in den USA wohl gewesen sein mag. Die Atmophäre schwankt zwischen Brutalität und Melancholie, die Bilder zeigen eindeutig schöne Landschaften, diese aber werden immer wieder durch heftige Feuergefechte ins Hässliche verwandelt und man leidet still vor allem mit Roedel, der von Maguire ziemlich gefühlvoll gespielt wird. Zwischendurch gibt es eher ruhige Passagen, die aber gut in die Gesamthandlung passen.

    Der Soundtrack ist ebenfalls sehr ruhig und schön und die *kleiner Spoiler* Schlussszene ist gleichzeitig wunderbar, voller Hoffnung, Poesie und tieftraurig.

    In weiteren Nebenrollen: Jim Caviezel, Tom Wilkinson, Simon Baker, Jonathan Rhys Meyers (in einer grandios bösartigen Rolle als Pitt), Jonathan Brandis und Mark Ruffalo.

    Prädikat: Sehenswert!

    30
    • 7

      Telly Paretta's Sohn Sam stirbt bei einem tragischen Flugzeugunglück. Seit diesem schrecklichen Ereignis befindet sie sich in psychiatrischer Behandlung. Eines Tages verschwindet Sam auf allen Fotografien und auch die Familienvideos, auf denen Sam zu sehen war, sind merkwürdigerweise gelöscht. Alles scheint so, als hätte Sam niemals existiert. Telly beharrt darauf, dass sie ein Kind geboren und dass Sam gelebt hat. Ihr Psychiater diagnostiziert bei ihr Wahnvorstellungen und versucht, sie einweisen zu lassen. Auch ihr Ehemann weiß plötzlich nicht mehr, dass er jemals einen Sohn hatte. In Ash Correll (Dominic West), dessen Tochter auch in dem Unglücksflugzeug saß und der diese ebenfalls vergessen hat, findet sie einen Verbündeten, den sie überzeugen kann, dass ihre Kinder existierten und dass mehr hinter diesem Ereignis steckt, als sie beide erst annehmen.
      Sie begeben sich gemeinsam auf eine gefährliche Spurensuche...

      Fazit: "The Forgotten" von Joseph Ruben ist ein interessanter und mysteriöser Streifen, der den Zuschauer lange im Unklaren lässt, was überhaupt passiert ist. Die fantastische Julianne Moore als Telly spielt wie immer glaubwürdig, auch die Nebenrollen sind klasse besetzt: Anthony Edwards als Telly's Ehemann, Gary Sinise als der undurchsichtige Psychiater und Alfre Woodard als hartnäckige Polizistin spielen großartig.

      Die unheimliche Auflösung überrascht vielleicht nicht wirklich, trägt aber ungemein zur allgegenwärtigen Spannung und höchst aufgeladenen sowie seltsamen Atmosphäre dieses Filmes bei.

      Sehenswert!

      31
      • 6

        "Schneemann" von Tomas Alfredson ("Tinker, Tailor, Soldier, Spy", "So finster die Nacht") besticht durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen im winterlichen Norwegen, eine düstere Handlung und selbstverständlich eine (nicht nur wortwörtlich) eisige Atmosphäre...

        Die Story eines Killers, der nur mordet, wenn es anfängt zu schneien, ist nicht sonderlich innovativ, aber dennoch leidlich spannend. Die vielen, sehr negativen Bewertungen des Films kann ich nicht so ganz nachvollziehen, habe ich doch, was ähnliche Thematiken in Filmen angeht, schon viel Schlimmeres gesehen. Aber auch in diesem Streifen ist manches sehr schnell sehr vorhersehbar.

        Michael Fassbender als trinkfester Polizist Harry Hole macht seine Sache sehr gut, die vielen großartigen Nebendarsteller wie z.B. Charlotte Gainsbourg, J.K. Simmons, Toby Jones, Chloë Sevigny und auch Val Kilmer kommen hier leider zu kurz, was sehr schade ist. Dafür hat Rebecca Ferguson als Hole's Kollegin Katrine Bratt viel Screentime...

        Fazit: "Schneemann" kann man sich schon geben, wenn man auf ruhigere, behäbigere Thriller steht. Da ich das Buch von Jo Nesbø nicht gelesen habe, bin ich ziemlich unvoreingenommen an den Film herangegangen. Enttäuscht war ich nicht. Diejenigen, die das Buch lieben, waren wahrscheinlich vom Film nicht sehr angetan, da Buchverfilmungen in der Regel vieles weglassen, verfälschen und auch das Grundgerüst der Handlung leider nicht so wiedergeben, wie man sich das wünschen würde.

        Aber ein Totalreinfall ist "Schneemann" nicht geworden, deswegen von mir 6/10.

        27
        • 8 .5

          Der etwas schüchterne und introvertierte Filmkritiker Allan Felix (Woody Allen) wird von seiner Frau Nancy (Susan Anspach) verlassen. Er hat aber schon immer etwas für die Ehefrau seines besten Freundes Dick (Tony Roberts) übrig und schmachtet die angebetete Linda (Diane Keaton) still für sich an. Hilfe erfährt er dabei von dem imaginären Humphrey Bogart (Jerry Lacy), der ihm als sein großes Vorbild Rick aus "Casablanca" immer wieder Tipps und Ratschläge erteilt, wie er die Dame seines Herzens erobern könnte. Dick und Linda indes versuchen, Allan zu verkuppeln, was aufgrund seines seltsamen Charakters schon fast ausweglos erscheint...

          Herbert Ross' intelligente, romantische und witzige Komödie "Play It Again, Sam" nach Woody Allen's Drehbuch zu seinem gleichnamigen Theaterstück ist durchzogen von einer einzigartigen Herzenswärme, voll von absurder Situationskomik und großartigem Humor und ihre wunderbaren Darsteller, allen voran Allen, verstehen es gekonnt, eine ehrliche und nachvollziehbare Atmosphäre zu schaffen, in der sich viele bestimmt wiederfinden und erkennen können. Die geniale Handlung, in der Allen oft mit sich selbst bzw. Rick redet, ist so "normal" abwegig wie auch brilliant. Der typisch Allen'sche Humor breitet sich wie ein angenehmer Fächer rund um den Streifen aus. Die scharfzüngigen Dialoge sind dann noch das i-tüpfelchen.

          Einige Passagen zwischen Keaton und Allen wären für die heutige Me-Too-Bewegung ziemlich grenzwertig. Was Keaton manchmal in Gegenwart von Allen so von sich gibt, lässt einigen Feministen und Feministinnen wohl die Haare zu Berge stehen. Trotzdem passt genau das zu dem damaligen Zeitgeist (die 70er). Heutzutage würden wohl so einige Sätze, die in diesen Situationen gesprochen wurden, am liebsten gestrichen und in dieser Form nicht mehr vertont werden.

          Ausschnitte aus "Casablanca" werden schon direkt zu Beginn des Films gezeigt und Erinnerungen werden wach. Ganze Szenen erinnern an Passagen aus diesem Film und Allen und Keaton sind geradezu prädestiniert für diese Rollen, in denen sie fulminant aufgehen.

          "Play It Again, Sam" ist sowohl melancholisch als auch lustig, schwankt zwischen Ernst, Albernheit und Leichtigkeit mit herrlichen Fremdschäm-Momenten gekonnt hin und her und es macht einfach nur Spaß, ihn anzuschauen. Woody Allen's Genialität ist mMn absolut unübertroffen. Das kann man im Film in jeder einzelnen Sekunde bewundern,.

          (Habe "Play It Again, Sam" schon oft gesehen und hier noch gar nicht bewertet. Dies habe ich schnellstens nachgeholt.)

          Prädikat: Ausgezeichnet!

          31
          • 8

            Im Herbst des Jahres 1973 soll der Geheimagent Jim Prideaux (Mark Strong) im Auftrag von Control (John Hurt), dem Leiter des britischen Geheimdienstes, einen sowjetischen "Maulwurf", sprich Doppelagenten aufspüren und dessen Identität aufdecken...

            Der Spionagethriller "Tinker Tailor Soldier Spy" von Tomas Alfredson ist die gleichnamige Verfilmung von John le Carré's Roman und ist ein komplexes Konglomerat von Handlungssträngen, die schon etwas verwirrend ist. Trotzdem gelang es Alfredson, die Geschichte sehr spannend zu inszenieren, obwohl eine gefährliche Ruhe (vor dem Sturm) vorherrscht. Den namhaften Darstellern ist es zu verdanken, dass der Film richtig gut geworden ist. Allen voran Gary Oldman als enger Vertrauter von Control, der durch sein nuanciertes Spiel heraussticht.

            Die Verwicklungen, die Spionagetätigkeiten und das vor allem in der damaligen Zeit vorherrschende Misstrauen in diesen "Kreisen" hat Alfredson besonders scharf hervorgehoben. Gegenwart und Vergangenheit haben eine exklusive Bedeutung, wer hier Freund und Feind ist, verschwimmt und vermischt sich unberechenbar miteinander und die -wie schon oben genannt- beinahe quälend ruhige Atmosphäre ist oft seltsam bedrückend. Eine unsichtbare Gefahr liegt über allem und ist nicht greifbar.

            Der Zuschauer wird deshalb arg (heraus)gefordert, aber genau das ist es, was den Film so besonders macht.
            Wenn hier Anspruchspunkte von 1-10 zu vergeben wären, ginge es wohl über die 10 hinaus.

            Daher könnte man den Streifen als relativ schwer zugängliche Kost beschreiben, der vielen eventuell auch zu langatmig erscheinen mag. Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen, obwohl ich eigentlich nicht so sehr auf Spionagefilme stehe und -siehe da- fand ihn, auch wegen des brilliant herausgearbeiteten damaligen Zeitgeistes, fesselnd und genial.

            Weitere großartige Darsteller sind u.a.: Toby Jones, Benedict Cumberbatch, Colin Firth, Tom Hardy und Ciarán Hinds.

            Oldman wurde für seine eindringliche, intensive und nachhaltige Darstellung zu Recht für den Oscar nominiert.

            Prädikat: Ausgezeichnet.

            28
            • 7 .5

              Sawyer (Claire Foy, "The Crown", "First Man" ("Aufbruch zum Mond") flüchtet seit Jahren vor einem Stalker. Nach einer unbedachten Äußerung während eines Gesprächs gegenüber einer Psychologin landet sie gegen ihren Willen für einige Zeit in der geschlossenen Psychiatrie. Dort muss sie sich gegen Provokationen und Spitzeleien ihrer Mitpatienten (u.a. Juno Temple ("The Dark Knight Rises", "Mr. Nobody", "Killer Joe", "Sin City 2", "Atonement (Abbitte)" als Violet) wehren und wird mehrere Male nach diesen "Ausbrüchen" ans Bett fixiert. Bei der täglichen Medikamentengabe sieht sie sich plötzlich ihrem Peiniger gegenüber, der sich auf raffinierte Art und Weise als Pfleger in die Einrichtung eingeschlichen hat. Ihren Hinweisen wird selbstverständlich kein Glauben geschenkt, auch das Hinzurufen der Polizei zeigt keinerlei Wirkung. Nur Nate (Jay Pharoah), einem weiteren Patienten, der genauso wie Sawyer mehr oder weniger unfreiwillig dort gelandet ist, kann sie vertrauen. Auch ihre Mutter (Amy Irving, "Carrie", sie ist die Exfrau von Steven Spielberg), die über ihre schreckliche Situation inzwischen Bescheid weiß, gerät ins Visier des Stalkers...

              Der komplett mit einem iPhone gedrehte Streifen entfaltet durch die einzigartige und eigenwillige Aufnahmetechnik eine bedrohliche und gefährliche Atmosphäre, die sich letztendlich noch durch das großartige Schauspiel von Claire Foy komplettiert. Gesichter in perfekter Großaufnahme, in denen man jede noch so kleine Regung ablesen kann und einige kammerspielartige Szenen (Achtung kleiner Spoiler: die Szene in der Gummizelle mit Sawyer und ihrem Stalker), die aber zu keiner Zeit langatmig wirken, nehmen den Zuschauer mit auf eine quälend ungewisse Reise, deren Ende man nicht erahnen kann.

              Fazit: sehr spannender und atmosphärisch dichter Psychothriller von Steven Soderbergh (Horrorfilm passt hier überhaupt nicht!) mit einer eindrucksvollen, aber nicht unbedingt sympathisch wirkenden Hauptdarstellerin, die den Film trägt. Aber auch das ganze Drumherum, die abgedrehte Aufnahmetechnik und die anderen Darsteller punkten.

              Überaus sehenswert!

              30
              • 8
                Miss_Jupiter 30.11.2023, 16:38 Geändert 30.11.2023, 17:22

                Die Schriftstellerin Emma (klasse: Victoire Du Bois, "Call Me by Your Name") kommt nach vielen Jahren zurück in ihren Heimatort Elden in Frankreich, nachdem sich eine frühere Freundin nach einer Buchsignierung das Leben genommen hat.

                Was Emma aus ihrer Vergangenheit mit in die Gegenwart bringt, verfolgt sie und ihre Freunde nun und lässt sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Es scheint so, als ob "Marianne", die Titelfigur aus Emma's Romanen, ein Eigenleben zu führen scheint...

                Die französische Serie "Marianne" von Samuel Bodin ist handwerklich absolut on top und lebt von einer eigenartigen, morbiden und sehr unheimlichen Atmosphäre, die die düstere Inszenierung noch dunkler erscheinen lässt, als sie es ohnehin schon ist. Die etwas trotzige Hauptdarstellerin der Emma (V. Du Bois) ist nicht unbedingt eine große Sympathieträgerin, spielt aber sehr intensiv und eigenwillig und man weiß erstmal einfach nicht, was damals in dem kleinen Ort am Meer geschehen ist. Mit jeder weiteren Folge fiebert man der Auflösung entgegen und bis dahin passieren viele seltsame und schreckliche Dinge, die mit dem normalen Verstand nicht mehr zu erklären und zu begreifen sind. Emma versucht indessen verzweifelt, nicht an der plötzlich furchtbaren Realität zu zerbrechen, die sie von nun an heimsucht. Ist es überhaupt die Realität, sind es etwa Träume und Visionen oder entspringen diese Dinge ihrer überbordenden Fantasie, die sie als Horrorautorin innehat?
                Ihre Familie und ihre Freunde wissen plötzlich auch nicht mehr, wie sie mit Emma umgehen sollen und empfinden ihr gegenüber ein immer größer werdendes Misstrauen.

                Die mysteriöse Landschaft rund um den Ort Elden mit seinem furchteinflößenden Leuchtturm erinnert stark an (meist fiktive) Orte von Stephen King, aber auch der Einfluß von Edgar Allan Poe ist in dieser Serie mehr als spürbar.

                "Marianne" ist kurzweilig, gruselig, hochspannend, mit äußerst klug ausgewählten und außergewöhnlichen Jumpscares, eindringlichen Effekten, einer perfekten Kameraführung und guten Darstellern ausgestattet.

                Prädikat: Ausgezeichnet.

                26
                • 9
                  Miss_Jupiter 29.11.2023, 11:39 Geändert 29.11.2023, 11:41
                  über The OA

                  Da ich "The OA" vor kurzem hier im Ranking hatte, folgt nun ein kleiner Kommentar zu dieser atmosphärisch dichten Serie.

                  Prairie (brilliant: Brit Marling, "I Origins", "Another Earth", "Community") taucht nach 7 Jahren ihres spurlosen Verschwindens wieder auf. Sie war blind, kann jedoch nach dieser langen Zeit wieder sehen. Was ist mit ihr passiert? Dieser Frage widmet sich "The OA". So nennt sich Prairie von nun an...

                  Die Serie ist ein Sammelsurium verschiedenster Themenbereiche wie Nahtoderfahrung, ewiges Leben, der Tod im allgemeinen, andere Dimensionen, das Leben an und für sich und auch der Sinn hinter allem und unserer Existenz. Diese Themen werden mit vorsichtiger und respektvoller Herangehensweise behandelt und wirken in keinster Weise kitischig oder plakativ. Zu verdanken ist dies der so gefühlvollen wie auch überaus spannenden Handlung bzw. Inszenierung und vor allen Dingen dem nuancierten Spiel der großartigen Brit Marling, die die Rolle der "OA" aka Prairie sehr ausdrucksstark und eindringlich ausfüllt.

                  "The OA" braucht vielleicht eine kleine Weile, um den Zuschauer für sich einzunehmen. Wenn das vollbracht ist, erwartet ihn eine intelligente, manchmal aber auch sehr traurige und sehnsüchtige Reise, die im Grunde genommen das Leben bejaht, auch wenn eine Gruppe von Menschen in lebensunwürdigen Umständen davon für eine lange Zeitperiode ausgeschlossen wird bzw. nicht mehr "da" ist. Mehr kann und will ich nicht mehr dazu schreiben, sonst müsste ich leider anfangen zu spoilern, und das will ich auf keinen Fall.

                  Diese ganz besondere und außergewöhnliche Serie, die Mystik-, Science Fiction- und Esoterikelemente in sich vereint und ein wenig vom Inhalt her an Malick's "The Tree of Life" und Aronofsky's "The Fountain" erinnert, sollte man selbst erlebt haben.

                  In weiteren Nebenrollen: Emory Cohen ("Lords of Chaos"), Alice Krige ("Silent Hill", "Reign of Fire", "Chariots of Fire") und der hervorragende Jason Isaacs ("Harry Potter", "The Patriot", "A Cure for Wellness", "Event Horizon", "Armageddon", "Black Hawk Down")

                  Fazit: Äußerst anspruchsvoll und sehr sehenswert!

                  31
                  • 10
                    Miss_Jupiter 27.11.2023, 10:46 Geändert 27.11.2023, 19:05

                    Es ist mal wieder an der Zeit für ein großartiges Werk aus der Rubrik "Kultfilm": "Star Wars" von George Lucas aus dem Jahr 1977.

                    "A long time ago in a galaxy far, far away…"
                    Es herrscht Bürgerkrieg. Die Rebellen, deren Raumschiffe von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, haben ihren ersten Sieg gegen das böse galaktische Imperium gewonnen.
                    Während der Schlacht ist es Spionen der Rebellen gelungen, Geheimpläne über den Todesstern, die absolute und tödliche Waffe des Imperiums, in ihren Besitz zu bringen. Dessen Kraft könnte einen ganzen Planeten vernichten.
                    Verfolgt von den finsteren Vasallen des Imperiums flieht Prinzessin Leia an Bord ihres Sternenschiffs nach Hause. Sie ist die Hüterin der erbeuteten Pläne, die ihr Volk retten und der Galaxis die Freiheit wiedergeben könnten...
                    Aber wo positive Mächte walten, sind selbstverständlich auch die negativen nicht so weit entfernt... Der passende Feind und Gegenspieler ist natürlich Darth Vader, ein Schurke par excellence. Er verkörpert durch seine Gefährlichkeit und Kaltblütigkeit das perfekte und personifizierte Böse.

                    Die Story erinnert an ein klassisches Märchen, in dem der junge unbedarfte Held zusammen mit seinen Freunden und mit Hilfe eines weisen erfahrenen Zauberers die hübsche Prinzessin aus den Klauen des bösen Feindes befreien muss. Die auf der Leinwand am Anfang erscheinenden Worte: "A long time ago in a galaxy far, far away…" ("Es war einmal vor langer Zeit etc. ...") sind ein klarer Hinweis auf berühmte Exemplare aus der Märchenwelt.

                    "Star Wars" ist ein bahnbrechendes SF-Erlebnis, das vom ewigen Kampf des Guten gegen das Böse handelt und überdies ist es ein märchenhaftes Science-Fiction-Epos und ein Meisterwerk dieses Genres mit Stilelementen des Western, des Abenteuerfilms und der Komödie. In ihm ist alles vereint, was das Filmherz höher schlagen lässt: Anspruch, Spannung, Action, Humor, Romantik, ein großartiges Setting, nette und witzige Dialoge und eine wunderbare Darstellerriege, die wie geschaffen für ihre Rollen schienen. Von der großartigen Atmosphäre, dem einprägsamen schönen Soundtrack, der für die damaligen Verhältnisse ausgezeichneten Effekte und der hervorragenden Bildsprache mal ganz zu schweigen.

                    Regisseur George Lucas gelang es, populäre Erzählmuster der Trivial- und Comic-Kultur mit revolutionärer Trickfilmtechnik zu verbinden. Der Streifen war ein beispielloser Kinoerfolg, den ich damals auch im Lichtspieltheater genoss. Mit ihm ging eine Renaissance der "Weltraumoper" einher. Harrison Ford als Han Solo, Mark Hamill als Luke Skywalker und Carrie Fisher als Leia sind für immer und ewig mit diesem Streifen und seinen beiden Nachfolgern "The Empire Strikes back" (1980) und "Return of the Jedi" (1983) verbunden.

                    Kleine Anmerkung am Rande: "Star Wars" hat sich übrigens bei der intergalaktischen Militärdiktatur optisch von deutschen Uniformen aus dem 2. Weltkrieg inspirieren lassen.

                    "Star Wars" ist auch heute immer noch ein visuell opulentes, exzellentes, starkes Meisterwerk und absolut sehenswert!

                    ("Verlorengegangener" Kommentar, glücklicherweise vorher abgespeichert.)

                    33
                    • Miss_Jupiter 23.11.2023, 10:50 Geändert 23.11.2023, 11:16

                      Hi kid und Leinzi, ich hab's geschafft. Schöne Aktion, vielen Dank dafür.
                      Here we go:

                      Bester Film:
                      The Broken Circle
                      Shame
                      Whiplash
                      Her
                      Black Swan
                      Joker
                      The Act of Killing
                      Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)
                      Halt auf freier Strecke
                      Drive

                      Bester Animationsfilm:
                      Your Name
                      Weathering With You
                      Anomalisa
                      Isle of Dogs
                      A Silent Voice

                      Bester Darsteller:
                      Mads Mikkelsen (Die Jagd)
                      Michael Shannon (Take Shelter)
                      Gary Oldman (Darkest Hour)
                      Joaquin Phoenix (Joker)
                      Daniel Kaluuya (Get Out)

                      Beste Darstellerin:
                      Frances McDormand (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri)
                      Julianne Moore (Still Alice)
                      Natalie Portman (Black Swan)
                      Carey Mulligan (Shame)
                      Helena Zengel (Systemsprenger)

                      Beste Serie:
                      Chernobyl
                      Black Mirror
                      Breaking Bad
                      Lost (hoffe, das gilt noch, lief bis einschließlich 2010!)
                      The OA

                      Bester Soundtrack:
                      Searching for Sugar Man
                      Arrival (Jóhann Jóhannsson)
                      Interstellar
                      Inside Llewyn Davis
                      Rocketman

                      29
                      • 6 .5

                        Der Autor Mort Rainey (Johnny Depp) lebt nach der Trennung von seiner Frau vollkommen zurückgezogen in einem Haus am See. Die Arbeit fällt ihm schwer, da er an einer Schreibblockade leidet. Eines Tages wird er von dem mysteriösen John Shooter aufgesucht, der ihn des Plagiats bezichtigt. Rainey soll innerhalb kürzester Zeit beweisen, dass er der Originalverfasser der von Shooter beanstandeten Geschichte ist.
                        Die Beziehung zu seiner Noch-Frau Amy (Maria Bello) ist schwierig, da sie einen neuen Freund hat, den Rainey auf den Tod nicht ausstehen kann. Sein Gemütszustand verdunkelt sich aufgrund der Zurückgezogenheit immer mehr und auch Shooter lässt ihn nicht in Ruhe und sucht ihn wegen des Plagiatsvorwurfs nochmals auf.
                        Im Laufe der Zeit fühlt Rainey sich bedroht und verfolgt, seinen Hund findet er tot mit einem Schraubenzieher im Leib auf der Veranda. Da seine Angst vor Shooter immer größer wird, sucht er Hilfe beim örtlichen Sheriff und schaltet einen Privatdetektiv ein...

                        Basierend auf Stephen King's Novelle "Secret Window, Secret Garden" vermag David Koepp's Thriller durchaus, Spannung und ein düsteres ungutes Gefühl hervorzurufen. Dies ist vor allem Depp's guter Darstellung des verzottelten und leicht durch den Wind wirkenden Schriftstellers Mort Rainey zu verdanken. Auch John Turturro als Shooter ist großartig, während Bello, Timothy Hutton als Amy's Freund und Charles S. Dutton zu Nebenfiguren degradiert werden, die zwar wichtig für die Geschichte, aber ansonsten lediglich Beiwerk für die Handlung sind.

                        Ich habe die Geschichte vor Jahren gelesen und der Film hält sich relativ genau an die Vorlage. Da mir Depp in der Hauptrolle so gut gefallen hat, schmiert der Film in meiner Bewertung nicht ganz ab. Ansonsten punktet er mit einer ruhigen Inszenierung und einer einnehmenden Atmosphäre, aber alles andere ist nicht so sehr der Rede wert, bis auf das Ende, das der Handlung noch mal einen ganz eigenen Stempel aufdrückt und in seiner harten Konsequenz erschreckend ist. Es gibt am Ende auch einen Twist, der nicht unbedingt vorhersehbar ist, falls man das geschriebene Wort hierzu nicht kennt.

                        Trotzdem empfehle ich hier lieber King's Geschichte. Diese hat mit Horror im eigentlichen Sinne aber so rein gar nichts zu tun.

                        Meine ursprüngliche Bewertung habe ich -auch gerade wegen dem Schluss und Depp- dennoch nochmals um einen halben Punkt angehoben.

                        32
                        • 7 .5
                          Miss_Jupiter 20.11.2023, 15:46 Geändert 20.11.2023, 16:35

                          Stuntman Mike (unberechenbar und heimtückisch in dieser Rolle: Kurt Russell) macht Jagd auf junge Frauen. Er setzt dabei seinen Muscle Car als tödliches Instrument ein...

                          Quentin Tarantino's "Death Proof" ist ein typischer Vertreter des B-Movie- und Exploitationfilm-Genres, dem der "Meister" in diesem Streifen mal wieder huldigt. Die episodenhafte Handlung ist Teil des Double Features Grindhouse in Verbindung mit "Planet Terror" von Robert Rodriguez.

                          Die Story ist recht simpel, Typ jagt junge Frauen mit seinem Wagen, um sie recht unsanft ins Jenseits zu befördern. Er hat aber nicht mit Kim (Tracie Thoms), Zoë (Zoë Bell, auch Stuntfrau) und Abernathy (Rosario Dawson) gerechnet, die den Spieß schließlich umdrehen.

                          Ab der zweiten Hälfte des Films wird weniger geredet, aber dafür gibt es mehr Action, großartig gefilmte Verfolgungsfahrten mit dem Auto, wenn aus dem Jäger (Mike) der Gejagte wird.
                          Dabei ist der Aufbau des Streifens auch wieder typisch für einen Tarantino-Film. Es wird am Anfang viel gequatscht und die Protagonisten werden ein wenig vorgestellt bzw. eingeführt. Die Frauen in "Death Proof" sind aber nicht nur Opfer, sondern erweisen sich als äußerst wehrhaft und kampflustig. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und lassen sich von Männern nichts vorschreiben. Auf der einen Seite geizen sie nicht mit ihren Reizen, setzen diese auch ein, sind aber auch starke Persönlichkeiten, die man nicht unterschätzen sollte. Das hat Tarantino recht gut rübergebracht und die Darstellerinnen sind eigentlich überwiegend sympathisch und es macht Spaß, ihren Gesprächen beizuwohnen. Der allseits gewohnte schwarze Humor, Zynismus und Sarkasmus von Tarantino kommt hierbei wieder gut zur Geltung und der Soundtrack ist auch wie gewohnt eine Mischung aus älteren, meist nicht so bekannten Funk-, Soul- und Rocksongs. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Mix auch Tarantino's persönlichem Geschmack geschuldet ist, wie es auch schon in seinen anderen Filmen der Fall war. Die eher ruhige erste Hälfte macht dann der turbulenten zweiten mit viel Action etc. Platz.
                          Die Intention hinter Mike's Handeln bleibt aber ein Rätsel.

                          In Nebenrollen sind Eli Roth, Rose McGowan und Mary Elizabeth Winstead zu sehen. Vanessa Ferlito als "Butterfly" hat mir dabei besonders gut gefallen.

                          Fazit: nicht Tarantino's bester, aber doch recht sehenswerter Streifen und Hommage an das oben genannte Genre, der langsam in Fahrt kommt, dann aber ziemlich temporeich und turbulent wird. Einer der wenigen Filme von ihm, die ich endlich mal gesehen habe. Ich würde sagen, dass "Death Proof" als richtiger Frauenfilm angesehen werden kann. Die Art der Inszenierung bzw. die Stilmittel ähneln Streifen aus den 70ern, obwohl dieser wohl in den späten 90igern/Anfang der 2000er Jahre anzusiedeln ist. Die Farbgebung zu Beginn sowie die eingewobenen, beabsichtigten kleinen Filmfehler, Unterbrechungen und Wegblendungen sowie "Fädchen" auf dem Bildschirm passen deshalb ganz gut dazu. Die raffinierten Sprünge von Farbe zu s/w und wieder zurück sind natürlich wieder typisch für Tarantino und dienen der Dramaturgie. Die Atmosphäre ist genauso wie diejenige in seinen anderen Filmen, gefährlich ruhig bis zum Gewaltexzess, unterbrochen durch schrägen Humor. Ist halt immer Verlass drauf.

                          Bewertung: 7.5

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                            Miss_Jupiter 19.11.2023, 00:25 Geändert 19.11.2023, 00:34

                            James Wan's "Malignant" ist ein ziemlich abgefahrener, schon recht harter Horrorstreifen mit einer ebenso abgefahrenen Story, einem absolut passenden Soundtrack und einer recht düsteren Atmosphäre.

                            Am besten ist es, man weiß überhaupt nichts über diesen Film und steigt dann einfach unvorbereitet ein.

                            Die wunderbar morbiden Kamerafahrten aus den unmöglichsten Winkeln und die recht derbe Bildsprache zusammen mit vielen unglaublich gut inszenierten Actionszenen machen aus "Malignant" ein rasantes und irrwitziges Werk, das von Horror, Mystery und Drama bis hin zu deftigen und ekligen Splattereinlagen alles zu bieten hat, was das Herz eines richtigen Horrorfans zum Wummern bringt, ohne dabei eine gewisse Subtilität zu vernachlässigen.
                            Man merkt dem Film an, dass Wan sich hier so richtig "ausgetobt" und Spaß bei der Sache hatte. Das kommt dem Streifen echt zugute. Selbst ein paar Giallo-Momente hat "Malignant" zu bieten, weswegen man oft glaubt, einen Film aus den 80igern im modernen Gewand zu sehen.

                            Die Stilmittel, die Wan hier verwendet, sind praktisch recht einfach gehalten, erzielen aber den höchstmöglichen Effekt, was bei einem guten Horrorfilm eigentlich schon alles ausmacht. Genau das ist ihm gelungen. Die Darsteller machen ihre Sache gut und man blickt zu Anfang erst mal nicht durch, was genau das (gesehene) Ganze überhaupt soll. Je mehr man Einblick gewinnt, desto stärker versucht der Verstand die abstruse und beinahe schon abartige Handlung zu begreifen und je mehr man begreift, umso mehr möchte man sich im hintersten Winkel verkriechen wie einige Protagonisten im Film. Annabelle Wallis als gebeutelte und gequälte Madison hat mir noch am besten gefallen. Sie haucht ihrer Figur eine Menge "Leben" ein und das recht überzeugend.
                            Die vielen negativen Bewertungen und Kommis hierüber kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Mich hat "Malignant" total abgeholt und die von einigen heftig kritisierten "schlechten" CGI-Effekte kann ich so nicht bestätigen. Ist mir auch überhaupt nicht aufgefallen. Ich fand sie genial und nicht übertrieben. *Kleiner Spoiler*: Die Szene im Polizeirevier ist der Hammer und hat mich eiskalt erwischt.

                            Im Gegensatz zu der "Conjuring"- und "Insidious"-Reihe ist "Malignant" sehr brutal und gewalttätig. Wegen des hohen Tempos, der rasanten Schnitte und der optimalen Licht- und Schattenaufnahmen sieht man aber glücklicherweise nicht immer alles, aber doch schon das Meiste, das einem dann jedoch einen gekonnten Tritt in die Magengegend versetzt.

                            Fazit: Ausgezeichnet, optisch hervorragend und auf eine erfrischende Art recht originell. Die etwaige Referenz zu einem bestimmten anderen Film lasse ich mal außen vor, das wäre ein zu großer Spoiler. Diejenigen, die ihn schon gesehen habe, wissen, was ich damit meine.

                            'Who is Gabriel?'
                            'He's the devil.'

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                              Miss_Jupiter 13.11.2023, 11:10 Geändert 13.11.2023, 11:12

                              Ein namenloser Auftragskiller (brilliant: Michael Fassbender) vermasselt einen "Job" in Paris. Seine Auftraggeber sind darüber natürlich "not amused" und üben brutale Rache an seiner Partnerin, die in der Dominikanischen Republik verweilt. Der Killer schwört nun ebenfalls Rache an denjenigen, die ihn jetzt verfolgen und wird vom Gejagten zum Jäger...

                              David Fincher's Neo-Noir-Thriller "The Killer" ist ein voyeuristischer Streifen, der dem Killer sozusagen "über die Schulter" schaut. Wir sehen ihn beim Abwarten, Meditieren, Fitness betreiben zu und beobachten, wie er seine "Arbeit" akribisch unter die Lupe nimmt. Dabei überprüft er stets seinen Herzschlag und hört zum "Abschalten" ständig "The Smiths". Seine Stimme aus dem Off philosophiert vor sich hin in Wiederholungen. Dies ist wie ein Mantra und wirkt hypnotisch.

                              Der Killer hetzt schließlich von Paris in die Dom Rep, danach nach New Orleans, Chicago, New York, Florida und wieder zurück nach Paris, um die Personen, die hinter dem Auftrag stecken und ihn zur Strecke bringen wollen, aufzufinden. Dabei nimmt er keinerlei Rücksicht, zeigt weder Empathie noch Mitleid und geht buchstäblich über Leichen, um den Drahtzieher auszuschalten. Seine methodische und kühle Intention ist verständlich und nachvollziehbar, aber es fällt schwer, eine gewisse Art von Sympathie für den Killer als Zuschauer aufzubringen. Trotz allem kann man sich in ihn hineinversetzen. Man heißt seine Handlungsweisen zwar nicht gut, ist aber sozusagen immer -unfreiwillig- Zeuge seiner Taten, kann sich ihm deswegen nicht entziehen und ist eine Art von "Mitwisser".

                              Der Film erinnert in seiner Inszenierung und Bildsprache, die bis auf wenige Ausnahmen eher ruhig bleibt, an "Le Samouraï" ("Der eiskalte Engel") mit Alain Delon von Jean-Pierre Melville. Auch Delon bleibt kühl, distanziert und fast schon unbeteiligt, genauso agiert Fassbender, der wie für diese Rolle geschaffen erscheint. Auch die Atmosphäre ist der in dem französischen Streifen recht ähnlich, fesselnd und sehr dicht.
                              Fassbender lächelt fast nie, wirkt unnahbar, kalt, erbarmungslos und berechnend und die Beseitigung von Dingen und Leichen erledigt er fast beiläufig. Er ist das Produkt einer gnaden- und emotionslosen Welt, die auf jegliche Moral und Wertevorstellungen pfeift. Insofern ist dieser Streifen recht konsequent in seiner Aussage.

                              "The Killer" basiert auf der gleichnamigen französischen Graphic Novel von Luc Jacamon und Matz. Der passende, wummernde und düstere Soundtrack stammt von Trent Reznor und Atticus Ross.

                              In einer Nebenrolle: Tilda Swinton, die wie immer hervorragend spielt.

                              Aber die Präsenz von Fassbender besticht und ist sehr intensiv und beeindruckend, deswegen ist der Streifen recht sehenswert, auch wenn er nicht gerade zu Fincher's besten Werken zählt.

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                                Miss_Jupiter 12.11.2023, 11:39 Geändert 12.11.2023, 13:07

                                "Hellraiser" (nach Clive Barker's Novelle "The Hellbound Heart") gehört wohl zu einem der anspruchsvollsten, beklemmensten und cleversten Filme im Horrorgenre, da Barker darin auf intelligente Weise menschliches Fehlverhalten und die damit einhergehenden Probleme und Gefahren darstellt.

                                Die Verführung und Verlockung durch eine versprochene und nie vorher erlebte und dagewesene Welt aus Lust, Sinnlichkeit und Schmerz, die nichts mit sexuellen Aspekten zu tun hat, verleiten Frank (Sean Chapman, "Eat the Rich", "Gangster No. 1") im Orient dazu, die Tore mit Hilfe eines Würfels zu einer vollkommen anderen Dimension zu öffnen. Was dann folgt, hat für ihn äußerst schmerzhafte und tödliche Konsequenzen.

                                Die Zenobiten und ihr Anführer Pinhead (Doug Bradley) verkörpern diese Versuchung, die durch menschliche Schwächen und vor allem Gier und Besitzergreifung zu schrecklichem Leben erwacht und somit als Strafe angesehen werden kann.

                                Was in dem Film vor allem deutlich wird, ist die Leichtigkeit, mit der man Menschen verführt und somit unwiderruflich ins Verderben stürzt. Auf der Suche nach vollkommener Befriedigung und Erfüllung wird der Mensch wohl immer wegen seiner Begierden einen dunklen Weg einschlagen, der ihn am Ende geradewegs in die Hölle führt. Liebe, Vergebung, Gnade und Moral sind Fremdwörter und bleiben auf der Strecke. Jegliche Menschlichkeit ist sowieso den meisten Protagonisten und vor allen Dingen Frank abhanden gekommen und so steigt er letzten Endes nicht alleine in den Abgrund.

                                "Hellraiser" ist auch für Leute sehenswert, die nicht so sehr auf Horrorfilme stehen, da hier auch sehr viele Dramaelemente herausstechen, die nachdenklich stimmen.

                                Fazit: Faszinierender, tabubrechender, kultiger und verstörender Trip in dunkle Gefilde und die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele mit einer sehr düsteren und abartigen Atmosphäre, einer höchst morbiden, kranken Bildsprache und grenzwertig ekelhaften, beinahe widerlichen Effekten (nur in der Uncut-Version).

                                Auch heute noch ein verdammt empfehlenswerter Albtraum von Film mit einer ganz "speziellen" Ästhetik!

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                                  Miss_Jupiter 11.11.2023, 12:51 Geändert 12.11.2023, 12:29

                                  "Project Blue Book" von David O'Leary (produziert u.a. von Robert Zemeckis) bezieht sich auf die angeblich wahren Erlebnisse von Prof. J. Allen Hyneck (Aidan Gillen, "Game of Thrones" (Petyr "Littlefinger" Baelish, "The Dark Knight Rises", "Bohemian Rhapsody"). Der Astronom und Astrophysiker widmete sich jahrelang der Ufologie und der Sichtung von Ufos. Er wurde deshalb von der U.S. Air Force ins Projekt "Blue Book" aufgenommen, um zusammen mit Captain Michael Quinn (Michael Malarkey) diverse seltsame Fälle zu untersuchen, die sich bei naher realistischer Betrachtung meistens rein naturwissenschaftlich erklären ließen. Aber einige darunter halt eben nicht...

                                  Die Serie (sie spielt in den 50er und 60er Jahren) ist "The X Files" recht ähnlich, dafür aber ein wenig düsterer und gewalttätiger gehalten, recht kurzweilig und spannend inszeniert. Die Querelen und Streitigkeiten zwischen Hyneck und Quinn könnten durchaus auch auf Mulder und Scully zutreffen. Hyneck ist dem Unbegreiflichen eher zugewandt als Quinn, der durch und durch Realist ist. "Project Blue Book" greift viele anderen Themen auf, auch politische, wie die Angst vor dem Kommunismus, das Aufrüsten zwischen der ehemaligen Sowjetunion und den USA und auch der damalige Zeitgeist wird hier thematisiert und durch das hervorragende Setting großartig dargestellt. Die diffuse Angst vieler US-Amerikaner vor Aliens und Ufos hat eine Parallele zur bestehenden Angst vor Nuklearkriegen und den Sowjets und ist sozusagen dafür ein Statthalter. Sie vermischt sich sogar mit dieser, was eine heftige Paranoia nach sich zieht. Diese paranoia-ähnliche und toxische Atmosphäre zieht sich durch die gesamten Folgen der Staffeln, wird unterbrochen durch die Beziehungsprobleme zwischen Hyneck und seiner Frau Mimi (Laura Mennell), die sich mehr und mehr Sorgen um ihren Mann macht, da dieser -bedingt durch seinen Job- sehr viele Geheimnisse vor ihr zu haben scheint. Mimi recherchiert schließlich auf eigene Faust, die geheimnisvolle und dubiose Susie (Ksenia Solo, "Black Swan (Solo war auch Ballerina im realen Leben)") freundet sich mit ihr an und hilft ihr dabei. Ihre wahren Intentionen sind aber leider nicht so freund(schaft)lich.
                                  Genauso sehr zweifelt Hyneck an den Intentionen der US-Regierung, die ihre wahren Absichten verschleiert und deshalb wilde Verschwörungstheorien in Umlauf bringt.

                                  "Project Blue Book" ist eine recht sehenswerte Serie, die zur Zeit bei Magenta TV in der Megathek zu sehen ist und durch die mysteriösen Stories, unheimlichen Begebenheiten und auch einen gewissen Anspruch der Folgen den Zuschauer schon recht gekonnt in den Bann zieht. Auch die -nicht so bekannten- Darsteller (bis auf Gillen und Bob Gunton in einer Nebenrolle als Präsident Truman) sind klasse.

                                  Mir gefällt die Serie (bin jetzt schon bei Staffel 2 (bis jetzt auch gut), die 1. habe ich fast schon im Schnelldurchgang angeschaut.) Sehenswert!

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                                    Miss_Jupiter 10.11.2023, 12:38 Geändert 10.11.2023, 12:40

                                    Die vom Leben gezeichnete Dolores Claiborne (fantastisch: Kathy Bates) arbeitet jahrelang für die herrische und dominante Vera Donovan (Judy Parfitt) im Haushalt. Als diese die Treppe hinunterstürzt und an den Folgen stirbt, wird Dolores verdächtigt, mit ihrem Tod etwas zu tun zu haben. Im Zuge der Ermittlungen gegen sie kehrt auch ihre Tochter Selena (Jennifer Jason Leigh) wieder zu der Insel zurück, auf der sie ihre Kindheitsjahre verbracht hatte. Diese waren geprägt durch einen gewalttätigen Vater (wirklich ziemlich widerlich und verabscheuungswürdig in dieser Rolle: David Strathairn), der sie schließlich missbrauchte. Selena verdrängt alles, vergräbt die furchtbaren Erlebnisse tief in ihrem Unterbewusstsein und gibt ihrer Mutter die Schuld an seinem Tod während einer Sonnenfinsternis.

                                    Die beiden unterschiedlichen Frauen versuchen unter größten Schwierigkeiten, sich wieder einander anzunähern.
                                    Der Film von Taylor Hackford nach dem Buch von Stephen King konzentriert sich fast ausschließlich auf die Konstellationen zwischen Mutter und Tochter und der eigenwilligen Vera Donovan. Die drei genialen Hauptdarstellerinnen Bates, Parfitt und Jason Leigh spielen brillant und sehr eindringlich, das zerfurchte Gesicht von Kathy Bates als Dolores erzählt manchmal schonungslos ohne große Worte ihr hartes, schmerzvolles, entbehrungsreiches und schreckliches Leben.

                                    "Dolores Claiborne" verzichtet gänzlich auf Schockeffekte, ist ein hervorragendes, anspruchsvolles und vor allen Dingen sehr subtiles Psychodrama und konzentriert sich ganz auf das Seelenleben der Figuren. Es ist kein Horrorfilm im eigentlichen Sinne, auch das King-Buch ist kein reiner Horrorroman und kommt fast ohne unheimliche Momente aus. Der Streifen wirkt sehr oft wie ein sehr intensives Kammerspiel, ohne dabei Längen aufkommen zu lassen.

                                    Im Grunde genommen ist "Dolores Claiborne" ein sehr bewegender, ernster, wahrlich erschütternder und trauriger Film, dessen verstörende Botschaft und deprimierende Atmosphäre den Zuschauer an einen sehr dunklen Ort entführt, von dem man recht schnell fliehen möchte. Es ist ein brillant fotografiertes, feministisches, kleines Meisterwerk über Frauenschicksale in einer von Männern bestimmten und dominierten Welt. Es tut aber gut zu sehen, wie Dolores sich wehrt und sich absolut nichts gefallen lässt.

                                    Persönliches Fazit: Herausragend.

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                                      "Locked In" ist ein wahrlich schmonzettenhaftes Melodram, das gerade so am Trash und Kitsch vorbeischrammt.
                                      Famke Janssen als Locked-In-Syndrom-Opfer Katherine hat mir noch am besten gefallen, alleine wegen ihr habe ich mir den Streifen angeschaut. Das Locked-In-Syndrom beschreibt keinen richtigen Wachkomazustand. Der Patient/die Patientin verfügt über das volle Bewusstsein, kann sich aber nicht äußern und ist bewegungsunfähig ans Bett gefesselt.

                                      Bis zum Schluss weiß man als Zuschauer auch nicht, was genau passiert ist und warum sich Katherine in diesem Zustand befindet. Ziehtochter Lina (Rose Williams), der dubiose Hausarzt Dr. Lawrence (Alex Hassell) sowie Katherine's schwerkranker Sohn Jamie (Finn Cole), der dann irgendwann Lina ehelicht, sind allesamt schwer zu durchschauen und scheinen es auf das Geld der schwerreichen Katherine abgesehen zu haben. Was das alles mit deren Unfall (oder doch nicht) zu tun hat, versucht Katherine's Krankenschwester (Anna Friel) herauszubekommen.

                                      Der Film wimmelt nur so von Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten, eine davon: warum mischt sich eine Krankenschwester in die Belange ihrer Patientin und deren Familie ein und das so dermaßen penetrant, das es schon fast komisch wirkt? In der Realität wäre dies wohl nicht der Fall.

                                      Wie gesagt, einmal schauen und dann vergessen. Wegen Janssen ist der Film noch Durchschnitt, die Spannung hält sich arg in Grenzen, es wird viel geredet, die Liebeleien sind recht plakativ und dass der Streifen auch noch als "Horrorfilm" auf mp angegeben wird, ist lachhaft. Er geht weder als richtiges Drama, Krimi, Thriller noch als Mystery durch, ich würde ihn als melodramatisches Soap-Opera-Pendant mit einigen Spannungsmomenten beschreiben.
                                      Auf psychologischer Ebene (auch wegen des Locked-In-Syndroms) hätte man dem Film einfach mehr Tiefe hinzufügen können und sollen, damit hätte man die Atmosphäre ein wenig aufgepeppt .

                                      Dies ist aber mal wieder ein "typischer" Netflix-Film ohne Höhen und Tiefen und beinahe schon nichtssagend. Wegen Famke Janssen ist er kein Totalausfall geworden.

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                                        "Pans Labyrinth" ist ein grausames, erschütterndes, trauriges, dunkles und gleichzeitig wunderschönes Märchen, das die Schrecken des faschistischen Franco-Regimes der Schönheit von Ofélia's (großartig: Ivana Baquero) fantastischer, surrealer Märchenwelt entgegensetzt. Ohne Kitsch und mit sehr düsterer, aber im Gegensatz dazu auch positiver, mystischer Atmosphäre erzählt Guillermo del Toro's Film die lange Odyssee des verträumten Mädchens, das sich aus der furchtbaren Wirklichkeit mit dem brutalen Stiefvater, der hilflosen hochschwangeren Mutter und der gewalttätigen Welt um sie herum in die Welt der Faune flüchtet.

                                        Die harten Prüfungen, die ihr der Faun auferlegt sind nichts im Vergleich zu den schrecklichen Vorkommnissen, die sich in ihrem Haus und der nahen Umgebung abspielen. Die Übergänge von der Realität hinein in das Märchenreich sind mitunter fließend, so dass Wirklichkeit und Fantasie oftmals nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind.

                                        Am Ende bleibt offen, ob diese surreale Welt nur Ofélia's Fantasie entsprungen ist oder ob es sich um reale Geschehnisse handelt. Nichtsdestotrotz bleibt die Aussage des Films durchgängig bestehen: der Diktatur, der Knechtschaft, der Folter und damit der Unfreiheit entfliehen und somit die Menschlichkeit wieder herstellen, auch wenn man dafür furchtbare Opfer bringen muss. Ofélia hat sich für diesen mutigen Weg entschieden, um letztendlich ihre Mutter und ihren kleinen Bruder zu befreien und sich des verhassten Stiefvaters zu entledigen.

                                        *Kleiner Spoiler*: Nachdem sie ihre letzte und wichtigste Prüfung bestanden hat, erwartet Ofélia am Ende im unterirdischen Märchenreich eine traumhafte Belohnung, die sie für all ihre Mühen, ihren Widerstand und ihr Leiden entschädigt.

                                        Großartig inszeniert mit einer einzigartigen, fast schon farbenfrohen, zarten und dezenten Bildsprache gedreht, die eine sehnsuchtsvolle und mysteriöse Welt darstellt, die die oft gezeigte Düsternis (in schwarz-weiß-ähnlichen Szenen) und die Abgründe des Kriegs mit seiner unfassbaren Brutalität geradewegs ad absurdum führt.

                                        Für mich ist Guillermo del Toro's Streifen "Pans Labyrinth" eines seiner besten und intensivsten (Meister)Werke mit einer großer Aussagekraft, sehr vielen mehrdeutigen Metaphern und Interpretationsmöglichkeiten.

                                        10 mit ♥

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                                          Miss_Jupiter 06.11.2023, 17:37 Geändert 06.11.2023, 17:43

                                          Vor kurzem kam ich nochmal in den Genuss, "Casino Royale" anzuschauen. Ich bin zwar kein großer James Bond-Fan, war es auch nie, aber der Film von Martin Campbell aus dem Jahr 2006 ist in meinen Augen ein überragender Streifen, in dem Daniel Craig erstmals die Rolle des Geheimagenten verkörperte.

                                          Dies gelang ihm auf jeden Fall sehr gut und er überzeugte hier auf ganzer Linie. Mit dem charismatischen und genialen Mads Mikkelsen als LeChiffre hatte er einen ebenbürtigen und hervorragenden Gegenspieler, der verdammt finster und außerordentlich gefährlich daherkommt.

                                          Der Film selbst ist überbordend reich an Action, Tempo, Anspruch, Spannung und beinhaltet relativ wenig Humor. Man kommt manchmal beim Schauen kaum zum Luftholen und Entspannen, die großartig inszenierten Szenen, vor allem die Pokerturnierszene, und natürlich auch die Kampfszenen bleiben lange im Gedächtnis hängen.

                                          Eva Green als Vesper Lind (schon alleine der Name ist geschriebenes Artwork und ausgesprochen äußerst klangvoll) ist nicht nur eine sehr schöne Frau, sondern auch smart und ein wenig ambivalent.

                                          "Casino Royale" ist anders als die anderen Bond-Filme. Er besitzt eine gewisse Art von Melancholie, ist ernster, dynamischer, gewalttätiger mit einer fast schon düsteren Atmosphäre und damit weniger klischeebeladen als die meisten Werke dieser Reihe.

                                          Meiner bescheidenen Meinung nach ist er der bis jetzt beste Bond-Film, einfach perfekt.

                                          Ansehen, eintauchen, sich in eine vollkommen andere Welt begeben und vor allem am Anfang den grandiosen Song vom verstorbenen Chris Cornell genießen: "You Know My Name", einer der besten Bond-Songs ever, ein genialer Einstieg in diesen Streifen und genauso perfekt dazu passend wie alles andere auch!

                                          Herausragend.

                                          https://www.youtube.com/watch?v=YnzgdBAKyJo (Chris Cornell/You Know My Name)

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                                            Miss_Jupiter 05.11.2023, 14:27 Geändert 05.11.2023, 14:31

                                            Anwalt Sam Bowden (Nick Nolte) brachte einst den Vergewaltiger Max Cady (Robert De Niro) in den Knast. 14 Jahre Zuchthaus und unzählige Rachepläne später wird Cady zur Nemesis von Bowden. Cady lässt ihn und seine Familie nach seiner Entlassung von nun an nicht mehr in Ruhe. Alle Versuche (auch illegale), Cady davon abzuhalten, scheitern. Der verzweifelte Anwalt kennt nun nur noch eines: Flucht...

                                            Das 1991er-Remake "Cape Fear" von 1962 (damals mit Gregory Peck und Robert Mitchum) ist ein angsteinflößender Psychothriller, dessen Schrecken durch den entnervend ruhig agierenden, und dennoch brandgefährlichen Max Cady ausgeht. Eine perfide und sehr düstere Atmosphäre umgibt diesen Streifen, die Familie von Bowden ist dem hochintelligenten Verbrecher Cady hilflos ausgeliefert. Die quälenden Versuche, ihm zu entkommen, zerren beim Zuschauen gewaltig am Nervenkostüm und man ist genauso hilflos und ausgeliefert wie die Protagonisten. Cady's abartige Handlungen werden beinahe straffrei angesehen, während Bowden's Aktionen justiziable Folgen nach sich ziehen, was man nur sehr schwer verstehen und nachvollziehen kann.

                                            Trotz des hellen Sonnenstaats Florida, wo die Story spielt, überwiegt hier dennoch eine Finsternis, die sich bald in die Psyche der gemarterten Familie schleicht. Bowden's Frau Leigh (Jessica Lange) und besonders die minderjährige Tochter des Paares, Danielle (großartig: Juliette Lewis) bekommen Cady's Sadismus am eigenen Leibe zu spüren. Dieser ergötzt sich an den Leiden, die er der Familie zufügt und suhlt sich darin, unantastbar zu sein und perverserweise das Recht auf seiner Seite zu haben. Er macht den Bowdens quälend langsam, aber sicher das Leben zur Hölle.

                                            Der Film ist nicht nur ein exzellentes Psychodrama, sondern auch ein trauriges, deprimierendes Gesellschaftsporträt, das auch ohne die Präsenz Cadys' unter die Haut geht. Die aggressive, dichte und komplexe Inszenierung und der angsteinflößende, fast schon hypnotische Soundtrack liefern das perfekte, böse Gemälde eines schrecklichen Dramas, das am Ende nur noch Zerstörung und Verlierer übrig lässt. Die bedrohlich gute Kameraarbeit ist schon für sich selbst stehend ein Schrecken, der sich in die Netzhaut einbrennt. Die hervorragenden Darsteller spielen sich hier so richtig die Seele aus dem Leib und De Niro als Cady agiert fast schon wie Lucifer höchstpersönlich.

                                            In einer Nebenrolle als Cady's Anwalt ist Gregory Peck zu sehen, der in der 1962er Version die Rolle des Sam Bowden spielte.

                                            Sehr böses und gewalttätiges Meisterwerk von Martin Scorsese, der seine Darsteller zu Höchstleistungen antrieb. Herausragend!

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                                              "Take Shelter" von Jeff Nichols mit dem genialen Michael Shannon als Curtis LaForche, der von Untergangsvisionen und Katastrophenszenarien geplagt wird und deswegen nach und nach schizoide und wahnhafte Züge an den Tag legt, ist wirklich ungemein bewegend und fasst einen emotional ziemlich an. Nicht unbedingt wegen des Themas, sondern aufgrund der eindringlichen Ausdruckskraft des Hauptdarstellers, dem es schon nach wenigen Augenblicken des Zusehens gelingt, eine surreale, zuweilen albtraumhafte Atmosphäre zu erschaffen, und das hauptsächlich aufgrund seiner überzeugenden Schauspielkunst.

                                              Aus einem von allen geschätzten Familienvater wird im Laufe der Geschichte ein unsicherer, misstrauischer und in sich gekehrter Mensch, der nicht nur seine Angehörigen verängstigt, sondern auch die Bewohner der Kleinstadt, in der er lebt. Von seinen schrecklichen Träumen verfolgt und sich bedroht fühlend, beginnt er eines Tages, in seinem Garten einen Bunker auszubauen, um für alle "Eventualitäten" vorbereitet zu sein. Man empfindet tiefstes Mitgefühl für LaForche, es wird nach und nach deutlich, dass er sich davor fürchtet, die selbe psychische Erkrankung zu haben, an der auch seine Mutter seit Jahren leidet. Die Entfremdung von seiner Frau Samantha (Jessica Chastain) und seiner gehörlosen Tochter schreitet voran, aber trotz allem hält Samantha zu ihm.

                                              Das Unbewusste, die Angst vor dem Unerklärlichen, die Schizophrenie, die permanente Anspannung und noch viel mehr Emotionen kann man in Michael Shannon's Gesicht lesen, als sei es ein offenes Buch, dessen nicht absehbares Ende man nicht unbedingt wissen will. Ein großartiger und überwältigender Film voll intensiver Momente, atmosphärisch dicht, unaufdringlich und ruhig erzählt, trotzdem durchflutet "Take Shelter" eine enorme Spannung, die von Shannon durch den gesamten Film am Leben gehalten wird und somit nicht nur physisch, sondern vor allen Dingen auf psychischer Ebene funktioniert und zu spüren ist.

                                              "Take Shelter" ist ein subtiles, aber auch suggestives und packendes Psychodrama mit einer gewaltigen, hypnotischen Sogkraft und fast schon apokalyptischen Zügen, das vielfältigste Emotionen hervorruft und bisweilen auch unangenehme Empfindungen verursacht. Trotz oder gerade deshalb und natürlich auch wegen des charismatischen Michael Shannon herausragend!

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                                                Miss_Jupiter 03.11.2023, 10:49 Geändert 03.11.2023, 14:29

                                                Schaue momentan noch einmal alle 6 Staffeln von "Black Mirror". Diese starke, clevere und außergewöhnliche britische Sci-Fi-Serie von Charlie Brooker ist eine der genialsten Serien überhaupt.

                                                Was eine immer weiter fortschreitende Technologie sowie die ständige Medienpräsenz aus und mit den Menschen macht, zeigen die Staffeln auf brilliante und intelligente Weise. "Black Mirror" ist zuweilen bitterböse, absurd, abgedreht und abgefahren, sehr schräg, unheimlich, unglaublich zynisch, brutal und auch traurig. Das Zusehen wird nicht selten zur echten Qual und man fragt sich, ob dies in einer nicht ganz so fernen Zukunft wirklich möglich wäre. Die brisante und auch rasante Mischung aus Utopie, Dystopie, anspruchsvollem Drama, Psychothriller, Horror, Kriminalfilm und ganz vielen Sci-Fi-Elementen mit grandiosen und seltsamen Effekten ist in dieser gezeigten Art und Weise eigentlich fast nicht mehr zu toppen.
                                                Brooker ist mit der Serie ein Meisterwerk gelungen, das seinesgleichen sucht. Die Ideen und Stories, die in jeder Folge nur so auf einen herniederprasseln, bohren sich ins Gehirn und werfen eine Unmenge von Fragen auf.

                                                Die Verzweiflung der Protagonisten, die irgendwann in eine für sie ausweglose Lage getrieben werden, ist fast physisch spürbar. Die Macht und die große Gefahr, die von einer übertechnisierten Welt ausgehen, lässt Menschen, Umgebungen, Landschaften, Häuser etc. schon fast surreal erscheinen. Was ist Realität und was Fiktion und Halluzination? Diese dringlichste aller Fragen wird in jeder einzelnen Folge hervorgehoben und bringt die handelnden Personen fast um ihren Verstand. Die intensive, eigenwillige Inszenierung mit einer einzigarten Optik (merkwürdige Farbgebung, etc.), raffinierten Stilmitteln und einer extremen Übervisualisierung von Dingen und Daten, eine hervorragende Bildsprache, ein großartiger Soundtrack (z.B. Radiohead) und das langsame, mysteriöse Hineingleiten in den Wahnsinn ist mit einer derben und oft düsteren Atmosphäre unterlegt, die unter die Haut kriecht. Auch Beziehungsprobleme werden durch diese Problematik sichtbar, die gezeigten Paare zerfleischen sich beinahe in seelischer Qual. Überhaupt sind die gesamten, eindringlich spielenden Darsteller in "Black Mirror" allererste Sahne, angefangen von sehr prominenten Schauspielern, aber auch bis in die kleinsten Nebenrollen mit weniger bekannten Gesichtern spiegeln diese die Unberechenbarkeit, Ausweglosigkeit und Finsternis der individuellen Situation gekonnt wider. Das höchst authentische und ehrliche Schauspiel ist hier so dermaßen überzeugend, das man mit den Protagonisten regelrecht mitleidet. Der Humor kommt hier aber auch nicht zu kurz, der ist dann aber meistens ziemlich schwarz und arg anzüglich (siehe "Waldo").

                                                Sämtliche Folgen der 6 Staffeln spielen entweder abwechselnd in Großbritannien oder den USA, sind in sich abgeschlossen und auf ihre ganz eigene, spezielle Art und Weise herausragend.

                                                Ein Auszug aus der exzellenten Darstellerriege: Bryce Dallas Howard, Annie Murphy (klasse in Folge: "Joan is Awful", Season 6), Clara Rugaard (genial in der Folge "Mazey Day"/Season 6 als Mazey Day), Domnhall Gleeson, Aaron Paul ("Breaking Bad"), Josh Hartnett, Michael Cera, Zazie Beetz ("Joker", "Wounds"), Jodie Whittaker, Mackenzie Davis, John Hannah, Jon Hamm, Daniel Portman ("GoT"), Rory Culkin ("Lords of Chaos"), Salma Hayek (as herself), Kate Mara, Hayley Atwell, Lindsay Duncan, Jimi Mistry, Rupert Everett, Jason Flemyng, Rory Kinnear, Daniel Kaluuya ("Get Out"), Pip Torrens ("The Crown", "Preacher"), Rafe Spall, etc.; um hier nur einige zu nennen.

                                                Nach jeder Folge von "Black Mirror" hat man als Zuschauer den Eindruck, als ob man aus einem schrecklichen Albtraum erwacht, der einen aus einem inneren Gefängnis befreit. Diese beinahe schon fatale Wirkung erzielt eine grenzwertige, pathologische Faszination, die einen immer weiter schauen lässt.

                                                Prädikat: Mindfuck deluxe, absolut herausragend -ach, was sag ich da, sogar überragend, ziemlich beeindruckend und überaus empfehlenswert! (In Staffel 6 nimmt sich Netflix sogar selbst gehörig auf die Schippe.)

                                                https://www.youtube.com/watch?v=5jY1ecibLYo (Official Trailer: 'Black Mirror', Season 6)

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                                                  Miss_Jupiter 01.11.2023, 13:14 Geändert 01.11.2023, 14:20

                                                  Lawrence Kasdan's "Dreamcatcher" (2003) basiert auf Stephen King's Roman "Duddits".

                                                  Die vier Freunde Beaver (Jason Lee), Henry (Thomas Jane), Jonesy (Damien Lewis) und Pete (Timothy Olyphant, @Eudora, der wäre doch wegen Timothy was für Dich) werden auf ihrem gemeinsamen Trip in ein einsam gelegenes Blockhaus in Maine von einem unheimlichen Wesen angegriffen.
                                                  Die gemeinsame Vergangenheit der vier Männer hat sie dort hingeführt und die Tragik dessen, was damals passiert ist, schweißt sie gleichzeitig zusammen, aber entfremdet sie auch langsam mehr und mehr voneinander. Dieses lange zurückliegende Ereignis führte dazu, dass sie mehr oder weniger übernatürliche Fähigkeiten besitzen. Die mysteriösen Ereignisse in der von Schnee und Kälte umgebenen, einsamen Blockhütte bleiben nicht lange unentdeckt und das Militär interessiert sich auf einmal brennend für die vier "Freunde"...

                                                  King's geheimnisvoller Roman "Duddits" ist so komplex und umfangreich, dass der Film "Dreamcatcher" nur rudimentär auf alles, was darin passiert, eingegangen ist. Kasdan versuchte sein Bestes, den gewaltigen Anspruch, den das Buch besitzt, in den Streifen einzubeziehen, dies gelingt ihm aber nicht ganz so gut.

                                                  Duddits (Donnie Wahlberg), um den es im Roman primär geht, verliert sich im Film leider ein wenig und das, was von dem liebenswerten Jungen ausgeht bzw. ausgestrahlt wird, ist in "Dreamcatcher" ziemlich plump herausgearbeitet worden. Duddit's Down-Syndrom verbirgt etwas, das viel größer und mächtiger ist, als alles, was man sich überhaupt vorzustellen vermag. Im Buch ist das wunderbar subtil niedergeschrieben und zieht einen sofort ziemlich soghaft in einen starken, mächtigen Bann. Davon ist im Film leider überhaupt nicht viel zu spüren, dafür zählen hier Schockmomente, vordergründige Ekeleffekte und ein Versuch, Einblicke ins menschliche Hirn vorzunehmen, das herrlich mit seinem Besitzer -pardon- *kleiner Spoiler*: Besatzer interagieren kann. Kasdan hat sich inszenatorisch recht viel Mühe gegeben, dies darzustellen, manchmal wirkt genau das leider etwas gezwungen und auch alben. Trotzdem flacht der Streifen nicht ganz ab, weil eine gewisse Grundspannung besteht, die Atmosphäre ganz passabel ist und auch die Darsteller ihre Sache gut machen.

                                                  King's "Duddits" ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass solche "dicken" Bücher mit vielfältigen Thematiken nur sehr verkompliziert (im negativen Sinne) verfilmt werden können. Es gibt darin eine Unmenge an Nebenschauplätzen und es ist furchtbar schwierig und schon nahezu unmöglich, dies alles in einem Film unterzubringen, ohne dass sehr viel weggelassen wird bzw. wichtiges verloren geht. Die Beziehung zwischen Duddits und den anderen vier ist im Roman so vielschichtig und emotional niedergeschrieben, was in der Verfilmung nur am Rande und auch recht spät explizit erwähnt wird. Diese Beziehung untereinander ist überhaupt das Hauptelement, das zu den späteren Ereignissen führt. Vieles wird leider im Film vernachlässigt und dafür mehr Wert auf Action gelegt.

                                                  In Nebenrollen: Morgan Freeman als Colonel Curtis (echt fies) und Tom Sizemore als Lieutenant Underhill.

                                                  Wer das Buch kennt und hinterher den Film schaut, ist wohl etwas enttäuscht. Wer es nicht kennt und den Film vorbehaltlos sieht, wird ihn wohl ganz gut finden. Das tue ich, trotz einiger negativer Aspekte, auch mit meiner Bewertung, die hier recht spät erfolgt, obwohl ich den Film schon oft gesehen habe.

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                                                    Miss_Jupiter 31.10.2023, 10:56 Geändert 31.10.2023, 11:08
                                                    über Raw

                                                    Die junge Justine (Garance Marillier) ist Studentin der Tiermedizin. An ihrer Uni muss sie allerlei seltsame und abartige Aufnahmerituale über sich ergehen lassen. Als überzeugte Vegetarierin wird sie dazu gezwungen, rohes Kaninchenfleisch zu verzehren. Danach verändert sich Justine mehr und mehr, sowohl physisch als auch psychisch. Ihr fast schon braver und zurückhaltender Charakter nimmt wildere und enthemmtere Züge an und ihr immer größer werdendes Verlangen nach Fleisch und -bald auch- nach Menschenfleisch bestimmt von nun an ihr Leben...

                                                    Das harte und düstere belgisch-französische Drama "Raw" von Julia Ducournau ist in erster Linie ein bitterer Coming-of-Age- und Horrorfilm in einem, gepaart mit äußerst verstörenden Ekelszenen, die Blut, Innereien und andere diverse Körperflüssigkeiten beinhalten.

                                                    Die Hauptdarstellerin der Justine (Marillier) spielt ihre Rolle großartig und sehr überzeugend. Sie muss nach und nach feststellen, dass sie nicht die einzige aus ihrer Familie ist, die einen unbändigen Kannibalismusdrang verspürt und dass sie letztendlich nicht schuld an ihrem Verhalten ist.

                                                    In "Raw" mit seiner eindrucksvollen und intensiven Bildsprache sowie Inszenierung wird eigentlich explizit der etwas "andere", aber dennoch emotionale Übergang vom Mädchen zur Frau behandelt. Diese Frau hat aber ein ganz spezielles Bedürfnis, das es ihr selbst und ihren nahen Mitmenschen nahezu unmöglich macht, eine Beziehung zu ihr und mit ihr aufzubauen bzw. zu führen.

                                                    Deswegen hat "Raw" auch eine nüchterne und traurige Atmosphäre, die sich durch den ganzen Film zieht. Der oft abwesende und leere Blick von Justine erzählt eine ganz eigene Geschichte, die Protagonistin ist hin- und hergerissen zwischen ihren Begierden und dem verzweifelten Drang, ein völlig normales Leben führen zu können, das aber zu guter (oder schlechter) Letzt eine große Bürde für sie darstellt, denn sie is(s)t nun mal, was sie eben ist.

                                                    Überaus anspruchsvoll, was man hier nicht unbedingt vermuten würde und daher sehr sehenswert!

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