Miss_Jupiter - Kommentare

Alle Kommentare von Miss_Jupiter

  • 8

    In Terry Gilliam's "The Zero Theorem" geht es ausschließlich um den Sinn des Lebens (Erinnert selbstverständlich an den Monty Python-Film "The Meaning of Life").
    Verpackt ist die Frage danach in diesem Streifen in buntem schreiendem Ambiente, einer chaosorientierten, schnellebigen Welt, aggressivem Konsumverhalten und einer Flucht vor der Realität in virtuelle Welten, die man sich beliebig in seiner Fantasie ausmalen kann, um schließlich in ihr zu leben.

    Christoph Waltz als depressives, neurotisches und mathematisch begabtes Computergenie Qohen Leth (Qohen buchstabiert man so: Q—no U—O-H-E-N) wird vom geheimnisvollen Management (Matt Damon), Vorstand von Mancom, damit beauftragt, das Zero Theorem zu knacken, das bisher noch niemand geschafft hat. Als Belohnung winkt Qohen, der von sich selbst nur in der ersten Person Plural spricht, ein lange erwarteter und heißersehnter Anruf, der diesen aus seinem fast lebenslangen Trauma befreien soll. Aber letztendlich ist es Qohen selbst, der sich daraus befreit, denn aus absolutem Chaos, Unruhe und dem großen Nichts (oder ist es das Universum?) entstehen irgendwann eine eigene Ordnung und der innere Frieden, auf den er so lange gewartet hat...

    Fazit: Fast philosophisch kommt "The Zero Theorem'" daher, ist niemals geschwätzig, sondern verlässt sich auf die Emotionen, die die guten Darsteller in einem selbst hervorrufen.

    Was will der Mensch? Anerkennung, Liebe, Zufriedenheit und die Gewissheit, dass dieses eine Leben nicht sinn- und nutzlos dahinplätschert. Dies wird in dem Film wirklich hervorragend rübergebracht. Der fast nur kahlköpfig agierende Waltz ist wie immer genial und auch die Nebenrollen sind mit Matt Damon, Tilda Swinton, David Thewlis, Mélanie Thierry, Lucas Hedges, Peter Stormare und Ben Whishaw glänzend besetzt.

    "The Zero Theorem" ist ein intelligentes, abgedrehtes, verwirrt-überzogenes und aberwitziges Drama mit einer intensiven Atmosphäre und einer Prise seltsamen Humors, das unser Dasein und alles, was damit zusammenhängt, brilliant hinterfragt.

    28
    • 7
      Miss_Jupiter 14.01.2024, 11:58 Geändert 14.01.2024, 14:20

      Der widerwärtige US-Gouverneur Harper Finn (Brett Cullen) lässt für seine Wiederwahl sämtliche, nicht registrierten Kinder von Migranten (auch wenn sie in den USA geboren sind) inhaftieren. Um dem Gefängnis und der Abschiebung zu entgehen, sollen diese in der Altenpflege arbeiten.
      Damit sie nicht abhauen können, werden sie mit einer elektronischen Fussfessel versehen. Einige von ihnen landen in dem Altenheim "Owls Cove" von Eddie (Eric Dane, noch schmieriger und widerwärtiger) und müssen bald feststellen, dass dort ganz und gar etwas nicht stimmt. Dies betrifft vor allem die alten Menschen selbst...

      Fazit: Der Streifen ist recht zynisch, der Fokus liegt dabei nicht nur auf den jungen Leuten, die nicht wissen, wie ihnen geschieht, sondern vor allem auf der menschenunwürdigen Politik, die sich mit Migration befasst und ihre Menschlichkeit verloren hat. In einem Einspieler sieht man Trump, der seine unsäglichen Parolen gegen illegale Einwanderer loslässt und wie man diese am besten für immer los wird. Das erinnerte mich dann hierzulande ganz gewaltig an die Blaunen, die gegenwärtig eine Remigration fordern.

      "American Carnage" von Diego Hallivis strotzt nur so von beißender Gesellschaftskritik und ist natürlich in einen ziemlich satirischen Horrorfilm eingepackt, der durchsetzt ist von derbem Humor und einigen gut eingefangenen und inszenierten Body-Horror-Szenen.
      Mittendrin ist da noch Jenna Ortega ("Iron Man 2", Insidious: Chapter 2", "Scream", "Studio 666", "You", "Wednesday") als kämpferische Camila, die zusammen mit ihren Leidensgenossen und hier besonders mit JP (Jorge Lendeborg Jr., "Spider-Man: Far From Home", "Alita: Battle Angel", "Love, Simon", "Bumble Bee") der furchtbaren Wahrheit hinter den Mauern des Pflegeheims auf die Schliche kommt. Dann ist es aber leider schon fast zu spät.

      Der äußerst zynische und böse Plot und der sehr bittere und ernste Hintergrund lassen den Horror schon fast hinter sich und die Fassungslosigkeit dessen, was ans Tageslicht kommt, ist beinahe unerträglich. Glücklicherweise wird das Unfassbare immer wieder durch Humor unterbrochen.

      "American Carnage"ist ein sehenswerter Streifen mit einer kaum zu ertragenden apokalyptischen Zukunftsvision, dessen Horror nicht das übliche serviert, sondern eine abartige Vorgehensweise der Mächtigen bietet, bei der es einem glatt die Sprache verschlägt. War bei mir jedenfalls so.

      *Kleiner Spoiler*: man fühlt sich bei der Sichtung an "Soylent Green" und "Get Out" erinnert. Das war jetzt fast schon zu viel, musste ich aber an dieser Stelle unbedingt loswerden.

      Die schwache Durchschnittswertung dieses Films kann ich übrigens nicht nachvollziehen.

      28
      • 8 .5

        Kurz vor dem Ersten Weltkrieg ereignen sich in einem kleinen norddeutschen Dorf mysteriöse Unglücksfälle, bei denen ein Arzt und zwei kleine Kinder die Opfer sind. Die Dorfgemeinschaft rätselt, wer hinter diesen Ereignissen stecken könnte, hat aber auf ihrer Suche nach dem oder den Täter(n) kein Glück.

        Die Bewohner des Dorfes sind geprägt durch ein entbehrungsreiches, hartes und arbeitsintensives Leben, das für ein gesundes Sozialverhalten und menschliche Gefühle wenig bis gar keinen Platz bietet. Dies bekommen vor allem die Kinder hart zu spüren, die schon für kleinste Vergehen körperlich bestraft werden. Der junge Lehrer des Ortes (Christian Friedel), der doch schon etwas mehr Empathie an den Tag legt wie alle übrigen Erwachsenen, hegt plötzlich einen schrecklichen Verdacht...

        Fazit: Michael Haneke's "Das weisse Band - eine deutsche Kindergeschichte" ist ein erschütterndes und bitteres Drama über verlorene Kindheiten in einer von Armut, Gewalt, Unterdrückung, Missbrauch, falsch verstandenen Erziehungsmethoden, Prüderie und Gottesfürchtigkeit geprägten Vorkriegsära, in der die Menschen es wohl nicht besser wussten und davon ausgingen, ihre Art der Lebensführung und vor allem die Art des Miteinanders und die grobe Behandlung ihrer Kinder wäre die einzig richtige.
        Die Abhängigkeit fast aller von der reichen Baronsfamilie lässt die Menschen im Dorf in eine fast schon devote Lethargie verfallen, aus der auszubrechen nahezu unmöglich erscheint, es sei denn, man ist von Hause aus besonders reich. Aber dies sind in diesem Ort die wenigsten und so hat man sich mit dieser Abhängigkeit mehr oder weniger arrangiert. Diejenigen, die dabei auf der Strecke bleiben, sind die Kinder.

        Der in s/w gedrehte Streifen ist ein düsteres, intensives, berührendes und bedrückendes Psychogramm einer gestörten und auch zerstörten Gemeinde, die aller Hoffnungen und Glücksmomente beraubt und die aufgrund ihr aufgezwungener Machtstrukturen selbst in ohnmächtiges Machtgebaren gegenüber Schwächeren gedrängt wurde und dabei am Ende kläglich scheitert. Dass der Krieg schließlich vor der Türe steht, ist dann nur noch ein Randerlebnis. Sehr sehenswert und wegen der unheilvollen Inszenierung und der sehr deprimierenden Atmosphäre durchaus auch sehr verstörend und manchmal schwer erträglich.

        Die großartigen Darsteller (u.a. Burghart Klaußner, Rainer Bock, Detlev Buck, Josef Bierbichler, Birgit Minichmayr, Ulrich Tukur) und hier besonders die ganz jungen (u.a. Roxane Duran, Leonie Benesch, Janina Fautz und Maria Dragus) sind explizit hervorzuheben.
        Die geniale, leider viel zu früh verstorbene Susanne Lothar als Hebamme Wagner spielt hier unglaublich eindrucksvoll.

        Ausgezeichnet und unbedingt empfehlenswert!

        31
        • 7 .5
          Miss_Jupiter 10.01.2024, 20:05 Geändert 11.01.2024, 10:49

          Bin davon ausgegangen, dass "Candy Land" von John Swab ein reiner B-Film-Trash ist, wurde dann aber positiv überrascht.
          "Candy Land" heißt der Parkplatz einer Motel-Raststätte an einem viel befahrenen Highway. Dort verdingen sich einige junge Prostituierte sowie Levi als einziger Mann der Truppe, der sowohl Männer als auch Frauen "bedient". In dieser Gruppe herrscht eine große Freundschaft untereinander sowie ein gegenseitiges bedingungsloses Vertrauen. Sie wirken deshalb auch wie eine große Familie, in der man sich respektiert und jeder jedem hilft, auch wenn es mit Freiern Probleme gibt.

          Eines Tages stößt die junge Remy (Olivia Luccardi) zu ihnen, die von einer Sekte verstoßen wurde. Sie nehmen sie bei sich auf und nach anfänglichem Zögern und gewaltigem Widerwillen und Ekel arbeitet Remy dann schließlich auch als Prostituierte.
          Plötzlich geschehen an der Raststätte brutale Morde, die irgendwann auch die Prostituierten dezimieren. Der korrupte und Liebesdiensten nicht abgeneigte Sheriff Rex (William Baldwin), der sämtliche Mitglieder des "Candy Land" kennt und schätzt, hier besonders Levi, steht vor einem Rätsel...

          Dieser Streifen ist auf jeden Fall kein Horrorfilm, wie angegeben, sondern ein kleiner, gemeiner Thriller, der langsam seine Spannung aufbaut und die Prostitution auf eine ehrliche Art und Weise zeigt. Sie ist hart und schonungslos und doch besteht bei den verletzlichen Frauen untereinander ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das in vielen gefühlvollen Momenten sehr viel Menschlichkeit, Wärme und Freude vermittelt. Fernab dieser "Arbeit" lebt diese kleine Gruppe Menschen eine gewisse Normalität, die dann aber wieder durch die tägliche Routine abgelöst wird. Die -wahrscheinlich traurigen- Lebensgeschichten der Frauen werden nicht weiter erörtert, warum und wieso sie dort gelandet sind und was sie dorthin getrieben hat. Jedoch sieht man ihren Gesichtern und besonders den Augen an, was sie schon durchgemacht haben müssen, auch wenn sie größtenteils oft lachen und vulgäre Witze reißen. Das tun sie, um ihrem hauptsächlich trostlosen Leben noch einen gewissen Sinn zu geben. Dabei gerät der Täter manchmal in den Hintergrund, sein Tun und Handeln entspringt aber *kleiner Spoiler* einem sehr kranken Geist.

          Die Mordszenen sind schon recht derbe inszeniert, aber die Kameraführung ist in diesem Film großartig und auch die relativ unbekannten Darstellerinnen sowie Owen Campbell als Levi machen ihre Sache ausgezeichnet.

          Dass William Baldwin hier mitspielt, hat mich sehr gefreut, sieht man ihn doch nicht mehr so oft.
          "Candy Land" ist ein einigermaßen anspruchsvoller und harter Film mit einer schleichend giftigen Atmosphäre, der nicht nur die Prostitution sondern auch religiösen Eifer, Fanatismus und Sektentum thematisiert. Ab und an blitzt aber auch Humor durch.

          Sehenswert!

          35
          • 7 .5

            Die junge ehrgeizige Journalistin Susannah Cahalan (überzeugend: Chloë Grace Moretz) arbeitet bei der New York Post und strebt dort eine große Karriere an. Alles scheint perfekt, sie hat einen netten Freund und ihre Eltern stehen stets hinter ihr. Doch eines Tages bemerkt Susannah merkwürdige Symptome an sich, wie Konzentrations- und Schlafstörungen, akustische Halluzinationen, Wahnvorstellungen und ein allgemeines, nicht zu definierendes Unwohlsein. Diese Symptomatik hat erheblichen negativen Einfluss auf ihre Arbeit. Als alles immer schlimmer wird und auch ihr Verhalten sich merklich verändert, konsultieren sie und schließlich auch ihre Eltern mehrere Ärzte, die aber vor einem Rätsel stehen. Denn neurologisch scheint bei Susannah alles in Ordnung zu sein. Auch physiologisch ist nichts auffälliges zu finden. Aber ihr Zustand verschlechtert sich weiterhin zusehends, bis hin zum völligen Verlust ihrer motorischen Fähigkeiten, ihrer Sprache und des Beginns einer Katatonie. Ein weiterer hinzugezogener Arzt findet dann endlich heraus, was Susannah fehlt...

            "Brain on Fire" basiert auf dem autobiographischen Buch von Susannah Cahalan, die nach einer endlos erscheinenden, schrecklichen Odyssee wieder langsam und mühsam zurück ins Leben findet.

            Moretz als Susannah ist in ihrer Darstellung höchst glaubwürdig und bannt die Entstehung der Krankheit und deren furchtbare Auswirkungen auf Familie und Umwelt und natürlich auf sie selbst mit deutlicher Ausdruckskraft auf die Leinwand. Carrie-Anne Moss und Richard Armitage spielen mit dem nötigen Ernst und sehr zurückhaltend die besorgten Eltern.

            Fazit: Alles in allem ist "Brain on Fire" ein sehenswerter und gelungener Film über eine sehr tückische und schwer zu diagnostizierende Krankheit, der bei vielen Kritikern leider nicht gut an- und wegkam. Zu Unrecht, wie ich persönlich finde...

            37
            • 7 .5
              Miss_Jupiter 07.01.2024, 12:57 Geändert 07.01.2024, 13:01

              Die alleinerziehende Dahlia (großartig: Jennifer Connelly) zieht mit ihrer kleinen Tochter Ceci (Ariel Gade) in eine günstige Wohnung von New York auf Roosevelt Island. Dort ist die Schule für Ceci um die Ecke und Dahlia findet auch schnell einen Job, für den sie allerdings überqualifiziert ist.

              Der überstürzte Umzug in diese Wohnung erweist sich bald als großer Fehler. Im Schlafzimmer erscheint ein seltsamer, riesiger und dunkler Fleck an der Decke, aus dem es ständig tropft. Der dubiose und knorrige Hausmeister Veeck (Pete Postlethwaite) überstreicht widerwillig die Stelle, die aber irgendwann -wie sollte es auch anders sein- wieder zum Vorschein kommt.

              Dahlia wird von merkwürdigen und unheimlichen Träumen gequält und aus der Wohnung obendrüber kommen mysteriöse und sonderbare Geräusche. Dahlia geht diesen auf den Grund und findet die Wohnung verlassen und beinahe überflutet vor. Der Aussage von Veeck, dass dort nachts drogenabhängige Jugendliche ihr Unwesen treiben und sämtliche Wasserhähne aufdrehen, schenkt sie erstmal Glauben.
              Je mehr sich Dahlia in der Wohnung unwohl fühlt und sich fürchtet, desto begeisterter ist Ceci. Der Grund dafür ist schrecklich...

              "Dark Water" von dem brasilianischen Regisseur Walter Salles ist die gleichnamige Neuverfilmung des Japaners Hideo Nakata, basierend auf einer Kurzgeschichte. Der Film lebt von der unangenehmen und trostlosen Atmosphäre in diesem düsteren Gebäudekomplex, in dem sich die Wohnung befindet und natürlich vom tollen Schauspiel der Hauptdarstellerin Connelly, die langsam, aber sicher an den unheimlichen Vorkommnissen zerbricht und droht, den Verstand zu verlieren.
              Als ich den Wasserspeicherturm auf dem Dach des Mietshauses gesehen habe, erinnerte dieser mich an einen mysteriösen Vorfall, der sich tatsächlich zugetragen hat. Ob der Film etwas damit zu tun hat, kann ich letztendlich nicht sagen.
              Auf jeden Fall ist der Streifen spannend und die quälende Ungewissheit der Protagonistin, warum es sie und ihre Tochter "trifft" wird von Connelly überzeugend dargeboten.

              Die schleichende Gefahr, die sich langsam heranpirscht geht einher mit der immer gefährlicher werdenden Inszenierung und man leidet vor allem mit Dahlia, die sich von allen verlassen glaubt und überdies noch befürchtet, ihre Tochter an den Exmann (Dougray Scott) zu verlieren. Insofern ist der Streifen auch ein subtil anmutendes Drama, das die Hauptdarstellerin nicht in Ruhe lässt.

              In Nebenrollen: John C. Reilly als Vermieter, Camryn Manheim als Lehrerin und Tim Roth als Dahlia's Anwalt.

              Fazit: Sehenswert.

              28
              • 9
                Miss_Jupiter 06.01.2024, 14:05 Geändert 07.01.2024, 12:00

                Damien Chazelle's ("La La Land", "First Man", "Babylon", "10 Cloverfield Lane" als Drehbuchautor) Film "Whiplash" ist eine einzige Offenbarung. Ein Film, in dem Blut, Schweiß und Tränen und natürlich auch die Musik im Vordergrund stehen sowie der unbedingte Wille, das Letzte, das gleichzeitig auch das Allerbeste ist, aus einem selbst herauszuholen. Dass dabei Verletzungen jeglicher Art entstehen, die nicht so sehr das Körperliche betreffen, sondern eher auf die Psyche zielen, ist schrecklich und wunderbar zugleich.

                Die Beziehung zwischen dem jungen ehrgeizigen Jazz-Drummer Andrew (Miles Teller) und seinem Mentor Fletcher (J.K. Simmons), der sofort das große Potenzial in ihm erkennt, ist eine ambivalente Sinnsuche nach Erfüllung, Befriedigung und persönlichem Erfolg für beide Parteien, die sehr schmerzhaft, verzweifelt und bisweilen auch sehr brutal anmutet. Die Hassliebe zwischen den beiden gipfelt in einer atemberaubenden, intensiven Performance, die für beide Protagonisten zu einem persönlichen Triumph wird, obwohl der Weg dorthin eigentlich fast unmöglich erscheint, denn jeder der beiden besitzt seinen ganz eigenen Egoismus...

                Fazit: Auch der Streifen selbst ist intensiv, atemberaubend, hervorragend gefilmt und inzeniert und mit einer einnehmenden fordernden Atmosphäre ausgestattet.

                Die beiden Hauptdarsteller Teller und Simmons gehen aus sich heraus und bestechen durch eine brillante Darstellungskunst, die wegen ihrer Ehrlichkeit und auch Menschlichkeit gleichzeitig überragend sowie überzeugend ist. Miles Teller, der selbst jahrelang Schlagzeug spielte, ist für diese Rolle perfekt und spielt fast alle Stücke selbst. Seine Anstrengung und sein Schmerz sind während seines Spiels in jeder schweißüberströmten Pore seines Gesichts herauszulesen. J.K. Simmons mimt den fiesen "Diktator" Fletcher mit einer stoischen Inbrunst, man hasst und liebt ihn gleichzeitig, weil man tief im Inneren weiß, dass er durch seine furchtbare Art bewusst oder auch unbewusst seinen Schüler zur Höchstleistung antreibt und ihn schließlich dorthin bringt, wo er schon immer hinwollte.

                Habe "Whiplash" vor kurzem noch mal angeschaut und war wieder begeistert.

                Der Titel ist unglaublich passend, nicht nur, dass ein Jazzstück diesen Namen trägt, sondern auch die Behandlung, die Fletcher seinem Schüler zukommen lässt, ist genauso wie ein "Whiplash" (Peitschenhieb).

                Unbedingt empfehlens- und sehenswert!

                31
                • 8

                  Der angesehene Philosophie-Professor David Gale (großartig: Kevin Spacey) wird beschuldigt, eine Kollegin bzw. Mitstreiterin im Kampf gegen die Todesstrafe (Laura Linney) vergewaltigt und ermordet zu haben. Im Todestrakt sitzend und kurz vor seiner Hinrichtung gibt er der Reporterin Bitsey Bloom (Kate Winslet) ein Interview, in dem er seine Geschichte über die Hintergründe des Verbrechens erzählt. Die Ironie des Schicksals ist insofern furchtbar perfide, dass Gale, der jahrelang als Verfechter gegen die Todesstrafe agierte, nun selbst vom Staat getötet werden soll.
                  Bloom fallen während der Unterhaltungen mit Gale viele Ungereimtheiten bezüglich des Mordes auf. Sie zweifelt an seiner Schuld und versucht alles, ihn noch zu retten...

                  Fazit: hervorragender und nahezu kompromissloser Streifen von Alan Parker ("Birdy", "Mississippi Burning"), der zwar subtil schon eine Anklage gegen die Todesstrafe darstellt, aber trotzdem nicht belehrend und meinungsaufdrängend inszeniert ist. Das brilliante Schauspiel von Spacey ist wie immer beeindruckend und auch Kate Winslet macht als engagierte Reporterin eine gute Figur.

                  "The Life of David Gale" ist spannend und gleichzeitig auch traurig und erschütternd. Er lässt den Zuschauer mit seinem -*kleiner Spoiler*- schrecklichen Twist am Ende sehr nachdenklich und bestürzt zurück. Die durchweg angespannte Atmosphäre ist noch zusätzlich nervenaufreibend.

                  Fazit: Ausgezeichnet!

                  24
                  • 8

                    Das schwedische Drama "Turist" ("Höhere Gewalt"), internationaler Titel: "Force Majeure" von Ruben Östlund beleuchtet und hinterfragt das seltsame Verhalten eines Familienvaters, der seine Frau und seine Kinder beim Abgang einer Schneelawine auf der Terrasse eines französischen Hotels im Stich lässt.
                    Tomas (Johannes Kuhnke) und Ebba (Lisa Loven Kongsli), ein scheinbar glückliches schwedisches Ehepaar mit 2 Kindern macht Urlaub in den französischen Alpen. Alles scheint harmonisch bis zu besagter Lawinenkatastrophe, die aber glücklicherweise glimpflich ausgeht.
                    Das Verhalten und die offensichtliche Feigheit von Tomas hinterlässt bei Ebba ein Gefühl des Misstrauens, des Verlusts und der Fremdheit gegenüber Tomas, das sie in dieser Weise noch nie erfahren hat. Auch Freunde des Paares werden deswegen ins Vertrauen gezogen. Die gegensätzlichen Aussagen und Begründungen der männlichen und weiblichen Freunde zu Tomas spiegeln ein Rollenverständnis bzw. traditionelle Stigmata der Geschlechter wider, die die Beziehung(en) zwischen Ebba und Tomas sowie den anderen auf eine harte Probe stellen werden...

                    Fazit: Berührender, komplexer, ruhiger, mit schwarzem Humor, feiner Charakterausarbeitung und hintergründigem Ernst punktender Streifen, der mit guten Darstellern aufwarten kann und leider nicht so sehr bekannt geworden ist, was eigentlich sehr schade ist. Im Fokus steht die verloren geglaubte Nähe und das ebenso verlorengegangene (Ur-)Vertrauen zwischen zwei Menschen, die dies niemals für möglich gehalten hätten. Gerade wegen dieses Vertrauensbruchs gelingt es dem Film, ein beunruhigendes und beklemmendes Gefühl sowie eine ebensolche Atmosphäre hervorzurufen.

                    In einer wichtigen Nebenrolle als Mats ist Kristofer "Tormund Riesentod" Hivju zu sehen.

                    Stellenweise sehr entlarvend kommt "Turist" daher, weil lebensecht rübergebracht und lässt den Zuschauer ziemlich ernüchtert zurück.

                    Äußerst empfehlenswert!

                    Btw.: Tomas hat mit seinem Verhalten sozusagen auch eine Lawine losgetreten.

                    27
                    • 7 .5

                      Der Mossad-Agent Peter Malkin (Oscar Isaac) versucht, im Jahre 1960 in Buenos Aires den "Architekten der Endlösung", Adolf Eichmann, nach Israel zu entführen, damit ihm dort der Prozess wegen der Gräuel des Holocaust gemacht werden kann. Eichmann lebt seit Jahren mit der Hilfe anderer Nazis unter falschem Namen unbehelligt in der argentinischen Hauptstadt.
                      Malkin sowie anderen Agenten gelingt schließlich die Entführung und sie schaffen Eichmann unter großen Schwierigkeiten außer Landes, um ihn endlich in Israel vor Gericht zu bringen...

                      Die Handlung des Films konzentriert sich fast ausschließlich auf die ambivalente Beziehung Malkins und Eichmanns zueinander. Malkin verlor seine geliebte Schwester durch die Nazis und hat auf Grund dessen ein ganz persönliches Anliegen, Eichmann auszuliefern.

                      Fazit: gut gespieltes Drama über einen Massenmörder, der sich selbst als "Opfer" und "Schreibtischtäter" darstellt und somit über ein furchtbar dunkles Kapitel deutscher Geschichte, das niemals in Vergessenheit geraten darf!

                      Ben Kingsley als Eichmann liefert eine -wie immer- geniale Performance, aber auch Oscar Isaac als Malkin ist beeindruckend. In fast ruhigen Bildern wird das Grauen der Shoah dargestellt, auf allzu explizite Gewaltszenen wird -gottseidank- verzichtet. Trotzdem geht der Streifen wegen seines traurigen und schrecklichen Themas ziemlich unter die Haut.

                      In einer Nebenrolle: Mélanie Laurent als Hanna Elian.

                      Sehenswert, äußerst wichtig und historisch absolut wertvoll!

                      31
                      • 8

                        "Pet Sematary" (1989) von Mary Lambert nach dem Stephen-King-Roman ist eigentlich die Geschichte eines großen Verlusts, der furchtbare Auswüchse nach sich zieht.

                        Die Familie Creed verliert ihren kleinen Sohn Gage (Miko Hughes) bei einem schrecklichen Unfall. Vater Louis (Dale Midkiff, "Dexter") gräbt sein totes Kind wieder aus und begräbt es anschließend auf einem sagen- und fluchumwobenen Indianerfriedhof hinter den Wäldern seines Anwesens. Was oder wer auch immer dort begraben wird, kehrt zurück. Allerdings ist der Wiederkehrer nicht mehr so wie zu Lebzeiten.
                        Dies bekommen Louis und seine Frau Rachel (Denise Crosby, "Deep Impact", "Jackie Brown", "The Walking Dead", "Star Trek - The Next Generation", "Ray Donovan") schmerzhaft am eigenen Leibe zu spüren...

                        Lambert verfilmte das King-Buch -von einigen wenigen Veränderungen abgesehen- recht gelungen und fing die beklemmende und düstere Atmosphäre der Geschichte gut ein. Die tragische Handlung mit Trauerbewältigung und Verlustängsten berührt den Zuschauer mehr als die Horrorelemente, die recht derbe daherkommen. Die guten Darsteller, die hervorragende Inszenierung und die wunderschöne, aber sehr unheimliche Landschaft hinter dem Creed-Haus mit unendlichen Wäldern und hoch gelegenen Felsformationen runden das positive Gesamtbild ab. Vor allem die gruseligen Wälder in King's Lieblings- und Heimatstaat Maine sind beeindruckend dargestellt und der Tierfriedhof inmitten des Ganzen bietet nicht nur einen makabren, sondern auch sehr traurigen Anblick. Traurig ist auch die Story und man kann nur erahnen, was Gage's Eltern und seine kleine Schwester Ellie (Blaze Berdahl) seelisch durchmachen.
                        Die schlimme Trauer ist im Buch jedoch noch besser greifbar, trotzdem schnürt es einem auch im Film die Kehle zu.
                        "Pet Sematary (absichtlich falsch geschrieben, da ja Kinder den Tierfriedhof ins Leben riefen)" ist Horrorfilm und erschütterndes Familiendrama in einem und hinterlässt (bei mir jedenfalls) immer einen schalen und bitteren Geschmack und ein ungutes Gefühl.

                        Die im Film thematisierte Krankheit von Rachel's Schwester Zelda (Andrew Hubatsek, bei dessen/deren Anblick ich stets Albträume bekam) ist falsch dargestellt. Im Buch leidet Zelda an Meningitis, im Film an Multipler Sklerose. Aber bei MS sieht man auf keinen Fall so aus wie Zelda im Film. Das ist vollkommen unglaubwürdig und das hat Lambert nicht gut rübergebracht. Ansonsten gibt es aber an dem Streifen nicht viel auszusetzen.

                        King selbst hat eine kleine Nebenrolle als Priester und "The Ramones" liefern den Soundtrack dazu. In einer weiteren guten Nebenrolle: Fred Gwynne ("Cotton Club", "Fatal Attraction", "The Munsters") als Nachbar Jud.

                        (Immer noch) Ausgezeichnet!

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                        • 9

                          Geniale Netflix-Serie, produziert von u.a. David Fincher. Profiling, Analyse und Psychologiesierung von Serientätern ist sozusagen der "Nebenjob" der beiden FBI-Agenten Holden Ford (Jonathan Groff) und Bill Tench (Holt McCallany), die gemeinsam durch die USA reisen, um ihre Analysen voranzutreiben und zusätzlich versuchen, brutale Morde vor Ort aufzuklären. Dabei stoßen sie immer wieder an ihre Grenzen und nicht selten sehen sie sich nahezu gezwungen, aufzugeben. Aber Ford's beinahe schon obsessiver und fanatischer Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen und die "Lebensläufe" diverser Serienmörder durchzuforsten, um in deren dunkle Seele hineinzublicken, lässt auch seinen anfangs skeptischen Kollegen Tench nicht kalt und er unterstützt seinen jüngeren Kollegen, so gut er kann.
                          Hilfe erhalten die beiden von Dr. Wendy Carr (Anna Torv, "Fringe", "The Last of Us"), einer fundierten Psychologin, die mit scharfem Verstand und nahezu emotionslos diverse Verbrechen untersucht und dadurch oftmals zu einer Aufklärung der Morde beiträgt...

                          "Mindhunter" besticht durch eine einnehmende und sehr intensive Atmosphäre, großartige Darsteller, düstere und dreckige Orte, Menschen, die durch unterirdisches Fehlen jeglicher Sozialkompetenz und Empathie die hoffnungslosen Szenerien bevölkern und einen schönen Soundtrack, der das Ende der siebziger/den Anfang der achtziger Jahre sowie die Handlung der Serie hervorragend einfängt.

                          Dass die Serienkiller, die Ford und Tench im Laufe ihrer Ermittlungen interviewen, nicht nur bei den Agents selbst, sondern auch beim Zuschauer so etwas wie Sympathie hervorrufen können, ist seltsam und furchteinflößend zugleich, beweist aber einmal mehr, dass diese Mörder keine Monster, sondern auch "nur" Menschen sind, die in ihrer Vergangenheit selbst Schlimmes erlebt haben und deren zukünftige Biographien in Elend, Dreck, Kriminalität, Gewalt und Ausweglosigkeit mündeteten. Natürlich soll das alles keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für deren schreckliche Taten darstellen, sondern eine "Erklärung" dafür, warum diese Menschen zu dem geworden sind, was sie letztendlich in Psychatrien, Gefängnisse oder auch Todeszellen geführt hat.

                          "Mindhunter" lässt diese ambivalenten Gefühle zu, nicht nur bei den Darstellern, sondern auch bei den Zuschauern, die zwischen Ohnmacht, Wut, Hass, Trauer und auch Verständnis hin- und hergerissen sind. Die Serie lässt einen sozusagen mit einem gewaltigen Kloß im Hals zurück.

                          Fazit: hochintelligente, spannende und verstörende Serie mit einer ebensolchen Atmosphäre und genialen Darstellern, die einen sehr guten Einblick in die FBI-Arbeit gewährt und in die dunkelsten menschlichen Abgründe blickt, dabei aber meistens auf explizite Gewaltdarstellung verzichtet. Was sich derweilen im Kopf des geneigten Zusehers abspielt, ist wahrlich schon schlimm genug.

                          Herausragend!

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                            "Voyagers" von Neil Burger ist quasi eine "Lord of the Flies"-Version von William Golding im Weltall.

                            In einer nicht so fernen Zukunft: Da die Ressourcen der Erde nahezu aufgebraucht sind und Dürren, Umweltzerstörung und Hungersnot überhand nehmen, wird eine Rettungsmission gestartet. Man fand einen erdähnlichen Planeten, auf dem die Menschheit überleben wird. Die Reise dorthin dauert allerdings 86 Jahre.
                            Also werden Menschen im Reagenzglas gezeugt, diese werden als Kinder auf diese Mission geschickt. Begleitet werden sie von Richard (Colin Farrell), der an der Mission mitgearbeitet hat. Er und die erste Generation werden selbstverständlich nicht auf dem Planeten ankommen, sondern die Nachkommen derer, bzw. die Enkel. Trotzdem glauben sie erst einmal an dieses Vorhaben und gehen positiv an die Sache heran.
                            Bei einem Außeneinsatz kommt Richard aber ums Leben und ab dann geht in dem riesigen Raumschiff alles drunter und drüber. Die Substanz, die alle jeden Tag trinken müssen, gerät schließlich auch in Misskredit, denn es stellt sich heraus, dass diese gefühlsdämpfend wirkt, um so die jungen Menschen an Bord in Schach zu halten.
                            Irgendwann bilden sich zwei Gruppen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Unzivilisiertheit und ein großes Misstrauen untereinander gewinnen oberhand und man bekriegt sich gegenseitig, dabei kommen auch einige ums Leben.
                            Der besonnene Christopher (Tye Sheridan) und seine mickrige Gruppe versucht, sich gegen die andere, die nicht mehr klar denken kann, zu verteidigen...

                            Der Streifen ist gar nicht mal so schlecht, schöpft aber leider das riesige Potenzial aus der Story bzw. dem Thema nicht ganz aus und plätschert oftmals in wiederholten Handlungen vor sich hin. Die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, obwohl bei manchen die Mimik oft eingefroren erscheint, so zu beobachten bei Sela (Lily-Rose Melody Depp, die ihrem Vater sehr ähnlich sieht). Aber das ist halbwegs zu verschmerzen. Sela gehört zu Christopher's Gruppe, die deutlich in der Minderzahl ist.

                            Das Setting -vor allem das des Raumschiffs- ist sehr gut gelungen und auch die Szenen im All überzeugen hier. Farrell hat eine recht kleine Rolle, wird aber immer wieder in Einspielern gezeigt. Die Gruppendynamiken, die sich im Laufe der Handlung herauskristallisieren, sind aber eigentlich nicht so ganz nachvollziehbar, trotzdem ist der Film nicht unspannend, aber vieles wirkt dort unlogisch. Vor allem zum Ende hin wird dies recht offensichtlich.

                            Für einmal anschauen lohnt es sich aber allemal.

                            In Nebenrollen: Isaac Hempstead-Wright (Bran Stark aus "GoT") und Fionn Whitehead ("Dunkirk", "Black Mirror: Bandersnatch", "The Children Act" ("Kindeswohl")) als Zac (Anführer der anderen Gruppe).

                            Fazit: ganz gut.

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                              Miss_Jupiter 23.12.2023, 11:51 Geändert 23.12.2023, 16:14

                              Cecilia Kass (fantastisch: Elisabeth Moss, "The Handmaid's Tale", "High-Rise") befindet sich in einer toxischen Beziehung mit dem Optik-Ingenieur Adrian (Oliver Jackson-Cohen), der auch gewalttätig ihr gegenüber ist. Eines Tages hält sie es nicht mehr aus, sediert ihn mit Diazepam und flüchtet mit der Hilfe ihrer Schwester Emily (Harriet Dyer). Sie kommt bei Freund und Detective James (Aldis Hodge) und dessen Tochter Sydney (Storm Reid) unter. Adrian begeht jedoch Selbstmord und hinterlässt Cecilia ein stattliches Vermögen.
                              Von nun an häufen sich mysteriöse und furchtbare Ereignisse. Cecilia ist nicht mehr überzeugt davon, dass Adrian tot ist und glaubt, von ihm verfolgt zu werden. Nur sehen kann sie ihn nicht...

                              "The Invisible Man" von Leigh Whannell ist eine moderne Version des gleichnamigen H.G. Wells-Romans und ein Remake.

                              Der Streifen ist weniger Sci-Fi-Horrorfilm, sondern eher ein intelligent ausgeklügeltes Psychodrama, das eine gemarterte Frau zeigt, die sich von einer sehr labilen, verletzlichen und wehrlosen Person in einen kampflustigen Charakter verwandelt. Moss spielt Cecilia äußerst intensiv und glaubhaft und man leidet den ganzen Film über mit ihr. Leere oder fast leere Räume sind hier äußerst bedrohlich in Szene gesetzt und die manchmal actionlastige Inszenierung ist durch eine großartige und kreative Kameraarbeit unterlegt. Die immerwährend gefährliche Atmosphäre mit einer nicht greifbaren Bedrohung lässt sowohl Cecilia wie auch den Zuschauer nicht los. Die Themen "häusliche Gewalt" und "physischer sowie psychischer Missbrauch" werden ebenso in dem Film angeprangert. Dass der manipulative Adrian -auch über seinen Tod hinaus- noch Macht über Cecilia hat, ist schon ziemlich erschütternd in "The Invisible Man" dargestellt und die schrecklichen Konsequenzen für sie lässt einen regelrecht wütend werden.
                              Das Ende des Films finde ich ziemlich gelungen.

                              Mehrere Nominierungen für "The Invisible Man" folgten, darunter auch die für Moss als beste Darstellerin.

                              Fazit: sehenswerter, spannender und anspruchsvoller Psychothriller, der nicht nur unheimlich ist sondern auch Gewalt in Beziehungen thematisiert, ohne allzu klischéehaft zu wirken. Die großartige Hauptdarstellerin Elisabeth Moss agiert wirklich brilliant und ihr gequältes Gesicht mit den tiefen Augenringen spricht sozusagen Bände.

                              Ich wünsche Euch schöne Feiertage.

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                                "The Virgin Suicides" ist sehr rätselhaft und verdammt irritierend. Er enthüllt auf subtile und düstere Art Bigotterie, falsch verstandene Sexualität und die Angst vor (Kontroll-)Verlust, die sich im Elternhaus der Lisbon-Schwestern nach dem Selbstmord von Cecilia Lisbon in gefährlicher Weise entfalten und die Mädchen damit zu Gefangenen darin machen, die sich in ihrer Persönlichkeit nur noch den Wünschen und Befehlen ihrer übertrieben ängstlichen Eltern beugen und somit sich selbst aufgeben sollen.
                                Lux Lisbon (Kirsten Dunst) widersetzt sich diesen "Spielregeln", indem sie sich auf dem Dach des Hauses mit Männern trifft und dort mit ihnen Sex hat, beobachtet von den besorgten Nachbarsjungen, die alle in die Mädchen verliebt sind und nicht mehr wissen, wie sie an sie herankommen sollen. Das bittere und traurige Ende ist für die isolierten Schwestern eine Art "Flucht" aus diesem für sie unerträglich gewordenen Zustand, aus dem sie sich sonst nicht hätten befreien können. Dieser Schritt ebnet für die Schwestern den einzigen Ausweg aus einer für sie kaum noch auszuhaltenden und schrecklichen Situation...

                                Ein Film, so unterschwellig traurig, äußerst intensiv und gleichzeitig so poetisch und wunderschön wie kein zweiter. Der fantastische Soundtrack von (u.a.) der französischen Band Air begleitet den Zuschauer durch diesen schwermütigen, emotionalen und eindrucksvollen Streifen von Sofia Coppola, der einen in rabenschwarzer Melancholie und einigermaßen ratlos zurücklässt. "The Virgin Suicides" ist an der Oberfläche leise pure Emotion, schwelgerische Poesie und Schönheit, eingebettet in angenehme Farben und eine fast schon deprimierende Atmosphäre. Aber darunter verbergen sich diffuse seelische Abgründe, die langsam, aber sicher eine zerstörerische Macht entwickeln.

                                In anderen Rollen zu sehen: Josh Hartnett, Hayden Christensen, Kathleen Turner und James Woods als Lux' Eltern, Jonathan Tucker und Danny DeVito.

                                https://www.youtube.com/watch?v=NAgX1jO3No0 (Air/Playground Love)
                                https://www.youtube.com/watch?v=QNVDJ01sQpw (Air/ Ce Matin La)

                                Fazit: Lieblingsfilm ♥

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                                  Die Witwe und Erbin des Waffenherstellers Winchester, Sarah Winchester (Helen Mirren), lässt ihr riesiges Anwesen stets und ständig an-, umbauen und Zimmer und Anbauten auch wieder abreißen, um dann das Ganze nochmals von vorne zu beginnen. Das imposante Haus gleicht schließlich einem verrückten Irrgarten. Der Grund dafür wird in der weiteren Handlung des Films offenbart. Würde ich ihn hier niederschreiben, hätte ich schon den gesamten Film gespoilert, also lasse ich es bleiben.
                                  Der traumatisierte Psychologe Dr. Eric Price (Jason Clarke) soll Mrs Winchester auf ihren Geisteszustand überprüfen und ein Gutachten über sie erstellen, ob sie in Zukunft überhaupt noch tragbar für das Unternehmen ist...

                                  Angeblich nach einer wahren Begebenheit plätschert der Streifen zäh vor sich hin, die Spannung hält sich in Grenzen und so richtig unheimlich bzw. gruselig ist "Winchester" leider auch nicht. Manchmal erinnerte er mich vom Inhalt her ein wenig an "13 Geister" (Thir13en Ghosts), das und die oftmals düstere Atmosphäre sind dann aber auch die wenigen positiven Dinge an diesem Film. "Thir13en Ghosts"dagegen ist ziemlich kurzweilig und auch unterhaltsam, während in "Winchester" zwischendurch erhebliche Längen aufkommen, die auch durch das leidlich gute Darstellerensemble nicht ausgefüllt werden. Leider schöpft auch Mirren, die ich ansonsten total gerne sehe, ihr Potenzial nicht vollkommen aus.
                                  In einigen Szenen wird es sogar ziemlich albern, auch aus diesem Grund ist der Film bei mir nicht sehr gut angekommen.

                                  Einen Zusatzpunkt gibt es von mir für das wortwörtlich "wahnsinnige" Haus, das ist in diesem Streifen wirklich großartig dargestellt.

                                  P.S. Sarah Winchester gab es selbstverständlich tatsächlich und auch das Haus und die ständigen Umbauten basieren wohl -wie oben schon geschrieben- angeblich auf realen Ereignissen.

                                  Fazit: Film einmal schauen und vergessen, das war's dann.

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                                    Miss_Jupiter 19.12.2023, 13:01 Geändert 19.12.2023, 13:05

                                    Der wahre Fall der Jan Broberg, die in den 70er Jahren zweimal vom selben Täter entführt wurde, ist Thema der Serie "A Friend of the Family" von Nick Antosca.

                                    Jan Broberg (Hendrix Yancey) wird das erste Mal mit 12 Jahren vom "guten" Freund der Familie, Robert "B" Berchtold (Jake Lacy) entführt. Das zweite Mal mit 14 Jahren (dieses Mal gespielt von Mckenna Grace). Was das alles mit der Familie Broberg, aber auch mit der Ehefrau des Täters (Lio Tipton) macht, wird in dieser Serie äußerst genau, sehr emotional und intensiv beleuchtet...

                                    Berchtold war ein äußerst manipulativer und hochintelligenter Mensch, der es geschickt verstand, sich in die Familie Broberg einzuschleichen, sie von innen heraus sozusagen zu "infiltrieren" und seine gemeinen "Schachzüge" langsam, aber sicher einzusetzen, um das Vertrauen aller und hier besonders das der kleinen Jan zu gewinnen. Und so ist es kaum verwunderlich, dass er es als einvernehmliche Sache zwischen ihm und Jan vor Gericht darzustellen versuchte und dass die Eltern von Jan, Mary Ann (Anna Paquin) und Bob (Colin Hanks) aus Angst um ihr Kind die Anklage erstmal fallen lassen.
                                    Jan ist aber zwischenzeitlich so von "B" eingenommen und beeinflusst, dass sie ihm vollkommen hörig ist und seine abstrusen Alienverschwörungen für bare Münze nimmt. Die Gehirnwäsche funktioniert bei dem jungen Mädchen auf teuflisch böse Weise und sie glaubt "B" jedes Wort, das er ihr sagt. Umso schwerer ist es für ihre Familie, sie wieder auf deren Seite zu ziehen. Zu weit ist die Beeinflussung durch "B" schon gegangen und die äußerst perfide Vorgehensweise des von Jan besessenen Täters treibt sie immer wieder zu ihm. Die Bemühungen der Eltern und auch der Behörden, sie zurückzuholen, scheitern. "B" gelingt es immer wieder, sich aus allen juristischen Belangen herauszuwinden, was einen beim Zuschauen immer wieder ungläubig zurücklässt.

                                    Die schon penetrant (in diesem Fall positiv gemeint) ruhige Inszenierung zerrt an den Nerven, die Wut auf den Täter wächst und man kann kaum glauben, mit was er da alles durchkommt. Jan wirkt fast schon verloren in ihrer Abhängigkeit zu "B" und ihre Familie hilflos. Die überhebliche Art des Täters, sein selbstgefälliges Dauergrinsen und seine lässige Art ist schon fast ein Hohn gegenüber der Familie Broberg und Jan ist inmitten alldem ein "Spielball", der sich nicht mehr einfangen lässt. Was im Dunklen bleibt ist die Frage, inwieweit dieser Missbrauch gegenüber Jan auch körperlicher Art gewesen war. Subtile Andeutungen lassen dies aber leider stark vermuten.

                                    Dass die Eltern des Opfers jeweils eine Affäre mit "B" hatten, macht diesen Fall noch unfassbarer und erschreckender.

                                    Die reale Jan Broberg ist im wahren Leben Schauspielerin und Produzentin und immer noch traumatisiert.

                                    Sehenswert.

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                                      Denis Villeneuve's "Prisoners" ist ein zweischneidiges, unbequemes Schwert. Der Film wirft Fragen darüber auf, inwieweit man (selbst) gehen würde, um das Leben seines Kindes zu retten. Moralisch höchst fragwürdig, sehr umstritten und auf der anderen Seite allzu verständlich entführt der Streifen den Zuschauer in kaltes und kaum erkundetes Gebiet, um ihn unsanft, unnachgiebig und gnadenlos durchzurütteln, was er auch bis zum bitteren Ende schafft...

                                      Hugh Jackman als Keller Dover löst in mir sehr ambivalente Gefühle aus. Er ist einer der Väter, dessen Tochter entführt wurde. Ihn vollkommen sympathisch zu finden, wäre übertrieben, denn das ist er beileibe nicht. Die Angst um sein Kind treibt ihn in niedere menschliche Gefilde, in die man wirklich nicht hinabsteigen möchte, aber im Grunde genommen nicht weiß, ob man in dieser Situation nicht selbst so handeln bzw. über etwaige illegale Machenschaften hinwegsehen würde.
                                      Die Familien zerbrechen beinahe an diesem Schicksal und die beiden Familienväter werden aus falsch verstandenem Rechtsempfinden selbst zu Verbrechern. Dem beizuwohnen, ist erschütternd, so wie eigentlich der ganze Film ziemlich erschütternd und mit einer sehr unangenehmen Atmosphäre versehen ist.
                                      Jake Gyllenhaal als mit diesem Fall betrautem, verzweifeltem und nervös mit den Augen zwinkernden Detective Loki ist wie immer ein Highlight, der jeden Film veredelt. Auch Paul Dano als Tatverdächtiger Alex Jones ist genial.

                                      Es ist erstaunlich und auch sehr erschreckend, zu was Menschen fähig sind, wenn sie durch furchtbare Ereignisse an den Rand des Wahnsinns gebracht werden und nicht mehr weiter wissen.
                                      Dies vermittelt "Prisoners" auf eine höchst emotionale, schrecklich intensive, brutale und unliebsame Art und Weise.

                                      In Nebenrollen u.a.: Maria Bello, Melissa Leo, Viola Davis und Terrence Howard.

                                      Fazit: Sehenswert, schon alleine wegen den guten Darstellern.

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                                        Miss_Jupiter 17.12.2023, 12:24 Geändert 17.12.2023, 13:25
                                        über Antlers

                                        Wer auf indigene Mythen steht, dem wird "Antlers" (dtsch. Geweih) von Scott Cooper ("Hostiles - Feinde") bestimmt gefallen.
                                        Die Story ist hier relativ tragisch, es wird zwar auf Horrorelemente gesetzt, die aber wohldosiert ausfallen und der Fokus liegt auf dem jungen Hauptdarsteller Lucas (Jeremy T. Thomas). Dieser hat eine innerfamiliäre, schwere Bürde zu tragen, die ihm ein großes Trauma beschert, das er eigentlich ohne Hilfe von außen nicht bewältigen kann. Bis eines Tages seine Lehrerin Julia Meadows (Keri Russell) bemerkt, dass mit dem Jungen etwas ganz und gar nicht stimmt. Sie und ihr Bruder, der Cop Paul (Jesse Plemons) versuchen, das Geheimnis dahinter zu ergründen und stoßen auf etwas, das noch weitaus furchtbarer ist, als sie es gemeinhin befürchtet hatten...

                                        Cooper gelingt hier ein gekonnter Spagat zwischen Horrorfilm und Familiendrama, das äußerst gut gelungen ist. Der kleine Hauptdarsteller Jeremy T. Thomas als Lucas sticht hier besonders heraus. Seine Schauspielkunst überragt jene seiner älteren Kolleginnen und Kollegen bei weitem. Ich wundere mich immer wieder, wie solch junge Darsteller ein so garstiges Thema, das in dem Streifen behandelt wird, ohne psychologische Hilfe am Set wohl durchstehen würden. Der Film ist auf jeden Fall ein Garant für Albträume und bietet einige schreckliche Body-Horror-Szenen, die aber keinesfalls plakativ eingesetzt wurden. Eine düstere und trostlose Atmosphäre zieht sich bedrückend durch diesen Streifen, die Umgebung ist nicht von Sonnenlicht durchflutet und hinterlässt einen oftmals dreckigen, stinkenden, heruntergekommen und hoffnungslosen Eindruck, was eine depressive Grundstimmung hervorruft.

                                        In Nebenrollen sind Amy Madigan ("Gone Baby Gone", "Field of Dreams", "The Day After"), Rory Cochrane ("Argo", "Hostiles", "Public Enemies"), Graham Greene ("Die Hard with a Vengeance", "The Green Mile", "Wind River", "Molly's Game") und Scott Haze ("Venom", "Old Henry", "Midnight Special") als Lucas' Vater zu sehen.

                                        Sehenswert.

                                        (Da mich das C-Virus erwischt hat, bin ich in der nächsten Zeit nicht ganz so oft hier.)

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                                          Miss_Jupiter 14.12.2023, 11:23 Geändert 14.12.2023, 11:39

                                          David Cronenberg's kafkaeske Neuverfilmung (1986) von Kurt Neumann's "The Fly" aus dem Jahr 1958 entführt den Zuschauer in die exzessive und seltsame Welt des Wissenschaftlers Seth Brundle (genial: Jeff Goldblum), der an einem Gerät zur Teleportation arbeitet. Bei einem Selbstversuch in seiner Teleportationskammer verschmilzt seine DNS mit der einer Stubenfliege, die zufällig in die Kammer geraten ist.
                                          Im Laufe der Zeit verliert Brundle seine menschlichen Züge, einige seiner Körperteile und auch sein bis dahin normales Verhalten verändert sich grundlegend, so dass seine Freundin Veronica (Geena Davis) ihn im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr wiedererkennt. Die quälende und schmerzhafte Verwandlung eines Menschen in eine Fliege stellt Cronenberg auf eine Art und Weise dar, die widerlich und faszinierend zugleich ist. Goldblum brilliert in dieser Rolle als verzweifeltes Wesen, das hin- und hergerissen ist zwischen seiner immer noch in Resten vorhandenen menschlichen Existenz und des neuen, monströsen und doch auch herausfordernden Daseins als übergroßes Insekt, dem sich nun unendliche Möglichkeiten eröffnen, um in dieser Form zu überleben.

                                          Doch am Ende wird für Seth Brundle nichts so, wie er es sich gewünscht und erhofft hat...

                                          "The Fly" ist ein brillianter Film mit sehr vielen Dramaelementen, in dem sich Ekel, Abscheu, Mitleid und Faszination die Waage halten und den eine hoffnungslos traurige und tragische Atmosphäre durchströmt. Dies gelingt nur sehr wenigen guten und anspruchsvollen Horrorfilmen. Cronenberg's Streifen ist einer davon und die eklig-guten Effekte im Film suchen ihresgleichen. Was die Make-up-Artists hier vollbracht haben, ist schon großartig, denn Goldblum erkennt man irgendwann nicht mehr wieder!

                                          In einer ambivalenten und äußerst undurchsichtigen Nebenrolle zu sehen: John Getz ("Blood Simple", "Zodiac - Die Spur des Killers", "The Social Network", "Trumbo"). Cronenberg selbst tritt in einer Szene als Geburtshelfer auf.

                                          Prädikat: (Immer noch) herausragend!

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                                          • Miss_Jupiter 13.12.2023, 11:22 Geändert 13.12.2023, 11:32

                                            RIP Andre Braugher.
                                            Der US-Schauspieler und Emmy-Preisträger ist vorgestern im Alter von nur 61 Jahren gestorben.

                                            In 'City of Angels' spielte er an der Seite von Nicolas Cage den Engel Cassiel, in der genialen Serie 'Brooklyn Nine-Nine' Captain Holt, in 'The Mist' den Nachbarn von Thomas Jane und in 'Primal Fear' agierte er neben Richard Gere und Edward Norton. Ebenso wirkte er u.a. in 'Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer', 'Frequency', 'Glory', 'Dr. House' und 'She Said' mit.
                                            Sein prägnantes Gesicht prägte sich ein, auch wenn er keine ganz großen Hauptrollen innehatte. Trotzdem hinterließ er immer einen bleibenden Eindruck.

                                            Viel zu früh und viel zu jung... :(

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                                              Miss_Jupiter 10.12.2023, 12:11 Geändert 10.12.2023, 14:10

                                              Die Eheleute Amanda (wunderbar natürlich: Julia Roberts) und Clay Sandford (Ethan Hawke) wollen zusammen mit ihren beiden Kindern Rose (Farrah Mackenzie) und Archie (Charlie Evans) der stressigen Stadt New York entfliehen und nisten sich in einem Ferienhaus auf Long Island ein.
                                              Nach einem Stromausfall mit fehlender Telefonverbindung und Internet erhalten sie schließlich nachts Besuch vom Besitzer des Hauses, G.H. Scott (Mahershala Ali, "Green Book") und dessen Tochter Ruth (Myha'la Herrold, "Black Mirror"), die dort nun Schutz suchen. Auch sie können sich keinen Reim auf die Vorkommnisse machen. Von nun an häufen sich mysteriöse Ereignisse. Eine Vielzahl von Rehen steht plötzlich im Garten vor dem Swimmingpool, Vögel verhalten sich seltsam, Flugzeuge stürzen ab und riesige Öltanker "parken" am Badestrand.
                                              Die beiden unterschiedlichen Familien müssen sich jetzt zusammenraufen und miteinander auskommen, was zu Beginn außerordentlich schwierig ist. Die Sandfords und G.H. zerbrechen sich mühsam den Kopf, um Lösungsansätze und Gründe für den Blackout zu finden...

                                              "Leave The World Behind" von Sam Esmail nach dem gleichnamigen Buch von Rumaan Alam unterbreitet hier ein erschreckendes Szenario, das heutzutage so abwegig nicht erscheinen mag. Eher ruhig inszeniert, wird die Geschichte aber immer wieder intervallmäßig unterbrochen durch böse, an den Nerven zerrenden Geräuschen und Lauten, die erstens nicht zu lokalisieren und zweitens kaum auszuhalten sind. Ein weiteres Indiz dafür, dass nichts mehr so normal scheint, wie es vorher war. Auch wenn hier eine gefährlich anmutende Ruhe vorherrscht, ist die Spannung manchmal schon fast körperlich spürbar.

                                              Da TV, Radio und Internet nicht mehr funktionieren und keine Informationen über den Vorfall verfügbar sind, ist das Häuflein verzweifelter Menschen hilflos auf sich alleine gestellt und auch die Straßen sind nicht mehr befahrbar, so dass sie von der Außenwelt abgeschnitten sind. Dieses auf-sich-selbst-Zurückgeworfensein hat Esmail ziemlich gut dargestellt und auch die Schauspieler sind in diesem Streifen authentisch und agieren keinesfalls übertrieben, sondern absolut nachvollziehbar. Die Unsicherheit und die Angst wachsen mit jeder Minute und die Unwissenheit darüber, was überhaupt passiert sein könnte, lassen die negativen Gedanken und Gefühle langsam an die Oberfläche kommen. Trotz einer gewissen Sympathie füreinander besteht aber unter den Parteien ein subtiles Misstrauen, das keine Anstalten macht, zu verschwinden.

                                              Der sehr bedrohliche Soundtrack untermalt die Story mit unangenehmer Wucht und passt hervorragend zu der Handlung. Aber auch ein bissiger Humor wird in dem Streifen gezeigt, der die eigentlich sehr bedrückende und düstere Atmosphäre immer mal wieder -auch satirisch- aufzuhellen vermag.
                                              Im besonderen ist hier auch noch die raffinierte und sehr interessante Kameraführung hervorzuheben.

                                              In einer fiesen Nebenrolle ist Kevin Bacon als Nachbar und Prepper zu sehen, der aber alles andere als hilfsbereit ist.

                                              Dass die Serie "Friends" eine Rolle in diesem Film spielt, ist der Filmtochter Rose Sandford (Mackenzie) zu verdanken und hat *kleiner Spoiler* am (vollkommen passenden) Ende eine überaus große Bedeutung, die man in vielerlei Hinsicht interpretieren kann.

                                              Co-Produzenten des Films waren u.a. Michelle und Barack Obama.

                                              Fazit: Sehenswert!

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                                              • 7 .5
                                                Miss_Jupiter 09.12.2023, 12:09 Geändert 09.12.2023, 12:14

                                                Der stinkreiche Flugzeugbauunternehmer Ted Crawford (Anthony Hopkins) kommt dahinter, dass ihn seine Ehefrau Jennifer (Embeth Davidtz) mit dem Polizisten Nunally (Billy Burke) betrügt. Daraufhin schießt er sie in ihrem gemeinsamen Haus nieder, lässt sich noch am Tatort festnehmen, unterschreibt ein Geständnis und schmiedet einen perfiden Plan, um mit heiler Haut und unschuldig davonzukommen. Die Tatwaffe bleibt derweil unauffindbar.
                                                Der ehrgeizige junge Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) versucht mit allen Mitteln, den eiskalten und sich selbst verteidigenden Crawford im Prozess des Mordes an seiner Frau zu überführen.

                                                Jennifer Crawford hat aber überlebt, liegt seit dem Mordanschlag im Koma und ihr buchstäblich "über Leichen gehender" Ehemann hat noch ein As im Ärmel..., aber er macht einen entscheidenden Fehler, indem er Beachum gewaltig unterschätzt...

                                                "Fracture" ("Das perfekte Verbrechen") von Gregory Hoblit ist ein gut konstruierter und spannender Thriller und ebensolches Gerichtsdrama, das von seinen beiden Hauptdarstellern Gosling und Hopkins getragen wird. Die raffinierten Wendungen am Ende des Films sorgen für ein zusätzliches Bonmot. Hopkins ist wie immer brilliant. Den Part des Bösewichts, den man eigentlich hassen sollte, der aber dennoch den Zuschauer fasziniert und anzieht, spielt er nicht erst seit Hannibal Lecter. Sein durchtriebenes Lächeln, die freundliche Fassade, hinter der ein berechnender und zutiefst unmoralischer Mensch steckt, weiß er geschickt bei seinen Mitmenschen und vor allem in seinem eigenen Prozess einzusetzen und damit Staatsanwalt Beachum an der Nase herumzuführen.
                                                Nur ist dieser nicht auf den Kopf gefallen und geht Crawford nicht so schnell auf den Leim...

                                                Fazit: kurzweiliger Krimi, der durch das intensive Schauspiel der beiden Hauptprotagonisten, eine ausgefeilte, gefährlich ruhige Atmosphäre und Inszenierung besticht und eine fein durchdachte, intelligente Handlung beinhaltet, weshalb man bei diesem Streifen gerne am Ball bleibt.

                                                In einer großartigen Nebenrolle ist hier Rosamund Pike als Nikki Gardner zu sehen.

                                                Empfehlenswert!

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                                                • 7 .5

                                                  "Summer of 84" ist ein ziemlich spannender und kurzweiliger Serienkiller-Thriller, bei dem die Whodunit-Frage von ein paar befreundeten Jungs sehr ernstgenommen wird. Die Freunde machen es sich zur Aufgabe, einen brutalen Mörder auf eigene Faust zu finden. Nachdem mehrere Kinder in der näheren Umgebung ihrer Stadt verschwunden sind, gerät ein Nachbar von Davey Armstrong (Graham Verchere) ins Visier. Dass dieser Nachbar ein Polizist ist, macht die ganze Sache noch um einiges verzwickter. Die Jungs und besonders Davey geraten auf ihrer Jagd nach dem Killer in große Gefahr...

                                                  Der Streifen setzt auf eine gehörige Portion nostalgischen Retro-Charme mit guter 80er Jahre-Mucke und ein tolles Feeling, das mit stellenweise sehr derbem Humor durchsetzt ist.

                                                  Parallelen zu "Stranger Things", "Es" , "Stand by me" und auch "Rear Window" (Das Fenster zum Hof) bzw. "Disturbia" sind natürlich vorhanden, trotzdem geht der Streifen eigene Wege, die ganz besonders am Ende des Films hervortreten, das sich als außerordentlich düster, bedrohlich und gewalttätig entpuppt, eine ganz gegenteilige, weil eigene Atmosphäre zu der vorherigen aufweist und deshalb so gar nicht zum Rest des Films passen will.

                                                  Fazit: sehenswert mit hervorragenden (Jung)Darstellern.

                                                  Als Zuschauer wird man nach einiger Zeit des spannenden Miträtselns, Mitfieberns und Schmunzelns ob des liebevoll vulgären Humors sozusagen ins kalte Wasser geworfen, was einen unerwarteten, schockierenden Überraschungseffekt bietet.

                                                  "Summer of 84" ist wirklich ein kleiner Geheimtipp!

                                                  Große Empfehlung.

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                                                  • 6 .5

                                                    Die Familie Lambert wird wieder heimgesucht. Diesmal betrifft es erstmal Sohn Dalton (wieder Ty Simpkins), der an einer Uni Kunst studiert. Aber auch dort ist der junge Mann nicht sicher. Er weiß jedoch über die damaligen Vorkommnisse gar nichts mehr, genauso wie sein Vater Josh (Patrick Wilson). Beiden wurden die Erinnerungen aus dem Gedächtnis getilgt. Trotzdem entwickeln sich bei Josh während der Arbeit an seinen Zeichnungen ungute Gefühle, die mit der Vergangenheit zu tun haben. Wiederholt sich das ganze Drama etwa wieder?...

                                                    "Insidious: The Red Door" von Patrick Wilson zeigt jetzt eigentlich nichts Neues, ist dafür aber leidlich spannend inszeniert und auch die düstere Atmosphäre ist wieder genauso drückend wie in den Vorgängerfilmen. Wilson hat sich viel Mühe gegeben, den Streifen an die gängige Story anzupassen und Lin Shaye als Elise Rainier sowie auch Leigh Whannell (Drehbuchschreiber der 4 Vorgänger) als Specs, Angus Sampson als Tucker und Rose Byrne als Renai Lambert sind mit von der Partie. Simpkins als Dalton spielt hier eigentlich am besten von der gesamten Darstellerriege. Er ist ein verzweifelter 19jähriger, der von frühester Kindheit an in seinem Innersten die quälensten und dunkelsten Geheimnisse verwahrt, die ihn um den Verstand gebracht hätten, wären sie an die Oberfläche gekommen. Dass Simpkins auch damals den kleinen Dalton gespielt hat, kommt dem Film storytechnisch zugute. Die Universität, an der er studiert, wird hier zu einem unheilvollen Ort, der des nächstens als ein unheimliches und schreckliches Konstrukt sein Unwesen treibt und schon fast ein Eigenleben zu führen scheint. Dies ist in "Insidious: The Red Door" großartig dargestellt.

                                                    Ansonsten bleibt der Streifen -was Spannungsmomente, Handlung und Inszenierung angeht- etwas hinter den anderen Insidious-Filmen zurück. Man kann ihn aber trotz der Defizite ganz gut anschauen. Btw. war es Patrick Wilson's Regiedebut!

                                                    Fazit: Ganz guter Mix aus Horror und Familiendrama mit sympathischen Darstellern.

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