Miss_Jupiter - Kommentare
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Alle Kommentare von Miss_Jupiter
"The Tree of Life" von Terrence Malick ist ein zauberhafter und verzaubernder Film, der für viele nur sehr schwer zugänglich ist. Szenen von überwältigender Schönheit über die Entstehung des Universums, die auch als Entstehung allen Lebens verstanden werden kann und soll, stehen im harten Gegensatz bzw. Kontrast zu der ambivalenten und harten Vater-Sohn-Beziehung, die diesen Film trägt. Der Gegenpol zum strengen Vater (Brad Pitt) ist seine Frau (Jessica Chastain), ein sanftmütiges und verständnisvolles Wesen. Sie ist ihren drei Söhnen eine liebevolle Mutter, kann sich jedoch kaum gegen ihren unnachgiebigen Mann durchsetzen. Die Konsequenz: der junge Jack (Hunter McCracken) lehnt sich bald gegen seinen Vater auf und entwickelt ihm gegenüber Hassgefühle.
Der Tod seines Bruders verschlimmert den ohnehin schon emotionalen desolaten Zustand der Familie, in der ambivalente Gefühle an der Tagesordnung stehen. Die Eheleute und auch die verbliebenen Söhne verlieren sich in einer nahezu ausweglosen Situation aus Schuld, Verdrängung, Aggressivität und psychischer Instabilität.
Der erwachsene Jack (Sean Penn), zwischenzeitlich ein erfolgreicher Architekt, geistert wie verloren durch die Früchte seiner Arbeit, futuristisch anmutende Hochhäuser, nach wie vor ein Gefangener seines Kindheitstraumas.
Das an sich traurige Thema des Streifens wird immer wieder untermalt bzw. wohltuend unterbrochen durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen und die eingangs schon erwähnte Entstehung des Universums oder auch des Urknalls, aus dem jedes Leben auf der Erde sich seinen ganz individuellen Weg sucht.
"The Tree of Life" ist eine Metapher und eine einzige Offenbarung, sowohl in seiner Anspruchshaltung als auch visuell. Letzteres erinnert sehr stark an die psychedelischen Szenen in Kubrick's "2001...", Douglas Trumbull hat auch für Malick's Film die Spezialeffekte geschaffen.
Ein Film wie eine Urgewalt mit einer einzigartigen Atmosphäre und genialen Darstellern, die vielen unterschiedlichen Gefühle -sowohl positive als auch negative-, die er beim Anschauen in einem hervorruft, ist schon unheimlich. Man muss sich allerdings wirklich ohne anderweitige Ablenkungen auf ihn einlassen, denn er ist absolut kein Film für "nebenher".
Leider können viele mit diesem Streifen rein gar nichts anfangen, was ich sehr schade finde.
Einer meiner (sehr unbequemen) Lieblinge.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Joan Lindsay drehte Peter Weir im Jahr 1975 "Picnic at Hanging Rock". Am Valentinstag 1900 verschwinden ein paar Mädchen des Appleyard College bei einem Ausflug in den Felsformationen des Hanging Rock. Nach mehreren tagelangen Suchaktionen taucht eines von ihnen nahezu unversehrt, aber erheblich traumatisiert wieder auf. Es ist aber nicht in der Lage, viel zu den Ereignissen, die sich dort oben zugetragen haben, zu berichten.
Der Film ist sehr intensiv, poetisch, schwermütig und wunderschön mit fantastischen Landschafts- und Naturaufnahmen des australischen Outbacks, einem großartigen Soundtrack (Gheorghe Zamfir, Beethoven's 5. Klavierkonzert und Wolfgang Amadeus Mozart's "Eine kleine Nachtmusik") und er wimmelt nur so von Metaphern und Symbolik, die sich ausschließlich auf die Seelen- und Gefühlswelt der Mädchen bezieht. Der Streifen hat aufgrund seiner intensiven Subtilität eine ziemlich düstere und bedrohliche Wirkung auf den Zuschauer, der sich mehr und mehr mit den Protagonistinnen identifiziert. Nichts wird erläutert, es werden keinerlei Erklärungen und auch keine Begründungen für das Verschwinden abgegeben, letztendlich bleiben nur Mutmaßungen und Andeutungen übrig, die die ganze Geschichte noch mysteriöser erscheinen lassen.
Die unheimlich und surreal anmutenden Felsformationen des Hanging Rock haben eine phallusähnliche Form, die Mädchen bewegen sich darunter in entrückter und abwesender Weise und der sexuelle Aspekt sowie die Symbiose zwischen ihnen und den Felsen wird hier sehr deutlich. Geschickt verbindet "Picnic at Hanging Rock" das Erblühen der Weiblichkeit und der Lust sowie die Befreiung aus der allgemeinen Unterdrückung mit dem Wunsch, eben dieser frauenfeindlichen Umgebung zu entfliehen und alles einfach hinter sich zu lassen. Dies gelingt dem Film auf intelligente, subtile und geheimnisvolle Weise und er ist dennoch in seiner Gesamtheit wunderbar und somit ein weiterer Kandidat für die Rubrik: "Zeitlose Klassiker".
Dass der Streifen angeblich auf wahren Begebenheiten beruhen soll, ist eigentlich schon zweitrangig. Die Story dahinter, die unglaublich mysteriöse Atmosphäre, der wunderbare Score, die geniale Bildsprache (u.a. Slow Motion) und die perfekt poetische Aussagekraft untermauern die mMn brilliante Aussagekraft. Die hervorragenden, meist sehr jungen Darstellerinnen vervollkommnen das positive Gesamtbild.
Der Hanging Rock in Australien wird außerdem zu einem Ort, der gleichzeitig faszinierend, kultähnlich und furchteinflößend ist und jede/r geht wegen seiner seltsamen und unwirklichen Schönheit und unerklärlichen Anziehungskraft im wahrsten Wortsinn darin "verloren".
Peter Weir ist mit "Picnic at Hanging Rock" ein kleines Meisterwerk gelungen, das nach so langer Zeit -trotz oder gerade wegen der gefährlich ruhig anmutenden Inszenierung- immer noch ein wenig verstörend wirkt.
Diesen Film würde ich an Halloween jedem anderen Horrorschocker vorziehen und deswegen ist er meiner persönlichen Meinung nach herausragend!
Bei der labilen und schüchternen, aber ebenso ehrgeizigen Primaballerina Nina (großartig: Natalie Portman) dreht sich alles um ihre Profession, das Tanzen, welcher sie sich mit großer Hingabe und Leidenschaft widmet. Schließlich wird sie für die Hauptrolle des Tschaikowsky-Klassikers "Schwanensee" auserkoren. Sie soll sowohl den weißen, als auch den Gegenpart, den schwarzen Schwan tanzen. Ihre lockere Konkurrentin Lily (Mila Kunis) macht ihr das Leben schwer und die Rollen streitig, weil sie nicht so verbissen an die Sache herangeht wie Nina und alles mit einer Leichtigkeit zelebriert, die das genaue Gegenteil von dem darstellt, das Nina ausmacht.
Unermüdlich und bis zur totalen Erschöpfung kämpft sie darum, die Hauptrolle des in ihren Augen wichtigsten Tanzparts ihres Lebens zu bekommen. Je mehr sie sich einbringt, desto dunkler gestaltet sich ihr Seelenleben. Die Anforderungen des französischen Balletmeisters Thomas (herrlich diabolisch: Vincent Cassel) an sie lassen sie langsam, aber sicher an ihrem eigenen Ehrgeiz und dem Druck, den sie sich selbst auferlegt, zerbrechen. Dies nicht nur in körperlicher, sondern vor allem in psychischer Hinsicht. Der Tanz an sich sowie die Rollen von Odette und Odile verwandeln Nina's eigene enge Welt, bestehend aus ihrer nicht minder ehrgeizigen Mutter, aus Unsicherheit und Komplexen, in ein Horrorszenario, aus dem sie bald keinen Ausweg mehr findet. Das psychische, instabile Korsett ihres fragilen Verstands hält sie wie eine Gefangene in seinen Klauen und weigert sich, sie freizugeben. Nina's Schizophrenie erreicht schließlich einen verzweifelten Höhepunkt.
Portman glänzt als zunehmend paranoid agierender Mensch, dessen eigene, zu hoch gesteckten Ziele und Anforderungen am Ende eine in sich und an sich selbst verlorene Kreatur zurücklässt. In Darren Aronofsky's "Black Swan" von 2010 wird der Balletttanz nicht als verklärende, verträumte und schöne Sache dargestellt, sondern als das, was er in der harten Realität ist: ein brutaler und beinahe menschenverachtender "Sport", in dem die Schwächeren und auch Älteren schnell aussortiert und "ersetzt" werden.
Was hier ebenso glänzt, ist die fast schon mysteriös und unheimlich anmutende Inszenierung und Atmosphäre, die die Realität gehörig in Schieflage bringt. Sehr subtil ist der Streifen jetzt nicht unbedingt, aber dafür doch leicht verstörend.
In einer Nebenrolle: Winona Ryder als eine der "Aussortierten".
Prädikat: Herausragend!
(aus der Rubrik: verlorengegangene Kommentare)
Zuallererst: Ich kann die vielen schlechten Bewertungen und Kritiken zu "I Came By" nicht nachvollziehen. Mir hat er gut gefallen.
Die beiden Graffiti-"Künstler" Toby (George MacKay, "Captain Fantastic", "The Boys Are Back") und Jay (Percelle Ascott) brechen in die Häuser reicher Menschen ein, klauen aber nichts, sondern sprühen den Satz "I Came By" ("Ich kam vorbei" oder auch "Ich war hier") an die Wände oder auf Bilder. Das läuft so lange gut, bis Jay's Freundin Naz (Varada Sethu) schwanger wird und er deswegen nicht mehr mitmachen will. Toby macht auf eigene Faust weiter und bricht zweimal in das Haus vom äußerst angesehenen Richter Blake (Hugh Bonneville, "Notting Hill", "Paddington", "Monuments Men", "James Bond - Tomorrow Never Dies", "Iris", "Doctor Who") ein, um dort im Keller Unfassbares vorzufinden und anschließend spurlos zu verschwinden...
Die Story erinnerte mich ein wenig an "Don't Breathe" und hat auch fast die gleiche morbide und leicht abartige Atmosphäre. Zwei Jungs, die nicht immer auf legalen Pfaden wandeln aber dennoch recht sympathisch sind, geraten immer wieder in Trouble wegen ihrer Aktivitäten und einer von ihnen (Toby) gerät in eine schreckliche und ausweglose Situation, die schließlich Toby's Mutter Lizzie (Kelly Macdonald, "Trainspotting") aus Sorge um ihren Sohn auf den Plan ruft. Sie geht zur Polizei, findet dort aber wenig Gehör und Hilfe, ermittelt dann auf eigene Faust und stößt auf den iranischen Asylbewerber Omid (Yazdan Qafouri).
Was man an Babak Anvari's Streifen kritisieren kann, sind seine gewaltigen Zeitsprünge, die man als Zuschauer auf mehrere Tage datiert, aber in der Handlung mehrere Monate beinhalten, was schon ein wenig irritiert, aber der Spannung letztendlich keinen Schaden zufügt. Hugh Bonneville als obskurer Richter Hector Blake spielt hier einen nach außen hin unbescholtenen und freundlichen Menschen, der aber im Inneren das dunkelste Schwarz trägt, das man sich überhaupt vorstellen kann. Das spielt er ziemlich gut und auch sonst gibt es darstellerisch überhaupt nichts auszusetzen.
An der Kommunikation der Protagonisten untereinander hapert es aber gewaltig und es ist genau das, was etliche Personen in Lebensgefahr bringt.
Kurzweilig, manchmal verstörend und mit einer versteckten und ernsten Message versehen, die man wirklich leicht übersehen könnte und nicht sofort mitbekommt.
Sehenswert.
In "Bodies" finden 4 Detectives in London's Whitechapel 4 identisch aussehende Leichen. Was die Fälle verbindet ist die Tatsache, dass die Toten in einem Zeitraum von 150 Jahren gefunden werden und ebenso in identischer Pose und mit dem selben Verletzungsmuster vor den Ermittlern liegen: 1890, 1941, 2023 und 2053 in der exakt gleichen verkommenen Gasse. Die vier Polizisten ermitteln in ihrer eigenen Zeit in diesem Mordfall, kommen sich jedoch im weiteren Verlauf immer näher und entdecken -jeder für sich- ein Mysterium, das die menschliche Vorstellungskraft sprengt...
Mehr nicht zum Inhalt. Die Netflix-Miniserie punktet mit ihrer außergewöhnlichen Inszenierung, deren Stilmittel immer wieder zu Split Screens, Slow Motion und einer einzigartigen Bildsprache greift und damit die höchst geheimnisvolle Atmosphäre noch weiter antreibt. Optisch und visuell ist "Bodies" ebenfalls brilliant. Die gesellschaftskritischen Aspekte darin werden in diesen weit auseinander liegenden Zeiträumen angesprochen und sind hier nicht nur beiläufig, sondern sehr explizit herausgearbeitet. Die Themen Homosexualität, Rassismus, übermäßiger Reichtum, Macht, bittere Armut, Krieg und Antisemitismus spielen eine große Rolle. "Bodies" weist schon Ähnlichkeiten zu "Dark" auf, ist jedoch in seiner Komplexität nicht ganz so verschachtelt, verkopft und kompliziert wie die deutsche Serie und auch viel besser zugänglich. Trotzdem ist "Bodies" ein einziger Mindfuck, der sich mit so vielen verschiedenen Zeitebenen und menschlichen, erschütternden und traurigen Schicksalen auseinandersetzt, dass es noch für mehr als 8 Folgen gereicht hätte. Mir hat die muslimische Polizistin Hasan (Amaka Okafor) total gut gefallen, die 2023 nicht locker lässt und in ihrem Polizeirevier auf dubiose Aktivitäten stößt. Auch die jeweils anderen Ermittler, Kyle Soller als Hillinghead (1890), Jacob Fortune-Lloyd als korrupter, jüdischer Cop Whiteman (1941) und die Israelin Shira Haas als DS Iris Maplewood (2053) spielen großartig und glaubwürdig.
Habe die Serie an einem Stück geschaut, weil sie mir auf Anhieb sehr gut gefallen hat. Sie ist zu keiner Sekunde langweilig und von Anfang an äußerst packend. Eine oft düstere und dichte Atmosphäre und die unglaubliche Story tragen ihren Teil dazu bei, dass man ohne Bedauern am Ball bleibt. Das Setting und die Kostüme in Vergangenheit, Gegenwart und vor allem in der Zukunft sind in ihrer Ausdrucksfähigkeit schon fast überwältigend. Die unverbrauchten und nicht zu bekannten Gesichter in "Bodies" sind erfrischend und die einzigen "berühmten" Darsteller sind Stephen Graham ("Snatch", "Public Enemies", "Pirates of the Carribean", "Hellboy-Call of Darkness", "Peaky Blinders", "The Irishman") als Julian Harker aka Elias Mannix und Greta Scacchi ("Syriana", "Jefferson in Paris", "Presumed Innocent", "Shattered", "The Player") als Polly.
In einer Nebenrolle ist Kate Ashfield (die Liz aus "Shaun of the Dead") zu sehen.
"Bodies" ist mal wieder eine hervorragende Serie von Netflix, nach der gleichnamigen DC Graphic Novel von Si Spencer. Äußerst empfehlenswert!
Die Geschichte eines japanischen Uniprofessors, dessen treuer Hund Hachiko nach seinem Tod fast 10 Jahre lang jeden Tag am Bahnhof auf sein Herrchen wartete, verlegte Regisseur Lasse Hallström in "Hachi - A Dog's Tale" ("Hachiko - eine wunderbare Freundschaft") in die USA. Dort findet Prof. Parker Wilson (Richard Gere) an der Bahnstation einen Akita-Welpen, der ganz alleine und verlassen zu sein scheint. Er nimmt das Tier mit nach Hause und wird nach anfänglicher Skepsis seiner Ehefrau Cate (Joan Allen) zum Besitzer von Hachi, wie er ihn schließlich nennt. Dieser krempelt das (Familien)Leben der Wilsons komplett um und sein wunderbares Wesen lässt jeden dahinschmelzen. Nach vielen schönen Jahren mit Hachi, der eine ganz besondere und unglaublich starke Beziehung zu Parker hat, stirbt dieser jedoch eines Tages während einer Vorlesung. Hachi versteht die Welt nicht mehr und er wartet, wie er es immer tat, jeden Tag am Bahnhof auf seinen heißgeliebten Besitzer. Doch dieser kehrt nicht mehr zurück...
Wer bei diesem emotionsgeladenen Streifen nicht sein Herz gewaltig in der Brust spürt und an Hachi verliert, dem fehlt wohl jegliche Empathiefähigkeit. Dies ist einer dieser Filme, bei denen ich Rotz und Wasser geheult habe und bei dem ich wegen der gewaltigen Wasserfälle, die vor meinen Augen herunterkamen, fast nichts mehr sehen konnte. "Hachi" ist sehr auf diesen berühmten Hund zugeschnitten, aber auch "seine" Menschen kommen darin nicht zu kurz. Eine ruhige, gefühlvolle Handlung, in der ein Tier die Herzen seiner Umgebung im Nu gewinnt mit einer einnehmenden und irgendwann auch sehr traurigen Atmosphäre machen den Film zu etwas ganz Besonderem. Gere spielt wirklich großartig neben dem weiteren "Hauptdarsteller", die Chemie zwischen ihnen ist perfekt und man wünscht sich so sehr, dass die beiden bis in alle Ewigkeit zusammenbleiben, jedoch macht ihnen der Tod einen Strich durch die Rechnung.
Der Moment, *kleiner Spoiler*: als Wilson's Witwe nach Jahren wieder am Bahnhof vorbeikommt und dort Hachi auf ihren toten Mann wartend vorfindet, bricht bei mir immer alle Dämme ein und ich schluchze nur noch leise vor mich hin. In "Hachi" passiert eigentlich nicht wirklich viel, aber das, was passiert, bahnt sich leise einen Weg in die menschliche Seele und verweilt auch dort. Der kleine und auch der erwachsene Hachi mit seinen wissenden, klugen, treuen und freundlichen Augen und dem süßen Gesicht sehe ich sehr oft vor mir und der Film gibt einem -trotz seiner Traurigkeit- eine grenzenlose Hoffnung und Liebe, Zuversicht und ein ungemein gutes Gefühl, die es in dieser kaputten Welt einfach braucht.
Ich brauche "Hachi" in gewissen Abständen sehr und heutzutage noch ein bisschen mehr...
Neuengland, 1630. Der streng religiöse William (Ralph Ineson, "Game of Thrones", "Guardians of the Galaxy", "Chernobyl", "The Creator", "Kingsman: The Secret Service", "Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2") wird mit seiner ebenso religiösen Familie aus seiner Gemeinde verstoßen. Sie müssen mit Sack und Pack alles hinter sich lassen und irgendwo im Nirgendwo ein neues Leben beginnen. Schließlich finden sie einen passenden Platz in der Nähe eines riesigen Waldes, wo sie ihr neues Heim erschaffen. Nachdem der kleine Sam eines Tages spurlos verschwindet, ist nichts mehr so wie vorher. Dies bekommt vor allem die älteste Tochter Thomasin (großartig: Anya Taylor-Joy, "Split", "Glass", "Last Night in Soho", "The Menu", "Amsterdam") ab, die bald die Abneigung ihrer Eltern und Geschwister zu spüren bekommt, die glauben, dass Thomasin einen Pakt mit Hexen eingegangen ist...
Robert Eggers' Streifen "The VVitch - A New-England Folktale" stellt die Reformbewegung des Puritanismus von damals als genau das dar, was es war: ein menschen- und vor allem -frauenfeindliches, religionsfanatisches und absolut devotes System, das die natürlichen Belange des Individuums sträflich vernachlässigt und dafür den Glauben an Gott als das oberste Gebot über alles stellt. Taylor-Joy spielt die brave, gehorsame und fromme Tochter bis zu einem gewissen Punkt, ab diesem Punkt wird ihr allerdings klar, dass ihre Familie verloren ist und sie endlich aus diesem unwürdigen System ausbrechen muss.
Der Film lebt von seiner morbiden, düsteren Atmosphäre, die durch den finsteren, unheimlichen und dennoch faszinierenden Wald noch verstärkt wird. Das harte Leben in dieser widrigen Umgebung wird selten durch schöne und harmonische Momente unterbrochen und William als Familienoberhaupt wird des öfteren auf harte Proben gestellt, seine Frau Katherine (Kate Dickie, "Prometheus", "Peaky Blinders", "Star Wars: The Last Jedi") jedoch verliert bald ihren Verstand. Die mysteriöse Präsenz, die in dem Wald haust, verkörpert hier noch nicht mal so sehr das pure Grauen, sondern die schleichenden, subtilen Veränderungen, die sich in der Familie abzeichnen und vor allen Dingen Thomasin betreffen. Die schon regelrecht entnervend ruhige Inszenierung wird durch einen gruseligen, aber wohl dosierten Soundtrack begleitet und obwohl manche Tage an diesem Ort hell, harmlos und freundlich erscheinen, sind sie von Dunkelheit durchdrungen, die man nicht benennen kann.
Auch das Setting, die Kostüme und das originalgetreue Abbild dieser vergangenen Epoche mit seinem unsäglichen und unerträglichen Fanatismus tragen zu dem niederdrückenden Gesamtbild dieses Films bei. Visuell absolut überzeugend und mit deprimierenden, erschütternden und sehr traurigen Elementen versehen, punktet "The VVitch" hier nicht nur als Horrorfilm, sondern auch als anspruchsvolles Drama, das nachdenklich stimmt. Das damalige Frauenbild wird reduziert auf eine stets folgende Hofmagd ohne eigenen Willen, die harte Arbeit im und um das Haus herum zu verrichten hat und die man auch schon mal als Dienerin in fremden Häusern anpreist (in diesem Fall Thomasin). Auch wenn William seine Tochter und auch seine Frau fair behandelt, hat man/Frau ihm stets zu gehorchen.
Mit psychologischer Raffinesse wickelt "The VVitch" den Zuschauer/die Zuschauerin langsam und gekonnt um den Finger und führt sie in eine fast fremd anmutende Welt ein, in der man überhaupt nicht gerne zu Hause sein möchte. Das Unerklärliche nimmt immer mehr Formen an und bringt die gesamte Familie an den Rand des Wahnsinns. Dies wird in dem Streifen hervorragend dargestellt und die diffuse Angst vor Hexen und dem Teufel ist hier schon fast körperlich spürbar und wird durch Bigotterie eingedämmt und verzweifelt in Schach gehalten.
Dass der Film bei sehr vielen nicht so gut an- bzw. wegkommt und als langweilig angesehen wird, liegt wohl auch an den langsam und behäbig anmutenden Szenen, die sich wegen ihrer eindringlichen Intensität aber trotzdem ins Gehirn einbrennen. Taylor-Joy's Gesicht in Close-ups mit ihren riesigen Augen drückt mehr aus als manche überbewerteten Dialoge. Diese braucht "The VVitch" auch nicht. Für mich ist er ein Film, bei dem der Horror -in Verbindung mit dem Mysterium der Hexe- von innen heraus wächst und Bilder im Kopf entstehen lässt, die Gänsehaut erzeugen und die man unbedingt wieder schnell vergessen will.
In der Rolle des älteren Bruders Caleb überzeugt Harvey Scrimshaw.
Ausgezeichnet, mit hervorragenden Darstellern und mit einem *kleiner Spoiler*: total passenden Ende versehen!
"Beautiful Boy" erzählt die wahre Geschichte von Nic Sheff, basierend zur Hälfte auf den Memoiren seines Vaters David, die andere Hälfte ist von Nic.
Dieser wird in jungen Jahren süchtig nach Methamphetamin, was nicht nur Nic (Timothée Chalamet), sondern auch seine Familie nach und nach in den Abgrund zieht. Obwohl er liebevoll von Vater David (Steve Carell), Mutter (Amy Ryan), Stiefmutter (Maura Tierney) und seinen beiden kleinen Halbgeschwistern immer wieder aufgefangen wird, schafft es Nic nicht, von der Sucht loszukommen. Viele Entzüge, immer wieder Kliniken, verzweifeltes Hoffen und Bangen und Rückfälle bestimmen Nic's Leben, das aus dem sympathischen jungen Mann irgendwann ein Wrack werden lässt. Die Hoffnung, dass Nic wieder clean wird, hat auch David, der alles tut, um seinem Sohn zu helfen, letztendlich aber einsieht, dass seine Hilfe trotz aller Bemühungen umsonst zu sein scheint und zu scheitern droht. Auch Nic's Freundin Lauren (Kaitlyn Dever) ist drauf und ist für Nic keine Unterstützung...
Felix Van Groeningen's ("The Broken Circle") intensiver Streifen ist sein erster, in den USA gedrehter und produzierter Spielfilm. "Beautiful Boy" nimmt einen emotional total mit, was vor allem an den großartigen Darstellern liegt, Carell und Chalamet spielen ihre Rollen genial und die zumeist durch einen vielseitigen Soundtrack untermalte Inszenierung versucht, mit hellen, ästhetischen und freundlichen Bildern einer durch Meer, verwunschenen Landschaften mit grünen Wiesen und traumhaft schönen Bäumen die trostlose und bittere Handlung aufzulockern. Der Kontrast zwischen diesen beiden Welten ist umso trauriger, je mehr man den Niedergang von Nic beobachten muss. Der Film erhebt nicht den moralischen, allwissenden Zeigefinger und ist sehr ehrlich. Dass Drogen furchtbar sind, muss man nicht unbedingt mit schrecklichen Szenen untermauern, dies spart der Film fast zur Gänze aus. Dafür geht er ziemlich an die Nieren und die Atmosphäre schwankt zwischen Helligkeit und Düsternis, hell sind die farbenfrohe Umgebung, tolle Aufnahmen von San Francisco und der Golden Gate Bridge bis hin zur abgewrackten, dunklen Toilette, in der man sich einen Schuss setzt. In Rückblenden sieht man den kleinen Nic, der in einer halbwegs intakten Familie aufwächst, obwohl seine Eltern geschieden sind. Die Story ist in ihrer Intensität sehr kraftvoll, das Leid bleibt nicht im Verborgenen, sondern wird sichtbar und die inneren Kämpfe -sowohl die von Nic als auch die seiner Eltern, und hier besonders seines Vaters- sind nicht nur psychisch sondern auch fast schon körperlich spürbar. "Beautiful Boy" ist durch seine vielen Zeitsprünge sehr vielschichtig, die verschiedenen Ebenen irritieren aber nicht. Man sieht die Dinge sowohl aus Sicht des Vaters als auch der des Sohnes, erfährt aber nicht viel von Nic's Motivation, Drogen zu konsumieren. Der Film ist eine einzige große Gefühlslage, die zwischen großem Glück, unsagbarer Verzweiflung, tiefster Verlustängste, Schmerz, Wut und deprimierter Hoffnungslosigkeit hin- und herspringt.
Der Titel des Streifens ist ein Song von John Lennon, der für Vater und Sohn gleichermaßen viel bedeutet.
"Beautiful Boy" ist ein sehr eindringlicher Film, der die Drogensucht relativ nüchtern und ohne Übertreibungen einfängt. Carell's Eintauchen in die Vergangenheit zeugt von seiner Sehnsucht nach dem Nic, wie er einst gewesen ist, was das ganze noch schlimmer macht.
Der überaus schöne Soundtrack ist hier auch noch besonders hervorzuheben. Dabei sind u.a. Neil Young, Nirvana, Tim Buckley (Vater von Jeff), Sigur Rós, John Coltrane, Aphex Twin, David Bowie, Massive Attack, Mogwai und sogar Pavlov's Dog, die ich schon ewig nicht mehr gehört habe.
Sehr empfehlenswert und ausgezeichnet!
https://www.youtube.com/watch?v=YnRIt5whE0Y Pavlov's Dog/Of Once and Future Kings
Wenn man Mike Flanagan's Netflix-Serie "The Fall of the House of Usher" unter der Drama-Prämisse betrachtet, ist die Serie richtig gut geraten. Wenn man dann aber auf den Grusel-/Horrorfaktor schaut, muss man einige Abstriche machen und für manche wird sie wohl enttäuschend sein.
Die 8 Folgen beinhalten jeweils den Titel von Edgar Allan Poe's berühmten Geschichten und Erzählungen, z.B. "The Raven", "The Masque of the Red Death", The Goldbug", "The Murders in the Rue Morgue", sogar das berühmte Fass (bzw. eine Flasche davon) Amontillado, etc. und bringen den Gesamtkontext vom House Usher in diesen unter. Alles ist in die Gegenwart versetzt, aber es gibt enorme Zeitsprünge vor und zurück. Das hat Flanagan wieder -wie auch schon in z.B. "The Haunting of Hill House" ("Spuk in Hill House") mit einem genialen Setting klasse in Szene gesetzt. Wie schon oben erwähnt, gefiel mir die Serie vor allem als anspruchsvolles, überlanges Drama, aber (leider) weniger als unheimliche Horrorversion, deswegen bleibt die Spannung etwas auf der Strecke. Das, was hier auf mp so rumgeistert à la "verstörend und angsteinflößend" stimmt nur zum Teil.
Schauspierisch und atmosphärisch punktet "TFotHoU" jedoch, hat eine großartige Bildsprache, einen hervorragenden Soundtrack aus den 80igern bis hin in die Gegenwart und bietet doch hin und wieder einige Jump-Scare-Momente vom Feinsten, die mal mehr und mal weniger gut gelungen sind. Düster ist das Ganze auf jeden Fall und ein paar derbe Szenen sind ebenfalls untergebracht. Carla Gugino spielt brilliant eine recht obskure, mysteriöse und merkwürdige Frau, die in allen Folgen eine enorm große Rolle spielt. Bruce Greenwood ("I, Robot", "Star Trek Into Darkness", "Doctor Sleep", "Flight", "The Place Beyond the Pines") als Roderick Usher stellt den skrupellosen Firmenchef von Fortunato dar, deren Geschäftsgebahren alles andere als ehrenwert ist. Poe's dunkle (Schriftsteller-)Seite kommt aber in allen Folgen sehr gut zur Geltung und die ganzen Anspielungen, Motive und Namen seiner Stories sind überaus passend platziert. Man müsste vielleicht schon hin und wieder was von Poe gelesen haben, um alles das zu verstehen, was mit seinen Werken in den Folgen zu tun hat. Aber zwingend notwendig ist es nicht, man kann die Serie auch ohne Poe-Kenntnisse ganz gut anschauen. Ich für meinen Teil hätte es gerne etwas gruseliger gehabt, aber die guten Darsteller und auch die Handlung an sich waren in Ordnung. Bis auf Henry Thomas (unvergessen als kleiner Elliott aus "E.T.") als Frederick Usher haben die alle recht authentisch und überzeugend ihre Rollen gespielt, Thomas ist m.E. kein überragender Schauspieler, seine Mimik wirkt immer etwas albern. Vielleicht kann er nichts dafür. :-D
Ich muss Flanagan zugute halten, dass er Poe's Gesamt-Inhalt von "The Fall of the House of Usher" nicht übermäßig verschandelt und verändert hat und das Original in den 8 Folgen immer noch gut zu erkennen ist.
In weiteren Nebenrollen, u.a.: Mary McDonell ("Independence Day", "Scream 4", "Donnie Darko", "Dances With Wolves") als Madeline Usher, Mark Hamill (Luke Skywalker) als Arthur Pym, Willa Fitzgerald ("Scream") als junge Madeline, Carl Lumbly als C. Auguste Dupin ("A Cure for Wellness", "Escape from Alcatraz", "Men of Honor"), Kate Siegel ("Still") als Camille L'Espanaye und Nicolas Lea ("Akte X") als Richter Neal.
Sehenswert, obwohl sehr dialoglastig, kommt aber bei weitem nicht an "Spuk in Hill House" heran.
"Reptile" von Grant Singer erzielt seine Spannung hauptsächlich aus der ruhig beginnenden, aber dann immer gefährlicher werdenden Atmosphäre. Cop Nichols (großartig: Benicio del Toro) untersucht ein brutales Verbrechen, bei dem eine junge Maklerin erstochen wurde. Die Hintergründe der Tat bleiben lange im Dunkeln. Nichols jedoch kommt einem perfiden Unterfangen auf die Spur, das seine bisherige Polizeiarbeit gehörig in Frage stellt. Die Personen in seinem Umfeld kommen ihm mit der Zeit immer fragwürdiger vor und der Freund der Getöteten, Will Grady (Justin Timberlake) ist auch nicht der, der er vorgibt, zu sein.
Die -zu Anfang- gemächlich anmutende Handlung verwandelt sich im Laufe der Story in einen Strudel aus menschlichen Abgründen, falscher Freundschaft und Fährten. Der atmosphärisch ungeheuer dichte Kriminalfilm/Thriller bietet ein gefährliches Katz- und Maus-Spiel, bei dem irgendwann die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Nichols' Wahrnehmungen werden zunehmend unsicherer und er weiß schließlich nicht mehr, wem er eigentlich noch vertrauen kann. Die einzige, die in seinem Leben noch eine sichere Konstante ist, ist seine Ehefrau Julie (schön, sie mal wieder zu sehen: Alicia Silverstone). Was die weitergehenden Ermittlungen dann ans Tageslicht bringen, erschüttert Nichols bis ins Mark.
Mit gut herausgearbeiteten Film-Noir-Anleihen überzeut "Reptile" wohltuend und der Who-Donit-Effekt kommt am Schluss nicht unbedingt ganz überraschend, jedoch ist der Streifen handwerklich hervorragend gemacht. Dass der Film "Reptile" heißt, ist mehrdeutig zu verstehen und wird *kleiner Spoiler*: ganz am Ende offensichtlich. Del Toro spielt genial den zweifelnden und auch verzweifelten Cop, der aber immer stoisch die Ruhe behält. Timberlake bleibt dagegen etwas blass, aber er versucht, das Beste aus seiner ambivalenten Rolle herauszuholen. In einer weiteren Nebenrolle sieht man auch mal wieder Eric Bogosian. Leider hat Matilda Lutz als Mordopfer Summer Elswick nur eine kurze Screentime.
"Reptile" ist ein gemeiner, intensiver und ebenso böser Film, den man sich wirklich sehr gut anschauen kann. Sehenswert!
Budenzauber à la Julius Avery.
Der ranghöchste Exorzist des Vatikan, Pater Gabriele Amorth (Russell Crowe) wird nach Spanien (Kastilien) entsandt, um dort einen besessenen Jungen zu heilen. Gesagt, getan, Amorth macht sich, kaum in Spanien angekommen, mit seinem Töfftöff auf den Weg zu einem gruseligen Anwesen, beruhigt dort erst mal Mutter Julia (Alex Essoe) und Schwester Amy (Laurel Marsden) des Besessenen und versucht, mit Hilfe des jungen Priesters Tomás (Daniel Zovatto) den Dämon aus Henry (Peter DeSouza-Feighoney) auszutreiben. Was er in der Umgebung des düsteren Anwesens noch so grausliges findet, lässt Amorth's Kreislauf in die Höhe treiben...
"The Pope's Exorcist" beruht angeblich auf den wahren Niederschriften des realen Gabriele Amorth, der von 1986 bis 2000 als offizieller Exorzist des Bistums Rom arbeitete.
Julius Avery serviert die altbekannten Zutaten eines Exorzistenhorrorfilms, die man schon ca. 1.000x gesehen hat. Also gibt es nichts weltbewegend Neues in diesem Streifen. Was ihn in meinen Augen etwas über den Durchschnitt hebt, ist das Schauspiel von Crowe, der (ziemlich auseinandergegangen) wie eine Urgewalt daherkommt. Kauzig, entschlossen und mit einem derben Humor ausgestattet, waltet er seines Amtes. Wenn er auf seinem Roller durch die Gegend fährt, weiß man schon, dass dies ein Mann der Tat ist. Habe den Film in der deutschen Synchro gesehen und fand die Stimmen von Mutter und Schwester von Henry unter aller Kanone. Die hörten sich blechern und unnatürlich an, wohingegen die männlichen Synchronsprecher ihre Arbeit gut gemacht haben. Die Figuren agierten zwar stereotyp, aber die Effekte waren ganz okay.
In einer Nebenrolle als Papst ist Franco Nero zu sehen.
Kann man -hauptsächlich- wegen dem bärbeißigen Crowe ganz gut schauen. Die Atmo ist auch gelungen, deswegen sieht man über die mäßige Story ein wenig hinweg. Aber nichts geht über Friedkin's "The Exorcist" mit Blair, Burstyn und von Sydow.
Fazit: ganz gut.
Der undurchsichtige, stinkreiche Verleger und Büchersammler Boris Balkan (Frank Langella) beauftragt den Antiquar Dean Corso (Johnny Depp) damit, verbleibende Exemplare des sich in Balkan's Besitz befindlichen legendären Buchs "Die Neun Pforten" aufzuspüren. Von diesem Werk existieren weltweit nur noch drei Exemplare, die allesamt in Privatbesitz sind. Zwei davon sind Fälschungen, nur eines ist authentisch. Corso soll die beiden anderen Exemplare in Portugal und Frankreich überprüfen, mit Balkan's Exemplar vergleichen und herausfinden, welches nun das Original ist. Der knurrige und nach außen hin unbeteiligt wirkende Corso begibt sich auf die Reise und gerät in einen mysteriösen Strudel aus Okkultismus, Kriminalität und Geheimbünden, die sein vorheriges Weltbild gehörig ins Wanken bringen. Auf seinem Trip lernt er eine seltsame junge Frau (Polanski's Ehefrau Emmanuelle Seigner) kennen, die genauso viel Interesse an Balkan und seinen Büchern hegt, wie er selbst. Was diese allerdings genau im Schilde führt, ist auf den ersten Blick nicht zu durchschauen. Trotzdem hilft sie Corso, aus brenzligen Situationen herauszukommen. Sie ist da und dann auch wieder doch nicht...
Roman Polanski's Mysterythriller "Die neun Pforten" (The Ninth Gate) nach dem Roman "Der Club Dumas" von Arturo Pérez-Reverte hat eine eher ruhige, jedoch auch spannende und merkwürdige Atmosphäre, die sich aus der immerwährenden, meist okkult angehauchten Story ergibt. Das gefährliche Buch, nach dem Corso fahndet, bzw. seine 2 übriggebliebenen Exemplare bringen den jungen "Bücherdetektiv" in arge Bedrängnis. Der geldgeile Corso merkt nicht, wie er von dem älteren Balkan zu einer Marionette degradiert wird, die nur seinen mehr als obskuren und zwielichtigen Zwecken dienlich ist. Auf seiner Reise trifft Corso auf Personen, die sich mit den Pforten auskennen und ihm behilflich sind, leider wird diese Hilfe für viele von ihnen eine Reise ohne Wiederkehr. Die unheilvollen Mächte, mit denen Corso konfrontiert wird, lassen ihn nicht mehr aus ihren Fängen.
Polanski versteht es meisterhaft, in diesem Streifen die Mystifizierung des Bösen als eine faszinierende Tour de Force in eine dunkle Welt zu inszenieren, die ein mächtiges Eigenleben führt und die dazu dient, Satan höchstselbst "anzurufen" und ihm zu huldigen. Viel Symbolik gibt es in diesem Film, die die Hölle und alles, was damit zusammenhängt, in eine unangenehme Subtilität hineinmanövriert, das Ganze sogar zuerst ziemlich unauffällig und harmlos darstellt, aber nur so lange, bis Corso dahinterblickt. Natürlich wird hier auch die Faszination für alte Bücher lustvoll zelebriert.
Der selbstironische Antiquar begibt sich sodann hinab in den Schlund, den man gemeinhin manchmal als Limbus bezeichnet. Der wunderbar passende Soundtrack erinnert in seinen melodiösen Komponenten schon ein wenig an eine ganz andere Welt, die sich mühsam, aber sicher, an die Oberfläche kämpft, um dort für längere Zeit zu verweilen.
"Die neun Pforten" punktet zusätzlich mit wunderschönen Schauplätzen wie z.B. Frankreich, nicht nur Paris hat hier eine Rolle, sondern auch andere malerische Landschaften, die zur mysteriösen Handlung ihren Teil beitragen.
In weiteren Nebenrollen: die großartige Lena Olin und James Russo.
Auch heute noch sehenswert.
Der Unfalltod ihrer Tochter verschlägt Laura und John Baxter (brilliant: Julie Christie und Donald Sutherland) von England nach Venedig, wo beide -jeder auf seine eigene Art die Trauer verarbeitend- einen Neuanfang suchen. Unheimliche, mysteriöse Vorkommnisse ereignen sich in dieser von einer morbiden und dunklen Stimmung eingewobenen Stadt, die gleichzeitig anziehend und furchteinflößend anmutet. Der wunderbare Soundtrack unterstreicht die unheilschwangere Atmosphäre, die sich von Anfang bis Ende durch diesen Streifen zieht. Die Begegnung der beiden mit zwei älteren Schwestern aus Schottland ist für Laura eine Offenbarung, da eine von ihnen das zweite Gesicht besitzt und behauptet, ihre tote Tochter Christine "gesehen" zu haben. Ihr Mann hält das für Hirngespinste. Immer mehr verlieren sich die Eheleute in ihrer ganz eigenen Wahrnehmung der Dinge. Venedig wird für John mehr und mehr zu einer nicht zu (be)greifenden Gefahr, während Laura sich an den Aussagen der Schwestern festklammert, die für sie zur Obsession werden. Die Stadt wird aber am Ende für beide zu einem ausweglosen Ort.
Der Film "Don't Look now" (wobei der dtsche Titel "Wenn die Gondeln Trauer tragen" mir ein wenig besser gefällt) ist eine Symbiose aus Schönheit, Anmut, Traurigkeit, Neuanfang, Sehnsucht und seelischer Qual, er ist voller Symbolik, Andeutungen und Metaphern. Die Lagunenstadt mit ihren Kanälen und der wundervollen Architektur mutet in manchen Szenen schon mystisch an.
"Don't Look now" zeigt eine sehr legendäre, aufrichtige und natürliche Sexszene zwischen Sutherland und Christie, die wegen ihrer realitätsnahen Inszenierung nicht nur sehr erotisch wirkt, sondern auch einen hohen emotionalen, wehmütigen und hoffnungsvollen Stellenwert für die verzweifelten Eheleute darstellt. Schon alleine diese Szene sagt mehr als tausend Worte.
Nicolas Roeg's mysteriöser und unheimlicher Streifen von 1973 nach Daphne du Maurier's Erzählung ist ein höchst verstörendes Meisterwerk, das auch heute noch fasziniert.
Baz Luhrmann ist mit "Moulin Rouge" ein faszinierender, opulenter und mitunter wahnsinnig übertriebener und leidenschaftlicher Bilderrausch gelungen, der mit seinen beiden singenden Hauptdarstellern Nicole Kidman und Ewan McGregor zusätzlich punkten kann. Die Mischung aus Musical und Drama funktioniert hier ganz gut. Das quietschbunte Ambiente des Paris im Jahre 1900 um den Künstler Toulouse-Lautrec (John Leguizamo) und das weltberühmte Varieté entführt den Zuschauer, in diesem Fall eher Zuhörer, in eine schon hektisch anmutende Welt, die mit bekannten Liedern aus einer fernen Zukunft, wie z.B. Nirvana's "Smells like Teen Spirit" oder David Bowie's "Diamond Dogs" untermalt wird. Dies gelingt oft in fast schon genialer Art und Weise, aber manchmal klingen diese Stücke wie aus einer anderen Welt.
Dieses Musical oder auch Drama ist schwierig zu beurteilen, da es eigentlich fast nur in den Kategorien "Gut" oder "Schlecht" bewertet werden kann. Der geneigte Musikfan wird sich ob der hier zu Ohren gebrachten Darbietungen das eine oder andere Mal fragen, in was er da eigentlich hineingeraten ist, aber nach weitergehender Betrachtung wie gebannt dem doch einnehmenden Zauber dieses selbstironischen Werkes bis zum Schluss beiwohnen. Kitsch, grellbunte Farben, Musik und große Gefühle haben in "Moulin Rouge" absolute Priorität und das oft übertriebene "Gehabe" der Protagonisten ist hier Mittel zum Zweck. Die Story oder viel mehr dramatische Liebesgeschichte wird daher zum Nebenschauplatz. Ich mag "Moulin Rouge".
(Kann übrigens den hervorragenden Kommentar zu diesem Streifen von TommyBarin empfehlen. Absolut genial.)
https://www.youtube.com/watch?v=CRs0x4qRDoI (Moulin Rouge OST - Children of the Revolution)
Was "Preacher" auf keinen Fall ist: konventionell, langatmig und Mainstream.
Der originelle und wilde Genre-Mix aus Mystery, Horror, Thriller, Roadmovie, Action, Drama und Comedy macht diese absolut geile Serie zu einem Highlight in der Serienlandschaft.
Der nicht ganz so christliche und zweifelnde Priester/Prediger (Preacher) Jesse Custer (klasse: Dominic Cooper) hat eine kriminelle Vergangenheit und ist auf der Suche nach Gott. Hilfe erfährt er dabei von seiner Ex-Freundin Tulip (Ruth Negga, "World War Z"), dem irischen Vampir Cassidy (Joseph Gilgun) und 'Genesis' (O-Ton Cassidy: 'Ist das die beschissene Band?'). Die Odyssee des Trios (Quartetts??) hinterlässt so manches Opfer, irdischer wie auch überirdischer Natur, ganze Orte werden plattgemacht und Kirche und Religion dermaßen durch den Kakao gezogen, dass es eine wahre Freude ist. Die Serie ist ganz nach meinem Geschmack. Sie ist durchzogen von einem zynischen, derben Humor, strotzt nur so vor Sarkasmus und Ironie, hält viele unangenehme Wahrheiten bereit und geizt nicht mit Gewalt- und Splatterszenen. Dabei überwiegt in den gesamten Folgen (1. Staffel) der geniale, brachiale, bisweilen rabenschwarze und grenzwertige Humor. Im Tarantino-Style präsentiert sich hier die Handlung, die Seth Rogen brilliant inszeniert hat. Man merkt hier auch in jeder Folge, dass er seine Hand mit im Spiel hatte. Düsternis und Ernst wechseln sich ab mit absolut lustigen Szenen, bei denen man nur so losprusten muss, durchzogen ist das ganze mit einer seltsam wechselnden Atmosphäre und auch wechselnden Zeitebenen in tiefste und schwärzeste Vergangenheit, die man erst im Nachhinein begreift, die aber für das Gesamtverständnis unbedingt wichtig sind.
Die Serie basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von Garth Ennis und Zeichner Steve Dillon, die Idee zur Serie stammt von Seth Rogen, Evan Goldberg und Sam Catlin, Regie führte Garth Ennis . Auch der Soundtrack ist passend ausgewählt, viel Country, aber auch großartige Rocksongs werden hier präsentiert, von Johnny Cash und Willie Nelson über Black Rebel Motorcycle Club bis hin zu den Stones, George Harrison und den Dexys Midnight Runners (Come On Eileen), um nur einige zu nennen.
Was hier an (bitterbösen) und abgefahrenen Situationen und skurrilen Absurditäten geboten wird, kann man schon fast als kultig und Twin-Peaks/Monty Python-ähnlich bezeichnen. Viele Anspielungen auf Kultfilme gibt's dementsprechend dann auch wie z.B. Pulp Fiction, The Big Lebowski ('Long live the Dude'), Lord of the Rings, etc.
Apropos skurril, abgefahren und absurd: In einer Szene läuft im Hintergrund ein TV-Gerät, dort wird berichtet: Tom Cruise is dead. Er explodierte während einer Scientology-Veranstaltung vor laufender Kamera. Ich musste so dermaßen laut loslachen, dass ich mich beinahe verschluckte.
In der Serie wimmelt es nur so von äußerst bekloppten, merkwürdigen Kreaturen wie "gefallenen" Engeln, die sich auf der Reise in die Hölle ziemlich dämlich anstellen, sympathischen Vampiren und Dämonen, die nach ihrem gewaltsamen Tod sofort wieder auferstehen und so weiter und so fort... Hier ist besonders Eugene (Ian Colletti) zu nennen, der ein "Arschlochgesicht" sein eigen nennt.
... Und was macht eigentlich ein methan-getränkter Monstersumpf unter dem texanischen Ort Annville??? Fragen über Fragen ...
Bin einfach nur begeistert von "Preacher" und ziehe mir jetzt die 2. Staffel rein, wobei schon die ersten 2 Folgen ebenso genial sind. In anderen Nebenrollen: u.a. Jackie Earle Haley und Noah Taylor ("Almost Famous", "Submarine", "Shine", "Edge of Tomorrow", "Peaky Blinders"). Zu sehen zur Zeit auf Netflix.
'Apocalypse is coming...'
https://www.youtube.com/watch?v=60ucKFdNv-I (Rolling Stones/Let It Bleed)
Der unscheinbare 15jährige William (genial: Patrick Fugit), angefixt durch die LP's seiner Schwester (Zooey Deschanel), kommt im Jahr 1973 in den Genuss, als Freizeitmusikjounalist mit der aufstrebenden Rockband Stillwater auf Tour zu gehen und einen Artikel über sie zu schreiben, der im "Rolling Stone" erscheinen soll. Schützenhilfe erfährt er dabei von dem renommierten Journalisten Lester Bangs (Philip Seymour Hoffman). Die Fahrt im Tourbus durch mehrere US-Bundesstaaten und das Leben "on the road" hält für William so manche Überraschungen bereit, die er im Vorfeld überhaupt nicht vorhergesehen hat. Nebenbei verliebt er sich unsterblich in das Groupie Penny Lane (Kate Hudson), das ständig mit von der Partie ist. Diese jedoch hat nur Augen für den Leadgitarristen Russell (Billy Crudup)...
Cameron Crowe's stark autobiographischer und sehr persönlicher Streifen "Almost Famous" ist eine Abrechnung mit dem naiv romantisch verklärten Musikerleben, das in Wirklichkeit knallhartes Business ist, welches für zwischenmenschliche Gefühle und Beziehungen nur wenig Zeit und Raum bietet. Im Laufe der Zeit entwickeln sich zwischen den Bandmitgliedern Streitereien, die William voll mitbekommt und die zu Irritationen führt.
Was letztendlich übrig bleibt, ist ziemlich ernüchternd und wirft so manchen Zeitgenossen auf den Boden der Tatsachen zurück. Die -zugegebenermaßen oft genauso verklärte und manchmal verlogene Hippie-Ära- wurde im Jahre 1973 schon längst zu Grabe getragen und machte Platz für einen pseudo-liberalen Zeitgeist, der durch eine verschwommene, ambivalente und angeblich wunderschöne Scheinwelt ersetzt wurde. Diese Atmosphäre hat Crowe sehr aufrichtig und ohne allzu große Gefühlsduselei inszeniert und auf die Leinwand gebracht. Die zerplatzten Träume vieler verwandelte sich in eine Euphorie, die sich in fanatischem Hinterherjagen vermeintlicher Idole Bahn brach und so manchen als Verlierer zurückließ. Dies bekommt dann auch Penny Lane schmerzhaft am eigenen Leibe zu spüren. Sie steht stellvertretend für die Loser, die ihre Träume dahinschwinden sahen. Die Musiker nahmen die Groupies natürlich nur als schmückendes Beiwerk wahr, das man nach Lust und Laune ausnutzen konnte und die zumeist weibliche Anhängerschaft ließ dies auch nur zu gerne mit sich machen. Konservative Elternhäuser und Zwänge trieben sie damals aus ihrem Umfeld.
"Almost Famous" beschreibt auf höchst präzise Weise den Abgesang auf diese Zeit, garniert dies mit einem fantastischen Soundtrack (u.a. The Who, Lynyrd Skynyrd, Elton John, Yes, David Bowie, Allman Brothers, Fleetwood Mac, Black Sabbath, Todd Rundgren, ganz viel Led Zeppelin, Steely Dan, The Guess Who, Neil Young and Crazy Horse, MC5, Free, The Stooges, Joni Mitchell, Jethro Tull (von denen leider einige nicht auf dem Soundtrack zu finden sind) und natürlich Stillwater).
Dass in dieser Zeit nicht alles Gold war, was glänzte, wird in dem Film überdeutlich. Freude und Traurigkeit liegen hier dicht beieinander und sorgen beim (älteren) Zuschauer für ein Déjà-Vu, das er längst vergessen zu haben glaubte. Die Story ist gleichzeitig melancholisch, humorvoll und ernst und die Aufnahmen der Gigs sind hervorragend dargestellt. Als Platzhalter für die Ängste vieler konservativer Eltern der damaligen Zeit spielt hier Frances McDormand als William's überbesorgte, aber herzliche Mutter großartig auf.
Sex and Drugs and Rock'n'Roll ist hier nicht nur ein Klischée. Auf Gefühlen wird herumgetrampelt und es gibt mehr Schein als Sein. Hinter die Kulissen blickten nur die wenigsten und somit blieb ein "positives" Gesamtbild übrig, das einfach nicht der Realität entsprach.
In weiteren Nebenrollen: Jason Lee als Sänger Jeff, Anna Paquin als Polexia, Fairuza Balk als Saphire und Jimmy Fallon.
Mitproduziert wurde "Almost Famous" übrigens von Peter Frampton.
Äußerst sehens- und natürlich auch hörenswert und von daher einer meiner All-time-faves!
'Don't take drugs...'
https://www.youtube.com/watch?v=57Lz92Tir8o (Led Zeppelin/The Rain Song)
https://www.youtube.com/watch?v=4dPRGfGmCmU (Steely Dan/Reelin' in the Years)
David Fincher's "Zodiac" über den mysteriösen Serienmörder, der zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 in der Nähe von San Francisco fünf Menschen ermordete, ist sowohl Kriminalfilm als auch ein psychologisch raffiniertes Drama, das unter die Haut geht.
Der publicitysüchtige Killer, der sich selbst "Zodiac" nennt, führte die Polizei damals an der Nase herum, schickte handgeschriebene Briefe mit Codes an den SF Chronicle und andere Zeitungen und machte auch vor Anrufen an die Reporter und Polizisten nicht halt. Der Karikaturist des Chronicle, Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) bringt sich dermaßen in diesen Fall ein, dass seine 2. Ehe daran zu scheitern droht. Die Obsession, den Mörder mit Hilfe des Cops Toschi (Mark Ruffalo) und des Journalisten Paul Avery (Robert Downy Jr.) zur Strecke zu bringen, lässt Graysmith nicht mehr los und wird zu seiner dringlichsten Lebensaufgabe...
Arthur Leigh "Lee" Allen (John Carroll Lynch) erweist sich damals als dringend tatverdächtig, jedoch reichen die Indizien nicht aus, um ihn zu verhaften. Mehrere Jahre vergehen, die Polizei hat den Fall schon längst zu den Akten gelegt, jedoch nicht mit der Hartnäckigkeit von Graysmith gerechnet, der weiterhin nach Beweisen gegen Allen sucht.
Fincher beweist hier ein gutes Händchen für die Aufarbeitung der damaligen Ereignisse, legt sein Augendmerk bewusst auf die Ermittler und hier besonders auf Graysmith, die an ihrer Verzweiflung, den Mörder nicht fassen zu können, langsam, aber sicher, zu zerbrechen drohen. Die Charakterzeichnung in diesem Streifen ist überaus präzise, legt die Gefühlswelt der Protagonisten zutage und lässt den Zuschauer an der akribischen Suche mit teilnehmen. Da die Forensik in dieser Zeit noch nicht so weit fortgeschritten war, wie sie das heute ist, wurden womöglich DNS-Spuren nicht registriert und man beschränkte sich auf Schriftproben, Alibis und Fingerabdrücke. Aber auch eine halbherzige Wiederaufnahme der Ermittlungen auf Betreiben von Graysmith konnte Allen nicht überführen.
Den damaligen Zeitgeist hat Fincher hier hervorragend inszeniert, ein toller Soundtrack begleitet diesen wahren Fall und die Darsteller sind klasse, besonders Gyllenhaal, Ruffalo und Downey Jr. spielen authentisch und nachvollziehbar. Downey Jr. stellt Avery als nach außen hin coolen Reporter dar, der aber mit seinem inneren Dämonen, der Alkoholsucht, zu kämpfen hat.
"Zodiac" verzichtet bewusst auf allzu viele Gewaltszenen, trotzdem ist der Streifen höchst spannend, was an den guten Darstellern, der wahren Handlung, der tollen Kameraarbeit und nicht zuletzt an der mysteriösen Atmosphäre liegt, die sich um das "Phantom" des Zodiac dreht, der bis zuletzt auch ein Phantom geblieben ist. Die zweieinhalb Stunden Laufzeit verfliegen wie im Nu und man ist -genauso wie die Protagonisten- frustriert über den Ausgang. Die Dialoglastigkeit im Film ist nicht, wie man vermuten könnte, stinklangweilig, sondern im höchsten Maße anspruchsvoll, fesselnd und wahnsinnig interessant.
In weiteren Nebenrollen: Brian Cox, Chloë Sevigny, Anthony Edwards, Elias Koteas, Clea DuVall und Dermot Mulroney.
Der Fall des "Zodiac" gilt bis heute als ungeklärt und ist wohl immer noch ein "Cold Case".
Prädikat: Ausgezeichnet.
"This is the Zodiac Speaking..."
"Blue Velvet" - ein Alptraum von David Lynch, der den braven Jeffrey (Kyle MacLachlan) in einen Strudel aus Sex, Perversion, Gewalt, Abhängigkeit und Ausweglosigkeit hineinzieht und seine bis dahin "heile" Welt aus den Angeln hebt. Der Grund heißt Dorothy Vallens (Isabella Rossellini), eine Nachtclubsängerin, die sich aus den Fängen des sadistischen Frank (Dennis Hopper) befreien möchte, um ihren entführten Sohn wiederzubekommen und der Jeffrey zusehends verfällt. Der verstörende morbide Film noir-Streifen ist in einer nervenzerrenden ruhigen Art gefilmt, und trotzdem zieht er alleine daraus seine beunruhigende Wirkung, die bis zum Schluss anhält. Auf seine eigene Art und Weise einzigartig, unheimlich und entrückt übt Blue Velvet eine seltsame Faszination auf den Zuschauer aus, er ist gleichzeitig betörend und abstoßend, manchmal auch regelrecht schön anzusehen, trotz aller Gewalt und subtilen Quälereien, die sich Dorothy und Jeffrey gefallen lassen (müssen), um am Ende zu ihren Zielen zu gelangen. Einzigartig ist hier auch die Atmosphäre, die ich so in noch keinem anderen Film wahrgenommen habe.
Am Anfang in grellen bunten Farben gehalten, mit blauem Himmel, grünen Wiesen und weißen Gartenzäunen, die eine Harmonie vorgaukeln, die in dieser Stadt und in den meisten Menschen, die in ihr leben, leider nicht mehr vorhanden ist, wird der Film zusehends düsterer. Die Protagonisten, ansonsten harmlos und bieder agierende Bürger verwandeln sich aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse in wehrhafte und vollkommen konträr handelnde Gestalten. Blue Velvet nimmt der späteren Kult-Serie Twin Peaks schon so einiges vorweg. Auch dort kann man in einer harmlos anmutenden Kleinstadt in die Abgründe der menschlichen Seele hinabtauchen, was absolut nicht angenehm anzuschauen ist und es letztendlich auch nicht sein soll.
Dass eine grüne Wiese unheimlicher sein kann, als der krasseste Horrorschocker, schafft auch nur "Blue Velvet".
Einer meiner All-Time-Favourites von Lynch.
Der in Ungnade gefallene und ein wenig desillusionierte Cop Joe "Deke" Deacon (Denzel Washington) tut sich mit dem jüngeren ehrgeizigen Polizeibeamten Jimmy Baxter (Rami Malek) zusammen, um gemeinsam einen Serienmörder zu jagen, der insgesamt 6 Frauen auf ähnliche Weise ermordet hat. Da diese Mordserie schon eine geraume Zeit beansprucht hat und der Killer bis dato unauffindbar ist, profitiert Baxter von dem erfahrenen und vom Job abgebrühten Deacon, der durch seine lange Polizeiarbeit über sehr viel mehr Gespür, Tricks und Hintergrundwissen verfügt als sein junger Kollege. Die beiden entwickeln langsam, aber sicher eine Obsession für den Fall, Deacon aus rein persönlichen Gründen, denn er hat in seiner Vergangenheit einen schlimmen Fehler begangen, Baxter verfolgt den Mörder aus rein geltungssüchtigen und ambitionierten Motiven, die ihn aber mehr und mehr von innen heraus aufzufressen drohen. Albert Sparma (Jared Leto) gerät schließlich in den Fokus der Ermittlungen und bringt beide Cops mächtig aus dem Konzept bzw. an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit...
John Lee Hancock's Thriller "The Little Things" ist ein ruhiger, aber sehr solider und intensiver Streifen, der sich sehr auf die Befindlichkeiten und die Beziehung der beiden Polizisten zueinander konzentriert. Je mehr die Ermittlungen fortdauern, desto größer werden die seelischen Probleme der Männer, die sich auf einmal nicht mehr aus dem Dunstkreis der dunklen Abgründe befreien können und jeder für sich zum Erfolg kommen wollen. Wie dieser Erfolg im Endeffekt dann aussieht, ist unerfreulich und eigentlich so nicht vorgesehen. Am Rande der Legalität schwebend robben sich Deke und Jimmy an den Killer heran und merken nicht einmal, dass sie sich immer mehr von der Realität und dem gesunden Menschenverstand entfernen.
Empfehlenswerter und trotz seiner Ruhe spannend inszenierter Film mit einer düsteren Atmosphäre, einem angenehmen Soundtrack und drei namhaften Hauptdarstellern, die großartig agieren, aber Jared Leto schießt hier den Vogel ab. Als Sparma spielt er in "The Little Things" einen schmierigen Widerling par excellence, der mit großen, aber dennoch seltsam emotionslosen Augen und absonderlichen Gesten so richtig durch und gaga ist.
Beim Ende des Films musste ich ein wenig schlucken und es machte mich sehr nachdenklich.
Zu sehen ist der Streifen u.a. auf Netflix.
Tobe Hooper's "Poltergeist" von 1982 ist im Grunde genommen die unfassbare Geschichte der sympathischen Familie Freeling (Craig T. Nelson, JoBeth Williams, Dominique Dunne, Oliver Robins und Heather O'Rourke), die zufrieden in einem angenehmen Viertel der überschaubaren Stadt Cuesta Verde in den USA lebt. Das Glück ändert sich von jetzt auf gleich, als die kleine Carol-Anne Freeling (H. O'Rourke) mit dem Fernseher spricht. Was dann aus diesem hervorkriecht, lässt die Freelings an ihre Belastungsgrenze geraten...
"Poltergeist" ist auch heute noch ein Kultklassiker unter den Horrorfilmen, in denen weitaus mehr Empathie und Gefühle herrschten, als es in heutigen Filmen dieses Genres verbreitet ist. Der Zusammenhalt in der Familie Freeling scheint genau die Kraft zu sein, die den übernatürlichen Mächten im Hause schließlich den Garaus macht. Die überwiegend dennoch positive Atmosphäre, der einzigartige Charme, die nicht immer subtile, aber dennoch spannende Inszenierung und die tollen Darsteller verleihen dem Streifen eine besondere Note, die gegenwärtigen Horrorfilmen und auch dem furchtbaren und überflüssigen Remake von 2015 mit Sam Rockwell total fehlen. Auch der großartige und feine Humor in "Poltergeist" ist hier hervorzuheben, der vor allem von den Familienmitgliedern untereinander ausgeht. Das 80er Jahre-Flair kommt hier ebenfalls total gut rüber, ohne übertrieben oder gar albern zu wirken. Die Effekte sind aus heutiger Sicht noch sehr ausgefeilt und Spielberg's "Händchen" als Produzent erkennt man in den meisten Szenen. Jerry Goldsmith's schöner Soundtrack passt zu diesem Film wie die Faust aufs Auge und das furchtbare Geheimnis um das Haus der Freelings sorgt immer wieder für eine Gänsehaut.
Aber nicht nur der Film, sondern auch seine Entstehungsgeschichte bzw. die Todesfälle drumherum, erweckten damals den Eindruck, dass auf "Poltergeist" ein tragischer Fluch liege. Die kleine Heather O'Rourke, die Carol-Anne spielte, starb im Alter von 13 Jahren an einem Darmverschluss, nachdem sie in "Poltergeist III" mitgespielt hatte. Dominique Dunne, die die ältere Schwester von Carol-Anne spielte, wurde ermordet und 2 weitere Darsteller in weiteren "Poltergeist"-Verfilmungen starben ebenfalls während oder kurz nach Beendigung der Dreharbeiten, darunter Will Sampson ("One flew over the Cuckoo's Nest"). Es sollen sich auch rätselhafte Unfälle an den Drehorten ereignet haben.
Diese Fluchtheorie verbindet man ständig mit "Poltergeist" und es ist schon seltsam, dass es währenddessen zu so vielen Sterbefällen gekommen ist. Aber gerade deswegen ist der Streifen so kultig, leicht verstörend und interessant, weil das Mysterium dahinter schon beinahe den Stoff zu einem weiteren unheimlichen Film bieten würde.
Kann man sich von Zeit zu Zeit immer wieder geben. Man könnte fast sagen, dies ist schon schaurige Nostalgie pur!
'They're here.'
Steven Spielbergs's "Close Encounters of the Third Kind" (1977) zeigt die Landung Außerirdischer auf der Erde als friedliche Annäherung zwischen Menschen und Fremden, die aber letzten Endes gar nicht mehr so fremd sind.
Der Protagonist Roy Neary (großartig: Richard Dreyfuss) hat immer wieder Visionen und Träume vom Berg "Devil's Tower" (gibt es wirklich) in Wyoming. Da dies sein Leben in erheblichem Maße beeinflusst, muss er dorthin, weil er weiß, dass an dieser Stelle ein Ereignis eintreten wird.
Auch Jillian (Melinda Dillon) und ihr kleiner Sohn Barry (Cary Guffey) können sich dem fremden Einfluss nicht entziehen, da Barry von Außerirdischen entführt wird. Irgendwann lernen Jillian und Roy sich kennen, was natürlich kein Zufall ist und beschließen, sich gemeinsam auf den Weg zum "Devil's Tower" zu machen. Jillian hofft, ihren Sohn zurück zu bekommen. Was sie dort finden, ist der größte Einschnitt für die gesamte Menschheit.
Die US-Regierung kocht hier natürlich wieder ihr eigenes Süppchen, handelt aber weniger feindselig als in anderen bekannten Genre-Verfilmungen und bemüht sich redlich um Menschlichkeit, Verständnis und Miteinander. Die Vertuschung der ankommenden Außerirdischen ist hier aber auch ein Thema, wird erst mal als Giftunfall deklariert und das gesamte Gebiet rund um "Devil's Tower" abgesperrt.
"Close Encounters..." ist aufgrund der komplexen Handlung, die sich auf verschiedenen Ebenen und auch in verschiedenen Ländern der Erde bewegt und wegen der um Verständigung bemühten Inszenierung und spannenden Atmosphäre ein recht origineller Streifen, den man immer mal wieder sichten kann, ohne dass er langweilig wird. Die Veränderung Neary's, die leider seiner Familie nicht so gut bekommt, versteht man dann aber als Zuschauer nur zu gut. Seine Kartoffelbrei-Künste ähneln schließlich immer mehr dem "Devil's Tower", der als Synonym und Wegweiser für die Landung bereitsteht.
Die Darstellung des Hauptraumschiffes ist gewaltig und phänomenal und die Ankunft der Außerirdischen hat Spielberg richtig gut eingefangen. Durch die leicht subtile und raffinierte Kameraführung ist man als Zuschauer mitten unter Wissenschaftlern und Regierungsmitgliedern, die diesem Ereignis gemeinsam entgegenfiebern. Musikalische Klänge empfangen die "Neuen", dieses Experiment und auch die Melodie setzt sich im Kopf fest, aber auf eine angenehme Weise.
Trotz seines Alters ist "Close Encounters..." ein wunderschöner, anspruchs- und gefühlvoller, empathisch-trauriger, aber auch spannender Mix aus Sci-Fi-Film und Drama und hat neben den oben genannten Darstellern noch den bekannten französischen Regisseur und Filmkritiker François Truffaut als namhaften Nebendarsteller zu bieten.
(Interessant hierbei:)
"Zitat Anfang aus Wikipedia: 'Der Film kann hintergründig jedoch als eine Allegorie auf biblische Ereignisse interpretiert werden. Spielberg nutzte zur Darstellung seiner Geschichte eine durchgehend symbolisierende Bildsprache mit biblischen Motiven. So beginnt der Film nach einer von formloser Musik begleiteten, etwa 10 Sekunden andauernden Schwarzblende mit der Darstellung der alttestamentlichen Bibeleröffnung „Es werde Licht.“ (Gen 1,1-3 EU) inmitten einer Wüste. Analog dazu ist auch der Eröffnungstitel des Filmsoundtracks als „Opening: Let There Be Light.“ betitelt. Anhand der Figur Roy Neary wird die Erlösungs-/Erleuchtungsgeschichte eines wankelmütigen Ungläubigen zu einem kompromisslosen Gläubigen erzählt. Die religiöse Dimension des Werdegangs Nearys wird unmissverständlich durch die Szene dargestellt, als er gemeinsam mit seinen Kindern die Exodus-Szene des Films Die Zehn Gebote schaut, in deren Folge sich Gott zunächst einem Manne (Moses) und anschließend einer ganzen Gruppe offenbart. Nearys Leben ändert sich radikal, als er kurz nach Betrachtung der Szene mit seinem Wagen in der Dunkelheit herumirrt und dann an einem Bahnübergang mit einem Andreaskreuz (Kreuz-Symbolik) von einem aus dem Himmel einfallenden, unnatürlichen Licht getroffen wird und damit symbolisch die göttliche Gnade der Erleuchtung erfährt (Apg 9,3 EU). In Folge dieses Erweckungserlebnisses entwickelt sich gemäß dem Co-Drehbuchautor Paul Schrader die Figur Neary förmlich vom Saulus zum Paulus. Diese Entwicklung findet ihren Höhepunkt in den Schlussszenen des Films, als Neary als ein Auserwählter mit in den Himmel und auf in das Ewige Leben steigt (Offb 22,14-15 EU). Der Film endet mit dem Herabschweben des Raumschiffs als Symbol für Das Neue Jerusalem bzw. die Neue Welt Gottes (Offb 21,22 EU), das abschließende Kapitel der Johannesoffenbarung und damit den Abschluss des Neuen Testaments und der gesamten Bibel.[3]
Der Autor John Kenneth fand, dass der Film ein Beweis für Spielbergs Fähigkeit als Filmemacher und Geschichtenerzähler ist und mittels zweier völlig gegensätzlicher Weltanschauungen interpretiert werden kann.[4] Der amerikanische Buchautor Gregory Richards bezeichnete Spielbergs Werk „vielmehr als einen religiösen Film statt eines Science-Fiction-Films.“[5]'
Zitat Ende"
Ein desillusionierter Angestellter -gleichzeitig auch namenloser Narrator (Erzähler) im Film- (Edward Norton) lernt auf einem Flug den mehr als selbstbewussten Tyler Durden (Brad Pitt) kennen und mögen, da er das genaue Gegenteil von ihm (Narrator) selbst ist. Die beiden gründen den Fight Club, in dem sich andere desillusionierte Männer treffen, um sich gegenseitig ordentlich zu vermöbeln. Sie alle sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und nach Dingen, die sie ausfüllen. Eine innere Leere und Traurigkeit treibt sie an. Die sehr seltsame Freundschaft zwischen Durden und dem Narrator wird im Laufe der Zeit durch Marla Singer (Helena Bonham Carter) auf die Probe gestellt. Die junge, abgedrehte Frau ist ebenfalls ziemlich krass unterwegs und toppt zuweilen noch die schrägen Aktionen der beiden Männer, die im weiteren Verlauf die Grenzen des Legalen zu sprengen scheinen...
Fazit: David Fincher's "Fight Club" ist einer der genialsten und besten Filme, die ich jemals gesehen habe. Nicht nur die bisweilen sehr derbe, aber dennoch ständig faszinierende Inszenierung und die superbe Kameraarbeit, die großartigen Darsteller, die einzigartige Atmosphäre und Erzählweise (auch wörtlich zu verstehen), fantastische Dialoge, der gute Soundtrack und die Story dieses Streifens machen aus "Fight Club" ein exzellentes Ausnahmewerk, sondern auch die unverhohlene Kapitalismus- und Gesellschaftskritik, die diesen Film trägt und die hier vollkommen zu Recht angeprangert wird . Zu den äußeren und auch inneren Umständen , die die Protagonisten um- und antreiben, gibt es eigentlich nicht mehr viel zu schreiben, nur dass Fincher es zu hundert Prozent verstanden hat, aus dieser Kritik eine offene Anklage an dieses System zu kreieren, die er mit seinem Film auf äußerst anspruchsvolle, clevere und auch leicht mysteriöse Weise darzustellen imstande war. Norton und Pitt auf ihrem verrückten Trip zu beobachten, ist manchmal amüsant und sehr oft schmerzvoll mit anzusehen, wohl wissend, *kleiner Spoiler*: dass ihr "Untergang" vorprogrammiert scheint. Der raffinierte Twist im Film kommt evtl. zuerst etwas nebensächlich rüber und wird den aufmerksamen BeobachterInnen bzw. hier: ZuschauerInnen doch sehr schnell klar, trotzdem ist er einer der wichtigsten Pfeiler, der Motor sowie die Hauptmotivation diverser Handlungsweisen. In Nebenrollen: der kürzlich verstorbene Meat Loaf und ein blutjunger Jared Leto. "Fight Club" zählt schon von Beginn der ersten Sichtung an zu meinen absoluten Favoriten.
Zeitloses Meisterwerk.
'If I did have a tumor, I'd name it Marla.'
(aus der Rubrik: verschwundene Kommentare)
Bin für den Rest der Woche raus, da ich ein paar Tage wegfahre. Bis denne...
Der Astronaut Mills (Adam Driver) hat mit seinem Raumschiff eine verheerende Bruchlandung. Der Planet, auf dem er landet, ist die Erde und zwar vor 65 Mio. Jahren. Er findet eine weitere Überlebende, die kleine Koa (Ariana Greenblatt). Die beiden müssen zu einer Rettungskapsel gelangen, die weit entfernt und in ziemlicher Höhe zu finden ist. Sie machen sich auf den beschwerlichen Weg und müssen sich dabei mit Verständigungsproblemen, gefährlichen Dinos und anderen Gefahren herumschlagen...
Scott Beck's Sci-Fi-Film "65" ist im Grunde genommen ein Zwei-Personen-Stück über zwei recht unterschiedliche Menschen, die verschiedene Schicksale zu bewältigen haben. Koa hat ihre Eltern bei dem Crash verloren und Mill's Tochter ist vor einiger Zeit an einer schweren Krankheit gestorben. Dies verbindet die beiden ungemein, Mills entdeckt seine Vatergefühle wieder und tut alles, um Koa in dieser lebensfeindlichen Welt zu beschützen. Das ist nicht immer sehr einfach, aber er und das einsame Mädchen sind bald eine Einheit, die nichts und niemand mehr auseinander bringen kann.
Der Film hat auch einige Drama-Elemente, die durch recht gute Effekte, ein perfektes Setting, die geheimnisvolle Atmosphäre der uralten Erde und eine ganz passable Spannung durchdrungen sind. Driver spielt den durch Trauer verzweifelten Menschen großartig und Greenblatt ist manchmal tougher als der Erwachsene, denn sie rettet ihn ein ums andere Mal aus misslichen und lebensbedrohlichen Situationen.
Für einmal schauen lohnt sich der Streifen, man hätte ihn aber durch noch mehr spannende und vielleicht auch gruselige Szenen ergänzen können. Das Potential dafür wäre vorhanden gewesen. So bleibt am Ende nur ein solides Sci-Fi-Abenteuer, das seinen Fokus leider mehr auf die beiden Protagonisten und ihr Verhältnis zueinander legt.
Trotzdem noch ganz gut.
Bin hier leider noch länger 'out of order'. Wegen erheblicher Internetprobleme (PC) kann ich keine längeren Kommis (Texte) schreiben. Für meine Buddies was zu schreiben, funktioniert aber übers Handy, denn mit dem funzt mein WLAN.
Ich hoffe, dass nächste Woche wieder alles läuft.
Wie man Menschen auf perfide, kranke und brutale Art langsam und systematisch zugrunde richten kann, zeigt die deutsche Miniserie "Liebes Kind" nach dem Roman von Romy Hausmann.
Lena (einfach perfekt: Kim Riedle) wird nach einem Unfall in die Klinik gebracht. Ihre kleine Tochter Hannah (Naila Schuberth) ist bei ihr. Lena liegt mit schweren Verletzungen im Koma. Nachdem sie erwacht ist, können sowohl sie als auch ihre Tochter erst einmal nicht sagen, wer sie sind oder was passiert ist. Nach und nach kommt eine unfassbare und zutiefst verstörende und düstere Geschichte ans Licht, die sowohl Polizei als auch Lena's Eltern (Julika Jenkins, Justus von Dohnányi) fast um den Verstand bringt, denn Lena ist vor dreizehn Jahren spurlos verschwunden. Sie, Hannah und Jonathan (Sammy Schrein) haben eine sehr lange Zeit isoliert von der Außenwelt verbracht.
Lena ist aber nicht die, die sie vorgibt, zu sein...
Die düstere Story hat mich sehr stark an Lenny Abrahamson's "Room" mit Brie Larson erinnert. Eine lange Gefangenschaft, in der Kinder gezeugt und geboren werden, die nichts anderes als Innenräume ohne Sonnenlicht zu sehen bekommen. Zur äußerst tragischen Handlung kommt noch eine Stockholm-Syndrom-Thematik dazu, die allzu nachvollziehbar erscheint. Ein normales Leben ist nach dieser schrecklichen, psychischen und physischen Tortur kaum mehr erträglich und möglich. Die Protagonistin, die entführt wurde, kennt nichts anderes mehr als Gefangenschaft und Regeln, die befolgt werden müssen. Sowohl sie als auch Hannah durchleben diese Hölle leider sogar in Freiheit immer und immer wieder. Hannah ist von dem Stockholm-Syndrom noch stärker erfasst als Lena und ihr seltsames Verhalten stürzt ihre nahe Umgebung in Verzweiflung und Unbehagen.
Die großartige Inszenierung, die hervorragenden und authentisch agierenden Darsteller und die niederschmetternde, deprimierende Atmosphäre bleiben konstant von der ersten bis zur letzten Folge bestehen. Vor allem Riedle und Schuberth sind hier wirklich brilliant in ihren Rollen. Wie ein Dampfhammer schlagen die Emotionen auf die Psyche und erzeugen beklemmende Gefühle beim Zuschauen. Sehr lange bleibt im verborgenen, wer der oder die Täter sind. Man wird öfter mal auf falsche Fährten gelockt bzw. geführt und auch die Opfer selbst sind bald nicht mehr (be)greifbar und lösen ambivalente Reaktionen hervor, die man nicht versteht. Selbstverständlich kann man sie nicht verstehen und sich nur schwer in sie hineinversetzen, da man nie in einer solchen Situation gewesen ist. Gottseidank, kann man da nur sagen. Die Fälle Fritzl, Kampusch und Dutroux kommen einem in den Sinn und man ist deswegen gleich noch unangenehmer angefasst.
In weiteren guten Nebenrollen: die geniale Birge Schade, Hans Löw und Haley Louise Jones.
Die Serie ist unglaublich intensiv und ihr Inhalt gleicht einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen und Entrinnen mehr gibt. Für eine deutsche Produktion großartig, richtig stark, sehr empfehlenswert und steht einer internationalen Produktion in nichts nach!
Die vielen negativen Kritiken hierüber verstehe ich insofern nicht. Aber an deutschen Produktionen lässt man ja oftmals kein gutes Haar, seien sie auch noch so sehenswert.