moviesforlife - Kommentare

Alle Kommentare von moviesforlife

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    moviesforlife 02.01.2016, 15:55 Geändert 02.01.2016, 15:58
    über Ant-Man

    Juhu, bravo, heureka! Endlich mal wieder ein Marvel-Film genau nach meinem Geschmack.
    "Ant-Man" ist in meinen Augen das beste Beispiel für einen relativ belanglosen und sinnbefreiten Film, der trotzdem sehr gut funktionieren kann. Woran das liegt, soll folgender Kommentar erläutern.

    Was ich "Ant-Man" sehr hoch anrechne ist, dass er verhältnismäßig nur sehr wenige Actionszenen beinhaltet. Das ist in unserem blockbustergeprägten Höher-Schneller-Weiter-Zeitalter eine sehr angenehme Überraschung.
    Während nämlich in den meisten anderen Marvel-Filmen alle zwei Sekunden etwas mit ganz viel "Kawumm" explodieren muss, beschränkt sich "Ant-Man" auf einige wenige Szenen, in denen gut choreographierte und erfrischend bodenständige Action gezeigt wird. Diese Actionsequenzen dauern auch nur wenige Minuten und wirken weder zu schnell abgehandelt, noch zu sehr in die Länge gezogen.

    Die Zeit, die sich "Ant-Man" durch das Entfernen von nervigem Action-Gekloppe spart, nutzt er dafür, eine spannende Geschichte zu erzählen und seine Charaktere ansprechend zu gestalten.
    Ersteres wird nicht nur an dem vorbildlichen Spannungsbogen ersichtlich, sondern auch an dem Verzicht auf den üblichen Weltherrschafts- oder Weltzerstörungsplan. Die Motive des Schurken sind wesentlich intelligenter und realistischer und können sogar eine gewisse Aktualität, in Hinblick auf die heutige Waffenpolitik, vorweisen.
    Das alles hat zur Folge, dass "Ant-Man" im Endeffekt viel weniger abgehoben daherkommt, als die meisten anderen Marvel-Filme und dadurch auch glaubwürdiger und weniger hirnverbrannt wirkt.

    Die Charaktere sind, wie vorhin schon angesprochen, sehr untypisch für einen Marvel-Film. In positiver Hinsicht. Vielleicht liegt es am sympathischen Schauspiel von Michael Douglas, der fast schon eine Art Vaterfigur mimt. Vielleicht liegt es auch am Protagonisten, der zur Abwechslung mal kein Gott, Übermensch oder Superreicher ist, sondern ein ganz normaler Durchschnittsbürger mit allen Ecken und Kanten. Er hat eine kriminelle Vergangenheit, aber im Grunde ist er ein guter Mensch. Zwar liefert Paul Rudd keine besonders herausragende Darbietung ab, es reicht aber allemal für eine glaubhafte Darstellung des etwas anderen Vaters.

    Auch die lustigen Sidekicks sorgen für gelungenen und durchweg sympathischen Humor, wie man ihn auch nicht mehr häufig findet.

    Und noch eine Sache hebt "Ant-Man" von der Masse ab: Der Film hat Ideen. Und zwar gute und noch nicht verbrauchte Ideen. Zwar klingt die Prämisse rund um einen Ameisenmann nicht wirklich einfallsreich, aber ich muss ehrlich gestehen, dass die Umsetzung derselben mehr als gelungen ist. Oft zeigt der Film unerwarteten Einfallsreichtum und Innovation. Die Faszination des Kleinen, mit dem Auge kaum erkennbaren, wird von "Ant-Man" ansehnlich präsentiert und in eine Optik verpackt, die ein wahrer Leckerbissen für das Auge ist. Die sinnvoll eingesetzten Animationen und das glasklare Bild zeigen auf, dass etwas Kleines auch mal Großes im Zuschauer auslösen kann.

    Besonders trickreich kommt "Ant-Man" im Finale daher, welches auf eine genießbare Länge gebracht wurde. Aber ich will nun nicht die prachtvolle Action, sondern die Szene danach loben, als Ant-Man auf atomare Größe geschrumpft wird. Da hat sich der Film mal echt etwas getraut und ich kann nur meinen Hut davor ziehen, wie gut diese Szene optisch gestaltet wurde.

    Leider macht "Ant-Man" aber auch zu oft die typischen Marvel-Fehler: Natürlich stirbt niemand der Protagonisten, der Bösewicht bleibt zu farblos und austauschbar, eine Liebesgeschichte wird am Ende noch reingequetscht und die etwas zu naiv geratene Trennung in Schwarz und Weiß kann auf Dauer auch nerven.
    Hätte der Regisseur in diesen Punkten etwas mehr Selbstvertrauen gezeigt, dann hätte dieser Film zu einem fantastischen und einzigartigen Werk werden können.
    Schade drum...

    Trotzdem bleibt "Ant-Man" ein als gelungen zu betrachtender Superheldenfilm, der sich über die üblichen Marvel-Konventionen hinwegsetzt. Durch eine bestechende Optik, Ideenreichtum und ein Minimum an Action (für Marvel-Verhältnisse) erhält "Ant-Man" als Film Substanz. Etwas, das den meisten Blockbustern heutzutage fehlt. "Ant-Man" fühlt sich lebendig an. "Ant-Man" hat mehr zu bieten, als nur doofe Action. "Ant-Man" ist ein guter Film. Mehr aber auch sicherlich nicht, obwohl das Potenzial dafür vorhanden gewesen wäre.

    Dennoch hat mir "Ant-Man" bewiesen, dass Marvel doch noch dazu fähig ist, gute Filme zu machen. Damit hätte das Studio bei mir einen Stein im Brett. Dies wird es sich aber sicherlich mit "Avengers: Part Was-weiß-ich-wie-viel" und "Captain America Drölf" wieder verderben...

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    • moviesforlife 31.12.2015, 11:43 Geändert 31.12.2015, 11:43

      Jup, passt alles. Da sind auch alle meine Favoriten dabei. Was für ein glorioses Jahr für den Horrofilm!

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      • moviesforlife 30.12.2015, 19:46 Geändert 30.12.2015, 21:53

        So, dann will ich auch noch reinhipstern...

        Bester Film: 1 Punkt "Victoria", 1 Punkt "Es ist schwer, ein Gott zu sein"

        Bestes Drehbuch: 1 Punkt "Ex Machina", 1 Punkt "Ich seh, ich seh"

        Beste Regie: 2 Punkte "Es ist schwer, ein Gott zu sein"

        Beste darstellerische Leistung: 1 Punkt Essie Davis ("Der Babadook"), 1 Punkt J.K. Simmons ("Whiplash")

        Beste Technik: 1 Punkt "Mad Max: Fury Road", 1 Punkt "Victoria"

        Wichtigster Film: 2 Punkte "Victoria"

        Bestes Popcorn-Kino: 2 Punkte "Der Marsianer"

        Bester Soundtrack: 2 Punkte "Der Marsianer"

        Bester Filmcharakter: 2 Punkte für die Oma ("The Visit")

        Bestes Filmpaar: 2 Punkte Victoria und Sonne ("Victoria")

        Bester Look: 1 Punkt "Es ist schwer, ein Gott zu sein", 1 Punkt "Lost River"

        Bester Genrefilm: 2 Punkte "Mad Max: Fury Road"

        Bestes Feel-Good-Movie: 1 Punkt "Der Marsianer", 1 Punkt "Housebound"

        Beste Direct-to-DVD-Veröffentlichung: keine Ahnung

        Kreativster Film: 2 Punkte "Ich seh, ich seh"

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        • moviesforlife 30.12.2015, 12:22 Geändert 30.12.2015, 12:22

          Eine Jahresbestenliste mit "Es ist schwer, ein Gott zu sein" UND "Ich seh, ich seh" drin?
          Dass ich das noch erleben darf...*schnief*

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          • moviesforlife 28.12.2015, 14:26 Geändert 28.12.2015, 14:27

            Viele gute Kandidaten sind dabei, aber nicht auf den verdienten Plätzen.
            Wie zu erwarten ist natürlich auch sehr viel Bullshit in der Liste. Dass "Der Marsianer" und vorallem "Victoria" hinter "Whiplash" liegen, macht mich traurig.
            Aber wirklich bedenklich ist die Tatsache, dass "Ex Machina" unter "Age of Ultron" steht...

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              Das Kinojahr 2015 servierte uns wirklich einige delikate Horrorfilme, manche davon darf man sogar als echte Bereicherungen des Genres betrachten. Hierzu gehört mit Sicherheit auch die neuseeländische Horrorkomödie "Housebound".

              Wobei das Wort "Komödie" sehr irreführend ist. Denn obwohl "Housebound" ein paar lustige Momente hat, die größtenteils auf die sympathischen und skurrilen Charaktere zurückzuführen sind, liegt der Schwerpunkt ganz klar auf dem Gruselfaktor. Und der ist auch bestens umgesetzt worden.

              Für alte Hasen des Genres bieten die Gruselszenen natürlich nicht viel Neues, dafür sind sie jedoch so gut inszeniert worden, dass man sich immer mal wieder wirklich erschrecken muss. Beispielsweise, wenn der Strom ausfällt und man eine halbe Minute lang nur noch Schwarz sieht, bis dann das Licht für einen Moment aufflackert und plötzlich eine vermummte Gestalt mitten im Raum steht.
              Auch andere kreative Ideen, wie der sprechende Teddybär, tragen zu einer wohligen und schauderigen Gruselstimmung bei.

              Das Ende kommt auch noch mit einem schmackhaften, kleinen Twist um die Ecke und das Finale selbst ist schön spritzig, wobei die Spannung aber zu keiner Zeit auf der Strecke liegen bleibt.
              Der spaßige und sauber pointierte Schluss hinterlässt ein gutes und befriedigendes Gefühl, was natürlich auch immer willkommen ist (auch bei mir, der eigentlich eher auf Nicht-Happy-Ends steht).

              "Housebound" ist also ein auf allen Ebenen befriedigender Genrefilm, der wegen seinen guten Ideen und den zündenden Witze gefällt, der sich aber immer noch ernst genug nimmt, um unheimlich zu sein und seinen Wurzeln als Horrorfilm gerecht zu werden.

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              • Ich würde gerne mitmachen. "Die zwölf Geschworenen" ist sowieso einer meiner liebsten Filme und ich wollte schon länger etwas darüber schreiben.

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                  • Gute Liste, mit Ausnahme von "Lost River" stimme ich überall zu.
                    Würde noch diesen pseudo-intelligenten Möchtegern-Kunstfilm "A Girl Walks Home Alone At Night" hinzufügen.

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                      Weißt du, wie viel Sternlein stehen,
                      an dem blauen Himmelszelt?
                      Weißt du, wie viel Wolken gehen,
                      weit hin über alle Welt?
                      Gott der Herr hat sie gezählet,
                      dass ihm auch nicht eines fehlet.
                      An der ganzen großen Zahl.
                      An der ganzen großen Zahl...

                      "Ich seh, ich seh" ist für mich DER Überraschungsfilm 2015! Bei dem ganzen Lob, das der Film von allen Seiten einheimste, war natürlich zuerst mal Skepsis geboten. Doch schon nach den ersten Minuten hatte mich der Film und zog mich immer Tiefer hinein, in seine dunkle Atmosphäre, bis dann schließlich die Credits liefen und ich nicht mehr wusste, ob ich lachen oder weinen sollte.

                      Aber was ist denn "Ich seh, ich seh" überhaupt für ein Film?
                      Ist es Arthouse?
                      Ist es ein Horrorfilm?
                      Ist es ein Kammerspiel-Thriller?
                      Ist es ein Mindfuck-Film
                      Ist es ein Psycho-Drama?
                      Oder ist es eine Mischung aus allem?
                      Ich würde zu Letzterem tendieren, denn "Ich seh, ich seh" bewegt sich andauernd zwischen den verschiedensten Genre hin und her und kreiert dabei etwas ganz Eigenes, etwas Einzigartiges.

                      Was an diesem Film zuerst auffällt, sind aber weniger die Atmosphäre oder die Spannung, sondern eher die wundervolle Optik. Allein für die idyllischen Bilder sollte man den Film gesehen haben: Das Haus, umgeben von tiefen Wäldern. Das Maisfeld, die grünen Wiesen, die gelben Äcker, , die uralten Bäume, die fruchtbaren Teiche, die spiegelglatten Seen, der violette Himmel, wie er beim Sonnenuntergang den Horizont küsst.

                      Auch die Kamera wird hier meisterhaft geführt. Durch saubere und interessante Kamerafahrten, sowie haarscharfe und präzise Schnitte fällt sie sehr posititv auf und trägt, zusammen mit den kontrastreichen und farbenfrohen Bildern, zur bewundernswerten, fast schon künstlerischen Optik des Films bei.

                      "Ich seh, ich seh" widmet sich hauptsächlich dem Motiv der Entfremdung, was schon die interesseweckende Prämisse darlegt. Während man den Film sieht, stellen sich auch dem Zuschauer diverse Fragen: Was wäre, wenn eine geliebte Person plötzlich nicht mehr wiederzuerkennt ist? Wie würde man sich selbst verhalten, wenn einem die eigene Mutter wie eine Fremde vorkommt? Klar, Menschen ändern sich, aber was wäre denn, wenn die Person, die aus der Klinik zurückgekehrt ist, nicht mehr dieselbe ist, die uns damals verlassen hat? Was wäre, wenn sie wie ausgewechselt wirkt? Was würde man tun und wie weit würde man gehen?
                      Das alles sind Fragen, die der Film auf ansprechende Art und Weise thematisiert. Und dabei baut "Ich seh, ich seh" auch eine spannende und gegen Ende immer mehr intensivierte Atmosphäre auf.
                      Dank des realistischen Schauspiels der Hauptakteure, leidet man auch zu jeder Sekunde mit ihnen mit und fühlt selbst den Schmerz und die Ugerechtigkeit.

                      Das absolute Highlight des Films sind für mich aber die letzten paar Minuten. Hier gipfelt der starke Spannungsbogen schließlich in einem Finale, das seinesgleichen sucht. Die Auflösung und das extrem konsequente Ende haben mich wirklich aus den Pantoffeln kippen lassen. Plötzlich hat auch der Titel einen ganz anderen Sinn ergeben und mir ist wirklich die Kinnlade runtergeklappt. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Das sollte jeder, der sich halbwegs für die Prämisse interessiert, selbst gesehen und erlebt haben.

                      Das Jahr 2015 hatte bekanntlich einige sehr starke Horrorfilme: "Der Babadook", "The Visit" oder "It Follows", um ein paar Beispiele zu nennen. Aber "Ich seh, ich seh" toppt sie alle und ist für mich sogar einer der besten Filme des Jahres. Ein genial inszenierter, spannender, atmosphärischer, gut gespielter, verstörender und extrem beängstigender Meisterstreich.

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                      • Zwei gebrochene Wesen, die beide alles verloren haben, führen einen erbitterten Kampf. Beide werden nur noch durch ihren Drang nach Vergeltung am Leben gehalten. In arktischer Kälte kommt es zum Showdown.

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                        • Für eine Enttäuschung sind 7,5 Punkte für "The Force Awakens" doch erstaunlich viel?!
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                              Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2015 für meinen guten Freund und Wichtelpartner Mekridi. Und da Mekridi mich immer wieder mit seinen verrückten Texten beglückt, habe ich mich, unter den mir vorgeschlagenen Filmen, für eben diesen hier entschieden, da er mindestens genauso verrückt ist.
                              Warum das so ist, erfahrt ihr in folgendem Kommentar.
                              Es geht los...

                              Hey du. Ja, genau DU. Komm mal kurz her zu mir, ich will dir was sagen. Na los doch, nur keine falsche Scheu. Ich will dir bloß eine kleine Geschichte erzählen. Na geht doch, siehst du, war doch gar nicht so schlimm.
                              Also, folgendes: Die Geschichte, die ich dir gerne erzählen würde, handelt von einer Droge. Was für eine Droge das ist, willst du wissen? Scheinst dich ja gut auszukennen, auf diesem Gebiet, hehe. Ach was, bind mir doch keinen Bären auf, ich erkenne Kokain, wenn ich es sehe. Und das weiße Zeug da, auf deinem schicken Anzug, ist sicher kein Puderzucker. Da hast du gestern Nacht wohl so richtig auf den Putz gehauen...

                              Was schaust du mich denn so an, war doch nur ein Scherz. Hahaha. *räusper*
                              Wie auch immer, zurück zu unserer Geschichte: Ähm...wo war ich stehen geblieben?
                              Ach ja, genau...die Droge! In der Geschichte, die du nun zu hören bekommst, geht es um eine Droge. Und NEIN, es ist kein Koks.
                              Die Rede ist von einer wesentlich schlimmeren und weiter verbreiteten Droge. Ich bin schon seit vielen Jahren süchtig nach diesem Zeug. Und wenn ich mir dich so anschaue, scheinst auch du schon völlig abhängig davon zu sein. Prinzipiell ist jeder Mensch davon abhängig, schon von Geburt an. Ich Rede von der Droge, die dich und mich erst dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind. Eine Droge, welche die Welt verändert hat: Das Geld.

                              Du siehst überrascht aus, das hast du wohl nicht erwartet, hm? Aber es stimmt! Diese kleinen Papierstücke bestimmen Tag für Tag die Welt. Dank ihnen kann ich in einer gigantischen Villa leben, mit einem Pool und einem Landeplatz für meinen Helikopter. Eine Yacht habe ich natürlich auch. Und drei fette Limousinen. Warum es drei sind? Ganz einfach: Weil ich es kann! Und wenn man genug Geld hat, dann kann mal alles, glaub mir, wirklich ALLES! Es gibt fast nichts, das du dir nicht kaufen könntest: Diamantenschmuck, die teuersten Anzüge, so wie deinen da, und natürlich auch Freunde. Alles ist käuflich, sogar die Liebe.

                              Sehe ich da etwa Eifersucht in deinen Augen? Ja, ich besorge mir und meinen Kumpels jedes Wochenende die besten Nutten der Stadt. Bevor es aber zur Orgie kommt, pfeifen wir uns erst noch ein paar Lines rein. Der Alkohol fliest auch in Massen, am nächsten Morgen wird der ganze Boden triefend nass sein, vom verschütteten Bier und der Kotze. Und wir werden mitten drin liegen, unsere Köpfe werden dröhnen und wir werden uns denken: "Was für eine Nacht!"
                              Sobald wir dann aufgestanden sind, werfen wir ein paar Pillen ein und weiter geht die Party. Am Ende des Tages sind wir so dicht, dass wir kaum noch sprechen oder uns bewegen können.
                              So machen wir das schon seit Jahren. Wir feiern bis in die Besinnungslosigkeit, wir saufen, wir kiffen, wir ficken und dann kiffen wir wieder. Wofür sind menschliche Bedürfnisse denn da? Genau, um gedeckt zu werden. Und die Frage nach dem Preis gibt es schon lang nicht mehr. Ich und meine Jungs haben ja genug Geld.

                              Ach, jetzt möchtest du also wissen, wie man zu so viel Geld kommt? Bist wohl doch noch neugierig geworden? Willst du auch so ein Leben in Saus und Braus führen, wie ich?
                              Tja, ich werd es dir aber nicht verraten! Stattdessen will ich dich lieber warnen. Denn Geld hat sehr schlimme Nebenwirkungen: Wie jede Droge macht es dich süchtig und nach einer gewissen Zeit verdirbt es dich und macht dich kaputt. Irgendwann, früher oder später, kommt dann nämlich die Ernüchterung. Man ist allein, verkatert und total am Arsch. Und dennoch hat man nicht genug. Trotz allem will man immer mehr und mehr...und das ist es, was einen innerlich zerfrisst!
                              Also höre bitte auf mich und tu es mir nicht gleich! Hast du verstanden? Ich sehe ein zögerliches Nicken. Gut, dann verschwinde jetzt!
                              Ende der Geschichte.

                              Mein Fazit:
                              Wenn Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio zusammenarbeiten kann dabei nur pures Gold rauskommen. Und so ist "The Wolf of Wallstreet" auch ein sehr, sehr starker Film, der besonders durch das geniale Schauspiel DiCaprios und die unglaubliche Inszenierung hervorsticht. Jedes Szenario scheint komplett überladen zu sein. Alles wird so wahnsinnig überspitzt und irrwitzig dargestellt, dass man immer wieder herzhaft lachen muss. "The Wolf of Wallstreet" sprüht nur so über vor Zynismus, bewahrt sich aber in vielen Szenen auch die nötige Ernsthaftigkeit. Immer wieder gibt es neben den lustigen Szenen auch traurige Momente. Denn nach dem Aufstieg kommt zwangsläufig irgendwann der Fall. Davor schützt alles Geld der Welt nicht.

                              Mit einer Laufzeit von drei Stunden ist "The Wolf of Wallstreet" leider auch ein bisschen zu lang geraten. Davon abgesehen handelt es sich hier aber um einen von vorne bis hinten gelungenen Film.

                              Es ist ein Film, wie eine Orgie. Ein Film, wie ein Saufgelage. Ein Film, wie ein Drogenrausch. Ein Film, der begeistern und unterhalten kann, der einen am Ende aber auch ein wenig nachdenklich und desillusioniert zurücklässt. Ein Film, den man so schnell nicht mehr vergessen wird.

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                              • Es kommt auf den Film oder die Serie an. Manchmal kann es einem den ganzen Film ruinieren, manchmal ist es mir ziemlich egal.
                                Wenn ich weiß, dass ein Charakter sterben wird (wie etwa bei "Game of Thrones"), dann kann ich damit leben, weil die Spannung und die Ungewissheit, ob der Art des Todes, noch erhalten bleibt.
                                Wenn jetzt der ultra-durchdachte Plottwist gespoilert wird, bin ich natürlich etwas unglücklicher, aber in der Regel hat ein Film ja noch andere Qualitäten.

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                                • 6 .5

                                  Und alle rufen: Shyamalan is back!!!
                                  Aber ich frage euch: War er jemals weg?

                                  Sicher, mit Werken wie "Die Legende von Aang" und "After Earth" hat er niemandem einen Gefallen getan, am allerwenigsten sich selbst.
                                  Aber mal ganz ehrlich: "Die Legende von Aang" hat seinerzeit viele Fans der Kultserie enttäuscht, davon abgesehen ist er aber auch nicht mehr und nicht weniger, als ein mittelmäßiger Actionfilm.
                                  Und "After Earth" ist auch nicht viel schlechter, als die meisten anderen hirnlosen Mainstream-Actioner der letzten Jahre.

                                  Neben diesen Flops hat mich aber bisher noch kein Film von M. Night Shyamalan enttäuscht. Filmjuwelen im Mystery-Genre, wie etwa "The Sixth Sense", "The Village" oder "Unbreakable - Unzerbrechlich" kann ich mir immer wieder anschauen.
                                  Und nun hat dieser maßlos unterbewertete und zu unrecht gehasste Regisseur Anno 2015 einen Horrorfilm gemacht, in dem er wieder etwas zu seinen Wurzeln zurückgeht. Die Rede ist von "The Visit".

                                  Anders als "Der Babadook" (den ich erst diese Woche gesehen habe), der sich irgendwo zwischen Psycho-Thriller und Psycho-Drama bewegt, ist "The Visit" ein reinrassiger Gruselfilm, so wie ich es liebe.
                                  Nur zwei Dinge sind merkwürdig: Das "FSK 12" und die Genre-Klassifizierung als "Komödie". Denn wenn "The Visit" eines nicht ist, dann eine harmlose Komödie.

                                  Zwar gibt es ein paar ganz lustige Stellen in der ersten Hälfte, doch schon sehr bald ist der Film überhaupt nicht mehr lustig und der Schwerpunkt liegt ganz klar bei den gruseligen Elementen. Und es bedarf nicht viel Zeit, bis "The Visit" die volle Wucht seiner unheimlichen und sinistren Atmosphäre offenbart.

                                  Die Story ist auf den ersten Blick natürlich keine Neuentdeckung im Genre: Der Besuch bei Omi und Opi wird für zwei Kinder zum wahren Höllenritt, als schon in der ersten Nacht klar wird: Etwas ist faul im Staate Dänemark!
                                  Die nicht gerade einfallsreiche Grundstory wird aber durch viele kreative und interessante Ideen wieder ausgeglichen. Bei einigen Szenen, vorallem in der zweiten Hälfte, haben sich mir ungelogen die Nackenhaare aufgestellt.
                                  Und besonders im letzten Drittel hat "The Visit" dann sogar das geschafft, was zuletzt "Insidious" oder "Conjuring - Die Heimsuchung" geschafft haben: Ich hatte Angst! Kein Gefühl der Beklommenheit, kein Unwohlsein, sondern echte, unverhüllte, gänsehauterregende ANGST!

                                  Zu erwähnen ist auch noch die Wackelkamera, die erfreulicherweise kaum wackelt und für Found-Footage-Verhältnisse recht angenehm geführt und effizient eingesetzt wird. Bravo, Shyamalan hat (im Gegensatz zu vielen anderen Horrorregisseuren) verstanden, wie es geht!

                                  Einen Twist gibt es natürlich auch noch, was bei Mr. Shyamalan schließlich fast schon obligatorisch geworden ist. Zum Glück stützt sich aber nicht der ganze Film auf besagten Twist, er stellt nur ein Sahnehäubchen dar, das den Film am Ende noch ein bisschen aufwertet. "The Visit" hätte aber auch problemlos ohne die Wendung funktionieren können. Dennoch muss ich zugeben, dass sie mich eiskalt erwischt und überrascht hat.

                                  Das stimmungsvolle Finale hält die Atmosphäre wunderbar bis hin zum gelungenen und runden Ende. Allgemein wirkt der Film sehr rund und stimmig. Einzig und allein die etwas peinlichen Rap-Szenen des Jungen hätten nicht unbedingt sein müssen.
                                  Ansonsten kann ich aber nur meinen Hut vor Shyamalan ziehen. Er hat es geschafft, einen Horrorfilm zu erschaffen, der den Titel auch wirklich verdient.

                                  Zusammenfassend wirkt "The Visit" also wie eine kleine Schauergeschichte, die durch die gruselige und ideenreiche Umsetzung und einen bösen Twist am Ende punkten kann. Wer den Regisseur oder das Horrorgenre an sich nicht mag, sollte natürlich seine Finger von diesem Machwerk lassen. Allen anderen möchte ich aber eine dringende Empfehlung aussprechen.

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                                    "Der Babadook" ist wieder einer dieser Filme, die man sich mit der falschen Erwartungshaltung komplett zerstören kann.
                                    Schließlich handelt es sich hier nicht um einen Horror- oder gar Monsterfilm, sondern schlicht und ergreifend um ein Psycho-Drama mit Mystery-Elementen.

                                    Schon der surreal anmutende Anfang setzt den Samen einer dunklen Vorahnung, welcher später, gegossen durch allerlei inszenatorische Feinheiten, zu einer Blume des Schreckens erblüht.
                                    Doch zuerst keimt das düstere Gewächs nur sehr langsam. Es dauert seine Zeit, bis
                                    der titelgebende Babadook seinen ersten Auftritt feiern darf. Und selbst dann braucht der Fim noch eine ganze Weile, um wirklich gruselig zu werden.

                                    Allerdings ist "Der Babadook" auch keineswegs ein Film, der sich nur auf seinen (nicht von der Hand zu weisenden) Gruselfaktor verlässt.
                                    Schließlich handelt es sich, wie anfangs angedeutet, um ein Werk, das stark auf psychologische Feinheiten setzt. Dazu tragen zum Teil die etlichen Traumsequenzen bei, die im späteren Teil des Films sogar nach und nach mit der Wirklichkeit verschwimmen.

                                    Der größte Fokus liegt aber von Anfang an auf den beiden Hauptpersonen, Mutter und Kind. Der Film lässt sich angenehm viel Zeit, um die Charaktere einzuführen und näher vorzustellen. Man merkt irgendwann, wie sich der psychische Druck immer mehr hochschaukelt, was unweigerlich zur Entfremdung der Beiden (dem Zuschauer und sich selbst gegenüber) führt.

                                    Wenn sich der Babadook irgendwann mal die Ehre gibt und höchstpersönlich auf dem Screen erscheint, muss selbst der verwöhnteste Horrorliebhaber widerwillig zugeben, dass Regisseurin Jennifer Kent hier sehr gute Arbeit geleistet hat. Die Horrorszenen sind inszenatorisch nahezu perfekt und immer wieder auf's neue angsteinflößend. Es flackern die Lichter. Es pocht an der Tür. Langsam öffnet sie sich mit einem leisen Knarzen. Dann wabert das Dunkel herein...
                                    Steht dort jemand in der dunklen Zimmerecke?!
                                    Schnell wird der Kopf unter die Decke zurückgezogen, als wäre sie ein undurchdringlicher Schutzschild. Doch es nützt nichts. Schritte im Zimmer, die immer näher kommen. Dann ein Krächzen...Bababa...Dook...Doook...DOOOOK!!!

                                    Ebenfalls interessant ist das dunkle Haus als Location. Die Möbel und Wände sind schwarz oder dunkelblau gehalten, was nachts die Schwärze allgegenwärtig erscheinen lässt. Auch aus den Licht-Schatten-Verhältnissen wird alles rausgekitzelt, was nur geht, was ebenfalls der stimmungsvollen Atmosphäre (besondes in den Nacht-Szenen) zuträglich ist.

                                    Im letzten Viertel des Films spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu und die Atmosphäre wird immer dichter und intensiver. Das eigene Haus wird zur Todesfalle, die eigene Mutter scheint psychisch immer labiler zu werden und die gruseligen Bilder im Kinderbuch machen alles noch unheimlicher. Sehr spannender und fast schon klaustrophobischer Psycho-Horror vom Feinsten.

                                    Das Ende ist genau das, was ich mir erhofft hatte, kein großer Plottwist, kein Jumpscare und keine Effekthaschereien. Es ist ein schlichtes, interessantes und ungewöhnliches Ende, mit dem ich durch und durch zufrieden bin.

                                    "Der Babadook" ist unterm Strich sicher nicht der gruseligste Film aller Zeiten, dafür ist Jennifer Kent aber ein recht unkonventioneller, spannender und psychisch beklemmender Film gelungen, den sich jeder Horror- und Thrillerfan zu Gemüte führen sollte, obwohl er sich auch in anderen Genre bewegt.
                                    Die Gruselszenen sind makellos gefilmt und die Atmosphäre gelungen umgesetzt. Auch die im Mittelpunkt stehenden Charaktere wirken authentisch, wenn auch bisweilen (beabsichtigt) nervig.
                                    Somit hat "Der Babadook" all meine Erwartungen erfüllt und stellt in allen Aspekten eine Bereicherung für das Horrorkino dieses Jahres dar.

                                    Empfehlen kann ich auch noch den Kurzfilm "Monster" von Jennifer Kent, der eine abgeschwächte Kurzzusammenfassung von "Der Babadook" darstellt.

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                                    • Super Idee. :)
                                      Für sowas nettes bin ich doch immer zu haben. Soll es ein beliebiger Film sein oder einer, den du noch nicht gesehen hast?

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                                          Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2015 für den mausigen rennmaus, ohne den ich diesen wundervollen Film wahrscheinlich nie entdeckt hätte. Danke dafür, Bro! ;)
                                          Aber nun ist es so gekommen, dass er sich "The Secret of Kells" von mir zum dritten Advent gewünscht hat und ich scheute natürlich keine Kosten und Mühen, mir besagten Film zu Gemüte zu führen.
                                          Und somit genug der vielen Worte: Let's begin!

                                          "Ich durchlebte viele Zeitalter.
                                          Ich sah die Welt durch die Augen des Lachses, des Rehs und des Wolfes.
                                          Ich sah die Wikinger über Irland herfallen und wie sie alles zerstörten.
                                          Ich sah die Menschen unter der Finsternis leiden.
                                          Doch ich sah auch Schönheit erblühen,
                                          an dem verwundbarsten Ort."

                                          "Das Geheimnis von Kells" ist auf den ersten Blick ein recht eigenwilliger Zeichentrickfilm. Der Zeichenstil ist sehr gewagt, fast schon experimentell, aber gerade deswegen so besonders und einzigartig. Verglichen mit den immer recht ähnlichen Disney-Streifen eine ganz eigene, interessante Erfahrung.

                                          Die Wälder und ihre Geheimnisse werden durch die kreativen, farbenprächtigen und kontrastreichen Zeichnungen noch viel mystischer und magischer. Besonders gegen Mitte entfesselt der Film eine schwer zu beschreibende und fantastische Art von Zauber, der sogar locker mit den meisten Ghibli-Filmen mithalten kann. Positiv fällt auch die Musik auf, die das jeweilige Geschehen immer perfekt zu untermalen weiß und den magischen und märchenhaften Geist des Films wunderbar wiedergibt.
                                          Im Vergleich zu Disney wird zum Glück auch auf den nervigen Singsang verzichtet. Es gibt im ganzen Film nur einen einzigen Song und der sorgt für ultimative Gänsehaut.

                                          Die Charaktere sind auch allesamt sympathisch und sehr liebevoll gestaltet. Besonders Brendan, der Held dieser Geschichte, ist die nahezu perfekte Identifikationsfigur: Neugierig, mutig, tapfer und voller Entdeckungslust.
                                          Aisling, als seine Begleiterin, ist sogar noch genialer. Durch ihre witzige und verspielte, aber auch manchmal sehr ernste Art, hat sie schon bei ihrem ersten Auftritt einen Weg in mein Herz gefunden.

                                          Die traumhafte und fantasievolle Welt des Films bricht aber gegen Ende plötzlich zusammen und macht der grausamen und brutalen Realität platz. Alles wird verschluckt von einem Mantel aus Tod und Verwüstung. Alles brennt. Das Schöne und Magische wird durch Menschenhand in Schutt und Asche verwandelt.
                                          Hier zeigt "Das Geheimnis von Kells" seine dunklen Seiten. Der Film schlägt immer wieder sehr düstere Töne an, weswegen er meiner Meinung nach auch nicht für Kinder geeignet ist. Der Protagonist bekommt es mit blutrünstigen Wölfen, einem Totengott und schließlich mit den Wikingern, die als das personifizierte Böse dargestellt werden, zu tun.
                                          Das Finale zertritt die letzten Überbleibsel der Traumwelt sehr konsequent, bis nur noch Scherben der Verbitterung übrig sind und der Wahnsinn der echten Welt alles überschattet hat.

                                          Das alles, wirklich ALLES wird aber nochmal vom Ende des Films in den Schatten gestellt. Wenn ich ganz ehrlich bin: Das war wahrscheinlich mit das Schönste, ach vergesst es, DAS Schönste, was ich jemals in meinem Leben gesehen habe! Da sind selbst bei mir alle Dämme gebrochen und ich habe sogar noch lang nach dem Ende des Films Rotz und Wasser geheult.
                                          Das ist einfach nur meisterhafte Arbeit. Ich habe selten so ein perfektes und wunderschönes Zusammenspiel von Farben, Formen und Musik erlebt. Ein tränengeladener Orgasmus für einen emotionalen Filmegucker, so wie mich.

                                          Mein Fazit:
                                          "Das Geheimnis von Kells" bewegt sich durchgehend auf einem beeindruckend hohen Niveau. Egal ob der Film kindlich naiv daherkommt oder finstere Töne anschlägt, immer behält er seine Magie bei, die altersunabhängig jeden begeistern dürfte. Das Ende allein wäre natürlich 10 von 10 Punkten wert, der Rest ist nicht ganz so abgöttisch genial, aber immer noch einsame spitze.

                                          Eine Empfehlung an jeden, der emotionales Kino liebt und sich den Glauben an den Zauber im Inneren bewahrt hat. Da hat mir die Rennmaus wirklich eine ganz, ganz große Delikatesse zugewichtelt. Ein sagenhaftes, unvergleichliches und herzerwärmendes Erlebnis.

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                                          • Glückwunsch zum Kommentar der Woche!

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                                              moviesforlife 11.12.2015, 18:21 Geändert 11.12.2015, 18:24

                                              Es ist schwer...

                                              ...Worte zu finden, mit denen man diesen Film treffend beschreiben kann. Nachdem ich dieses kolossale, dreistündige Machwerk von Aleksey German beendet hatte, dachte ich nur noch eines: "Oh...mein...GOTT!"

                                              Zuerst sei gesagt: Ich kann die Leute, die den Film hier verteufeln und runtermachen, sehr gut verstehen. Schließlich ist "Es ist schwer, ein Gott zu sein" ein Film, der es einem wahrlich nicht leicht macht, ihn zu mögen. Dafür ist nicht nur das Schwarz-Weiß und die epische Länge, sondern auch die fehlende deutsche Synchro verantwortlich. Drei Stunden Russisch mit Untertiteln durchzuhalten ist auch eine Sache für sich. Nicht zuletzt, da sich die drei Stunden am Ende dann doch eher wie Fünf anfühlen.

                                              Ich sage es auch ganz ehrlich: Ich musste mehrere Pausen einlegen, um den Film heil zu überstehen, obwohl ich Filme sonst (fast) immer am Stück schaue. "Es ist schwer, ein Gott zu sein" kann man aber nicht am Stück schauen. Oder zumindest war es mir schlicht und ergreifend physisch nicht möglich. Wer es trotzdem geschafft hat, verdient meinen Respekt.

                                              "Es ist schwer, ein Gott zu sein" ist tatsächlich ein sehr "schwerer" Film. Er liegt wie ein klobiger Stein im Magen, wird immer dicker und dicker, durchstößt die Magenwand und kommt hinten wieder raus.
                                              "Es ist schwer, ein Gott zu sein" hat meine Netzhaut zerbombt. Er hat meine Großhirnrinde zermürbt. Er hat meinen Hypothalamus so lange penetriert, bis jedes einzelne Neuron meines Gehirn gesagt hat: "Okay, jetzt reicht's!".
                                              Aber wieso ist dieser unerträgliche Film dann trotzdem so ein unfassbares Meisterwerk?

                                              Fangen wir doch bei den Kulissen an: Das liebevolle und sehr detailreiche Set-Design fällt schon von der ersten Szene an positiv auf. Alle Kulissen wirken absolut authentisch, was durch den edlen Schwarz-Weiß-Look des Films noch verstärkt wird.
                                              Die mittelalterlichen, nebelverhangenen Städte, die schlammigen Sümpfe, der Matsch und der Dreck, die allgegenwärtig sind. Alles wirkt echt und unverfälscht.

                                              Das Fehlen von Farben ist auch als Stilmittel hochinteressant. Es unterstreicht die bedrückende Atmosphäre des Films, wozu natürlich auch der immer anhaltende Nebel beiträgt. Alle Landschaften sind ständig in Grau getaucht. Graue Dörfer, graue Mauern, graue Truppen, graue Menschen.

                                              Was mich aber an "Es ist schwer, ein Gott zu sein" am meisten beeindruckt hat, ist die fast schon visionäre Kameraführung. Die Kamera bleibt hierbei immer sehr nah am Geschehen, sogar so nah, dass sich der Zuschauer dadurch geradezu eingeengt fühlt. Noch dazu wirken die Sets immer völlig überladen: Die Hauptpersonen drängen sich vor der Kamera aneinander und oft wird einem auch der Blick durch den Rücken eines Protagonisten versperrt.
                                              Hierdurch verliert der Zuschauer unweigerlich den Überblick über das Geschehen. Nicht selten ist ein Raum auch so vollgepackt mit Requisiten, dass man sich vor dem Fernseher wirklich bedrängt vorkommt, so als wäre man selbst in der Szene dabei und würde regelrecht eingequetscht werden.

                                              Und wenn die Kamera einem dann doch mal für ein paar Sekunden eine Atempause gönnt, indem sie einen größeren Handlungsort von oben zeigt, fliegen zum Beispiel Vögel direkt am Bildschirm vorbei und das Gefühl der Bedrängnis ist sofort wieder da.

                                              Ein weiterer Effekt dieser interessanten Kameraführung ist, dass man sich als Zuschauer so fühlt, als wäre man selbst mitten im Geschehen drin.
                                              Man ist mit dabei, wenn die Hauptpersonen durch den Dreck kriechen, man bekommt selbst eine laufende Nase, man spürt selbst den Schleim und die Innereien unter seinen Händen, man riecht den Gestank nach menschlichen Exkrementen und Verwesung und man hört das widerliche Blubbern der Schlammpfützen. Man wandert, wie auch der Protagonist, durch diese Welt des Wahnsinns und es scheint kein Entkommen zu geben.

                                              Dieser unverhüllte Wahnsinn wird auch durch die schiere Absurdität vieler Szenen und einige scheinbar sinnbefreite Dialoge untermauert. Viele Handlungen der Figuren ergeben keinen Sinn, jeder Mensch in dieser Welt scheint verrückt zu sein und auch surreale Elemente gesellen sich hin und wieder dazu. Auch der Protagonist ist von dem Wahnsinn nicht ausgenommen. In nahezu jeder Szene reibt er sich an etwas Dreckigem, wie ein Tier und beleidigt oder verletzt grundlos jemanden. Das menschliche Tier oder der tierische Mensch? Ich kann es nicht sagen.

                                              Oft wird an "Es ist schwer, ein Gott zu sein" kritisiert, dass es keine Story gibt oder dass diese keinen Sinn macht. Da stimme ich ohne zu zögern zu. Es gibt nicht wirklich einen Plot. Nur an wenigen Stellen kann man eine Geschichte erahnen, die aber nur kurz angeschnitten wird.
                                              Aber will der Film eine Geschichte erzählen? Nein, das denke ich nicht.
                                              Die Story dient hier nur als Ausrede, maximal als Deckmantel für etwas viel Größeres.
                                              Der Film legt den Fokus klar auf die bleischwere Atmosphäre und das, was sie in einem Menschen auslöst. Man ist eingezwängt, geradezu gefangen in diesem Monstrum von Film. Und man kann ihm auch nach dem Abspann nicht mehr entfliehen.

                                              "Es ist schwer, ein Gott zu sein" wird das Puplikum freilich spalten. Viele werden sich an ihm die Zähne ausbeißen. Andere werden ihn lieben. Mich hat er jedenfalls umgeblasen, mit all seiner unwitzigen Irrwitzigkeit.
                                              Aleksey German hat mit "Hard to Be a God" also einen Film abgeliefert, den die Welt nicht so schnell vergessen wird. Meisterwerk aller Sinne. Sollte man wenigstens mal ausprobieren, wenn man sich traut.

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