Mr.Film - Kommentare
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Alle Kommentare von Mr.Film
Weiter geht es mit historischem Gemetzel! Dieses Mal auf dem Gebiet des heutigen vereinigten Königreich, wo sich dänische Wikinger erheben um die angelsächsischen Königreiche Englands unter ihre Fittiche zu nehmen und neben „Vikings“ und „Game of Thrones“ Gesprächsthema zu sein, wenn es um mittelalterliche Epic geht. Dass „The Last Kingdom“ episch sein kann, beweist die BBC-Serie - bei uns in Deutschland via Netflix zu sehen - direkt in den ersten Minuten. Kaum findet man seine ideale Sitzposition auf der Couch, tauchen sie bereits mit peitschenden Klängen am Horizont auf: Wikinger-Schiffe an der Küste, bei denen man schnell weiß, dass sie nicht zur Tea Time vorbei kommen möchten. Der angelsächsische König des Dorfes gerät in Alarmbereitschaft, bringt Frauen und Kinder in Sicherheit und schickt einen Spähtrupp mitsamt seines Sohnes zum Anlegeplatz, um abschätzen zu können, wie viel Zeit ihnen noch zum evakuieren bleibt. Dieser bleibt jedoch nicht lange unentdeckt und bekommt von einem der Boote zugebrüllt, dass da wohl jemand eine Lektion zu lernen hat. Wenig später wird deutlich, dass er mit seinen Lektionen nicht all zu zahm auftritt: Vor den Toren des Dorfes stehend wirft er dem König den Kopf seines Sohnes zu. [...]
Stell dir vor, du schaust dir gerade den Piloten einer neuen Horror-Serie an. Guter Horror ist heutzutage schwer zu finden, deswegen bist du zu Recht skeptisch. Nun siehst du dort aber einen kleinen Jungen, der gebannt auf die Kakerlake an der Wand vor sich starrt, sie mit seinem zarten Kopf gezielt zerquetscht und den Haufen Blutbrei anschließend genüsslich in seinen Mund schiebt. Kurz darauf knabbert er auch noch an seinem zierlichen Finger. Äußerst energisch, versteht sich. Ein Einstieg, der die Dinnerpläne für später erst einmal auf Eis legt und realisieren lässt, dass mit "Outcast" die Suche nach dem nächsten Horror-Gral vorerst beendet sein könnte. [...]
Einfach mal in die Filmfabrik reinschauen, die machen das immer ziemlich geil: https://www.youtube.com/watch?v=nBGtoAxUJWE
Die Promo im Vorfeld wollte auch schon eins: Anders sein. Schließlich durfte nicht passieren, was Netflix grundsätzlich besorgt: Der Vorwurf nicht innovativ oder anders als das alt bekannte lineare Fernsehen zu sein. Für die erste Talkshow des SVoD-Anbieters hat US-Komikerin Chelsea Handler gab es eine handgeschriebene Pressemitteilung, schräge Trailer. Netflix plant mit der Frei-Schnauze-Moderatorin, die zuvor beim US-Kabelsender E! zuhause war, zunächst 90 halbstündige Episoden, die zu deutscher Zeit jeweils mittwochs, donnerstags und freitags um 9 Uhr morgens erscheinen werden.
Man testet mit dem Freiraum, den sie Chelsea Handler geben, weniger die Grenzen von Humor aus als die Frage: Kann eine Late-Night-Talkshow auch on demand funktionieren? Dass inzwischen längst Ausschnitte aus diversen Talkshows on demand und viral im Netz kursieren, gilt den einen als Beleg dafür, dass es klappen kann. Andererseits lebt Video-on-Demand davon, dass Inhalte über längere Zeiträume als Abo-Grund betrachtet werden. Ob alte Ausgaben einer aktuellen Talkshow dazu gehören werden, fragen Kritiker.
Am Mittwoch war es dann soweit. Die erste Show ging online.
„Du hast dein Bestes gegeben. Wäre dein Bestes bloß genug gewesen“, trällert Coldplay-Sänger Chris Martin, während er rührende Töne auf seinem Piano spielt und sarkastisch fortfuhr.„Als ich hörte, deine Netflix-Sendung würde abgesetzt, sah ich plötzlich das ‚good‘ in ‚goodbye‘.“ Die auftretende Chelsea Handler korrigiert Chris Martin: Das sei ihre erste, nicht letzte Show bei Netflix. Der zuckt mit den Achseln und verlässt die Bühne. Ein merkwürdiges Opening, das für Fans der gerne merkwürdigen Chelsea Handler passt.
Mit diesem typischen Handler-Humor macht sie das Publikum direkt für das warm, was sie mit ihrer Ich-sage-was-ich-will-Mentalität noch so alles ausreizen möchte. „Hallo, Welt! Hier bin ich! Habt ihr mich vermisst?“ Ein bisschen bemüht wirkt es, wie sie immer wieder betont: Wir wissen nicht, was wir hier tun. Aber wir tun es einfach. Netflix ist halt einfach zu cool. Schön aber, Chelsea Handler nach ihrer 18-monatigen Kreativpause - von einem Netflix-Special mal abgesehen - wieder auf der Bühne einer eigenen Talkshow zu sehen. Wer die derbe US-Komikerin nicht kennt, bekommt eine kurze Vita von ihr: "Was ich sagen will: Ich bin toll!"
„Ich bin eine TV-Moderatorin im Abendprogramm, die auf Zeit, Fernsehen oder sogar Moderation pfeift. Ich sitze jetzt an einem Pult, denn das hier wird die Hochschulbildung, die ich nie genoss und Netflix gibt mir dabei alle Möglichkeiten.“ Als erste Late-Night-Show-Komikerin außerhalb des linearen Fernsehens bekommt sie ein Netflix-Stipendium, dass ihr alle kreativen Freiheiten gewährt. Auf ihrer Studio-Couch sollen Freunde, Wissenschaftler, Politiker, Entrepreneure, irgendwelche Kinder, alte Menschen, ihr schwarzer Chauffeur Billy und Prostituierte ("Wenn mir ganz langweilig wird“) zu Gast sein.
Und es dauert nicht lang, da kommt Chelsea Handler zu dem Thema, das sie die kommenden Monate zu weiten Teilen tragen dürfte. Wieso sie wieder auf Sendung sei? Wie sonst könne die amerikanische Wählerschaft sonst „zwischen einer hochqualifizierten Frau mit tadellosen Referenzen und einem bankrotten, frauenfeindlichen, rassistischen Arschloch entscheiden?“ Witze über Donald Trump - sie sind dankbar für eine Late-Night die nach Aussage von Netflix aktuell sein soll, aber dann eben doch auch mit Verzug noch funktionieren muss. Trump geht da immer.
Handlers Lobpreisungen für ihren neuen Arbeitgeber gehen weiter. Der erste Einspieler in ihrer Show wirbt für die Netflix University. Denn für 9,99 Dollar im Monat mache Netflix ziemlich schlau - was einige Stars wie Will Arnett („Arrested Development“), Ellie Kemper („Unbreakable Kimmy Schmidt“) und Laura Prepon („Orange is the new black“) bekunden. Von "Harvard and Chill" habe hingegen ja noch niemand was gehört. Das erste Drittel ihrer Premierensendung ist da rum. Zeit für den ersten Gast: US-Bildungsminister John King. [...]
[...] Beinahe plötzlich endet dann die Debüt-Show mit einem Amateur-Rap von Handler, bei dem sich Pitbull seiner musikalischen Entfaltung nicht ganz entziehen kann und miteinsteigen möchte. „Halt die Klappe!“, feuert sie in Pitbulls Richtung und macht noch einmal deutlich, warum genau sie die ideale Besetzung für solch eine Sendung ist. In der Art extrem launisch, unberechenbar und derbe aber mit klarem inhaltlichen Kompass, wenn es um Themen geht, die ihr wichtig sind. Sie macht was sie will und das was sie macht, ist genau deswegen gut. Die Premiere von "Chelsea" hat Lust auf mehr gemacht und man freut sich auf mehr - sowohl quantitativ als auch in einzelnen Punkten qualitativ. Aber reinklicken lohnt sich.
[...] „Have you enjoyed Belize?“ Wird Cobi (Steve Zahn, „Dallas Buyers Club“) im Finale der Staffel gefragt. „Sure…uh, well, a bit mixed to be honest.“ Eine sehr bescheidene Antwort, für die wohl verrückteste Reise seines Lebens. In beinahe harmonischen Szenen wird der Trubel der letzten Folgen vergessen und entlässt den Zuschauer dennoch mit einem Knall, auf dessen Hall man wohl vergebens warten wird. Denn „Mad Dogs“ wurde direkt wieder eingestampft. Sollte man sagen leider?
Dass diese Reise so abstrus wird, wie man es am Ende dann erst mal zu verdauen hat, hätte man nach den ersten Minuten im Geschehen nicht unbedingt gedacht. Zwar setzt eine Serie, die bereits in der ersten Folge einen kleinwüchsigen Killer, mit einer beängstigenden Katzenmaske einführt, gewisse Maßstäbe, doch hat man damit gerade einmal die Spitze des Eisberges namens „Mad Dog“ gesehen. [...]
Guten Urlaub zu machen ist nicht immer schwer. Manchmal reicht eine Serie wie „Mad Dogs“, mit der man, dank ihrem Binge-Watch-Potenzial, für ein paar Stunden komplett woanders ist und den Alltag auf eine eigenartige Weise vergessen lässt. Einen Alltag, den die „Mad Dogs“ sich, während sie in ihrem Abenteuer feststecken, schnell wieder sehnlichst herbei wünschen.
Wenn es zwischen braungebrannten Topmodels an wunderschönen Stränden, die umzingelt sind von Hipster-Cafés, zu einem Clash mit der nicht immer ganz so gut aussehenden Realität kommt, befinden wir uns mitten in „Flaked“. Willkommen in Chips Leben. Als selbsternannter Motivator, der alleine gelegentlich Antriebskraft benötigen könnte, dümpelt er in der vermeintlich perfekten Umwelt seinem Dasein hinterher. Schauen wir in den acht halbstündigen Episoden von „Flaked“ wirklich nur einem halbdepressiven Kerl dabei zu, wie er seinen Alltag bestreitet? [...]
[...] Die Welt kann manchmal so grausam sein – obwohl „Arrested Development“ ein Liebling bei den Kritikern war, wurde die Serie, bei der es laut eigener Aussage um nichts weiter als „über eine wohlhabende Familie, die alles verloren hat, und über einen Sohn, der nicht anders konnte, als sie alle zusammenzuhalten“ ging, nach drei Staffeln eingestellt. Netflix jedoch schien zu der kleinen aber loyalen Fan-Gemeinde zu hören und gab ganze sieben Jahre später bekannt, 15 weitere Episoden und somit eine ganze neue Staffel zu produzieren. Es war einer dieser PR-Coups die dem neuen Streaming-Dienst besonders in den USA viel Aufmerksamkeit bescherte. Will Arnett kehrte damit in seiner Rolle als trügerischer Möchtegern-Magier auf die Bildschirme zurück und tritt somit auch erstmals in die Dienste von Netflix. Ein Arrangement, dass wohl nicht all zu schlecht laufen kann, wie das Leihen seiner Stimme für „BoJack Horseman“, ebenfalls eine Netflix-Produktion, zeigt. Aller guten Dinge sind zumindest in der Theorie drei und mit „Flaked“ darf er nun eine Hauptrolle antreten, die die meiste Screentime in der Serie einnimmt. Vom täuschenden Berufszauberer und dem Promipferd weg, hat er dieses Mal eine etwas bodenständigere Rolle zu bewältigen.
Interessant ist, dass sowohl Executive Producer Mitchel Hurwitz, der als Schöpfer hinter „Arrested Development“ steht, als auch Autor Mark Chappell („The Increasingly Poor Decisions of Todd Margart“) eigentlich aus einer anderen Ecke kommen. Ein ernsthafteres Format wie dieses gehört nicht zum Arbeitsalltag der beiden. Somit seien anfängliche Fehler vielleicht zu verzeihen, denn dass diese Männer Ahnung vom Geschäft haben, bewiesen sie bereits zum Ende der ersten Folge hin, wo mit einer rein musikalisch unterlegenen Szene Revue geschehen lassen und Kunst in Reinform abgeliefert wird.
Erschreckend ähnlich hat man das aber schon einmal gesehen. [...]
Ob Netflix womöglich ganz viel Feedback bekam, das ausdrücklich nach einer Sitcom in Country getränkter Atmosphäre gebeten hat? Oder sah man möglicherweise das riesige Potenzial, das sich inmitten der vereinigten Staaten in Kansas, Oklahoma, Texas und Co. tummelt? Dort lebt nämlich noch das Bürgertum, das den ‚American Dream‘ für sich ganz eigen interpretiert: Abseits vom ganzen Trubel seine eigene Farm besitzen, den ein oder anderen Whiskey exen und über die Demokraten schimpfen. Mit der neuen Sitcom „The Ranch“ dürfte man bei Menschen, die diesen Lebensstil pflegen und mögen, auf eine Menge Freude stoßen. Hier wird das Thema nämlich bis ins kleinste Detail zelebriert: Country-Song im Intro, teilweise sehr seichte Gags, die man angetrunken am besten versteht in der Mitte, etwas Hinterlandsdrama hier und da und ein Country-Song am Ende. Doch wie gut funktioniert das in Deutschland?
Ashton Kutcher spielt in „The Ranch“ Colt Bennett, einen gescheiterten halb-professionellen Footballspieler, der ohne richtigen Plan zu seiner Familie auf die Ranch nach Colorado zurückkehrt. Dort trifft er auf seinen Bruder Rooster (Danny Masterson) und seinen Vater Beau (Sam Elliott), den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Die von Debra Winger gespielte Mutter der zwei Brüder betreibt die örtliche Kneipe. Ab sofort heißt es: Mit dem Traktor auf den Landstraßen fahren, auf Hirsche schießen und Selbstgebranntes genießen.
Ein einfaches, für eine Sitcom typisches Setting. Doch an einer Schraube wurde gedreht: Man weicht von der klassischen 20-Minuten-Laufzeit ab und erweitert auf etwas über 30 Minuten. Ein Unterfangen, das dem klassischen Sitcom-Zuschauer Bauchschmerzen bereiten könnte. Sitcoms sind doch dafür da, wenn man etwas kurzes und knackiges haben möchte, verdammt! Doch alles halb so wild, hat man die Extrazeit doch äußerst positiv genutzt. So entstehen auch mal drei-minütige Gespräche, die gar nicht auf eine Pointe aus sind, sondern einfach mal eine sich echt anfühlende Situation geschehen lassen wollen. Dadurch entwickeln sich, auch wenn es selten ist, für das Format überraschend tiefgründige Szenen. Die sind aber auch bitter nötig, würde man in dem Strom flacher Südstaatengags und Stereotypen ansonsten hilfeschreiend ertrinken. Unfassbar penetrant werden da vor allem die flachen Obama-Gags, die im Zusammenspiel mit dem Al Gore-Bashing für ein genervtes Augenrollen bei einigen Menschen sorgen könnten. Das ist nicht nur schwache Satire, sondern vor allem „ein Haufen von Scheiße, der gemacht wurde, um sie an Republikaner zu verkaufen“, wenn ich mal ein Zitat, das ursprünglich in der Serie gegen die Klimaerwärmung gerichtet ist, umdichten dürfte. Aber gut, das Bürgertum, das dementsprechend anders denkt, ist dann einfach nicht die Zielgruppe.
Es gibt dennoch ein paar Argumente für „The Ranch“.[...]
Frankreich hat Tausende von guten Gründen, die einen Besuch rechtfertigen würden. Sei es das überall vorherrschende Gefühl von Leichtigkeit und Liebe oder die atemberaubenden Gegenden, die von der Haupstadt Paris über ländliche Idylle bis hin zu kleinen Städtchen mit Küstencharme alles zu bieten haben. Mit überdurchschnittlich guter Fernsehunterhaltung konnte das Land international bislang nicht für sich werben. Französisches Fernsehen ist selten weit gereist. Eine Nase voll Koks, die Gérard Depardieu als Robert Taro gehört, in der neuen Netflix-Serie „Marseille“ sollen das ändern.
Von dem Nervenzucker braucht der noch amtierende Bürgermeister Marseilles auch das ein oder andere Quäntchen, nachdem er von seinem Protegé Lucas Barrés (Benoît Magimel) bei der Abstimmung für den Bau eines Casinos hintergangen wird und seine Zukunftspläne neu auslegen darf. 20 Jahre waren er und sein eigentlicher Nachfolger Seite an Seite in der ersten politischen Liga der französischen Hafenstadt aktiv. Aus vermeintlicher Freundschaft entwickelt sich jedoch aus zunächst nicht ersichtlichen Gründen ein immer kompromisslos werdender Machtkampf, der auch das Privatleben der Beiden nicht unversehrt lässt.
Willkommen bei „Marseille“, dem Pionier unter den europäischen
Serienproduktionen für Netflix - einem Projekt mit nicht all zu geringen Ambitionen. „Marseille“ muss sich bereits nach den ersten zehn Minuten den Vergleich mit „House of Cards“ gefallen lassen und das ist kein leichter. Kann der Bär Gérard Depardieu als Bürgermeister von Marseille den Wolf Kevin Spacey als Präsidenten der Vereinigten Staaten vom Thron stoßen? Diese Frage ist nicht nur wegen des Vergleichs der politischen Positionen eine gemeine, muss sich Depardieus Rolle auch in Sachen Polarisierung Frank Underwood unterordnen. Zu zahm wirkt er. Weniger wie ein Bär, mehr wie ein Lamm, das ab und zu die Zähne fletscht.
Viel aufregender sieht es auf der Gegenseite aus. Dort steht Benoît Magimel als sein aufmüpfiger Ziehsohn Lucas Barrés, der das hinterhältige politische Spiel durch und durch verinnerlicht hat. Er ist der eigentliche Star der Serie, der Depardieu nicht nur in „Marseille“ den Rang als Bürgermeister ablaufen könnte, sondern auch den Status als französisches Schauspieö-Aushängeschild. Nach Filmen wie „Kleine wahre Lügen“ und „Crime Insiders“ krönt er seine Leistungen mit dieser Politserie, die mit ihren Intrigen, Morden und perfiden Sex-Affären allerhand abverlangt. Er meistert die Hürden und serviert dem Zuschauer nicht nur den reinen Bösewicht, sondern einen vielschichtigen Charakter, dessen Beweggründe man nachvollziehen kann. [...]
[...] „Wer aus Marseille kommt, ist verurteilt, an nichts mehr zu glauben“, schrieb Schriftsteller Gaston Leroux einmal. Düstere und passende Worte für eine Stadt, die lange Zeit als eine dreckige galt. Mittlerweile hat sie sich 2013 zur Kulturhauptstadt Europas gemausert und lässt ihre Vergangenheit in der gleichnamigen Serie dementsprechend hinter sich. Ab und zu blitzen die Problemgegenden mit ihren perspektivlosen Jugendlichen zwar auf, haben gegen die zeitintensiven Aufnahmen des wunderschönen Hafens aber keine Chance.
Dementsprechend scheitert der Versuch, auf die Probleme der französischen Problemschichten aufmerksam zu machen. Zu hastig wird dieses Thema durch altbackene Drogendeals und deren Folgen abgearbeitet, damit das Rampenlicht schnell wieder einzig und allein auf den intensiven Machtkampf in Marseilles Spitze scheinen kann. Womöglich möchte Netflix vor allem Eindruck schinden und zeigen, wie gut und poliert europäische Serien aussehen können. Viel an "Marseille" wirkt ein Stück weit gewollter als gekonnt. Authentizität schafft das nicht.
[...] In einer elektrisierenden Szene wirft Taro Barrés vor, dass er ihn und die Stadt verraten hat. "Dich vielleicht, aber nicht Marseille", kontert der. Mir stellt sich die Frage, ob Netflix nicht Marseille verraten hat. Denn schön anzusehen ist die erste komplett in Europa gestemmte Produktion sicherlich, aber irgendwie fehlt ihr etwas. Vielleicht ist es Charme.
Eben noch haben Sie Nachtschichten in einem Luxus-Hotel abgearbeitet. Eine eher harmlose Tätigkeit, könnte man sagen. Plötzlich aber streckt Ihnen der mächtigste Waffenhändler der Welt die Hand entgegen, um sich in seinem Kreis zu begrüßen - einem Kreis der skrupellosen Kriminellen. Was ist da passiert? Es ist die Geschichte des Jonathan Pine (gespielt von Tom Hiddleston), der im Angesicht des Bösen - personifiziert von Hugh Laurie - beinahe gleichgültig reagiert. Einem Nacht-Manager, der unverhofft zum Agenten wird. Hiddleston vs. Laurie - der Agent und der Waffenhändler. „The Night Manager“ bietet eine der besten Fehden, die je in Serienform erzählt wurden. Und das obwohl der Knall erst in der letzten Episode zu hören ist. [...]
[...] „The Night Manager“ ist allerdings eine sehr überzeugende Bewerbung von Tom Hiddleston für die Nachfolge von Daniel Craig als neuer James Bond. Er ist in Personalunion eine atemberaubende Kombination aus elegant und frech, modern und altmodisch - sozusagen die Verschmelzung aller bisher da gewesenen Bonds. Sie fragen sich jetzt vielleicht: Ist das nicht etwas zu flott geschrieben? Nach den acht Folgen des intrigenreichen Spionagespiels der von Amazon nach Deutschland geholten BBC-Produktion dürften diese Sorgen ausgeräumt sein. Besonders charmant sind jene Momente in denen Hiddleston aus jeder noch so prekären Lage mit einer gewissen Leichtigkeit herauskommt. Momente, in denen man einen Hauch von Schweiß auf seiner Stirn erahnt, ehe er diesen Eindruck in Milisekunden durch lässiges Herausreden vergessen lässt. Die Coolness eines Bond, James Bond, ist da. [...]
Die deutsche Übersetzung schießt einmal mehr den Vogel und mögliche Interessenten ab, die „Die Highligen Drei Könige“ vom Cast her eigentlich gar nicht so unansprechend fanden. Den gleichen Fehler hat man unter anderem schon einmal mit „Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute“ gemacht und somit eine eigentlich absolut nicht 0815 wirkende amerikanische Komödie komplett unter Wert verkauft. Völlig absurd auch einfach aus dem Grund, weil es um Gras oder eben Drogen an sich überhaupt erst in dritter Reihe geht. Jonathan Levine, der bereits mit „50/50“ und „The Wackness“ seinen einzigartigen Stil untermauert hat, könnte sich wohl auch gar nicht auf ein dermaßen flaches Thema einlassen.
Wenn es aber zu Drogen kommt, dann richtig. Da darf Seth Rogen seine kompletten Fantasien und/oder Erfahrungen ausleben. Auch gar nicht schlimm, denn Levine packt in diesen vermeintlichen Weihnachtsfilm so viel mehr. Nicht so viel, dass es den Ottonormalbürger beim Denken schmerzen würde, doch genau so viel, dass es kein absoluter No-Brainer ist. Die Geschichte dreht sich um drei Freunde (Rogen, Gordon-Levitt, Mackie) die sich, wie das Leben eben so spielt, langsam aber sicher in andere Richtungen entwickeln. Der eine wird Sportsuperstar, der andere gründet eine Familie und einer sitzt dazwischen vor einem perspektivlosen Nichts. An Weihnachten einen so drauf zu machen, wie man es aus den guten Tagen der Jugend kennt, ist für ihn also Priorität Nummer eins.
Neben der typischen Weihnachtsfilm-Floskel („immer schön deine Liebsten schätzen“) gibt Levine noch etwas mehr zum grübeln. Lebe ich meinen Traum genauso wie meine Freunde? Sollte ich irgendetwas ändern, damit ich das nächste Weihnachten noch etwas glücklicher bin? Natürlich bewegt sich das Ganze auf keiner Ebene mit Aristoteles, doch wird hier eine stabile Brücke zwischen Quatschhumor und Moral geschlagen. Ansonsten gibt es für ein paar Minuten noch ein Miley Cyrus – Livekonzert. Ja, es wird "Wrecking Ball" gesungen.
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Sechs ambitionierte, jugendliche Computerbegeisterte hauen in die virtuellen Tasten (Keyboards sind so 2015) und haben die zunächst einschläfernd wirkende Aufgabe, die künstliche KI eines Raumschifffrachters zurecht zu stutzen. Doch mit dem Abwehrsystem, hauptsächlich bestehend aus Samuraischwertern (originell!), rechnet man nicht so leicht ab. [...]
Wenn ich an "Event Horizon" denke, habe ich einen atemberaubenden Genrefilm im Kopf. Dieser 18 Jahre alte Streifen hat alles, was zu einer gehörigen Weltraumrundfahrt gehört. So sollte man meinen, dass man wenigstens in solch einer Zeitentwicklung in der Effektqualität immerhin keine Rückschritte schaffen sollte. Falsch gedacht, "Debug" zeigt's einem nämlich. In bester Monotonität kriegt man den gefühlt gleichen Raum durchgehend in anderen Kameraperspektiven zu sehen, die einzig und allein dann interessant werden, wenn sie die Möpse der weiblichen 'Schauspieltalente' einfängt. [...]
[...] Wahnsinn. Wortwörtlich. In dieser Postapokalypse herrscht naturgemäß keine Pause und das ansteigende Gefühl von Unwohlsein. Angenehmen Unwohlsein. Man labt sich in den Schweißtropfen Tom Hardy's, denkt sich durchgehend "fuck" und hat dabei ein Lächeln auf den Lippen. Es ist eine einzige Jagd auf der Fury Road Richtung Blockbuster des Jahres.
Lautes Motorenaufheulen, Flammenstöße aus der Kriegsgitarre und verrückte Blicke. Verrückt wird die Welt, die Leinwand. Ein Film, bei dem man das Wort 'Hollywood' nicht halbbeschämt in den Mund nehmen muss, sondern das Massenkino endlich wieder aus vollem Herzen zelebrieren kann. So vernarrt vereint man nämlich die eindrucksvollsten Faktoren eines guten Actioners, lässt auf der sandigen Endzeitoberfläche Maschinen statt Emotionen sprechen und ergießt sich immer wieder in einem Feuerwerk aus Signalfarben.
MAD MAX: FURY ROAD ist ein sagenhaftes Erlebnis, bei dem man sich anstrengen muss, Fehler zu finden. Und natürlich gibt es welche. Doch manchmal kann man auch einfach nur genießen und sich einer perfekten Stumpfsinnigkeit hingeben, die nicht einmal Feministinnen Freiraum zum meckern gibt. Charlize Theron hätte sicherlich einige Argumente.
"Everbody has gone out their mind."
Die Welt ist schon lange digital. Kurze Dateabsage per WhatsApp, schnelles Vorstellungsgespräch über Skype. In naher Zukunft muss man gar nicht mehr aus dem Haus. "The Den" nimmt sich dieser facebookisierung an und steht an der Türschwelle zu einer neuer Horrorsparte.
Found-Footage ist ein absolutes Streitthema, hat sich in der modernen Genrewelt aber komplett integriert. Doch anstatt bei den "Paranormal Activity"-Verschnitten zu bleiben, wagen sich einige wenige Regisseure in einen experimentiellen Bereich. Wie schon "Open Windows" (mit Elijah Wood), baut auch "The Den" auf Terror durch die Webcam. Was man also zu sehen bekommt ist lediglich das, was der Laptop mitsamt Kamera zu zeigen hat. Da steckt unfassbares Potential dahinter. [...]
[...] Zachary Donohue dreht hier etwas, das vollkommen auf der medialen Höhe ist, tolle Seitenhiebe gegen uns Internetopfer schlägt und dabei horrortechnisch den Großteil der letzten Erscheinungen in den Schatten stellt.
Im strammen Vorwärtsschritt geht es vom lustigen Chatrouletteausflug zum Cyberpsycho, der einem ganz langsam, aber sicher, zu nahe kommt. Dicke, nackte Männer sind hier das kleinste Übel, wird man doch von teils sehr untypischen Schockern in's Visier genommen. Und das, obwohl Klischees offenkundig angepriesen werden. Das muss man erstmal schaffen!
Problemhaft sind jedoch noch ein paar Kinderkrankheiten, die das Ganze in die Länge ziehen. Trotzdem täuscht das nicht darüber hinweg, dass man etwas absolut erfrischendes aufgetischt bekommt, das Hoffnung auf das moderne Horrorkino macht. Ein bisschen Sex gibt's sogar oben drauf.
In wunderbarer 'Glee'-Manier wird ein eigentlich ziemlich spaßiges Konzept nahezu komplett verschrottet und taugt eigentlich zu nicht viel mehr, als für eine Überdosis unnötiges Overacting.
Everything is a Dildo if you're brave enough.
S'all good, man.
"Ic...Ich krieg's einfach nicht auf die Reihe. Wo ist der Witz?" - "Was soll das heißen, du kriegst den Witz nicht? Das ist so, als ob in der schwulen 'Der Weiße Hai'-Version zu wenig geredet werden würde [»Hey, ich fress euch alle auf. Erst schnapp ich mir das eine Beinchen und dann das andere. Ohh, ich kann euch in die Badehose reingucken, da ich seh ich aber ein paar leckere Sachen zum anknabbern« ] Einfach unmöglich!" - "Keine Filmanspielung der Welt kann mich davon überzeugen, dass diese amerikanische Durchschnittsfamilie irgendwie lustig sein soll. Die ganzen Klischees sind doch eher traurig!" - "Du hast bestimmt die Meg-Folge erwischt. Da hättest du echt umschalten sollen. Jeder hasst Meg. Sie ist aber auch nur die vergammelte Schlachsahne auf dem Berg des köstlichen Humors." - "Was hast du gesagt?" - "Das sie keine gute Form von Schlachsahne ist" - "Schlachsahne?" - "Schlachsahne, ja" - "Du meinst Schlagsahne." - "Ja, Schlachsahne" - "Schlagsahne" - "Schlachsahne" - "Schlagsahne" - "Schlachsahne" - "Sag Schlag!" - "Schlag" - "Und jetzt Schlagsahne!" - "Schlachsahne" - "Wenn du so weiter machst, lass ich diesen total unnötigen Running Gag mit dem schlagenden Hühnchen gleich komplett blass aussehen!" - "Wow, beruhig dich, du bist angespannter als du damals Anabolika genommen hast [»Kannst du mir mal bitte die Kartoffeln rüberreichen?« »Ahhh, verdammt Meg! *Bäm*«]" - "Ich kenne keine Meg, die jemals mit uns am Tisch saß" - "Du hättest sie aber geschlagen, Meg ist scheisse." - "Weisst du wer mir nerviger vorkommt? Peter. Ich meine...ich meine, warum sollte man ihn mögen? Er baut nur scheisse und hintergeht seine Familie und Freunde" - "Du musst verstehen, dass er vor ein paar Jahren vergessen hat, wie man sich hinsetzt. Sowas verändert einen." - "Was zur Hölle redest du da?! Nur noch Chris kann deine Dummheit toppen.." - "Ja, seit Stewie ihn mit einer Tuba verfolgt hat, ist sein IQ und Selbstbewusstsein noch weiter in den Keller gesunken. Das kann mehr weh tun als ein Geburtstagstelegramm von Zinedine Zidane" - "Bitte, was hat der IQ mit dem Selbstbewusstsein zu tun?!" - "Des kann dir doch scheißegal sein, du musch uff de Kleine uffpasse. Kann saumäßig lang daure bis mir unsre Rindviecher zum Mississippi runtre triebe hen." - "Hast du grade als Ausländer einen amerikanischen Cowboy gespielt um das Thema zu ändern?" - "Ja." - "Hat geklappt. Sag mal, wann kommt dein Kumpel Stewie und sein Hund Brian eigentlich vorbei?" - "Wieso fragst du mich? Er ist um viertel nach drei aus dem Haus und muss bei einer Geschwindigkeit von 7 km/h eine Entfernung von 6,4 Kilometern überwinden. Um wie viel Uhr ist er dann hier?" - "Hängt davon ab, ob er noch eine Nutte besucht" - "Und sowas nennt man 'ne Variable *Kopf tätschel*" - "Die zwei sollen mich also vollends von ihrer Serie überzeugen?" - "Ohja. Also ich meine, Stewie ist etwas schwul und Brian kriegt trotz seines Schreibtalents nichts auf die Reihe, aber sie geben der ganze Sache genau den Schliff, den sie benötigt. Wie wenn man zur Matheprüfung einen Asiaten mitnimmt." - "Okay, ich lass mir das mal durch den Kopf gehen. Eine Sache fehlt mir jetzt aber noch, hast du vielleicht einen Arschkratzer?" - "Arschkratzer?" - "Arschkratzer!"
"To Conquer a Nation, First Disarm it's Citizens" - So oder so ähnlich lauten die Worte eines Mannes, den unser Land nur zu gut kennt. Unsere Buddys aus den Vereinigten Staaten sehen das aber etwas anders. "You get a weapon and you get a weapon, everyone gets a weapon!" Und was soll man groß sagen? Auch dieser Weg funktioniert wunderbar. Nachrichten schnüren die Ängste vor jeder möglichen Situation. Vor den bösen, schwarzen Männern, vor der alles verändernden Jahrtausendwende, vor Killerbienen. Die Amerikaner waren schon immer ein leicht erregbares Volk, liegt doch hinter jeder Ecke eine potenzielle Gefahr. Manchmal auch in Garagen.
Doch wie kann es dann sein, dass Kanada, die keinen unbedingt kleineren Waffengebrauch an den Tag legen, so gut wie kaum Tragödien erlebt? Wieso geschieht gefühlt jeder Amoklauf, den man im Fernsehen sieht, in den USA? Michael Moore, der zum kotzen korrekte Amerikaner, wie in manche nennen, geht der Sache auf den Grund. Und was denkt ihr, wie die Ursache des Problemes aussieht: Marilyn Manson, South Park, Satan, Videospiele, oder vielleicht doch die Illuminaten?
"But...but it stands in the Constitution!" - Ach, na dann! Lassen wir mal außer Acht, zu welcher Zeit diese Verfassung mit ihren Zusätzen geschrieben wurde und verkaufen unlimitierte Munition an alle, von 6-99! An die Waffen kommen durch äußerst penibel außgearbeitete Kontrollen ja sowieso nur die, die damit auch bestimmt nichts anstellen werden. "Fuck yeah!" - Danke, Charlton Heston, für Ihren Zuspruch! Könnten Sie mir aber mal bitte die Frage beantworten, weshalb bei euch im Land, was Waffen angeht, so viel schief läuft? "Oh, year, ähm...i dunno..."
Hab ich mir doch fast gedacht. Man kann und sollte niemals ein gesamtes Volk über den großen Kamm des Rassismus scheren, doch was vor allem die NRA (National Rifle Association) von sich gibt, ist unter aller Sau. 20. April. 1999, das Columbine Massaker - die NRA ruft zur Pro-Gun-Veranstaltung. 29. Februar. 2000, ein 6-jähriger Junge bringt eine Waffe von zu Hause mit in die Schule und erschießt eine gleichaltrige Mitschülerin - what a shame, kurz danach ruft die NRA ebenfalls wieder zur Pro-Gun-Veranstaltung. Die Lösung ist nämlich denkbar einfach: Wir brauchen mehr Waffen,damit kann man jedes Problem lösen, auch Waffenprobleme! Kauft euch Waffen! [...]
Michael Moore [zeigt] mit "Bowling for Columbine", dass das Land eine so extrem miese Erziehung genossen hat, dass eine Verhaltensveränderung nicht von heute auf morgen geschehen kann. Ein zweites Kanada wäre doch ganz schön, aber so lange es noch Ölfelder zu erkämpfen gibt und der Gewinn hauptsächlich durch Selbstverteidigungsmittel gesichert wird, dürfte dass noch in weiter Ferne liegen.
"What if the Killers from Columbine where here today, what would you say to them?" - "I wouldn't say anything. I'd listen to them, which nobody else did." - Marilyn Manson
Irgendwann werden Überhelden einfach langweilig. Wie sie Leute alleine mit ihren Blicken zum Genickbruch zwingen. Fleischwunden werden sowieso prinzipiell ausgeblendet. Ja, irgendwann wird es bestimmt mal langweilig, aber nicht hier und jetzt mit "John Wick".
Man kann Keanu Reeves einfach nur mögen, kämpft er doch für Hundepuppys und bleibt dabei sogar halbwegs realistisch. Muss er als Protagonist zudem wirklich mehr als zwei Mal nachladen! Dazu werden die Kugeln darüberhinaus sehr präzise versenkt, nervige Feuersalven gibt's grade mal von den doofen Russen. Immer diese Russen. Benutzen die Filmemacher aus dem Lande des bärenreitenden Putins eigentlich dementsprechend allgemein Amerikaner als Buhmänner? Zeit zum beantworten dieser Frage haben diese Herren hier aber leider nicht, stapeln sie sich doch in kürzester Zeit zur Größe des 8. Weltwunders. John Wick ist einfach ein guter Mann, macht er das Gleiche auch mit den anstrengenden Gedanken des Tages. Alle liegen sie neben den toten Russen. Nur ein No-Brainer der wirklich guten Schule schafft das.
Der Abspann läuft. Ich stehe auf. Die Schuhe werden zugeschnürt und die Jacke angezogen. Wie wohl jeder, der den Film gesehen hat, werde ich mir jetzt vierundzwanzig Hundewelpen besorgen gehen.
Es ist wie der Butterfly Effect, ein in Gedanken gestammeltes "..J...Ja" und die Frage, ob einer der penetrantesten Schulmobber entfernt werden soll, ist beantwortet. Damit sind auch die umfangreichen Konsequenzen beschlossen, die Lester Nygaard (Martin Freeman) zu verschulden hat. Und so dreht sich unser kleiner Hobbit einen Strick, der sich jede Minute um seinen Hals zuziehen müsste. Gäbe es da nicht dieses kleine Wörtchen 'Schicksal', oder auch 'Zufall', je nachdem wie man es sich zurecht legen möchte.
"There are no saints in the animal kingdom. Only breakfast and dinner."
"Fargo" wirkt wie der unaufhaltsame Winter, der die gesamte Serie umgibt: Eine eiskalte Mordserie begangen von zwei emotionslosen Mördern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So fällt es in den ersten Folgen doch sehr schwer, überhaupt einen Sympathisanten zu finden. Den braucht man aber auch gar nicht. "Fargo" lebt von der Faszination des manifestierten Bösen, welches man in dieser Form nicht sehr oft zu sehen bekommt. Billy Bob Thornton ("Ein einfacher Plan") spielt dabei den personifizierten Teufel, aus dem man als laufendes Fragezeichen nie wirklich schlau wird. Sein magenumdrehender Blick schafft es die Atmosphäre im Wohnzimmer so sehr ins Schwummrige zu ziehen, dass man seinen Gegenübern am liebsten nur zurufen würde, dass sie diesen Unmenschen doch einfach das machen lassen sollen, was er eben grade möchte. "Because some roads you shouldn't go down."
Doch wo Thornton als Lorne Malvo alleine mit seiner Präsenz einen Ausweg findet, schwitzt und stottert sich Lester grade so, wenn überhaupt, aus der Affäre. Die eigentlich charmante Person des Martin Freeman wird vollkommen über Bord geworfen und gegen einen heuchelnden, unmoralisch agierenden Nervzwerg getauscht, dem man sein eigenes Handeln wünscht. Dieser gegangene Weg ist aber perfekt gewählt, ist die Unausgewogenheit zwischen Gut und Böse in "Fargo" doch der entscheidende Faktor für einen der treibendsten Krimis, den man in Serienform zu sehen bekommt. Neben biblischen Plagen, unfähigen Chiefs und Kartellkillern gibt es nämlich nur wenige, die sich dagegen aufstellen. Allen voran Deputy Solverson (Allison Tolman). Die einzige Person, die es in dem Kuhkaff vermag analytisch zu denken und dem großen Ganzen somit auf der Spur sein könnte.
Jeder der sich "Fargo" intensiv anschaut, wird jedem Detail, dass er findet, ein Lächeln entgegenwerfen. Daraus resultiert ein durchgehend gruseliges Grinsen, welches in Mordsituationen noch abstrakter wirkt. Doch genauso verinnerlicht man diesen bösartig schwarzen Humor auf die beste Weise, fühlt man sich am Ende indes selber ein bisschen wie Lou Solverson, der mit Schrottflinte auf der Veranda sitzt und seine Liebsten vor Malvo beschützen möchte. Und auch nach dem Abspann hört dieses Gefühl nicht auf, wird man wohl eine lange Zeit in Schneestürmen an "Fargo" und seine Geschichte denken.
Hast du dich jemals wie eine Plastiktüte im Wind gefühlt? Wolltest du schon einmal, einfach von vorne anfangen? So klein du dir in dieser Welt auch vorkommst - Kim Jong-Un versteht dich und tätschelt dir im Geiste auf die Schulter, wie ein großer Bruder. Denn eigentlich ist er doch gar kein so böser Kerl, trinkt er doch gerne Margharitas während er Katy Perrys Klängen lauscht. Ich schaue mir kurz die aktuellen Nachrichten an, um Up-to-Date zu sein und kriege ein Zitat von ihm zu lesen- "Wir sind zum Atomkrieg bereit". Versteht ihr denn nicht, dass das nur ein Schrei nach Liebe ist?
Viel Liebe versprüht das Doppelpack Franco/Rogen sowieso immer, die wandelnde Bromance trägt sie sogar ohne Probleme nach Nordkorea. Denn auch Kim liebt sie! Und so beginnt die politisch inkorrekteste Reise, die man in diesem Zusammenhang hätte schaffen können. Hundebabys und asiatische Brüste lassen das Gesicht des kleinen Kim Jong-Un aufleuchten, während er nebenbei seinem perfiden Plan der Medienmanipulation nachgeht. Team Franco/Rogan gibt währenddessen einen nicht so großen Furz darauf, was hier nun politisch angebracht wäre und gehen eben ihre Punkte durch: Es muss was in den Arsch gesteckt werden, Check, Pipikacke-Witze, Check, Anderstartigkeit, Check because they hate us because they ain't us!
Es stellt sich natürlich noch die Frage ob "The Interview" überhaupt vertretbar ist. Würde sich Merkel oder Obama freuen, wenn ein derartiger Film über sie gedreht werden würde? Wenn man sie als traurige Nerds darstellen würde? Sicher wäre das nicht der Fall, aber Kim Jong-Un hat sich diese Ehre redlich verdient. [...]
[...]Wer sich nämlich dadurch bedroht fühlt, von der Welt ausgelacht zu werden, sollte mal darüber nachdenken, weshalb es soweit gekommen ist. [...]
[...]Das hier soll aber keine politische Diskussionrunde werden. Denn es gibt Hundebabys! Und Brüste und Panzer und Explosionen und Tiger und einen üblen Ohrwurm und eben das Blödeldouble, von dem man einfach nichts anderes hätte erwarten sollen.
"You know what's more destructive than a nuclear bomb?... Words"
Light Yagami - Kira - L. Die Jagd nach der perfekten Welt und die Erkenntnis, dass man sich mit jedem Schritt in ihre Richtung, davon weg entfernt. Die Macht, einen Menschen töten zu können, indem man seinen Namen in ein Notizheft schreibt, und währenddessen an ihn denkt und doch erkennen muss, dass die Namen auf der Liste immer mehr werden. Doch wenn das unmögliche erreicht wird, ist es endlich soweit - man ist der Gott der neuen Welt.
Um was geht es in "Death Note"? Um einen Massenmörder, oder Heilsbringer? Eine Frage, die sich jeder selbst beantworten darf, so zwiespältig hinterlässt Light Yagami doch den Zuschauer. Der Gedanke einer idealen Welt, ohne böse Menschen, beschäftigt einen jeden und klingt erstrebenswert, doch zieht die Umsetzung eine Blutspur mit sich, die jegliches menschliche Ideal hinterrücks ermordet. Darf man Gott spielen? Sollte es nicht einer von uns tun? Gibt es überhaupt einen Menschen, dem diese Rolle zugetragen werden könnte? Fragen, die siebunddreizig Katz-und-Maus peitschende Folgen füllen, die zwischen dem Guten und Bösen des Menschen hin und her pendeln, während man den Begriff "Gerechtigkeit" immer facettenreicher betrachtet.
"Death Note" ist das Gedankenspiel eines Genies mit zwei Gesichtern, der trotz seiner Intelligenz seine eigene Moralvorstellungen vergisst und gegen diejenigen agiert, die seine Mitstreiter sein sollten. Auf der Gegenseite stehen nicht minder begabte Köpfe - L, M(ello), N - und ein Logikgefecht der Extraklasse ist garantiert. Eine New World Order vermischt sich inmitten von Heavy Metall und synthetischen Klängen zu der adrenalingeladensten Schachpartie der man beiwohnen kann.
"Look around you, and all you see are people the world would be better off without"
"I've written a movie script. It's called 'Future Cop 2000', right and uhm...I'm gonna star in it but I need a really brilliant, young british Actor to play the Enemy. So...can you give that to Daniel Radcliffe?"
"The bitch act shocked, getting shot on the spot. (Oh shit! The Cops!) Be cool, fool, they ain't gonna roll up, all they want is fucking doughnuts" rappte Biggie Smalls 1994 in der Hochzeit des Hip Hops in seinem Track "Gimme the Loot". Und genau den Shit von damals lebt der gleichnamige Film. Nein, hier gibt's kein neues "8 Mile" oder "Get Rich or Die Tryin'" (zum Glück), an dieser Stelle wird schwarze Popkultur in Reinform ohne den aufstrebenden Ghettorapper aus der Hood auf den Tisch gehauen. [...]
[...] "Gimme the Loot" ist bei seiner Minireise durch NY so sympathisch wie es nur überhaupt geht. Während alte Rapgrößen im Hintergrund abgespielt werden, schaut man den Jungs beim Basketball spielen zu, ist auf Grasauslieferungstouren oder einfach nur mal kurz am relaxen. Zwischendurch wird noch ein kleiner Coup geplant und das dieser nicht ganz so wie gedacht abläuft, ist genauso erfrischend selbstironisch wie witzig. Das man sich während der gesamten anderthalb Stunden so cool wie die Protagonisten fühlt, ist logisch. Yo.
Miesepeter würden behaupten, dass "Gimme the Loot" nicht mehr macht, als Rassenklischees zu unterstützen. Immerhin haben die zwei Rumstreicher (beide schwarz) ja keine Jobs, verunstalten öffentliches Eigentum, wollen andere Menschen berauben und haben doch auch sonst nur Dummheiten im Kopf. Ja, stimmt. Aber mal abgesehen davon, dass die meisten aus der Bronx kein von vornherein geebnetes Leben haben, machen die beiden das um ihren Lebenstraum zu erreichen. Das sind nämlich zwei Leute die ein Talent haben, dass niemandem schadet und als Sprungbrett für ein besseres Leben sorgen könnte. Sowieso wird hier gezeigt, dass man nicht immer alles korrekt und nach Vorschrift machen muss, um ein guter Mensch zu sein. Die Kids benehmen sich nämlich auch wirklich so wie es für Kids üblich ist, laufen blauäugig durch's Leben, machen ihre Erfahrungen und bleiben dabei trotzdem immer auf der richtigen Spur. Die perfekte Besetzung macht's möglich, Shitheads in den Hauptrollen hätten den kompletten Film versaut.
"Gimme the Loot" ist kein großer Film und grade deswegen so überirdisch sympathisch. Der kurzweilige Trip mit Hip Hop back to the Roots und einem so wunderschön nostalgischem Look macht einfach nur gute Laune, genau die richtige Portion die man sich ab und zu mal genehmigen sollte.