Mr_Phil - Kommentare
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Alle Kommentare von Mr_Phil
Wow, du hast die Berlinale ja scheinbar mehr als ausgenutzt - deine letzten 25 (!) Filme hast du im Kino gesehen. Unfassbar...
Sommer, welche am liebsten nie enden sollten und Sorgen, die es für diese Momente doch einfach nicht geben durfte - wir alle hatten diese unbeschwerte Zeit, in der es nur die warme Luft auf unserer Haut und diese scheinbar unbändige Freiheit um uns herum gab, in der Hoffnung, es würde für immer genau so bleiben.
Zu oft denke ich in den vergangenen Monaten an die gemeinsamen Sommerurlaube mit meinen Großeltern zurück, da es immer eine Reise voller Abenteuer für mich war, ganz gleich wie alt ich auch war.
Wir sind stets mit dem Auto bis nach Rumänien gefahren, vollgepackt, als würden wir nicht mehr zurückkommen wollen.
Oftmals wünschte ich mir auch genau das, denn es war vielleicht die schönste Zeit meines Lebens.
Auf der Fahrt lief, abhängig von meinem Alter, entweder ein Hörspiel (Toy Story war hier meine absolute Nummer 1), eine Kassette mit Liedern, die mein Opa ausgesucht hatte oder zum Schluss eben meine ganz eigene Musik über meine Kopfhörer, was meine Großeltern wohl am meisten zugesagt haben dürfte, denn bei Toy Story und Co. kannten sie die Texte nach der x-ten Wiederholung sicher mindestens genau so gut wie ich.
Es war dann meist ein 4-wöchiger Urlaub - erst bei Freunden, Bekannten und anschließend in einem Kurort.
Wie als wäre es gestern gewesen, sehe ich mich und mein Opa in dem Thermalbad, sinierend über das Leben, über zu treffende Entscheidung, über längst vergangene Missgeschicke.
Er war immer mein erster Ansprechpartner in jeglicher Lebenslage, mein Zufluchtsort in jeglichem Abschnitt meines Lebens und mein Ratgeber vor jedem Schritt, den ich ins Ungewisse tat.
Seit Ende letzten Jahres ist es jedoch still um mich geworden, zu still. Ich rede nicht mehr viel, meine Stimme versagt, mir fehlen die Worte.
Die Ausdrucksformen fehlen, Gefühle und Emotionen fehlgeleitet.
Wo einst Farben waren, sind jetzt nur noch blasse Erinnerungen übrig geblieben.
Der Sommer ist aktuell noch in weiter Ferne, die Sorgen jedoch so nah. Und ich dachte, es würde immer so bleiben.
Carole aus "La Belle Saison" erlebte auch den Sommer ihres Lebens, mit der vermeindlichen Liebe ihres Lebens an ihrer Seite. Auch sie hoffte, es würde nicht nur bei diesem einen Sommer bleiben, sondern es würden viele Weitere folgen und sich also alles immer und immer wiederholen. Doch es sollte alles anders kommen, denn die Differenzen fielen zu schwer ins Gewicht und zeigen uns letztlich, in was für einer schwierigen Gesellschaft wir doch eigentlich (noch immer) leben. Gleichberechtigung der Frauen, gleichgeschlechtliche Liebe - noch immer Themen, die kaum an Brisanz und Relevanz eingebüßt haben, werden hier von Catherine Corsini ansprechend mit einer erotischen Sommerliebe zweier Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, verwebt.
Am Ende bleiben also nur die Erinnerungen an jene Sommertage, die mit der Zeit jedoch immer mehr verblassen und ihre kräftigen Farben verlieren.
Die Kunst des Lebens liegt aber vielleicht genau darin, sich dieser Farben nie gänzlich zu entledigen, ganz tief im Herzen also aufzubewahren und trotzdem die nötigen Schritte nach vorne zu wagen - der nächste Sommer naht nämlich bereits, mit den Sorgen noch in weiter Ferne.
"mother!" ist noch immer ein wüster, ein einnehmender, ein faszinierender Film, mutig und kraftvoll vorgetragen.
Ähnlich wie Jennifer Lawrence wandelt auch der Zuschauer unwissend durch den Film, hypnotisch, benebelt, verlassen, verloren.
Darren Aronofsky erzählt beinahe die gesamte Menschheitsgeschichte (oder doch nur eine psychologische Aufbereitung einer Beziehung?) und benötigt dafür keine zwei Stunden - die Interpretation reichen hierbei von einfach bis komplex, von schlicht bis ungreifbar.
Kein Detail scheint willkürlich, alles genauestens durchdacht, durchkomponiert. Die Frage nach dem Sinn, der wirklichen Interpretation, stellt sich aber zuerst gar nicht, der Verlauf, die Richtung, in die sich das Geschen entwickelt, leitet nämlich die Gefühle, die Emotionen - sie schwebt also stets über den Dingen, lässt keine Zeit für mögliche Gedanken, Erklärungen.
Der Zuschauer schluckt diese Unwissenheit ohnehin, eine Wahl bleibt ihm dabei nicht. Ohne Ausdauer gibt es keine Belohnung.
Rätselhaft wird also die Odysee einer Frau, eines Mannes, einer ganzen Schar Menschen gezeigt, verfolgt, nur um im nächsten Atemzug eine weitere nichtige Kleinigkeit zu offenbaren, die den Zuschauer nur ködert, mehr verwirrt als hift.
Nicht alles kann auf Anhieb erklärt, verstanden werden.
Nicht alles ist so, wie es scheint.
Der Film beginnt und endet mit einer Sequenz, eigentlich gleich und doch verschieden, dazwischen das pure Chaos, wüst und eindringlich inszeniert.
Die Ruhe vor dem Sturm ist schließlich trügerisch, fehlleitend und doch notwendig.
Hat der Wind sich nämlich erst einmal gelegt, sind die Erkenntnisse da und lassen mögliche Rückschlüsse auf die Intention dieses Werkes zu.
Vielleicht zu spät, vielleicht zu früh, vielleicht aber auch genau zum richtigen Zeitpunkt.
Für mich definitiv "There Will Be Blood".
Einen wirklichen Ausreißer sucht man in seiner Filmografie ohnehin vergeblich...
https://m.moviepilot.de/liste/paul-thomas-anderson-das-wunderkind-mr_phil
Drei Werbetafeln.
Mit einer Botschaft.
Mit einem Ziel.
Ein ungeklärter Mordfall.
Handeln statt Vergessen.
Du alleine gegen das Gesetz.
Du auf dich alleine gestellt.
Im gottverdammten Ebbing, Missouri.
Mildred Hayes fährt jeden Tag die gleiche Strecke, bei der sie unausweichlich an drei Werbetafeln vorbeikommt.
Jeden Tag, jeden gottverdammten Tag.
Als sie dann an einem dieser Tage den Entschluss fasst, genau diese Werbetafeln zur Aufklärung des Mordes an ihrer Tochter zu nutzen, tritt sie eine Lawine los.
Eine Lawine, unter der nicht nur sie begraben werden könnte.
Martin McDonagh schafft es in "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", Menschen zu charakterisieren, zu durchleuchten, zu verstehen. Dabei jedoch niemals schablonenhaft - viel mehr durch das Fokussieren auf ihren Hoffnungen, Wünschen, Ängsten und Fehlern.
Egal welchen Charakter wir aus "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" (ein wunderbar sperriger Titel übrigens) auch auswählen würden - wir blicken stets hinter die Fassade, hinein in die Gefühlswelt, hinein in die Gedankenwelt.
Abgründe werden ersichtlich, Prinzipien aufgedeckt, Momente und Augenblicke der Verzweiflung freigelegt, manchmal ernst, manchmal humoristisch inszeniert, aber dabei stets perfekt ausbalanciert.
Es ist nicht leicht, sich diesen ganzen Erkenntnissen, die meist mit einer unvorstellbaren Eindrücklichkeit vorgetragen werden, hinzugeben.
Aber es ist notwendig, um die wahrhafte und komplexe Natur des Menschen zu verstehen.
Es ist nicht länger von Bedeutung, wer Recht und Unrecht hat, wer gut oder wer böse ist. Schuld und Sühne als Dreh- und Angelpunkt, alles wird ambivalent, alles relativ zu einem Bezugspunkt, den ein Jeder von uns selbst wählen kann, gesehen.
Es geht hier dabei aber um so viel mehr, denn nur wer bereit ist, die Handlungen anderer nachzuvollziehen, kann seine eigenen Handlungen im nötigen Maße anpassen.
Nicht gegeneinander, sondern nur miteinander kann es funktionieren, in einer Welt, die im Wandel steht.
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist also beinahe eine Zeitgeiststudie geworden, zur richtigen Zeit vom richtigen Regisseur in Szene gesetzt, stets den richtigen Nerv treffend, unaufhörlich mit erschreckender Wirkung.
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" - ein Film, um alle von uns wachzurütteln, hier und jetzt, heute und morgen.
Meine Großeltern haben letztes Jahr im September ihren 55. Hochzeitstag gefeiert.
Üblicherweise kam mein Opa zu diesem Anlass mit einem scheinbar jedes Jahr größer werdenden Blumenstrauß um die Ecke und wir sind daraufhin alle abends essen gegangen.
Gezahlt hat natürlich immer mein Opa, wer auch sonst.
Geld hat für ihn ohnehin nie eine übergeordnete Rolle gespielt - hauptsächlich sollte es uns dreien gesundheitlich gut gehen. Er sagte immer, dass er mir sein letztes Geld auch ohne mit den Wimpern zu zucken (wahrscheinlich mit seinem typischen Grinsen) überlassen würde. Dass er nun einer dieser stetigen Versprechen seinerseits viel früher einlösen musste, hatte ich nicht erwartet und änderte schlagartig mein komplettes Leben.
Vergangenes Jahr lief aber nicht nur das anders.
Vergangenes Jahr lief so einiges, um nicht gleich alles sagen zu müssen, anders.
Dass es meinem Großvater bereits seit einiger Zeit nicht berauschend ging, war kein Geheimnis und doch war sein Zustand im Grunde kritischer, als ich je zuzugeben bereit gewesen wäre. Meine größte Stärke lag aber eigentlich schon immer darin, Gegebenheiten realistisch und mit der nötigen Vernunft einschätzen zu können.
Letztes Jahr ließ mich jedoch genau diese Eigenschaft bitter im Stich - wie gesagt, letztes Jahr lief so einiges anders.
Gegen Ende des letzten Jahres hatten wir (und insbesondere die beiden) folglich wenig Grund zu feiern, es war ein ganz normaler Tag wie jeder Andere. Es gab keinen Blumenstrauß, kein auswärtiges Abendessen.
Irgendwann ändert sich scheinbar alles - und nächstes Jahr wird es wohl nur noch schlimmer werden, wenn meine Großmutter alleine an diesem Tag aufwachen und sich vielleicht nichts sehnlicher wünschen wird, als einen Blumenstrauß von ihrem Ehemann zu bekommen.
Auch Kate und Geoff aus "45 Years" haben kurz vor ihrem 45. Hochzeitstag kaum einen Anlass dazu, ihren besonderen Tag zu zelebrieren. Die Umstände könnten zwar nicht grundverschiedener zu unseren sein - das Resultat bleibt aber mal wieder das Gleiche. Und das ist es doch, worauf es am Ende ankommt.
Vielleicht ist es die persönliche Betroffenheit, die diesen Film für mich zu etwas Besonderem machte - vielleicht ist es aber auch schlicht die feinfühlige und gleichzeitig bedachte Inszenierung, die emotional und gleichzeitig sachlich über dem gesamten Film zu schweben scheint. In vereinzelten Momente bricht diese Wolkendecke aus Gegensätzen jedoch über uns, über den beiden, zusammen und lässt nur noch einen dieser Gefühlszustände zu - emotionale Betroffenheit, die dann aus jeder einzelnen Pore des Filmes, aus jeder noch so kleinen Gestik und Mimik der Beiden entspringt.
Es ist wie als würden wir geradewegs in eine Sackgasse laufen, an deren Ende wir uns unserem bitterem Schicksal stellen müssen, unausweichlich.
Die einstige unumstößliche Liebe kann also durch einen einzelnen Brief einer längst vergessenen Liebschaft auf eine harte Probe gestellt werden. Die Verbindung zueinander scheint zu schwinden, obwohl sie 45 Jahre Bestand hatte.
Irgendwann ändert sich scheinbar alles, irgendwann ändert sich alles.
Ganz wunderbare Auswahl bis jetzt. Einen weiteren Abonnenten hast du jedenfalls hiermit schon hinzubekommen - weiter so! :-)
Auch wenn ich auf dem Blatt Papier nicht mehr ich selbst bin, holt mich meine Vergangenheit scheinbar doch wieder ein - wer bin ich wirklich und vor was renne ich eigentlich weg?
Wie weit ist eine Frau bereit zu gehen, wie weit eine Mutter, um ihren geistig zurückgebliebenen Sohn zu beschützen - und wie weit würdest du gehen?
"Mother" war wieder einer dieser Erlebnisse, die einfach prägen und noch lange nachhallen.
Das asiatische Kino genießt zwar schon die letzten Jahre eine besondere Wertschätzung meinerseits und besitzt somit einen hohen Stellenwert, welcher sich scheinbar nur immer weiter intensivieren wird - trotz alledem ist es stets beängstigend, wie mich diese Filme regelmäßig beschäftigen und zum Nachdenken anregen, immer wieder aufs Neue, mit einer fast schon routinierten Selbstverständlichkeit.
Ganz bewusst wählt Joon-ho Bong bei "Mother" eine unaufgeregte (beinahe erschreckend unaufgeregte) Inszenierung, mit der auch im gesamten Verlauf nur punktuell gebrochen wird.
Diese Szenen und Bilder sind dann aber keinesfalls in Blut getränkt - es geht hier nämlich viel mehr um die unsichtbaren als um den sichtbaren Verletzungen und Schmerzen, die die Mutter bei dem schier aussichtslosen Unterfangen durchleben muss, um ihren Sohn zu beschützen.
Jeder Blick, jede Geste dieser Frau erzählt so viel und doch so wenig zugleich - sie ist ausgebrannt, müde und doch so voller Tatendrang, die Liebe, Hoffnung, Wut und Schmerz gehen Hand in Hand ohne sich zu berühren.
Genau diese Ambivalenz trägt der Film jede Minute in sich, bereit, sie gar jede Minute auszuspielen.
Es ist folglich eine Art psychologische Odyssee einer Frau, die am Ende steht und gleichzeitig am Anfang stehen könnte. Die Wahrheit ist hier ohnehin nur in so weit wahr, sofern man bereit ist, sie zu aktzeptieren - entweder man lebt mit ihr oder lässt sich langsam aber sicher gänzlich von ihr auffressen.
"Mother" ist formal dahingehend absolut brilliantes Kino und belohnt seine Zuschauer in seinen letzten Atemzügen gar noch mit einem Gefühl von Freiheit und Wehmut.
Frei wegen der Loslösung von jeglichen Schmerzen und wehmütig angesichts der Tatsache, dass man doch mit genau diesen Schmerzen gelernt hat zu leben und sie nun auf der weiteren Reise eine Leere in einem auslösen könnte, die so nie mehr gefüllt wird.
Lieber Tomas,
auch wenn wir uns noch nicht allzu lange kennen, fühlte ich mich bei dir von Beginn an sehr wohl - fast so, als würden wir uns schon unser ganzes Leben lang kennen, denn du hast mich einfach verstanden und mich so akzeptiert, wie ich eben bin.
Du hast mich dann direkt auf eine wunderbare Reise eingeladen, auf der wir ein Vampirmädchen kennengelernt haben, das versuchte, Anschluss zu finden, was sich aber leider als wesentlich schwieriger herausstellte, als wir zuvor dachten.
Du hast mir hierbei Blickwinkel dieser Geschichte eröffnet, die mir zuvor kaum ein anderer ermöglicht hatte - es war deine sensible, ruhige und kraftvolle Art, die mich vollends überzeugte. Nicht selten denke ich an diese gemeinsame Zeit zurück und hoffe noch heute, dass es für dieses kleine Mädchen versöhnlich ausgegangen ist.
Aber auch auf unserer letzten gemeinsamen Unternehmung, die wesentlich gefährlicher und anspruchsvoller war, hast du dein ganzes Talent gezeigt.
Unsere Aufgabe war es, mithilfe eines Spiones einen Doppelagenten ausfindig zu machen, der scheinbar brisante Informationen an Russland verraten hat.
Auch wenn ich schon zuvor einigen Agenten bei der Arbeit zusehen durfte, war dies bis dato doch eines der spannendsten und aufregendsten Erlebnisse.
Es blieb bis zum Ende alles so undurchsichtig, ich verlor mich dabei immer mehr und mehr in den Irrungen und Wirrungen der Geschehnisse, alles ging einfach so furchtbar schnell - glücklicherweise haben wir es aber mit vereinter Kraft dann doch geschafft, lebend aus dieser Sache herauszukommen, auch wenn ich im Nachhinein nicht ganz erklären kann, wie wir das letztlich angestellt haben.
Vor ein paar Tagen kam dann dein Anruf, dass du wieder eine Reise planst - diesmal ins kalte Norwegen, um einem Mörder auf die Schliche zu kommen, der Mütter ermordet. Da ich noch nie in Norwegen war, habe ich dir natürlich direkt zugesagt und den erstbesten Termin mit dir vereinbart.
Ich bringe es fast nicht über das Herz, dir das jetzt zu sagen, aber ich muss es einfach tun: ich glaube diese Reise war die schlimmste und bitterste Erfahrung meines bisherigen Lebens.
All das, war dich zuvor ausgemacht hatte, ist dir jetzt plötzlich abhanden gekommen und verlief sich im Schnee. Keine Spur von dem Mörder, kein Anzeichen eines spannenden Katz-und-Maus-Spieles.
Stattdessen haben wir uns stundenlang durch Schneelandschaften (die tatsächlich ganz nett anzusehen waren) gekämpft, nur um später festzustellen, dass wir eingeschneit sind - eingeschneit in unseren zu hohen Erwartungen, dass wir unsere beiden Erlebnisse nochmals krönen könnten.
Völlig durchnässt daheim angekommen, bleibt mir nun nicht mehr viel zu sagen, außer vielleicht dieses: die Zeit mit dir hätte ich anderweitig wohl leider wesentlich sinnvoller nutzen können.
Wenn ihr in letzter Zeit in Erwägung gezogen habt, nach Norwegen zu reisen, gebe ich euch diesen Rat mit auf den Weg: lasst es besser sein, denn viel mehr als meterhochen Schnee und selbstgebaute Schneemänner gibt es dort nicht zu bestaunen.
Alles auf Anfang.
Das Leben als vermeintlicher Trümmerhaufen, verpasste Chancen hier und da, die Macht des Augenblicks schon längst vorbei.
Sich irgendwann zurückgezogen, mit sich ins Reine kommen wollen, alte Wunden verheilen lassen.
Verständnis kommt von Wenigen, Akzeptanz von Keinem.
War es die richtige Wahl? Gab es eine andere Wahl?
Am Scheideweg lange genug gestanden, lange darüber nachgedacht.
Die Entscheidung ist unwiderruflich, es gibt kein Zurück mehr.
Es gibt Probleme, die man nur alleine lösen, alleine bewältigen kann. Versteht das denn niemand?
Sichtlich geprägt von der Vergangenheit wagt man jetzt den Schritt in die Zukunft. Es ist ein ungewisser Schritt, ein Schritt bevor man in den Abgrund stürzt, aus dem man sich doch jahrelang so hart herausgekämpft hatte.
Dreht man sich am Ende doch wieder nur im Kreis?
Ist der Moment verstrichen, seine Fehler der vergangenen Tage wieder gutzumachen? Wird es jemals besser, jemals anders werden?
Die Hoffnung schwindet, muss der Ernüchterung weichen.
Alles auf Anfang.
"Krisha" ist ein beängstigender Film.
Zuerst sehen wir Krishas Gesicht als Nahaufnahme, ohne es richtig einordnen bzw. einschätzen zu können.
Mit genau dieser Einstellung wird der Film letztlich auch enden - mit dem Unterschied, dass wir dazwischen durch die Hölle mit ihr gegangen sind und nun sehr wohl wissen, wie wir ihr Gesicht zu deuten haben.
Ob wir das wissen wollten? Vermutlich nicht.
Doch vor die Wahl werden wir zu keiner Zeit gestellt, zu schnell wechselt der Ton der Familienangehörigen von verständnisvoll zu boshaft.
Krisha hat sich lange zurückgezogen, wollte ihre Probleme in den Griff bekommen.
Nun scheint alles zu spät und ihre letzte Chance verstrichen.
Clever erzählt, unheimlich präzise gefilmt und mit einem lauten Knall endet "Krisha" letztendlich.
Ein Knall, der noch lange nachhallt und uns an unsere eigenen Fehler erinnert.
Alles auf Anfang, egal wie sehr wir uns auch wünschten, dem wäre nicht so gewesen.
Vielleicht sind manche Gegebenheiten des Lebens zu zerbrechlich, zu fragil aber gleichzeitig doch zu tonnenschwer, um sie in Worte zu packen.
Beziehungen und die verzweifelte Verarbeitung derer Verluste dürfte wohl eines davon sein.
Wie einfach und distanziert sich dieses Phänomen aus manch einer Position vielleicht auch erklären lässt, so unfassbar kompliziert und tiefgreifend wird es für die meisten Anderen sein, die schon so eine ähnliche Situation durchlebt haben.
Man greift nachts im Schlaf neben sich, ertappt sich beim heimlichen Mitsummen, sobald das einstige gemeinsame Lieblingslied im Radio ertönt oder fühlt einfach nur eine gewisse Leere in sich, die rational schlicht nicht erklärbar ist.
Es fehlt ein essentieller Teil des einstigen Lebens und er kommt auch nie wieder zurück - von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung.
Die Sehnsucht wächst auch scheinbar von Minute zu Minute.
Nur noch ein letztes Mal in den Armen liegen, ein letztes Mal gemeinsam ein - und wieder aufwachen.
Die Stille und Einsamkeit schnürt einen ein.
Wenn ich eine der feinfühligsten Geschichten, die die Kinoleinwand in den vergangenen Jahren erblickt hat, nennen müsste - "A Ghost Story" hätte seinen Platz ganz oben wohl fast sicher.
Mit Wimpernschläge werden Jahrzehnte übersprungen und miteinander verknüpft, mit trostlosen, einsamen und sich wie Stunden anfühlende Szenen werden hingegen nur wenige Augenblicke schmerzhaft abgebildet - Zeit ist relativ, sie spielt schlicht keine Rolle.
Genau dadurch schafft es Lowery, einen Film zu kreieren, der so träumerisch, so kraftvoll, so sensibel und so unfassbar einzigartig ist.
Die Welt ist im Wandel und wir dürfen Teil dieser Reise werden, Hand in Hand mit einem Geist, der auch ohne Gesichtsausdruck alle Emotionen perfekt transportieren kann.
"A Ghost Story" ist somit irgendwie ein meditativer Film über den Kreislauf des Lebens geworden, losgelöst von Raum und Zeit, der den Hauch des Lebens dabei dann einfängt und ihn nie mehr hergibt - bis das weiße Laken ein letztes Mal zu Boden fällt.
Manchmal frage ich mich, wieso ich in meinem bisherigen Leben so viele wunderschöne Orte dieser Welt noch nicht entdecken und erleben durfte.
Ich war zwar in Paris, London, Prag und Mailand - doch trotzdem konnten diese Orte selten eine wirklich große Faszination auf mich ausüben.
Vielleicht zu sehr touristisch ausgelegt, vielleicht zu viele Menschenmassen.
Viel lieber würde ich nämlich Kanada bereisen, eine Schneewanderung durch Alaska unternehmen, einen Sonnenuntergang am Ayers Rock erleben, die skandinavischen oder insbesondere natürlich die nördlichen Polarlichter in Island sehen.
Warum ausgerechnet von zuletzt genannter Gegend eine scheinbar grenzenlose Faszination meinerseits ausgeht, ist wohl leicht zu beantworten: ein guter Freund von mir war erst kürzlich dort, hat umwerfende Aufnahmen und Eindrücke mitgebracht, die mich mehr als nur neidisch werden ließen.
Genau dieser Freund war es dann auch, der mir bereits vor einiger Zeit (und seitdem unaufhörlich daran festhielt, bis ich seiner Empfehlung nachkam) die Band Sigur Rós empfohlen hatte.
Auch wenn mein Musikgeschmack ansonsten nur mit den wenigsten von euch konkludent sein dürfte, bin ich mir doch recht sicher, dass diese Band für viele etwas Besonderes werden und somit einen Nerv treffen könnte.
Jetzt, in der Dokumentation "Sigur Rós - Heima", vereinen sich nun endlich diese zwei Elemente, die wohl besser nicht zusammenpassen könnten - die einzigartige Schönheit Islands unterlegt mit den Klängen dieser Band.
Diese Dokumentation ist schlicht eine atemberaubende Reise durch Island geworden, in der wir beinahe selbst ein Teil aller Stationen dieser außergewöhnlichen Band werden. Von Fernweh in diesem Kontext zu sprechen, wäre noch stark untertrieben.
Manchmal fühlte es sich auch fast so an, als sitze ich inmitten all der Leute und lausche gemeinsam mit ihnen der experimentellen Musik von Sigur Rós.
Selbst für Leute, die bis jetzt (was sich hiermit ja hoffentlich bald ändern wird) von dieser Band nichts gehört haben, sei diese Dokumentation wärmstens empfohlen, denn sie verdient das Prädikat "Herausragend" in jeglicher Hinsicht.
Die ungewöhnlichen Schauplätze ihrer Konzerte, die sympathische Art der Band und die hypnotische Inszenierung an sich sind es, die mitreißen, faszinieren und mein Herz schließlich höher schlagen ließen - ganz gleich, ob man diese Band nun kennt oder nicht.
Das kam erwartet unerwartet, irgendwie.
Nun sitze ich hier und vernehme im Hintergrund nur noch ganz leise, sanfte Klänge, die mich fern dieses Ortes hier treiben, an die Küste Islands, wo sich scheinbar Traum und Realität treffen.
Meine Sehnsucht danach bleibt wohl noch lange bestehen, da mir finanzielle Mittel fehlen, um mein Abenteuer nach Island zu wagen.
Vielleicht bleibt sie deshalb viel länger als ich es im Stande bin auszuhalten, vielleicht ja auch für immer.
Immerhin gibt es nun diesen Film, der dies um einiges erträglicher macht.
Karges Land, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit umgibt uns.
Die Welt, die wir einst kannten und liebten, ist längst verschwunden.
Sie existiert nur in unseren Erinnerungen, die mich jede Nacht heimsuchen.
Ein letztes Mal den Duft von Blüten riechen, ein letztes Mal durch volle Gräser streifen, ein letztes Mal die Wärme der Sonne spüren.
Die Versuchung ist groß, die Sehnsucht noch größer - die Realität dafür umso erschütternder und niederschmetternder.
Wir ziehen rastlos durch ein Land, ohne Heimat, ohne Ziel.
Wie lange ist es her, dass ich dich in meinen Armen hielt?
Es fühlt sich wie Jahre an, doch trotzdem bin ich mir sicher, es können nur Tage sein.
Alles ist seither auch anders, es fühlt sich alles anders an.
Die Erinnerungen an dich schwinden, es gibt nur noch mich und meinen Sohn auf dieser beschwerten Reise durch die trostlose Landschaft.
Jeden Tag aufs Neue wird mir bewusst, wie viel er mir bedeutet.
Auch wenn ich mal nicht mehr sein werde, weiß ich zumindest, dass er die Reise fortsetzen wird. Ganz tief in sich bewahrt er nämlich dieses Feuer, welches niemals erlischt, ganz gleich wie viel Dunkelheit ihn auch umgeben mag.
Wir bewahren dieses Feuer.
Es hält uns am Leben.
Es hält unsere Hoffnung am Leben.
Wie lange ist es her, dass ich dich in meinen Armen hielt?
Es fühlt sich wie Tage an, aber es sind inzwischen sicherlich Jahre.
"The Road" trifft einen Nerv. Zärtlich und einfühlsam wird die Reise eines Vaters mit seinem Sohn durch eine triste Welt erzählt, bei der mit leisen Tönen der langsame Zerfall schmerzlich geschildert wird.
Wir finden uns also in einer Welt wieder, die schon längst in all ihre Einzelteile zerbrochen und keinerlei Hoffnung mehr existent ist. Gut und Böse kämpfen um das nackte Überlegen.
Doch trotz dieser düsteren Prämisse schafft es der Film mit seinen wirkungsvollen Rückblenden und nachdenklich stimmenden Voice-Over ein kleines Feuer in uns zu wecken, das uns letztlich den Weg für die beiden zeigt - egal wie aussichtslos die Situation auch sein mag.
Vielleicht einer der einprägsamsten Endzeitfilme.
Ganz gewiss aber zumindest einer der Besten in meinen Augen.
Keep the fire burning.
Dieser Kommentar ist im Rahmen der Textgeschenke zum Geburtstag von Tim Burton entstanden:
Mit manchen Regisseuren kommt man unwissend viel früher in Kontakt, als einem vielleicht bewusst ist. Und ja, dieser Kontakt prägt einen dann auch.
Noch heute ertappe ich mich beispielsweise oftmals dabei, dass ich unsere Hecke im Garten ansehe und in ihr die verschiedensten Figuren und Formen sehe, die ja eigentlich gar nicht da sein können. Auch wenn der erste Schnee fällt, fange ich an zu grinsen und schaue in den Himmel, wohlwissend dass es ihm gut geht. Mein Herz hatte ich also schon als Kind an den Mann mit den Scherenhänden verloren, ohne zu wissen, dass Tim Burton, der verspielte Träumer, dahinter steckt.
Burton bedeutet mir seither auch sehr viel. Seine unvergleichbare Handschrift, seine skurrilen Figuren und seine Filme in ihrer Gesamtheit sprechen mir aus der Seele, berühren mich ganz tief im Inneren und lassen mich etwas fühlen, wofür mir leider zu oft die Worte fehlen - Worte, die hier ja vielleicht auch einfach fehl am Platz wären und schlicht dem Gefühl der Warmherzigkeit weichen müssen.
Als ich Ed Wood das erste Mal sah, war mir natürlich klar, dass einer meiner Liebsten auf dem Regiestuhl saß. Und tatsächlich - es war fast wie damals, denn auch an diesem Abend war mein Grinsen ganz breit, mein Herz ganz erfüllt und meine Augen ganz groß, wie bei einem kleinen Kind an Weihnachten, kurz bevor es die Geschenke endlich öffnen darf.
Wenn es einer versteht, Geschichten den Menschen in all ihren Facetten nahe zu bringen, dürfte es wohl unter anderem Tim Burton sein. Wie sehr ich es seitdem auch drehe und wende - Ed Wood ist etwas Besonderes. Für Tim Burton und für mich.
Diese anrührend erzählte Geschichte über den erfolglosen (was noch schmeichelhaft ausgedrückt sein dürfte) Regisseur Edward D. Wood Jr. ist reinste Poesie und zeigt Burtons einzigartiges Gespür und Einfühlungsvermögen. Am liebsten wäre ich Ed Wood selbst zur Hand gegangen, hätte ihm also geholfen, seine visionären Ideen umzusetzen und ihn so zu einem erfolgreichen Regisseur gemacht. Doch ich kann nicht. Wir können nicht. Stattdessen müssen wir ihm zusehen, wie er (wunderbar gespielt von Johnny Depp) sich von einem Misserfolg zum Nächsten manövriert, trotzdem nie aufgibt und stets mit Herzblut bei der Sache ist. In ihm flackert schließlich diese unbeugsamer Wille, etwas Außergewöhnliches und Großes zu leisten - genau wie in Tim Burton, der mit seinen Filmen das Spektrum menschlicher Gefühle abzudecken versucht und uns so im Falle von Ed Wood ganz tiefe Einblicke in einen nicht verstandenen Außenseiter gewährt. In jedem einzelnen in schwarz-weiß-getauchtem Bild spürt man die Kraft dieser herausragenden Hommage.
Ich habe mein Herz erneut verloren. Wenn ich heute aus dem Fenster unsere Hecke betrachte, sehe ich keine Figuren mehr und auch der erste Schnee ist wohl noch weit entfernt. Manche Dinge braucht man aber scheinbar nicht immer zu sehen, um zu wissen, dass sie da sind.
Happy Birthday, Tim Burton.
Alle Texte in einem Blog Artikel zusammengefasst gibt es hier:
http://m.moviepilot.de/news/eine-wurdigung-von-tim-burtons-traumer-expressionismus-194565
Die Wolken über meinem Kopf ziehen sich langsam zusammen, während ich zunehmend immer tiefer in meine Gedankenwelt hinabsteige.
Die Gedankenwolken verschwimmen, verformen sich und ergeben ganz neue Konturen.
Wer bin ich? Was mache ich hier? Wohin geht meine Reise?
Alles dreht sich um mich und ich drehe mich gleichzeitig um mich selbst - wo führt das alles hin, wo fängt es an, wo hört es auf?
Wie im Zeitraffen streift mein Leben an mir vorbei, ich werde alt und überdenke alle Entscheidungen, sehe die wichtigsten Stationen meines Lebens nochmals ganz klar vor meinem geistigen Augen. Ich bin alt geworden ohne es zu merken.
Plötzlich sehe ich jedoch wieder diese junge, naive, unwissende Frau, die trotzdem stets voller Tatendrang, voller Elan, einfach bereit ist, Fehler zu machen und dazu zu stehen.
Das exakte Gegenstück zu meinem jetztigen Ich folglich, dem scheinbar unendlich viele Möglichkeiten offen stehen, sie müssen nur ergriffen werden.
Ich hätte sie nur ergreifen müssen.
Jetzt ist es zu spät.
Die Zeit vergeht viel zu schnell.
Die Wolken verdunsten und lösen sich langsam wie nach einem verregneten Tag auf.
Nichts währt ewig. Manches währt nur einfach länger und hinterlässt Spuren, die so tief sind, dass sie unseren Körper scheinbar für immer zieren.
"Sils Maria" ist etwas ganz Besonderes.
Wir werden hier mit Gegenwärtigem und Vergangenem konfrontiert, mit eben genau diesen inneren Dämonen, die wir noch nie wirklich besiegen konnten. Auch jetzt nicht.
Die alternde Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche) steht im Konflikt mit sich selbst und dem Älterwerden.
Passend dazu wird ihr eine Rolle in ausgerechnet diesem Stück angeboten, in dem sie einst ihren größten Erfolg verbuchen konnte und ihr somit der Durchbruch gelang.
Diesmal soll sie jedoch nicht die Rolle der jungen sondern (passend zu ihrem Alter) der älteren Frau spielen.
Wie ein Abbild ihrer Seelenlage wird sie durch diese Rollenauswahl nur immer tiefer mit ihren Selbstzweifeln konfrontiert. All dies gipfelt in einem Kammerspiel über den Wolken vor der Kulisse der schweizer Alpen, während sie sich dort mit ihrer Assistentin Valentine (Kristen Stewart) auf das Stück intensiv vorbereitet. Vielleicht zu intensiv.
Realität und Fiktion überlagern sich nämlich im Zuge dessen dann im späteren Verlauf immer mehr in diesem dialoglastigen und zu jeder Zeit vereinnahmend gespieltem Film (ganz großes Lob an dieser Stelle an die fabelhafte Kristen Stewart, die so zurückhaltend aber gerade dadurch so verdammt intensiv aufspielt), bei dem man am Ende wohl auch noch eine Weile benötigen wird, bis sich die Wolken der Begeisterung gelegt haben.
Dünkirchen.
Die Soldaten sitzen fest, umkesselt vom Feind.
Die Situation scheint ausweglos, die Kräfte und Nerven am Ende.
Das Ticken der Uhr allgegenwärtig. Der Feind direkt im Nacken.
Es bedarf ein Wunder.
Ein Wunder um zu überleben, um zurück in die Heimat zu kommen.
Die Heimat ist beinahe sichtbar, aber niemals greifbar.
Der Krieg kennt keine Gnade, auch hier nicht - weder in Dünkirchen noch sonst wo.
Wenn es ein gegenwärtiger Regisseur schafft, in höchstem Maße zu polarisieren, so ist es wohl Christopher Nolan.
Bereits vor Kinostart wurde sein neuestes Werk erneut mit Lob überschüttet, ja gar als sein bestes Werk eingestuft und noch dazu als einer der besten Kriegsfilme betitelt.
Ohne mit einer gewissen Erwartungshaltung an den Film heranzutreten, ist somit vor Kinobesuch fast nicht möglich.
Und ja, "Dunkirk" ist gewiss ein besonderer Kriegsfilm geworden, da er einige Elemente vorweisen kann, die ihm ein etwaiges Alleinstellungsmerkmal zukommen lassen.
Wir sehen kein Blut, erhalten keine oder kaum Möglichkeiten, Identifikationsfiguren während der Laufzeit auszumachen, da Namen und Charakterzeichnung nicht vorhanden sind und obendrein wird der Film einzig und allein aus Sicht der betroffenen Soldaten gezeigt - die feindlichen Truppen sind somit zu keiner Zeit wirklich präsent.
Nicht zu vergessen ist hier natürlich auch noch die für Nolan inzwischen typische nichtlineare Erzählweise, indem der Film aus drei (Luft, Wasser und Land) Blickwinkeln den Krieg schildert, um eine umfassende Analyse der Lage geben zu können.
Für mich stellt sich jetzt allerdings die Frage: sind diese "besonderen" Elemente aber auch ausreichend, um einen besonderen, ja gar herausragenden Kriegsfilm zu schaffen?
Für viele scheint dies ausreichend zu sein, für mich hingegen nicht.
Die verschiedenen Zeitebenen unterliegen nämlich meines Erachtens einer schwankenden Qualität (Luft konnte mich fast zu keiner Zeit wirklich packen), die fehlende Charakterzeichnung/-entwicklung führte dazu, dass mich das Schicksal der Gezeigten größtenteils kalt ließ (wozu dieses Stilmittel dient, liegt zwar auf der Hand, wird aber dann letztlich nicht konsequent durchgezogen - insbesondere im letzten Drittel dann nicht, wenn der Pathos diese mechanische und analytische Inszenierung aufbricht) und auch die nichtlineare Erzählweise (in Verbindung mit dem immer lauter werdenden Sound) wirkt an vielen Stellen zu erzwungen, nur um das Gezeigte dramatisch zu unterfüttern (ständige, schnelle Wechsel der Zeitebenen).
Natürlich ist Nolan hiermit in der Gesamtbetrachtung ein auf einigen Ebenen besonderer Kriegsfilm gelungen, der vor allem durch seine Soundeffekte überzeugt und auf der ganz großen Leinwand somit ein stellenweise intensives, nervenaufreibendes Kinoerlebnis beschert - um in der Riege der ganz großen Kriegsfilme mitzuspielen, reicht es für mich allerdings dann bei Weitem nicht.
Ein besonderer, aber nicht herausragender Kriegsfilm - eine sehr sehenswerte "Enttäuschung" irgendwie.
Wir haben uns bereits kennengelernt - daran kannst oder willst du dich allerdings nicht erinnern.
Wollen wir nicht Alle irgendwie dazugehören und ein Mensch sein, dem von der Gesellschaft genügend Aufmerksamkeit zuteil wird?
Auch ich hatte es nicht immer leicht, dem Anforderungsprofil zu entsprechen, um genau dies von mir behaupten zu können.
Ich war zwar in meinen Augen nie wirklich hässlich, jedoch brachte ich in jungen Jahren doch stets ein wenig mehr auf die Waage, als es wohl durchschnittlich der Fall sein sollte.
Dass dies natürlich eine erhöhte Angriffsfläche für Schulkameraden und Freunde bot, sollte für die meisten nachvollziehbar sein.
Dass dies darüber hinaus auch stets an mir und meinem eigenen Selbstwertgefühl nagte, dürfte ebenfalls sehr einleuchtend sein.
Dieses Gefühl, welches mich dann aber immer vollends einnahm, wenn Gleichaltrige mal wieder eine unangebrachte Bemerkung bezüglich meiner Figur losließen, können nur Leute verstehen, die sich bereits in einer vergleichbaren Situation wiedergefunden haben.
Wie stark dann dabei diese Mobbing-Attacken ausfallen, hängt zumeist von der Abweichung von einer (mir willkürlich erscheinenden) festgelegten Norm ab.
Schiefe Zähne, zu große Augen, Segelohren und/oder eine krumme Nase - Menschen, die nicht diesem allgemeinen Schönheitsideal entsprechen oder zumindest in erhöhtem Maße von einem durchschnittlichen Aussehen abweichen, haben es immer schwerer im Leben.
Dawn Wiener aus "Welcome to the Dollhouse" ist genau so eine eben beschriebene Person - und dies wird bereits in der allerersten Einstellung klar dargelegt, wenn uns Todd Solondz eine Nahaufnahme ihres Gesichtes präsentiert - ein Gesicht, welches uns direkt ins Gedächtnis gebrannt wird.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich dann eine herausragend inszenierte, feinfühlig geschriebene Coming Of Age-Geschichte mit einem herrlich verschrobenen Charakter, der sowohl lebensnah als auch (bewusst) komplett überzeichnet dargestellt wird.
Die süße, schmerzhafte Bitterkeit ihres Schicksals kombiniert mit dem teils trockenem Humor verlangen dem Zuschauer in vielen Szenen alles, aber auch wirklich alles ab - genau dieser Drahtseilakt gelingt aber glücklicherweise so bemerkenswert reibungsfrei, dass Dawn Wiener (bereits der Name besitzt Symbolcharakter) uns unendlich sympathisch ist, wir sie direkt in unserer Herz schließen, sie umarmen und drücken wollen, obwohl sie so gar nicht in diese Welt passen mag.
Manche Menschen scheinen mit ihrem Licht aber nicht nach außen - sie scheinen von innen, ganz tief ins sich, behalten ihr Licht also für sich und lassen nur bestimmte Menschen an ihrem eigentlichen Glanz teilhaben - Menschen, die bereit sind, die zunehmend vorherrschende Oberflächlichkeit der gesellschaftlichen Zwängen zu überwinden.
Schönheit kennt demnach viele Gesichter und manchmal müssen wir einfach etwas genauer hinsehen, um sie zu erkennen und in ihrer vollen Pracht wertzuschätzen.
Sehr geehrter Herr M. Night Shyamalan,
es ist ja bereits schwer, Ihren Namen überhaupt richtig zu schreiben.
Noch viel schwerer fiel es mir allerdings, Ihren neuen Geniestreich "Split" auch nur für eine Sekunde ernstzunehmen.
Falls Sie hingegen tatsächlich eine Komödie drehen wollten, ist Ihnen das hiermit vorzüglich gelungen und ich verneige mich in Ehrfurcht vor Ihrem Gespür für Timing und absurden Einfällen. Den ein oder anderen (dann natürlich beabsichtigten) Lacher des Jahres steht damit auch ganz klar auf Ihrer Habenseite - unverhofft kommt oft bekommt hier gleich eine ganz neue Bedeutung.
Ein kleiner Teil in mir (vielleicht ja einer meiner multiplen Persönlichkeiten?) glaubt aber irgendwie nicht, dass dies Ihre eigentliche Intention war.
Viel mehr wollten Sie doch endlich wieder einen atmosphärisch dichten und spannenden Thriller (wie es einst "The Sixth Sense" war) drehen, oder nicht?
Geben Sie es doch wenigstens zu - einem von mir können Sie sich doch anvertrauen, ich verrate es auch keinem. Versprochen.
Wir sind zwar nicht in der Position, Ihnen Ratschläge zu geben, aber wenn das wirklich Ihr Ziel war, hätten Sie Ihren letzten Stützpfeiler, der die Option eines gelungenen Thrillers offen gehalten hatte, gegen Ende niemals so resolut einreißen dürfen, denn damit haben Sie sich endgültig jeglicher Ernsthaftigkeit beraubt - bei "Toni Erdmann" habe ich im Kino zuletzt Tränen gelacht, hier hingegen konnten die Tränen aus Gründen des Fremdschämens kaum zurückgehalten werden.
Da Sie aber immer für eine weitere Überraschung gut sind, haben Sie sich sogar mit der letzten Einstellung selbst (und das will bei Ihnen schließlich was heißen) übertreffen können und sich ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt - Sie referenzieren sich selbst und schaffen somit gekonnt (tut uns Leid, Mr_Phil scheint jetzt schon seit längerer Zeit nicht mehr zu gegen zu sein, sondern eine seiner anderen Persönlichkeiten) eine Brücke zu einem Ihrer älteren Filme zu schlagen - Kino wie von einem anderen Stern.
Ich hoffe, Sie machen auf diesem Weg weiter und beenden dann Ihre Karriere schnellstmöglich, denn wer zu hoch fliegt, verbrennt sich bekanntermaßen früher oder später die Flügel.
Aufhören, wenn es am schönsten ist - heißt es so nicht auch?
Vielleicht erreichen Sie diese Zeilen ja auf irgendeinem Wege und wir können gemeinsam über Ihr aktuelles Projekt bei einer Tasse Tee lachen.
Hochachtungsvoll,
Mr_Phil und Freunde
Die chinesische Mauer gehört zweifelsfrei zu einer der beeindruckendsten Bauwerke, welche je von Menschenhand erschaffen wurde.
Nicht zu Unrecht ist sie folglich von der UNESCO zum Weltkulturerbe berufen worden und darf sich inzwischen auch als einen Teil mit in die sieben Weltwunder einreihen.
Wenn ich dürfte, würde ich das Durchhalten von "The Great Wall" auch als ein kleines Weltwunder ausrufen, denn ich muss schon mehr als eine halbe Ewigkeit zurückdenken, um einen vergleichbaren Film, der mich ähnlich verärgert hat, zu finden - und ich habe neulich erst "Suicide Squad" gesehen, was die Sachlage wohl umso verheerender erscheinen lässt.
Dass ich mit falschen, ja fast schon naiven Erwartungen an den Film gegangen bin, kann Zhangs neuem Werk gewiss nicht vorgeworfen werden.
Dass der Film allerdings diesen von mir mit wenig Begeisterung aufgenommenen Fantasy-Anteil bis zur letzten Minute ausdehnt und das gesamte Konstrukt des Filmes somit einzig und alleine hier herum aufgespannt wird, wodurch (k)eine Handlung entsteht, die den Umfang meiner Studienarbeit (ich habe noch nicht mit ihr begonnen) besitzt, darf dem Film hingegen gewiss vorgeworfen werden.
Wenn hier dann gar die Effekte, die immerhin zwischendrin für gewisse Schauwerte sorgen könnten, teils unterdurchschnittlicher Natur sind, bleibt beinahe nichts mehr übrig, was dem Film zugute gehalten werden kann: Ich habe "The Great Wall" also vom ersten bis zum allerletzten Meter gehasst und verabscheut, da er leider all das vereint, was ich an der momentanen Kinokultur so verachte.
Wer glaubt, dass das bereits ausreichen würde, einen katastrophalen Filmabend zu manifestieren, darf sich freuen, dass "The Great Wall" noch mindestens ein weiteres Ass im Ärmel hat, denn der Ton des Filmes ist stets bitterernst (das Schicksal der gesamten (!) Menschheit steht schließlich auf dem Spiel) und passt dadurch aber leider so gar nicht zum Gezeigten - der eigene Anspruch (irgendwo am Anfang) und die Realität (irgendwo ganz am Ende der Mauer) gehen leider zwei verschiedene Wege und treffen sich in keinem Punkt. In keinem einzigen (!) Punkt, was wahrscheinlich auch eine enorme Leistung darstellt.
Ich habe die chinesische Mauer leider bis heute noch nicht besichtigen können.
Dieser Umstand muss sich nun aber schnellstmöglich ändern, denn ich muss meine Gedanken, die ich seit "The Great Wall" mit dieser Mauer in Verbindung bringe, restlos überschreiben lassen.
"The Great Wall" - ein Film, der seinem großen Namen leider in keinster Weise auch nur ansatzweise gerecht wird.
Chinatown.
Wie verflucht nochmal bin ich eigentlich hier hineingeraten?
Ich machte mir eine Zigarette an. Der Rauch aus Lügen und Intrigen hüllte mich langsam ein.
Wem kann ich hier überhaupt noch Glauben schenken, wer spielt bloß mit mir?
Was ist eigentlich nur los mit mir? Ich musste mich konzentrieren, musste versuchen, endlich nachzudenken.
Ich steckte mir gleich die nächste Zigarette an und der Rauch wurde immer mehr und mehr, bis er meine Sinne beinahe komplett benebelt hatte.
Vielleicht sollten ich einfach nochmal von vorne beginnen.
Eine Frau und ein Mädchen. Wer sind sie und was wollen sie? Und was haben diese Wasserversorgungswerke damit zu tun?
Fragen über Fragen auf die ich keine Antworten finde, egal wie ich es drehen und wenden mag.
Ich steckte mir eine weitere Zigarette an, sodass ich nichts mehr sehen konnte und der Rauch mich vollends eingenomnen hatte.
Ich glaube ich bin verloren.
Nein, ich glaube es nicht bloß - ich wusste es bereits.
Verloren. Verloren in Chinatown.
"Chinatown" von Regielegende Roman Polanski ist einer seiner vielleicht beeindruckensten Filme überhaupt. Ähnlich wie oben beschrieben, verläuft sich der Zuschauer mit zunehmender Laufzeit immer mehr in der zwielichten Moral aller Beteiligten, bis letztendlich nichts mehr ist, wie es einst zu sein schien.
Das Drehbuch ist hierbei, neben dem herausragend aufspielenden Nicholson natürlich, das Herzstück des Filmes und lässt uns erst spät begreifen, worauf wir uns hier eigentlich eingelassen haben - denn auch wenn sich dann zwar gegen Ende der uns einnehmende Rauch wieder legt und wir endlich wieder Herr unserer Sinne werden - wir alle wissen, dass es jetzt längst zu spät ist, denn auch wir sind von nun an auf uns alleine gestellt.
Einsam und verloren im gottverdammten Chinatown, während wir uns fragen, wie in Gottes Namen wir eigentlich hier hineingeraten sind.
Ich hatte es dir ja bereits persönlich mitgeteilt, dass dieser Kommentar einfach etwas Besonderes ist.
Aus diesem Grund auch nochmals ein ganz großes Lob meinerseits zu dieser Leistung.
Glückwunsch und hoffentlich wird mich "Six Feet Under" ähnlich wie dich begeistern.
Meine Vorfreude ist jedenfalls gigantisch - nicht zuletzt wegen dir und diesen wundervollen und vor allem ehrlichen Zeilen.
Eigentlich ist es ja fast zu schön, um wahr zu sein.
Es fühlt sich schlicht wie Heimkommen an - nach einer langen und beschwerten Reise.
Endlich daheim an meinem liebsten Ort.
Endlich daheim in Twin Peaks - a place both wonderful and strange.
David Lynch ist zurück.
Twin Peaks ist zurück.
...und mein Herz tanzt gerade einfach nur so vor Freude.
Na, dann mache ich doch auch 'mal mit.
Hier meine Auswahl:
http://www.moviepilot.de/liste/meine-personliche-top-10-die-wertvollsten-regisseure-aller-zeiten-mr_phil