Mr_Phil - Kommentare

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  • 8 .5
    Mr_Phil 07.05.2016, 12:59 Geändert 17.04.2020, 23:16

    Als meine Mutter vor knapp 4 Jahren krank wurde, hat sich bei uns einiges geändert. Tief im Herzen bin ich bestimmt noch immer der gleiche fröhliche, aufgeschlossene Junge von damals geblieben - spurlos ist das Ganze aber ganz gewiss nicht an mir vorbeigegangen.
    Ich bin nach außen auch bestimmt irgendwie ein wenig ruhiger, ein wenig in mich gekehrter geworden.
    Aber nicht nur mein Wesen hat sich damit verändert, auch der gewohnte Alltag wurde auf den Kopf gestellt.
    Ich musste fortan mehr im Haushalt mithelfen, mehr Pflichten und Aufgaben übernehmen. Gewissermaßen bin ich somit früher erwachsen geworden, als es mir vielleicht lieb war.
    Mitleid von ganz egal wem, wollte ich aber nie haben, denn wie alles im Leben, haben auch oder gerade solche unerwarteten Schicksalsschläge doch auch ihre positiven Seiten. All das hat mich und meine Mutter nämlich ungemein zusammenschweißen lassen.
    Wir gegen den Rest der Welt - genau das betont sie immer und immer wieder.
    Ich genieße deshalb auch jede Sekunde, jeden Tag und alle gemeinsam erlebten Unternehmungen mit ihr.
    Wir haben bis jetzt niemals aufgegeben und werden es auch weiterhin nicht.
    Wenn ich sie ansehe, weiß ich, dass sie unheimlich stolz auf mich und auf das, was wir bis hierher geleistet haben, ist.
    Auch wenn sie es wohl nie miterleben wird, wie ich später einmal eine Familie und Kinder haben werden - sie war für mich immer genau die Familie, die ich mir gewünscht habe.
    Ihr könnt euch deshalb bestimmt auch vorstellen, wie unglaublich glücklich sie war, als ich ihr vergangene Woche mitteilte, dass ich meinen Bachelorabschluss geschafft habe. Wenigstens das durfte sie also noch miterleben.
    Wir saßen dabei bis spät in die Nacht zusammen und haben auf den Abschluss angestoßen - mein Gott, war sie glücklich.

    Als ich gestern dann mit ihr "Die Unzertrennlichen" erneut (kurios, denn bei meiner Erstsichtung war noch alles in Ordnung) sah, wurde mir eines schlagartig bewusst - die Brüder in diesem Film sind genauso unzertrennlich wie meine Mutter und ich.
    Der einzige Unterschied hierbei liegt wohl lediglich darin, dass sich die beiden im Laufe der Zeit voneinader trennen wollen. Ich und meine Mutter hingegen wollen es nicht - wir müssen es nur leider irgendwann.
    Bis dahin bleiben wir aber die Unzertrennlichen und überwinden jedes Hindernis, welches sich uns in den Weg stellt.
    Wir gegen den Rest der Welt.

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    Ich möchte mich mit diesem Kommentar aber nicht nur bei meiner Mutter gewissermaßen bedanken, sondern auch bei euch - das war doch tatsächlich mein 400. Kommentar hier. Unfassbar.
    Danke für eure stetig rege Anteilnahme unter meinen Kommentaren, danke für das Lob, danke für das Lesen meiner Texte.
    Auf eine hoffentlich weitere schöne Zeit hier auf moviepilot.

    55
    • Selten so einen verdienten Kommentar der Woche gelesen - ganz großartig. Man merkt richtig, wie viel dir dieser Abend bedeutet hat.
      Schön, wirklich schön :)

      9
      • 5 .5
        Mr_Phil 04.05.2016, 08:54 Geändert 04.05.2016, 15:44

        Sind wir nicht alle als Kind ein bisschen Mogli gewesen?
        Wir sind durch den Garten gesprungen, haben uns durch Sträucher und Gräser gekämpft und haben versucht, uns von einem noch so kleinem Ast zu einem noch viel kleinerem Ast durch die Welt zu schwingen.
        Dass meine Katze nicht mit mir reden wollte, hat mich damals darüber hinaus auch zutiefst traurig gemacht.
        Aber ich wusste es - sie hatte am heutigen Tag wohl einfach keine Lust dazu, weshalb ich die Hoffnung auch niemals aufgab, dass das am darauffolgenden Tag ja bereits ganz anders aussehen könnte.
        Ja, das Leben war unbeschwert und schön.

        Erwachsen werden ist ein Reifeprozess, welcher nicht immer leicht ist. Du musst mit ungewohnten, neuen Situation umgehen und dir deinen eigenen Weg durch den Dschungel des Lebens bahnen. Rückschlage sind dabei natürlich keine Seltenheit. Aber genau das sind doch dann die Ereignisse, die dich letztendlich zu dem machen, was du heute bist.
        Mogli hatte seinen Platz auf der Welt in dem Film noch nicht gefunden, genauso wenig wie ich ihn damals im zarten Kindesalter, als ich 'Das Dschungelbuch' zum ersten Mal sah.
        Dieser Film gehört allein deshalb wohl auch eindeutig zu einer meiner filmischen Kernerinnerungen, weshalb sich die Neuauflage 'The Jungle Book' wie 'Heimkommen' angefühlte.

        Aber wie es nun mal so ist, hat sich scheinbar seit der Zeit vieles verändert.
        Wer kennt das denn nicht? Wenn man nach länger Zeit einen Ort betritt, welcher zuvor Jahre nicht besucht wurde, ist man immer voller Vorfreude und ruft sich die schönsten Erinnerungen an damals wieder zurück ins Gedächtnis.
        Leider ist es oftmals dann so, dass diese Gedanken meist nur von positiven Eindrücken erfüllt sind.
        Doch wenn wir ehrlich sind - damals war auch nicht immer alles schön, genauso wenig wie es das dann heute ist, wenngleich diese Tatsache natürlich schwer für uns zu akzeptieren ist.
        Deshalb lebt auch 'The Jungle Book' von seiner anfänglichen Euphorie, die dann leider immer mehr der Ernüchterung weichen muss.
        Allein für die Reise in meine Kindheit hat sich der Kinobesuch aber vielleicht ja trotzdem gelohnt. Noch ein letztes Mal Kind sein und unbeschwert durch den Garten springen - mein Gott, was würde ich dafür nur geben.

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        • 8 .5

          Das nenne ich dann mal energetisches Kino.
          Die Bildästhetik ist mit jedem Wimpernschlag zum Dahinschmelzen schön und dabei nahezu größtmöglichste Poesie.
          Malick war noch nie ein großer Geschichtenerzähler, was sich auch mit 'The New World' letztendlich nicht ändern sollte. Aber um ehrlich zu sein - das braucht es hier auch einfach wieder nicht.
          Die Kamera und der Score entwickeln nämlich einen derartigen Eigencharakter - Horner und Lubezki sind einfach eine unheimlich beeindruckende Kombination - sodass der Zuschauer förmlich davon in den Bann gezogen und von dem Bilderrausch somit mitgerissen wird - wir lassen uns treiben, schwimmen im Fluss des Lebens, durchstreifen die Wälder, erblicken den Sonnenuntergang, verlieben uns, versinken schlussendlich in unseren eigenen Gedanken.
          Schön, dass das Medium Film dazu in der Lage sein kann.

          Der Off-Kommentar ist dann auch wieder gewohnt denkwürdig poetisch durchdrungen, dass es im Endeffekt schwer fällt, diesen Film nicht zu mögen.
          Ja, das ist schlicht kraftvolle und durchdachte Filmkunst, wie es so nur wenige Filmemacher auf die Leinwand projizieren können. Malick ist nun mal einer davon.
          Auch wenn sich der Film zwar thematisch auf dem Blatt Papier vorerst auf relativ unzugänglichem Terrain bewegen mag, habe ich persönlich Malicks Geschichtsstunde durchweg genossen - lasst euch also nicht abschrecken, denn mit Hilfe der Kostüme/Ausstattung ist nämlich eine komplett glaubhafte Inszenierung gelungen, was die Reise in die Vergangenheit für den Zuschauer doch eigentlich ungemein erleichtern sollte.

          Der Film schließt dann auch mit einigen wahrhaft wunderschön bebilderten Einstellung aus der Natur, sodass jeder aufkommende Zweifel über ein einmaliges Filmerlebnis haltlos erscheint. Wunderbar, wirklich wunderbar - einfach ein Geniestreich.

          29
          • 7 .5

            Mit dem Tod endet alles.
            Die Seele verlässt den Körper und das Leben ist vorbei.
            Manche Geschichten beginnen aber auch erst an eben genau dieser Stelle.

            „Die Frau, die singt - Incendies“ ist kein gewöhnlicher Film.
            Die Erzählweise ist aufgrund der Tatsache, dass zwei parallel verlaufende Handlungsstränge vorliegen – eine erzählt die gegenwärtige Handlung, die andere treibt die Geschichte mit Rückblenden aus der Vergangenheit voran – recht unkonventionell gehalten und offenbart so auch erst im Laufe der Spielzeit, Stück für Stück, die ganze Tragweite der ereigneten Geschehnisse.
            Die Kinder der verstorbenen Frau glauben, sie wissen alles über ihre Mutter. Doch Glaube heißt Nicht-wissen, wie sie im Laufe der Zeit leider schmerzlich erfahren müssen.
            Alles beginnt dabei mit zwei scheinbar unbedeutenden Briefen, die sie jeweils zwei ihnen bis dato noch unbekannten Menschen übergeben sollen.

            Denis Villeneuve inszeniert aus diesem Rahmenkonstrukt mit „Die Frau, die singt - Incendies“ eine packende Suche nach der wahren Identität der Mutter.
            Es ist aber nicht bloß eine Suche – es ist eine Reise in die Vergangenheit, die geprägt ist von unzumutbaren Zuständen und erlittenen Schicksalsschläge, die alle Beteiligten prägen bzw. geprägt haben.
            An vielen Stellen scheint die Handlung dann zwar ein wenig zu konstruiert, aber aufgrund der Emotionalität, die am Ende auf den Zuschauer einkracht, wird das für die meisten wohl verschmerzbar sein.
            Bei mir standen dann kurze Zeit sogar auch die Tränen in den Augen – so muss Drama einfach sein.
            Somit ist der Film insgesamt ein höchst gelungener Genrevertreter, der mit einer toll erzählten Geschichte überzeugen kann. Besonders heraussticht hierbei aber auch noch die wirklich gekonnte Überblendung zwischen Gegenwart und Vergangenheit – inszenatorisch auf dieser Ebene also ganz großes Kino.
            Für mich somit auch Villeneuves rundestes Werk bis hierher – bitte mehr davon.

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            • 8 .5
              über Network

              Dass Sidney Lumet ein Genie sein muss, war mir bereits nach „Die zwölf Geschworenen“ völlig klar.

              12 Personen.
              Ein Raum.
              Sidney Lumet.

              Mehr aber auch nicht weniger war damals notwendig, um meine Sicht auf das Medium Film nochmals gründlich zu überdenken.
              Mit „Die zwölf Geschworenen“ gelangt Lumet somit ein auf allen Ebenen herausragendes Spielfilmdebüt – ja vielleicht sogar das Beste der ganzen Filmgeschichte.
              Und nun sitze ich schon wieder hier und staune nicht schlecht, denn mit „Network“ trifft er bei mir erneut genau ins Schwarze.
              Wir leben in einer Welt, die von Geld regiert wird. Die Menschen dahinter sind nur die Fassade, denn was zählt ist einzig und allein der Profit, der mit ihnen gemacht werden kann.
              Wer du bist und woher du kommst – das spielt keine Rolle, solange du eben genug Geld einbringst.
              Dieses Szenario war damals aktuell und ist es heute nicht minder.

              Sidney Lumet entwirft in „Network“ eine zynische Satire, die unverfroren und offen mit eben genau diesem Thema umgeht.
              Der Nachrichtensprecher Howard Beale steht im Fokus - alle Augen und Ohren sind auf ihn gerichtet.
              In einer Zeit, wo es nur auf Quoten ankommt, muss er sich diesem radikalen System beugen – scheinbar. Keine Quoten, keinen Job. So einfach ist das. Auch er scheint folglich abtreten zu müssen.
              Doch dann, als er einem Wutausbruch vor laufender Kamera erliegt, wittert der Konzern wieder das große Geld.
              Im Zuge des medialen Quotenkampfs bekommt Howard Beale schließlich eine eigene Fernsehshow und wird somit zum Spielball. Der Anfang vom Ende.
              Damit jedoch nicht genug. Wir bekommen darüber hinaus tiefe Einblicke hinter die Fassade dieses Geschäfts, in den Ablauf dieses abscheulichen Mechanismus, welcher geprägt ist von inhumanen Zuständen.
              Quoten, Quoten und nochmals Quoten.
              Alles läuft kalkuliert ab, es scheint kein Platz für zwischenmenschliche Beziehungen zu geben. Einzig und allein die Liebe zum Geschäft ist vorherrschend.

              Sidney Lumet hält dem ganzen Publikum damit aber wohl selbst den Spiegel vor, denn auch wir blicken, Tag für Tag, in genau einen solchen Fernseher und lassen uns von eben selbigen Shows berieseln, die wir in „Network“ selbst so verteufeln und hassen gelernt haben - Satire hat selten so überzeugt.

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              • 10
                Mr_Phil 26.04.2016, 01:22 Geändert 26.04.2016, 02:19

                Was genau suche ich eigentlich in diesem beschissenen Brügge?
                Diese Gemäuer, die Alkoven im Königin Astridpark – all das interessiert mich eigentlich doch nicht wirklich. Geschichtsstunde war schließlich noch nie meins.
                Das Blut Jesu? Von mir aus.
                Ich lebe aber im Hier und Jetzt – die Dinge von vor tausend Jahren interessieren mich somit schlichtweg nicht. Punkt. Aus. Fertig.
                Aber ja, Auftrag ist nun mal Auftrag.
                Und meinem Partner scheint es hier ja offensichtlich zu gefallen, also ist durchhalten angesagt.
                Obwohl. Moment. Wenn wir nämlich mal ehrlich sind - sollte es nicht eigentlich viel mehr mir gefallen?
                Vielleicht. Wie dem auch sei.
                Wären da dann bloß nicht immer diese mich ständig quälenden Schuldgefühle - ja, all das wäre wohl wesentlich leichter zu genießen.
                Das Leben ist aber leider scheinbar kein Wunschkonzert – auch für mich nicht.
                Aber jetzt mal Hand aufs Herz - ich wollte all das nicht, wirklich nicht.
                Wie ich allerdings feststellen musste, kann man manche Sachen im Leben scheinbar nicht ungeschehen machen. Wenn ich es könnte, würde ich das jedoch. Glaubt mir bitte zumindest das.
                Denn auch ich habe gelitten und leide noch immer.
                Ich habe für meine Sünden auch inzwischen gewissermaßen bezahlt - Erlösung finde ich jedoch trotzdem nicht, egal wie ich es drehen und wenden mag.
                Vielleicht finde ich sie aber ja hier, in genau diesem beschissenen Brügge - wer weiß das schon.
                Ich weiß zwar jetzt natürlich auch noch nicht genau, wie dieser Auftrag enden wird - ein gutes Gefühl habe ich jedoch trotzdem dabei. Wenn ich das nämlich hier hinter mich gebracht habe, werde ich ein besserer Mensch werden, ganz bestimmt. Nur noch ein paar Tage und ich habe es geschafft.
                Brügge, wir haben uns somit definitiv zum letzten Mal gesehen – da bin ich mir sicher. Ganz sicher sogar. Das sagt mir mein Bauchgefühl - und dieses Bauchgefühl hat mich bisher noch nie enttäuscht.

                „In Bruges“ erzählt eine Verlierergeschichte, die trotz der ernsten Thematik an Situationskomik und Wortwitz kaum zu überbieten ist.
                Dass dieser Drahtseilakt derart gelingt , ist auf das gelungene Drehbuch und die herausragenden Schauspielleistungen zurückzuführen.
                Martin McDonagh, du bist einfach ein Gott.
                Wenn der Zuschauer dann noch nach der Sichtung das dringende Bedürfnis verspürt, Brügge selbst zu bereisen, hat ein Film auf wohl allen erdenklichen Ebenen absolut alles richtig gemacht – auf ewig einer meiner Lieblinge, auf ewig ein ganz besonderer Film.
                Wir sehen uns dann in Brügge, ganz bestimmt.

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                • 8 .5
                  Mr_Phil 22.04.2016, 12:50 Geändert 26.11.2016, 17:20

                  Ich habe gestern mit meinem Großvater in der Sonne gesessen und wir haben zusammen ein kühles Bier getrunken.
                  Wir saßen dabei draußen an einem Tisch, welcher seit Jahren genau an der gleichen Stelle steht.
                  Es hat sich komischerweise so angefühlt, als wäre es das letzte Mal, dass sich dieses Szenario genau so ereignen würde.
                  Seit einiger Zeit geht es ihm nämlich nicht sonderlich gut, aber so wirklich anmerken lassen tut er sich das natürlich nicht. Er hat ein großes Herz und würde nie zugeben, dass ihm etwas fehlt. Ich hingegen spüre das sofort.
                  Wir haben passenderweise die ganze Zeit über Gott und die Welt geredet, was er schon alles in seinem Leben erlebt hat oder was er nie geschafft hat, zu machen.
                  Wir haben uns ausgemalt, was wir mit einem möglichen Lotteriegewinn alles an unserem Haus verändern würden. Über 30 Jahre spielt dieser alte Mann nun schon Lotto - ohne Erfolg, auch wenn er sich wohl nichts sehnlicher wünscht, denn dann würde er mir ein neues Auto kaufen und und und....
                  Das beteuert er auch immer wieder und das Lächeln, welches ihm beim Sagen genau dieses Satzes ins Gesicht gezaubert wird, lässt mich selbst mit einem unvorstellbaren Glück erfüllen - ja, er würde alles für mich machen.
                  Wir haben auch über unseren Garten geredet, wann welche Pflanzen und Blüten demnächst treiben werden, was noch alles zu machen ist, damit all das dann später auch schön aussieht.
                  Wir haben über meine Kindheit geredet, als wir genau an dem selben Tisch gesessen haben, an dem wir nun sitzen und zusammen Schach gespielt haben. Er hat mich immer gewinnen lassen, da ich ein unglaublich schlechter Verlierer bin. Diese Eigenschaft ist bis heute auch leider geblieben.
                  Es war auch nicht schlimm, wenn wir dann einfach mal 5 Minuten schweigend nebeneinander saßen. Irgendwie haben wir uns doch immer verstanden, all die Jahre über. Das war schon immer so und so wird es wohl auch für immer bleiben oder zumindest bis zu seinem letzten Atemzug.
                  Reden über die Vergänglichkeit, über das Alt werden - das sind Themen, von denen ein Mann wie er aber gar nichts wissen will. Er nimmt alles, wie es eben kommt und macht sich keinerlei Gedanken darüber.
                  Er hat seitdem uns mein Vater in jungen Jahren verlassen hat, auch eine Art Vaterrolle für mich eingenommen. Von ihm habe ich alles gelernt und lerne auch heute noch sehr viel.

                  Warum ich euch das alles erzähle?
                  Weil der Erzähler in "Big Fish" auch endlich alles über seinen Vater wissen will. Für mich ist mein Großvater gewissermaßen eben mein Vater. Auch ich weiß komischerweise nicht viel über ihn und doch irgendwie alles.
                  Aber genau deshalb will ich auch noch so viel mehr über meinen (Groß)Vater wissen und euch all das erzählen.
                  Manche Geschichte sind nämlich einfach fast zu schön, um wahr zu sein.
                  "Big Fish" erzählt eben genau so eine Geschichte - und dafür liebe ich Tim Burton.
                  Ich erkenne mich und meinen Großvater in jeder Faser dieser Geschichte wieder - einer Geschichte, ja gar ein Zauber, der ein Leben für mich zur Legende macht.

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                    Mr_Phil 20.04.2016, 12:50 Geändert 20.04.2016, 12:54

                    "The Broken" ist in erster Linie ein handwerklich wirklich ansehnlicher Thriller, welcher zudem noch ein gelungenes Grundkonzept vorzuweisen hat, die Umsetzung jenes jedoch nicht gänzlich die volle Laufzeit über verwirklichen kann.

                    Stille.
                    Eine Frau liegt in der Badewanne.
                    Die Kamera fährt langsam an ihrem Körper vorbei.
                    Der Score setzt ein und wird immer lauter und lauter.
                    Gleich wird etwas passieren.

                    Mit genau solch einer Erwartungshaltung der Zuschauer spielt der Film regelmäßig.
                    Und ja, das ist dann schlichtweg subtiler Thrill - so einfach, aber auch so effektiv kann genau dieses Vorhaben sein.
                    Wenn der Film dann nicht streckenweise von genau diesem Konzept abweichen und sich in inhaltsleeren Szenen verlieren, unnötig ausufernde Horrorelemente, die jegliche aufgebaute Atmosphäre zunichte macht, einfügen und die Story gen Ende dann immer absurder werden lassen würde - ja, dann hätte "The Broken" ein absolut gelungener Thriller werden können.
                    Hier wird somit auch gleich eine offensichtliche Schwäche erkennbar, die leider viele Filme vorzuweisen haben - sie schaffen es einfach nicht, ein rundes Gesamtwerk abzugeben.
                    Ein Film muss ganz gewiss nicht immer wegweisend sein.
                    Ein Film sollte aber zumindest eine Art Vision haben und diese dann letztendlich auch konsequent umsetzen, ohne sich dabei durch ständige Ungereimtheiten selbst ins Knie zu schießen.
                    Dadurch fühlt sich eben auch dieses Werk irgendwie unrund, ja in gewissermaßen sogar nicht ganz zu 100% zu Ende gedacht an, was äußerst bedauerlich ist.

                    Was schlussendlich dennoch bleibt, sind eben einige dieser denkwürdigen Szenen und die phasenweise doch durchaus gelungene Umsetzung, welche den Film schließlich noch mit aller Kraft über die übliche Thriller-Durchschnittskost hievt, auch wenn natürlich ein fader Beigeschmack, aufgrund des eigentlich vorhandenen Potenzials, zurückbleibt. Schade - aber dennoch einen Blick wert.

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                      Mr_Phil 20.04.2016, 01:00 Geändert 20.04.2016, 01:16

                      Die ersten knapp zwanzig Minuten hatte ich mich schon beinahe über die enorm niedrigen Wertungen hier gewundert, da der Film doch recht durchschnittlich vor sich hin plätscherte.
                      Aber dann - ja, dann kam das bitterböse Erwachen. Heißt der Film deshalb vielleicht auch u.a. "Reawakening"? Falls ja, ist den Beteiligten ja zumindest irgendetwas mehr als gelungen - bravo!

                      Ich weiß nämlich wirklich nicht, wann ich das letzte mal einen derartigen Quatsch ins Quadrat gesehen habe.
                      Schaut denn bei solchen Produktionen kein Mensch mal kurz 'drüber und denkt sich: "Also sorry, aber so einen Mist können wir doch nun wahrlich nicht veröffentlichen." Scheinbar ja nicht, was ich äußerst schade finde. Sehr schade. Sehr, sehr schade.
                      Somit, meine lieben Freunde, übernehme ich jetzt zumindest diesen Part und spreche diese Warnung aus: wenn euch irgendwas an dem Medium Film liegt, macht doch bitte einen großen Bogen um "The Lazarus Effect" aka. "Reawakening" (nach 20 Minuten).
                      83 Minuten könnt ihr bestimmt auf so viele unzählige Art und Weisen verbringen - aber doch bitte nicht hiermit. Danke.

                      Hochachtungsvoll,
                      euer geschädigter Mr_Phil

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                        Mr_Phil 19.04.2016, 12:14 Geändert 19.04.2016, 13:27

                        Gier. Hass. Verachtung.

                        Ich bin ein Getriebener. Getrieben von meinen mich täglich heimsuchenden Gedanken, die mich langsam von innen heraus auffressen. Von innen nach außen, bis sie für Jeden sichtbar sind.
                        Keiner weiß, wie dieses Gefühl ist.
                        Keiner kann sich in meine Lage versetzen - wie denn auch?
                        Ich wünsche dieses Gefühl aber auch wirklich keinem. Diesen ständigen Kampf mit sich selbst, dieses Ringen um Anerkennung, dieses Streben nach Macht und Geld. Jeden jederzeit überbieten zu müssen, macht mich auf Dauer krank.
                        Ich kann es nicht sehen, wenn andere Menschen Erfolg haben. Ich muss es sein, der am Ende gewinnt. Egal gegen wen.
                        Der Weg bis zum Erreichen meiner Ziele spielt keine Rolle. Ich gehe soweit, wie es sein muss und noch viel weiter - sogar über Leichen. Mir bedeuten Menschen ohnehin nichts. Ich habe ihnen nichts außer Verachtung entgegenzusetzen.
                        Familie ist die Zuflucht in eine Illusion, welche nicht aufrecht erhalten werden kann. Am Ende steht man immer alleine da. Am Ende ist die einzige Person, der man trauen kann, man selbst. Einzig und allein.
                        Mein ganzes Leben geht das schon so und nicht anders. Möglicherweise wird das auch genau so bleiben. Dieser immer größer werdende Hass in mir schürt sich jeden Tag aufs Neue - gegen Jeden und Alle. Gibt es denn kein Entrinnen?
                        Ich hatte mal eine Bezugsperson, meinen Sohn. Das ist aber schon Jahre her. Das letzte mal als ich ihn sah, wird auch wohl das letzte mal überhaupt gewesen sein. Er bedeutete mir alles. Ich war damals aber zu blind, um das einzusehen. Ich war damals blind und bin es heute immer noch. Ich bin wieder alleine auf dieser Welt, so wie es eigentlich immer war - oder nicht?

                        Gier. Hass. Verachtung.

                        Dies ist es, was mich antreibt - mehr habe ich nicht zu geben.
                        Ich bin innerlich tot. Schon längst. Und erschöpft. Erschöpft von den täglichen Anstrengungen, die nötig sind, um die Gier nach mehr zu stillen. Mehr, immer mehr. Es ist kein Ende in Sicht. Es wird immer so weitergehen. Unaufhörlich.
                        Ich habe versucht, mich meinen innersten Dämonen zu stellen. Ohne Erfolg. Ist das überhaupt ein Leben, was ich führe? Insgesamt blicke ich wohl auch auf ein Leben zurück, welches trostloser kaum sein könnte. Aber jeder ist bekanntermaßen seines Glückes Schmied. Ich habe wohl versagt. Auf ganzer Linie. Und das, obwohl ich doch immer gewinnen muss....
                        Ich schreibe diese Zeilen, weil ich aufgegeben habe. Ich habe versucht, meinen Kummer und meine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Ich bin ein Schatten meiner Selbst geworden. Das ist das Ende. Das Ende von mir und meinen mich endlos quälenden Gedanken. Ich werde dem Ganzen einfach ein Ende bereiten müssen. Ich muss es tun. Hier und jetzt. Heißt es nicht auch so? Aufhören, wenn es am schönsten ist. Schön war für mich allerdings noch nie etwas.

                        Danke Paul Thomas Anderson für dieses schier unmenschliche, unglaubliche und insgesamt einfach überragende Werk. Jedes Mal aufs Neue erstarre ich vor Ehrfurcht. Ehrfurcht vor dieser Meisterleistung. Ehrfurcht vor dieser Perfektion.
                        'There Will Be Blood' ist kein Film.
                        'There Will Be Blood' ist ein Monster, welches jeden Einzelnen von uns heimsucht und nie wieder loslässt. Nie mehr.

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                        • 6 .5

                          Ich sitze mitten an einem Wegrand.
                          Es ist still um mich geworden.
                          Ich sehe das Gras auf der Wiese im Wind wehen.
                          Der Moment völliger Einsamkeit lässt mich zur Ruhe kommen.
                          Ich spüre wie ein kalter Luftstoß meine Haare streift.
                          Ich lebe den Augenblick, die unvollkommene Vollkommenheit.
                          Manchmal braucht es im Leben einfach nicht mehr also eben genau solche Momente.
                          Das menschliche Dasein beschränkt sich nämlich eigentlich auf viel weniger, als die meisten denken.

                          Ich sitze nun noch immer mitten an genau diesem Wegrand. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Es hat sich seitdem auch nichts geändert.
                          Die Zeit scheint still zu stehen.
                          Der Augenblick kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Eine Ewigkeit, die aber leider keinem von uns zu Teil wird.
                          Manchmal frage ich mich, ob nicht genau ein solch kleiner Augenblick einen rückblickend vollends erfüllen könnte.
                          Nostalgische Erinnerungen ziehen an meinem geistigen Auge vorüber. Ja, die Welt ist schön.
                          Das Zwitschern der Vögel, die Strahlen der Sonne auf der Haut und die völlige Isoliertheit geben einem nämlich das Gefühl von unbegrenzter Freiheit. Eben genau diese Freiheit, die einem im sonstigen Alltag, der mit Stress und Belastungen verbunden ist, stets verwehrt bleibt.
                          Ich atme tief ein und wieder aus.
                          Ich lebe.
                          Ich lebe mein Leben und genieße genau diesen Augenblick.

                          Das solche kurzen Augenblicke dabei aber nicht immer schön sein müssen, ist leider die Kehrseite der Medaille.
                          Die Romanverfilmung „Ein einziger Augenblick“ stimmte mich folglich nach der Sichtung nachdenklich.
                          Was kann ein einziger Augenblick wirklich alles mit einem anrichten?
                          Wie weit bestimmt er den weiteren Verlauf unseres Lebens?

                          In diesem Film wird ausgehend davon gezeigt, wie schwerwiegend ein kleiner Moment der Unachtsamkeit sein kann und wie somit ein einziger Augenblick alles zerstören kann.
                          Schuldgefühle und Selbstzweifel drohen die betreffende Familie nach dem Tod des Sohnes folglich vor eine unlösbare Zerreißprobe zu stellen.
                          Es gibt kaum etwas, an was sie sich noch klammern könnten.

                          Ein Augenblick kann also Hoffnung spenden wie in meinem Fall – oder sie eben komplett zerstören wie in diesem Film. Von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung.
                          Wir sollten aus diesem Grund dankbar für die schönen Augenblicke unseres Lebens sein und sie wertschätzen lernen, egal wie unscheinbar sie auch erscheinen mögen. Manchmal ist nämlich alles viel schneller vorbei, als einem lieb ist.
                          "Ein einziger Augenblick" ist dabei bestimmt kein perfekter Film - es ist aber zumindest ein Film, der die richtige Botschaft vermittelt.

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                          • 7
                            über Akira

                            Deusfantasy und Mr_Phil werden Teil des Umbruchs im postapokalyptischen Neo-Tokyo in "Akira".
                            #4 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.

                            Der Anfang vom Ende.

                            Wir verfolgen eine Gruppe befremdlich wirkender Menschen auf Motorrädern.
                            Sie fahren durch eine befremdlich wirkende Stadt.
                            Befremdlich wirkende Musik unterlegt dieses Szenario.
                            Ist das alles wirklich so befremdlich oder kommt es uns bloß so vor?

                            Gewalt lauert an jeder Ecke dieser Stadt.
                            Verwüstung wohin man nur blickt.
                            Dreck und Verschmutzung hat überhand genommen.
                            Chaos regiert.
                            Abgrenzungen und Ausgrenzungen bestimmen den Alltag.
                            Gibt es denn gar kein Entkommen, keinerlei Zuflucht?

                            Die Gruppe von Menschen - inzwischen gar nicht mehr so befremdlich wirkend - wird gefangen genommen. Aber nicht nur sie sind gefangen - auch wir sind es.
                            Gefangen in einer Welt, die am Rande des Abgrunds steht.
                            Ist dies wirklich Dystopie oder bereits Realität geworden?

                            Die Unruhen in dieser Stadt, Neo-Tokyo, werden immer und immer größer.
                            Genau in mitten dieses postapokalyptischen Szenarios sucht ein junger Mann nach seinem Platz auf dieser Welt.
                            Er weiß jedoch nicht, was mit ihm geschieht.
                            Er verändert sich, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.
                            Er verliert langsam die Kontrolle, wir verlieren langsam die Kontrolle.
                            Ist es bereits zu spät, um das Unheil doch noch abwenden zu können?

                            Akira.

                            Dies mag jetzt vielleicht lediglich eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben für die meisten von euch sein - für Neo-Tokyo hingegen ist es die Symbolfigur des Umbruchs, die vermeintliche Lösung aller Probleme.
                            Ein Umbruch, welcher dabei längst fällig erscheint.

                            Surreal, bildgewaltig und schonungslos brutal.
                            Wer glaubt, Anime seien leichte und anspruchslose Unterhaltung, muss "Akira" unbedingt nachholen. Selten wurde man so eindrucksvoll vom Gegenteil überzeugt, wenngleich das Finale ein wenig übertrieben erscheint. Weniger ist manchmal eben doch mehr.
                            Aber sei es 'drum - diesen "Umbruch" muss ein Jeder von euch selbst miterlebt haben. Hier und jetzt.

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                            • 5
                              Mr_Phil 07.04.2016, 12:53 Geändert 07.04.2016, 12:53

                              Community-Durchschnitt hier: 7,0
                              Community-Durchschnitt bei "2001: A Space Odyssey": 7,0

                              Ich glaube hier läuft etwas ganz gewaltig schief...
                              Moment.
                              .
                              .
                              .
                              Ich glaube das sogar nicht nur - ich weiß es.

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                              • 9 .5
                                Mr_Phil 05.04.2016, 17:30 Geändert 05.04.2016, 17:38

                                Wir sind alle Menschen.

                                Wir sind zwar auf den ersten Blick alle von Grund auf verschiedene Individuen, vertreten teils unterschiedlichste Ansichten und verschiedenste Meinungen.
                                Wir verstehen einander auch bestimmt nicht immer, obgleich wir dieselbe Sprache sprechen.
                                In einem Punkt sind wir jedoch alle gleich, egal welche Welten uns sonst so voneinander trennen mögen – wir alle haben das Recht von anderen Menschen respektiert und gewürdigt zu werden.

                                Doch egal wie selbstverständlich dieser Grundsatz jetzt für den ein oder anderen auch erscheinen mag - es wird leider immer Menschen geben, die diese notwendige Bedingung menschlichen Zusammenlebens mit Füßen treten und somit Randgruppen der Gesellschaft, nur weil sie andersartig sind, erhebliches Leid zufügen.
                                Das Ausmaß dieser Taten kann sich auch keiner vorstellen, es sei denn, man hat sich selbst schon in einer ähnlichen Situation wiedergefunden.
                                Jeden Tag aufs Neue mit dem Wissen aufwachen zu müssen, keinen festen Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können – dieses Schicksal muss schlicht fürchterlich sein.
                                Woher nimmt man denn die Kraft, um weiterzumachen? Für was kämpft man, wenn alle gegen einen sind?
                                Man klammert sich einfach an jeden noch so kleinen Strohhalm, der ausreichend erscheint, um endlich Teil des großen Ganzen zu sein, um endlich akzeptiert und respektiert zu werden. Ein einziges Mal dazugehören, ein einziges Mal einfach nur Mensch sein.

                                Für uns ist Mensch sein der Alltag, für John Merrick hingegen ist es reines Wunschdenken.
                                Er ist seit der Geburt entstellt und wird seither auch nicht als Mensch angesehen, sondern als Tier. Er wird ausgenutzt, ausgelacht und lebt ein Leben, welches kaum schlimmer sein könnte.
                                Doch auch in der dunkelsten Stunde gibt es Hoffnung. Hoffnung auf ein Leben, welches wir als selbstverständlich ansehen.
                                Merrick hat sich auch nie aufgegeben, egal wie aussichtslos es erschien.

                                „I am not an animal. I am a human being“ - John Merrick

                                „Der Elefantenmensch“ ist ganz gewiss einer von Lynchs untypischsten Filme. Was aber noch viel erwähnenswerte ist, ist die Tatsache, dass es einer der menschlichsten Filme ist, die je die Leinwand erblickt haben - ein Film von einem Menschen für uns Menschen.
                                Eines steht nach der Sichtung auch fest – wir sind zwar alle Menschen, doch nicht alle verhalten sich auch menschlich. Zeit dies zu ändern, bleibt uns allerdings noch.
                                Ein Film von unschätzbarem Wert für mich – kolossales Kino eben.

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                                • Ich bin ja so froh, wenn diese "Batman/Superman-Welle" (vorerst) überstanden ist.

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                                  • Bis auf die Tatsache, dass Charlie auf dem letzten Platz gelandet ist, finde ich die Reihenfolge so durchaus vertretbar :)
                                    Bin schon gespannt, wie sich der gute Edward bei dir schlagen wird - ist persönlich ja mein liebster Burton.

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                                    • 8 .5
                                      Mr_Phil 02.04.2016, 09:10 Geändert 02.04.2016, 10:03

                                      Ich weiß nicht mehr weiter.
                                      Er spielt doch bloß mit uns.
                                      Er ist uns stets einen Schritt voraus, vielleicht sogar zwei, wer weiß.
                                      Alle Hinweise scheinen zu nichts zu führen, alle noch so kleinen Fährten verlaufen sich früher oder später im Sand und alles deutet somit darauf hin, dass wir das Spiel gegen ihn verlieren werden. Wie macht er das alles nur?
                                      Ich schlafe auch kaum noch und wache mehrmals in der Nacht auf.
                                      Er sucht mich schon in meinen Träumen auf, ob Tag, ob Nacht. Er ist da. Immer.
                                      Der Fall beschäftigt mich mehr als ich zugeben möchte. Und er belastet mich mehr als ich etragen kann.
                                      Ich muss ihn trotzdem finden, um alles in der Welt.
                                      Dieser Mensch darf mit seinen Taten nicht einfach so davonkommen. Ich werde ihn bekommen, koste es was es wolle. Aber wie denn nur?
                                      Inzwischen halten mich auch alle schon für verrückt. Habe ich mich etwa in etwas verrannt?
                                      Alles scheint langsam auch keinen Sinn mehr zu ergeben. Doch war es jemals zuvor überhaupt anders?
                                      Ich weiß nicht mehr weiter.

                                      "Zodiac - Die Spur des Killers" ist überragend inszeniertes Thrillerkino, mit einer Starbesetzung, die am absoluten Limit agiert und von einem bis ins Mark erschütternden Score getragen wird, sodass einem dabei selbst ganz unwohl in der Magengegend wird.
                                      Die Morde sind alle auf den Punkt grandios in Szene gesetzt.
                                      Die Inszenierung der Geschichte an sich ist ebenfalls einfach insgesamt so auf den Punkt perfekt getimed - Fincher versteht eben etwas von seinem Handwerk.
                                      Am Ende des Films sind wir dann auch nicht mehr bloße Zuschauer.
                                      Wir sind komplett in den Fall involviert.
                                      Wir rätseln mit.
                                      Wir sind Teil des Ganzen.
                                      Vom Zuschauer zum Opfer. Ganz großes Kino.

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                                      • Mr_Phil 01.04.2016, 15:41 Geändert 01.04.2016, 15:46

                                        Memo an mich selbst zu "50 Shades of Grey": Bewertung anpassen.

                                        Ich habe den Film wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde geliebt, mit jeder einzelnen Faser meines Körpers.
                                        "50 Shades of Grey" könnte "Mulholland Drive" wohl nun auch tatsächlich als meinen einzigen Lieblingsfilm ablösen. Alles kommt schließlich irgendwann zu einem Ende, oder nicht?
                                        Er hätte es aber auch schlicht verdient - er hat sich nämlich einfach in mein Herz gespielt. Mitten ins Herz ❤
                                        Besser werden Filme wohl nicht mehr.

                                        (Eine Nacht werde ich trotzdem noch darüber schlafen müssen. Vorerst beibt die Bewertung wohl aber so stehen. Sicher ist sicher.)

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                                        • 6

                                          Wer im Vorfeld Angst hatte, "10 Cloverfield Lane" würde in die Fußstapfen seines Vorgängers treten und somit ebenfalls einen Found-Footage-Film darstellen, der irrt diesmal gewaltig und darf sich auf einen fast vorbildlichen Hochspannungsthriller freuen.

                                          Der Film ist dabei insgesamt ein extremes Kammerspiel, welches seine Reize, die durch den Umstand entstehen, dass der Zuschauer über jegliche eigentlich nötigen Zusammenhänge, wie beispielsweise Motive der Charaktere oder vorher ereigneten Geschehnisse, im Unklaren gelassen wird, bravourös ausspielt.
                                          Ja, fast genauso undurchsichtig wie der vorangegangene Satz ist auch der Ausgang der Story.
                                          Genau das ist aber auch gut so.
                                          "10 Cloverfield Lane" schafft es sogar trotz all der Anspannung, die durch die immer dichter werdende Atmosphäre im Verlauf der Handlung entsteht, vereinzelte auflockernde Elemtente einzustreuen. Situationskomik in einem spannenden Thriller funktioniert nicht? Von wegen! Der Beweis folgt direkt in diesem Film.

                                          Es gibt im Prinzip zwar auch nur drei Darsteller, doch alle drei sind derart grundverschieden, sodass sich die Interaktion derer stets als interessant herausstellt.
                                          Mit dem zusätzlichen Wissen, dass der Zuschauer immer weiter und weiter Theorien dazu aufstellt, welche Richtung die Geschichte nun einschlagen könnte, wird "10 Cloverfield Lane" zu einem echten kleinen Highlight im Jahr 2016, dass ihr nicht verpassen solltet. Die Kinosessel wurden in diesem Jahr bis jetzt nämlich noch nicht so sehr beansprucht, wie seit dem Besuch in der 10 Cloverfield Lane - einen Besuch, den ihr nicht vergessen werdet.

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                                          • 4

                                            Bereits nach dem Trailer war die Skepsis groß, ob das Konzept von Snyder aufgehen würde.
                                            „Batman v Superman: Dawn of Justice“ versucht sich nämlich mit aller Gewalt gegen die heutige Überflutung der Superheldenfilme aufzulehnen und besonders andersartig zu wirken – und scheitert bei diesem Vorhaben leider tragisch.

                                            Die optische Komponente ist, wie von Snyder inzwischen nicht anders gewohnt, zwar durchweg ansehnlich und verhilft dem Film zu vereinzelt starken Momenten - wären diese daraus resultierenden Momente aber nur nicht so rar gesät, hätte dieses Werk deutlich besser gelingen können. Was hier zudem wieder auffällt – der Film lebt leider fast nur von seiner Optik. Sowas ist dann nicht nur schade, ja es ist schon beinahe ärgerlich.
                                            In seinen denkwürdigsten Augenblicken scheint es auch fast so, als hätte sich Snyder vollends austoben dürfen, um den Zuschauer die ganze Bandbreite an Möglichkeiten, die uns die Effekte inzwischen ermöglichen, aufzuzeigen.
                                            Ich finde es schön, dass die Technik inzwischen soweit ist. Solch eine CGI-Orgie finde ich allerdings nicht schön.
                                            Es ist dabei nämlich teilweise eine Reizüberflutung, die ihresgleichen sucht und große Verwunderung auslöste. Selten wurde der Zuschauer von den dargebotenen Effekten so erschlagen wie in diesem Film. Schade, dass vor lauter Krawall dann natürlich vergessen wurde, eine spielfilmfüllende Handlung zu erzählen. 151 Minuten sind lang, ja sogar zu lang gewesen.

                                            Snyder hat hier aber mit Sicherheit keinen seelenlosen Film gedreht, denn er hat einige sehr interessante Aspekte in den Film mit eingebunden, die mir auch durchaus zusagten – Stichwort Träume/Visionen der Hauptcharaktere oder die Wahl, Jesse Eisenberg als Lex Luthor zu besetzen.
                                            Da viele weitere solcher Ideen aber unausgereift, nicht zu Ende gedacht und auch irgendwie fehl am Platz wirkten, bleibt „Batman v Superman: Dawn of Justice“ eine kleine CGI-Enttäuschung, die seinen Vorgänger nur in puncto Effektgewitter übertreffen konnte.

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                                                Mr_Phil 24.03.2016, 08:05 Geändert 24.03.2016, 08:10

                                                Wenn man denkt, man hätte schon alles Mögliche gesehen, kommt ganz still und heimlich ein Alejandro Jodorowskys um die Ecke und belehrt einen eines Besseren.
                                                Wie viele Filme habe ich nun schon gesehen? Ja, etwas mehr als 1.400.
                                                Und wie oft kam dabei ein solcher Film vor? Richtig, kein einziges Mal.
                                                Finde ich das nun schlimm? Ja, vielleicht sogar mehr als das.

                                                "Montana Sacra - Der heilige Berg" ist bestimmt der surrealistisches Film, den ich je gesehen habe (kleiner Tipp: ich liebe Lynch, um diese Dimension besser fassen zu können).
                                                Darüber hinaus ist er aber auch mit einer der kreativsten und bildgewaltigsten Filme aller Zeiten. Glaubt mir - besser können Bild, Schnitt und Musik in einzelnen Szenen nicht mehr aufeinander abgestimmt sein. Zumindest nicht in diesem Leben.
                                                Eigentlich ist es jetzt ja auch fast unmöglich, nach einem derartigen Trip in die reale Welt zurückzukommen, denn alles fühlt sich so furchtbar 'normal' an.
                                                Wer denkt, ich erzähle hier gerade etwas vom Pferd (oder vielleicht vom Flusspferd?) und vertritt folglich die Meinung, er hätte eine ähnliche Erfahrung bereits gemacht - bitte, dann bleib ruhig in diesem Irrglauben.
                                                Aber was hier letztendlich abging, ist schlicht nicht in Worte zu fassen.
                                                Ich habe jetzt auch bewusst keine Einzelheiten über die Handlung verraten. Warum? Ihr hättet mich definitiv für verrückt gehalten und es mir ohnehin nicht geglaubt.

                                                "Montana Sacra - Der heilge Berg" ist also einfach Ultrakunst. Und genau sowas lässt mein Herz eindeutig höher schlagen.
                                                Jodorowskys, wir haben uns somit auch nicht zum letzten Mal gesehen. Vorfreude erreicht ein neues Level.

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                                                • Mr_Phil 22.03.2016, 07:53 Geändert 22.03.2016, 08:07

                                                  Danke.

                                                  Ich fand die Show bis jetzt leider auch unerträglich und einfach nur zum fremdschämen.
                                                  Dass ich bei deinem Text nun auch mehr schmunzeln musste, als bei den 3 Folgen zusammen, sagt eventuell auch etwas über die Qualität dieses Formats aus.

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                                                    Mr_Phil 20.03.2016, 13:09 Geändert 21.03.2016, 17:46

                                                    Deusfantasy und Mr_Phil unterwerfen sich der
                                                    bedingungslosen Liebe in Breaking the Waves.
                                                    #3 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.

                                                    Erschütternd, tiefgreifend und aufwühlend.

                                                    Der Prozess des menschlichen Zerfalls geht manchmal so langsam vonstatten, dass es kaum ertragbar ist, dies mit den eigenen Augen anzusehen.
                                                    Und ja, irgendwann gibt dann selbst das stärkste Herz auf.
                                                    Doch wie kann es überhaupt soweit kommen?
                                                    Eines muss einem dabei klar sein - Liebe und Schmerz liegen leider viel näher beieinander, als sie sollten.
                                                    Die naive, unerfahrene und gewissermaßen auch zurückgebliebene Bess hat in einigen Augenblicken ihres Lebens alles, was ein Leben lebenswert macht.
                                                    Sie ist glücklich. Ihr Mann Jan ist glücklich. Sie sind beide zusammen glücklich. Doch das Glück währt nicht ewig.
                                                    Wieso muss alles Gute immer irgendwann zu Ende gehen?
                                                    Wieso hält nichts für die Ewigkeit?
                                                    Der Grund ist, dass das Leben eben nach seinen eigenen Regeln spielt. Regeln, die nicht immer fair sind. Aber was ist schon fair?

                                                    Lars von Trier nutzt auch genau dieses naive Denken unsererseits gnadenlos aus. Aber damit noch nicht genug.
                                                    Er nutzt auch den Umstand, dass Bess vom Zuschauer am Anfang, aufgrund ihrer unerfahrenen naiven Art, eher belächelt wird, von Kapitel zu Kapitel immer mehr aus, um dann letztendlich den Aufschlag auf den Boden der Tatsachen für den Zuschauer so schrecklich wie nur möglich zu gestalten.
                                                    Jede einzelne Faser meines Körpers möchte irgendwann auch einfach zu Bess hingehen und ihr sagen, ja sie warnen, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hat. Der falsche Weg - und doch irgendwie der richtige.
                                                    Doch ich kann es nicht verhindern, wir können es nicht verhindern. Manche Sachen sind scheinbar unausweichlich. Genau das zu akzeptieren, ist die schwierigste aller Lehren, die wir aus diesem Monstrum von Film ziehen müssen.

                                                    Lars, du bist einfach ein Genie. Es war zwar selten schwerer, sich dies einzugestehen, aber es hat auch nie jemand behauptet, es würde leicht werden. Sowohl heute als auch morgen nicht.

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