Mr_Phil - Kommentare

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    Mr_Phil 14.05.2017, 12:11 Geändert 14.05.2017, 12:18

    Manche Motoren scheinen ewig zu laufen und schaffen es wohl auch deshalb immer wieder, etlichen Zuschauern Lust auf eine weitere wilde Fahrt zu bereiten.
    Die Rede ist hier natürlich von der Fast-&-Furious-Machinerie, welche uns bereits auf die achte Runde mitnimmt.

    Nach den erneut überwiegend sehr positiven Kritiken wagte ich den Gang auf die Rennstrecke also erneut und erwartete bei dieser Runde zwar gewiss keine Bestzeit mehr - eine gute und reibungsfreie sollte es aber dennoch allemal werden, oder nicht?
    Doch bereits nach weniger als zehn Minuten wusste ich, dass der Motor für meine Erwartungen diesmal gewaltig stockte und somit wohl nur die härtesten Fans (gibt es denn wirklich so viele da draußen?) dieser Reihe imponieren kann, die es, wie es heutzutage scheinbar Gang und Gäbe ist, immer mehr Gas geben, schneller ins Ziel kommen und höhere Drehzahlen erzielen möchten - Kino am absoluten Limit.
    Mehr CGI-Autos, mehr Waffen, mehr U-Boot-Gegner und natürlich mehr "Familie" sind die Hauptkomponenten dieser teils absurden und streckenweise lächerlich-anmutenden Geschichte. Und dennoch - der vielleicht schwächste Teil der Reihe schaffte es problemlos ins Ziel (der Einspielerfolg an den Kinokassen bis jetzt ist kaum zu glauben), was bei mir rückblickend doch heftige Verwunderung hervorruft.
    Damit aber noch längst nicht genug - The Rock höchstpersönlich und Jason Statham haben über die gesamte Laufzeit noch ein kleines Problemchen miteinander zu klären und lassen dabei keine Gelegenheit aus, sich mit ultracoolen One-Linern verbale (und glücklicherweise auch hier und da knallharte physische) Gefechte zu liefern - mit großem Erfolg, denn spätestens nach der Hälfte der Zeit mussten die beiden nur noch über sich selbst lachen. Und ich mit ihnen - aber wohl aus einem anderen Grund.

    Wer sich die Anfänge dieses Franchises nach dieser Tortur dann nochmals in Erinnerung ruft, wird auch hier mit Entsetzen feststellen müssen, dass wir uns inzwischen mit "The Fate of the Furious" meilenweit von unserem anfänglichen Kurs entfernt haben.
    Aber wie kann das Licht am Horizont auch heller werden, wenn man in die falsche Richtung fährt?

    Für mich war es also vorerst die letzte Runde mit Dom und seiner tollen Familie.
    Wer sich trotzdem auf das sinkende Schiff begeben möchte, hat bestimmt noch eine ganze Menge Zeit, dies zu tun, denn einige Spielwochen wird dieser Unsinn von Film mit Sicherheit noch laufen, dabei ganz gewaltig viel Geld einnehmen - und nur das ist es, was letztlich zählt.
    Traurig aber wahr - zum Glück warten aber ja die U-Boote für Teil 9 und 10 bereits unter der Wasseroberfläche auf ihren nächsten großen Einsatz.

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    • 7
      über Get Out

      Bereits früh habe ich meine Vorurteile gegenüber Minderheiten über Bord geworfen, weshalb sich für mich Menschen seither auch nie über ihre Hautfarbe oder ihrem Herkunftsland sondern viel mehr durch ihre Worte und Taten definiert haben.
      Auch wenn ich folglich diese im Film angesprochene 'Diskussion' niemals gänzlich verstehen bzw. nachvollziehen werde, so bringt "Get Out" doch auch mir diese Thematik zumindest ein Stück näher und lässt mich dadurch gleichzeitig erkennen, dass für solch eindimensionales Denken eigentlich schon längst kein Platz mehr auf dieser Welt sein dürfte.

      Zu Beginn scheint in "Get Out" aber alles vorerst trotzdem seiner gewohnten Wege zu gehen: der erste Besuch bei den Eltern seiner neuen Freundin ist nämlich nie leicht und deshalb stets mit anfänglichen Startschwierigkeiten versehen, da man ja doch alles perfekt und harmonisch ablaufen lassen möchte -
      Wunschvorstellung und Realität liegen hierbei dann oftmals weit auseinander und auch in diesem Fall trügt der Schein und lässt die Fassade der scheinbar freundlichen und wohlgesonnenen Familie immer mehr und mehr bröckeln.

      Atmosphärisch bewegen wir uns (nicht zuletzt wegen der gelungenen Kameraarbeit) bei diesem Psycho-Horrorfilm dann vor allem im ersten Drittel auf ganz hohem Niveau - die Prämisse, dass Chris bei den Eltern von Rose nicht Willkommen sein könnte, ist es nämlich dann, welche der Film gnadenlos ausspielt, da der fehlende Wissensvorsprung (wir sind genauso unwissend wie Chris) den Zuschauer dauerhaft in einen nervösen Angstzustand versetzt, aus dem sich dann im späteren Verlauf die bittere Wahrheit herausstellen soll - ein ganz normaler Besuch bei den Eltern wird zum Horrortrip, der am Ende vielleicht gar ein wenig über das Ziel hinausschießt.

      Auch wenn ich normalerweise grundsätzlich solchen Filmen, die im Vorfeld stets hoch angepriesen werden, skeptisch gegenüber eingestellt bin, so musste ich mir dieses Mal doch zumindest eingestehen, dass die Vorschusslorbeeren nicht sonderlich verwundern sollten - allein die (immer noch) brisante Thematik und auch der unkonventionelle Ton dieses Filmes sind bereits fast eine Sichtung wert und lassen "Get Out" zwar dadurch positiv aus der Masse herausstechen, ihn aber letztendlich nicht ganz zu dem Meisterwerk werden, für das ihn viele am Ende halten.

      Wenn ich das nächste Mal zu den Eltern meiner neuen Freundin reise, werde ich mir zumindest genau überlegen, ob ich erwähnen sollte, dass ich gelegentlich gerne eine Zigarette rauche.
      Wer den Film gesehen hat, weiß wovon ich rede.
      Wer dies noch nicht getan hat, sollte es vielleicht bald nachholen.

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        Mr_Phil 23.04.2017, 12:40 Geändert 29.08.2017, 12:02

        Phil und Amara gaben sich gemeinsam dieser poetischen Fabel über das Leben und die Liebe hin, die eine ganz besondere Magie auf sie ausgeübt hat.
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        Gestrandet.
        Einsam und verlassen auf einer Insel, wo Traum und Realität, Wirklichkeit und Illusion einander treffen und die Grenzen dabei fließend ineinander übergehen.

        Ich wische mir den Sand aus den Augen, gehe ein paar Schritte und halte inne.
        Der Boden unter meinen Füßen ist ganz weich und warm, das Meerwasser streift meine Füße.
        Die Vögel am Himmel sind nur schemenhaft zu erkennen, lediglich ihre Konturen sind zu erahnen und doch weiß ich ganz genau, wie sie aussehen würden.
        Es ist wie ein Traum, der noch nicht begonnen und doch bereits Spuren hinterlassen hat.
        Meine Gedanken schweifen langsam ab, während die Sonne meine Haut wärmt.
        Weit und breit gibt es nur mich und meine Angst, hier nie wieder wegzukommen.
        Egal was ich nämlich auch versucht habe - irgendwas lässt mich hier nicht weg, hält mich hier fest.
        Ich spüre jedoch zunehmend, wie die Luft befreiender wirkt, die kleinen Meerestiere um mich herum Teil meiner Natur, ich ein Teil dieser Insel werde.
        Manchmal ist akzeptieren scheinbar doch der einzige Weg, um sich neuen Möglichkeiten hinzugeben. Und manchmal bedarf es einfach nur einer kleinen Begegnung, um seine Einstellung von Grund auf zu verändern.

        Die ohne Worte (die es, nebenbei bemerkt, ohnehin überhaupt nicht bedarf) auskommende Ghibli-Koprodukion "La Tortue Rouge" ist für mich das bisher überraschendste Kinoerlebnis diesen Jahres geworden.
        Mit wohltuenden Klängen, mit träumerischem und anmutend bezauberndem Zeichenstil wird der Zuschauer für 90 Minuten auf eine Insel inmitten eines Abenteuers geschickt, welches beinahe meditative Ausmaße annimmt.
        Ruhig, äußerst kraftvoll und kontrastreich wird die Handlung um den Gestrandeten inszeniert, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir uns in den Zeichnungen verlieren.
        Die Details, die Feinheiten sind es hierbei dann, die uns den Blick nicht abwenden lassen, die uns tief im Inneren ansprechen.
        Alles kommt anfangs auch so unscheinbar daher, aber ist deshalb, aufgrund des tiefgreifenden Nachklangs, rückblickend vielleicht umso beeindruckender.
        Ein Film für Träumer zum Träumen. Ein Film für mich.

        Die Dämmerung bricht nun langsam ein und lässt den Tag zu Ende gehen.
        Der Himmel ist klar und die Sterne leuchten hell über meinem Kopf.
        Ich lege mich hin, schließe die Augen und träume von einem Ort, an dem ich jetzt gerne wäre.
        Vielleicht ja genau hier, vielleicht aber auch ganz woanders.

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          Mr_Phil 14.04.2017, 12:22 Geändert 14.04.2017, 13:45

          Manche Begebenheiten des Lebens lassen sich nur ganz schwer erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen.
          Erst wenn man sie selbst erlebt, am eigenen Leibe gespürt hat und sie einem somit selbst widerfahren sind, weiß man, wie sie sich anfühlen.
          Bloße Worte darüber verlieren und Eindrücke vermitteln - das hilft einfach nicht, Dinge in ihrem Kern zu verstehen, zu begreifen, zu erfassen.

          Es gibt sicherlich viele Methoden, seine eigene Persönlichkeit, sein eigenes Ich hierbei zu formen und so voranzubringen.
          Ab und an muss man aber einfach inne halten, in sich gehen und über die noch so banal erscheinenden Vorkommnisse wirklich nachdenken, sie in sich hineinlassen und sie spüren - wie den Geschmack der ersten Kirschen im Sommer, die frische Luft nach einem starken Regen oder die wärmenden Sonnenstrahlen nach einem kalten Wintertag.

          Gedanken und Worte können die Welt dabei durchaus verändern, ja. Doch ein unbändiger Tatendrang, der Wille, etwas auch wirklich verändern zu wollen, ist hier stets unerlässlich.
          Sich erheben, aufstehen und einfach handeln.

          Robin Williams aus "Dead Poets Society" ist binnen zwei Stunden zu einem wahren Lehrer für mich geworden.
          Mit unorthodoxen Mitteln versucht er seine Schüler zum selbstständigen Denken anzuregen, zum Freilegen ihres Geistes zu animieren und ihnen Werte und Ideale zu vermitteln, die sich so in dieser Form in keinem Lehrbuch dieser Welt finden lassen.
          Es sind Erfahrungswerte, die von einer reifen und gestandenen Person kommen, die so unbezahlbar, so wertvoll und so selten sind, dass ich sie am liebsten vollends in mich aufgesaugt hätte.
          Dieser poetisch-schöne Film beinhaltet dabei jede Facette des Lebens, bildet die Realität nicht bloß ab sondern wird sie gar für etwas mehr als zwei Stunden.
          Wenn die Schüler dann am Ende auf den Tischen stehen, erhebe auch ich mich und stelle mich zu ihnen, Hand in Hand, werde Teil davon und begründe einen Neuanfang voller Schönheit und Poesie.

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          • 4 .5

            Dass die Hollywood-Studios inzwischen durchschaubar und somit zu einem gewissen Grad berechenbar geworden sind, dürfte für die Wenigsten neu sein.
            Sobald eine ausländische (aus Sicht der stolzen Amerikaner) Produktion sich erfolgreich an den Kinokassen behaupten konnte, wird beinahe im gleichen Atemzug bereits eine amerikanische Neuauflage des Stoffes angekündigt. Die Welt braucht nämlich genau das, oder etwa nicht?
            "Let Me In" zeigt hier allerdings eindrucksvoll, dass Liebhaber des Originals diesen amerikanisch aufgewärmten Film (und wahrscheinlich unzählige weitere Vertreter dieser Art auch) ganz gewiss nicht gebraucht hätten.
            Folglich stelle auch ich somit (vielleicht ja zurecht) die Notwendigkeit dieses Remakes in Frage.
            Zu antworten fiel mir jedenfalls seltenst leichter - in meinen Augen gibt es diese nämlich schlicht überhaupt nicht.
            Das alleine reicht aber natürlich noch nicht aus, um den Zuschauer vollends zu verärgern, weshalb der Film im tiefen Schnee gar zwei Schritte weiter geht.

            Alles, was "Låt den rätte komma in" nämlich so herausragend machte, fehlt diesem seelenlosem Film einfach und lässt ihn dadurch beinahe nicht mal über eine amerikanisierte 08/15-Produktion hinauskommen.
            Die unaufhörliche Faszination, die Sinnlichkeit, das dabei pochende Herz, die unbändige Poesie und auch die gefühlvolle, zärtliche Melancholie der Vorlage blitzen hier eigentlich gar nicht mehr auf, die Atmosphäre insgesamt wirkt komplett unterkühlt - der Zuschauer steckt also gewissermaßen knietief mit seinen Erwartungen im eiskalten Schnee fest und fragt sich immer mehr, wie er überhaupt hierher geraten konnte.

            Egal wie unvoreingenommen der Zuschauer an dieses Werk dann auch herantreten sein mag, die Problematik wird doch recht schnell offensichtlich - die 'neuartige' Rezeptur funktioniert nicht, da überhaupt nur wenige wirklich neue (und leider noch dazu die falschen) Impulse gesetzt wurden und alte wunderbar funktionierende Komponenten sich einfach im Sand (oder besser gesagt im Schnee) verlaufen.
            Es ist kalt und still um uns geworden, wenn wir unaufhörlich weiter eingeschneit werden.

            Am Ende sind wir dann auch einfach leergesaugt wie nach einem Vampirangriff - nicht mal dies ist uns also erspart geblieben.
            Und ich befürchte, dass sich so manch einer davon nicht sonderlich schnell erholen könnte, denn der nächste Angriff wartet bereits.
            Die Hollywood-Maschinerie steht schließlich niemals still. Niemals.

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            • 8
              Mr_Phil 06.04.2017, 12:55 Geändert 06.04.2017, 22:19

              Irgendwann im Leben kommt es scheinbar stets zu einem Punkt, an dem es so nicht mehr weitergehen kann.
              Das scheinbar perfekte Zwischenmenschliche passt für den einen nicht mehr, eine geliebte Person verschwindet für immer aus dem Leben und auch beruflich machen sich Veränderungen spürbar, die so in der Form niemals vorstellbar gewesen wären.
              Egal wie sehr man hierbei also alles im Leben auch geplant haben mag, das Leben selbst gewissermaßen durchzukomponieren versuchte - manchmal läuft eben doch alles ganz anders und lässt einen bis in die Grundfeste erschüttern.
              Solch ein Umbruch muss aber per se nichts Schlechtes verheißen, sofern man sich den neuen Dingen öffnen möchte und sie folglich auch zulässt.

              Nathalie (hier ganz wunderbar: Isabelle Huppert) führt auch exakt dieses perfekte Leben, ohne Sorgen und Ängste.
              Doch plötzlich kommt alles anders, lässt ihr Leben immer mehr und mehr aus den Angeln geraten und ihre sonst üblicherweise vorhandenen Stützen verlieren, die ihr seit Jahren den doch so nötigen Halt gaben.

              "L'avenir" ist einer dieser Filme, für die das Kino scheinbar gemacht wurde. Es erinnert einen an das eigene Leben, an das Loslassen, das Älter werden und an die Wehmut, vergangene Erlebnisse irgendwann bloß als reine Erinnerungen abzutun, da sich diese schlicht in der Form ab einem gewissen Zeitpunkt nie mehr so wiederholen lassen.
              Ruhig und bedacht inszeniert, definiert sich dieses kleine Filmdrama über seine tiefsinnigen Dialoge und die daraus entstehenden zwischenmenschlichen Aspekte, die Zwischentöne und letztendlich die Fähigkeit, das Gesagte mit der eigenen Persönlichkeit in Verbindung zu bringen - nicht nur Nathalie sondern auch wir müssen somit dem Schicksal früher oder später ins Auge blicken.

              "L'avenir" ist dadurch insgesamt ein sehr reifer und auch zu einem gewissen Grad tieftrauriger Film geworden, der dem Zuschauern die Realität des Lebens aufzeigt. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Ganz egal wie.

              Es ist also nicht bloß ein Film aus dem Leben über das Leben.
              Der Film ist das Leben selbst, in all seiner Pracht und gleichzeitig Unvollkommenheit.

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              • 7 .5

                Manchmal sind es eben doch die kleinen Dinge im Leben, die fast schon banal erscheinenden Alltäglichkeiten also, die es einem warm ums Herz werden lassen.

                Der Protagonist Jack ist gewiss nicht perfekt - aber wer ist das schon?
                Er kann weder kochen noch schwimmen und ist noch dazu aufgrund seiner langjährigen Einsamkeit in seinem Auftreten anderen gegenüber (insbesondere natürlich dem weiblichen Geschlecht) unsicher und verlegen.
                Doch wie das Schicksal eben so will, lernt er eine Frau kennen. Eine Frau, die ebenfalls nicht perfekt ist. Dass diesem Umstand aber keine allzu große Bedeutung beigemessen werden sollte, wird recht schnell offensichtlich, denn - für Jack ist sie es. Und genau das ist es doch, was am Ende zählt. Für sie, für ihn und auch für uns.
                Jack versucht daraufhin natürlich alles in seiner Macht stehende zu tun, um ihr Herz zu erobern.

                Die Bildsprache in "Jack in Love" hätte hierbei auch kaum besser gewählt werden können - leicht verträumt und stets auf berührende, sensible, gefühlvolle und vor allem ehrliche Art wird das Geschehen in Szene gesetzt.
                Die Schneeflocken fallen leise neben den Beiden auf den Boden, während sie sich dabei immer wieder ganz unauffällig und verlegen in die Augen sehen. Einer dieser Momente, bei dem es keinerlei Worte bedarf. Das Bild spricht für sich.

                Auch die Songauswahl trifft den Ton des Filmes perfekt und kreiert diese 'Wohlfühl-Atmosphäre', in der sich der Zuschauer dann einfach gänzlich fallen lassen kann.
                Wenn einem Songs nämlich selten zuvor derart positiv in Erinnerung geblieben sind und einen selbst verträumt vor dem Fernseher Teil dieser einzigartigen Liebesgeschichte werden lassen, die durch die genannten Komponenten glücklicherweise zu keiner sonst typisch konventionellen Romanze verkommt, muss dies doch schlicht einen besonderen Film darstellen. Ein Film zur rechten Zeit irgendwie.

                Jack ist also insgesamt einfach ein Kerl, direkt aus dem Leben gegriffen, der genauso wie wir alle Sehnsüchte und Träume hat.
                Er macht im Laufe des Filmes dann auch bestimmt nicht immer alles richtig, aber manchmal ist eben der Weg das Ziel, der Wille und Tatendrang entscheidend und die kleinen Dingen im Leben mehr von Bedeutung als das große Ganze. Wie kochen und schwimmen lernen eben. Oder einfach zusammen mit einer geliebten Person gemeinsam Stunden auf einem kleinen Boot verbringen und sich von der Strömung des Lebens einfach so treiben lassen. Wohin genau wissen sie nicht. Und wir ebenfalls nicht. Noch nicht.
                Jack in love - und wir sind es auch.

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                • 7 .5
                  Mr_Phil 15.03.2017, 13:55 Geändert 15.03.2017, 14:02

                  Logan ist sichtlich müde geworden.
                  Er schleppt sich mit letzter Kraft zu seinem Auto, die Schnapsflasche fällt neben ihn auf den Boden.
                  Ausgebrannt und gebrechlich versucht er mit uns sein letztes Abenteuer zu bestreiten, mit allerletzter Kraft, wenigstens ein letztes Mal noch seine Klingen gegen seine Gegner auszufahren.
                  Logan ist aber längst nicht mehr der Superheld aus den bekannten Comics.
                  Er ist inzwischen ein gebrochener Charakter, der jetzt jedoch ein letztes Mal Hoffnung und Zuversicht schöpft, um ein Mädchen zu retten, welches seine harte Schale vollends aufzubrechen versucht.

                  Es ist schon beachtlich, wie realistisch dieses letzte Aufbäumen in Szene gesetzt, wie emotional und zärtlich der Blick hinter die Fassade des Heldens geworfen und wie gekonnt der Film mit Elementen des Westerns angehaucht wird.
                  Doch der Film geht gar noch einen Schritt weiter und stellt einen gelungenen Abgesang auf die Superheldenfilme dar, weshalb er mir (wer mich kennt, weiß wie es um meine Affinität zur sonstigen Superheldenfilmkultur bestellt ist) wohl so außerordentlich zusagte.
                  Sicherlich hat auch das letzte Wolverine-Abenteuer seine Schwächen, doch in der Summe hat mich wohl kein Film von Marvel je mehr überzeugen können.

                  Ich weiß auch gar nicht, wann ich einem Filmcharakter zuletzt bloß in die Augen zu sehen brauchte und daraufhin sofort wusste, wie es um ihn steht.
                  Logan ist sich genau dessen auch bewusst und versucht erst gar nicht, den klassischen Helden zu spielen. Er hat Ecken und Kanten, sein Gesicht sichtlich von Narben geprägt und auch sein Körper scheint die Lasten nicht mehr alleine stemmen zu können.
                  Der Moment, wenn die Kleine ihm dann die Hand reicht, steht sinnbildlich für den ganzen Film.
                  Logan ist kein Monster, kein Held.
                  Er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, der die nötige Stütze im Leben bis hierher sträflich vermisst hat.
                  Er ist müde und wir sind es auch.
                  Unerwartet zärtliche Poesie mit einem Antihelden, dessen weicher Kern für uns alle immer mehr und mehr ersichtlich wird, bis der Vorhang ein letztes Mal fällt.

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                    Mr_Phil 08.03.2017, 13:53 Geändert 08.03.2017, 13:55

                    Sich bereits früh jeglichen Konventionen zu entziehen, bis sie gar gänzlich abgestreift worden sind, mag dem ein oder anderen Zuschauer ganz gewiss den Zugang zu diesem mystischen Film erschweren.
                    "The Wicker Man" ist bis zu einem bestimmten Punkt auch so extrem ungreifbar, aber genau dadurch wohl so extrem sehenswert.

                    Die Handlung umschifft immer wieder gekonnt die gewöhnlichen Elemente, die für das Genre sonst so typisch sind und lässt den Zuschauer dadurch kaum Halt finden in dem Konstrukt aus Lügen und heidnischen Bräuchen.
                    Auf der Insel Summerisle scheint die Zeit dadurch auch gewissermaßen still zu stehen.
                    Jeden Schritt, den der ermittelnde Polizist Howie folglich macht, ist auch gleichzeitig ein Schritt in eine längst vergangene Zeit und für den Zuschauer der nächste Schritt tiefer hinein in ein mysteriöses und unheimliches Geflecht, aus dem es bald darauf auch kein Entrinnen mehr gibt.
                    Nicht nur das Gesetz scheint hier völlig machtlos zu sein - auch wir sind es und verstricken uns immer mehr in Ungereimtheiten, die die anfänglich so frei erscheinende Luft auf der Insel Summerisle immer dünner werden lässt.
                    Das Atmen fällt uns schwer, der Wind weht rau in unser Gesicht. Ein Gesicht, welches inzwischen sichtlich geprägt ist von all den Strapazen, die wir auf der Insel ausgesetzt worden sind.
                    Wir sind sichtlich müde geworden und zermürbt von unserem eigens erstellten Gedankenkonstrukt, welches wir uns während unseres Aufenthaltes zusammengereimt haben.
                    Das Katz-und-Maus-Spiel hat jedoch bald sein erlösendes Ende gefunden.
                    Die Wellen der Verzweiflung stoßen ein letztes Mal an die kantige Felswand, bevor unser Schicksal endgültig besiegelt ist.
                    Für immer Teil dieser Insel.
                    Verdammt bis in die Ewigkeit.

                    "The Wicker Man" besticht durch seine ungewöhnliche Thematik und seiner sehr ruhigen Erzählweise, durch die einem aber auch leider erst viel zu spät klar wird, dass der erste Schritt auf Summerisle bereits unseren Untergang manifestiert hat.
                    Ein Horrorfilm mal so ganz anders - aber vielleicht deshalb ja auch so verdammt gut.

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                    • 9 .5
                      Mr_Phil 03.03.2017, 13:26 Geändert 03.03.2017, 14:28
                      über Amadeus

                      Bereits während meiner Schulzeit war ich oftmals nicht wie die meisten meiner Mitschüler und meine Interessen schienen nicht zwangsläufig mit der Mehrheit kompatibel zu sein.

                      Ich mochte Fächer wie Mathe & Physik, liebte es vergangene Ereignisse in Form eines Geschichtsunterrichts zu analysieren und hatte eine ausgeprägte Leidenschaft für Musik.
                      Letzteres war wohl nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass ich jahrelang Gitarre spielte (jetzt leider nicht mehr, da man beinahe bei jeder Tätigkeit an einen Punkt gelangt, ab dem man deutlich mehr Zeit investieren muss, um Fortschritte zu machen und ich diese, bedingt durchs Studium, schlicht nicht mehr hatte) und mein Lateinlehrer (ja, Latein!) mich hierbei stets unterstützte und vorantrieb, da er selbst ein begnadeter Gitarrenspieler und mein heimliches Vorbild war.
                      Nicht zuletzt deswegen konnte ich mit klassischen Stücken in erhöhtem Maße etwas anfangen (ich nahm nämlich auch klassischen anstelle des modernen Gitarrenunterrichts) und war von den Klängen von Mozart, Beethoven und Bach immer sehr angetan.
                      Verstanden haben das zu dieser Zeit natürlich nur die Wenigstens, da es damals im jungen pubertären Alter wohl einfach nicht sonderlich cool war, Mozart und Konsorten auf seinem MP3-Player zu haben.

                      Dies dürfte insgeheim wohl auch einer der Gründe sein, wieso ich Kubricks "2001: A Space Odyssey" oder von Triers "Melancholia" inzwischen so sehr in mein Herz geschlossen habe.
                      Seit gestern darf sich hier aber auch ein weiterer Vertreter einordnen. Ein Vertreter, dessen Wirkung ich auf mich völlig unterschätzt hatte, wobei ich es doch eigentlich so viel besser hätte wissen müssen.

                      "Amadeus" ist für mich eine kleine große Offenbarung geworden, die in dieser Form scheinbar Ewigkeiten zurückliegen muss.
                      Jeder ertönte Klang, jedes arrangierte Szenenbild, jedes gesprochene Wort vereinnahmte mich und sensibilisierte mich erneut dafür, welch immense Kraft das Kino haben kann.
                      Das Verlangen von Salieri, das Wunderkind Mozart übertrumpfen zu wollen, ist in jeder Faser des Filmes spürbar und die clevere Erzählstruktur (die zwar gewiss nicht neu ist, hier aber nicht bloß als Mittel zum Zweck fungiert) lässt diese brachiale Emotion in einem fulminanten Schlussakt münden, der meinen gesamten Körper durchflutete - fast wie die Musik von Mozart einst Salieri durchflutet haben muss, während er jede einzelne Vorstellung seines Kontrahenten in Demut mitverfolgte.

                      "Amadeus" ist aber zusammenfassend nicht bloß ein würdiger Film über Mozart/Salieri geworden, sondern ein epochaler Film über das Verlangen des Unerreichbaren, das Scheitern auf tragischste Art und Weise und die Unberechenbarkeit des Lebens selbst.
                      Mozart stirbt zwar letztlich, doch seine Musik und sein Geist leben auf ewig in diesem Film weiter.

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                      • 7

                        Jeder Mensch hat seine ganz eigene Geschichte.

                        Täglich auf meiner morgendlichen Zug - und späteren Straßenbahnfahrt schaue ich in die verschiedensten Gesichter.
                        Manche haben ich zuvor noch nie gesehen, manche hingegen sind mir vertraut. Einige von ihnen sehe ich hierbei in diesem Bruchteil von einer Sekunde wohl auch zum einzigen Mal in meinem Leben, ohne zu erfahren, was sie machen, was sie genau antreibt.
                        Ich sehe dabei in traurige, lächelnde und auch verbissene Gesichter. Warum sie so und nicht anders schauen, werde ich wahrscheinlich auch nie erfahren. Ich urteile zwar nicht über die Menschen, die ich nicht kenne, aber manchmal reichen eben diese paar Sekunden, um einschätzen zu können, ob mir eine Person sympathisch ist oder nicht.
                        Ich schaue sie dabei oft lediglich kurz an, drehe mich weg und im nächsten Moment sind sie ja vielleicht auch gar nicht mehr da - für immer verschwunden, ohne mir auch nur eine einzige meiner sich inzwischen gestellten Fragen zu beantworten.
                        Ich bin einfach ein kleiner Nachdenker und Analytiker, beschäftige mich mit meiner Umgebung und würde oftmals so gerne so viel mehr über meine Mitmenschen um mich herum erfahren.
                        Mir fällt auch immer direkt auf, wenn die Hecke an der Ecke, kurz bevor die Straßenbahn zu meiner Haltestelle, an der ich jeden morgen aussteige, kommt, geschnitten oder ob der Platz vor dem Campus erst neulich wieder gereinigt wurde.
                        Ich bin also ganz und gar nicht oberflächlich sondern so ziemlich das Gegenteil davon.
                        Aber nicht nur bei solch vermeintlich unwichtig erscheinenden Dingen, sondern auch für meine Freunden interessiere ich mich in überdurchschnittlich hohem Maße, stelle meine Person hierbei dann auch viel zu oft hinten an und möchte es einfach möglichst jedem Recht machen.
                        Ein guter Freund sagte mir aus diesem Grund auch neulich nicht ganz zu Unrecht, dass ich manchmal viel zu gut für die Welt bin (und gewissermaßen damit auch zu naiv) und einige Leute meine aufopferungsvolle Art nicht verdient hätten. Ob ich deshalb ausgenutzt werde? Schon möglich, aber so bin ich nun mal, ändern kann ich mich dahingehend nämlich nicht mehr.

                        Ove aus "En man som heter Ove" hingegen könnte das nicht passieren, denn er ist ganz anders als ich und wenig bis gar nicht aufopferungsvoll.
                        Er ist viel mehr ein mürrischer, verbissener alter Mann, der nicht viel für seine Mitmenschen übrig hat und deshalb seine Person stets in den Vordergrund stellt.
                        Würde ich ihn im Zug oder der Straßenbahn antreffen, wäre er mir wohl auch direkt unsympathisch. In diesem Bruchteil eines Menschenlebens ist es aber auch schlicht nicht möglich, seine Beweggründe nachvollziehen zu können.
                        " En man som heter Ove" nimmt uns deshalb dann aber für knapp zwei Stunden an die Hand und erzählt uns die Geschichte des Hauptprotagonisten, wir schauen hinter diese Fassade und sehen einen gebrochenen Mann, der mit dem Leben eigentlich bereits abgeschlossen hat, weil er den Tod seiner Frau (und einige weitere Schicksalsschläge) nie überwinden konnte.
                        Mit Wortwitz, Tragik und zugleich auch herzerwärmenden Momenten schafft es dieser Film also dann mir den anfänglich unsympathischen alten Kauz langsam ins Herz schließen zu lassen.

                        Es braucht scheinbar manchmal einfach nur Zeit, die wir uns in dieser sonst so hektisch gewordenen Welt vielleicht nehmen sollten, denn jeder Mensch hat seine ganz eigene Geschichte und die von Ove ist es ganz gewiss mehr als nur wert, angehört zu werden.

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                          Die Kraft der Träume sollte niemals unterschätzt werden.

                          Einer meiner Kindheitsträume war es, ein Erfinder wie Robin Williams aus "Flubber" zu werden, da ich den Film unglaublich geliebt habe - inzwischen bin ich ein Ingenieur, was ja irgendwie vielleicht auch nicht ganz so verkehrt ist.
                          Zudem habe ich mein ganzes Leben diesen unbeugsamen Willen gehabt, dass ich, sobald ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, es auch stets erreichen möchte.

                          Angefangen von dem reibungsfreien Übertritt auf das Gymnasium (also einen Schnitt besser als 2,33, da ansonsten eine Aufnahmeprüfung absolviert werden müsste) über das Überstehen der Schulzeit ohne Ehrenrunde bis jetzt letztendlich das Abschließen des Studiums - zugegeben, hier ist das Ziel noch nicht ganz erreicht, aber auch hier wird das Licht am Ende des Tunnels immer heller, was für mich zeitweise kaum mehr für möglich gehalten wurde. Aufgegeben habe ich aber trotzdem nie.

                          Aber nicht nur "beruflich" sondern auch privat zieht sich diese Eigenschaft wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben.
                          Ich wollte beispielsweise gleich mit der Volljährigkeit meinen Traum erfüllen und ein eigenes Auto besitzen, weshalb ich bereits früh anfing, nebenbei arbeiten zu gehen, um mir etwas Geld anzusparen. Dass mich meine Mutter hierbei nicht in dem Umfang unterstützen konnte, wie sie es doch so gerne getan hätte - wir bereden dieses Thema irgendwie öfter, da sie dies scheinbar mehr belastet, als sie es am Ende zuzugeben bereit wäre und selbst zwischen jedem Lächeln sehe ich kleine Tränen in ihren Augen, wenn genau diese finanzielle Unterstützung ihrerseits wieder mal zur Sprache kommt - würde ich ihr natürlich niemals vorwerfen, denn sind wir mal ehrlich: ausgesucht hat sie sich ihre Situation ganz gewiss nicht.
                          Vielleicht ist gerade deshalb mein und vor allem unser Motto - niemals aufgeben und "Wir gegen den Rest der Welt", da uns rückblickend doch einige Stolpersteine in den Weg gelegt wurden, die so in der Form auch nicht absehbar waren. Aber hier stehen wir, immernoch, und räumen gemeinsam die Steine aus unserem Weg - einem Weg, der wohl leider nicht mehr allzu lange breit genug für uns beide sein wird.

                          Charlie Chaplin scheint über ähnliche Eigenschaften zu verfügen, denn sein "Limelights" ist eine Ode an die Kraft der Träume und des "Niemals-Aufgebens".
                          Ganz egal mit welchen Rückschlage das Leben aufwartet - die Kunst dabei ist es doch, immer wieder aufzustehen und stärker aus ihnen herauszukommen.
                          Rein aus Sicht der Metaebene ist dieses Werk auch ein absolutes Meisterwerk, da es unverkennbare Parallelen zum Leben von Chaplin selbst besitzt.
                          Ein Mann, der sich über die Vergänglichkeit seiner Person im Klaren ist und trotzdem niemals aufgeben wollte - dies ist höchst bemerkenswert und erstrebenswert zugleich.
                          Zutiefst tragisch ist es dabei dann jedoch, dass "Limelights" letztlich doch nicht (wie eigentlich geplant) sein letztes Werk geworden ist, da es ein perfekter Schlusspunkt für eine fast perfekte Karriere gewesen wäre - vom einsamen Tramp hin zu einem der meistgefeiertsten Regisseure aller Zeiten und das einzig und allein' mit der Kraft der Träume.
                          Chapeau, Charlie Chaplin.

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                          • Gleich vorweg - ja, ich lebe noch.
                            Dass die jetzt vergangenen knapp zwei Wochen zeitintensiv und vor allem anstrengend werden würden, war mir im Vorfeld bewusst.
                            Dass ich dann allerdings zeitlich SO eingespannt sein würde - damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
                            Eine eigene Start-up Idee (und natürlich mehr) innerhalb eines Projektseminars aufzubauen (bei Interesse gibt es diesbezüglich nähere Einzelheiten) erfordert aber schließlich enorm viel Arbeitseinsatz und nicht selten bin ich deshalb, kaum daheim angekommen, einfach nur in mein Bett gefallen. Zeit für Filme (geschweige denn moviepilot) blieb aus diesem Grund beinahe überhaupt keine.

                            Da ich aber nun alles hinter mich gebracht habe, hoffe ich, dass ich zukünftig wieder etwas mehr Zeit haben werde und meiner großen Leidenschaft wieder nachgehen kann - Filme schauen und meine Eindrücke mit euch teilen.

                            Also, bis hoffentlich bald,

                            Euer Phil

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                            • Da bin ich hier schon jahrelang angemeldet, habe dich jahrelang als Freund und entdecke diese großartige Liste trotzdem erst jetzt - mein Gott, du hast meinen größten Respekt verdient für diesen enormen Aufwand, den du hier scheinbar hinein gesteckt haben musst.
                              Ab sofort habe ich also eine weitere Inspirationsquelle für meine zukünftige Filmauswahl - danke, danke und nochmals danke!

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                                Mr_Phil 26.01.2017, 12:51 Geändert 26.01.2017, 14:27

                                Manche Fragen des Lebens scheinen im Grunde so unwichtig zu sein, dass eine tiefergehende Beschäftigung derer eigentlich überflüssig erscheint.
                                Trotzdem frage ich mich beispielsweise, was in den Köpfen von so manchen Leuten wohl so vor sich gehen mag, die während einer laufenden Kinovorstellung ununterbrochen reden, dabei dann sogar Selfies von sich und ihren Freunden machen müssen und zu allem Übel sogar vor mehrfacher lautstarker Ermahnung nicht zurückschrecken.
                                Ich frage mich aber auch, wieso ich mit inzwischen 24 Jahren mit allerhöchstens einem halben Bein im Leben stehe und Kristen Stewart (ja, in beinahe dem gleichem Alter wie ich) so viel mehr erreicht hat und von vielen als Schauspielerin trotzdem oftmals belächelt wird.

                                "Personal Shopper" zeigt zumindest eindrucksvoll, warum einige mindestens eine dieser eben aufgeworfenen Fragestellungen weiter vertiefen sollten, wenn nicht gar müssen.
                                Es ist ganz gewiss nicht leicht, einen Film quasi alleine zu schultern, wenn die Kamera also stets auf einen gerichtet ist und folglich jede noch so kleine Gestik und Mimik von unvorstellbarer Bedeutung ist - ganz besonders wenn man dann noch den Namen der unterschätzten Kristen Stewart trägt.
                                Dass sie hiermit trotzdem die vielleicht beste Leistung ihrer Karriere (was angesichts ihrer Rollenauswahl der vergangenen Jahre als nicht hoch genug eingeschätzt werden darf) erbringt, müsste doch selbst die letzten Skeptiker zum Schweigen bringen.
                                Damit aber noch nicht genug: auch der Film an sich weiß thematisch und inszenatorisch zu überraschen - angefangen bei der düsteren Anfangsstimmung, kann der Film über pointierten Humor bis hin zu sinnlich erotischen Erfahrungen viele markante und teils extrem konträre Momente kreieren. Stewart spielt hierbei dann all diese dafür notwendigen Facetten derart glaubhaft, dass ich mit ihr gemeinsam noch viele weitere Stunden auf ein Zeichen ihres toten Bruders hätte warten können.

                                Der Film ist insgesamt auch herrlich unkonventionell, jongliert dabei gekonnt mit allen erdenklichen Genres und beantwortet nicht jede Frage (manchmal ist weniger eben doch mehr) bis ins kleinste Detail - der eigene Anspruch und die Umsetzung dessen liegen in dieser intellektuellen Reise in die eigene Psyche endlich mal wieder millimetergenau nebeneinander.
                                Wer also zu Beginn des neuen Jahres noch nicht alle guten Vorsätze über Bord geworfen hat und sich der Altlast entledigen möchte, dass Kristen Stewart mehr als nur das Twilight-Gesicht ist, sollte sich schleunigst gemeinsam mit ihr auf die Suche nach ihrem Bruder begeben - erfrischender als "Personal Shopper" waren nämlich die wenigsten Gruselfilme der vergangenen Jahre.

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                                • Ich finde es immer wieder aufs Neue bemerkenswert, welch interessante Filmauswahl du doch triffst.
                                  Wenn du so weitermachst, bist du wohl der Hauptschuldige dafür, dass meine Merkliste ins Unermessliche wächst! :-)

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                                  • 8 .5
                                    Mr_Phil 20.01.2017, 13:41 Geändert 20.01.2017, 14:03

                                    Ich habe viele Stunden meines Lebens damit verbracht, über vergangene Ereignisse nachzudenken. Sie waren dabei gewiss nicht immer nur positiver Natur, aber gerade deshalb kann ich inzwischen wahrscheinlich mit Rückschlagen verhältnismäßig gut umgehen - erspart geblieben sind sie mir nämlich auf meinem bisherigen Lebensweg ganz bestimmt nicht.
                                    Trotzdem kann ich, wenn ich mit etwas erst einmal abgeschlossen habe (was bei mir zugegebenermaßen einen doch sehr langwierigen Prozess darstellt), die alten Wunden nicht so einfach wieder aufreißen, da es in meinen Augen einen Grund gibt, wieso jenes so und nicht anders gelaufen ist und Geschehenes schlicht passé ist - vorbei ist vorbei und es gibt für mich eigentlich kein Zurück mehr.
                                    Ich erinnere mich dann zwar an sie, reflektiere alles nochmals - meine getroffene Entscheidung hat darüber hinaus aber stets Bestand.

                                    Manchmal wird man aber trotzdem unverhofft mit seinen Idealen brechen müssen, da man entweder zu gutmütig oder schlicht zu naiv ist.
                                    An Weihnachten letzten Jahres war es für mich wieder soweit, als ich an eine eigentlich längst vergessene Stätte zurückgekehrt bin - das Haus meines Vaters.
                                    Es schien als hätte sich alles um mich herum verändert - nur ich bin scheinbar derselbe geblieben.
                                    Früher waren die gemeinsam verbrachten Wochenenden in diesem Haus oftmals mehr eine Pflicht, der ich nachkommen musste, da ich mich mit der geheuchelten Freundlichkeit seitens seiner neuen Frau nie anfreunden konnte und sie mich eigentlich auch nie wirklich bei sich haben wollte. Natürlich ist dies keine einfache Situation - für beide Seiten - aber ein wenig mehr Einfühlungsvermögen hätte man hierbei schon von ihr voraussetzen können, da sie ja doch die erwachsene Person von uns beiden war.
                                    Streitereien, Auszüge und die ganze Palette waren schließlich die Folge, bis es irgendwann auch einfach nicht mehr auszuhalten war und sie ihr Ziel somit erreicht hatte. Er versprach mir zwar daraufhin, eine Lösung zu finden - der Rest dürfte für die meisten jedoch Geschichte sein.

                                    Jetzt, etliche Jahre später, musste ich mich meinen inneren Dämonen stellen und meine Maske erneut tragen. Warum ich das gemacht habe? Ich weiß es nicht.
                                    Warum Lee Chandler in "Manchester by the Sea" zu dem Ort zurückkehren muss, in dem er einst aufgewachsen ist, dürfte jedoch wesentlich leichter zu beantworten sein - nach dem Tod seines Bruders Joe muss er sich nämlich fortan um dessen Sohn Patrick kümmern.
                                    Auch er hat nicht nur positive Erinnerung an diesen Ort - ganz im Gegenteil, denn hier hat er früher alles verloren und ist nie wirklich über diesen Verlust hinweggekommen.

                                    "Manchester by the Sea" erzählt dies mit ruhigen Tönen, offenbart eine komplexe Handlung, die mit fortschreitender Spieldauer stets weitere Details verrät und langsam das gesamte Konstrukt aufdeckt - stets elegant und authentisch (vor allem durch das Schauspiel Casey Afflecks) vorgetragen, nicht weniger als meisterlich inszeniert und somit Erzählkino auf allerhöchstem Niveau, das es versteht, durch seine Zwischentöne zu packen.
                                    Selten war Heimkommen so schön und schmerzhaft zugleich.

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                                    • Je länger ich darüber nachdenke, umso weniger Argumente fallen mir letztendlich ein, wieso ich Krzysztof Kieślowski nicht schon längst in diese Liste gepackt habe - besonders durch mein erst kürzlich erstelltes Ranking zu ihm, ist mir aufgefallen, wie hoch er doch eigentlich in meiner Gunst steht.

                                      Auch wenn es mir ein wenig Leid tut, wird Malick die Top 10 jetzt verlassen müssen, da mich insbesondere seine letzten Werke nicht mehr so überzeugen konnten.
                                      Also: Cześć, Krzysztof Kieślowski!

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                                      • 8 .5
                                        Mr_Phil 04.01.2017, 15:08 Geändert 04.01.2017, 15:14

                                        Wir Menschen sind oftmals extrem sensible und dadurch auch fragile Geschöpfe.
                                        Eine kleine Änderung unserer sonst so gewohnten Umgebung kann unser gesamtes Leben folglich leicht aus den Angeln heben lassen.
                                        Der kleine Windstoß der Veränderung schlägt mit all seiner Kälte in unser Gesicht und lässt es uns unmöglich erscheinen, auch nur einen einzigen weiteren Schritt auf dem vor uns liegenden Weg zu laufen.
                                        Wir halten inne, wenden uns schützend ab und verlieren somit den Fokus, verlieren den Blick auf das Wesentliche.
                                        Der inzwischen stärker gewordene Windstoß pfeift uns um die Ohren und wir nehmen unser Umfeld plötzlich ganz anders wahr, müssen mit den Situationen plötzlich ganz anders umgehen.
                                        Es fängt dabei meist mit dieser kleinen Brise an und entwickelt sich letztendlich zu einem tobenden Sturm, von dem wir immer mehr und mehr hineingezogen werden - bis es keinen Ausweg mehr daraus gibt.

                                        Woody Allen ist allen voran bekannt für seine zynischen Komödien, weshalb "Interiors" als wahrhaftiger Einschnitt in seiner Karriere angesehen werden kann - einen Einschnitt, der auch den Protagonisten im Film selbst widerfahren wird.
                                        Sinnbildlich hierfür steht eine Änderung im Leben der Familie aus "Interiors", welche sich in Form einer vorübergehenden Trennung des Ehemanns von seiner Frau wiederspiegelt, auch für eine radikale Veränderung Allens Grundstimmung zum Medium Film - melancholisch, bedrückend und tiefenpsychologisch.
                                        Doch auch genau diese ernsten Töne trifft der Regisseur mit solch einer Bravour, dass es kaum zu glauben ist, dass dies doch tatsächlich sein erster "ernster" Film ist.
                                        Doch nicht nur die Psyche der gebrochenen Ehefrau werden im Folgenden charakerisiert - viel mehr stehen die drei Töchter im Zentrum des Geschehens, im Zentrum des Sturmes aus Verzweiflung und Missgunst und müssen mit der neuen Lebenssituation zurechtkommen. Eine Lebenssituationen, welche ungeahnte Folgen mit sich bringen soll.

                                        Der Wind ist inzwischen wieder zum Erliegen gekommen, unsere Reise kann fortgesetzt werden. Das Ganze ist zwar nicht ganz spurlos an uns vorbeigegangen und die zurückgebliebenen Narben erinnern uns auch stets daran, dass ein Wind der Veränderung durch unser Leben gefegt ist.
                                        Zwei positive Dinge können wir hieraus aber ja vielleicht dennoch mitnehmen - zum einen sind wir gewiss stärker geworden, zum anderen möglicherweise besser vorbereitet, wenn sich der Himmel über uns ein nächstes Mal zusammenzieht.

                                        Ein kleines stilles Meisterwerk von einem Mann, von dem ich das so in dieser Form niemals erwartet hätte.

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                                        • Mr_Phil 01.01.2017, 18:14 Geändert 01.01.2017, 18:16

                                          Gleich zu Beginn des neuen Jahres wird es hier zu einer Änderung kommen.
                                          Da ich Charlie Chaplin nun fast komplettiert habe (2 Werke stehen noch aus), schätze ich diesen Mann inzwischen noch weitaus mehr und ich denke, dass es Zeit wird, ihn hier mit aufzuführen, da er ein absoluter Alleskönner war.

                                          Für ihn muss jetzt leider vorerst Billy Wilder die Liste verlassen - aber vielleicht ja nur für kurze Zeit, bis ich endlich mehr/alles von ihm gesehen habe.

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                                          • Mr_Phil 26.12.2016, 19:15 Geändert 26.12.2016, 20:10

                                            Freut mich ja total, dass es "Crazy Heart" tatsächlich in deine Liste hinein geschafft hat. Ist irgendwie ein ganz besonderer Film, der in meiner Gunst bei weiteren Sichtungen wohl sicherlich noch weiter steigen könnte - danke natürlich auch für die Erwähnung meiner Person in diesem Zusammenhang.
                                            Darüber hinaus merke ich hiermit mal wieder, wie viel da draußen eigentlich noch auf mich wartet. :-)
                                            Schöne und vor allem sehr inspirierende Liste, liebe Jenny!

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                                              Mr_Phil 23.12.2016, 09:14 Geändert 23.12.2016, 09:56

                                              "When you love someone you have to be careful with it, you might never get it again."
                                              (Edward aus "Nocturnal Animals")

                                              Ein Satz, der die Essenz dieses Filmes rückblickend perfekt zusammenfasst und in der Konsequenz das Werk dann auch gnadenlos abrundet.

                                              "Nocturnal Animals" ist eine Geschichte in einer Geschichte über Geschichten, die auf den ersten Blick gar nicht so viel gemeinsam haben, auf den zweiten aber umso mehr Parallelen und dadurch einen hohen Grad an Interpretationsspielraum aufweisen.
                                              Das Gefahrenpotential, dass "Nocturnal Anmials" zu einer langweiligen Lesestunde mit Amy Adams verkommen könnte, wurde bereits in der ersten Viertelstunde eindrucksvoll auf ein Minimum reduziert, wenn nicht gar völlig eingestampft - ohne große Umschweife wird der Zuschauer nämlich direkt in den namensgebenden Roman geworfen, verliert sich, wie Amy Adams (hier übrigens ganz wunderbar) selbst, bereits zu Beginn in dessen Zeilen und bekommt folglich schon früh schwitze Hände während des Lesens.

                                              Fortlaufend werden die Übergänge zwischen den Handlungen ästhetisch gelungen inszeniert, die Bildsprache ist immer auf die momentane Stimmung des Filmes angepasst und die Farbgebung spielt hierbei dann eine gesonderte Rolle - der frühere Modedesigner Tom Ford weiß scheinbar, welche Zutaten nötig sind, um ein rundes Gesamtwerk zu erschaffen.

                                              Zu keiner Zeit beschleicht einen das Gefühl, etwas würde zufällig geschehen oder gar redundant für den weiteren Verlauf des Filmes (oder sollte ich vielleicht besser Roman sagen?) sein.
                                              Inszenatorisch wie auch inhaltlich manövriert Tom Ford sein zweites Schaffenswerk dabei also gekonnt an etlichen Stolpersteinen vorbei und präsentiert dem Zuschauer immer mehr und mehr Details, die den Strudel aus Rache und Verzweiflung letztendlich immer unausweichlicher erscheinen lassen.
                                              Wir klammern uns zwar dann an den Gedanken, all diese Elemente aus dem Roman seien bloße Fiktion - doch was genau ist eigentlich Realität, was davon nur frei erfunden?

                                              In Kombination mit der stets hohen Spannungskurve ist Tom Ford hier also nicht nur rein auf ästhetischer Ebene ein herausragender Film sondern viel mehr ein Thriller der ganz besonderen Art gelungen, der einen noch länger beschäftigen wird, sofern man bereit ist, auch zwischen den Zeilen zu lesen - denn nur weil Geschichte zu Ende erzählt wurden, heißt es ja noch lange nicht, dass sie auch vorbei sind.

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                                              • Mr_Phil 22.12.2016, 15:00 Geändert 22.12.2016, 15:01

                                                Ich habe lange überlegt und bin nun zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Film hier definitiv vertreten sein muss:

                                                "Nuit et Brouillard" (1955)

                                                Dieser Film ist auch gleichzeitig absolutes Pflichtprogramm für Jeden, der ihn noch nicht gesehen hat.
                                                Mehr als einmal geht dann zwar sicherlich nicht, aber er sollte uns dabei zumindest daran erinnern, niemals zu vergessen, was vor etlichen Jahrzehnten geschehen ist.

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                                                  • Mr_Phil 18.12.2016, 23:11 Geändert 19.12.2016, 07:48

                                                    Dom, dich muss man doch einfach lieben.

                                                    1. Mulholland Drive
                                                    2. There Will Be Blood
                                                    3. Das Turiner Pferd
                                                    4. 2001: A Space Odyssey
                                                    5. Vertigo
                                                    6. Die zwölf Geschworenen (1957)
                                                    7. Apocalypse Now: Redux
                                                    8. Die werckmeisterschen Harmonien
                                                    9. Lost Highway
                                                    10. Magnolia

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