nachdenklich - Kommentare
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Alle Kommentare von nachdenklich
Im Grund kann man den Film nur verstehen, wenn man wenigstens den letzten Roman der Tetralogie ("3001 - Die letzte Odyssee") gelesen hat. Es geht um das Konzept des Intelligent Design, d.h. die Theorie, daß die Evolution von einer Intelligenz gesteuert wird. Der Monolith ist ein Werkzeug, das Entwicklungen anstoßen, aber auch ganze Planeten zerstören kann.
Der Film ist zutiefst rassistisch. Da alles lustig als Komödie verpackt ist, schluckt man es einfach. Doch schauen wir hin: Drei Israelis und ein Muslim sind Streithammel, ein Chinese ist rachsüchtig, ein Afrikaner führt sich auf wie ein Rüpel, doch alle vier Schwiegersöhne (ein Schwarzer, ein Chinese, ein Muslim und ein Jude) retten den armen Monsieur Claude davor, daß ein verlogener, verliebter Deutscher ihm seine Frau wegnimmt. Er wußte es schon immer: Die Deutschen stoßen den Franzosen das Messer in den Rücken.
Die im Film dargestellte Philosophie ist folgende: Wir (die USA) sind die Guten, deshalb dürfen wir die Urananlage eines Schurkenstaats zerstören. Denn daß wir selbst Atombomben haben, ist etwas anderes, als wenn ein Schurkenstaat sie hat. Wenn wir selbst ein Land angreifen, ist das gut, denn wir sind die Guten.
So gesehen könnte man den Film als Propaganda für die US-Navy auffassen, wäre da nicht die Musik, die ausspricht, was im Film keiner sagt: Sie endet im Nachspann in Moll, also in Trauer darüber, daß alles so ist, wie es ist. Davor steigt sie auf, doch das Ergebnis ist kein Triumph, keine Freude, sondern Resignation.
Der Name des Schurkenstaats wird nicht genannt. Daß die Atomwissenschaftler genauso für ihr Land arbeiten wie die Piloten der US-Navy, geht unter. Sie sind nur ein Ziel, sie haben kein Gesicht, und auch die Luftwaffe wird bald keines mehr haben, wenn statt Piloten Drohnen fliegen. Dann ist die Zeit der Helden vorbei, und es bleibt die Zerstörung per Computer.
Zur Pädagogik in dem Film: Maverick ist Pilot, kein Lehrer. Er zeigt seinen Schülern, was sie nicht können, und wie gut er selbst ist. Allerdings halten sie sich selber für die Allerbesten und denken, sie könnten nichts mehr lernen.
Die wahllosen Attentate der ETA lassen mich an die geheimen Stay-behind-Armeen der NATO zur Bekämpfung des Kommunismus denken (vgl. Daniele Ganser: NATO-Geheimarmeen in Europa, Zürich, 5. Auflage 2012). Warum sonst sollten angebliche Sozialisten andere Sozialisten töten? Speziell die portugiesische Aginter Press liquidierte Anführer von Befreiungsbewegungen und setzte falsche Befreiungsbewegungen ein. In Spanien begann der Kampf gegen Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten und Feinde der Kirche mit dem Bürgerkrieg 1936. Nach dem Tod von Franco am 20.11.1975 gab es zwar eine Namensänderung (aus dem SECED wurde der CESID), doch die Zusammenarbeit mit der italienischen Gladio ging weiter. 1982 wurde Spanien offiziell Mitglied der NATO. 1990 wurde Gladio in Italien enttarnt, worauf die Medien auch über Geheimarmeen in anderen Ländern berichteten.
Es ist schwer für mich, die Gründe zu finden, warum die Geschichte des kleinen Jungen so gemacht, unecht und künstlich wirkt. Denn es stecken ja tatsächliche Erinnerungen an die Kindheit des Regisseurs dahinter. Insgesamt wirkt der Film wie ein großer Anlauf zu etwas, das dann doch nicht erreicht wird. Eigentlich schade.
Der Grundgedanke des Films ist, daß aus Lügen keine Wahrheit erwachsen kann. Der Protagonist verpackt seine Geschichte als Roman, dessen Szenen offensichtlich in einigen Punkten von der Wirklichkeit abweichen. Was offen bleibt: Hätte er die Stasiakte seiner Frau gelesen, hätte er dann gemerkt, daß sie selbst bei der Stasi ist - oder nicht?
Der Grundgedanke des Films ist, daß aus Unrecht kein Recht entstehen kann. Diesen Gedanken versuchen die in Geiselhaft genommenen Lehrer dem Geiselnehmer beizubringen. Doch der liest die Personalakten der Lehrer und wendet den Satz umgekehrt auf die Lehrer an. Dabei wird die Grenze, was nun nur sittenwidrig und was bereits kriminell ist, nicht genau bestimmt. Das Verhalten der Schüler, die Drogen rauchen und das Persönlichkeitsrecht des Chemielehrers verletzen, fällt letztlich auf die Eltern zurück. Nicht einmal die Polizisten verhalten sich korrekt - sie hätten dem Chemielehrer erlauben müssen, die Explosion des Chemielabors zu verhindern.
Angesichts der mRNA-Coronaimpfung bekommt der Film eine beklemmende Aktualität: Man weiß noch nichts über Langzeitfolgen (macht die Impfung die Menschen auf Dauer aggressiver?). Außerdem enthält der Film zwei Lektionen in Sachen Karma: Wer andern hilft, muß ihr Leid auf sich nehmen und kann daran zerbrechen. Wer andern schadet, schadet sich selbst.
Die Moral von der Geschicht': Du sollst nicht lügen. Und: Benimm Dich auch privat so, daß es öffentlich vorzeigbar ist.
Der Film ist kirchenkritisch in einem positiven Sinn und tastet die Religion selbst dabei nicht an.
Den wichtigsten Satz in dem Film sagt Joshua French: Es gibt Krieg, weil es Männer gibt, die kämpfen wollen.
Der Film zeigt Revolutionsversuche gegen die Monarchie als Komödie verpackt. Das Attentat auf den König wird zwar nicht als humorvoll dargestellt, aber der Aufstand des Personals von Downton Abbey schon (trotz Körperverletzung, Sachbeschädigung, Freiheitsberaubung und Lügen).
Als thematische Ergänzung zu dem Film kann man "Die Kronprätendenten" (1864) von Henrik Ibsen (1828-1906) lesen. Die in diesem Schauspiel dargestellten Anwärter auf den Thron haben in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelebt.
Interessant ist die Erzähltechnik: Je nachdem, wieviel man über eine Szene weiß, stellt sie sich ganz anders dar.
Am interessantesten fand ich, wie Jack, Margaret und Bert über das Schicksal nachdenken. Jack sagt richtig voraus, daß seine Tochter die Feindschaft der überlebenden Angehörigen in England gegenüber den Deutschen mittragen muß. Bert meint, sein Kind sei ihm genommen worden, weil er während des Kriegs versäumt habe, einen Jungen zu retten, als es möglich war. Margaret wendet ein, daß auch sie den Sohn verloren hat. Nun könnte man ergänzen: Auch hier trägt sie Berts Karma mit. Doch ich denke, daß Berts Verknüpfung falsch ist. Im Krieg hat er durch Nichteingreifen das Falsche getan, nach dem Krieg hat er durch Eingreifen das Falsche getan. Aus der Sicht des Jungen denkt keiner nach: Hätte ihn der Tod auf andere Art gefunden, wenn nicht beim Eiskaufen?
In dem Film machte Charles Dickens auf mich ständig den Eindruck, als ob er nicht sich selbst sei, sondern sich selbst spiele. Das erinnert an eine Passage aus seinen "Aufzeichnungen aus Amerika" (Nördlingen 1987). Da vergleicht er die "forcierte gute Laune", den geschwätzigen Leichtmut und die Verstellung der Frühstücksgesellschaft mit Treibhauserbsen: nichts ist echt, fast bis zum Schluß (S. 13).
Nachdem er sich bis zum Erscheinen seines neuen Buchs ständig so benommen hat, daß keiner ihn aushält, ist er danach plötzlich so, daß es dem Menschenideal seiner "Weihnachtsgeschichte" entspricht. Das heißt: Auch diesmal kann man es ihm nicht abnehmen. Weihnachten erscheint als Eldorado der Heuchelei.
Das Interessanteste in dem Film sind die Reaktionen der Probanden: Im Grund ist keiner darunter, der Blooms Erinnerungsmaschine gut findet. Und mehrere plädieren für das Vergessen, das sie für heilsamer halten, als von Erinnerungen gequält zu werden.
Initiationsgeschichte
Den Film anzuschauen ist, wie ein Buch zu lesen oder ein Hörspiel zu hören: Man erschafft die Geschehnisse in inneren Bildern bzw. Szenen, ist also mitschöpferisch tätig.
Man kann sich überlegen, ob der Filmtitel nun als Singular oder als Plural aufzufassen ist. Beide, Asger und Iben, wollten mit einer Tat etwas Böses aus der Welt schaffen. Nun kann man überlegen, inwieweit Iben schuldunfähiger ist als Asger. Zumindest der Denkfehler ist bei beiden gleich.
Es geht um verschiedene Spielarten von Gewalt: Sonja Brunner fragt ihren Mann und ihre Tochter nicht, was sie von ihrem Versetzungsgesuch halten. Die Tochter läßt keine Ruhe, bis sie ihr Smartphone hat. Der mehrfache Mörder Robert Sturm zieht Sonja in sein Universum aus Sadismus, Macht über Schlägertypen, Hoffnung auf Normalität und die Gewißheit, nichts zu bereuen. Walter und Michael Zeuner führen Korruption (den Deal) und Mobbing als Spielarten der Gewalt vor. Und sie zeigen das, was normalerweise unter Gewalt verstanden wird: die Drohung, einem das Leben täglich zur Hölle zu machen, und den konkreten körperlichen Angriff.
Hätte Sonja eine Chance gehabt, wenn sie ihre Familie in ihre Entscheidung einbezogen hätte? Wer selbst Gewalt ausübt, wird auch anfällig dafür ...
Interessant ist das Pädagogische: Antonius van Verten zwingt seinen Kunststudenten nichts auf, sondern versucht ihnen dabei zu helfen, das auszudrücken, was in ihnen lebt. Bei Kurt Barnert ist das die Vorstellung, daß eine gewöhnliche Folge von sechs Zahlen eine andere Bedeutung hat als ein Sechser im Lotto. Ebenso haben die von ihm gemalten Photos für seinen Schwiegervater eine andere Bedeutung als für Fremde, die seine NS-Vergangenheit nicht kennen.
Ich empfand die Atmosphäre bedrückend: Diese Kinder spielen nicht, sondern sie lernen zu arbeiten. Das Schöpferische kommt dabei zu kurz - ich sah keinen Baukasten, mit dem man verschiedene Dinge (ein Haus, eine Stadt ...) hätte bauen können, keinen Sandkasten. Die bereitgestellten Materialien wirken auf mich wie die Vorbereitung auf einen Handwerker- und Dienstleistungsberuf (Kellner, Gärtner, Ingenieur, Geograph). Warum sollen schon Kinder unter sechs Jahren schreiben und lesen lernen?
Das ist ein psychotherapiekritischer Film: Der Paarberater erkennt, daß Valentin und Joana auch nicht besser dran sind als er selbst mit seiner Frau Annika. So wenig, wie er sich selbst helfen kann, kann er den beiden helfen. Erst mit seiner "paradoxen Intervention" erzielt er einen Durchbruch. Doch die beiden wollen am Filmende wiederkommen - wie soll es nun weitergehen? Wie lange kann der Therapeut ihnen die Wahrheit verheimlichen, nämlich, daß er sie belogen hat? Und: Was passiert dann? Wird der vorübergehende Therapieerfolg nicht dadurch zunichte gemacht?
Dostojewskis Sanfte kehrt nicht in die Ehe zurück, sondern bringt sich um; Sergei Lotznitsas Sanfte geht in ihrem Traum am Schluß des Films nicht durch die Tür zu der Festgesellschaft, der der Gefängnisdirektor die Erfüllung ihres Wunsches verkündet, nämlich ein Treffen mit ihrem zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilten Mann. Stattdessen wird sie gruppenvergewaltigt, während sie hofft, zu ihrem Mann gebracht zu werden. Wie dann die Wirklichkeit aussieht, erfährt man nicht mehr, doch sie beginnt gleich wie der Traum.
Kafkaesk in dem Film ist nicht nur der Bittstellermarathon der Sanften (vgl. "Das Schloß"), sondern vor allem die Parallele zu Kafkas Geschichte vom Türhüter ("Vor dem Gesetz"), die auch in "Der Prozeß" enthalten ist.
Der Film ist mehrdeutig – wie die zugrundeliegende griechische, jüdische und christliche Mythologie: Kim Murphy schreibt über die Opferung der Iphigenie; der Eingangschor handelt von Christus, dessen Hinrichtung von den frühen Christen ebenfalls als Opferung für die Sünden der Menschen interpretiert wurde (Mt 1,21; 26,28; Joh 1,29; Röm 5,8; 1 Kor 15,3; 2 Kor 5,21; Gal 1,4; Eph 1,7; Hebr 9,26; 1 Petr 2,24; 3,18; 1 Joh 1,7). Diese Interpretation ist nicht denkbar ohne die alttestamentliche Erzählung von der Opferung Isaaks (Gen 22,1-18).
Der Hauptunterschied zwischen dem Film und der zugrundeliegenden Mythologie: Isaak, Iphigenie und Jesus werden gerettet, Bob nicht (der Filmtitel rührt daher, daß Iphigenie und Isaak durch ein Tier ersetzt werden). Martin ist ein Mensch, der in seiner Hybris alle Rollen in sich vereinigen will: die der fordernden Gottheit (Artemis, Elohim, ?), die des wissenden Sehers (Kalchas, biblische Autoren), die des Opfers (er wird von Steven gefoltert) und die des Vollstreckers (er beißt sich, nachdem er Steven in den Unterarm gebissen hat, zu Illustrationszwecken auch selbst in den Arm, um Steven klarzumachen, daß man das begangene Unrecht auch sich selbst zufügen müsse, um das Gleichgewicht wieder herzustellen).
In den Mythologien ist die Gottheit undurchsichtig. Bei Iphigenie gibt es mehrere Versionen für den Grund des Opfers:
- weil Agamemnon meinte, er könne so gut schießen wie Artemis?
- weil er die heilige Ziege der Artemis getötet hat?
- weil er versprochen hat, das schönste neugeborene Lebewesen zu opfern?
Ebenso gibt es mehrere Versionen über die Rettung von Iphigenie: Hat Artemis sie entführt und durch eine Hirschkuh, eine Bärin oder eine Greisin ersetzt? Hat Achilleus sie zu den Skythen geschickt oder geheiratet?
Im Alten Testament kann man darüber nachdenken, wer sich hinter dem Sammelbegriff "Elohim" (Gen 22,1) verbirgt. Ist der Bote (Engel) Jahwes (Gen 22,11) der Abgesandte von jemand anders? Hier handelt es sich jedenfalls um eine Prüfung des Gehorsams von Abraham.
Im Film muß man zusätzlich an zwei mögliche psychologische Interpretationen denken:
1. Warum werden Bob und Kim erst dann krank, als Steven die immer mehr ausufernden Wünsche des ihm nachstellenden Martin nicht mehr erfüllt? Benutzt Martin nicht die griechische Mythologie, die er wahrscheinlich durch Kim kennengelernt hat, zur Durchsetzung seines Egoismus, nämlich den eigenen verstorbenen Vater durch Steven zu ersetzen, indem er ihn mit seiner Mutter verkuppelt? Macht er Bob und Kim krank durch eine voodooartige Konzentration seines Willens? Ist er also nicht Seher, sondern Schwarzmagier, wenn er den Krankheitsverlauf vorhersagt?
Bob und Kim sind durch das Kraftfeld der Eltern weniger geschützt, als sie es sein könnten, weil sie den Eltern nicht gehorchen: Bob schneidet seine überlangen Haare nicht und versäumt das Blumengießen, Kim fährt ohne Helm mit Martin Motorrad.
Der Grund für den Tod von Martins Vater bleibt unklar: Steven spricht von einem Schlaganfall, dem er als Chirurg nichts entgegenzusetzen hatte, Matthew gibt Steven die Schuld, weil er vor der Operation etwas Alkohol getrunken hat. Der Chirurg Steven nennt die Anästhesisten als Risikogruppe, der Anästhesist Matthew nennt die Chirurgen als Risikogruppe. Was in der Krankenakte steht, bleibt offen, ebenso, ob es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Matthew macht sich dadurch verdächtig, daß er zuerst lügt (er behauptet, er erinnere sich nicht). Sein Gedächtnis kehrt plötzlich zurück, als er die Aussicht auf sexuelle Dienste von Anna bekommt.
2. Man könnte die sexuelle Vorliebe von Steven als Schlüssel für die Familienstruktur auffassen: Daß Anna für ihn im Bett eine Ohnmächtige spielt, ist ein Abbild dessen, daß die Eltern den Kindern das eigene Leben wegnehmen, sie quasi an die Wand drücken und auf ihre psychologischen Probleme (das Erwachsenwerden) nicht eingehen. Die gesamte Kommunikation wirkt wie ein Theater von gehirngewaschener political correctness, die sich wie eine Seuche auch auf Martin überträgt. Das Problem ist nicht, daß sie schlecht wäre, sondern, daß sie unecht ist, nicht authentisch. Bob und Kim somatisieren dieser Interpretation zufolge die von den Eltern verpaßte seelische Lähmung.