nachdenklich - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von nachdenklich
David Wnendt (Deutschland 2015) verfilmte den gleichnamigen Bestseller von Timur Vermes.
Im Jahr 2014 kommt Adolf Hitler im Laub vor dem ehemaligen Führerbunker in Berlin zu sich. Wie er dahin gekommen ist, weiß er nicht. In einem Kiosk bringt er sich anhand von Zeitungen und Zeitschriften auf den aktuellen Stand, um sein politisches Vorhaben diesmal erfolgreicher durchzuführen. Der Fernsehmann Sawatzki geht mit ihm auf Tour, bei der Hitler die für einen Diktator typische Widersprüchlichkeit zeigt: Einerseits will er mit den Grünen paktieren, da er Umweltschutz als Heimatschutz versteht, andererseits wirft er Abfall bedenkenlos in die grüne Wiese. Einen kleinen Hund, der nach seinem ausgestreckten Zeigefinger schnappt, mit dem er ihm vor den Augen herumfuchtelt, um seine Tierliebe zu demonstrieren, erschießt er. Immerhin merkt er, daß sein Demokratieverständnis erklärungsbedürftig ist. Während er von den Leuten, denen er zuhört, anfänglich nur unterstützt werden will, fängt er, als er sich etwas sicherer fühlt, damit an zu fragen, ob sie seine Befehle befolgen würden.
Im Fernsehen, in dem sonst nur Schrott gesendet wird, wird er zum großen Knüller, bis ihm der erschossene Hund das Genick bricht. Da zieht er sich zurück und schreibt über seine Erlebnisse im Jahr 2014 sein zweites Buch, das zum Bestseller wird. Das Comeback gelingt. Die Ansichten der Bevölkerung kommen ihm zupaß: Ausländerfeindlichkeit, Lohnforderungen, der Wunsch nach einem starken Mann, der alles in Ordnung bringt, ohne daß man groß mitdenken muß – damit kann er arbeiten …
Der Film von Alejandro Amenábar (USA 2015) beruht auf tatsächlichen Begebenheiten.
John Gray säuft und wirft seinen schwulen Sohn Roy aus der Wohnung, weil ihm Reverend Beaumont beigebracht hat, daß er ein Sodomit ist. Seine Tochter Angela schläft mit dem Polizisten George Nesbitt, erwartet ein Kind und treibt ab. Dann verfaßt sie ein "Geständnis", daß ihr Vater sie sexuell mißbraucht habe. John kann sich nicht erinnern, fühlt sich aber gegenüber seiner Tochter irgendwie schuldig und "gesteht" den Mißbrauch. Detective Bruce Kenner zieht den Psychologie-Professor Kenneth Raines hinzu, um die "Erinnerungen" von John aufzufrischen. Tatsächlich sieht er in inneren Bildern, wie George seine Tochter fesselt und er dabeisteht, ohne einzuschreiten.
Angela schreibt und Roy erzählt unter Hypnose von einer satanistischen Sekte, deren Mitglieder Kapuzen tragen, Kinder schlachten, foltern und Orgien feiern. Wer die Sekte verrät, wird von den andern auf der Straße angestarrt und dann umgebracht. So wird der Unfall von Johns Frau Emily als Mord gedeutet.
Bruce erhält einen anonymen Anruf und träumt von der Sekte. Erst als er in einem der Sektenmitglieder eine Frau auf einem Werbeplakat für Suppen erkennt, wird ihm klar, daß Angela ein falsches Spiel spielt und ihr Vater unschuldig ist. In dem Traum wird er per Injektion wehrlos gemacht. Dann schläft Angelas Großmutter Rose mit ihm, während die andern Satanisten zusehen. Schließlich nehmen sie ihn zur Kindstötung mit: Alle stechen auf den Säugling ein und verspeisen ihn anschließend roh, so daß ihre Lippen blutig sind.
Inzwischen hat Bruce die Karriere von George zerstört: Er wurde zwar wieder freigelassen, weil beim Lügendetektortest nichts herauskam, hat aber seinen Job verloren. Deshalb sucht George ihn mit einem Kumpel auf, um ihn zusammenzuschlagen. Beide haben eine schwarze Mütze auf, wie Diebe oder Bankräuber sie benutzen. Bruce wehrt sich erfolgreich und hält den beiden den Revolver vor die Nase, so daß sie sich enttarnen müssen. Dann handelt er mit George einen Deal aus: Er zeigt ihn wegen des Überfalls nicht an, wenn George ihm die Wahrheit sagt, d.h. das, was nur er weiß. Erst jetzt erfährt Bruce von Angelas Abtreibung. Daß sich Angela das verkehrte Kreuz selbst in den Bauch geritzt hat, bringt ihm Kenneth bei. Bruce als medizinischer Laie konnte das nicht sehen. Immerhin wird ihm jetzt klar, weshalb Angela die Narbe dem untersuchenden Arzt nicht zeigen wollte: er hätte sie sofort als Betrügerin entlarvt.
Das FBI hat gegen die angebliche satanische Sekte bis vor einem Monat ermittelt, aber keinerlei Beweis gefunden. Bruce hat den Garten umgraben lassen, in dem angeblich die getöteten Babys (d.h. die Reste) vergraben lagen, doch es wurde nichts gefunden. Folgerichtig zieht er die Rückführungen von Kenneth in Zweifel: Haben seine Klienten nur phantasiert, was er hören wollte? Beaumont dagegen ist überzeugt, daß das Böse existiert. Ist Rose doch auf der Flucht vor dem Bösen aus dem Fenster gestürzt. Sie hat allerdings überlebt.
Um seine Familie zu retten, bleibt John bei seinem "Geständnis", obwohl er dadurch fünf Jahre Gefängnis riskiert. Angela will Bruce damit erpressen, daß sie ihn vor dem Grab ihrer Mutter geküßt hat, doch Bruce bleibt bei seiner Version der Ereignisse und weist sie wegen mangelnden Respekts vor ihrer Mutter in die Schranken. Beaumont, der Angela glaubt, schickt Bruce aus der Kirche.-
Der Film handelt vom Umgang mit Traumata und inneren Wahrnehmungen. Beide verleiten zu Fehlhandlungen, wobei durch Rückführungen unter Hypnose die Wahrheit nur schwer herauszufinden ist: Die Erinnerung kann einem Streiche spielen, die Phantasie kann verfälschen, die geistige Welt kann einem etwas eingeben, das nie passiert ist. Zu lügen, wie John es tut, ist jedenfalls keine Lösung. Wenn etwas Angela helfen könnte, dann die Wahrheit und ein kritischer Umgang mit den Lehren ihres Pfarrers.
Biographischer Film von Jerry Jameson nach dem Buch Unlikely Angel von Ashley Smith (USA 2015) über die Flucht von Brian Nichols, der 2005 wegen Vergewaltigung und anderer Delikte voraussichtlich zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt werden sollte. Nachdem er erfahren hatte, daß seine Frau einen Sohn geboren hatte, verletzte er die Gefängniswärterin schwer. Dann erschoß er den Richter und die Gerichtsschreiberin. Auf der Flucht erschoß er noch einen verfolgenden Polizisten und einen Autofahrer, dem er den Wagen abnahm.
Nichols tauchte bei der drogenabhängigen Ashley Smith unter. Sie gab ihm auf sein Verlangen hin Crystal Meth, weigerte sich aber selbst, es mitzuschnupfen. Von dem Augenblick an nahm sie keine Drogen mehr, mit denen sie die Ermordung ihres Mannes zu verdrängen hoffte. Sie las Nichols aus dem Buch von Rick Warren (The purpose-driven life) vor.
Tatsächlich ließ Nichols sie am nächsten Morgen gehen, damit sie ihre Tochter bei einer Veranstaltung sehen konnte. Smith rief die Polizei, Nichols ergab sich und wurde zu dreimal lebenslänglicher Haftstrafe ohne die Möglichkeit der Bewährung verurteilt.
Gegenüber Smiths Buch wurde im Film einiges geändert:
- Ashley hat das Buch von Warren in ihrer Kirche bekommen, deren Pfarrer wollte, daß alle seine Gemeindemitglieder es lesen. Im Film bekommt sie es von der Leiterin einer Selbsthilfegruppe.
- In Wirklichkeit hat sie immer wieder in dem Buch gelesen, während es im Film so hingestellt wird, als blättere sie in der Gegenwart von Nichols das erste Mal darin. Jeden Morgen hielt sie ihre Andacht, indem sie ein Bibelkapitel las, in Warrens Buch einzelne Stellen unterstrich, sich Notizen im Buch machte, exzerpierte und Tagebuch schrieb.
- Nichols hat Smith nicht wie im Film den Revolver an den Kopf gehalten, um sie zur Drogeneinnahme zu zwingen.
- Nichols hat den Pickup auf einem Parkplatz abgestellt, nicht vor einer Schranke.
- Smith machte Nichols zum Frühstück Pfannkuchen mit Rührei, keinen Hamburger.
- Nichols kam selbst auf die Idee, den Spiegel anzubringen, während ihn im Film auf seine Frage hin, was er tun könne, Smith darauf hinweist.
- In Wirklichkeit bekam Smith von der Polizei keine schußsichere Weste wie im Film.
- Sie half nicht per Megaphon, Nichols aus der Wohnung zu locken, wie im Film dargestellt.
- Im Buch stehen anders als im Film Gott und Jesus Christus im Zentrum von Smiths Denken. Der Titel geht auf Nichols' Satz zurück, sie sei "'vielleicht […] ja tatsächlich so etwas wie ein Engel, den Gott mir schickt'" (S. 121).
- Im Buch erfährt man nicht nur, was Smith sagte, sondern auch, was sie dachte. Letzteres unterschied sich öfters beträchtlich von ersterem.
- Im Film laufen zwei Handlungen parallel nebeneinander her: Smiths Begegnung mit Nichols und die Fahndung der Polizei.
- Smiths Mann Mack wurde während einer Prügelei erstochen, die er selbst wegen einer Beleidigung angefangen hatte, als er betrunken war (im Film erfährt man keine Einzelheiten).
Smith bejahte die Frage von Nichols, ob sie "'eigentlich eine wiedergeborene Christin'" sei, und fuhr fort: "'Ich habe Jesus gebeten, in mein Leben zu kommen, als ich sieben Jahre alt war'" (S. 95). Ihr Großvater war Pastor.
Wie schwierig es ist, Gottes Botschaften zu verstehen und umzusetzen, zeigt Smiths Erlebnis im Auto: Sie hörte eine Stimme, die ihr "gebot: Lass los und überlass dich Gott." Smith meinte, sie solle das Steuer loslassen und schloß auch noch ihre Augen. Zwei Tage danach wachte sie im Krankenhaus auf: Sie war in einen Graben gefahren. Das brach ihr die Arme, drei Rippen und quetschte ihre Bauchspeicheldrüse.
Wie Jesus am Ölberg wußte sie, was auf sie zukam, vertraute aber. Als er am Kreuz hing, fühlte sich Jesus von Gott verlassen. Smith bezeichnet sich selbst allerdings als Opfer einer drogeninduzierten Psychose, während sie meint, daß Gott Jesus kreuzigen ließ, weil er wollte, daß er vollkommen ist. Sie glaubt an Wunder und nennt als Beispiele, daß sie ihren Autounfall und ihre Drogeneinnahme überlebte und daß ihre Tochter ihre Frühgeburt überlebte.
Gegenüber Nichols ging sie vor wie eine Psychologin, die ein bestimmtes Ziel verfolgt. Bei Smith war dieses Ziel: zu überleben und zu bewirken, daß Nichols sich freiwillig stellt. Das würde er nur tun, wenn sie ihm Hoffnung machte. Das wiederum erreichte sie dadurch, daß sie ihn davon überzeugte, daß ihr Zusammentreffen eine göttliche Fügung sei. Während es ihre Aufgabe sei, Nichols von weiterem Morden abzuhalten, sei es seine Aufgabe, im Gefängnis anderen Gefangenen von Gott zu erzählen. Während den sieben Stunden, in denen sie mit Nichols zusammen war, fand sie "eine ganz neue Freiheit […]. Die Freiheit, ich selbst zu sein. Ich habe in diesen Stunden wirklich zu mir selbst gefunden." Sie entschied sich bewußt für Gott (S. 232f).
Literatur:
SMITH, Ashley/MATTINGLY, Stacy: Der unverhoffte Engel – Autobiografie (Unlikely Angel, Grand Rapids 2005), aus dem Amerikanischen übersetzt von Jens Uhder, Asslar 2006
WARREN, Rick: Leben mit Vision – Wozu um alles in der Welt lebe ich? (The Purpose-Driven Life: What On Earth Am I Here For?, Grand Rapids 2002), Übersetzung von Rüdiger Kurz und Annette Schalk, 7. Auflage, Asslar 2004
Lorraine Levy (Frankreich 2012) erzählt von der Verwechslung zweier Kinder unmittelbar nach der Geburt. Yacine Al Bezaaz wächst als Joseph bei dem jüdischen Ehepaar Alon und Orith Silberg auf, Joseph Silberg wird als Yacine von Saïd und Leïla Al Bezaaz erzogen. Joseph will Sänger werden (die Musik liegt im Blut von Saïd), Yacine hat gerade in Paris sein Abitur gemacht und will Medizin studieren. Danach will er mit Bilal ein Krankenhaus gründen, damit Kinder nicht wie ihr Bruder sterben müssen. Joseph muß seinen Wehrdienst ableisten. Da seine Blutgruppe nicht mit der der Eltern verträglich ist, bittet Orith einen Arzt, der Angelegenheit nachzugehen.
Das Ergebnis der Recherche bedeutet für alle einen Schock. Doch die Dinge regeln sich von allein: Yacine verkauft Eis am Strand von Israel und lernt so seine ersten hebräischen Wörter, Joseph singt mit den Al Bezaazs und lernt von Bilal die ersten arabischen Sätze. Ob er zum Judentum konvertiert, weiß er noch nicht. Beschnitten ist er schon, mit der Thora ist er aufgewachsen. So bliebe noch ein Tauchbad in Anwesenheit von Rabbis.
Als Joseph und Bilal abends am Strand unterwegs sind, werden sie von drei Betrunkenen überfallen. Joseph bekommt ein Messer in den Bauch, doch im Krankenhaus kann er wieder zusammengeflickt werden. Inzwischen betrachtet er beide, die Silbergs und die Al Bezaazs, als seine Eltern.
Der Nahostkonflikt ist in dem Film allgegenwärtig, wird aber nur einmal in einem Streit zwischen Alon und Saïd wirklich thematisiert: Alon wirft den palästinensischen Führern vor, daß sie Krieg führen, Saïd wirft den Israelis die Besatzung vor. Eine Lösung gibt es nur nonverbal beim gemeinsamen Kaffeetrinken, bei dem sie zeigen, daß sie zumindest friedlich beieinandersitzen können.
Joseph empfindet Yacine als den Sohn, den sein Vater immer wollte, Saïd und Bilal, der Flöte spielt, finden zu Joseph über das gemeinsame Singen. Doch beide Väter tun sich schwer mit einem Wechsel der Söhne. Orith und Leïla sind dagegen wenigstens von vornherein offen für die Wahrheit, die vor allem Saïd zuerst vertuschen will. Tatsächlich ist es ja Sache der Söhne, ihre Identität zwischen Abstammung und Sozialisation zu finden.
Naomi Kawase (Japan/Spanien/Frankreich 2014) erzählt eine Episode aus dem Leben zweier Familien auf einer japanischen Insel. Kaito und Kyôko verlieben sich ineinander. Kaitos Mutter Misaki hat einen Liebhaber nach dem anderen. Einen von ihnen findet Kaito nackt im Meer, tot. Ob es sich um ein Verbrechen oder einen Unfall handelt, bleibt offen. In einem Alptraum sieht er seine Mutter nackt am Strand weinen, mit ihren Händen an der schmerzenden Scheide. Kaitos Vater arbeitet als Tätowierer in Tokyo. Er betrachtet seine Ehe mit Misaki immer noch als vorherbestimmt. Er braucht die Atmosphäre der Stadt für seine Arbeit. Kaito wirft seiner Mutter die wechselnden Liebhaber vor, nachdem er seinen Vater in Tokyo besucht hat.
Kyôkos Mutter Isa liegt im Sterben. Sie hat keine Angst vor dem Tod, weil sie als Schamanin zwischen Menschen und Göttern steht und den Ort kennt, an dem die Götter leben. Die Verwandten tanzen und singen für sie. Kyôkos Vater lebt von Fischerei und Surfunterricht. Für ihn bedeutet beim Surfen das Einssein mit der Welle das höchste Glück. Doch Kaito hat Angst vor dem Meer und will deshalb keinen Surfunterricht nehmen. Zusammen mit Kyôkos Onkel schächtet ihr Vater ab und zu eine Ziege. Als Kaito dabei hilft, gibt er Kyôkos Vater einen Klaps statt der Ziege. Erst am Schluß überwindet er teilweise seine Angst vor dem Meer, als er mit Kyôko taucht.
Das Leben auf der Insel ist eingebunden in die Natur: das Meer, den Wind, die Herbststürme. Während Kyôkos Vater im Einklang mit der Natur lebt, legen andere künstliche Baumpflanzungen an, die nach einem Sturm unter Wasser stehen, und reißen Banyan-Bäume mit einem Bagger ein.
Der japanische Titel des Films lautet wörtlich übersetzt "Es ist immer noch das Meer".
Der Antichrist (Pseudomessias) wird in dem Film als Dämon dargestellt, der durch die Besetzung von Menschen und Tieren Schaden anrichtet: Unfälle, Brände, Selbstmorde, Morde. Er spioniert Menschen auch aus, um sie erpressen oder zumindest diskreditieren zu können. Um Schaden in großem Maßstab anrichten zu können, vollbringt er Wunderheilungen, so daß er Anhänger findet, die sich in einem Stadion versammeln, das er dann in Brand setzt.
Science-fiction von Andrew Niccol (USA 2013) nach dem gleichnamigen Roman von Stephenie Meyer. Der Originaltitel The Host ist doppeldeutig: 1. Der menschliche Körper bzw. die ihn bewohnende Seele wird zum Gastgeber einer außerirdischen Seele. 2. Ein Heer außerirdischer Seelen erobert die Erde, indem sie menschliche Körper kidnappen und sich darin einnisten. In der Regel verlassen die menschlichen Seelen ihren Körper, wenn sie von einer außerirdischen Seele verdrängt werden. Doch die starken bleiben da. Die verschiedenen Gedanken und Willen beider Seelen führen mitunter zu widersprüchlichen Handlungen, je nachdem, wer sich gerade durchsetzt.
Die Filmgeschichte: Auf der Erde gibt es keinen Krieg und keinen Streit mehr, seit ein Heer außerirdischer Seelen die meisten Körper der Menschen besetzt hat. Nur wenige sind übriggeblieben und werden von den Suchern der Außerirdischen gejagt. Darunter sind auch Melanie Stryder, ihr jüngerer Bruder Jamie und ihr Freund Jared Howe. Melanie wird geschnappt und mit einer außerirdischen Seele belegt. Sie nennt sich fortan "Wanderer" und soll für die Sucherin Spionagedienste leisten. Das heißt, sie soll die in ihrem Körper verbliebene Seele von Melanie dazu bringen, ihr Informationen über andere Menschen zu geben, die noch geschnappt werden können.
Jamie und Jared haben sich in das Höhlensystem von Melanies Onkel Jeb zurückgezogen, das er als wohlwollender Diktator regiert. Mit Hilfe von Spiegeln leitet er Sonnenlicht in eine Felsenhalle, so daß sogar Getreide angebaut werden kann. Was die Menschen sonst noch brauchen, besorgen sie aus einem Supermarkt in der Nähe. Falls sie von außerirdischen Seelen besetzte menschliche Körper finden, nehmen sie sie als Geiseln gefangen. Der Arzt kann zwar die außerirdischen Seelen aus den Körpern entfernen, doch dabei sterben die Betreffenden.
Der Wanderer/Melanie flieht vor der Sucherin und wird von Jeb in der Wüste erschöpft gefunden. Melanie kann zunächst nur Jeb und Jamie überzeugen, daß sie noch in dem Körper des Wanderers ist, den Jeb in Wanda umbenennt. Später verliebt sich Jared wieder in Melanie, Ian O'Shea in Wanda, was zu einem Konflikt der beiden Seelen im selben Körper führt. Dieser Konflikt wird dadurch gelöst, daß Wanda dem Arzt beibringt, wie man die außerirdischen Seelen freiwillig den Körper verlassen läßt, und selbst in einen anderen menschlichen Körper einzieht, dessen menschliche Seele ihn verlassen hat, so daß er ohne sie sterben würde.
Die Sucherin wird als Geisel gefangengenommen, ihre Seele wird mit einer Kapsel zurück zu einem fernen Planeten geschickt. Die menschliche Seele im Körper der Sucherin ist wie Melanie dageblieben und übernimmt wieder das Zepter über den Körper. Sie hat die Sucherin übrigens vor der Verfolgung von Melanie gewarnt, d.h. vorhergesehen, daß sie unterliegen würde.
Die Thematik des Films ist schon aus der antiken Mythologie bekannt: Menschen werden von bösen Geistern oder Dämonen besessen (vgl. die Bibel), Zeus besetzt einen Stier, um Europa zu entführen, Gott manipuliert Menschen, indem er ihnen vorgibt, was sie sprechen sollen, oder indem er ihre Aufmerksamkeit von bestimmten Dingen ablenkt, so daß zwei Jünger etwa den auferstandenen Jesus nicht erkennen können. Auch die Reinkarnationstheorie beruht auf dem Gedanken, daß eine Seele nacheinander verschiedene Körper bewohnen kann. Außerdem kann man an die beiden Seelen in der Brust von Goethes Faust oder an Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Stevenson denken.
Neu in dem Film ist also lediglich die technische Seite der Besetzung bzw. Besessenheit: Wenn der Arzt einen Schnitt in den Nacken macht, tritt die außerirdische Seele aus und legt sich in die aufgehaltenen Hände, wenn man liebevoll und geduldig ist. Wie die in Kapseln eingeschlossenen Seelen dann ins Weltall geschossen werden, sieht man zwar, doch ohne daß es technisch irgendwie verständlich wird.
Wie überlebt man in einer Welt,
- in der ein Studium keine Aussicht auf einen Arbeitsplatz bietet,
- in der eine aus dem Auto geworfene Kippe riesige Waldgebiete abbrennen läßt, so daß wegen des Rauchs und des Ascheregens ganze Dörfer evakuiert werden müssen,
- in der nur noch das Militär eine berufliche Karriere anzubieten hat,
- in der die Lebensmittel immer schlechter und immer knapper werden,
- in der die Erde durch die Menschen zunehmend zerstört wird,
- in der die wenigsten das alles wahrhaben wollen und Leute, die es auch nur ansprechen, für verrückt halten?
Thomas Cailley (Frankreich 2014) zeigt in Les Combattants (so der Originaltitel des Films) zwei Strategien:
Madeleine Beaulieu trainiert ihren Körper, indem sie mit Ziegeln im Rucksack taucht, einen rohen Fisch im Mixer verrührt und die Brühe trinkt, ihr Studium abbricht und bei den Fallschirmspringern einen Vorbereitungskurs für eine militärische Laufbahn macht.
Arnaud Labrède arbeitet zuerst in der Schreinerwerkstatt des verstorbenen Vaters, die sein Bruder Manu weiterführt. Als er bei einem Selbstverteidigungskurs gegen Madeleine ringen muß, beißt er sie, um zu siegen, behauptet aber gegenüber dem Trainer, er habe Druck auf ihr Handgelenk ausgeübt. Zwei Soldaten zeigen ihm, wie man die Intensität von Schlägen durch Doppelvisualisieren steigert: Man stellt sich vor, daß das Ziel des Schlags 30 cm hinter dem tatsächlichen Ziel liegt. Beim Bauen eines Gartenhauses für Madeleines Eltern fischt er für sie ein junges Frettchen aus dem Swimmingpool und behält es, da es wegen seines Geruchs nach Chlor von der Mutter zurückgestoßen werden würde. Madeleine bringt ihm Küken als Futter, die ihre Mutter aus eigener Zucht eingefroren hat. Er zeigt ihr das Doppelvisualisieren, schlägt aber nicht zurück, als er dran ist, denn in diesem Augenblick hat er sich in sie verliebt. Bei den Soldaten, die ihren Anwerbungswagen eigentlich erst am nächsten Tag geöffnet haben, legt er ein gutes Wort für sie ein, so daß sie nicht nochmals hinfahren muß, und meldet sich auch selbst für denselben Kurs an.
Madeleine eckt beim Militär ständig an, da sie sich nicht unterordnen will und ihre Erwartungen nicht erfüllt werden: Die Matrazen sind ihr zu weich, die Zimmer zu sauber, das Essen zu süß und harmlos. Da sie gegenüber einem Kameraden sogar handgreiflich wird (sie schlägt ihm mit dem Kopf die Nase ein), bekommt sie eine Verwarnung, d.h. einen Eintrag in die Personalakte, der nicht mehr verschwinden und ihre Karriere beim Militär behindern wird. Arnaud dagegen setzt von vornherein auf Kooperation und gegenseitige Hilfe und wird auf diese Weise zum Gruppenführer befördert.
Als der Ausbilder die Gruppe fragt, welche Strategie sie in feindlichem Gelände wählen würden, um nicht angegriffen zu werden, empfiehlt Madeleine das Abhauen, Arnaud das Verteilen, um die Angriffsfläche zu verringern. Beim Manöver, in dem sich drei Gruppen in einem riesigen Waldgebiet durchschlagen sollen, kommt es zum Streit über den Standort des nächtlichen Lagers. Da Madeleine Arnaud, der den Kompaß hat und weiß, wo sie sind, sogar schlägt, desertiert er: In der nächsten Tankstelle wäscht er die Tarnfarbe von seinem Gesicht und trinkt ein Bier. Madeleine folgt ihm mit schlechtem Gewissen. Arnaud hält ihr eine Moralpredigt, nachdem sie seinen Kuß nicht erwidert hat: Sie hasse alles und jeden. Madeleine widerspricht, doch als Arnaud sie fragt, was sie liebt, fällt ihr zuerst nichts ein. Dann sagt sie: "Hunde." Tatsächlich bringt sie den Hund eines Gasts, der einen Blumentopf mit Löchern als Maulkorb umgebunden hat, dazu, seinen Kopf auf ihren Schoß zu legen. Auf diese Weise demonstriert sie ihre Art von Liebe, die darin besteht, zu beherrschen und zu manipulieren.
Sie übernachten am Straßenrand, ohne zur Gruppe zurückzukehren, denn Arnaud hat die "Sklaverei" des Militärs satt. Am nächsten Morgen setzen sie ihr Überlebenstraining auf eigene Faust fort. Madeleine baut Fallen und angelt, Arnaud setzt auf das Sparen der Kräfte und sinnvolle Beschäftigung, damit die Zeit vergeht: Er versucht, Stiele von Pflanzen in den Sand zu stecken, ohne daß sie knicken. Madeleine kann das nicht und verfällt auf das Küssen zum Totschlagen der Zeit. Sie hat ständig Hunger, schlägt sich den Bauch mit dem Fleisch eines Fuchses voll, obwohl es eklig schmeckt, und kotzt am nächsten Morgen alles wieder aus, bevor sie mit glasigen Augen daliegt. Arnaud trägt sie zum nächsten Ort, der jedoch wegen des Waldbrands, der sich ausgebreitet hat, evakuiert ist. Kurz nachdem die Rauch- und Aschenwolke eintrifft, werden sie von Soldaten gefunden, die den Ort evakuiert haben. Von ihren Kameraden kehrt keiner zurück. Im Krankenhaus kommen Arnaud und Madeleine relativ schnell wieder auf die Beine. Madeleine geht es gut, Arnaud hat Kopfweh, Madeleine massiert seine Schläfen, bevor sie beide an das nächste Überlebenstraining denken, das sie besser planen wollen. Manu drängt Arnaud nicht, wieder in die Firma zurückzukommen, sondern läßt ihn frei, sein Angebot anzunehmen oder nicht.
So ist das Ergebnis des Films folgende Überlebensstrategie: Kooperation statt Konkurrenzdenken, Vernunft statt Selbstquälerei, Kameradschaft statt romantische Liebe.
Bitterböse Satire von Dietrich Brüggemann auf den Umgang der Deutschen mit den Neonazis (Deutschland 2015). Durch den Kakao gezogen werden
- Polizei: schaut weg und glaubt den Opfern nicht, was sie gesehen und erlitten haben; falls doch einer hinschaut, wird er versetzt zur Verkehrsüberwachung, was angesichts der Kontrolle von zu schnell fahrenden Neonazis lebensgefährlich ist; ansonsten kümmert sie sich mit Ausweis- und Alkoholkontrollen um die Unschuldigen;
- Verfassungsschutz: schieben den Neonazis als V-Männern Geld in den Rachen und werden dafür belogen; ihre Anweisungen werden nicht befolgt; interessieren sich ansonsten für technische Spielereien und als gemütvolle Ehemänner für das Wohlergehen ihrer Ehefrauen; das Video einer Schlägerei zwischen Neonazis und Antifa-Leuten schauen sie nur auf einem geschützten Computer an;
- Bundeswehr: hat Soldaten, die beim Schießen wegen des Rückschlags umfallen und als Wachhabende nicht mal bemerken, wenn Neonazis einen Panzer klauen;
- Bürgermeister (SPD): gibt die politische Richtung für den Umgang mit Neonazis vor (die Medien sollen sie totschweigen, die Polizei soll wegschauen; am besten werden Neonazis als Polizisten integriert);
- Akademiker: verlieren sich in inhaltslosem theoretischem Gesülze und Überlegungen, wie nun welcher Student von welchem Professor heißt und über was er arbeitet;
- Presse: ein einfacher Journalist ergänzt ein Graffiti eines Neonazis, um ein Sensationsbild zu haben; sein Redakteur wiegelt ab: auf einer seiner Aufnahmen seien keine Nazis zu sehen, sondern Herren in schwarzen Anzügen;
- Fernsehtalkshows: am besten kommen die radikalen Aussagen von Neonazis an; ansonsten benützen die Eingeladenen das Podium zur Selbstdarstellung und Werbung, zur politischen Erziehung Andersdenkender, zur Kritik am üblichen Sexismus und zu Schlägereien;
- Politiker: haben keine Ahnung von Tuten und Blasen; wissen nicht mal mehr, welches Land nun was macht;
- Antifa: können Neonazis nicht von deren Gegnern unterscheiden; prügeln aufeinander ein, falls sie nicht wie meistens nichts tun;
- Neonazis: sind dumm wie Bohnenstroh und leben ihre Gewaltphantasien aus bzw. spielen Führerles; bringen sich gegenseitig um, falls sie nicht gerade Sachen beschädigen bzw. Menschen oder Tiere verletzen bis töten.
Die Handlung: Sven Stanislawski, Kalle Schulze und Heiko Georgi streiten um die Führerschaft. Sven hat die Idee, einen Angriff der Polen vorzutäuschen, um Schlesien nach Deutschland heimzuholen. Er gibt sich als Agent des schwarzen antinazistischen Autors Sebastian Klein aus, der ihm alles nachplappert, seit er von Neonazis zusammengeschlagen und ihm ein Hakenkreuz in die Stirn geschnitten wurde. Dessen schwangere weiße Freundin Nina Schmidt ist eifersüchtig auf ihre schwarze Vorgängerin, eine bekannte Schauspielerin, die meint, sie könne alle Männer um ihren Finger wickeln. Bei dem vorgetäuschten Angriff auf Deutschland schalten die Neonazis einander gegenseitig aus. Nachdem Sebastian wieder normal geworden ist und Nina ihr Kind geboren hat, wünscht sie sich, daß alles immer so bleibt wie jetzt. Diesen Wunsch erfüllen ihr die beiden Überlebenden Sven und die Nazibraut Doreen Seiler, indem sie das im Park auf der Wiese liegende Paar erschlagen.
Die einzige erfolgreiche Maßnahme gegen die Neonazis stammt von Georgis Tochter, die am Klavier zwar "Der Dichter spricht" aus Schumanns "Kinderszenen" so zugrunde richtet, daß man es nicht erkennt, aber eine geniale Idee für ein Logo hat: Aus einer brennenden Schale steigt das Hakenkreuz empor. Daneben steht ein Neonazi mit erhobenem Arm (Hitlergruß). Das Ganze kann man auch so verstehen: Jemand wirft das Hakenkreuz in einen Mülleimer.
David Oelhoffen verfilmte die Erzählung "Der Gast" (1957) von Albert Camus (Frankreich 2014).
Darus Eltern sind Andalusier. Er selbst ist in Bersina in Algerien aufgewachsen. Dort halten die Franzosen die Andalusier für Araber, die Araber halten die Andalusier für Franzosen. Seine Frau hat Daru verloren. Im Jahr 1954 arbeitet der frühere Major als Lehrer in einem einsamen Schulhaus im Atlasgebirge. Unter seinen Schülern sind keine französischen Kinder. Trotzdem bringt er ihnen außer dem Lesen die Namen der französischen Flüsse bei, denn Algerien ist noch französische Kolonie. Aufständische kämpfen um die Unabhängigkeit und werden von der französischen Armee unter Verletzung des Kriegsrechts verfolgt: Es werden keine Gefangenen gemacht, auch wer sich ergibt, wird erschossen.
Mohamed hat seinen Vetter umgebracht, da er seiner Familie das Getreide stahl. Da er den Blutpreis nicht bezahlen kann, müssen die Angehörigen seines Vetters ihn töten. Wenn er flieht, töten sie seine jüngeren Brüder. Deshalb liefert er sich der Polizei aus. Seine Familie weiß nichts davon.
Ein französischer Soldat bringt ihn zu Daru. Der soll ihn weiter nach Tinguit bringen. Dort wird Mohamed voraussichtlich verurteilt und hingerichtet. Daru weigert sich, doch der französische Soldat läßt Mohamed einfach da, so daß Daru sich um ihn kümmern muß. Er nimmt ihm die Fesseln ab, gibt ihm zu essen und zu trinken, macht ihm ein Bett und kühlt seine Stirn.
Als Mohameds Verwandte seine Auslieferung verlangen, vertreibt Daru sie, indem er auf die Pferde schießt. Da Mohamed nicht fliehen will, bleibt Daru nichts anderes übrig, als ihn nach Tinguit zu bringen. Er schreibt an die Tafel, daß die Schule ausfällt, packt etwas zu essen ein, lädt sein Gewehr und seine Pistole und bricht mit Mohamed auf. Als dessen Verwandte mit frischen Pferden zurückkehren, verstecken sie sich hinter einem Felsen. Als einer von ihnen sie sieht und mit dem Gewehr bedroht, erschießt Daru ihn. Mohamed betet für ihn und begräbt ihn.
Vor dem Regen flüchten sie in ein verlassenes Dorf. Dort werden sie von Aufständischen überfallen. Mohamed bezeichnet Daru als seinen Lehrer, um ihm das Leben zu retten. So wird die Hinrichtung verschoben und die beiden müssen als Geiseln mitkommen. Beim nächsten Halt trifft Daru einen früheren Kameraden aus dem Militär, später in einer Höhle noch einen.
Als die französischen Soldaten angreifen, kann ein Teil der Aufständischen fliehen. Die übrigen werden erschossen. Daru und Mohamed kommen mit dem Leben davon. Daru tadelt den Anführer der Soldaten wegen der Verletzung des Kriegsrechts. Darauf marschieren die beiden in Darus Heimatstadt Bersina. Da Mohamed in der Nacht davor bedauert hat, daß er sterben muß, ohne mit einer Frau geschlafen zu haben, bringt Daru ihn zu einer Prostituierten. Die Bordellwirtin akzeptiert zwar seine Heimatansprüche nicht - 30 Jahre Abwesenheit bedeute Verjährung -, doch nachdem Mohamed eine Weile fort ist, taucht eine zweite Prostituierte für Daru auf und sagt, es sei für ihn bezahlt worden.
Danach marschieren die beiden weiter nach Tinguit. Vor der Stadt empfiehlt Daru, Mohamed solle den Weg in die Wüste nehmen. Dort werde er auf Nomaden treffen, die ihn aufnehmen. Er werde sagen, er habe ihn in Tinguit abgeliefert, so daß seine Verwandten glauben würden, daß er tot sei. So könnten seine Brüder weiterhin leben. Nachdem Mohamed eine Weile mit sich gehadert hat, entscheidet er sich für das Leben und wählt den Weg in die Wüste. Auslösende Momente für seine Entscheidung sind Darus Plädoyer für das Überleben, der Hinweis, daß er sich nicht dem Richtspruch von Soldaten unterwerfen dürfe, die sich selbst nicht an die Gesetze halten, und wahrscheinlich die Hoffnung auf die Gründung einer Familie. Ob er mit der Prostituierten geschlafen hat, bleibt offen.
Daru kehrt zu seinem Schulhaus zurück. Es wurde inzwischen überfallen und verwüstet. Nachdem er es in Ordnung gebracht hat, hält er seinen letzten Unterricht, diesmal über das Atlasgebirge. Warum er gehen muß. sagt er den Kindern nicht. Es ist nicht nur wegen Mohamed, sondern vor allem wegen des Bürgerkriegs: Er kann sich für keine der beiden Seiten entscheiden. Einerseits wünscht er Algerien die Unabhängigkeit, andererseits will er keine früheren Kameraden aus dem Militär töten müssen.