Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 8 .5

    Beyond Infinity of Two Minuets ist kein Standard 0815 Zeitreisefilm. Es ist eher wie ein Experiment, um aus einer einfachen Prämisse so viel wie möglich herauszuholen. Der Besitzer eines Cafés findet heraus das zwischen den Bildschirmen in seinem Café und dem in seiner Wohnung (welches nur zwei Stockwerke höher liegt) eine Zeitdifferenz von zwei Minuten existiert. Blickt er auf den Fernseher in seiner Wohnung, kann er mit seinem zukünftigen Ich reden, und vice versa mit seinem Vergangenen Ich quatschen, wenn er in den anderen Bildschirm blickt.
    Die Prämisse ist dabei so einfach wie komplex. Man schaut was passiert, versucht die Grenzen zu testen und über diese hinaus zu gehen. Dazwischen entwickelt sich in Echtzeit zwei Dramen, die dann geschickt mit den zwei Bildschirmen gelöst werden.
    Der Film wirft wie alle Zeitreise Interpretationen große Fragen über uns, die Zeit und Fatalismus auf. Informationen werden aus dem Äther herausgeholt und an die Vergangenheit gerichtet, obwohl das nicht möglich sein sollte. Man wird dem Fatalismus unterworfen, da man die Stabilität der Existenz nicht ins Wanken bringen möchte. Während des Filmes habe ich mich immer wieder gefragt welcher Blick verstörender ist: In die Zukunft oder in die Vergangenheit. Blickt man in die Zukunft, wird einem gewisse Handlungen quasi aufgezwängt, den so muss es eben passieren. Wenn man in die Vergangenheit schaut, muss man den Aufragt der Zukunft erfüllen, da man bei einem Fehltritt vielleicht sich selbst auslöscht. Mich überkam tatsächlich eine gewisse existentielle Angst beim Anschauen des Filmes, die, aber niemals überhandnimmt durch die unterhaltsamen Charaktere und clever ausgedachten Geschichte.
    Der Film nimmt sich das Konzept dieser kleinen Zeitreise und holt so viel man kann davon raus. Dabei freu ich mich das die Filmemacher auch von dem Konzept nicht abweichen. So hat der Film natürlich gewisse Redundanz, vor allem auch in den Erklärungen (ich kann mir vorstellen dass dies aus Frustration des Drehbuchautoren heraus entstanden ist, was ich persönlich witzig fände) was hier eigentlich gerade vor sich geht. Der Film hat auch einen sehr japanischen, überdrehten Humor, der mir gut gefällt aber manche vielleicht abschrecken kann.
    Wenn man auf interessante Konzeptuelle Filme steht, dann kann ich diesen Film nur wärmstens ans Herz legen. Gerade auch wenn man sich für Filme interessiert, ist die astreine und kreative Inszenierung ein wirklicher Hochgenuss.

    Hier geh ich in die Materie. Wenn ihr euch nicht spoilern lassen wollt, dann schaut diesen Film an und kommt dann zurück!
    Es ist auch die Frage wie Zeitreise in dem Film funktioniert. Nehmen wir einmal das Beispiel des Rubbelloses. In Japan schreibt man von rechts nach links und von oben nach unten. Es würde also Sinn ergeben, wenn sie das rechteste Feld als erstes aufgerubbelt hätten, was wahrscheinlich eine Niete gewesen wäre. Es hätte also auch sein können das sie beim Sprechen mit ihren Vergangenheitscounterpart rausplatzen das es eine Niete war und sie ein anderes Feld wählen sollte, ganz ohne Klarheit über die Konsequenzen. Wenn sie das nächste Feld aufgerubbelt hätten, würden sie merken das die Realität noch da ist und sie versuchen es ein weiteres Mal, mit dem linken. Und voila, wir haben ein Gewinner. Die aus der Vergangenheit wissen natürlich nichts von den anderen Zeiten, die dabei ausgelöscht wurden, und erfreuen sich einfach, was wieder die Zukunft beeinflusst. Ich denke so kann man auch das Ende erklären, bei dem der widerstand die zwei Trenchcoat Typen verschwinden lässt, sie eine neue Zukunft aufgebaut haben, wo klar ist das wir nicht dem Fatalismus unterworfen sind und quasi die gesamte Existenzbegründung der Time Cops irrelevant geworden ist.

    3
    • 4 .5

      Seit „The Devil & Father Amorth” habe ich eine große Abneigung gegen William Friedkin und Gabrielle Amorth. Aus diesem Grund wollte ich dem Film erstmal keine wirkliche Chance geben, aber Russel Crow hat mich dann doch überzeugt.
      Ich habe tatsächlich ein 2er Film erwartet und war dann doch überrascht von einem relativ soliden Horrorfilm, der sich leider am Ende etwas verstrickt. Der Einstieg mit dem Besessenen und dem Schwein war stark und hat gleich einen guten Ton gesetzt. Auch das Tribunal ist toll inszeniert und zeigt gleich die Sonderstellung die Amorth im Vatikan innehatte. Ich muss auch zugeben das Russel Crow ihn super eingefangen, (zumindest von den quirks die ich über Amorth so weiß) und auch sympathisch gespielt hat. Sein Sinn für Humor war gut und manchmal auch herrlich unpassend. Und ein Priester auf einer Vespa hat schon was (Auch wenn ich mich frag ob er wirklich die ganze Strecke von Italien nach Spanien mit seinem kleinen Gefährt genommen hat).
      Im Allgemeinen finde ich, dass das Fundament des Filmes etwas wackelig ist. Es ist nie wirklich klar wieviel Macht der Dämon hat, oder von was es abhängt. Mal schleudert er Leute durch die Gegend oder schnürt ihnen die Luft ab, mal kommt er nicht gegen ein paar Gebetsworte an. Es ist auch aus der Sicht des Zuschauers eher langweilig das die einzige Möglichkeit es zu bekämpfen, das Gebet ist. Dafür das alle eigentlich nichts weiter machen müssen als ihr kleines Gedicht aufzusagen, kommen sie immer schnell aus der Fassung. Ich fand es auch nicht immer klar dargestellt, ob das was jetzt gerade passiert, wirklich passiert oder nur eine Einbildung ist. Diese ganzen Aspekte akkumulieren sich dann auch gegen Ende, sodass dieses in sich zusammenfällt. Mal wirft der Dämon Kreuze durch die Gegend, kann sich frei an diesem heiligen Ort entfalten, und dann wird durch etwas Silber am Kopf er seine gesamte Macht beraubt. Auch das Cinematic Universe das sie gegen Ende anteasern ergibt nicht viel Sinn. Ist der Teufel jetzt übermächtig oder nicht? Ist Gott übermächtig oder nicht? Das sind Konzepte und Fragen, die sich weder der Film noch der Drehbuchautor richtiggestellt haben. Auch die Kirche als Institution gegen das Böse aufzustellen, ist schon fast lächerlich und zielt wirklich weit an dem Vorbei, was sie eigentlich ist. Vor allem wenn man vorchristliche Religionen wie das Judentum, etc betrachtet. Da hätte ich mir auch mehr Klarheit gewünscht.
      Etwas das ich auch nicht einfach übersehen kann, ist die ungeschickte Zweigleisigkeit, die der Film fährt. Es hätte dem Film gutgetan, sich nur auf Amorth zu fokussieren, statt noch halb arschig die Geschichte der Familie mit dem besessenen Jungen zu erzählen. Die Szenen helfen dem Film nicht wirklich und lässt die Narrative dann in einem unzufriedenen Zwiespalt offen. Es ist auch so, dass Besessenheit als Konzept sehr gruselig ist, aber selten wirklich gut eingesetzt wird. Auch hier sieht man das Kind vielleicht kollektiv zwei Minuten lang „normal“, bevor der Dämon von ihm Besitz ergreift. Ich versteh schon das die Familienszenen die Emotionale Bindung stärken soll, aber dadurch, dass es so halbherzig abgewickelt wird, funktioniert es einfach nicht. Es hilft auch nicht, dass die Familie allesamt von eher mittelprächtigen Schauspielern verkörpert wird. Die Tochter ist zu Edgy ohne jegliche Kanten, die Mutter ist zu Bland und der Junge ist furchtbar in dem, was er tut: Er soll gruselig wirken, es soll verstören, aber sein Spiel hat das ganze eher ins lächerliche gezogen.
      Aber der Film macht auch vieles gut. Russel Crow ist fantastisch in seiner Rolle. Das Set-designe ist überragend, genauso auch das Design von Objekten wie der Koffer von Amorth mit all seinem Spielzeug. Ich mag auch sehr, dass der Film multilingual ist und das sich dies immer weiter als Standard durchsetzt. Das sie dann plötzlich auf Englisch reden, ist zu verzeihen. Die Kamera, das Sounddesign und der Schnitt sind dabei auch ordentlich. Es gibt tatsächlich auch einige Szenen die ich sogar als herausragend bezeichnen würde (ich sage nur Vogelfuttern überkopf).
      Eine Sache noch zum Schluss, die der Film einfach so darstellt aber nie weiterverarbeitet. Als Amorth von dem Dämon besessen wird, bekommen das vor allem der Pabst und Bischof Sullivan zu spüren. Beim Pabst gibt es noch Sinn, aber will der Film mir sagen, dass der Dämon Amorth noch einen gefallen getan hat, indem er einen Konkurrenten aus dem Weg geräumt hat. Selbst wenn das der Dämon zum eigenzweck gemacht hat, ist es doch die Schuld von Amorth, auf die nie wirklich eingegangen wird, außerhalb eines Schultern Zuckens. Gabrielle Amorth kommt im Allgemeinen dabei viel besser weg als er es meiner Meinung nach verdient hätte. Zwar hat er später gesagt, dass die meisten Fälle von Besessenheit eine natürliche Ursache hat, aber, und ich zitiere hier mal Wikipedia: Die 1999 geänderten Richtlinien für einen Exorzismus, bei der der Vatikan empfahl, eine mögliche Besessenheit nicht nur genau zu überprüfen, sondern sich unter Umständen auch mit Medizinern und Psychiatern abzustimmen, kritisierte er: Das sei so, als wolle man „den Teufel mit einer ungeladenen Waffe bekämpfen“. Er hielt auch alles, was nicht Ultra konservativ christlich ist, als Teufelszeug. Egal ob es Yoga, Harry Potter oder sonst was ist. Der Film versucht auf eine ähnliche Art und Weise revisionistische Geschichte zu betreiben, in dem die Inquisition vom Teufel ausging, und rein gar nichts mit dem gütigen Gott und der ach so tollen Kirche zu tun hat. Ich kann solche Aspekte einfach nicht ignorieren.

      2
      • 8

        Die Austin Powers Serie ist schon etwas Besonderes, welche tief in den Geist der Popkultur festgesetzt hat. Ich denke, dass die meisten mehr mit Dr. Evil anfangen können, als mit der Vorlage des schon etwas müffelnden Blomfeld. So hat sich Powers aus der Parodie zu etwas ganz Eigenem entwickelt. Ob das heute aber noch lustig ist…
        Mit einem Auge auf der 8 rechts oben merkt man, der Film hat sich gehalten. Er war sogar noch etwas besser als ich gedacht habe. Die Prämisse ist bekannt: Ein exzentrischer und geliebter Agent der 60er, friert sich ein, um die Machenschaften des Bösewichtes Dr. Evil in Zukunft zu durchkreuzen. Eine gezielte Parodie auf den Agenten 007, bei dem das veraltete Mindset von vor 30 Jahren in die Neuzeit geholt wird. Dabei müssen Agent und Gegenspieler sich erst mal wieder klar machen, was sich eigentlich verändert hat. Mit einer Million kann man sich gar nichts mehr kaufen, also müssen da noch ein paar Nullen dran. Das Konzept der freien Liebe hat sich weiterentwickelt, ist aber bei weitem nicht mehr so die Norm wie in der Austin Powers Welt der 60er. Mit diesem Fish out of Water Trope holt der Film schon einiges hinaus. Es parodiert dabei aber auch fantastisch den klassischen Agentenfilmen. Der Bösewicht möchte nur Geld und Zerstörung; ihre Basis hätte auch aus „Man Lebt nur Zweimal“ sein können, mit Schergen die direkt aus einem Comicbuch entsprungen zu sein. Aber gerade dieses Spiel mit dem Bekannten, macht meiner Meinung den Charm des Filmes aus. Wie die traurigen Szenen, in denen Familie und Freunden mitgeteilt wird, das ein Scherge des Dr. Evil im Dienst umgekommen ist. Oder das beleuchten von intimen Beziehungen als eindimensionaler Charakter.
        Was man bei dem Film auf jeden Fall haben muss, ist ein Faible (oder zumindest eine dicke Haut) für Klamauk. Den auch wenn manche Witze toll aufgebaut und inszeniert sind, gibt es doch oftmals Strecken, wo Mike Myers eigentlich nicht viel mehr macht, als lustige Grimassen zu ziehen. Mich hat es persönlich nicht so sehr gestört, da es doch in die überzogene Welt gepasst hat. Apropos Mike Myers, als Kind habe ich nicht gerafft das Dr. Evil und Austin Powers von ein und demselben Schauspieler gespielt wird. Er hat ein Talent die Rollen auf so eine interessante und unterschiedliche Art zu spielen. Aber auch abseits dieser zwei, strotz der Film nur so vor interessante und spaßige Charaktere. Exposition, Scott, Farbissina bis sogar zu Allota Fagina und Random Task, strotz der Film von Komödiantischen Potential, das wirklich gut genutzt wird.
        Aber es gibt eine Sache, die leider nicht so gut gealtert ist, und zwar gewisse Popkulturanspielungen. Hier merkt man, dass der Film doch schon ein viertel Jahrhundert auf dem Buckel hat. Ich frage mich gerade, wie viele der Anspielungen über die Köpfe eher jüngerer Zuschauer geht. Aber das ist ein kleiner Wermutstropfen, einer sonst sehr spaßigen Klamauk.

        3
        • 7 .5

          Pelikanblut war dann doch etwas anders als erwartet. Durch die Einstufung in Horrorfilmen und dem Bild des kreischenden Kindes mit einem Blumenkranz, wurden sofort Assoziationen Richtung Midsommar geweckt. Wer das hier erwartet sei aber gewarnt. Der Film ist vielmehr ein Drama, das es in sich hat.
          Wiebke lebt und arbeitet auf einem Pferdehof. Dort hilft sie der örtlichen Polizei bei der Ausbildung von Pferden. Abseits der Arbeit hat sie aber auch ein Adoptivkind, Nikki, die alsbald eine Schwester bekommen soll. Doch dann läuft alles etwas aus dem Ruder, den mit der kleinen Raya stimmt etwas nicht. Statt hier mit Monstern und Geistern aufzutreten, zeigt uns Katrin Gebbe etwas viel verstörenderes: Das Leben mit einem verhaltensauffälligen Kind. Denkt Wiebke erst, das Raya nur ihre Grenzen austesten möchte, nimmt ihr Verhalten immer krassere Züge an. Und auch wenn die frische Mutter alles versucht, wirken ihre Mühen doch vergebens. Dabei kann man sie so gut verstehen. Sie möchte das Kind nicht wieder in das zermürbende System zurückwerfen. Sie hat die optimistische Herangehensweise, dass sie mit genügend Zuneigung und Liebe alles lösen kann. Dies führt irgendwann zu einer Versunkenen Kosten Falle, bei dem Wiebke sich lieber immer tiefer gräbt, statt Einsicht zu zeigen. Im Verlauf wird es immer perfider und fast schon krankhaft. Hier spürt man ihre fast unermessliche Verzweiflung, wo sie lieber alles ausprobiert, anstatt sich einzugestehen, dass es vielleicht nicht geht. Ein Kampf gegen Windmühlen. Als jemand der leider die Erfahrung einer toxischen Beziehung machen musste, kann ich das Gefühl so gut nachvollziehen. Wenn alle um dich herumschreien: „lass es sein“ und du in deinem inneren weißt das es auch so besser wäre, aber man nicht aufgeben kann, auch wenn es einen kaputt macht.
          Der Film geht einem sehr nahe und hat auch bei mir und meiner Frau, lang nach dem Abspann noch zu interessanten Gesprächen geführt. Die Gnadenlosigkeit, mit der die Szenen und die grausige Realität dargestellt wird, ist schmerzhaft und zehrend. Manchmal so sehr, dass man sich fragt, warum man sich das eigentlich gerade antut. Dabei sind die Charaktere durch die Bank interessant gestalten und wirken allesamt authentisch und ehrlich in ihr Wünschen und Taten. Das Titelgebende Thema des Pelikanbluts wird auch toll bearbeitet. Zu Beginn hört man von einer Legende, das eine Mutter sich selbst verstümmelt, um ihren toten Kindern wieder Leben einzuhauchen, und sie am Ende es sogar schafft. So geht auch Wiebke bis an die äußerten Grenzen, ohne dass dabei wirklich klar wird, ob es von Erfolg gekrönt ist. Diese Frage lässt Gebbe absichtlich offen, mit einem hoffnungsvollen Blick auf die kleine Familie, die nach all dem mit nichts dasteht.
          Etwas das tatsächlich auch interessant war, war das Pferdetraining. Ich weiß das Pferde oft bei Demos eingesetzt werden, aber ich hatte keine Ahnung wie sie dafür trainiert werden. Dabei ist Top-Gun auch ein sehr klarer aber geschickt eingesetzter Symbolfigur für das Raya und Wiebke. Im Allgemeinen ist der Symbolismus sehr offensichtlich, was aber nicht stört, durch die geerdete Erzählweise.

          5
          • 5 .5

            Ich liebe Found Footage (FF) Filme. Wenn sie gut gemacht sind, können sie unfassbar nahbar und intensiv sein. Wenn sie aber schlecht gemacht sind (was meistens der Fall ist), verkümmert die interessante Narrative zu einem grottigen Gimmick. Devils Due hat sehr gut angefangen, dann aber immer weiter abgebaut. Die Szenen der Hochzeit bekommt man gleich einen kleinen Eindruck in das Leben der beiden Protagonisten gegeben. Als sie dann fern ab der Heimat ihre Kamera zücken, um die letzte Nacht ihrer Flitterwochen aufzuzeichnen bin ich sofort hellhörig geworden. Die viel zu lange Fahrt in dem Taxi und das Betreten eines Hauses in Nirgendwo war schon echt interessant zu sehen, vor allem weil beide Charaktere sich bei weitem nicht sicher waren, was hier vor sich geht. Die Spannung wird gelöst als die heißen Rhythmen starten. Rein zufällig bekommt man als Zuschauer dann ein sonderbares Ritual mit, wogegen die zwei am nächsten Morgen mit einem Hangover aufwachen. Die Leise Hoffnung das alles in der Dominikanischen Republik spielen wird, bewahrheitet sich dann leider nicht mehr. Und ab hier fällt die Konzeptuelle Stärke des FF etwas flach. Es muss schon einen innerdiegetischen Grund geben warum gefilmt wird, warum was gefilmt wird und wann gestoppt wird. Das hat z.B. Blair Witch Project fantastisch hinbekommen, was aber von den meisten FF-Filmen etwas stiefmütterlich behandelt wird. Spätestens nachdem Kameras vom Fremden im Haus installiert werden, zerfällt das Konzept der übrig gebliebenen Aufzeichnung. Vor allem wenn etwas Schreckliches passiert und man dann die Bilder einer anderen Kamera sehen. Ich verstehe das man das hier als vielleicht etwas zu penibel lesen könnte, aber für mich ist so etwas sehr wichtig. In der Hinsicht der Glaubwürdigkeit zerfleddert sich Devils Due dadurch immer weiter.
            Aber das ist ja nur ein Aspekt. Es gibt auch noch die Geschichte und Inszenierung abseits des FF. Und hier steigt der Film eine stärke. Die Teufelsbrut in ihrem Bauch ist toll dargestellt, vor allem in Momenten wo nur wir als Zuschauer hinsehen. Auch das Ringen der Mutter zwischen ihrem Kind, ihrer eigenen Gesundheit und dem abscheulich befremdlichen ist ganz interessant. Der Film hat auch gruselige Szenen, vor allem gegen Ende. Aber so richtig will der Film dann doch nicht zünden. Die zwei Protagonisten sind leider sehr dröge. Der vermeintliche Vater ist meistens hinter der Kamera, und dabei immer etwas passiv. Aber auch wenn er vor die Linse kommt, ist es nicht so interessant. Er findet einige Sachen heraus, auch über das sonderbare Ritual, aber es geht nie wirklich darüber hinaus. Hier hätte ich mir ein Charakter gewünscht der vielleicht voller Liebe und Zuversicht auf den nachwuchs wartet, und dann langsam damit klar kommen muss, was dort in seiner Frau heranwächst. Oder auch in die Orthogonale, als jemand der das Kind nicht möchte, aber seiner Frau zulieb alles tut und dann langsam in einen Twist gegen Ende kommt. Ich persönlich hätte es auch mehr gemocht, wenn er nie etwas über den Kult herausgefunden hätte und man diese quasi nur als Zuschauer immer mal wieder wahrnimmt. Hier verschenkt der Film viel Potential, was schade ist. So geht Devils Due leider etwas unter, sodass ich mich in ein paar Tagen nicht mehr an den Film erinnern werde. Als Horrorfan kann man sich den Streifen schon mal reinziehen, aber wenn man eine Aversion gegen diese Art von Film hat, verschwendet man leider nur seine Zeit.

            2
            • 7 .5

              Ich muss zugeben, dass ich den Film lange Zeit ignoriert habe, weil es der Titel so unfassbar generisch ist. Aber hinter ‚No One Gets Out Alive‘ steckt ein wirklich gruseliger Film, mit großartigem Kreaturen Design (von Keith Thompson, auch bekannt für Hellraiser (2022) und The Ritual) und einem herzzerreißenden Drama.
              Man folgt der jungen Immigrantin Ambar, die ihr Leben und ihre Zukunft ihrer Mutter zuliebe beiseitegestellt hat. Am Anfang des Filmes kommt sie in Cleveland an: mit wenig Geld in der Tasche und einem mies bezahlten Job und der ständigen Angst im Nacken, ertappt zu werden. Diese berechtigte Paranoia und Verzweiflung werden großartig und nahbar dargestellt. Sie gehört damit zu den schwächsten der schwachen, und das lässt die Welt sie spüren. Ob es ihr zweifelhafter Arbeitsgeber ist, bei dem auch in einer anderen Szene ganz nebenbei erzählt wird, das wenn ICE in den Sweatshop kommen sollte, alle Ärger bekommen würden, außer er. Doch es gibt einen Funken Hoffnung, ein Verwandter lebt seit längeren in den USA und hat es allen Anschein nach geschafft den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Doch die Sache hat einen Haken, er braucht einen Ausweis von ihr, und noch spezifischer aus Texas. Sowas ist an sich schon nicht billig, vor allem wenn die Orte über 2000km voneinander getrennt sind. Alleine diese Aspekte sind schon super interessant und greifbar dargestellt. Aber das ist nicht alles. Da sie keine Identifikation hat muss sie von einer miesen absteige zur nächsten reisen. Durch eine abgehalfterte Anzeige an einem schwarzen Brett findet sie ein wunderschönes altes Haus, inmitten von Ruinen. Aber die Miete ist günstig und es wird keine ID gebraucht. Doch etwas scheint nicht zu stimmen, weinende Stimmen, sonderbare Gestalten und Visionen von einer Steinernen Box. Es scheint, als ob ein Fluch auf dem Haus liegt, das gierig nach den Bewohnern greift und die Grenze zwischen Traum und Realität langsam verschwinden lässt. Ambar flüchtet von dem Haus, und wird dann noch ein letztes Mal hineingezogen, nur um ihre Kaution wieder zu bekommen. Hier zieht sich die Schlinge zu. Es hat ein Grund, warum die Miete so gering ist, und warum nur Frauen die keine andere Zuflucht haben, hier einen fragwürdigen Platz bekommen. Schon durch den Film hinweg bekommt man mit das Red und sein Bruder aus einer Forscherfamilie stammt, die sich mit Südamerikanischen Artefakten beschäftigt. Das Weinen und Schluchzen stammt von ehemaligen Bewohnerinnen, welche im Keller der Gottheit Ītzpāpālōtl geopfert wurden. Eine ihrer Manifestationen ist in Form einer Motte, die man immer wieder im Film sieht. Im Keller wird man auf einer Steinliege seinen sehnlichsten Wunsch oder stärkste Reue bewusst, um dann dem bizarren Wesen zum Opfer zu fallen. Hier wird ein weiterer starker Aspekt des Filmes zu seiner Vollendung geführt: Die reue ihr Leben auf halt zu setzten, für ihre Kranke Mutter, bzw. diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Sie befreit sich und ringt die Brüder nieder, und opfert den älteren. Gerade als sie das Haus und alles hinter sich lassen möchte, wirkt der berauschende Segen von Ītzpāpālōtl.
              No One Gets Out Alive gehört zu den modernen Horrorfilmen die sich nicht nur auf Schock und Grusel verlassen, sondern dazu noch eine starke Geschichte erzählen. Die Leiden von Ambar sind spürbar und die gelungene Flucht vor Ītzpāpālōtl und auch ihrer Mutter, ist äußerst Khartasisch. Die Wirkung der Aztekischen Gottheit ist auch toll dargestellt, wie ein Virus, der sich im Hirn festsetzt und einem Stück für Stück zur Verzweiflung treibt. Das Design des Monsters an sich ist absolut fantastisch! Ītzpāpālōtl hat es geschafft zu einen meiner Lieblings Filmmonster zu werden. Bei jedem weiteren Blick auf das bizarre Wesen, wird es nicht mehr entzaubert, sondern wird nun faszinierender und verstörender. Dazu die verständlich süchtig machende Macht, bei der man verstehen kann, dass sich ganze Kulturen darum gebildet haben. Zu dem Thematischen und Lore mäßigen stärke, ist der Film tatsächlich auch sehr effektiv, was den Horror angeht. Horrorfilme spielen ja gerne mal zwischen Traum und Realität, aber ich habe das Gefühl, das dieser Film es besser und viszeraler schafft, als viele andere. Und ich glaube das liegt an dem ausgezeichneten Drama drum herum. Man spürt wie anstrengend ihr Leben ist, wie sie von einer Existenzangst zur nächsten wandelt. Und diese Spannung zieht sich durch den Film hinweg, und macht den Horror, meiner Meinung nach, so viel Effektiver. Vor allem weil alle Opfer ein ähnliches Schicksal mit sich herumtragen und nur schreckensstumm zuschauen können.

              2
              • 6 .5

                Der Unbekannte Anrufer ist ein netter Slasher Film, der nicht versucht das Rad neu zu erfinden.
                Der Film beginnt mit einem scheinbar sehr gewaltsamen Verbrechen, das großartig durch die Reaktion der Polizisten und das langsame Heraustragen von verschieden förmigen Leichensäcken dargestellt wird. So wird der Zuschauer gleich darauf eingespielt, was noch so auf einen zukommt. Die junge Jill Johnson hat die Telefonrechnung in die Höhe schießen lassen (für viele jüngere wahrscheinlich kaum vorstellbar, aber eine Telefonflat war damals noch etwas wirklich neues und Bahnbrechendes) und muss deshalb zur Strafe Babysitten. In einem gigantischen Haus, mit zwei Kindern, einer Haushälterin und einem potenziellen Gast im Gästehaus, versucht Jill die Zeit totzuschlagen. Beziehungsprobleme sind schon sehr anstrengend, vor allem wenn plötzlich eine Verräterin auf der Matte steht und man hitzig diskutiert. Dazwischen klingelt immer mal wieder das Telefon mit einem unbekannten Mann der sie immer weiter verrückt machen möchte. Als sich herausstellt das dieser Typ viel näher ist, als einem lieb ist, beginnt das brutale Katz- und Mausspiel.
                Die Inszenierung ist gut. Das Haus und der umliegende Garten wird fantastisch eingesetzt und in Szene gesetzt. Man fühlt mit Jill mit, und da der Unbekannte Anrufer das nicht zum ersten mal macht, stellt er sich alles andere als Dumm an.
                Obwohl der Film gut inszeniert ist, hat er leider auch einige schwächen. Als Zuschauer weiß man durch den Prolog, was unsere Protagonistin erwarten wird. Aber der Kniff ist, sie weiß es nicht. So wird schon früh im Haus versucht gruselige Stimmung aufzubauen, welche Jill in diesen Ausmaß eigentlich nicht befürchten sollte. Hätte man den Unbekannten vielleicht außerhalb etwas aufgebauscht (durch Gerüchte an der Schule oder ähnliches), hätte das gut funktionieren können. So hat es sich aber etwas befremdlich angefühlt. Es hat dann auch nicht geholfen das man gerade im zweiten Drittel von einem Fakeout zum nächsten gehangelt wird. Ich hab auch das Gefühl, das die Filmemacher vielleicht aus Produktionsgründen, nicht die ganze Geschichte erzählen konnten. Es ist sonderbar das sie kein einziges mal nach den Kindern schaut, erst als es fast zu spät ist. Auch das Verhalten der Eltern wirkt im ersten Moment sehr sonderbar, da man durch die Machart alles erst einmal in Frage stellt. So hatte ich zumindest das Gefühl, das sich vieles im Sand verläuft. Was mir aber gut gefallen hat, ist der Anrufer an sich. Man erfährt nie eine wirkliche Motivation, oder warum er sich gerade dieses Haus rausgesucht hat. Auch das Gesicht bleibt bis Fragmente und einem Shot am Ende verhüllt. Das gibt ihm eine gewisse Qualität und verstörende Authentizität, egal wie abgefahren die Situation ist. So liebe ich auch das Ende! Habe ich mich vorhin noch über Fakeouts aufgeregt, fand ich ihr erstes erwachen im Krankenhaus eine sehr schöne und verstörende Darstellung von PTBS. Den obwohl Jill und die Kinder es rausgeschafft haben, und man davon ausgehen kann das der Verbrecher nie wieder auf freien Fuß gesetzt wird, hat er etwas in ihr zerstört oder verzerrt, wovon sie sich wahrscheinlich nie wieder erholen werden kann. Das ist auch etwas, das man schon öfters gesehen hat und zum Trope, gerade in Horrorfilmen geworden ist, aber die Art und Weise wie es hier gemacht wurde, fand ich irgendwie besonders elegant.

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                • 5 .5

                  Der Film ist nicht wirklich gut. Aber irgendwie hat er auch etwas Charmantes an sich. Eigentlich wollte ich an diesem Tag früh ins Bett gehen, aber als plötzlich ein Gullideckel nach dem anderen, komplett ohne Kontext, in die Luft fliegen, war ich sofort Feuer und Flamme.
                  Explosionsgefahr: Eine Stadt am Abgrund besticht vor allem durch ihre Cartoonischen Charaktere. Egal ob es der Feuerwehrhauptmann ist, die Bürgermeisterin, der Skrupellose Geschäftsmann bis hin zum Kanalarbeiter der besser auf das Rauchen verzichten sollte. Natürlich ist unser Protagonist da keine Ausnahme. Eine ehemaliger NASA Mitarbeiter, der sich nun als Stadt Ingenieur beweisen möchte. Man folgt ihm Schritt für Schritt eine schreckliche Verschwörung aufzudecken, während ein Gasleck direkt in seinem Haus das Leben seiner Familie gefährdet. Dort ist der Sohn, der heute mal Blau macht, seine Freundin und Mutter, die allesamt viel zu schnell einschlafen und selbst die großangelegte Evakuation verschlafen.
                  Wie es so oft in solchen Katastrophenfilmen ist, ist natürlich der Mensch für dieses Desaster verantwortlich. Ein Kapitalist möchte so schnell wie möglich und mit allen Mitteln weiter nach wertvollen Rohstoffen stellen, egal was es kostet. Das Ganze geht dann so weit das der Feuerwehrhauptmann dazu bereit ist, eine ganze Nachbarschaft (immerhin evakuiert) in die Luft zu sprengen. Doch unser Held schafft es noch, eine größere Katastrophe zu verhindern. Sowas muss natürlich gebührend gefeiert werden: HUMMER FÜR ALLE!
                  Ja, der Film ist trashig, man merkt auch das niedrige Budget an. Aber irgendwie ist das gesamte Packet doch ganz sympathisch, vor allem mit der deutschen Synchro, die den Trash Faktor noch etwas boosted.

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                  • 7

                    Loriot ist ein besonderer Komödiant, der tatsächlich sehr geschickt in das „Deutschsein“ hineingreift und sich darüber lustig macht. Und obwohl der Film so alt ist wie ich, und sich einiges getan hat, trifft er doch immer noch in schwarze, beim deutschen Spießbürgertum. Eine Romcom made in BRD!
                    Paul ist ein 0815-Deutscher. Von seinem Vater hat er ein kleines Möbelgeschäft geerbt. Wenn er nicht dort nicht verzweifelt nach Listen und Preisen sucht, engagiert er sich auch in einem Verein, dessen Zielsetzung nie so ganz klar wird. Paul ist dabei ein Halbweise, der fest an dem Zipfel seiner Mutter hängt. Doch während des Filmes lernt er die Diplompsychologin Margarethe kennen und beginnt einen Emanzipationsversuch.
                    Die Geschichte könnte man als Schwachpunkt des Filmes ankreiden. Der Film hat zwar eine gewisse Ausgangsituation, plätschert dann aber eher gemächlich vor sich hin. Man hat am Anfang kein volles Bild der zwei und am Ende hat es immer noch eine Unbestimmbarkeit an sich. Eher wie ein Bewusstsein Strom legt, sich eine Szene an die andere, mit immer klarer werdenden Eindrücke der Charaktere. Da merkt man doch, das Loriot nicht wirklich der Typ für ein großes zusammenhängendes Werk ist. Selbst Mama and the Porters fühlt sich teilweise mehr wie viele Sketche hintereinander gelegt an, anstatt einem waschechten Spielfilm. Aber ich find das gar nicht schlimm, es fehlt zwar ein gewisses Zusammenhangs Gefühl, aber die Sketche an sich sind super und fügen sich eher im Kopf des Zuschauers als direkt auf der Leinwand zu einem Gesamtbild zusammen.
                    Paul und Margarethe sind dabei recht interessante Charaktere, mit ähnlichen Konflikten und Huntergründen. Beide stehen in ihrem Alter und Singledasein als etwas Sonderliches da. Die Mutter von Paul strahlt eine gewisse Zufriedenheit aus, Paul so unter Kontrolle zu haben. Erst als Paul ein Gefallen an Margarethe findet, setzt die Eifersucht ein, die dann auch kindische Auswüchse trägt. Aber auch die Mutter von Margarethe hat es in sich. Da hat die Tochter so viel erreicht, nur um dann immer wieder „nur“ das Diplom ins Gesicht geworfen zu bekommen, da man an der ganzen Psychologie eh nicht traut. Ihr Vater dagegen, erinnert schon sehr stark an Paul, mit derselben Zerstreutheit. Zwar gab es den Begriff der Aufmerksamkeit Defizit Syndrom schon damals, war aber bei weitem nicht so verbreitet und vor allem selten retroaktiv angewendet. Aber ich habe das Gefühl das Paul ADS hat, mit seinem ständig fehlenden Fokus, es sei denn es ist ein Thema das ihn interessiert, wo er aus dem schwärmen nicht mehr rauskommt. Das erste Treffen zwischen Paul und der Familie von Margarethe fühlt sich unangenehm an, bis sie sich alle nochmal bei Pauls Mutti treffen und das bei weitem übertroffen wird.
                    Natürlich gibt es in dem Film auch Konflikte, aber statt diese melodramatisch zu inszenieren, wird alles mit einer typisch deutschen arkwardness überspielt.
                    Die zwei Protagonisten sind dabei toll geschrieben und gespielt. Paul liebt seine Arbeit, bekommt diese aber kaum auf die Reihe. Wenn er sein Auge ein weiteres mal auf Margarethe trifft, versucht er ihr immer näher zu kommen. Dabei ist ein Flirtversuch schlimmer als der letzte. Was er dabei aber immer ist, ist herzlich. Aber doch will es nie so wirklich unter die Haut gehen… deutsche Verklemmtheit. Margarethe dagegen ist offener, mit beiden Beinen fest im Leben. Die Flirtversuche werden erst höfflich abgeblockt, bis sie dann doch irgendwie Wirkung zeigen. Außerhalb von Arbeit und Familie, versucht sie irgendwie ein längst vergangener Traum als singendes Plastikteil zu fangen. Beide Charaktere haben viele Marotten, aber das macht sie interessant. Auch die etwas antiklimaktische Beziehung der beiden hat etwas für sich, auch wenn es sehr atypisch für eine Romcom ist. Aber das macht es irgendwie interessant, eine suche gegen die Einsamkeit, welche eine von starren Gebilden befreien soll.
                    Etwas das mir auch gut an dem Film gefallen hat, ist der Blick in eine wirklich andere Deutsche Gesellschaft. Die Stadt besteht aus kleinen Läden, von dem man gut leben kann. Statt sich mit Google Translate rumzuschlagen, stellt man einfach einen Assistenten im Ausland ein. Und obwohl unsere Gesellschaft und das Leben sich so sehr verändert hat, trifft Loriots Humor immer noch ins Schwarze. Er schafft es einfach den Geist des Deutschen, welcher in einem grauen Anzug gesteckt, nach abgestanden Zigarettenrauch riecht, eine Form zu geben und ins Schwarze zu treffen.

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                    • 7 .5

                      Captain Phillips ist ein sehr gutes Drama / Thriller, der das, was er machen möchte, mit Bravour leistet. Die Geschichte basiert auf einer wahren, als 2009 ein Frachtschiff von vier Piraten gekapert wurde und diese sich mit 30.000$ und dem titelgebenden Captain aus dem Staub machen wollten. Man fragt sich schon früh, warum ein Schiff dieser Größe und mit solch einer Crew nicht besser gegen Piraten gewappnet sind. Klar könnten sie nichts machen, wenn hunderte oder gar dutzende Piraten versuchen, würden sie zu kapern, aber die vier Piraten hätte man mit ein, zwei bewaffneten und ausgebildeten Wachen aufhalten können. So fühlt sich Captain Phillips teilweise wie eine Art Kapitalismus Kritik an. Nicht nur war die Firma sich zu fein ein paar weitere Leute einzustellen, nein, sie jagen auch das Schiff wissentlich durch ein gefährliches Gebiet, das nur so von Piraten wimmelt, da durch Überfischung und andere ausbeuterischen Dinge, das arme Volk dazu getrieben wird. Das hat der Film auch großartig dargestellt, mit den verschiedenen Piraten, und vor allem dem jüngsten Mitglied. Ich finde sie hätten gerne noch etwas mehr auf diese Themen eingehen können, aber wahrscheinlich hätte es zu sehr von dem starken Kern abgelenkt. Captain Phillips ist kein Action Held und der Film ist auch kein Action Film. Die Gefahr von vier bewaffneten Männern fühlt sich real an, und wenn sie mit der Taschenlampe in dem Maschinenraum leuchten, bangt man mit der Mannschaft. Die Unberechenbarkeit zieht sich durch den ganzen Film und lässt mit allen Beteiligten empathisch mitfühlen. So werden Kleinigkeiten wie ein bisschen zerbrochenes Glas tatsächlich zu Aspekten, die das ganzen Blatt wenden lassen. Und genau diese nähe, macht den Film so interessant. Wenn sie auf dem kleinen Rettungsboot Richtung Somalia schippern, spürt man den Frust und die Angst aller Charaktere. Als dann erst ein Schiff der Navy auftaucht, und dann noch zwei weitere, wird die Atmosphäre zum Bersten gespannt. Vor allem gegen Ende merkt man wie bei allen (ausser den Seehunden mit den Scharfschussgewehren) die nerven blank liegen. Am Ende gibt es keine wirklichen Gewinner, nur zerschmetterte Schädel und Psychen.
                      Handwerklich ist der Film gut. Auch die Schauspieler machen es fantastisch, allen voran die Somali Piraten. Ich fand tatsächlich das Spiel von Tom Hanks nur okay, bis am er am Ende zusammenbricht und es mir kalt den rücken runterlief.

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                      • 8

                        Kill Boksoon ist ein fantastischer Action Film, der Thematisch auch viel zu bieten hat. Teilweise vielleicht sogar etwas zu viel, das man beim ersten Mal Anschauen vielleicht teilweise etwas untergeht. Zumindest ging es mir so, weswegen ich den Film jetzt erstmal vorsichtig eine 8 gegeben habe, mit Raum nach oben.
                        Ähnlich wie in John Wick, findet man sich in Kill Boksoon in einer Welt voller Assassine und stylischer Gewalt wieder. Der Film beginnt mit einem Yakuza der auf einer Brücke aufwacht und von einer Killerin zu einem Kampf herausgefordert wird. Dazwischen sieht man sie wie sie mit ihrer Tochter über fairheit in der Welt diskutiert. Axt gegen Wakizashi bekommt man einen stylischen Kampf zu sehen, bei dem die Gegner in etwas ebenbürtig scheinen, bis in einer Slowmo Ansicht die Killerin ihren Kopf verliert. Nach kurzer Umdisponierung macht man es sich eben etwas einfacher: Hauptsache der Job ist erledigt. Und hier wird einem schon alles vorgestellt was diesen Film ausmacht! Stylische Action, die oftmals zwischen Traum und Realität wandelt und einer Protagonistin, die sich weiterentwickeln möchte, für eine Welt, die ihre Tochter gerne habe möchte.
                        Schnell wird man in die Welt und Struktur der Firmen eingeführt, mit drei einfachen Regeln, welche das gesamte Feld klarer gemacht hat. Mit einer Firma an der Spitze: MG, bei der unsere Protagonistin Boksoon ganz oben mitspielt. Man lernt andere Mitarbeiter von anderen Firmen kennen, die größere Probleme mit der Struktur haben. Hier wird schon ein interessanter Aspekt aufgeworfen, der im Verlauf des Filmes weiter erörtert wird: Die starre Struktur, welche die Reichen bevorzugt und so den Rest im Staub verenden lässt. Klar hat MG die stärksten der Assassine, aber das liegt auch daran das sie das meiste Geld haben. Ich bin zwar gar kein Fußballfan und kann nicht sagen ob es noch so ist, aber es erinnert mich an Bayern München, die eben das meiste Geld haben um sich die beste Spieler zu kaufen und somit sich die Siege und Podeste quasi erkaufen. Gerade ein Mitarbeiter, der seit langem versucht in die A-Klasse aufzusteigen, stört sich an dem Status Quo und macht auch kein Hehl daraus. Das Boksoon das natürlich nicht so sieht, geblendet von ihrem Thron, ist dann schon fast klar. Erst als bei einem Auftrag selbst ihre eher vage Moral sich meldet, gerät alles aus dem Ruder. Dabei verwebt sich die Geschichte immer mit dem, was gerade passiert, Szenen aus der Vergangenheit und dem Leiden der Tochter. Geschickt werden Aspekte von zwischen Menschlichkeit auf das Handwerk von Boksoon übertragen und durch Entscheidungen in der Vergangenheit wie auch jetzt, gefestigt. Und gerade in diesen Aspekten muss ich den Film nochmal anschauen, am besten mit ein paar Notizen. Also erwartet das diese Kritik in der Zukunft noch etwas länger wird.
                        Handwerklich ist der Film klasse! Die Musik, Sets, Choreographie, Kamera und Schauspieler sind allesamt klasse und lassen die Welt in allen Farben und Formen strahlen. Die Kampfsequenzen kommen nicht ganz an die oberste Weltklasse dran, bestechen aber durch lange Einstellungen und passenden Schnitten. Die Charaktere sind alle auch durch die Bank gut gestaltet und fühlen sich vollwertig an. Man merkt das sich hier jemand wirklich mühe gegeben hat. Vor allem beim Jonglieren von so vielen kleineren Aspekten, kann man auch gerne mal den Ball fallen lassen. Aber ich finde es ist hier wirklich gut gelungen. Ein tolles, visuell interessantes Actionfeuerwerk, mit einer coolen Welt, die ich in der Zukunft noch gerne weiter erörtert sehen würde.

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                        • 2 .5
                          über Susu

                          Susu ist ein Horrorfilm, der etwas Besonderes hätte werden können, aber in seinen eigenen Unstimmigkeiten ertrinkt. Die Beschreibung klingt erstmal interessant. Auch bieten viele Aspekte der Geschichte viel Potential für etwas richtig Tolles. Aber am Ende wird es doch alles für eine ramschige Geschichte über den Haufen geworfen.
                          Man lernt unsere Protagonistin Qi’an kennen, die scheinbar irgendetwas mit Kunst studiert und sich via kleinerer Jobs über Wasser halten muss. Doch obwohl es Akademisch gut läuft, wird sie von der Vergangenheit verfolgt. Mit einem neuen Job, fernab von London, möchte sie sich etwas Geld dazu verdienen und vielleicht ihren Kopf frei bekommen. Mit ihrer Freundin Aimo fährt sie an ein prächtiges Landhaus, um dort chinesische Opern zu sichten und zu übersetzten. Dort lernen sie die exzentrische Hausherrin kennen, die nicht aufhören kann von ihrem Vater und Schwägerin zu schwärmen. Qi’an merkt schnell das etwas in dem Haus nicht stimmt. Ein scheinbar verstörter Nachbar, sonderbare Klänge und Geheimnisse zwischen den Wänden. Als der Neffe dann noch dazu kommt, wird es noch sonderbarer, sodass Qi’an endlich weg möchte, wogegen Aimo mit ihm zurückbleibt. Und hier beginnt das ganze etwas vage zusammengehaltene Konstrukt langsam in sich zusammen zu fallen. All die hinweise die man als Zuschauer verfolgt hat, wird von irgendwelchem hanebüchenen Twist über den Haufen geworfen. Der Aspekt der gemeinsamen, vergangene Sünde der Mädchen, wird plötzlich obsolet und fühlt sich an wie ein roter Hering. Aber das schlimmste kommt dann am Ende, wenn nach einem ‚happy end‘ plötzlich und unnötig im letzten Shot alles nochmal über den Haufen geworfen wird.
                          Wäre der Film ein großer Hollywood Blockbuster, würde ich ja sagen das der Drehbuchautorin reingeredet wurde. Aber das ist nicht der Fall. Der Film ist kein Riesen Budget Monster, das unbedingt den gewinn Maximieren möchte. Es ist ein Indie Film, der von Yixi Sun geschrieben und gedreht wurde. Und ich hatte auch die Hoffnung das sie mit ihrer ganz eigenen Erfahrung etwas besonderes schafft. Sie ist eine Britin mit asiatischen Wurzeln, welche hauptsächlich als Mädchen für alles beim Filmen aushilft, wenn man mal mit einer asiatischen Coproduktion machen möchte. Auch Großbritannien, alte Aristokratie und Orientalismus hätte wunderbar verwebt werden können. Aber all das wird von einem sehr kruden Verständnis von geistigen Krankheiten und billigen Schock Effekten Platt getreten.
                          Ein Film mit Potential der alles in den Sand setzt tut eben mehr weh als ein Film der von Anfang an schlecht war. So tut Susu schon irgendwie weh, vor allem in der schon fast akribischen Zerstörung jeglichen Potentials gegen Ende des Films.

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                          • 8
                            Nebenniveau 26.04.2023, 12:11 Geändert 26.04.2023, 12:11
                            über Moloch

                            Moloch, ist ein richtig interessanter Horrorfilm. Jeder der auf etwas andere, slow burning Horrorfilme steht, bekommt hier ein tollen Film mit einer dichter Atmosphäre aufgetischt.

                            __SPOILER__
                            Moloch ist einer dieser Horrorfilme die nicht nur gruselig sein wollen, sondern auch noch etwas anderes bieten möchten. Die Geschichte und die Lore ist toll erzählt und fügt sich auch gegen Ende zu einem beeindruckenden und erschaudernden Gesamtbild zusammen. Aber neben diesen, ist Moloch auch ein fantastisches Drama. Es geht um die junge Betriek, welche in ihrem Leben eigentlich schon viel erreicht hatte. Ein scheinbar bekannter Name an der Geige, hat sie einst in New York gewohnt und gelebt. Doch durch den plötzlichen Todesfall wird sie zurück in die Provinz geworfen, zu einer Mutter die sie auf die Palme bringt, ein Vater der manchmal etwas anstrengend sein kann, und eine Tochter, für die sie ihr Leben zum gefühlten Stillstand gebracht hat. Statt für Orchester zu spielen, bietet sie den Soundtrack für ein Grundschultheaterstück, das vom Regisseur eigentlich nur Kritiken einheimst. Es gibt auch nicht viel, was ihr einen güldenen Blick nach vorne gibt. Ihr einsames Leben in der Tristes wird etwas aufgebrochen, als sie den Archäologen Jonas kennen lernt. Doch der plötzliche Mordversuch und die zusammenhängende Mysteriösen Ereignisse und Visionen, treiben sie immer weiter in den Wahnsinn. Der Fluch der über ihrer Familie hängt, scheint immer näher zu kommen, und Betriek fühlt sich dem ganzen Hilflos ausgesetzt. So wird aus der vermeintlichen Sackgasse ein Grab, welches schon vor 30 Jahren für sie bestimmt war.
                            Die Geschichte spielt in einer kleinen niederländischen Ortschaft. Mit einer Legende von einer bösen Herrscherin und eine Frau, die zum Tode verurteilt wurde, aber dann mithilfe des phönizisch-kanaanäische Gottes dieser eine schnippe schlägt. Wie so bei viele Kanaaniter Gottheiten, bringt der Moloch guten Segen und Fruchtbarkeit für die Gegend. Diese Geschichte wird nun schon lange von dem kleinen Ort zelebriert und sogar theatralisch in der Grundschule dargestellt. Natürlich ist das aber alles nur eine Legende, die sich eben in der Gegend gefestigt hat. Dennoch gibt es ein paar Sonderlinge, die sagen dass das Moor zu ihnen spricht. Eines Tages wird dort auch eine Moorleiche entdeckt, welche sofort ein emsiges Archäologen Team herbeibeschwört. Doch etwas ist anders in dem Ort, vor allem eine kleine Familie in der Nähe des Moors bekommt das zu spüren. Man sagt es lastet ein Fluch auf ihnen. Unsere Protagonistin hat vor vielen Jahren den brutalen Mord an ihrer Großmutter mitbekommen, der nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter und ihr Vater in den Grundfesten erschüttert hatte. Und so wie es scheint, beginnen sich die Sachen zu wiederholen. Erst wird ein Dorfsonderlingen erfroren aufgefunden, dann bricht jemand in ihr Haus ein, mit der Intention zu töten. Währenddessen werden immer mehr Leichen geborgen und Ereignisse spitzen sich immer weiter zu.
                            Doch am Ende kommt es doch etwas anders. Die ganzen Puzzleteile werden langsam zusammengefügt, mit genügend Raum zur Interpretation. Noch Tage danach habe ich immer wieder an diesen Film denken müssen. Man nimmt automatisch an, dass die geisterhaften Damen, die im Verlauf des Filmes immer mehr werden, böse sind. Doch das ist nicht der Fall. Die Leichen die aus dem Moor geborgen werden, sind allesamt Opfer des Moloch Ritus. Die Besessenheit der Menschen, diente dazu den Kreis zu brechen. Den die Mutter von Betriek ist schon seit vielen Jahren tot, ihr Körper von Helen oder Feike besetzt (da bin ich mir noch nicht ganz sicher). Man kann diesen Fluch brechen, wenn das Ritual der Geisterübertragung zuvorkommt. Denn jede Generation schneidet sich die Besessene die Kehle nach unten auf, und lässt den Geist von Helen/Feike in die Tochter eindringen. So ist auch Betriek am Ende des Filmes verloren, als sie dieselben Charakterzüge annimmt, die sie an ihrer Mutter gehasst hat, und sich fröhlich mit dem Leben in der Provinz zufriedengibt. Ein paar Jahrzehnte später wird das Spiel wieder von vorne beginnen, mit Hannah als nächstes Opfer. Gerade die Beziehung zwischen dem Vater und der Mutter ist sehr interessant, die ja seit dem Vorfall nicht mehr dieselbe ist. Was den Übergang zur willigen Puppe um den Zyklus zu brechen, viel Sinn gibt. Dieser kleine, aber feine Twists stellt wirklich alles nochmal auf den Kopf. Auch der Konflikt von Betriek wird so auf sehr brutale Art und Weise gelöst. Ihre Träume und Ambitionen werden hinter Helen/Feike gesetzt und durch mysteriöse Mitglieder der Gemeinschaft zum Erfolg getragen. Den scheinbar ist es auch ein Ritual das durch das Dorf getragen wird, um dem Versprechen von Moloch gerecht zu werden.
                            Handwerklich ist der Film Klasse! Die Kamera und die Klangkulisse schaffen eine sehr dichte Atmosphäre, welche durch die tolle Narrative ihr volles Potential entfaltet. Auch die Schauspieler machen durch die Bank eine gute Figur. Hier hatte jemand eine interessante Idee für einen Film, mit einem starken Drama als Grundlage, welche sich toll mit den Horrorplot verwebt. So steckt hinter der Folkroren Horror Fassade eine Geschichte über freien Wille, über eigenes Glück und die Opfer die man vielleicht manchmal bringen muss, gewollt oder ungewollt.

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                            • 9 .5

                              Wer auf interessanten Horror steht, und besonders auf Jordan Peele, dem empfehle ich nichts mehr über den Film zu lesen und ihn einfach anzuschauen. Antebellum ist ein Film den man am besten komplett unvoreingenommen anschauen sollte.

                              __SPOILER__
                              „The past is never dead. It’s not even past.“
                              Mit diesen Worten beginnt der Film. Die Vergangenheit ist niemals tot, sie ist noch nicht einmal vergangen. Klingt das Zitat zu Beginn vielleicht etwas befremdlich, fasst es doch den Film und die Thematik großartig zusammen. Antebellum ist Latein und heißt soviel wie „vor dem Krieg“ und beschreibt im allgemeinen die Zustände in den Südstaaten vor dem Bürgerkrieg. Der Film beginnt mit einem schweifenden Blick über eine belebte Plantage, bei der Sklaven und Soldaten ihrem täglichen Handwerk nachgehen. Man wird sofort in das Geschehen reingeworfen und spürt auch die damit einhergehende Verzweiflung. Ein Paar wird brutal von den grauen Soldaten auseinandergerissen, scheinbar als Strafe für einen Fluchtversuch. Man folgt einer Frau, welche stumm die Pein der weißen Sklavenhalter erträgt. Scheinbar tut sich was auf der Plantage, den in der Ferne ist Krieg. Neue Sklaven werden gebracht, gelehrt und misshandelt. Nicht nur sind sie zur voller Gehorsamkeit abgerichtet, sie dürfen sich auch nicht unterhalten, und müssen auch Sexsklaven dienen. Der Zustand, in dem die Sklaven leben ist zermürbend. Ich habe schon einige Filme über Sklaven und deren Behandlung in Amerika gesehen. Aber irgendwie hat mich dieser Film härter erwischt als jeder Peitschenhieb aus 12 Years of Slave. Die Szene in der der Mann in dem Krematorium die goldene Kette aufnimmt und zusammenbricht, ist mir durch Mark und Bein gegangen. Erst als eine der neuen Sklaven sich erhängt, fasst die Frau den Mut, endlich der Hölle zu entkommen.
                              Plötzlich findet man sich im Hier und Jetzt wieder, bei dem dieselbe Frau sich für Gleichberechtigung und eine Aufarbeitung der Vergangenheit einsetzt. Sie ist scheinbar sehr erfolgreich damit, und scheint dadurch auch was im Land zu bewegen. Nach einer erfolgreichen Rede und einem treffen mit alten Freundinnen, steigt sie in das falsche Auto und wird von zwei bekannten Gesichtern entführt. Zuerst habe ich gedacht, dass man das Zitat zu beginn sehr wörtlich nehmen muss, dass sie und die anderen quasi die nachkommen sind, und trotz all der Zeit sich gewisse Dinge nicht verändert haben. Aber nein, es ist viel einfacher und grausamer. In einem perfiden Spiel entführen Psychopathen Menschen, um an ihnen ihre Gewalt Phantasien ausleben zu können. Hat man zuvor vielleicht noch ein gewisses Verständnis für manche Charaktere (z.B. dem Soldaten, der sich in der Situation nicht wohl gefühlt hat), bricht dies mit einem einfachen Telefonat komplett in sich zusammen. Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist noch nicht einmal vergangen. Ab da hat sich eine unbändige Wut in mir breit gemacht. Wer es besser wissen müsste, aber nichts dagegen tut, dem ist die Hölle auf Erden nicht genug. Es ist eben etwas anderes unter diesen Umständen aufzuwachsen, nichts anderes zu kennen, oder sich direkt so etwas herbeizuwünschen. Play stupid games, win stupid prices. Die Flucht ist brutal und unfassbar gefährlich. Jegliche Anstalten in der Protagonistin werden mit einem Mord weggefegt und durch alttestamentliche Gerechtigkeitsvorstellungen ersetzt. Das Schreien der Männer, gefangen im Krematorium, war Musik für meine Ohren. Und das ist auch etwas, was ich so interessant an diesem Film finde. Ich sollte sowas nicht fühlen. Auch die Protagonistin sollte sowas nicht wollen. Aber hier sind wir. Der Twist sitzt mir heute noch tief und wird mich auch nicht so schnell loslassen. Vor allem weil das Konzept, so wahnwitzig es auch scheinen mag, im jetzigen, amerikanischen (und auch teilweise deutschen) Klima nicht fern ab erscheint. Das Verherrlichen und Verharmlosen von vergangenen Verbrechen und sich zurücksehen zu solchen Strukturen ist perfide und pervers. Und wer so verachtend mit menschlichen Leben umgeht, der verdient keine Gnade.
                              Antebellum ist herausragend für ein Erstlingswerk. Als Gegenstück zur Geschichtsverdrossenheit, stemmt sich Antebellum gegen die Verherrlichung dieser Zeitperiode. Es wurde tatsächlich auch Originalkameralinsen von „Vom Winde verweht“ benutz, um ein ähnliches Gefühl aufzubauen. Auch die sehr starken Farben auf den Plantagen zeigt eine Traumwelt, von faschistischen Psychopathen. Dabei bin ich mir relativ sicher, das der Film sich auch der Ironie bewusst ist, das es ebenfalls ein hochstilisiertes Werk ist. Wenn die Protagonistin in Slow Motion mit Tränen in den Augen, durch die Kriegsnachstellungen reitet, gekleidet in einem Mantel der Nordseite, ist es nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch Karthasisch. Aber genau wie das satte Grün der Plantage, ist dies eben auch nicht real. Die Realität ist zumeist viel hässlicher. Und das ist das Gefühl, das der Film bei mir zurückgelassen hat. So ist der Film keine Rachefantasie wie Django und keine pure Leidensgeschichte wie 12 Years of Slave, sondern etwas Besonderes, dazwischen.
                              Für mich ist Antebellum sofort zu einem Zeitlosen Klassiker geworden. Ähnlich wie Us oder die Welle, geht es kreativ mit einem tiefsitzenden und zermürbenden Problem um. Obwohl die Ereignisse in der Vergangenheit liegen, und man durch Nachsicht ein klares Bild darüber hat, heißt das nicht das es sich nicht wiederholen kann. Und die Art wie es sich hier wiederholt ist die zynisch- und perfideste Art und Weise, die ich je gesehen habe. Die Wurzeln des Bösen, des Menschenverachtenden sind immer da und durch Geschichtsverdrossenheit können auch diese wieder Früchte tragen.

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                              • 6

                                Aeon Flux ist trashy, 2010er SciFi vom Feinsten. Die Mode, die Action, die Art und Weise zu Filmen, führt sich wunderbar zu einem schlocky gesamt Werk zusammen.
                                Diese Review schreibe ich, bevor ich die Vorlage gesehen habe, die gerade auf dem Postalen Weg zu mir ist. Deswegen ist die 6 erst einmal nur prophylaktisch. Den das, was mir an dem Film gefallen hat, die Story und das Worldbuilding, kann durch das Original nochmal mächtig auf den Kopf gestellt werden. Ich werde dann ein Update posten, wenn ich den Film anschließend nochmal gesehen habe.
                                Der Film beginnt recht trocken mit einer Exposition, die uns direkt in die Welt hineinwirft. Eine Anomalie hat dazu geführt das 99% der Menschheit ausgerottet wurde. Nur ein Prozentsatz hat dank eines Forschers überlebt und leben nun in einer Art Utopie, eingezäunt und fern ab von dem Rest der Welt, die um sie herum gewuchert ist. Doch eine wirkliche Utopie scheint es nicht zu sein. Menschen verschwinden spurlos, Ungerechtigkeiten treten mehr und mehr auf und das Volk möchte antworten. Da es keinen offene Dissidenz geben darf, passiert dies im Untergrund. Auch die Protagonistin, Aeon Flux, gehört zu diesen Rebellen. In einer stylischen Art und Weise kämpft schleicht und prügelt sie sich gegen das System.
                                Aeon Flux ist einer dieser Filme, die vom Studio komplett zerfleddert wurde. Deswegen bin ich mir nicht sicher wieviel besser der Original Cut gewesen wäre. So wie der Film jetzt ist, wirkt er sehr unausgegoren. Das Worldbuilding ist nicht wirklich gut. Man wird via Exposition vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sie einfach so annehmen. Man bekommt auch niemals ein Blick außerhalb von Aeon auf die Welt. Wie funktioniert die Gesellschaft? Wie sieht es mit der Politik aus? Was machen die Leute den ganzen Tag und wie stehen sie zu der Welt außerhalb der Mauern? Dadurch das man nur einen sehr groben Eindruck bekommt, wirkt vieles in der Welt unstimmig. Wenn man nicht Jagd, und es außerhalb von Randrebellen keine wirkliche gefahren gibt, habe ich das Gefühl, das man keine Schusswaffen braucht. Gibt es überhaupt Verbrecher? In einer so eng kontrollierten Welt könnte man doch in binnen von 400 Jahren alle möglichen Probleme beseitigen. Vielleicht eine eher Harmonie basierte Gesellschaft, wie man sie aus z.B. Japan kennt, bei dem das Individuum sich immer hinter der Gruppe stellt. Tatsächlich müssten die Hyperspezifischen Fallen (welche direkt aus den Hunger Games stammen könnten) ausreichen, um neugierige Individuen fernzuhalten. Warum es diese Fallen überhaupt gibt, und warum sie so sonderbar getarnt sind, ist eine ganz andere Frage. Ich fühle mich in meinen Zweifel bestätigt, aufgrund der sechs Wachen vor dem Überwachungskomplex oder der Einfachheit wie Aeon an die wichtigste Person auf der Welt herankommt.
                                Die Technologie ist auch sehr sonderbar. Von den schon angesprochenen Fallen, zur tropfenbasierten Überwachung und sonderbaren Teleportation Geräten. Besonders bezeichnet ist die „geheime“ Bibliothek von Trevor, auf die man auch stoßen würde, wenn man etwas schlurfend durch die Gegend latscht. Dort unten gibt es Alien artige Artefakte und Türen. Mit einem Knopfdruck wandelt Aeon von einer Welt zur nächsten, ohne das irgendwie darauf eingegangen wird. Das ergibt vor allem kein Sinn, als die Bibliothek abgebrannt wird und die wichtigen Notizen dabei draufgehen. Warum Trevor nicht in dem wirklich geheimen Labor Kopien aufbewahrt, will sich mir nicht erschließen. Auch die Türen, die sehr befremdlich zum restlichen Design der Welt sind, verlieren sofort ihre Magie als sie halt irgendwo hinführen. Vielleicht steckt da mehr dahinter das in der Serie erklärt wird, hier wirkt es sehr unausgegoren. Auch bin ich mir immer noch nicht sicher, was der Quallen artige Zeppelin wirklich ist. Als Aeon ihn das erste Mal betritt, wirkt es eben wie ein Archiv, oder etwas anderes Administratives. So ergibt es keinen wirklichen Sinn, dass die Zerstörung desselben, irgendwie den Klonprozess stoppen würde. Vor allem weil sie die DNS aus den verstorbenen schöpfen, und nicht aus einem Register. Hier konnte ich Aeon auch nicht mehr nachvollziehen. Es ist nicht ihre Entscheidung die gewisse Unsterblichkeit der letzten Menschen zu nehmen, genau so wie es nicht die Entscheidung von der führenden Klasse war, dies dem Volk auszusetzten. Man hat das Gefühl das ihr das Gewicht dieser Entscheidung gar nicht bewusst wird. Hat man davor denen, die durch einen Kopfschuss von ihr getötet wurden, nochmal eine Chance geben können, hat sie sich nicht nur dafür entschieden das diese Seele für immer verloren gehen soll, sondern auch noch einige weitere gnadenlos niedergeschossen und ein Zeppelin mutwillig abstürzen lassen. Und wenn wir gerade von DNS sprechen, hier hat der Film im Wissenschaft Unterricht auch nicht aufgepasst. DNS kann keine Erinnerungen oder ähnliches vererben. Sonst könnten Kinder auch automatisch Auto fahren, nur weil die Eltern das können. Aber ich denke dass sie hier etwas esoterisch werden. Es wird nicht nur die DNS, sondern vor allem die Seele weitergegeben. Eine Seele, die wie eine Kopie, die immer wieder kopiert wird, sich irgendwann abnutzt. Aber sicher sein kann ich mir da nicht, da es nie wirklich gut erörtert wird. Wenn es nämlich einfach nur um DNS geht, hätte Trevor sich zehn Mal Klonen können, um schneller mit der Forschung voranzukommen.
                                Aber obwohl ich mich so aufrege, hat der Film und das Konzept irgendwie was. Das Konzept der dortigen Gesellschaft find ich sehr interessant. So ist der Genpool nicht nur extrem eingeschränkt, sondern auch durch die Idee des Klonens und der gleichbleibenden Seele, sehr stagnierend. Deswegen hätte mich mehr Hintergrundwissen über die Kultur und Gesellschaft so interessiert. Das Konzepte wie Generationsübergreifende Liebe hier, macht die ganze Stadt wie zu einer Schicksalshaften Petrischale, bei der auch über dem Ziel, eine Heilung zu finden, interessante Geschichten erzählt werden können. Auch der Konflikt zwischen Trevor und Owen fand ich tatsächlich sehr interessant, vor allem mit dem ironischen Argument, das sich Dinge eben ändern, und deswegen alles beim Alten bleiben soll. Was dagegen keinen Sinn macht ist die Dichotomie die Trevor und Owen entgegenblicken. Nur weil es wieder natürliche Geburten gibt, heißt das lange nicht das man mit dem Klonen aufhören muss. Aber natürlich wird so in gewisser Weise ihre Herrschaftsstellung in Frage gestellt, aber so ein großes Problem sollte es nicht sein. Ich weiß auch nicht was das Ende einem sagen möchte: Eine geschwächte Stadt, welche sich vielleicht nicht fortpflanzen kann, liegt nun mit einer offenen Wunde da, die meisten weißen Blutkörperchen in den Tod gerissen, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Außenwelt auch den letzten Menschen auslöscht.
                                Handwerklich ist der Film leider auch eher schlecht als recht. Die Dialoge wirken stocksteif und werden auf dieselbe Art und Weise von den Schauspielern vorgetragen. Ich habe das Gefühl, das man etwas Shakespearean Appeal reinbringen wollte, aber das ging leider nicht so auf. Die Action ist in den Grundzügen gut. Man merkt das Charlize Theron mit Cirque du Soleil Artisten zusammengearbeitet hat. Leider wird das ganze durch die fruchtbare Kamera und Schnitt komplett kaputt gemacht. Der Soundtrack hat ein paar gut eingesetzte Stücke, nervt die meiste Zeit aber eher. Aber immerhin ist der Film unterhaltsam! Den gelangweilt habe ich mich wirklich nicht.

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                                • 8 .5

                                  Crimes of the Future ist mal wieder ein richtig interessanter und schmutziger SciFi Film, wie man ihn schon lange nicht mehr gesehen hat. Statt hell erleuchteten weißen, sterilen räumen, sieht man hier zerfallene Ruinen, die einhergehen mit der Kultur und Gesellschaft des Filmes, bei der die biologische Entwickeln und Mutationen im Zentrum stehen. Wunderschön zermürbender Biopunk. Man Folgt einem Performance Art Duo, welches durch spontane Mutationen und entwickeln von neuen Organen, und dem schon zeremoniellen entfernen derselbigen einen Namen gemacht haben. Dabei geht es hauptsächlich um einen tiefen Blick in eine mögliche Zukunft, die trotz den wenigen Charakteren und Fraktionen viel über das Leben, Menschsein und Kunst erzählt.
                                  Crimes oft he Future ist für mich eine interessante Erörterung einer möglichen Zukunft, bei der die physische Evolution, zum Kernkonflikt der Menschheit wird. Man wird in eine Welt gesetzt, bei dem die Menschen noch aussehen wie Menschen, sich aber physisch mächtig weiterentwickelt haben. Nicht mehr alle Menschen empfinden Schmerz, auf jeden Fall nicht auf dieselbe Art. Auch sind wir resistenter geworden, da man keinerlei Angst mehr von Infektionen haben muss. Die Sicherheit hat dazu geführt, dass man nicht mehr so auf Sauberkeit achten muss. So macht es auch nichts, wenn die Gebäude etwas zerfallen sind, es hat sogar einen gewissen Charm. Aber trotz dieser Veränderungen, sind wir im Kern immer noch dieselben. Ständig auf der Suche nach etwas Größerem, etwas Bedeutsamen. Genau deshalb ist die Performance Art auch so wichtig, als Ausdruck einer doch sichereren Welt, auf der Suche nach etwas neuen, welches die nun weit vorangetriebenen Grenzen ankratzt. Das stößt natürlich nicht überall auf Gegenliebe. Die New Vice ist darauf bedacht, diese mit neuen Lastern belegten auszuschalten oder zumindest klein zu halten, für eine Reinheit der Menschheit. Ein herrliches Beispiel der naturalistic fallacy, welche sich genau gegen diese Natur stemmt um ein unrealistisches Equilibrium aufrecht zu erhalten. Dazwischen als Bindeglied ist eine Organisation, welche der mutierenden eine gewisse Legitimation geben möchte. Eine Sammlung und Kategorisierung, um aus den wilden Mutationen einen größeren Gewinn zu ziehen, oder zumindest ein Verständnis.
                                  Diese Konflikte finden ihre Höhepunkte und Banalitäten in der Performance Art. Die Freaks of Nature, stellen dabei sich und teilweise auch die Menschlichkeit an sich da. Durch die veränderten Körper werden diese noch viel mehr zur Projektionsfläche. Dem Gedanken des Transhumanismus wird hier auf eine nicht technologische Art und Weise ausgeführt, bei der durch Modifikation des Äußeren und Inneren, der wahrgenommene Kern besser zum Ausdruck kommt. Teilweise wird der Körper aber auch einfach nur pervertiert, weil es machbar ist. Es wird die Natürlichkeit in Frage gestellt und deren zugeschriebene Reinheit, welche auch die Gemäuer um sie herum zerfrisst. Ich erkenne auch eine Verachtung vor dem, was ist. Aber wie Kunst ebenso ist, beherbergt es viel Interpretationsspielraum. Wenn man kein Schmerz empfindend hat, und es auch keine Infektionen mehr gibt, ist es dann wirklich große Kunst sich teile des Gesichtes aufschneiden zu lassen? Ist es Kunst sich, nicht funktionierende Ohren wachsen zu lassen? Was für ein Sinn hat ein Wettkampf um die größte innere Schönheit? Es fühlt sich an, wie eine Kulturelle Stagnation, nur von innen nach außen gedreht. Und dazwischen etwas, das nicht wirklich reinpasst: Die Evolution der Spezies!
                                  Ein Junge wird von seiner Mutter ermordet und der Leichnam soll öffentlich seziert werden. Fühlt es sich teilweise wie eine Grenzüberschreitung der Grenzüberschreitung willen an, steckt doch etwas mehr dahinter. Der Junge ist ein wunder, von einer flickenhaften Notlösung zu einer Unmöglichkeit, die nicht existieren sollte. Ein Bruch, der bis jetzt klein erscheint, aber große Implikationen hat. Wie würde der Junge bei dem Wettbewerb abschneiden? Ist er überhaupt noch ein Mensch? New Vice kennt die Antwort darauf. Und mit diesem Jungen wird in einer Welt, die für uns als Zuschauer Fremd und Verstörend erscheint, etwas wirklich fremdartiges geboten, das selbst diese so bizarre Welt zu sprengen droht. Eine sehr greifbare Gefahr, die von der Regierung wie auch den Firmen ausgemerzt werden möchte. Gerade für diese, die sich auf die Wünsche und Nöte der andersartigen versteift hat, und damit ihr Geld verdient, möchte solch eine elegante Lösung nicht. Dabei bin ich mir nicht mal sicher ob es die Wirkung gehabt hätte, wenn sich niemand eingemischt hätte. Versuchen die Künstler doch so nahbar und authentisch zu wirken, ist es doch immer noch interpretierbare Kunst. Die Autopsie als Show aufzuziehen, bricht sofort mit der Glaubwürdigkeit, egal wie viszeral und anfassbar sie auch sein mag.
                                  Die Charaktere sind durch die Bank interessant. Saul als Protagonist und Galionsfigur der neuen Entwicklung, der diese theatralisch und kategorisch ablehnt. Caprice als Künstlerin, die ihren Platz finden möchte. Lang, der mit dem Tod seines Sohnes eine große Chance sieht, in der Welt etwas zu verändern. Der Agent der New Vice, der all dem Gegenwind gibt, um die ruhe nicht zu stören. Und die exzentrischen Mitglieder der Organkategorisierung, welche auf verschiedene, aber sehr tiefgreifende Art und Weise mit den Mutationen umgehen. Die Beziehung zwischen Saul und Caprice ist dabei oberflächlich klar, entwickelt sich aber immer weiter auseinander. Besonders in der letzten Show wird diese Diskrepanz auf wunderbare Art und Weise gezeigt. Möchte er mit seiner Kunst für etwas stehen, so wirkt Caprice doch eher als jemand, die Kunst für die Kunst macht.
                                  Crimes of the Future ist ein absolut fantastischer, bizarrer Film, der einem viel Raum zum interpretieren gibt. Cronenberg führt einen in einer nahe, aber doch sehr fremde Welt ein, geschickt und klar, mit ein paar Pinselstrichen gezeichnet. Wer einen einfachen Science Fiction Film erwartet, wird schnell erschlagen über ein weitreichendes Werk, das sich viele große Fragen stellt, diese teilweise zu erörtern versucht und dem Zuschauer mit gibt. Filme wie diese zeigen mir wieder, warum ich das Science-Fiction Genre so liebe.

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                                    Ich mag Julian Barratt. The Mighty Boosh gehört nach wie vor zu einer meiner Lieblingsshows. Barratt und Fielding haben einfach eine sehr einzigartige Dynamik und Sinn von Humor. Man merkt sofort das Barratt einer der Drehbuchautoren ist, den man wird oft wohlig an die Chaoten aus dem Zoo/Band erinnert.
                                    Mindhorn ist auch eine besondere Comedy, die eben durch den Charm von Julian Barratt steht und stirbt. Wenn man mit seinem bizarren Humor etwas anfangen kann, kann man mit dem Film viel Spaß haben. Findet man es aber zu klamaukig, dann kann ich verstehen das man mit Mindhorn nicht viel anfangen kann. Dabei fand ich gerade den Anfang sehr gut, bei in einer überspitzen Art und Weise, cheesy Serien aus den 80ern persifliert werden. In einem absoluten upfuck, bei dem man quasi das Kokain in der Luft schnuppern kann, sehen wir den Kometenhaften Aufstieg und gleich danach den absolut fall des Mindhorn Stars Richard Throncroft. Als abgehalfterter Schauspieler schlägt er sich gerade so durch, und bekommt eigentlich nur durch Namensverwechslungen Einladungen zu größeren Castings. Auch seine Managerin hält ihn nur noch so lange hin, bis sie ihn endlich Abstoßen kann. Doch dann kommt eine überraschende Chance! Ein Psychokiller auf der Isle of Man bringt reihenweise Frauen um und möchte mit Mindhorn sprechen. Nicht Thorncroft, sondern Mindhorn. Mit aufgeplustertem Ego und eingezogenen Schwanz, wittert er dahinter die Chance für sein ganz großes Comeback. Dabei trifft er auf alte Freunde, Lieben, Feinde und welche die es im Verlauf des Filmes noch werden.
                                    Der Plot ist unterhaltsam und entwickelt sich in ein paar interessante Richtungen. Die Schauspieler sind durch die Bank gut, genauso auch der Soundtrack und die Kamera. Wenn man auf den schrulligen Humor steht, bekommt man ein paar wirklich gute Witze. Leider zieht er sich mitunter auch etwas. Blöd ist es, wenn ein Witz einfach nicht zünden möchte, und man dann darin noch ein paar Minuten gefangen ist. So absurd auch alles in Mindhorn ist, hätte ich mir gewünscht, dass die Welt ebenso absurd sei. Aber leider ist die Welt bis auf ein paar Ausnahmen genauso dröge wie unsere. Deswegen weiß ich bis jetzt noch nicht ganz, was ich von dem Film halten soll, und bleib bei einer vorsichtig positiven Bewertung.

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                                      7 vs Wild ist ein interessantes Konzept, das fern ab des gescripteten Reality TV Formates liegt. Sieben Teilnehmer dürfen sieben Gegenstände mitnehmen und müssen jeweils einsam sieben Tage lang in der Wildnis von Schweden überleben, mit täglichen Challenges, damit es auch nicht zu langweilig wird. Ich kannte vor dem Anschauen der Show keiner der Leute und auch ist mir diese Ecke von YouTube vollkommen unbekannt. Falls es da noch irgendwelche Aspekte, Erkenntnisse oder Skandale gibt, weiß ich nichts davon.
                                      Staffel 1
                                      Es ist faszinierend den Teilnehmern zuzuschauen, wie sie sich in der Wildnis schlagen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich es keinen Tag dort ausgehalten hätte. Das es dann manche tatsächlich die ganzen sieben geschafft haben, ist schon echt beeindruckend. Auch was die Teilnehmer so basteln und wie verschieden sie mit den gleichen Aufgaben umgehen, war richtig spannend anzusehen. Man lernt die Teilnehmer auch schnell lieben und freut sich dann mit ihnen über solche Kleinigkeiten wie ein Himbeerbusch, um die Blaubeeren Diät mal etwas abzurunden. Die Challenges haben am Anfang etwas übertrieben gewirkt: Die sieben Tage in der Wildnis ist eigentlich schon Challenge genug. Das merkt man auch gegen Ende, wenn einige Teilnehmer diese einfach ignorieren. Wenn die Challenges aber mal auf Zustimmung getroffen haben, war es toll anzusehen, wie die verschiedenen Personen damit umgehen, besonders die ehrgeizigen unter ihnen.
                                      Es ist ein genialer Schachzug die Teilnehmer wirklich komplett alleine in die Wildnis zu entlassen. Man ist ständig nah bei ihnen dabei und man kann die Einsamkeit, von der sie oft sprechen, auch zu einem gewissen Grad mitfühlen. Was an dem Konzept leider nicht so gut klappt, ist das die Teilnehmer unterschiedlich fleißig vor und hinter der Kamera sind. Da kann es schon mal sein, das eine Episode stark von einer Person dominiert wird, wogegen man von den anderen nur ein paar Minuten zu sehen bekommt. Das schlägt sich auch in den Editing nieder, dass, anstatt alle Teilnehmer miteinander zu verweben, eher abgegrenzt ihren wilden Alltag zeigen. Man hätte locker ein paar Episoden eingespart, durch etwas strafferes Editing. Man merkt auch dass sie sich oftmals wiederholen, wenn sie eine Aufnahme in der Wildnis machen und dann nochmal eine vor ihren kleinen Schlafplätzen. Teilweise fühlt es sich dann so an, dass man sich durch langwierige Erklärungen von manchem Teilnehmer durchbeißen muss, was sich dann auch nicht wieder fair anfühlt. Andererseits ist es so ganz cool, dass man wirklich einen sehr tiefen Einblick in das Leben der Teilnehmer zu bekommen. Aber ich denke eine angenehmere und etwas mehr kondensierte Erzählweise wäre dennoch besser gewesen.
                                      Nichtsdestotrotz hat die Show richtig viel Spaß gemacht und einen interessanten Einblick in Situationen gegeben, die für mich so fern ab meines alltags sind. Besonders der Umgang mit der Einsamkeit fand ich sehr interessant, was mir einfach wieder zeigt: Einzelhaft ist ein Menschenverachtende Bestrafung, die es nirgendwo auf der Welt geben sollte. Oh, und ich würde nicht auf eine Tarp verzichten möchten, scheiß auf die Zahnhygiene.

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                                        Ich war mir erst nicht sicher, ob man Super Mario wirklich verfilmen kann. Ich bin seit 30 Jahren ein Fan des Klempners und bin mit ihm durch dick und dünn gegangen. Aber eine narrative (außerhalb der Mario RPGs) war nie wirklich die Stärke des Italieners aus Brooklyn. Aber meine Fresse, sie haben es geschafft. Für 92 Minuten war ich wieder ein Kind, fasziniert und absorbiert in einer Farbenfrohe Welt.
                                        Der Film ist eine grandiose Umsetzung der langlebigen Vorsetzung. Man merkt das Nintendo aus seinen 1993 Fehler gelernt hat, und diesmal ein ganz strenges Auge auf die Produktion, Geschichte und Umgang mit den Charakteren und der Welt hatte. Nicht umsonst steht Shigeru Miyamoto ganz vorne als Produzent. Und diese Liebe zum Detail, zahlt sich aus. Der Film strotz nur so vor Anspielungen, dass der Kauf der 4K Blu-ray schon Pflicht ist. Der Film sieht auch unverschämt gut aus. Illumination ist nicht unbedingt mein Lieblings Animation Studio, aber das, was sie hier auf die Leinwand zaubern, ist fantastisch. Nicht nur New York, sondern auch das Pilzkönigreich und die angrenzenden Reiche sind atemberaubend. Besonders die Effekte, wie die pfeifenden Röhren oder das Treffen von Lava auf Eis, geben dem Film eine noch viel viszerale Qualität. Die Charaktere sind dabei auch großartig getroffen. War ich mir bei den Trailern noch nicht so sicher vom Design von Mario und Peach, passt sich das alles wunderbar in den Film ein. Auch die Animationen sind durch die Bank großartig. Und das Sounddesign und der Soundtrack… mein Gott. Als alter Hase und Fan der spiele, konnte ich mich bei so vielen Soundeffekten und Melodien kaum im Kinositz halten. Leider sind sie nicht immer sehr passend eingesetzt, dass es manchmal zu etwas Reibung kommt, aber das macht im Großen und Ganzen nichts. Die deutsche Synchronisation ist auch gut gelungen, bis auf die Stimme von Peach, die eher RTL2 Anime Niveau hat. Aber selbst dieser kleiner Wehrmutstropfen macht den Film nicht schlecht.
                                        Zu den Charakteren an sich: ich hätte nicht gedacht dass man tatsächlich so viel aus den Mario Charakteren herausholen kann. Mario beweist sich schon früh als jemand, der auch gerne mal etwas mehr Mut beweist, um denen zu helfen, die ihm wichtig sind. Luigi ist der treuste Freund von Mario, und zerfällt dann, sobald er auf sich allein gestellt ist. Bowser wird hier mehr ausgearbeitet. Man merkt auch das Jack Black nicht ganz unschuldig an manchen Entwicklungen ist, die ihn aber nur noch sympathischer und charismatischer macht. Der größte glow up hat aber auf jeden Fall Prinzessin Peach bekommen, die endlich nicht nur die Dame in Not ist, sondern auch richtig Arsch treten kann. Auch Donkey und Cranky Kong sind richtig toll in die Geschichte verwoben. Und als Kamek Stan, bin ich sehr froh, dass auch er viel Screentime bekommen hat. Die Geschichte ist dabei sehr simpel, aber effektiv. Ähnlich wie bei den Spielen steht sie dem Kernpunkt nicht zu sehr im Weg: Spaß! Den der Film macht einfach Spaß. Nicht nur einen alten Hasen wie mich, sondern auch meine Frau und unser Neffe und Nichte waren ganz aus dem Häuschen.
                                        Ich bin hellauf begeistert. Nach so vielen Jahren voller mieser Adaptionen, leben wir in einer Zeit, wo selbst ein Super Mario Film richtig viel Laune macht. Ich hoffe das dies nicht der letzte der Filme von Nintendo sein wird, und sie sich gerne mehr trauen.

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                                          Ich mag Darren Aronofsky’s Filme, Pi gehört nach wie vor zu einen meiner absoluten Lieblingsfilme. Aber Noah (zufälligerweise meine erste Kritik) war mehr als durchwachsen und mit Mother konnte ich leider auch nicht allzu viel anfangen. Aber mit „The Whale“ schafft er wieder ein fantastisches Werk, das nicht nur erzählerisch vielschichtig ist, sondern mich persönlich auch zutiefst berührt hat.
                                          Man merkt das das Drehbuch original mal ein Theaterstück war. Hier wird mit nur einer Hand voll Charaktere und eigentlich nur einer Wohnung so unglaublich viel und intim erzählt. Dabei sind die Räume nicht nur einfache Orte, sondern auch Aspekte von Charlie. Die Bücherregale sind ordentlich, wogegen das Sofa aussieht wie ein Schlachtfeld. Das Schlafzimmer von ihm und Alan ist wie eine Oase, wogegen das Schlafzimmer von Charlie ist auf reine Praktikabilität ausgelegt ist. Mit jedem Blick auf die Wohnung erhascht man einen tieferen Einblick in Charlie. Apropos Charlie, er ist für mich einer der interessantesten und am besten geschriebene Charaktere, die ich je in einem Film gesehen habe. In einer zunehmend zerfallenden Welt, voller Zynismus und Hass, tut es gut so ein ehrlich optimistischer Charakter zu sehen. Auch wenn er diese liebende Attitüde nicht an alle weitergibt. Man beobachtet ihn bei seinem langsamen Suizid, und dem verzweifelt versuch, einen letzten Bogen mit den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu schlagen. Er ist so eine tragische Figur, der nur das Beste in anderen sieht, außer bei sich selbst. Als Job unterrichtet er Menschen darin, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Dabei ist ihm die Authentizität wichtiger als irgendwelche anderen Aspekte. Obwohl er nicht an das glaubt, was Thomas ihm auftischen möchte, so will er ihm doch gerne helfen und hört ihm angeregt zu, wenn er über seine Passion schwärmt. Liz als einzige Freundin, wird von ihm hochgeschätzt, doch will er sich nicht von ihr bequatschen lassen, wenn es um seinen eigenen, langsamen Suizid geht. Und obwohl die Beziehung zu seiner Frau vor Ewigkeiten in die Brüche gegangen ist, empfindet er nach wie vor eine Liebe und Zuneigung zu ihr, auch wenn ihre Ehe niemals hätte, so passieren sollen. Und Ellie, seine Tochter, die ihm nichts als Hass und Verachtung entgegenwirft, ist in seinen Augen eine faszinierende wie auch wunderschöne Person mit quasi grenzenlosen potential. Und auch wenn sie hinter seinem Rücken redet, sieht er es als erfrischende Authentizitismus. Und wenn sie das Leben von Thomas fast böswillig zerstören möchte, sieht er darin den Versuch ihm zu helfen. Und auch wenn vieles Kaputt vor ihm liegt, hilft diese Attitüde doch, das andere Leute oder sich selbst dann so sehen.
                                          Moby Dick und der Titel des Filmes sind natürlich auch interessant, vor allem im Kontext mit dem immer wieder zitierten Essay. So habe ich das Gefühl, das Charlie beide tragischen Rollen des Romans spielt: Der weiße Wal, als auch Captain Ahab, der diesen jagen und töten möchte. Deswegen fühlt er auch so ein tiefes Verständnis und Ehrlichkeit von Ellie, die in seinen letzten Momenten noch einmal ihre Worte wiederholen soll, die ihn all die Jahre so berührt haben.
                                          Aber die Charaktere sind auch ohne direkten Kontakt mit Charlie interessant. Liz als Schwester von Adam, die eigentlich die einzige Freundin von Charlie ist und auch alles für ihn tun würde, mit einem zynischen Blick auf Religiosität und die Welt. Thomas als verlorenes Schaf, das den Heiland versprechen schon bekommen hat und in jemanden erretten möchte. Mary, die mit ihrer Tochter maßlos überfordert ist und sie sogar als böse beschreibt. Dabei ist sie das dichotom von Charlie, der in ihr nur das Beste sieht. Ellie selbst, als verlorenen Tochter, ist durchtrieben von Teenage Angst und einer chaotic evil Energie, die ich persönlich nicht direkt als böse, sondern mehr als verzweifelt betrachten würde.
                                          Dabei ist The Whale eine sehr zärtliche Geschichte, die auf viele Aspekte des Menschseins eingeht. Der Film erzählt von Schuld und Sühne, von Ängsten und Hoffnungen und vor manchen unausweichlichen Fakten des Lebens und Sterbens. Das Ganze hat teilweise eine himmelsschreiende Ironie, die bei den Charakteren nicht anzukommen schient. Genauso aussichtslos wie Liz ihre Hilfe für Charlie ist, da er diese nicht annimmt, so konnte auch Charlie nichts gegen das traurige Ende von Adam tun. Mit einer Zwiespältigkeit, das man sein eigenes Leben in der Hand hat und die Gedanken auch dieses Formen, aber manchmal selbst die größte Aufopferung keinen Unterschied macht, lässt einen am Ende mit sonderbaren Gefühlen zurück.
                                          Handwerklich ist der Film absolute Spitzenklasse. Die Musik und das Sounddesign sind toll eingesetzt. Die Kamera, Schnitt und Kulisse sind immer mehr als nur eine bloße Darstellung von Tatsachen. Die Mise en Scene ist großartig und unterstütz die eh schon herausragende narrative. Und die Schauspieler sind durch die Bank fantastisch. Gerade Brendan Frasor ist in der Rolle des Charlie so unfassbar gut, dass am Ende die Tränen nicht aufhören wollten.

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                                            Fallen fühlt sich an, als ob ein Algorithmus alle Aspekte eines Erfolgreichen YA Novels gefüttert bekommen hatte, um dann diesen Mist rauszuhauen. Der Film strotz nur so von einem kreativen Bankrott, dass es schon fast beeindruckend ist. Wenn man die Augen leicht zusammenkneift, kann man große Teile des Filmes nicht von Twilight unterscheiden. Die Protagonistin hat dieselben Mauerblümchen Qualitäten wie Bella, sie starrt auf dieselbe leere Art und Weise durch die Gegend, während sich zwei Übernatürliche Wesen um ihre Liebe ringen. Was in Forks ein Truck war, ist hier eine Statue. In der Gruppe der weirdly, otherworldy mitschülern, ist tatsächlich jemand dabei, der nicht aussieht, als ob er aus einer Milchfabrik kommt. Schön nur das sich herausstellt das dieser ein Böser ist und Drogen vertickt. Man merkt einfach den winzigen Horizont der Autorin an jeder Stelle. Selbst in den Aspekten, wo sich die Geschichte von Twilight abgrenzt, wirken so uninspiriert wie auch kaum zu ende gedacht. Eine Liebesgeschichte durch die Jahrtausende, zwischen einem ewig jungen Mann und der ständigen Reinkarnationen von Luce. Und hier hätte man etwas interessantes Erzählen können, vor allem mit den Schizophrenen Zügen, die der Protagonistin am Anfang zugeschrieben wird. Mit dem Thema von Geistigen Krankheiten wird übrigens genauso taktvoll umgegangen wie man es sich vorstellt. Sie lehnt die Medikamente ab, auch wenn sie ihr Stabilität geben, weil sie nicht mag, wie sich diese anfühlt. Stattdessen wählt sie eher das gequälte Dasein voller Paranoia und Überwältigend Schuldgefühlen. Hier regt mich der Film richtig auf, da die Message dahinter mehr als fragwürdig ist. Als sich Luce dann auch einfach vom Dach fallen lässt, wollte ich am liebsten ein Tisch gegen die Wand werfen. Ich habe nichts gegen Abenteuergeschichten und auch Wunscherfüllung für Teenager, aber das geht dabei wirklich zu weit. Es wird auch nicht besser das der Film dann immer weiter in sich zusammenfällt. Passiert in der ersten Stunde so gut wie nichts, haben plötzlich alle Flügel, kämpfen in furchtbar gefilmten Szenen hoch über den Wolken, während Lehrer plötzlich Schüler ermorden. Das Ganze Endet auch auf eine sehr unzufriedenstellende Art und Weise, wenn man nicht davor schon abgeschalten hat.
                                            Handwerklich ist der Film tatsächlich okay, aber was will man mit so einem Drehbuch machen? Die Charaktere sind Dröge, genau so wie die Konflikte. Und obwohl ich ein großer Fan von Christlicher Mythologie bin, wird hier auch kaum etwas gemacht, sondern nur oberflächlich herumgekratzt. Träumerische Fantasie vom untersten Kaliber das sich niemand antun sollte.

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                                              Das Omen ist ein interessanter, übernatürlicher Thriller, der die Grundlage für vielerlei späteren Horror gelegt hat. Ich wünschte ich hätte den Film schon früher angesehen. Serien wie „The Good Omen” ergeben mit diesem Kontext einfach so viel mehr Sinn.
                                              Durch eine Todgeburt wird, wie bei einem Kind das sich ein Haustier wünscht, schnell ein neues Kind untergeschoben, bevor die Frau überhaupt wieder zu Sinne kommt. Der kleine Damien ist dabei ein Satansbraten, zumindest in den paar Szenen in den er auftaucht. Aber wie kann man auch nicht verzogen enden? Der Vater ist nie da und die Mutter gibt alle Aufgaben an das Kindermädchen weiter. Nur wenn man mal ein paar Fotos aufnehmen möchte, wird das Kind in den Arm genommen. Da wird eine sehr toxische aber auch interessante Familiendynamik gezeichnet, die sich im Kern bis zum Schluss durchzieht. Durch den plötzlichen Tod des Kindermädchens, entwickelt sich ein immer stärkerer Sog durch Damien. Übernatürliche Mächte regen sich und strecken nach und nach die Hindernisse in seinem Pfad nieder. Das die gerade schwangere Mutter und der langsam missmutige Vater dabei sind, macht nichts. Erst durch etwas Nachforschung des letzteren kommt langsam eine grausige Wahrheit an den Tag, die sich von Zufall zu Zufall immer mehr zur Gewissheit mausert. Und sobald er dieser auf der Spur ist, nimmt der Film für mich sehr an fahrt auf. All die vagen Stränge führen sich zu einem Bild zusammen, und der Tatsache, dass das Kind sterben muss. Das Omen spielt großartig mit der Vorlage aus der Offenbarung, und baut dadurch eine Blaupause auf, die von vielen anderen zukünftigen Filmen genutzt werden. Auch wenn der Film selten wirklich gruselig ist, ist diese Art des Übernatürlichen Thrillers sehr gut gelungen, mit einer Riege an Charakteren, die einem durch die Bank unsympathisch sind. Aber dass man dann doch so mitfiebert ist schon etwas Besonderes, vor allem wenn es wirklich um das Ende der Welt geht, in noch so kleinen Kreisen, das man es im Keim ersticken könnte. Die Schauspieler machen alle gute Arbeit, vor allem auch Damien, der mich schnell an „We Need To Talk About Kevin“ erinnert hatte. Leider ist der Film doch sehr ein Kind der 70er, was gerade mit modernen Sehgewohnheiten manchmal etwas lächerlich wirkt. Aber am Ende hat man eine richtig gute Prämisse, die unkonventionell, aber gut ausgearbeitet wird, mit einem Ende das einem im Gedächtnis bleibt.

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                                                Eine Gruppe nerviger Jugendliche möchte für ein paar Tage in einer Hütte in den Wäldern feiern und Spaß haben. Doch etwas lebt in diesen Wäldern, etwas das es auf die fünf abgesehen hat. Alles ist sehr einfach gehalten, was an sich auch okay ist. Leider ist es bei den Charakteren auch nicht großartig anders, sodass eine viel zu simple Geschichte auf kaum eindimensionale Charaktere trifft. So entwickelt der Film niemals wirklich eine eigene Identität. Nichts, was die Charaktere machen oder sagen, ist in irgendeiner Art und Weise interessant. Ein Glück das der Film seine Horrormomente tatsächlich ganz gut einfängt. Den das Kreaturen Design und die Kostüme sind großartig gelungen. Genau so auch das Sounddesign, das einem die Schweißperlen auf der Stirn treiben lässt. Der Film hat auch ein paar Ideen und Sequenzen, die richtig gut gelungen sind. Das diese leider eher die Ausnahme sind, ist traurig. So wird man von einer Szene zur nächsten geschleift, in denen nichts Relevantes passiert. Der Film macht auch nichts mit dem FF Genre, das durch eine besondere nähe und perspektive besticht, die eben durch die Situation und den Rezipienten hervorgerufen wird. Hier hat man ein Charakter der gefühlte zwanzig GoPros mitgenommen hat, die alle unendlichen Akkus und Speicherkapazität haben. Viele die sich an dem Gerne versuchen, verdrängen dann auch oftmals den Grund warum gerade gefilmt wird. Das war ein Aspekt, der mir an Blair Witch Project so unglaublich gut gefallen hat, weil es durch die Bank Sinn ergeben hat, fehlt hier einfach. Man hat zwar ein Charakter der alles am liebsten Dokumentieren möchte, aber die anderen sind eher mäßig davon begeistert. Auch wie und was gefilmt wird, hat mich teilweise sehr aus dem Film herausgerissen. Klar ist es besser für den Zuschauer, wenn man in die Augen eines langsam sterbenden Charakters sieht, aber warum er nur so doof vor sich hin filmt, anstatt was zu machen, und dabei auch noch auf sie zoomt, wirkt eher perfide. Und klar, das hätte man auch interessant in die narrative verweben können, dass der Charakter mehr interessiert ist daran das Ganze zu dokumentieren um zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Aber das ist nicht der Fall und fühlt sich dann in solchen Szenen besonders perfide an. Ein weiterer wichtiger Aspekt des FF Genre ist die Zeitlichkeit, die einem das Gefühl gibt alles live zu erleben. Schnitte sollte man dabei so gering wie möglich halten und auch nur dann nutzen wenn sie innerdiegetisch Sinn ergeben. Leider serviert der Film uns unzählige, unnötige Cuts, die in einer langen Sequenz vielleicht besser gewirkt hätten. Oder eben als klassischer Film, mit kleinere FF Elementen hineingestreut.
                                                Exists hat ein paar wirklich gute Aspekte, die leider im Morast der Mittelmäßigkeit untergeht. Wäre es ein halbe Stunde Kurzfilm hätte es wirklich was werden können, aber so ist der Film, zumindest für mich, pure Zeitverschwendung.

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                                                • 4 .5

                                                  Als ich gesehen habe das Banjong Pisanthanakun (Shutter) eine originale Geschichte von Na Hong-Jin (The Wailing) verfilmt, war ich sofort Feuer und Flamme. Der Film fängt auch vielversprechend an, mit einer Dokumentation über Schamanismus in Thailand, der sich dann immer tiefer in ein Problem verbeißt. Ich liebe es Horror durch fremde Kulturen zu sehen, vor allem durch für mich befremdliche Religiosität. Das war das, was The Wailing so toll gemacht und auch Incantation, worüber ich auf diesen Film gestoßen bin.
                                                  Die Geschichte um die Vererbung des Mediums für Ba Yan hat mich sofort gegriffen. Es fühlte sich viel mehr wie ein Fluch als ein Segen an. Auch wenn unser Medium Nim sich über die Jahre damit arrangiert hat, wirken unzählige schmerzen und leid nicht gerade wie eine freundliche Einladung, sondern eher wie Erpressung. Als plötzlich bei der Nichte Mink ähnliche Symptome auftreten wird es interessant. Die Mutter fleht sie an das Ritual zu vollbringen, doch sie sagt das es ein anderes Wesen zu sein scheint. Hier habe ich gehofft das es sich darum drehen wird, was diese Ba Yan überhaupt ist, und ob ihre Motivationen wirklich so rein sind. Vielleicht möchte Nim ihrer Aufgabe und Status nicht aufgeben, wofür sie alles andere aufgegeben hat. Leider wurde ich im Verlauf des Filmes in diese Richtung enttäuscht. Es wird eine Geschichte von wütenden Ahnen herausgezogen, und Mink wird jegliche Eigenständigkeit ihres Charakters vor und nach der Besessenheit beraubt. Dazwischen lauter tote Heringe, die einem vor die Füße geknallt werden und dann nie wieder Relevanz haben. Dem Film fehlt es eindeutig an Fokus und an einer in sich stimmigen Welt. Das war das war Incantation so großartig gemacht und hier in einem ‚on the fly‘ irgendwie zusammenschustert wird. Besonders Schade wird es gegen Ende des Films, wenn alle interessanten Aspekte über den Haufen geworfen werden um einem eine 0815 Horror Szenerie zu bieten.
                                                  Der Film sieht teilweise wunderschön aus, gerade in den Aufnahmen des Landes und der Leute. Aber all das, kann das eher schwache Drehbuch leider nicht retten. Auch das Found Footage Artige, mit der Dokumentation, ist interessant, wird aber nie wirklich genutzt. Am schlimmsten ist es an einer Stelle, wo ein Kameramann angefallen wird, und ein Charakter der gerade ganz andere Sorgen hat, die Kamera an sich reißt um das vor ihm geschehende zu Filmen. Auch geht das Konzept der Dokumentation nicht ganz auf, sodass ich mitten im Film gedacht hab, dass es noch zum Teil eines Twists wird, der aber niemals kam. Fühlt es sich am Anfang noch Organisch an, hat man das Gefühl, das es ein Cousin ist, der all diese Aufnahmen macht und sich als neutraler Beobachter ausgibt, auch wenn er es gar nicht ist. Vor allem gegen Ende fällt das ganze Konzept nochmals in sich zusammen, als jeder von etwas beeinflusst wird, außer der Kameramann der bibbernd in der Ecke steht. Ich liebe das Found Footage Genre, und bin deswegen auch sehr strikt, wenn es um solche Immersionsbrecher geht. Im Allgemeinen hab ich mich sehr oft gefragt warum das ganze überhaupt als Dokumentation aufgezogen ist, hätte doch so vieles besser als klassischer Film funktioniert. Okay, man hätte auf die Headshots, bei denen die Charaktere ihre Gefühle mit der Kamera teilen verzichten müssen, aber das wäre kein wirklicher Verlust gewesen.
                                                  Schlimmer als ein wirklich schlechter Film, ist nur ein Film der viel Potential hat und dieses dann verschwendet. Und so fühlt sich The Medium an. Die Grundzutaten sind alle da und die Welt und ihre Charaktere bieten genügend Stoff für eine wirklich interessante und verstörende Geschichte. Aber leider werden diese für eine generische Geschichte mit ein paar interessanten, aber für sich alleinstehenden Gruselmomenten geopfert.

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                                                  • 6

                                                    Das Konzept des Filmes ist ganz gut, und Overall macht er auch Spaß. Aber leider fehlt es etwas an Fokus, um ein wirklich rundes Erlebnis zu werden. Ich mochte Happy Death Day 1 und 2 sehr, und hab gehofft das man hier ein ähnliches tightes und interessantes Konzept aufgetischt bekommt, das mit viel Augenzwinkern eine tolle Geschichte zaubert. Leider habe ich das Gefühl das sie selber nicht genau wussten was für ein Film es werden sollte. Ein Drama zwischen Vater und Sohn, eine Geschichte über plötzliche Berühmtheit, ein Coming of Age Film, eine Geschichte über die Vergangenheit von Ernest oder doch über die Doktorin, die in ihm endlich die Bestätigung sieht, nachdem sie so lange schon lechzt. So laufen mehrere stränge über den ganzen Film, alle in einer anderen Stimmung und Setting. Und genau so wie es klingt, ist es dann leider auch. Viel zu oft verstrickt sich der Film und man bekommt teilweise ein Schleudertrauma von einer Szene zur nächsten. Dabei macht der Film keiner dieser Aspekte schlecht. Die Geschichte zwischen Vater und Sohn ist faszinierend und wird in einem wunderbaren Dialog gegen Ende des Filmes auf tolle Art und Weise abgearbeitet. Unser Protagonist wächst in Verlauf des Filmes über sich hinaus und erkennt in seinen Taten ein besseres Bild von sich selbst. Die Persiflage über die Plötzliche Berühmtheit von Ernest ist wirklich großartig gelungen und erinnert mich wohlig an die schon fast reale Satire ‚Don’t look up!‘. Auch die Geschichte um Ernest herum ist gut, mit interessanten Hochs und Tiefs. Etwas außerhalb fällt die Doktorin, dessen Geschichte immer eher nebensächlich ist und ihr Charakter auch nie wirklich ausgearbeitet wird. Der Humor ist auch gut, wenn er passend eingesetzt ist. Selbst die Action ist gut, und geht toll mit dem Konzept des Geistes um. Aber irgendwie will alles nicht ganz so gut zusammenpassen. Viel zu unfokussiert und all over the place ist die Narrative. Ich bin mir sicher, dass der Film etwas richtig gutes hätte werden können, wenn man sich einfach mehr auf die Stärken fokussiert und die Erzählung runder gestaltet hätte. Kein cineastisches oder erzählerisches Meisterwerk, aber immerhin ein Film der das was er sich vornimmt richtig gut macht. So wird man ganz gut unterhalten, aber die Konzentration und Empathie wird über die zwei Stunden in alle Richtungen gezogen, sodass man am Ende mit einem etwas leeren Gefühl den Abspann betrachtet.

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