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Meine Erwartungen waren relativ gering bei Plane. Es wirkt vom Plot her wie ein netter, aber phantasieloser Action Film. Dabei hat der Film viele interessante Aspekte und traut sich tatsächlich hier und da mal was.
Man folgt dem schottischen Piloten Brodie Torrance (was für ein Action Film Name!), wie er noch einen letzten Flug in diesem Jahr fliegen muss, von Singapur nach Honolulu, wo seine Tochter schon auf ihn wartet. Der Flug ist eher schwach besetzt, ein paar Passagiere, mit einem sondergast: Einem Mörder, der gefasst wurde und nun an die Behörden in Amerika übergeben werden soll. Ein Sturm braut sich zusammen, aber um Treibstoff zu sparen, soll Brodie und sein Copilot einfach über das Unwetter hinweg fliegen. Das das nicht gut geht, kann man sich ja denken. Nach einem Blitzeinschlag wird alles daran getan irgendwo notzulanden. Zum (Un-)Glück finden sie eine kleine Insel, auf der das Flugzeug unsanft zum Stehen kommen kann. Aus der einen Katastrophe entkommen, fallen sie gleich in die nächste, den die Insel ist besetzt von Rebellen, vor dem sich selbst die Regierung fürchtet.
Seht ihr was ich meine, wenn ich sage das der Plot etwas generisch klingt. Aber wo der Film mich tatsächlich überrascht hat, war tatsächlich in der Umsetzung. Der Plot besticht dann aus einem interessanten Erlösungs-Arc für den Kriminellen und tatsächlich auch recht spannenden kleinen politischen Drama bei der Rettungsaktion, inklusive einem Team von gestählten, Action Hero Söldner. Der Film nimmt sich selbst auch ernst, was das Adrenalin getriebenen Szenen tatsächlich besser machen. Statt die Notlandung überzogen mit einem bombastischen Soundtrack zu unterlegen, bekommen wir hauptsächlich das Knacken und Ächzen des Flugzeuges zu hören, mit dem bedrohlichen Grollen aus den Wolken. Auch die Actionszenen waren so viel besser als erwartet. Anstatt alles mit unzähligen Schnitten zu kaschieren, bleibt die Kamera immer ganz nah am Geschehen. So kann das Stunt Team dann zeigen, was es drauf hat, wenn es statt übertriebenes gefuchtelt, sich dann wirklich anfühlt als ob die Charaktere dort um Leben und Tod ringen. Auch die Schusswechsel sind gut inszeniert, von wildem rumgeballer, bis hin zum strategischen Scharfschützen, der die Ränge der Feinde langsam, aber sicher dezimiert.
Natürlich ist auch hier alles etwas übertrieben, aber durch die eher gesetzte Inszenierung und dem eher atypischen Verhalten von vielen Charakteren, wirkt Plane doch etwas authentischer, und somit spannender. Es werden keine Plots aus dem Arsch gezogen, um die Spannung oben zu halten. Nicht jeder Charakter, bekommt noch ein glänzender Auftritt. Alles ist etwas reduziert, und dadurch, meiner Meinung nach, besser. Alles in allen ist Plane ein netter und überzeugender Action-Film, der an den Kinokassen leider etwas untergegangen ist.
Einer der großen Klassiker von Alfred Hitchcock, den ich einmal als Kind angeschaut habe, und mir gar nicht gefallen hat. Nachdem morgens ein Vogel in unsere Wohnung reingeflogen ist, und etwas Chaos veranstaltet hat, hab ich mir gedacht, das es jetzt mal wieder allerhöchste Zeit für ein ‚Rewatch‘ ist.
Heute find ich den Film nicht mehr so furchtbar wie als Kind, aber ich verstehe schon, woher meine damalige Meinung kam. Der Film ist sehr langsam und teilweise auch etwas unfokusiert. Die erste Hälfte des Filmes besteht eigentlich nur aus einer Romcom, bei der ein reiches Mädchen, das viel zu viel Zeit übrighat und alle Energie in Schabernack steht. Etwas bloßgestellt von einem Mann, möchte sie Rache in Form von Turteltauben. Hier nimmt sich der Film extra viel Zeit, sie zu zeigen, wie sie zu einem Laden fährt, zu der Lehrerin, wieder über die Kreuzung zu dem kleinen Hafen, um dann in einem kleinen Boot zu landen. Es hat sich alles sonderbar gezogen angefühlt, ebenso auch dann das Treffen und Essen mit der Familie, und das herzliche und überraschend ehrliche Gespräch mit Annie. Ich denke das dies auch klar Absicht von Hitchcock war, den Zuschauer mit einer bekannten Narrativen Formel einzulullen und diese dann brutal von den Titelgebenden Vögeln zu brechen. Erst wird verzweifelt versucht den Menschen klarzumachen, was hier vor sich geht, bis dann das absolute Chaos ausbricht. Das Kreischen der Menschen geht in der Übermacht der Vögel unter. Die Kakophonie der Vögel Schreie, das Picken und Zerren, das man vielleicht mit einem Vogel gut überstehen kann, wird in der Masse tödlich. Und dann noch das sonderbar routinierte Vorgehen der Vögel. Sie sammeln sich, warten, greifen dann alle gemeinsam an, und ziehen sich nach einer geraumen Zeit wieder zurück. Es wirkt nicht wie ein Einzelfall, oder reiner Zufall, etwas mehr scheint dahinter zu stecken.
Es ist sonderbar, aber auch irgendwie ein Zug seiner Zeit, das man im Film Charaktere hat, die über die Geschehnisse so offen und klar diskutieren, um den Zuschauer das Denken abzunehmen. Ich muss dabei auch an das ende von Psycho denke, als dem Zuschauer nochmal alles vorgekaut wird. Aber einem Film aus 1963 unzeitgemässigkeit vorzuwerfen, ist etwas komisch. Was aber eine starke Entscheidung ist, ist das man bis zum Schluss nicht weiß, warum die Vögel das machen. Jeder kann sich selbst etwas zusammenreimen. Ob es nun Melanie war, die die Tiere in den organisierten Wahnsinn trieb, oder doch die Turteltauben, welche bis zum Schluss mit von der Partie sind. Vielleicht ist es auch etwas außerhalb unserer Wahrnehmung, welche die Vögel koordiniert. Oder doch einfach nur die Natur, die sich rächen möchte, welche die Alleinherrschaft der Menschen zerschlagen möchte. Hier ist auch der interessanteste Teil des Filmes: Der Mensch bekommt ähnliche Grausamkeiten zu spüren, wie wir sie nur zu gerne verteilen. In einer Welt die wir für unsere Zwecke angepasst haben, werden wir plötzlich ausgestoßen. Man kann auch als ein Gedankenexperiment sehen, was passiert, wenn viele kleine Individuen zusammen kommen um etwas großes zu bewirken. Dabei ziel ich wahrscheinlich etwas über das Ziel hinaus, aber der Gedanke ist dennoch interessant.
Handwerklich ist der Film natürlich toll. Klar, könnte man das ganze heute besser aussehen lassen, aber für 1963 sind die Effekte schon bombastisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine viszerale Reaktion vom Publikum damals ausgelöst hat. Vor allem auch durch die etwas sonderbare Narrative, die von verspielten Romcom zu einem trostlosen, schon fast nihilistischen Ende übergeht. Aber auch wenn ich all diese Aspekte sehe, und wertschätze, wollte der Film bei mir dann einfach nicht so ziehen. Weder der Romcom, noch der Horrorpart. Auch wenn es gut ist das es diesen Film gibt, würde ich eher das Buch bevorzugen, wenn es den ähnlich mit der Thematik umgeht.
Ein drittes Mal wird eine Sirene auf das Dach eines Polizeiautos geklebt, um Eishockey Spieler umzunieten und einen neuen Highscore aufzustellen. Frank ist nun endgültig im Ruhestand, und hat seine Dienstwaffe gegen das Backblech eingetauscht. Als er von seinen alten Kollegen aber die Möglichkeit bekommt bei einem Fall auszuhelfen, gibt er bis zum letzten Tropfen alles, um ihnen auszuhelfen. Als Undercover Agent, schleicht er sich alsbald in die Gang des Bombenlegers, der das Leben unzähliger Menschen bedroht.
Wie bei den Teilen zuvor, ist der Plot eigentlich nur Nebensache, um Steilvorlagen für die Gags zu bieten. Der Film macht auch immer noch viel Spaß, vollbepackt mit Witze an jeder Ecke. Aus einer Mücke ein Elefant zu machen, hat die Serie schon immer hinbekommen. Aber in diesem Fall drehen sie nochmal extra auf. Aber man merkt leider auch, das ihnen langsam die Luft ausgeht und das man das Konzept der Nackten Kanone nach über Dreißig Filmen vielleicht auch mal ruhen lassen sollte.
Ich mag diesen Film aber immer noch sehr, und gerade alle drei Teile gehören für mich zu einer ganz besonderen Art von Comedy, die durch Leslie Nielson auf Hochtouren gebracht wurden.
Nach dem grandiosen ersten Teil, springt die Nackte Kanone 2 ½ sofort ins eingemachte. Wenn man eine tiefe Geschichte und Intrigen erwartet, ist man hier leider am falschen Platz. Denn die Grundgeschichte des zweiten Teils ist tatsächlich kaum anders als im ersten. Wieder gibt es eine Organisation die Böses in die Welt heraustragen möchte. Jane ist abermals dem Bösewicht des Filmes verfallen und Frank stolpert schritt und schritt der Lösung des Falles entgegen. Dabei ist der Kernkonflikt aktueller denn je: Kohle, Gas und Atomenergie sehen sich von einer neuen Energiequelle bedroht und möchten die Gefahr im Keim ersticken.
Abermals ist der Film von vorne bis hinten vollgestopft mit grandiosen Gags, die von visuell beeindruckend zu ‚So dämlich, dass es schon wieder gut‘ reichen. Etwas das dieser Film aber meiner Meinung nach besser macht als der Vorgänger, ist der Einsatz von Running Gags. Wenn aus Versehen die Mauer zum Zoo eingerissen wird, macht man sich erst mal nicht viele Gedanken. Man wird immer wieder mal (durch ein Zebra oder eine Giraffe) daran erinnert. Aber wenn der Bösewicht nach einem eigentlich tödlichen Sturz durch eine Markise gerettet wird, aber im nächsten Moment von einem Löwen dahingerafft wird, ist das zum Wegwerfen komisch. Der Film hält genau das, was er verspricht. Es ist eben ein zweiter Teil der Nackte Kanonen, mit ein bisschen extra noch dazu.
Ich habe die Nackte Kanonen Filme als Kind sehr gemocht. Diese Art von Klamauk Comedy bei der in jeden Satz, Handlung und Hintergründe so viele Witze wie möglich reingequetscht werden, ist schon was Besonderes. Die Persiflage eines Hard Boiled Noir Krimis, mit einem Hauch von James Bond funktioniert einfach fantastisch. Mit dem Prolog wird der Zuschauer schon feucht fröhlich auf den Humor und Plot des Filmes vorbereitet. Der Detektiv Frank Drebin wollte eigentlich nur Urlaub in Beirut machen, doch deckt dabei ganz schnell eine ganz große Verschwörung auf, die er mit Pistole, Faust und Charm Herr wird. Zurück in good old america, erfährt er das sein Partner und bester Freund scheinbar in kriminelle Machenschaften verwickelt ist, und nun ziemlich zugerichtet im Krankenhaus im Koma liegt. Mit einer arbiträren Zeitlimit muss er den Bösewicht auf die Schliche kommen und das Leben der Queen of England schützen. Die Geschichte ist so einfach wie auch behämmert. Ganz im Vordergrund stehen natürlich immer die Gags, die erbarmungslos auf den Zuschauer einprasseln. Der Film strotz auch nur so vor ikonischen Szenen: das Ganzkörper Kondom, die Fahrschule mit Mittelfinger Training und den Worten „Hier gibt’s nicht zu sehen“. Allein die kurze Szene zu Beginn des Filmes mit OJ Simpsons, gehört tatsächlich zu einem großartigen Paradebeispiel wie lustig Slapstick Comedy sein kann.
Der Film besticht auch handwerklich. Das zum Wegwerfen komische Drehbuch wird durch gute Kamera Arbeit und vielen Visuellen Gags verstärkt. Die Musik ist auch immer passend, ob es nun eine heiße Verfolgungsjagd, eine heiße Szene auf einer Matratze oder dem Crashen gegen alles, was am Bordstein so steht. Besonders hervorzuheben sind natürlich die Schauspieler. Allen voran natürlich Leslie Nielson, der durch seine Deadpan Humor bei mir immer ins Schwarze trifft, egal wie dämlich der Witz auch sein mag. Der schon damals eher geriatrische Detektiv überzeugt mit vollen Körpereinsatz. Ähnlich find ich OJ Simpsons (nehmen wir mal seine privaten fahrerischen- und Handschuhtechnischen Talente heraus) tollpatschige Rolle fantastisch. Aber auch das Co-Sternchen Priscilla Presley macht aus der eigentlich ausgelutschten Trope des naiven Mädchen eine richtig gute Figur.
Ich weiß nicht wie sehr die Nostalgie da bei mir zum Vorschein kommt, aber nach all diesen Jahren macht der Film aber immer noch Spaß. Der Film strotz nur so vor Hommagen, brillanten visuellen Gags und dem teilweise dümmsten Dialogen, das man sich nur an die Stirn klatschen kann. Und als jemand, der Filme eigentlich nur im Original schaut, gehört die Nackte Kanone Serie (ähnlich wie bei den Filmen mit Bud Spencer und Terrence Hill) dann doch auf Deutsch, mit der grandiosen wie auch ulkigen Synchro.
Wer sich Cold Creek Manor – Das Haus am Fluss anschauen möchte, weil er richtig bock auf nen Horror Film hat, dem sei davon eher abgeraten. Klar, gibt es gewisse Horror Aspekte, aber der Film ist dann doch viel mehr ein klassischer Thriller.
Die Familie Tilson will nach einem kleinen Vorfall aus New York hinaus aufs Land. Sie finden ein gigantisches Haus, das mehr als nur ein bisschen Farbe and er Wand gebrauchen kann. Schnell wechselt der Besitz des Hauses von der Bank, zu der Familie und die Renovierung kann beginnen. Das Leben auf dem Land ist dann doch etwas anders als in der Stadt. Genießt man dort das Privileg der Anonymität, weiß jeder im Dorf bescheid über dich. Eines Tages steht ein junger Mann vor der Tür, der früher einmal dort gelebt, bis er aufgrund eines Verbrechens ein paar Jahre im Gefängnis verbringen musste. Der Vater, ein Dokumentarfilmschaffender (wer das bei Scrabble legt, liegt dann weit vorne), hat schon aufgrund regen Interesses etwas Nachforschung über die Vorgänger Familie angestellt und gibt dem frisch- freien Mann eine Chance. Alles läuft noch relativ rund am Anfang, aber nach und nach beginnen sonderbare Dinge zu geschehen, die immer weiter eskalieren.
Da ich am Anfang noch dachte, das der Film ein Horror Film ist, habe ich mir während dem zuschauen viele Gedanken gemacht. Überall hat man Hinweise gesehen, das etwas in und um diese alte Gemäuer nicht mit rechten Dinge vor sich geht. Es wird auch ein Plot über den Missbrauch von Kindern aufgedeckt. Das hat mir den Sohn des ehemaligen Besitzers auch sympathischer gemacht. Ich habe gehofft, dass er ein missverstandener Mensch ist. Ein Produkt von seinem Vater, oder gar einem Wesen, das um die Anwohner des Hauses greift. Ich habe richtig mit ihm mitgefühlt, als jemand der keinen wirklichen Halt mehr hat, und täglich darum kämpft, etwas Normalität zurückzuerlangen. Ich fand auch den Konflikt zwischen den gentrifizerer aus New York und den alteingesessen des Ortes sehr interessant. Aber wie man vielleicht in dem Ton den ich hier annehme herauslesen kann, fallen all diese Aspekte auf unfruchtbaren Boden. Eigentlich hätte ich damit rechnen sollen, als die Kinder ein Schild im Wald finden, auf dem einfach nur „EVIL“ steht. Vielleicht hat der Sohn eine brutale Kindheit hinter sich, mit Missbrauch vom Vater, aber das ist egal, als er seine Familie niedergestreckt hat. Und das Ganze will er nochmal wiederholen, in einem eher sonderbaren Katz und Maus spiel, das am Ende tödlich für ihn endet.
Cold Creek Manor hätte ein richtig cooler Film werden können, der eine vielleicht etwas empathischeren Blickwinkel auf Missbrauch. Aber stattdessen gibt der Film einem ein Finale, das man schon zigmal gesehen hat. Schlimmer als ein schlechter Film, ist nur ein Film das Potential zeigt und das dann aufgrund von fehlenden Fähigkeiten oder Mut im Mittelmaß versinkt. Oh, und nur um es zu erwähnen: Die Musik tut dem Film auch nicht gut. Schreckliches Gedudel, das manchmal jegliche Spannung aus der Szene saugt.
Als ich das erste mal von dem Film gehört habe, war ich schon ganz hin und weg. Eine Fortsetzung zum 1931 Klassiker, aus der Sicht von Renfield und mit Nicholas Cage in der Hauptrolle… da kann eigentlich nichts schief gehen.
Man merkt das der Regisseur und die Drehbuchautoren sichtlich viel Spaß mit dem Konzept haben. Dabei haben sie sich erst ein gutes Fundament gegossen, in den groben Zügen der Geschichte, auf das sie Szene um Szene, Witz für Witz immer weiter aufgebaut haben. Renfield wird nach all den Jahren doch langsam müde, in der toxischen Beziehung, mit dem Prinzen der Dunkelheit. Doch wie es in solchen Beziehungen nun mal ist, kommt er da nicht so leicht raus. Er versucht etwas Gutes mit seinen Schandtaten zu bewirken, und sammelt für seinen Meister Kriminelle und andere, die durch seine Sichtweise besser Vampirfutter wären, anstatt die Welt noch zu verschlimmern. Doch selbst dieser sanfte Schritt leicht außerhalb der absoluten Gehorsamkeit wird alsbald von Dracula herausgefunden und geahndet. So heißt es dann wieder rausgehen und das Blut von Jungfern, Nonnen und Cheerleader Teams einsammeln. Bis er eine Frau trifft, die den Mut versprüht, den er nicht hat. Nach einem ersten romantischen treffen in einer Bar, bei dem Kriminelle mit Tiermasken von Kugeln durchlöchert, und mit ihren eigenen Extremitäten verprügelt werden, bahnt sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden an. Die Selbsthilfegruppe für Menschen in einer toxischen Beziehung, wird von einer Nahrungsquelle zu einer Quelle der Selbstverwirklichung und Renfield schafft es irgendwie sein Leben umzukrempeln… so gut man das als Familiar eines der mächtigsten Wesen der Erde machen kann. Das das natürlich nicht so weitergehen kann, und sich alsbald auch eine perfide und gewalttätige Kriminelle Familie einklinkt, lässt alles nur noch weiter eskalieren.
Der Film weiß was er sein möchte, und das find ich klasse. Bekannte Konzepte wie die des Familiars, Renfield und Dracula selbst, werden nur kurz angerissen, um nicht zu sehr von dem Kern des Filmes abzulenken: Spaß. Den Renfield macht einfach Spaß. Ob es die überspitzen Possen von Dracula sind, die wahnwitzige Situation von Renfield, die mit Normalos gleichgesetzt wird oder auch die wirklich tollen Actionszenen, die sich in Gewalt und Absurdität nicht zurück hält. Das Ganze wird natürlich durch den tollen Cast verstärkt. Nicholas Hoult macht sich großartig als Renfield, Akwafina ist wie immer eine Freude und es ist auch schön Ben Schwartz wieder in einer überdrehten Rolle zu sehen. Aber am meisten glänzt natürlich Nicholas Cage als Baron Dracula. Wer sich etwas näher mit Nicholas Cage beschäftigt, weiß das er ein krasser Cineast ist und eine große Liebe für die Klassiker hat. So kann ich mir auch vorstellen, dass er sofort bei einer Fortsetzung des 1931er Dracula Film Feuer und Flamme war. Und das merkt man auch durch den Film durch. Cage hat die Zeit seines Lebens, den bekanntesten aller Vampire zu mimen. Egal ob der Vampirfürst, der an einem seidenen Faden an seinem unheiligen Leben hängt, oder er mit voller Macht quasi unbezwingbar ist, Cage gibt immer sein bestes.
Der Film hat ein tolles Pacing, viele gute Witze und ulkige Situationen, die immer wieder durch grandiose und derbe Action gebrochen wird. Natürlich erfindet der Film nicht das Rad neu, aber als ein völlig überzogenes Nachfolgerwerk von Dracula, bietet der Renfield einiges. Eine wirklich herrliche und unterhaltsame Action Komödie die durch viel Biss besticht.
Ich persönlich bin gar kein Fan von High Fantasy, aber mit Pulp Fantasy kann man mich dann doch immer wieder hervorlocken. Ich habe keine direkte Erfahrung mit dem DnD Universum außerhalb von ein paar Spielen die ich mal als Jugendlicher gespielt habe. Ich habe auch ein paar Episoden des DnD Cartoons gesehen und war dann ganz hin und weg als die bekannten Gesichter bei dem Turnier aufgetaucht sind. Ich bin auch nie direkt in die Pen & Paper Vorlage eingestiegen, sondern habe da eher das Schwarze Auge oder Degenesis bevorzugt. Falls also ein DnD Superfan das liest, habe Mitleid mit mir unwissenden Tor. Dennoch habe ich das Gefühl das die Filmschaffenden sich extrem viel mühe gegeben haben, das Abenteuer und die Welt so akkurat wie möglich darzustellen: Mit passenden Zaubersprüchen, Kreaturen, Orten und Lore Aspekten. Ich finde auch dass sie den Geist von Pen & Paper Abenteuer toll eingefangen haben. Der Dungeon Master (DM) stellt die Gruppe vor ein Problem und gibt ihnen die Freiheit mit diesem auf eine eigene Art und Weise vorzugehen. Natürlich hat sich der DM was dabei gedacht, und hat vielleicht hier und da mal gewisse Hinweise gestreut. Das muss aber noch lange nicht heißen, dass die Gruppe dieser auch Folgen. Als DM und Spieler habe ich schon die absurdesten Lösungsätze gefunden, die dann tatsächlich irgendwie geklappt haben. Und das ist etwas das dieser Film mit Bravour immer wieder beweist. Man denkt die ganze Zeit das es einfach den Pfad voran geht, bis die Gruppe plötzlich einen Salto in das Gebüsch macht und in irgendeine ganz andere Richtung sprintet, nur um dann doch noch irgendwie am Ziel anzukommen. Das hat das Anschauen und Erleben der Geschichte sehr spaßig gemacht, da man nie wirklich vorhersagen konnte, was als nächstes passieren wird. Wenn Plan A und Plan B nicht funktionieren, hat man ja noch einige andere Buchstaben im Alphabet, die vielleicht klappen könnte.
Ich find es auch schön, dass wir technologisch soweit sind, das man all die Magie und bizarritäten einer Phantasiewelt gut einfangen kann. Die Umgebungen sehen grandios aus: Von saftigen Wiesen, zu beeindruckenden Schlösser, dunklen Wälder und Lavaflüssen. Das Set-, Kostüm- und Objekt Design ist ebenfalls grandios. Auch die Wesen und Magie werden fantastisch gerendert und bieten einen ein wahrlicher Augenschmaus. Besonders an dem mächtigen Drachen Themberchaud konnte ich mich kaum satt sehen. Die Schauspieler machen auch alle eine gute Figur. Wenn man aber tiefgründige und komplexe Charaktere erwartet, wird man hier leider enttäuscht. Zusammengestellt aus Rasse, Klasse und Ausrichtung (Alignment), bekommt man einen bunten Cast von relativ eindimensionalen Charakteren aufgetischt. Klar machen die Charaktere Spaß (vor allem Michelle Rodriguez als Holga), aber gerade wenn der Fokus auf das Drama und Innenleben der Charaktere gerichtet wird, fällt der Film leider etwas flach. Auch die Direktion und Schnitt könnte etwas besser sein. Der Humor des Filmes ist an sich gut, teilweise sogar sehr gut, aber viel zu oft werden Witze oder ganze Szenen von einem schlechten Timing und Pacing kaputt gemacht. Das ist dann etwas ärgerlich, weil es viel Drive und Flair des Filmes für mich verspielt hat. Man kann die besten Zutaten der Welt haben, wenn man nicht weiß wie man mit ihnen umgeht, wird das Essen daraus leider auch nur mittelmäßig.
Aber um nicht auf diesem Negativen Punkt zu enden, muss ich sagen, dass ich viel Spaß an dem Film hatte. Er hat mir nicht nur das geboten, was ich erwartet hatte, sondern hat diese Erwartungen sogar noch übertroffen. Ich hoffe sehr das Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves so erfolgreich wird, dass wir noch mehr Geschichten und Abenteuer aus dieser Welt erleben dürfen.
Dead Center war eine ernsthafte Überraschung für mich bei der ich nicht verstehe, warum ich nicht verstehe, warum der Film so mittelmäßig bewertet wird.. Billy Senese hat mit diesem Film ein wunderbares Feingefühl bewiesen, dass man oftmals leider bei Filmen mit einer ähnlichen Prämisse oder Storyline vermisst.
Man merkt das er sich bei der Recherche für den Film viel mühe gegeben hat. Ich habe als Zivi (ja, so alt bin ich) in einer Psychiatrie gearbeitet und kann deswegen teilweise aus eigener Erfahrung sprechen, wie schon fast gruselig authentisch dieser Film wirkt. Es ist auch sehr schön, dass sich jemand die Mühe macht nicht auf ausgelutschte Tropes zurückzugreifen. Und auch wenn die Geschichte eines besessenen Menschen in der Psychiatrie nicht neu ist, erzählt er diese aber mit so einem regen Interesse, Feingefühl und Empathie. Gerade bei Geschichten um und in Psychiatrien wird oftmals Schindluder getrieben und damit einer Gruppierung, die es eh nicht so leicht in der Welt hat, noch weiter Stigmatisiert. Ich bin auch ein Sucker wenn es um diese Art von Horror geht. Kairo/Pulse von Kiyoshi Kurosawa, Occult von Koji Shiraishi oder Pontypool von Bruce McDonald fallen mir dabei als vergleichbare Beispiele ein. Eine unverständliche Besessenheit, die sich Viral verbreitet und den Menschen komplett übernimmt. Dieses Konzept ist verstörend, wird aber selten wirklich gut inszeniert, sodass man das Ausmaß des Horrors auch nur erahnen könnte. Hier wird dabei gekonnt mit der Prämisse eines unwilligen Wirtes gespielt, der selbst zwischen Wahn und Realität steht. Und einem Protagonisten, dem das Wohl der Patienten, weit vor seinem eigenen steht.
Die Thematik der Spirale, das sanfte ziehen zu beginn, welches einen immer weiter und schneller in das Zentrum zerrt, ist fantastisch dargestellt. Nicht nur in dem Verhalten des Protagonisten, und der Eskalation des gesamten Plots, sondern auch besonders im Handwerklichen. Das merkt man vor allem am Ende: Die dröhnenden Musik, dreht sich immer rasanter in sich selbst, die Wohnung von Michael Clark liegt in einem Cul De Sac von immer gleich aussehenden Häuser. Bei den Sitzungen mit Clark dreht sich die Kamera um die beiden, bis sie einen Punkt des Zerberstens erreicht. Das Wesen, das um sich greift, ist wie ein schwarzes Loch im Weltraum, ein nicht erkennbarer Punkt, der alles in Bewegung bringt, mit dem Ziel am Ende der Zeit alles um sich herum zu verschlingen.
Aber nicht nur die Spirale, wird handwerklich und Erzählerisch toll eingesetzt. Sehr oft im Film baut Senese eine wunderbare Symbiose aus Bild, Ton und Narration dar. Ein Beispiel bei dem mir das als erste Mal aufgefallen ist, war eine Szene relativ zu beginn. Nach einem heftigen Gespräch ist unser Protagonist gestresst und steigt in einen Aufzug. Es gibt ein bekanntes Ding Geräusch und die Türen schließen sich. In dem beklemenden Raum, ist man ganz nah an ihm dran. Die Musik nimmt das Geräusch des Aufzugs auf, lässt es widerhallen, mit einem Ding hier und Dong da, bis ein Schlag gegen die Wand die Szene und Spannung bricht. Das mag vielleicht nach nicht viel klingen, aber gerade in Horror wird gerne mal viele Abkürzungen genommen, und einfach nur gruselige Musik reingeworfen um eine Stimmung zu erzwingen. Dieses Zusammenspiel von allen Sinneseindrücken im Film, sprechen Bände für die Sorgfalt die dort an den Tag gelegt wurde. Das ist aber nicht das einzige Beispiel des großartigen Sounddesigns des Filmes. Alle Szenen, bei denen es ein Wandel von Clark geht, sind toll dargestellt. Von dem dumpfen Hall der Katatonie, zu den scharfen und schon fast überwältigenden Klangkullisse so bald sein Bewusstsein wieder Fuß gefasst hat. Dasselbe zeigt sich auch in den Hypnose Szenen, bei dem großartig die fluidität des Bewusstsein dargestellt wird. Hier kommt auch das andere wichtige Symbol des Filmes zu tragen: Die Umkehr. Etwas das man z.B. auch sieht wenn Edward Graham in die Pathologie fährt und die Pfeile seinen klaren Weg, tiefer in den Wahnsinn beschreibt.
Wie man merkt, ich mag diesen Film. Man merkt das sich die Filmschaffenden extrem viel Mühe gegeben haben, und sich auch dem Medium Film bewusst waren, dass sie auch mit der Akustischen und Visuellen Ebene arbeiten, die bei vielen leider zu kurz kommt. So wird man als Zuschauer, nicht nur Zeuge der Geschichte, sondern in der eigenen Wahrnehmung ein Bestandteil des Ganzen. Ein Film der sich auf mehr als nur eine Art und Weise, in mich reingebohrt hat, und mich einfach nicht loslassen möchte.
Beyond Infinity of Two Minuets ist kein Standard 0815 Zeitreisefilm. Es ist eher wie ein Experiment, um aus einer einfachen Prämisse so viel wie möglich herauszuholen. Der Besitzer eines Cafés findet heraus das zwischen den Bildschirmen in seinem Café und dem in seiner Wohnung (welches nur zwei Stockwerke höher liegt) eine Zeitdifferenz von zwei Minuten existiert. Blickt er auf den Fernseher in seiner Wohnung, kann er mit seinem zukünftigen Ich reden, und vice versa mit seinem Vergangenen Ich quatschen, wenn er in den anderen Bildschirm blickt.
Die Prämisse ist dabei so einfach wie komplex. Man schaut was passiert, versucht die Grenzen zu testen und über diese hinaus zu gehen. Dazwischen entwickelt sich in Echtzeit zwei Dramen, die dann geschickt mit den zwei Bildschirmen gelöst werden.
Der Film wirft wie alle Zeitreise Interpretationen große Fragen über uns, die Zeit und Fatalismus auf. Informationen werden aus dem Äther herausgeholt und an die Vergangenheit gerichtet, obwohl das nicht möglich sein sollte. Man wird dem Fatalismus unterworfen, da man die Stabilität der Existenz nicht ins Wanken bringen möchte. Während des Filmes habe ich mich immer wieder gefragt welcher Blick verstörender ist: In die Zukunft oder in die Vergangenheit. Blickt man in die Zukunft, wird einem gewisse Handlungen quasi aufgezwängt, den so muss es eben passieren. Wenn man in die Vergangenheit schaut, muss man den Aufragt der Zukunft erfüllen, da man bei einem Fehltritt vielleicht sich selbst auslöscht. Mich überkam tatsächlich eine gewisse existentielle Angst beim Anschauen des Filmes, die, aber niemals überhandnimmt durch die unterhaltsamen Charaktere und clever ausgedachten Geschichte.
Der Film nimmt sich das Konzept dieser kleinen Zeitreise und holt so viel man kann davon raus. Dabei freu ich mich das die Filmemacher auch von dem Konzept nicht abweichen. So hat der Film natürlich gewisse Redundanz, vor allem auch in den Erklärungen (ich kann mir vorstellen dass dies aus Frustration des Drehbuchautoren heraus entstanden ist, was ich persönlich witzig fände) was hier eigentlich gerade vor sich geht. Der Film hat auch einen sehr japanischen, überdrehten Humor, der mir gut gefällt aber manche vielleicht abschrecken kann.
Wenn man auf interessante Konzeptuelle Filme steht, dann kann ich diesen Film nur wärmstens ans Herz legen. Gerade auch wenn man sich für Filme interessiert, ist die astreine und kreative Inszenierung ein wirklicher Hochgenuss.
Hier geh ich in die Materie. Wenn ihr euch nicht spoilern lassen wollt, dann schaut diesen Film an und kommt dann zurück!
Es ist auch die Frage wie Zeitreise in dem Film funktioniert. Nehmen wir einmal das Beispiel des Rubbelloses. In Japan schreibt man von rechts nach links und von oben nach unten. Es würde also Sinn ergeben, wenn sie das rechteste Feld als erstes aufgerubbelt hätten, was wahrscheinlich eine Niete gewesen wäre. Es hätte also auch sein können das sie beim Sprechen mit ihren Vergangenheitscounterpart rausplatzen das es eine Niete war und sie ein anderes Feld wählen sollte, ganz ohne Klarheit über die Konsequenzen. Wenn sie das nächste Feld aufgerubbelt hätten, würden sie merken das die Realität noch da ist und sie versuchen es ein weiteres Mal, mit dem linken. Und voila, wir haben ein Gewinner. Die aus der Vergangenheit wissen natürlich nichts von den anderen Zeiten, die dabei ausgelöscht wurden, und erfreuen sich einfach, was wieder die Zukunft beeinflusst. Ich denke so kann man auch das Ende erklären, bei dem der widerstand die zwei Trenchcoat Typen verschwinden lässt, sie eine neue Zukunft aufgebaut haben, wo klar ist das wir nicht dem Fatalismus unterworfen sind und quasi die gesamte Existenzbegründung der Time Cops irrelevant geworden ist.
Seit „The Devil & Father Amorth” habe ich eine große Abneigung gegen William Friedkin und Gabrielle Amorth. Aus diesem Grund wollte ich dem Film erstmal keine wirkliche Chance geben, aber Russel Crow hat mich dann doch überzeugt.
Ich habe tatsächlich ein 2er Film erwartet und war dann doch überrascht von einem relativ soliden Horrorfilm, der sich leider am Ende etwas verstrickt. Der Einstieg mit dem Besessenen und dem Schwein war stark und hat gleich einen guten Ton gesetzt. Auch das Tribunal ist toll inszeniert und zeigt gleich die Sonderstellung die Amorth im Vatikan innehatte. Ich muss auch zugeben das Russel Crow ihn super eingefangen, (zumindest von den quirks die ich über Amorth so weiß) und auch sympathisch gespielt hat. Sein Sinn für Humor war gut und manchmal auch herrlich unpassend. Und ein Priester auf einer Vespa hat schon was (Auch wenn ich mich frag ob er wirklich die ganze Strecke von Italien nach Spanien mit seinem kleinen Gefährt genommen hat).
Im Allgemeinen finde ich, dass das Fundament des Filmes etwas wackelig ist. Es ist nie wirklich klar wieviel Macht der Dämon hat, oder von was es abhängt. Mal schleudert er Leute durch die Gegend oder schnürt ihnen die Luft ab, mal kommt er nicht gegen ein paar Gebetsworte an. Es ist auch aus der Sicht des Zuschauers eher langweilig das die einzige Möglichkeit es zu bekämpfen, das Gebet ist. Dafür das alle eigentlich nichts weiter machen müssen als ihr kleines Gedicht aufzusagen, kommen sie immer schnell aus der Fassung. Ich fand es auch nicht immer klar dargestellt, ob das was jetzt gerade passiert, wirklich passiert oder nur eine Einbildung ist. Diese ganzen Aspekte akkumulieren sich dann auch gegen Ende, sodass dieses in sich zusammenfällt. Mal wirft der Dämon Kreuze durch die Gegend, kann sich frei an diesem heiligen Ort entfalten, und dann wird durch etwas Silber am Kopf er seine gesamte Macht beraubt. Auch das Cinematic Universe das sie gegen Ende anteasern ergibt nicht viel Sinn. Ist der Teufel jetzt übermächtig oder nicht? Ist Gott übermächtig oder nicht? Das sind Konzepte und Fragen, die sich weder der Film noch der Drehbuchautor richtiggestellt haben. Auch die Kirche als Institution gegen das Böse aufzustellen, ist schon fast lächerlich und zielt wirklich weit an dem Vorbei, was sie eigentlich ist. Vor allem wenn man vorchristliche Religionen wie das Judentum, etc betrachtet. Da hätte ich mir auch mehr Klarheit gewünscht.
Etwas das ich auch nicht einfach übersehen kann, ist die ungeschickte Zweigleisigkeit, die der Film fährt. Es hätte dem Film gutgetan, sich nur auf Amorth zu fokussieren, statt noch halb arschig die Geschichte der Familie mit dem besessenen Jungen zu erzählen. Die Szenen helfen dem Film nicht wirklich und lässt die Narrative dann in einem unzufriedenen Zwiespalt offen. Es ist auch so, dass Besessenheit als Konzept sehr gruselig ist, aber selten wirklich gut eingesetzt wird. Auch hier sieht man das Kind vielleicht kollektiv zwei Minuten lang „normal“, bevor der Dämon von ihm Besitz ergreift. Ich versteh schon das die Familienszenen die Emotionale Bindung stärken soll, aber dadurch, dass es so halbherzig abgewickelt wird, funktioniert es einfach nicht. Es hilft auch nicht, dass die Familie allesamt von eher mittelprächtigen Schauspielern verkörpert wird. Die Tochter ist zu Edgy ohne jegliche Kanten, die Mutter ist zu Bland und der Junge ist furchtbar in dem, was er tut: Er soll gruselig wirken, es soll verstören, aber sein Spiel hat das ganze eher ins lächerliche gezogen.
Aber der Film macht auch vieles gut. Russel Crow ist fantastisch in seiner Rolle. Das Set-designe ist überragend, genauso auch das Design von Objekten wie der Koffer von Amorth mit all seinem Spielzeug. Ich mag auch sehr, dass der Film multilingual ist und das sich dies immer weiter als Standard durchsetzt. Das sie dann plötzlich auf Englisch reden, ist zu verzeihen. Die Kamera, das Sounddesign und der Schnitt sind dabei auch ordentlich. Es gibt tatsächlich auch einige Szenen die ich sogar als herausragend bezeichnen würde (ich sage nur Vogelfuttern überkopf).
Eine Sache noch zum Schluss, die der Film einfach so darstellt aber nie weiterverarbeitet. Als Amorth von dem Dämon besessen wird, bekommen das vor allem der Pabst und Bischof Sullivan zu spüren. Beim Pabst gibt es noch Sinn, aber will der Film mir sagen, dass der Dämon Amorth noch einen gefallen getan hat, indem er einen Konkurrenten aus dem Weg geräumt hat. Selbst wenn das der Dämon zum eigenzweck gemacht hat, ist es doch die Schuld von Amorth, auf die nie wirklich eingegangen wird, außerhalb eines Schultern Zuckens. Gabrielle Amorth kommt im Allgemeinen dabei viel besser weg als er es meiner Meinung nach verdient hätte. Zwar hat er später gesagt, dass die meisten Fälle von Besessenheit eine natürliche Ursache hat, aber, und ich zitiere hier mal Wikipedia: Die 1999 geänderten Richtlinien für einen Exorzismus, bei der der Vatikan empfahl, eine mögliche Besessenheit nicht nur genau zu überprüfen, sondern sich unter Umständen auch mit Medizinern und Psychiatern abzustimmen, kritisierte er: Das sei so, als wolle man „den Teufel mit einer ungeladenen Waffe bekämpfen“. Er hielt auch alles, was nicht Ultra konservativ christlich ist, als Teufelszeug. Egal ob es Yoga, Harry Potter oder sonst was ist. Der Film versucht auf eine ähnliche Art und Weise revisionistische Geschichte zu betreiben, in dem die Inquisition vom Teufel ausging, und rein gar nichts mit dem gütigen Gott und der ach so tollen Kirche zu tun hat. Ich kann solche Aspekte einfach nicht ignorieren.
Die Austin Powers Serie ist schon etwas Besonderes, welche tief in den Geist der Popkultur festgesetzt hat. Ich denke, dass die meisten mehr mit Dr. Evil anfangen können, als mit der Vorlage des schon etwas müffelnden Blomfeld. So hat sich Powers aus der Parodie zu etwas ganz Eigenem entwickelt. Ob das heute aber noch lustig ist…
Mit einem Auge auf der 8 rechts oben merkt man, der Film hat sich gehalten. Er war sogar noch etwas besser als ich gedacht habe. Die Prämisse ist bekannt: Ein exzentrischer und geliebter Agent der 60er, friert sich ein, um die Machenschaften des Bösewichtes Dr. Evil in Zukunft zu durchkreuzen. Eine gezielte Parodie auf den Agenten 007, bei dem das veraltete Mindset von vor 30 Jahren in die Neuzeit geholt wird. Dabei müssen Agent und Gegenspieler sich erst mal wieder klar machen, was sich eigentlich verändert hat. Mit einer Million kann man sich gar nichts mehr kaufen, also müssen da noch ein paar Nullen dran. Das Konzept der freien Liebe hat sich weiterentwickelt, ist aber bei weitem nicht mehr so die Norm wie in der Austin Powers Welt der 60er. Mit diesem Fish out of Water Trope holt der Film schon einiges hinaus. Es parodiert dabei aber auch fantastisch den klassischen Agentenfilmen. Der Bösewicht möchte nur Geld und Zerstörung; ihre Basis hätte auch aus „Man Lebt nur Zweimal“ sein können, mit Schergen die direkt aus einem Comicbuch entsprungen zu sein. Aber gerade dieses Spiel mit dem Bekannten, macht meiner Meinung den Charm des Filmes aus. Wie die traurigen Szenen, in denen Familie und Freunden mitgeteilt wird, das ein Scherge des Dr. Evil im Dienst umgekommen ist. Oder das beleuchten von intimen Beziehungen als eindimensionaler Charakter.
Was man bei dem Film auf jeden Fall haben muss, ist ein Faible (oder zumindest eine dicke Haut) für Klamauk. Den auch wenn manche Witze toll aufgebaut und inszeniert sind, gibt es doch oftmals Strecken, wo Mike Myers eigentlich nicht viel mehr macht, als lustige Grimassen zu ziehen. Mich hat es persönlich nicht so sehr gestört, da es doch in die überzogene Welt gepasst hat. Apropos Mike Myers, als Kind habe ich nicht gerafft das Dr. Evil und Austin Powers von ein und demselben Schauspieler gespielt wird. Er hat ein Talent die Rollen auf so eine interessante und unterschiedliche Art zu spielen. Aber auch abseits dieser zwei, strotz der Film nur so vor interessante und spaßige Charaktere. Exposition, Scott, Farbissina bis sogar zu Allota Fagina und Random Task, strotz der Film von Komödiantischen Potential, das wirklich gut genutzt wird.
Aber es gibt eine Sache, die leider nicht so gut gealtert ist, und zwar gewisse Popkulturanspielungen. Hier merkt man, dass der Film doch schon ein viertel Jahrhundert auf dem Buckel hat. Ich frage mich gerade, wie viele der Anspielungen über die Köpfe eher jüngerer Zuschauer geht. Aber das ist ein kleiner Wermutstropfen, einer sonst sehr spaßigen Klamauk.
Pelikanblut war dann doch etwas anders als erwartet. Durch die Einstufung in Horrorfilmen und dem Bild des kreischenden Kindes mit einem Blumenkranz, wurden sofort Assoziationen Richtung Midsommar geweckt. Wer das hier erwartet sei aber gewarnt. Der Film ist vielmehr ein Drama, das es in sich hat.
Wiebke lebt und arbeitet auf einem Pferdehof. Dort hilft sie der örtlichen Polizei bei der Ausbildung von Pferden. Abseits der Arbeit hat sie aber auch ein Adoptivkind, Nikki, die alsbald eine Schwester bekommen soll. Doch dann läuft alles etwas aus dem Ruder, den mit der kleinen Raya stimmt etwas nicht. Statt hier mit Monstern und Geistern aufzutreten, zeigt uns Katrin Gebbe etwas viel verstörenderes: Das Leben mit einem verhaltensauffälligen Kind. Denkt Wiebke erst, das Raya nur ihre Grenzen austesten möchte, nimmt ihr Verhalten immer krassere Züge an. Und auch wenn die frische Mutter alles versucht, wirken ihre Mühen doch vergebens. Dabei kann man sie so gut verstehen. Sie möchte das Kind nicht wieder in das zermürbende System zurückwerfen. Sie hat die optimistische Herangehensweise, dass sie mit genügend Zuneigung und Liebe alles lösen kann. Dies führt irgendwann zu einer Versunkenen Kosten Falle, bei dem Wiebke sich lieber immer tiefer gräbt, statt Einsicht zu zeigen. Im Verlauf wird es immer perfider und fast schon krankhaft. Hier spürt man ihre fast unermessliche Verzweiflung, wo sie lieber alles ausprobiert, anstatt sich einzugestehen, dass es vielleicht nicht geht. Ein Kampf gegen Windmühlen. Als jemand der leider die Erfahrung einer toxischen Beziehung machen musste, kann ich das Gefühl so gut nachvollziehen. Wenn alle um dich herumschreien: „lass es sein“ und du in deinem inneren weißt das es auch so besser wäre, aber man nicht aufgeben kann, auch wenn es einen kaputt macht.
Der Film geht einem sehr nahe und hat auch bei mir und meiner Frau, lang nach dem Abspann noch zu interessanten Gesprächen geführt. Die Gnadenlosigkeit, mit der die Szenen und die grausige Realität dargestellt wird, ist schmerzhaft und zehrend. Manchmal so sehr, dass man sich fragt, warum man sich das eigentlich gerade antut. Dabei sind die Charaktere durch die Bank interessant gestalten und wirken allesamt authentisch und ehrlich in ihr Wünschen und Taten. Das Titelgebende Thema des Pelikanbluts wird auch toll bearbeitet. Zu Beginn hört man von einer Legende, das eine Mutter sich selbst verstümmelt, um ihren toten Kindern wieder Leben einzuhauchen, und sie am Ende es sogar schafft. So geht auch Wiebke bis an die äußerten Grenzen, ohne dass dabei wirklich klar wird, ob es von Erfolg gekrönt ist. Diese Frage lässt Gebbe absichtlich offen, mit einem hoffnungsvollen Blick auf die kleine Familie, die nach all dem mit nichts dasteht.
Etwas das tatsächlich auch interessant war, war das Pferdetraining. Ich weiß das Pferde oft bei Demos eingesetzt werden, aber ich hatte keine Ahnung wie sie dafür trainiert werden. Dabei ist Top-Gun auch ein sehr klarer aber geschickt eingesetzter Symbolfigur für das Raya und Wiebke. Im Allgemeinen ist der Symbolismus sehr offensichtlich, was aber nicht stört, durch die geerdete Erzählweise.
Ich liebe Found Footage (FF) Filme. Wenn sie gut gemacht sind, können sie unfassbar nahbar und intensiv sein. Wenn sie aber schlecht gemacht sind (was meistens der Fall ist), verkümmert die interessante Narrative zu einem grottigen Gimmick. Devils Due hat sehr gut angefangen, dann aber immer weiter abgebaut. Die Szenen der Hochzeit bekommt man gleich einen kleinen Eindruck in das Leben der beiden Protagonisten gegeben. Als sie dann fern ab der Heimat ihre Kamera zücken, um die letzte Nacht ihrer Flitterwochen aufzuzeichnen bin ich sofort hellhörig geworden. Die viel zu lange Fahrt in dem Taxi und das Betreten eines Hauses in Nirgendwo war schon echt interessant zu sehen, vor allem weil beide Charaktere sich bei weitem nicht sicher waren, was hier vor sich geht. Die Spannung wird gelöst als die heißen Rhythmen starten. Rein zufällig bekommt man als Zuschauer dann ein sonderbares Ritual mit, wogegen die zwei am nächsten Morgen mit einem Hangover aufwachen. Die Leise Hoffnung das alles in der Dominikanischen Republik spielen wird, bewahrheitet sich dann leider nicht mehr. Und ab hier fällt die Konzeptuelle Stärke des FF etwas flach. Es muss schon einen innerdiegetischen Grund geben warum gefilmt wird, warum was gefilmt wird und wann gestoppt wird. Das hat z.B. Blair Witch Project fantastisch hinbekommen, was aber von den meisten FF-Filmen etwas stiefmütterlich behandelt wird. Spätestens nachdem Kameras vom Fremden im Haus installiert werden, zerfällt das Konzept der übrig gebliebenen Aufzeichnung. Vor allem wenn etwas Schreckliches passiert und man dann die Bilder einer anderen Kamera sehen. Ich verstehe das man das hier als vielleicht etwas zu penibel lesen könnte, aber für mich ist so etwas sehr wichtig. In der Hinsicht der Glaubwürdigkeit zerfleddert sich Devils Due dadurch immer weiter.
Aber das ist ja nur ein Aspekt. Es gibt auch noch die Geschichte und Inszenierung abseits des FF. Und hier steigt der Film eine stärke. Die Teufelsbrut in ihrem Bauch ist toll dargestellt, vor allem in Momenten wo nur wir als Zuschauer hinsehen. Auch das Ringen der Mutter zwischen ihrem Kind, ihrer eigenen Gesundheit und dem abscheulich befremdlichen ist ganz interessant. Der Film hat auch gruselige Szenen, vor allem gegen Ende. Aber so richtig will der Film dann doch nicht zünden. Die zwei Protagonisten sind leider sehr dröge. Der vermeintliche Vater ist meistens hinter der Kamera, und dabei immer etwas passiv. Aber auch wenn er vor die Linse kommt, ist es nicht so interessant. Er findet einige Sachen heraus, auch über das sonderbare Ritual, aber es geht nie wirklich darüber hinaus. Hier hätte ich mir ein Charakter gewünscht der vielleicht voller Liebe und Zuversicht auf den nachwuchs wartet, und dann langsam damit klar kommen muss, was dort in seiner Frau heranwächst. Oder auch in die Orthogonale, als jemand der das Kind nicht möchte, aber seiner Frau zulieb alles tut und dann langsam in einen Twist gegen Ende kommt. Ich persönlich hätte es auch mehr gemocht, wenn er nie etwas über den Kult herausgefunden hätte und man diese quasi nur als Zuschauer immer mal wieder wahrnimmt. Hier verschenkt der Film viel Potential, was schade ist. So geht Devils Due leider etwas unter, sodass ich mich in ein paar Tagen nicht mehr an den Film erinnern werde. Als Horrorfan kann man sich den Streifen schon mal reinziehen, aber wenn man eine Aversion gegen diese Art von Film hat, verschwendet man leider nur seine Zeit.
Ich muss zugeben, dass ich den Film lange Zeit ignoriert habe, weil es der Titel so unfassbar generisch ist. Aber hinter ‚No One Gets Out Alive‘ steckt ein wirklich gruseliger Film, mit großartigem Kreaturen Design (von Keith Thompson, auch bekannt für Hellraiser (2022) und The Ritual) und einem herzzerreißenden Drama.
Man folgt der jungen Immigrantin Ambar, die ihr Leben und ihre Zukunft ihrer Mutter zuliebe beiseitegestellt hat. Am Anfang des Filmes kommt sie in Cleveland an: mit wenig Geld in der Tasche und einem mies bezahlten Job und der ständigen Angst im Nacken, ertappt zu werden. Diese berechtigte Paranoia und Verzweiflung werden großartig und nahbar dargestellt. Sie gehört damit zu den schwächsten der schwachen, und das lässt die Welt sie spüren. Ob es ihr zweifelhafter Arbeitsgeber ist, bei dem auch in einer anderen Szene ganz nebenbei erzählt wird, das wenn ICE in den Sweatshop kommen sollte, alle Ärger bekommen würden, außer er. Doch es gibt einen Funken Hoffnung, ein Verwandter lebt seit längeren in den USA und hat es allen Anschein nach geschafft den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Doch die Sache hat einen Haken, er braucht einen Ausweis von ihr, und noch spezifischer aus Texas. Sowas ist an sich schon nicht billig, vor allem wenn die Orte über 2000km voneinander getrennt sind. Alleine diese Aspekte sind schon super interessant und greifbar dargestellt. Aber das ist nicht alles. Da sie keine Identifikation hat muss sie von einer miesen absteige zur nächsten reisen. Durch eine abgehalfterte Anzeige an einem schwarzen Brett findet sie ein wunderschönes altes Haus, inmitten von Ruinen. Aber die Miete ist günstig und es wird keine ID gebraucht. Doch etwas scheint nicht zu stimmen, weinende Stimmen, sonderbare Gestalten und Visionen von einer Steinernen Box. Es scheint, als ob ein Fluch auf dem Haus liegt, das gierig nach den Bewohnern greift und die Grenze zwischen Traum und Realität langsam verschwinden lässt. Ambar flüchtet von dem Haus, und wird dann noch ein letztes Mal hineingezogen, nur um ihre Kaution wieder zu bekommen. Hier zieht sich die Schlinge zu. Es hat ein Grund, warum die Miete so gering ist, und warum nur Frauen die keine andere Zuflucht haben, hier einen fragwürdigen Platz bekommen. Schon durch den Film hinweg bekommt man mit das Red und sein Bruder aus einer Forscherfamilie stammt, die sich mit Südamerikanischen Artefakten beschäftigt. Das Weinen und Schluchzen stammt von ehemaligen Bewohnerinnen, welche im Keller der Gottheit Ītzpāpālōtl geopfert wurden. Eine ihrer Manifestationen ist in Form einer Motte, die man immer wieder im Film sieht. Im Keller wird man auf einer Steinliege seinen sehnlichsten Wunsch oder stärkste Reue bewusst, um dann dem bizarren Wesen zum Opfer zu fallen. Hier wird ein weiterer starker Aspekt des Filmes zu seiner Vollendung geführt: Die reue ihr Leben auf halt zu setzten, für ihre Kranke Mutter, bzw. diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Sie befreit sich und ringt die Brüder nieder, und opfert den älteren. Gerade als sie das Haus und alles hinter sich lassen möchte, wirkt der berauschende Segen von Ītzpāpālōtl.
No One Gets Out Alive gehört zu den modernen Horrorfilmen die sich nicht nur auf Schock und Grusel verlassen, sondern dazu noch eine starke Geschichte erzählen. Die Leiden von Ambar sind spürbar und die gelungene Flucht vor Ītzpāpālōtl und auch ihrer Mutter, ist äußerst Khartasisch. Die Wirkung der Aztekischen Gottheit ist auch toll dargestellt, wie ein Virus, der sich im Hirn festsetzt und einem Stück für Stück zur Verzweiflung treibt. Das Design des Monsters an sich ist absolut fantastisch! Ītzpāpālōtl hat es geschafft zu einen meiner Lieblings Filmmonster zu werden. Bei jedem weiteren Blick auf das bizarre Wesen, wird es nicht mehr entzaubert, sondern wird nun faszinierender und verstörender. Dazu die verständlich süchtig machende Macht, bei der man verstehen kann, dass sich ganze Kulturen darum gebildet haben. Zu dem Thematischen und Lore mäßigen stärke, ist der Film tatsächlich auch sehr effektiv, was den Horror angeht. Horrorfilme spielen ja gerne mal zwischen Traum und Realität, aber ich habe das Gefühl, das dieser Film es besser und viszeraler schafft, als viele andere. Und ich glaube das liegt an dem ausgezeichneten Drama drum herum. Man spürt wie anstrengend ihr Leben ist, wie sie von einer Existenzangst zur nächsten wandelt. Und diese Spannung zieht sich durch den Film hinweg, und macht den Horror, meiner Meinung nach, so viel Effektiver. Vor allem weil alle Opfer ein ähnliches Schicksal mit sich herumtragen und nur schreckensstumm zuschauen können.
Der Unbekannte Anrufer ist ein netter Slasher Film, der nicht versucht das Rad neu zu erfinden.
Der Film beginnt mit einem scheinbar sehr gewaltsamen Verbrechen, das großartig durch die Reaktion der Polizisten und das langsame Heraustragen von verschieden förmigen Leichensäcken dargestellt wird. So wird der Zuschauer gleich darauf eingespielt, was noch so auf einen zukommt. Die junge Jill Johnson hat die Telefonrechnung in die Höhe schießen lassen (für viele jüngere wahrscheinlich kaum vorstellbar, aber eine Telefonflat war damals noch etwas wirklich neues und Bahnbrechendes) und muss deshalb zur Strafe Babysitten. In einem gigantischen Haus, mit zwei Kindern, einer Haushälterin und einem potenziellen Gast im Gästehaus, versucht Jill die Zeit totzuschlagen. Beziehungsprobleme sind schon sehr anstrengend, vor allem wenn plötzlich eine Verräterin auf der Matte steht und man hitzig diskutiert. Dazwischen klingelt immer mal wieder das Telefon mit einem unbekannten Mann der sie immer weiter verrückt machen möchte. Als sich herausstellt das dieser Typ viel näher ist, als einem lieb ist, beginnt das brutale Katz- und Mausspiel.
Die Inszenierung ist gut. Das Haus und der umliegende Garten wird fantastisch eingesetzt und in Szene gesetzt. Man fühlt mit Jill mit, und da der Unbekannte Anrufer das nicht zum ersten mal macht, stellt er sich alles andere als Dumm an.
Obwohl der Film gut inszeniert ist, hat er leider auch einige schwächen. Als Zuschauer weiß man durch den Prolog, was unsere Protagonistin erwarten wird. Aber der Kniff ist, sie weiß es nicht. So wird schon früh im Haus versucht gruselige Stimmung aufzubauen, welche Jill in diesen Ausmaß eigentlich nicht befürchten sollte. Hätte man den Unbekannten vielleicht außerhalb etwas aufgebauscht (durch Gerüchte an der Schule oder ähnliches), hätte das gut funktionieren können. So hat es sich aber etwas befremdlich angefühlt. Es hat dann auch nicht geholfen das man gerade im zweiten Drittel von einem Fakeout zum nächsten gehangelt wird. Ich hab auch das Gefühl, das die Filmemacher vielleicht aus Produktionsgründen, nicht die ganze Geschichte erzählen konnten. Es ist sonderbar das sie kein einziges mal nach den Kindern schaut, erst als es fast zu spät ist. Auch das Verhalten der Eltern wirkt im ersten Moment sehr sonderbar, da man durch die Machart alles erst einmal in Frage stellt. So hatte ich zumindest das Gefühl, das sich vieles im Sand verläuft. Was mir aber gut gefallen hat, ist der Anrufer an sich. Man erfährt nie eine wirkliche Motivation, oder warum er sich gerade dieses Haus rausgesucht hat. Auch das Gesicht bleibt bis Fragmente und einem Shot am Ende verhüllt. Das gibt ihm eine gewisse Qualität und verstörende Authentizität, egal wie abgefahren die Situation ist. So liebe ich auch das Ende! Habe ich mich vorhin noch über Fakeouts aufgeregt, fand ich ihr erstes erwachen im Krankenhaus eine sehr schöne und verstörende Darstellung von PTBS. Den obwohl Jill und die Kinder es rausgeschafft haben, und man davon ausgehen kann das der Verbrecher nie wieder auf freien Fuß gesetzt wird, hat er etwas in ihr zerstört oder verzerrt, wovon sie sich wahrscheinlich nie wieder erholen werden kann. Das ist auch etwas, das man schon öfters gesehen hat und zum Trope, gerade in Horrorfilmen geworden ist, aber die Art und Weise wie es hier gemacht wurde, fand ich irgendwie besonders elegant.
Der Film ist nicht wirklich gut. Aber irgendwie hat er auch etwas Charmantes an sich. Eigentlich wollte ich an diesem Tag früh ins Bett gehen, aber als plötzlich ein Gullideckel nach dem anderen, komplett ohne Kontext, in die Luft fliegen, war ich sofort Feuer und Flamme.
Explosionsgefahr: Eine Stadt am Abgrund besticht vor allem durch ihre Cartoonischen Charaktere. Egal ob es der Feuerwehrhauptmann ist, die Bürgermeisterin, der Skrupellose Geschäftsmann bis hin zum Kanalarbeiter der besser auf das Rauchen verzichten sollte. Natürlich ist unser Protagonist da keine Ausnahme. Eine ehemaliger NASA Mitarbeiter, der sich nun als Stadt Ingenieur beweisen möchte. Man folgt ihm Schritt für Schritt eine schreckliche Verschwörung aufzudecken, während ein Gasleck direkt in seinem Haus das Leben seiner Familie gefährdet. Dort ist der Sohn, der heute mal Blau macht, seine Freundin und Mutter, die allesamt viel zu schnell einschlafen und selbst die großangelegte Evakuation verschlafen.
Wie es so oft in solchen Katastrophenfilmen ist, ist natürlich der Mensch für dieses Desaster verantwortlich. Ein Kapitalist möchte so schnell wie möglich und mit allen Mitteln weiter nach wertvollen Rohstoffen stellen, egal was es kostet. Das Ganze geht dann so weit das der Feuerwehrhauptmann dazu bereit ist, eine ganze Nachbarschaft (immerhin evakuiert) in die Luft zu sprengen. Doch unser Held schafft es noch, eine größere Katastrophe zu verhindern. Sowas muss natürlich gebührend gefeiert werden: HUMMER FÜR ALLE!
Ja, der Film ist trashig, man merkt auch das niedrige Budget an. Aber irgendwie ist das gesamte Packet doch ganz sympathisch, vor allem mit der deutschen Synchro, die den Trash Faktor noch etwas boosted.
Loriot ist ein besonderer Komödiant, der tatsächlich sehr geschickt in das „Deutschsein“ hineingreift und sich darüber lustig macht. Und obwohl der Film so alt ist wie ich, und sich einiges getan hat, trifft er doch immer noch in schwarze, beim deutschen Spießbürgertum. Eine Romcom made in BRD!
Paul ist ein 0815-Deutscher. Von seinem Vater hat er ein kleines Möbelgeschäft geerbt. Wenn er nicht dort nicht verzweifelt nach Listen und Preisen sucht, engagiert er sich auch in einem Verein, dessen Zielsetzung nie so ganz klar wird. Paul ist dabei ein Halbweise, der fest an dem Zipfel seiner Mutter hängt. Doch während des Filmes lernt er die Diplompsychologin Margarethe kennen und beginnt einen Emanzipationsversuch.
Die Geschichte könnte man als Schwachpunkt des Filmes ankreiden. Der Film hat zwar eine gewisse Ausgangsituation, plätschert dann aber eher gemächlich vor sich hin. Man hat am Anfang kein volles Bild der zwei und am Ende hat es immer noch eine Unbestimmbarkeit an sich. Eher wie ein Bewusstsein Strom legt, sich eine Szene an die andere, mit immer klarer werdenden Eindrücke der Charaktere. Da merkt man doch, das Loriot nicht wirklich der Typ für ein großes zusammenhängendes Werk ist. Selbst Mama and the Porters fühlt sich teilweise mehr wie viele Sketche hintereinander gelegt an, anstatt einem waschechten Spielfilm. Aber ich find das gar nicht schlimm, es fehlt zwar ein gewisses Zusammenhangs Gefühl, aber die Sketche an sich sind super und fügen sich eher im Kopf des Zuschauers als direkt auf der Leinwand zu einem Gesamtbild zusammen.
Paul und Margarethe sind dabei recht interessante Charaktere, mit ähnlichen Konflikten und Huntergründen. Beide stehen in ihrem Alter und Singledasein als etwas Sonderliches da. Die Mutter von Paul strahlt eine gewisse Zufriedenheit aus, Paul so unter Kontrolle zu haben. Erst als Paul ein Gefallen an Margarethe findet, setzt die Eifersucht ein, die dann auch kindische Auswüchse trägt. Aber auch die Mutter von Margarethe hat es in sich. Da hat die Tochter so viel erreicht, nur um dann immer wieder „nur“ das Diplom ins Gesicht geworfen zu bekommen, da man an der ganzen Psychologie eh nicht traut. Ihr Vater dagegen, erinnert schon sehr stark an Paul, mit derselben Zerstreutheit. Zwar gab es den Begriff der Aufmerksamkeit Defizit Syndrom schon damals, war aber bei weitem nicht so verbreitet und vor allem selten retroaktiv angewendet. Aber ich habe das Gefühl das Paul ADS hat, mit seinem ständig fehlenden Fokus, es sei denn es ist ein Thema das ihn interessiert, wo er aus dem schwärmen nicht mehr rauskommt. Das erste Treffen zwischen Paul und der Familie von Margarethe fühlt sich unangenehm an, bis sie sich alle nochmal bei Pauls Mutti treffen und das bei weitem übertroffen wird.
Natürlich gibt es in dem Film auch Konflikte, aber statt diese melodramatisch zu inszenieren, wird alles mit einer typisch deutschen arkwardness überspielt.
Die zwei Protagonisten sind dabei toll geschrieben und gespielt. Paul liebt seine Arbeit, bekommt diese aber kaum auf die Reihe. Wenn er sein Auge ein weiteres mal auf Margarethe trifft, versucht er ihr immer näher zu kommen. Dabei ist ein Flirtversuch schlimmer als der letzte. Was er dabei aber immer ist, ist herzlich. Aber doch will es nie so wirklich unter die Haut gehen… deutsche Verklemmtheit. Margarethe dagegen ist offener, mit beiden Beinen fest im Leben. Die Flirtversuche werden erst höfflich abgeblockt, bis sie dann doch irgendwie Wirkung zeigen. Außerhalb von Arbeit und Familie, versucht sie irgendwie ein längst vergangener Traum als singendes Plastikteil zu fangen. Beide Charaktere haben viele Marotten, aber das macht sie interessant. Auch die etwas antiklimaktische Beziehung der beiden hat etwas für sich, auch wenn es sehr atypisch für eine Romcom ist. Aber das macht es irgendwie interessant, eine suche gegen die Einsamkeit, welche eine von starren Gebilden befreien soll.
Etwas das mir auch gut an dem Film gefallen hat, ist der Blick in eine wirklich andere Deutsche Gesellschaft. Die Stadt besteht aus kleinen Läden, von dem man gut leben kann. Statt sich mit Google Translate rumzuschlagen, stellt man einfach einen Assistenten im Ausland ein. Und obwohl unsere Gesellschaft und das Leben sich so sehr verändert hat, trifft Loriots Humor immer noch ins Schwarze. Er schafft es einfach den Geist des Deutschen, welcher in einem grauen Anzug gesteckt, nach abgestanden Zigarettenrauch riecht, eine Form zu geben und ins Schwarze zu treffen.
Captain Phillips ist ein sehr gutes Drama / Thriller, der das, was er machen möchte, mit Bravour leistet. Die Geschichte basiert auf einer wahren, als 2009 ein Frachtschiff von vier Piraten gekapert wurde und diese sich mit 30.000$ und dem titelgebenden Captain aus dem Staub machen wollten. Man fragt sich schon früh, warum ein Schiff dieser Größe und mit solch einer Crew nicht besser gegen Piraten gewappnet sind. Klar könnten sie nichts machen, wenn hunderte oder gar dutzende Piraten versuchen, würden sie zu kapern, aber die vier Piraten hätte man mit ein, zwei bewaffneten und ausgebildeten Wachen aufhalten können. So fühlt sich Captain Phillips teilweise wie eine Art Kapitalismus Kritik an. Nicht nur war die Firma sich zu fein ein paar weitere Leute einzustellen, nein, sie jagen auch das Schiff wissentlich durch ein gefährliches Gebiet, das nur so von Piraten wimmelt, da durch Überfischung und andere ausbeuterischen Dinge, das arme Volk dazu getrieben wird. Das hat der Film auch großartig dargestellt, mit den verschiedenen Piraten, und vor allem dem jüngsten Mitglied. Ich finde sie hätten gerne noch etwas mehr auf diese Themen eingehen können, aber wahrscheinlich hätte es zu sehr von dem starken Kern abgelenkt. Captain Phillips ist kein Action Held und der Film ist auch kein Action Film. Die Gefahr von vier bewaffneten Männern fühlt sich real an, und wenn sie mit der Taschenlampe in dem Maschinenraum leuchten, bangt man mit der Mannschaft. Die Unberechenbarkeit zieht sich durch den ganzen Film und lässt mit allen Beteiligten empathisch mitfühlen. So werden Kleinigkeiten wie ein bisschen zerbrochenes Glas tatsächlich zu Aspekten, die das ganzen Blatt wenden lassen. Und genau diese nähe, macht den Film so interessant. Wenn sie auf dem kleinen Rettungsboot Richtung Somalia schippern, spürt man den Frust und die Angst aller Charaktere. Als dann erst ein Schiff der Navy auftaucht, und dann noch zwei weitere, wird die Atmosphäre zum Bersten gespannt. Vor allem gegen Ende merkt man wie bei allen (ausser den Seehunden mit den Scharfschussgewehren) die nerven blank liegen. Am Ende gibt es keine wirklichen Gewinner, nur zerschmetterte Schädel und Psychen.
Handwerklich ist der Film gut. Auch die Schauspieler machen es fantastisch, allen voran die Somali Piraten. Ich fand tatsächlich das Spiel von Tom Hanks nur okay, bis am er am Ende zusammenbricht und es mir kalt den rücken runterlief.
Kill Boksoon ist ein fantastischer Action Film, der Thematisch auch viel zu bieten hat. Teilweise vielleicht sogar etwas zu viel, das man beim ersten Mal Anschauen vielleicht teilweise etwas untergeht. Zumindest ging es mir so, weswegen ich den Film jetzt erstmal vorsichtig eine 8 gegeben habe, mit Raum nach oben.
Ähnlich wie in John Wick, findet man sich in Kill Boksoon in einer Welt voller Assassine und stylischer Gewalt wieder. Der Film beginnt mit einem Yakuza der auf einer Brücke aufwacht und von einer Killerin zu einem Kampf herausgefordert wird. Dazwischen sieht man sie wie sie mit ihrer Tochter über fairheit in der Welt diskutiert. Axt gegen Wakizashi bekommt man einen stylischen Kampf zu sehen, bei dem die Gegner in etwas ebenbürtig scheinen, bis in einer Slowmo Ansicht die Killerin ihren Kopf verliert. Nach kurzer Umdisponierung macht man es sich eben etwas einfacher: Hauptsache der Job ist erledigt. Und hier wird einem schon alles vorgestellt was diesen Film ausmacht! Stylische Action, die oftmals zwischen Traum und Realität wandelt und einer Protagonistin, die sich weiterentwickeln möchte, für eine Welt, die ihre Tochter gerne habe möchte.
Schnell wird man in die Welt und Struktur der Firmen eingeführt, mit drei einfachen Regeln, welche das gesamte Feld klarer gemacht hat. Mit einer Firma an der Spitze: MG, bei der unsere Protagonistin Boksoon ganz oben mitspielt. Man lernt andere Mitarbeiter von anderen Firmen kennen, die größere Probleme mit der Struktur haben. Hier wird schon ein interessanter Aspekt aufgeworfen, der im Verlauf des Filmes weiter erörtert wird: Die starre Struktur, welche die Reichen bevorzugt und so den Rest im Staub verenden lässt. Klar hat MG die stärksten der Assassine, aber das liegt auch daran das sie das meiste Geld haben. Ich bin zwar gar kein Fußballfan und kann nicht sagen ob es noch so ist, aber es erinnert mich an Bayern München, die eben das meiste Geld haben um sich die beste Spieler zu kaufen und somit sich die Siege und Podeste quasi erkaufen. Gerade ein Mitarbeiter, der seit langem versucht in die A-Klasse aufzusteigen, stört sich an dem Status Quo und macht auch kein Hehl daraus. Das Boksoon das natürlich nicht so sieht, geblendet von ihrem Thron, ist dann schon fast klar. Erst als bei einem Auftrag selbst ihre eher vage Moral sich meldet, gerät alles aus dem Ruder. Dabei verwebt sich die Geschichte immer mit dem, was gerade passiert, Szenen aus der Vergangenheit und dem Leiden der Tochter. Geschickt werden Aspekte von zwischen Menschlichkeit auf das Handwerk von Boksoon übertragen und durch Entscheidungen in der Vergangenheit wie auch jetzt, gefestigt. Und gerade in diesen Aspekten muss ich den Film nochmal anschauen, am besten mit ein paar Notizen. Also erwartet das diese Kritik in der Zukunft noch etwas länger wird.
Handwerklich ist der Film klasse! Die Musik, Sets, Choreographie, Kamera und Schauspieler sind allesamt klasse und lassen die Welt in allen Farben und Formen strahlen. Die Kampfsequenzen kommen nicht ganz an die oberste Weltklasse dran, bestechen aber durch lange Einstellungen und passenden Schnitten. Die Charaktere sind alle auch durch die Bank gut gestaltet und fühlen sich vollwertig an. Man merkt das sich hier jemand wirklich mühe gegeben hat. Vor allem beim Jonglieren von so vielen kleineren Aspekten, kann man auch gerne mal den Ball fallen lassen. Aber ich finde es ist hier wirklich gut gelungen. Ein tolles, visuell interessantes Actionfeuerwerk, mit einer coolen Welt, die ich in der Zukunft noch gerne weiter erörtert sehen würde.
Susu ist ein Horrorfilm, der etwas Besonderes hätte werden können, aber in seinen eigenen Unstimmigkeiten ertrinkt. Die Beschreibung klingt erstmal interessant. Auch bieten viele Aspekte der Geschichte viel Potential für etwas richtig Tolles. Aber am Ende wird es doch alles für eine ramschige Geschichte über den Haufen geworfen.
Man lernt unsere Protagonistin Qi’an kennen, die scheinbar irgendetwas mit Kunst studiert und sich via kleinerer Jobs über Wasser halten muss. Doch obwohl es Akademisch gut läuft, wird sie von der Vergangenheit verfolgt. Mit einem neuen Job, fernab von London, möchte sie sich etwas Geld dazu verdienen und vielleicht ihren Kopf frei bekommen. Mit ihrer Freundin Aimo fährt sie an ein prächtiges Landhaus, um dort chinesische Opern zu sichten und zu übersetzten. Dort lernen sie die exzentrische Hausherrin kennen, die nicht aufhören kann von ihrem Vater und Schwägerin zu schwärmen. Qi’an merkt schnell das etwas in dem Haus nicht stimmt. Ein scheinbar verstörter Nachbar, sonderbare Klänge und Geheimnisse zwischen den Wänden. Als der Neffe dann noch dazu kommt, wird es noch sonderbarer, sodass Qi’an endlich weg möchte, wogegen Aimo mit ihm zurückbleibt. Und hier beginnt das ganze etwas vage zusammengehaltene Konstrukt langsam in sich zusammen zu fallen. All die hinweise die man als Zuschauer verfolgt hat, wird von irgendwelchem hanebüchenen Twist über den Haufen geworfen. Der Aspekt der gemeinsamen, vergangene Sünde der Mädchen, wird plötzlich obsolet und fühlt sich an wie ein roter Hering. Aber das schlimmste kommt dann am Ende, wenn nach einem ‚happy end‘ plötzlich und unnötig im letzten Shot alles nochmal über den Haufen geworfen wird.
Wäre der Film ein großer Hollywood Blockbuster, würde ich ja sagen das der Drehbuchautorin reingeredet wurde. Aber das ist nicht der Fall. Der Film ist kein Riesen Budget Monster, das unbedingt den gewinn Maximieren möchte. Es ist ein Indie Film, der von Yixi Sun geschrieben und gedreht wurde. Und ich hatte auch die Hoffnung das sie mit ihrer ganz eigenen Erfahrung etwas besonderes schafft. Sie ist eine Britin mit asiatischen Wurzeln, welche hauptsächlich als Mädchen für alles beim Filmen aushilft, wenn man mal mit einer asiatischen Coproduktion machen möchte. Auch Großbritannien, alte Aristokratie und Orientalismus hätte wunderbar verwebt werden können. Aber all das wird von einem sehr kruden Verständnis von geistigen Krankheiten und billigen Schock Effekten Platt getreten.
Ein Film mit Potential der alles in den Sand setzt tut eben mehr weh als ein Film der von Anfang an schlecht war. So tut Susu schon irgendwie weh, vor allem in der schon fast akribischen Zerstörung jeglichen Potentials gegen Ende des Films.
Moloch, ist ein richtig interessanter Horrorfilm. Jeder der auf etwas andere, slow burning Horrorfilme steht, bekommt hier ein tollen Film mit einer dichter Atmosphäre aufgetischt.
__SPOILER__
Moloch ist einer dieser Horrorfilme die nicht nur gruselig sein wollen, sondern auch noch etwas anderes bieten möchten. Die Geschichte und die Lore ist toll erzählt und fügt sich auch gegen Ende zu einem beeindruckenden und erschaudernden Gesamtbild zusammen. Aber neben diesen, ist Moloch auch ein fantastisches Drama. Es geht um die junge Betriek, welche in ihrem Leben eigentlich schon viel erreicht hatte. Ein scheinbar bekannter Name an der Geige, hat sie einst in New York gewohnt und gelebt. Doch durch den plötzlichen Todesfall wird sie zurück in die Provinz geworfen, zu einer Mutter die sie auf die Palme bringt, ein Vater der manchmal etwas anstrengend sein kann, und eine Tochter, für die sie ihr Leben zum gefühlten Stillstand gebracht hat. Statt für Orchester zu spielen, bietet sie den Soundtrack für ein Grundschultheaterstück, das vom Regisseur eigentlich nur Kritiken einheimst. Es gibt auch nicht viel, was ihr einen güldenen Blick nach vorne gibt. Ihr einsames Leben in der Tristes wird etwas aufgebrochen, als sie den Archäologen Jonas kennen lernt. Doch der plötzliche Mordversuch und die zusammenhängende Mysteriösen Ereignisse und Visionen, treiben sie immer weiter in den Wahnsinn. Der Fluch der über ihrer Familie hängt, scheint immer näher zu kommen, und Betriek fühlt sich dem ganzen Hilflos ausgesetzt. So wird aus der vermeintlichen Sackgasse ein Grab, welches schon vor 30 Jahren für sie bestimmt war.
Die Geschichte spielt in einer kleinen niederländischen Ortschaft. Mit einer Legende von einer bösen Herrscherin und eine Frau, die zum Tode verurteilt wurde, aber dann mithilfe des phönizisch-kanaanäische Gottes dieser eine schnippe schlägt. Wie so bei viele Kanaaniter Gottheiten, bringt der Moloch guten Segen und Fruchtbarkeit für die Gegend. Diese Geschichte wird nun schon lange von dem kleinen Ort zelebriert und sogar theatralisch in der Grundschule dargestellt. Natürlich ist das aber alles nur eine Legende, die sich eben in der Gegend gefestigt hat. Dennoch gibt es ein paar Sonderlinge, die sagen dass das Moor zu ihnen spricht. Eines Tages wird dort auch eine Moorleiche entdeckt, welche sofort ein emsiges Archäologen Team herbeibeschwört. Doch etwas ist anders in dem Ort, vor allem eine kleine Familie in der Nähe des Moors bekommt das zu spüren. Man sagt es lastet ein Fluch auf ihnen. Unsere Protagonistin hat vor vielen Jahren den brutalen Mord an ihrer Großmutter mitbekommen, der nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter und ihr Vater in den Grundfesten erschüttert hatte. Und so wie es scheint, beginnen sich die Sachen zu wiederholen. Erst wird ein Dorfsonderlingen erfroren aufgefunden, dann bricht jemand in ihr Haus ein, mit der Intention zu töten. Währenddessen werden immer mehr Leichen geborgen und Ereignisse spitzen sich immer weiter zu.
Doch am Ende kommt es doch etwas anders. Die ganzen Puzzleteile werden langsam zusammengefügt, mit genügend Raum zur Interpretation. Noch Tage danach habe ich immer wieder an diesen Film denken müssen. Man nimmt automatisch an, dass die geisterhaften Damen, die im Verlauf des Filmes immer mehr werden, böse sind. Doch das ist nicht der Fall. Die Leichen die aus dem Moor geborgen werden, sind allesamt Opfer des Moloch Ritus. Die Besessenheit der Menschen, diente dazu den Kreis zu brechen. Den die Mutter von Betriek ist schon seit vielen Jahren tot, ihr Körper von Helen oder Feike besetzt (da bin ich mir noch nicht ganz sicher). Man kann diesen Fluch brechen, wenn das Ritual der Geisterübertragung zuvorkommt. Denn jede Generation schneidet sich die Besessene die Kehle nach unten auf, und lässt den Geist von Helen/Feike in die Tochter eindringen. So ist auch Betriek am Ende des Filmes verloren, als sie dieselben Charakterzüge annimmt, die sie an ihrer Mutter gehasst hat, und sich fröhlich mit dem Leben in der Provinz zufriedengibt. Ein paar Jahrzehnte später wird das Spiel wieder von vorne beginnen, mit Hannah als nächstes Opfer. Gerade die Beziehung zwischen dem Vater und der Mutter ist sehr interessant, die ja seit dem Vorfall nicht mehr dieselbe ist. Was den Übergang zur willigen Puppe um den Zyklus zu brechen, viel Sinn gibt. Dieser kleine, aber feine Twists stellt wirklich alles nochmal auf den Kopf. Auch der Konflikt von Betriek wird so auf sehr brutale Art und Weise gelöst. Ihre Träume und Ambitionen werden hinter Helen/Feike gesetzt und durch mysteriöse Mitglieder der Gemeinschaft zum Erfolg getragen. Den scheinbar ist es auch ein Ritual das durch das Dorf getragen wird, um dem Versprechen von Moloch gerecht zu werden.
Handwerklich ist der Film Klasse! Die Kamera und die Klangkulisse schaffen eine sehr dichte Atmosphäre, welche durch die tolle Narrative ihr volles Potential entfaltet. Auch die Schauspieler machen durch die Bank eine gute Figur. Hier hatte jemand eine interessante Idee für einen Film, mit einem starken Drama als Grundlage, welche sich toll mit den Horrorplot verwebt. So steckt hinter der Folkroren Horror Fassade eine Geschichte über freien Wille, über eigenes Glück und die Opfer die man vielleicht manchmal bringen muss, gewollt oder ungewollt.
Wer auf interessanten Horror steht, und besonders auf Jordan Peele, dem empfehle ich nichts mehr über den Film zu lesen und ihn einfach anzuschauen. Antebellum ist ein Film den man am besten komplett unvoreingenommen anschauen sollte.
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„The past is never dead. It’s not even past.“
Mit diesen Worten beginnt der Film. Die Vergangenheit ist niemals tot, sie ist noch nicht einmal vergangen. Klingt das Zitat zu Beginn vielleicht etwas befremdlich, fasst es doch den Film und die Thematik großartig zusammen. Antebellum ist Latein und heißt soviel wie „vor dem Krieg“ und beschreibt im allgemeinen die Zustände in den Südstaaten vor dem Bürgerkrieg. Der Film beginnt mit einem schweifenden Blick über eine belebte Plantage, bei der Sklaven und Soldaten ihrem täglichen Handwerk nachgehen. Man wird sofort in das Geschehen reingeworfen und spürt auch die damit einhergehende Verzweiflung. Ein Paar wird brutal von den grauen Soldaten auseinandergerissen, scheinbar als Strafe für einen Fluchtversuch. Man folgt einer Frau, welche stumm die Pein der weißen Sklavenhalter erträgt. Scheinbar tut sich was auf der Plantage, den in der Ferne ist Krieg. Neue Sklaven werden gebracht, gelehrt und misshandelt. Nicht nur sind sie zur voller Gehorsamkeit abgerichtet, sie dürfen sich auch nicht unterhalten, und müssen auch Sexsklaven dienen. Der Zustand, in dem die Sklaven leben ist zermürbend. Ich habe schon einige Filme über Sklaven und deren Behandlung in Amerika gesehen. Aber irgendwie hat mich dieser Film härter erwischt als jeder Peitschenhieb aus 12 Years of Slave. Die Szene in der der Mann in dem Krematorium die goldene Kette aufnimmt und zusammenbricht, ist mir durch Mark und Bein gegangen. Erst als eine der neuen Sklaven sich erhängt, fasst die Frau den Mut, endlich der Hölle zu entkommen.
Plötzlich findet man sich im Hier und Jetzt wieder, bei dem dieselbe Frau sich für Gleichberechtigung und eine Aufarbeitung der Vergangenheit einsetzt. Sie ist scheinbar sehr erfolgreich damit, und scheint dadurch auch was im Land zu bewegen. Nach einer erfolgreichen Rede und einem treffen mit alten Freundinnen, steigt sie in das falsche Auto und wird von zwei bekannten Gesichtern entführt. Zuerst habe ich gedacht, dass man das Zitat zu beginn sehr wörtlich nehmen muss, dass sie und die anderen quasi die nachkommen sind, und trotz all der Zeit sich gewisse Dinge nicht verändert haben. Aber nein, es ist viel einfacher und grausamer. In einem perfiden Spiel entführen Psychopathen Menschen, um an ihnen ihre Gewalt Phantasien ausleben zu können. Hat man zuvor vielleicht noch ein gewisses Verständnis für manche Charaktere (z.B. dem Soldaten, der sich in der Situation nicht wohl gefühlt hat), bricht dies mit einem einfachen Telefonat komplett in sich zusammen. Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist noch nicht einmal vergangen. Ab da hat sich eine unbändige Wut in mir breit gemacht. Wer es besser wissen müsste, aber nichts dagegen tut, dem ist die Hölle auf Erden nicht genug. Es ist eben etwas anderes unter diesen Umständen aufzuwachsen, nichts anderes zu kennen, oder sich direkt so etwas herbeizuwünschen. Play stupid games, win stupid prices. Die Flucht ist brutal und unfassbar gefährlich. Jegliche Anstalten in der Protagonistin werden mit einem Mord weggefegt und durch alttestamentliche Gerechtigkeitsvorstellungen ersetzt. Das Schreien der Männer, gefangen im Krematorium, war Musik für meine Ohren. Und das ist auch etwas, was ich so interessant an diesem Film finde. Ich sollte sowas nicht fühlen. Auch die Protagonistin sollte sowas nicht wollen. Aber hier sind wir. Der Twist sitzt mir heute noch tief und wird mich auch nicht so schnell loslassen. Vor allem weil das Konzept, so wahnwitzig es auch scheinen mag, im jetzigen, amerikanischen (und auch teilweise deutschen) Klima nicht fern ab erscheint. Das Verherrlichen und Verharmlosen von vergangenen Verbrechen und sich zurücksehen zu solchen Strukturen ist perfide und pervers. Und wer so verachtend mit menschlichen Leben umgeht, der verdient keine Gnade.
Antebellum ist herausragend für ein Erstlingswerk. Als Gegenstück zur Geschichtsverdrossenheit, stemmt sich Antebellum gegen die Verherrlichung dieser Zeitperiode. Es wurde tatsächlich auch Originalkameralinsen von „Vom Winde verweht“ benutz, um ein ähnliches Gefühl aufzubauen. Auch die sehr starken Farben auf den Plantagen zeigt eine Traumwelt, von faschistischen Psychopathen. Dabei bin ich mir relativ sicher, das der Film sich auch der Ironie bewusst ist, das es ebenfalls ein hochstilisiertes Werk ist. Wenn die Protagonistin in Slow Motion mit Tränen in den Augen, durch die Kriegsnachstellungen reitet, gekleidet in einem Mantel der Nordseite, ist es nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch Karthasisch. Aber genau wie das satte Grün der Plantage, ist dies eben auch nicht real. Die Realität ist zumeist viel hässlicher. Und das ist das Gefühl, das der Film bei mir zurückgelassen hat. So ist der Film keine Rachefantasie wie Django und keine pure Leidensgeschichte wie 12 Years of Slave, sondern etwas Besonderes, dazwischen.
Für mich ist Antebellum sofort zu einem Zeitlosen Klassiker geworden. Ähnlich wie Us oder die Welle, geht es kreativ mit einem tiefsitzenden und zermürbenden Problem um. Obwohl die Ereignisse in der Vergangenheit liegen, und man durch Nachsicht ein klares Bild darüber hat, heißt das nicht das es sich nicht wiederholen kann. Und die Art wie es sich hier wiederholt ist die zynisch- und perfideste Art und Weise, die ich je gesehen habe. Die Wurzeln des Bösen, des Menschenverachtenden sind immer da und durch Geschichtsverdrossenheit können auch diese wieder Früchte tragen.
Aeon Flux ist trashy, 2010er SciFi vom Feinsten. Die Mode, die Action, die Art und Weise zu Filmen, führt sich wunderbar zu einem schlocky gesamt Werk zusammen.
Diese Review schreibe ich, bevor ich die Vorlage gesehen habe, die gerade auf dem Postalen Weg zu mir ist. Deswegen ist die 6 erst einmal nur prophylaktisch. Den das, was mir an dem Film gefallen hat, die Story und das Worldbuilding, kann durch das Original nochmal mächtig auf den Kopf gestellt werden. Ich werde dann ein Update posten, wenn ich den Film anschließend nochmal gesehen habe.
Der Film beginnt recht trocken mit einer Exposition, die uns direkt in die Welt hineinwirft. Eine Anomalie hat dazu geführt das 99% der Menschheit ausgerottet wurde. Nur ein Prozentsatz hat dank eines Forschers überlebt und leben nun in einer Art Utopie, eingezäunt und fern ab von dem Rest der Welt, die um sie herum gewuchert ist. Doch eine wirkliche Utopie scheint es nicht zu sein. Menschen verschwinden spurlos, Ungerechtigkeiten treten mehr und mehr auf und das Volk möchte antworten. Da es keinen offene Dissidenz geben darf, passiert dies im Untergrund. Auch die Protagonistin, Aeon Flux, gehört zu diesen Rebellen. In einer stylischen Art und Weise kämpft schleicht und prügelt sie sich gegen das System.
Aeon Flux ist einer dieser Filme, die vom Studio komplett zerfleddert wurde. Deswegen bin ich mir nicht sicher wieviel besser der Original Cut gewesen wäre. So wie der Film jetzt ist, wirkt er sehr unausgegoren. Das Worldbuilding ist nicht wirklich gut. Man wird via Exposition vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sie einfach so annehmen. Man bekommt auch niemals ein Blick außerhalb von Aeon auf die Welt. Wie funktioniert die Gesellschaft? Wie sieht es mit der Politik aus? Was machen die Leute den ganzen Tag und wie stehen sie zu der Welt außerhalb der Mauern? Dadurch das man nur einen sehr groben Eindruck bekommt, wirkt vieles in der Welt unstimmig. Wenn man nicht Jagd, und es außerhalb von Randrebellen keine wirkliche gefahren gibt, habe ich das Gefühl, das man keine Schusswaffen braucht. Gibt es überhaupt Verbrecher? In einer so eng kontrollierten Welt könnte man doch in binnen von 400 Jahren alle möglichen Probleme beseitigen. Vielleicht eine eher Harmonie basierte Gesellschaft, wie man sie aus z.B. Japan kennt, bei dem das Individuum sich immer hinter der Gruppe stellt. Tatsächlich müssten die Hyperspezifischen Fallen (welche direkt aus den Hunger Games stammen könnten) ausreichen, um neugierige Individuen fernzuhalten. Warum es diese Fallen überhaupt gibt, und warum sie so sonderbar getarnt sind, ist eine ganz andere Frage. Ich fühle mich in meinen Zweifel bestätigt, aufgrund der sechs Wachen vor dem Überwachungskomplex oder der Einfachheit wie Aeon an die wichtigste Person auf der Welt herankommt.
Die Technologie ist auch sehr sonderbar. Von den schon angesprochenen Fallen, zur tropfenbasierten Überwachung und sonderbaren Teleportation Geräten. Besonders bezeichnet ist die „geheime“ Bibliothek von Trevor, auf die man auch stoßen würde, wenn man etwas schlurfend durch die Gegend latscht. Dort unten gibt es Alien artige Artefakte und Türen. Mit einem Knopfdruck wandelt Aeon von einer Welt zur nächsten, ohne das irgendwie darauf eingegangen wird. Das ergibt vor allem kein Sinn, als die Bibliothek abgebrannt wird und die wichtigen Notizen dabei draufgehen. Warum Trevor nicht in dem wirklich geheimen Labor Kopien aufbewahrt, will sich mir nicht erschließen. Auch die Türen, die sehr befremdlich zum restlichen Design der Welt sind, verlieren sofort ihre Magie als sie halt irgendwo hinführen. Vielleicht steckt da mehr dahinter das in der Serie erklärt wird, hier wirkt es sehr unausgegoren. Auch bin ich mir immer noch nicht sicher, was der Quallen artige Zeppelin wirklich ist. Als Aeon ihn das erste Mal betritt, wirkt es eben wie ein Archiv, oder etwas anderes Administratives. So ergibt es keinen wirklichen Sinn, dass die Zerstörung desselben, irgendwie den Klonprozess stoppen würde. Vor allem weil sie die DNS aus den verstorbenen schöpfen, und nicht aus einem Register. Hier konnte ich Aeon auch nicht mehr nachvollziehen. Es ist nicht ihre Entscheidung die gewisse Unsterblichkeit der letzten Menschen zu nehmen, genau so wie es nicht die Entscheidung von der führenden Klasse war, dies dem Volk auszusetzten. Man hat das Gefühl das ihr das Gewicht dieser Entscheidung gar nicht bewusst wird. Hat man davor denen, die durch einen Kopfschuss von ihr getötet wurden, nochmal eine Chance geben können, hat sie sich nicht nur dafür entschieden das diese Seele für immer verloren gehen soll, sondern auch noch einige weitere gnadenlos niedergeschossen und ein Zeppelin mutwillig abstürzen lassen. Und wenn wir gerade von DNS sprechen, hier hat der Film im Wissenschaft Unterricht auch nicht aufgepasst. DNS kann keine Erinnerungen oder ähnliches vererben. Sonst könnten Kinder auch automatisch Auto fahren, nur weil die Eltern das können. Aber ich denke dass sie hier etwas esoterisch werden. Es wird nicht nur die DNS, sondern vor allem die Seele weitergegeben. Eine Seele, die wie eine Kopie, die immer wieder kopiert wird, sich irgendwann abnutzt. Aber sicher sein kann ich mir da nicht, da es nie wirklich gut erörtert wird. Wenn es nämlich einfach nur um DNS geht, hätte Trevor sich zehn Mal Klonen können, um schneller mit der Forschung voranzukommen.
Aber obwohl ich mich so aufrege, hat der Film und das Konzept irgendwie was. Das Konzept der dortigen Gesellschaft find ich sehr interessant. So ist der Genpool nicht nur extrem eingeschränkt, sondern auch durch die Idee des Klonens und der gleichbleibenden Seele, sehr stagnierend. Deswegen hätte mich mehr Hintergrundwissen über die Kultur und Gesellschaft so interessiert. Das Konzepte wie Generationsübergreifende Liebe hier, macht die ganze Stadt wie zu einer Schicksalshaften Petrischale, bei der auch über dem Ziel, eine Heilung zu finden, interessante Geschichten erzählt werden können. Auch der Konflikt zwischen Trevor und Owen fand ich tatsächlich sehr interessant, vor allem mit dem ironischen Argument, das sich Dinge eben ändern, und deswegen alles beim Alten bleiben soll. Was dagegen keinen Sinn macht ist die Dichotomie die Trevor und Owen entgegenblicken. Nur weil es wieder natürliche Geburten gibt, heißt das lange nicht das man mit dem Klonen aufhören muss. Aber natürlich wird so in gewisser Weise ihre Herrschaftsstellung in Frage gestellt, aber so ein großes Problem sollte es nicht sein. Ich weiß auch nicht was das Ende einem sagen möchte: Eine geschwächte Stadt, welche sich vielleicht nicht fortpflanzen kann, liegt nun mit einer offenen Wunde da, die meisten weißen Blutkörperchen in den Tod gerissen, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Außenwelt auch den letzten Menschen auslöscht.
Handwerklich ist der Film leider auch eher schlecht als recht. Die Dialoge wirken stocksteif und werden auf dieselbe Art und Weise von den Schauspielern vorgetragen. Ich habe das Gefühl, das man etwas Shakespearean Appeal reinbringen wollte, aber das ging leider nicht so auf. Die Action ist in den Grundzügen gut. Man merkt das Charlize Theron mit Cirque du Soleil Artisten zusammengearbeitet hat. Leider wird das ganze durch die fruchtbare Kamera und Schnitt komplett kaputt gemacht. Der Soundtrack hat ein paar gut eingesetzte Stücke, nervt die meiste Zeit aber eher. Aber immerhin ist der Film unterhaltsam! Den gelangweilt habe ich mich wirklich nicht.
Crimes of the Future ist mal wieder ein richtig interessanter und schmutziger SciFi Film, wie man ihn schon lange nicht mehr gesehen hat. Statt hell erleuchteten weißen, sterilen räumen, sieht man hier zerfallene Ruinen, die einhergehen mit der Kultur und Gesellschaft des Filmes, bei der die biologische Entwickeln und Mutationen im Zentrum stehen. Wunderschön zermürbender Biopunk. Man Folgt einem Performance Art Duo, welches durch spontane Mutationen und entwickeln von neuen Organen, und dem schon zeremoniellen entfernen derselbigen einen Namen gemacht haben. Dabei geht es hauptsächlich um einen tiefen Blick in eine mögliche Zukunft, die trotz den wenigen Charakteren und Fraktionen viel über das Leben, Menschsein und Kunst erzählt.
Crimes oft he Future ist für mich eine interessante Erörterung einer möglichen Zukunft, bei der die physische Evolution, zum Kernkonflikt der Menschheit wird. Man wird in eine Welt gesetzt, bei dem die Menschen noch aussehen wie Menschen, sich aber physisch mächtig weiterentwickelt haben. Nicht mehr alle Menschen empfinden Schmerz, auf jeden Fall nicht auf dieselbe Art. Auch sind wir resistenter geworden, da man keinerlei Angst mehr von Infektionen haben muss. Die Sicherheit hat dazu geführt, dass man nicht mehr so auf Sauberkeit achten muss. So macht es auch nichts, wenn die Gebäude etwas zerfallen sind, es hat sogar einen gewissen Charm. Aber trotz dieser Veränderungen, sind wir im Kern immer noch dieselben. Ständig auf der Suche nach etwas Größerem, etwas Bedeutsamen. Genau deshalb ist die Performance Art auch so wichtig, als Ausdruck einer doch sichereren Welt, auf der Suche nach etwas neuen, welches die nun weit vorangetriebenen Grenzen ankratzt. Das stößt natürlich nicht überall auf Gegenliebe. Die New Vice ist darauf bedacht, diese mit neuen Lastern belegten auszuschalten oder zumindest klein zu halten, für eine Reinheit der Menschheit. Ein herrliches Beispiel der naturalistic fallacy, welche sich genau gegen diese Natur stemmt um ein unrealistisches Equilibrium aufrecht zu erhalten. Dazwischen als Bindeglied ist eine Organisation, welche der mutierenden eine gewisse Legitimation geben möchte. Eine Sammlung und Kategorisierung, um aus den wilden Mutationen einen größeren Gewinn zu ziehen, oder zumindest ein Verständnis.
Diese Konflikte finden ihre Höhepunkte und Banalitäten in der Performance Art. Die Freaks of Nature, stellen dabei sich und teilweise auch die Menschlichkeit an sich da. Durch die veränderten Körper werden diese noch viel mehr zur Projektionsfläche. Dem Gedanken des Transhumanismus wird hier auf eine nicht technologische Art und Weise ausgeführt, bei der durch Modifikation des Äußeren und Inneren, der wahrgenommene Kern besser zum Ausdruck kommt. Teilweise wird der Körper aber auch einfach nur pervertiert, weil es machbar ist. Es wird die Natürlichkeit in Frage gestellt und deren zugeschriebene Reinheit, welche auch die Gemäuer um sie herum zerfrisst. Ich erkenne auch eine Verachtung vor dem, was ist. Aber wie Kunst ebenso ist, beherbergt es viel Interpretationsspielraum. Wenn man kein Schmerz empfindend hat, und es auch keine Infektionen mehr gibt, ist es dann wirklich große Kunst sich teile des Gesichtes aufschneiden zu lassen? Ist es Kunst sich, nicht funktionierende Ohren wachsen zu lassen? Was für ein Sinn hat ein Wettkampf um die größte innere Schönheit? Es fühlt sich an, wie eine Kulturelle Stagnation, nur von innen nach außen gedreht. Und dazwischen etwas, das nicht wirklich reinpasst: Die Evolution der Spezies!
Ein Junge wird von seiner Mutter ermordet und der Leichnam soll öffentlich seziert werden. Fühlt es sich teilweise wie eine Grenzüberschreitung der Grenzüberschreitung willen an, steckt doch etwas mehr dahinter. Der Junge ist ein wunder, von einer flickenhaften Notlösung zu einer Unmöglichkeit, die nicht existieren sollte. Ein Bruch, der bis jetzt klein erscheint, aber große Implikationen hat. Wie würde der Junge bei dem Wettbewerb abschneiden? Ist er überhaupt noch ein Mensch? New Vice kennt die Antwort darauf. Und mit diesem Jungen wird in einer Welt, die für uns als Zuschauer Fremd und Verstörend erscheint, etwas wirklich fremdartiges geboten, das selbst diese so bizarre Welt zu sprengen droht. Eine sehr greifbare Gefahr, die von der Regierung wie auch den Firmen ausgemerzt werden möchte. Gerade für diese, die sich auf die Wünsche und Nöte der andersartigen versteift hat, und damit ihr Geld verdient, möchte solch eine elegante Lösung nicht. Dabei bin ich mir nicht mal sicher ob es die Wirkung gehabt hätte, wenn sich niemand eingemischt hätte. Versuchen die Künstler doch so nahbar und authentisch zu wirken, ist es doch immer noch interpretierbare Kunst. Die Autopsie als Show aufzuziehen, bricht sofort mit der Glaubwürdigkeit, egal wie viszeral und anfassbar sie auch sein mag.
Die Charaktere sind durch die Bank interessant. Saul als Protagonist und Galionsfigur der neuen Entwicklung, der diese theatralisch und kategorisch ablehnt. Caprice als Künstlerin, die ihren Platz finden möchte. Lang, der mit dem Tod seines Sohnes eine große Chance sieht, in der Welt etwas zu verändern. Der Agent der New Vice, der all dem Gegenwind gibt, um die ruhe nicht zu stören. Und die exzentrischen Mitglieder der Organkategorisierung, welche auf verschiedene, aber sehr tiefgreifende Art und Weise mit den Mutationen umgehen. Die Beziehung zwischen Saul und Caprice ist dabei oberflächlich klar, entwickelt sich aber immer weiter auseinander. Besonders in der letzten Show wird diese Diskrepanz auf wunderbare Art und Weise gezeigt. Möchte er mit seiner Kunst für etwas stehen, so wirkt Caprice doch eher als jemand, die Kunst für die Kunst macht.
Crimes of the Future ist ein absolut fantastischer, bizarrer Film, der einem viel Raum zum interpretieren gibt. Cronenberg führt einen in einer nahe, aber doch sehr fremde Welt ein, geschickt und klar, mit ein paar Pinselstrichen gezeichnet. Wer einen einfachen Science Fiction Film erwartet, wird schnell erschlagen über ein weitreichendes Werk, das sich viele große Fragen stellt, diese teilweise zu erörtern versucht und dem Zuschauer mit gibt. Filme wie diese zeigen mir wieder, warum ich das Science-Fiction Genre so liebe.