Nebenniveau - Kommentare
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Meine Braut, ihr Vater und Ich ist ein absoluter RomCom-Klassiker, und das auch zurecht. Ein Film, der bei mir vor allem mit seiner Schonungslosigkeit und Liebe zum Detail gepunktet hat, auch wenn es teilweise sehr schwer anzusehen war. Der Film hat Awkward Humor sicherlich nicht erfunden, aber es ist Wahnsinn, dass wirklich 90% des Filmes daraus besteht, eine eh schon schlimme Situation immer schlimmer zu machen. Der Film wird von dem Regisseur nicht umsonst als Alptraum bezeichnet. Und für jemanden, dem Soziale Situationen manchmal etwas schwer fallen, ist “Meet the Parents” wie eine Spirale in einer persönlichen Hölle. Die Eltern der geliebten Person zu treffen, ist an sich schon extrem stressig. Wenn der Vater aber dann auch noch der neurotische und paranoide Robert De Niro ist, kann man nicht gewinnen. Von einem Fettnäpfchen tritt man in das nächste, bis man irgendwann so glitschig ist, dass man nicht anders kann, als von einer Katastrophe zur nächsten zu gleiten. Der Film hat auch eine Geschichte, bei dem der Protagonist alles versucht, das Richtige zu machen, aber dann doch verliert. Ich fand es richtig schön, wie Greg irgendwann in respektvoller Art und Weise Jack gegenüberstand und offen und ehrlich kommuniziert hat, auch wenn es in dem Moment nicht viel gebracht hat. Auch die Sachen, die er klar falsch gemacht hat, kamen mit guten, aber etwas fehlgeleiteten Intentionen. Aber kann man es ihm verübeln? Von der Landung am Flughafen geht es ständig bergab. So viele Aspekte, von denen er sich sicher war, werden Stück für Stück auseinander gerupft. Von einer früheren Beziehung, mit einem Typen, der zu gut um wahr zu sein scheint. Von seiner Karriere als Krankenhelfer, für die er sich aktiv entschieden hat, die aber nur belächelt werden. Und dem ständig Druck, irgendwelchen Dingen zu entsprechen, die man scheinbar auch ohne Worte verstehen sollte. Es war mir teilweise tatsächlich viel zu viel, und ich musste dazwischen auch mal eine Pause machen. Ich hasse Missverständnisse in Filmen, und dieser Film besteht quasi aus nichts anderem. Aber das Ende macht das ganze wieder wett. Wenn alle Charaktere endlich erkennen, was los war und sich auch dem Fremden öffnen und die wahren Intentionen durchscheinen, hat mein Herz höher schlagen lassen. Gerade der Wandel von Jack war richtig gut gemacht und fühlte sich ehrlich erarbeitet an.
Ein großer Aspekt daran ist, dass der Film einfach viel zu gut ist. Die Charakterisierungen und wie diese miteinander interagieren ist brillant inszeniert. Jeder Charakter bringt eine ganz eigene Dynamik mit, die das eh schon stressvolle Wochenende nur noch chaotischer macht. Von Bob MD und dem Schönheitschirurgen, die sich über ihn lustig machen. Zu dem Ex, der bei weitem nicht über den Breakup hinweg ist und viel zu gut für diese Welt erscheint. Zu der direkten Familie von Pam und den Unmengen von peinlichen Momenten. Man merkt, dass sich hier jemand richtig viel Mühe gegeben hat, denn mit jedem Wort und jeder Geste wird das unangenehme Potpourri weiter angerührt. Als Beispiel kann man die Wasservolleyball-Szene nehmen, bei der Greg immer weiter gepusht wird. Mit aggressiven Worten, enttäuschten Gesichtern und Gesten, bis er das macht, was man von ihm verlangt und dadurch alles nur noch schlimmer wird. Es ist doch nur ein Spiel…. Die Symbiose von Drehbuch, Schauspiel und Direktion sind wirklich überragend gut in diesem Film. Ich hätte ihn auch noch höher bewertet, wenn mich der Film über lange Strecken nicht so fertig gemacht hätte.
Ich liebe Takeshi Kitano. Er war der Regisseur, der meine Liebe zum asiatischen Kino und auch zum Kino im Allgemeinen entfacht hat. Das heißt natürlich auch, dass ich mir damals alle Kitano Filme angeschaut habe, auch wenn ich irgendwelche sonderbaren DVDs von eBay kaufen musste. Ich weiß das ich Sonatine als einen sehr ruhigen und schönen Film empfunden habe, der mich aber nicht ganz so abgefangen hat. Ich glaube, ich war damals einfach noch nicht reif genug für den Film.
Wenn man einen klassischen Yakuza-Film von und mit Kitano erwartet, wird man hier enttäuscht. Sonatine ist viel mehr ein anti-Yakuza Film, der eine sehr blanke und trostlose Seite an der Unterwelt zeigt. Natürlich macht er das mit jeden Yakuza Film oder auch Scorsese mit seinen Mafiosi Filme, aber nicht auf so eine eindrückliche Art und Weise. Es geht um eine Yakuza Gruppe und ihren Anführer. Ein Mann, der eigentlich keine Lust mehr auf nichts hat. Das Leben als Yakuza hat seinen glanz verloren, aber da er nichts anderes kennt, macht er auf eine abgestumpfte Art und Weise weiter. Er und seine Männer sind im Blut von dieser düsteren Parallelwelt gebadet. Alle Bereit, wie es vielleicht nur die Samurai waren, für das was sie tun zu töten und zu sterben. Wenn jemand erschossen wird, wird dies mit einer stoischen härte hingenommen. Alle sind sich im klaren, welcher Welt sie sich dabei verschrieben haben und welche Opfer das mit sich bringen kann. Lebensmüde sind sie aber dennoch nicht, weswegen sie es sich nach ein paar Anschlägen fernab in der Pampa gemütlich machen. Bis hierhin, wird das Leben eines Yakuza als beiläufig gewalttätig gezeichnet, bei denen es keine wirklichen Gewinner oder Verlierer gibt. Es ist unserem Protagonisten auch vollkommen egal welche Yakuza politischen entscheidungen getroffen werden, da er dem allem eh überdrüssig ist. Wie tief seine Depression wirklich ist, merkt man in den ersten Tagen in der Abgeschiedenheit. Aber erst durch diese und ein Mädchen, das er errettet, entwickelt sich in ihm wieder eine kindliche Freude in ihm. Eine Art neuer, alter Liebe am Leben. Innerhalb der Gruppe entwickeln sich immer tiefere Bindungen, vor allem bei den zwei Jungspunden der Gruppierungen, die sich zu wirklich guten Freunden entwickeln. Aber sie kommen nunmal aus der blut durchtränkten Welt, und so kann auch diese Flucht in die Wildnis nur so lange einen vagen Frieden mimen. Mit jedem Mann, dessen kindliches Lächeln nie wieder erklingen wird, fühlt sich unser Protagonist gedrängt, es auf ihre bis ins Knochenmark gehende Art und Weise zu beenden. Das alles führt zu einem Ende, wie es eben geschehen musste. Mit unzähligen, unmarkierten Gräbern und ein Auto, das den Weg niemals über den Hügel schaffen wird.
Handwerklich ist der Film ein Kitano. Jede Einstellung wird mit großer Sorgfalt gewählt und genutzt. Der Film zaubert wunderschöne und verstörende Bilder. Gerade in der Mise En Scene hat Kitano einfach eine ganz eigene Bildsprache, die am ehesten mit Kurosawa Akira vergleichbar ist. Alle Charaktere bilden nicht nur in ihren Funktionen, sondern auch in den Raum den sie im Bild einnehmen etwas besonderes heraus. Natürlich gibt es auch die klassischen Kitano Dioramen, bei denen einfach die Zeit kurz eingefroren scheint, um eine Situation oder ein Gefühl hervorzurufen. Dazu sein ganz besondere Herangehensweise an den Schnitt. Sie verhängen oftmals länger als man es gewohnt ist, und erzeugen so ein ganz besondere Atmosphäre. Ein gutes Beispiel ist die erste Busfahrt in Okinawa. Anstatt nur kurz die Szene zu umreißen und dann mit einem Schnitt in die nächste Szene weiterzugehen, wird hier ganz deutlich gezeigt, wie der Bus langsam aus dem Parkplatz herausfährt. Das kann befremdlich wirken, aber wenn man das Thema des Filmes betrachtet, ergibt es nur all zu viel Sinn. Es geht darum, wie dröge und fruchtlos ein Yakuza-Leben eigentlich ist. Wie für ihn und seine Truppe eine tiefe Stagnation gegriffen hat.
Ich bin sehr froh das ich den Film nach all den Jahren mal wieder angeschaut habe. Ein herrlich trostloses wie auch lebhaft bunte Geschichte, die auf die einzige Art endet, wie sie es verdient hat. Der Film heißt übrigens Sonatine, weil dies die letzte Kategorie beim Klavier Lernen ist, bevor man sich richtung Jazz, Klassik oder Pop konzentriert. Ein Wendepunkt der alles weitere beschrieben wird, oder eben in diesem Fall, beendet wird.
One Cut of the Dead ist ein kleiner Triumph, der seinen kultigen Ruf schon zurecht hat. Mit einem Budget von 25.000 Dollar, haben Shinichiro Ueda und sein Team etwas ganz besonderes geschaffen. Falls ihr den Film noch nicht gesehen habt, lest nicht weiter und schaut ihn euch an. Und zwar ganz! Mit allen unangenehmen Pausen und sonderbaren Entscheidungen. Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen.
Ab hier gibt es SPOILER!
Ohne große Vorwarnung wird man in einen trashigen Horrorfilm geworfen, der ohne auch nur einen Cut auskommt. Es soll ein Horrorfilm gedreht werden, aber dem Regisseur ist es zu unnatürlich, weswegen er Zombies zum Leben erweckt und die zwei Schauspieler und Maskenfrau ums Überleben kämpfen lässt. Allein dieser Film ist schon ein herrlich kleines Werk, das die ganze Zeit auf verschiedenen Ebenen spielt und man sich manchmal fragt, welche Künstlerische Entscheidung das jetzt war. Wenn nach einer halben Stunde der Abspann läuft, fängt der Rest des Filmes erst richtig an. Es geht eine Woche zurück und wir sehen bei der Entstehung des Kurzfilms zu. Vom Drehbuch, zum Casting, zur Vorbereitung und allen Problemen, die das mit sich bringt. So richtig genial wird es aber erst, wenn sie live gehen. Wir sehen den ganzen Film aus einer anderen Perspektive und plötzlich macht alles Sinn. All die sonderbar- oder ungereimtheiten, die einem natürlich aufgefallen sind, passen plötzlich einfach. Und in binnen von 36 Minuten, mit unmengen von Katastrophen und der unvergleichbaren Kunst der Improvisation, wertet sich der etwas trashig anmutende Film zu einer richtigen Herzblut Geschichte. Der Film entwickelt eine unglaubliche Energie in dem letzten Drittel, das einen mehrmals zum Stocken oder Jubeln gebracht hat. Alle Subtext und Interpretationen, die man davor hatte, fallen einer viel größeren Mondänität zu Opfer, was jemanden wie mich, auf sehr erfreuliche Art und Weise erwischt hat.
Ich habe einen ganz großen Softspot für Filme über das Filmemachen. Und da reiht sich One Cut of the Dead mit einer wunderschönen Ehrlichkeit zu den besten ein. Man spürt die Energie von allen Beteiligten, die sich auch im Verlauf des Filmens auch immer weiter entwickelt. Man sieht, was passieren kann, wenn alle zusammenkommen und ihr Bestes geben und dabei Unmögliches möglich machen. Manchmal ist der Vorgang, die Kunst zu erschaffen, wichtiger als das Werk an sich. Ein wirkliche süßes Kleinod das ansteckend ist und mit seiner Originellen erzählt etwas ganz besonderes erschafft.
Takashi Miike ist ein interessanter Typ. Ein übereifriger und talentierter Regisseur, der gefühlte jeden Filmauftrag annimmt. Manchmal kommen dabei kleine Meisterwerke wie “Audition” oder “Ichi the Killer” heraus, aber unter anderem gibt es auch ein paar Nieten wie “Wara no Tate”.
Dabei ist es so schade, denn das Konzept von Wara no Tate ist brillant. Ein Mann hat ein junges Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet. Ein grausames Verbrechen, und nicht das erste von ihm. Ein reicher Yakuza schreibt ganz offen ein Kopfgeld aus, da das letzte Opfer seine Nichte war. Eine Milliarde Yen (über 6 Millionen Euro) für den Mörder des Mörders. Und falls man es ehrlich versucht und scheitert, gibt es immerhin 100 Millionen Yen und die besten Anwälte des Landes. Das Geld ist natürlich ein großer Motivator, aber auch durch die Abart der Verbrechen, fällt einem nur noch leichter, eine Rechtfertigug zu finend, vor allem weil am Ende eh die Todesstrafe auf ihn wartet. Mit solchen Argumenten kann jeder die Seite wechseln, selbst wenn man ins Gefängnis kommt oder bei dem Versuch stirbt. Das erzeugt ein ganz besonderes Post-Apokalyptisches Feeling, ohne das erst eine große Katastrophe passieren muss. Gerade in einem so starren und harmoniebedürftigen Land wie Japan, ist der schnelle Bruch besonders bemerkenswert. Man kann niemanden trauen und einfache Menschen werden mit einem Wimpernschlag zu potentiellen Mördern. Das Ziel der Protagonisten ist es, den Gefangenen quer durchs Land zu transportieren. Das alles klingt richtig gut! Ein Konzept, das einem viele Freiheiten gibt, etwas Besonderes zu zaubern. Ein postapokalyptisches Roadmovie! Was will man mehr? Stellt sich heraus, das Konzept allein kann den Film nicht tragen, wenn sonst nichts wirklich zusammenpasst und man den Fokus auf irgendwelche eher interessante Charaktere und Konflikte legt. Das postapokalyptische Feeling hält nur für den ersten Teil des Filmes an. Irgendwann wird der Fokus auf Polizei interne Intrigen gelegt, was in dem Fall eher dröge wirkt. Vor allem wenn es so stocksteif und melodramatisch inszeniert wird. Als der junge Polizist an seinen Wunden erlag und noch einmal nach seiner Mutter rief, hat es wirklich gut gewirkt. Wenn das aber immer und immer wieder passiert, wird es sehr schnell langweilig. Es ist ja okay, dass man etwas mehr über Motivation von den Charakteren erfährt, aber war es wirklich nötig das der Polizeichef das nur macht, weil er eine kranke Tochter hat? Und ist die Erkenntnis, dass man den Mörder am liebsten selbst umlegen möchte, so fern ab? Ich verstehe auch nicht, warum die Protagonisten so weit gehen. Es beginnt mit einem Gefühl der Ehre und dem aufrechterhalten von Regeln, wird dann aber irgendwann nur noch von der Sunken-Cost-Fallacy vorangetrieben. X und Y dürfen doch nicht umsonst gestorben sein! Die ganze Narrative strotz nur so vor unnötiger Exposition, die das Tempo des Filmes und den interessanten Kernaspekten nur schaden und um die Suspension of Disbelief weiter zu strapazieren, Dazu greift sich die Geschichte teilweise die größten Zufälle raus. Treffen sie wirklich, von allen Menschen in Japan, zufällig in der Pampa den Vater seines ersten Opfers? Auch unser Gefangener ist leider sehr blass. Ich hab gehofft, dass man noch irgendetwas Interessantes über ihn erfährt, vor allem weil alle immer ins Schweigen verfallen, wenn er den Mund aufmacht. Dass es am Ende dann doch einfach so platt ist, ist traurig.
Visuell ist der Film leider auch sehr langweilig. Gerade in einem Roadmovie kann man ja immer mit der Umgebung und dem Gefühl der Reise arbeiten. Hier verbringt man die meiste Zeit in einem Zug und sonst nur in irgendwelchen Feldern oder Steinbrüchen. Auch die Musik macht leider nichts besonderes. Das Pacing im Film könnte auch viel besser sein und die Action fühlt sich wie ein Relikt aus den 2000er an.
Takashi Miike ist ein interessanter Typ. Ein übereifriger und talentierter Regisseur, der gefühlte jegliche Filmaufträge annimmt. So macht er eigentlich immer gute Filme, aber an einem Meisterwerk schrammt er dann leider doch zu oft vorbei. Aber dann gibt es solche Ausnahmen wie Audition und Ichi the Killer.
Handwerklich ist der Film etwas besonderes, der sich radikal seiner eigenen Ausdrucksform verschreibt. Ein brachialer und absurder japanischer Anarcho-Punk vom Feinsten. Alle Charaktere sind überspitzte Karikaturen wie man sie aus Manga und Anime kennt. Mit einfachen aber klar definierten Motivationen zu Zielen und einem Style oder Ausdruck der das nach außen weitergibt. Die Ästhetik macht keine Gefangenen und tritt einem mit einer brutalen ehrlichkeit entgegen. In der Welt von Ichi the Killer fließt nunmal literweise Blut, komplett durchgeknallte Monster, die zum absolut hedonistischen Maxim getrieben werden. Dazu ein Soundtrack und ein Sounddesign, das maximal auf eine Reaktion aus ist und die Reize überspannen möchte. All das macht das Anschauen einen Angriff auf die Sinne und auch durch den überzogenen, aber dennoch sehr spürbaren Body Horror, kann ich verstehen, dass der Film vielleicht nicht für jederman ist.
Das Tokyo in Ichi the Killer ist eine herrlich überspitzt Persiflage von einer Dog eat Dog Welt. Anstatt das man die größten Psychopathen lieber nicht ins Team nimmt, kommen sie hier an die Spitze. Das führt natürlich dazu, das alle auf die ein oder andere Art und Weise abgestumpft werden. So ist Kakihara ein wunderbares Produkt dieser Welt, der nur auf Lust und Schmerz eingestellt ist. “There is no love in your violence”. Purer Hedonismus, der jeglichen Zugang zu der Außenwelt verwehrt. Aber das macht ihn auch so unterhaltsam anzuschauen. Sein Design ist klar von DCs Joker inspiriert, und auch in den Charakterzügen ist Kakihara ein nihilistischer Anarchist. So erlebt er beim Foltern eine naive kindlichkeit und Freude, was ihn nur noch verstörender macht. Dazu sieht er noch verdammt cool aus. Die Kostüme und Designs sind im allgemeinen aber auch großartig in diesem Film. Vom muskulösen Opi, zu den Möchtegern Yakuza, zu den Prostituierten und Dealern, bis hin zu dem sehr praktischen Design von Ichi, das das genaue Gegenstück von Kakihara ist. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Ich hab auch ganz vergessen dass Sabu so eine wichtige Rolle in dem Film spielt.
Ichi, der Titelgebend Charakter, ist dabei auch sehr faszinierend. Im gegensatz zu Kakihara, ist er ein Killer, der keine Freude am Morden findet. Durch seinen Ziehvater wurde sein hyperaktives Libido missbraucht, um sie in pure Gewaltexzesse zu verwandeln. Es raubt ihm eher etwas und zermürbt ihn. Das wird auch nicht besser wenn man später erfährt, das all diese Erinnerungen eh falsch sind. Er ist auch so herrlich jämmerlich, was einen großartigen Kontrast bietet. Als er versucht zu lächeln und sich danach gleich versteckt, spricht einfach so viel über seinen Charakter aus. Und dann kommen wir noch zum Ende, das ich immer noch nicht ganz verstehe. Ich weiß immer noch nicht, ob man die Stimme am Telefon jemals zu gesicht bekommt, oder mir das einfach durch die Lappen gegangen ist. Ich versteh auch nicht warum sich der alte Mann dann erhängt, bzw was seine Motivation von anfang an war. Wenn da jemand mehr weiß, schreibt gerne einen Kommentar!
Was der Film meiner Meinung nicht so gut macht, ist die Geschichte an sich. Die Ereignisse, auch wenn sie natürlich aufeinander aufbauen, wirken nicht sehr stark miteinander verbunden. Dazu ist der Film auch sehr wirr erzählt, dass man immer mal wieder innehalten muss, um zu verstehen, wer da jetzt über wen spricht. Aber ich verstehe schon, warum dieser Film so einen Kultstatus erhalten hat. Er ist ein besonderes Werk, von dem sich sicherlich unzählige Künstler (darunter auch Quentin Tarantino) beeinflussen lassen haben.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht viele Filme von Kurosawa Kiyoshi angeschaut habe, was sonderbar ist, da all seine Filme eigentlich genau das sind, worauf ich stehe. Herrlich tiefe und verstörende Gedankenexperimente über den Mensch und seine Psyche. In Cure geht es um einen Polizisten, der eine Reihe Morde untersucht, die weder auf Papier noch in der Realität wirklich viel Sinn ergeben. Im Verlauf lernen wir auch den Gegenspieler von Takabe, einem Mann, der an Amnesie leidet und eine Schneise der Verwüstung hinter sich lässt. Dabei ist nie wirklich sicher, wo der Kern der Wahrheit in dem Film liegt. So geschickt und leichtfüßig habe ich selten ein Werk, die Grenzen verschwimmen lassen sehen, sodass man am Ende keine Ahnung mehr hat, wo einem und den Charakteren der Kopf steht.
Etwas das diesen Film dabei so besonders macht, ist die Art der Narrative und der Einsatz von Longshots. Bei einem Longshot wird mit einer Kamera ein durchgehender Blick auf eine Szene geboten, ohne schnitte. Das gibt den Szenen eine besondere Zeitlichkeit, die sich durch die ungebrochenheit Authentisch wirken lässt. Das lässt all die Szenen schon geerdeter anfühlen, wird aber tückisch, wenn die Auffassung der Charaktere nicht mehr der Realität entspricht. So entwickelt sich Takabe immer weiter zu einem Unreliable Narrator, sodass man als Zuschauer am Ende fast gar nichts mehr trauen kann. Der stetige Abstieg wird großartig inszeniert. Die Suizid Szene, ist ein Meisterstück! Wie gut hier mit erdrückender Stille, der Unausweichlichkeit der Situation und zermürbenden Emotionen gespielt wird, nur um dann brutal den Teppich unter den Boden weggezogen zu bekommen. Diese Nähe an den Charakteren wirkt großartig und ist nicht nur auf Takabe beschränkt. Wenn sein Freund in verschiedene Theorien eintaucht und man zusammen mit ihm immer weiter in fließenden Assoziationen untergeht, merkt man selbst kaum, das man sich immer weiter weg bewegt. Am Ende des Filmes bekommt man selbst das Gefühl, hypnotisiert zu sein.
Dabei finde ich es spannend, dass der Film so viele Aspekte offen lässt. Was möchte Mamiya? Leidet er wirklich an Amnesie, oder ist das nur ein Spiel? Ist der manipulierende Mamiya, überhaupt Mamiya, oder etwas anderes? Hat er sich wirklich geleert um Raum für etwas anderes zu schaffen? Ich hab drei Theorien was mit ihm los war: Entweder hat wirklich etwas paranormales von ihm besitz ergriffen und macht diese Taten mit Mamiya als Host, oder er hat sich vielleicht selbst hypnotisiert, bis zum verlieren seines Seins oder es gab eine plötzliche Spaltung, wahrscheinlich durch den Mord an dem Tier. Dabei finde ich auch den einen Kernkonflikt von Takabe und seinem Kumpel sehr passend, der als Psychologe sagt, das man einfach nicht verstehen kann, was Kriminelle denken. Etwas das Takabe nicht so stehen lassen möchte, und deshalb immer tiefer eintaucht. Die Lösung für dieses Rätsel ist in diesem Fall aber schier unmöglich. Auch der Satz, das man immer versucht, Verbrechen irgendwelche Bedeutung zuzuweisen, um diese zu Rationalisieren, war sehr stark. Vor allem weil man am Ende nicht wirklich weiß, was sache ist. Warum Mamiya das überhaupt macht. Ich glaube das liegt an der Mondänität der Verbrechen. Alles was Mamiya macht, ist grobe Dinge über seine Opfer herauszufinden, sie leicht zu überzeugen und die intrusive thoughts einfach durchzulassen. Es ist so einfach, Menschen dazu zu bringen, Grausamkeiten zu begehen. So ist niemand vor der scheinbar sinnlosen Zerstörung sicher. Und so weiter Mamiya und Takabe vorangehen, so schwer fällt es, sich davon abzugrenzen. Ich mochte auch, wie Mamiya die Elemente für seine Hypnose benutzt: Das Flackern des Feuers, das Tropfen und Fließen des Wassers oder das Rhythmische klingen via eines Stuhls überall um einen herum. Es wird nie wirklich klar, wann man die Grenze überschreitet, und so bekommt Mamiyas Kraft etwas Unlös- und Unberechenbares. Dadurch, dass der Film auch so in die Unzurechnungsfähigkeit verfällt, kann man selbst auch nicht sagen, wie viel davon echt ist, oder wie viel in einem eingebildeten Konstrukt steckt. Im allgemeienen bin ich ein großer Fan von Mamiyas Inszenierung. Das erste mal, als er bedrohlich langsam aus der Ferne auf einen unschuldigen zuläuft und diesen mit mondänen Fragen plagt. Er schafft es bis zur schmerzgrenze die Leute in seiner Umgebung zu nerven. Dabei ist er immer passiv dabei. Auch seine heruntergekommene Wohnung mit den unzähligen Büchern, gibt einen tieferen Einblick in sein Sein, ohne schlauer daraus zu werden.
Die Mordserie ist dabei auch großartig inszeniert. Man sieht zu Beginn einer dieser Morde, der mit einer sonderbaren Beiläufigkeit begangen werden, nur um sich dann nackt in einem Schacht zu kauern. Über den Verlauf des Filmes wird Stück für Stück mehr über das Vorgehen der Verbrechen aufgedeckt. Jeder Mensch kann ein Opfer davon werden, ohne jemals das Ganze zu verstehen. Wie fragil die Realität ist, wird auch toll in einer Paranoia widergespiegelt, bei der weder Takabe noch man als Zuschauer selbst, jedes mal zusammenzucken muss, wenn jemand einen sonderbaren Handgriff macht.
Handwerklich ist der Film phänomenal. Das Gezeigte, die Zeitlichkeit, die damit einhergehende Musik, alles spielt zusammen, um Takabe und den Zuschauer tiefer in den Wahn zu reißen. Man wird selbst von der tanzenden Flamme umarmt oder taucht in der sich langsam aufbauenden Pfütze ein. Das ganze wird natürlich noch durch die wirklich gute Schauspielerische Leistungen hervorgehoben. Ein Film, der einen auf eine tiefe Art und Weise verstört und wirklich unmengen mit dem Medium Film macht.
Nach dem eher mittelmäßigen Tenet, war ich mir nicht mehr sicher, was die Filme von Christopher Nolan angeht. Aber Oppenheimer hat jegliche Sorgen und Zweifel, die sich über die Zeit angestaut haben, komplett weggeblasen. Oppenheimer ist ein Meisterwerk, und für mich ein neuer Go-To-Kandidat, wenn ich von einem perfekten Film spreche.
Über drei Stunden bekommen wir nicht nur einen faszinierenden Einblick in den Werdegang und den Gedanken und Konflikten, einer der wichtigsten Wissenschaftler des 20ten Jahrhunderts. Es wird auch auf fast leichtfüßige Art und Weise die schwere Gravitas des neuen Zeitalters erörtert. Was bedeutet die Atombombe für die Welt und welche moralischen und philosophischen Probleme kommen dabei auf. Und was, wenn man in das Chaos noch die fluktuierende Variabel der Politik mitbringt. Und weil das nicht reicht, bekommt man noch ein spannendes Courtroom-Drama obendrauf. Eine tolle Zusammenfassung von all dem was geschehen ist, die dann auf geschickte Art und Weise alle Fäden zu enden führt. Ein grandioses Schauspiel der überwältigenden Macht der Politik und dem Aufeinandertreffen von großen Egos und dem unstillbaren Durst, einen Eindruck in die Weltgeschichte zu machen.
Viele Filme schaffen es, in einzelnen Szenen eine grandiose Symbiose von Bild, Klang, Schnitt und Narrative zu zaubern, die einen von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt und alles um sich herum vergessen lässt. Aber über drei Stunden? Der Flow des Films ist atemberaubend: man hüpft durch Perspektiven, Zeitlichkeiten und Entwicklungen, als ob es nichts wäre und spannt dabei ein großes Netz von Zusammenhängen. Am stärksten spürt man das in den großen Schlüsselszenen, wie der Zündung von Trinity oder den hitzigen Diskussionen, aber selbst in leisen Momente gehört diese Zärtlichkeit und kurze Stille zu demselben Drive des Films. Der Film macht keinen Hehl daraus, eine sehr klare Position zu beziehen. In schwarz-weiß verfolgen wir das Verhören und den Konflikt im Hier und Jetzt, wogegen man in Farbe komplett in die Welt von Oppenheimer eintaucht. Dort sehen wir nicht nur die entwicklung des Manhatten Projekts, sondern bekommen auch einen tiefen einblick in Oppenheimers Gedankenwelt. Von den brizierenden Molekülen, die wild im Äther herumspringen, über mächtige Kräfte, die aufeinanderprallen und verstörende Vorstellungen und Albträume eines neuen Zeitalters. Die Umgebung beginnt zu vibrieren wenn er in großen Stress gerät und die ganze Welt wird auch einfach mal so auf Stumm geschalten. Das sind Szenen, die in mir etwas Tiefes ausgelöst haben. Mit einer ansteckenden Energie wird man mit großen Ideen und Absichten in den Himmel gehoben, nur um dann von dem Horror der Realität zurückgeworfen zu werden.
Die Zündung von Trinity war ein unfassbar intensives Erlebnis. Man spürte die Akkumulation all der harten Arbeit, die knappe Zeitlichkeit und unerträgliche Angst, was es bedeuten wird, wenn es gelingen wird, und was wenn nicht. Die ganze Sequenz ist ein perfektes Zusammenspiel von Musik, Bildern, Schnitt und Narrative. Die Akteure besprechen sich noch einmal, bevor man sich an die Vorbereitungen machen. Die Momente vor, während und nach der Explosion, ist ein grandioses Beispiel, von dem was Kino kann. Der Umgang mit der Atombombe ist ebenfalls grandios gelungen. Das Problem und die Implikationen werden über den ganzen Film immer wieder geschickt aufgeworfen. Oppenheimer ist klar, das dies mehr als nur eine neue Waffe ist, es ist der erste Schritt in ein neues Zeitalter. Ein Zeitalter, in dem er sich durch seine Erfindung erhofft, dass der Rest der Menschheit zur Vernunft kommt, um das Konzept des Krieges hinter sich zu lassen. Aber das es nicht so kam, muss man ja leider nicht weiter ausführen. Es geht um die Menschheit, den Menschen an sich, und die Verantwortung vor den eigenen Werken. Es wird darüber diskutiert, wie und wo man die Bombe zündet. Dass es das Beste sei, da man sonst die Japaner nicht zum Aufgeben bekommen würde, und um das neue Zeitalter einzuläuten. Die moralischen Implikationen werden nicht nur aufgeworfen, sondern man spürt sie auch. Was bedeutet "the greater good" wirklich? Nur falls es jemand anderes gemacht hätte, wenn man es selber nicht gemacht hat, macht es das besser?
Die Kamera enttäuscht nie und schafft es oftmals sehr geschickt, komplexe Ideen und Konzepte in greifbare Bilder zu wandeln. Sie ist auch nie wirklich ein neutraler Beobachter. Durch grandiose Nahaufnahmen, Framing der Szenen und wirklich Ehrfurcht erregenden Bildern erschafft Nolan rein auf bildlicher Ebene ergreifende Kunst. Wie zum Beispiel in den oben genannten Szenen durch die subjektive Linse von Oppenheimer. Aber auch die Sex-Szene (ihr wisst wovon ich rede) ist so schonungslos offen und ehrlich. Und das ist auch ein Ton, den man über den ganzen Film verspürt, eine Authentizität, die manchmal von Erfolg gekrönt ist, oftmals aber auch leider nicht. Der Soundtrack und das Sounddesign sind ebenfalls grandios. Er findet immer den perfekten Ton, die Szenen zu unterstreichen und erschafft eine ganz neue innere Aufgewühltheit, wenn es gerade passt. Allein, dass die Explosion immer etwas verzögert ankommt, wie es eben mit Licht und Schall so ist, gibt dem Voranschreiten der Entwicklung eine greifbare Gravitas. Die Schauspieler sind allesamt großartig. Allen voran natürlich Cillian Murphy, der komplett in den schrulligen und tief gespaltenen Charakter aufgegangen ist. Er schafft dem Charakter genau das richtige Maß an Arroganz, Cleverness, Verletzlichkeit und Stärke zu geben. Robert Downey Jr. hat mich da auch sehr positiv überrascht. Die erst mal eher undurchsichtige Rolle von Strauss hat er mit Bravour gemeint. Vor allem ab dem Moment wo er die Fassade fallen lässt. Hier wird auch klar, worauf der letzte Teil des Filmes anspielt. Es geht um Macht, Ego und Geltungssucht. Dabei wird auf schon fast lustige Art und Weise klar gemacht, wie unterschiedlich Oppenheimer und Strauss denken.
Allein all diese Aspekte würden den Film schon großartig machen. Aber Oppenheimer hat dazu noch ein großartiges Drehbuch! Die Geschichte besitzt kaum Fett, nichts steckt in einem Vakuum und hat eine Bedeutung auf einer der vielen Ebenen. Ob es die Persönlichkeiten, Gruppierungen oder Ereignisse sind, alles ist genau an der Stelle wo es sein muss. Dazu Dialoge, die so clever und klar geschrieben sind, dass es mich immer wieder zur Verzückung gebracht hat. Dabei nimmt der Film sich einiges vor, vor allem auf philosophischer Ebene. Im Verlauf des Filmes bekommt man unzählige Rechtfertigungen, Warnungen und Hoffnungen über das Atomwaffenprogramm mit, ohne dass es sich jemals wie eine belehrende Exposition anfühlt. Das liegt auch an den Charakteren, die alle wunderbar klar gezeichnet sind, mit all ihren Vorzügen und Nachteilen. Diese stehen wieder wunderbar zu anderen Charakteren, Gruppierungen und Philosophien, sodass die Charaktere auch gerne mal zu einer geschickt geformten Galionsfigur von bestimmten Vorstellungen und Gedankenexperimenten werden. Die ganze Narrative, aber vor allem auch die Dialoge, bestehen aus einer leichtfüßigen Dichte. Das ist ein Paradox, aber es funktioniert. Und das Drehbuch, mit den geschickt gelegten Brotkrumen, die sich langsam wieder zu einem Laib formen, machen auch das letzte Drittel so unterhaltsam. Es ist toll, wie die Aussagen und neuen Informationen zusammenfließen, aus Bildern von unzuverlässigen Erzählern, die aber langsam ein großes und erschreckend kleinliches Bild zusammenstellen. Von einem verletzten Ego und einem unbegründeten Zorn, der nichts Positives in die Welt gebracht hat, und ihn nun alles kosten wird.
Oppenheimer ist ein Meisterwerk! Jegliche schwere Aufgaben, die sich Nolan mit dem Film geschrieben hat, haben er und sein Team mit Bravour und einer tükischen Leichtigkeit einen Film geschaffen, der wirklich alles aus dem Medium herausholen möchte. Mit einer Geschichte, welche die Welt für immer verändert hat, und der Prometheus, der nun mit den Sühne seiner Taten leben muss.
Ich bin nicht der größte Scorsese Fan. Mit einigen seiner Klassikern kann ich nicht so viel anfangen. Auch “The Irishman” hat mich eher kalt gelassen. Aber dann haut er Filme wie “The Silence” raus, die mich komplett überrumpeln und mir zeigen, was für ein großartiger Filmemacher er doch ist.
Meine erste Sorge bei solchen Filmen ist immer, wie die Geschichte erzählt wird. Wenn es um einen strategischen Genozid an einem Volk mit nachfahren geht, muss man schon sehr vorsichtig sein, wie man es erzählt. Ich bin sehr froh, dass sich Scorsese dieses Anliegen sehr zu Herzen genommen hat, das er erst einmal die Nachfahren nach Erlaubnis und Hilfe gebeten hat, bevor er zur Kamera greift. Man sollte meinen das sowas standard ist, das ist bei Hollywood aber leider nicht immer der Fall. Den die Geschichte ist es Wert, erzählt zu werden, und besonders mit so einer sorgfalt wie es Scorsese hier macht.
Handwerklich ist der Film klasse! Die Schauspieler machen allesamt einen grandiosen Job, allen voran Lilly Gladstone, DiCaprio und De Niro. Seine Rolle als ein Teufel auf Erden spielt er mit so einem großartigen Feingefühl und Bissigkeit. Man kauft ihm vollkommen ab, das er komfortable auf zwei dichotomen Seiten steht und mit lächeln auf den Lippen Messer nach Messer in die Rücken der andere sticht. Hätte ich ihm tatsächlich nicht mehr zugetraut. Der Soundtrack ist besonders hervorhebenswert. Es ist ja nicht das erste mal das Robbie Robertson mit Scorsese zusammenarbeitet, aber fand ich seine Arbeit in “The Irishman” nicht besonders herausstechen, findet er hier einen grandiosen Mix aus klassischen Hollywood Orchestra, dem spielen von Genres der Zeit und untertönen mit indianischen Einfluss. Die Kamera und der Schnitt arbeiten auch wirklich gut in Tandem, um die komplexe Narrative auf geschickte Art und Weise nahbar zu machen.
Leider hat mich der Film dann doch nicht ganz überzeugen können. Ich hab mir auch gedanken gemacht, woran das liegen könnte, und ich glaube es liegt an der Art der Narrative, die mir persönlich einfach nicht so gefällt. Es wird vage anhand von ein paar Charakteren die Geschichte erzählt, die all die wichtigsten Spieler beinhaltet. Dabei wird auch fokus auf die gesellschaftlichen und politischen Probleme gelenkt. Anstatt sich voll auf die Geschehnisse und deren Einfluss zu fokussieren, oder sich komplett auf die Sichtweise von einem oder vielleicht mehreren Charakteren zu fokussieren, wird ein Hybrid geschaffen. Scorsese macht das gut! Es ist immerhin sein Spezialgebiet. Aber mir gefällt es eben etwas mehr, wenn der Fokus stärker ausgelegt ist und dann vielleicht auch etwas experimenteller mit dem Thema umgegangen wird, wie zum Beispiel in The Silence. Auch ohne das, hätte ich mir etwas mehr Fokus auf Mollie und Ernest gewünscht. Das man das Paar, das sich wirklich tief und innig zu lieben scheint, mit mehr Sonnenschein sieht. Das man Ernest auch mehr in seiner Spendier Phase sieht, als reicher taugenichts. Wobei der Film ja eh schon ziemlich lang ist, was man aber nicht wirklich spürt, da das Pacing (bis auf einen kleinen Durchhänger in der Mitte) das Geschehen immer richtig gut rüberbringt.
Etwas, das dem Film nochmal eine Korrektur nach oben gegeben hat, war das Spiel am Ende. Die Radioshow, bei der man das Orchester und den Tonmacher bei der Arbeit sieht, und eine kleine Auswahl an Schauspielern, die das Geschehen nach dem Film zusammenfassen. Es hat etwas charmantes mit einem dicken Prise Fremdscham an sich. Etwas, das dann nochmal eine ganz andere Dimension bekommt, als Scorsese selbst die letzten Worte spricht. Ein sehr demütiger Move von ihm, der auf eine clevere Art und Weise das gerade Gesehene noch einmal neu Kontextualisiert. Mit den letzten Bildern auf den Menschen um die es eigentlich geht, dem Volk dem so böse mitgespielt wurde.
Yorgos Lanthimos gehört für mich zu den besten Regisseuren aller Zeiten. The Lobster hat mir damals sehr gut gefallen, aber meine wahre Liebe ist erst in einer Sneak entfalmmt, als ich ohne Vorwarnung in “The Killing of a Sacred Deer” reingeworfen wurde. Seitdem habe ich fast alle Filme von ihm gesehen und sehr schätzen und lieben gelernt.
In “The Killing of a Sacred Deer” geht es um alt testamentliches verständnis von Gerechtigkeit, der grausamkeit ein wahres Opfer zu wählen und einem schon fast erdrückenden Gefühl einer unverständlichen Macht, gegen die man nichts ausrichten kann. Die Review enthält Spoiler.
Handwerklich ist der Film quasi perfekt. Lanthimos zaubert mit seinem Team eine wirklich sensationelle Symbiose von Narrative, Bild und Klang. Die Kamera ist herausragend und dynamisch mit der Narrative verbunden. Von weiten Einstellungen, die immer näher kommen oder weiter weg gehen, zu wackeligen Fahrten hinter dem Protagonisten her, exzeptionellen Nah- und Detailaufnahmen und stumme Bilder, die einen anschreien möchten. Alle Umgebungen sind auch besonders herausstechen in Szene gesetzt und wirken, als ob sie mehr sind, als nur die Summe ihrer Teile. Das kalte Krankenhaus, der kahle Hobbykeller, das dumpfe Licht in den Wohnungen und in dem Diner, das satte grün der Natur, die glänzenden Silhouette der Stadt im gleißen der Sonne und eine tiefe dunkelheit, die sich in der Nacht breit macht und den strahlenden Lichter der Stadt zwischen den Häuserfassaden. Dazu einen fantastischen Soundtrack, der mit maximaler Effizienz eingesetzt wird, und den Wahn des Filmes und der Charaktere immer weiter vertieft. Und eine Riege von Schauspielern, die die Vorstellung von Lanthimos und seinem Weird Cinema perfekt einfangen und die sonderbare Welt mit den sonderbaren Bewohnern trotz aller Distanz und Absonderlichkeiten durch und durch Rund macht. In der Sneak musste ich zu allererst mit den Charakteren und deren Umgang mit der Welt klar kommen. Alle Charaktere verhalten sich, als ob sie irgendwo auf dem Spektrum sind; allen voran Steven, dessen Er- und Ausleben nicht nur sich, sondern auch alle um ihn herum beeinflussen. Die Familie verschreibt sich dem gleichen Duktus, mit einer anerzogenen Steifheit, und einem sonderbaren Mischung aus schonungsloser Ehrlichkeit und gnadenloser Unterdrückung. Ich mag solche Szenen zu beginnen, als sie über Haare sprechen, und wie eine Familie von NPCs dabei verbleiben, das alle schöne Haare haben. Bob ist dabei einer der menschlichsten Charaktere in dem Film, da er noch nicht komplett festgefahren in diesem Verhalten ist. Kim eifert ihrer Mutter nach, und versucht ein vages Gefühl von Perfektion zu erlangen, ohne ein tieferes Verständnis dafür zu haben. Denn es braucht manchmal mehr als nur Zeit und Anstrengung. Anna zerbricht während des Filmes und zeigt immer mehr das, was sie in Jahren der Beziehung vergraben hat. Eine festgefahrene Fassade, die aus der Situation herausbricht.
Eine sonderbare Parallelwelt, bei der man nicht weiß wieviel Schein und wieviel Wahrheit ist. Und so sind auch Dynamiken zwischen den Charakteren. Besonders merkt man das gegen Ende bei Kim und Bob, wenn sie dazu übergehen auf blutigen Knien um ihr Leben zu flehen, und welche grausig hässlichen Züge dabei zum Vorschein kommen. Etwas, das auch in Anna Besitz ergreift, wenn sie argumentiert, dass sie auch einfach ein neues Kind machen können. Und dazwischen Steve als Katalysator, ohne eine Ahnung oder ein wirkliches Schuldeingeständnis von ihm. Wie oberflächlich er sein kann, zeigt der Film gleich zu Beginn beim Gespräch über Uhren. Wie teuer sie war, was für ein Band man nimmt und vor allem wie Tief man mit ihnen tauchen kann. Absolut irrelevant für sein Leben, oder das seines Kollegen, aber als Statussymbol und als träger von gewissen Charakterzügen ist es herrlich bezeichnend. Auch das er Martin eine Uhr schenkt, zeigt wie wichtig sowas für ihn ist. Und Martin ist nochmal ein besonderer Fall. Ich glaube nicht, dass er von Anfang an diesen “Auge um Auge” Fluch im Kopf hatte, sondern dass sich das erst später entwickelt hat. Blauäugig wird er immer weiter desillusioniert und dann nur noch zu einem überbringer schlechter nachrichten. Sein Schmerz ist der Emulgator von dem ungreifbaren, welches alsbald eine altertümliche Sühnen erzwingt. Etwas, das in seinen Augen eine brutale, aber ehrliche Strafe am nächsten kommt. Der Fluch an sich ist grausam. Die Vorlagen stammen aus der Tragödie der Iphigenie. Agamemnon hat ein heiliges Tier von Artemis getötet und muss deshalb ein vergleichbares Opfer bringen. Auch hier könnte Steve alle Opferlämmer der Welt hergeben, doch das ist nicht das, was der Fluch für seine Gerechtigkeit verlangt. Es gibt keine wirklich Erklärung woher der Fluch kommt und wohin er geht… oder ob er tatsächlich Real ist. Den obwohl die Kinder langsam dahinsiechen, greift das Symptom niemals bei Anna. Ich glaube auch nicht das Martin irgendeine große Kontrolle darüber hat. Wie ein Stein der ins Rollen gebracht wurde und nun alles niederwalzen wird, was der Rollbahn im Weg steht. Man spürt die Gravitas und die Unausweichlichkeit davon, und bekommt ein klares Bild davon, was passieren wird, wenn man das Problem einfach ignoriert.
Der Film haut mich immer wieder um. Mit herausragendem Schauspiel und einem fast noch genialen Zusammenspiel von allen Elementen, die einen Film ausmachen. Mit Szenen, die einem ins Gehirn gebrannt sind, und mich auch nach Jahren nicht mehr loslassen. Zumindest wenn ich einen Teller mit Spaghetti vor mir habe.
Bevor ich mit der Kritik anfange, möchte ich nur kurz klarstellen, dass ich gar kein Fan des FNAF Franchises bin. Ich habe zwei der Spiele gespielt und nach zehn Minuten oder so aufgehört. Jumpscare Horror ist einfach nicht mein Cup of Tea. Aus Langeweile habe ich mir auch mal eine ganze Menge Lore Videos angeschaut, weil der Aspekt immerhin noch etwas interessant war, auch wenn er durch die Zeit einfach zu verwässert wurde. So waren meine Erwartungen an Five Nights at Freddy's sehr gering, und ich wurde von einem unterhaltsamen und kompetenten Film überrascht.
Die Entscheidung, kein ultra darken Film, aus der eher cartoonischen Vorlage zu machen, war brilliant. Der Horror von FNAF kann man am ehesten mit Gremlins vergleichen. Von der ersten Sekunde an, nimmt sich der Film mit seinen gigantischen Animatronics nicht wirklich ernst. Das panische wimmern des Nachtwächters und die goofy Art und Weise wie der Cupcake ihn ausschalten, ist unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich gruselig. Und sie ziehen das bis zum Ende durch. Und dabei war auch ein talentierter Drehbuchautor, der einen sehr standardmäßigen, aber ordentlichen Horrorfilm aus der Vorlage zaubert. Alle Charaktere haben gewisse Konflikte und Ziele die sie verfolgen und organisch im Film miteinander verwoben werden. Neue Konzepte werden geschickt und schnell eingeworfen und genutzt. Es ist schön das der Protagonist einfach akzeptiert hat, das es sich hier um Geisterkinder handelt, anstatt ewig damit rumzuhadern. Auch das sein Versuch mehr über das verschwinden seines Bruders via Träume herauszufinden, wird früh klar gemacht und gut eingesetzt. Dabei wird auch viel differenzierter mit den Animatronics umgegangen. Ich mag es wenn Monster in Filmen auch mal als Cute oder gut dargestellt werden. Vor allem bei Monstern die durch eine aggressive Fanbase schon viel zu weit am Ziel vorbeigeschossen sind.
Handwerklich ist der Film solide. Die Sets sehen toll aus und wirken direkt aus dem Spiel in die Realität geträumt. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Und die Direktion ist grundsolide und macht aus dem Film eine standardmäßige, etwas langweilige, aber immerhin sehr runde Sache. Hervorzuheben ist das Sound Design, das tatsächlich in den Spielen auch schon gut war, und die Animatronics. Es ist doch nochmal was anderes, diese Behemoths im Vergleich zu anderen Menschen zu sehen. Auch die Art und Weise, wie sie sich bewegt haben, ist extrem effektiv. Sodass man, selbst wenn sie nichts böse tun, das Gewicht und die Kraft hinter diesen Wesen erkennen kann.
Leider kommt nichts in dem Film wirklich überraschend. Alle Twists und Turns sieht man von weitem kommen, aber das ist auch gar nicht schlimm. Denn am Ende ist man doch davon unterhalten. Und wenn man die Stimmen von Fans hört, die ganz verrückt nach dem Film sind, muss man sagen, das sie alles richtig gemacht haben.
PS: Der Anwalt der Tante war mein Lieblingscharakter! Bitte mehr davon!
Als der Edgar Wright Film damals ins Kino kam, habe ich die Comics verschlungen und mich dann freudig im Kino mit einer der besten Comic Adaptionen aller Zeiten berieseln lassen. Ein Teil meines Herzen hängt auch immer noch an außergewöhnlich verspielten Coming-of-Age-Geschichten, auch wenn ich die Comics seit einer Weile nicht mehr gelesen habe. Ich war dann aber sehr glücklich, als Netflix eine animierte Umsetzung angekündigt hat, mit all den Schauspielern des Filmes, um ihren gezeichneten Konterparts die Stimme zu leihen.
Enthält Spoiler
Und in typischer O’Malley Manier wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ist die erste Folge noch eine sehr buchgetreue, wenn auch leicht veränderte Adaption, ändert sich am Ende der Episode einfach alles. Scott ist weg und Ramona möchte herausfinden, was da wirklich vorgefallen ist. Denn nicht nur Scott hat Sparkles gesehen, auch Ramona kann nicht von ihm lassen und so entwickelt sich eine neue Geschichte mit geänderten Rollenverhältnissen. Eine bei der Ramone nicht nur passiv Dinge geschehen lässt, sondern auch tatsächlich sehr aktiv werden muss, um die Wahrheit zu finden. Auch sie trifft auf all die ‘Bösewichte’ aus dem Original, nur anstatt auf die Fresse, gibt es klärende Gespräche und Closures. Folge für Folge setzt sich das Puzzle immer weiter zusammen. Aus einstigen, eintönigen Charakteren werden komplexere Persönlichkeiten, die aber immer noch stark von ihrer Einseitigkeit zehren, nur diesmal etwas lebhafter. Der Grund für Scotts Verschwinden passt dann auch einfach wieder zu der Serie. Der Kampfgeist, den ihm damals der Sieg gegeben hat, kann einfach nicht von Ramona loslassen. Und ähnlich wie bei Scott Pilgrim gegen die Welt, ist auch in Scott Pilgrim hebt ab, kein Charakter perfekt. Alle sind menschlich und fehlbar, und alle können aus ihren Fehlern lernen.
Es ist schön, wie locker leicht mit dem Zeitreise Konzept gespielt wird. Es passt wunderbar in die Welt von Scott Pilgrim, und wird respektvoll, aber auch sehr spielerisch und frei in der Serie genutzt. Dabei ist es nicht nur ein Gimmick, sondern unterstützt noch weiter die Aussage von O'Malley's Werk. Denn hinter all dem Klamauk und Spaß, geht es um eine tiefe und entwaffnende Wahrheit, die so menschlich ist, das es schon fast weh tut. So ging es mir damals mit dem Comic, und so geht es mir auch hier in der Serie. Es ist richtig schön, das man den Antagonisten und Nebencharakteren endlich Raum zum Atmen gibt. Die Szenen, in denen Ramona endlich versteht, wie sehr sie ihren Exen Weh getan hat, trifft einen und ist dabei herrlich mondän wie auch tiefgreifend. Es ist auch schön das man die Antagonisten aus dem ersten Teil einfach erweitert haben, ohne den Kern der Charaktere zu verbiegen. Ich liebe es auch mehr über Kim, Wallace, Julie und all die anderen Charaktere zu erfahren. Auch die Redemption von Kim gefällt mir richtig gut, den in der original Geschichte wird wirklich nicht gut mit ihr umgegangen. Die Szene, als sie den Bass in die Hand nimmt und einfach in der Musik untertaucht, ist wunderschön. Es kommt niemals zu dem Rachefeldzug, und das ist auch gut so. Es passt einfach zu dem übergreifenden Thema, dass es Schwachsinn ist, sich komplett seiner Ex hinzugeben, und dass es Leben zerstören kann, wenn es sich zu tief hinein frisst.
Handwerklich ist die Serie leider teilweise sehr durchwachsen. Der klassische Anime-Stil wirkt manchmal etwas befremdlich, passt aber nicht passgenau auf den Stil von Scott Pilgrim. Es hat teilweise auch die typischen Krankheiten von einem englischen Dub auf einem Anime, was man vor allem am Comedy Pacing merkt. Es ist auch so, das nicht alle Folgen die gleiche Qualität haben, was man einfach stark spürt. Aber die Serie nimmt sich auch viele Vorzüge von einem Anime heraus. Die Absurdität, welche Anime so gut kann, zieht auch hier großartig an. Und die Kampfszenen sind ebenfalls atemberaubend gut gezeichnet und choreographiert. Das ganze wird dann noch gespickt mit einem Soundtrack von Anamanaguchi, welche den OST für das Scott Pilgrim Beat em Up gemacht haben. Die Show steckt auch so voller Anspielungen, das mir sicherlich einiges über den Kopf gegangen ist, beim ersten anschauen.
Wenn man ein Fan der Comics und/oder des Filmes ist, dann ist die Serie ein muss. Ein weiteres, waghalsiges Abenteuer in der bizarren Welt von Scott Pilgrim, mit viel Spaß und tiefgang.
Dragoste 1: Câine ist ein sonderbarer Film. Es gibt zwar Charaktere, die sich über den Verlauf des Filmes entwickeln und eine grobe Narrative, aber der Film ist viel mehr ein Stimmungsbild, welches die harsche aber wunderschöne Außenwelt mit der zerklüfteten Innenwelt der Protagonisten darstellt.
Ein Mann lebt seit zwölf Jahren alleine in den Wäldern. Seine tägliche Routine besteht darin, mit seinem Esel und seinem Hund die Gegend zu durchstreifen. Eines Tages trifft er auf eine verletzte Frau, die er bei sich aufnimmt. Über den Verlauf des Filmes lernen wir die Charaktere näher kennen, viel mehr durch Handeln als Worte. Das Versteck des Einsiedlers, der sich lieber mit den Kräften der Natur auseinandersetzt, als mit anderen Menschen. Eine Angst, die er von seiner Familie geerbt hat und sich nur in der Wildnis wirklich sicher fühlt. Sie ist ein aktiver Charakter, die wieder zu mehr Selbstbestimmung kommen möchte, aber sich sonst nicht wirklich offen legt. Das ist auch etwas, das mich beim anschauen frustriert hat. Aber das ist glaub ich auch ein Aspekt des Filmes, warum redet ihr nicht einfach offen miteinander, warum könnt ihr das nicht?
Der Film ist wirklich schön geschossen. Die Kamera, der Schnitt und die Musik schaffen einen grandiose Atmosphäre, die durch die Schauspieler nur noch mehr Gravitas gewinnen. Ich mag auch, dass die üppige, aber gleichzeitig karge Landschaft das Innenleben und die Gedankenwelt der Charaktere widerspiegelt. Der Berg, den man besteigen kann, ist dann auch ein vages Ziel, das mehr eine gewissen Drang nach etwas Greifbarem darstellt, als nur eine schönen Ausblick. Die Geschichte von seinem Hund, den er an Wölfe verloren hat, gibt uns auch auf schöne, implizite Art und Weise ein Bild des Jägers. Der neue Hund hat keinen Namen, darf nicht ins Haus und wenn er widerspenstig ist, wird einfach zugeschlagen. Ein herber Verlust für ihn, der dazu geführt hat, dass er sich immer weiter verhärtet. Und damit einhergehend steckt auch seine große Verlustangst. Sie ist so groß, dass er nichts an sich ran lässt. Und sollte mal jemand zu nah an ihn herankommen, wie es bei Irina der Fall ist, dann verfällt er wieder in alte Muster von Rache oder einem präventiven Erstschlag, der dann auch dazu führt, dass er wieder allein gelassen wird. Aus Irina wurde ich aber auch bis zum Ende nicht wirklich schlau. Man erfährt nie, was wirklich damals passiert ist, oder was sie möchte oder antreibt. Das heißt nicht, dass sie nur passiv ist, die Aufstellung gegen die Regeln des Jägers und der Freiheit, die damit einhergeht, ist sehr stark dargestellt. Aber außerhalb davon bleibt sie ein Geheimnis.
Dragoste 1: Câine ist kein leichter Film. Er verlangt viel Aufmerksamkeit, die er sich aber durch die wunderschöne Inszenierung verdient.
Nach Promising Young Women war ich bereit für einen neuen Film von Emerald Fennell. Und auch wenn meine Erwartungen hoch waren, hat Saltburn das ganze nochmal überflügelt.
– ab hier kann es Spoiler enthalten –
Bei den Trailern hat man eine Geschichte erwartet, von einem unschuldigen Jungen, der durch die Welt der Reichen und Schönen korrumpiert wird. Oliver Quick ist ein schüchterner Junge mit einer dramatischen Hintergrundgeschichte, der sich mit Müh und Not einen Platz an einer Elite Uni erarbeitet hat. Einen Platz, den er sich redlich verdient hat. Denn in Sachen Fleiß und kognitive Kapazitäten, spielt Oliver ganz oben mit. Leider führt sowas aber nicht immer zu einem Erfolg, wie man an dem einzigen Freund von Oliver sehen kann. Unfassbar intelligent und perfekt für das Fach, das er sich rausgesucht hat, aber sozial verkümmert, sodass er einfach keinen Anschluss findet. Für Oliver ändert sich das, als er eines Tages sein Fahrrad an einen Studenten leiht, der ihn alsbald langsam aber sicher in seine Freundesgruppe aufnimmt. Auch wenn Felix und Oliver sehr dicke werden, so mag das Umfeld Oliver immer noch nicht. So ist die Reaktion, als Felix ihn zum gigantischen Palast der Familie Catton einlädt, auch eher verhalten. Immer noch etwas fehl am Platz, findet aber die richtigen Zugänge, um sich irgendwie bei einzelnen Personen beliebt zu machen. Wie eine Axt im Walde, tastet sich Oliver in den sozialen Gefügen von Saltburn voran. Bis an seinem Geburtstag plötzlich der Schleier plötzlich. Ein Twist, den ich erst Momente davor gesehen habe. Ein Twist, der meine Frau tatsächlich erschüttert hat, da sie immer noch an das Gute an Oliver glaubte. Aber sobald die Maske verrutscht war, beginnen Dinge zu eskalieren. Das Bild, das man von Oliver hatte, wird plötzlich verschwommen und jede Tat, die er begeht, bekommt plötzlich eine ganz andere Note. Plump, aber irgendwie effektiv schlägt er sich durch, bis zu dem karthasischen Finale.
Handwerklich ist der Film große Klasse. Es fällt mir schwer eine Rolle über die andere zu stellen, weil allesamt so einen guten Job gemacht haben. Richard E. Grant als komplett realitätsfremder Aristokrat, Rosamund Pike als typisch gelangweilte reiche Frau, die sich durch ihren Einfluss und Reichtum benebelt hat. Jacob Elordi als eine Art Katalysator für Olivers Verwandlung, mit einer prätentionen Reinheit, für die er nicht einmal etwas kann. Und natürlich Barry Kehogen, den ich seit “Killing of a Sacred Deer” liebe und hier mal wieder zeigt, was er drauf hat. Die Kamera in dem Film ist herausragend, vor allem in den unangenehmen Szenen, weiß sie genau wie sie das sonderbare grauen einfangen soll. Der Schnitt ist ebenfalls großartig und gibt dem Film ein astreines Pacing. Besonders hervorheben muss ich aber noch den Soundtrack. Nicht nur klingt der Film gut und hat ein haufen großartig gewählter Lizenzierter Musik, der einsatz von den Stücken ist ebenfalls brilliant. Als man mit Oliver über den Campus zieht, läuft das Lied das normalerweise für die Krönung von König:innen vorgesehen ist. Eine grandiose Widerspiegelung des Innenlebens von Oliver, auch wenn man es ihm selbst nicht ansieht. All das wird großartig von Fennell zusammengesetzt, mit einer unfassbaren Nahbarkeit und Intensität. Das Spiel zwischen den Klassen habe ich auch schon lange nicht mehr so gut gesehen wie in diesem Film. Und dazu dann noch das bitterböse Ende, bei dem Oliver als großer Sieger dasteht. Eine bissige Gesellschaftskritik, von einem jungen, der sich das Anwesen und Vermögen clever erschlichen hat, und es damit eigentlich fast noch mehr verdient hat, als der alternde Adel.
Ich liebe diesen Film in einem übertriebenen Maße. Dabei habe ich ihn zum ersten mal gesehen, als ich schon längst aus den Teenage Jahren draußen war. Aber irgendwie hat John Hughes einen fantastischen Draht zur Unbeschwertheit und dem Druck der Jugend. Denn auch wenn der Film zu einer Zeit spielt, zu der ich noch nicht mal auf der Welt war, fängt es doch das Gefühl der Jugend und alles, was damit einhergeht, perfekt ein.
Wie der Titel schon sagt, macht Ferris blau und nimmt sich den Schultag, um mit seiner Freundin und seinem besten Freund Cameron etwas zu erleben. Doch bei all seiner Unbeschwertheit, ist Ferris doch übertrieben clever. Wenn Gott ihm einen Computer gibt, statt eines Autos, dann hackt er sich halt im Jahr 1986 in den Schulcomputer ein und verändert die Daten. Falls jemand an die Tür kommen sollte, wird ein Band abgespielt und falls jemand tatsächlich sein Zimmer betreten sollte, hat er eine Apparatur, welche die Illusion am Leben erhält. Hier hatte jemand sichtlich Spaß, beim Ausdenken von alle möglichen Situationen, und das merkt man auch. Ich liebe auch sehr die Szene im Museum, weil es etwas tieferes, menschlicheres anspricht, was normalerweise in so einem Film keinen Platz hat. Der Film hat einfach so einen fantastischen Drive, dass selbst ein Ferrari da kaum mithalten kann. Jede Szene ist so vollgepackt mit interessanten und lustigen Ideen, dass quasi keine Langeweile aufkommen kann. Die verzweifelten Versuche von Ed Rooney, Ferris beim lügen zu erwischen, das immer weiter aus den Fugen geratene Lügengespinst um Ferris seiner krankheit, die mit unmengen von Blumen und guten Besserungen von den sonderbarsten Orten sich manifestiert, bis hin zu der Parade, deren Energie einfach nur ansteckend ist.
Dabei ist der Film aber auch nicht ein durchgehender Klamauk. Es gibt auch einige Szenen, die emotional stark sind. Gerade wenn es um Cameron geht, zeigt der Film auch mal düstere Seiten, die einen erdrücken können, selbst wenn man privilegiert aufgewachsen ist. Und auch wenn Ferris entweder vergöttert oder verteufelt wird, finde ich es schön, wie offen vielschichtig er dargestellt wird. Den Ferris ist ultra charmant und clever, mit einem offenen und ehrlichen Herz für seine Freunde, aber er ist auch sehr selbstsüchtig und interessiert sich nicht wirklich für Konsequenzen, wenn sie ihn nicht betreffen. Er ist der berauschende Protagonist, aber er ist kein wirklicher Held oder guter Mensch. Denn selbst wenn er sagt, er möchte Cameron helfen, was auch nicht ganz geflunkert ist, macht er doch das meiste für sich selbst. Übrigens, die Szene gegen Ende, als Cameron kurz davor ist alles hinzuschmeißen und sich dann doch für das Leben entscheidet und bereit ist dem Übervater entgegenzutreten, trifft mich immer wieder hart.
Aber nicht nur die Geschichte und das Drehbuch sind gut, auch alles drum herum ist perfekt dafür eingestimmt, das der Film zu dem kleinen Meisterwerk geworden ist. Die Comedy ist zum wegwerfen komisch, großartig gemimt von so vielen talentierten Schauspielern. Der Schnitt und die Musik ist ebenfalls fantastisch, und bindet sich so gut wie es nur geht in die narrative ein. Wenn Rooney mit seiner Sonnenbrille hantiert und das passend mit der Musik unterlegt ist, hat der Film schon gewonnen. Dazu die schon ikonischen Fourth Wall Breaking Momente von Ferris, die den Film noch einen etwas anderen Flair geben und Ferris noch nahbarer machen.
Ich bin kein großer Fan des ersten Films. Er hat viele gute Aspekte aber versaut alles am Ende. Aber The Boy ist ein Meisterwerk im Gegensatz zu dieser seelen- und ideenlosen Fortsetzung. Nicht nur macht der Film nichts Interessantes, geschweige denn etwas Gutes, es macht auch die relativ gute Prämisse des ersten Filmes kaputt. Ich kann nicht fassen, dass es von demselben Team geschrieben und gedreht wurde. Das einzige wie ich mir diese Fortsetzung erklären kann, ist das William Brent Bell und Stacey Menear das Brahms Franchise begraben wollten, bevor es überhaupt einen Atemzug schnappen konnte.
Selbst handwerklich ist der Film eine kleine Katastrophe. Die Kamera ist ideenlos. Es wird auch nicht besser, wenn der Schnitt, die Musik und die Schauspieler allesamt einen grausigen Job machen und jegliches Potential im Keim ersticken. Der Soundtrack dudelt einem die ganze Zeit eine “gruselige” Stimmung ein, obwohl es auch gar nicht zu der Szene passt. So wird man von dem Spannungsaufbau schon von Anfang an Satt und keine der Horror Szene zeigen irgendwelche wirkungen. Der Schnitt ist ebenfalls sonderbar, mit teilweise schon fast lächerlich schlechten Übergängen, die sich anfühlen wie von einem hyperaktiven Kind, das gerade Transitions in Power Point entdeckt hat. Aber man kann der Kamera und dem Schnitt auch nicht wirklich die Schuld in die Schuhe schieben, versuchen sie doch zumindest etwas, um etwas aus der uninspirierten Geschichte herauszuholen. Es hilft auch nicht das alle Schauspieler, allen voran Katie Holmes, unfassbar schlecht sind. Gerade bei ihr hat man oft das Gefühl, das sie gar nicht weiß was sie gerade macht. Wie ein Statist den man ohne Kontext irgendwo hingestellt hat.
Aber jetzt zum schlimmsten Aspekt des Films, die Geschichte und die Direktion. Auch wenn mir The Boy nicht so gut gefallen hat, war es, vor allem für das erste Drittel, ein wirklich gut gemacht und durchdachter Film. Die Konflikte, innerlich wie äußerlich, haben einen wirklichen Effekt gehabt. Es war auch schön, dass die ganze Zeit mit der Übernatürlichkeit der Puppe gespielt wurde, nur um dann am Ende alles irgendwie realistisch fußen zu lassen. Das ist meiner Meinung nach DIE Stärke von The Boy. Hier wird alles über den Haufen geworfen. Hat man in dem ersten Film noch angenommen, dass die Puppe als Ersatz für den Sohn geholt wurde, bekommt hier die Puppe eine hingeschluderte Backstory, die so gar nicht passen will. Wenn die Puppe schon immer Brahms hieß, haben die Eltern dann ihr Kind nach dieser Puppe benannt? Zumindest weiß plötzlich jeder Pub Besucher und das Internet über den Fluch, den Brahms mit sich bringt. Ein Fluch, der dann auch um sich greift und gewaltsame Spuren hinterlässt. Aber warum? Warum plötzlich die 180° Wendung? Das ganze wird auch nicht besser, wenn sie wieder ein Trauma als als Kernaspekt nehmen, dann aber nichts damit machen. Es wirkt wie Alibi, weil man es im ersten Film ja auch so gemacht hat. Es ist auch wahnsinn, wie unfassbar flach diese Charaktere sind. Sie bestehen quasi aus nichts anderem als der Rolle als Vater, Mutter, Kind und etwas Trauma, das dann aber auch egal ist. Es ist auch eine Kunst, einen 90 Minuten Film wie eine Ewigkeit wirken zu lassen. Es passiert einfach nichts, oder wenn etwas passiert, ist es nicht interessant. Dadurch, dass es sich als Fortsetzung identifiziert, aber alle Aspekte des Originals ignorieren, spürt man auch irgendwann eine heftige Frustration aufkommen.
Gäbe es nicht Speed 2, wäre Brahms: The Boy II ein guter anwärter auf die schlechteste Fortsetzung aller Zeiten. Ich kann mir nicht vorstellen das die Autorin und der Regisseur wirklich mit vollem Herzen dahinter waren. Vor allem weil wir den Directos Cut gesehen haben, und ich mir erst gar nicht ausmalen möchte, wie katastrophal die verstümmelte Version sein soll.
They Cloned Tyrone ist eine wunderbare Persiflage mit den Umgang von disenfranchised schwarzen Bevölkerung in den USA. Eine schwarze, dystopische Blaxploitation mit einem Hauch Science Fiction. Ein Vergleich mit Jordan Peele liegt dabei nicht fern. Seine Art und Weise mit Rassismus und einer rassistischen Gesellschaft zu spielen und so überdeutlich zu inszenieren und akzentuieren, dass die daraus resultierende Lächerlichkeit klar wird. They Cloned Tyrone spielt dabei aber nicht nur mit Vorurteilen, sondern integriert sie als wichtigen Aspekt der Narrative selbst.
Spoilerwarnung!
Denn die Welt, in der “They Cloned Tyrone” spielt, wirkt wie aus einem rassistischen Wunschvorstellung eines Republikaners. Eine Gegend, die scheinbar nur aus Junkies, Dealern, Obdachlosen, Prostituierten und Pimps besteht. Alle gefangen in diesem Mikrokosmos, in dem jeder sich selbst der nächste und jeder andere der Feind ist. Wenn Slick sagt “Why does it always gotta be Black-on-Black crime? Hmmm?”, lacht man erst mal, da er ja klar selber Schuld an seiner Bredouille ist. Niemand hat ihn gezwungen, Koks zu kaufen, wenn er das Geld eigentlich gar nicht hat. Und es kann auch nichts dafür, dass seine mickrigen Einschüchterungsversuche nichts gebracht haben. Aber wie es sich später im Film herausstellte, war das alles andere als ein Zufall. Die Regierung machen Experimente in ihrer Gegend. Die Menschen sollen durch Fried Chicken, Traubensaft, Haarfärbemittel, Musik und natürlich Religion gefügig gemacht werden. In der Kirche wird die Herde vom Schäfer immer weiter aufgestachelt, bis zur Ekstase gebracht, unter den heiligen Gedanken der absoluten Gehorsamkeit. Aber das ist nur ein Teil des Experiments. Charaktere wie Fontain und Slick sind wichtig dafür, den Ort und die Menschen ständig unten zu halten. Dass dies auch seine Kreise zieht, sieht man traurigerweise an Yo-Yo, welche die ganze Zeit nur davon schwärmt, endlich von hier weg zu kommen, um nur am nächsten Tag wieder unter der Laterne zu stehen. Man wird von der Welt eingelullt und eingekerkert, in eine in sich so geschlossenen Welt, das es schwer fällt da raus zu kommen. Den das was wir sehen, ist das Ergebnis von Generationen über Generationen von Menschen, den man niemals eine wirkliche Chance gegeben hat. Es ist auch schön, wie eine Apokalypse, im Sinne des Wortes, stattfindet. Die Bühne des Ghettos wird als solche enttarnt, das Gift in der Umwelt erkannt und entschleiert. Etwas, das die Leute erwachen lässt und dabei dann endlich versteht. Auch wenn das in Wirklichkeit nicht so einfach ist, funktioniert es toll in dem Film. Auch das der Revolutionsgedanke dann weitergeht, bis zu Tyrone, ist fantastisch.
Es ist wahnsinnig effektiv, wie unverblümt und direkt der Film mit den Stereotypen umgeht. So eine geradlinige und dick aufgetragene Persiflage kennt man normalerweise nur von Veerhofen. Klar ist die Geschichte mit den Klonen und den Chemikalien übertrieben. Aber solche Stereotypen und was daraus entstehen, haben einen großen Effekt. So macht auch das Ziel des großen Bösewichts sinn, wenn es scheinbar leichter ist groß angelegte Experimente durchzuführen und neue Menschen zu züchten, anstatt das die anderen sich irgendwie anpassen müssten.
Handwerklich ist der Film klasse. Die Kamera versucht das Geschehene so stylisch wie möglich einzufangen. Der Schnitt ist großartig, mit einem steilen Tempo wenn es von nöten ist, und langen Szenen die eine immer größere Gravitas entwickeln. Der Soundtrack ist ebenfalls großartig und wird durch den guten Schnitt nur noch verstärkt. Es ist auch lustig das bei den Netflix Untertiteln alle Musik als Funky bezeichnet wird. Da weiß ich nocht ob es ein Fehler oder ein Witz ist. Die Schauspieler machen auch allesamt eine großartige Figur. Wie man es von Blaxploitation gewohnt ist, sind alle Charaktere etwas überzogen. Aber statt nur einem gewissen Archetyp zu entsprechen, bekommen die Charaktere auch etwas sehr menschliches. Vor allem Fontaine, der toll von John Boyega gespielt wird. Jamie Foxxx als Slick ist ebenfalls großartig. Das liegt unter anderem auch an den großartigen Set-, Maske- und Kostümdesign. Slick in seinem Pimp Outfit und güldener Knarre hat einfach was!
Bevor ich direkt in die Kritik einsteige, möchte ich sagen, dass der Film von mir nur vier (zwei Sterne) bekommt, weil ich ihn in der Sneak gesehen habe. Denn ich glaube der Film funktioniert am besten, wenn man gar nichts davon weiß. Aber selbst dann ist er nicht besonders gut.
Wir wurden im Kinosaal erst einmal von so vielen Studios und Partnern des Filmes beschallt, dass nach dem zehnten Logo die Absurdität zu groß wurde und das Kino einfach zu lachen angefangen hat. Man wird in die Welt eines Hotels und die Vorbereitungen für den großen Abend hineingeführt. Im Verlauf des Filmes lernt man eine Menge von neuen Charakteren kennen, die alle irgendwie bizarr und exzentrisch sind. In der Sneak, ohne zu wissen, was für ein Film das ist und wer ihn gedreht hat, war es irgendwie unterhaltsam. Man hat sich all das Chaos und die teilweise extrem unwitzigen Szenen angeschaut und sich gefragt, wie das alles zusammenkommen wird. Spoiler Alert: Es kommt nie wirklich zusammen. Man sitzt da und fragt sich, was das alles soll. Nichts was in dem Film passiert ist interessant oder hat irgendwelche Konsequenzen. Und dann kam der größte Twist von allen, als wir endlich erfuhren, wie der Film heißt und wer ihn gemacht hat. Roman Polanski? Von den Leuten, die noch im Kino geblieben sind, hat man nur ein überraschendes Lachen gehört. Was um Himmels Willen hat ihn dazu getrieben diesen Film zu machen? Ich hab mir davor gedacht, dass es ein Erstlingswerk eines erfahrenen Regisseurs und Autoren handeln muss. Etwas, das vielleicht mal eine bissige Satire sein wollte, dann aber doch voll am Ziel vorbeigeschossen ist. Man sollte meinen, dass Polanski (von dem ich persönlich gar kein allzu großer Fan bin, auch abseits seiner realen Schandtaten) etwas besser hinbekommt, als ‘The Palace’. Ein Film, der so inhaltslos wie auch blutleer ist. Klar kann man sich jetzt aus dem Fenster lehnen und alles mögliche interpretieren, aber sind wir mal ehrlich, der Ton und die Zusammenhanglosigkeit des Filmes machen das schier unmöglich.
Man bekommt einen Haufen Charaktere vorgeworfen, die manchmal etwas zu tun und zu sagen haben, und manchmal eben nicht. Die Angst von Y2K schwingt bei vielen Leuten mit, darunter auch ein paar, die sich das zu Nutze machen wollen. Dazwischen hat man einen Schauspieler, viele viel zu reiche Menschen, ein Mädchen, das bald ein massives Vermögen erben wird, Russischen Gangstern und eine Familie, die einfach nur Hallo zu dem verschollenen Papa sagen möchte. Und dazwischen die Mitarbeiter des Hotels, die man wohl noch am ehesten als Protagonisten bezeichnen könnte. Aber selbst hier wird irgendwie keine größere Aussage gemacht. Man wartet darauf, dass es endlich klick macht im Gehirn, und man versteht, was der Film einem sagen will. Aber das kommt nie. Was zurückbleibt sind mehr oder minder lustige Szenen, die kaum für sich allein stehen können. Das Drehbuch und die Geschichte fühlen sich teilweise wie von AI geschrieben an. Vage lustige und menschliche Geschichte ohne irgendeinen Fokus. Wie eben auch Kunst aus AI: vielleicht schön anzusehen, aber innerlich komplett leer. Den gut aussehen tut der Film. DIe Schauspieler machen gute Arbeit, die Kamera und der Schnitt machen auch ein paar nette Sachen und der Soundtrack passt zu dieser Art von Film. Aber all das fällt eben durch den fehlenden Fokus und dem schlechten Drehbuch zusammen. Ich muss mir einfach vorstellen, wie der nun 90 Jährige Polanski diesen Film schreibt und sich ständig auf die Schenkel klopft und um Atem ringt. Ein Hund kackt auf das Bett… HAHA. Später nimmt der Hund einen Vibrator in den Mund… HAHA. Und während ihre Besitzerin angedeuteten Analsex mit dem Klempner hat, fickt der Hund eine Pinguin unter dem Tisch… GENIUS!
Ich liebe Bobs Burgers. Ich bin jetzt fast mit allen Folgen durch und für mich haben sie sich zu dem entwickelt, was die Simpsons am Anfang sein wollten. Ein Blick auf eine mittelständische bis arme Familie, mit einem großen Fokus auf Charaktere und deren Struggle. Und während Simpsons teilweise wirklich brillant waren, hat dieses alte Gefühl schon lange keinen Platz mehr in der Serie. Sie können alles machen und das tun sie auch. Hier bei Bob's Burgers gibt es zwar einige kleine Veränderungen über die Staffeln hinewg, aber der Kern ist nicht nur der gleiche geblieben, sondern dabei immer stärker geworden.
Die Sommerferien stehen vor der Tür und die ganze Familie freut sich schon auf die Zukunft. Gene möchte mit seiner Band auftreten, Tina einen Summer Boyfriend absahnen, Louise muss sich mit ihren Minderwertigkeitskomplexen und Bullys in der Schule rumschlagen. Und Linda und Bob bereiten sich auf ein wichtiges Meeting vor, damit sie frohen Mutes an das Sommerfest bei der Werft herangehen können, welches normalerweise die Kassen klingeln lässt. Doch irgendwie läuft dann einiges schief. Gene sein Vorschlag wird gleich niedergeschlagen und auch von seinen Bandkollegen lassen ihn im Stich, Tina traut sich einfach nicht, da sie Angst davor hat, dass ihre Fantasie zu fantastisch ist und die Realität einfach nicht mithalten kann. Louise sucht mutige Dinge, um sich zu beweisen und über ihre Äußerlichkeiten hinweg betrachtet zu werden. Und der verlängerung Vorschlag an die Bank wird abgeschmettert, was eine wirkliche Gefahr für die gesamte Familie darstellt. Als dann auch noch der Gehweg vor dem Restaurant (der im Verlauf der 12ten Staffel immer weiter weggebrochen ist) plötzlich ein riesiges Loch aufklaffen lässt, wird quasi die einzige Chance, sich zu retten, zunichtegemacht.
Man spürt die existentielle Angst von Bob, dass er vielleicht wirklich bald alles verlieren könnte. Louise ist auch ausgezeichnet mit ihrem Drang, nicht als Baby gesehen zu werden.. Alles, was passiert und was sie tun, führt den Plot irgendwie voran und das mit einem großartigen Pacing und neuen Blickwinkeln. Es ist auch toll, dass man so viele alte Gesichter wieder sieht. Der Plottwist war dann doch etwas lahm und fühlte sich überzogen an, vor allem weil er kein besonders interessanter Villain ist. Aber er ist eh nur mehr ein Vehikel, um den Kern voranzutreiben, und das hat ganz gut funktioniert. Man erfährt auch endlich, woher Louise ihre Mütze hat und was sie eigentlich bedeutet. Eine Szene, bei der mir tatsächlich Tränen gekommen sind. Das Ende ist dann auch nochmal besonders schön, mit kleinen Siegen hier und da und einem optimistischen Blick nach vorne.
Wie es so bei verfilmungen von Serien ist, haben sie sich hier auch extra viel Mühe gegeben. Die höhere Framerate, die Schatten und komplexeren Animationen wirken im ersten Moment befremdlich, aber man gewöhnt sich schnell daran. Auch wenn ich erst jetzt erkenne, wie sehr die Charaktere den Muppets ähneln… mit dem anderen Animationsstil ist mir das nie aufgefallen, aber hier können sie es einfach nicht mehr verstecken. Der Soundtrack ist super, mit ein paar wirklichen Bangern und die Voice Actor machen abermals einen fantastischen Job.
Wenn man ein Fan der Serie ist, darf man diesen Film nicht verpassen. Wenn ich den Film, nur als verfilmung von Bobs Burgers bewerten müsste, würde er von mir eine glatte 10 bekommen.
Was erst als meine Go-To-Serie, wenn ich krank im Bett liege, angefangen hat, hat sich dann auch nach Unmengen von Tee und Schlaf zu einer kleinen Obsession entwickelt. Bobs Burger ist eine unfassbar unterhaltsame Serie, die ich viel zu lange ignoriert habe. Von einem starken Kern der Familie Belcher, bis hin zu unzähligen grandiosen Nebencharakteren und immer wieder frischen Ideen für nun schon fast 300 Folgen.
Und egal wie viele Folgen ich gesehen habe, wie viele Geschichten ich schon erlebt habe, es ist immer wieder schön, Dinge mit den Belchers zu erleben. Besonders in Folgen wo sie sich auch richtig weiter entwickeln. So werden sie von den groben Stereotypen am Anfang immer mehr zu runden Charakteren, statt abflachen, wie es oft in solchen Shows ist. Es ist auch so schön, dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Klar, die Simpsons sind nicht gerade reich, aber das hat sie nicht davon abgehalten, alle möglichen Shark Jumping Momente mitzunehmen. Hier bleiben sie immer auf dem Teppich. Und wenn Bob mal 300$ für ein Messer ausgibt, spürt man das auch. Manchmal tut einem die Familie auch echt leid, wenn sie ihre hintern abarbeitet, aber nicht aus dem straucheligen Schwimmen herauskommen. Aber was sie immer haben, sind sich gegenseitig. Und hier ist eine der größten Stärken der Serie. Ich muss nochmal nach Simpsons Beispiel greifen, bei dem es Folgen gibt, die komplett voneinander getrennt sind. Hier steht die Familie trotz allem immer irgendwie im Fokus. Ob es nun die Eltern sind, die Kinder mit den Eltern oder auch die Kinder untereinander. Man merkt das, auch wenn sie nicht viel haben, sie sich gegenseitig haben, und das ist wirklich schön. So sehr es Bob und Linda auch oftmals versauen, so sind sie doch im Herzen richtig gute Eltern, die ihre Kinder so lieben, wie sie sind, auch wenn es manchmal schwer fällt.
Bob ist nicht der hellste, aber er glüht für das, was er macht und für seine Familie. Linda ist dabei noch etwas dimmer, strahlt aber Unmengen von Energie und Positivität aus, die ansteckend ist. Tina gehört zu meinen Favoriten, die sich vom hormonell getriebenen Aussenseiter zu einer starken eigenen Persönlichkeit entwickelt, die auch ihr eigenes Glück dafür opfert, um das Richtige zu tun. Gene ist etwas nervig, aber er hat eben die Passion seiner Mutter geerbt. Auch wenn er nicht viel kann, macht er alles mit vollen Herzen, und das ist schön zu sehen. Louise ist die Jüngste im Bunde, und die mit der stärksten chaotischen Energie. Eine Besserwisserin, die immer wieder etwas Neues lernt und die trotz all dem Chaos, das sie stiftet, doch immer hinter ihren Freunden und Familie steht. Die Charaktere werden durch das großartige Voice Acting fantastisch zum Leben erweckt. Dazu ein starker Support Cast, der nie enttäuscht und immer wieder neuen Gästen, wie zum Beispiel Paul Rudd als Tinas imaginäres Pferd Jericho, welche die Show ständig frisch halten und mich immer wieder auf IMDB jagen, um zu sehen, warum ich diese Stimme kenne. Der Artstyle ist auch an mir gewachsen. Ich muss zugeben, dass ich erst kein großer Fan davon war, gerade in den ersten Staffeln. Es ist alles noch sehr rau und etwas unausgegoren. Aber sie finden ihren Groove und tischen dann auch ab und an mal richtig lustige Mimiken und Gesten auf, die einen voll von der Seite erwischen.
Natürlich wandelt sich die Serie mit der Zeit. Ich glaube nicht, dass sie am Anfang gedacht haben, dass sie irgendwann mal an die 300 Folgen Marke herankommen. Und man muss sagen, dass nicht alle Folgen ein Hit sind. Es gibt eben ab und zu mal ein paar Durchhänger. Besonders herausstechen für mich sind dabei die Geschichten innerhalb einer Geschichte, wie es zum Beispiel in Treehouse of Horror zu sehen ist. Ähnlich wie bei den Simpsons gibt es ganze Folgen, die davon eingenommen werden und einfach nur andere Geschichten neu erzählen. Solche Folgen schwanken leider immer was die Qualität angeht. Ist es wirklich nötig, Predator nachzuerzählen, und nur ein paar Adjektive, Madlibs mäßig auszutauschen? Etwas, das bei mir leider auch nicht immer zieht, ist die Musik. Es ist schön, dass die Macher gerne mindestens einen Song (meistens im Outro) für die Folgen basteln. Aber meistens sind sie eher schlecht als recht. Es gibt ein paar Banger, aber die Anzahl der ungeschickten und teilweise unpassenden Musical Nummern zieht leider nicht immer.
Aber am Ende übertreffen die guten Folgen doch die paar schlechten oder durchwachsenen. Die Folgen haben immer eine schöne Dynamik, sodass die 25 min laufzeit wie im Flug vergehen. Dabei wird teilweise auf sehr feinfühlige und lustige Art und Weise Aspekte von zwischenmenschlichkeit, eigener Identität und dem streben, nach dem Richtigen erörtert. Alle Charaktere haben ihre stärken und schwächen, und mit jeder Staffel, werden diese interessant ausgearbeitet, ohne dabei abflachen. Für mich hat die Serie ein richtiges Hoch in Staffel 6 und 7 erreicht, das ich auch gerne mit den Hochzeiten der Simpsons vergleichen kann. Und tatsächlich die neuesten Staffeln, die ein paar richtig grandiose Folgen haben (ich sagen nur Bladerunner). Nur dass Bob's Burger noch nicht so weit aufgebraucht ist, dass die Folgen merklich schlechter werden. Die Show hat eine überraschend starke und gleichbleibende Qualität an sich, wie es sie nicht so oft gibt. Das liegt auch daran, das es ein paar Sachen gibt, die tatsächlich kontinuierlich bleiben (Tattoo oder Bathroom).
Wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt, gebt sie euch! Man kann auch gerne später anfangen, wenn man es vielleicht schonmal mit dem ersten begonnen hat und es nicht so zünden wollte.
Diese Kritik ist etwas anders gestaltet, als ich es sonst mache. Ich werde erst einmal über Allgemeinheiten reden, dann in einen Spoiler Teil eingehen und am Schluss noch meine Gedanken sammeln, die ich nach dem Lesen des Graphic Novels habe.
Nur als TLDR: Die Serie hat ihre Schwächen und nutzt das Potential der Geschichte nie wirklich aus, vor allem in der Narrative. Aber man kann schon Spaß damit haben und es hat auch ein paar interessante Aspekte. So würde ich der Serie eine 5.5 geben. Aber dadurch, dass die Serie quasi nichts mit dem Comic zu tun hat und das Comic auch alles so viel besser macht, muss ich drei Punkte abziehen.
Die Prämisse ist eine gute! Ich bin auch immer ein Fan von Zeitreise Geschichten, auch wenn man da wirklich extrem vorsichtig sein muss, damit man es nicht irgendwie verkackt. Die Geschichte, alle Akteure und alles was geschieht muss bombenfest sein, sonst zerfällt alles ganz einfach. Bodies schafft es, dass nicht zwingend alles zerfällt und man sich von einer spannenden Geschichte ganz gut unterhalten lassen kann. Aber um ehrlich zu sein, klappt das nur, wenn man nicht zu sehr darüber nachdenkt. Handwerklich ist die Serie, wie man es von Netflix gewohnt ist, gut. Die Schauspieler machen allesamt einen ordentlichen Job. Die Kamera ist super und im Schnitt wird auch gerne mal mit dem Panel Format gespielt. Der Soundtrack hat mir tatsächlich sehr gut gefallen, mit ein paar herausragenden Stücken. Aber das ist natürlich nur eine Sache der ganzen. Wenn die Geschichte schlecht erzählt ist, kann man es auch nicht mit den schönsten Bildern und Klängen retten. Und das ist eine Krux der Serie.
Die Narrative ist einfach zu schleppend und unfokussiert. Es ist schön und gut, dass alle Charaktere interessant sind, es ist auch in Ordnung, dass diese Charaktere auch abseits von dem Fall beleuchtet werden. Aber wenn es wirklich über Folgen hinweg fast gar keine Überschneidungen gibt und die Kurzgeschichten nirgendwo hingehen, fühlt sich das Gesehene wie unnötige Füller an. Man hätte locker Folge zwei bis vier in eine packen können und die Serie hätte ein viel besseres Pacing gehabt. Irgendwann fragt man sich, warum man jetzt so viel Wert auf Aspekte gelegt werden, die zwar später wichtig werden, aber man auch in binnen von Minuten erzählen könnte. Und das Interesse schwindet von Folge zu Folge dahin, bis es in Folge sechs erst wieder richtig losgeht. Aber nicht nur im Pacing hat die Serie ein Problem, teilweise sind die Geschichten auch einfach nicht gut erzählt.
Ab hier beginnt der Spoiler Part:
Nehmen wir Karl als Beispiel. Man hat keine Ahnung, wer er ist und warum er am Anfang der Serie so grausame Sachen macht. Das ist an sich erst mal in Ordnung, da sie später versuchen, ihn klarer zu zeichnen. Aber vieles davon widerspricht sich. Als er den Sündenbock in seiner Wohnung erschießt, macht er das mit einer grausamen Kaltblütigkeit und Routine, dass man das Gefühl bekommt, dass er wirklich vor nichts zurückschreckt und deswegen so ein Asset für die mysteriöse Gruppe ist. Wenn er aber später sagt, das das sein erster Mord war und es ach so schrecklich war, glaubt man ihm das nicht. Bei Shahara kommt ihr Charakter auch einfach viel zu kurz. Man fragt sich, warum sie extra so einen wichtigen Tag, den sie eigentlich mit der Familie feiern sollte, lieber in Uniform verbringt. Ich hab gehofft, dass man dafür noch irgendwann eine Erklärung bekommt, ähnlich wie vielleicht bei Iris, aber nein. Es ist klar das der traurigen Selbstmord als katalysator fungiert, um sie zu motivieren und den Fall bis in die tiefe zu durchleuchten. Aber alles, was an diesem Moment passiert, schüttelt sie einfach ab und rennt blind voran. Ihr Charakter wird nur noch zu einem Vehikel, um den Plot voranzutreiben. Alfred ist ein sonderbarer Fall. Man gibt ihm und Henry so viel Raum in der Serie, dass ich irgendwann aufgehört habe, mich für ihn zu interessieren. Vor allem nachdem der ursprüngliche Fall keine Rolle mehr spielt. Natürlich kam später auch alles zusammen, aber da war das Interesse nicht mehr wirklich da. Vor allem, weil auch nicht klar gemacht wird, warum Henry ALLES aufs Spiel setzt. Wahrscheinlich aus Liebe und Ehre eines Journalisten, aber das wird dann auch zu schwach gezeichnet.
Iris ist nochmal eine ganz andere Nummer. Für alle Charaktere ist es wichtig, in welcher Zeit sie leben. Ob es nun das Vorgehen der Polizei oder die akzeptanz in der Gesellschaft ist. Aber für die Zukunft Vision bekommt man als Zuschauer nie einen tieferen Einblick und Verständnis. Sie lebt in einer Art Utopie, in den es keine Ungerechtigkeiten gibt, und man auch als jemand mit starken körperlichen Beeinträchtigungen sein volles Potential entfalten kann. Es gibt auch Frieden, auch wenn man nicht viel vom Rest der Welt mitbekommt. Ich glaube auch Mannix, wenn er sagt, dass er eine Welt erschaffen möchte, in der Henry und Alfred zusammen sein können. Beim ersten Mal wirkt das Mantra “Know you are loved” sehr hohl. Aber bei allem, was wir in der Zukunft sehen, ist dieses dann doch authentisch. In einem Gespräch mit Defoe verteidigt Iris auch brennend diese neue Gesellschaft. Es gibt keine kapitalistischen Monster, welche die Armen ausquetschen und sich in den Säften suhlen. Menschen können sich lieben und Ziele erreichen, unabhängig von Oberflächlichkeiten. Um ein gutes Leben zu führen, muss man sich in die Gesellschaft integrieren, aber dann stehen einem alle Türen offen. Und da man die Zukunft quasi nur aus Iris' Augen sieht, wirkt diese Zukunft aufrichtig und gut. Klar sieht sie für uns Zuschauer etwas düster und dystopisch aus, aber das sind nur Symbole und Propaganda, die nie wirklich aufgelöst werden oder dann eben nichts mit den negativen Emotionen, die man dabei spüren soll, übereinstimmen. Es braucht mehr als nur einen halbarschigen Nazi hafter Darstellung, um einen zu zeigen, das diese Zukunft es nicht wert ist. Als Iris sich plötzlich gegen all das stellt, kommt das aus dem Nichts. Klar ist eine Bombe, die hunderttausende Menschen das Leben gekostet hat, eine furchtbare Tat, aber alle Gesellschaften fußen auf der Grausamkeit der Vergangenheit. Natürlich spiele ich dabei nur des Teufels Advokaten. Aber die Show gibt einem nie einen wirklichen Grund, das große Ziel von Mannix zu vereiteln.
Es kann sein, dass die Geschichte viel grauer sein sollte. So agiert doch Mannix wie auch Shahara äußerst selbstsüchtig, auf der Suche nach einer heilen Welt. Es ist natürlich moralisch gut, den Tod von hunderttausenden Menschen verhindern zu wollen, aber es geht ihr viel mehr, um ihre Sünde abzuschütteln und ihren Sohn zurückzubekommen. Die Moral ist dabei eher nebensächlich. Was an sich auch vollkommen okay ist, aber warum hören wir dann da auf? Warum verhindern wir nicht den Holocaust? Warum hilft man nicht den 300 Spartanern gegen das Persische Reich zu siegen? Warum sollte man hier aufhören? Und so kommen wir zu einer weiteren Krux der Show.
Das Problem mit Zeitreisen
So, wie die Zeitreise über die ersten sieben Episoden funktioniert, ist eine komplett andere als die, die uns dann am Ende aufgetischt wird. Der Loop indem wir uns befinden, ist prädestiniert. Alles passiert gleichzeitig und zwar die ganze Zeit. Dabei ist es auch vollkommen egal was man tut, denn am Ende ist es nur ein Teil der Realität, die schon immer und für alle Zeit feststeht. Das ist eine Eigenschaft, die immer mit solch einem engen Zyklus einhergeht. Sobald man sich gegen die Prophezeiung stellen möchte, spielt man diese nur in die Hand. Diese Art von Zeitschleife unterscheidet sich von denen, wie man sie aus “Palm Springs” oder “Täglich grüßt das Murmeltier” kennt. Hier wiederholt sich ein Zeitschnitt immer wieder, egal was man macht, nichts hat einen Sinn und wird am Ende des Zyklus wieder zurückgesetzt. In Bodies ist es eben anders, es passiert alles gleichzeitig. Nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart stehen fest, auch alles, was bis zum Hitzetod des Universums stattfinden wird, ist festgeschrieben. Paradoxe, die dabei auftauchen, werden einfach gefestigt und so zur Realität gemacht, sodass es seine Paradoxität verliert, weil es schon immer so war.
Bis eben zur letzten Episode, wo das ganze aus unerfindlichen Gründen über den Haufen geworfen wird. Sie reden darüber, dass diese Schleife scheinbar ein fester Bestandteil ist, und deswegen im Grunde nicht geändert werden kann, als ob ein Gott die Hand darüber hat und dies die Regeln sind. Sie umgehen das aber, indem sie einfach in die Zeit zurück springen? Wenn die Welt wirklich so ist, wie sie für die ersten sieben Folgen war, dann ist Iris schon immer zurück gesprungen und das Ergebnis ist dasselbe. Wenn sie einen neuen Loop aufmacht und dieser den ersten Loop angreifen kann, dann ist einfach alles möglich. Alle Regeln werden aufgehoben. Sie siegen über Mannix, indem sie Zwietracht säen, aber in diesem neuen Zyklus hätten sie ihn auch einfach auf offener Straße erschießen können. Dadurch, dass die wenigen und festen Regeln plötzlich irrelevant sind, ist eigentlich der Rest egal. Ab hier wird Pandoras Büchse aufgemacht, wo man sich fragt, warum wollt ihr nur dieses Leid verhindern? Warum nicht mehr? Ich denke, das wird geteasert mit Iris im Taxi am Ende, aber die Idee finde ich grauenhaft und macht die ganze Prämisse kaputt.
Ich denke mir das sie das einfach nicht bedacht haben. Es gibt eine Art Erklärung, die aber eher schwach ist, wenn man nur etwas darüber nachdenkt. Also vielleicht nicht so viel darüber nachdenken. In ihren Regeln gibt es halt diesen Gott, der an diesen Vorgängen festhält und das ist eben das Loophole, das ein fixer punkt die Entscheidung des jungen ist. Klar passt das zu der Narrative, vor allem die die sich Mannix selbst geschaffen hat, aber ich persönlich find es etwas einfach gedacht.
Das Leiden und die Freude des Wissens.
Ein Aspekt, der mir sehr gut an der Serie gefallen hat, war der Kult und der Wahn der Wissenden. Die Idee war clever umgesetzt und hat auch wunderbar funktioniert. Die Vorstellung, dass man sich nicht nur wirklich bewusst macht, dass man weiß was geschehen wird, und zwar mit absoluter Sicherheit, ist eine überwältigende. Dabei fand ich die verschiedenen Darstellungen auch sehr gut gelungen. Man kann dem ganzen fruchtlos widersetzen, so wie es Shahara macht und mit jeder Handlung dem Unausweichlichen entgegensteuert. Man kann daran verzweifeln, wie Saed, dessen eigene Identität und Freiheit an dieser Erkenntnis zerschellte. Dann hat man da noch die Eingeweihten, welche sich an der Sicherheit einer glorreichen Zukunft erfreuen und denen das Fatalistische jeder Handlung eine wichtige Bedeutung zuweist. Und gibt es etwas Schöneres, als sein ganzes Leben für etwas wirklich Bedeutsames zu arbeiten? Man wird zu einer Figur, die man sonst nur aus Geschichtsbüchern kennt, große Menschen, die sich für eine großartige Veränderung der Welt einsetzen, mit der absoluten Gewissheit, dass sie Früchte tragen werden. Samen säen für einen Long Harvest. Mannix, das Paradox um das sich alles dreht. Er hat das unglaubliche Wissen, dass er Alt und zufrieden sterben wird, und dabei die Welt zu einem durch und durch besseren Ort gemacht hat. Er trägt das wie eine Plot-Armor und weiß, dass alles, was er machen wird, jeglichen Gefahren, denen er sich aussetzen wird, gut ausgehen wird. Ich glaube, dass er selbst sonst gar nicht viel mehr erzählt hat. Denn er hat sichtlich Spaß an seinem Spiel, gewogen in eine unzerstörbare Sicherheit. Geschmiedet aus Leiden, das ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Naja, bis zur letzten Folge. Es ergibt nicht viel Sinn, dass dieser kleine Konflikt ihn so tief erschüttern sollte, dass er von seinem Plan abweicht oder gar einen weiteren Gedanken daran verschwendet. Das Wichtigste, die Utopie, ist wahr und sie ist in seinen Augen ein vollkommener Erfolg. Aber nein, aus irgendeinem Grund funktioniert es jetzt. Und hier ist nochmal ein Punkt, der mich an der Geschichte gestört hat.
Wenn man die Bösen mit dem wahren Mantra “Sei gewiss, du bist/wirst geliebt” als Bösewichte darstellt, dann wird es gleich extrem zynisch. Ich verstehe einer der Kernkonflikte, nämlich was man für das größere Wohl (The Greater Good) machen darf und wo die Grenzen liegen. Aber wenn das wirklich der Fall sein soll, dann haben sie abermals versagt, in dem sie die Zukunft, das, worauf Mannix fußt, kaum darstellen. Man hat diesen guten und ehrlichen Konflikt kaum ausgearbeitet. Und so ist dann das Ende, das man einem Menschen, der nur leid erfahren hat, der eine Utopie aufbauen möchte, bei dem Menschen sich lieben und es ihnen und der Natur gut geht, damit zerschlägt in dem man das Leid vergrößert und Niedertracht und Hass säht. Ich verstehe einfach nicht genau, was die Aussage dahinter sein soll. Auch dass niemand Elias sagt, was es für ihn bedeuten wird, wenn er die Bombe nicht zündet, ist irgendwie grausam. Mit dieser moralisch richtigen Entscheidung löscht er sich unwissend aus.
Man hätte vielleicht die Motivation von Mannix etwas vielschichtiger darstellen sollen. Man hätte sich mehr auf einen Geltungsdrang stützen sollen, der Arroganz zu sagen, was eine bessere Welt ist und die Opfer für das große Wohl. So wirkt er moralisch ambig, der Grausamkeiten macht oder machen lässt, für eine Zukunft, die es Wert ist.
Vergleich zum Graphic Novel
Ich wollte erst einmal die Serie anschauen und anschließend den Graphic Novel lesen. Als ich etwas unzufrieden die letzte Folge verlassen habe, habe ich die Seiten aufgeschlagen. Und der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Es ist schockierend, dass sich die Serie überhaupt nach dem Comic nennen darf. Es werden Namen, manche Charaktereigenschaften und Aspekte der Prämisse genommen, der Rest ist alles frei erfunden. Als ob jemand nur diese Informationen hatte und dann eine ganz eigene Geschichte entwickelt hat. So verkommt im Vergleich zur Graphic Novel die Serie nur zu einer höchst unausgegorenen Fan-Fiction.
Jede der Epochen wird von einem anderen Künstler illustriert und hat somit ein ganz eigenes Gefühl. Das Pacing ist fantastisch, und die Erzählung ist ebenfalls großartig. Statt viel zu explizit und lange auf Dinge einzugehen, werden hier mit knappen Worten und Taten Dinge zum Ausdruck gebracht. Jeder Charakter steht für sich da und hat wichtige Aspekte in sich, die relevant sind. Shahara ist nicht einfach nur eine Muslime, die am Anfang auf ein paar Faschos trifft. Es ist ein bedeutender Teil der Geschichte, dass sie gegen eine immer größere und gewaltbereite rechten Szene kämpft. Auch die Homosexualität von Hillinghead hat im Comic eine ganz andere Bedeutung. Er hat keine Familie, um die er sich sorgen muss. Er muss eher im Verlauf der Geschichte mit seiner eigenen Sexualität zurechtkommen und dieser Moment wirkt dann auch wie ein mächtiger Befreiungsschlag. Und Karl ist komplett anders, ein grausamer Opportunist, dessen Überlebenstrieb dann von einer Schuld auf die Spitze getrieben wird. Alles wird auf die “Long Harvest” ausgerichtet, mit verschiedenen Akteuren in jeder Zeit, die alle auch etwas anderes unter dem Begriff verstehen. Dabei ist es keine große Verschwörung, wie es in der Serie ist, sondern eher ein Akt der deutung und bewertung von uns Menschen. Man kann auch nicht wild durch die Zeitspringen und überall Paradoxe aufbauen. Es gibt einen, der immer wieder auftaucht, manchmal als Leiche manchmal als Täter. Er ist der katalysator um England zu retten und dabei die Welt zu einem besseren Ort zu machen, zumindest in seinen Augen. Ein Wesen dessen Blut halluzinogene Eigenschaften hat und den trinkenden die möglichkeit gibt, ebenfalls durch die Zeit zu schauen, wie ein Schatten an der Wand. Auch die Zukunft ist komplett anders. Keine Utopie eines Mannes, sondern das ergebnis eines Unfalls, welcher die Köpfe aller Menschen zu Fondue werden lassen hat.
Der Graphic Novel ist eine faszinierende Geschichte über wandel in der Gesellschaft, über Gruppierungen und Konflikte durch die Zeit und die Fragilität welche dieser einhergeht. Es geht um das entschleiern von Vorstellungen und dem Prozess des Heilens. Und das ist nur meine Interpretation, die vielleicht auch komplett daneben ist. Aber die Geschichte bietet einem das, und zwar mit so einer tiefen und gleichzeitigen Nah- und Unnahbarkeit. Wenn euch Grundzüge an der Serie gefallen haben, lest das Buch. Wenn euch die Serie gar nicht gefallen hat, lest das Buch. Und wenn ihr riesen Fans der Serie seid, dann lest das Buch.
Ich erinnere mich, dass ich den Film damals in einer Sneak gesehen habe. Ich wusste noch, dass ich die Prämisse ganz gut fand, aber der Film stetig abgebaut hat und am Ende richtig abstürzte. Aber irgendwie sehe ich immer wieder Stimmen online die diesen Film lieben und so wollte ich ihm nochmal eine Chance geben.
Der Film fängt vielversprechend an. Ein Mädchen, das vor etwas wegrennen möchte, findet Arbeit als Hausmädchen in einem mächtigen Landhaus mitten im Nirgendwo. Sie soll auf den kleinen Brahms aufpassen, während die Eltern ihre erste Reise seit Ewigkeiten unternehmen. Der einzige andere Kontakt, ein junger Mann, der das Haus mit Nahrung und allem anderen Nötigen versorgt, scheint auch sehr nett zu sein. Doch etwas stimmt mit diesen Brahms nicht, mit versteinerter Miene und steifen Gliedmaßen, stellt sich der Sohn als eine Puppe heraus. Doch die Eltern lieben diese Puppe wie ihr verlorenes Kind und möchten, dass er während ihrer Abwesenheit gut umsorgt wird.
Die Prämisse ist toll! Vor allem auch gut unterstützt durch die Vorgeschichte der Protagonistin, von einer giftigen Beziehung und dem Tod eines Kindes. Der Film schlägt auch viele interessante Richtungen ein, sodass man sich nie sicher sein kann, worum es jetzt gerade wirklich geht. Gerade der Aufbau ist auch super faszinierend. Ähnlich wie bei Get Out bekommt die kennenlernige Szene der jungen und alten eine ganz andere Bedeutung annimmt, wenn man weiß was passieren wird. Die Schauspieler machen es auch allesamt gut. Das Sounddesign ist teilweise überragend und die Musik stützt das Erzählte auf eine sehr gute Art und Weise. Die Kamera macht auch einen guten Job, mit tollen Bildern die Umgebung und Umstände einzufangen und nebenbei die Narrative mit verschiedenen Blickwinkeln zu füttern.
Warum aber dann diese schlechte Bewertung? Ganz einfach, meine Erinnerung hat mich leider nicht getrübt, und der Film baut rapide ab. Das liegt hauptsächlich an der Inszenierung. Der Anfang, die Prämisse und die ersten Tage der Gewöhnung sind toll eingefangen, aber sobald es etwas wilder in dem Haus zugeht, wird an allen Ecken und Enden Potential verschwendet. Ab hier wird es Spoilerig!
Ich verstehe ihren Wandel von “nicht an Brahms glauben” zu “er ist echt!”. Gerade mit ihrem christlichen Hintergrund, den sonderbaren Geschehnissen in dem Haus und ihrer eigenen Lebenserfahrungen. Aber das ganze kommt einfach viel zu schnell! Diese Phase ist auch etwas zu kurz und man bekommt kein gutes Gefühl für die Beziehung zwischen den beiden und was sie gerade für Greta bedeutet. Aber das ist noch verzeihlich, wo mich der Film verloren hat, beim Auftauchen des echten Brahms. Ich verstehe, warum er die Maske hat, warum er so aussieht, wie er aussieht und sich so verhält, wie er sich eben verhält, aber die Phrogger Storyline hatte kaum Zeit zu atmen, bevor es im vollkommenen Chaos versinkt. Es ist auch sonderbar, dass der Bub scheinbar in den Wänden zu Superkräften gelangt ist oder Daddy ihn irgendwo ein Hantelset versteckt hat. Ständig wird er gegen den Kopf geschlagen, getreten, beworfen und anschließend steht er wie eine Eins. Ich finde, sowas kann man mit klassischen Slasher Monstern machen, aber das passt einfach gar nicht zu der Geschichte hier. Ich mochte wie Greta dann die Kraft der Regeln eingesetzt hat, um ihn zu bändigen, aber das Flüchten und das Ende kommt dann doch irgendwie sehr abrupt.
Und das ist so schade, ich würde den Film gerne mehr mögen. Man merkt, dass sich da jemand wirklich viele Gedanken und ein ordentliches Drehbuch geschrieben hat. Die Charaktere sind toll aufgebaut, man foreshadowed total viel auf eine geschickte Art und Weise und kontextualisieren können sie auch. Ich mag auch extrem, dass das erste Opfer von Brahms der Ex-Freund Cole war, denn da freut man sich eher, dass dieser Mensch niemandem mehr weh tun kann, aber die Gefahr danach ist dafür umso schockierender. Aber sowas fällt dann total flach, wenn Teile der Geschichte einfach schlecht erzählt sind. Auch von den Effekten her, als Brahms einen Schock bekommt und plötzlich Fotos vor seinen Augen aufblitzen sieht, wirkt das nicht nur schlecht, sondern zieht einen auch extrem aus dem Geschehen heraus. Was dabei auch nicht geholfen hat, und zugegebenermaßen ein ziemlicher Pet Peeve von mir ist, sind Traumsequenzen in Filmen. Wenn der ganze Film eh schon eine Art Albtraum ist, dann finde ich, kann man es machen. Oder wenn es etwas Größeres auf geschickte Art und Weise wie ein dunkles Omen andeutet, aber da muss man es schon geschickter machen. Ich verstehe auch, wenn es die Anspannung in dem Charakter darstellen soll. Das funktioniert dann aber nicht, wenn man als Zuschauer zusieht. Denn für den Zuschauer ist, im idealen Falle, alles irgendwie realistisch und greifbar, was in einem Film passiert. Wenn die einzige Gefahr sich nur als Traum herausgestellt hat, und man nicht gerade Freddy Krueger hinter sich hat, raubt das total viel von der Glaubwürdigkeit des Filmes und man nimmt den Horror, der vielleicht noch ansteht, viel weniger ernst. Dasselbe Phänomen wie bei billigen Jumpscares, die zwar einen Sinn und Zweck haben, aber meistens alles nur schlammiger und weniger greifbar machen.
Aber ich kann auch verstehen, wenn Leute den Film mögen, bei mir hat es leider gar nicht gezogen, was ich schade finde. Den das Fundament und die meisten handwerklichen Aspekte sind richtig gut! Da ärgert es einfach noch mehr, wenn das Werk am Ende doch nicht das ist, was es hätte sein können.
Eine Netflix Dokumentation anzuschauen, ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt. Manchmal beißt man in eine Praline und es gibt eine Geschmacksexplosion einer Pulitzer Preis würdige Dokumentation. Großartig gefilmt und erzählt, geben sie einem ein tieferes Verständnis in den gewählten Themenbereich. Manche schmecken Faden oder eben gut genug, den man es auch in einlullender Dauerschleife laufen lassen könnte. Und manchmal hat man einen ganz sonderbaren Geschmack im Mund, “Der Teufel auf der Anklagebank” gehört eindeutig zu dieser Kategorie. Ein aggressiver Geschmack beim Reinbeißen, das für die erste Zeit komisch klebrig im Mund zurückbleibt, aber nach einer gewissen Zeit Sinn macht und man zufrieden, aber vorsichtig den letzten Bissen nimmt.
Die Prämisse ist interessant und der Fall auch (spätestens seit Conjuring 3) sehr bekannt. Man bekommt impressionen von all den Menschen, welche all die Geschehnisse erlebt haben. Dabei wird zwischen Interviews, altem Bild- und Tonmaterial gewechselt. Soweit so gut. Aber was diese Doku herausstechen lässt, sind die nachgestellten Szenen. Anstatt nur irgendwelche vagen Nahaufnahmen aufgetischt zu bekommen, die das Gefühl der Situationen rüberbringen sollen, werden die Szenen hier richtig nachgestellt. Tatsächlich gehen sie teilweise so weit, dass es sich wie ein Horrorfilm anfühlt. Sowas habe ich in einer Dokumentation so noch nicht gesehen. Wo dann leider die Immersion bricht, ist, wenn man Szenen anhand der Tonaufnahmen nachstellen möchte. Durch die langsamen Kamerafahrten und den ernst dreinschauenden Gesichtern, haben sie den Ton der Aufnahmen nie getroffen. Was dann auch etwas zu viel war, waren die Verzerrungen der Polaroid Bilder, via AI. Aber ansonsten fand ich es sehr gelungen, wie sie mit den Aufnahmen, Bildern, Nachrichten und Interviews interagiert haben.
Leider werden sie, für meinen Geschmack, etwas zu innovativ mit der Narrative der Doku. Am Anfang bekommt man nur die Blickwinkel von den Gläubigen zu hören. Durch die Horrorfilm Artige Inszenierung hatte man das Gefühl, dass sie dieser Narrative noch mehr Druck verleiten wollen. Ohne es jemals zu hinterfragen, wird man immer tiefer in den Wahnsinn der armen Familie hineingezogen. Eine Dokumentation sollte unbiased sein, und so wie es hier dargestellt wurde, in einer eigentlich neutralen Dokumentation, fühlte es sich sehr an, als ob sie nur diese eine ‘Wahrheit’ darstellen wollten, ohne das Gesagte jemals herauszufordern. Aus diesem Grund haben meine Frau und ich auch ständig die Pausetaste gedrückt, weil wir es so einfach nicht stehen lassen konnten. Erst nach der Hälfte kommt der große Bruder zur Sprache, der ein ganz anderes Bild von der ganzen Situation hat. Mit den Twists stellt sich die Dokumentation auf den Kopf, was an sich cool ist, aber vielleicht nicht wirklich der richtige Weg für eine Doku. Man fühlt sich während der ersten Hälfte auch irgendwie verarscht. Es ist interessant, wie sie die Audioaufnahmen nehmen, um das Gefühl der damaligen Situation einzufangen, nur um das Band dann stehen zu lassen, wenn es um die paranormalen Vorkommnisse geht, wie dem Klopfen oder das Beben der Wohnung. Sowas haben die Macher die ganze Zeit gemacht, um den Geschichten Glaubwürdigkeit zu geben, ohne das einem auffällt dass plötzlich etwas wichtiges fehlt. Diese Teile wurden dann durch die Horrorfilm-Aspekte gefüttert. Klar, der Twists funktioniert, aber ich weiß nicht, ob es das wert war.
Ab hier lehne ich mich etwas heraus und gebe meine Interpretation der Geschehnisse. Ich glaube, dass der arme David eine heftige Panikattacke hatte. Die Realisierung einer großen Veränderung, das Ausziehen der Schwester aus dem Elternhaus, macht ihm in der neuen Wohnung plötzlich große Angst. Allein in dem Raum wird er davon überfallen. Panikattacken haben auch eine unmenge physischer Auswirkungen, den sehr gut zu dem Erzählen passen. Um eine Rechtfertigung zu finden, oder durch das Schlafmittel, das ihm über Jahre verabreicht wurde, sieht er eine Figur. In seinem begrenzten Wissen über die Welt sieht der Teufel halt so aus, wie ein Kind sich den Teufel vorstellt. All diese Gedanken werden dann immer weiter von seinem Umfeld gefüttert. Von einer hysterischen und kontrollierten Mutter, die zwar sagt, dass sie tief christlich ist, aber eigentlich nur die Randnotizen davon mitgenommen hat. Das ganze wird nicht besser, wenn die Warrens auftauchen und dem Monster weitere Facetten geben. Facetten, die David unbewusst mitnimmt und dann in seinem besessenen Zustand wiedergibt. Wie kann er auch anders, wenn die wichtigsten Menschen in seinem Leben ihn ständig festhalten und anbrüllen. Gefüttert und gestützt von zwei Fremden die eine große Autorität ausstrahlen. Versetzt euch einfach in seine Rolle. Du wirst von einer Panikattacke überrollt und wenn man nach einem Grund sucht, findet man den bei der fanatischen Vorstellung der Mutter, die eh alles in der eigenen kleinen Welt kontrolliert. Eine Frau mit einer obsessiven Persönlichkeitsstörung, die bei den kleinsten Dingen explodiert. Man verkrampft sich, und alle die Worte und Bilder die man bekommen hat, schießen durch den Kopf. Wenn alle sagen, dass es so ist, muss es auch so sein. Und um Druck abzubauen, beginnt man durchzudrehen, die Energie gewaltig nach außen zu schießen. Deine Familie greift nach Kamera und Mikrofon, sie beschimpfen dich, machen dich klein. Deine Mutter schreit dir ins Gesicht, während alle dich gewaltsam festhalten. Der Körper spannt an, man möchte explodieren, wird aber festgehalten, der Kopf dreht sich auch immer weiter ab und lässt sich in diesen Moment reinfallen. Natürlich fühlt es sich für dich und deine Familie so an, als ob du vom Teufel besessen bist. Dass er natürlich nicht von DEM Teufel besessen ist, merkt man an dem, was er sagt. Welcher Teufel benutzt das Schimpfwort Douchebag? Welcher Teufel sagt, dass Jesus in der Hölle sterben wird, auch wenn das Theologisch nicht wirklich viel Sinn macht. Genauso wenig sollte sich der leibhaftige Teufel nicht von einer Ohrfeige klein machen lassen. Aber ich glaube, dass David und seine Familie daran geglaubt haben. Deswegen hat der Exorzismus auch funktioniert, mit diesem ausartenden Ritual, das selbst aufgebaute Monster loszulassen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Arne auch so fest daran geglaubt hat, dass er seine Tat von sich selbst dissoziiert hat. Insofern war der Teufel wirklich da, aber nicht eben der leibhaftige. Es ist ein Paradebeispiel davon, was mit psychischen Leiden in solch einem Lebens- und Glaubenssystem passieren kann.
Was ein experimenteller Kunstfilm von Robert Longo und William Gibson werden sollte, hat sich zu einem 26 Millionen Dollar Action-Spektakel entwickelt. Durch das massive Budget konnten die beiden vor allem visuell mit dem Film machen, was davor vielleicht unmöglich war. Aber durch die Freiheit des Geldes kommen die Fesseln einer großen Studioproduktion. Durch den Corporate Einfluss (was ja schon ein hilarious Konzept ist, bei einem Cyberpunk Film) konnten sie dann am Ende leider doch nicht den Film machen, den sie im Sinn hatten. Gibson selbst hat gesagt, dass er zwar das Drehbuch geschrieben hat, aber die Umsetzung nicht seinem Drehbuch entspricht.
Willkommen in der fernen Zukunft von 2021. Die Welt ist tief vernetzt, nicht nur via Cyberspace, sondern auch durch die neuen Regierungen der Welt: Mega-Konglomerate. Unser Protagonist ist ein Kurier, der sein Gehirn via Implantat so umgebaut hat, dass er gigantische Datenmengen speichern und schmuggeln kann. Doch bei seinem letzten Job läuft leider etwas schief und alles aus dem Ruder.
Johnny Mnemonic ist ein sehr einflussreicher, aber auch irgendwie unterschätzter Film. Ähnlich wie Blade Runner, ist der visuelle Stil des Filmes herausragend und beeinflusst bis heute das Gerne. Natürlich haben sie das alles nicht erfunden, aber so kohärent zusammengestellt, in einem Hollywood Film, hat man es bis heute nicht gesehen. Es hilft natürlich auch, dass man den Vater des Genres als Autor hat. Der Transhumanismus durch Implantate, die Unterdrückung durch gigantische Firmen und kriminelle Syndikate. Eine hyper kapitalistische Welt, die vor allem auf dem Leid der Ärmsten fußt. Ein Plot, der sich um die Heilung einer Pandemie dreht, bei der es finanziell klüger ist, sie weiter zu behandeln, statt sie zu heilen. Ein weitere schöne Darstellung dieser kapitalistisch-darwinistischen Hölle sind die Charaktere an sich. Keiner von ihnen ist ein Held, allen voran unser Protagonist, der in einem Wutausbruch endlich sagt, worum es ihm dabei geht: Zimmerservice, gebügelte Klamotten und teure Huren. Eine düstere Welt mit keinen echten Helden, die sich dann aber doch erheben, dass Johnny und Kitano zusammenkommen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Schauspielerisch ist der Film leider sehr durchwachsen. Keanu ist so hölzern wie immer. Ich mag ihn sehr, aber er ist halt einfach kein guter klassischer Schauspieler. Es fällt nicht so auf, wenn er in seiner coolen Persona feststeckt, aber sobald er etwas aber ehrliche Emotion rüberbringen möchte, wirkt es einfach nur spektakulär daneben. Dass es das Problem immer noch gibt, kann jeder, der Cyberpunk 2077 gespielt hat, verstehen. Ich glaub es ist kein Zufall das Johnny Smith und Johnny Silverhand nicht so fern liegen. Es ist cool mit Keanu auf Abenteuer zu gehen, aber irgendwie kann er manchmal die gravitas einfach nicht rüberbringen. Aber irgendwie hat das hölzerne Schauspiel auch etwas charmantes an sich. Die anderen Schauspieler machen allesamt einen guten Job, von Low-Tec Ice T zu Jesus Freak Dolph Lundgren. Der Soundtrack ist in Ordnung und bringt das Gefühl der schmutzigen Zukunftsvision gut rüber. Die Kamera hat sichtlich Spaß, mit Unmengen von Dutch Angles und sonderbaren Nahaufnahmen, die allesamt super zu der verschrobenen Welt passen. Die Kostüme und die Sets schießen aber den Vogel aber ab. Fette Trenchcoats, zerfallende Tribal-Klamotten, Fancy Opera und ein Hightech-Spektakel direkt aus den 90ern. Die Bodyguards von Ralfi sehen nicht nur fabulös aus, sie können auch arsch treten. Und wenn Shinji der Yakuza, sein Zeichen der Schande (das Abschneiden eines Fingergliedes) zu seinem stärksten Asset gewandelt hat (Laserzahnseide!!!) ist großartig. Im Allgemeinen steckt der Film voller kleiner und liebevoll gestalteter Details, welche die Welt erst richtig lebendig machen. Man merkt, dass Gibson hinter dem Drehbuch stand, und auch wenn sie es irgendwie verhunzt haben, seine unzähligen und wegweisenden Ideen den Weg in die Welt geschaffen haben.
Obwohl das für die damalige Zeit sehr beeindruckend war, wirkte heute einiges leider auch unfreiwillig komisch. Die Technologie in dieser Zukunftsvision, und die 3D Animationen wirken schon längst antiquiert. Aber ich muss sagen, ich habe mich nicht daran gestört. Retro Futurismus ist nicht umsonst ein Begriff und das ganze hat dann schon was sehr charmantes. Denn der Film schreit aus jeder Pore Cyberpunk, und ich liebe es!
Aber trotz alledem ist es kein besonders guter Film, weswegen er nur eine 7 von mir bekommen hat. Es fängt die Welt wunderbar ein, geht ein paar riskante Schritte und hat auch ein Cyber-Delphin, der nebenbei auch ein Codeknacker ist. Aber die Narrative ist einfach nicht gut. Gerade wenn es richtung Climax geht, kommt das Pacing fast zu einem vollständigen Stopp. Die Zeit hat einfach nicht gereicht, um die Geschichte und der interaktion dessen mit der Welt besser darzustellen. Viele Dinge Aspekte sind nur implizit und entwickeln so auch keine Sogkraft. Man weiß ungefähr, was die Low-Techs sind, aber was sie vorhaben oder wie sie ihre Ziele erreichen möchten, versteckt sich hinter billigen Plattitüden. Im Allgemeinen fehlt es der Geschichte an einer spürbaren Gravitas, die dann doch eher skizzenhaft dargestellt wird. Dazu die Liebesgeschichte und der damit einhergehenden kompletten erweichung von Jane und ihrem Charakter. Das hätte man auch besser machen können, aber wahrscheinlich hätte es sich in den Augen der Produzenten nicht so gut verkauft.
Gregory Hoblit kann einfach Thriller. Zwielicht und das perfekte Verbrechen sind zwei herausragende Thriller. Und mit Fallen (Bzw. Dämon - Trau keiner Seele) bietet er wieder die feinste Kost mit einem tollen übernatürlichen Twist.
Der Cop Hobbs ist glücklich, dass sie endlich den Serienmörder Edgar Reese gefangen und exekutiert haben. Als aber nach dem Tod die Mordserie weiter geht, wird Hobbs klar, das er hier gegen etwas Größeres kämpfen muss. Was zuerst wie eine verschwörung innerhalb des Police Department wirkt, entwickelt sich alsbald zu einem grausigen Katz und Maus spiel bei dem keine normalen Spielregeln gelten.
Es ist sehr schön, dass kein Hehl daraus gemacht wird, dass wir es mit etwas Übernatürlichem zu tun haben. Auch wenn Hobbs noch eine Weile nach einer logischen Erklärung sucht, nimmt er sich dennoch der Traumlogik des Killers an. Von verschiedenen Tätern und Opfern, über Nachrichten und Manipulationsversuche. So kann Azazel ohne Problem sehr direkte, aber auch gleichzeitig vage Hinweise geben, denen zu folgen einfach Spaß macht. Und auch der Moment, sobald Hobbs versteht, mit wem er es zu tun hat, ist genial inszeniert. Man hat ja schon aus den Augen von Reese gesehen, dass etwas sonderbar ist. In einer Szene, kurz bevor er hingerichtet wird, hört man ihn auch laut singen, doch sein Spiegelbild bleibt stumm. Azazel verlässt den nun nutzlosen Körper und zieht weiter. Dabei umgeht der Film auch ein Pet Peeve von mir, wenn es um paranormale Fähigkeiten geht. Es wird sehr schnell klar gemacht, was er kann und wo die Grenzen liegen, und all das bleibt auch bis zum Ende kohärent. Dadurch, dass die Fähigkeiten so klar abgesteckt sind, wirken diese auch viel effektiver. Von psychisch zermürbenden sprechen aus immer wieder andere Kehlen und das Belächeln von vielen verschiedenen Augen, bis zur Jagd auf die Theologin als Staffellauf.
Handwerklich ist der Film gut. Der Soundtrack schwankt etwas, aber das wird von der soliden Kamera mit den dämonischen Spielchen und allen voran dem Drehbuch und Schauspielern locker weggesteckt. Nicht nur ist der Film voller Schwergewichte, sie finden auch alle genügend Raum, um ihrer Rollen gerecht zu werden. Dabei nehme ich auch nicht die kleinen Rollen, die von Azazel besessen heraus, denn so ein shit eating grin muss man erstmal hinbekommen.
Ein spannender und interessanter Thriller, der eine grundsolide Geschichte erzählt und bei dem Einsatz von übernatürlichen Aspekten scheint.
Als ich zufällig auf Twitter rumgehangen bin, habe ich eine Szene aus dem Film ‘Crazy, Stupid, Love’ gesehen. Normalerweise halte ich mich fern von RomComs. Meistens zu melodramatisch, zu langweilig oder auch einfach nicht lustig. Aber diese Szene hat mich überzeugt. Eine Menge von Charakteren trifft aufeinander. Steve Carell hat Beef mit Ryan Gosling, der mit Emma Stone zusammen ist. Währenddessen kommt aus dem Gebüsch John Carroll Lynch und prügelt auf Carrell ein, bis plötzlich Kevin Bacon kommt und die Szene noch weiter eskaliert. Ich hatte keine Ahnung was abgeht, die Charaktere schienen keine Ahnung zu haben was los ist, und nachdem ich kommentarlos dasselbe Video an meine Frau geschickt habe, war klar das wir am Abend “Crazy, Stupid, Love” anschauen.
Der Film beginnt mit verliebten Beinen, welche sich unter den Tischen versuchen zu nähern, bis man unsere Protagonisten trifft, deren Flammen wohl schon vor langem erloschen sind. Besonders merkbar, wenn Cal nach Creme Brulee fragt und Emily nach einer Scheidung. Auf dem Weg nach Hause wirft er sich aus dem fahrenden Wagen, da er mit dem Gedanken einer Scheidung gar nicht klar kommt. Zuhause treffen sie auf ihre Kinder, Molly, die kaum etwas in dem Film macht, und Robbie, der sehr in das Kindermädchen verknallt ist. Sie liebt leider den Mann, der gerade aus dem Auto gesprungen ist. In einem Bar trifft der Charmante Jacob auf ein Mädchen das er nicht erobern kann, Hannah. Später trifft Jacob auf Cal und es beginnt eine ganz besondere Freundschaft. Der Plot an sich ist nichts überragendes oder etwas das man noch nie gehört hat. Selbst die Tropes sind alle schon weitgehend bekannt. Aber die Art und Weise wie es umgesetzt wird, vor allem in ganz speziellen Szenen, lässt “Crazy, Stupid, Love” für mich heller glänzen, als viele andere vergleichbaren Filme. Es ist schön wie Cal aus seiner versteinerten Art herauskommt und viel über sich selbst und andere Menschen herausfindet. Auch wenn das Pickup Ding, halt heutzutage echt eklig ist, ist es hier ganz nett gemacht. Bis auf die Lehrerin habe ich nicht das Gefühl, dass irgendeiner der Partner von Jacob oder Cal eine langzeitige Beziehung haben möchte. Sie geben ihnen das was sie gerne hören möchten. Aber ja, es ist etwas schlecht gealtert. Was aber wunderbar funktioniert hat, war die Verwandlung von Jacob. Alle Szenen mit Hannah und Jacob sind fantastisch, vor allem nachdem sie endlich ihren Freund in den Wind schießt. Statt zu Bangen, wird geredet, und es entwickelt sich eine wirklich wunderschöne Dynamik, weswegen man Jacob auch gleich glaubt, dass er sich verändert hat. Ich wünschte mir, man wäre noch mehr auf Emily eingegangen. Sie ist der Katalysator (zusammen mit David Lindhagen) für alles was passiert, aber man erfährt leider viel zu wenig darüber, warum sie das überhaupt getan hat. Sie genießt die Zuneigung von David natürlich, aber noch viel mehr vermisst sie Cal. Und hier macht Cal die meiste Entwicklung mit, da es auch irgendwie klar war, dass er seine Passion verloren hat. Aber ich hätte mich sehr über eine nähere Entwicklung gefreut. Was man aber sagen muss, ist, dass die Chemie zwischen Carell und Moore fantastisch ist. Wie sie miteinander reden, wie sie sich nach langer Zeit wieder in verliebte Schulkinder verwandeln, ist einfach schön. Man hat das Gefühl, dass sie sich wirklich das ganze Leben schon kennen und vielleicht wirklich ‘Soulmates’ sind. Deswegen tun aber auch die Szenen, die negativ enden, besonders weh.
Es ist auch schön, auf wie viele verschiedene Arten und Weise Liebe in dem Film bearbeitet wird. Gerade das es so viele Charaktere gibt, die alle irgendwie in andere Richtung gehen wollen, und sich dabei auch stark kreuzen, hat Spaß gemacht, am besten dargestellt in der Szene, die ich am Anfang beschrieben habe. Der Film hat seine schöne, aber auch sehr traurigen Momente, aber er versucht immer irgendwie wholesome zu sein, was ich sehr mag. Selbst für solche Charaktere, denen übel mitgespielt wird, wie die Lehrerin, wird auf unterhaltsame Art und Weise umgegangen.
Handwerklich ist der Film gut. Die Kamera macht einen guten Job, genauso auch der Schnitt. Die Schauspieler sind tatsächlich ausgezeichnet, sodass jeder Charakter (außer vielleicht Molly) seine Zeit zu scheinen hat. Es stimmt vor allem die Chemie zwischen den verschiedenen Charakteren. Ich hab ja bis jetzt nur Cal und Emily genannt, aber selbst solche sonderbaren Beziehungen wie Robbie und Jessica sind gut gemacht. Der Soundtrack war auch richtig gut gewählt und eingesetzt. Aber die Narrative ist manchmal etwas halbgar. Die Szene bei der Middle School Graduation (how is that a thing?) wirkte sonderbar und irgendwie unangebracht. Passend im Film, aber wenn man sich vorstellt, dass man irgendein Kind oder Elternteil ist, das dabei sitzt… naja. Das Ding mit den Nacktbildern an den 13 Jährigen fand ich dann auch nicht ganz so cool.
Crazy, Stupid, Love ist eine sehr nette und lustige RomCom die Liebe von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und am Ende irgendwie zusammenbringt. Wenn man den Film noch nicht gesehen hat, und Lust auf einen unterhaltsamen und ruhigen Abend hat, dann kann man bei dem Film nicht daneben greifen.