Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 6 .5

    Ich gebe zu, ich hab ein Faible für Awkwafina. Ich mag ihren Humor, ihre Persönlichkeit und ihre Stimme. Und bis jetzt bin ich auch noch nicht von ihr enttäuscht worden. Quiz Lady ist der neueste Streifen, in dem sie eine zurückgezogene, fanatische Frau spielt, deren Equilibrium durch die verschrobene Schwester und die noch viel verschrobene Mutter über den Haufen geworfen wird.
    Der Film weiß nicht genau, ob es eine Komödie oder ein Drama sein soll. Und das Ding ist, es funktioniert auf beide Art und Weisen. Nur so richtig zusammenkommen will es dann nicht. Awkwafina mit ihrer Deadpan Art und Weise und einer Körperhaltung, die nur beim zuschauen Skoliose auslöst. Sandra Oh, als ihre exzentrische Schwester, die aus irgendwelchen Gründen, irgendwie ständig nach oben fällt. Und der panischen Suche nach Geld, damit es dem Wauwau nicht an den Kragen geht.
    Die Dynamik zwischen den Schwestern ist großartig! Man spürt die geschwisterlichen Spannungen zwischen den beiden. Wie sie komplett unterschiedliche Menschen sind, die auch komplett unterschiedliche Lebensweisen haben, aber eben auf der gemeinsamen Vergangenheit fußen. Pogniant wird das ganze durch kleine Rückblenden unterstützt, bei dem man klar zusehen kann, in welche Richtung die beiden sich weiter entwickeln. Die Reibungen sind dabei aber auch heftig, wie sie nur enstehen können, wenn man sich so tief und lange kennt. Die Comedy schafft es manchmal das abzufangen, aber an anderen Stellen, ist der Film dann überraschend heftig. Aber am Ende finden sie den Bogen, und schaffen durch das beste Charade Spiel auf Film, einen wunderschönen Höhepunkt.
    Noch ein kleiner Punkt. Ich bin gar kein Will Ferrell Fan, seine Art von Comedy gefällt mir normalerweise überhaupt nicht. Aber seine Rolle hier ist wirklich großartig! Als ein Institution im Leben von so vielen Menschen, immer mit einem lächeln auf der Lippen und ein ehrlich menschliches Interesse, das nach all den Jahrzehnten nicht abgebaut hat.

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    • 7 .5

      Zurück in die Zukunft ist ein spaßige Filmreihe. Die Filme schaffen einen wunderbaren Spagat aus viel Liebe zum Detail, einem spannenden Abenteuer und dem Spielen mit dem Konzept von Zeitreisen. Der erste Film gehört zu einer meiner Lieblingsfilme, der all diese Punkte großartig zusammenbringt. Nach einem Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft geht es in Teil 3 etwas weiter zurück.
      Der Film beginnt am Ende des ersten Teils, nachdem Marty es gerade so wieder zurück in die Zukunft geschafft hat. Und obwohl Marty gerade erst verschwunden war, steht er unverhohlen plötzlich vor Emmet. Sein älteres ich hat es in das Jahr 1885 verschlagen, und er möchte dort ein ruhiges Leben fristen. Doch ein Grabstein vernichtet den Traum des ruhigen Lebens, und obwohl man eine Zeitmaschine hat, hat man nicht allzu viel Zeit. So müssen Doc und Marty überleben und mithilfe eines Zuges und einem wahnwitzigen Plan die 88 Meilen pro Stunden erreichen.
      Der Film sieht fantastisch aus, klingt genau so gut und macht einfach Spaß. Das Western Feeling kommt bei der Kulisse sofort auf. Man merkt auch, dass sie sich extrem viel Mühe für die Sets gegeben haben. Auch die Kostüme sind großartig gelungen. Es ist auch richtig schön, alt bekannte Gesichter in neuer Form zu sehen. Ob es der Lehrer ist, der als Sheriff für Ordnung gesorgt hat, der irische McFly oder MadDog Biff, der hier tatsächlich noch etwas gruseliger ist, da er kein Problem hat, sich die Hände schmutzig zu machen.. Silversti hat wieder mal einen wunderbaren Soundtrack zusammengestellt, der tatsächlich auch ab und an mal über mein iPhone läuft.
      Die Machart ist typisch Back To The Future. Die Geschichte ist simpel und elegant, und die Charaktere sind herrlich Cartoonisch. Allen Voran Emmet Brown, der mit überzogener Mimik, Gestik, und dem weigern zu Blinzeln, immer extrem unterhaltsam ist. Auch Buford ist herrlich cartoonisch. Und dazwischen Marty, der durch seine wackelige coolness glänzt. Die Geschichte um den DeLorean und der Plan mit dem Zug ist auch fantastisch. Ich mag auch die Geschichte von Emmet und Clara, was aber leider auch etwas am ganzen Pacing zerrt. Es ist schön, das so ein rationaler Charakter wie Emmet Brown sich verliebt, und Clara ist auch großartig und gut für ihn. Aber das Drama darum und auch die sonderbare Verfolgungsjagd am Ende ist etwas sonderbar. Aber das zerrt nur etwas an dem Pacing. Es ist schön das Marty am Schluss etwas gelernt hat, der Unfall nie passiert ist, und sie ein weißes Papier für ihre Zukunft bekommen. Auch das es mit Emmet und Clara weitergeht, lässt einen mit einem wohligen Gefühl zurück.

      • 10

        Flanagan ist einer der besten Horror schaffender unserer Zeit. All seine Serie (mit der Ausnahme von Midnight Club) sind großartige Werke, die auf allen Ebenen brillieren. Und The Fall of the House of Usher ist da keine Ausnahme, sondern eher ein neuer Goldstandard.
        Lange Jahre war Edgar Allan Poe mein Lieblingsautor. Es waren die ersten Geschichten und Gedichte, die ich auf Deutsch und Englisch gelesen habe. Die Worte von Poe haben mich durch und durch geprägt, weswegen ich auch immer wieder nach interessanten Interpretationen von seinen Geschichten suche. Dass Mike Flanagan jetzt nicht nur die Geschichte des Hauses Usher inszeniert, sondern auch all die anderen bekanntesten Geschichten, ist Wahnsinn! Alleine EINE der Geschichten gut zu inszenieren ist schon eine monsterhafte Aufgabe, aber was man mit The Fall of the House of Usher geboten bekommt, geht weit darüber hinaus.
        Flanagan ist ein Regisseur, der gerne mit einer bestimmten Riege von Schauspieler arbeitet. Man könnte meinen, dass das limitierend ist, aber durch das Talent der Schauspieler und den großartigen Drehbücher fühlt es sich immer wieder frisch an. Kate Siegel hat als stumme Protagonistin in Hush überzeugt, auch als Geist in Bly Manor und nun abermals als kalt kalkulierende Camille Usher. Die grandiose Symbiose von Talenten macht The Fall of the House of Usher wirklich herausragend. Bruce Greenwood als Roderick Usher ist sensationell! Nicht nur als eine Über-Vaterfigur, sondern auch als ein Main Player des Kapitalismus, schafft er es die Gravitas der Geschichte und die Geschichten innerhalb der Geschichten, wie auch als Metaebene und Kritik am Großen und Ganzen, rüber zu bringen. Mary McDonnell (immer noch meine Präsidentin Roslin) als Madeline Usher, überzeugte Kapitalistin im Endstadium, mit Steilvorlage von Wilia Fitzgerald als junge Madeline alle Ehre. Man spürt ihren Drive und Intelligenz mit jeder Geste und Wort. Mark Hamill als Arthur Pym gehört für mich jetzt zu einer meiner lieblings live action Rollen von ihm. Er strahlt einfach in jeder Szene unaufhaltsame Kompetenz aus. Ähnlich, aber auf eine mehr menschliche Art und Weise steht Carl Lumbly als Auguste Dupin da, der als ständiges Gegengewicht und Infragesteller Roderick perfekt gegenübersitzt. Es ist auch schön, wenn man seine literarische Vorlage, und somit auch dem Proto Sherlock Holmes, in einer kleinen Szene Respekt gezollt wird. Aber auch bei den Kindern wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Allesamt spielen sie ihre Rollen bis zur Perfektion, mit allen Quirks und Unzulänglichkeiten. In einem herrlichen Katz- und Maus-Spiel, bei dem alle Charaktere so mit sich selbst und ihren Zielen beschäftigt sind, das sie kaum Wahrnehmen wie das Haus Usher langsam versinkt. Ich liebe auch die Dynamiken zwischen den Charakteren. Die, nicht wie man es von einer Familiengeschichte erwarten würde, eher durch eine Distanz und einem geteilten Schicksal (ob es nun die Erfüllung von Verna, oder der Suche nach Respekt vor Roderick und Madeline ist), anstatt durch nähe und gemeinsamkeiten findet.
        Handwerklich spielt die Serie in der obersten Liga mit. Die Direktion, der Schnitt und damit auch das Pacing ist großartig über die 8 Episoden verteilt. Die Kamera, Musik und Sound Design machen ebenfalls einen fantastischen Job. Und das Drehbuch gibt dem ganzen noch den Rest. Ich kann gar nicht hoch genug über dieses Drehbuch schwärmen. Nicht nur hat Flanagan es geschafft, einzelne, modernisierte Poe Geschichte zu inszenieren, er schafft es auch, sie auf so eine leichte und elegante Art und Weise mit einer übergreifenden Narrative zu verbinden. Alle meine Favoriten waren dabei: Die schwarze Katze, Das Fass Amontillado (auf das ich seit dem ich den Namen Fortunato gehört habe, gefreut habe), Der Goldkäfer, Das verräterische Herz und so viele andere. Der Einsatz von Poes berühmten Gedicht “Der Rabe”, in so einer reinen Form, ist einfach Kunst. Aber das ist ja auch immer nur ein Teil des Ganzen. All die Geschichten, Charakterisierungen und Dialoge, außerhalb der literarischen Vorlage, waren ebenfalls ausgezeichnet.
        Gerade was Kapitalismuskritik angeht, ist “The Fall of the House of Usher” ein wahres Schwergewicht, ohne gleich Akademisch zu werden. Auf bitterböse Art und Weise werden alle möglichen Blickwinkel, die mit so einer reichen und mächtigen Familie zusammenhängen, erörtert. Der junge Perry, der viel zu früh von seinem Erbe erfahren hat und sich deshalb zu einem Gucci Galigula entwickelt hat, der sich nur auf seine hedonistischen Triebe fokussiert. Leo, der zwar sagt das er etwas erschaffen möchte, aber eigentlich nur die finanziellen Mittel stellt und sich den Rest der Zeit betäubt. Camille, die etwas mehr nach ihrer Tante kommt und sich mit Geld und Informationen eine eigene, kleine Festung gebaut hat. Victorine, als extrem getriebene Wissenschaftlerin, ist die Meinung ihres Vaters wichtiger als jede Ethik. Etwas, das auch schön mit den Vorgehen von Griswald in den 80er Jahren kontrastiert wird. Und die Geschwister Tamerlane und Frederick Usher, welche beide nur den Respekt von ihrem Vater haben möchten. Tamerlane ist so von ihrem Ziel geleitet, dass sie sie nicht einmal mitbekommt, das sie ihr größter Feind ist. Und Frederick ist eh ein besonderer Fall: eine schwache, kleinlaute Kopie des Urvaters, bei dem man eher Mitleid hat, anstatt klarer Empathie. Und natürlich die beste unter ihnen, Leonore, trug das Echo trauernd her, einzig dies und sonst nichts mehr. Nicht nur stehen die Charaktere auf ihren eigenen Füßen, sondern sie sind auch eine herrlich sinnbildliche Projektionsfläche, der zermürbende Krankheit namens Kapitalismus. Etwas, das die Macher einfach toll eingefangen haben. Man sieht all diese reichen Menschen, wie sie in gigantischen Wohnungen leben, und quasi von nichts limitiert werden. Aber anstatt eine Eifersucht zu entwickeln, sieht man, wie Geld und der Familienname alles bis in die tiefsten Fasern korrumpiert hat. Verna gibt sogar allen nochmal eine Chance, einen anderen Weg einzuschlagen, aber sie sind so blind, dass sie lieber in das Verderben rennen, statt sich Blöße zu zeigen. Perry MUSS diese Party schmeißen, Camille MUSS etwas Erpressbares finden, Leo MUSS seine Sünde und Dissoziation irgendwie erschlagen, Victorine MUSS das Projekt fertigstellen, Tamerlane MUSS beweisen das sie auch auf eigenen Füßen stehen kann und Frederick MUSS seine Wahrheit finden. Aber nicht nur hier, sondern vor allem in den Dialogen die Roderick so durch die Serie hat, wird die bitterböse Kritik auf die Welt klar: Was soll man nur machen wenn das leben einem Zitronen gibt? Kann man mit Verna jemanden auf offener Straße erschießen, ohne Konsequenzen? Und was für eine dreiste Lüge das Wort “unbezahlbar” ist. Das alles wird nochmal in der Tirade von Madeleine am Schluss klar gemacht. Sie haben nur gegeben was die Massen wollten. Das Abwerten der eigenen Sünden und das Verteilen der Verantwortung, weg von sich, da man ja nur das gibt, was eh gewollt ist. Ich find es auch genial, das sich Flanagan für die Pharma Industrie entschieden hat. For Profit Medizin ist der Nährboden für die unmenschlichen und zermürbenden Taten, die man einen anderen Menschen antun kann, auf so einer unvorstellbar großen Skala. Es gibt nicht umsonst den hippokratischen Eid, an den den sich die Pharmaindustrie nie halten muss. Und dann regnet es noch Leichen vom Himmel. Ein schauriger Schauer, den Roderick und Madeline jederzeit verhindern können. Dieses gesellschaftlich riesige Problem wird von Flanagan, trotz einer so großen gravitas, unfassbar leichtfüßig gezeichnet. Und tatsächlich auch Visualisiert.
        Flanagan und sein unfassbar talentierter Stab haben es wieder geschafft. Man nimmt sich ein altes Konzept (z.B. Haunting of Hill House) und macht eine ganz neue Interpretation davon, die noch weit über die Originalwerke hinausgeht. Schon lange wurde ich nicht mehr von einer Serie gebannt, bei der ich jede Minute auskosten wollte. “The Fall of the House of Usher” ist ein großartiges Werk, nicht nur als Hommage an Poe, als Horrorgeschichte oder Serie an sich, sondern auch weit darüber hinaus!

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        • 7 .5

          Nach einem langen Arbeitstag, ist man dann doch manchmal zu müde, um einen ganzen Film anzuschauen. Dann sind wir (ich und meine Frau) via Amazon Prime auf Brain Games gestoßen. Eine Show von National Geographic rund um das Gehirn. Ich bin ein Fan davon, Wissenschaft auf interessante und fesselnd dargestellt zu bekommen. Da ich mit einer Psychologin verheiratet bin, wusste ich das meiste schon. Aber nichts desto trotz, waren die Infos immer interessant und vor allem gut rüber gebracht. Statt sich berieseln zu lassen, wird man als Zuschauer immer wieder aufgefordert, doch etwas näher hinzuschauen. Manchmal legen sie einen auch herein, aber das wird dann immer schnell in einen passenden Kontext gepasst, den am Ende des Tages sind wir halt einfach alle Menschen. Die aktive Komponente ist auch sehr schön und noch interessanter, wenn man seinen Partner neben sich hat.
          Die erste Staffel ist super und gibt einen wirklich tollen Überblick. In der zweiten Staffel nehmen sie immer wieder Aspekte von der ersten auf und gehen dabei in eine spezifische Richtung. Mit jeder Staffel gehen sie etwas tiefer und sie nehmen auch ganze psychologische Phänomenen durch. Besonders die Experimente mit einfachen Leuten sind immer faszinierend. Manchmal sind die Spiele und Beispiele etwas weit hergeholt, dass man sich wie im Intro von X-Faktor fühlt, aber das macht nichts, da die Folgen dann doch immer die Kurve kriegen und die wichtigsten Informationen spaßig und spielerisch rüberbringen.
          Brain Games ist super unterhaltsam und lehrreich zugleich. Was will man mehr?

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          • 8
            über Barbie

            Als ich zum ersten Mal von dem Barbie-Film hörte, wollte ich meinen Ohren nicht trauen: Greta Gerwig soll einen Barbie-Film machen? Die Frau, die uns solche Kleinode wie Lady Bird und Little Women gebracht hat, soll einen Film über die umstrittene Plastikpuppe machen? Aber sobald der erste Trailer kam, war ich bereit!
            Obwohl ich mit relativ hohen Erwartungen an den Film gegangen bin, hat er mich doch immer wieder überrascht und diese teilweise sogar meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Man merkt, dass sich Greta Gerwig und Noah Baumbach extrem viele Gedanken über den Film und das, was es repräsentieren soll, gemacht haben. Statt einer seelenlosen Abarbeitung, wird hier tief in die Geschichte von Barbie gegangen, inklusive dem starken Einfluss, welche die Puppe über Jahrzehnte auf die Gesellschaft hatte. Hinter jeder Szene, hinter jedem Set und Kostüm, steckt Unmenge von Arbeit und Hingabe. Barbieland ist ein faszinierender Ort, bei dem wirklich an alles gedacht wurde. Von den Kostümen in der Plastikbox, zu den niemals endenden Parties und dem einfachen und klaren Fakt, dass Barbie niemals die Treppen benutzen würde, sondern ganz natürlich in ihr pinkes Auto schwebt. Einer Gesellschaft, in der die Charaktere direkt für ihre Jobs geformt werden, und so in diesem Utopia leben. Erst als Barbie plötzlich beginnt, Sachen zu hinterfragen, beginnt auch das Fundament der Welt an zu bröckeln. Gut, dass man in ein paar einfachen Schritten in die echte Welt gehen kann. Nur blöd wenn diese teilweise noch verrückter und chaotischer ist, als die in pink gegossene Plastikwelt. Die Realität ist dann leider doch komplexer und beladener. Ungerechtigkeiten, Grausamkeiten und Traurigkeiten, doch mit einem Schimmer für das Gute in der Welt. Inmitten davon, wird auch noch über eine Tochter und Mutter erzählt, über zwei Generationen von Frauen in der doch immer noch sehr männlich dominierten Welt. Eine Welt, die Ken in seiner Naivität auch als Gospel verkündet und die Barbie Welt aus den Fugen wirft. So entwickeln sich Konflikte an verschiedenen Fronten, die dann am Ende doch alle irgendwie zusammenkommen.
            Es ist faszinierend, wie oft und geschickt mit dem Thema Barbie umgegangen wird. Der Trailer hat nicht gelogen, als er den Film für Barbie, Liebhaber, Hater und alle dazwischen angepriesen wurde. Wie vielleicht gute Intentionen (auch wenn sie nur den Verkauf anregen wollten) nicht unbedingt einen positiven Eindruck in der Welt hinterlassen, aber dennoch wichtig sind. Geschickt wird in dem Film auch gezeigt, wie kaputt unsere selbst geschaffene gesellschaftliche Realität ist, und wie fragil und auch irgendwie falsch die Utopie in Barbieland ist. Es ist unfassbar, wie viele Themen Gerwig in diesem Film auf so geschickte Art und Weise abdeckt, ohne dabei wirklich zu preachy zu werden. Denn auch wenn es um die Rolle der Geschlechter, um die gesellschaftlichen Korsetts und um den steinigen Weg der Selbstverwirklichung steht, steht dies niemals wirklich im Weg des Spaßes. Den Barbie macht Spaß. Die bunten Bilder, das clevere Drehbuch und die absurden Gedankenexperimente funktionieren einfach. Und das macht irgendwie das Genie des Filmes aus. Er hat all diese schwierigen Themen, die je nach Erfahrung und Fokus des Zuschauers anders wirken. Es wird aus kollektiven Erinnerungen und Erfahrungen geschöpft, die Kinder, Teenager, Erwachsene (ob Eltern oder Kinderlos) allesamt auf eine bestimmte Art und Weise angesprochen werden.
            Leider ist der Film für mich teilweise nicht tief genug gegangen. Es wäre schön, wenn sie am Ende eine wirkliche Gleichheit in Barbieland geschaffen hätten. Barbieland ist eine Utopie und es ist schade, dass sie es dann so halbgar angehen. Vor allem weil jegliche Bewohner nichts dafür können, dass sie sind wie sie sind. Natürlich hat ein Ken einen Nachteil, wenn er nur schnödes Beiwerk für eine Nobelpreis oder Präsidenten Barbie ist. Klar lässt sich das auch auf die echte Welt übertragen, aber gerade dadurch, dass Barbieland ein fiktionales Land ist, finde ich es etwas schade, dass man da nicht stärker darauf eingegangen ist, um zu zeigen, wie man es besser machen kann.
            Es grenzt schon fast an Naivität, wie viele dieser Themen sich der Film vornimmt. Es gibt ganze Serien, die nur einen Teil davon herausnehmen und es nicht schaffen, diese mit passenden Gravitas und Leichtigkeit zu erzählen. Dass Gerwig sich dies nicht nur vorgenommen hat, sondern dabei auch noch Erfolge erzielt, ist ein Triumph! Auch wenn der Film nicht perfekt ist, muss man das einfach Wert schätzen.

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            • 7

              The Boogeyman ist ein Film, der einiges an Potenzial bietet und auch handwerklich großartig ist, aber wegen seiner eher faden Geschichte es doch nicht nach oben schafft.
              Die Geschichte basiert auf Stephen King, was man auch merkt. Seine Art von Horror ist zurecht sehr klassisch, aber eben manchmal deswegen auch etwas bieder. Man hat eine alte Familientragödie, die sich auf eine neue transferiert und die düsteren Krallen ausstreckt. Es fällt immer erst die jüngsten an, die, bei denen man solche Ängste am liebsten abtut. Erst als auch die ältere Schwester zu glauben beginnt, wird es gefährlicher für die Familie. Der Geschichte ist okay, aber leider etwas flach. Es gibt auch einige nette Twists, die man nicht zwingend kommen sieht. Die Kreatur des Boogeyman ist leider auch etwas zu schwach gezeichnet. Es werden gewisse Regeln für das Monster hervorgehoben, aber sonst hat man keine wirkliche Ahnung davon, was er kann. Noch viel schlimmer ist dabei, das man keine Ahnung hat, warum er es so macht, wie er es macht. Wenn er unzähligen Schrottschüssel standhalten kann, warum dann auf diese Art und Weise? Immerhin ist das Design von Keith Thompson wieder bombenfest. Vor allem wenn das Wesen sehr nah an einen herankommt.
              Der Plot bietet für mich zwei Richtungen wie man den Horror am besten einsetzten hätte können. Entweder man macht daraus einen psychologischen Horror, der sich um das Trauma der Familie kümmert und deswegen immer zwischen Realität, Fiktion und Manifestation von Fiktionen in die Realität wechseln. Oder man geht speziell auf den Boogeyman ein, ein Apex Predator aus einer ganz anderen Dimension, der sich an dem Leid und Horror seiner Opfer ergötzt und es ein Film über das nackte überleben wird. Der Film an sich, schlägt beide Richtungen ein, ohne wirklich in die stärken der jeweiligen möglichen Narrative einzusteigen. Als ein gutes Beispiel kann man die Intro sequenz nehmen, die schon schön schaurig den Boogeyman inszenieren, aber dann auch jegliche Erklärungen nach psychischen oder halluzinatorischen Erklärungen zunichtemachen. So bekommt man etwas dazwischen, und so fühlt es sich leider auch an. Auch die Charaktere hätten gerne etwas mehr Entwicklung haben können.
              Handwerklich und technisch ist der Film großartig! Das Sounddesign gehört zu den besten, die ich seit langem gehört habe. Gerade das kräftige Rumpeln hat bei mir die Nackenhaare aufsteigen lassen. Die Kamera macht auch einen fantastischen Job, mit vielen sehr ästhetischen Shots und einem ständigen Bangen durch jegliche dunklen Flecken. Die Direktion ist auch gut gelungen, Rob Savage holt viel aus den Schauspielern und aus den Szenen heraus. Auch dass am Tag wieder Normalität eintritt, welche durch den düsteren Hauch der Dunkelheit zu faulen beginnt, fand ich sehr gut gelungen und hat die Erlebnisse noch etwas geerdeter anfühlen lassen. Aber durch die eher schwache Geschichte, kann der Film leider auch nicht sein ganzes Potential entfalten.

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              • 7

                Staffel 1
                Yellowjackets ist ein interessanter Mix, der manche Sachen herausragend macht, dann aber in anderen Bereichen etwas auf die Schnauze fällt. Nach dem Pilot habe ich mir gedacht,, wenn das so weitergeht, kann ich der Show nichts unter 8.5 geben. Nach dem Finale ist die erste Staffel dann doch nur auf einer 7 gelandet.
                Dabei hat alles so gut angefangen, die Pilotfolge ist großartig. Über eine Stunde bekommt man viele interessante Einblicke über das, was damals in der Wildnis geschehen ist und welche Effekte sich bis in das Hier und Jetzt gezogen haben. Eine Riege an Charakteren werden toll eingeführt und man bekommt schnell ein gutes Gefühl für die Stärken und Schwächen von jedem. Das Spiel mit den 90er und 2020er ist auch sehr gut gelungen. Während man im Jahr 2021 eine chronologische Abfolge hat, wird bei den Rückblicken auch manchmal etwas hervorlugt. Auch visuell ist diese Folge eine Wucht! Von den verstörenden Kostümen, in die die Charaktere scheinbar in der Wildnis hineinwachsen, bis hin zu dem zertrümmerten Bein von Ben, das mich tatsächlich aufspringen lassen hat.
                Leider hat sich diese Qualität und das Pacing nicht gehalten. Ich mag die Serie, aber das größte Problem ist meiner Meinung nach die Erzählstruktur. Anstatt in den 90ern auch gerne mal etwas nach vorne zu blicken, finden diese Teile nur noch Chronologisch statt. Das limitiert die Geschichte meiner Meinung nach extrem. Anstatt dass man die beiden Zeitlinien interessant miteinander verwebt, werden die Parallelen auf eine sehr unorganische Art und Weise erzählt. Da hätten sie sich gerne mehr Freiheit herausnehmen können und es auch gleich spannender gestalten können. Es hätte auch schon gereicht, wenn es nur immer wieder kleine Blicke in die Zukunft wären, die zu dem, was im hier und jetzt passiert, passend sind. Zum Beispiel hätte man so viel geschickter die Beziehung zwischen Travis und Nat erzählen können. Und es hätte auch das Pacing angezogen, da in der ersten Staffel irgendwie nicht viel Bewegung im Spiel war.
                Ich habe auch eine starke Diskrepanz zwischen den zwei Zeitsträngen gefühlt. Während ich alle in der Vergangenheit spannend finde, durch die Unberechenbarkeit, was wohl als nächstes stattfinden wird, interessieren mich die Charaktere 2021 nicht so sehr. Der Plot mit der Erpressung und dem Suizid waren an sich interessant, aber irgendwie hat es mich nie so gepackt. Auch dadurch, dass man nicht die ganze Geschichte, von denen, was sie durchgemacht haben, hat, kann man die aktuellen Beziehungen schwer einschätzen. Dass niemand wirklich gern mit Misty rumhängt, ist klar, aber auch sonst fühlt es sich irgendwie sonderbar getrennt an. Auch dass man schon von einigen Charakteren weiß das sie überleben, und es ihnen soweit gut geht, raubt einige Spannung von der Geschichte in den 90ern.
                Aber außerhalb davon bekommt man eine gute Show geboten. Die Schauspieler sind durch die Bank gut, die Geschichte interessant und mit überraschenden Wendungen gespickt. Der Soundtrack ist auch richtig gut, genauso wie das Sound- und Setdesign. Der Body Horror ist herausragend und hat selbst einen eingefleischten Horror-Fan wie mich, oftmals zusammenzucken lassen. Dadurch, dass diese Effekte auch nicht allzu oft auftauchen, sind sie, wenn sie es mal tun, äußerst effektiv.
                Ich glaube es wäre schön gewesen, wenn die Charaktere auch etwas mehr überzogen wären. Am Ende der ersten Staffel fühlen sie sich auf jeden Fall besser an, aber gerade am Anfang wirkt alles sehr dumpf. Außer Misty! Misty ist großartig von der ersten Minute an. So eine Art von einer Soziopathin bekommt man selten gezeigt. Sie gibt einem eine erschauderne Freude in der Vergangenheit, sowie auch im hier und jetzt.
                – Spoiler –
                Aber bevor ich zum Ende der Kritik komme, muss ich noch kurz etwas Frust loswerden. Das Finale hat mir die Serie echt etwas madig gemacht. Es war schön, dass die großen Konflikte, wie die der Erpressung, ein Ende gefunden haben. Aber solche Szenen, wie das die Gruppe verstörter Erwachsene, die gerade eine Leiche zersetzt haben und deren Leben kurz vor dem Kollaps standen, passten nicht, als sie in Slomo zu Pop Punk Musik in die Reunion einlaufen. Aber das war nichts, im Gegensatz zum Ende. Aus dem NICHTS taucht plötzlich ein Kult auf, der scheinbar schon die ganze Staffel lang im Hintergrund irgendwelche Boshaftigkeiten geplant haben. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass ein Kult das macht, aber es wäre schön gewesen, wenn man das besser eingefädelt hätte. So hat man das Gefühl, dass alles, worauf man in der ersten Staffel aufgebaut hat, dann irgendwie mit einer billigen Subversion über den Haufen geworfen wird. Für mich ist das nichts anderes als Daenerys, die dann in den letzten Folgen plötzlich alles niederbrennen möchte. Klar, das kann man machen, aber es sollte besser eingefädelt sein. Und auch ein Hinweis die zur Entschleierung des Kultes führt, das Leeren des Bankkontos von Travis, scheint mir auch zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Es wirkte nicht so als ob er viel Geld hatte. Und selbst wenn, es ist der Kult von Lotti, deren ein Haupttrade war, das ihre Eltern Geld ohne Ende haben. Warum sollen Lotti und ihre Anhänger das Geld von Travis seinem Konto stehlen?

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                • 4

                  Nachdem ich mir die neue Serie auf Disney Plus angesehen habe, war ich interessiert, wie andere Iterationen des Detektiv-Trios so inszeniert sind. Und wo mir die Serie eigentlich ganz gut gefallen hat, ist der Film, meiner Meinung nach, ein ziemlicher Reinfall.
                  Klar, ich bin nicht die Zielgruppe für diesen Film. Leider gibt es viel zu oft die Annahme, dass man sich bei Medien für Kinder keine große Mühe geben muss. Das finde ich sehr schade, denn Kinder haben oftmals mehr drauf als man ihnen zutraut. Nur leider gehört dieser Film zu dieser Kategorie, eher schlecht als recht. Dabei bietet der Film eigentlich viel an. Die Grundprämisse kann man gut machen (das hat die Serie gezeigt), ein spannender Detektiv Fall ist auch immer gut. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job, allen voran Jürgen Vogel, der sichtlich Spaß bei seiner Rolle hatte. Die Sets sind auch gut gelungen und bei der visuellen Inszenierung haben sie sich auch Mühe gegeben. Aber der Fall und die Narrative sind einfach viel zu seicht und inhaltsleer.
                  Es werden mehrere Stränge im Verlauf des Filmes aufgebaut, die dann nie wirklich interessant angegangen werden oder organisch zusammenkommen. Anstatt den Fall weiter auszuarbeiten oder die Charaktere weiterzuentwickeln, wird lieber viel Klamauk mit singenden Seemännern und kleinen, privaten Modenschauen abgespeist. Auch wenn solche Szenen entfernt etwas mit der Geschichte zu tun haben, streckt es nur unnötig die Laufzeit. Genau so auch der Streit mit Michi, der zwar ähnlich in der Serie so stattgefunden hat, aber dort etwas mehr Sinn gemacht hat. Es passieren einfach die ganze Zeit Dinge, damit etwas passiert. Der Fall ist leider auch nicht all zu spannend aufgebaut. Es werden ein paar rote Heringe gelegt, und hier und da mal ne Spur verfolgt, aber so richtig voran geht es dann doch nicht. Die Lösung des Falles kommt dann auch aus dem Nichts, was die ganzen Ermittlungen davor noch unnötiger wirken lassen, als sie eh schon war. Der Film weiß auch nicht genau, ob er jetzt total cartoonhaft sein möchte, oder doch lieber etwas geerdeter. Die sonderbare Uhr, welche als Walkie Talkie fungiert, die Folter Szene mit den Pestiziden, bis hin zur Bomben entschärfung. Der Film macht dabei irgendein spagat der weder in die eine, noch in die andere Richtung wirklich gut funktioniert.
                  Ich kann mir vorstellen, dass sehr junge Fans der Serie Spaß mit dem Film hatten. Aber nur weil es für Kinder gemacht ist, muss es noch lange nicht schlecht sein, und gerade die Serie hat ja gezeigt, dass es auch anders geht. Warum man nicht mit einem bomben festen Fundament anfängt, will sich nicht erschließen. Denn man kann die lahme Geschichte mit so vielen Modenschauen und dramatischen Hintergrundgeschichten und Hunden mit einer Perücke schmücken, am Ende bleibt es leider eine lahme Geschichte.

                  • 8

                    Battlestar Galactica ist meine persönliche Lieblingsserie. Eine Science Fiction Geschichte, die genau das macht, was ich an Science Fiction so liebe. Aber bevor es mit der Serie losging, gab es erst den Pilotfilm.
                    Es sind viele Jahre vergangen, seitdem die Menschen und die Cylons einen Waffenstillstand ausgemacht haben. Die groben Züge der menschlichen Sünde sind schon fast wieder vergessen. Die alten Schlachtschiffe, des vergangenen Krieges, ächzen und krächzen, und werden von einer der letzten Hoffnungen der Menschheit zu einem Museum umgebaut. Genau in diesem Übergang überfallen die Cylons und stoßen auf quasi keine Gegenwehr. Von einem Moment zum nächsten wird fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Chaos, Panik und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Die Galactica wird wieder aktiv. Adama möchte das Schiff bereit machen für den Gegenschlag, doch es gibt eine Kraft, die dagegen wirkt. Die neue Präsidentin Laura Roslin, eine Lehrerin, die aufgrund einer Formalität in ihre neue Rolle schlüpfen muss. Doch das ist noch nicht alles, Gaius Baltar hat unbewusst die Menschheit verraten, und fällt nun durch Manipulation und viel zu viel Glück immer weiter nach oben. Die Cylons sind auch anders als damals, sie sehen aus wie Menschen, und so bahnt sich eine Paranoia an, die durch die ganze Serie verfolgt wird.
                    Handwerklich ist es Wahnsinn, was sie 2003 auf die Beine gestellt haben. Klar, es gab ein paar HBO Shows davor, aber die Golden Age of Television hat noch nicht richtig angefangen. Die Sets sind gut durchdacht und teilweise richtig groß. Der Longshot am Anfang der Serie: Man hangelt sich von einer Person zur nächsten entlang, wie sie sich durch die Galaktika bewegen, durch die Gänge, über die Brücke, während sich alles im Aufbruch befindet. Und das alles ohne einen Schnitt! Wahnsinn! Es gibt einem ein authentischen Blick, wie es auf der Galactica zugeht. Die Kamera an sich findet auch immer einen Ansatz, das Erzählte auch nochmal auf visuelle Art und Weise zu festigen. Weiß man als Zuschauer schon seit Anfang, dass Six eben ein Cylon ist, hat die Szene, als sie mit Gaius schläft und ihr Rücken zu glühen anfängt, etwas beeindruckendes. Das Design ist auch wahnsinnig gut! Das Redesign der klobigen Cylons aus den 70er, die abgerundet und schnieke im Jahr 2000 angekommen sind. Ich liebe das Design der Galactica, der anderen Schiffe, der Cylon Basestars und Jäger und natürlich das der Vipern. Auch die Kostüme sind gut gewählt und bringen ein futuristisches Gefühl rüber. Natürlich ist das CGI eher schlecht als recht gealtert, aber es bricht selten die Immersion. Und die dann auch sehr markanten Dogfights fühlen sich schon von Anfang an intensiv an. Die Schauspieler sind auch durch die Bank gut. Adama als stolzer und stoischer Militär, Lee zweifeln mit sich selbst, wogegen Kara nur so vor Selbstvertrauen strotzt, Gaius als kleverste und nervöse Kakerlake aller Zeiten und natürlich Roslin, als gegengewicht zu alle dem. Mary McDonell hat mich abermals umgehauen. Die Szene in der Toilette, als sie den Schock ihrer Diagnose verarbeiten muss, ist grandios geschauspielert und bringt genau die schwere dieser Diagnose fühlen. Wie sie sich dann, nachdem die Cylons angegriffen haben, sich zu einer wahren Anführerin entwickelt, mit dem Herz und Hirn am rechten Fleck.
                    Das Drehbuch ist dabei auch extrem wichtig und fantastisch gelungen. In den drei Stunden werden alle wichtigen Themen und alle möglichen Thesen aufgestellt. Die vage Motivation der Cylons, die aus dem wackeligen Frieden entstanden ist, wurde großartig dargestellt in der ersten Szene, mit den Worten: “Do you feel alive?” gestellt wird. Über Gaius Six, die wie eine wahnwitzige Kultistin redet, anstatt einer kalten und kalkulierten Maschine. Das überwältigende Gefühl der nahenden Auslöschung der Menschen macht sich breit. Auch die Konflikte zwischen Militär und Politik. “They have to make babies” “... is that an order?”. Dass es jemand wie Roslin braucht, um den für Krieg getrimmten davon zu überzeugen, dass es nicht darum geht, sich die Köpfe einzuschlagen, sondern um die Menschheit zu beschützen. Darüber, was man für Opfer bringen muss, für das nackte Überleben, wie einfach Menschenleben zu einer Statistik werden. Über den Unbekannten Feind, der einen trotz Vorbereitung und Mechanismen, ohne Probleme ausrotten kann, und noch viel cleverer ist, als man zuvor angenommen hat.
                    All das zusammen baut auf beeindruckende Art und Weise das ganze Grundgerüst der Serie auf. Aber ganz Perfekt ist der Film dann leider doch nicht. Man merkt dem Film seine Länge schon an. Das Pacing ist an sich gut, bricht dann aber in der zweiten Hälfte für mich etwas ein. Aber der Film ist ein großartiger Start für ein fantastische Serie. Alle Figuren werden in ihre Positionen gestellt, und so kann die Suche nach der Erde beginnen. So say we all!

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                      In meiner selbst erlegten Aufgabe, Ridley Scott und seine Werke besser zu verstehen, darf natürlich auch der (bis dato) aktuellste Film nicht fehlen. Und meine Erwartungen und Vorfreude waren hoch. Ich meine, wenn jemand ein Biopic über eine Mode-Dynastie machen kann, dann doch Ridley Scott, der vor seinem ersten Film (The Duelist 1977) sein Brot mit ausgezeichneten Werbespots verdient hatte.
                      Aber leider wurde ich dann doch schnell ernüchtert. Dabei will ich gar nicht sagen, dass der Film schlecht ist. Das wäre objektiv falsch. Er hat eine interessante Geschichte, sieht durchgehend hübsch aus, mit guten Schauspielern, die (fast) alle einen guten Job machen. Lady Gaga hat mich als Patricia vollends überzeugt. Und auch Adam Driver macht einen fantastischen Job, als etwas schüchternen, exzentrischer Maurizio Gucci. Wer mich tatsächlich äußerst überrascht hat, war Al Pacino. Nicht, dass er ein schlechter Schauspieler sei, bei weitem nicht, aber seine Rolle in House of Gucci geht weit über seine anderen klassischen Rollen hinaus. Er spielt Aldo mit so viel Herzlichkeit, dass er schon fast ansteckend war. Und auch als der Verrat kam, hat er die Gravitas davon auf wirklich brillante Art und Weise rübergebracht. Im Allgemeinen war das Familiendrama sehr gut gezeichnet. Mit einem spürbaren Stolz, zu Hause Gucci zu gehören und an dem Familienbetrieb teilzuhaben. Das lässt das böse ausstechen und erpressen genauso wirken, wie es soll. Mit einem bitteren Nachgeschmack, der auch nach dem Film zurückbleibt.
                      Was aber gar nicht geklappt hat, war Jared Leto. Mein Gott, wie bekommt dieser Mann noch Rollen? Im Film haben sich die meisten Schauspieler einen markanten aber realistischen, italienischen Akzent zugelegt, welcher eine gewisse Authentizität rüberbringen soll. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie tatsächlich italienisch sprechen, aber das ist nicht so wichtig. Viel wichtiger und verwirrender ist das, was Jared Leto in diesem Film macht. Wer hat es ihm durchgehen lassen, so zu sprechen wie der Pizza Schachtel Mann aus den Simpsons oder Super Mario? Auch wenn sein Charakter und die Handlungen von ihm sehr wichtig für den Plot sind, fällt er mit seinem Schauspiel komplett aus der Rolle. Das merkt man auch, wenn er z.B. nur mit Lady Gaga zusammen spielt, und sie teilweise etwas überfordert von seinem cartoonhaften Schauspiel ist. Jede Szene, in der er aufgetaucht ist, wurde durch seine Anwesenheit aktiv schlechter. Die Maske hat einen super Job gemacht, aber er allein ist für mindestens einen Punkt Unterschied bei der Bewertung verantwortlich.
                      Der Film ist an sich gut, aber für mich wollte er einfach nicht so aufgehen. Ich habe gehofft, dass wenn ein Regisseur wie Ridley Scott federführend für einen Film über Gucci ist, dass er aus seiner Erfahrung als Werberegisseur schöpfen wird, und einem Modemuffel wie mir Gucci etwas näher bringen wird. Ähnlich wie vielleicht Berlin Calling mich näher an das davor eher stiefmütterlich betrachtete Genre ‘Techno’ gebracht hat. Ich habe gehofft, dass man danach auch als Laie die Ästhetik und den gewissen zeitlosen Stil von Gucci erkennen kann, aber das ist leider nicht der Fall.
                      Ein weiterer Aspekt ist die biedere Erzählweise, die nichts halbes und nichts ganzes ist. Wenn man Ahnung von dem Schicksal des Hauses Gucci hat, dann kann man sicherlich erkennen, wohin der Film geht. Ich persönlich hatte keine Ahnung davon, und war deshalb oftmals verwirrt, was der Film mir jetzt sagen will, oder wohin er als nächstes geht. Und als der Abspann dann über den Bildschirm flimmerte, konnte ich es besser deuten. Am Anfang habe ich gedacht das es eben um das Paar geht, das dies der Emotionale Kern ist, und das Haus Gucci eben ein Teil davon. Aber ab der Mitte, verliert sich dies und wird durch die aggressive Übernahme übertüncht. Das ganze kam für mich auch etwas aus dem Nichts. Man hat ja Patricia kennengelernt, als sie als Sekretärin für ihren Vater arbeitete. Woher plötzlich diese Gier nach Blut und Geld kam, kann ich auch immer noch nicht wirklich nachvollziehen. Wenn sie vielleicht schon früher gezeigt hätte, das sie auch bereit ist, ihre Finger dreckig zu machen um einen Vorteil zu erhaschen, dann wäre das nicht so aus dem nichts gekommen. Auch die Trennung der Beiden, spaltet meiner Meinung nach etwas den Film. Mauricio ist eben auch kein sehr nahbarer Charakter, der vor allem im Kontext mit Patricia, an etwas mehr leben und farbe erhalten hat. Jetzt wo sie weg war, und er auch die Tochter abgestoßen hat, ist er nur noch rätselhafter geworden. Warum hat er das gemacht? Warum ist er so weit gegangen? Und das ganze wird dann auch noch jäh beendet, als er auf seinem Fahrrad erschossen wird. So kam der Film nie wirklich für mich zusammen. Er hat eine Geschichte die er erzählen möchte, das macht er auch, und das solide. Aber der Film hätte so viel mehr sein können, stattdessen ist es leider ein Biopic von vielen, die trotz viel Mühe und Talent, schnell in vergessenheit geraten wird.

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                      • 8

                        Via einen Tweet von Guillermo Del Toro, bin ich auf den Film ‘No One Will Save You’ gestoßen. Und ich bin wirklich froh darum, dieser Film ist ein richtiges Kleinod, das man als Horror-Fan auf jeden Fall mal gesehen haben muss.
                        Man bekommt ein Einblick in das Leben von Brynn (fantastisch gespielt von Kaitlyn Dever), die abseits der rest der Welt auf einer kleinen Farm lebt und dort ihr Leben fristet. Wenn sie die Bubble verlässt, wird sie sofort nervös. Ihre Nachbarn schauen sie bösartig an, sie taucht lieber hinter Gebüschen oder Grabsteine ab, anstatt irgendwie Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wieder zuhause, versprüht sie ein Gefühl von kleinen Freuden und einem schnuckeligen Zuhause, in dem sie sich sicher fühlen darf. Diese Sicherheit wird aber jäh gebrochen, als an einem Abend ein sonderbares Wesen bei ihr eindringt und eine Menge Schaden verursacht. Am nächsten Tag versucht sie verzweifelt, Hilfe zu holen, doch sie bleibt auf sich allein gestellt. Doch sie gibt nicht auf, und bereitet sich auf einen weiteren Besuch vor.
                        Etwas, das diesen Film so besonders macht, ist, dass er fast komplett ohne Worte auskommt. Das gibt dem Film eine besonders universelle Begreiflichkeit. Der Regisseur und Drehbuchautor Brian Duffield hat sich selbst die Aufgabe gestellt, die Narrative auf diese spezifische Art und Weise zu erzählen, und er hat es mit Bravour geschafft. Wie schön die Wohnung der Protagonistin am Anfang als ein sicherer Ort inszeniert wird, nur um dann in der Nacht und im blauen Schimmer brutal zu zerbersten, war großartig gemacht. Vor allem mit so einer fragilen wie auch starken Protagonistin, die ja leider nicht viel in ihrem Leben hat und nun auch mit der Zerstörung ihres letzten Refugiums konfrontiert wird.
                        Durch die einfache, aber effektive Geschichte, bietet der Film auch etwas, das ich absolut liebe! Ähnlich wie z.B. bei Nope, kann die ganze Geschichte auch symbolisch gelesen werden. Ist es ein Film über Aliens? Über Trauma? Über einsamkeit? Oder über all das zusammen? Der Film bietet einem diese Ebene geschickt an, sodass man all das Geschehen nochmal interpretieren kann.
                        Nehmen wir doch mal das Trauma. Man merkt ja schon früh im Film, dass etwas nicht stimmt. Von den bösen Blicken der Nachbarn, zu den Besuchen auf dem Friedhof und der Reaktion des Sheriffs und seiner Frau. So muss Brynn nicht nur gegen fremde Wesen kämpfen, sondern auch gegen eine unfassbar tiefe Schuld, mit der sie sich täglich auseinandersetzt. Erst als die Wesen beginnen, Besitz von ihr zu ergreifen, bekommt man ein noch tieferes Verständnis dafür, dass sie ist, wie sie ist. Eine grausame Tat im Affekt, welche das Leben von vielen Menschen zerstörte. Welche Brynn in Selbstgeißelung sühnen möchte, findet dann am Ende eine andere Lösung. Dasselbe mit der Einsamkeit, die sie sich selbst auferlegt hat, mit grausamer Distanz zu jedem anderen, die dann am Ende irgendwie gebrochen wird.
                        Oder die Aliens: Die Grey sind eigentlich schon sehr ausgelutscht, und man hat sie in allen möglichen Arten und Weisen dargestellt gesehen. Aber so wie hier, tatsächlich noch nie. Entweder wollen sie uns etwas gutes tun, uns etwas böses tun, oder sind gefühllose Wesen. Diese hier, wirken aber eher interessiert. Wenn sich der Alien auf die Knie runter lässt und behutsam unsere Protagonistin beachtet, ist es nicht großartig anders, als wenn wir ein fremdes Tier oder ähnliches sehen. In meiner Interpretation wollten die Aliens Brynn nichts böses. Sie waren an ihr interessiert. Dasselbe auch mit dem kleinen Alien-Wesen, das eher wie ein Haustier wirkte. Klar hat es nach ihr geschnappt, aber als das Wesen die Chance hatte sie zu töten, hat er das nicht gemacht. Und auch die bedrohlichen ‘Daddy Long Legs’ wirken eher genervt davon das ihre Mission jetzt gestört wurde, anstatt das sie sie aus reinem Sport oder so töten wollten. Das ist meine Lesensart, aber man kann es auch ganz anders sehen, und es ist toll das der Film das zulässt.
                        Handwerklich ist der Film ebenfalls eine Wucht! Das Creature Design ist großartig! Noch nie habe ich Grey Aliens auf diese Art und Weise dargestellt gesehen. Die verschiedenen Körper und Modifikationen waren berauschend wie auch erschreckend. Im allgemein, die ganze Inszenierung der verschiedenen Orte, ist wirklich gut gelungen. Es ist auch toll, wie der Film nicht nur bei einer Stimmung bleibt. Das erste Mal, als die Fremden auftauchten, war ich so angespannt wie schon lange nicht mehr. Jedes Zucken oder Flacker hat mich aufschrecken lassen. Unfassbar was für eine gute Atmosphäre dort geschaffen wurde. Aber das kann sich durch den ganzen Film nicht halten, vor allem nachdem man die Monster gesehen hat. Deswegen geht Duffield dann in eine andere Richtung. Statt vorsichtig und behutsam, wird es etwas brachialer, aber das immer noch von der feinsten Qualität. So wandelt sich der Film geschickt und hält das Pacing oben.
                        No One Will Save You ist ein grandioser Horrorfilm, der handwerklich und erzählerisch richtig klotzt, statt kleckert.

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                        • 9

                          An sich bin ich überhaupt kein Fan von Vampiren. Das ganze Thema finde ich schon seit meiner Jugend ziemlich ausgelutscht und es ist auch nicht besser geworden mit dem kometenhaften Aufstieg von Twilight. Aber mit der Zeit schaut man immer mal wieder Filme (Byzantium) oder Serien (Midnight Mass) an, die dann doch sehr interessant mit dem Thema umgehen. El Conde ist so ein interessanter Fall. Ein Film, der mit viel mehr als nur seinem Plot besticht. Die Auswahl und der Einsatz von Musik, die Cinematographie und hervorragende Dialoge machen El Conde zu einem herausragenden Werk, das mehr an Bunuel als an Ann Rice oder Stephanie Meyer erinnert.
                          Das ganze beginnt schon mit dem herrlich bizarren Voiceover, welche trocken die Geschichte unseres Grafen erzählt. Von einem Soldaten des französischen Königshauses, zu einer der mächtigsten und grausamsten Herrschern auf der Welt. In überwältigenden Schwarz/Weiß Bildern sehen wir eine Gestalt, die über der Stadt schwebt, mit einer Klinge in der Hand, bereit, den jungen Opfern das Herz zu rauben. Weiter geht es zu einer Nonne, die vom Chor abberufen wird, um mit ihrem mathematischen Geschick eine wichtige Aufgabe zu übernehmen. Denn nun, da der Papa laut Papier tief unter der Erde begraben liegt, wollen die Kinder von Pinochet ihr zustehendes Erbe haben. In diesem Zeitraum ändern sich Zugehörigkeiten, neue Hoffnungen werden geschaffen und alte vernichtet, bis am Ende alles fein säuberlich geklärt wird.
                          Der ganze Film besticht aus seinem sehr eigenen Stil, Charm und Witz. Eine Art weiterführende und neu kontextualisierte Biographie über einen furchtbaren Kriegsverbrecher der Moderne. Mit einem sehr intimen Blick über den Grafen und seine Familie werden auf schwarzhumorige Art und Weise die Taten von Pinochet verarbeitet. Vor allem in den verstörenden Gesprächen zwischen Pinochet und seinem treuesten Gehilfen Fyodor, kommt der perfide Stolz beider besonders gut zum Vorschein. Aber auch bei den Rechtfertigungen von seiner Frau und Kindern, schwingt dauernd etwas Bitterliches mit. Wenn die nichtsnutzigen Kinder nach einem verborgenen Reichtum kiefern, die undercover Nonne als Buchhalterin auftritt und dem Grafen zur neue Lebensfreude beflügelt, bis zum Auftritt der Eisernen Lady, strotzt der Film nur so vor Absurditäten. Inklusive dem abstrusen Ende, das wahrscheinlich niemand so kommen sehen konnte. Man merkt auch, wie der Regisseur und sein Drehbuch Partner auf diese Art und Weise mit dem Trauma Pinochet umgehen. Der geknickte Stolz des Grafen, der von der Welt als Monster gesehen wird, obwohl sie keine Ahnung haben, dass er Blut trinken muss, um zu überleben.
                          El Conde ist ein gewagter und genialer Arthouse Film, der sehr feinfühlig und spitzfindig mit dem selbst gewählten Thema umgeht, und dabei etwas ganz besonderes erschaffen hat.

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                          • 8

                            Obwohl ich mich nicht so sehr für aktuelle Anime interessiere, ist das Rumoren um Konosuba nicht an mir vorbei gegangen. Jetzt, wo es all die Folgen, OVAs und Film auf CrunchyRoll gibt, gab es für mich und meine Frau kein zurück mehr.
                            Auch wenn Isekai nichts neues ist, ist das Genre gerade in aller Munde. Overlord, Re-Zero, Sword Art Online, um nur ein paar zu nennen. Konosuba erfindet dabei das Rad bei weitem nicht neu. Nein, eher im Gegenteil. Statt etwas ganz neues, fantastisch- und bombastisches zu bringen, dreht Konosuba eher ein bisschen zurück, um sich über das ganze Genre mit einem Augenzwinkern lustig zu machen. Die Welt, der Artstyle und die Quests in Konosuba sind sehr archetypisch. Der Kopflose Ritter sieht aus, wie man sich einen Kopflosen Ritter vorstellt. Die Protagonisten und auch die anderen Abenteurer im Hintergrund wirken alle wie die Stock Helden aus der RPG Maker Serie. Man könnte das als langweilig bezeichnen, aber ich finde es als eine interessante Dekonstruktion des Genres. Und das heißt nicht, dass die Charaktere visuell oder erzählerisch langweilig sind. Durch die typische ‘Mücke zum Elefanten' wird man von einer wahnsinnigen Situation in die Nächste geworfen. Dabei geht Konosuba sein eigenes Tempo voran. In Videospielen verbringt man meistens nicht mehr als ein paar Stunden in der Startstadt, auch in anderen Isekai kommt man etwas schneller in die Pötte. Am Ende der ersten Staffel sind sie immer noch in der ersten Stadt und am Ende der zweiten, sind sie bis auf einen Exkurs, auch nicht viel weiter. Dem phantastischen Abenteuer steht ein gewisser Realismus im Weg, vor allem mit dieser Crew. Eine ehemalige Göttin, die weder ihren Alkohol noch ihr Geld bei sich behalten kann. Eine kleine Hexe, die nichts anderes kann, als Dinge in die Luft zu jagen, und zwar nur einmal am Tag. Ein Paladinin, die nicht mal einen Felsen treffen würde, wenn er direkt vor ihr wäre. Und unser Protagonist, der merkt, dass das Abenteuer Erleben doch nicht so leicht ist, wie in einem Videospiel. Dennoch kommen sie irgendwie Schritt für Schritt voran, auch wenn sie sich nicht bewegen. Aber die Geschichte steht eh hinter dem Spaß bei Konosuba. Der Anime nimmt sich zu keiner Sekunde ernst und schafft in jeglichen Situationen noch irgendwelche Witze oder Absurditäten abzufeuern. Aber nicht nur dort glänzt der Anime, er ist auch schamlos Horny as fuck. Ich denke, dass es vielen Anime-Enthusiasten so geht, dass eine gewisse Sexyness eben manchmal dazugehört, und hier wird das Maximum gedreht. Darkness mit ihrem Masochismus schafft es auch, die ernsteste Lage in ein horny Spiel zu verwandeln. Wenn Kazuma mit seinem übertriebenen Glück Statuswerten den 'Steal'-Spruch einsetzt, hat er im Handumdrehen Unmengen von Höschen in der Hand. Die kleine Episode mit den Sukkubus wird dann plötzlich zu einem Hauptbestandteil der Beginner Stadt und der Motivation von so vielen Helden dort.
                            Handwerklich ist der Anime gut, aber nicht herausragend, auch wenn ich der Meinung bin, dass dies etwas am Charm des Stils gerüttelt hätte. Etwas mehr als Herausragend ist das Voice Acting. Anime auf japanisch bietet teilweise wirklich Großartiges. Und Konosuba ist für mich ganz oben dabei. Besonders Aquas Sprecherin macht einen fantastischen Job. Die Musik, das Pacing und die Animationen sind auch allesamt sehr gut.
                            Wenn man Spaß daran hat, was meine Frau und ich wirklich hatten, dann kann man mit Konosuba nichts falsch machen.

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                            • 6 .5

                              Dark Water ist immer mal wieder als Empfehlung bei meinen Streamingdiensten erschienen. Normalerweise halte ich mich von US-Remakes von asiatischen Horrorfilmen fern, aber an einem Abend bin ich doch zu schwach geworden. Und ich muss sagen, der Film ist besser als erwartet.
                              Dass ich das letzte Mal das Original gesehen habe, liegt viele, viele Jahre zurück. Ich wusste noch die Kernaspekte der Geschichte und dass der Film an sich in Ordnung war. Überrascht wurde ich dann von einer etwas anderen Geschichte, wie ich es in Erinnerung hatte. Scheinbar hält sich diese Verfilmung viel mehr an die Kurzgeschichte von Koji Suzuki, (der auch die Ring Romane geschrieben hat) anstatt sich Szene für Szene an dem Originalfilm zu halten. Was daraus entsteht, ist viel mehr ein psychologisches Drama, als ein klassischer Horrorfilm. Es geht hauptsächlich um das Innenleben der Protagonistin, und deren latenten Traumata, die sich über den Film immer stärker äußern.
                              Dahlia und ihre Tochter Ceci suchen ein neues Zuhause in New York, seitdem die Ehe mit Cecis Vater in die Brüche gegangen ist. Alles steht auf wackeligen Beinen, denn Cecis Vater möchte nichts lieber, als das alleinige Sorgerecht. Doch das sieht Dahlia gar nicht ein. Von ihrer Mutter wurde sie in ihrer Kindheit emotional missbraucht. Eine Wunde, die tief liegt und die sie ihrer eigenen Tochter ersparen möchte. Statt viel zu spät oder gar gar nicht aufzutauchen, ist sie immer zu früh dran. Genau das macht für sie auch den Unterschied, als sie endlich eine neue Wohnung für sich und ihre Tochter gefunden hat. Es ist alles andere als gemütlich, der Hausmeister und Makler sind auch nicht gerade vertrauenserweckend, aber es ist etwas. Doch dann beginnt Ceci sich sonderbar zu verhalten. Sie wird aggressiv und abweisend, spricht von einer unsichtbaren Freundin. Und hier beginnt schon der erste kluge Schachzug in der Inszenierung. Anstatt wie im Original, alles auf die Geisterhaften Wesen zu schieben, haben selbst die abstrusesten Situationen irgendeine natürliche Erklärung. Man schwankt ständig hin und her, vor allem wenn man von der psychischen Erkrankung Dahlias erfährt. Als unreliable Narrator weiß man nie genau, wieviel von dem gesehenen wirklich passiert oder doch nur eine Einbildung ist. Etwas, das auch an Dahlia zerrt und dann gegen Ende auch die Grenzen von hier und da überschreitet.
                              Handwerklich ist der Film gut. Das pacing könnte etwas besser sein, die Musik ist auch eher langweilig. Aber der Film hat auch so seine Highlights. Die brutalistische Architektur ist großartig eingesetzt und bringt auch das zermürbende und zerfallende Gefühl des Innenlebens der Charaktere gut rüber. Der Einsatz von Wasser ist wirklich fantastisch gelungen. Die Bilder der sich immer weiter ausweitenden Wasserflecken, der Wohnung unter Wasser und auch die Bedrohlichkeit des kleinen Wasserspeichers, ist wirklich toll inszeniert. Auch der Twist am Ende funktioniert genau so gut wie im Original. Die Schauspieler machen auch allesamt eine sehr gute Figur, allen voran Jennifer Connelly, die wirklich ALLES aus ihre Rolle herausholt.

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                              • 2

                                Ich bin kein Yu-Gi-Oh Fan. Als ich jung war hab ich auf RTL2 die erste Staffel angeschaut und das Kartenspiel etwas gespielt, aber ich bin nie wirklich mit den Charakteren oder der Geschichte warm geworden. Ein Freund, der gerade zu Besuch ist, und mit dem ich gerne mal schlechte Filme oder Videospiele genieße, hat vorgeschlagen, dass wir den Film anschauen. Dieser Film soll Seto Kaiba so gut rüberbringen wie kein anderer, und auch wenn ich gar kein Fan von dem Film bin, hat er mich in dieser Hinsicht wirklich überzeugt.
                                Der Film spielt nach dem Ende der Serie. Yugi und seine Freunde leben eine friedliche Existenz, während Kaiba einen Space Elevator gebaut hat und noch eine Revanche gegen den Pharaoh sucht. Ein neuer Spieler betritt die Bildfläche, um mit einem Plan Rache an alle möglichen Menschen ausüben. Keine Weltbewegende Geschichte, aber Yu-Gi-Oh ist auch kein weltbewegendes Anime. Es soll den Fans nochmal einen Einblick in das Leben der Protagonisten geben und dabei eine kleine Geschichte erzählen. Aber klein können weder Kaiba noch die Macher von Yu-Gi-Oh. So geht es dann um verschiedene Dimensionen und das Schicksal allen Seins. Mit einer Laufzeit von zwei Stunden ist der Film schon ein ziemlicher Brocken. Leider nutzt der Film die Laufzeit nicht so effektiv. Er ist durchtränkt von Pacing Problemen und einem fehlenden Fokus auf dem, was er erzählen möchte. Er nimmt sich auf dem Papier viel vor, mit überzogener Gravitas, die wie ein leichtes Lüftchen sich im Nichts auflöst. Bei Yugi geht es darum, dass er nun alleine zurechtkommen muss und seinen früheren, parasitären Freund vermisst. Kaiba möchte einfach nur noch einmal gegen den Pharao spielen und setzt alle möglichen Ressourcen ein, um das möglich zu machen. Der Gegenspieler des Filmes wurde als Kind von einem Mann gerettet und tut alles, um seine Lehre misszuverstehen. Und Joey und der Rest der Crew machen irgendetwas. Die Jagd auf das Milleniumspuzzle ist ganz nett, obwohl man als Zuschauer weiß das es den Pharao nicht zurückbringen wird, was die Motivation von Diva und Kaiba eigentlich ausbremsen sollte, aber sie wissen es einfach nicht. Das macht das Zuschauen etwas frustrierend, vor allem am Ende, als der Pharao tatsächlich auftaucht. Das Duell am Ende der Serie sollte zeigen, dass Yugi endlich erwachsen geworden ist, dass er den Pharao nicht mehr braucht und nun endlich selbst zurechtkommt. Dadurch dass er am Ende des Filmes wie ein Deus Ex Machina auftaucht und randomly alles rettet, macht das Ende der Serie kaputt. Diva und die Quanten Kinder werden dabei auch sehr schlecht genutzt. Der ganze Plan von ihm ist von anfang an fehlerhaft und kann so nicht aufgehen. Auch die sonderbaren Dimensionen in die er seine Opfer schickt, wirken konzeptuell auch viel besser, als es am Ende ausgearbeitet ist. Ein Aspekt der aber tatsächlich klappt, ist Kaiba. Er ist immer noch der herrliche, selbstbezogene Idiot der sich viel zu ernst nimmt. Dass er diese Weltraumstation nur dafür aufgebaut hat, um in Schwerelosigkeit ein Puzzle zu machen, und es danach in die Luft jagt, oder am Ende des Films ZEITREISE ENTWICKELT nur um ein Kartenspiel zu spielen, hat schon was besonderes an sich.
                                Als Fan von Trading Card Games, liebe ich vor allem die strategische Aspekte. Ich kann auch große Freude daraus ziehen, Matches zuzusehen und die Gedanken hinter den Zügen zu verstehen. Das war auch ein Aspekt, der mir an Yu-Gi-Oh gefallen hat, auch wenn das, was im Anime passiert, nicht immer direkt auf das Kartenspiel übertragbar war. Aber dieser Punkt ist mit Abstand der enttäuschendste Film. Die Duelle sind ein heilloses Durcheinander. Vor allem, wenn man irgendwie mit ganz neuen Regeln im Dimensions-Duell gegenübersteht und dann gar nicht mehr blickt, was geht. Es fühlt sich auch so an, als ob keiner der Charaktere jeweils etwas von Fallenkarten gehört haben, da sie immer wieder davon überrascht werden. Die Duelle fühlen sie an wie zwei Kinder auf dem Spielplatz, die dann irgendwann nur noch brüllen: “IMMER ZWEIMAL MEHR ALS DU!!!!”. Das Schlimmste war eindeutig am Ende, als der Pharao zurückkam und in der plattesten Deus Ex Machina das letzte Duell beendete, als ob den Machern das Geld und die Zeit ausgegangen sind.
                                Again, ich bin kein Yu-Gi-Oh Fan, aber ich kann Intentionen und Themen in Geschichten erkennen und Wertschätzen. Ich verstehe, warum sie den Film gemacht haben, was sie erzählen wollten. Konzeptuell bietet die Geschichte auch so manches, aber all das scheitert an der Umsetzung. Ich denke , dass ein Film mit nur Kaiba und Yugi und ihrem Umgang mit dem verlorenen Pharao richtig gut werden könnte. Daher mehr Fokus auf die Duelle, mit wirklich interessanten Zügen, anstatt nur einem Effektfeuerwerk, das nicht wirklich aufgehen will.
                                PS: Derselbe Freund hat uns dann noch einige Szenen im Original gezeigt, und ich muss sagen, dass es schon Wahnsinn ist, wie sehr die 4Kids Synchro den Film kaputt gemacht hat. Nicht, dass der Film sonst gut sei, aber immerhin wirken die Kämpfe etwas verständlicher.

                                • 6 .5
                                  über Legende

                                  Ridley Scott und Tom Cruise sind ja sehr bekannte Namen, wie kann es dann sein, dass ich von diesem Film noch nie gehört habe? Ein Fantasy-Film aus derselben Feder wie Blade Runner und Alien? Sign me up! Bevor ich tiefer in den Film eintauche, möchte ich kurz klarstellen, dass es auf Disney Plus nur den Theatralischen Cut gab und nicht den Directors Cut.
                                  Wenn man den Film einwirft und ein Herr der Ringe-Erlebnis erwartet, wird man leider enttäuscht. Legende ist mehr ein Märchen als ein Fantasy-Epos. Es gibt nur eine Hand voll Charaktere, die nicht über ihre Archetypen hinauskommen. Von der reinen Prinzessin, zu den verschiedenen magischen Wesen und der Manifestation der Dunkelheit als Teufel. Die Logik der Welt ist dabei auch sehr einfach gestrickt, wie ein Märchen eben.
                                  Handwerklich lässt der Film mich sehr zwiegespalten zurück. Die Szenen haben schon eine sehr besondere Ästhetik, vor allem bei all dem Schnee, Pollen oder sonst etwas, die durch die Gegend fliegen. Das Bild steht niemals still. Mich persönlich hat die Ästhetik leider nicht so angesprochen. Es erinnerte mich an irgendwelche kitschigen Fantasy Gifs, die von Glitzer überzogen sind, sodass einem schon fast schlecht davon wird. Die Sets sind sehr zauberhaft gestaltet, fernab von jeglichen Fesseln des Realismus. Erzählerisch und auch musikalisch hat sich Scott an allen möglichen Märchenfilmen inspirieren lassen und er macht auch keinen Hehl daraus. Das Schauspiel ist Theatralisch überzogen und man hat das Gefühl, dass man sich nur etwas vorbeugen muss, um das Orchester im Graben spielen zu sehen. Aber leider hat der Soundtrack mir auch gar nicht gefallen. Hier könnte der Theatrical Cut schuld sein, da der Soundtrack von der deutschen Gruppe “Tangerine Dream” gemacht wurde, die ich trotz regen Interesses an Kraut- und Prog Rock überhaupt nicht ausstehen kann. Aber gegen Ende hat der Film nochmal echt aufgeholt. Die Tanzszene ist brillant und mesmerizing. Darkness ist eine imposante Figur und wird grandios von Tim Curry gemimt. Und der letzte Konflikt ist ebenfalls sehr interessant. Meine Frau wurde von der ersten Szene an gepackt und war hellauf begeistert, bei mir hat es leider erst viel zu spät gezündet, bis dahin war der Film auch leider schon vorbei.
                                  Ich würde Leuten empfehlen, vielleicht erst einmal ein paar Szenen auf YouTube anzuschauen, bevor man sich komplett in den Film wirft. Es gab das Gerücht, dass der Film als Inspirationsquelle für “The Legend of Zelda” sein sollte, das hat sich leider nicht bewahrheitet, aber man kann sehen woher der Gedanke kam.

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                                  • 7 .5

                                    Roland Emmerich ist ein relativ schweres Thema. Durch eine Unmenge von schlechten Filmen (allen voran Moonfall) war ich mir nicht sicher, ob er überhaupt jemals einen guten Film gemacht hat (außerhalb von dem Cheesy 2012). So waren meine Erwartungen nicht all zu hoch, als meine Frau und ich diesen Blockbuster aus dem Jahre 1996 reingehauen haben. Doch jegliche Sorgen wurden alsbald weggeblasen und meine niedrigen Erwartungen locker erfüllt.
                                    Dafür, dass der Film aus dem Jahr 1996 stammt, und man Emmerich heutzutage mit furchtbaren CGI Gemetzel in Verbindung bringt, ist dieser Film überraschend gut gealtert. Klar, die paar CGI- oder Greenscreen-Effekte merkt man, aber der Film profitiert von all den praktischen Effekten. Die Explosionen in New York und Washington sehen nach wie vor großartig aus und wirken im Kontext des Filmes genau so heute wie damals. Das liegt auch an dem ausgezeichneten Design durch den Film hindurch. Die Aliens sehen in ihren Exoskeletten und außerhalb von ihnen nach wie vor widerwärtig und gruselig aus. Scheinbar hatte das Team, das für das Creature Design verantwortlich war, so einen guten Job gemacht, dass sie einfach zwei Designs genommen haben.
                                    Aber auch abseits von den rein visuellen, ist der Film ein Blockbuster wie er im Buche steht. Das Pacing ist großartig und es kommt niemals eine langweilige Minute auf. Mit einer großen Anzahl an Protagonisten, baut sich die Geschichte geschickt Stück für Stück zusammen. Natürlich sind keine der Charaktere wirklich herausragend, aber das was sie machen soll, machen sie mit Bravour. Es findet auch viel Entwicklung unter den Charakteren statt, was gar nicht so leicht ist, bei so einem großen Cast. Natürlich sind sie alle nur Stereotypen mit ein paar herausragenden Merkmalen, aber er schafft es jeden irgendwie einen besonderen Moment zu geben. Man merkt dass Emmerich diese Formel immer wieder nutzen möchte, aber so geschickt wie in Independence Day, hat er es meiner Meinung nach nie wieder hinbekommen.
                                    Eine Szene, die ich dabei gerne hervorheben möchte, ist, dass die First Lady stirbt (für immer Präsidentin Roslin für mich!). Erst wirkt es sehr cheesy, wie der ganzen Film eben, aber als die junge Tochter (übrigens Mae Whitman, bekannt aus Arrested Development, Scott Pilgrim und als Stimme von Katara in Avatar) die Hand auf die ihres Vaters legt, sind auch mir ein bisschen die Tränen gekommen. Ihr Vater muss die ganze Zeit kämpfen und alles unter Kontrolle behalten, und in diesem kleinen, zärtlichen Moment, darf er sich verwundbar zeigen, vor seiner eigenen Tochter. Ganz ehrlich! Wirklich großartig!
                                    Der Film verliert dabei nie das Aus dem Auge, was wichtig ist. Eine herrlich cheesy Geschichte, die innerdiegetisch Sinn ergibt und deshalb einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Es ist etwas sonderbar, dass bei einem so internationalen Vorfall man nur die Sicht der USA bekommt, aber das ist auch egal. Immerhin haut der Präsident eine der besten Reden der Filmgeschichte hinaus und steigt danach in einen Jet, um Aliens zu bekämpfen.

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                                    • 3 .5

                                      Um ein möglichst gutes Bild von Ridley Scott und seinen Werken zu bekommen, schaue ich gerade alle möglichen Filme von ihm an. Langsam bin ich dann auch mit den wichtigsten Titeln durch. Black Rain hat mich, als Japanologen, natürlich sofort interessiert.
                                      Der Plot liest sich auch wie “Ich möchte das Feeling von Blade Runner nicht hergeben, auch wenn es ein Flop war”. Wenn sich der Protagonist durch dampfende Gassen, vorbei an Händlern, die in fremder Sprache ihre Ware anbieten, merkt man, dass es ein Scott Film ist. Es wäre aber auch schön, wenn es über das Visuelle hinausgeht. Abseits davon, und der teilweise sehr interessanten Darstellung von Japan und den Yakuza, hat der Film leider nichts zu bieten.
                                      Das fängt vor allem mit dem Protagonisten an. Die Einführung mit dem Motorradrennen ist bei mir komplett vorbeigeschossen. Auch wenn Michael Douglas eigentlich ein cooler Typ ist, wirkt er wie ein Rentner, der sich gerade so auf dem Motorrad festhalten kann. Er hat mich teilweise an DeNiro in ‘The Irishman’ erinnert, was kein Kompliment ist. Er bringt dann für das Rennen einen Mann in Lebensgefahr, um glücklich ein paar Scheine einzupacken. Das wäre okay, wenn der Charakter Böse sein soll, aber er ist der Held. Wenn er akward über die Schanze springt, soll das cool sein. Wenn er aggresiv und scheiße zu allen und jeden ist, soll das seine unahbare, ultra coole Seite zeigen. Man könnte Nick als proto amerikanischen Held darstellen, der in der fremden, japanischen Kultur nicht zurechtkommt, und das machen sie zum Teil auch. Aber er erfährt nie wirkliche Konsequenzen für sein Handeln. Wenn er Respektlos durch Nippon stampft, irgendwelchen Zeugen auf die Fresse gibt, oder die Gastfreundschaft von ihren Hosts ausnutz, die das ausbaden müssen was er verkackt hat, fühtl sich das einfach scheiße an. Tatsächlich, nachdem sein Partner geköpft wurde und er am Ende seiner Kräfte ist, entwickelt sich sein Charakter plötzlich. Die Szene war sehr stark und hat seinem Charakter mehr Tiefe gegeben. Aber das kommt leider viel zu spät. Auch der letzte Konflikt ist sehr komisch, da Nick ja eigentlich nichts damit zu tun hat und dann einfach mit ballert.
                                      Die Darstellung von Japan finde ich sehr interessant. Vor allem von einem Fan japanischer Ästhetik (just look at Blade Runner), wird hier Japan etwas anders gezeigt. Die ganze Produktion war anscheinend extrem genervt von Japan und ihrer überdrehten Bürokratie. Das hat sogar soweit geführt, dass der Cinematograph mittendrin das Handtuch geworfen hat und von Jan de Bont (Regisseur von Speed) ersetzt wurde. Man merkt tatsächlich auch einen visuellen Shift im Film, der ab der Mitte tatsächlich nochmal richtig nachlegt. Dieser Kulturschock kommt sehr gut rüber. Black Rain hat etwas von “Lost in Translation” in der Form eines Thrillers. Wir erleben die Bubble Economy Japan, mit ihrer überdrehten Kultur, Unmengen von Geld und einer ganz anderen Herangehensweise und Lebensphilosophie, zu der von Nick und Charlie. Es ist auch richtig schön, dass sie mit echten Japanern zusammenarbeiten , und diese auch nicht untertiteln (bis auf ein Gespräch am Ende). Die Ästhetik wird toll eingefangen, und die krassen Reibungen innerhalb der verschiedenen Hierarchien sind wirklich gut zu spüren. Masahiro ist ein interessanter Guide durch dieses Chaos, der aber auch nichts gegen Nicks Ignoranz machen kann. Immerhin hat er es irgendwann endlich geschafft, dass sie Sato richtig aussprechen, was mir teilweise echt Schmerzen zugefügt hat. Ich fand es tatsächlich schön, zum Beispiel die Bousouzoku zu sehen, wie sie einfach nur durch die Gegend fahren, um zu nerven. Eine sonderbare Subkultur, die aus dem unfassbar stringenten Korsett der japanischen Gesellschaft entstanden ist. Was mir dann auch noch gut gefallen hat, war der letzte Konflikt der Yakuza. Sato als ein neuer Typ Japaner, der stark unter amerikanischen Einflüssen aufgewachsen ist, und deshalb sich von den alten Oyabun und ihren antiquierten Vorstellungen von Ehre unterscheidet. Es ist auch schön, dass Sato und Nick teilweise gleichgesetzt werden, da Sato ebenfalls macht, was er möchte und keinerlei Konsequenzen dafür spüren muss.
                                      Aber das sind nur teile des Filmes, und leider schlägt sich Black Rain als Gesamtwerk bei weitem nicht so gut, wie die positiven Aspekte. Nick ist wirklich unerträglich. Der Film fühlt sich auch sehr Kopflos an, sobald sie in Japan angekommen sind. Es nervt das Nick mit allem durchkommt was er tut und am Ende auch als Held da steht. Die Struktur ist einfach nicht da, und so kann man kaum mitfühlen oder -fiebern. Ich glaube das liegt auch daran, das der Film sich etwas zu ernst nimmt. Man kann schlecht einen Film mit einer cheesy Motorradszene starten und mit so einem kompromisslosen Comic Charakter, und dabei denken, man erzählt eine ernste Geschichte. Wäre alles etwas loser, würde es sich nicht so ernst nehmen, hätte der Film richtig cool werden können. Aber so wird es einfach zu einem subparen Action Thriller der Zeit. Es will alles einfach nicht so zusammenpassen und macht das Anschauen dann auch sehr draining. Bezeichnend dafür sind die finalen aufenthaltsorte der Geld Presstafeln, welche der McGuffin des Filmes sind, zumindest für die Yakuza. Wenn der Film goofy wäre, hätte man das mit einem Augenzwinkern beenden könne. Aber dadurch das der Film sich so ernst nimmt, wirkt es wie eine gigantische Gefahr für Mas, anstatt einem netten Geschenk.

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                                      • 8 .5

                                        Nach unzähligen Werbespots, wollte sich Ridley Scott einmal an einem Spielfilm messen. Um möglichst günstig zu bleiben, hat er damals eine Public Domain Geschichte genommen, und selbst ein Drehbuch in Arbeit gegeben. Mit der jahrelange Erfahrungen aus dem Werbebranche, weiß er genau wie man sich mit vielerlei Tipps und Tricks behelfen kann. So hat er es geschafft, aus lächerlichen 900.000$ Dollar (“Saturday Night Live” hatte fast das vierfache und der “Exorists 2” das 15 fache Budget) ein episches, jahrelanges Drama zu spinnen. Es wurden keine extra Sets gebaut! Alles was man sieht ist vor Ort gefilmt worden. Ob es nun eine Kneipe in einem Dachstuhl, eine großes Anwesen oder eine zerfallende Burg ist. Wer auch immer sein Location Scout damals war, verdient alle Ehre der Welt. Die Kostüme und Extras sind ebenfalls herausragend, sodass man keine Sekunde glaubt, das es hier um eine Budget Produktion handeln soll. Das ganze wird durch ein tolles Drehbuch, vielen sehr sorgfältig gewählten Szenen und herausragenden Schauspielern vertieft.
                                        Man merkt, dass Barry Lyndon ein Vorbild für The Duelist ist. Er möchte ebenso malerische Bilder auf die Leinwand zaubern. Und das gelingt ihm vollkommen. Mit einem großartigen ästhetischen Auge gelingen ihm Einstellungen, die auch heute noch beeindrucken. Er hatte wohl auch schon damals ein gutes Gefühl, welche Künstler er sich an Bord holte. Die ständigen Duelle sind fantastisch inszeniert und choreographiert. Die ständigen Schnitten, wie man es aus “Gladiator” oder “Kingdom of Heaven” kennt, gibt es hier nicht. Es wird sich viel Zeit und Mühe für die Duelle genommen, sodass man gespannt jeder Zuckung, Schwung und Sprung folgt.
                                        Etwas, das mir leider gefehlt hat, war Kontext. Seit meiner Jugend hatte ich ein großes Interesse an Napoleon und seinen Feldzügen, weswegen ich mir einiges schon denken konnte. Aber auf manche Aspekte bin ich erst beim erneuten Nachlesen getroffen. Einer der größten Konflikte zwischen Feraud und d’Hubert ist tatsächlich ihr Stand. Etwas das Napoleon zu so einem Kometenhaften aufstieg geholfen hat, ist das er die Energie und Ideale der Französischen Revolution aufzugreifen und zu seinem vorteil zu nutzen. D’Hubert stammt aus einem Adelsgeschlecht, bei dem der Militärdienst schon in DNA geritzt ist. Feraud dagegen stammt aus dem Volk. Wahrscheinlich hat er unter den alten Militär gelitten und wird fuchsteufelswild, wenn Napoleon beleidigt wird, oder sich als etwas besseres als ihn auffasst. Das wird auch sehr schön in der Sprache der zwei Charaktere dargestellt. D’Hubert weiß, wie man sich korrekt und höflich ausdrücken kann, wogegen Feraud kein Interesse an solchen Kleinigkeiten hat. Das spiegelt sich auch in ihrer Herangehensweise wider. Wie ein wilder Hund, wirft sich Feraud gerne in jedes Getümmel. Er missbraucht das Duell, um sein eigenes Ego und Minderwertigkeitsgefühl zu bekämpfen, Stich um Stich. Dagegen d’Hubert, der dem Duell nachgehen muss, aufgrund von Ehre. Der ganze Film hangelt sich an den wahre ereignissen voran, und den ständigen Duellen, welche immer die Gefahr des todes mit sich bringt. Dabei wird auch auf interessante Art und Weise erörtert, wie viel Ehre eigentlich in einem Duell steckt. Wie tief darf man gehen, um das eigene Gefühl der Ehre zu schützen oder zu pflegen? Zwei Fähige Soldaten bekämpfen sich Jahr für Jahr, bis an den Tod heran. Und warum? Das findet in dem letzten Duell dann auch sein Zenit, als d’Hubert durch starke Worte, statt Stiche, den ewigen Kampf abschließt.
                                        Der Film gibt einem einen wirklich authentisch wirkenden Eindruck des frühen 19ten Jahrhunderts. Durch die Orte, Kostüme und vor allem auch Maske wird man direkt in die Napoleonische Zeit hineingezogen. Auch durch die gesellschaftliche Struktur, die sich im Verlauf des Filmes ja auch ändert, bekommt man einen tiefen Einblick. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Schwester von d’Hubert, die sehr stur und mit Eigenwillig ihr Leben ausgezeichnet bestreitet, und nun ihrem Bruder unter die Arme greifen möchte. “Nothing Sensible Goes Out Of Fashion!” ist ein wahnsinns Satz, der mir erst mal noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird.
                                        The Duelist ein verdammt gutes Erstlingswerk, das meine Erwartungen sogar noch übertroffen hat. Eine Geschichte über zwei Menschen, in immerwährenden, unnötigen Konflikten, und den Narben, die diese mit sich ziehen.

                                        • 8 .5

                                          Bei der Recherche über Ridley Scott, hole ich gerade alle möglichen Filme von ihm nach, die mir all die Jahre zuvor durch die Lappen gegangen sind. Thelma und Louise stand dabei ganz oben auf meiner Liste, weshalb ich es mir extra für später aufgespart habe. Und was soll ich sagen: Der Film wird seinem Ruf gerecht. Thelma and Louise ist ein wunderschöner, aufregender und teilweise auch emotional zermürbender Road Trip über zwei Frauen, die von einer furchtbaren Situation in die nächste geworfen werden. Was eigentlich als ein kleiner Wochenendtrip zu einer Hütte beginnt, wird alsbald zu einer Flucht vor dem Gesetz. Eine Flucht, welche die erhärteten Schalen der Protagonisten zerbersten lässt und sie in ganz neue Richtungen entwickeln lässt. Ridley Scott funktioniert am besten, wenn er ein starkes Drehbuch zur Hand hat, und das Oscar Prämierte Drehbuch ist fantastisch! Die Charaktere wirken ausgearbeitet und herrlich eingelebt, was durch ihre Handlungen und Reaktionen immer weiter vertieft wird. Und wie es bei einem Road Movie der Fall ist, ist der Weg viel wichtiger als das Ziel.
                                          Nehmen wir Thelma: Sie ist zutiefst unglücklich in ihrer Beziehung mit Daryl, der sie eher wie sein Eigentum behandelt, anstatt eine lebendige Person, die Liebe verdient. Regeln gelten für sie, aber nicht für ihn. So ist es schon ein mutiger Schritt, einfach zu gehen, auch wenn der Mut aus Feigheit gewachsen ist, da man mit ihm einfach nicht reden kann. Sie ist äußerst naiv und Weltunerfahren. Sie nimmt zwar eine Waffe mit, falls ein ausgebrochener Psycho-Killer sie auf der Hütte überraschen sollte, aber sie verliert sich sofort in die ersten aufmerksamen Augen, egal wie viele Warnungen von außen auf sie eindringen. Diese Naivität muss sie schnell bezahlen, als die aufmerksamen Augen kein Nein hinnehmen. Gerettet wird sie nur knapp von ihrer Freundin, die den Vergewaltiger dann auch prompt erschießt. Aufgelöst, hängt sie sich an Louise, um von dem ganzen Chaos zu flüchten. Diese radikale Situation hat etwas in ihr verändert. Man sieht, wie sie mit der Situation zurechtkommt. Ihre Schminke wird zu einem wichtigen Anker, etwas, das sie noch kontrollieren kann, während alles um sie herum zerfällt. Als sie dann noch den Cowboy JD kennenlernt, entwickelt sich eine ganz neue Seite von Thelma. Endlich befreit von den Fesseln der viel zu frühen Ehe und ausgerüstet mit einem ganz neuen Mindset, möchte sie diese neue Freiheit für nichts in der Welt eintauschen.
                                          Louise ist erfahrener und pustet den aufmerksamen Augen auch gleich Rauch entgegen. Sie versucht die Situation irgendwie unter Kontrolle zu behalten. Man erfährt auch in einem Dialog mit ihrem Freund, was für ein Typ sie schon immer war. Statt bei dem einfachen Flirtversuch zu schmelzen, forderte sie Jimmy mit geschlossenen Augen heraus. Mit ihrem letzten Notgroschen möchte sie für sich und Thelma ein neues Leben in Mexiko aufbauen. Ihr natürliches Misstrauen, hält für eine Zeit das Paar zusammen, aber nachdem der Notgroschen nun auch verschwunden ist, zerbricht sie. Nicht nur sind ihre Chancen jetzt um einiges schlechter, sie hat auch einer rauen, aber auch ehrlichen Liebe dafür den Riegel vorgeschoben.
                                          Die Juxtaposition zwischen den zwei Frauen funktioniert wirklich toll. Louise übernimmt sofort die Kontrolle und weiß wie man sich am besten und cleversten durchschlägt. Erst als sie das Geld verliert, übernimmt Thelma mehr verantwortung auf sich, treibt sie weiter in die scheiße, aber immerhin voran. Beide wandeln sich, das sie für den anderen da sein können. Beide sind in ihrem Leben unglücklich (Thelma noch um einiges mehr als Louise), aber sie finden in ihrer Freundschaft und der wahnsinnigen Freiheit ganz neue Aspekte an sich selbst.
                                          Aber nicht nur unsere Protagonisten sind gut geschrieben. Harvey Keitel als empathischer Cop Hal versucht wirklich alles, um ihnen zu helfen. JD ist ein Scharlatan, der aber mit Charm alles zurecht biegen kann. Selbst der Truck Driver wird interessant inszeniert, als Macho Schwein, der am Ende tatsächlich mal Konsequenzen für sein Verhalten bekommt, die ihn vielleicht nochmal nachdenken lässt, ob er sich wieder so verhält. Aber am besten ist eindeutig der Ehemann von Thelma: Darryl! Er ist so ein Gott verdammter, infantiler Idiot, das es schon fast weh tut. Es fühlt sich so gut an, als Thelma ihm endlich eine Abfuhr gibt. Ich mag auch, dass man von dieser Annahme bestätigt wird, als die Polizisten bei ihm eintreffen. Ihre Mimik, wenn sie mit ihm reden, ist zum Wegwerfen. "Women love that shit!”. Eine herrliche und auch irgendwie treffende Charakterisierung von alle möglichen “Wive Bad! HAHAHA!” Tropes.
                                          Handwerklich lässt der Film auch nicht viel zu wünschen übrig. Wie es in einem Road Movie sein soll, nimmt natürlich auch die Landschaft, durch die sie mit ihren stylischen Thunderbird heizen, viel Raum ein. Und hier wird Amerika von einer ganz besonderen Seite gezeigt. Lange gerade Straßen von Nirgendwo ins Nirgendwo. Unzählige Elektromäste, die den Weg säumen, gigantischen Felsformationen und am Schluss sogar den Grand Canyon. Die Landschaft hat bei mir auch immer sofort eine assoziation mit der Situation im Film hervorgerufen. Aber auch abseits davon nutzt Ridley Scott viele Longshots, um den Schauspielern und Szene genügend Luft zum Atmen zu geben. Dieser Film, mit so vielen interessanten und ausgearbeiteten Charakteren, profitiert ungemein davon. Das Pacing ist ebenfalls grandios, sodass die 130 Minuten wie im Flug verfliegen. Ein sehr geschicktes Spiel aus Montagen, und abwechselnden Szenen, die teilweise fließend ineinander laufen. Es hilft auch, dass der Film trotz so harter Themen auch ein wirklich gutes Bewusstsein für Absurditäten und Humor hat. Abgerundet wird es durch ein eher untypischen Soundtrack von Hans Zimmer, erweitert durch ausgezeichnet gewählte Lizenzierter Musik. Die Narrative läuft bei dem Film immer über mehrere Ebenen. Und ohne das man jemals in den Kopf der Charaktere versetzt wird, erhält man ein tiefgründigen Blick, der auch mal durch fehlende Worte viel zu sagen hat.
                                          Thelma und Louise ist ein Meisterstück! Ein hungriger und interessierter Regisseur trifft auf ein phänomenal gutes Drehbuch! Ich liebe auch die feministische Power, die hinter dem Film steckt. Natürlich ist Mord und explodierende Trucks keine wirkliche Lösung, aber es ist ein ausdruck lebenslanger ungerechtigkeit, wofür die beide Protagonisten ja auch die Konsequenzen tragen. Als der Cop ganz cool und locker auf die beiden Mädels zuläuft und am Ende kauernd in dem Kofferraum liegt, hat das schon was. Man fühlt sofort mit den Charakteren und ihrem Kampf in diesem ungerechten Welt mit. Vom bitteren Anfang bis zum bitteren Schluss. Es ist mutig, einen Film auf diese Art und Weise zu beenden. Und es ist faszinierend, wie hoffnungsvoll doch das Ende irgendwie ist. Das Fade to White, mit Erinnerungen aus dem Film, lässt die Charaktere in einem weiterleben, auch wenn ihr ‘wahres’ Schicksal inmitten von brennenden Schrotteilen viel düsterer ist.

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                                          • 7 .5

                                            Body of Lies ist ein Ridley Scott Film, der mir trotz Starbesetzung irgendwie vorbeigezogen ist. Auf den ersten Blick wirkt es auch wie einer von vielen Filmen, die im brodelnden Mittleren Osten spielen, bei dem das Handeln und die Konsequenzen von alle möglichen Geheimdiensten erörtert werden. Aber der Film macht tatsächlich einiges etwas anders, was ihn am Ende herausstechen lässt.
                                            Der Film schafft es gut, die verschiedenen Charaktere, und das was sie verkörpern, rüber zu bringen. Leonardo DiCaprio als Ferris, der die Arbeit nicht nur aus blinder Loyalität macht. Er möchte tatsächlich etwas verändern und die Welt zu einem besseren Ort machen. Dagegen steht Russel Crow, als Ed Hoffman, der ohne rücksicht auf verluste aus dem sicheren Langley befehle gibt und pur Zielorientiert ist. Dabei ist er aber auch sehr kalkül, wie man schon durch seine Einführung erfährt. Am Abend, läuft er in seiner Wohnung auf und ab und formuliert vorsichtig und klar eine kleine Rede, die er am nächsten Tag wie aus der Hüfte Geschossen abarbeitet, um genau das zu bekommen, was er möchte. Ein Xenophob, der das Problem am liebsten mit brachialer Gewalt niederstrecken möchte. Und dabei seine Stellung nutzt, um über andere hinweg zu entscheiden. Ergebnisse jetzt! Das ist das wichtigste° Das ganze wird toll juxta positioniert mit Ferris, der unter dem Verrat oftmals leiden muss. Aber noch viel stärker ist der Konflikt zwischen ihm und Mark Strons, Charakter, Hani Salaam, der Geheimdienst Direktor von Jordanien. Es war erst mal etwas sonderbar, diesen sehr britischen Schauspieler in dieser Rolle zu sehen. Aber daran hat mich schnell gewöhnt und die Rolle von Hani ist zu meiner persönlichen Lieblingsrolle für Strong geworden. Hier nimmt der Film einen Pfad, den ich so noch nicht gesehen habe. Durch Nachrichten und anderen FIlme weiß man von dem gnadenlosen vorgehen der Amerikaner, die auch nicht vor Folter zurück schrecken. Meistens wurde dabei aber höchstens gezeigt, das die anderen es genauso machen. Hier wird es von Hani auf den Kopf gestellt. Statt durch angst und schrecken, wird mit einer ausgestreckten Hand und langlebender kooperation etwas viel tieferes erschaffen, als man es durch irgendwelche Folter Methoden erreichen könnte. Zuckerbrot statt Peitsche! Und es funktioniert! Das macht es dann so viel frustrierender, wenn Ed Hoffman dann wieder mal quer schießt, für irgendwelche Kleinigkeiten. Aber am schwersten wirkt natürlich die titelgebende Sünde, bei dem sie einen falschen Helden aufbauen, nur um eine kleine Chance zu bekommen, ihrem Ziel näher zu kommen. Hier wird ein interessanter Kernkonflikt, was den Kampf gegen den Terrorismus wunderbar kontrasiert, erörtert. So High Tech Amerika auch ist, haben sie keine Chance gegen die Low-Tech der Gruppierungen. Sie verlieren einen Krieg mit den besten technologischen Mitteln gegen die einfachsten. Erst als sie das Lügengespinst aufbauen, mithilfe von falschen Konten und Dokumenten, können sie sie erreichen. Sie greifen nach ihnen aus der modernen Welt, mit modernen Mitteln, da sie sonst nichts erreichen können. Auch wenn Lügen und Betrügen zum Brot und Butter eines Geheimagentens zählt, ist das hier auf einem anderen Niveau. Und das wird auch wieder toll mit Hasi kontrastiert. Vor allem gegen Ende des Filmes, wenn es persönlicher wird und die Spieler selbst zu Schachfiguren werden.
                                            Handwerklich ist der Film grundsolide. Das Pacing ist gut, die Kamera macht einen guten Job und die paar Actionszenen die man hat, sind wirklich ausgezeichnet gestaltet. Gerade das Geräusch der Waffen, machen super zufriedenstellende Geräusche. Auch solche kleinigkeiten wie die Maske, machen fantastische Arbeit, vor allem DiCaprio am Ende sieht schon übel zugerichtet aus. Aber, der Film macht leider nichts herausragendes.
                                            Die Geschichte ist toll, genau so auch die Charaktere, aber der Film macht mir persönlich dann nicht so herausragendes. Gerade bei Ridley Scott, hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Vielleicht ein ähnliches, bildliches Spektakel wie Sicario. Aber das macht den Film nicht schlecht, der Film ist wirklich gut, aber eben nicht herausragend gut.

                                            • 8

                                              Zwecks eines Podcasts über Ridley Scott, schaue ich mir gerade alle möglichen Filme von ihm an. American Gangster hat man schon mal gehört, aber ich hatte keine Ahnung, dass er von Ridley Scott war. Und auch wenn einige seiner Filme eher durchwachsen sind, ist sein Handwerk bei Thrillern wirklich gut gelungen.
                                              In American Gangster sieht man parallel die Geschichte von Frank Lucas, der vom Fahrer eines der Unterwelt-Urgesteine zu ganz neuen Höhen aufsteigt; und Richie Roberts, ein Cop, der in New York eine Rarität ist: ehrlich und aufrichtig! Als er und sein Partner fast eine Millionen Dollar finden, stecken sie diese nicht einfach ein, sondern geben diese brav in den Beweisschrank. Das macht den Cop zu einer Zielscheibe, von all denen, die da nur zu gerne zugegriffen hätten.
                                              Der Titel ist auch sehr geschickt gewählt. Es geht hier nicht um die italienische oder irische Mafia, nicht um Yakuza oder Triaden. Nein, Lucas ist ein astreiner American Gangster, der den amerikanischen Traum “Vom Tellerwäscher zum Millionär” lebt. Er ist der King und das Geld ist das Schmiermittel, das die Welt weiter drehen lässt. Keine Vereinigungen oder Gruppierungen, sondern ein cleverer und rücksichtsloser Geschäftsmann, dem es egal ist, wie viel Blut an seinen Geldscheinen kleben, solange diese weiter kommen. Es ist auch toll, wie er eben durch cleveres Vorgehen und Innovationen vorankommt, und damit alle, die ihm nie Respekt gezollt haben, zappelnd im Staub zurücklässt.
                                              Handwerklich ist der Film fantastisch! Die Direktion, der Soundtrack, der Schnitt und die verwobene Narrative funktionieren wunderbar zusammen. Man bekommt wirklich ein ausgezeichnetes Gefühl für den Aufstieg von Lucas und der Entwicklung von Richie, und wie diese lange im Verborgenen voneinander arbeiten, bis die Schlinge zugezogen wird. Scott hat es geschafft, die fast drei Stunden dahinschmelzen zu lassen und dennoch die Gravitas von den Geschehnissen genügend Raum zu geben. Schauspielerisch spielt der Film auch ganz oben mit. Gerade Denzel Washington zeigt wieder einmal, was er drauf hat. Mit dem sehr kontrollierten Lucas, der bei Disrespekt absolut austickt und schon vor der Titel-Card gezeigt hat, wie gnadenlos er sein kann. Es ist faszinierend ihn in verschiedenen Sozialen Kreisen zu sehen. Das macht sich vor allem auch in den Dynamiken der Szenen bemerkbar. Als seine Mutter ihm eine Ohrfeige gibt, scheint die Welt zu schaudern. Etwas das mich auch beeindruckt hat, war die Darstellung von Heroin. Wenn Lucas mit einem aufgeklebten Bart zuschaut, wie junge Mütter mit dem Kind auf dem Arm ‘Blue Magic’ kaufen und sich und alle herum kaputt machen, nur damit die Kassen klingeln, hat das schon eine sehr starke Wirkung. Scott einen guten Spagat getroffen, bei dem man die kälte von Lucas und die zermürbende Menschlichkeit gut zu spüren bekommt.
                                              Ein herausragender Thriller, der eine ganz eigene und besondere Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt und somit dem Zuschauer interessante Einblicke gewährt.

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                                                Nebenniveau 27.10.2023, 09:04 Geändert 27.10.2023, 14:29

                                                Nach einem ungeschickten Sturz und einer kleinen Kopfverletzung hatte ich überraschend einen Tag frei, bei dem ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Als ich auf Disney Plus gegangen bin, sind mir sofort die drei !!! ins Auge gefallen. Als großer Drei Fragezeichen Fan wusste ich natürlich von dem weiblichen Pendant, auch wenn ich nie eine Folge gelesen/gehört/gesehen habe. Mit keinen großen Erwartungen hab ich die Serie einfach mal reingehauen.
                                                Und ich muss zugeben, ich war sehr positiv überrascht. Natürlich bin ich nicht die Zielgruppe, welche die Serie ansprechen möchte, aber ich hatte dennoch meinen Spaß. Die drei Detektivinnen sind interessant gezeichnet und auch unterschiedlich genug, das sie sich sehr gut ergänzen. Ich habe danach mal bei Spotify, ein zwei Folgen des Hörspiels angehört, und ich muss sagen, das ich begeistert bin, wieviel sie aus den Charakteren in dieser Show herausgeholt haben. Es ist auch schön, dass die verschiedenen Charaktere sich innerhalb der Staffel entwickeln. Manche Geheimnisse werden in einer Folge aufgebaut und dann erst später vollendet. Gerade Kim, die Anführerin, hat sich prächtig von einer äußerst fokussierten, aber auch arroganten Eigenbrötlerin, zu einem besseren Menschen entwickelt.
                                                Aber das ist ja natürlich nur die halbe Miete. Die Fälle müssen auch spannend sein, sonst bleibt ja niemand dabei. Und auch wenn nicht jede Folge ein Homerun ist, sind sie doch durch die Bank durch, gut gelungen. In jeder Folge schwingt auch immer ein gewisses Thema mit, das im verlauf des Falles erörtert wird. Man sollte meinen, das dies ein Standard sein sollte, wenn es um das schreiben von Geschichten geht, aber das ist es beileibe nicht. Die Show hat mich immer mal wieder überrascht, mit interessanten Kniffen und Twists, die ich so einer Show nicht zugetraut hätte. Dennoch hätte ich mir gewünscht, das manche Fälle etwas besser ausgearbeitet wären. Dass der Geist ein verärgerter Ex war, war ja noch gut, aber dass es sich bei dem Geisterjungen um ein kleines entlaufenes Kind handelt, war dann doch etwas zu viel des gutem. Vor allem weil es etwas aus dem Nichts auftaucht. Ich finde auch das die Welt, vor allem gegen Ende, etwas zu cartoonish wird. Wenn ein Mädchen plötzlich zur Weltklasse Hackerin wird, fühlt sich das etwas zu einfach an, aber hey, es ist eine Show für junge Mädchen, und da passt das schon.
                                                Etwas das mir vor allem in der Nachbetrachtung richtig gut gefallen hat, war die Mutter von Kim. Sie übertreibt es gerne mal in den Folgen, und ist auch sonst ein sehr exzentrischer Charakter. Aber gerade in den letzten Folgen spürt man etwas. Nicht nur das Kim viele ihrer Detektiven Züge von ihrer Mutter hat, ihre Mutter ist auch unfassbar scharfsinnig Ich denke mir, das wenn sie irgendwann mal auf die falsche Bahn geraten wäre, sie ein Handfester Doktor Moriarty wäre.
                                                Wenn ich eine Tochter im passenden alter hätte, würde ich die Show liebend gerne nochmal gemeinsam anschauen. Für ein Sickwatch war sie auf jeden Fall auch gut genug. Und wenn eine zweite Staffel erscheinen würde, kann es auch sehr gut sein, das ich mir die auch noch anschaue.

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                                                  Als ich damals, Pacific Rim im Kino gesehen habe, war ich hin und weg. Die gigantischen Roboter, die grotesken Kaiju, waren ein wahrgewordener Traum eines jungen Japanologie-Studierenden, der mit mehreren Mecha-Anime aufgewachsen ist. Seitdem habe ich mich aber nicht mehr wirklich an den Film herangetraut. Was, wenn der Film nicht mehr das hält, was er damals bei mir ausgelöst hat? Funktioniert ein Pacific Rim überhaupt auf dem Fernseher?
                                                  Und ich bin froh zu sagen: Ja, das kann er! Man merkt, dass Guiellmo del Toro mit vollem Herzen dabei war. Er hat sich die talentiertesten Menschen in ihrem Feld zusammen gesucht und ein wirklich wunderschönes Derivat von alle möglichen Mecha-Vorlagen erschaffen. Jeder Mecha ist wirklich wunderschön gestaltet. Man sieht auf den ersten Blick, was diese ausmachen. Ob es der russische Klopper Cherno Alpha, der chinesische dreiarmigen Chrimson Typhoon, oder auch den allrounder Gipsy Danger und den super schnellen Striker Eureka. Alle stecken voller Lichter, Rüstung und Waffen. Und egal wie oft man Gipsy Danger schon vorbei stampfen gesehen hat, findet man doch immer wieder neue Winkel und Funktionen, die einem davor gar nicht aufgefallen sind. Sie bewegen sich auch genau so, wie man sich solche Roboter vorstellt. Hinter jedem Schritt und Schlag steckt mächtig viel Kraft und eine heftige Trägheit. Das wird auch toll in den Hirnen der Metal Monster dargestellt, wenn sich die Piloten wie durch Treibsand kräftig nach vorne schreiten. Die Basis, in der sie sind, ist nach einer brutal funktionalen Ästhetik gestaltet. Ob es die Räume der Piloten sind, der Standpauke Raum, bei dem der Erzürnte auf einem Steg zwischen fließendem Wasser steht. Die riesigen Hallen für die Jaeger, bei denen die Piloten erst mal hunderte Meter in die Tiefe gehen müssen, um sich mit dem Torso zu verbinden. Und die Kaiju sind auch allesamt toll gestaltet, wenn auch nicht ganz so herausstechen wie die Jaeger. Man spürt ihre Kraft und animistische Wut.- Wahrlich neue Apex Predator, gegen die man nur auf der gleichen Ebene ankommen kann. Es wird auch teilweise sehr gnarly, wenn der Kaiju nach unzähligen Plasma-Schüssen nur zum Stop kommt, als ihm ein Viertel des Körpers fehlt.
                                                  Klar, ist CGI seit 2013 um einiges besser geworden. Aber das CGI lässt sich immer noch schick ansehen, und man wird sofort in den Pacing und Flow der Geschichte hineingezogen, sodass es einen auch niemals wirklich herausholt. Auch im Hintergrund CGI fällt manchmal natürlich etwas auf, aber das gehört auch zum Charm des Filmes. Den, der Film möchte nicht wirklich mehr sein, als Mechas und Monster die sich auf die Fresse geben. Wenn Charlie Hunnam, breitbeinig und mit beiden Händen am Schritt durch die Gänge strived, hat das schon was. Der Spaß und die Welt stehen immer im Vordergrund. Die Konflikte der Charaktere sind dabei eigentlich immer nur schickes beiwerk. Der arrogante Sohn, der militaristische Vater, das junge Ziehkind des Kommandanten, der dem Tod schon stoisch entgegen sieht. Allesamt sind sie einfach nur Archetypen, die sie auch nicht verstecken. Sie zelebrieren sie, und deswegen macht es auch so viel spaß. Auch die Beziehung zwischen den zwei Wissenschaftlern ist richtig toll, es kommt einem vor wie ein altverheiratetes Paar, die ständig auf den kieker gehen, aber tief im Herzen lieben. Und, oh mein Gott, Ron Perlman, als verruchter Händler von allen Kaiju, ist so gut! Von Kopf bis zur Schuhspitze, pure perfektion.

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                                                    Nachdem der Live Action Aeon Flux Film mich irgendwie angefixt hat, musste ich die Serie nachholen. Und die Serie macht es einem nicht besonders leicht. Wenn ihr wie ich mit der DVD Box anfängt, wird euch als erstes “Utopia oder Deuteranopia” entgegengestellt. Die Folge ist wirklich sonderbar und teilweise einfach schlecht. Also gebt nicht auf! Sonst verpasst ihr was!
                                                    Es ist dabei auch faszinierend, wie jede Staffel etwas Besonderes zu bieten hat. Der Pilotfilm ist ein kleines Kunstwerk. Mit hervorragenden Animationen, fantastischen Visuals und einer super interessant erzählten, kleinen Geschichte. Man bekommt schon ein gutes Gefühl für gewisse Kernaspekte, die die Serie ausmachen. In seinen interessanten Visuals, dem wahnsinnigen Pacing und der sonderbaren Narrative als erster Blick in diese Welt. Die zweite Staffel besteht aus 5 min langen Folgen, die eher ein Showcase für den Style und die Animation Fähigkeiten des Teams sind. Die Geschichten, die da erzählt werden, sind immer ganz interessant, aber kein wirkliches Ergründen von irgendwelchen Konzepten. Das passiert in der dritten Staffel: die Charaktere bekommen Stimmen und man wird Folge um Folge in andere interessante SciFi-Konzepte gezogen.
                                                    Dabei fängt die dritte Staffel denkbar schlecht an. "Utopia oder Deuteranopia” ist schockierend, grottig animiert und gezeichnet. Die Animationen wirken, als ob sie dringend Papier sparen wollten, und nur eine durchgemachte Nacht zeit dafür haben. Das Charakterdesign sieht teilweise sehr befremdlich aus, vor allem wenn die Charaktere irgendwelche Fratzen ziehen oder durch Fischaugenlinsen verzerrt werden. Es ist schön, dass sie sich fordern wollen, vor allem im Spiel mit sonderbaren Perspektiven. Im Pilotfilm hat das noch super funktioniert, hier, mit dem nicht sehr sauberen Stil und zu Tode gesparte Animation wirkt es einfach nur schlecht, anstatt interessant befremdlich. Die Geschichte war dabei auch so sonderbar erzählt. Da ich die Realverfilmung gesehen habe, habe ich mir manche Technologien oder Motivationen ableiten können. Aber ohne das wäre ich komplett auf verlorenem Posten gewesen. Vor allem weil es die erste Folge war, die uns die DVD Box präsentiert hat. Auch der Umgang mit Sex fand ich in der ersten Folge sehr abstoßend. Der Pilotfilm und die zweite Staffel haben gezeigt, dass sie auch ein Verständnis von Erotik haben und diese auf ihre Art und Weise gut dargestellt haben. Hier wirkt alles, aber einfach nur flach! Wie ein feuchter Teenager Traum, anstatt einer erwachsener und interessanter Umgang mit Sex.
                                                    Die nächsten Folgen haben es aber geschafft, den unangenehmen Geschmack dieser Folge zu übertünchen. Mit mehr Zeit und Ressourcen wirken die Animationen immer geschmeidiger. Auch der Artstyle wurde besser umgesetzt, auch wenn der Charakter Style mich bis zum Schluss nie wirklich überzeugen konnte. Die sonderbare Narrative hat auch mit der Zeit immer mehr Sinn ergeben, vor allem nach dem Anschauen des Pilotfilms und der zweiten Staffel. Aeon Flux ist ein Avantgarde Werk, das nicht nur in seiner visuellen Darstellung, sondern auch in der Narrative sehr radikal und mit viel Raum für Interpretation spielt. Anstatt einer festen Welt, mit festen Charakteren, die sich über die Folgen entwickeln, ist Aeon Flux vielmehr eine Art SciFi Anthology mit neuen Konzepten und Konflikten pro Episode, immer mit Aeon Flux und Trevor Goodchild im Fokus. Dabei entwickelt es schon fast mythologische Züge. Denn egal wie oft Aeon stirbt, sie ist immer im Kern der Geschichte. Es ist auch egal, welche Ziele Trevor geschafft hat, oder woran er gescheitert ist. Es wirkt, als ob Aeon und Trevor die einzigen Konstanten in einer immer veränderten Welt sind. Dabei stehen Trevor und Aeon für bestimmte Aspekte der natürlichen Ordnung: Trevor ist die Ordnung und Struktur, der menschliche Trieb nach Fortschritt und der Suche nach einer unerreichbaren Maxime. Aeon dagegen ist das Chaos, die natürliche Reinheit und der ständige Störfaktor. Und obwohl die Serie Aeon Flux heißt, ist sie keine Heldin im klassischen Sinne. Im Pilotfilm sieht man die Berge an Leichen, die sie hinter sich lässt, für ein Ziel, das nie wirklich klar wird. Jedes Mal, wenn Trevor eine neue Variable stellt, ist Aeon da, um sie zu zerschlagen. Der Kniff dabei ist, dass weder Aeon, noch Trevor wirklich gut sind. Es liegt auch im Kern des Menschen, diese Widersprüchlichkeiten in sich zu vereinen.
                                                    Trevor ist für mich auch einer der interessantesten Charaktere seit langem, und auch einer, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird. Er verkörpert so gut wie kein anderer, die Art von Science Fiction die ich liebe! In fast jeder Folge ist er damit beschäftigt, die grenzen des Menschseins, der Gesellschaft oder Kultur zu ergründen. Im Prolog versucht er eine Seuche zu heilen, in ‘The Purge’ werden die Kerne der Menschen ersetzt durch willige Maschinen, bei der sich die ganze Zeit die Frage stellt, inwiefern man davon betroffen ist, da der Mensch selbst eine Maschine ist und freier Wille eine schöne Illusion. In ‘Isthmus Crypticus’ verfällt er einen Engelsartigen Rasse, und möchte wie auch in ‘The Demiurge’ dazu nutzen um sich selbst auf eine neue Existenz Ebene zu erheben. Etwas das dann in ‘Chronophasia’ tatsächlich noch weiter gedacht wird, wo man die Menschheit von Individualismus befreien möchte, um eine gemeinsame, ewige Glückseligkeit zu erreichen. Die Folge ist so interessant, mit seiner anregenden Symbolismus und dem entschleiern von Raum und Zeit. In eine ganz andere Richtung geht es in der Folge ‘End Sinister’, bei dem Trevor eine Evolution Revolution machen möchte, aber von Aeon und einem Alien abgelenkt wird. Nachdem Aeon äonen lang schläft, haben die Aliens die Welt überrannt und sie nutzt den Laser, um sie zu töten. In einem Akt der wahnhaften Reinhaltung, hat sie die Perfektion ausgelöscht. Humanoide Wesen, die keine Nahrung, Luft, oder Ähnliches braucht. All die viele Angriffspunkte im Menschen wurden ausgemerzt. Bis zu einem Punkt, bei dem es nicht weiter nach oben geht.
                                                    Man merkt einfach, dass sich die Autoren extrem viele Gedanken über ihre Konzepte gemacht haben. Das funktioniert aber leider nicht immer. Die Serie glänzt am meisten wenn Konzepte auf interessante Art und Weise erörtert werden. Und leider am wenigsten wenn sie irgendwie ein persönliches Drama in den Mittelpunkt stellen. Die Folge ‘Reraizure’ z.B. ergründet interessante Themen über das Vergessen, aber das ganze wird in einer leider viel zu rasch erzählten Geschichte abgearbeitet, dass am Ende nicht ganz so gut aufgehen möchte.
                                                    Aeon Flux ist eine Serie, die es manchmal nicht so leicht macht, sie zu mögen. Aber, wenn man erstmal rein kommt, bekommt man eine sehr einzigartige und aufregende Erzählung geboten, die man sich immer wieder anschauen kann, und einem jedes Mal etwas neues offenbart.

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