Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 9

    Ich bin nicht der größte M. Night Fan, eigentlich gefallen mir nur zwei Filme von ihm: The Sixth Sense (welches ein Narratives wie auch Handwerkliches Meisterwerk ist) und The Visit. Wenn man die zwei Filme vergleicht, merkt man das Shyamalan unter druck stand, und sich und den Rest der Welt etwas beweisen wollte. Keine so vor Logiklöcher strotzenden Geschichten, keine bizarre Erzählstruktur die einfach nicht funktionieren möchte. Shyamalan ist hungrig und das merkt man auch. Auch wenn The Sixth Sense ein besserer Film ist, ist dieser hier tatsächlich mein Liebling von ihm. Ich bin ein Riesenfan des Foundfootage Subgenres und the Visit gehört dabei zu einen der besten. Bis auf ein paar ausnahmen, ergibt jeder Shot Sinn und das sehr authentische, nahbare und zeitliche Gefühl einer innerdiegetischen Kamera kommt hier großartig rüber. Dazu kommt das ich selbst gerne Videos mache (gerade von Reisen) mit viel establishing shots und der Reise als Narrative, weswegen ich die Motivation von Becca auch richtig gut verstehen kann. Vor allem wenn es so ein persönliches Werk werden soll, das nicht nur den Besuch der Kinder dokumentieren soll, sondern vor allem auch das alte und verlassene Leben der Mutter neu beleuchten soll.
    Der Film strotz tatsächlich auch nur so vor Humor, der sich wunderbar zwischen die Banalen und Verstörenden Szenen einordnet. Für manche Cringe, für mich eine tolle Darstellung von Jugendlichen Denkmustern: egal ob es Beccas Drang ist sich als was Besseres zu sehen oder Tyler T-Diamonds Raps. Ich fand es sehr erfrischend und sich im genauen Maße ernst nehmend. Auch das Ex-Theater Kids beim Anblick einer Kamera sofort in alt eingelernte Monologe verfallen, fand ich Charmant. Die Großeltern wirken auch zu Beginn sehr sympathisch, mit kleineren Aussetzte, die sich schnell von den jeweils anderen Wegerklärt wird. Diese Ambiguität macht auch sehr viel des Filmes aus. Mit jedem Tag entwickelt sich etwas Neues, verstörendes, was aber immer noch realistisch wirkt. Der Originaltitle des Films hätte auch „Sundowning“ sein sollen, welches noch mehr Fokus auf den leider natürlichen geistigen Verfall scheinen lassen hätte. Gerade bei Menschen, mit denen man noch nie was zu tun hatte, von denen man nie viel erfahren hat und man eigentlich nur via Blut verwand ist, lässt man einiges durch gehen. So ignoriert man dies, erklärt das weg und unterdrückt all die Alarmglocken, die in einem vor sich hin kreischen. Für mich ist eine der gruseligsten Sachen, die ein Mensch machen kann, unberechenbar sein. Und in dem Verhalten der Großeltern bricht diese Berechenbarkeit immer wieder ab. Es lässt einem die Nackenhaare zu berge stehen, wenn die Großmutter durch den Unterbau kriecht, durchdreht bei Fragen oder Yathzee in die Kamera brüllt. Es ist ein sehr realistisch fußender Horror der mir zumindest sehr unter die Haut gegangen ist. Vor allem in Kombination mit dem Foundfootage Aspekten. Der Twist des Filmes (natürlich gibt es einen, es ist ja ein M. Night Shyamalan Film) ist auch so unfassbar effektiv. Als ich den Film zum ersten mal gesehen habe, ist mir ein richtiger Schauer über mein ganzen Körper gegangen, der mich lange nicht losgelassen hat. Aber selbst mit dem Wissen darüber, verliert der Film nichts von seiner Anziehungskraft und potential zu verstören. Tatsächlich schafft der Film auch die Traumata der Kinder und Mutter auf tolle Art und Weise aufzuarbeiten. Die Wunde die das verlassen des Vaters bei allen hinterlassen hat ist spürbar und wird durch großartige Szenen fantastisch inszeniert. Sodass die Dokumentation tatsächlich auch einen faszinierenden Bogen schlägt, der mit einer tollen Positiven Note endet.

    5
    • 4

      Ein Film der vor allem durch sein furchtbares Marketing auf die Fresse fiel. Alle Trailer damals ließen einen neues Horrormeisterwerk hoffen. Was man stattdessen bekommen hat, ist ein interessantes, wenn auch etwas trockenes Drama, mit leichten Horrorelementen.
      Dabei ist der Film bei weitem nicht schlecht. Das Worldbuilding ist tatsächlich sehr gut gelungen. Man bekommt schnell die Regeln und Struktur des Dorfes mit und die Charaktere sind tatsächlich auch gut ausgebaut das man sich im Handumdrehen in der kleinen Zivilisation zurechtfindet. Das Mysterium mit den roten Wesen außerhalb der imaginären Wände ist auch ganz gut gemacht. Aber hier fehlt es an Konsequenzen, bzw. wirklich intensiven Szenen. Man lernt, wer sie sind, was sie machen, wie der fragile Friede dasteht und was man tunlichst lassen soll um sie nicht zu provozieren. Aber wenn sie dann mal auftauchen, fehlt es an einem gewissen etwas. Die Horror Elemente mit den Wesen funktioniert einfach nicht, auch wenn ihr Design wirklich toll ist. Sobald es einmal außerhalb der Gemeinschaft geht, fühlt es sich ebenfalls etwas enttäuschend an. Der kleine Kampf gegen das Wesen ist ganz gut gelungen, aber fühlt sich dann auch nicht wie ein Höhepunkt an. Ich habe auch das Gefühl das man mit der Blindheit von Evy mehr hätte herausholen können. Auch der Existenz Grund für das kleine Dorf ist eher schlecht als recht. Sieht es vielleicht auf dem Papier gut aus, fühlt sich des Twists nicht wirklich interessant an. Auch verliert der Film einiges an Spannung, wenn man den Twist schon kennt, was die Gleichgültigkeit nicht wirklich besser macht.
      Handwerklich ist der Film in Ordnung. Die Sets, Kamera und Schnitt sind gut. Tatsächlich brilliert der Film mit den Schauspielern. Joaquin Phoenix spielt seine Rolle mit Bravour, aber gerade Bryce Dallas Howard findet in der Rolle von Ivy, meiner Meinung nach, ihre beste Schauspielerische Leistung. Es ist wirklich schade, dass diese Herausragende Leistung im Vergleich mit dem Rest des Filmes verblasst und es nicht schafft den Film zu einem guten zu machen. Wenn man „The Village“ als Drama sieht, funktioniert vieles besser, aber eben immer noch nicht perfekt. Es bleibt einfach viel zu viel Potential an allen Ecken und Enden liegen, was sehr schade ist.

      5
      • 5 .5

        Der Film lässt mich zwiegespalten zurück. Es gibt Aspekte, die ich richtig gefeiert habe, wie der Konflikt zwischen Glauben und Realismus, wie man darauf reagieren würde, wenn plötzlich Aliens auftauchen würden und der ständigen Ambiguität was genau gerade passiert und was passieren wird. Ich mochte auch die Lynchian Art des Filmes, auch wenn es am Anfang sehr befremdlich wirkte und eigentlich nur funktioniert wenn die weirdness an anderer weirdness abprallen kann. Die Szenen in der Stadt waren toll gemacht und haben der Welt ein gewissen Flair gegeben. Wenn aber Gibson stock steif allein durch die Gegend watschelt, wirkte es einfach nur skurril. Und da liegt mein Hauptproblem mit dem Film: Ich habe das Gefühl das Shyamalan etwas besonderes machen wollte, der Versuch aber nicht aufging.
        Ich habe mich auch lange vor dem Film gedrückt, da ich den Twist schon irgendwoher kannte und mir gedacht habe, dass es sich dann nicht wirklich lohnt. Dabei ist der Twist ja das Langweiligste am Film. Als es hieß das auf allen Fernsehkanälen dasselbe läuft und man stetig von Lichtern im Himmel berichtete, wurde mein Interesse sofort geweckt. Ich glaub es gibt wenige Paradigmenwechsel wie das große Auftreten einer Alien Spezies. Das Ganze dabei auf den kleinen Ländlichen Gebiet zu erzählen, bei dem das meiste eigentlich innerhalb der Familie stattfindet, ist genial. Es greift auch das Thema des Filmes: Glaube oder Realismus, fantastisch auf. Da sich die Familie von allen Seiten Informationen zusammen kramt, und daraus ein Bild entstehen lässt. Keine Ahnung, ob das, was in dem Buch steht stimmt, ob das was sie über das Radio oder den Fernseher rausposaune korrekt ist, alle stehen auf dem gleichen, wackeligen Fundament. Diese Ambiguität hätte meiner Meinung nach auch noch etwas besser ausgearbeitet werden können, aber im Grunde hat die Soda Theorie genau so viel Hand und Fuß wie der, der Kornkreise als Navigationsmarker. Das kommt auch nochmal schön zur Geltung, wenn sie erfahren das in allen großen Städte sich Unmengen von Lichtern im Himmel gesammelt haben und die Kornkreise essentiell dafür waren. Nur kann man in der Nacht, oder auch am Tag, Städte besser erkennen als ein Eintiefung Zeichen in pre-Popcorn. Auch ist die Agrikultur in den meisten Fällen sehr weit weg von Urbanen Zentren. Aber das wird in dem Moment nicht hinterfragt, weil man so gierig nach einer Antwort lechzt, dass alles, was in den eigenen Theoretischen Rahmen passt, auch als wahr hingenommen wird, confirmation bias in einer unbeständigen Zeit. Wir erfahren auch nie wirklich, warum die Aliens da sind und was ihr Ziel ist. Man lernt auch nie ob sie tatsächlich feindselig sind. Die Familie kommt ja nur mit einem Wesen richtig in Kontakt. Als Graham den eingesperrten Alien auschecken möchte, hackt er ihm in Panik die Finger ab, aber aus der Perspektive des Aliens wurde er eingesperrt, möchte rauskommen und wenn er nach Hilfe fragt, werden ihm ein paar Glieder abgehakt. Man weiß auch nicht was es mit dem Gas auf sich hat, welches das Alien auf den jungen sprüht. Vielleicht ist das Ende, das Graham wieder zu seinem Glauben zurückfindet, zynisch gemeint, aber so kam es für mich nicht rüber. Was sehr schade ist. Den gerade das Gespräch zwischen ihm und seinem Bruder, über die zwei Arten von Menschen, fand ich die stärkste am Film, bei dem der desillusionierte Ex-Priester in kalte, harte Worte fasst, wie die Welt funktioniert.
        Handwerklich ist der Film leider nicht so gut. Die Musik ist viel zu übertrieben und laut. Die Kamera ist dabei nicht weniger leise, und besticht aus sehr gestellten Cinematohraphie und einem ‚in your face‘ style. Man sieht richtig, wie er den Shot ausgerichtet hat und dann, wie ein Ballett die Akteure in den Rahmen gezogen hat. Sowas kann auch funktionieren, aber nicht, wenn die Schauspieler so stocksteif agieren. Vieles an dem Film hat mich an „The Happening“ und das grausame Schauspiel von Marky Mark erinnert. Wie bereits gesagt, ich glaube das es Absicht war und manchmal zieht es auch, aber in den meisten Fällen eben nicht. Vor allem weiß man auch das die Schauspieler es besser draufhaben. Handwerklich ist Signs die krasse Antithese zu „The Sixth Sense“. Aber Thematisch immer noch interessant, mit viel Interpretationsspielraum, bei dem aber nicht weiß ob es so gewollt war oder nur ausversehen passiert ist.

        3
        • 6

          Shyamalans persönlicher Favorit, hatte ich immer als interessant aber dann leider doch nicht gut genug im Kopf. Es wurde mal wieder Zeit diese Meinung in Frage zu stellen und den Film mit frischen Augen zu betrachten.
          In vielerlei Hinsicht ist Unbreakable seiner Zeit voraus. Bevor Comicverfilmungen im Jahr 2002 ihren ersten Aufschwung erhalten haben und dann mit Marvels MCU sich aggressiv in den Kinos festsetzte, gab es Unbreakable. Eine sehr geerdete Geschichte über Helden und Bösewichte. Über die Obsession eines Mannes, sein Gegenstück zu finden und so die Welt magischer zu gestalten.
          Handwerklich schlägt der Film eher in die Richtung von „The Sixth Sense“ anstatt den nachfolgenden „Signs“ oder „The Village“. Der Film besticht aus mehreren großartigen Longshots, welche den Szenen eine interessantere und spannendere Atmosphäre geben. Egal ob es jetzt sein versuch zu flirten im Zug ist, oder das Ausschalten eines Bösewichts, während er in Pappmaschee Wände geworfen wird. Aber leider fehlt dem Film die Sorgfalt die Shyamalan bei „The Sixth Sense“ an den Tag gelegt hat. Die Mise En Scene ist um einiges Fauler geworden, das Pacing ist kriechender und die Thematik wird nicht auf eine so gute und runde Art und Weise bearbeitet. Gerade die Geschichte zwischen ihm und seiner Frau wirkten eher wie ein Fremdkörper, das auf die Kernthematik nur peripher eingeht. Die Beziehung der beiden ist auch für sich alleinstehend nicht interessant. Jedes mal wenn die Frage aufkam ob er ausziehen soll, was sie in ihrer Vergangenheit verloren haben, verlor der Film den roten Faden. Auch das Ende ist alles andere als zufriedenstellend. Ich hab jetzt keinen Faustkampf zwischen Mr Unbreakable und Mr Glass erwartet, das wäre natürlich lächerlich gewesen. Aber ein Text über einem Standbild wirkt dann doch sehr dröge und antiklimaktisch.
          Ich erkenne was Shyamalan machen wollte, es gelingt ihm auch in mancher Weise, aber ich versteh auch warum der Film niemals einen ähnlichen Anklang wie „The Sixth Sense“ bekommen hatte.

          4
          • 9

            Ich bin ganz hin und weg. Ich weiß das ich diesen Film damals sehr genossen habe, das erste Mal, ohne den Twist zu kennen, und auch das zweite Mal, diesmal mit dem Fokus auf all die Kleinigkeiten, die einem entgangen sind. The Sixth Sense unterscheidet sich auch von den anderen M. Night Shyamalan Filmen, da man merkt, wie hungrig und akribisch er damals noch war. Denn dieser Film ist abseits von dem Twist und den Memes die sich darum gebildet haben, ein Handwerkliches und Erzählerisches Meisterwerk.
            Die Handwerklichen Aspekte sind wie eine Symphonie, bei der Kamera (inklusive Mise En Scene), der Schnitt, die Musik und das Sounddesign allesamt die narrative Ebene auf herausragende Art und Weise unterstützen. Genauso auch das Drehbuch, das nur so vor Details strotzt und sich dem Mantra „Show Don’t Tell“ verschrieben hat. Kleinigkeiten wie die Szene, in der die Mutter das Thermostat runterdreht und sich die Jacke hochzieht haben so eine geniale Beiläufigkeit mit einer vielschichtigen Aussagekraft. Was dem ganzen natürlich noch die Krone aufsetzt, sind die unfassbar talentierten Schauspiel. Toni Collette mimt die Rolle der überarbeiteten und bis zur Grenze des Zumutbaren getriebene Mutter auf großartige Art und Weise. Der Film ist auch eine der besten Rollen und Leistungen von Bruce Willis. Aber Haley Joel Osment spielt sie allesamt an die Wand. Er verkörpert die Rolle des kleinen Coles auf brillante Art und Weise. Ein Kind, das sein ganzes Leben von verstörenden Visionen heimgesucht wird, und trotz allem sein Bestes Versucht sich zusammenzureißen. Die Verwandlung des ständig unter Unmengen von Druck lebenden Kindes, bis hin zum etwas entspannteren, schon fast normal anmutende Kind, ist ebenfalls großartig gespielt. Im Allgemeinen ist die Dynamik zwischen Willis und Osment die Highlights des Filmes, die sich von Szene zu Szene verändert und dabei beide extrem fordert.
            Zu der großartigen Narrativen, ist der Film auch ein verdammt gutes Drama, Horrorfilm und teilweise auch Thriller. Die Visionen von Cole sind verstörend und beängstigend. Die Belastung die sich Cole und seiner Mutter ausgesetzt fühlen, sind ebenfalls erdrückend. Und die Geschichte zwischen Malcolm und seiner Frau schmerzt, das erste Mal wenn man den Twist noch nicht kennt und das zweite Mal fast noch mehr. Und wer keine Träne beim Dialog über die Großmutter verloren hat, hat kein Herz.
            The Sixth Sense ist ein großartiger Film, der auf allen Ebenen brilliert und zurecht den Weg für M. Night Shyamalan geebnet hat. Ob er diese Möglichkeiten gut genutzt hat, sei mal dahingestellt…

            7
            • 8

              Der neue Film von Ali Abbasi, ist ein interessanter Thriller, der auf wahren Ereignissen fußt. Ein Serienmörder tötet eine Prostituierte nach der anderen in der Stadt Mashhad, da er diese für unrein hält. Man folgt dabei nicht nur dem Killer, sondern auch einer Reporterin, die dem Täter auf die Schliche kommen möchte.
              Ich muss zugeben, dass die erste Hälfte des Films mich relativ kalt gelassen hat. Die Darstellung des Mörders und die der Reporterin waren interessant, und gerade das Thema der Misogynie war gut ausgearbeitet, aber man bekommt hier etwas aufgezeigt, was man schon oft gesehen hat. Auch wenn die Morde in einer (für mich) Fremden Kultur stattfinden, hat dieser auf den Mörder an sich keinen großen Einfluss. Dass die Polizei zu faul ist, dass Prostitution ein Geschäft ist, das die Armen ausbeutet und das ein Killer sich von Gott berufen fühlt, hat man so auch schon in anderen Ländern und Filmen gesehen. Wo es aber interessant wird, ist, nachdem er geschnappt wurde. Während der morde hat Saeed zwar aus Überzeugung gehandelt, man hat aber auch immer eine gewisse Reue in ihm gespürt. Du sollst nicht töten ist nach wie vor ein Gebot, das selbst von den ansässigen Geistlichen (zumindest nach außen) getragen wird. Auch als er sich fast an einer der Frauen vergreift und sich dann an ihren eingerollten Körper mit seiner Frau aufgeilt, zeigt das seine Intentionen nicht so pur sind, wie er es vielleicht haben möchte. Er ist getrieben, von der survivors guilt das er im Krieg an der Front nichts abbekommen hat und wählte so für sich selbst das grausame Handwerk im Namen Gottes aus. Normalerweise würde man erwartet das die Menschen aufatmen würden, sobald dieser Mann geschnappt wurde. Aber so ist es nicht wirklich. Saeed erhält viel Unterstützung. Seine Familie wird geehrt für seine Taten und die Familien der Opfer verstecken sich nun noch mehr, da die Schande eine Tochter zu haben, welche in die Prostitution abrutscht, scheinbar grösser ist, als einen Massenmörder zuhause zu haben. Hier entfaltet sich das ganze perfide Spiel. Der Geistliche spricht davon das die Prostitution, Drogen und Armut ein Problem der Gesellschaft ist. Die Polizei kann den Arsch nicht hochbekommen und nennt Saeed einen sehr intelligenten Killer, der ihnen immer eine Nasenlänge voraus ist. Die Politik ist zwiegespalten, zwischen ein paar hohen Tieren, welche ihn dafür ehren und helfen wollen, und einer allgemeinen Klarheit, dass dies nicht ungesühnt bleiben kann. Auch die Massen an Menschen, die nach seiner Freiheit verlangen, die wollen das er seine Taten weiterführt, um die Heilige Stadt aufzuräumen. Selbst die Kinder und Frau von Saeed werden von diesen Argumenten mitgerissen, und sehen in ihm eher einen Märtyrer als ein schwacher Mörder. So wird er doch zum Tode verurteilt, entkommt fast der Justiz, bis in der letzten Sekunde die Pläne doch geändert wurden.
              Holy Spider zeichnet ein faszinierendes Bild von einer Frauenfeindlichen Gesellschaft, bei der ein Leben schon mal wertlos sein kann. Eine Gesellschaft welche offensichtlichen Probleme hat, aber mit ihrem Gottvertrauen darauf hoffen das alles gut wird. Ein erschütternder Film, von einer kranken Gesellschaft, welche die Probleme so lange ignoriert bis eine Lösung, egal wie Radikal oder Menschenverachtend sie sein mag, mit offenen Armen empfangen wird. Den die sind die unsittlichen, die Monster, die Wertlosen und haben es verdient. Da ist es auch egal das Ali seine kleine Schwester als Beispiel für die Morde seines Vaters herannimmt. Zynischer hätte der Film nicht enden können.

              4
              • 7

                Ich mag Horrorkomödien. Das Genre bietet sich perfekt dafür an, mit unzähligen Tropes die man als Munition nutzen kann, um großartige Persiflagen zu zeichnen. Es ist Jahre her, das ich den Film zuletzt gesehen habe. Aber ähnlich wie „Cabin in the Woods“ hatte er ein spezieller Platz in meinem Cineasten Herz inne.
                Das die Erinnerung dann besser war als die Realität, ist dann doch etwas Schade. Aber der Film hat immer noch viel zu bieten. Die Missverständnisse und daraus resultierende brutalen Szenen machen nach wie vor Spaß. Tucker und Dale sind auch zwei richtig spaßige Charaktere die toll mit den Vorurteilen spielen aber dabei auch hinter denselben Vorhang blicken lassen. In den eher zärtlichen Momenten zeigt der Film seine Stärke. Wenn der Film auch mal loslegt, legt er richtig los. Leider kann er das Pacing nicht durchgehend halten, weswegen manche Szene den Film aufgeblähter wirken lassen, als es sein müsste. So hält er nicht mehr das, was meine Erinnerungen versprochen haben, macht aber nach wie vor noch viel Spaß und feiert seinen Erfolg als nette Persiflage.

                4
                • 9

                  Ich liebe Konzept Filme! Filme, die sich einem gewissen Konzept oder Idee verschreiben und diese dann ausleben. Einer meiner Lieblingsfilme „Der Würgeengel“ von Bunuel fällt genau in diese Kategorie. Im Falle von Bunuels Meisterwerk: Was passiert wenn man die obere Schicht in einen Raum sperrt und langsam jegliche Vorwände und Gepflegtheiten davon fallen. In diesem Film geht es um einen Künstler, der sein Leben seiner Kunst versprochen hat, und dieses mit einem fulminanten Finale die Kirsche aufzusetzen.
                  Auf den ersten Blick wirkt the Menu wie ein typischer Ensemble Film. Ich habe so meine Vorbehalte gegen Ensemble Filmen, da dort oftmals die Geschichte in den Hintergrund gerät, um möglichst viele Stars ins Boot zu holen und Screentime zu geben. Immerhin wurde ich schnell eines Besseren Belehrt, den sobald man die Insel Hawthorn betritt, beginnt ein faszinierendes Schauspiel mit einer so dicken Atmosphäre, das man sie fast greifen kann. Die Insel ist eine Utopie für Köche. Abseits von allen Ablenkungen der Welt, mit einer stringiden Infrastruktur, die dafür sorgt das jede Zutat bis zur absoluten Perfektion getrieben wird. Allein schon die Behausungen der Köche, zeigt mit welcher Ernsthaftigkeit die Mitarbeiter des Restaurants an das Thema Kochen und Essen herangeht. Das fühlt sich sehr einschüchternd an, zumindest ging es mir so beim Zuschauen. Die Atmosphäre im Restaurant selbst ist dabei höllisch angespannt. Man bekommt seinen Gang serviert, mit einer Geschichte des Chefs und gewissen Hintergründen oder Philosophischen Konzepten. Dabei läuft die Oberkellnerin (ich hab keine Ahnung was die offizielle Bezeichnung ist, wenn es jemand Weiß, kann er mich gerne in den Kommentaren belehren) wie eine strenge Lehrerin umher, als ob die Gäste gerade an einer wichtigen Prüfung teilnehmen. Es fühlt sich befremdlich und erdrückend an. Vor allem wenn man sich die Gäste ansieht. Ein verblasster Star mit seiner Assistentin, ein Ehepaar das scheinbar sehr oft dort gasiert, drei neureiche Yuppies, eine berühmte Restaurant Kritikerin mit ihrem arschkriechenden Verleger und unsere Protagonistin Margot mit ihrem Food besessenen Date Tyler. Das Verhalten aller anwesenden hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Das Ehepaar scheint nur halbwegs am Essen interessiert zu sein und der Mann verhält sich sonderbar, seitdem er Margot gesehen hat. Der Filmstar und seine Assistentin sehen das ganze eher als Businessmeeting anstatt einer Chance etwas ganz Besonderem beizuwohnen. Die Yuppies sind eben Yuppies und nerven mit ihrem protzen und prahlen. Die Kritikerin sucht das kleinste Haar in der Suppe und ihr Verleger kann nicht aufhören sich aufzuplustern. Nur Tyler scheint das gesamte Programm zu genießen, als ein Fanboy der bei den einfachsten Worten des Chefs in die Knie geht.
                  Ab dem vierten Gang gerät alles aus den Fugen, zumindest für die Gäste. Stück für Stück wird klar, was das Ziel des Chefs ist, und warum jeder einzelne von den Gästen für dieses Spezielle Essen eingeladen wurde. Es ist eine Zelebrierung des Lebens von Chef Slowik, der Hingabe eines Künstlers und Kochkunst auf dem höchsten Rang. Es ist ein Schauspiel, um die Leiden eines vergrämten Künstlers aufzuzeigen. Eine Reinigung von Sünden, ein Liebesbeweis, ein Racheakt und die sprichwörtliche Kirsche auf der Sahnespitze des Lebenswerkes Chef Slowik. Ich bin ein großer Fan von solchen Geschichten, vor allem wenn sie dann nicht nur Platt vorgetragen, sondern auch noch hinterfragt werden. Hier kommt Margot als störendes Element der geplanten Show zum Vorschein. Nicht klar ob sie zu den Nehmern oder Gebern gehört, fungiert sie außerhalb des Systems. Ohne wirkliches Druckmittel, und ohne tiefere Wertschätzung für den avantgardistisch Aktion des Chefs, bietet sie ihm in seiner Utopie die Stirn. Nachdem sie sein geheimer Raum betreten hatte, findet sie auch eine Lösung aus dem Problem. Nicht appellierend an das was er geschaffen hat, für die Perfektion für die er alles geopfert hat, sondern an das was ihn damals getrieben hatte. Das einzige Foto in dem er wirklich Glücklich wirkt, in dem seine Bestimmung war, gutes Essen an die Leute heranzutragen. Mit diesem Blast from the Past, wird alles aufgerüttelt und, obwohl er sein Finale bekommt, hat es einen bitteren Nachgeschmack. Das Vollenden eines wahnsinnigen Werkes, welche wie eine Erfüllung für vielleicht viele Außenstehenden wirken mag, aber nur Margot weiß, wie fad es dann doch am Ende war. Es lässt einem zurück mit gemischten Gefühlen, welche ich noch eine Weile mit mir herumtragen werde.
                  Handwerklich ist der Film ein Traum! Die Kamera, Schnitt, Drehbuch und vor allem die Schauspieler machen allesamt eine fantastische Figur. Die Atmosphäre durch den Film ist spürbar intensiv und lässt auch gegen später nicht nach. Dazu eine Geschichte, die ich so noch nie erzählt gesehen habe, mit interessanten Konflikten und tiefgehenden Fragen, die einen noch nach dem Film verfolgen werden.
                  PS: Tatsächlich hat mit vieles von diesem Film auch an Colm aus The Banshees of Inirshire erinnert. Ein ähnliches Streben nach etwas größerem, das wahrscheinlich in dem Kontext des echten Lebens dann doch irgendwie Blass wirkt.

                  6
                  • 9

                    Warum hab ich so lange darauf gewartet diesen Film anzuschauen? Ich habe schon einige Lovecraftian Filme gesehen, und dieser hier ist der beste, wenn es um eine direkte Interpretation seiner Werke geht.
                    Der Film fängt interessant an, mit unserem Protagonisten der in die Psychiatrie eingewiesen wird, bei dem seine Flehen, das er doch nicht wahnsinnig sei, alsbald auf einen Chor der anderen Zellen stößt. Doch nach etwas Zeit scheint er sich dort wohl zu fühlen… am Ende des Filmes versteht man auch warum.
                    John Trent arbeitet freiberuflich für Versicherungen als Detektiv, der herausfinden soll, ob der Anspruch auch gerecht ist. Er hat ein Faible die Wahrheit herauszufinden und Scharlatane und Lügner zu demaskieren. Sein nächster Auftrag besteh darin ein verschollenen Autor wieder zu finden. Sutter Cane versetzt die Leserschaft seit Jahren schon in Angst und Bange, doch sein neuestes Buch scheint eine stärkere Wirkung zu haben. Leute werden wahnsinnig, reden wirres Zeug und werden dabei aggressiv. Obwohl er selbst ein Opfer solch eines Angriffs wird, schnuppert er Betrug oder eine Art Massenhysterie dahinter. Bei der Recherche bekommen wir ein wunderbares Beispiel von Wahnsinn und kosmischen Horror. Als er mit den Büchern nach hause gehen möchte, sieht er einen Polizisten wie er auf einen Obdachlosen einprügelt. Beim Lesen erlebt er die Szene nochmal, was ja unmöglich sein kann, da er es ja unabhängig von dem Buch erlebt hat. Oder etwas doch nicht? Der Ort wo sich der Autor befinden könnte wird durch etwas Bastelarbeit schnell ausgemacht und so sind Trent und die Editorin von Cane, Linda Styles, auf dem Weg ins Nirgendwo. Inmitten von sich ständig wiederholenden Kornfeldern, beginnt die Phantasie zu sprühen. Ein Junge mit einem Fahrrad fährt immer und immer wieder an ihnen vorbei, mit klackernden Karten in den Speichen. Hier kommt ein Aspekt der mir in Kosmischen Horror immer gut gefällt zu Tage: Unser Talent Muster zu erkennen. Das Klackern und Drehen des Rades wird mit einem Windrad in der ferne gleichgesetzt und alsbald schweben die zwei wie im Traum über den Wolken inmitten eines Ortes, den es eigentlich nicht geben sollte. Alles ist hier wie in den Büchern von Cane, von der sonderbaren Ms Pickman welche das Hotel leitet, zu der Kirche mit den goldenen Zwiebeln auf den Türmen. Visionen von Kindern, von sonderbaren Wesen und einer Art Virus, der den stillen Ort heimsucht, treiben Styles immer weiter in den Wahnsinn. Trent versucht immer weiter eine Erklärung für all das zu finden, auch wenn die Unmöglichkeit ihm schier ins Gesicht schreit. „Die Definition von Wahn ist es, immer wieder dasselbe zu machen und ein anderes Ergebnis zu erhoffen“. So steckt er in einer Schleife fest, in dem er mit dem Auto flüchtet, um nur wieder direkt vor dem wütenden Mob anzukommen. Styles hat sich während der kurzen Zeit auch verändert. Die Beziehung zwischen den beiden ist von Anfang an interessant, der zynische Trent und die offene Styles passen eigentlich gar nicht zusammen. Aber was etwas Trauma Bindung ausmachen kann, vor allem wenn eine Gottgleiche Figur im Hintergrund den Fatalismus für jeden Charakter festsetzt. Den hinter alle dem steht Cane, der zwar ein einfacher Mensch zu sein scheint, aber durch seine Worte und Romane eine Verbindung zu den alten Göttern gefunden zu haben scheint. In einem Gedankenspiel von Fatalismus, übernimmt er die volle Kontrolle über Styles sobald sie den Roman gelesen hat und so das Schicksal unausweichlich wird. So geht es auch den Bewohnern der Stadt und so soll es auch der Rest der Welt gehen. Auch Trent soll zu einem Werkzeug werden, den Weg für die Alten Wesen zu bereiten. Er weigert sich, rennt und verbrennt, kann aber auch diesem Schicksal nicht entkommen. Seine ganze Existenz wird in Frage gestellt, ist er nun echt oder doch nur eine Romanfigur? Das Ganze wird dann noch fantastisch in der letzten Szene zusammengefasst, als er durch die zerstörte Gegend läuft, um in einem Kino genau diesen Film anzusehen, mit ihm in der Hauptrolle, wie er immer wieder beteuert das er sicher sei was Realität ist. Herrlich zynisch und meta. Meta ist auch die ganze Erzählstruktur an sich, mit einer Realität im Film, die durch mehrere anderen Realitäten gebrochen werden.
                    Handwerklich ist der Film großartig, mit tollen Effekten, fantastischen Schauspielern und einer bomben Narrative. Das Pacing ist ebenfalls großartig! Für mich persönlich, ein besseres Werk als „The Thing“.

                    6
                    • 3

                      Ich bin immer für Horrorfilme außerhalb meines Kulturberreiches. Und auch wenn ich nicht viel mit klassischem Vampir oder Werwolf Filmen anfangen kann, haben mir Filme wie „Ginger Snaps“, „The Wolf of Snow Hollow“ oder „Byzantium“ gezeigt, dass auch so olle Kamellen interessant machen kann. So bin ich mit offenen Herzen an Viking Wolf rangegangen, das über die Laufzeit immer weiter zermürbt wurde.
                      Der Film macht leider nichts Interessantes mit der Thematik (außer vielleicht einer sehr dünn gesäten PTBS Allegorie die nie irgendwo hinführt) und man hat das Gefühl das die Filmemacher kein großes Vertrauen in ihre Zuschauer hatten. Alle Informationen werden immer und immer wieder durchgekaut. Erst sehen wir den Angriff, dann wird dieser nach einer Nacht nochmal erzählt, nur um dann das ganz nochmal im Polizeirevier durchzukauen. Den Zuschauern ist auch spätestens nach der kleinen Geschichtsstunde am Anfang klar worum es geht. Warum verschwenden sie dann so viel Zeit damit, herauszufinden was diese gräulichen Taten angerichtet hat. Im Allgemeinen ist die Erzählweise des Filmes sonderbar. Man sieht einen RV durch die Gegend fahren und weiß erstmal nicht ob es ein weiterer Establishing Shot ist oder nicht, dann sieht man eine Gestalt aussteigen und sich direkt hin zur Leichenhalle schleichen, nur um dann mit einem Stinger den Reval zu machen, das dort die Leiche liegt die man von Anfang an erwartet hat.
                      Der Film braucht andauernd viel zu lange, um zu einem Punkt zu kommen, mit einer Geschichte die man schon hundert mal gesehen hat, mit Charakteren die man so schon hundertmal erlebt hat, mit Dialogen, wie von einem ChatBot geschrieben. Immer wieder scheinen kleine Fünkchen von Potential auf, die aber leider dann nirgendwo hinführen. Spart euch lieber die Zeit.

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                      • 0

                        Für mich besteht die Dichotomie von Zac Snyder aus 300 und Sucker Punch. 300 ist ein Ultra stylischer Film, der den Übergang von Comic zu Film brillant gemeistert hat, mit einer ganz besonderen Bildsprache und vielen Szenen die einem im Gedächtnis bleiben. Sucker Punch dagegen…
                        Sucker Punch fühlt sich an als ob ein zwölf Jähriger mit seinem drei Jahre älteren Bruder der regelmäßig etwas zu viel Marihuana konsumiert, einen Film erträumen möchten. Knapp angezogene Mädels, Kämpfe gegen Samurai, Soldaten und Orks und das alles eingebettet in einer Geschichte die nicht edgyer sein könnte. Die Ästhetik des Films schwingt dabei zwischen Iron Sky, Softporn, Diablo und Musikvideos. Und all das kann man ja auch machen, wenn es zusammenpasst, aber das will es hier ums Verrecken nicht. Das Thema das Babydoll mit ihrem Tanz alle ablenkt ergibt keinen Sinn. Der Übergang vom Irrenhaus zu Puff genau so wenig. Und die ganzen Actionszenen dazwischen hängen so fadenscheinig wie es nur geht zusammen. Auf dem Feuerzeug ist ein Drache also müssen sie gegen Drachen kämpfen. Sie brauchen eine Karte, also muss man in die Schützengraben des ersten Weltkrieges. Sie müssen an ein Küchenmesser kommen, weswegen wir uns jetzt in der fernen Zukunft finden mit einer Art Atombombe die auf eine Stadt zurast und von CGI Robotern geschützt wird. Hier hätte man doch etwas richtig cooles machen können, z.B. mit der Bühne im Irrenhaus. Auch die anderen Charaktere sind schon fast schmerzhaft flach. Warum nicht jedem der Mädels eine besondere Fähigkeit geben, die dann in den Actionszenen zum Vorschein kommen? Auch mit den Outfits hätte man was Cooles machen können, aber das wird alles nur dahingeschludert um den Sexyness Faktor nach oben zu treiben. Dazu sind die Actionszenen so übertrieben, dass selbst der schlonzigste Shooter aus der PS3/Xbox360 Ära vor Scham im Boden versinken würde. Es kommt auch niemals wirkliche Spannung in den Action Szenen auf, da sie A: nur in der Phantasie von Baby Doll stattfinden, und B: all die Hindernisse keinerlei Probleme für das Team darstellen. Ein Konflikt ohne Gefahr zieht nicht.
                        Die Schauspieler sind auch nicht besser. Ich war erst schockiert wie viele bekannte Gesichter hier mitspielen. Oscar Isaac als Bösewicht hatte ich echt nicht mehr auf dem Schirm, aber nach dem Film weiß ich auch warum. Weder als Pfleger, noch als Besitzer des Puffs macht er einen wirklich beängstigenden Eindruck. Dabei kann er es, schaut man sich nur Ex Machina an. Auch die anderen Schauspieler, gehen bei ihrem Spiel nicht über das Niveau von einer Seifenoper hinaus. In den Actionszenen ist das etwas anders, aber diese sind so überzogen und so fern ab der Charaktere selbst, das es eigentlich auch kein Unterschied macht. Ich weiß nicht warum Zac Snyder hier so viel Potential verschenkt hat. Auch sind die Szenen zwischen den Action Parts schmerzhaft langweilig, mit Dialogen und Konflikten, die aus dem nichts kommen und ins nirgendwo hinführen. Daran ist aber auch die Narrative selbst schuld, welche jegliche Spannung durch das mehrfache Verschachteln kaputt macht.
                        Der Soundtrack macht das anschauen auch nicht besser. Eine Auswahl von guten Songs wird durch die cringey Bild Kulisse oder furchtbaren Covern kaputt gemacht. Mit jedem Song möchte man aufschreien „Mach nicht noch den Song kaputt verdammt!“. Die Kamera und der Schnitt sind wahrscheinlich genau das was Snyder haben wollte. Gerade die Musikvideoesquen Szenen, merkt man das jeder Shot sorgfältig gewählt wurde. Aber es fehlt ein gewisses etwas, das all diese Stylischen Bilder und die Charaktere und Geschichte zusammenbringt. Außerdem weiß der Film nicht wie ernst er sich nehmen soll, da hier auch eine ganz große Diskrepanz zwischen den Action Szenen und den der „Realität“ liegen.
                        Ich kann mir vorstellen das wenn man Jung und Geil ist, das einem der Film gefallen kann. Für mich ist es einfach nur eine Sinnlose Aneinanderreihung von sich viel zu ernst nehmenden Szenen, in einem klapprigen Gerüst das schon in den ersten zehn Minuten in sich zusammen fällt.

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                        • 8

                          “But you can't unknow, what you know.”
                          Der Film war eine ehrliche Überraschung für mich. Der Titel ist sehr generisch, genauso auch die Beschreibung auf Disney+. Dabei geht der Film in sehr interessante Richtungen und hat auch einen faszinierenden Gegenspieler.

                          __ SPOILER__
                          Erst mal vorweg, ich hab keine Ahnung warum der Film in Deutschland „The House At Night“ heißt, da „Night House“ ein viel besserer Titel ist, vor allem thematisch. Den man merkt von erstem Shot an, das etwas in diesem Haus nicht stimmt. Im Verlauf lernt man auch, dass hinter der Planung des Hauses mehr steckt als wo das Sofa hingehört, oder wo man am besten das Licht einfangen kann. Das Haus wurde von Anfang an so geplant, um ein gewisses Wesen fernzuhalten. Ähnlich wie bei Winchester, nur auf eine sehr viel esoterischere Art und Weise. Den sobald unsere Protagonistin dem Schlaf verfällt, geschehen sonderbare Dinge. Als ob etwas nach ihr greifen möchte, dass sie nur erreichen kann, wenn ihr Bewusstsein am schwächsten ist. Dort bekommt sie Visionen von Frauen, die sich in den Tod stürzen, von ihrem verstorbenen Mann, wie er auf dem Wasser steht und in die ferne schaut, und einer gespiegelten Kopie ihres Hauses, in dem Zeit und Raum etwas anders funktioniert. In der wachen Welt lernt sie neue Geheimnisse über ihren Mann kennen, von fremden Frauen, die ihr zum Verwechseln ähnlichsehen. Und ein Treffen mit dem Tod, dass ihr Leben durchgehend geprägt hat. Den seit damals, als sie scheinbar nichts gesehen hat, wird sie verfolgt, von einem Wesen, das nach ihrer Seele frönt. Dieses Wesen wählt den Umweg über ihren Mann, um an sie heranzukommen, weswegen er all diese Spielchen treibt, bis hin zum Mord an fremden Frauen, um seine Liebe zu retten. Dafür gibt es das zweite Haus, das in der Realität nichts mehr als ein Trümmerhaufen ist, aber zu einem vollwertigen Haus in den Träumen heranwächst. Ein Haus, in dem er Sünde um Sünde begannen, hat. Und eine letzte Todsünde, um sie endgültig vor dem Wesen zu schützen und ihr die Freiheit zu schenken, dass nach dem Tod tatsächlich nichts sei. Das dies nicht der Fall ist, und durch das Eintauchen in das unbekannte ihres Mannes sie all dies hervorholt, treibt Beth immer weiter in den Wahnsinn. Die Grenzen zwischen der wachen Welt und der dazwischen werden immer fließender, mit der Frage was nun Realität ist oder nicht. Das ist auch eine Frage, die für den Zuschauer bis zum Schluss nicht wirklich beantwortet wird. Wir sehen, was sie sieht, wir hören, was die andere ihr erzählen, aber was davon Wahr ist, bleibt die große Frage. So kann bietet der Film eine tolle Interpretationsfläche, wer das Wesen ist, was es möchte, oder ob es doch nur die zermürbende Trauer ist, die Beth dabei zermürbt.
                          Handwerklich ist der Film klasse. Rebecca Hall hat es einfach drauf, und beweist das abermals hier. Sie spielt die Beth, die immer weiter dem Wahnsinn verfällt mit Brillanz. Dabei ist sie aber auch keine dumme Protagonistin. Als sie nachts denkt ein Gespräch mit Owen zu haben, überprüft sie dies gleich am nächsten Tag. Wenn sie etwas findet, das ihr nicht passt, bohrt sie so lange nach bis sie eine Erklärung dafür findet. Auch David Bruckner zeigt, was er draufhat. Auch wenn mir „The Ritual“ in meiner Erinnerung nicht so gut gefallen hat, hat er hier ein brillantes Werk geschaffen. Die Silhouette des Wesens sieht man immer wieder und agiert auch auf gruselige und wirklich verstörende Art und Weise mit der Umwelt. Das Verschwimmen der verschiedenen Realität ist auch großartig gemacht. Manchmal fängt eine Szene mit einem Charakter und einem Blickwinkel an, und wechselt mittendrin komplett, welches zu der fantastischen diffusen Atmosphäre, der zwischen Welt passt.

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                          • 8 .5
                            über RRR

                            Das ist der erste Bollywoold Film den ich gesehen habe und ich bin zutiefst beeindruckt. Als Jahrelanger Fan von Dragon Ball und andere Anime, haben mich all die möglichen Videoclips aus Bollywood Filmen fasziniert, die wie eine direkte Anime Adaption wirken. RRR bietet dieselbe Ästhetik, eingebettet in einem interessanten wie auch spaßigen Kontext.
                            Als jemand der sich nur rudimentär mit der Geschichte Indiens auskennt, war es sehr interessant zu sehen wie sie mit diesen Revolutionären Ikonen und die Unterdrückung durch die Engländer aufarbeiten. Keiner der beiden war mir beim Anschauen ein begriff, aber nachdem ich mich jetzt etwas eingelesen habe, ergeben viele Aspekte der Charaktere viel Sinn. Das was wäre, wenn, macht auch mit dem Geschichtlichen Kontext noch etwas mehr Spaß, man wird aber durch das Unwissen nicht ausgebremst. Die zwei verschiedenen Arten, wie sie ihren Landsleuten helfen wollen und der Hintergrund, warum sie so sind wie sie eben sind, wird toll durch den Film hindurch erörtert. Dabei verstrickt sich der Film niemals und behält bis zum Schluss eine herrliche Geradlinigkeit, die durch die interessanten Charaktere aber nicht an tiefe vermissen lassen.
                            Die Protagonisten werden famos verkörpert. Mit herausragenden Szenen, in denen sie ihre Stärke beschreiben, mit ergreifenden Geschichten hinter ihren Motivationen und überragenden Action Szenen. Das letzte Mal das mich Action Szenen auf so eine Art und Weise mitgenommen habe, das ich am liebsten laut jauchzend aufgesprungen wäre, war in John Wick 3. Zeitweise ist mir die Kinnladen runtergefallen, von den brillanten Ideenreichtum der Szenen. Aber auch außerhalb der fantastischen Action scheint RRR. Gerade die Musical Szenen glänzen nicht nur durch den eh schon großartigen Soundtrack, sondern bietet auch noch eine sehr geschickte, wenn auch extrem direkte Art und Weise die Narrative weiterzuspinnen.
                            Der Film schafft es auch drei Stunden verpuffen zu lassen. Normalerweise spürt man solche Überlängen, aber selbst die sich eher ziehenden Szenen stören nicht all zu sehr. Manche Sachen werden in tollen Montagen abgearbeitet, wo ganz platt das, was passiert ist in den Texten erzählt wird. Dabei hat man dann raum frei, mit diesen Grundbausteinen weiterzuspielen. Dazu bietet der Film auch viele kleine Twists und Turns. Gerade Raju, der mit einer beeindruckenden Kampfszene eingeführt wird, und etwas wie ein heimlicher Bösewicht im ersten Teil des Filmes wirkt, bekommt dann mit einem längeren Backflash ganz neue Facetten. Den die wahren Bösewichte sind und bleiben die Briten, die sich teilweise genauso in ihren Kolonisierten Staaten ausgetobt haben. Klar ist es etwas Cartoonish, aber selbst Winston Churchill hatte einen tiefsitzenden Hass gegen die Inder, mit einem Überlegenheinskomplex der Inselbewohner. So hat die Emanzipierung der Charaktere auch etwas sehr Befriedigendes. Auch wenn der letzte Song dann schon sehr propagandistisch rüberkam, aber dazu kenne ich mich leider zu wenig aus.
                            RRR ist ein Film der richtig viel Spaß und Laune macht. Mit einer Filmischen Machart, die man so aus Hollywood oder Babelsberg nicht so kennt.

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                            • 9

                              Ich bin ein großer Fan von Rian Johnson. Seine Art Drehbücher zu schreiben ist überragend. Jede Szene hat seinen Sinn und Zweck, jedes Wort sitz genau dort, wo es sein muss. Das war bei Looper so, das war bei Knives Out so und ist hier auch nicht anders (ignorieren wir einfach mal seinen Star Wars fehltritt…).
                              Es war eine wahre Freude diesen Film anzuschauen. Gerade der Anfang ist so herrlich dicht an Anspielungen und Witzen, dass ich ab und an mal kurz Pause machen musste um Zeit zum Lachen zu lassen. Jeder Charakter ist so eine fanstatische Parodie von sich selbst, inklusive unseres Helden LeBlanc. Ähnlich wie bei Knives Out wird man hier Zeuge einer Geschichte bei der sich nach und nach, durch neue Informationen das Gesamtbild immer klarer wird. Dabei zeigt Johnson wieder sein schon fast gespenstisches Talent in einem Drehbuch, an dem kein Fett hängt und auch die kleinsten Aspekte zum Teil eines fantastisch Ganzen wird. Ein einfacher Satz wirkt mit neuem Kontext plötzlich ganz anders, und damit spielt er hier gekonnt. Als Aufmerksamer Zuschauer wird man ständig belohnt, indem gewisse Theorien bestätigt und dann doch wieder verworfen werden, ohne dass es jemals unfair wirkt.
                              Das Thema der Glassonion, welches eine Anspielung an den gleichnamigen Beatles Song ist, der sich über die verschiedenen viel zu tiefgreifenden Theorien über ihre Songs lustig macht, ist hier auch perfekt getroffen. Schicht um Schicht wird hier durchsichtig Hüllen über Hüllen gelegt, ohne das es jemals etwas verschleiert. Das macht die Auflösung des Falles dann auch so einfach wie brillant. Genau wie LeBlanc verstrickt man sich in wilden Theorien, ohne Ocams Razor in Betracht zu ziehen. Das ganze Genre des Whodoneit wird hier fantastisch auf den Kopf gestellt. Und auch wenn ich den Film bis jetzt nicht ein zweites mal gesehen habe, denke ich nicht das die Erkenntnis dem Film so viel Freude nehmen wird .

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                              • 8 .5

                                Der Film spielt in den 1920er in Irland, während auf dem Festland ein Bürgerkriegt tobte, geht es in Inisherin etwas langsamer zu. Hört man laute Explosionen nur ein paar Kilometer weit weg, sehen die Konflikte auf der Insel etwas anders aus. Eine zu neugierige Ladenbesitzerin, eine alte Frau welche wie der Tod durch die Landschaft streicht, ein Polizist mit einem überzogenen Ego, einem Ziellosen jungen Mann, der außer trinken und Frauen eigentlich nicht viel im Sinn hat. Die Landschaft ist typisch Grün, unterteilt in kleine eingemauerte Anwesen. Außer einem Hafen, einem kleinen See und einem Pub hat der Ort nicht viel zu bieten. Der perfekte Ort für Charakterstudien und der Suche nach dem Sinn des Lebens inmitten friedlicher Ödnis. The Banshees of Inisherin ist wie ein cleveres Theaterstück oder gar eine Art Kammerspiel, bei dem im Zentrum die Charaktere stehen und die Beziehungen, die sie zueinander pflegen. Die Geschichte ist dabei so klar wie auch undurchsichtig. Von heute auf morgen möchte ein Mann mit einem anderen nichts mehr zu tun haben. Durch den Film erfährt man Stück für Stück mehr, doch der eigentliche Konflikt ist schon sehr früh abgearbeitet. Colm kann das dröge Geschwätz einfach nicht mehr aushalten und möchte seine restliche Lebenszeit (wie viel ihm auch immer noch bleibt) für etwas großes nutzen. Was ist der Sinn des Lebens, wer ist man eigentlich und was will man der Welt hinterlassen? Diese großen Fragen werden aufgeworfen, aber nie wirklich beantwortet.
                                Hier liegt die stärke aber auch die crux an dem Film. Man muss sich selbst ein Bild von der Situation machen. Man kann sein bestes tun Colm zu verstehen, aber so wirklich wird man das nie können, da die menschliche Erfahrung doch zu einzigartig ist und man gewisse Dinge weder mit Worten noch mit Taten ausdrücken kann. Hat Colm es geschafft etwas über sein Leben hinaus zu erschaffen? Oder hat er nur das Leben von seinen umliegenden Menschen zu einer Art Hölle gemacht? Warum ist er soweit gegangen, das er seinen Hauptzweck, das muszieren, alsbald nicht mehr ausführen kann? Klar erinnert man sich in kürzester Zeit nicht mehr daran, wer mit wem nett war, oder wo es böses Blut gab. Aber ist das vielleicht nicht viel wichtiger als ein Stück, das niemals die Komplexität eines Menschen einfangen kann? Die Antwort wird nie klar gemacht, kann aber von jedem zwischen den Zeilen gelesen werden. Vielleicht ist Padraic einfach nicht mehr als nett und vielleicht war Colm nie ein netter Mensch. Vielleicht ist es bedeutsam etwas der Nachwelt zu hinterlassen, aber vielleicht ist es auch wichtig gut mit seinen Mitmenschen umzugehen.
                                Der Film fühlt sich surreal und bizarr an, fußt dabei aber auf festen Boden. Es erzählt eine extrem Menschliche Geschichte, ohne dabei die Menschen in eine extreme Situation zu verfrachten. Ein faszinierender und tiefgründiger Einblick, der einem zum Lachen und zum Weinen anregt.

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                                • 9 .5

                                  Ich bin weggeblasen von diesem Film. Mit Del Toro ist es immer so eine Sache, entweder er macht einen richtigen Home Run (Pans Labyrinth) oder eben nicht (Crimson Peak). Seine Version von Pinocchio fällt auf jeden Fall in die erste Kategorie. Die Geschichte wirkt an sich etwas ausgelutscht, da Del Toro seine Version im selben Jahr rauskommt wie die (scheinbar nicht sehr gute) Real Life Variante von Disney und der sonderbar synchronisierten russischen Variante. Aber der Film schlägt in eine ganz andere Kerbe… eine viel düstere, philosophische und tiefgreifende Kerbe.
                                  Fangen wir erst mal mit dem offensichtlichsten an. Pinocchio sieht so gut aus wie noch nie. Das in der heutigen Zeit sich jemand noch die Mühe macht einen Animationsfilm von diesem Kaliber zu machen, macht mich glücklich. Alles ist von Hand geschaffen (mit der Ausnahme von ein paar 3D prints) und das merkt man auch. Hier lege ich allen das kurze Netflix Making-Of ans Herzen. Die Designs sind überragend gut. Von den Menschen, zu Pinocchio bis hin zu den Umgebungen. Alles strotz nur so vor liebe fürs Detail. Und das spürt man in jedem Frame. Die Animationen sind ebenfalls herausragend. Hier werkeln die besten ihres Fachs. Das Ganze wird dann noch perfektioniert mit einem großartigen Soundtrack und brillanten Voiceacting. Handwerklich ist der Film durch und durch nicht nur fantastisch, sondern ernsthaft herausragend.
                                  Aber das ist ja nur ein Aspekt eines Filmes. Die Geschichte und vor allem die Narrative sind dabei noch wichtiger. Und gerade in dem Erzählen einer Geschichte, die man schon so oft gesehen hat, setzt Del Toro hier eine Schippe drauf. Die ganze Geschichte wird in die Zeit des italienischen Faschismus gehoben und somit teilweise komplett neu Kontextualisiert. Mit dem Tod von Geppettos Sohn wird der narrative und der Beziehung zwischen Vater und Puppe ganz neue Ebenen eröffnet. Die Erschaffung von Pinocchio wird hier auch mit so einer zermürbenden Verzweiflung inszeniert, die sich dann auch im dauerhaften Design von Pinocchio niederschlägt. Der Konflikt sich selbst zu sein oder doch nur ein Ersatz für etwas verloren Gegangenes ist super spannend und wird auch durch den Film hinweg toll erzählt. Podesta als Faschist, der in Pinocchio den perfekten Krieger sieht, und dessen Sohn Candlewick sich ständig der stringieren Vorstellung eines perfekten Italieners unterordnen, und so als kindische ablegen muss, erreicht seinen traurigen Zenit gegen Ende des Filmes. Count Volpe als opportunistischer Zirkusdirektor, und der misshandelte Spazzatura hinter dem mehr steckt als man auf den ersten Blick erhaschen mag. Aber selbst die Wesen, welche transzendieren sind interessant gestaltet. Die schwarzen Hasen welche die Toten in ihr Reich transportieren und den Wesen welche Leben und Tod symbolisieren. Und natürlich Pinocchio, der hier wirklich kindisch agiert: von hanebüchenen Rechtfertigungen, zu Tobsucht Anfällen zu richtigen charakterlichen Entwicklungen. All diese kulminieren in eine eingelebte, greifbare Welt, mit einer ehrlichen und aufrichtigen Geschichte. Und einem bittersüßen Ende, das einen nicht so leicht loslassen wird.

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                                  • 2 .5

                                    Nachdem ich das Original vor kurzem nochmal angeschaut habe, war ich interessiert wie das Amerikanisch/Japanische Remake des Thailändischen Horrorthrillers aussehen wird. Wie man an der Wertung sehen kann, hat es mich nicht wirklich überzeugt.
                                    Das Remake nimmt sich die Geschichte des Originals, setzt zwei Weißbrote in die Schuhe der Protagonisten und verlagert alles nach Japan. Es nimmt auch mehrere Szenen aus dem Original und versucht diese so gut wie möglich zu emulieren. Gerade der Dialog bei dem Geisterfotomagazin wirkt direkt vom Original genommen. Aber genau in solchen Szenen fällt das Gefälle zwischen den zwei Versionen am stärksten auf. Hat das Original sich viel Mühe mit jedem Shot gemacht, egal ob es nun mondän oder in Horror Szenen war, wirkt hier alles gehetzter.
                                    Mit vielen Änderungen im Film, hat man auch das Gefühl das die Filmemacher das Original nicht verstanden haben. Das der Geist von Megumi erst auftaucht als sie nach Japan kommen, hat für mich erstmal viel Sinn ergeben, da die Sünde ja auch in Japan begangen wurde. Als sie plötzlich in einem Hochzeitsfoto auftaucht, wird auch diese Idee verfeuert. Dabei ist das ein Aspekt der mir am Original gefehlt hat, warum gerade jetzt? Genau so mit den Schlieren in den Fotos. Im Original tauchen sie zum ersten mal um den Ort des Schreckens auf, hier steht das paar einfach vor Fuji-San. Auch das die Schlieren Jane verfolgt ergibt auch kein Sinn. Und wenn wir schon von Jane sprechen, das ist die größte Crux am ganzen Film. Im Original waren Tunn und Jane die Protagonisten, welche dem Mysterium auf die Schliche kommen. So entwickelt man Sympathie zu beiden, was gerade das Ende so viel besser macht. Den kompletten Fokus auf Jane zu legen, macht einen wichtigen Aspekt des Originals kaputt. Hier ist Ben (Tunn) ehrlich gesagt etwas suspekt, und vor allem gegen später unangenehm. Auch das er die Warnungen des Geistersehers ignoriert (der so etwas sagt wie, warum hast du ihr nicht geholfen), macht sein Wissen und seine Schuld noch viel Grösser. Und Jane, ja, sie ist einfach Bat Shit insane. Man erfährt auch über den Film rein gar nichts über sie. Dass sie nach dem Unfall verstört ist, kann man verstehen. Dadurch das sie in Japan auch nichts zu tun hat, kann ich auch verstehen das sie sich da in etwas verbeißt. Aber Szenen wie in der U-Bahn sind dann einfach nur lächerlich. Auch der Wahn, den sie an den Tag legt ist komplett überdreht. Sie wirkt wie ein misogynistisches Bild einer hysterischen Frau, die dann am Ende doch irgendwie recht hatte. Man hätte was daraus machen können das sie in eine fremde Kultur gezogen wird, in der sie nicht die Sprache spricht und die Gebräuche nicht kennt. Auch das sie quasi auf sich allein gestellt ist, während ihr Mann arbeitet, hätte man interessant verarbeiten können. Die Änderungen die sie an Megumi (Natre) vorgenommen haben, haben der Geschichte auch eher weh getan als geholfen. Die Sache mit dem overbearing Vater, bringt erstens nichts interessantes neues mit sich und macht auch ihr Verhalten, nachdem dieser gestorben ist, nicht wirklich nachvollziehbarer. Auch dass sie die Rolle der Mutter gestrichen haben, die einen wirklich frischen und interessanten Twist mit sich gebracht hatte, ist eine Schande. War im Original die kraft des Rachegeistes klar, festgelegt in Horror Visionen welche ihre Peiniger in den Wahnsinn treiben sollen, werfen sie diese Feinheit hier einfach über Bord. Megumi kann Leute durch die Kameralinse töten! Wozu dann all das andere Zeug? Es ergibt auch keinen Sinn das Megumi Jane direkt angreift. Auch das Entdecken der verräterischen Fotos war hier um einiges schlechter gemacht. War es im Original die Kamera die sie ihm geschenkt hat, welche die Fotos gemacht hatte, ist es hier eine insta kamera die sie dann zu dieser Original Kamera führt. Das hat alles etwas besser funktioniert, als man seine Filme noch selbst entwickeln musste.
                                    Der fehlende Kulturelle Kontext tut dem Film leider auch weh. Es war extrem stark das die Protagonisten wie in einem Nebensatz davon erfahren das all seine alten Schulfreunde tot sind. Man hatte das Gefühl eines Todes Fluchs der nun ihn als nächstes heimsuchen wird. Auch das Finden der Leiche hatte im Original ganz andere Konnotationen. Man hatte damit ein Ziel erreicht, das die Odyssey nach dem einäschern endlich vorbei sei. Zwar sagt Ben sowas auch in einem Nebensatz, aber das aufatmen und eine schimmernde Hoffnung fehlt hier komplett.
                                    Entschuldigt das ich so auf dem Vergleich zwischen Original und Remake rumhacke, aber meiner Meinung nach nimmt dieser Film einen sehr sorgfältig geplanten und ausgearbeiteten Horrorthriller und verramscht ihn an den wichtigsten Stellen. Mit einer ähnlichen Laufzeit fühlt sich dieser Film gehetzt hat, die nachgestellten Szenen wirken, wie eine schlechte Fotokopie und die ganzen Twists, welchen das Original so gut gemacht hat, wirken hier nur hingeschludert. Selbst der versuchte Suizid von Ben via Elektroschocks bietet ein ganz anderes Bild als das panische aus dem Fenster werfen von Tunn. Dazu kommt das die neuen Elemente, die sie eingebaut haben einfach nicht ziehen wollen. Gerade die Horror Aspekte sind hier mehr schlecht als recht umgesetzt und haben mich durch die Bank kalt gelassen.

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                                    • 8 .5

                                      Lilo und Stitch ist damals komplett an mir vorbeigegangen, was sehr schade ist. Der Film ist ein super unterhaltsames Werk, mit viel Spaß, guten Messages und einer soliden Geschichte. Fangen wir erst mal mit den Charakterdesign an: Von den Aliens bis hin zu den Menschen ist es durch die Bank durch kreativ und handwerklich großartig. Man kann auf den ersten Blick so vieles über die Charaktere sagen, bevor sie das erste mal den Mund aufmachen. Gerade das Design von Stitch sticht dabei besonders heraus. Sie haben einen tollen Spagat zwischen Alien und sonderbares Hundewesen geschaffen. Da in der echten Welt wie auch in Cartoons die Augen ein wichtiger Faktor für die Kommunikation ist, redet Stitch mit seinem ganzen Körper. Es macht einfach Spaß dem kleinen Racker beim Bewegen und seinen Schandtaten zuzuschauen. Er erinnert mich an eine Katze die gerne maximales Chaos anrichten möchte, nur um dann in ruhe zwischen Trümmern vor sich hin zu dösen. Wie perfekt das er dabei auf die exzentrische Lilo trifft, die von Anfang an etwas anders ist. Das Ganze wird mit der großen Schwester Nani abgerundet, welche jetzt als Mutterfigur hinhalten muss. Dabei scheuen sie nicht davor zurück auch richtigen Zoff zu zeigen, was den Film noch so viel authentischer wirken lässt und eine gewisse tiefe gibt, die gerade bei Disney Filmen oftmals vernachlässigt wird. Die Beziehung zwischen den beiden ist fantastisch dargestellt und scheint dann noch einmal vor allem am Ende des Filmes. Die Aliens sind aber auch nicht ohne: vom wahnsinnigen Forscher, zum regelkonformen Zyklopen, bis hin zu einer stattlichen Hai Figur. Die Geschichte an sich ist dabei nicht so wichtig, Hauptsache sie bewegt sich nach vorne. So bekommt man eher kleine Sketche aus dem Leben der wilden Familie gezeigt, anstatt eine eng verwobene Geschichte bei der alles aufeinander aufbaut. Aber diese Struktur hindert den Film nicht daran unterhaltsam zu sein. Der Schauplatz von Hawaii bringt auch frischen Wind mit sich, inklusive kleinere Einblicke in das Leben der Inselbewohner.
                                      So wird man über die Laufzeit nicht nur fantastisch unterhalten, man fühlt mit den Charakteren mit und zeigt was es bedeutet eine Familie zu sein. Egal ob es das sonderbare Kind, den mordlustigen Alien oder die überforderte Schwester ist.

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                                      • 4 .5
                                        Nebenniveau 20.01.2023, 13:02 Geändert 20.01.2023, 13:42

                                        „Viel Glück Ralphie, wenn deine Nase anfängt zu bluten hast du wahrscheinlich zu viel darin gebohrt… oder zu wenig“ (Simpsons S9F15)

                                        Als aller erstes, wenn jemand den Film unter der Prämisse des Cosmic Horrors anschauen möchte, will ich sofort die Erwartungen runterdrehen. Ich tu mir bei der Bewertung des Filmes wirklich schwer. Handwerklich ist der Film gut bis sehr gut. Die Sets und Kostüme sind verdammt gut, genau so auch der Schnitt und die Kamera. Die Horrorszenen sind ausgezeichnet gemacht und hab
                                        en selbst einem Hartgesottenen Horror Fan wie mir für Gänsehaut gesorgt. Es gibt auch ein paar herausragende Szenen, die einen interessanten Blick auf Menschen in solchen Extremsituationen gebietet. Z.B. als Nora sich bis zum Captain durchgeschlagen hat, meistens mit einem kühlen Kopf, nur um dann vor ihm zusammen zu brechen, nachdem das Adrenalin abgeklungen ist und all das was passiert ist, sich zum ersten Mal setzt.

                                        Aber das ist leider nicht, was ein guter Film ausmacht. Obwohl sie ca. 10 km tief am Meeresboden sind, fehlt es dem Film tiefe. Es fehlt ein übergreifendes Thema oder ein Konflikt, der nicht auf das absolute Minimum heruntergebrochen ist. Wir haben eine Riege an Charakteren, die oberflächlich interessant sind, sich dann aber niemals entfalten. Auch die Geschichte über ihren verstorbenen Verlobten, oder was Smith oder der Captain damit zu tun haben, wollte einfach nicht ziehen.

                                        Der Film beginnt auch sehr abrupt und hat von Anfang an ein sonderbares Pacing. Ich habe erst gedacht das es vielleicht eine Art Simulation ist, um die Menschen dort zu testen (ähnlich einer vor kurzem gecancelten Serie von Netflix). Aber am Ende war es doch nur befremdliche Erzählweise. Als es dann weiterging, ist die Enttäuschung immer grösser geworden. Das, was der Film macht, macht er gut, aber es ist eben nichts neues oder interessantes. So oft schon hat man ähnliche Szenen in anderen Filmen oder Spielen gesehen, die dabei dann noch etwas zu sagen hatten. Die Monster waren dann auch leider sehr ernüchternd. Klar sieht das CGI gut aus, aber das Design war dann doch sehr bieder. Gerade die Tiefsee hat doch schon in der Realität absolut bizarre Kreaturen. Auch das erste Wesen das sie treffen und ins Trockene nehmen, hatte ein tolles Design. Das dann alles andere irgendwie sehr humanoid ist, war enttäuschend.

                                        Ich kenn mich mit der Tiefsee und Druckausgleich nicht so gut aus, aber ich habe das Gefühl das sie dabei auch einen sehr simplifizierenden Weg genommen haben. Nehmen wir mal den Blobfisch als Beispiel, der unter den Druckbedingungen in der Tiefsee ganz anderes aussieht als bei denen an der Oberfläche. Damit hätte man gerne etwas machen können, gerade bei den Kreaturen. Ein weiterer Aspekt der meine Immersion gebrochen hat, waren die Werbeansagen in den Bohranlagen. Sind dort unten nicht nur Leute die sich für diese extreme Arbeit entschieden haben, denen es klar sein müsste wo sie sind und was sie machen? Klar, kann man etwas zynische Werbung der Bohrfirma irgendwie unterbringen, aber doch nicht als ständig wiederholende Ansagen. Das würde ja jede Person irgendwann in den Wahnsinn treiben. Wenn sie jetzt durch einen Besucher Bereich gehen müssten, dann würde das Sinn ergeben, aber sowas gibt es hier unten nicht, genau so wenig wie es solche auf Bohrinseln gibt. Es wäre so als ob auf der Nostromo ständig über die Intercoms Werbung für Weyland Yutani laufen würde. Das hat der Immersion schon geschadet, für etwas billige Exposition die gar nicht nötig war. Auch die Credit Szenen haben nicht so wirklich ziehen wollen. Einmal spricht Emily an, das man nie hätte so tief gehen sollen, das man etwas erweckt hat. Eine schwache ausrede für das was da passiert, genauso wie die Heimlichtuerei der Firma die dann wieder anfangen möchte zu Bohren.

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                                        • 4 .5

                                          Ich mag Horrorfilme fern ab meines Kulturellen Hintergrundes. Klar, gibt es universelle Aspekte, die wir alle gruselig oder verstörend finden. Aber gewisse Kulturelle Faktoren machen das Anschauen von unbekannten Horrorfilmen nochmal extra spannend. Den einzig anderen thailändischen Horrorfilm den ich kenne ist Shutter, ein Film den ich jedem ans Herz legen kann.
                                          Und fürs erste, ist The Whole Truth ein sonderbares Filmerlebnis. Das liegt dabei aber weniger an den kulturellen Unterschieden, sondern viel mehr an der Machart. Der Film fühlt sich teilweise wie eine thailändische Seifenoper an. Auch die Erzählweise ist befremdlich, da man das Gefühl hat das man auch ja niemanden auf der Strecken lassen möchte. Wenn man moderne, westliche Horrorfilme gewöhnt ist, dann ist das Pacing etwas zehrend. Szenen dauern viel zu lange oder offensichtliche Erkenntnisse werden mit Backslashs oder nochmal ausgiebig von den Charakteren selbst lang und breit getreten. Wenn man aber darüber hinwegsehen kann, bekommt man eine recht interessante Geschichte erzählt, mit vielen Wendungen.
                                          Der Anfang des Films fühlt sich so an, als ob man ins kalte Wasser geworfen wurde. Man kennt keiner der Charaktere wirklich, und neue zusammenhänge werden einfach mal so reingeworfen. Plötzlich tauchen noch nie genannte Großeltern auf und man bekommt gleich etwas Gänsehaut durch ihr sonderbares verhalten (was mich sofort an The Visit erinnert hatte). Das Gaslighting des Filmes ist auch ganz gut, weil man nie wirklich weiß was tatsächlich in diesen sonderbaren Haus vor sich geht. Die Visionen, die man durch das Loch bekommt sind auch sonderbar und verstörend. Man kann anhand der viele kleine Details selbst eine Theorie zusammenbasteln, was immer wieder ein Spaß ist. Man bekommt auch das Gefühl das Zeit etwas anders im Haus funktioniert, da man das Gefühl bekommt das gerade ein paar Tage vergangen sind und man plötzlich hört das die Mutter schon seit einem Monat im Koma liegt. Ich habe zuerst gedacht, das das Absicht ist, aber es stellt sich heraus das es an dem nicht so guten Handwerk liegt. Es ist auch sonderbar, wie jemand Blut spuckt, sodass man diese Person sofort zum Krankenhaus bringen muss, nur um dann im nächsten Moment es einfach wieder zu vergessen. Ich denke das soll zu der sonderbaren Atmosphäre dazu gehören, fühlt sich aber gerade im Nachhinein eher wie ein Filmfehler an. Dazu versucht der Film viel zu viele Geschichten auf einmal zu erzählen. Viele von ihnen ergeben dann am Ende Sinn, aber gerade die Erpressung hätte man locker weglassen können.
                                          Wie bereits gesagt, ist der Film Handwerklich teilweise eher schlecht als recht, zumindest für meine Sehgewohneit. Aber es kann sein, dass das Thailändische Kino einfach anders funktioniert, das solche überlangen Szenen einfach dazu gehören. Meiner Meinung nach könnte der Film von einem besseren Pacing extrem profitieren, da die Grundgeschichte und auch die Erzählweise richtig gut ist. Gerade die Großeltern machen eine großartige Figur, bei denen es einem teilweise kalt den Rücken runterläuft. Aber so wirklich empfehlen kann ich den Film dann doch nicht.

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                                          • 6

                                            The Town ist ein recht interessanter Heist Film, der einen etwas geerdeten Anspruch an das Genre stellt. Ich war am Anfang wirklich begeistert davon das sie auch in den PTSB der Opfer eingehen, auch wenn ihnen niemals direkte Gewalt angetan wurde. Der Konflikt des Peinigers, der sich dann an das Opfer herantastet, ist auch super interessant. Aber irgendwie wollte dann doch nicht alles so zusammenkommen.
                                            Handwerklich ist der Film gut. Die Dialoge und die Schauspieler machen eine gute Figur. Die Action innerhalb der Banken und Transporter ist fantastisch gemacht, nur bei den Verfolgungsjagden hätte sie sich noch etwas Hilfe von außen holen sollen. Ein Aspekt, der auch nicht so gut gezogen hat, ist tatsächlich die Romanze, die viel mehr Raum einnimmt als zuerst gedacht. Die Ausgangssituation ist faszinierend, aber ich habe das Gefühl das damit nicht viel gemacht wird. Vor allem versteh ich auch nicht, was Claire so besonders macht, dass unser Protagonist bald alles dafür auf den Kopf stellt. Der erste Cut des Filmes soll scheinbar um die vier Stunden gewesen sein, vielleicht hat man hier der Beziehung noch mehr tiefe verschafft. In der sich schon sehr ziehenden zwei Stunden Version will es einfach nicht funktionieren. Das liegt wahrscheinlich daran das weder Claire noch Doug tiefe oder interessante Charaktere sind. Affleck versucht es, mit einer Tragik in der Kindheit von Doug, die durch einen Besuch beim Vater auch noch weiter aufgebauscht wird und dann auch mit dem Floristen ganz gut zieht. Mehr steckt da aber nicht wirklich dahinter. Und so geht es auch den anderen Charakteren, außer vielleicht Krista, die vermeintliche Mutter von Dougs Kind. Die Katz und Maus Spiel mit dem FBI dagegen funktioniert in den Szenen mit direkter Konfrontation ausgezeichnet. Das Gefühl von der Namensgebenden Town, hat meiner Meinung nach auch gut funktioniert. Mit dem verdorrten Talent von Doug, einer engmaschigen Gemeinschaft, bei der Zuneigung und Brutalität nah beieinander liegt.
                                            The Town ist ein Film mit ganz guter Action, der dann leider nicht so tief geht wie man zu beginn denken mag. Ein guter Versuch der in vielen Aspekten fantastisch funktioniert aber in vielen anderen flach fällt.

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                                            • 8
                                              Nebenniveau 13.01.2023, 11:00 Geändert 13.01.2023, 12:15

                                              The Man Who Wanted To See It All ist eine sonderbare, aber auch besondere Dokumentation. Heinz Stücke ist ein Mann, der sich 1962 mit seinem Fahrrad auf die Reise um die Welt gemacht hat und nach 52 Jahren wieder in seine Heimat kommt. Meine Erwartungen waren Anekdoten aus einem faszinierenden Leben auf der Straße, über den Lauf der Zeit, den verschiedenen Ländern und Leuten. Was man stattdessen bekommt, ist ein faszinierender wie auch deprimierenden Einblick in einem Mann der sein ganzes Leben ziellos getrieben war. Man lernt diesen Mann kennen, mit einem Leben, das oberflächlich nicht abwechslungsreicher sein könnte. Ein Traum von vielen, alles hinter sich zu lassen und zu treiben. So macht es auch Sinn das die Doku mit Erzählungen von Freunden rund um die Welt beginnt und endet. Für sie ist Heinz Stücke mehr als die Person: Er ist eine Idee, eine Philosophie, ein persönlich gehegter und ausgelebter Traum. Man sieht Heinz in seiner Heimat radeln. Mit einem Radiowecker wacht er unter einem Netz auf, macht sich sein Frühstück mit einem mobilen Gaskocher, um sich dann der Archivierung und Darstellung seines Lebenswerk zu widmen. Einem Lebenswerk das ständig in Frage gestellt wird, kontrastiert mit dem Leben von „normalen“ Menschen die Arbeiten, sich verlieben, heiraten, Kinder bekommen und alt werden. Etwas Wehmut schwingt bei Heinz schon mit, wenn er mit anderen über den alternativen Lebensweg redet, über längst verflossene Lieben und dem Schmerz seiner Mutter und Vater im Stich zu lassen. In einem älteren Interview redet über sein Leben auf der Straße im vergleich zu Menschen, die am Fließband arbeiten, ein Schicksal das ihn ereilt hätte, wäre er nicht 1962 in die Freiheit entflohen. Dabei übersieht er die Ironie des Ganzen. Steht der Arbeiter morgens auf, um sich frisch zu machen, etwas zu essen um dann am Fließband seine Rechnungen zu zahlen um nach Hause zu einer Familie zu kommen, steht er morgens auf, macht seine morgen Toilette, isst etwas und schwingt sich aufs Rad. Gestern, Heute und Morgen sehen gleich auch, auch wenn es bei Heinz ein Tapetenwechsel gibt. Er stellt sich über die Routine von Menschen, um nur seiner eigenen zu verfallen. Man erwartet das Heinz ein großartiger, weiser Mann ist, der mit seiner schier endlosen Lebenserfahrung über den ‚normalen‘ Fließbandarbeiter steht. Aber so ist es nicht. Inmitten einer Kneipe mit seinen Jugendfreunden sticht er nicht besonders heraus. Weder im Aussehen noch in dem was er sagt. Das hat etwas herrlich entzauberndes und Menschliches an sich.

                                              Man verwechselt das Leben das Heinz geführt hat, mit dem was er für andere Darstellt: ein faszinierender Weltenbummler, der sich das getraut hat, wozu viele zu große Angst haben. Das merkt man auch an seinen selbstgesteckten Zielen. Von einer Weltreise, zum Schlagen des Rekords von Marco Polo, zum Besuch jedes Landes, bis hin zu einem Jubiläum das er dann ebenfalls vorbeiziehen lässt. Der Vergleich mit Marco Polo find ich dabei besonders interessant. Es war nicht nur das Marco Polo so viel gereist ist, viel Wichtigere sind seine Berichte darüber. Das Aufnehmen der Kultur, der Geschichten und dem weiterverarbeiten und verbreiten derselbigen. Das fehlt Heinz Stücke und wird im Fortlauf der Dokumentation immer entblößender. Er redet von Statistiken, davon das man doch in einem 1000km² Kilometer Land mehr als ein Tag verbringen sollte. Von einer Ziellinie die sich ständig nach vorne verschiebt. Wenn man jedes Land mal bereist hat, muss man eben auf jede Insel gehen, jede Präfektur oder Kanton einmal durchradeln. Nun sitzt er da: Statistiken auf dem Tisch verteilt, mit einer Klebepistole gerüstet, Kamera nach Kamera auf einen schmutzigen Samt Hintergrund geklebt. Sein Lebenswerk, Jahre voller Entbehrungen und Erfahrungen werden zusammengefasst in Seiten über Seiten voller Dias und ein herzliches Prosit von allen möglichen Bieren rund um die Welt. Das Museum, an dem er arbeitet ist faszinierend zu sehen, weniger an den Stücken als mehr an der Art und Weise wie er sein Leben verarbeitet.

                                              Interessant ist auch die Darstellung von Heinz seiner Heimat. Jeder B-Roll Shot lässt in einem das Gefühl einer Sackgasse aufkommen. Ein Ort, an dem die Menschen existieren, atmen, lieben und leben. Aber gerade im Kontrast mit den Lebhaften Fotos von Heinz irgendwie erdrückend. Eine Spannung, die durch Heinz und sein Leben gebrochen werden soll, aber es nicht schafft. Man sieht Heinz überall auf der Welt, immer mit seinem treuen Fahrrad und Zelt im Bilde, aber so wirklich glücklich wirkt er dabei nie. Wenn er über die Tage erzählt, liegt ein Lächeln auf seinen Lippen, aber Bilder erzählen eine andere Geschichte. Man erträumt sich all die Sachen die Heinz erlebt haben muss, all die Menschen die er getroffen hat, dessen Leben er berührt hat. Die Bilder zeigen überragende Hintergründe mit einem getriebenen Menschen im Mittelpunkt, der alle möglichen Entbehrungen auf sich nehmen musste. Die wenigen Anekdoten, die er im Film erzählen sind auch sonderbar. Als er in der WM in Mexiko als Fotograf arbeiten durfte, wird das höchste der Gefühle in einem offiziellen Foto zusammengefasst, in dem er am Rande zu sehen ist. Ein geschichtlich interessantes Event, mit einer Möglichkeit ganz nah dran zu sein, zusammengefasst in einem Bild in dem er zu sehen ist. Man hört ihm zu, schaut auf die Bilder, doch ist danach genau so schlau wie zuvor. Sein ganzes Leben, abgepackt in Kartons, Dias und Souvenirs. Ein gelebter Traum des ständig reisenden, eines Mannes der alles sehen möchte, runtergebrochen auf beweis Fotos, Souvenirs und Statistiken.

                                              Für viele wird Heinz Stücke ein Sinnbild eines Wunschtraums sein, eines Weltbewanderten Menschen, der vor unendlicher Lebenserfahrung nur so strotzt. Diese Dokumentation zeigt den Mann dahinter, der eben ein Mensch wie du und ich ist, welcher aber ein anderer Lebensweg eingeschlagen hat, sich aber sonst im Kern nicht groß unterscheidet. Das ist einerseits traurig, aber auch wunderschön.

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                                              • 6

                                                The Stranger ist ein sehr interessanter Film, der dann zumindest bei mir, wegen dem fehlenden Fokus auf die Schnauze fällt. Der Film fängt beginnt eindrucksvoll, mit einer dröhnender Klangkulisse und einem ominösen Berg, gefolgt von Worten der Reinigung über einem Meer von Bäumen. Man wird dann schnell hineingeworfen, ohne eine wirkliche Ahnung was vor sich geht. Ein kurzer Plausch in einem Bus, wird zu einer Freundschaft die neuen Möglichkeiten fördert. Man lernt schnell die verschiedenen Akteure kennen, tapt aber noch eine weile im Dunkel, wenn es um die Motivationen geht. Dazwischen wird man immer wieder Zeuge von Ermittlungen, welche ein Netz werfen und dann langsam immer weiterzuziehen.

                                                --Spoiler--
                                                Der Anfang des Filmes hat mir noch sehr gut gefallen. Das Mysterium was hier eigentlich vor sich geht, gepaart mit dem flotten und aggressiven Schnitt haben eine wirklich faszinierende Atmosphäre aufgebaut. Vor allem das Verweben von realen Erlebnissen, und den Albtraumhaften Sequenzen waren wirklich gut. Auch das Ausmaß der ganzen Aktion ist interessant zu betrachten, wenn sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt. Tatsächlich ist auch die Mitte und das Ende bei weitem nicht schlecht, nur wandelet sich der Film dabei in etwas ganz anderes. Nach dem Anfänglichen Mysterium geht es hauptsächlich um Mark und den zermürbenden Stress den seine Rolle als Undercover Cop. Sein Leben besteht scheinbar nur aus seinem Job mit ein paar kleinen Momenten dazwischen, die er mit seinem Sohn verbringt. Erst mal wirken die Einspieler der anderen Cops wie etwas Kontext für den großen Konflikt des Filmes. Aber irgendwann nimmt diese überhand und das komplexe psychische Bild, das der Film von Mark und von Henry aufgebaut hat, gerät immer weiter in den Hintergrund. Sobald alle Karten auf dem Tisch liegen, dreht sich plötzlich alles um diesen einen Fall. Dieser Teil ist für sich alleinstehend auch nicht schlecht, wirkt aber nicht wirklich kompatibel mit dem Anfang.
                                                Meiner Meinung nach hätte es dem Film gut getan sich für eine Richtung zu entscheiden. Entweder man Fokussiert sich komplett auf die Beziehung zwischen Mark und Henry, mit der Ambiguität und das langsam aufrollende Mysterium. Oder man konzentriert sich auf die Polizei Arbeit, die hier geleistet wird. So wirkt The Stranger für mich eher wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Als ob die Filmemacher oder Produzenten plötzlich kalte Füße bekommen haben und schnell noch eine Wendung vollziehen wollten.

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                                                • 7 .5

                                                  Murderville ist eine ganz nette Prämisse die je nach Gast mal besser und mal schlechter läuft. Kleine Krimiepisoden mit talentierten Gästen die ins kalte Wasser geworfen werden. Etwas nettes für zwischendurch eben. Das Weihnachtsspecial steht dabei tatsächlich etwas über den anderen Folgen. Jason Bateman und Maya Rudolph sind fantastische Gäste, die wirklich alles geben und sich für nichts zu schade sind. Es ist auch schön die Hermanos Arnet und Bateman mal wieder zusammen zu sehen. Die Geschichte um den Mord an einem Santa und drei möglichen Täter ist ebenfalls gut gemacht und als Zuschauer hat man auch viel Spaß beim mitraten.
                                                  Es ist nur Schade das nicht alle Aushilfe Detektive alle Informationen haben. Maya Rudolph hatte eigentlich keine wirkliche Chance auf den echten Täter zu kommen (geschweigen den der überraschungsgast PD). Aber das macht die Reise nicht weniger Unterhaltsam! Meiner Meinung nach die beste Episode von Murderville und ich hätte nichts dagegen wenn es irgendwann auch noch eine zweite Staffel geben wird.

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                                                  • 1

                                                    Die Prämisse wirkt auf den ersten Blick sehr interessant. Vor allem wenn man liest das es ein Reamke von einem belgischen Film ist. Ich habe tiefe psychologische Profile der Charaktere erwartet, vielleicht auch sich kreuzende, aber nicht übereinstimmende Narrativen, bei den man niemand trauen kann. Mit genügend Raum für aufmerksame Zuschauer, um die Hinweise und Rätsel zu lösen und eigene Theorien zu testen. Aber meine Fresse, bietet dieser Film nichts davon. Im Grunde macht er eigentlich keine einzige Sache gut.
                                                    In einem Loft, das von fünf gemeinsamen Freunden gehalten wird, um dort unlautere Sachen zu machen, wird an einem Morgen eine Leiche gefunden. Nach und nach betreten die Männer den Raum und es beginnt wildes Spekulieren: wer das Opfer ist und was dort stattgefunden hat. Gleichzeitig bekommt man die einzelnen Figuren im Verhör zu sehen, wie die Ermittler immer mehr Druck auf sie ausüben. Hier hatte ich noch Hoffnung auf eine interessante Narrative, aber durch ständige Backflashs, die irgendwie nicht wirklich viel aussagen, ist meine Hoffnung dahingeschmolzen wie ein Eiswürfel im Hochsommer. Schnell wird einem auch klar, dass keiner der Charaktere in irgendeiner Art und Weise sympathisch sind. Das ist an sich kein Problem, da ein guter Film einen auch via kognitiver Empathie mit den Charakteren mitfühlen lassen kann. Was aber ein Problem ist, ist das keiner der Charaktere interessant ist. Alle mehr oder weniger Reich, leben sie allesamt in drögen oder schon toxischen Beziehungen das einem irgendwann die Kehle schmerzt, weil man nicht aufhören kann „DANN SCHEIDET EUCH DOCH!“ gegen den Bildschirm zu kreischen. Ich habe auch noch nie so viele furchtbare Charaktere auf einen Haufen gesehen. Es ist als ob sie alle aus einem Andrew Tate Katalog entsprungen sind, inklusive dem dort bestehenden Frauenbild. Am ende habe ich jeden Charakter gehasst, inklusive ihrer Frauen und Affären. Das hat natürlich dem Mysterium nicht geholfen, wenn man eigentlich allen die Pest an den Hals wünscht. Aber das Drehbuch versagt nicht nur in der Geschichte, sondern vor allem auch in den Dialogen. Ich weiß nicht ob da was bei der Übersetzung von Belgisch ins Englische schief gelaufen ist, aber selten hab ich so cringey Dialoge gehört. Vor allem die Geliebten der Männer spucken teilweise Sprüche aus, wo sich jedes „Live Love Laugh“ Wand Tattoos schämen würde.
                                                    Handwerklich ist der Film nicht besser. Ich konnte erst nicht glauben das es sich um ein 2014 Film handelt, da die Machart mich an die schlimmsten Aspekte der Mitte 2000er erinnert hat. Da das Original 2008 rausgekommen ist und wir denselben Regisseur haben, macht das ganze mehr Sinn. Die Kamera ist besonders furchtbar, die so uninspiriert ist, als ob man eine billige Komödie mit Amy Schumer drehen möchte. Da das gesagte nie interessant ist, muss sie sich ständig drehen, nah ran gehen und wieder weg. Gerade in Thrillern kann die Kamera extrem gut als erweiterte Ebene des Mediums eingesetzt werden. Hier hatte man scheinbar kein Bock darauf. Auch der Schnitt ist durch die Bank grausig. Der Soundtrack könnte auch mal chillen, da man ständig von nervigen Streichern belästigt wird. Schauspielerisch ist es ebenfalls ein Trauerspiel. Man hat dort talentierte Schauspieler, gerade Karl Urban traue ich um einiges mehr zu, aber durch das hölzerne Drehbuch und die noch steifere Machart, wird „The Loft“ zu einem schwarzen Loch, das jegliches Talent aus allen beteiligten heraussaugt um ein dröges und lustloses Werk vor die Füße zu kotzen.

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