Nebenniveau - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning179 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Nebenniveau
Ich mag Weird Als Musik und es ist herrlich, dass sie die selbe Herangehensweise an sein Biopic genommen haben, wie er mit seinen Songs zu pflegen scheint: schlichter Anfang bei dem man sich Beweisen muss, der krasse Erfolg, aufgeplusterten Egos, Arroganz, Drogenprobleme, und einer Glorreichen Rückkehr.
Fangen wir erst mal mit der Welt an: Sie ist eine herrliche Auslebung einer Fantasie, bei der die Quetschkommode zum hippsten der Instrumente zählt und jugendliche in ihrem rebellischen Leichtsinn Polka Partys feiern. Die Geschichte hangelt sich an immer wiederkehrenden Tropes von Biopics entlang, allen voran den von Bohemian Rhapsody. Da ärgert man, das der Erfolg nicht gleich kommt, nur um dann vom Radio eines besseren belehrt zu werden. In den absoluten Grundzügen stimmt der Film auch mit der Realität überein. Al hatte sein erstes Akkordeon von einem fahrenden Händler erstanden, und sich schon früh geübt. Er wurde auch durch Dr Demento entdeckt und groß gemacht. Selbst das sein erster Hit in einer Toilette aufgezeichnet wurde, stimmt. Aber ansonsten nimmt sich der Film allerlei Freiheiten heraus. Der Film nimmt sich keine Sekunde ernst und haut mit witzigen Situationen und urlustigen Konzepten nur so um sich. Man merkt auch das alle Beteiligten viel Spaß bei der Sache hatten, allen voran Daniel Radcliffe, welcher den Protagonisten mimt. Aber auch sonst steckt der Film voller kleiner Überraschungen und Twists die man nicht kommen sieht. Madonna als Bösewichtin darzustellen war ein großartiger Schachzug und sie wird auch toll durch Evan Rachel Wood verkörpert. Ich wusste auch nicht, das „Beat It“ nur eine Parodie von Als „Eat It“ ist. Damit dem Publikum auch nicht zu langweilig wird, bindet sich Al ein Stirnband um den Kopf, um seine große Liebe aus den Klauen des Drogenlords zu befreien.
Als Fan von Weird Al wird man hier köstlich unterhalten, mit einem Film der genau weiß was er sein möchte und es weiß herrlich mit Klischees umzugehen.
Manchmal versteh ich Netflix nicht, da drücken sie einem Wochenlang denselben Mist ins Gesicht, und solche Kleinode muss man dann ewig suchen. Wie dem auch sei, in der Geschichte von einem Mann aus Südafrika, der seine Schwester in LA sucht und dabei in düstere Abgründe der Stadt blickt, ist ein verdammt gutes Drama, mit Chadwick Boseman in einer seiner besten Rollen. Die Welt in Message from the King ist schmutzig und verdorben. Und obwohl man nicht viel über Jacob King weiß, merkt man schnell, was er draufhat und wie weit er zu gehen gewillt ist. Gnadenlos, Effizient und Geschick entwickelt er ein Geheimnis, an dem viele hohe Tiere sitzen.
Das Drama in Message from the King ist wirklich ausgezeichnet. Die Geschichte um die drei Geschwister, den schwur der Jugend und das grausame Auseinanderzerren des Lebens wird hier toll dargestellt. Genauso auch die garstige Welt der „Schönen und Reichen“ bei dem jeder nur für sein eigenen Vorteil aus ist und auch kein Problem hat, jeden in den Rücken zu fallen. Ein Fakt der sich King zu nutze macht, um alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen zu lassen. Den King geht es nicht um Reichtum oder Macht, es geht ihm nicht einmal wirklich darum das richtige zu machen, er hat nur ein Ziel, und das erreicht er auf glorreiche Art und Weise.
Handwerklich ist der Film gut, aber nicht herausragend. Man merkt das sich die Cinematographin Monika Lencewska sich sichtlich Mühe gegeben hat, immer nah an King zu bleiben und interessante Winkel zur Darstellung zu finden. Man merkt auch das die Stunts toll choreographiert sind. Aber leider werden die Action Szenen durch schlechten Schnitt und wackeligen hin und her komplett zerfleddert wird. Das ist sehr schade, gerade wenn es doch um die Gradlinigkeit und Effizienz des Protagonisten geht. Ein weiterer Kritikpunkt, ist tatsächlich der Charakter von Kelly. Ich versteh nicht, warum sie in dem Film ist, da sie eigentlich nichts zu King und der Geschichte beiträgt, außer einem groben Happy End. Apropos End, das Ende fand ich dann nochmal richtig gut, bei dem das alte Versprechen eisern und einsam weitergeführt wird.
Black Mirror
Als ich die erste Staffel von Black Mirror gesehen habe, war ich ganz hin und weg. Eine wunderbare Anthologie Serie wie es damals Twilight Zone war, die einen Fokus auf Technologie und den Menschen legt. Science Fiction ist für mich genau deshalb mein liebstes Genre. Es bietet Autoren die Möglichkeit Große Gedankenexperimente zu machen und darauf zu blicken wie es den Menschen beeinflusst. Clever und Gnadenlos, werden bei Black Mirror Konzepte genommen und auf den Zahn gefühlt.
Ich habe mich dann auch sehr darüber gefreut, als Netflix sich die Serie annahm. Mit einem größeren Budget und mehr Talenten, kann die Show ja nur besser werden. Aber leider gehöre ich zu den Typen, die Black Mirror in Pre und Post Netflix einteilt, mit einem ganz klaren Favoriten. Ich finde die Show hat viel eingebüßt, gerade wenn es um die Gnadenlosigkeit der Konzepte geht. Die Folgen wurden immer flacher, und die Show hat das, was es einmal so besonders gemacht hat, immer weiter verloren.
Diese Review ist ein Work in Progress. Ich werde mir immer mal wieder eine Staffel ansehen und die Bewertung und Kritik erweitern.
Staffel 6 (5 Punkte (6 durchschnitt – 1 Punkt))
Das Black Mirror, in das ich mich damals verliebt habe, ist nun wirklich seit langem tot. Einzig „Beyond the Sea“ hat das alte Feeling der Show eingefangen, bis das Ende es komplett kaputt gemacht hat. Es gibt auch drei Folgen, die nicht wirklich was mit Technologie zu tun haben, sodass die Frage ist, ob man nicht besser daran wäre, einfach einen neue Anthologie Serie aufzubauen, anstatt das Ansehen von Black Mirror noch weiter in den Dreck zu ziehen.
Ich hatte zu Beginn noch die Hoffnung, das vielleicht auch die mittelmäßigen Episoden im Kontext der ganzen Staffel Sinn ergeben würden. Sie haben ja mit Streamberry was vorgelegt, was dann leider niemals Früchte trägt.
Joan is Awful – 6.5
Joan is Awful hat ein super interessantes Konzept, mit dem tatsächlich auch etwas gespielt wird, was dann aber am Ende doch leider flachfällt. Die Vorstellung das, alles, was man macht, irgendwie von einer höheren Macht (in diesem Fall Streamberry) verwurstet wird, und man nichts dagegen machen kann, ist schon sehr Kafkaesque. Man kann sich dabei auch sehr gut in Joan einfühlen, von der unendlichen Ungerechtigkeit und grobschlächtiger Persiflage ohne jegliches Feingefühl. Was man dann aber nicht verstehen kann, ist ihr Handeln. An ihrer Stelle hätte ich nur eine Woche lang auf dem Sofa verbracht. Nichts lässt eine Show schneller sterben als pure Langeweile. Aber das kann man ja nicht zeigen, den das wäre ja langweilig. So scheißt sie sich halt bei einer Hochzeit ein, um dann zusammen mit Salma Hayeck den Quanten Com-Putah zu zerstören.
An sich fühlt sich Joan is Awful eher an wie eine Folge von Rick and Morty. Es werden Metaebenen über Metaebenen gestülpt, und am Ende der Folge irgendwie aufgelöst. Wenn Rick and Morty das in 25min machen, ist das teilweise schon sehr beeindruckend. Wenn eine Show wie Black Mirror das auf eine Stunde auswalzt, aber keine weitere tiefe erreicht, ist es eher traurig. Es hat auch allerlei Aspekte, die es auf eine interessante Art und Weise ansprechen möchte, dabei aber am Ziel vorbeischießt. Terms & Services, AI Content, den zynischen Selbsthass der Menschen und Metaebenen über das Leben und die Kunst. Alles tolle Themen, die aber (ähnlich wie Nosedive) dann einfach nicht das erreicht, was es erreichen möchte. Die Folge war dennoch unterhaltsam, aber eben wieder weit entfernt von dem, was Black Mirror eigentlich ausgemacht hat.
Loch Henry – 7.5
Erstmal vorweg, Loch Henry passt so gar nicht in Black Mirror hinein. Vielleicht ist es auch einfach ein Handfester Beweis, dass die Serie eben nie wieder die Ansprüche der ersten Staffeln erreichen möchte, sondern eben einfach nur eine Anthologie Serien sein will, mit etwas Augenzwinkern am Ende. Aber das macht Loch Henry nicht zu einer schlechten Folge, nur zu einer schlechte Black Mirror Folge.
Handwerklich hat die Folge kaum schwächen. Die Schauspieler machen einen überragenden Job, das kleine Dorf und die schrulligen Bewohner werden toll inszeniert. Dabei wird gekonnt mit Klischees gespielt. Als Pia zum ersten Mal die Geschichte um den Serienkiller hört, setzt sie das gehörte sofort in klassische Muster einer True Crime Doku in ihrem Kopf zusammen: Establishing Shots, alte Nachrichten aus der Zeit und -ung, Archivbilder und natürlich ultra Nahaufnahmen für die Stimmung. Das Ganze bekommt dann im Verlauf des Filmes immer mehr Form, in einer Montage für die Montage. Der Twist war dann auch sehr gut, als man zufällig die Post Credits der ramschigen Lieblingssendung der Mutter zu sehen bekommt. Hier standen mir tatsächlich die Haare zu berge. Das düstere und zynische Ende hat mir dann auch richtig gut gefallen.
Wie auch in der Folge zuvor geht es hier von Metaebene zur nächsten Metaebene. Wo es aber in Joan is Awful noch sehr gut gepasst hat, wirkt es hier eher zynisch aufgedrückt. Und nur weil ihr euch selbstreferenziell über euch selbst lustig macht, macht es das ganz noch lange nicht clever. So hat, meiner Meinung nach, ein gewisses Thema der Folge gefehlt. Und wenn es eben die Emotionale Ausbeute von Dokumentationen sind, dann deutet das nicht nur grob an und schiebt es am Ende einem in die Fresse.
Beyond the Sea - 6 (8 für die Episode – 2 für das Ende)
Diese Folge hat sich wieder richtig nach Black Mirror angefühlt. Mit einer Prämisse, die auf Technologie fußt, aber im Grunde eine menschliche Geschichte ist. Eine Geschichte, die an die Grenzen geht und beleuchtet wie der Mensch damit umgeht. Eine andere Art von Raumfahrt, bei der die physischen Körper im ewigen Vakuum ihre Mission bestreiten, wogegen sie in ihrer Freizeit, in künstlichen Körpern ihr Leben auf der Erde leben können. Durch einen Manson Familie Artigen überfall findet sich einer der zwei Astronauten im ewigen Raum gestrandet. Und da man ja gedacht hat, das sie die restliche Zeit auf der Erde vertreiben, gibt es dort oben auch nichts zu tun. Die unverarbeitete Trauer treibt ihn langsam in den Wahnsinn, bis sein Kollege auf die Idee kommt, das er doch seinen Körper leihen könnte. Überglücklich genießt er jede Sekunde auf der Erde und kann es kaum abwarten seine Stunde auf der Erde zu verbringen. Dabei verliebt er sich in die Frau des Mannes dessen Körper er nur leiht. Es kommt zum Konflikt, wo durch heimlichtuerei die Diskrepanz immer schlimmer wird. Bis zum bitteren Ende…
Die Folge hat mir an sich richtig gut gefallen. Das Konzept ist interessant, auch die Manson Familie mit ihrer Naturalistischen Fallacy war eine faszinierende Komponente. Aber um so länger die Folge lief, um so mehr ist sie in sich zusammen gefallen. Aus irgendienem Grund hat man sich dafür entschieden die Geschichte in einem Vakkuum zu erzählen. Es wird ab und zu mal die Hauptzentrale genannt, aber es findet keinerlei Kontakt zwischen ihnen statt, was die glaubwürdigkeit der Folge überhaupt nicht gut getan hat. Sie würden doch die Astronauten nicht einfahc in der Situation allein lassen. Aber viel störender war, als David dann einfach in den Körper von Cliff einsteigen kann. Wenn das möglich ist, warum baut man dann ihm nicht einen neuen Körper, zumindest einen Rudimentären. Stattdessen sagen sie das er jetzt den rest der Mission eben so verbleiben muss. Es hätte der Geschichte auch gut getan, wenn man gesagt hätte, es dauert ein Jahr bis der Körper soweit fertig ist, und solange können die beiden ja einen Körper teilen. Aber das allerschlimmste ist das Ende, was die ganze Folge für mich ziemlich kaputt gemacht hat. David hat keine anstalten gemacht, das er gewalttätig ist. Ein Aspekt den man auch interessant hätte ausarbeiten können, das er zum Beispiel den echten Cliff ausknocked oder gar tötet. Aber nein, er zeigt kein wirklichen Hang zur gewalt. Und dann soll er alle im Haus brutalst ermordet habe? Die Frau die er scheinbar liebt und das Kind? Er soll die Wände angeschmiert haben mit ihrem Blut? Und dann wartet er einfach auf Cliff (der gewaltbereit ist), gechillt auf einem Stuhl. Dieser Twist kam aus dem nichts und es hat sich angefühlt als ob sie einfach das dümmste, edgyeste Ende raussuchen wollten. Es zerstört die Geschichte, es zerstört den Charakter von David und jegliche Emotionalität die die Folge aufbauen wollte.
Mazey Day – 0
Selbst wenn es nicht den dämlichsten Twists der Serie hätte, wäre Mazey Day auch an sich die unangefochtene Nummer 1 der schlechtesten Episoden in Black Mirror. Die Geschichte fühlt sich an, als ob R.L. Stine an das Drehbuch gelassen wurde, mit Charakteren so dünn, das ein Halbsatz zu viel wäre sie zu umschreiben. Mit einer Message dahinter, die flach und ausgelutscht ist, mit dem Feingefühl eines Ziegels, der vom Dach fällt. Ich verstehe auch nicht, wie es diese Folge über den ersten Draft hinausgeschafft hat. Es hat zwar eine Geschichte, die sie erzählen möchte, aber sie versagt auf jeder erdenklichen Ebene. Ein Paparazzi als Protagonisten find ich persönlich eine gute Idee, ist hier aber nichts Ganzen und nichts Halbes. Ein Parasitärer Fotograf mit einem Gewissen fühlt sich falsch an, vor allem wenn man schon so lange wie sie im Geschäft ist. Die Folge versucht verzweifelt sie irgendwie sympathisch zu machen, oder zumindest zu einer der „Guten“, was aber hinten und vorne nicht klappt. Zeigt sie doch als verrucht! Macht doch ihre erste Reaktion, nachdem sie von dem Suizid hört, „Fuck, da hätte ich auch mehr für die Bilder verlangen können“ oder „Hättest du mir mehr als 500$ gegeben wärst du noch am Leben“. So hat sie keinen wirklichen Grund auf dem sie als Charakter wachsen kann. Auch die Titelgebende Figur ist alles andere als berauschend. Hätte sie potential, eine von Schuld geplagte Person zu spielen, die daran langsam zerbricht, wird all das durch den dümmsten Twist der Show über den Haufen geworfen. Wenn die Folge doch zumindest unterhaltsam wäre, aber selbst das schafft sie nicht. Wie wenig Substanz muss man auch haben, das die eh schon recht kurze Folge so von Füller vollgestopft ist. Der Mitbewohner, alle rund um das Diner, der Doktor, der andere Paparazzo, alles unnötiges Beiwerk, das nichts zu der Geschichte.
Warum die Folge zu der Zeit spielt, bei dem Internet und GPS noch neu waren, versteh ich nicht ganz. Soll es eine Antithese zum klassischen Black Mirror sein? Und auch die Philosophischen und/oder Technischen Fragen, die die Serie aufwirft, will hier gar nicht ziehen. Der Symbolismus ist so platt, dass man sich als Zuschauer in Grund und Boden schämt. Ja, drück ihr die Waffe in die Hand und lass die Kamera klicken. Wow! Wie Deep! Auch der Abstecher in das Übernatürliche ist hier alles andere als Geglückt. Alles wäre besser gewesen als der ramschigen Twist um die Canine von Day. Die Folge ist so weit von allen was Black Mirror ausmacht entfernt, das es ehrlich schockierend ist. Ich kann mir nur vorstellen, das die Folge aufgrund der Sunken Cost Fallacy rausgehauen wurde, da man das Geld das man da reingesteckt hat, irgendwie wieder reinbekommen möchte. Manchmal ist es aber eben besser ein Projekt einfach abzubrechen, statt sowas halbgares rauszuhauen.
Demon 79 – 8.5
Demon79 führt die Tradition der Staffel weiter, dass es eigentlich keine wirkliche Black Mirror Folge im klassischen Sinne ist. Es wird nicht mit Technologien gespielt, oder irgendwelche Science-Fiction Experimente gestartet. Stattdessen bekommt man aber eine der unterhaltsamsten Folgen der Serie zu sehen, die neben Charm, Witz und Sozialkommentar auch noch den Fatalismus sich als Thema annimmt. Im Grunde ist die Prämisse der Folge ein unterhaltsamer Twist des Trolley Problems: In einer aussichtslosen Situation, Opfert man lieber eine Person oder tut man nichts und lässt dadurch mehrere Menschen sterben. Statt einer Straßenbahn, hat man hier ein Dämon, auf der einen Strecke mit drei Opfern und auf der geradlinigen die endgültige Apokalypse.
Ausversehen ruft unsere Protagonistin Nida einen Dämonen namens Gaap zu sich, der ihr helfen soll, in drei Tagen drei Menschen umzubringen. Um ihr, in seiner wahren Gestalt keine Angst zu machen, formt er sich in einer der vier Bandmitglieder von Bonny M, und hilft ihr durch gutes Zureden und Einblicke in die Seele potentieller Opfer. Das Duo ist dabei zu wegwerfen komisch, ich könnte eine ganze Show über die beiden ansehen. Jedes Wort aus dem Mund des Disco Kings ist großartig, der Humor ist herrlich düster und trocken, und die Situationen werden immer abstruser. Auch Nida entwickelt sich von einer stummen Maus zu einem Powerhaus, welche das Beste aus der Situation macht. Die Charaktere, von den Protagonisten, Opfern, Polizisten, Politiker, etc. sind allesamt herrlich klar und lustig gezeichnet.
Again, eigentlich keine Black Mirror Episode im klassischen Sinne. Aber ein Zeichen das sie vielleicht einfach eine andere Art von Anthologie eröffnen sollten.
Zu Zeit der Pest, dringt ein Trupp tapferer Helden in das Versteck der Hexenkönigin ein, welche nach einem brutalen Kampf, und dem Aussprechen eines Fluches, das zeitliche segnet. So weit so erwartet. Als man sich dann plötzlich aber in einem Flugzeug wiederfindet, wurde ich stutzig. Ich habe ein Pulp Fantasy Film im Mittelalter erwartet, nicht in New York der 2010er. Und ich wurde im Verlauf des Filmes immer wieder positiv überrascht. Dafür das die Geschichte aus einem DnD Charakter von Vin Diesel entsprang, ist das Worldbuilding überraschend solide. Die Geschichte um die Hexen, dem Orden und dem Witch Hunter ist wirklich anständig. Die Lore Aspekte sind dabei so geschickt hineingestreut, dass sie zum Phantasieren anregen und nicht an übermäßiges Erklären zugrunde gehen. Handwerklich ist der Film auch voll in Ordnung… bis auf die Musik, die ist einfach nur unterirdisch. Aber warum hat der Film dann eine so eher ernüchternde Bewertung von mir? Ganz einfach: der Film ist langweilig. Und das ist leider ein kleines Todesurteil. Am Ende der 100min Laufzeit hatte ich das Gefühl, das der Film schon seit drei Stunden läuft. Als ich mich am nächsten Tag an diese Kritik setzten wollte, habe ich komplett vergessen was für ein Film ich überhaupt angeschaut habe.
Etwas kopflos wird der Plot irgendwie vorangetrieben. Als Zuschauer wird von einem Setpiece zum nächsten gejagt. Das bietet zwar viel Abwechslung, aber man kann schlecht mitfiebern. Das ganze endet dann noch mit einem Twist, der weder sehr effektiv noch beeindruckend ist. Vor allem mit dem Ende, wo Kaulder auf anrate von Chloe den Verrat einfach so weiterführt. So fühlt sich alles in dem Film irgendwie egal an, bei dem unser liebster (und letzter) Hexenjäger wieder genauso dasteht wie am Anfang. Was sehr schade ist, den ich hab das Gefühl, das Universum hätte noch etwas mehr hergeben können, vor allem wenn man Chloe und ihren Charakter noch etwas weiter ausbaut.
So endet The Last Witch Hunter wie viele ähnliche Filme (z.B. Constatine), der zwar mit guten Ideen glänzt, dann es aber nicht aus dem Morast der Mittelmäßigkeit herausschafft.
Ich bin gerade auf einen Junji Ito Trip und kaufe Band nach Band von dem Comicverkäufer meines Vertrauens (Grüße an dich Volker!). Ito hat einfach ein großartiges Verständnis davon was einen Angst macht und vor allem wenn es um kosmischen Horror geht. Uzumaki und Sensor (bis jetzt mein Lieblingsbuch von ihm) sind dafür Paradebeispiele.
Ähnlich wie die Manga Vorlage, dreht sich in Uzumaki alles um Spiralen in der Kleinstadt Kurouzu (was so viel heißt wie schwarzer Wirbel). Der Film ist bizarr, verstörend, aber auch herrlich absurd. Er nimmt sich dabei nicht so ernst, was man schnell an der Kamera, Musik, Schnitt und Schauspiel merkt. So sonderbar verstörend es auch ist, wenn sich Menschen langsam in Schnecken verwandeln, hat es doch auch was Lächerliches an sich. Und meiner Meinung nach gewinnt der Film daran, dass er sich nicht so ernst nimmt, denn die Vorlage macht das auch nicht. So wird der sonderbaren Macken und Darstellungen des Mangas gut eingefangen und widergespiegelt. Aber ich kann verstehen, dass das nicht jedermanns Sache ist… was man aber nicht bestreiten kann, ist das die Filmschaffenden sich viel Mühe gegeben haben. Nicht nur sind manche Einstellungen eins zu eins dem Manga nachempfunden, sie haben auch selbst an viele Kleinigkeiten gedacht, wie das die Zahl 6 und 9 überall auftaucht, die einer Spirale am nächsten kommen. Spiralen verfolgen die Charaktere nicht nur in ihren Gedanken, sondern um sie herum scheint sich die Welt zu winden.
Der Manga war zum Filmdreh zwar schon relativ weit, aber noch nicht fertig. So fehlen natürlich manche Geschichten, wie auch das (meiner Meinung nach geniale) Ende das alles zumindest in einem kosmischen Horror Art und Weise eine Schleife um das ganze macht. Aber rein Strukturell hat der Film die Nase vorn. Der Manga hangelt sich sehr von einer Episode zur nächsten weiter, bei dem manchmal Charaktere auftauchen und in der selben Geschichte sterben. Der Film dagegen baut Charaktere sofort auf und lassen so diesen Geschichten und Charakteren Zeit zum Atmen.
Ich kann verstehen, dass man aus Budgetgründen und dem Unvollständigen Manga das Ende etwas anders gestalten musste. Hat man auch im Manga keine richtige Antwort bekommen, hat es den kosmischen Horror aber um einiges besser eingefangen. Der Film endet leider etwas sang und klanglos, natürlich mit Interpretationsspielraum, dann aber doch leider starr und stumm. Vor allem hat man bei der Nachforschung des Reporters gesehen, dass es schon ein paar Hinweise zum Kanon Ende des Manga gibt. Stattdessen wird einem mittendrin eine Geschichte mit Schlangen hingeworfen, die leider auch nirgendwo hingeht. Klar, das Unbekannte ist ein großer Teil von kosmischem Horror, aber noch viel mehr als das, ist es das unbegreifliche, das hier leider fehlt.
Jemand hat sich wirklich viel Mühe gegeben dem Werk von Ito gerecht zu werden, und dabei entstand ein Film, wie ich ihn noch nicht gesehen habe. Gewisse Züge der Vorlage werden auch toll eingefangen, wogegen andere leider auf der Strecke blieben. Ich würde jeden Empfehlen den Manga zu lesen und auf sich wirken zu lassen, vor allem wenn einem der Film Spaß gemacht hat.
Ich habe den Film jetzt zweimal angeschaut, und er hat beides mal großartig angefangen und dann immer weiter abgebaut. Aber nach einer langen Diskussion mit meiner Frau versteh ich besser, was der Film sein möchte… auch wenn es bei mir nicht so gut geklappt hat.
Wir finden uns im Iran, irgendwann in den 80ern, eine Zeit bei dem der Iraq-Iran Krieg nach wie vor tobte und sich das Leben radikal nach der Kulturrevolution verändert hatte. Alles ist strenger und von dem miesen Gestank übertriebener Religiöser Kontrolle verseucht. Und unsere Protagonistin bekommt das zu spüren. Hat sie sich in ihrer Uni Tagen stark gegen diese Revolution aufgelehnt, muss sie jetzt dafür Büsen, in dem ihr Traum, eines abgeschlossenen Medizinstudiums, für immer verwehrt bleiben wird. Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, wird alsbald auch der Mann an die Front gezogen, sodass sie alleine mit ihrer Tochter die Stellung halten muss. Laut ausländischen Berichten nach soll Teheran bald dem Erdboden gleich gemacht werden, aber sie möchte ihr Haus nicht verlassen, vor allem nicht wenn es zu den Eltern ihres Mannes geht. Diese Aspekte haben mir gut gefallen. Man kann sich sehr gut Shideh reinfühlen, die einer unfassbaren Ungerechtigkeit aufgebürgt wird, wogegen sie sich nicht wehren kann. Mit einem Mann der aufgrund seiner politischen Inaktivität und Geschlechtes ihren Traum ausleben darf. Und einer Tochter, die ihr nicht nur einige Jahre ihres Lebens gekostet hat, sondern auch noch anfängt sich sonderbar zu verhalten. Dabei möchte ich das Verhalten von Shideh nicht verteidigen! Sie lässt zuhause ihren Frust freien Lauf, ohne Rücksicht auf Verluste, was nicht fair ihrem Mann und Tochter gegenüber ist… aber man kann es doch schon irgendwie nachvollziehen. Aber die Reue über ihr stures Verhalten, spielt eine wichtige Rolle im Verlauf des Filmes. Ein Junge aus einer anderen Wohnung warnt die kleine Tochter Dorsa vor den Bösen Djinn. Natürlich glaub man nicht an so einen Unfug, aber nachdem eine eingeschlagene Rakete nicht explodiert ist, ein Mann dort oben aber dennoch von einem anderen Schock gestorben ist, beginnt dieser Zweifel langsam zu bröckeln. Eine Puppe verschwindet spurlos und ein aggressives Fieber greift nach Dorsa. Das Haus wird immer leeren, bis nur noch die beiden zurück bleiben, in einem in sich zusammenfallenden Haus, in einer Stadt die ebenfalls immer weiter zerbröckelt, mit nur noch ein strenger Arm der Religiosität, welcher über sie Wacht und Richtet. Vielleicht sollte man doch gehen, aber ohne Puppe geht das leider nicht.
Wie bereits gesagt, ich mag das erste Drittel des Filmes sehr. Das Gefühl einer zerbrechlichen Normalität in der Ausnahmesituation kommt gut rüber. Die Charaktere sind auch toll gestaltet. Aber meine Meinung nach verliert sich das alles im Verlauf. Der wahre Horror von Krieg, Angst und Unterdrückung weicht einem Horrorklischee. Es ist schön, dass die Djinn ihre Vorlage sehr gerecht werden, als Trickster die ihre Opfer langsam in den Wahnsinn treiben wollen. Dabei ist auch dem Zuschauer nicht klar, wie viel von dem gezeigten Wahr ist. Wer hat die Puppe genommen? Wer hat das Workout Tape zerstört? Es ist auch nicht klar, ob die Djinn wirklich dort sind und ihren Einfluss walten lassen, oder ob es Mutter und Tochter sind, die sich gegenseitig immer weiter in den Wahnsinn treiben. Das ist an sich auch okay, und kann gut gemacht sein, find ich hier aber eher schlecht als recht. Bis auf die eine Szene, als sie ihre Tochter ins Gesicht kickt und allein im Keller lässt, fand ich es sonst eher dröge. Ich glaube das liegt auch daran, dass mir die Mutter und Tochter zu wenig Entwicklung durchlaufen. Meiner Meinung nach sind beide am ende des Filmes genau so wie am Anfang, nur das sie jetzt an etwas übernatürliches glauben. Auch das Opfer der Mutter am Schluss, wirkt nicht wirklich von Herzen, sondern aus Verzweiflung den Wahnsinn irgendwie zu beenden, mehr noch für sich als für ihre Tochter. Und auch damit hätte man was Gutes machen können, aber das kam zumindest bei mir nicht so an.
Under The Shadow beginnt großartig, mit einem fast hoffnungslose Situation und einer krass intensiven Darstellung davon, die sich im Verlauf immer weiter in Esoterik und kaum Entwicklung verläuft. Ich verstehe, was die Filmemacher dort machen wollten, aber bei mir kam das leider nicht an.
Ana Lily Amipours interessante Herangehensweise ist mir schon bei der Episode „The Outsider“ von dem ansonsten eher durchwachsenen „Guillermo Del Toros Cabinet of Curiosities“ aufgefallen. Und sie hat mich durch ihr Regie Debut „A Girl Walks Home Alone At Night“ nun vollkommen überzeugt. Von der ersten Einstellung spürt man eine große Achtung für ihren Idolen: wie aus der Hand eines junger Jim Jarmusch oder David Lynch, ist dieser Film ein astreiner, wunderschöner und frischer Arthouse Streifen.
Komplett in Schwarz-Weiß, befinden wir uns in Bad City. Eine fiktive iranischer Stadt, in der Drogen, Prostitution und Blut vergießen an der Tagesordnung stehen. Man folgt dem jungen Arash, welcher bis auf sein Auto (auf das er 6 Jahre gespart hat) quasi nichts hat. Sein Vater ist, seitdem die Mutter die beiden verlassen hatte, ein Junkie, der sich im eigenen Mitleid suhlt. Man sollte meinen, dass es nichts für Arash in Bad City gibt, aber sein Herz hängt doch an einer jungen Dame, die aber weit über seiner Liga liegt. Im Verlauf des Filmes lernt man noch eine Prostituierte kennen, deren sehnlichster Wunsch es ist zu gehen, es aber aufgrund von niederschmetterndem Pessimismus nicht schaffen kann, woran der Pimp Saeed (der nicht umsonst wie Ninja von die Antwoord aussieht) nicht unschuldig ist. Und dann gibt es noch das Titelgebende Mädchen, welche das Leben aller beteiligten aufwühlen wird.
Der Geschichte des Filmes besticht aber nicht nur durch seine besonderen Charaktere, sondern auch die Darstellung der Stadt und deren Umgebung. Die stampfenden Bohrer, die zerfallenen Häuser, in welcher Arash eine Katze findet, dass schon fast malerische Suburbia, in dem sie sich zum ersten Mal treffen, bis hin zum dampfenden Kraftwerk, an welchen Tag und Nacht Güterzug vorbeischleichen. Auch die Zimmer der Charaktere sprechen Bände, von dem heruntergekommenen Keller mit Pop-Postern, bis hin zu Saeeds Tiger-Techno Tempel. Alles hat eine besondere Qualität, die Zeitlos, bzw. zeitlich nicht wirklich einzuordnende ist. Das passt aber auch gut zum Film, da die Geschichte so speziell wie auch universell ist, dass man sie in kein Jahrzehnt quetschen muss.
Der Film atmet durch sein beeindruckendes Stimmungsbild, welches dem Zuschauer erlaubt in eine bizarre Welt mit einem ganz eigenen Blickwinkel einzutauchen. Er besticht durch seine ganz besonderen Bildsprache, die eine fantastische Symbiose aus Einstellung, Charaktere und Hintergründe bietet. Man muss sich nur ein paar Bilder des Filmes anschauen, um zu verstehen, was ich meine. Etwas das den Film über viele andere stellt, ist der grandiose Soundtrack, der voller interessanter und zur Atmosphäre beitragende Tracks besteht. Und einer einfachen, und dadurch irgendwie universellen Geschichte, die ohne große Worte, mit viel Interpretationsspielraum, zärtlich inszeniert wird. Bezeichnend dafür finde ich die Szene nach dem ersten Treffen von Arash und dem Mädchen, als er am Frühstückstisch sitzt und zärtlich über die dünne Haut des Spiegeleis streicht, ohne sie zu brechen, genau wie sie es am Abend zuvor mit ihm gemacht hat.
Für jeder, der wie ich, ein großes Herz an klassischen Arthouse Kino hat, kann ich diesen Film nur wärmstens empfehlen. Amirpour hat einen ganz besonderen Blick auf die Welt, und es ist ein Privileg, das sie diesen mit uns, auf so eine grandiose Art und Weise teilt.
Cropsey ist eine Dokumentation, die mit einer modernen Sage startet und dann mit vollen Anlauf in die realen Hintergründe hineinstürzt. Es geht um die Seele von Staten Island, dem versagen des Staates in Form einer zerfallenen Psychiatrie und mehreren Verbrechen und einem Mann, auf den man all diese abwälzten kann… ob nun zurecht oder nicht bleibt die Frage.
Cropsey kommt dich holen, wenn du zu tief in den Wald gehst! Cropsey wird dich schnappen, wenn du am Abend nicht zum Essen nach Hause kommst! Cropsey wird dich töten, wenn du ungezogen bist! Solche Legenden gibt es schon immer. War es früher vielleicht mal ein Wolf oder der Teufel, ist es heute eben ein psychisch gestörter Mensch, mit einem Haken statt einer Hand. Ein Erziehungsmittel, eine Warnung, um Kindern Angst einzujagen. Aber Joshua Zeman und Barbara Branaccio wollen etwas tiefer nach dem Mythos graben. Beide sind in Staten Island und der Urbanen Legende von Cropsey aufgewachsen. Staten Island hat auch ein Sonderstatus als der äußerste Bezirk von New York City. Nicht nur der Müll der Stadt, sondern auch die unerwünschten Menschen der Umgebung wurden einfach dort hingelagert und vergessen. Es wurde ein großes Sanatorium gebaut, um alle tuberkulose Patienten der Gegend dort zu sammeln. Bald kam noch eine Schule hinzu, bei der Kinder mit Behinderungen jeglicher Art einfach hin verfrachtet wurden. Durch die mühen eines Reporters wurden die unfassbaren Missstände dort publik gemacht und nach ca. 10 Jahren wurde die Schule (welche nur für 4000 Menschen gebaut wurde, aber 6000 Kinder und Jugendliche beherbergte) endgültig geschlossen. Seitdem ranken sich um das verlassene Gelände viele Legenden. Dank Ronald Reagans Politik landen viele hilfsbedürftige Menschen wieder auf der Straße und einige alte Bewohner zieht es wieder zum einzige Ort zurück den sie kannten. Keiner weiß was dort genau vor sich geht. Wie viele Menschen in dem zerfallenen Gebäude sind, und wie viele in den weit verzweigten Untergrund. Bei oberflächlicher Betrachtung, kann man so die Gerüchte rund um Cropsey erklären, aber es gibt da noch mehr…
Ab hier schlägt die Dokumentation eine ganz andere Richtung ein. Dem vagen Boogyman mit seinen unpräzisen Verbrechen wird ein Gesicht gegeben. Obwohl immer wieder gesagt wird, wie sicher es doch in Staten Island zu leben ist, gibt es eine große Anzahl an Fällen, bei dem Kinder verschwunden und nie wieder aufgetaucht sind. Ein Täter wird ausfindig gemacht: Andre Rand. Der Obdachlose wird verdächtigt ein Mädchen entführt und ermordet zu haben. Er wird abgeführt und im Verlauf eines Gerichtsverfahrens wegen Kindesentführung verurteilt. Dabei wird eine ganze Reihe alter Fälle wieder aufgedeckt, bei dem immer wieder eine Verbindung zu Andre gesucht und gefunden wird. Aus dem Obdachlosen wird langsam, aber sicher eine monsterhafte Karikatur. Obwohl er nach wie vor an seiner Unschuld festhält, treten mit jedem neuen Fall neue Menschen auf das Parkett, die sich noch genau daran erinnern können was vor 20 Jahren passiert ist. Dabei bin nicht nur ich, sondern auch die Dokumentarfilmer stutzig geworden. Augenzeugen gehören an sich schon zu den unzuverlässigsten Quellen, die man haben kann. Wenn das ganze dann tatsächlich noch 20 Jahre her ist, um man dann durch ständiges Wiederkauen (egal ob es nun die Medien oder Nachbarn sind) plötzlich zu einer Erkenntnis kommt, ist das nicht besonders Vertrauens erweckend. Ich möchte nicht damit sagen, das Andre unschuldig ist, oder jeder von ihnen in böser Absicht gelogen hat, aber die Beweislage ist dann doch etwas dürftig. Auch andere Bewohner von Staten Island, alte Bekannte von Andre und sein Verteidigerteam, waren sich bei der Sache nicht so sicher. Es wird auch nicht besser, wenn die Polizei in voller „Satanic Panic“ davon palavern, das Andre diese Taten nur gemacht hat, um einen unchristlichen Kult frisches Blut und Fleisch zu liefern. Man bekommt Mitleid mit dem Mann, der schon zuvor Psychische und Soziale Probleme hat, und nun als Märtyrer für den Zorn von so vielen Leute hinhalten muss. Das er dann die Verhandlung tatsächlich verlor, war schockierend. Es fühlte sich eher wie ein Gerechtigkeitsgefühl aus dem Mob heraus an, mit einem Sündenbock damit man wieder ruhig schlafen kann, anstatt wirklich guter Polizei und Gerichtlicher Arbeit.
Ob das nun wirklich so ist, sei mal dahingestellt. Den wenn man sich etwas außerhalb der Doku etwas Nachforschung betreibt, gibt es schon viele sonderbare Überschneidungen, auf die nicht so tief eingegangen wird. Dennoch find ich den Fall von dem Gesichtspunkt „Unschuldig bis zum Beweis der Schuld“. Andre hat einfach zu gut in das Muster gepasst und es für Politiker, Polizei und Bewohner einfacher gemacht, alles auf ihm, dem wahren Cropsey, abzuladen. Es werden Geschichten von einer bösartigen Untergrundgesellschaft, die sich an Kinder vergreift, oder gar Satanistischen Kulten herausgezogen, da diese doch einfacher zu schlucken sind, als die grausame Realität. In diesem Sinne macht die Doku gute Arbeit. Den die Wahrheit werden wir nie erfahren, was grausamer ist, als die garstigste Realität.
Brave war so ein Animationsfilm der in meiner Wahrnehmung plötzlich aufgetaucht und genau so schnell wieder in der Versenke verschwunden ist. So war ich doch sehr überrascht, dass es tatsächlich eine Co-Produktion von Disney und Pixar war. Das bringt natürlich gewisse Erwartungen mit sich, die leider bei weitem nicht erfüllt wurden.
In den Grundzügen hat Brave auch das Potential ein guter Film zu sein. Die Umgebungen sehen großartig aus, das Charakterdesign ist zum großen Teil auch ganz ordentlich gelungen. Die Synchronsprecher machen ebenfalls einen guten Job. Wo es dem Film aber etwas fehlt, ist die Direktion und das Storytelling. Der Film beginnt mit einer netten Szene, wie die kleine Königsfamilie in einem Wald die Zeit genießt. Die kleine Merida kommt vom Weg ab und wird via kleine Geister wieder zurück zu ihrer Familie gebracht, aber mit ihr kommt auch ein mächtiger Bär, der im verlauf des Kampfes dem Vater ein Bein raubt. Plötzlich schwingt man ein paar Jahre in die Zukunft mit einer narrative, die scheinbar nichts mit dem zuvor Geschehenen zu tun hat. Und das ist ein Gefühl, das bleibt. Zwar taucht der Bär nochmal auf, genau so auch die Whisps, aber es fehlt ein gewisser Zusammenhang. Plötzlich dreht sich der Film darum, dass die junge Merida nicht verheiratet werden möchte. Sie hat ein Gespräch mit ihrer Mutter, das nichts bringt, was sofort wieder in ein imaginäres Gespräch zwischen den beiden Gipfelt. Alsbald wird ein Turnier stattfinden, um festzustellen wer um ihre Hand anhalten darf, dass sie dann einfach Regelkonform sprengt. Man erwartet sich große Konsequenzen daraus, aber bis, dass die Entscheidung aufgeschoben wird, passiert in der Richtung rein gar nichts. DANN findet sie eine Hexe und mithilfe eines Zauberkuchens, soll all ihre Probleme gelöst werden, was defacto bedeutet, dass aus ihrer Mutter ein Bär wird. Die Lösung des Problems wird natürlich falsch interpretiert und es beginnt eine wilde Hetzjagd. Nach einem obligatorischen Kampf am Ende wird dann doch alles gut.
So an sich hat die Geschichte was. Sie bietet genügend Grundlagen für interessante Aspekte. Es ist schön, dass diesmal keine Liebesbeziehung in der Mitte steht, sondern die Liebe und Respekt zwischen einer Tochter und Mutter, die verschiedene Ansichten über das Leben haben. Auch das gegenseitige Kennenlernen in der Bärenform und dem Weiterentwickeln ist an sich nett, aber will dann doch nicht zusammenkommen. Es wird halbherzig eine ähnliche Legende hineingeworfen, von einem Königreich, das an der Sturrköpfigkeit eines einzelnen zerbrochen ist. Dass die Situation bei Merida einfach anders ist, und andere Feinheiten besitz, wird komplett ignoriert. Auch die Rolle der Whisps ist nicht klar. Für mich waren sie von Anfang an Trickster, welche Merida in ihr verderben treiben wollen. Das Locken des Monsterbären am Anfang, der Weg zur Hexe und dann wieder zum Bären, fand ich alles andere als hilfreich in der Situation. Dazu kommt, das Merida einfach kein sympathischer Charakter ist. Ich habe mir bei einem Titel wie Brave auch gedacht, dass etwas Mut zum Lösen des Kernkonfliktes vonnöten sein wird. Aber nein, ihre Fähigkeiten nutzt sie eigentlich nie wirklich zum Guten. Auch ihr vehemente stemmen gegen eine Schuld an der Situation, und ihrem hyperfokus auf IHR Problem, war dann doch sehr nervig. Klar, ist es toll ein Charakter mit Fehlern zu haben, an dem diese Wachsen kann, aber irgendwie haben mir dann Charakterzüge gefehlt, welche sie irgendwie sympathisch machen sollte. Ähnlich wie bei fast allen Charakteren. Auch die Mutter ist zu engstirnig und mies in der Kommunikation, dass man komplett Meridas Zorn verstehen kann. Es endet dann auch nicht zufriedenstellend. Einzig als Merida die verschiedenen Clans beschwichtigt, kam ein Gefühl von Reife auf. Aber auch abseits der Geschichte, hat der Film, für meinen Geschmack, etwas zu lange gebraucht, um an Fahrt aufzunehmen. Bei dem Poster und dem ersten Auftauchen von kleinen Geistern und einem Monsterbären hat man sich schon eine magische Welt vorgestellt. Leider kommt diese erst gegen Mitte des Filmes wirklich zum Vorschein, was viel zu spät ist. Das wäre nicht schlimm, wenn die Konflikte gut genug wären, warne sie aber nicht.
Visuell ist der Film ganz gut. Die etwas bizarreren Charaktere sehen großartig aus, ob es nun die Anführer der verschiedenen Clans sind, oder auch die Hexe im Wald. Wo sich das ganze aber sehr beißt, ist in dem Design von Merida und ihrer Mutter. Viel zu klare und reine Gesichter, wirken sie eher wie ein aufgeblasener Ballon mit aufgemalten Augen und Mund, anstatt einem interessanten Charakter. Bei Merida helfen noch die Haare, die wirklich fantastisch aussehen, aber dann den Kontrast zu ihrem Gesicht nur noch schockierender macht.
Alles in allen ist Brave kein schlechter Film. Für mich persönlich war er aber zu schlecht erzählt und Großteiles auch zu dröge, um ihn wirklich empfehlen zu können.
Seitdem ich als Kind das erste mal ein Sammelwerk von Poe in die Hand bekommen habe, bin ich ein großer Fan von ihm. Leider sind die meisten Umsetzungen von seinen Werken eher mittelmäßig. Eine Anthologie bietet sich dagegen perfekt dafür an, da seine Geschichten ja meistens eher kurz und prägnant sind.
Der Film beginnt sympathisch, mit einem gesangsvortrag über den grausigen Mord an einer Hirtin, welche dann in die Rahmenhandlung übergeht: Ein paar Polizisten tauschen gruselige Geschichten aus, um dem Neuling Angst zu machen.
Sie beginnen mit einer Geschichte eines Serienmörders, welche gerne seine weiblichen Opfer psychisch wie auch physisch quält, bevor er ihnen mit einem Messer an der Kehle den gar aus macht. Man erlebt die Geschichte anhand von Zeugenberichten zweier Schwestern, die dem Mörder gerade so entkommen konnten. Die Geschichte hat bei mir zu Stirnrunzeln geführt, da ich dachte, dass ich fast alles von Poe gelesen hatte. Erst danach hat sich rausgestellt, dass gerade diese aus der Feder von Thomas De Quincey stammt, einem Autor der nur ein Stück älter ist als Poe. Die Darstellung der Angst, der zwei Mädchen war toll gemacht, genau so auch der gewisse Wahnsinn im Mörder selbst. Ich glaube nur, dass ich es interessanter gefunden hätte, wenn er durch das Chaos, der eingerammten Tür entkommen wäre, anstatt sich selbst das Leben zu nehmen.
Die zweite Geschichte erkennt man sofort. Die Arroganz und Erzählweise des Mörders aus dem verräterischen Herz, war fantastisch dargestellt. Gerade die Nahaufnahmen von dem doch so bleichen Auge, welches ihn dann schlussendlich zu der Tat bewegte, war toll. Auch die Szene, als die Polizisten feuchtfröhlich den Cherry trinken und dem Mörder das Pochen des Herzens in den Wahnsinn treibt, ist fantastisch inszeniert. Gekrönt wird das durch die Sichtweise der Polizisten und des Richters, die das Geständnis des akribischen Mörders aufnehmen.
Ähnlich gut geht es auch bei dem Fass Amontillado weiter, bei dem ich zuerst dachte, es wird jetzt die Maske des roten Todes erzählt. Komplett betrunken, wird der arme Fortunato immer tiefer in die Gewölbe gelockt, immer wieder mit einer kleinen Chance seinem Schicksal doch zu entkommen. Doch sobald er dort festgekettet ist, und Montresor Stück für Stück sein Schicksal besiegelt, taucht die abschnürrende Panik auf. Er kreischt verzweifelt um Hilfe, bis Montresor mit ihm einstimmt und ihn in mit Wahnsinn im Gesicht niederschreit. „The Cask of Amontillado“ ist meine Lieblingsgeschichte von Poe, und sie wird hier auf eine wunderschön perfide Art und Weise erzählt.
In der letzten Geschichte geht es um den sehr reichen Barnabas Shuttleworthy, welcher eines Tages verschwindet. Sein Neffe wird des Mordes beschuldigt und ein eigentlich armer Freund von Barnabas, möchte ihm mit einem Saufgelage huldigen. Mit einer Jack in the Box Überraschung, gesteht dieser dann den Mord und fällt dann selbst Tod um. Die Geschichte basiert auf „Thou Art the Man“, von Poe, an das ich mich tatsächlich auch nicht mehr erinnern konnte. Diese Geschichte ist eben etwas schwach, was leider auch nicht durch die Erzählung im Film kaschiert wird. Nicht nur wird viel zu dick aufgetragen, wer der wirkliche Mörder ist, auch die Enthüllung am Ende wirkt eher klamaukig. Immerhin wird so der Bogen zu der Rahmenhandlung aufgestellt, da sich der Neuling als der Butler der letzten Geschichte preisgibt.
Der Film an sich, ist wirklich ganz nett geworden. Man merkt das den Filmemachern die Werke sehr am Herzen lagen, und gerade die Geschichte um das Fass und das Herz, waren tatsächlich außerordentlich gut inszeniert. Leider ist das bei der ersten und letzten Geschichte nicht der Fall, die leider eher altbacken als schockierend wirken. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie das Kino damals geschockt haben. Aber für ein Fan von Poe, sind die zwei mittleren Episoden und die spaßige Rahmenhandlung auf jeden Fall wert gesehen zu werden.
Man merkt das The Unholy eine Buchverfilmung ist, da das Grundgerüst recht solide ist. Die Geschichte von einem Wesen, das den glauben der Menschen ausnutzt, um an Stärke und Macht zu gelangen, ist eine gute. Leider werden die interessanten Aspekte der Geschichte selten weiter ausgebaut. Und obwohl der Film durch eine gute Produktion und auch talentierten Schauspielern besticht, versagt es doch bei der Inszenierung. So gut auch die Figur von Mary konzeptuell wie visuell ist, möchte man bei jedem auftauchen von ihr am liebsten vor Scham im Boden versinken. Die billigsten Jump Scares und das drögste Nachstellen durch die Schattengestalt, nutzt sich extrem schnell ab, und zieht das Fundament des Filmes immer tiefer in den Morast.
Dabei beginnt der Film so vielversprechend. Mit einem POV-Einstellung aus einer Maske, sehen wir eine Hexenverbrennung. Das hat bei mir zumindest die Hoffnung erweckt, dass die Kamera vielleicht auch interessant mit in die Narrative verwoben wird. Das ist am Anfang auch noch so, als der Protagonist vor dem verhängnisvollen Baum steht, und wir ihn einmal von oben durch die Äste und dann noch von unten beobachten. Aber diese Mühe verfliegt leider schnell, was sehr bezeichnend für den Film ist. Die Geltungssucht von Fenn, der zweifelhafte glaube von Hagan und die aufgezwungene Rolle von Alice strotzen allesamt am Anfang vor Potential, das aber in den wenigsten Fällen wirklich zu einer Vollendung findet. Das liegt auch daran, dass die Narrative Struktur des Filmes immer weiter aufgeweicht wird, bis kein wirkliches erkennungsmerkmal mehr übrig ist. Ich kann einfach nicht mehr den Trope von ‚Man erlebt etwas mysteriöses -> glaubt nicht daran -> es wird immer schlimmer -> man fängt Nachforschungen an -> findet ein Weg das Böse zu besiegen -> es klappt nicht -> es klappt doch‘ sehen. Natürlich macht es in gewisser weisem Sinn das Fenn irgendwann Recherchen betreibt, aber die Art und Weise wie alles zusammenkommt, ist so grottig erzählt.
Der Charakter von Alice ist ebenfalls furchtbar erzählt. Man bekommt gesagt, dass sie ihr Leben, lang stumm gewesen ist, und plötzlich wie durch ein wunder geheilt wurde. Wäre es den so schwierig gewesen, noch etwas mehr Mühe und zeit in den diesen wahnsinnigen Transfer zu stecken. Vielleicht einfach das sie etwas sonderbar spricht, da sie es ja zum ersten Mal macht. Das hätte das Wunder, und auch Mary etwas mehr Farbe gegeben. Auch gerne, dass sie erstmal noch mit Gesten sich unterhält, bis ihr wieder das Wunder bewusst wird. Ich hatte hier eher das Gefühl das die Filmemacher und/oder die Schauspielerin keine große Lust hatte, dort mehr Energie reinzustecken. Ihre Rolle war auch etwas schwammig. Erst ist sie da, wird geheilt, dann wird sie irgendwo hingeschickt und keiner gibt ein fuck, bis sie wieder da ist. Das war alles sehr halb arschig dargestellt. Oh, und das Alice am Ende wieder belebt wurde, hat dem Film übrigens einen halben Punkt Abzug beschert. Ich weiß nicht, wie es im Buch ist, aber durch dieses Wunder, wird das Opfer von Alice komplett revidiert und das eh schon sehr wackelige Ende noch für ein unnötigen Feel Good Moment sich selbst verstümmelt.
Der Grundgedanke hinter Mary gefällt mir sehr gut. Ein Wesen das sich an dem Glauben der Menschen labet und so langsam zu alter und gar neuer stärke kommen kann. Auch dass sie Wunder bewirken kann, als mittel zum Zweck ist sehr interessant. Vor allem stellt es die Rolle von Gott, als rein beobachtendes Wesen, interessant da. Mir hat auch das kurze Interview gefallen, bei der ein Anwohner von der Angst des alttestamentlichen Gottes redet. Dies sind ja alles nur Auslegungssachen von längst vergangenen Geschehnissen. So habe ich auch gehofft das Mary halt in den Christlichen Rahmen gequetscht wird, weil sie in den USA sind, es aber genau so im Hinduismus, Islam oder Judentum geschehen hätte können. Das hätte Mary unabhängiger und mächtiger gemacht. Leider wird sie dann von lateinischen gebeten in die Ecke gewiesen und erzählt irgendwas von Satan. So wird die Welt plötzlich viel kleiner und alles auch irgendwie dröger. Und Dröge ist ein gutes Stichwort. Das Design von Mary ist ziemlich gut: Die Mischung aus dem strahlenden Wesen das Alice sieht und dem verdorbenen Etwas das Mary dann tatsächlich ist, ist ganz nett (Ich versteh zwar nicht warum es sich so abstrakt bewegt, das es keine innerdiegetische Gründe dafür gibt). Aber so interessant Mary auch vom Design und Konzept ist, so lahm wird sie wirklich eingesetzt. Man sollte meinen das man 2021 besserer Horroreffekte als schlottrige Jumpscares haben sollte, aber The Unholy zeigt dabei, wie unkreativ man sein kann. Ein Pet Peeve von mir ist ein unausgegorenes Kreaturen Design, bei dem die Macht und Kraft des Wesens niemals wirklich klar ist. Manchmal hüpft Mary aus einem Schrank und schreit ‚BUUUU‘, ein anderes Mal bringt sie einen Prieser dazu sich zu erhängen. Man könnte wohlmeinend sagen, dass sie schon etwas macht über Hagan hatte, und diese eben nicht so beim Protagonisten hatte. Aber dann ergibt das Ende kein wirklicher Sinn: Wenn ihre Macht mit immer mehr Gläubigern auch immer stärker wird, warum kann sie dann Leute ermorden wenn keiner mehr wirklich an sie glaubt. Bzw. warum hat sie ihre Macht nicht früher gezeigt. Das ergibt alles keinen großen Sinn.
So ist The Unholy ein Film, der jegliches Potential im Morast der Minderwertigkeit ertränkt, mit miesen Verständnis für Horror an sich und einer Geschichte die einen eher genervt als zufrieden zurücklässt.
Man hat bis jetzt nur negatives über die Dokumentation von Jada Smith gehört. Wenn man sogar schafft den Zorn eines ganzen Landes auf sich zu ziehen, dass man eigentlich in einem positiven Licht darstellen möchte, muss es schon was besonderes sein. Am Ende hat die Neugier dann doch gesiegt, und nachdem ich die Show durchhabe, ist für mich klar, dass der Hass gerechtfertigt ist. Meine Frau und ich haben in den ersten zwei Minuten fünfmal auf Pause gehämmert, um kopfschüttelnd nochmal nachzufragen, ob sie das gerade wirklich gesagt haben. Nachdem wir die ersten zwei Episoden fertig hatten, kamen wir aus dem Meckern nicht mehr raus. Die letzten zwei Episoden musste ich dann leider allein anschauen, weil sich meine Frau nicht weiter mit der „Dokumentation“ auseinander setzten wollte und sich lieber der Rettung Hyrules gewidmet hat.
Erst einmal vorweg: Ich bin bei weitem kein Experte, wenn es um Rom und Ägypten zu dieser Zeit geht. Aber ein Vorteil an eine der ältesten Städte Baden-Württembergs aufzuwachsen, dessen Wurzeln bis ins alte Rom zurückgreifen, war, dass das Kurrikulum dann nochmal etwas mehr Fokus auf das römische Reich gelegt hatte. Wenn ich aber dennoch Quatsch rede, bitte korrigiert mich. Ich wünschte mir das die Macher der Dokumentation sich die selbe Mühe gemacht hätten.
„There was a time long ago, when women ruled with unparalleled power, as warriors, queens, mothers of nations. They bowed to no man. Their actions echoing unapologetically throughout history. And there was none among them more iconic than Cleopatra. Vixen or strategist? Collaborator or maverick? Her legends been told for millennia. But few know the real woman. Her truth. […] Cleopatra walked through the sandstorm of history, and left footprints so deep, that no man could ever erase them.”
So beginnt die Show, das sind die ersten zwei Minuten bei dem wir mehrmals eine zwangspause einrichten mussten. Die Schilderungen aus dem Off bauen eine echt sonderbare Erwartungshaltung auf, die mit ebenso sonderlichen Bildern aus der Show unterlegt werden. Es gab Herrscherinnen die Beispielslose Macht inne hatten, es gab auch große Kriegerin… aber das passt nicht wirklich auf Cleopatra. Die Rhetorischen Fragen sind ebenfalls irgendwie irreführend, vor allem mit der Aussage, dass wenige die WAHRE Cleopatra kannten, als ob diese Dokumentation, die über zweitausend Jahre alte Frage beantworten kann und Jada Pinkett Smith endlich mit den Lügen aufräumen muss, von den bösen Menschen, die ihr Vermächtnis ausrotten wollten. Große Töne von jemanden, der extrem liberal mit der Geschichte umgeht. Das Ganze wird nicht besser wenn man die erste Expertin sagen: “My grandmother was the inspiration for me. […] And I remember, clear as day, her saying to me, ‘Shelly, I don’t care what they tell you in school, Cleopatra was Black’”. Man bekommt diese Aussage einfach vor die Füße geklatscht. Später gehen sie nochmal auf die Hautfarbe von Cleopatra ein, aber warum? Ist es wirklich wichtig? Ergibt es auch Sinn das die Tochter einer mazedonischen Familie (nicht Ägyptisch) schwarze Hautfarbe hat? Meiner Meinung nach zeigt Jada schon früh dass es ihr nicht um historische Genauigkeit geht, was man irgendwie verzeihen könnte, wenn es sich nicht um eine Dokumentation handeln würde. Mach halt eine Show wie Rom (2005) und zeige Cleopatra wie du sie zeigen möchtest. Klar wäre es da auch nicht so cool, blackwashing zu betreiben, aber was solls, es ist ja Fiktion. Aber nein, sie musste sich das Genre raussuchen, wo man historische Genauigkeit braucht: Eine Dokumentation.
Man könnte vielleicht auch meinen, dass es nur am Anfang so ist, um das Interesse der Zuschauer zu wecken. Aber trotz einer Riege von Experten, werden immer wieder Aussagen rausgehauen bei dem ich nur den Kopf schütteln muss. Ich glaube ja das dort etwas Schindluder beim Schnitt getrieben wurde. Den die Aussagen, die sie treffen, sind an sich nicht falsch, nur werden sie in Kontexte gesetzt wo es einfach nur lächerlich wirkt. Das dass Ägypten um 60 vor Christus als eine der mächtigsten Gesellschaften aufgeplustert wird, ist lächerlich, genau wie die Aussage das Ägypten progressiver war als Rom. In dem einen genannten Beispiel, ja, aber auch hier wird so verallgemeinert das es schon weh tut. Genauso auch die Aussage das Rom als eine Stadt voller Sturdy und Hardy Bauernsoldaten inszeniert wird. Klar wurde es von solchen Typ Mensch gegründet, aber die Gesellschaft in Rom war alles andere als bodenständig. Es ist an sich auch eine gewisse Agenda bei dem Machen einer Dokumentation zu haben, um Aspekte zu beleuchten die sonst vielleicht untergehen. Aber doch bitte nicht auf so eine fadenscheinige und überhaupt nicht reflektierte Art und Weise. Man hat oft das Gefühl, das die Dokumentation exklusiv mit gewissen Agenden vollgestopft wurden, und dabei der komplexen Gesellschaftlichen und Sozialen Aspekte der Zeit zu vergessen.
Natürlich ist es in Ordnung, bei einer Dokumentation namens „Queen Cleopatra“ sich auf Cleopatra zu fokussieren. Dabei sehen wir aber nicht, wie das Intro einem so halb verspricht, die Wahrheit, sondern eine Version, die sich Jada Pinkett Smith zusammengereimt hat. Man hat das Gefühl das, bevor irgendwelche Experten zu Rate gezogen wurden, sie ihre eigene kleinen Fanfic gebastelt und abgefilmt hat. Eine Fanfic von jemanden, der keine Ahnung hat, wie man einen Charakter schreibt geschweige denn Inszeniert. Diese Interpretation von Cleopatra ist mit abstand die langweiligste die ich je gesehen habe. Cleopatra war eine faszinierende Figur in der Geschichte, die durch clevere Intrigen und nutzen ihrer Ressourcen einen ewigen Platz in der Geschichte verdient hat. Was sie aber nicht war, war ein goody two shoes, die niemals etwas falsch gemacht hat. Smith inszeniert Cleopatra in der nachgestellten Szene als ewig gute, die niemals einen Fehler begeht. Jegliche interessanten Aspekte, wie zum Beispiel ihr Diplomatisches und manipulatives Geschick, wird von den Experten vorgetragen. So ist diese Doku, der schlimmste Täter, wenn es um „Tell don’t show“ geht. Wer fand es eine gute Idee dem Voiceover der Experten sagen zu lassen „In voller Wut rennt er auf das Schiff“ um dann einen Schauspieler zu zeigen der gelangweilt vor sich hin schlendert? Es gibt so gut wie keine Szene, die zu dem Erzählten passt. Wie ist das möglich? Eines der besten Beispiele dafür ist, wenn man Cleopatra über die Leiche ihres Bruders trauern sieht, nur um dann erzählt zu bekommen, dass sie ihn höchstwahrscheinlich selbst getötet hat. Zeigt doch das! Gerne dann auch mit der Trauer um ihr als Charakter noch etwas tiefe oder reue zu geben, aber bitte nicht so! Cleopatra war ein Bad-Ass die auch über Leichen gegangen ist, dann zeigt das doch. Was war Cleopatra aber nicht? Eine Kriegerin! Also zeigen wir dem Zuschauer wie sie Arsch tritt mit dem Schwert. Und erzählt nicht in einer Folge das sie ein brillantes Militärisches Genie war, nur um 10 Minuten später Platituden rauszuhauen wie „She was a lover, not a fighter“. Mich hat das teilweise echt wahnsinnig gemacht. Wer kam auch auf die Idee, wenn es um den Einfluss von Cleopatra in Rom und vor allem um Julius Cesar geht, eine Szene darzustellen wie sie sagt „Da müssen noch ein paar Türen hin“. Aber den Vogel haben sie abgeschossen, als Cleopatra sagt „Why can’t we all get along“, nachdem sie mit ihrem Handeln einen neuen Bürgerkrieg heraufbeschwört. Ich versteh auch nicht, warum die Experten der Doku darauf beharren, dass Cleopatra ein Sündenbock für Rom sei, als ob sie nichts dafürkann und man sie nur zufällig ausgewählt hat. Mark Anthony verhält sich nun mal wie ein König, deren Königin Cleopatra ist. Ihr Handeln für zu Verlust von massiven Ländern und Ressourcen. Und es ist nun mal, so dass Cleopatra die Antithese zu den Römischen Idealen ist. Alles, was Octavius sagt ist wahr, und ich versteh nicht warum es anders in der Doku dargestellt wird. Es ist auch sonderbar, ihren Move, Anthony und seine Flotte allein zu lassen, als genialen Schachzug darzustellen. Nachsichtlich war es das vielleicht (auch wenn die gerettete Flotte sich sofort ergibt) aber dann lasst doch Cleopatra das Erklären. So wirkt es wie ein feiger Zug, der Mark Anthony zeigen sollte, mit wem er sich da eingelassen hat. Es verträgt sich einfach nicht so gut, eines Menschen, der eben auch Fehler gemacht hat, als unfehlbar darzustellen, vor allem in einer Dokumentation über sie. Nicht alles, was sie getan hat, war gut oder genial und das ist auch okay. Man will sie zeigen, wie sie eine unendliche Liebe für ihr Volk hat, nur um dann unkommentiert zu lassen, dass sie es vor die Römischen Hunde wirft, um ihren Arsch zu retten. Again, dass sie so handelt wie sie gehandelt hat ist vollkommen in Ordnung, aber erzählt dann halt auch nichts anderes. Es wird auch so dargestellt, als ob es Ägypten so gut wie noch nie gegangen ist, unter der Herrschaft von Cleopatra, das sie das Epitom von dessen ist, was ein Pharao sein kann. Nur das sie eben dann die letzte ist, und durch ihr Handeln und Entscheidungen das absolute Ende diesen Uralten Reiches war. Ich glaub dem ägyptischen Volk wäre es lieber gewesen, wenn sich ihre ach so feine Pharao nicht so aufgebläht hätte. Das sind Aspekte, welche die Doku zwar erwähnt, aber am liebsten unter den Teppich kehren möchte. Es wird sich auch nie mit der Rolle des Pharao oder der Monarchie an sich, im Vergleich zu der Römischen Gesellschaft groß auseinander gesetzt, nur das die Ägypter bessere Frauenrechte hatte, am Beispiel von einer hochgeborenen Frau.
Kommen wir mal zu dem Rest der Show. Die Machart ist grausig. Selbst jede grottige Doku auf DMAX ist informativer und besser gestaltet als diese hier. Der Einsatz von Musik ist furchtbar. Sobald der Gesang losging, war es wieder ‚cringe‘ Zeit. Die Show ist auch für vier Episoden mit insgesamt 3 Stunden extrem un-informativ. Die Geschichte und Komplexität dahinter ist faszinierend und es gibt so viel Forschung und Quellen rund um Cleopatra, sicherlich auch einiges was man zuvor vielleicht noch nicht gehört hatte. Vielleicht auch gerne mal aus einem zuvor unbekannten Blickwinkel. Z.b. eine Episode nur über Arisone wäre großartig gewesen. Stattdessen wird sie halbarschig abgearbeitet. Aber nicht nur dass, die Folgen werden unnötig mit irgendwelchen Quatsch gestreckt, anstatt etwas interessantes zu erzählen. Es ist gut viele Experten zu Wort kommen zu lassen, aber warum muss ein Experte was sagen, damit der nächste das ganze nochmal wiederholt, mit einem kleinen extra Info. Das ist so als ob man den letzten Satz nochmal wiederholt, fühlt es sich an als ob ein Wordcount erreicht werden muss. Es interessiert mich mehr, welchen Einfluss Cleopatra wirklich entwickelt hatte, anstatt wie sie Julius Cesear mit schlechten RnB im Hintergrund gebangt hat. Das Schauspiel ist auch durch und durch furchtbar. Ich Weiß nicht wie viel Schuld dabei die Schauspieler trifft. Wenn man als Octavius gecastet wird, und nur immer wieder blöd in der Gegend rumstarrt kann man auch nichts machen. Wenn man als Julius gecastet wird, weil man ein Gesicht wie aus Stein gemeißelt hat, und man sich an den Rolle von Eddie Redmane aus Jupiter Ascending abschaut, ist man selber schuld wenn man ihn nicht aufhält. Warum man bei so einer Produktion auf so ein Laienhaftes Schauspiel zurück greift, versteh ich einfach nicht. Immerhin war es ab und zu für ein Lacher gut. Für eine Dokumentation ist der Narrative auch teilweise schwer zu folgen. Es ist gut wenn man die Ortsnamen zeigt, aber warum sind die Jahreszahlen mal dabei und mal nicht? Das wäre doch wichtig für den Kontext. Auch jedes Mal wenn sie etwas auf der Karte zeigen, musste man sich erst mal zurecht finden, da das Farbschema nicht wirklich klar gemacht hat was Wasser und was Land ist.
So sitzt man nach verschwendeten sechs Stunden da (Fuck You Sunken Cost Fallacy!) und fragt sich wie das überhaupt durchkommen konnte? Man hat das Gefühl das Netflix an manchen Stellen echt keine Qualitätskontrolle außerhalb von „joa, sieht gut aus“ hat. Es ist mir unverständlich, wie man so ein interessantes Thema, so schlecht und inakkurat darstellen kann. Und warum, wenn man sich den Anspruch herausnimmt, etwas faszinierendes, neues zu erzählen, einem wirklich weiß gemacht werden soll das die Geschichte von Cleopatra ausgelöscht werden sollte und nur Jada Pinkett Smith und ihr Team sie aus dem Unbekannten herausgefischt haben. Ein wahres Trauerspiel, einer lahmen Phantasievorstellung und schlecht zurechtbiegen einer historischen Figur.
PS: Hier Laber ich etwas aus dem Arsch, also am besten Ignorieren. Ich hab das Gefühl das Jada sich selbst als Cleopatra sieht. Als eine missverstandenen Seductress, die einst 2Pac und dann Will Smith in ihre Finger bekommen hat, aber insgeheim das größte Mastermind ist (wie man ja bei den Oscars gesehen hat).
Ich liebe das aktuelle Kino. Durch immer günstigere und einfachere technischere Mittel, können auch Indie-Produktionen wie Hellbender und Deadstream richtig coole Filme kreieren. Den Hellbender ist ein Familienprojekt! Das Drehbuch, die Regie, Musik, Kamera, Schnitt und selbst die Hauptrollen werden von einer Familie gestemmt. Natürlich merkt man gerade am Anfang, dass ein gewisses Budget und professionelles Schauspiel fehlen. Aber im Verlauf gewöhnt man sich schnell daran, erkennt den Charm daran und wird vollständig von der Interessanten Geschichte und Dynamik hereingezogen.
Abseits vom Rest der Welt, leben ein Mutter-Tochter Duo in einem großen Haus mitten im Wald. Beide haben eine sehr innige Beziehung zueinander. Die junge Izzy hat scheinbar eine sehr ansteckende Krankheit und muss deshalb auf Distanz vor dem Rest der Welt gehalten werden. Aber wie Teenager ebenso sind, versucht Izzy die Grenzen zu testen und trifft eines Tages zufällig auf ein Mädchen im ähnlichen alter. Es entwickelt sich eine kleine Freundschaft zwischen dem schüchternen, sozial etwas verkümmerten Mädchen und dem extrovertierten Powerhaus Amber. Doch der Abstand zu dem Rest der Welt, war nicht wegen einer Krankheit, sondern etwas ganz anderem. Der Film zeigt schon sehr früh seine Karten. Die Mutter verhält sich nicht nur sonderbar, sondern sie verfügt auch über mächtigen Fähigkeiten. Und sie ist auch gewillt, diese einzusetzen, um ihr Geheimnis zu bewahren. Als ein Mann (übrigens der echte Vater und Ehemann des Protagonisten Duos) sich auf ihr Grundstück verirrt, wird dieser auf eine sehr Beweisunfreundliche Art und Weise aufgelöst. So dauert es auch nicht lange bis Izzy herausfindet, dass sie selbst ebenfalls Kräfte besitzt. Ihre Mutter klärt sie auf, und lehrt sie vorsichtig diese zu nutzen. Aber etwas geht nicht so wirklich auf. Horrorvisionen verfolgen die Mutter, eine reale Angst vor dem, was aus ihrer Tochter werden könnte. Eine Angst, die sich am Ende des Filmes fulminant bestätigt, aber nicht auf die Art und Weise wie man es normalerweise erwarten würde.
Hellbender ist ein sehr charmanter und interessanter Film. Die Beziehung zwischen den zwei Protagonisten ist toll dargestellt. Man merkt das sie sich viele Gedanken um die Charaktere und der Dynamik zwischen ihnen gemacht haben. Vor allem das Ringen mit der Natur ihrer Wesen und dem Wunsch aus diesem auszubrechen, und die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, bzw. die Freiheit zu haben, eigene Fehler zu machen. Dabei kam bei mir auch ein erdrückendes Gefühl des unausweichlichen. Auch wenn die Mutter vielleicht nicht alles richtig gemacht hat, gibt sie sich die größte Mühe ihre Tochter aufzuklären, welches nur teilweise von Erfolg gekrönt ist. Die Lore, welche sie um die Hellbender aufbauen, ist gut durchdacht und man bekommt auch das Gefühl, das sehr genau ausgearbeitet ist, was sie können und was nicht.
Handwerklich ist der Film etwas durchwachsen. Man merkt das keine professionelle Schauspieler dabei sind, und teilweise erinnert das Spiel auch sehr an Filme wie „Birddemic“ oder „The Room“. Aber das ist nur eine kleine Hürde, den was ihnen an klassischen Fähigkeiten fehlen, machen sie locker durch viele andere Aspekte wett. Als bestes Beispiel kann man hier die Kamera nehmen: Die Einstellungen und Kameraführung ist nicht unbedingt so smooth, wie man es normalerweise gewohnt ist, dafür merkt man das sie sich immer Mühe gegeben haben, einen interessanten Blickwinkel zu finden, wenn es auch nur eine kleiner Establishing Shot ist. Die Musik ist ebenfalls klasse: Alle Tracks werden von der Familienband eingespielt, die richtig coole Songs aus Drums und Bass herausholen. Dasselbe auch mit Kostümen (vor allem wenn sie hinter den Instrumenten sitzen) und dem generellen Setdesign. Die Misenscene ist jetzt nicht Weltklasse, und viele der Gegenstände wirken wild zusammengeworfen. Aber das stört einen nur Anfangs etwas. Die Special Effekte sind ebenfalls interessant: Wirken viele Magieeffekte wie aus einem YouTube Tutorial für Adobe After Effects, gibt es auch ein paar Szenen die wirklich herausragend sind. Mich würde brennend interessieren, wie sie den Effekt mit dem Schlüssel hinbekommen haben. Und auch die Visionen, wenn man Hand an ein spezielles Buch legt, waren so gut, dass sich viele große Produktionen gerne eine Scheibe davon abschneiden könnten.
Ein wirklich interessanter Indie Film, der eine wirklich interessante und feinfühlige Geschichte erzählt, mit einem tollen offenen Ende, das die Phantasie beflügelt.
Man blickt auf den Turm von Babel: Ein Mahnmal menschlicher Arroganz und der Versuch der Menschheit, sich auf eine Stufe mit Gott zu stellen. Ein Versuch, den die Menschheit bitter bezahlen muss und welcher sie für immer spalten wird. Die resultierende Verwirrung der Sprachen bringt zusammen mit dem menschlichen Zerstörungstreib ein schier unendliches Konfliktpotential mit sich. Ein Text, auf tote Haut geschrieben, warnt den Zuschauer vor dieser Zerstörungskraft Gottes und auch unserer eigenen.
Als Antithese zum Turm von Babel beobachtet man daraufhin einen Soldaten, der vorbei an Luftgeschützen, Kriegsversehrungen und Zeitzeugnissen, alten und längst vergessenen Göttern, immer tiefer hinabsteigt, in eine zerfallene Stadt. Durch die Stadt wagt er sich immer tiefer, vorbei an sonderbaren Orten, die von einer brutalen und rigiden Routine gigantischer Maschinen geprägt sind. Diese laufen aber nicht automatisch, sondern müssen von kleinen humanoiden Wesen gelenkt werden, deren reine Existenz über diese Funktion hinaus entbehrlich erscheint. Erst als der Soldat am Ende dieser Etappe eines der Wesen näher betrachtet, spürt man mehr hinter der triebhaften Geschäftigkeit, aber dann ist es auch schon zu spät. Mit jeder weiteren Etappe seines Wegs zerbröselt die Karte in der Hand des Soldaten. Ein Weg zurück erscheint ausgeschlossen, besiegelt durch das zerfallene Pergament am Boden. Mit einem Licht in der Hand kommt er seinem Ziel doch stetig näher. Dort angekommen stapeln sich unzählige Koffer, die seinem fast exakt gleichen. Ein Mahnmal des Versagens, denn auch wenn er es schafft den Koffer zu aktivieren, so ist sein Handeln letztendlich trotzdem nicht von Erfolg gekrönt. Er wird gefasst und findet sich alsbald in einem Operationssaal wieder, an dessen Wand eine Uhr der verzerrten Zeit Ausdruck verleiht. Grotesk anmutende Chirurgen zerteilen den Soldaten und reißen alles aus seinem Körper, ob Organ oder Schatz, bis sie endlich finden, was sie suchen: seinen innersten Kern, dargestellt durch ein säuglingsartiges Wesen. Dieses wird sofort weitergereicht und ein letzter Blick in den Kopf des Soldaten geworfen.
Die Narrative wird in einer Festung fortgesetzt. Dort ist der letzte lebende Mensch der Architekt dieses perfiden Spiels. Die Graien/ Nornen, feilen am Schicksal der Soldaten und offenbaren dem letzten Menschen den Weg des Schicksals auf einem Stück gegerbter Haut. Ein anderer namen- und gesichtsloser Soldat wird ebenfalls in die Tiefe geschickt, aber an einen anderen Ort als der erste. Auch dort reist er vorbei an in Ruinen liegenden Städten, Bergen von Leichen, einem immerwährenden Krieg mit verrosteten Fahrzeugen und einer Ebene, gezeichnet von ständigen Explosionen. Ob er sein Ziel erreichen wird, werden wir nie erfahren.
Das Wesen aus dem ersten Soldaten wird an eine Entität weitergegeben, die einem Pestdoktor gleicht. Anstatt in klassischer Stop-Motion überzogen oder verzerrt, wirkt diese Figur schon fast gottesgleich in seinen gespenstisch fließenden Bewegungen. Die Entität trägt das schreiende, sich windende Wesen vorbei an allen möglichen grausamen Szenarien, an verlorenen und vergessenen Kultstätten, bis hin zu seinem Labor. Dort arbeitet schon fleißig ein grotesker Homunkulus und züchtet gigantische Wesen, füttert sonderbare Biome und bereitet alles für das Erscheinen seines Meisters vor. Als dieser kommt, wird das immer noch kreischende Wesen in ein grelles Licht geworfen und weiterverarbeitet, um etwas Phantastisches in Gang zu setzen. Man wird Zeuge der Geburt eines neuen Universums – ob dieses nun außerhalb oder innerhalb dessen, was man bisher gesehen hat, steht, bleibt unklar. Der Mikrokosmos stülpt sich über den Makrokosmos, welcher sich wiederum über den Mikrokosmos stülpt. Die Zeiger der Zeit drehen sich nach vorne und wieder nach hinten, Sünden werden gesühnt und wieder begangen, wie die Weltenschlange Ouroboros, die sich selbst verspeisen möchte.
In diesem Punkt sehe ich auch eine Interpretation des Filmes: die ständigen Wiederholungen, die Zyklen von Erschaffung und Zerstörung, von den gigantischen Maschinen bis hin zu den Wesen, die sie bedienen. Wesen, die am Verfall des Ganzen mit verantwortlich sind, egal ob durch zerschmetternde Wucht oder als kleines Zahnrad im Getriebe. Von dem verzweifelten Aufbäumen gegen das Schicksal bis hin zur ewigen Fortführung desselbigen. So wie der Turm zu Babel stapeln sich auch die zerbombten Gebäude, die Leichen der Soldaten, die Koffer als Zeugnisse der unzähligen Fehlversuche, bis hin zur Scheiße, die man bis in alle Ewigkeit schaufeln muss. Die Humanoiden empfangen ihre Befehle von einem skurrilen Wesen, das seine Befehle in Babyspache blökt. Ständig auf der Suche nach der Wahrheit oder einer Maxime, baut sich das Leben seine eigene Hölle, in der es in alle Unendlichkeit schmoren wird. Auch das Labor des Pestdoktors, zu erreichen nur durch die Halle der vergessenen Götter, finde ich sehr bezeichnend. So waren die Soldaten vielleicht näher am Ziel als ihnen bewusst war, doch haben sie mit dem Fokus nach unten lieber weiter gegraben.
Aber das sind nur Interpretationsansätze von mir. Der Film ist so sperrig wie auch universal und bietet deshalb in jeder Szene etwas Neues. Ein wahres Kunstwerk, das sein Publikum zum Denken anregen soll. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dieser Film irgendwelche Zuschauer kalt lässt. In äußerst grotesker Art und Weise wird Bekanntes immer weiter pervertiert und dabei mit einer immer dickeren und klebrigeren Schicht überzogen. Der Stil wird ständig gebrochen, von stockender Stop-Motion bis hin zu schon fast cartoonischen Szenen mit echten Schauspieler:innen. So offensichtlich narrativ wie der Film voranschreitet, ist es doch nie klar, in welche Richtung und zu welcher Zeit, da es wahrscheinlich auch relativ egal ist. Selten schafft es ein Film, so explizit und vage zugleich zu sein. Als Fan von kosmischem Horror, habe ich mich in Mad God sehr zu Hause gefühlt. Einige Szene und Sequenzen haben sich angefühlt, als ob verbotenes Wissen mit einem geteilt wird; etwas, das einen tiefen Einblick zulässt und dessen bloße Spiegelung einen überrascht und verstört.
Dreißig Jahre lang hat der Special Effects Experte Phil Tippett an diesem Film gearbeitet, und das merkt man auch. Die Sets und Figuren sind herausragend und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Alles hat eine Textur, die man durch den Bildschirm fast spüren und riechen kann. Genauso genial ist auch das Sounddesign: das Stapfen durch den Schlamm, das Knallen der Kanonen, das Jaueln der Kreaturen bis hin zum Zischen der Lampe. Mad God ist durch und durch ein Passion Project und das spürt man mit jeder Szene. Ein kryptisches Meisterwerk, das einen verstört, betört und zum Nachdenken anregt.
Ich liebe das aktuelle Kino. Durch immer günstigere und einfachere technischere Mittel, können auch Indie-Produktionen wie Deadstream und Hellbender richtig coole Filme kreieren. Deadstream ist dabei das Projekt eines Ehepaars, das nicht nur für die Regie und Drehbuch verantwortlich waren, sondern auch für die Musik, den Schnitt und die Hauptrolle. Ein Passion Projekt, welche seine Einflüsse stolz zeigt, aber sich nicht auf dem wiederkauen der Hommagen ausruht.
Der Film zeigt sofort was Sache ist. Der Influencer Shawn, ist ein alter Hase im Geschäft und wurde bekannt durch eine Serie , bei dem er sich seinen größten Ängsten stellt. Aufgrund eines Skandals wurde er zu einer Pause gezwungen, dessen Ende er nun mit einer Geisterjagd zelebrieren möchte. Dabei merkt man als Millennial, für den YouTube das tägliche Entertainment bietet, aus welchen profitablen Tropes sich der Charakter zusammengesetzt hat. Aus der gleichen Schmiede wie all die furchtbaren Kanäle für Kinder, die mit „verbotenen“ oder „krassen“ Themen umgeht und der moralisch bankrotten Einstellung eines Prank Channels, inklusive ständig überspielter Mimik und Reaktionen. Shawn ist eine wunderbare Amalgamation des Ganzen. Und Joesph Winter macht es so gut, das es schon fast weh tut. Mildead sei Dank, dass sich der Film nicht ernst nimmt. Er möchte einem eher ein Evil Dead Feeling geben, gnadenloser Brutalität und grotesken Horror mit einem Augenzwinkern, anstatt einem sich viel zu ernst nehmenden The Nun oder ähnliche Fälle.
Als großer Found Footage (FF) Fan, freu ich mich auch immer an neuen Filmen, in dem Genre. Und Deadstream macht dabei einen fantastischen Job. Niemals wird die Immersion des Streams gebrochen, wenn man etwas cineastisch zeigen möchte, macht der Charakter das selbst. Auch der Einfluss des Chats wird toll eingebunden, vor allem wenn es darum geht, die Masse als Suchmaschine zu nutzen. Das Gefühl der Echtzeit und des Streams wird wirklich toll rübergebracht. Man merkt auch wie die die Winters sich Gedanken gemacht haben, wie man geschickt mit den gegeben mitteln umgehen kann. Die Bewegungserkennung spielt ab und zu verrückt, man sieht in der Nachtsicht mehr als das eigene Auge. Das man auch Spaß haben kann, mit so vielen Kameras im Spiel. Aber auch abseits davon, merkt man das sie sich viel mühe beim Drehbuch und gestalten des Hauses gemacht haben. Chekhov wäre Stolz, den jeder Gegenstand, ob es nun ein Beil, ein Seil, oder ein Zettel an der Wand ist, wird sehr beiläufig eingeführt, mit größerer Relevanz für später. Wenn Shawn auf einmal gewaltsam zurückgerissen ist, denkt man das ein Dämon ihn nach hinten geworfen hat, bis einem das Seil um seinen Bauch wieder einfällt. Der Film strotz nur so von so kleinen verspielten Details, die das Anschauen super unterhaltsam macht. Aber auch der Charakter von Shawn, so dünn er auch sein mag, wird toll mit dem Geist von Mildred verglichen. Die Erkenntnis Mildread einfach zu canceln oder mit einem Copy Strike auszuknocken ist so dämlich wie genial.
Und das beschreibt den Film auch sehr gut: Dämlich wie auch genial. Den Deadstream weiß genau, was er sein möchte. Man spürt den Spaß, den das Team beim Erschaffen des Filmes hatte, und dieser überträgt sich auch toll auf den Zuschauer. Als Horrorfan, vor allem von Filmen, die sich nicht ganz so ernst nehmen, kann man bei Deadstream nichts falsch machen.
Evil Dead Rise war eine echte Überraschung. Ich mag die Evil Dead Filme, und war mir nicht sicher, ob dieser Film den Geist von Raimis Werke gut einfangen kann. Außerdem hat der Name Lee Cronin nicht gerade große Erwartungen bei mir ausgelöst, da ich nur „The Hole In The Ground“ von ihm kenne, und dieser Film für mich ein Paradebeispiel ist, was man bei einem modernen Horrorfilm nicht inszenieren sollte. Aber all diese Zweifel wurden schnell weggeblasen.
Der Film beginnt ganz klassisch, mit ein paar Teenager am See, die schnell, aber dann doch zu spät herausfinden, das es mit dem ruhigen Wochenende wohl doch nichts wird. Mit herrlich bizarrer Brutalität und einer großartigen Einstellung bei dem der Titel hinter den Bäumen hervorkommt, war schnell klar, dass dieser Film keine gefangenen macht. Nach diesem kurzen Intro, bekommt man nach und nach die Protagonisten des Filmes vorgestellt. Und hier zeigt der Film eine seiner stärken: Jedes der Familienmitglieder ist sehr klar und deutlich charakterisiert. Die stylische Mutter Ellie, die als coole Mum mit ihrer Tattoo Nadel das Geld verdient. Bridget ist die älteste Tochter und besticht aus ihrem Sinn für Sarkasmus und dem Drang die Welt zu verändern. Danny ist ein interessierter, aber eher zurückgezogener Junge, der voll und ganz inmitten von kreisendem Vinyl aufgeht. Und obwohl Kassie die kleinste ist, ist sie doch ein Rabauke mit einem Gespür für ein gutes Chaos. Und zu guter Letzt die Schwester von Ellie, Beth, welche nach einer Hiobsbotschaft auf einen vollgepinkelten Stock etwas halt aus der Familie sucht. Das Haus, in dem sie leben ist groß und alt und verkommen. Nachdem durch ein kleines Erdbeben der Inhalt eines Tresors zugänglich wird, gerät alles aus den Fugen. Ein, dem Zuschauer bekanntes, Buch und dazugehörige Schaltplatten fallen in die Arme von Danny, der aus reiner Faszination den Worten des Buches eine Form geben. Ellie wird in dem Fahrstuhl von den befreiten Geistern übernommen und das wunderschön perfide Spiel beginnt.
Ab hier gibt es richtige Spoiler, die über die Prämisse hinausgehen.
Man merkt immer noch, wie gewisse Muster der Opfer in den Besessenen abgespielt wird, bevor sie endgültig verloren gehen. Ellie taumelt zuerst in die Küche, um noch ein Essen zuzubereiten. Als Bridget durch das Blut der nun verlorenen Mutter sich ebenfalls wandelt, versucht sie noch in der Küche irgendwie dagegen anzukämpfen, bis es auch für sie zu spät ist. In solchen Aspekten zeigt Evil Dead Rise die stärke von ihren klar gezeichneten Charakteren. So kann man ihr Handeln, ihre Fehler und Opfer, selbst hinter dem verzerrten Gesicht der Besessenen noch erkennen und nachverfolgen. Das Ganze entwickelt sich interessant und nachvollziehbar immer weiter, bis zu dem blutigen Ende, das als Prolog für den Prolog da steht.
Ein weiteres Stärken des Filmes ist das gute Drehbuch. Wenn der Dämon nicht durch die Tür kann, weiß man warum. Wenn es über ihnen knackt und ächzt, denkt man zuerst an die Katze des Nachbars. Und wenn das Tor in der Tiefgarage nicht gleich aufgeht, ist es nicht zwingend ein billiger Horror Trope, da die Tür schon beim Pizza holen den Dienst verweigern wollte. Aber nicht nur hier zeigen die Filmemacher ein Feingefühl. Das Sounddesign ist auch richtig gut gelungen, Kameraeinstellungen werden genutzt, um einen noch mehr in das Geschehnis hineinzuziehen. Und, was mich sehr freut, man bekommt ein grobes Gefühl davon, was die Dämonen können und wie kraftvoll sie sind. Ich hasse es wenn solche Aspekte in Horrorfilmen unausgegoren sind, wenn ein Monster die ganze Zeit nichts kann und dann plötzlich übermächtig zu werden, nur um in der nächsten Szene dann nicht mehr kann als irgendwelchen Mist zu labern.
Der Film macht einfach Spaß: Es fließt literweise Blut, die armen Menschen des Hauses werden nicht nur physisch, sondern auch psychisch komplett zerfleischt. Dabei trifft der Film einen tollen Spagat aus Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern, wie es eben auch die Evil Dead Filme machen. Evil Dead Rise ist ein äußerst kompetenter und gut durch und durch gut gemachter Film, der das Rad nicht neu erfindet, aber seine Sache immerhin verdammt gut macht.
PS: Ich hätte mir ein kleiner Cameo von Bruce Campell gewünscht, aber man kann leider nicht alles haben.
Meine Erwartungen waren relativ gering bei Plane. Es wirkt vom Plot her wie ein netter, aber phantasieloser Action Film. Dabei hat der Film viele interessante Aspekte und traut sich tatsächlich hier und da mal was.
Man folgt dem schottischen Piloten Brodie Torrance (was für ein Action Film Name!), wie er noch einen letzten Flug in diesem Jahr fliegen muss, von Singapur nach Honolulu, wo seine Tochter schon auf ihn wartet. Der Flug ist eher schwach besetzt, ein paar Passagiere, mit einem sondergast: Einem Mörder, der gefasst wurde und nun an die Behörden in Amerika übergeben werden soll. Ein Sturm braut sich zusammen, aber um Treibstoff zu sparen, soll Brodie und sein Copilot einfach über das Unwetter hinweg fliegen. Das das nicht gut geht, kann man sich ja denken. Nach einem Blitzeinschlag wird alles daran getan irgendwo notzulanden. Zum (Un-)Glück finden sie eine kleine Insel, auf der das Flugzeug unsanft zum Stehen kommen kann. Aus der einen Katastrophe entkommen, fallen sie gleich in die nächste, den die Insel ist besetzt von Rebellen, vor dem sich selbst die Regierung fürchtet.
Seht ihr was ich meine, wenn ich sage das der Plot etwas generisch klingt. Aber wo der Film mich tatsächlich überrascht hat, war tatsächlich in der Umsetzung. Der Plot besticht dann aus einem interessanten Erlösungs-Arc für den Kriminellen und tatsächlich auch recht spannenden kleinen politischen Drama bei der Rettungsaktion, inklusive einem Team von gestählten, Action Hero Söldner. Der Film nimmt sich selbst auch ernst, was das Adrenalin getriebenen Szenen tatsächlich besser machen. Statt die Notlandung überzogen mit einem bombastischen Soundtrack zu unterlegen, bekommen wir hauptsächlich das Knacken und Ächzen des Flugzeuges zu hören, mit dem bedrohlichen Grollen aus den Wolken. Auch die Actionszenen waren so viel besser als erwartet. Anstatt alles mit unzähligen Schnitten zu kaschieren, bleibt die Kamera immer ganz nah am Geschehen. So kann das Stunt Team dann zeigen, was es drauf hat, wenn es statt übertriebenes gefuchtelt, sich dann wirklich anfühlt als ob die Charaktere dort um Leben und Tod ringen. Auch die Schusswechsel sind gut inszeniert, von wildem rumgeballer, bis hin zum strategischen Scharfschützen, der die Ränge der Feinde langsam, aber sicher dezimiert.
Natürlich ist auch hier alles etwas übertrieben, aber durch die eher gesetzte Inszenierung und dem eher atypischen Verhalten von vielen Charakteren, wirkt Plane doch etwas authentischer, und somit spannender. Es werden keine Plots aus dem Arsch gezogen, um die Spannung oben zu halten. Nicht jeder Charakter, bekommt noch ein glänzender Auftritt. Alles ist etwas reduziert, und dadurch, meiner Meinung nach, besser. Alles in allen ist Plane ein netter und überzeugender Action-Film, der an den Kinokassen leider etwas untergegangen ist.
Einer der großen Klassiker von Alfred Hitchcock, den ich einmal als Kind angeschaut habe, und mir gar nicht gefallen hat. Nachdem morgens ein Vogel in unsere Wohnung reingeflogen ist, und etwas Chaos veranstaltet hat, hab ich mir gedacht, das es jetzt mal wieder allerhöchste Zeit für ein ‚Rewatch‘ ist.
Heute find ich den Film nicht mehr so furchtbar wie als Kind, aber ich verstehe schon, woher meine damalige Meinung kam. Der Film ist sehr langsam und teilweise auch etwas unfokusiert. Die erste Hälfte des Filmes besteht eigentlich nur aus einer Romcom, bei der ein reiches Mädchen, das viel zu viel Zeit übrighat und alle Energie in Schabernack steht. Etwas bloßgestellt von einem Mann, möchte sie Rache in Form von Turteltauben. Hier nimmt sich der Film extra viel Zeit, sie zu zeigen, wie sie zu einem Laden fährt, zu der Lehrerin, wieder über die Kreuzung zu dem kleinen Hafen, um dann in einem kleinen Boot zu landen. Es hat sich alles sonderbar gezogen angefühlt, ebenso auch dann das Treffen und Essen mit der Familie, und das herzliche und überraschend ehrliche Gespräch mit Annie. Ich denke das dies auch klar Absicht von Hitchcock war, den Zuschauer mit einer bekannten Narrativen Formel einzulullen und diese dann brutal von den Titelgebenden Vögeln zu brechen. Erst wird verzweifelt versucht den Menschen klarzumachen, was hier vor sich geht, bis dann das absolute Chaos ausbricht. Das Kreischen der Menschen geht in der Übermacht der Vögel unter. Die Kakophonie der Vögel Schreie, das Picken und Zerren, das man vielleicht mit einem Vogel gut überstehen kann, wird in der Masse tödlich. Und dann noch das sonderbar routinierte Vorgehen der Vögel. Sie sammeln sich, warten, greifen dann alle gemeinsam an, und ziehen sich nach einer geraumen Zeit wieder zurück. Es wirkt nicht wie ein Einzelfall, oder reiner Zufall, etwas mehr scheint dahinter zu stecken.
Es ist sonderbar, aber auch irgendwie ein Zug seiner Zeit, das man im Film Charaktere hat, die über die Geschehnisse so offen und klar diskutieren, um den Zuschauer das Denken abzunehmen. Ich muss dabei auch an das ende von Psycho denke, als dem Zuschauer nochmal alles vorgekaut wird. Aber einem Film aus 1963 unzeitgemässigkeit vorzuwerfen, ist etwas komisch. Was aber eine starke Entscheidung ist, ist das man bis zum Schluss nicht weiß, warum die Vögel das machen. Jeder kann sich selbst etwas zusammenreimen. Ob es nun Melanie war, die die Tiere in den organisierten Wahnsinn trieb, oder doch die Turteltauben, welche bis zum Schluss mit von der Partie sind. Vielleicht ist es auch etwas außerhalb unserer Wahrnehmung, welche die Vögel koordiniert. Oder doch einfach nur die Natur, die sich rächen möchte, welche die Alleinherrschaft der Menschen zerschlagen möchte. Hier ist auch der interessanteste Teil des Filmes: Der Mensch bekommt ähnliche Grausamkeiten zu spüren, wie wir sie nur zu gerne verteilen. In einer Welt die wir für unsere Zwecke angepasst haben, werden wir plötzlich ausgestoßen. Man kann auch als ein Gedankenexperiment sehen, was passiert, wenn viele kleine Individuen zusammen kommen um etwas großes zu bewirken. Dabei ziel ich wahrscheinlich etwas über das Ziel hinaus, aber der Gedanke ist dennoch interessant.
Handwerklich ist der Film natürlich toll. Klar, könnte man das ganze heute besser aussehen lassen, aber für 1963 sind die Effekte schon bombastisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine viszerale Reaktion vom Publikum damals ausgelöst hat. Vor allem auch durch die etwas sonderbare Narrative, die von verspielten Romcom zu einem trostlosen, schon fast nihilistischen Ende übergeht. Aber auch wenn ich all diese Aspekte sehe, und wertschätze, wollte der Film bei mir dann einfach nicht so ziehen. Weder der Romcom, noch der Horrorpart. Auch wenn es gut ist das es diesen Film gibt, würde ich eher das Buch bevorzugen, wenn es den ähnlich mit der Thematik umgeht.
Ein drittes Mal wird eine Sirene auf das Dach eines Polizeiautos geklebt, um Eishockey Spieler umzunieten und einen neuen Highscore aufzustellen. Frank ist nun endgültig im Ruhestand, und hat seine Dienstwaffe gegen das Backblech eingetauscht. Als er von seinen alten Kollegen aber die Möglichkeit bekommt bei einem Fall auszuhelfen, gibt er bis zum letzten Tropfen alles, um ihnen auszuhelfen. Als Undercover Agent, schleicht er sich alsbald in die Gang des Bombenlegers, der das Leben unzähliger Menschen bedroht.
Wie bei den Teilen zuvor, ist der Plot eigentlich nur Nebensache, um Steilvorlagen für die Gags zu bieten. Der Film macht auch immer noch viel Spaß, vollbepackt mit Witze an jeder Ecke. Aus einer Mücke ein Elefant zu machen, hat die Serie schon immer hinbekommen. Aber in diesem Fall drehen sie nochmal extra auf. Aber man merkt leider auch, das ihnen langsam die Luft ausgeht und das man das Konzept der Nackten Kanone nach über Dreißig Filmen vielleicht auch mal ruhen lassen sollte.
Ich mag diesen Film aber immer noch sehr, und gerade alle drei Teile gehören für mich zu einer ganz besonderen Art von Comedy, die durch Leslie Nielson auf Hochtouren gebracht wurden.
Nach dem grandiosen ersten Teil, springt die Nackte Kanone 2 ½ sofort ins eingemachte. Wenn man eine tiefe Geschichte und Intrigen erwartet, ist man hier leider am falschen Platz. Denn die Grundgeschichte des zweiten Teils ist tatsächlich kaum anders als im ersten. Wieder gibt es eine Organisation die Böses in die Welt heraustragen möchte. Jane ist abermals dem Bösewicht des Filmes verfallen und Frank stolpert schritt und schritt der Lösung des Falles entgegen. Dabei ist der Kernkonflikt aktueller denn je: Kohle, Gas und Atomenergie sehen sich von einer neuen Energiequelle bedroht und möchten die Gefahr im Keim ersticken.
Abermals ist der Film von vorne bis hinten vollgestopft mit grandiosen Gags, die von visuell beeindruckend zu ‚So dämlich, dass es schon wieder gut‘ reichen. Etwas das dieser Film aber meiner Meinung nach besser macht als der Vorgänger, ist der Einsatz von Running Gags. Wenn aus Versehen die Mauer zum Zoo eingerissen wird, macht man sich erst mal nicht viele Gedanken. Man wird immer wieder mal (durch ein Zebra oder eine Giraffe) daran erinnert. Aber wenn der Bösewicht nach einem eigentlich tödlichen Sturz durch eine Markise gerettet wird, aber im nächsten Moment von einem Löwen dahingerafft wird, ist das zum Wegwerfen komisch. Der Film hält genau das, was er verspricht. Es ist eben ein zweiter Teil der Nackte Kanonen, mit ein bisschen extra noch dazu.
Ich habe die Nackte Kanonen Filme als Kind sehr gemocht. Diese Art von Klamauk Comedy bei der in jeden Satz, Handlung und Hintergründe so viele Witze wie möglich reingequetscht werden, ist schon was Besonderes. Die Persiflage eines Hard Boiled Noir Krimis, mit einem Hauch von James Bond funktioniert einfach fantastisch. Mit dem Prolog wird der Zuschauer schon feucht fröhlich auf den Humor und Plot des Filmes vorbereitet. Der Detektiv Frank Drebin wollte eigentlich nur Urlaub in Beirut machen, doch deckt dabei ganz schnell eine ganz große Verschwörung auf, die er mit Pistole, Faust und Charm Herr wird. Zurück in good old america, erfährt er das sein Partner und bester Freund scheinbar in kriminelle Machenschaften verwickelt ist, und nun ziemlich zugerichtet im Krankenhaus im Koma liegt. Mit einer arbiträren Zeitlimit muss er den Bösewicht auf die Schliche kommen und das Leben der Queen of England schützen. Die Geschichte ist so einfach wie auch behämmert. Ganz im Vordergrund stehen natürlich immer die Gags, die erbarmungslos auf den Zuschauer einprasseln. Der Film strotz auch nur so vor ikonischen Szenen: das Ganzkörper Kondom, die Fahrschule mit Mittelfinger Training und den Worten „Hier gibt’s nicht zu sehen“. Allein die kurze Szene zu Beginn des Filmes mit OJ Simpsons, gehört tatsächlich zu einem großartigen Paradebeispiel wie lustig Slapstick Comedy sein kann.
Der Film besticht auch handwerklich. Das zum Wegwerfen komische Drehbuch wird durch gute Kamera Arbeit und vielen Visuellen Gags verstärkt. Die Musik ist auch immer passend, ob es nun eine heiße Verfolgungsjagd, eine heiße Szene auf einer Matratze oder dem Crashen gegen alles, was am Bordstein so steht. Besonders hervorzuheben sind natürlich die Schauspieler. Allen voran natürlich Leslie Nielson, der durch seine Deadpan Humor bei mir immer ins Schwarze trifft, egal wie dämlich der Witz auch sein mag. Der schon damals eher geriatrische Detektiv überzeugt mit vollen Körpereinsatz. Ähnlich find ich OJ Simpsons (nehmen wir mal seine privaten fahrerischen- und Handschuhtechnischen Talente heraus) tollpatschige Rolle fantastisch. Aber auch das Co-Sternchen Priscilla Presley macht aus der eigentlich ausgelutschten Trope des naiven Mädchen eine richtig gute Figur.
Ich weiß nicht wie sehr die Nostalgie da bei mir zum Vorschein kommt, aber nach all diesen Jahren macht der Film aber immer noch Spaß. Der Film strotz nur so vor Hommagen, brillanten visuellen Gags und dem teilweise dümmsten Dialogen, das man sich nur an die Stirn klatschen kann. Und als jemand, der Filme eigentlich nur im Original schaut, gehört die Nackte Kanone Serie (ähnlich wie bei den Filmen mit Bud Spencer und Terrence Hill) dann doch auf Deutsch, mit der grandiosen wie auch ulkigen Synchro.
Wer sich Cold Creek Manor – Das Haus am Fluss anschauen möchte, weil er richtig bock auf nen Horror Film hat, dem sei davon eher abgeraten. Klar, gibt es gewisse Horror Aspekte, aber der Film ist dann doch viel mehr ein klassischer Thriller.
Die Familie Tilson will nach einem kleinen Vorfall aus New York hinaus aufs Land. Sie finden ein gigantisches Haus, das mehr als nur ein bisschen Farbe and er Wand gebrauchen kann. Schnell wechselt der Besitz des Hauses von der Bank, zu der Familie und die Renovierung kann beginnen. Das Leben auf dem Land ist dann doch etwas anders als in der Stadt. Genießt man dort das Privileg der Anonymität, weiß jeder im Dorf bescheid über dich. Eines Tages steht ein junger Mann vor der Tür, der früher einmal dort gelebt, bis er aufgrund eines Verbrechens ein paar Jahre im Gefängnis verbringen musste. Der Vater, ein Dokumentarfilmschaffender (wer das bei Scrabble legt, liegt dann weit vorne), hat schon aufgrund regen Interesses etwas Nachforschung über die Vorgänger Familie angestellt und gibt dem frisch- freien Mann eine Chance. Alles läuft noch relativ rund am Anfang, aber nach und nach beginnen sonderbare Dinge zu geschehen, die immer weiter eskalieren.
Da ich am Anfang noch dachte, das der Film ein Horror Film ist, habe ich mir während dem zuschauen viele Gedanken gemacht. Überall hat man Hinweise gesehen, das etwas in und um diese alte Gemäuer nicht mit rechten Dinge vor sich geht. Es wird auch ein Plot über den Missbrauch von Kindern aufgedeckt. Das hat mir den Sohn des ehemaligen Besitzers auch sympathischer gemacht. Ich habe gehofft, dass er ein missverstandener Mensch ist. Ein Produkt von seinem Vater, oder gar einem Wesen, das um die Anwohner des Hauses greift. Ich habe richtig mit ihm mitgefühlt, als jemand der keinen wirklichen Halt mehr hat, und täglich darum kämpft, etwas Normalität zurückzuerlangen. Ich fand auch den Konflikt zwischen den gentrifizerer aus New York und den alteingesessen des Ortes sehr interessant. Aber wie man vielleicht in dem Ton den ich hier annehme herauslesen kann, fallen all diese Aspekte auf unfruchtbaren Boden. Eigentlich hätte ich damit rechnen sollen, als die Kinder ein Schild im Wald finden, auf dem einfach nur „EVIL“ steht. Vielleicht hat der Sohn eine brutale Kindheit hinter sich, mit Missbrauch vom Vater, aber das ist egal, als er seine Familie niedergestreckt hat. Und das Ganze will er nochmal wiederholen, in einem eher sonderbaren Katz und Maus spiel, das am Ende tödlich für ihn endet.
Cold Creek Manor hätte ein richtig cooler Film werden können, der eine vielleicht etwas empathischeren Blickwinkel auf Missbrauch. Aber stattdessen gibt der Film einem ein Finale, das man schon zigmal gesehen hat. Schlimmer als ein schlechter Film, ist nur ein Film das Potential zeigt und das dann aufgrund von fehlenden Fähigkeiten oder Mut im Mittelmaß versinkt. Oh, und nur um es zu erwähnen: Die Musik tut dem Film auch nicht gut. Schreckliches Gedudel, das manchmal jegliche Spannung aus der Szene saugt.
Als ich das erste mal von dem Film gehört habe, war ich schon ganz hin und weg. Eine Fortsetzung zum 1931 Klassiker, aus der Sicht von Renfield und mit Nicholas Cage in der Hauptrolle… da kann eigentlich nichts schief gehen.
Man merkt das der Regisseur und die Drehbuchautoren sichtlich viel Spaß mit dem Konzept haben. Dabei haben sie sich erst ein gutes Fundament gegossen, in den groben Zügen der Geschichte, auf das sie Szene um Szene, Witz für Witz immer weiter aufgebaut haben. Renfield wird nach all den Jahren doch langsam müde, in der toxischen Beziehung, mit dem Prinzen der Dunkelheit. Doch wie es in solchen Beziehungen nun mal ist, kommt er da nicht so leicht raus. Er versucht etwas Gutes mit seinen Schandtaten zu bewirken, und sammelt für seinen Meister Kriminelle und andere, die durch seine Sichtweise besser Vampirfutter wären, anstatt die Welt noch zu verschlimmern. Doch selbst dieser sanfte Schritt leicht außerhalb der absoluten Gehorsamkeit wird alsbald von Dracula herausgefunden und geahndet. So heißt es dann wieder rausgehen und das Blut von Jungfern, Nonnen und Cheerleader Teams einsammeln. Bis er eine Frau trifft, die den Mut versprüht, den er nicht hat. Nach einem ersten romantischen treffen in einer Bar, bei dem Kriminelle mit Tiermasken von Kugeln durchlöchert, und mit ihren eigenen Extremitäten verprügelt werden, bahnt sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden an. Die Selbsthilfegruppe für Menschen in einer toxischen Beziehung, wird von einer Nahrungsquelle zu einer Quelle der Selbstverwirklichung und Renfield schafft es irgendwie sein Leben umzukrempeln… so gut man das als Familiar eines der mächtigsten Wesen der Erde machen kann. Das das natürlich nicht so weitergehen kann, und sich alsbald auch eine perfide und gewalttätige Kriminelle Familie einklinkt, lässt alles nur noch weiter eskalieren.
Der Film weiß was er sein möchte, und das find ich klasse. Bekannte Konzepte wie die des Familiars, Renfield und Dracula selbst, werden nur kurz angerissen, um nicht zu sehr von dem Kern des Filmes abzulenken: Spaß. Den Renfield macht einfach Spaß. Ob es die überspitzen Possen von Dracula sind, die wahnwitzige Situation von Renfield, die mit Normalos gleichgesetzt wird oder auch die wirklich tollen Actionszenen, die sich in Gewalt und Absurdität nicht zurück hält. Das Ganze wird natürlich durch den tollen Cast verstärkt. Nicholas Hoult macht sich großartig als Renfield, Akwafina ist wie immer eine Freude und es ist auch schön Ben Schwartz wieder in einer überdrehten Rolle zu sehen. Aber am meisten glänzt natürlich Nicholas Cage als Baron Dracula. Wer sich etwas näher mit Nicholas Cage beschäftigt, weiß das er ein krasser Cineast ist und eine große Liebe für die Klassiker hat. So kann ich mir auch vorstellen, dass er sofort bei einer Fortsetzung des 1931er Dracula Film Feuer und Flamme war. Und das merkt man auch durch den Film durch. Cage hat die Zeit seines Lebens, den bekanntesten aller Vampire zu mimen. Egal ob der Vampirfürst, der an einem seidenen Faden an seinem unheiligen Leben hängt, oder er mit voller Macht quasi unbezwingbar ist, Cage gibt immer sein bestes.
Der Film hat ein tolles Pacing, viele gute Witze und ulkige Situationen, die immer wieder durch grandiose und derbe Action gebrochen wird. Natürlich erfindet der Film nicht das Rad neu, aber als ein völlig überzogenes Nachfolgerwerk von Dracula, bietet der Renfield einiges. Eine wirklich herrliche und unterhaltsame Action Komödie die durch viel Biss besticht.
Ich persönlich bin gar kein Fan von High Fantasy, aber mit Pulp Fantasy kann man mich dann doch immer wieder hervorlocken. Ich habe keine direkte Erfahrung mit dem DnD Universum außerhalb von ein paar Spielen die ich mal als Jugendlicher gespielt habe. Ich habe auch ein paar Episoden des DnD Cartoons gesehen und war dann ganz hin und weg als die bekannten Gesichter bei dem Turnier aufgetaucht sind. Ich bin auch nie direkt in die Pen & Paper Vorlage eingestiegen, sondern habe da eher das Schwarze Auge oder Degenesis bevorzugt. Falls also ein DnD Superfan das liest, habe Mitleid mit mir unwissenden Tor. Dennoch habe ich das Gefühl das die Filmschaffenden sich extrem viel mühe gegeben haben, das Abenteuer und die Welt so akkurat wie möglich darzustellen: Mit passenden Zaubersprüchen, Kreaturen, Orten und Lore Aspekten. Ich finde auch dass sie den Geist von Pen & Paper Abenteuer toll eingefangen haben. Der Dungeon Master (DM) stellt die Gruppe vor ein Problem und gibt ihnen die Freiheit mit diesem auf eine eigene Art und Weise vorzugehen. Natürlich hat sich der DM was dabei gedacht, und hat vielleicht hier und da mal gewisse Hinweise gestreut. Das muss aber noch lange nicht heißen, dass die Gruppe dieser auch Folgen. Als DM und Spieler habe ich schon die absurdesten Lösungsätze gefunden, die dann tatsächlich irgendwie geklappt haben. Und das ist etwas das dieser Film mit Bravour immer wieder beweist. Man denkt die ganze Zeit das es einfach den Pfad voran geht, bis die Gruppe plötzlich einen Salto in das Gebüsch macht und in irgendeine ganz andere Richtung sprintet, nur um dann doch noch irgendwie am Ziel anzukommen. Das hat das Anschauen und Erleben der Geschichte sehr spaßig gemacht, da man nie wirklich vorhersagen konnte, was als nächstes passieren wird. Wenn Plan A und Plan B nicht funktionieren, hat man ja noch einige andere Buchstaben im Alphabet, die vielleicht klappen könnte.
Ich find es auch schön, dass wir technologisch soweit sind, das man all die Magie und bizarritäten einer Phantasiewelt gut einfangen kann. Die Umgebungen sehen grandios aus: Von saftigen Wiesen, zu beeindruckenden Schlösser, dunklen Wälder und Lavaflüssen. Das Set-, Kostüm- und Objekt Design ist ebenfalls grandios. Auch die Wesen und Magie werden fantastisch gerendert und bieten einen ein wahrlicher Augenschmaus. Besonders an dem mächtigen Drachen Themberchaud konnte ich mich kaum satt sehen. Die Schauspieler machen auch alle eine gute Figur. Wenn man aber tiefgründige und komplexe Charaktere erwartet, wird man hier leider enttäuscht. Zusammengestellt aus Rasse, Klasse und Ausrichtung (Alignment), bekommt man einen bunten Cast von relativ eindimensionalen Charakteren aufgetischt. Klar machen die Charaktere Spaß (vor allem Michelle Rodriguez als Holga), aber gerade wenn der Fokus auf das Drama und Innenleben der Charaktere gerichtet wird, fällt der Film leider etwas flach. Auch die Direktion und Schnitt könnte etwas besser sein. Der Humor des Filmes ist an sich gut, teilweise sogar sehr gut, aber viel zu oft werden Witze oder ganze Szenen von einem schlechten Timing und Pacing kaputt gemacht. Das ist dann etwas ärgerlich, weil es viel Drive und Flair des Filmes für mich verspielt hat. Man kann die besten Zutaten der Welt haben, wenn man nicht weiß wie man mit ihnen umgeht, wird das Essen daraus leider auch nur mittelmäßig.
Aber um nicht auf diesem Negativen Punkt zu enden, muss ich sagen, dass ich viel Spaß an dem Film hatte. Er hat mir nicht nur das geboten, was ich erwartet hatte, sondern hat diese Erwartungen sogar noch übertroffen. Ich hoffe sehr das Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves so erfolgreich wird, dass wir noch mehr Geschichten und Abenteuer aus dieser Welt erleben dürfen.
Dead Center war eine ernsthafte Überraschung für mich bei der ich nicht verstehe, warum ich nicht verstehe, warum der Film so mittelmäßig bewertet wird.. Billy Senese hat mit diesem Film ein wunderbares Feingefühl bewiesen, dass man oftmals leider bei Filmen mit einer ähnlichen Prämisse oder Storyline vermisst.
Man merkt das er sich bei der Recherche für den Film viel mühe gegeben hat. Ich habe als Zivi (ja, so alt bin ich) in einer Psychiatrie gearbeitet und kann deswegen teilweise aus eigener Erfahrung sprechen, wie schon fast gruselig authentisch dieser Film wirkt. Es ist auch sehr schön, dass sich jemand die Mühe macht nicht auf ausgelutschte Tropes zurückzugreifen. Und auch wenn die Geschichte eines besessenen Menschen in der Psychiatrie nicht neu ist, erzählt er diese aber mit so einem regen Interesse, Feingefühl und Empathie. Gerade bei Geschichten um und in Psychiatrien wird oftmals Schindluder getrieben und damit einer Gruppierung, die es eh nicht so leicht in der Welt hat, noch weiter Stigmatisiert. Ich bin auch ein Sucker wenn es um diese Art von Horror geht. Kairo/Pulse von Kiyoshi Kurosawa, Occult von Koji Shiraishi oder Pontypool von Bruce McDonald fallen mir dabei als vergleichbare Beispiele ein. Eine unverständliche Besessenheit, die sich Viral verbreitet und den Menschen komplett übernimmt. Dieses Konzept ist verstörend, wird aber selten wirklich gut inszeniert, sodass man das Ausmaß des Horrors auch nur erahnen könnte. Hier wird dabei gekonnt mit der Prämisse eines unwilligen Wirtes gespielt, der selbst zwischen Wahn und Realität steht. Und einem Protagonisten, dem das Wohl der Patienten, weit vor seinem eigenen steht.
Die Thematik der Spirale, das sanfte ziehen zu beginn, welches einen immer weiter und schneller in das Zentrum zerrt, ist fantastisch dargestellt. Nicht nur in dem Verhalten des Protagonisten, und der Eskalation des gesamten Plots, sondern auch besonders im Handwerklichen. Das merkt man vor allem am Ende: Die dröhnenden Musik, dreht sich immer rasanter in sich selbst, die Wohnung von Michael Clark liegt in einem Cul De Sac von immer gleich aussehenden Häuser. Bei den Sitzungen mit Clark dreht sich die Kamera um die beiden, bis sie einen Punkt des Zerberstens erreicht. Das Wesen, das um sich greift, ist wie ein schwarzes Loch im Weltraum, ein nicht erkennbarer Punkt, der alles in Bewegung bringt, mit dem Ziel am Ende der Zeit alles um sich herum zu verschlingen.
Aber nicht nur die Spirale, wird handwerklich und Erzählerisch toll eingesetzt. Sehr oft im Film baut Senese eine wunderbare Symbiose aus Bild, Ton und Narration dar. Ein Beispiel bei dem mir das als erste Mal aufgefallen ist, war eine Szene relativ zu beginn. Nach einem heftigen Gespräch ist unser Protagonist gestresst und steigt in einen Aufzug. Es gibt ein bekanntes Ding Geräusch und die Türen schließen sich. In dem beklemenden Raum, ist man ganz nah an ihm dran. Die Musik nimmt das Geräusch des Aufzugs auf, lässt es widerhallen, mit einem Ding hier und Dong da, bis ein Schlag gegen die Wand die Szene und Spannung bricht. Das mag vielleicht nach nicht viel klingen, aber gerade in Horror wird gerne mal viele Abkürzungen genommen, und einfach nur gruselige Musik reingeworfen um eine Stimmung zu erzwingen. Dieses Zusammenspiel von allen Sinneseindrücken im Film, sprechen Bände für die Sorgfalt die dort an den Tag gelegt wurde. Das ist aber nicht das einzige Beispiel des großartigen Sounddesigns des Filmes. Alle Szenen, bei denen es ein Wandel von Clark geht, sind toll dargestellt. Von dem dumpfen Hall der Katatonie, zu den scharfen und schon fast überwältigenden Klangkullisse so bald sein Bewusstsein wieder Fuß gefasst hat. Dasselbe zeigt sich auch in den Hypnose Szenen, bei dem großartig die fluidität des Bewusstsein dargestellt wird. Hier kommt auch das andere wichtige Symbol des Filmes zu tragen: Die Umkehr. Etwas das man z.B. auch sieht wenn Edward Graham in die Pathologie fährt und die Pfeile seinen klaren Weg, tiefer in den Wahnsinn beschreibt.
Wie man merkt, ich mag diesen Film. Man merkt das sich die Filmschaffenden extrem viel Mühe gegeben haben, und sich auch dem Medium Film bewusst waren, dass sie auch mit der Akustischen und Visuellen Ebene arbeiten, die bei vielen leider zu kurz kommt. So wird man als Zuschauer, nicht nur Zeuge der Geschichte, sondern in der eigenen Wahrnehmung ein Bestandteil des Ganzen. Ein Film der sich auf mehr als nur eine Art und Weise, in mich reingebohrt hat, und mich einfach nicht loslassen möchte.