Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

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    Für mich besteht die Dichotomie von Zac Snyder aus 300 und Sucker Punch. 300 ist ein Ultra stylischer Film, der den Übergang von Comic zu Film brillant gemeistert hat, mit einer ganz besonderen Bildsprache und vielen Szenen die einem im Gedächtnis bleiben. Sucker Punch dagegen…
    Sucker Punch fühlt sich an als ob ein zwölf Jähriger mit seinem drei Jahre älteren Bruder der regelmäßig etwas zu viel Marihuana konsumiert, einen Film erträumen möchten. Knapp angezogene Mädels, Kämpfe gegen Samurai, Soldaten und Orks und das alles eingebettet in einer Geschichte die nicht edgyer sein könnte. Die Ästhetik des Films schwingt dabei zwischen Iron Sky, Softporn, Diablo und Musikvideos. Und all das kann man ja auch machen, wenn es zusammenpasst, aber das will es hier ums Verrecken nicht. Das Thema das Babydoll mit ihrem Tanz alle ablenkt ergibt keinen Sinn. Der Übergang vom Irrenhaus zu Puff genau so wenig. Und die ganzen Actionszenen dazwischen hängen so fadenscheinig wie es nur geht zusammen. Auf dem Feuerzeug ist ein Drache also müssen sie gegen Drachen kämpfen. Sie brauchen eine Karte, also muss man in die Schützengraben des ersten Weltkrieges. Sie müssen an ein Küchenmesser kommen, weswegen wir uns jetzt in der fernen Zukunft finden mit einer Art Atombombe die auf eine Stadt zurast und von CGI Robotern geschützt wird. Hier hätte man doch etwas richtig cooles machen können, z.B. mit der Bühne im Irrenhaus. Auch die anderen Charaktere sind schon fast schmerzhaft flach. Warum nicht jedem der Mädels eine besondere Fähigkeit geben, die dann in den Actionszenen zum Vorschein kommen? Auch mit den Outfits hätte man was Cooles machen können, aber das wird alles nur dahingeschludert um den Sexyness Faktor nach oben zu treiben. Dazu sind die Actionszenen so übertrieben, dass selbst der schlonzigste Shooter aus der PS3/Xbox360 Ära vor Scham im Boden versinken würde. Es kommt auch niemals wirkliche Spannung in den Action Szenen auf, da sie A: nur in der Phantasie von Baby Doll stattfinden, und B: all die Hindernisse keinerlei Probleme für das Team darstellen. Ein Konflikt ohne Gefahr zieht nicht.
    Die Schauspieler sind auch nicht besser. Ich war erst schockiert wie viele bekannte Gesichter hier mitspielen. Oscar Isaac als Bösewicht hatte ich echt nicht mehr auf dem Schirm, aber nach dem Film weiß ich auch warum. Weder als Pfleger, noch als Besitzer des Puffs macht er einen wirklich beängstigenden Eindruck. Dabei kann er es, schaut man sich nur Ex Machina an. Auch die anderen Schauspieler, gehen bei ihrem Spiel nicht über das Niveau von einer Seifenoper hinaus. In den Actionszenen ist das etwas anders, aber diese sind so überzogen und so fern ab der Charaktere selbst, das es eigentlich auch kein Unterschied macht. Ich weiß nicht warum Zac Snyder hier so viel Potential verschenkt hat. Auch sind die Szenen zwischen den Action Parts schmerzhaft langweilig, mit Dialogen und Konflikten, die aus dem nichts kommen und ins nirgendwo hinführen. Daran ist aber auch die Narrative selbst schuld, welche jegliche Spannung durch das mehrfache Verschachteln kaputt macht.
    Der Soundtrack macht das anschauen auch nicht besser. Eine Auswahl von guten Songs wird durch die cringey Bild Kulisse oder furchtbaren Covern kaputt gemacht. Mit jedem Song möchte man aufschreien „Mach nicht noch den Song kaputt verdammt!“. Die Kamera und der Schnitt sind wahrscheinlich genau das was Snyder haben wollte. Gerade die Musikvideoesquen Szenen, merkt man das jeder Shot sorgfältig gewählt wurde. Aber es fehlt ein gewisses etwas, das all diese Stylischen Bilder und die Charaktere und Geschichte zusammenbringt. Außerdem weiß der Film nicht wie ernst er sich nehmen soll, da hier auch eine ganz große Diskrepanz zwischen den Action Szenen und den der „Realität“ liegen.
    Ich kann mir vorstellen das wenn man Jung und Geil ist, das einem der Film gefallen kann. Für mich ist es einfach nur eine Sinnlose Aneinanderreihung von sich viel zu ernst nehmenden Szenen, in einem klapprigen Gerüst das schon in den ersten zehn Minuten in sich zusammen fällt.

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    • 8

      “But you can't unknow, what you know.”
      Der Film war eine ehrliche Überraschung für mich. Der Titel ist sehr generisch, genauso auch die Beschreibung auf Disney+. Dabei geht der Film in sehr interessante Richtungen und hat auch einen faszinierenden Gegenspieler.

      __ SPOILER__
      Erst mal vorweg, ich hab keine Ahnung warum der Film in Deutschland „The House At Night“ heißt, da „Night House“ ein viel besserer Titel ist, vor allem thematisch. Den man merkt von erstem Shot an, das etwas in diesem Haus nicht stimmt. Im Verlauf lernt man auch, dass hinter der Planung des Hauses mehr steckt als wo das Sofa hingehört, oder wo man am besten das Licht einfangen kann. Das Haus wurde von Anfang an so geplant, um ein gewisses Wesen fernzuhalten. Ähnlich wie bei Winchester, nur auf eine sehr viel esoterischere Art und Weise. Den sobald unsere Protagonistin dem Schlaf verfällt, geschehen sonderbare Dinge. Als ob etwas nach ihr greifen möchte, dass sie nur erreichen kann, wenn ihr Bewusstsein am schwächsten ist. Dort bekommt sie Visionen von Frauen, die sich in den Tod stürzen, von ihrem verstorbenen Mann, wie er auf dem Wasser steht und in die ferne schaut, und einer gespiegelten Kopie ihres Hauses, in dem Zeit und Raum etwas anders funktioniert. In der wachen Welt lernt sie neue Geheimnisse über ihren Mann kennen, von fremden Frauen, die ihr zum Verwechseln ähnlichsehen. Und ein Treffen mit dem Tod, dass ihr Leben durchgehend geprägt hat. Den seit damals, als sie scheinbar nichts gesehen hat, wird sie verfolgt, von einem Wesen, das nach ihrer Seele frönt. Dieses Wesen wählt den Umweg über ihren Mann, um an sie heranzukommen, weswegen er all diese Spielchen treibt, bis hin zum Mord an fremden Frauen, um seine Liebe zu retten. Dafür gibt es das zweite Haus, das in der Realität nichts mehr als ein Trümmerhaufen ist, aber zu einem vollwertigen Haus in den Träumen heranwächst. Ein Haus, in dem er Sünde um Sünde begannen, hat. Und eine letzte Todsünde, um sie endgültig vor dem Wesen zu schützen und ihr die Freiheit zu schenken, dass nach dem Tod tatsächlich nichts sei. Das dies nicht der Fall ist, und durch das Eintauchen in das unbekannte ihres Mannes sie all dies hervorholt, treibt Beth immer weiter in den Wahnsinn. Die Grenzen zwischen der wachen Welt und der dazwischen werden immer fließender, mit der Frage was nun Realität ist oder nicht. Das ist auch eine Frage, die für den Zuschauer bis zum Schluss nicht wirklich beantwortet wird. Wir sehen, was sie sieht, wir hören, was die andere ihr erzählen, aber was davon Wahr ist, bleibt die große Frage. So kann bietet der Film eine tolle Interpretationsfläche, wer das Wesen ist, was es möchte, oder ob es doch nur die zermürbende Trauer ist, die Beth dabei zermürbt.
      Handwerklich ist der Film klasse. Rebecca Hall hat es einfach drauf, und beweist das abermals hier. Sie spielt die Beth, die immer weiter dem Wahnsinn verfällt mit Brillanz. Dabei ist sie aber auch keine dumme Protagonistin. Als sie nachts denkt ein Gespräch mit Owen zu haben, überprüft sie dies gleich am nächsten Tag. Wenn sie etwas findet, das ihr nicht passt, bohrt sie so lange nach bis sie eine Erklärung dafür findet. Auch David Bruckner zeigt, was er draufhat. Auch wenn mir „The Ritual“ in meiner Erinnerung nicht so gut gefallen hat, hat er hier ein brillantes Werk geschaffen. Die Silhouette des Wesens sieht man immer wieder und agiert auch auf gruselige und wirklich verstörende Art und Weise mit der Umwelt. Das Verschwimmen der verschiedenen Realität ist auch großartig gemacht. Manchmal fängt eine Szene mit einem Charakter und einem Blickwinkel an, und wechselt mittendrin komplett, welches zu der fantastischen diffusen Atmosphäre, der zwischen Welt passt.

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      • 8 .5
        über RRR

        Das ist der erste Bollywoold Film den ich gesehen habe und ich bin zutiefst beeindruckt. Als Jahrelanger Fan von Dragon Ball und andere Anime, haben mich all die möglichen Videoclips aus Bollywood Filmen fasziniert, die wie eine direkte Anime Adaption wirken. RRR bietet dieselbe Ästhetik, eingebettet in einem interessanten wie auch spaßigen Kontext.
        Als jemand der sich nur rudimentär mit der Geschichte Indiens auskennt, war es sehr interessant zu sehen wie sie mit diesen Revolutionären Ikonen und die Unterdrückung durch die Engländer aufarbeiten. Keiner der beiden war mir beim Anschauen ein begriff, aber nachdem ich mich jetzt etwas eingelesen habe, ergeben viele Aspekte der Charaktere viel Sinn. Das was wäre, wenn, macht auch mit dem Geschichtlichen Kontext noch etwas mehr Spaß, man wird aber durch das Unwissen nicht ausgebremst. Die zwei verschiedenen Arten, wie sie ihren Landsleuten helfen wollen und der Hintergrund, warum sie so sind wie sie eben sind, wird toll durch den Film hindurch erörtert. Dabei verstrickt sich der Film niemals und behält bis zum Schluss eine herrliche Geradlinigkeit, die durch die interessanten Charaktere aber nicht an tiefe vermissen lassen.
        Die Protagonisten werden famos verkörpert. Mit herausragenden Szenen, in denen sie ihre Stärke beschreiben, mit ergreifenden Geschichten hinter ihren Motivationen und überragenden Action Szenen. Das letzte Mal das mich Action Szenen auf so eine Art und Weise mitgenommen habe, das ich am liebsten laut jauchzend aufgesprungen wäre, war in John Wick 3. Zeitweise ist mir die Kinnladen runtergefallen, von den brillanten Ideenreichtum der Szenen. Aber auch außerhalb der fantastischen Action scheint RRR. Gerade die Musical Szenen glänzen nicht nur durch den eh schon großartigen Soundtrack, sondern bietet auch noch eine sehr geschickte, wenn auch extrem direkte Art und Weise die Narrative weiterzuspinnen.
        Der Film schafft es auch drei Stunden verpuffen zu lassen. Normalerweise spürt man solche Überlängen, aber selbst die sich eher ziehenden Szenen stören nicht all zu sehr. Manche Sachen werden in tollen Montagen abgearbeitet, wo ganz platt das, was passiert ist in den Texten erzählt wird. Dabei hat man dann raum frei, mit diesen Grundbausteinen weiterzuspielen. Dazu bietet der Film auch viele kleine Twists und Turns. Gerade Raju, der mit einer beeindruckenden Kampfszene eingeführt wird, und etwas wie ein heimlicher Bösewicht im ersten Teil des Filmes wirkt, bekommt dann mit einem längeren Backflash ganz neue Facetten. Den die wahren Bösewichte sind und bleiben die Briten, die sich teilweise genauso in ihren Kolonisierten Staaten ausgetobt haben. Klar ist es etwas Cartoonish, aber selbst Winston Churchill hatte einen tiefsitzenden Hass gegen die Inder, mit einem Überlegenheinskomplex der Inselbewohner. So hat die Emanzipierung der Charaktere auch etwas sehr Befriedigendes. Auch wenn der letzte Song dann schon sehr propagandistisch rüberkam, aber dazu kenne ich mich leider zu wenig aus.
        RRR ist ein Film der richtig viel Spaß und Laune macht. Mit einer Filmischen Machart, die man so aus Hollywood oder Babelsberg nicht so kennt.

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        • 9

          Ich bin ein großer Fan von Rian Johnson. Seine Art Drehbücher zu schreiben ist überragend. Jede Szene hat seinen Sinn und Zweck, jedes Wort sitz genau dort, wo es sein muss. Das war bei Looper so, das war bei Knives Out so und ist hier auch nicht anders (ignorieren wir einfach mal seinen Star Wars fehltritt…).
          Es war eine wahre Freude diesen Film anzuschauen. Gerade der Anfang ist so herrlich dicht an Anspielungen und Witzen, dass ich ab und an mal kurz Pause machen musste um Zeit zum Lachen zu lassen. Jeder Charakter ist so eine fanstatische Parodie von sich selbst, inklusive unseres Helden LeBlanc. Ähnlich wie bei Knives Out wird man hier Zeuge einer Geschichte bei der sich nach und nach, durch neue Informationen das Gesamtbild immer klarer wird. Dabei zeigt Johnson wieder sein schon fast gespenstisches Talent in einem Drehbuch, an dem kein Fett hängt und auch die kleinsten Aspekte zum Teil eines fantastisch Ganzen wird. Ein einfacher Satz wirkt mit neuem Kontext plötzlich ganz anders, und damit spielt er hier gekonnt. Als Aufmerksamer Zuschauer wird man ständig belohnt, indem gewisse Theorien bestätigt und dann doch wieder verworfen werden, ohne dass es jemals unfair wirkt.
          Das Thema der Glassonion, welches eine Anspielung an den gleichnamigen Beatles Song ist, der sich über die verschiedenen viel zu tiefgreifenden Theorien über ihre Songs lustig macht, ist hier auch perfekt getroffen. Schicht um Schicht wird hier durchsichtig Hüllen über Hüllen gelegt, ohne das es jemals etwas verschleiert. Das macht die Auflösung des Falles dann auch so einfach wie brillant. Genau wie LeBlanc verstrickt man sich in wilden Theorien, ohne Ocams Razor in Betracht zu ziehen. Das ganze Genre des Whodoneit wird hier fantastisch auf den Kopf gestellt. Und auch wenn ich den Film bis jetzt nicht ein zweites mal gesehen habe, denke ich nicht das die Erkenntnis dem Film so viel Freude nehmen wird .

          4
          • 8 .5

            Der Film spielt in den 1920er in Irland, während auf dem Festland ein Bürgerkriegt tobte, geht es in Inisherin etwas langsamer zu. Hört man laute Explosionen nur ein paar Kilometer weit weg, sehen die Konflikte auf der Insel etwas anders aus. Eine zu neugierige Ladenbesitzerin, eine alte Frau welche wie der Tod durch die Landschaft streicht, ein Polizist mit einem überzogenen Ego, einem Ziellosen jungen Mann, der außer trinken und Frauen eigentlich nicht viel im Sinn hat. Die Landschaft ist typisch Grün, unterteilt in kleine eingemauerte Anwesen. Außer einem Hafen, einem kleinen See und einem Pub hat der Ort nicht viel zu bieten. Der perfekte Ort für Charakterstudien und der Suche nach dem Sinn des Lebens inmitten friedlicher Ödnis. The Banshees of Inisherin ist wie ein cleveres Theaterstück oder gar eine Art Kammerspiel, bei dem im Zentrum die Charaktere stehen und die Beziehungen, die sie zueinander pflegen. Die Geschichte ist dabei so klar wie auch undurchsichtig. Von heute auf morgen möchte ein Mann mit einem anderen nichts mehr zu tun haben. Durch den Film erfährt man Stück für Stück mehr, doch der eigentliche Konflikt ist schon sehr früh abgearbeitet. Colm kann das dröge Geschwätz einfach nicht mehr aushalten und möchte seine restliche Lebenszeit (wie viel ihm auch immer noch bleibt) für etwas großes nutzen. Was ist der Sinn des Lebens, wer ist man eigentlich und was will man der Welt hinterlassen? Diese großen Fragen werden aufgeworfen, aber nie wirklich beantwortet.
            Hier liegt die stärke aber auch die crux an dem Film. Man muss sich selbst ein Bild von der Situation machen. Man kann sein bestes tun Colm zu verstehen, aber so wirklich wird man das nie können, da die menschliche Erfahrung doch zu einzigartig ist und man gewisse Dinge weder mit Worten noch mit Taten ausdrücken kann. Hat Colm es geschafft etwas über sein Leben hinaus zu erschaffen? Oder hat er nur das Leben von seinen umliegenden Menschen zu einer Art Hölle gemacht? Warum ist er soweit gegangen, das er seinen Hauptzweck, das muszieren, alsbald nicht mehr ausführen kann? Klar erinnert man sich in kürzester Zeit nicht mehr daran, wer mit wem nett war, oder wo es böses Blut gab. Aber ist das vielleicht nicht viel wichtiger als ein Stück, das niemals die Komplexität eines Menschen einfangen kann? Die Antwort wird nie klar gemacht, kann aber von jedem zwischen den Zeilen gelesen werden. Vielleicht ist Padraic einfach nicht mehr als nett und vielleicht war Colm nie ein netter Mensch. Vielleicht ist es bedeutsam etwas der Nachwelt zu hinterlassen, aber vielleicht ist es auch wichtig gut mit seinen Mitmenschen umzugehen.
            Der Film fühlt sich surreal und bizarr an, fußt dabei aber auf festen Boden. Es erzählt eine extrem Menschliche Geschichte, ohne dabei die Menschen in eine extreme Situation zu verfrachten. Ein faszinierender und tiefgründiger Einblick, der einem zum Lachen und zum Weinen anregt.

            6
            • 9 .5

              Ich bin weggeblasen von diesem Film. Mit Del Toro ist es immer so eine Sache, entweder er macht einen richtigen Home Run (Pans Labyrinth) oder eben nicht (Crimson Peak). Seine Version von Pinocchio fällt auf jeden Fall in die erste Kategorie. Die Geschichte wirkt an sich etwas ausgelutscht, da Del Toro seine Version im selben Jahr rauskommt wie die (scheinbar nicht sehr gute) Real Life Variante von Disney und der sonderbar synchronisierten russischen Variante. Aber der Film schlägt in eine ganz andere Kerbe… eine viel düstere, philosophische und tiefgreifende Kerbe.
              Fangen wir erst mal mit dem offensichtlichsten an. Pinocchio sieht so gut aus wie noch nie. Das in der heutigen Zeit sich jemand noch die Mühe macht einen Animationsfilm von diesem Kaliber zu machen, macht mich glücklich. Alles ist von Hand geschaffen (mit der Ausnahme von ein paar 3D prints) und das merkt man auch. Hier lege ich allen das kurze Netflix Making-Of ans Herzen. Die Designs sind überragend gut. Von den Menschen, zu Pinocchio bis hin zu den Umgebungen. Alles strotz nur so vor liebe fürs Detail. Und das spürt man in jedem Frame. Die Animationen sind ebenfalls herausragend. Hier werkeln die besten ihres Fachs. Das Ganze wird dann noch perfektioniert mit einem großartigen Soundtrack und brillanten Voiceacting. Handwerklich ist der Film durch und durch nicht nur fantastisch, sondern ernsthaft herausragend.
              Aber das ist ja nur ein Aspekt eines Filmes. Die Geschichte und vor allem die Narrative sind dabei noch wichtiger. Und gerade in dem Erzählen einer Geschichte, die man schon so oft gesehen hat, setzt Del Toro hier eine Schippe drauf. Die ganze Geschichte wird in die Zeit des italienischen Faschismus gehoben und somit teilweise komplett neu Kontextualisiert. Mit dem Tod von Geppettos Sohn wird der narrative und der Beziehung zwischen Vater und Puppe ganz neue Ebenen eröffnet. Die Erschaffung von Pinocchio wird hier auch mit so einer zermürbenden Verzweiflung inszeniert, die sich dann auch im dauerhaften Design von Pinocchio niederschlägt. Der Konflikt sich selbst zu sein oder doch nur ein Ersatz für etwas verloren Gegangenes ist super spannend und wird auch durch den Film hinweg toll erzählt. Podesta als Faschist, der in Pinocchio den perfekten Krieger sieht, und dessen Sohn Candlewick sich ständig der stringieren Vorstellung eines perfekten Italieners unterordnen, und so als kindische ablegen muss, erreicht seinen traurigen Zenit gegen Ende des Filmes. Count Volpe als opportunistischer Zirkusdirektor, und der misshandelte Spazzatura hinter dem mehr steckt als man auf den ersten Blick erhaschen mag. Aber selbst die Wesen, welche transzendieren sind interessant gestaltet. Die schwarzen Hasen welche die Toten in ihr Reich transportieren und den Wesen welche Leben und Tod symbolisieren. Und natürlich Pinocchio, der hier wirklich kindisch agiert: von hanebüchenen Rechtfertigungen, zu Tobsucht Anfällen zu richtigen charakterlichen Entwicklungen. All diese kulminieren in eine eingelebte, greifbare Welt, mit einer ehrlichen und aufrichtigen Geschichte. Und einem bittersüßen Ende, das einen nicht so leicht loslassen wird.

              6
              • 2 .5

                Nachdem ich das Original vor kurzem nochmal angeschaut habe, war ich interessiert wie das Amerikanisch/Japanische Remake des Thailändischen Horrorthrillers aussehen wird. Wie man an der Wertung sehen kann, hat es mich nicht wirklich überzeugt.
                Das Remake nimmt sich die Geschichte des Originals, setzt zwei Weißbrote in die Schuhe der Protagonisten und verlagert alles nach Japan. Es nimmt auch mehrere Szenen aus dem Original und versucht diese so gut wie möglich zu emulieren. Gerade der Dialog bei dem Geisterfotomagazin wirkt direkt vom Original genommen. Aber genau in solchen Szenen fällt das Gefälle zwischen den zwei Versionen am stärksten auf. Hat das Original sich viel Mühe mit jedem Shot gemacht, egal ob es nun mondän oder in Horror Szenen war, wirkt hier alles gehetzter.
                Mit vielen Änderungen im Film, hat man auch das Gefühl das die Filmemacher das Original nicht verstanden haben. Das der Geist von Megumi erst auftaucht als sie nach Japan kommen, hat für mich erstmal viel Sinn ergeben, da die Sünde ja auch in Japan begangen wurde. Als sie plötzlich in einem Hochzeitsfoto auftaucht, wird auch diese Idee verfeuert. Dabei ist das ein Aspekt der mir am Original gefehlt hat, warum gerade jetzt? Genau so mit den Schlieren in den Fotos. Im Original tauchen sie zum ersten mal um den Ort des Schreckens auf, hier steht das paar einfach vor Fuji-San. Auch das die Schlieren Jane verfolgt ergibt auch kein Sinn. Und wenn wir schon von Jane sprechen, das ist die größte Crux am ganzen Film. Im Original waren Tunn und Jane die Protagonisten, welche dem Mysterium auf die Schliche kommen. So entwickelt man Sympathie zu beiden, was gerade das Ende so viel besser macht. Den kompletten Fokus auf Jane zu legen, macht einen wichtigen Aspekt des Originals kaputt. Hier ist Ben (Tunn) ehrlich gesagt etwas suspekt, und vor allem gegen später unangenehm. Auch das er die Warnungen des Geistersehers ignoriert (der so etwas sagt wie, warum hast du ihr nicht geholfen), macht sein Wissen und seine Schuld noch viel Grösser. Und Jane, ja, sie ist einfach Bat Shit insane. Man erfährt auch über den Film rein gar nichts über sie. Dass sie nach dem Unfall verstört ist, kann man verstehen. Dadurch das sie in Japan auch nichts zu tun hat, kann ich auch verstehen das sie sich da in etwas verbeißt. Aber Szenen wie in der U-Bahn sind dann einfach nur lächerlich. Auch der Wahn, den sie an den Tag legt ist komplett überdreht. Sie wirkt wie ein misogynistisches Bild einer hysterischen Frau, die dann am Ende doch irgendwie recht hatte. Man hätte was daraus machen können das sie in eine fremde Kultur gezogen wird, in der sie nicht die Sprache spricht und die Gebräuche nicht kennt. Auch das sie quasi auf sich allein gestellt ist, während ihr Mann arbeitet, hätte man interessant verarbeiten können. Die Änderungen die sie an Megumi (Natre) vorgenommen haben, haben der Geschichte auch eher weh getan als geholfen. Die Sache mit dem overbearing Vater, bringt erstens nichts interessantes neues mit sich und macht auch ihr Verhalten, nachdem dieser gestorben ist, nicht wirklich nachvollziehbarer. Auch dass sie die Rolle der Mutter gestrichen haben, die einen wirklich frischen und interessanten Twist mit sich gebracht hatte, ist eine Schande. War im Original die kraft des Rachegeistes klar, festgelegt in Horror Visionen welche ihre Peiniger in den Wahnsinn treiben sollen, werfen sie diese Feinheit hier einfach über Bord. Megumi kann Leute durch die Kameralinse töten! Wozu dann all das andere Zeug? Es ergibt auch keinen Sinn das Megumi Jane direkt angreift. Auch das Entdecken der verräterischen Fotos war hier um einiges schlechter gemacht. War es im Original die Kamera die sie ihm geschenkt hat, welche die Fotos gemacht hatte, ist es hier eine insta kamera die sie dann zu dieser Original Kamera führt. Das hat alles etwas besser funktioniert, als man seine Filme noch selbst entwickeln musste.
                Der fehlende Kulturelle Kontext tut dem Film leider auch weh. Es war extrem stark das die Protagonisten wie in einem Nebensatz davon erfahren das all seine alten Schulfreunde tot sind. Man hatte das Gefühl eines Todes Fluchs der nun ihn als nächstes heimsuchen wird. Auch das Finden der Leiche hatte im Original ganz andere Konnotationen. Man hatte damit ein Ziel erreicht, das die Odyssey nach dem einäschern endlich vorbei sei. Zwar sagt Ben sowas auch in einem Nebensatz, aber das aufatmen und eine schimmernde Hoffnung fehlt hier komplett.
                Entschuldigt das ich so auf dem Vergleich zwischen Original und Remake rumhacke, aber meiner Meinung nach nimmt dieser Film einen sehr sorgfältig geplanten und ausgearbeiteten Horrorthriller und verramscht ihn an den wichtigsten Stellen. Mit einer ähnlichen Laufzeit fühlt sich dieser Film gehetzt hat, die nachgestellten Szenen wirken, wie eine schlechte Fotokopie und die ganzen Twists, welchen das Original so gut gemacht hat, wirken hier nur hingeschludert. Selbst der versuchte Suizid von Ben via Elektroschocks bietet ein ganz anderes Bild als das panische aus dem Fenster werfen von Tunn. Dazu kommt das die neuen Elemente, die sie eingebaut haben einfach nicht ziehen wollen. Gerade die Horror Aspekte sind hier mehr schlecht als recht umgesetzt und haben mich durch die Bank kalt gelassen.

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                • 8 .5

                  Lilo und Stitch ist damals komplett an mir vorbeigegangen, was sehr schade ist. Der Film ist ein super unterhaltsames Werk, mit viel Spaß, guten Messages und einer soliden Geschichte. Fangen wir erst mal mit den Charakterdesign an: Von den Aliens bis hin zu den Menschen ist es durch die Bank durch kreativ und handwerklich großartig. Man kann auf den ersten Blick so vieles über die Charaktere sagen, bevor sie das erste mal den Mund aufmachen. Gerade das Design von Stitch sticht dabei besonders heraus. Sie haben einen tollen Spagat zwischen Alien und sonderbares Hundewesen geschaffen. Da in der echten Welt wie auch in Cartoons die Augen ein wichtiger Faktor für die Kommunikation ist, redet Stitch mit seinem ganzen Körper. Es macht einfach Spaß dem kleinen Racker beim Bewegen und seinen Schandtaten zuzuschauen. Er erinnert mich an eine Katze die gerne maximales Chaos anrichten möchte, nur um dann in ruhe zwischen Trümmern vor sich hin zu dösen. Wie perfekt das er dabei auf die exzentrische Lilo trifft, die von Anfang an etwas anders ist. Das Ganze wird mit der großen Schwester Nani abgerundet, welche jetzt als Mutterfigur hinhalten muss. Dabei scheuen sie nicht davor zurück auch richtigen Zoff zu zeigen, was den Film noch so viel authentischer wirken lässt und eine gewisse tiefe gibt, die gerade bei Disney Filmen oftmals vernachlässigt wird. Die Beziehung zwischen den beiden ist fantastisch dargestellt und scheint dann noch einmal vor allem am Ende des Filmes. Die Aliens sind aber auch nicht ohne: vom wahnsinnigen Forscher, zum regelkonformen Zyklopen, bis hin zu einer stattlichen Hai Figur. Die Geschichte an sich ist dabei nicht so wichtig, Hauptsache sie bewegt sich nach vorne. So bekommt man eher kleine Sketche aus dem Leben der wilden Familie gezeigt, anstatt eine eng verwobene Geschichte bei der alles aufeinander aufbaut. Aber diese Struktur hindert den Film nicht daran unterhaltsam zu sein. Der Schauplatz von Hawaii bringt auch frischen Wind mit sich, inklusive kleinere Einblicke in das Leben der Inselbewohner.
                  So wird man über die Laufzeit nicht nur fantastisch unterhalten, man fühlt mit den Charakteren mit und zeigt was es bedeutet eine Familie zu sein. Egal ob es das sonderbare Kind, den mordlustigen Alien oder die überforderte Schwester ist.

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                  • 4 .5
                    Nebenniveau 20.01.2023, 13:02 Geändert 20.01.2023, 13:42

                    „Viel Glück Ralphie, wenn deine Nase anfängt zu bluten hast du wahrscheinlich zu viel darin gebohrt… oder zu wenig“ (Simpsons S9F15)

                    Als aller erstes, wenn jemand den Film unter der Prämisse des Cosmic Horrors anschauen möchte, will ich sofort die Erwartungen runterdrehen. Ich tu mir bei der Bewertung des Filmes wirklich schwer. Handwerklich ist der Film gut bis sehr gut. Die Sets und Kostüme sind verdammt gut, genau so auch der Schnitt und die Kamera. Die Horrorszenen sind ausgezeichnet gemacht und hab
                    en selbst einem Hartgesottenen Horror Fan wie mir für Gänsehaut gesorgt. Es gibt auch ein paar herausragende Szenen, die einen interessanten Blick auf Menschen in solchen Extremsituationen gebietet. Z.B. als Nora sich bis zum Captain durchgeschlagen hat, meistens mit einem kühlen Kopf, nur um dann vor ihm zusammen zu brechen, nachdem das Adrenalin abgeklungen ist und all das was passiert ist, sich zum ersten Mal setzt.

                    Aber das ist leider nicht, was ein guter Film ausmacht. Obwohl sie ca. 10 km tief am Meeresboden sind, fehlt es dem Film tiefe. Es fehlt ein übergreifendes Thema oder ein Konflikt, der nicht auf das absolute Minimum heruntergebrochen ist. Wir haben eine Riege an Charakteren, die oberflächlich interessant sind, sich dann aber niemals entfalten. Auch die Geschichte über ihren verstorbenen Verlobten, oder was Smith oder der Captain damit zu tun haben, wollte einfach nicht ziehen.

                    Der Film beginnt auch sehr abrupt und hat von Anfang an ein sonderbares Pacing. Ich habe erst gedacht das es vielleicht eine Art Simulation ist, um die Menschen dort zu testen (ähnlich einer vor kurzem gecancelten Serie von Netflix). Aber am Ende war es doch nur befremdliche Erzählweise. Als es dann weiterging, ist die Enttäuschung immer grösser geworden. Das, was der Film macht, macht er gut, aber es ist eben nichts neues oder interessantes. So oft schon hat man ähnliche Szenen in anderen Filmen oder Spielen gesehen, die dabei dann noch etwas zu sagen hatten. Die Monster waren dann auch leider sehr ernüchternd. Klar sieht das CGI gut aus, aber das Design war dann doch sehr bieder. Gerade die Tiefsee hat doch schon in der Realität absolut bizarre Kreaturen. Auch das erste Wesen das sie treffen und ins Trockene nehmen, hatte ein tolles Design. Das dann alles andere irgendwie sehr humanoid ist, war enttäuschend.

                    Ich kenn mich mit der Tiefsee und Druckausgleich nicht so gut aus, aber ich habe das Gefühl das sie dabei auch einen sehr simplifizierenden Weg genommen haben. Nehmen wir mal den Blobfisch als Beispiel, der unter den Druckbedingungen in der Tiefsee ganz anderes aussieht als bei denen an der Oberfläche. Damit hätte man gerne etwas machen können, gerade bei den Kreaturen. Ein weiterer Aspekt der meine Immersion gebrochen hat, waren die Werbeansagen in den Bohranlagen. Sind dort unten nicht nur Leute die sich für diese extreme Arbeit entschieden haben, denen es klar sein müsste wo sie sind und was sie machen? Klar, kann man etwas zynische Werbung der Bohrfirma irgendwie unterbringen, aber doch nicht als ständig wiederholende Ansagen. Das würde ja jede Person irgendwann in den Wahnsinn treiben. Wenn sie jetzt durch einen Besucher Bereich gehen müssten, dann würde das Sinn ergeben, aber sowas gibt es hier unten nicht, genau so wenig wie es solche auf Bohrinseln gibt. Es wäre so als ob auf der Nostromo ständig über die Intercoms Werbung für Weyland Yutani laufen würde. Das hat der Immersion schon geschadet, für etwas billige Exposition die gar nicht nötig war. Auch die Credit Szenen haben nicht so wirklich ziehen wollen. Einmal spricht Emily an, das man nie hätte so tief gehen sollen, das man etwas erweckt hat. Eine schwache ausrede für das was da passiert, genauso wie die Heimlichtuerei der Firma die dann wieder anfangen möchte zu Bohren.

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                    • 4 .5

                      Ich mag Horrorfilme fern ab meines Kulturellen Hintergrundes. Klar, gibt es universelle Aspekte, die wir alle gruselig oder verstörend finden. Aber gewisse Kulturelle Faktoren machen das Anschauen von unbekannten Horrorfilmen nochmal extra spannend. Den einzig anderen thailändischen Horrorfilm den ich kenne ist Shutter, ein Film den ich jedem ans Herz legen kann.
                      Und fürs erste, ist The Whole Truth ein sonderbares Filmerlebnis. Das liegt dabei aber weniger an den kulturellen Unterschieden, sondern viel mehr an der Machart. Der Film fühlt sich teilweise wie eine thailändische Seifenoper an. Auch die Erzählweise ist befremdlich, da man das Gefühl hat das man auch ja niemanden auf der Strecken lassen möchte. Wenn man moderne, westliche Horrorfilme gewöhnt ist, dann ist das Pacing etwas zehrend. Szenen dauern viel zu lange oder offensichtliche Erkenntnisse werden mit Backslashs oder nochmal ausgiebig von den Charakteren selbst lang und breit getreten. Wenn man aber darüber hinwegsehen kann, bekommt man eine recht interessante Geschichte erzählt, mit vielen Wendungen.
                      Der Anfang des Films fühlt sich so an, als ob man ins kalte Wasser geworfen wurde. Man kennt keiner der Charaktere wirklich, und neue zusammenhänge werden einfach mal so reingeworfen. Plötzlich tauchen noch nie genannte Großeltern auf und man bekommt gleich etwas Gänsehaut durch ihr sonderbares verhalten (was mich sofort an The Visit erinnert hatte). Das Gaslighting des Filmes ist auch ganz gut, weil man nie wirklich weiß was tatsächlich in diesen sonderbaren Haus vor sich geht. Die Visionen, die man durch das Loch bekommt sind auch sonderbar und verstörend. Man kann anhand der viele kleine Details selbst eine Theorie zusammenbasteln, was immer wieder ein Spaß ist. Man bekommt auch das Gefühl das Zeit etwas anders im Haus funktioniert, da man das Gefühl bekommt das gerade ein paar Tage vergangen sind und man plötzlich hört das die Mutter schon seit einem Monat im Koma liegt. Ich habe zuerst gedacht, das das Absicht ist, aber es stellt sich heraus das es an dem nicht so guten Handwerk liegt. Es ist auch sonderbar, wie jemand Blut spuckt, sodass man diese Person sofort zum Krankenhaus bringen muss, nur um dann im nächsten Moment es einfach wieder zu vergessen. Ich denke das soll zu der sonderbaren Atmosphäre dazu gehören, fühlt sich aber gerade im Nachhinein eher wie ein Filmfehler an. Dazu versucht der Film viel zu viele Geschichten auf einmal zu erzählen. Viele von ihnen ergeben dann am Ende Sinn, aber gerade die Erpressung hätte man locker weglassen können.
                      Wie bereits gesagt, ist der Film Handwerklich teilweise eher schlecht als recht, zumindest für meine Sehgewohneit. Aber es kann sein, dass das Thailändische Kino einfach anders funktioniert, das solche überlangen Szenen einfach dazu gehören. Meiner Meinung nach könnte der Film von einem besseren Pacing extrem profitieren, da die Grundgeschichte und auch die Erzählweise richtig gut ist. Gerade die Großeltern machen eine großartige Figur, bei denen es einem teilweise kalt den Rücken runterläuft. Aber so wirklich empfehlen kann ich den Film dann doch nicht.

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                        The Town ist ein recht interessanter Heist Film, der einen etwas geerdeten Anspruch an das Genre stellt. Ich war am Anfang wirklich begeistert davon das sie auch in den PTSB der Opfer eingehen, auch wenn ihnen niemals direkte Gewalt angetan wurde. Der Konflikt des Peinigers, der sich dann an das Opfer herantastet, ist auch super interessant. Aber irgendwie wollte dann doch nicht alles so zusammenkommen.
                        Handwerklich ist der Film gut. Die Dialoge und die Schauspieler machen eine gute Figur. Die Action innerhalb der Banken und Transporter ist fantastisch gemacht, nur bei den Verfolgungsjagden hätte sie sich noch etwas Hilfe von außen holen sollen. Ein Aspekt, der auch nicht so gut gezogen hat, ist tatsächlich die Romanze, die viel mehr Raum einnimmt als zuerst gedacht. Die Ausgangssituation ist faszinierend, aber ich habe das Gefühl das damit nicht viel gemacht wird. Vor allem versteh ich auch nicht, was Claire so besonders macht, dass unser Protagonist bald alles dafür auf den Kopf stellt. Der erste Cut des Filmes soll scheinbar um die vier Stunden gewesen sein, vielleicht hat man hier der Beziehung noch mehr tiefe verschafft. In der sich schon sehr ziehenden zwei Stunden Version will es einfach nicht funktionieren. Das liegt wahrscheinlich daran das weder Claire noch Doug tiefe oder interessante Charaktere sind. Affleck versucht es, mit einer Tragik in der Kindheit von Doug, die durch einen Besuch beim Vater auch noch weiter aufgebauscht wird und dann auch mit dem Floristen ganz gut zieht. Mehr steckt da aber nicht wirklich dahinter. Und so geht es auch den anderen Charakteren, außer vielleicht Krista, die vermeintliche Mutter von Dougs Kind. Die Katz und Maus Spiel mit dem FBI dagegen funktioniert in den Szenen mit direkter Konfrontation ausgezeichnet. Das Gefühl von der Namensgebenden Town, hat meiner Meinung nach auch gut funktioniert. Mit dem verdorrten Talent von Doug, einer engmaschigen Gemeinschaft, bei der Zuneigung und Brutalität nah beieinander liegt.
                        The Town ist ein Film mit ganz guter Action, der dann leider nicht so tief geht wie man zu beginn denken mag. Ein guter Versuch der in vielen Aspekten fantastisch funktioniert aber in vielen anderen flach fällt.

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                          Nebenniveau 13.01.2023, 11:00 Geändert 13.01.2023, 12:15

                          The Man Who Wanted To See It All ist eine sonderbare, aber auch besondere Dokumentation. Heinz Stücke ist ein Mann, der sich 1962 mit seinem Fahrrad auf die Reise um die Welt gemacht hat und nach 52 Jahren wieder in seine Heimat kommt. Meine Erwartungen waren Anekdoten aus einem faszinierenden Leben auf der Straße, über den Lauf der Zeit, den verschiedenen Ländern und Leuten. Was man stattdessen bekommt, ist ein faszinierender wie auch deprimierenden Einblick in einem Mann der sein ganzes Leben ziellos getrieben war. Man lernt diesen Mann kennen, mit einem Leben, das oberflächlich nicht abwechslungsreicher sein könnte. Ein Traum von vielen, alles hinter sich zu lassen und zu treiben. So macht es auch Sinn das die Doku mit Erzählungen von Freunden rund um die Welt beginnt und endet. Für sie ist Heinz Stücke mehr als die Person: Er ist eine Idee, eine Philosophie, ein persönlich gehegter und ausgelebter Traum. Man sieht Heinz in seiner Heimat radeln. Mit einem Radiowecker wacht er unter einem Netz auf, macht sich sein Frühstück mit einem mobilen Gaskocher, um sich dann der Archivierung und Darstellung seines Lebenswerk zu widmen. Einem Lebenswerk das ständig in Frage gestellt wird, kontrastiert mit dem Leben von „normalen“ Menschen die Arbeiten, sich verlieben, heiraten, Kinder bekommen und alt werden. Etwas Wehmut schwingt bei Heinz schon mit, wenn er mit anderen über den alternativen Lebensweg redet, über längst verflossene Lieben und dem Schmerz seiner Mutter und Vater im Stich zu lassen. In einem älteren Interview redet über sein Leben auf der Straße im vergleich zu Menschen, die am Fließband arbeiten, ein Schicksal das ihn ereilt hätte, wäre er nicht 1962 in die Freiheit entflohen. Dabei übersieht er die Ironie des Ganzen. Steht der Arbeiter morgens auf, um sich frisch zu machen, etwas zu essen um dann am Fließband seine Rechnungen zu zahlen um nach Hause zu einer Familie zu kommen, steht er morgens auf, macht seine morgen Toilette, isst etwas und schwingt sich aufs Rad. Gestern, Heute und Morgen sehen gleich auch, auch wenn es bei Heinz ein Tapetenwechsel gibt. Er stellt sich über die Routine von Menschen, um nur seiner eigenen zu verfallen. Man erwartet das Heinz ein großartiger, weiser Mann ist, der mit seiner schier endlosen Lebenserfahrung über den ‚normalen‘ Fließbandarbeiter steht. Aber so ist es nicht. Inmitten einer Kneipe mit seinen Jugendfreunden sticht er nicht besonders heraus. Weder im Aussehen noch in dem was er sagt. Das hat etwas herrlich entzauberndes und Menschliches an sich.

                          Man verwechselt das Leben das Heinz geführt hat, mit dem was er für andere Darstellt: ein faszinierender Weltenbummler, der sich das getraut hat, wozu viele zu große Angst haben. Das merkt man auch an seinen selbstgesteckten Zielen. Von einer Weltreise, zum Schlagen des Rekords von Marco Polo, zum Besuch jedes Landes, bis hin zu einem Jubiläum das er dann ebenfalls vorbeiziehen lässt. Der Vergleich mit Marco Polo find ich dabei besonders interessant. Es war nicht nur das Marco Polo so viel gereist ist, viel Wichtigere sind seine Berichte darüber. Das Aufnehmen der Kultur, der Geschichten und dem weiterverarbeiten und verbreiten derselbigen. Das fehlt Heinz Stücke und wird im Fortlauf der Dokumentation immer entblößender. Er redet von Statistiken, davon das man doch in einem 1000km² Kilometer Land mehr als ein Tag verbringen sollte. Von einer Ziellinie die sich ständig nach vorne verschiebt. Wenn man jedes Land mal bereist hat, muss man eben auf jede Insel gehen, jede Präfektur oder Kanton einmal durchradeln. Nun sitzt er da: Statistiken auf dem Tisch verteilt, mit einer Klebepistole gerüstet, Kamera nach Kamera auf einen schmutzigen Samt Hintergrund geklebt. Sein Lebenswerk, Jahre voller Entbehrungen und Erfahrungen werden zusammengefasst in Seiten über Seiten voller Dias und ein herzliches Prosit von allen möglichen Bieren rund um die Welt. Das Museum, an dem er arbeitet ist faszinierend zu sehen, weniger an den Stücken als mehr an der Art und Weise wie er sein Leben verarbeitet.

                          Interessant ist auch die Darstellung von Heinz seiner Heimat. Jeder B-Roll Shot lässt in einem das Gefühl einer Sackgasse aufkommen. Ein Ort, an dem die Menschen existieren, atmen, lieben und leben. Aber gerade im Kontrast mit den Lebhaften Fotos von Heinz irgendwie erdrückend. Eine Spannung, die durch Heinz und sein Leben gebrochen werden soll, aber es nicht schafft. Man sieht Heinz überall auf der Welt, immer mit seinem treuen Fahrrad und Zelt im Bilde, aber so wirklich glücklich wirkt er dabei nie. Wenn er über die Tage erzählt, liegt ein Lächeln auf seinen Lippen, aber Bilder erzählen eine andere Geschichte. Man erträumt sich all die Sachen die Heinz erlebt haben muss, all die Menschen die er getroffen hat, dessen Leben er berührt hat. Die Bilder zeigen überragende Hintergründe mit einem getriebenen Menschen im Mittelpunkt, der alle möglichen Entbehrungen auf sich nehmen musste. Die wenigen Anekdoten, die er im Film erzählen sind auch sonderbar. Als er in der WM in Mexiko als Fotograf arbeiten durfte, wird das höchste der Gefühle in einem offiziellen Foto zusammengefasst, in dem er am Rande zu sehen ist. Ein geschichtlich interessantes Event, mit einer Möglichkeit ganz nah dran zu sein, zusammengefasst in einem Bild in dem er zu sehen ist. Man hört ihm zu, schaut auf die Bilder, doch ist danach genau so schlau wie zuvor. Sein ganzes Leben, abgepackt in Kartons, Dias und Souvenirs. Ein gelebter Traum des ständig reisenden, eines Mannes der alles sehen möchte, runtergebrochen auf beweis Fotos, Souvenirs und Statistiken.

                          Für viele wird Heinz Stücke ein Sinnbild eines Wunschtraums sein, eines Weltbewanderten Menschen, der vor unendlicher Lebenserfahrung nur so strotzt. Diese Dokumentation zeigt den Mann dahinter, der eben ein Mensch wie du und ich ist, welcher aber ein anderer Lebensweg eingeschlagen hat, sich aber sonst im Kern nicht groß unterscheidet. Das ist einerseits traurig, aber auch wunderschön.

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                            The Stranger ist ein sehr interessanter Film, der dann zumindest bei mir, wegen dem fehlenden Fokus auf die Schnauze fällt. Der Film fängt beginnt eindrucksvoll, mit einer dröhnender Klangkulisse und einem ominösen Berg, gefolgt von Worten der Reinigung über einem Meer von Bäumen. Man wird dann schnell hineingeworfen, ohne eine wirkliche Ahnung was vor sich geht. Ein kurzer Plausch in einem Bus, wird zu einer Freundschaft die neuen Möglichkeiten fördert. Man lernt schnell die verschiedenen Akteure kennen, tapt aber noch eine weile im Dunkel, wenn es um die Motivationen geht. Dazwischen wird man immer wieder Zeuge von Ermittlungen, welche ein Netz werfen und dann langsam immer weiterzuziehen.

                            --Spoiler--
                            Der Anfang des Filmes hat mir noch sehr gut gefallen. Das Mysterium was hier eigentlich vor sich geht, gepaart mit dem flotten und aggressiven Schnitt haben eine wirklich faszinierende Atmosphäre aufgebaut. Vor allem das Verweben von realen Erlebnissen, und den Albtraumhaften Sequenzen waren wirklich gut. Auch das Ausmaß der ganzen Aktion ist interessant zu betrachten, wenn sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt. Tatsächlich ist auch die Mitte und das Ende bei weitem nicht schlecht, nur wandelet sich der Film dabei in etwas ganz anderes. Nach dem Anfänglichen Mysterium geht es hauptsächlich um Mark und den zermürbenden Stress den seine Rolle als Undercover Cop. Sein Leben besteht scheinbar nur aus seinem Job mit ein paar kleinen Momenten dazwischen, die er mit seinem Sohn verbringt. Erst mal wirken die Einspieler der anderen Cops wie etwas Kontext für den großen Konflikt des Filmes. Aber irgendwann nimmt diese überhand und das komplexe psychische Bild, das der Film von Mark und von Henry aufgebaut hat, gerät immer weiter in den Hintergrund. Sobald alle Karten auf dem Tisch liegen, dreht sich plötzlich alles um diesen einen Fall. Dieser Teil ist für sich alleinstehend auch nicht schlecht, wirkt aber nicht wirklich kompatibel mit dem Anfang.
                            Meiner Meinung nach hätte es dem Film gut getan sich für eine Richtung zu entscheiden. Entweder man Fokussiert sich komplett auf die Beziehung zwischen Mark und Henry, mit der Ambiguität und das langsam aufrollende Mysterium. Oder man konzentriert sich auf die Polizei Arbeit, die hier geleistet wird. So wirkt The Stranger für mich eher wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Als ob die Filmemacher oder Produzenten plötzlich kalte Füße bekommen haben und schnell noch eine Wendung vollziehen wollten.

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                            • 7 .5

                              Murderville ist eine ganz nette Prämisse die je nach Gast mal besser und mal schlechter läuft. Kleine Krimiepisoden mit talentierten Gästen die ins kalte Wasser geworfen werden. Etwas nettes für zwischendurch eben. Das Weihnachtsspecial steht dabei tatsächlich etwas über den anderen Folgen. Jason Bateman und Maya Rudolph sind fantastische Gäste, die wirklich alles geben und sich für nichts zu schade sind. Es ist auch schön die Hermanos Arnet und Bateman mal wieder zusammen zu sehen. Die Geschichte um den Mord an einem Santa und drei möglichen Täter ist ebenfalls gut gemacht und als Zuschauer hat man auch viel Spaß beim mitraten.
                              Es ist nur Schade das nicht alle Aushilfe Detektive alle Informationen haben. Maya Rudolph hatte eigentlich keine wirkliche Chance auf den echten Täter zu kommen (geschweigen den der überraschungsgast PD). Aber das macht die Reise nicht weniger Unterhaltsam! Meiner Meinung nach die beste Episode von Murderville und ich hätte nichts dagegen wenn es irgendwann auch noch eine zweite Staffel geben wird.

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                                Die Prämisse wirkt auf den ersten Blick sehr interessant. Vor allem wenn man liest das es ein Reamke von einem belgischen Film ist. Ich habe tiefe psychologische Profile der Charaktere erwartet, vielleicht auch sich kreuzende, aber nicht übereinstimmende Narrativen, bei den man niemand trauen kann. Mit genügend Raum für aufmerksame Zuschauer, um die Hinweise und Rätsel zu lösen und eigene Theorien zu testen. Aber meine Fresse, bietet dieser Film nichts davon. Im Grunde macht er eigentlich keine einzige Sache gut.
                                In einem Loft, das von fünf gemeinsamen Freunden gehalten wird, um dort unlautere Sachen zu machen, wird an einem Morgen eine Leiche gefunden. Nach und nach betreten die Männer den Raum und es beginnt wildes Spekulieren: wer das Opfer ist und was dort stattgefunden hat. Gleichzeitig bekommt man die einzelnen Figuren im Verhör zu sehen, wie die Ermittler immer mehr Druck auf sie ausüben. Hier hatte ich noch Hoffnung auf eine interessante Narrative, aber durch ständige Backflashs, die irgendwie nicht wirklich viel aussagen, ist meine Hoffnung dahingeschmolzen wie ein Eiswürfel im Hochsommer. Schnell wird einem auch klar, dass keiner der Charaktere in irgendeiner Art und Weise sympathisch sind. Das ist an sich kein Problem, da ein guter Film einen auch via kognitiver Empathie mit den Charakteren mitfühlen lassen kann. Was aber ein Problem ist, ist das keiner der Charaktere interessant ist. Alle mehr oder weniger Reich, leben sie allesamt in drögen oder schon toxischen Beziehungen das einem irgendwann die Kehle schmerzt, weil man nicht aufhören kann „DANN SCHEIDET EUCH DOCH!“ gegen den Bildschirm zu kreischen. Ich habe auch noch nie so viele furchtbare Charaktere auf einen Haufen gesehen. Es ist als ob sie alle aus einem Andrew Tate Katalog entsprungen sind, inklusive dem dort bestehenden Frauenbild. Am ende habe ich jeden Charakter gehasst, inklusive ihrer Frauen und Affären. Das hat natürlich dem Mysterium nicht geholfen, wenn man eigentlich allen die Pest an den Hals wünscht. Aber das Drehbuch versagt nicht nur in der Geschichte, sondern vor allem auch in den Dialogen. Ich weiß nicht ob da was bei der Übersetzung von Belgisch ins Englische schief gelaufen ist, aber selten hab ich so cringey Dialoge gehört. Vor allem die Geliebten der Männer spucken teilweise Sprüche aus, wo sich jedes „Live Love Laugh“ Wand Tattoos schämen würde.
                                Handwerklich ist der Film nicht besser. Ich konnte erst nicht glauben das es sich um ein 2014 Film handelt, da die Machart mich an die schlimmsten Aspekte der Mitte 2000er erinnert hat. Da das Original 2008 rausgekommen ist und wir denselben Regisseur haben, macht das ganze mehr Sinn. Die Kamera ist besonders furchtbar, die so uninspiriert ist, als ob man eine billige Komödie mit Amy Schumer drehen möchte. Da das gesagte nie interessant ist, muss sie sich ständig drehen, nah ran gehen und wieder weg. Gerade in Thrillern kann die Kamera extrem gut als erweiterte Ebene des Mediums eingesetzt werden. Hier hatte man scheinbar kein Bock darauf. Auch der Schnitt ist durch die Bank grausig. Der Soundtrack könnte auch mal chillen, da man ständig von nervigen Streichern belästigt wird. Schauspielerisch ist es ebenfalls ein Trauerspiel. Man hat dort talentierte Schauspieler, gerade Karl Urban traue ich um einiges mehr zu, aber durch das hölzerne Drehbuch und die noch steifere Machart, wird „The Loft“ zu einem schwarzen Loch, das jegliches Talent aus allen beteiligten heraussaugt um ein dröges und lustloses Werk vor die Füße zu kotzen.

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                                • 7 .5
                                  über Nebenan

                                  Das Kammerspiel ist eine Königsdisziplin des Films. Es muss einfach alles passen damit das Kammerspiel funktioniert, allen voran das Drehbuch und Schauspiel. Spannend das sich Daniel Brühl bei seinem Regie Debüt genauso eines rausgesucht hat.
                                  Die Prämisse ist so einfach wie auch spannend. Schon als ich den ersten Trailer gesehen habe, wollte ich mehr wissen. Die Kneipe mit dem scheinbaren Nachbarn der mehr weiß als einem lieb ist, bietet sich einfach gut für ein Kammerspiel an. Dazu spielt Daniel Brühl eine Version von sich selbst, mit viel Augenzwinkern und Anspielungen. Man könnte meinen das es einfacher ist sich selbst zu spielen, aber ich denke das es, gerade gegen Ende des Filmes, doch sehr komplex werden kann. Natürlich wird es einfacher, wenn man fähige Kollegen auf der Bühne hat, und mit Peter Kuhrt als cleverer und interessanter Gegenspieler, beginnt die Atmosphäre in der kleinen Kneipe schnell zu knistern. Dabei wird alles sehr sorgsam aufgebaut, bei dem der Protagonist nie in einem Vakuum existiert. Egal ob jetzt Fans kichernd nach einem Foto Fragen oder ein Mann auf der hinteren Bank ihn anpöbelt. Es ist auch faszinierend Daniel beim Formenwandeln zuzuschauen. Ob es nun seine Sprachduktus auf Englisch ist, der Umgang mit den Fans oder zu tränen gerührt. Aber hier stehen die anderen Schauspieler ihm im nichts nach. Gerade Aenne Schwarz Performance war so kurz wie auch herausragend.
                                  Etwas das Kammerspiele so schwer machen, ist das man mit den Limitationen der „Kammer“ arbeiten muss. Aber Daniel Brühl und sein Team machen dies auf fantastische Art und Weise, mit einem gutem Pacing, wohl gewählten Kameraperspektiven, Schnitt und vor allem den nötigenden Freiraum für die Dialoge. Alles baut sich immer weiter auf, bis es sich am Ende dann endgültig gewaltsam entlädt.
                                  Leider will dann, zumindest bei mir, nicht alles so zünden. Es fehlt etwas ein größerer Zusammenhang, und auch wenn ich die Motivation von Bruno an sich gut finde, ist es am Ende doch etwas Antiklimaktisch.

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                                  • 7 .5

                                    Herausgewachsenen aus einer Fortsetzungsgeschichte eines Groschenromans, hat James Mangold mithilfe eines guten Teams und tollen Schauspielern ein sehr dichten und Charakter getriebenen Western erschaffen.
                                    Nach einem gelungenen Raubzug und anschließender aufteilen der Beute und Gang ist Ben Wade (Russel Crow) allein in dem kleinen Städtchen, wo er schnell festgenommen wird. Es ist dann die Aufgabe einer kleinen Gruppe ihn nach Comission zu bringen, damit er dort im Todeszug nach Yuma weiter gegeben werden kann. Einer der überführenden ist Dan Evans (Christian Bale), ein armer Kriegsveteran dessen Familie bald an Schulden zerbrechen wird. In einem Suizidkommando setzt die Gruppe alle möglichen Tricks und Kniffe ein um die Gang auf die falsche Fährte zu lenken.
                                    Wie schon gesagt sind die Stars des Films die Charaktere und ihre Interaktionen unter ihnen. Russel Crow zeigt abermals was er als Schauspieler draufhat. Ben Wade ist ein faszinierender Charakter, der nicht umsonst als legendärer Outlaw gilt. Charismatisch, intelligent und scheinbar gewissenlos behält er stets einen coolen Kopf, nutzt jede Chance die ihm in den Schoss fallen und nutzt die Zeit in der Gefangenschaft um seine Gefährten zu Analysieren und mit ihnen zu spielen. So wird jede Interaktion mit ihm zu einem faszinierenden vorantasten und testen von Grenzen. Gerade die Beziehung zwischen Wade und Evans ist besonders interessant, da sie sich auch schon unter anderen Umständen schon beschnuppert haben. Das Ganze wird noch spannender, durch die Unberechenbarkeit des Plots. Man weiß nie was als nächstes passieren wird. Das Ganze wird gestützt durch Bombenfestes Handwerk vor und hinter der Kamera. Ein fesselndes, menschliches Drama das sich perfekt im Gewand eines Western wiederfindet.

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                                    • 9
                                      über Nanny

                                      Nanny ist das Spielfilm Debüt von Nikyatu Jusu, in dem sie nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern auch die Regie übernommen hat. Und ähnlich wie Jennifer Kent, Jordan Peele oder Ari Aster gehört sie für mich mit diesem Film sofort zum Olymp des Autoren Horror Kinos. Nur eine kleine Warnung vor weg, wer einen Spaßigen Horror Film erwartet (vor allem auch mit Blumhouse als Produzent) wird hier enttäuscht. Nanny ist ein zermürbendes Drama mit großartigen Horror Elemente, das aber auch einiges vom Zuschauer abverlangt.
                                      Der Film erzählt die Geschichte über die junge Aisha, die von Senegal nach Amerika geflohen ist, auf der Suche nach einem besseren Leben. Ihr einziges Ziel ist es, endlich genügend Geld zu verdienen damit sie ihre Cousine und vor allem ihren Sohn Lamine, für ein besseres Leben nach Amerika zu holen. Zu beginn des Filmes findet sie eine Anstellung als Nanny bei einer scheinbar recht wohlhabenden Familie. Sie findet sich dort schnell zurecht und entwickelt einen guten Draht zu der Tochter Rose, die in einem ähnlichen Alter wie ihr Sohn zu sein scheint. Die Arbeit wird zu ihrem Lebenszweck, bei der jeder Cent wichtig ist und in speziellen Situationen auch mal bessere Konditionen erarbeitet werden. Doch Aisha geht es nicht so gut. Weit weg von ihrem Zuhause und ihrem Sohn, zermürbt sie sich für die Arbeit, die immer weiter auf ihre Psyche schlägt. Jede Nacht wird sie von Albträumen verfolgt, von erdrückenden Wassermengen und brutalen Fabelwesen. Alsbald verfolgen diese inneren Dämonen sie auch am Tag. Durch gewisse Trigger verliert sie den Draht zur Realität und sieht Dinge die ihr Angst machen. Als der Stress durch mehrere Missstände immer grösser werden, bricht Aisha selbst immer weiter. Sie versucht sich zusammen zu halten, doch dem Wahnsinn kann sie nicht wirklich entkommen. Über das Ende möchte ich hier erstmal keine Worte verlieren, da dies jeder selbst erleben sollte.
                                      Als Film ist „Nanny“ brillant, als Erstlingswerk nur noch umso erstaunlicher. Man entwickelt eine so tiefgreifende Empathie zu Aisha, dass sich all ihre Ängste und Sorgen in der eigenen Brust breit machen. Durch den Film hinweg verspürte ich eine schon fast unerträgliche Beklemmung in mir. Ich schaue sehr viele Filme und das ist etwas, das wirklich nicht viele bei mir schaffen. Der Film erzeugt durch die narrative, der tollen Kamera, dem überragenden Sounddesign und wohl gewählten Soundtrack eine unfassbar dichte Atmosphäre. Aber der stärkste Faktor ist eindeutig das Oskar preiswürdige Schauspiel von Anna Diop. Sie schafft es den Charakter in all ihrer Schönheit und Dunkelheit zu verkörpern. Man fühlt ihre Ängste, teilt ihre Sorgen und erkennt den tiefsitzenden Schmerz der hinter ihrem Lächeln liegt. Das Drehbuch und die Regie helfen natürlich auch ungemein, mit authentischen Dialogen, bei denen man einen so tiefen Einblick in die Seelen der Charaktere bekommt, wie es selten der Fall ist, welche eine perfekte Symbiose zwischen Verteidigung und Öffnung bietet.

                                      --SPOILER—
                                      Nun möchte ich aber doch noch auf das Ende zu sprechen kommen. Die Symbolik der Meerjungfern, der Spinne Anansi und dem furchtbaren Schicksalsschlag webt sich großartig in die doch eher bodenständige Narrative ein. Dabei lässt der Film noch genügend Freiraum zum Interpretieren. Man weiß nicht ob sie ein Trauma mit sich herumträgt, das durch die Träume immer wieder aufblitzen oder ob dies wirklich prophetische Albträume sind. Nachdem ihre Cousine alleine am Flughafen ankommt, nimmt die Narrative auch eine überraschende Wendung. Als man sie aus dem Hudson River herausfischt, ist schon klar, dass sie Schwanger ist. Das Kind kommt und die Familie scheint glücklich zu sein, aber Aisha liegt nach wie vor gebrochen in der Badewanne. Ähnlich wie dem Schicksal von Maliks Mutter, ist etwas gebrochen was nie wieder heil werden kann. Ein Trauma so tief und alles verschlingend. Ein Schmerz, der sich so gefestigt hat, dass er ein untrennbarer Teil von Aisha geworden ist. Ich bekomm jetzt schon wieder Gänsehaut, wenn ich daran denke.

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                                      • 3

                                        Irgendwie ist der Film damals an mir vorbei gegangen, und mit einer spontanen Abo bei Disney Plus wollte ich den Film nachholen. Und ja, das Design von Maleficent ist fantastisch und wird auch hier großartig übertragen, aber da hört das Lob für den Film leider schon auf.
                                        Maleficent ist von vielen Handwerklichen Missgeschicken geplagt. Die Kamera und der Schnitt sind durch den Film hindurch furchtbar, was der mittelprächtigen Erzählweise nicht gerade hilft. Man springt wild von einem Zeitpunkt zum nächsten, ohne ein Gefühl für die Charaktere und die Welt zu bekommen. Auch diese sind eher schlecht als Recht aufgebaut, mit einer sehr einseitigen Erzählweise, die auch niemals wirklich aufgebrochen wird. Die zwei Länder sind von Anfang an so strikt voneinander getrennt, das die Dornenmauer eigentlich auch kein Unterschied macht. Auch hat das menschliche Land eigentlich keine wirklichen Motivationen, genau so wie das der magischen Wesen, das immerhin das übertriebensten CGI hergibt, was das Jahr 2014 zu bieten hatte.
                                        Mein größtes Problem mit dem Film ist, dass sie scheinbar ein Spagat zwischen Märchen und Fantasy Film machen wollten. Für eine ernsthaften Fantasy Geschichte ist der Plot und die Welt zu oberflächlich. Für ein Märchen nimmt sich die Geschichte aber wieder zu ernst und wirkt unnötig in die länge gezogen, mit irgendwelchen Konflikten die dann doch flach fallen. So versagt der Film auf beiden Ebenen, sodass am Ende ein Werk rauskommt das leider sehr flach und uninteressant ist.

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                                        • 8 .5

                                          Was für eine Überraschung. Nach dem ganz guten Nobody Sleeps in the Woods Tonight, hat sich Bartosz M. Kowalski diesmal wirklich selbst übertroffen.
                                          Ästhetisch, ist Hellhole auf einem ganz anderen Niveau. Die Bildsprache ist zermürbt, grotesk und wirklich abstoßend. Die Phrase „Every Frame A Painting“ ist mir ständig durch den Kopf geschossen. Die Location, Sets, Kostüme und Props sind allesamt großartig und zeichnen dieses Gemälde des Horrors. Die Schauspieler machen ebenfalls eine gute Figur, vor allem weil der Film zum größten Teil ohne Dialoge auskommt. Außerhalb von ein paar Gesprächen hätte dieser Film in einer Alien Sprache ohne Untertitel sein können, und man hätte alles verstanden. Das Spiel zwischen Wahnsinn, Fake und den wahren Motiven der verschiedenen Charaktere ist auch toll umgesetzt. Dabei erfindet der Film das Rad nicht neu (ähnlich wie bei Nobody Sleeps in the Woods Tonight), arbeitet aber mit den Aspekten auf eine interessante und sehr dichte Art und Weise. Der Film ist durchzogen von ständiger Ambiguität. Dies ist eine stärke, aber leider auch schwäche des Filmes. Durch die Undurchsichtigkeit des Filmes, kratz die Geschichte teilweise eher an der Oberfläche, sodass man etwas tiefe vermisst. Es werden auch keine bestimmten Themen in dem Film verarbeitet, was ihn aber nicht weniger hypnotisierend macht. Man ist dabei von der ersten bis zur letzten Sekunde. Apropos ende, das haut nochmal richtig rein. Ich möchte darüber jetzt nichts sagen, da es glaub ich wirklich am besten Funktioniert, wenn man es selbst erlebt.

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                                            Gremlins ist ein sonderbarer, unterhaltsamer aber auch echt düsterer Weihnachtsfilm. Die Szene in der erklärt wird das ihr Vater im Kamin stecken geblieben ist, hat mich lange verfolgt und lässt mich heute noch schaudern. Ich hab auch als Kind den zweiten Film gesehen und fand ihn damals zu bizarr und chaotisch. Heute sehe ich das etwas anders und kann die herrliche Persiflage auf Technologie, Trump, Popkultur und Kapitalismus genießen.
                                            Die Parodie ist in dem Film auf eine 11 gedreht, ähnlich Star Ship Troopers oder Brazil. Das Logo von Claw, das die Welt in der Zange hält, ein voll automatisches Hochhaus, bei den nichts wirklich funktionieren zu scheint. Hier kommt die fallacy der technologischen Unfehlbarkeit zum Ausdruck, die es auch noch heute in all seiner Pracht gibt. Nur weil die Rechenleistung vorangekommen ist, heißt das nicht das die Menschen hinter den Programmen und Maschinen unfehlbar geworden sind… geschweige denn Menschen, welche diese Programme bedienen. Allem in dem Gebäude wird eine gewisse Perfektion zugeschrieben, die in allen Fällen schnell auseinanderbricht. Die Taschenlampen die man als Souvenir kaufen kann, geben sofort den Geist auf, die Eingangstüren wollen von Anfang an nicht so wirklich mitspielen und trotz massiver Überwachung, sind sie gegen die kleinen Biester relativ machtlos. In einem Stockwerk werden genetische Experimente ausgeführt, die bei einem Einbruch der Gremlins alsbald noch mehr Chaos auslösen. Das ganze Haus wirkt kalt und kahl, da man auch in Büroräumen keinerlei persönlichen Touch zulässt, um die wertvolle Produktivität zu schützen. Der Chef ist ein Weltfremder typ, der an ein etwas vergangenes Bild von Trump erinnert. Ein Mann, der alles besser weiß und dann auch das Konzept eines kleinen Städtchens für sich beansprucht.
                                            Der Film brilliert als Komödie. In jedem Shot ist etwas Lustiges zu erkennen, die Charaktere (also nicht nur die Gremlins) verhalten sich urkomisch. Von dem Vampir der auf einen späteren Sendeplatz versetzt wurde, zu der übereifrigen Chefin, und den Zwillingen im Labor. Die Dialoge und Props bieten auch nonstop Spaß und immer wieder was Neues zu entdecken. Die Autoren haben diesmal alle hüllen fallen gelassen und einfach jede Idee an die Wand geworfen (zu empfehlen: der passende Key and Peele Sketch) Das Chaos im Haus ist großartig. Die Einführung von speziellen Gremlins durch das Testlabor schütten nur noch mehr Benzin auf, das eh schon lichterlohe, Feuer. Mein persönlicher Favorit ist der Brain-Gremlin, der einen fantastischen Bogen zwischen der Anarchie und der Rechtfertigung dafür schlägt (ähnlich gewissen Right Wing Medienfratzen). Ich bin auch ein großer Fan der Meta-Szene, als die Gremlins das Kino gestürmt haben und nur Hulk Hogan sie wieder zurechtstutzen konnte. Das muss ein riesiger Spaß im Kino damals gewesen sein.
                                            Gremlins 2 ist eine schonungslose Komödie die so voller Witz und Charm steckt. Selbst wenn einem nicht alle Witze gefallen, ist der Film doch so reichhaltig, dass keine Sekunde langweile auftauchen wird.

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                                              Manchmal erreicht man durch Memes Orten, die man sonst ignoriert hätte. Ohne das Voiceover von Pauly Shore (und eine Review von Kurtis Connor) hätte ich nie von diesen Film gehört, geschweige denn angesehen. But alas, we’re here now.
                                              Ich verstehe nicht genau, warum dieser Film gemacht wurde. Die klassische Formel von Pinocchio wird hier auf das Minimum einiger Charaktere heruntergestutzt und mit einer eigenen, schon hundertmal gesehenen Geschichte ersetzt. Der Film sieht immerhin ganz gut aus, CGI Filme sind weit gekommen und das Charakterdesign ist soweit auch ordentlich. Musikalisch ist der Film auch okay, selbst die ein zwei Songs innerdiegetisch sind gut. Das Pacing zieht sich hier und da mal, das einem schnell langweilig werden kann. Also, ja, so an sich ist der Film eine sehr mittelprächtige Verhunzung einer klassischen Geschichte, die nicht wirklich viel neues bietet, aber kleinen Kindern wahrscheinlich genügend Ablenkung bietet.
                                              Aber darum geht es gerade nicht, den was diesen Film so herausragend macht, ist das Voice Over. An den meisten Stellen ist es ganz gut gelungen. Aber gerade die Protagonisten: Pinocchio und Tybalt sind auf zwei ganz unterschiedliche Art und Weise furchtbar. Ich weiß nicht was auf was Pauly Shore bei den Voice Over Sessions war, oder was er sich bei der line delivery gedacht hat. Jede line von ihm ist furchtbar, auf eine ganz besondere Art. Auch ist seine Stimme nicht kohärent durch den Film, als ob Pinocchio dazwischen mal vergessen hat, wie seine eigene Stimme klingt. Um sowas zu verhindern, gibt es eigentlich die Leute von Casting und der Aufnahme. Aber vielleicht war Shore sein Starpotential so groß, dass ihm keiner widersprechen wollte. Immerhin bietet genau das viel Spaß Potential für einen Hate-Watcher wie mich. Seine Stimme ist so herrlich unpassend und seine Betonungen sind zum Wegwerfen komisch. Jon Heder als Tybalt gibt sich sichtlich mühe der Rolle gerecht zu werden, wird aber von dem teilweise echt mehr als sonderbar übersetzten Drehbuch sabotiert. Man versucht auf Teufel komm raus irgendwie lippensynchron zu bleiben und verrenkt sich dabei so gut es geht in den Sätzen. Aber nicht nur bei ihm, das Drehbuch steckt voller sonderbarer zusammenschnitten, vor dem weder Pferd, Katze, Clown noch Fee gefeit ist. Nur bei Tybalt fällt es besonders auf da er durch den Film einfach nicht die klappe halten möchte. Ach ja, und wenn man sich den Tag etwas sonderbarer machen möchte, empfehle ich den finalen Song, in dem auch Pinocchio seine hölzernen Stimmbänder zum besten geben darf.

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                                                Katastrophen Filme können toll sein. Wie gemacht für das Kino, wird man mit beeindruckenden Bildern überschwemmt. Endzeit Fantasien sind auch immer wieder gefragt. Etwas das man in solche Apokalyptischen Filmen ebenfalls machen kann, ist die Menschlichkeit runterbrechen auf den absoluten Kern. So hat man großartige Bilder, erschaudernde Szenarien und das Potential für großartige, menschliche Geschichten.
                                                Sowas habe ich mir bei „The Day After Tomorrow” erwartet und ich wurde in den meisten Punkten leider massiv enttäuscht. Fangen wir erst mal mit den Bildern an, die beeindruckend sind. Vor allem im Kino muss es ein richtiges Erlebnis gewesen sein. Für 2004 sehen die Effekte auch herausragend aus (bis auf das verschneite New York, aber das kann man verzeihen). In diesen Elementen scheint der Film. Aber da hört es schon auf. Auf die wissenschaftlichen Aspekte möchte ich erst gar nicht eingehen, da allen klar sein sollte, wie schwachsinnig das alles ist. Die Message das man, was gegen Global Warming machen sollte, find ich super! Wirkt aber etwas sonderbar in der übertriebenen Art und Weise. Es ist so, als ob man eine Werbung für einen Gurt macht und dafür ein Auto auf einer Bananenschale ausrutschen lässt, das dann nicht mehr aufhört sich zu überschlagen, gegen hundert Bäume knallt, explodiert und die Überreste dann noch von Wölfen gefressen werden. Ja, die Message kommt an, aber auf eine viel zu überzogene Art und Weise, das man es schon fast nicht mehr ernst nehmen kann. Etwas das Katastrophenfilme auch so interessant macht, ist wie die Leute darauf reagieren. Hier passiert aber alles so schnell und so unaufhörlich, dass man sich diesen Aspekt auch hätte, einfach sparen können. Auch die Menschlichen Geschichten, gedrängt an das absolute Limit, kommt auch nicht gut rüber. Der Protagonist und seine Familie sind dröge, die Motivationen sind lahm und überhaupt nicht repräsentativ für die Menschheit an sich. Es ist auch sonderbar das bei so einer globalen Katastrophe so viel Fokus auf den Protagonisten bzw. Amerika gelegt wird. Ich habe erst gedacht das mit der Szene in Japan das Ganze auch international gezeigt wird, aber scheinbar ist diese Szene ein Überbleibsel einer Geschichte, die auf dem Schnittboden verendet ist.
                                                Der interessante Aspekt wie normale Menschen in dieser Situation reagieren, wird auch flach getreten. Warum seid ihr aus der New Yorker Mansion auf dem höchsten Stockwerk in eine Bücherei geflüchtet? Warum sieht man keine anderen Flüchtlinge? Warum ist das Kaufhaus in das Frank einbricht komplett leer? So viel Potential verschwendet! Auch die Szene als Jake von dem Permafrost wegrennt ist so dumm, dass es schon fast weh tut. Der Film versucht eine ernsthafte Geschichte zu erzählen mit total dummen Mitteln. So trifft er genau in die unzufriedene Mitte für mich, wo die Szenen zu dumm sind aber sich der Film zu ernst nimmt.

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                                                  In Project X wird aus einem Sturmfreien Wochenende die fetteste Party ihres Lebens! Eine Pärmisse, die aufgrund eines Facebook Events damals für Schlagzeilen gesorgt hat. Und sind wir ehrlich, eine ziemlich gute Prämisse, mit der man viel hätte machen können. Project X dagegen funktioniert irgendwie nicht. Der Film versucht einen sonderbaren Spagat zwischen Realismus und Übertriebener Chose, sodass am Ende gar nichts klappt. Ich habe das Gefühl, das der Film besser funktioniert hätte, wenn er mehr in ein extrem gegangen wäre. Entweder ein Film der sich und die Party etwas mehr ernster nimmt, bei dem das Chaos der aus der Ruder geratenen Party wirklich interessant aufgearbeitet wird. Oder eben in die andere Richtung, bei der alles noch sonderbarer wird. Stattdessen bekommt man einen lauwarmen Mix aufgetischt. Gegen Ende wird mir dieser Wunsch der extreme etwas erfüllt, als ein Drogendealer mit einem Flammenwerfer auftaucht, aber bis dahin ist es zu spät und die Szene wirkt eher wie ein Fremdkörper anstatt eines integralen Bestandteiles der Identität des Filmes. Ferris Bueler macht Blau hat eine tolle Symbiose zwischen den zwei extremen gefunden.
                                                  Ich denke das ich einfach nicht die Zielgruppe für den Film bin. Projekt X nimmt sich Aspekte von besseren Filmen, wirft sie dröge zusammen um am Ende nur eine Traumverwirklichung von Teenagern zu werden, die eben super krass sein muss, aber so realistisch, dass man nicht zu sehr abhebt.
                                                  Handwerklich ist der Film okay. Ich war erst sehr aufgeregt als ich die typischen Anzeichen eines Found Footage Filmes gesehen habe. Man hätte richtig viel damit machen können, vor allem mit den Kameras der Party Gäste. Aber so wird das Stilmittel einfach lieblos daher genommen und rausgeworfen.

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                                                    Und wenn sie nicht gestorben sind, gibt es einen zweiten Teil. Nach dem sympathischen ersten Teil, werden die dort aufgebauten Aspekte der Welt weitergesponnen. Diesmal geht es fern ab vom wohlig, müffelnden Sumpf in das Königreich ‚Far Far Away‘ um die Eltern von Fiona kennen zu lernen.
                                                    Das was mir am ersten Teil etwas gefehlt hat, die Persiflagen auf Märchen, wird hier etwas stärker hervorgebracht. Diese Erweiterungen sind auch der Star der Geschichte, da der Kernkonflikt eher lahm ist und das Fish out of Water hier nicht mehr zieht. Auch Shrek als Charakter ist hier eher nervig als unterhaltsam. Miesgelaunt sein als einzige Eigenschaft ist eben nur so… naja.. Aber Shrek und Donkey müssen hier ja nicht alleine durch die Gegend streifen. In der buntere Welt treffen sie auf den gestiefelten Kater, der nicht nur zu einem treuen Begleiter wird, sondern auch in der Zukunft mit seine eigenen Filmen auftrumpft. Die ‚gute‘ Fee als Bösewichtin mit Nepotismus als Motivation ist ebenfalls ne gute Idee.
                                                    In drei Jahren ging technisch schon viel. Shrek 2 sieht in allen Bereichen nochmal etwas besser aus. Die Filmschaffenden haben jetzt auch die Möglichkeit noch mehr Witze in die Hintergründe zu packen oder z.B. durch das Schlackern von Shreks Ohren den Szenen etwas mehr Comedy zu verbreiten. Auch die Hintergründe sehen allesamt etwas besser aus. Man merkt auch das sie sich jetzt auch mehr Charaktere erlauben dürfen, sodass die Anzahl der relevanten Charaktere nochmal etwas gestiegen sind. Stilistisch legt der Film aber auch noch eine Schippe oben drauf, wie z.B. die erste Szene mit dem Gestiefelten Kater.
                                                    Shrek 2 ist ein wirklich unterhaltsamer Film, in dem sichtlich viel Spass und liebe fürs Detail geflossen ist. Mit einem Konflikt der den des ersten Teils nochmal aufgreift und auf den Kopf stellt. Als Aufmerksamer Zuschauer kann man auch viele kleinen Twists (Froschkönig) schon relativ früh erspähen. Meiner Meinung nach der beste Shrek Teil… da ich an den dritten Teil nur ganz düstere und ungute Erinnerungen habe…

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