Nebenniveau - Kommentare
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Alle Kommentare von Nebenniveau
Ich habe noch nie von diesem Film gehört, aber ich sehe Oliver Reed in einer sonderbaren Rolle und bin sofort dabei. Und ich wurde nicht enttäuscht, sondern eher überrascht, da Blue Bloods ein wirklich sonderbarer Film ist. Ich kann total gut verstehen, dass der Film bei vielen Leuten (wenn man sich z.B. IMDB anschaut) nicht gut ankommt. Er ist merkwürdig gefilmt und teilweise sehr schlecht erzählt. Es erinnert an viele Filme aus den 70ern wie “Wenn die Gondeln Trauer Tragen”, “Suspiria” oder “Picnic at Hanging Rock”. Dazu hat der Film auch einen sehr starken Campy charm, mit seinen freien Umgang mit Sex und Gewalt und den cartoonischen Charakteren. Aber mir hat es gefallen! Es war weird genug, das ich mich durch und durch unterhalten und auch immer wieder überrascht wurde.
Zusammen mit dem neuen Kindermädchen Beate betritt man das Reich Swanbrooke, wo ein pseudo moderner Aristokrat auf den fetten ausbeuten des Adles ruht und nichts anderes als Sex und sein Erbe im Sinn hat. Die Kinder sind verzogen und was mit der alten Nanny passiert ist, erfährt man nie. Zusammengehalten wird der Haushalt durch den Butler Tom (brillant von Oliver Reed gespielt), der genau weiß wie man die Kontrolle im Hause behält. Die Tage verlaufen in sonderbaren Bahnen, zwischen Rausch, zermürbender Realität und der Dissoziation, die durch diese entsteht. Ein tolles Beispiel ist das wirbelnde Trinkspiel auf den oberen Ebenen und das ausgelassene Stapeln von Geschirr bei den Bediensteten. Im Allgemeinen ist die kontrastierende Darstellung der zwei Klassen und der Hedonismus und das entitlement des Adels eines der interessantesten Aspekte des Filmes. Der Lord spielt sich als progressiv auf, dass er nicht einmal den Titel des Lords braucht. Eine Lüge, die sich sehr schnell als solch eine entpuppt. Mit dem Erbe schafft er es in einer Zeit, in der der Adel bei weitem nicht mehr so viel Macht hat wie früher, ein ständiges Einkommen, um seinen übertriebenen Lebensstil zu finanzieren. Etwas, das er sich nicht erarbeitet hat und für das er keinen Finger rühren muss. Er nimmt sich was er möchte. Wenn er es bekommt, ist er glücklich, wenn nicht, werden andere dafür bestraft. Ein gieriges grabschen ohne jegliche Konsequenzen für den Grabscher. Und dazwischen Tom, der dem Kind sein Spielzeug lässt, damit er machen kann, was er möchte. Etwas, das auch Beate mitbekommt und immer wieder als Visionen von Verrats und menschlichen Opfer auftaucht. Eine überspitzte Vorstellung von einem wirklichen Machtwechsel. Denn obwohl der Lord das Haus und alles darin besitzt, gehört es doch dem wahren Hausherren, Tom. Etwas, das er auch nicht versteckt und in seiner herrlich bizarren Art und Weise richtig raushängen lässt. Wunderschön zusammengefasst am Ende, als Beate das Anwesen verlässt und My Lady sich ohne nachzudenken zu dem Butler gesellt.
Handwerklich ist der Film sehr durchwachsen. Die Kamera hat meistens das Niveau einer Seifenoper, mit ein paar kleineren Ausnahmen. Die Visionen werden Holzhammer mäßig hinein geprügelt und der Soundtrack beweist mir mal wieder, dass es, nur weil es irgendwie passend ist, das noch lange keinen guten Soundtrack macht. Langweiliges Klassik Gedudel, das oftmals Szenen eher schadet als sie zu stützen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Narrative genauso von den Filmschaffenden gewollt war, oder ob es einfach nur ein Mix aus Inkompetenz und zufälligen Glücksgriffen besteht. Zu konfus und chaotisch wird die eh schon eher vage Geschichte erzählt. Es fühlt sich an, als ob man alles einmal an die Wand klatscht und dann schaut, was übrig bleibt. Was bei dieser Erzählung sehr auf die Nase fällt, ist tatsächlich das deutsche Kindermädchen Beate. Man versteht nie wirklich, warum sie das tut, was sie tut und wie sie es auch macht. War sie in einer Psychatrie? Hat es den Kindern weh getan? Keine Ahnung. Ich verstehe auch nicht, dass wilde Backen über der Krippe schlabbern.
Hätte der Film nicht so interessante Charaktere, und auch Schauspieler, die diese gut rüberbringen, würde heute kein Hahn mehr nach dem Film schreien. Aber ja, es hat etwas besonderes, naiv, inkompetentes, aber auch gleichzeitig herzliches an sich. Wenn man nach den ersten 15 min nicht mehr kann, verstehe ich das. Aber alle, die auf sonderbare Filme stehen, können sich Blue Bloods sehr gerne geben.
Ballerina ist ein relativ simpler, aber effektiver Actionfilm, der teilweise wie ein filmischer Spielplatz wirkt. Ich denke, es wird mir niemand übel nehmen, wenn ich sage, dass der Film mehr Stil als Substanz hat. Die Geschichte ist einfach, die Bösewichte sind böse und die Rache schmeckt einfach herrlich.
Die Protagonistin hat nicht viel im Leben. Um etwas zu spüren, hat sie den Job eines Bodyguards angenommen. Aber nicht nur für Celebrities, die irgendwo hingehen, sondern auch für speziellere und vor allem gefährlichere Fälle. Aber all das wird egal, wenn ihr einziger Anker der Freude plötzlich in der Dunkelheit versinkt. Ihre beste und einzige Freundin, die Ballerina, hat sich umgebracht, und es liegt jetzt an ihr, diese Ungerechtigkeit aufzudecken.
Die Stärke der Narrative besteht aus jeden Fall aus den Charakteren. Von der verherrlichenden Ballerina, zu unserer harten Protagonistin, über den Serienvergewaltiger und Erpresser als klares Feindbild und seinen Clan drum herum, mit einer übergrößen Bossfigur. Es wird auch interessant damit gespielt, gerade wenn es um die Dynamiken geht. Choi Pro, der Mann, der nur aus Kinnlinien, einer mächtigen Haarpracht und Muskeln besteht, ist innerhalb seiner Welt der König, doch wird er gleich klein, sobald der Boss auftaucht und sein, verständlicherweise, Vertrauen langsam wegbricht. Wenn Ok-Ju in das Herz der Organisation eingedrungen ist, und den Kriminellen einen Waffenstillstand anbietet, wenn sie ihr Choi Pro ausliefern, und der Boss dann dies sogar annimmt, hat das schon was. Es bricht weg von einer Geschichte, die man schon oft gesehen hat. Auch wenn das Ergebnis dann doch dasselbe ist, ist der Weg dahin interessant. Aber auch die Nachforschung um die Umstände ist sehr gut gelungen. Mit bald einer weiteren Komplizin, die dem Zerfall der Bande am liebsten beiwohnen möchte.
Chung-Hyun Lee hat mich mit dem sehr cleveren Horrorfilm “The Call” schon überzeugt und er beweist abermals, das er wirklich ein Händchen für Filme hat. Wo the Call noch mit der interessanten Narrative gepunktet hat, steht hier viel mehr das experimentelle Spiel von filmischen Mitteln im Zentrum. Jede Action-Szene fühlt sich etwas anders an. Von der ersten in den Supermarkt, bei dem die Kamera sehr nah an der Protagonistin hängt und durch wilde Schnitte und Bewegungen die Dynamik des Kampfes eingefangen wird. Bis hin zu eher statischen Einstellungen, wie man sie aus John Wick oder ähnlichen kennt. Aber auch außerhalb versuchen sie immer wieder etwas Neues mit der Kamera. Manchmal gehen die Experimente und Einstellungen nicht ganz so gut auf, aber dafür gibt es auch ein paar wahrlich fantastische Shots, die einem auch später noch im Gedächtnis bleiben.
Ballerina ist ein sehr guter Actionfilm, mit einer einfachen Prämisse, die aber auch zieht. Das Spiel mit den filmischen Mitteln wirkt auch eher interessant, als befremdlich. Und durch die Ästhetik, die der Film hat, kann man sich vor der Coolness und der erarbeiteten Katharsis einfach nicht verstecken.
Reptile ist ein langsamer, aber intensiver Thriller, der vor allem durch seine interessante Narrative und Inszenierung punktet.
Man merkt das der Regisseur Grant Singer zuvor Musikvideos gemacht hat. Ich liebe es wenn Regisseure, die sonst in ihrer Nische sind (z.B. Ridley Scott mit The Duellist oder Gen Sekiguchi mit Survive Style 5 Plus die davor nur Werbefilmen gemacht haben) und sich dann entscheiden, etwas Eigenes zu machen. Das muss nicht heißen, dass es am Ende gut ist, denn ein Film ist doch immer noch sein eigenes Medium, aber es wird auf jeden Fall etwas Besonderes. In Reptile macht sich das durch die ganz besondere Bildqualität, Kamera, Pacing und natürlich die Musik bemerkbar. Diese ist wird sehr gewählt und äußerst effektiv eingesetzt. Zusammen mit einem fantastischen Schnitt fließen die Bilder zusammen mit der Musik und entwickeln dabei eine ganz eigene Dynamik. Aber was noch viel beeindruckender ist, ist der Einsatz von abrupter Stille. Man lässt sich in die Szene reinsaugen, die Musik bobbt und man folgt gespannt der Kamera, bis sie, gerade bei dem Drop, plötzlich aufhört und man sich mit einer unangenehmen und angespannten Stille auseinander setzen muss. Solche Momente waren immer wie ein Schlag in die Magengrube. Genau so auch viele Übergänge in dem Film, bei dem man plötzlich mit einem zermürbenden Bombast konfrontiert wird, der genau das macht, was er tun soll. So wird eine Feier, bei der er wieder in den Dienst kommen darf, von allen Kollegen strahlend empfangen, doch innerhalb des Charakters rumort es gewaltig. Dabei erschlägt die Musik einen nicht in dem Moment, sondern untergräbt das, was man fühlt und löst ein Gefühl von Bangen aus. Aber auch die Kamera macht großartige Arbeit in dem Film. Nicht nur sind viele der Einstellung herausragend, sie sind sich auch im klaren was die Position der Kamera und somit den Blickwinkels des Zuschauers bedeutet. Folgt man meistens einem Charakter neutral, gibt es Szenen, bei denen sich diese von der Kamera lösen und auch außerhalb davon agieren. Ein kleines Vorenthalten von Informationen, die man durch den Kontext selbst erraten kann, aber dann doch die Charaktere auf diesen Punkt mysteriös wirken lassen. Es wird klar, das man nur ein Zuschauer eines Blickwinkels ist, der sich jederzeit lösen kann und man dann nur noch zum Beobachter wird. Das schlägt sich auch in der Narrative nieder, bei dem manchmal nicht ganz klar ist, was gerade passiert. Auch wenn die Geschichte nicht wirklich komplex ist, wird man als Zuschauer ständig auf trab gehalten, was ich sehr schätze.
Schauspielerisch ist der Film ebenfalls stark. Del Toro als unnahbarer Cop, bei dem man sich nie wirklich sicher ist, was er gerade denkt. Außer wenn es um Alicia Silverstone geht, die ihn mit jeder Faser ihres Lebens liebt. Es war tatsächlich richtig schön zu sehen, mit wie viel Respekt und Liebe zueinander die beiden inszeniert wurden. Die Cops sind eine eingeschweißte Vereinigung, bei denen es ganz normal ist, nicht nur den ganzen Tag zusammen zu arbeiten, sondern auch abends nochmal zusammen zu sitzen. Dabei schaffen sie es, eine wunderschöne Herzlichkeit zueinander zu haben, aber auch eine Kälte nach außen. Ähnlich der sehr engmaschigen Immobilien-Dynastie, die bis zum Schluss undurchsichtig bleibt. Ich mochte auch das Spiel von Justin Timberlake. Man hat das Gefühl, dass er dem Druck, den er und seine Mutter für ihn aufbauen, kaum noch standhalten kann. Das liegt aber auch in der Natur der Narrative, dass es zwar eine Wahrheit gibt, diese aber sehr diffus ist. Persönlich habe ich mich auch sehr darüber gefreut, Michael Pitt mal wieder zu sehen, der in seiner Rolle als nervöser und getriebener Eli fantastisch aufgeht.
Die Auflösung des Falles ist dabei auch sehr spannend gestaltet. Nicht nur fühlt man die Gravitas von Ereignissen, auch die Paranoia, die sich immer weiter breit macht, geht auf den Zuschauer über. Jedes Auto, das vorbeifährt, jeder sonderbare Blick, birgt plötzlich ganz reale Gefahren. Der Film ist ein Slow Burner, aber am Ende lohnt es sich, was hier gekocht wird. Die Regeln der Welt und der eingeschworenen Gesellschaften wandeln sich und Gesten und Worte, die davor harmlos waren, entwickeln eine ganz eigene Dynamik.
Reptile ist ein sehr interessanter Thriller und ein tolles Erstlingswerk. Wenn man auf diese Art von Thriller steht, wird man eine richtig gute Zeit haben. Wenn man aber keine Geduld für slow burner hat, kann es sein, dass der Film etwas zu anstrengend ist.
Durch ein Video von Drew Gooden bin ich auf dieses Weihnachtliche Kleinod gestolpert. Und selbst nachdem ich das Video schon so oft angeschaut habe und ich und meine Frau uns ständig irgendwelche Zitate aus dem Film an den Kopf werfen, haben wir den Film noch nie komplett angeschaut. Diese Sünde haben wir nun gesühnt und jetzt bleibt mir die Freude euch über Weihnachtspost zu erzählen.
An was denkt ihr, wenn ihr Weihnachtsfilm hört? Schnee? Der Weihnachtsmann? Eine Geschichte darüber, dass der Geist von Weihnachten nicht klein zu kriegen ist, und das der Konsumwahn dem Geist von Weihnacht nichts anhaben kann. Wie wäre es mit einer Intrige innerhalb des US Post Services? Ein kleines Mädchen, das ihren Onkel mit allen möglichen Horny Erwachsenen verkuppeln möchte? Ein Born-Sexy Yesterday Trope? Weihnachtsstimmung bei 30 Grad im Schatten, inklusive dicker Jacke und Handschuhe? Wenn euch die letzten Punkte angemacht haben, ist Weihnachtspost der Film für euch!
Man folgt dem Briefträger Mike, der sich seit dem Tod seiner Schwester um seine Nichte kümmert. Er arbeitet bei der Post und wird schwuppdiwupp befördert, solange er die neue Mitarbeiterin ausspioniert. Kristi North, ein sonderbares Mädchen das die ganze Zeit auf Reisen ist und um Weihnachten sich die Zeit nimmt, Briefe von Kinder an Santa Claus zu beantworten. Das Missfällt dem Boss, der es scheinbar hasst das die Post mehr Arbeit hat und von paranoia zerfressen wird. Nach einem Meetcute mit Rudolf, dem Hund von Kristi, sind die Weichen für eine erstklassige RomCom gesetzt. Wobei die meiste Comedy in dieser RomCom eher unfreiwillig geschieht, was nicht weniger lustig ist.
Die Schauspieler sind allesamt zum Wegwerfen komisch. Ashley Scott als Kristi North hat ihr Lachen wahrscheinlich Tagelang vor dem Spiegel geübt, und das zahlt sich in fast jeder Szene aus. Ihr ganzer Charakter ist so herrlich überspitzt, und sie treibt das ganze mit ihrem Spiel noch auf die Spitze. A.J. Buckley ist der Love Intrest, dem man ansieht, dass er zu 90%, keine wirklich gute Zeit hat. Worin er aber ein Meister ist, ist das höfliche Lachen, womit man in fast jeder Szene mit ihm gesegnet wird. Lochlyn Munro spielt den Bösewicht Mr. Fuller mit voller überzeugung. Mit einem schweren gegengewicht von Rolonda Watts als Sally, die zwar als Black Sassy Lady gecastet wurde, aber uns das auch in bester Form gibt. Sie dreht jedes Klischee auf Max, mit einem herrlichen Singsang in ihrem Sprechen, ständigen Pushen der Protagonisten, damit die sich überhaupt bewegen. Teilweise passt das Spiel so gar nicht zusammen, was den Unterhaltungsfaktor aber eher verstärkt. Es wird auch nicht besser durch das sehr mittelmäßige Drehbuch und sehr gestelzte Dialoge.
Die Narrative ist so sonderbar. Man wird von ewig langen Montagen festgehalten, die nirgendwo hinführen. Szenen beginnen plötzlich und enden manchmal auch abrupt. Die Geschichte ist so basic, aber dennoch schaffen sie es, das ganze sehr verworren zu erzählen. Gerade Heather spielt so eine sonderbare Rolle, vor allem als sie sich im Park treffen. Ich verstehe auch immer noch nicht warum sie ein Indoor Picnic machen, sodass das ganze Büro nach chinesischem Essen riecht, nur um dann das Essen da zu lassen und sich im Park zu treffen? Warum hat das Date überhaupt im Büro stattgefunden?
Wenn wir schon beim Handwerk sind, uhhhh boy! Der Regisseur hatte nicht wirklich Lust auf dem Film und irgendwelche Kohärenz. Wenn man etwas auf den Hintergrund achtet, sieht man überall wo nicht zuende gedacht wurde oder sich unmengen Kontinuitäts Fehlern eingeschlichen haben. Die Tage bis Weihnachten verändern sich nicht, obwohl es der nächste Tag sein soll. Sie machen sich die Mühe, eine Style-Montage zu machen, nur um Kristi in der nächsten Szene in einen dicken Mantel zu stecken. Auch die Konflikte sind schlecht aufgebaut und noch schlechter abgearbeitet. Von Missverständnissen, die kaum da sind und dann auch schon wieder ohne großen Stress vorbei sind. Die Beleuchtung der Szenen ist auch sehr wild. Teilweise wirkt es wie eine grottige Seifenoper, ein anders mal wie ein Fotoshooting für eine Werbung und manchmal auch wie ein Video das man mit der alten Familien Videokamera aufgenommen hat. Auch solche sonderbaren Entscheidungen wie ein sprinklefight mit CGI anzupassen, lassen einen staunend zurück. Das ganze wird nicht besser durch das absolut chaotische Editing. Sowas bekommt man halt nur bei besonderen Filmen. Fangen wir mal einfach an: Die Tonmischung ist absolut furchtbar. Wir mussten ständig die Lautstärke regulieren damit wir verstehen was gesagt wird und dann ne Sekunde später nicht von dem etwas grottigen Soundtrack weggeblasen wird. Man merkt auch, dass in manchen Szenen ein Störgeräusch im Hintergrund war und sie dann einfach alles auf Stumm geschaltet haben, statt mit Soundeffekten und etwas Mühe zu kaschieren. Aber das ist nichts im Gegensatz zu der Abschmischung des einzigen innerdiegetisch Songs in dem Film. Wir konnten uns vor lachen nicht mehr halten. Ein Schlagzeug aus dem nichts, sonderbares, matschiges Geschrammel und zwei Stimmen, die man darunter kaum hört, bis das Gitarrensolo einem das Trommelfell zum Platzen bringt. Und die Reaktion von Kristi ist pures Gold wert. Eine absolute Shitshow und ich liebe es.
Weihnachtspost ist ein Geschenk, das nicht aufhören möchte. Von den Dates, die Emily für ihren Onkel besorgt, zum Subplot der Verschwörung innerhalb des Portsystems, zur Erlegung des Grinches durch den Postmaster der Vereinigten Staaten. Der Film steckt voller kleiner Easter Eggs der Inkompetenz, die man jagen kann. Nehmt euch etwas Glühwein und habt Spaß!
Ich mag die Kenneth Branagh Interpretationen der klassischen Hercule Poirot Geschichten. Sie schaffen es, den Geschichten wieder neues Leben einzuhauchen, mit starken Besetzungen und einem toll durchtränkten Gefühl alter Abenteuerfilme. A Haunting in Venice ist dabei der neueste Streich, der dann doch etwas anders ist, als die zwei Vorgänger Filme. Kann Spoiler enthalten!
Poirot hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt, aber auf Anfrage einer alten Freundin (fantastisch gespielt von Tina Fey), lässt er sich breitschlagen, einer Seance beizuwohnen, um herauszufinden, was wirklich dahintersteckt. Statt auf einem Boot oder einem Zug spielt die Geschichte in einer alten Villa. Laut einer Legende wurden dort viele Kinder mehr oder weniger ermordet, die jetzt nach Rache geifern. Die Seance findet für die Hausherrin statt, dessen Tochter dem Wahn verfallen ist und selbstmord begangen hat. So hat man ein Ensemble mit dem Medium (ebenfalls fantastisch gespielt von Michelle Yeoh) und ihren Assistenten, dem Hausarzt der Familie mit seinem Sohn, der Haushälterin, dem Ex-Verlobten, der pfiffigen Autorin welche das Medium demaskieren möchte und Poirot mit seinem Leibwächter. Zwar wird der erste Trick sofort von Poirot durchschaut, aber das, was danach passiert, kann er selbst auch nicht erklären.
A Haunting in Venice ist wie der Titel schon sagt, mehr in Richtung Horror Film. Mit sonderbaren Visionen, unlogischen Zusammenhängen und einem Mord nach dem nächsten. Hier hat mir der Film besonders gut gefallen, da ich einfach ein Horror Fan bin. Das sonderbare Gefühl der Villa wird auch gerne mal mit befremdlichen Fischaugen Linsen aufgezeichnet, und ab und an mit Voyeuristisch anmutenden Einstellungen unterstrichen. Der diskrepanz zwischen der geordneten Welt und dem was Poirot sieht und erfährt, ist fantastisch dargestellt. Das Ganze wird abermals unterstrichen durch die großartigen Sets und Kostüme. Sie geben einem ein Gefühl in eine Märchenhafte vergangenheit zu schauen, bei dem die Welt eben noch nicht komplett erörtert wurde und die Wunden des Zweiten Weltkrieges noch klaffen. Die Musik und auch das Sounddesign ist durch die Bank gut gelungen, genauso wie die Schauspieler, die allesamt eine großartige Leistung bieten. Natürlich auch etwas Theatralisch, aber das passt zur Erzählweise und Setting.
Was mir bei diesem Film auch noch besser gefallen hat, als bei seinen Vorgängern, waren die Lebens- und Leidensgeschichten der verschiedenen Charaktere. Sie wirken allesamt sehr schön ausgearbeitet und in Wort und Taten auf den Punkt gebracht. Es ist auch schön, dass die Trennung zwischen “Perfide Reich und Mächtig” und “Arm und Unterdrückt” diesmal nicht ganz so stark war wie zuvor. Man hat das Gefühl, alle Spiele auf einer ähnlichen Ebene. Was leider nicht so gut funktioniert hat, war die Auflösung des Falls. Ich liebe den Twist mit dem Honig, der dann auch die sonderbaren narrativen Entscheidungen erklärt. Aber am Ende waren die Mörder:innen und ihr Motiv etwas zu flach. Münchhausen by Proxy ist ganz nett und ergibt Sinn, vor allem auf die Art und Weise, wie die junge Frau diese weltliche Ebene verlassen hat, aber sie wollte alles nicht so wirklich ziehen, und hat sich dann auch etwas distanziert vom Rest der Geschichten angefühlt.
Nichtsdestotrotz hat der Film extrem viel Spaß gemacht, und gerade mit den Horror Aspekten und menschlicheren Geschichten stark gepunktet. Es ist auch schön das Whodonit wieder Salonfähiger werden, da das Genre einfach Spaß macht.
Je mehr Filme ich von Moorhead & Benson sehe, desto klarer ist für mich, dass sie zu den aktuell interessantesten Filmemachern gehören. Filme wie Something in the Dirt, The Endless und Spring zeigen die reichhaltige Palette besonderer Geschichten, die in dem Regisseur-Duo stecken. Während vor allem die zwei erstgenannten Filme etwas sperrig, aber genial sind, ist Synchronic wesentlich zugänglicher und dabei ebenfalls sehr gut. Ähnlich wie schon in Spring nehmen Moorhead & Benson sich einen klassischen narrativen Trope vor und machen dann etwas ganz Eigenes daraus. Dabei taucht der Film nicht ganz so tief in seine Figuren ein wie etwa Something in the Dirt, die Charaktere sind aber trotzdem stimmig und auch interessant. Das gilt auch für die Herangehensweise an die eigentlich ausgelutschte Zeitreise-Prämisse. Mit einem Augenzwinkern streut Synchronic ein paar Anspielungen an andere Zeitreise-Filme ein (z. B. Zurück in die Zukunft) und zieht sonst sehr konsistent das eigene Ding durch.
Bereits im Prolog erfährt der Zuschauer von einer neuen synthetischen Droge, deren Wirkung je nach Person, Zeit und Ort unterschiedlich ausfällt.
Die Vorbilder werden im Film offen genannt (z.B. Zurück in die Zukunft in einer Bar und dann in der Wahl des Hundes Hawkins, der sehr Einstein von Doc Brown ähnelt). Und die genaue Erfahrung, die man als Zeitreisender macht, hat man so auch schonmal gesehen. Es ist aber die Herangehensweise, die diesen Film so interessant macht. Muss man hier nicht in einem Wagen schnell davonfahren, oder die Hilfe einer Polizei Box/Telefonzelle nutzen. Es reicht eine Droge zu nehmen, die je nach Person, Zeit und Ort anders funktioniert. Wie man schon in dem Prolog gesehen hat, verschwindet beim Einnehmen der Droge die Welt um einen herum und man findet sich ganz woanders wieder… oder ist wann anders? Pech, wenn man währenddessen in den sieben Stock gefahren ist. Wie man später erfährt, gibt Synchronic einem die Macht, Zeit auf eine andere Art und Weise wahrzunehmen. Man wird in eine andere Welt gesogen, genau an derselben Stelle, nur anders. Ich denke mal, dass die Droge auch je nach Person anders wirkt, sich manche wahrscheinlich leichter und tiefer saugen lassen, als andere. Wenn man aber noch jünger ist, und es um die Zirbeldrüse noch nicht hart geworden ist, kann man sich sogar darin bewegen. Unser Protagonist hat ein Krebs im Gehirn, der verhindert, dass die Stelle, die eigentlich erhärtet sein sollte, immer noch Kinder weich ist. Also die perfekte Person, um etwas in der Vergangenheit zu tun. Aber bevor das passieren kann, muss erst experimentiert werden. Und hier zeigt der Film eine seiner größten Stärken. Oftmals wird Zeitreise einfach so von den Protagonisten hingenommen, oder es wird pseudomäßig etwas nachgeforscht. Hier wird das Konzept von einem Mann erforscht, der kein Wissenschaftler ist, aber eine sehr wissenschaftlich Herangehensweise hat. So kann man als Zuschauer dem ganzen auch einfach folgen und sich an jeder Erkenntnis erfreuen. Es ist auch schön, dass er ein richtiges Ziel vor Augen hat, was die ganze Narrative strafft. Beschränkt auf die Anzahl der Trips, müssen diese Effizient eingesetzt werden. Da Raum und Zeit miteinander verbunden sind, hat auch der Raum etwas damit zu tun, wohin es in der Zeit geht. Schleudert es dich auf dem Sofa nur ein paar hundert Jahre zurück, sind es ein Meter weiter ein paar tausend. Was man an sich dran hat, kann man mitnehmen, doch auch nur bis zu einem bestimmten Grad. Die genaue Art und Weise, wie es dann alles funktioniert, wird im Dunkeln gehalten. Man bekommt einen kleinen Einblick, der einen zum Phantasieren anregt. Über Parallelen je nach Raum und Zeit, die aber allesamt auf gewisse Weise synchron laufen. Über Legenden und Geschichten, die vielleicht daraus entstanden sind, dass ein Geist für ein paar Minuten da war und dann alsbald wieder verschwunden ist. Es ist auch richtig schön, wie sie das All als grobe Konstante nehmen, die zu all den besuchten Zeiten immerhin den Anschein von Konstanz geben. Moorhead und Benson erfinden das Rad nicht neu, geben aber dem Genre eine neue und interessante Interpretation und Regelwerk für Zeitreise.
Aber das ist natürlich nur ein Aspekt des Filmes, denn der Kern liegt dabei eindeutig auf dem Drama. Auch wenn der Film nicht viele Charaktere hat und diese auch sehr Wortkarg inszenieren, bekommt man doch einen fantastischen und gefühlt eingelebten Eindruck. Dennis hat zwei Kinder und eine Frau. Der Traum von manchen Menschen, aber er ist dabei nicht glücklich. Ständig gibt es Stress mit seiner Frau, die Tochter wird bald flügge und ein ganz neues Leben, das mindestens die nächsten 18 Jahre sein Leben rundherum einnehmen wird. Und Steve, sein Partner, der von einem Tag zum nächsten lebt, immer mal wieder jemand anders neben ihm im Bett. Der Traum von manchen Menschen, aber er ist dabei nicht glücklich. Er fühlt sich alt, unfokussiert und ziellos. Es wird nicht besser, als er sich einen Abend mit einer Junkie Nadel sticht und am nächsten Tag von seinem Gehirntumor erfährt. Die zwei Charaktere werden so großartig durch die Inszenierung und dem fantastischen Drehbuch zum Leben erweckt. Jamie Dorny und Anthony Mackie machen ihren Job wirklich gut. Man bekommt das Gefühl von zwei jahrelangen Kollegen und Freunden, die schon einiges miteinander durchgemacht haben, Privat wie bei der Arbeit. Eine Freundschaft, die tief geht, aber deswegen auch etwas feststeckt. Sonderbarer Stolz lässt die zwei voneinander treiben, bis sie endlich wieder zu sich finden. Als Dennis davon erfährt, dass Steve Krebs hat, macht er ihn gleich zur Sau. Nicht weil er ein Geheimnis vor ihm hatte, oder als Übersprungshandlung, sondern weil er wütend ist, dass Steve das alleine durchmachen musste. Und so schließen sie sich nochmal zusammen um die Rettung der Tochter, die dann auch ein Opfer fordert.
Steve ist wirklich ein gut gemachter Charakter. Man erfährt sehr schön nebenher viele interessante Fakten über ihn, und sei es nur die ‘Irgendwas nach Wissenschaft’ aussehende Lampe, die dann klar macht warum er so denkt wie er denkt. Die Geschichte mit seiner Familie ist verstörend und hat ihn ja, wie man in seinen immer wiederkehrenden Backflashs sieht, auch nachhaltig geprägt. Deswegen ist die Geschichte, die Dennis erzählt, auch so wirkungsvoll. Steve ist gerade das Schlimmste widerfahren, aber dennoch nimmt er sich die Zeit für seinen Freund da zu sein, anstatt sich der Verzweiflung hinzugeben. Etwas, das Dennis niemals geschafft hätte. Ich mochte auch den Wutausbruch, als er die Synchronic gekauft hatte. Eine plötzliche Explosion, die sich seit langem aufgestaut hat. Auch die Art und Weise seiner ersten Reise ist toll inszeniert, bei dem er komplett leer auf dem Sofa sitzt und sich entweder umbringt, einen mächtigen Trip reinzieht oder in der Zeit reist. Alle Optionen sind in Ordnung für ihn. Und die Begeisterung und Experimentier Bereitschaft, als die kleinen Pillchen tatsächlich wirken. Auch die Szene, als er seinen Hund verloren hat, war herzzerreißend inszeniert. Auch richtig schön, dass er vor seinem letzten Trip Hawkins nochmal erwähnt. Eine Kleinigkeit, die aber einen tiefen Eindruck hinterlässt.
Handwerklich ist der Film auch herausragend. Die Zwei wissen einfach, was sie machen. Ihre Aufteilung von Drehbuch, Kamera und Regie funktioniert fantastisch und geben ihren Filmen ein besonderen Flair. Apropos Kamera, die Cinematografie von Synchronic ist fantastisch gelungen. Von bizarren Nahaufnahmen, interessanten Kameraschwenks und die Darstellung der Zeitreise Aspekte ist alles in allem richtig toll gemacht. Es gibt auch ein paar fantastische Longshots, die in einem Film über Zeitreise einem ein ganz besonderes Gefühl geben. Und all das wird durch den hervorragenden Schnitt von den beiden und Michael Felker nur noch besser gemacht. Sie bauen so einen guten Drive auf, den ich am ehesten mit den Filmen der Duffler Brothers vergleichen kann (auch wenn nicht so extrem). Szenen werden teilweise an ihrem Höhepunkt geschnitten, um dasselbe Gefühl in die nächste Szene mitzunehmen. Der Flow wird auch die Struktur des Filmes unterstützen. Der Blick von uns oszilliert zwischen den Charakteren und deren Gedanken. So wirkt zum Beispiel ein Backflash erstmal sonderbar, bis man sich wieder daran erinnert, dass Steve gerade in der Chemo ist und eben genau deswegen darüber nachdenkt. Das Drehbuch ist auch richtig gut, mit kaum irgendwelchen Fett dran. Jede Szene ist relevant, alles, was passiert, treibt die Geschichte voran, mit prägnanten und stimmigen Dialogen welche die Geschichte oder Charaktere Szene um Szene mehr Relevanz geben.
Gerade im Vergleich mit ihren anderen Filmen, ist Synchronic mehr Mainstream, was aber gar nicht schlimm ist. Mir persönlich fehlt etwas an den Bizarritäten, die sie gerne mal auftischen. Aber was sie hier geschaffen haben, ist ein tolles und klares Drama, mit einem eigenen und klar gezeichneten Konzept von Zeitreisen, das einen Eindruck hinterlassen wird. Zumindest hat es das bei mir.
PS: Falls ihr die BluRay oder DVD habt, schaut euch auf jeden Fall das alternative Ende an.
Ich habe den Film das erste mal in meinen Teenager Jahren gesehen und ich muss sagen, dass er mir gar nicht gefallen hat. Das war lange Zeit meine Meinung zu dem Film, acuh wenn ich nicht mit dem Finger darauf zeigen konnte, warum. Ich mag es nicht, wenn ich Filme nicht mag, und noch weniger, wenn ich überhaupt nicht mehr weiß warum.
Und ich bin froh, dass ich den Film nochmal angeschaut habe. Ich liebe den Film immer noch nicht, aber ich verstehe endlich, warum es vielen anderen genau andersherum geht. Oftmals als düstere Komödie bezeichnet, ist es viel mehr ein zermürbendes Drama, mit etwas bizarren komödiantischen Elementen. Aber wenn man non-stop Gags erwartet, wird das Lachen leider im Halse stecken bleiben. Das ist auch gar nicht schlimm, aber man sollte seine Erwartungen dementsprechend anpassen.
Handwerklich ist der Film herausragend. Ich glaube, es gibt nichts, was man kritisieren kann. Das Sounddesign und der Soundtrack sind top. Gerade wenn der Soundtrack viel Platz einnimmt, kommt das Gefühl der Szenen fantastisch heraus. Brügge wird wunderschön dargestellt, mit den Blickwinkeln der zwei Protagonisten. Aber besonders herausragenden sind die Nahaufnahmen der Protagonisten, welche durch großartig gespielte Rollen richtig zur Geltung kommen. Dabei fällt einem auch gleich auf, das Colin Farrell und Brendan Glesson wieder sehr ähnliche Archetypen wie in “The Banshees of Inishire” spielen. Sie geben uns einen sehr persönlichen Einblick in das Leben zweier unnahbarer Menschen geben. Ray mit seiner aggressiven Naivität, der sich nicht verstellen kann, selbst wenn es um sein Leben geht. Der mit der Sünde, die er auf sich erlegt hat, am kämpfen und verlieren ist. Ken als interessierter Mensch, dem die Stadt besonders gut gefällt und dessen Herz gebrochen wird, als er den Auftrag bekommt. Dazwischen hat man viele Nebencharaktere wie die Dealerin, Jimmy, der einäugige Mann und Ralfi mit seinem starken Bewusstsein für Ehre. Das Drehbuch ist ebenfalls großartig, mit fantastisch ausgearbeiteten Charakteren und sehr lustigen Dialogen und Szenen, die auch gerne mal erst viel später Früchte tragen. Die Geschichte und das was passiert, ist vielleicht nicht ganz so interessant, da es eher erst am Ende zu überraschenden Wendungen kommt. Aber die Mach- und Erzählart ist das was den Film so besonders macht.
Aber so ganz wollte der Funken dann für mich doch nicht überspringen. Wie bereits gesagt, der Film ist durch und durch herausragend und clever, aber ich glaube der Film hat mich zu selten überrascht. Aber der Film ist durch und durch fantastisch! Und das muss man einfach anerkennen, auch wenn es einen nicht ganz abgeholt hat.
Ein David Fincher Film ist meistens ein Grund für Freude. The Killer ist ein Projekt, das Fincher seit 20 Jahren schon umsetzen wollte, und nun zusammen mit Netflix und Michael Fassbender in der Hauptrolle endlich den Weg in unsere Netzhaut findet.
Dabei ist die Geschichte und der Plot denkbar simpel gestrickt. Mit The Killer bekommt man keine komplexe Vorgeschichte aufgetischt, mit tiefgründigen Charakteren. Es ist vielmehr ein minimalistisches, psychologisches Profil von dem namensgebenden Killer. Man folgt ihm bei dem zermürbenden Warten auf eine Chance, in einem heruntergekommenen Wohnung, wo er bis auf einen Stuhl, Heizstrahler und Palette von Pappkartons nichts hat. Er beginnt zu sinnieren, über das, was er ist, was er tut und was für eine Bedeutung es hat. Und hier hab ich mich schon gefragt: Für jemanden, dem alles so gleichgültig ist, relativiert er sich aber viel. Von kalten Statistiken, bis hin zu der Disziplin, zu der er sich immer wieder ermahnen muss. Und trotz alledem, geht etwas schief. Routiniert und mit Laser Genauigkeit, verlässt er den Tatort und wird Stück für Stück die verschiedene Beweise los. Doch dass sein Fehlverhalten nicht ohne Konsequenzen ist, merkt er, wenn er wieder zuhause ankommt und eine Frau gerade noch so mit ihrem Leben davonkommt. Ab jetzt wird es eine Rachegeschichte, bei dem er alle Schuldigen tilgen möchte.
Wie bereits gesagt, solche Geschichten wie auch die Charaktere wie den Killer, den Brute, den Q-Tip, Anwalt und Clienten hat man schon sehr oft gesehen. Es ist auch nicht wirklich das, was der Killer macht, was den Film so herausragend macht. Es ist eher der ungebrochene Blick durch seine Augen. Die Paranoia, die sich in ihm breit macht und schon fast lächerliche Level erreicht. Ob es der verschobene Flug ist, weil er die Socken eines Passagiers nicht mochte, oder dass er sich lieber mit einem Messer bewaffnet in einem dunklen Raum ohne Schlaf auf eine Gefahr wartet, die niemals kommt. Es ist herrlich wie er sich als Alpha Predator sieht, aber dann hat er mehr Angst als jeder der anderen Charaktere. Eine tatsächlich sehr schöne vermenschlichung von einem Charakter der so gern ein Psychopath wäre, aber einfach keiner ist. Sonst müsste er sich nicht ständig daran erinnern lassen. Er hat ein Mantra, das er sich immer wieder sagen muss. Dennoch zeigt er Empathie mit der Sekretärin, oder verrechnet sich bei seinem Nine Inch Nails Plan. Das Leben ist manchmal etwas komplizierter und chaotischer. Das merkt man ja auch schon bei dem ersten missglückten Versuch. Dabei fand ich einen spannenden Spagat zwischen der Vorstellung von sich und was er kann, und was er am Ende wirklich ist. So hat so einiges zu seiner Vorstellung und auch die des Zuschauers gepasst, aber dem Bild wird er nie entsprechen können. Er wirkt wie ein Produkt von ständiger Selbst Maximierung, welche an die Grenzen kommen und mit der Unberechenbarkeit des Lebens konfrontiert wird. Das kommt auch am Ende nochmal wunderbar zusammen, er ist halt nur einer von vielen. Eine Ausprägung der Human Condition, die denken, fühlen, aber auch relativieren kann, und jegliche Taten rechtfertigen, wenn es sein muss.
Warum das so gut klappt, liegt eindeutig an dem Handwerk. Man klebt quasi an dem Killer dran. Alles im Film wird durch seine Wahrnehmung eingefärbt, vor allem in der Narrative. Man bekommt nie einen tieferen Einblick in das erste Opfer, außerhalb von dem, was man sieht. Wenn er die Kopfhörer rein macht und man aus seinen Augen sieht, hört man das, was er hört. Wenn er aus der Ferne auf die Opfer schaut, sehen wir auch nur seinen voyeuristischen Blick. Am stärksten hat man diese Verbindung am Anfang gemerkt, als er auf sein potentielles Opfer wartete und sich einfach umschaut. Man weiß als Zuschauer nicht, was oder wer sein Ziel ist, was man da gerade macht. Es ist eine neutrale, offene Kamera, die durch den fehlenden Fokus der Narrative, plötzlich alles interessant und faszinierend erscheinen lässt (Ein großartiges Beispiel ist der Anfang von Hanekes Liebe, als man nur ein Publikum sieht). Die Kamera behält diese Neutralität bei sich, wird aber dann durch die Narrative gefüttert, sehr stark auf den alleinigen Blickwinkel des Killers hängen. So schafft Fincher einen herrliche Symbiose aus extremer Nähe und Distanz. Eine nahbare Unnahbarkeit sozusagen. Das ganze wird noch toll verstärkt durch den abermals fantastischen Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, welche den Szenen ein wirklich viszerales Gefühl geben. Das Sound Design steht dem ganzen auch nicht nach, von der ruhigen aber angespannten Stimmung in Paris bis zu der ohrenbetäubenden Brücke. Und auch bei der Songauswahl muss man den Hut ziehen. Die Smiths passen fantastisch zum sonderbaren Innenleben des Protagonisten. Es hat den Protagonisten noch mehr vermenschlicht und etwas interessante Farbe auf sein sehr abweisendes Ich gegeben.
Was mir bei einem Thriller auch immer sehr gut gefällt, ist, als Zuschauer ernst genommen zu werden. Und The Killer macht genau das. Nicht in großen Twists, die man vielleicht erahnen kann, aber eher durch Gewohnheiten des Protagonisten, der noch tiefer zeigt, was für ein Mensch er ist. Der Metallbecher, den er immer mit sich führt, das auch ja niemand vergiftet. Aber auch im Allgemeinen gibt es trotz starken inneren Monologen gerade viel über ihn zu lernen, wenn man nur zuschaut.
The Killer ist ein fantastischer psychologischer Thriller, bei dem man ständig an der Black Box des Killers hängt. Man bekommt groben Zugang zu ihm, oder zumindest zu dem was er gerne sein möchte, aber ein tiefer Blick in die dunkle Box bleibt einem verwehrt. Miit einem Hammer Soundtrack & Sounddesign, einer Fincher typisch genialen Kamera und der faszinierend inszenierten Geschichte, ist der Film für mich ein Gewinner!
Aufgrund eines Tipps von einem Freund, hab ich mir mal das Phänomen Sebastian Fitzek angeschaut. Doch nachdem ich ‘Das Kind’ durchgelesen habe, war ich fassungslos, wie transparent schlecht seine Art von Geschichten sind. Es muss immer der härteste Shit sein! Kindesentführung reicht nicht, man braucht einen Kinderstrich, bei dem einfach der krankeste Scheiß passiert. Mit keinem Feingefühl und einer Menge schon längst überholten Stereotypen. Und auch wenn ich nie wieder ein Roman von ihm angefasst habe, schau ich tatsächlich gerne Fitzek Inszenierungen an. Als einer der erfolgreichsten deutschen Autoren, ist es eben interessant zu sehen. So sind Umsetzungen von seinen Werken zu “It’s so bad, it’s good” Ding bei mir und meiner Frau geworden. Als wir gesehen haben, das er eine Serie produzieren wird, die ‘Die Therapie’ heißt, war uns klar, das kann ja nichts werden. Und wer hätte gedacht, dass wir dabei recht behalten würden.
Handwerklich hab ich selten so eine schwankung innerhalb einer Serie gesehen. Zum Beispiel sind die Folgen von 1, 2 und 6 unter Thor Freudenthal entstanden, während die anderen von Iván Sáinz-Pardo kommen. Und der letztere hat um menge mehr Talent als der andere. Die Folgen fließen besser und die künstlerischen Freiheiten in der Inszenierung sind in den Folgen von Sáinz-Pardo auch um einiges besser. Bei Freudenthal merkt man ständig, was er eigentlich vorhatte, das dann aber auf keinem Auge funktioniert. Zum Beispiel die Szene, als Viktor nach seiner Tochter sucht und die kamera wackelig von Menschenmassen zu seinem besorgten Gesicht wechselte. Ich versteh den Kontext, ich weiß was die Szene rüberbringen soll, aber es funktioniert einfach nicht. Was auch gar nicht klappt, sind die “gruseligen” Momente auf der Insel. Wenn er den erschossenen Hase sieht, beginnt das Orchester mit der Arbeit, es gruselig erscheinen zu lasse, auch wenn man weder als Zuschauer noch als Viktor davor Angst haben müsste. Ein anderes gutes Beispiel sind auch die unheimlichen Klänge, als Viktor mit dem Boot zum ersten mal auf die Insel fährt. Weder der Zuschauer, dem noch jeglicher Kontext fehlt, noch der Protagonist, der jeglichen Kontext hat, haben Grund, Angst zu haben oder sich vor dem Feriendomizil zu fürchten. Das hält Freudenthal aber nicht davor ab, gruselige klänge über die Bilder zu legen. Und sowas passiert ständig. Es fühlt sich teilweise an wie eine inszenierung von R.L. Stines Gänsehaut-Serie, das auch immer damit brilliert hat, kurz vor dem Kapitelende Spannung aufzubauen, nur um dann im nächsten Kapitel zu sagen, das es doch nichts war. Fakeouts nennt sich das, und manchmal kann es ganz gut sein, um Stimmung aufzubauen. Aber Fakeouts ohne Kontext machen gar keinen Sinn. Ein Problem, auf das ich später noch tiefer drauf eingehen werde. Der ganze Soundtrack und das Sounddesign sind eher durchwachsen. Die Schauspieler wissen auch scheinbar untereinander nicht, was für eine Serie das sein soll, und wie sie ihre Rolle spielen sollen. So hat man teilweise sehr gutes, authentisch wirkendes Schauspiel, das auf einen full blown Theaterschauspieler trifft, der jedes Wort extra klar ausspricht und mit überzogenen Bewegungen auch klar macht, das der Letzte im Saal versteht, was abgeht, auch wenn alles auf einem engen Boot statt findet.
Was aber durch die Bank hinweg großartig an der Serie ist, ist das Visual Design. Die Kamera fängt teilweise atemberaubend schöne Bilder ein, gerade auf der Insel. Die ganzen Locations sind wunderschön, und schaffen es nicht nur ein Gefühl einer tiefen Verwurzelung hervorzurufen, sie sind tatsächlich auch schöne Repräsentationen innerhalb der Geschichte. Es ist schade dass so viel Talente an diese Geschichte verschwendet wurden.
Man fühlt sich als Zuschauer auch nicht wirklich ernst genommen. Als Viktor traurig auf das Spielzeug in der Ferienwohnung schaut, hab ich zum Spaß zu meiner Frau gesagt: “Warum ist er jetzt so traurig wegen einem Teddy?". Nur um dann gleich danach in einer Mini-Montage zu sehen, wie er all die Sachen wegräumt, mit dem Abschluss von dem Foto von Josy. Klarer hätte man es nur noch mit einem Backflash machen können. Dabei hab ich nicht mal so ein großes Problem dabei, es ist auch irgendwie symbolisch, wenn er das Bild zuletzt weggepackt hat. Aber so, in diesem Moment, auf diese Art und weise, wirkte es einfach nur billig. Und das ist nur das erste Beispiel, die Serie strotzt nur so vor redundanten und viel zu offensichtlichen Erzählstruktur, das es das Thriller Element etwas kaputt macht.
Wie bereits gesagt, ich bin kein Fan von Fitzek. Aber man muss sagen, wenn man Fitzek anschaut, bekommt man auch Fitzek. Von einer platten Geschichte, voller billiger Schock- Momente und Twists über Twists. Und natürlich keinerlei tiefes Verständnis (bis Missverständnis) von Psychologie und deren Grenzfälle, über die er so gerne schreibt. Er nimmt sich solche Themen heraus, weil es sich gut verkauft, nicht weil er einen interessanten Blickwinkel erörtert möchte, oder Empathie für ausgegrenzte zu schaffen.
Dabei muss ich sagen, dass ich glaube, dass ‘Die Therapie’ meine Lieblingsgeschichte von ihm ist, also rein von der Grundgeschichte. Das Verarbeiten eines Traumas innerhalb einem selbst und das ganze Therapie zu nennen, ist an sich gar nicht schlecht. Auch Aspekte von Angst, Verlust und Familie sind tatsächlich gut gelungen. Und immerhin weiß er auch, wie man manche Szenen vorausdeutet (foreshadowed), was dann tatsächlich manchmal ganz schön zusammen kommt. Das hat es um einiges besser gemacht. Auch das Sáinz-Pardo tatsächlich Ahnung von seinem Handwerk hat und sie auch viele andere Talente ins Boot geholt hat, macht es zu der besten Interpretation von Fitzek bis jetzt. Es tut auch gut, nicht alles in einen Film zu quetschen. Auch wenn vielleicht in der Zukunft locker mit fünf Folgen auskommen kann. Ab hier tauche ich in die Geschichte ein, also wenn ihr die Serie noch anschauen wollt, ab hier gibt es SPOILERS!
Man erlebt die Geschichte um ein einschneidendes Erlebnis, die Entführung eines Kindes, aus den Augen zweier Männer. Einmal den Vater des Kindes und dann ein Doktor, der das Rätsel lösen möchte, um wieder mehr nähe zu seiner eigenen Tochter finden zu können (keine Ahnung warum er diesen verworrenen Plan dafür gewählt hat, anstatt Zeit mit ihr zu verbringen, aber was solls). Die Geschichten laufen mehr oder wenig gleichzeitig ab, mit vielen Backflashes, was manchmal etwas chaotisch werden kann. Aber diese grobe Konfusion ist auch gewollt. Während Roth noch ein normaler Protagonist ist, gehört Victor Lorenz zu den unzuverlässigen Erzählern, bei dem man schnell merkt, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es sich so bietet. Da das ganze aber als Twist aufgezogen ist, und man teilweise nicht weiß, welche Entscheidungen mit absicht getroffen wurden und welche nicht, fällt es einem schwer in die Geschichte einzufinden. Für die ersten drei Episoden konnte ich keine Information oder Entscheidung auf Parkum ernst nehmen, weil man den Twist schon ewig kommen sieht.
Ein guter Twists wirft alles, was man über die Welt und die Charaktere kennt, plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Hier ist es so, dass alles was man weiß, eh irgendwie unwichtig ist. Es geschehen ständig irgendwelche Twists und Konflikte, aber im Grunde ändert sich dadurch nicht viel. Die Geschichte von Roth und seinem erweiterten Stauraum verliert sofort an jegliche Bedeutung, sobald er das Gefunden hat, was er gesucht hat. Inklusive dem niederschlagenden Ergebniss seiner Suche nach Speed. Er hat das Ergebnis, das er davon wollte, aber der Weg dahin war für den Zuschauer komplett unnötig. Genauso auch die Probleme, die Roth und seine Medikationen mit sich bringt. Klar, er wird gefeuert, aber das ist in dem Moment auch egal, weil es nicht mehr nötig ist, dass er dort arbeitet. So werden die Twists, und auch die Konflikte, zu Fakeouts. Nicht nur um von einem Kapitel zum nächsten zu locken, sondern besonders in der Art und Weise wie mit Konflikten in dem Film umgegangen wird. In Parkum hat weder der ermordete Hund, die Angst vor Anna Spiegel, noch der quasi tödliche Schuss irgendwelche Konsequenzen. Am schlimmsten wird es am Ende der Serie, wo sich die Twists überkreuzen und teilweise selber nicht mehr wissen, was sie sagen wollen. Viktor hat durch das Gespräch in den Katakomben endlich verstanden, was los ist, und zwar das er sie vergiftet hat. Dann glaubt er dass seine Frau das Gift gemischt hat und die beiden jetzt mit einer Pistole bedroht? Nur um dann am Ende zu verstehen, oh, ja, ich war das. Es ist so ein unnötiges hin und her, was auf einen Gotcha Moment aufbaut, der nicht mal wirklich ziehen möchte. Ich versteh auch Isabell und Josy nicht. Klar hat es Sinn ergeben was sie damals gemacht haben, aber der Mann liegt seit zwei Jahren im Koma. Wenn es jetzt okay ist, das Josy einfach wieder auf der Bildfläche erscheint, wäre es auch früher okay gewesen. Und der arme Doktor Roth hätte nicht Himmel und Hölle bewegen müssen.
Von den beiden Protagonisten hat mir Roth eindeutig besser gefallen. Seine sonderbare Art und Weise und Manierismen haben ihn immerhin kantig und interessant gemacht. Dass er psychoaktive Substanzen nutzt, um Leute zu helfen, fand ich auch großartig. Es ist nur schade, dass alles, was er am Anfang macht, nur dafür da ist, dass Viktor aus Parkum aufwachen kann. Auch gegen Ende ist er leider mehr Laufjunge statt ein Partizipierendes Mitglied der Geschichte.
Viktor Larenz hätte viel interessanter sein können, aber die Art und Weise, wie er geschrieben und inszeniert wurde, machte ihn komplett kaputt. Für die ersten Folge ist er nicht mehr als die Wirkung seines Traumas. Das kann man auch gerne machen, aber wenn man gar kein Bezug zu dem Charakter bekommt, außerhalb davon das seine Tochter verschwunden ist, und man sonst nichts über die Person erfährt, kann man auch nie tiefer in den Charakter eintauchen. Es gibt ein paar Szene, die ihn außerhalb des Trauma Gefängnisses zeigen. In der einen Folge zeigt er was für ein manipulatives Arschloch er ist, da er lieber seine Tochter belügt, anstatt ehrlich mit ihr zu kommunizieren. Das andere war die Szene im Ethikrat, wo er mir zum ersten mal gefallen hat. Aber das oder ein ähnliches Gefühl kam dann nie wieder auf. Auch nicht mit den grotttigen Backfläshes zu seiner Kindheit, die auf hanebüchener Art und Weise erklären möchte, warum er so ist wie er ist, ohne das man jemals etwas davon in dem erwachsenen Viktor gesehn hat.
Es ergibt auch keinen Sinn, das Viktor nach ein paar wachen Tagen wieder genau am Anfang der Geschichte nach Parkum kommt. Das kann man machen, wenn es eine SciFi Designerdroge oder irgendein anderes Experiment wäre. Aber es ist so, nach ein paar Tagen einzuschlafen, und dann zu erwarten, dass man wieder in genau demselben Traum ist. So funktioniert es nicht! Und so funktioniert auch das unterbewusstsein nicht. Es war auch unfassbar Flach erzählt. Der niemals kommende Sturm, das eine Frau quasi alle Jobs macht, das der Hund mit niemanden in Kontakt kommt, das die Charaktere mal das eine sagen, und dann das andere, das diffuse Licht und das Set-Feeling mit dem Blick aus dem Fenster seiner Ferienwohnung. Aber der Vogel wird dann doch von Anna Spiegel abgeschossen. Anna? Vorwärts und Rückwärts Anna? Spiegel? Ist das dein Ernst? Das hat schon etwas von einem grottige Comic, nicht von einer Geschichte die sich ernst nehmen möchte. Auch wenn ich zugeben musste, das ich sie immerhin etwas möchte. Gerade die Szene in den Katakomben, als endlich die Masken gefallen sind, haben mir wirklich gut gefallen. Allein das er sie jetzt freundlich einlädt, war ein guter fortschritt, der zeigt das er jetzt bereit ist, für die Therapie.
Ich hasse die Art und Weise, wie Fitzek mit psychischen Krankheiten umgeht und sie einfach nur als Trope für seine grottigen Geschichten nimmt. Es gab mal eine Zeit in der solche Geschichte on vogue waren, aber es hat schon seinen Sinn, dass man diesen Trope nicht mehr ständig über die Mattscheibe flimmern sieht. Nicht nur ist es meistens sehr ausgetreten, es ist auch noch ein starker, realer, negativer Einfluss auf psychisch kranke Menschen. Die stigmatisierung ist einfach nur widerlich. Das sich die “Textbuch Definition von Schizophrenie” so zeigt, das man seinen Hund brutal erschlägt, nur um danach zu erfahren, das der Hund nie existiert hat, bringt mich auf die Palme. Menschen, die an Schizophrenie leiden, sind keine kaltblütigen Killer, es sind Menschen, die meistens gar nicht mit dem Leben zurechtkommen. Auch der Suizid der erfundnen Freundin (was auch nie wirklich passiert ist) ist einfach nur geschmacklos. Und außerdem ziemlich irrelevant für die Geschichte! Den dieser Selbstmord hat nichts mit dem der Mutter gemein. Auch hammer ist die Aussage, das jeder “Wald und Wiesen Doktor” diese Krankheit behandeln könnte.
Bisher die beste Fitzek Geschichte, die ich mitbekommen habe, die aber von seinem typischen Art und Weise zu schreiben zunichte gemacht wird, in einer Inszenierung mit schwankenden Qualitäten Graden.
Ich gebe zu, ich hab ein Faible für Awkwafina. Ich mag ihren Humor, ihre Persönlichkeit und ihre Stimme. Und bis jetzt bin ich auch noch nicht von ihr enttäuscht worden. Quiz Lady ist der neueste Streifen, in dem sie eine zurückgezogene, fanatische Frau spielt, deren Equilibrium durch die verschrobene Schwester und die noch viel verschrobene Mutter über den Haufen geworfen wird.
Der Film weiß nicht genau, ob es eine Komödie oder ein Drama sein soll. Und das Ding ist, es funktioniert auf beide Art und Weisen. Nur so richtig zusammenkommen will es dann nicht. Awkwafina mit ihrer Deadpan Art und Weise und einer Körperhaltung, die nur beim zuschauen Skoliose auslöst. Sandra Oh, als ihre exzentrische Schwester, die aus irgendwelchen Gründen, irgendwie ständig nach oben fällt. Und der panischen Suche nach Geld, damit es dem Wauwau nicht an den Kragen geht.
Die Dynamik zwischen den Schwestern ist großartig! Man spürt die geschwisterlichen Spannungen zwischen den beiden. Wie sie komplett unterschiedliche Menschen sind, die auch komplett unterschiedliche Lebensweisen haben, aber eben auf der gemeinsamen Vergangenheit fußen. Pogniant wird das ganze durch kleine Rückblenden unterstützt, bei dem man klar zusehen kann, in welche Richtung die beiden sich weiter entwickeln. Die Reibungen sind dabei aber auch heftig, wie sie nur enstehen können, wenn man sich so tief und lange kennt. Die Comedy schafft es manchmal das abzufangen, aber an anderen Stellen, ist der Film dann überraschend heftig. Aber am Ende finden sie den Bogen, und schaffen durch das beste Charade Spiel auf Film, einen wunderschönen Höhepunkt.
Noch ein kleiner Punkt. Ich bin gar kein Will Ferrell Fan, seine Art von Comedy gefällt mir normalerweise überhaupt nicht. Aber seine Rolle hier ist wirklich großartig! Als ein Institution im Leben von so vielen Menschen, immer mit einem lächeln auf der Lippen und ein ehrlich menschliches Interesse, das nach all den Jahrzehnten nicht abgebaut hat.
Zurück in die Zukunft ist ein spaßige Filmreihe. Die Filme schaffen einen wunderbaren Spagat aus viel Liebe zum Detail, einem spannenden Abenteuer und dem Spielen mit dem Konzept von Zeitreisen. Der erste Film gehört zu einer meiner Lieblingsfilme, der all diese Punkte großartig zusammenbringt. Nach einem Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft geht es in Teil 3 etwas weiter zurück.
Der Film beginnt am Ende des ersten Teils, nachdem Marty es gerade so wieder zurück in die Zukunft geschafft hat. Und obwohl Marty gerade erst verschwunden war, steht er unverhohlen plötzlich vor Emmet. Sein älteres ich hat es in das Jahr 1885 verschlagen, und er möchte dort ein ruhiges Leben fristen. Doch ein Grabstein vernichtet den Traum des ruhigen Lebens, und obwohl man eine Zeitmaschine hat, hat man nicht allzu viel Zeit. So müssen Doc und Marty überleben und mithilfe eines Zuges und einem wahnwitzigen Plan die 88 Meilen pro Stunden erreichen.
Der Film sieht fantastisch aus, klingt genau so gut und macht einfach Spaß. Das Western Feeling kommt bei der Kulisse sofort auf. Man merkt auch, dass sie sich extrem viel Mühe für die Sets gegeben haben. Auch die Kostüme sind großartig gelungen. Es ist auch richtig schön, alt bekannte Gesichter in neuer Form zu sehen. Ob es der Lehrer ist, der als Sheriff für Ordnung gesorgt hat, der irische McFly oder MadDog Biff, der hier tatsächlich noch etwas gruseliger ist, da er kein Problem hat, sich die Hände schmutzig zu machen.. Silversti hat wieder mal einen wunderbaren Soundtrack zusammengestellt, der tatsächlich auch ab und an mal über mein iPhone läuft.
Die Machart ist typisch Back To The Future. Die Geschichte ist simpel und elegant, und die Charaktere sind herrlich Cartoonisch. Allen Voran Emmet Brown, der mit überzogener Mimik, Gestik, und dem weigern zu Blinzeln, immer extrem unterhaltsam ist. Auch Buford ist herrlich cartoonisch. Und dazwischen Marty, der durch seine wackelige coolness glänzt. Die Geschichte um den DeLorean und der Plan mit dem Zug ist auch fantastisch. Ich mag auch die Geschichte von Emmet und Clara, was aber leider auch etwas am ganzen Pacing zerrt. Es ist schön, das so ein rationaler Charakter wie Emmet Brown sich verliebt, und Clara ist auch großartig und gut für ihn. Aber das Drama darum und auch die sonderbare Verfolgungsjagd am Ende ist etwas sonderbar. Aber das zerrt nur etwas an dem Pacing. Es ist schön das Marty am Schluss etwas gelernt hat, der Unfall nie passiert ist, und sie ein weißes Papier für ihre Zukunft bekommen. Auch das es mit Emmet und Clara weitergeht, lässt einen mit einem wohligen Gefühl zurück.
Flanagan ist einer der besten Horror schaffender unserer Zeit. All seine Serie (mit der Ausnahme von Midnight Club) sind großartige Werke, die auf allen Ebenen brillieren. Und The Fall of the House of Usher ist da keine Ausnahme, sondern eher ein neuer Goldstandard.
Lange Jahre war Edgar Allan Poe mein Lieblingsautor. Es waren die ersten Geschichten und Gedichte, die ich auf Deutsch und Englisch gelesen habe. Die Worte von Poe haben mich durch und durch geprägt, weswegen ich auch immer wieder nach interessanten Interpretationen von seinen Geschichten suche. Dass Mike Flanagan jetzt nicht nur die Geschichte des Hauses Usher inszeniert, sondern auch all die anderen bekanntesten Geschichten, ist Wahnsinn! Alleine EINE der Geschichten gut zu inszenieren ist schon eine monsterhafte Aufgabe, aber was man mit The Fall of the House of Usher geboten bekommt, geht weit darüber hinaus.
Flanagan ist ein Regisseur, der gerne mit einer bestimmten Riege von Schauspieler arbeitet. Man könnte meinen, dass das limitierend ist, aber durch das Talent der Schauspieler und den großartigen Drehbücher fühlt es sich immer wieder frisch an. Kate Siegel hat als stumme Protagonistin in Hush überzeugt, auch als Geist in Bly Manor und nun abermals als kalt kalkulierende Camille Usher. Die grandiose Symbiose von Talenten macht The Fall of the House of Usher wirklich herausragend. Bruce Greenwood als Roderick Usher ist sensationell! Nicht nur als eine Über-Vaterfigur, sondern auch als ein Main Player des Kapitalismus, schafft er es die Gravitas der Geschichte und die Geschichten innerhalb der Geschichten, wie auch als Metaebene und Kritik am Großen und Ganzen, rüber zu bringen. Mary McDonnell (immer noch meine Präsidentin Roslin) als Madeline Usher, überzeugte Kapitalistin im Endstadium, mit Steilvorlage von Wilia Fitzgerald als junge Madeline alle Ehre. Man spürt ihren Drive und Intelligenz mit jeder Geste und Wort. Mark Hamill als Arthur Pym gehört für mich jetzt zu einer meiner lieblings live action Rollen von ihm. Er strahlt einfach in jeder Szene unaufhaltsame Kompetenz aus. Ähnlich, aber auf eine mehr menschliche Art und Weise steht Carl Lumbly als Auguste Dupin da, der als ständiges Gegengewicht und Infragesteller Roderick perfekt gegenübersitzt. Es ist auch schön, wenn man seine literarische Vorlage, und somit auch dem Proto Sherlock Holmes, in einer kleinen Szene Respekt gezollt wird. Aber auch bei den Kindern wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Allesamt spielen sie ihre Rollen bis zur Perfektion, mit allen Quirks und Unzulänglichkeiten. In einem herrlichen Katz- und Maus-Spiel, bei dem alle Charaktere so mit sich selbst und ihren Zielen beschäftigt sind, das sie kaum Wahrnehmen wie das Haus Usher langsam versinkt. Ich liebe auch die Dynamiken zwischen den Charakteren. Die, nicht wie man es von einer Familiengeschichte erwarten würde, eher durch eine Distanz und einem geteilten Schicksal (ob es nun die Erfüllung von Verna, oder der Suche nach Respekt vor Roderick und Madeline ist), anstatt durch nähe und gemeinsamkeiten findet.
Handwerklich spielt die Serie in der obersten Liga mit. Die Direktion, der Schnitt und damit auch das Pacing ist großartig über die 8 Episoden verteilt. Die Kamera, Musik und Sound Design machen ebenfalls einen fantastischen Job. Und das Drehbuch gibt dem ganzen noch den Rest. Ich kann gar nicht hoch genug über dieses Drehbuch schwärmen. Nicht nur hat Flanagan es geschafft, einzelne, modernisierte Poe Geschichte zu inszenieren, er schafft es auch, sie auf so eine leichte und elegante Art und Weise mit einer übergreifenden Narrative zu verbinden. Alle meine Favoriten waren dabei: Die schwarze Katze, Das Fass Amontillado (auf das ich seit dem ich den Namen Fortunato gehört habe, gefreut habe), Der Goldkäfer, Das verräterische Herz und so viele andere. Der Einsatz von Poes berühmten Gedicht “Der Rabe”, in so einer reinen Form, ist einfach Kunst. Aber das ist ja auch immer nur ein Teil des Ganzen. All die Geschichten, Charakterisierungen und Dialoge, außerhalb der literarischen Vorlage, waren ebenfalls ausgezeichnet.
Gerade was Kapitalismuskritik angeht, ist “The Fall of the House of Usher” ein wahres Schwergewicht, ohne gleich Akademisch zu werden. Auf bitterböse Art und Weise werden alle möglichen Blickwinkel, die mit so einer reichen und mächtigen Familie zusammenhängen, erörtert. Der junge Perry, der viel zu früh von seinem Erbe erfahren hat und sich deshalb zu einem Gucci Galigula entwickelt hat, der sich nur auf seine hedonistischen Triebe fokussiert. Leo, der zwar sagt das er etwas erschaffen möchte, aber eigentlich nur die finanziellen Mittel stellt und sich den Rest der Zeit betäubt. Camille, die etwas mehr nach ihrer Tante kommt und sich mit Geld und Informationen eine eigene, kleine Festung gebaut hat. Victorine, als extrem getriebene Wissenschaftlerin, ist die Meinung ihres Vaters wichtiger als jede Ethik. Etwas, das auch schön mit den Vorgehen von Griswald in den 80er Jahren kontrastiert wird. Und die Geschwister Tamerlane und Frederick Usher, welche beide nur den Respekt von ihrem Vater haben möchten. Tamerlane ist so von ihrem Ziel geleitet, dass sie sie nicht einmal mitbekommt, das sie ihr größter Feind ist. Und Frederick ist eh ein besonderer Fall: eine schwache, kleinlaute Kopie des Urvaters, bei dem man eher Mitleid hat, anstatt klarer Empathie. Und natürlich die beste unter ihnen, Leonore, trug das Echo trauernd her, einzig dies und sonst nichts mehr. Nicht nur stehen die Charaktere auf ihren eigenen Füßen, sondern sie sind auch eine herrlich sinnbildliche Projektionsfläche, der zermürbende Krankheit namens Kapitalismus. Etwas, das die Macher einfach toll eingefangen haben. Man sieht all diese reichen Menschen, wie sie in gigantischen Wohnungen leben, und quasi von nichts limitiert werden. Aber anstatt eine Eifersucht zu entwickeln, sieht man, wie Geld und der Familienname alles bis in die tiefsten Fasern korrumpiert hat. Verna gibt sogar allen nochmal eine Chance, einen anderen Weg einzuschlagen, aber sie sind so blind, dass sie lieber in das Verderben rennen, statt sich Blöße zu zeigen. Perry MUSS diese Party schmeißen, Camille MUSS etwas Erpressbares finden, Leo MUSS seine Sünde und Dissoziation irgendwie erschlagen, Victorine MUSS das Projekt fertigstellen, Tamerlane MUSS beweisen das sie auch auf eigenen Füßen stehen kann und Frederick MUSS seine Wahrheit finden. Aber nicht nur hier, sondern vor allem in den Dialogen die Roderick so durch die Serie hat, wird die bitterböse Kritik auf die Welt klar: Was soll man nur machen wenn das leben einem Zitronen gibt? Kann man mit Verna jemanden auf offener Straße erschießen, ohne Konsequenzen? Und was für eine dreiste Lüge das Wort “unbezahlbar” ist. Das alles wird nochmal in der Tirade von Madeleine am Schluss klar gemacht. Sie haben nur gegeben was die Massen wollten. Das Abwerten der eigenen Sünden und das Verteilen der Verantwortung, weg von sich, da man ja nur das gibt, was eh gewollt ist. Ich find es auch genial, das sich Flanagan für die Pharma Industrie entschieden hat. For Profit Medizin ist der Nährboden für die unmenschlichen und zermürbenden Taten, die man einen anderen Menschen antun kann, auf so einer unvorstellbar großen Skala. Es gibt nicht umsonst den hippokratischen Eid, an den den sich die Pharmaindustrie nie halten muss. Und dann regnet es noch Leichen vom Himmel. Ein schauriger Schauer, den Roderick und Madeline jederzeit verhindern können. Dieses gesellschaftlich riesige Problem wird von Flanagan, trotz einer so großen gravitas, unfassbar leichtfüßig gezeichnet. Und tatsächlich auch Visualisiert.
Flanagan und sein unfassbar talentierter Stab haben es wieder geschafft. Man nimmt sich ein altes Konzept (z.B. Haunting of Hill House) und macht eine ganz neue Interpretation davon, die noch weit über die Originalwerke hinausgeht. Schon lange wurde ich nicht mehr von einer Serie gebannt, bei der ich jede Minute auskosten wollte. “The Fall of the House of Usher” ist ein großartiges Werk, nicht nur als Hommage an Poe, als Horrorgeschichte oder Serie an sich, sondern auch weit darüber hinaus!
Nach einem langen Arbeitstag, ist man dann doch manchmal zu müde, um einen ganzen Film anzuschauen. Dann sind wir (ich und meine Frau) via Amazon Prime auf Brain Games gestoßen. Eine Show von National Geographic rund um das Gehirn. Ich bin ein Fan davon, Wissenschaft auf interessante und fesselnd dargestellt zu bekommen. Da ich mit einer Psychologin verheiratet bin, wusste ich das meiste schon. Aber nichts desto trotz, waren die Infos immer interessant und vor allem gut rüber gebracht. Statt sich berieseln zu lassen, wird man als Zuschauer immer wieder aufgefordert, doch etwas näher hinzuschauen. Manchmal legen sie einen auch herein, aber das wird dann immer schnell in einen passenden Kontext gepasst, den am Ende des Tages sind wir halt einfach alle Menschen. Die aktive Komponente ist auch sehr schön und noch interessanter, wenn man seinen Partner neben sich hat.
Die erste Staffel ist super und gibt einen wirklich tollen Überblick. In der zweiten Staffel nehmen sie immer wieder Aspekte von der ersten auf und gehen dabei in eine spezifische Richtung. Mit jeder Staffel gehen sie etwas tiefer und sie nehmen auch ganze psychologische Phänomenen durch. Besonders die Experimente mit einfachen Leuten sind immer faszinierend. Manchmal sind die Spiele und Beispiele etwas weit hergeholt, dass man sich wie im Intro von X-Faktor fühlt, aber das macht nichts, da die Folgen dann doch immer die Kurve kriegen und die wichtigsten Informationen spaßig und spielerisch rüberbringen.
Brain Games ist super unterhaltsam und lehrreich zugleich. Was will man mehr?
Als ich zum ersten Mal von dem Barbie-Film hörte, wollte ich meinen Ohren nicht trauen: Greta Gerwig soll einen Barbie-Film machen? Die Frau, die uns solche Kleinode wie Lady Bird und Little Women gebracht hat, soll einen Film über die umstrittene Plastikpuppe machen? Aber sobald der erste Trailer kam, war ich bereit!
Obwohl ich mit relativ hohen Erwartungen an den Film gegangen bin, hat er mich doch immer wieder überrascht und diese teilweise sogar meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Man merkt, dass sich Greta Gerwig und Noah Baumbach extrem viele Gedanken über den Film und das, was es repräsentieren soll, gemacht haben. Statt einer seelenlosen Abarbeitung, wird hier tief in die Geschichte von Barbie gegangen, inklusive dem starken Einfluss, welche die Puppe über Jahrzehnte auf die Gesellschaft hatte. Hinter jeder Szene, hinter jedem Set und Kostüm, steckt Unmenge von Arbeit und Hingabe. Barbieland ist ein faszinierender Ort, bei dem wirklich an alles gedacht wurde. Von den Kostümen in der Plastikbox, zu den niemals endenden Parties und dem einfachen und klaren Fakt, dass Barbie niemals die Treppen benutzen würde, sondern ganz natürlich in ihr pinkes Auto schwebt. Einer Gesellschaft, in der die Charaktere direkt für ihre Jobs geformt werden, und so in diesem Utopia leben. Erst als Barbie plötzlich beginnt, Sachen zu hinterfragen, beginnt auch das Fundament der Welt an zu bröckeln. Gut, dass man in ein paar einfachen Schritten in die echte Welt gehen kann. Nur blöd wenn diese teilweise noch verrückter und chaotischer ist, als die in pink gegossene Plastikwelt. Die Realität ist dann leider doch komplexer und beladener. Ungerechtigkeiten, Grausamkeiten und Traurigkeiten, doch mit einem Schimmer für das Gute in der Welt. Inmitten davon, wird auch noch über eine Tochter und Mutter erzählt, über zwei Generationen von Frauen in der doch immer noch sehr männlich dominierten Welt. Eine Welt, die Ken in seiner Naivität auch als Gospel verkündet und die Barbie Welt aus den Fugen wirft. So entwickeln sich Konflikte an verschiedenen Fronten, die dann am Ende doch alle irgendwie zusammenkommen.
Es ist faszinierend, wie oft und geschickt mit dem Thema Barbie umgegangen wird. Der Trailer hat nicht gelogen, als er den Film für Barbie, Liebhaber, Hater und alle dazwischen angepriesen wurde. Wie vielleicht gute Intentionen (auch wenn sie nur den Verkauf anregen wollten) nicht unbedingt einen positiven Eindruck in der Welt hinterlassen, aber dennoch wichtig sind. Geschickt wird in dem Film auch gezeigt, wie kaputt unsere selbst geschaffene gesellschaftliche Realität ist, und wie fragil und auch irgendwie falsch die Utopie in Barbieland ist. Es ist unfassbar, wie viele Themen Gerwig in diesem Film auf so geschickte Art und Weise abdeckt, ohne dabei wirklich zu preachy zu werden. Denn auch wenn es um die Rolle der Geschlechter, um die gesellschaftlichen Korsetts und um den steinigen Weg der Selbstverwirklichung steht, steht dies niemals wirklich im Weg des Spaßes. Den Barbie macht Spaß. Die bunten Bilder, das clevere Drehbuch und die absurden Gedankenexperimente funktionieren einfach. Und das macht irgendwie das Genie des Filmes aus. Er hat all diese schwierigen Themen, die je nach Erfahrung und Fokus des Zuschauers anders wirken. Es wird aus kollektiven Erinnerungen und Erfahrungen geschöpft, die Kinder, Teenager, Erwachsene (ob Eltern oder Kinderlos) allesamt auf eine bestimmte Art und Weise angesprochen werden.
Leider ist der Film für mich teilweise nicht tief genug gegangen. Es wäre schön, wenn sie am Ende eine wirkliche Gleichheit in Barbieland geschaffen hätten. Barbieland ist eine Utopie und es ist schade, dass sie es dann so halbgar angehen. Vor allem weil jegliche Bewohner nichts dafür können, dass sie sind wie sie sind. Natürlich hat ein Ken einen Nachteil, wenn er nur schnödes Beiwerk für eine Nobelpreis oder Präsidenten Barbie ist. Klar lässt sich das auch auf die echte Welt übertragen, aber gerade dadurch, dass Barbieland ein fiktionales Land ist, finde ich es etwas schade, dass man da nicht stärker darauf eingegangen ist, um zu zeigen, wie man es besser machen kann.
Es grenzt schon fast an Naivität, wie viele dieser Themen sich der Film vornimmt. Es gibt ganze Serien, die nur einen Teil davon herausnehmen und es nicht schaffen, diese mit passenden Gravitas und Leichtigkeit zu erzählen. Dass Gerwig sich dies nicht nur vorgenommen hat, sondern dabei auch noch Erfolge erzielt, ist ein Triumph! Auch wenn der Film nicht perfekt ist, muss man das einfach Wert schätzen.
The Boogeyman ist ein Film, der einiges an Potenzial bietet und auch handwerklich großartig ist, aber wegen seiner eher faden Geschichte es doch nicht nach oben schafft.
Die Geschichte basiert auf Stephen King, was man auch merkt. Seine Art von Horror ist zurecht sehr klassisch, aber eben manchmal deswegen auch etwas bieder. Man hat eine alte Familientragödie, die sich auf eine neue transferiert und die düsteren Krallen ausstreckt. Es fällt immer erst die jüngsten an, die, bei denen man solche Ängste am liebsten abtut. Erst als auch die ältere Schwester zu glauben beginnt, wird es gefährlicher für die Familie. Der Geschichte ist okay, aber leider etwas flach. Es gibt auch einige nette Twists, die man nicht zwingend kommen sieht. Die Kreatur des Boogeyman ist leider auch etwas zu schwach gezeichnet. Es werden gewisse Regeln für das Monster hervorgehoben, aber sonst hat man keine wirkliche Ahnung davon, was er kann. Noch viel schlimmer ist dabei, das man keine Ahnung hat, warum er es so macht, wie er es macht. Wenn er unzähligen Schrottschüssel standhalten kann, warum dann auf diese Art und Weise? Immerhin ist das Design von Keith Thompson wieder bombenfest. Vor allem wenn das Wesen sehr nah an einen herankommt.
Der Plot bietet für mich zwei Richtungen wie man den Horror am besten einsetzten hätte können. Entweder man macht daraus einen psychologischen Horror, der sich um das Trauma der Familie kümmert und deswegen immer zwischen Realität, Fiktion und Manifestation von Fiktionen in die Realität wechseln. Oder man geht speziell auf den Boogeyman ein, ein Apex Predator aus einer ganz anderen Dimension, der sich an dem Leid und Horror seiner Opfer ergötzt und es ein Film über das nackte überleben wird. Der Film an sich, schlägt beide Richtungen ein, ohne wirklich in die stärken der jeweiligen möglichen Narrative einzusteigen. Als ein gutes Beispiel kann man die Intro sequenz nehmen, die schon schön schaurig den Boogeyman inszenieren, aber dann auch jegliche Erklärungen nach psychischen oder halluzinatorischen Erklärungen zunichtemachen. So bekommt man etwas dazwischen, und so fühlt es sich leider auch an. Auch die Charaktere hätten gerne etwas mehr Entwicklung haben können.
Handwerklich und technisch ist der Film großartig! Das Sounddesign gehört zu den besten, die ich seit langem gehört habe. Gerade das kräftige Rumpeln hat bei mir die Nackenhaare aufsteigen lassen. Die Kamera macht auch einen fantastischen Job, mit vielen sehr ästhetischen Shots und einem ständigen Bangen durch jegliche dunklen Flecken. Die Direktion ist auch gut gelungen, Rob Savage holt viel aus den Schauspielern und aus den Szenen heraus. Auch dass am Tag wieder Normalität eintritt, welche durch den düsteren Hauch der Dunkelheit zu faulen beginnt, fand ich sehr gut gelungen und hat die Erlebnisse noch etwas geerdeter anfühlen lassen. Aber durch die eher schwache Geschichte, kann der Film leider auch nicht sein ganzes Potential entfalten.
Staffel 1
Yellowjackets ist ein interessanter Mix, der manche Sachen herausragend macht, dann aber in anderen Bereichen etwas auf die Schnauze fällt. Nach dem Pilot habe ich mir gedacht,, wenn das so weitergeht, kann ich der Show nichts unter 8.5 geben. Nach dem Finale ist die erste Staffel dann doch nur auf einer 7 gelandet.
Dabei hat alles so gut angefangen, die Pilotfolge ist großartig. Über eine Stunde bekommt man viele interessante Einblicke über das, was damals in der Wildnis geschehen ist und welche Effekte sich bis in das Hier und Jetzt gezogen haben. Eine Riege an Charakteren werden toll eingeführt und man bekommt schnell ein gutes Gefühl für die Stärken und Schwächen von jedem. Das Spiel mit den 90er und 2020er ist auch sehr gut gelungen. Während man im Jahr 2021 eine chronologische Abfolge hat, wird bei den Rückblicken auch manchmal etwas hervorlugt. Auch visuell ist diese Folge eine Wucht! Von den verstörenden Kostümen, in die die Charaktere scheinbar in der Wildnis hineinwachsen, bis hin zu dem zertrümmerten Bein von Ben, das mich tatsächlich aufspringen lassen hat.
Leider hat sich diese Qualität und das Pacing nicht gehalten. Ich mag die Serie, aber das größte Problem ist meiner Meinung nach die Erzählstruktur. Anstatt in den 90ern auch gerne mal etwas nach vorne zu blicken, finden diese Teile nur noch Chronologisch statt. Das limitiert die Geschichte meiner Meinung nach extrem. Anstatt dass man die beiden Zeitlinien interessant miteinander verwebt, werden die Parallelen auf eine sehr unorganische Art und Weise erzählt. Da hätten sie sich gerne mehr Freiheit herausnehmen können und es auch gleich spannender gestalten können. Es hätte auch schon gereicht, wenn es nur immer wieder kleine Blicke in die Zukunft wären, die zu dem, was im hier und jetzt passiert, passend sind. Zum Beispiel hätte man so viel geschickter die Beziehung zwischen Travis und Nat erzählen können. Und es hätte auch das Pacing angezogen, da in der ersten Staffel irgendwie nicht viel Bewegung im Spiel war.
Ich habe auch eine starke Diskrepanz zwischen den zwei Zeitsträngen gefühlt. Während ich alle in der Vergangenheit spannend finde, durch die Unberechenbarkeit, was wohl als nächstes stattfinden wird, interessieren mich die Charaktere 2021 nicht so sehr. Der Plot mit der Erpressung und dem Suizid waren an sich interessant, aber irgendwie hat es mich nie so gepackt. Auch dadurch, dass man nicht die ganze Geschichte, von denen, was sie durchgemacht haben, hat, kann man die aktuellen Beziehungen schwer einschätzen. Dass niemand wirklich gern mit Misty rumhängt, ist klar, aber auch sonst fühlt es sich irgendwie sonderbar getrennt an. Auch dass man schon von einigen Charakteren weiß das sie überleben, und es ihnen soweit gut geht, raubt einige Spannung von der Geschichte in den 90ern.
Aber außerhalb davon bekommt man eine gute Show geboten. Die Schauspieler sind durch die Bank gut, die Geschichte interessant und mit überraschenden Wendungen gespickt. Der Soundtrack ist auch richtig gut, genauso wie das Sound- und Setdesign. Der Body Horror ist herausragend und hat selbst einen eingefleischten Horror-Fan wie mich, oftmals zusammenzucken lassen. Dadurch, dass diese Effekte auch nicht allzu oft auftauchen, sind sie, wenn sie es mal tun, äußerst effektiv.
Ich glaube es wäre schön gewesen, wenn die Charaktere auch etwas mehr überzogen wären. Am Ende der ersten Staffel fühlen sie sich auf jeden Fall besser an, aber gerade am Anfang wirkt alles sehr dumpf. Außer Misty! Misty ist großartig von der ersten Minute an. So eine Art von einer Soziopathin bekommt man selten gezeigt. Sie gibt einem eine erschauderne Freude in der Vergangenheit, sowie auch im hier und jetzt.
– Spoiler –
Aber bevor ich zum Ende der Kritik komme, muss ich noch kurz etwas Frust loswerden. Das Finale hat mir die Serie echt etwas madig gemacht. Es war schön, dass die großen Konflikte, wie die der Erpressung, ein Ende gefunden haben. Aber solche Szenen, wie das die Gruppe verstörter Erwachsene, die gerade eine Leiche zersetzt haben und deren Leben kurz vor dem Kollaps standen, passten nicht, als sie in Slomo zu Pop Punk Musik in die Reunion einlaufen. Aber das war nichts, im Gegensatz zum Ende. Aus dem NICHTS taucht plötzlich ein Kult auf, der scheinbar schon die ganze Staffel lang im Hintergrund irgendwelche Boshaftigkeiten geplant haben. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass ein Kult das macht, aber es wäre schön gewesen, wenn man das besser eingefädelt hätte. So hat man das Gefühl, dass alles, worauf man in der ersten Staffel aufgebaut hat, dann irgendwie mit einer billigen Subversion über den Haufen geworfen wird. Für mich ist das nichts anderes als Daenerys, die dann in den letzten Folgen plötzlich alles niederbrennen möchte. Klar, das kann man machen, aber es sollte besser eingefädelt sein. Und auch ein Hinweis die zur Entschleierung des Kultes führt, das Leeren des Bankkontos von Travis, scheint mir auch zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Es wirkte nicht so als ob er viel Geld hatte. Und selbst wenn, es ist der Kult von Lotti, deren ein Haupttrade war, das ihre Eltern Geld ohne Ende haben. Warum sollen Lotti und ihre Anhänger das Geld von Travis seinem Konto stehlen?
Nachdem ich mir die neue Serie auf Disney Plus angesehen habe, war ich interessiert, wie andere Iterationen des Detektiv-Trios so inszeniert sind. Und wo mir die Serie eigentlich ganz gut gefallen hat, ist der Film, meiner Meinung nach, ein ziemlicher Reinfall.
Klar, ich bin nicht die Zielgruppe für diesen Film. Leider gibt es viel zu oft die Annahme, dass man sich bei Medien für Kinder keine große Mühe geben muss. Das finde ich sehr schade, denn Kinder haben oftmals mehr drauf als man ihnen zutraut. Nur leider gehört dieser Film zu dieser Kategorie, eher schlecht als recht. Dabei bietet der Film eigentlich viel an. Die Grundprämisse kann man gut machen (das hat die Serie gezeigt), ein spannender Detektiv Fall ist auch immer gut. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job, allen voran Jürgen Vogel, der sichtlich Spaß bei seiner Rolle hatte. Die Sets sind auch gut gelungen und bei der visuellen Inszenierung haben sie sich auch Mühe gegeben. Aber der Fall und die Narrative sind einfach viel zu seicht und inhaltsleer.
Es werden mehrere Stränge im Verlauf des Filmes aufgebaut, die dann nie wirklich interessant angegangen werden oder organisch zusammenkommen. Anstatt den Fall weiter auszuarbeiten oder die Charaktere weiterzuentwickeln, wird lieber viel Klamauk mit singenden Seemännern und kleinen, privaten Modenschauen abgespeist. Auch wenn solche Szenen entfernt etwas mit der Geschichte zu tun haben, streckt es nur unnötig die Laufzeit. Genau so auch der Streit mit Michi, der zwar ähnlich in der Serie so stattgefunden hat, aber dort etwas mehr Sinn gemacht hat. Es passieren einfach die ganze Zeit Dinge, damit etwas passiert. Der Fall ist leider auch nicht all zu spannend aufgebaut. Es werden ein paar rote Heringe gelegt, und hier und da mal ne Spur verfolgt, aber so richtig voran geht es dann doch nicht. Die Lösung des Falles kommt dann auch aus dem Nichts, was die ganzen Ermittlungen davor noch unnötiger wirken lassen, als sie eh schon war. Der Film weiß auch nicht genau, ob er jetzt total cartoonhaft sein möchte, oder doch lieber etwas geerdeter. Die sonderbare Uhr, welche als Walkie Talkie fungiert, die Folter Szene mit den Pestiziden, bis hin zur Bomben entschärfung. Der Film macht dabei irgendein spagat der weder in die eine, noch in die andere Richtung wirklich gut funktioniert.
Ich kann mir vorstellen, dass sehr junge Fans der Serie Spaß mit dem Film hatten. Aber nur weil es für Kinder gemacht ist, muss es noch lange nicht schlecht sein, und gerade die Serie hat ja gezeigt, dass es auch anders geht. Warum man nicht mit einem bomben festen Fundament anfängt, will sich nicht erschließen. Denn man kann die lahme Geschichte mit so vielen Modenschauen und dramatischen Hintergrundgeschichten und Hunden mit einer Perücke schmücken, am Ende bleibt es leider eine lahme Geschichte.
Battlestar Galactica ist meine persönliche Lieblingsserie. Eine Science Fiction Geschichte, die genau das macht, was ich an Science Fiction so liebe. Aber bevor es mit der Serie losging, gab es erst den Pilotfilm.
Es sind viele Jahre vergangen, seitdem die Menschen und die Cylons einen Waffenstillstand ausgemacht haben. Die groben Züge der menschlichen Sünde sind schon fast wieder vergessen. Die alten Schlachtschiffe, des vergangenen Krieges, ächzen und krächzen, und werden von einer der letzten Hoffnungen der Menschheit zu einem Museum umgebaut. Genau in diesem Übergang überfallen die Cylons und stoßen auf quasi keine Gegenwehr. Von einem Moment zum nächsten wird fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Chaos, Panik und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Die Galactica wird wieder aktiv. Adama möchte das Schiff bereit machen für den Gegenschlag, doch es gibt eine Kraft, die dagegen wirkt. Die neue Präsidentin Laura Roslin, eine Lehrerin, die aufgrund einer Formalität in ihre neue Rolle schlüpfen muss. Doch das ist noch nicht alles, Gaius Baltar hat unbewusst die Menschheit verraten, und fällt nun durch Manipulation und viel zu viel Glück immer weiter nach oben. Die Cylons sind auch anders als damals, sie sehen aus wie Menschen, und so bahnt sich eine Paranoia an, die durch die ganze Serie verfolgt wird.
Handwerklich ist es Wahnsinn, was sie 2003 auf die Beine gestellt haben. Klar, es gab ein paar HBO Shows davor, aber die Golden Age of Television hat noch nicht richtig angefangen. Die Sets sind gut durchdacht und teilweise richtig groß. Der Longshot am Anfang der Serie: Man hangelt sich von einer Person zur nächsten entlang, wie sie sich durch die Galaktika bewegen, durch die Gänge, über die Brücke, während sich alles im Aufbruch befindet. Und das alles ohne einen Schnitt! Wahnsinn! Es gibt einem ein authentischen Blick, wie es auf der Galactica zugeht. Die Kamera an sich findet auch immer einen Ansatz, das Erzählte auch nochmal auf visuelle Art und Weise zu festigen. Weiß man als Zuschauer schon seit Anfang, dass Six eben ein Cylon ist, hat die Szene, als sie mit Gaius schläft und ihr Rücken zu glühen anfängt, etwas beeindruckendes. Das Design ist auch wahnsinnig gut! Das Redesign der klobigen Cylons aus den 70er, die abgerundet und schnieke im Jahr 2000 angekommen sind. Ich liebe das Design der Galactica, der anderen Schiffe, der Cylon Basestars und Jäger und natürlich das der Vipern. Auch die Kostüme sind gut gewählt und bringen ein futuristisches Gefühl rüber. Natürlich ist das CGI eher schlecht als recht gealtert, aber es bricht selten die Immersion. Und die dann auch sehr markanten Dogfights fühlen sich schon von Anfang an intensiv an. Die Schauspieler sind auch durch die Bank gut. Adama als stolzer und stoischer Militär, Lee zweifeln mit sich selbst, wogegen Kara nur so vor Selbstvertrauen strotzt, Gaius als kleverste und nervöse Kakerlake aller Zeiten und natürlich Roslin, als gegengewicht zu alle dem. Mary McDonell hat mich abermals umgehauen. Die Szene in der Toilette, als sie den Schock ihrer Diagnose verarbeiten muss, ist grandios geschauspielert und bringt genau die schwere dieser Diagnose fühlen. Wie sie sich dann, nachdem die Cylons angegriffen haben, sich zu einer wahren Anführerin entwickelt, mit dem Herz und Hirn am rechten Fleck.
Das Drehbuch ist dabei auch extrem wichtig und fantastisch gelungen. In den drei Stunden werden alle wichtigen Themen und alle möglichen Thesen aufgestellt. Die vage Motivation der Cylons, die aus dem wackeligen Frieden entstanden ist, wurde großartig dargestellt in der ersten Szene, mit den Worten: “Do you feel alive?” gestellt wird. Über Gaius Six, die wie eine wahnwitzige Kultistin redet, anstatt einer kalten und kalkulierten Maschine. Das überwältigende Gefühl der nahenden Auslöschung der Menschen macht sich breit. Auch die Konflikte zwischen Militär und Politik. “They have to make babies” “... is that an order?”. Dass es jemand wie Roslin braucht, um den für Krieg getrimmten davon zu überzeugen, dass es nicht darum geht, sich die Köpfe einzuschlagen, sondern um die Menschheit zu beschützen. Darüber, was man für Opfer bringen muss, für das nackte Überleben, wie einfach Menschenleben zu einer Statistik werden. Über den Unbekannten Feind, der einen trotz Vorbereitung und Mechanismen, ohne Probleme ausrotten kann, und noch viel cleverer ist, als man zuvor angenommen hat.
All das zusammen baut auf beeindruckende Art und Weise das ganze Grundgerüst der Serie auf. Aber ganz Perfekt ist der Film dann leider doch nicht. Man merkt dem Film seine Länge schon an. Das Pacing ist an sich gut, bricht dann aber in der zweiten Hälfte für mich etwas ein. Aber der Film ist ein großartiger Start für ein fantastische Serie. Alle Figuren werden in ihre Positionen gestellt, und so kann die Suche nach der Erde beginnen. So say we all!
In meiner selbst erlegten Aufgabe, Ridley Scott und seine Werke besser zu verstehen, darf natürlich auch der (bis dato) aktuellste Film nicht fehlen. Und meine Erwartungen und Vorfreude waren hoch. Ich meine, wenn jemand ein Biopic über eine Mode-Dynastie machen kann, dann doch Ridley Scott, der vor seinem ersten Film (The Duelist 1977) sein Brot mit ausgezeichneten Werbespots verdient hatte.
Aber leider wurde ich dann doch schnell ernüchtert. Dabei will ich gar nicht sagen, dass der Film schlecht ist. Das wäre objektiv falsch. Er hat eine interessante Geschichte, sieht durchgehend hübsch aus, mit guten Schauspielern, die (fast) alle einen guten Job machen. Lady Gaga hat mich als Patricia vollends überzeugt. Und auch Adam Driver macht einen fantastischen Job, als etwas schüchternen, exzentrischer Maurizio Gucci. Wer mich tatsächlich äußerst überrascht hat, war Al Pacino. Nicht, dass er ein schlechter Schauspieler sei, bei weitem nicht, aber seine Rolle in House of Gucci geht weit über seine anderen klassischen Rollen hinaus. Er spielt Aldo mit so viel Herzlichkeit, dass er schon fast ansteckend war. Und auch als der Verrat kam, hat er die Gravitas davon auf wirklich brillante Art und Weise rübergebracht. Im Allgemeinen war das Familiendrama sehr gut gezeichnet. Mit einem spürbaren Stolz, zu Hause Gucci zu gehören und an dem Familienbetrieb teilzuhaben. Das lässt das böse ausstechen und erpressen genauso wirken, wie es soll. Mit einem bitteren Nachgeschmack, der auch nach dem Film zurückbleibt.
Was aber gar nicht geklappt hat, war Jared Leto. Mein Gott, wie bekommt dieser Mann noch Rollen? Im Film haben sich die meisten Schauspieler einen markanten aber realistischen, italienischen Akzent zugelegt, welcher eine gewisse Authentizität rüberbringen soll. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie tatsächlich italienisch sprechen, aber das ist nicht so wichtig. Viel wichtiger und verwirrender ist das, was Jared Leto in diesem Film macht. Wer hat es ihm durchgehen lassen, so zu sprechen wie der Pizza Schachtel Mann aus den Simpsons oder Super Mario? Auch wenn sein Charakter und die Handlungen von ihm sehr wichtig für den Plot sind, fällt er mit seinem Schauspiel komplett aus der Rolle. Das merkt man auch, wenn er z.B. nur mit Lady Gaga zusammen spielt, und sie teilweise etwas überfordert von seinem cartoonhaften Schauspiel ist. Jede Szene, in der er aufgetaucht ist, wurde durch seine Anwesenheit aktiv schlechter. Die Maske hat einen super Job gemacht, aber er allein ist für mindestens einen Punkt Unterschied bei der Bewertung verantwortlich.
Der Film ist an sich gut, aber für mich wollte er einfach nicht so aufgehen. Ich habe gehofft, dass wenn ein Regisseur wie Ridley Scott federführend für einen Film über Gucci ist, dass er aus seiner Erfahrung als Werberegisseur schöpfen wird, und einem Modemuffel wie mir Gucci etwas näher bringen wird. Ähnlich wie vielleicht Berlin Calling mich näher an das davor eher stiefmütterlich betrachtete Genre ‘Techno’ gebracht hat. Ich habe gehofft, dass man danach auch als Laie die Ästhetik und den gewissen zeitlosen Stil von Gucci erkennen kann, aber das ist leider nicht der Fall.
Ein weiterer Aspekt ist die biedere Erzählweise, die nichts halbes und nichts ganzes ist. Wenn man Ahnung von dem Schicksal des Hauses Gucci hat, dann kann man sicherlich erkennen, wohin der Film geht. Ich persönlich hatte keine Ahnung davon, und war deshalb oftmals verwirrt, was der Film mir jetzt sagen will, oder wohin er als nächstes geht. Und als der Abspann dann über den Bildschirm flimmerte, konnte ich es besser deuten. Am Anfang habe ich gedacht das es eben um das Paar geht, das dies der Emotionale Kern ist, und das Haus Gucci eben ein Teil davon. Aber ab der Mitte, verliert sich dies und wird durch die aggressive Übernahme übertüncht. Das ganze kam für mich auch etwas aus dem Nichts. Man hat ja Patricia kennengelernt, als sie als Sekretärin für ihren Vater arbeitete. Woher plötzlich diese Gier nach Blut und Geld kam, kann ich auch immer noch nicht wirklich nachvollziehen. Wenn sie vielleicht schon früher gezeigt hätte, das sie auch bereit ist, ihre Finger dreckig zu machen um einen Vorteil zu erhaschen, dann wäre das nicht so aus dem nichts gekommen. Auch die Trennung der Beiden, spaltet meiner Meinung nach etwas den Film. Mauricio ist eben auch kein sehr nahbarer Charakter, der vor allem im Kontext mit Patricia, an etwas mehr leben und farbe erhalten hat. Jetzt wo sie weg war, und er auch die Tochter abgestoßen hat, ist er nur noch rätselhafter geworden. Warum hat er das gemacht? Warum ist er so weit gegangen? Und das ganze wird dann auch noch jäh beendet, als er auf seinem Fahrrad erschossen wird. So kam der Film nie wirklich für mich zusammen. Er hat eine Geschichte die er erzählen möchte, das macht er auch, und das solide. Aber der Film hätte so viel mehr sein können, stattdessen ist es leider ein Biopic von vielen, die trotz viel Mühe und Talent, schnell in vergessenheit geraten wird.
Via einen Tweet von Guillermo Del Toro, bin ich auf den Film ‘No One Will Save You’ gestoßen. Und ich bin wirklich froh darum, dieser Film ist ein richtiges Kleinod, das man als Horror-Fan auf jeden Fall mal gesehen haben muss.
Man bekommt ein Einblick in das Leben von Brynn (fantastisch gespielt von Kaitlyn Dever), die abseits der rest der Welt auf einer kleinen Farm lebt und dort ihr Leben fristet. Wenn sie die Bubble verlässt, wird sie sofort nervös. Ihre Nachbarn schauen sie bösartig an, sie taucht lieber hinter Gebüschen oder Grabsteine ab, anstatt irgendwie Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wieder zuhause, versprüht sie ein Gefühl von kleinen Freuden und einem schnuckeligen Zuhause, in dem sie sich sicher fühlen darf. Diese Sicherheit wird aber jäh gebrochen, als an einem Abend ein sonderbares Wesen bei ihr eindringt und eine Menge Schaden verursacht. Am nächsten Tag versucht sie verzweifelt, Hilfe zu holen, doch sie bleibt auf sich allein gestellt. Doch sie gibt nicht auf, und bereitet sich auf einen weiteren Besuch vor.
Etwas, das diesen Film so besonders macht, ist, dass er fast komplett ohne Worte auskommt. Das gibt dem Film eine besonders universelle Begreiflichkeit. Der Regisseur und Drehbuchautor Brian Duffield hat sich selbst die Aufgabe gestellt, die Narrative auf diese spezifische Art und Weise zu erzählen, und er hat es mit Bravour geschafft. Wie schön die Wohnung der Protagonistin am Anfang als ein sicherer Ort inszeniert wird, nur um dann in der Nacht und im blauen Schimmer brutal zu zerbersten, war großartig gemacht. Vor allem mit so einer fragilen wie auch starken Protagonistin, die ja leider nicht viel in ihrem Leben hat und nun auch mit der Zerstörung ihres letzten Refugiums konfrontiert wird.
Durch die einfache, aber effektive Geschichte, bietet der Film auch etwas, das ich absolut liebe! Ähnlich wie z.B. bei Nope, kann die ganze Geschichte auch symbolisch gelesen werden. Ist es ein Film über Aliens? Über Trauma? Über einsamkeit? Oder über all das zusammen? Der Film bietet einem diese Ebene geschickt an, sodass man all das Geschehen nochmal interpretieren kann.
Nehmen wir doch mal das Trauma. Man merkt ja schon früh im Film, dass etwas nicht stimmt. Von den bösen Blicken der Nachbarn, zu den Besuchen auf dem Friedhof und der Reaktion des Sheriffs und seiner Frau. So muss Brynn nicht nur gegen fremde Wesen kämpfen, sondern auch gegen eine unfassbar tiefe Schuld, mit der sie sich täglich auseinandersetzt. Erst als die Wesen beginnen, Besitz von ihr zu ergreifen, bekommt man ein noch tieferes Verständnis dafür, dass sie ist, wie sie ist. Eine grausame Tat im Affekt, welche das Leben von vielen Menschen zerstörte. Welche Brynn in Selbstgeißelung sühnen möchte, findet dann am Ende eine andere Lösung. Dasselbe mit der Einsamkeit, die sie sich selbst auferlegt hat, mit grausamer Distanz zu jedem anderen, die dann am Ende irgendwie gebrochen wird.
Oder die Aliens: Die Grey sind eigentlich schon sehr ausgelutscht, und man hat sie in allen möglichen Arten und Weisen dargestellt gesehen. Aber so wie hier, tatsächlich noch nie. Entweder wollen sie uns etwas gutes tun, uns etwas böses tun, oder sind gefühllose Wesen. Diese hier, wirken aber eher interessiert. Wenn sich der Alien auf die Knie runter lässt und behutsam unsere Protagonistin beachtet, ist es nicht großartig anders, als wenn wir ein fremdes Tier oder ähnliches sehen. In meiner Interpretation wollten die Aliens Brynn nichts böses. Sie waren an ihr interessiert. Dasselbe auch mit dem kleinen Alien-Wesen, das eher wie ein Haustier wirkte. Klar hat es nach ihr geschnappt, aber als das Wesen die Chance hatte sie zu töten, hat er das nicht gemacht. Und auch die bedrohlichen ‘Daddy Long Legs’ wirken eher genervt davon das ihre Mission jetzt gestört wurde, anstatt das sie sie aus reinem Sport oder so töten wollten. Das ist meine Lesensart, aber man kann es auch ganz anders sehen, und es ist toll das der Film das zulässt.
Handwerklich ist der Film ebenfalls eine Wucht! Das Creature Design ist großartig! Noch nie habe ich Grey Aliens auf diese Art und Weise dargestellt gesehen. Die verschiedenen Körper und Modifikationen waren berauschend wie auch erschreckend. Im allgemein, die ganze Inszenierung der verschiedenen Orte, ist wirklich gut gelungen. Es ist auch toll, wie der Film nicht nur bei einer Stimmung bleibt. Das erste Mal, als die Fremden auftauchten, war ich so angespannt wie schon lange nicht mehr. Jedes Zucken oder Flacker hat mich aufschrecken lassen. Unfassbar was für eine gute Atmosphäre dort geschaffen wurde. Aber das kann sich durch den ganzen Film nicht halten, vor allem nachdem man die Monster gesehen hat. Deswegen geht Duffield dann in eine andere Richtung. Statt vorsichtig und behutsam, wird es etwas brachialer, aber das immer noch von der feinsten Qualität. So wandelt sich der Film geschickt und hält das Pacing oben.
No One Will Save You ist ein grandioser Horrorfilm, der handwerklich und erzählerisch richtig klotzt, statt kleckert.
An sich bin ich überhaupt kein Fan von Vampiren. Das ganze Thema finde ich schon seit meiner Jugend ziemlich ausgelutscht und es ist auch nicht besser geworden mit dem kometenhaften Aufstieg von Twilight. Aber mit der Zeit schaut man immer mal wieder Filme (Byzantium) oder Serien (Midnight Mass) an, die dann doch sehr interessant mit dem Thema umgehen. El Conde ist so ein interessanter Fall. Ein Film, der mit viel mehr als nur seinem Plot besticht. Die Auswahl und der Einsatz von Musik, die Cinematographie und hervorragende Dialoge machen El Conde zu einem herausragenden Werk, das mehr an Bunuel als an Ann Rice oder Stephanie Meyer erinnert.
Das ganze beginnt schon mit dem herrlich bizarren Voiceover, welche trocken die Geschichte unseres Grafen erzählt. Von einem Soldaten des französischen Königshauses, zu einer der mächtigsten und grausamsten Herrschern auf der Welt. In überwältigenden Schwarz/Weiß Bildern sehen wir eine Gestalt, die über der Stadt schwebt, mit einer Klinge in der Hand, bereit, den jungen Opfern das Herz zu rauben. Weiter geht es zu einer Nonne, die vom Chor abberufen wird, um mit ihrem mathematischen Geschick eine wichtige Aufgabe zu übernehmen. Denn nun, da der Papa laut Papier tief unter der Erde begraben liegt, wollen die Kinder von Pinochet ihr zustehendes Erbe haben. In diesem Zeitraum ändern sich Zugehörigkeiten, neue Hoffnungen werden geschaffen und alte vernichtet, bis am Ende alles fein säuberlich geklärt wird.
Der ganze Film besticht aus seinem sehr eigenen Stil, Charm und Witz. Eine Art weiterführende und neu kontextualisierte Biographie über einen furchtbaren Kriegsverbrecher der Moderne. Mit einem sehr intimen Blick über den Grafen und seine Familie werden auf schwarzhumorige Art und Weise die Taten von Pinochet verarbeitet. Vor allem in den verstörenden Gesprächen zwischen Pinochet und seinem treuesten Gehilfen Fyodor, kommt der perfide Stolz beider besonders gut zum Vorschein. Aber auch bei den Rechtfertigungen von seiner Frau und Kindern, schwingt dauernd etwas Bitterliches mit. Wenn die nichtsnutzigen Kinder nach einem verborgenen Reichtum kiefern, die undercover Nonne als Buchhalterin auftritt und dem Grafen zur neue Lebensfreude beflügelt, bis zum Auftritt der Eisernen Lady, strotzt der Film nur so vor Absurditäten. Inklusive dem abstrusen Ende, das wahrscheinlich niemand so kommen sehen konnte. Man merkt auch, wie der Regisseur und sein Drehbuch Partner auf diese Art und Weise mit dem Trauma Pinochet umgehen. Der geknickte Stolz des Grafen, der von der Welt als Monster gesehen wird, obwohl sie keine Ahnung haben, dass er Blut trinken muss, um zu überleben.
El Conde ist ein gewagter und genialer Arthouse Film, der sehr feinfühlig und spitzfindig mit dem selbst gewählten Thema umgeht, und dabei etwas ganz besonderes erschaffen hat.
Obwohl ich mich nicht so sehr für aktuelle Anime interessiere, ist das Rumoren um Konosuba nicht an mir vorbei gegangen. Jetzt, wo es all die Folgen, OVAs und Film auf CrunchyRoll gibt, gab es für mich und meine Frau kein zurück mehr.
Auch wenn Isekai nichts neues ist, ist das Genre gerade in aller Munde. Overlord, Re-Zero, Sword Art Online, um nur ein paar zu nennen. Konosuba erfindet dabei das Rad bei weitem nicht neu. Nein, eher im Gegenteil. Statt etwas ganz neues, fantastisch- und bombastisches zu bringen, dreht Konosuba eher ein bisschen zurück, um sich über das ganze Genre mit einem Augenzwinkern lustig zu machen. Die Welt, der Artstyle und die Quests in Konosuba sind sehr archetypisch. Der Kopflose Ritter sieht aus, wie man sich einen Kopflosen Ritter vorstellt. Die Protagonisten und auch die anderen Abenteurer im Hintergrund wirken alle wie die Stock Helden aus der RPG Maker Serie. Man könnte das als langweilig bezeichnen, aber ich finde es als eine interessante Dekonstruktion des Genres. Und das heißt nicht, dass die Charaktere visuell oder erzählerisch langweilig sind. Durch die typische ‘Mücke zum Elefanten' wird man von einer wahnsinnigen Situation in die Nächste geworfen. Dabei geht Konosuba sein eigenes Tempo voran. In Videospielen verbringt man meistens nicht mehr als ein paar Stunden in der Startstadt, auch in anderen Isekai kommt man etwas schneller in die Pötte. Am Ende der ersten Staffel sind sie immer noch in der ersten Stadt und am Ende der zweiten, sind sie bis auf einen Exkurs, auch nicht viel weiter. Dem phantastischen Abenteuer steht ein gewisser Realismus im Weg, vor allem mit dieser Crew. Eine ehemalige Göttin, die weder ihren Alkohol noch ihr Geld bei sich behalten kann. Eine kleine Hexe, die nichts anderes kann, als Dinge in die Luft zu jagen, und zwar nur einmal am Tag. Ein Paladinin, die nicht mal einen Felsen treffen würde, wenn er direkt vor ihr wäre. Und unser Protagonist, der merkt, dass das Abenteuer Erleben doch nicht so leicht ist, wie in einem Videospiel. Dennoch kommen sie irgendwie Schritt für Schritt voran, auch wenn sie sich nicht bewegen. Aber die Geschichte steht eh hinter dem Spaß bei Konosuba. Der Anime nimmt sich zu keiner Sekunde ernst und schafft in jeglichen Situationen noch irgendwelche Witze oder Absurditäten abzufeuern. Aber nicht nur dort glänzt der Anime, er ist auch schamlos Horny as fuck. Ich denke, dass es vielen Anime-Enthusiasten so geht, dass eine gewisse Sexyness eben manchmal dazugehört, und hier wird das Maximum gedreht. Darkness mit ihrem Masochismus schafft es auch, die ernsteste Lage in ein horny Spiel zu verwandeln. Wenn Kazuma mit seinem übertriebenen Glück Statuswerten den 'Steal'-Spruch einsetzt, hat er im Handumdrehen Unmengen von Höschen in der Hand. Die kleine Episode mit den Sukkubus wird dann plötzlich zu einem Hauptbestandteil der Beginner Stadt und der Motivation von so vielen Helden dort.
Handwerklich ist der Anime gut, aber nicht herausragend, auch wenn ich der Meinung bin, dass dies etwas am Charm des Stils gerüttelt hätte. Etwas mehr als Herausragend ist das Voice Acting. Anime auf japanisch bietet teilweise wirklich Großartiges. Und Konosuba ist für mich ganz oben dabei. Besonders Aquas Sprecherin macht einen fantastischen Job. Die Musik, das Pacing und die Animationen sind auch allesamt sehr gut.
Wenn man Spaß daran hat, was meine Frau und ich wirklich hatten, dann kann man mit Konosuba nichts falsch machen.
Dark Water ist immer mal wieder als Empfehlung bei meinen Streamingdiensten erschienen. Normalerweise halte ich mich von US-Remakes von asiatischen Horrorfilmen fern, aber an einem Abend bin ich doch zu schwach geworden. Und ich muss sagen, der Film ist besser als erwartet.
Dass ich das letzte Mal das Original gesehen habe, liegt viele, viele Jahre zurück. Ich wusste noch die Kernaspekte der Geschichte und dass der Film an sich in Ordnung war. Überrascht wurde ich dann von einer etwas anderen Geschichte, wie ich es in Erinnerung hatte. Scheinbar hält sich diese Verfilmung viel mehr an die Kurzgeschichte von Koji Suzuki, (der auch die Ring Romane geschrieben hat) anstatt sich Szene für Szene an dem Originalfilm zu halten. Was daraus entsteht, ist viel mehr ein psychologisches Drama, als ein klassischer Horrorfilm. Es geht hauptsächlich um das Innenleben der Protagonistin, und deren latenten Traumata, die sich über den Film immer stärker äußern.
Dahlia und ihre Tochter Ceci suchen ein neues Zuhause in New York, seitdem die Ehe mit Cecis Vater in die Brüche gegangen ist. Alles steht auf wackeligen Beinen, denn Cecis Vater möchte nichts lieber, als das alleinige Sorgerecht. Doch das sieht Dahlia gar nicht ein. Von ihrer Mutter wurde sie in ihrer Kindheit emotional missbraucht. Eine Wunde, die tief liegt und die sie ihrer eigenen Tochter ersparen möchte. Statt viel zu spät oder gar gar nicht aufzutauchen, ist sie immer zu früh dran. Genau das macht für sie auch den Unterschied, als sie endlich eine neue Wohnung für sich und ihre Tochter gefunden hat. Es ist alles andere als gemütlich, der Hausmeister und Makler sind auch nicht gerade vertrauenserweckend, aber es ist etwas. Doch dann beginnt Ceci sich sonderbar zu verhalten. Sie wird aggressiv und abweisend, spricht von einer unsichtbaren Freundin. Und hier beginnt schon der erste kluge Schachzug in der Inszenierung. Anstatt wie im Original, alles auf die Geisterhaften Wesen zu schieben, haben selbst die abstrusesten Situationen irgendeine natürliche Erklärung. Man schwankt ständig hin und her, vor allem wenn man von der psychischen Erkrankung Dahlias erfährt. Als unreliable Narrator weiß man nie genau, wieviel von dem gesehenen wirklich passiert oder doch nur eine Einbildung ist. Etwas, das auch an Dahlia zerrt und dann gegen Ende auch die Grenzen von hier und da überschreitet.
Handwerklich ist der Film gut. Das pacing könnte etwas besser sein, die Musik ist auch eher langweilig. Aber der Film hat auch so seine Highlights. Die brutalistische Architektur ist großartig eingesetzt und bringt auch das zermürbende und zerfallende Gefühl des Innenlebens der Charaktere gut rüber. Der Einsatz von Wasser ist wirklich fantastisch gelungen. Die Bilder der sich immer weiter ausweitenden Wasserflecken, der Wohnung unter Wasser und auch die Bedrohlichkeit des kleinen Wasserspeichers, ist wirklich toll inszeniert. Auch der Twist am Ende funktioniert genau so gut wie im Original. Die Schauspieler machen auch allesamt eine sehr gute Figur, allen voran Jennifer Connelly, die wirklich ALLES aus ihre Rolle herausholt.
Ich bin kein Yu-Gi-Oh Fan. Als ich jung war hab ich auf RTL2 die erste Staffel angeschaut und das Kartenspiel etwas gespielt, aber ich bin nie wirklich mit den Charakteren oder der Geschichte warm geworden. Ein Freund, der gerade zu Besuch ist, und mit dem ich gerne mal schlechte Filme oder Videospiele genieße, hat vorgeschlagen, dass wir den Film anschauen. Dieser Film soll Seto Kaiba so gut rüberbringen wie kein anderer, und auch wenn ich gar kein Fan von dem Film bin, hat er mich in dieser Hinsicht wirklich überzeugt.
Der Film spielt nach dem Ende der Serie. Yugi und seine Freunde leben eine friedliche Existenz, während Kaiba einen Space Elevator gebaut hat und noch eine Revanche gegen den Pharaoh sucht. Ein neuer Spieler betritt die Bildfläche, um mit einem Plan Rache an alle möglichen Menschen ausüben. Keine Weltbewegende Geschichte, aber Yu-Gi-Oh ist auch kein weltbewegendes Anime. Es soll den Fans nochmal einen Einblick in das Leben der Protagonisten geben und dabei eine kleine Geschichte erzählen. Aber klein können weder Kaiba noch die Macher von Yu-Gi-Oh. So geht es dann um verschiedene Dimensionen und das Schicksal allen Seins. Mit einer Laufzeit von zwei Stunden ist der Film schon ein ziemlicher Brocken. Leider nutzt der Film die Laufzeit nicht so effektiv. Er ist durchtränkt von Pacing Problemen und einem fehlenden Fokus auf dem, was er erzählen möchte. Er nimmt sich auf dem Papier viel vor, mit überzogener Gravitas, die wie ein leichtes Lüftchen sich im Nichts auflöst. Bei Yugi geht es darum, dass er nun alleine zurechtkommen muss und seinen früheren, parasitären Freund vermisst. Kaiba möchte einfach nur noch einmal gegen den Pharao spielen und setzt alle möglichen Ressourcen ein, um das möglich zu machen. Der Gegenspieler des Filmes wurde als Kind von einem Mann gerettet und tut alles, um seine Lehre misszuverstehen. Und Joey und der Rest der Crew machen irgendetwas. Die Jagd auf das Milleniumspuzzle ist ganz nett, obwohl man als Zuschauer weiß das es den Pharao nicht zurückbringen wird, was die Motivation von Diva und Kaiba eigentlich ausbremsen sollte, aber sie wissen es einfach nicht. Das macht das Zuschauen etwas frustrierend, vor allem am Ende, als der Pharao tatsächlich auftaucht. Das Duell am Ende der Serie sollte zeigen, dass Yugi endlich erwachsen geworden ist, dass er den Pharao nicht mehr braucht und nun endlich selbst zurechtkommt. Dadurch dass er am Ende des Filmes wie ein Deus Ex Machina auftaucht und randomly alles rettet, macht das Ende der Serie kaputt. Diva und die Quanten Kinder werden dabei auch sehr schlecht genutzt. Der ganze Plan von ihm ist von anfang an fehlerhaft und kann so nicht aufgehen. Auch die sonderbaren Dimensionen in die er seine Opfer schickt, wirken konzeptuell auch viel besser, als es am Ende ausgearbeitet ist. Ein Aspekt der aber tatsächlich klappt, ist Kaiba. Er ist immer noch der herrliche, selbstbezogene Idiot der sich viel zu ernst nimmt. Dass er diese Weltraumstation nur dafür aufgebaut hat, um in Schwerelosigkeit ein Puzzle zu machen, und es danach in die Luft jagt, oder am Ende des Films ZEITREISE ENTWICKELT nur um ein Kartenspiel zu spielen, hat schon was besonderes an sich.
Als Fan von Trading Card Games, liebe ich vor allem die strategische Aspekte. Ich kann auch große Freude daraus ziehen, Matches zuzusehen und die Gedanken hinter den Zügen zu verstehen. Das war auch ein Aspekt, der mir an Yu-Gi-Oh gefallen hat, auch wenn das, was im Anime passiert, nicht immer direkt auf das Kartenspiel übertragbar war. Aber dieser Punkt ist mit Abstand der enttäuschendste Film. Die Duelle sind ein heilloses Durcheinander. Vor allem, wenn man irgendwie mit ganz neuen Regeln im Dimensions-Duell gegenübersteht und dann gar nicht mehr blickt, was geht. Es fühlt sich auch so an, als ob keiner der Charaktere jeweils etwas von Fallenkarten gehört haben, da sie immer wieder davon überrascht werden. Die Duelle fühlen sie an wie zwei Kinder auf dem Spielplatz, die dann irgendwann nur noch brüllen: “IMMER ZWEIMAL MEHR ALS DU!!!!”. Das Schlimmste war eindeutig am Ende, als der Pharao zurückkam und in der plattesten Deus Ex Machina das letzte Duell beendete, als ob den Machern das Geld und die Zeit ausgegangen sind.
Again, ich bin kein Yu-Gi-Oh Fan, aber ich kann Intentionen und Themen in Geschichten erkennen und Wertschätzen. Ich verstehe, warum sie den Film gemacht haben, was sie erzählen wollten. Konzeptuell bietet die Geschichte auch so manches, aber all das scheitert an der Umsetzung. Ich denke , dass ein Film mit nur Kaiba und Yugi und ihrem Umgang mit dem verlorenen Pharao richtig gut werden könnte. Daher mehr Fokus auf die Duelle, mit wirklich interessanten Zügen, anstatt nur einem Effektfeuerwerk, das nicht wirklich aufgehen will.
PS: Derselbe Freund hat uns dann noch einige Szenen im Original gezeigt, und ich muss sagen, dass es schon Wahnsinn ist, wie sehr die 4Kids Synchro den Film kaputt gemacht hat. Nicht, dass der Film sonst gut sei, aber immerhin wirken die Kämpfe etwas verständlicher.
Ridley Scott und Tom Cruise sind ja sehr bekannte Namen, wie kann es dann sein, dass ich von diesem Film noch nie gehört habe? Ein Fantasy-Film aus derselben Feder wie Blade Runner und Alien? Sign me up! Bevor ich tiefer in den Film eintauche, möchte ich kurz klarstellen, dass es auf Disney Plus nur den Theatralischen Cut gab und nicht den Directors Cut.
Wenn man den Film einwirft und ein Herr der Ringe-Erlebnis erwartet, wird man leider enttäuscht. Legende ist mehr ein Märchen als ein Fantasy-Epos. Es gibt nur eine Hand voll Charaktere, die nicht über ihre Archetypen hinauskommen. Von der reinen Prinzessin, zu den verschiedenen magischen Wesen und der Manifestation der Dunkelheit als Teufel. Die Logik der Welt ist dabei auch sehr einfach gestrickt, wie ein Märchen eben.
Handwerklich lässt der Film mich sehr zwiegespalten zurück. Die Szenen haben schon eine sehr besondere Ästhetik, vor allem bei all dem Schnee, Pollen oder sonst etwas, die durch die Gegend fliegen. Das Bild steht niemals still. Mich persönlich hat die Ästhetik leider nicht so angesprochen. Es erinnerte mich an irgendwelche kitschigen Fantasy Gifs, die von Glitzer überzogen sind, sodass einem schon fast schlecht davon wird. Die Sets sind sehr zauberhaft gestaltet, fernab von jeglichen Fesseln des Realismus. Erzählerisch und auch musikalisch hat sich Scott an allen möglichen Märchenfilmen inspirieren lassen und er macht auch keinen Hehl daraus. Das Schauspiel ist Theatralisch überzogen und man hat das Gefühl, dass man sich nur etwas vorbeugen muss, um das Orchester im Graben spielen zu sehen. Aber leider hat der Soundtrack mir auch gar nicht gefallen. Hier könnte der Theatrical Cut schuld sein, da der Soundtrack von der deutschen Gruppe “Tangerine Dream” gemacht wurde, die ich trotz regen Interesses an Kraut- und Prog Rock überhaupt nicht ausstehen kann. Aber gegen Ende hat der Film nochmal echt aufgeholt. Die Tanzszene ist brillant und mesmerizing. Darkness ist eine imposante Figur und wird grandios von Tim Curry gemimt. Und der letzte Konflikt ist ebenfalls sehr interessant. Meine Frau wurde von der ersten Szene an gepackt und war hellauf begeistert, bei mir hat es leider erst viel zu spät gezündet, bis dahin war der Film auch leider schon vorbei.
Ich würde Leuten empfehlen, vielleicht erst einmal ein paar Szenen auf YouTube anzuschauen, bevor man sich komplett in den Film wirft. Es gab das Gerücht, dass der Film als Inspirationsquelle für “The Legend of Zelda” sein sollte, das hat sich leider nicht bewahrheitet, aber man kann sehen woher der Gedanke kam.