Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 4 .5

    Zero Dark Thirty ist an sich ein kompetenter Film. Handwerklich kann man nicht viel dagegen sagen und vor allem die letzte halbe Stunde ist extrem gut gemacht. Aber der Film will bei mir einfach nicht klicken. Filme, die sich um so ein heikles Thema aussuchen, haben es auch nicht leicht. Versucht man dabei neutral zu bleiben oder doch etwas mehr Pathos aus der Geschichte und den Charakteren herauszulocken? Kathryn Bigelow hat sich nach dem extremen Pathos triefenden „Hurt Locker“ eher für ersteres entschieden. Persönlich bin ich auch eher ein Fan von Neutralität, aber hier hat sie es etwas übertrieben. Und dabei spreche ich natürlich über die Folterszenen, die zwar die Grausamkeit darstellen, aber in keinerlei weise relativiert oder kritisch betrachtet werden. Sie werden eher gutgeheißen wenn man aufgrund der Infos aus den Folterungen die Spur zu UBL aufnehmen konnte. Es wird auch zu einseitig erzählt, was an sich in Ordnung ist, da es ja aus der Sicht unserer Protagonistin Maya erzählt wird, aber sie selbst ist doch etwas zu blass. Und manche Aspekte (wie zum Beispiel eine Todesschwadron im Schutz der Nacht durch einen Komplex in einem anderen Land morden zu lassen) werden einfach so hingenommen. Manchmal verstrickt sich der Film auch in viel zu kleinen Details, wie zum Beispiel die Aufzählung aller Straßen und Zeiten in dem der gesuchte Telefoniert haben soll. In einem kürzeren Film wäre das auch nicht so schlimm, aber hier zieht es sich teilweise schon sehr.
    Zero Dark Thirty ist ein guter Film, der mir nicht gefällt. Vor allem durch die zu neutrale Darstellung von Folter und Mord und keinerlei anderer Blick warum die Terroristen dies überhaupt machen. So ist der Film für mich ein handwerklich sehr gutes Propaganda Stück, welches mit dem Zweck die Mittel heiligen möchte.

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    • 8 .5

      Ich kann nicht fassen das ich von dem Film noch nie zuvor gehört habe. Zugegeben, hatte ich auch lange Zeit starke Vorbehalten gegen deutsche Filme. Aber was Helmut Dietl hier abliefert ist ganz große Klasse. Schtonk (eine Hommage an Der große Diktator von Charlie Chaplin) ist eine fantastische Komödie, wie sie nur als Film geben kann. Das Zusammenspiel von Musik, Toneffekten, dem brillanten Drehbuch und dem ebenso genialen Schauspiel aller beteiligten bringen etwas ganz großes auf die Leinwand. Dabei ist Schtonk ein äußerst Deutscher Film. Nicht nur wegen der Thematik, sondern auch der Machart und die Persiflage von so vielen typisch deutschen Verhalten. So gekonnt und so lustig kenne ich das bis jetzt nur von Loriot. Der Film fängt den Zeitgeist auch großartig ein, beginnend mit dem Tod von Hitler, über den Anfang der Karriere eines Fälschers, zum Wirtschaftswunder, wo doch jeder im Widerstand war, in das (schon damals vergangene) hier und jetzt, bei dem die mächtigen und Großen immer noch ein Glänzen in den Augen bekommen, wenn sie nur den Name des Führers hören. Das herrliche Zusammenspiel von Freud’schen Versprechern, tief eingebläutes verhalten und jeglicher Geschichtsverdrossenheit ist herrlich. Als einem reichen Industriellen ein „echter Hitler“ vorgestellt wird, bei der Eva Braun nackt gereckt mit den Bergen im Hintergrund und ein echter Experte daherkommt und den Schwindel nicht nur bestätigt sondern sogar noch weiter ausschmückt, konnte ich mir das Lachen nicht verdrücken.
      Schtonk spielt herrlich mit dem Tabuthema des dritten Reiches und der Verehrung von Adolf Hitler. Bei sowas muss man vorsichtig sein, da gerade zu dünn aufgetragene Ironie manchmal verloren gehen kann (scheinbar gibt es da Draußen Leute die ‚Starship Troopers‘ ernst nehmen…). Aber Helmut Dietl macht dies mit so einem grandiosen Geschick, bei dem er auch gerne mal rundum ausholt. Von den Chefredakteuren die nichts mehr von der Braunen Suppe haben wollen, dann aber Tränen von der ach so menschlichen Flatulenz des Führers bekommen.
      Aber der Film ist ja nicht nur das. Es geht auch um den Künstler Professor Doktor Fritz Hobel, und seinem stolz als Fälscher und als Künstler. Der immer weiter geht, ob es nun das mögliche überschreitet oder nicht, und dabei auch noch von allen Seiten angefeuert wird. Er wird auch fantastisch von Uwe Ochsenknecht verkörpert, der den schelmischen Fälscher auf grandiose Art und Weise zum leben erweckt. Aber auch Götz George als Willié macht eine fabelhafte Figur als verkannter Sonderling, dem es einfach nur nach Ruhm und Reichtum dürstet.
      Schtonk ist ein deutsches Meisterwerk wie es nur in Deutschland entstehen konnte. Ein Film der trotz aller Absurditäten doch in der Wahrheit fußt, die laut dem Stern scheinbar noch verrückter gewesen sein musste, als sie es hier im Film zeigen.

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      • 8

        Prevenge ist ein super interessanter und sehr persönlicher Film, geschrieben, gespielt und gedreht von Alice Lowe mit einem unfassbar geringen Budget. Nicht nur hat sie das Drehbuch geschrieben während sie Schwanger war, sie hat auch in derselben Schwangerschaft den Film gedreht und hält am Ende des Films ihr 10 tage altes Baby in den Armen. Der Film, mit seiner abgedrehten Prämisse, ist auch sehr persönlich und lässt einem ein augenzwinkernder Einblick in den Stress und Psyche einer trauernden Frau die dazu noch hoch schwanger ist. Dabei hat sich mir ständig die Frage gestellt, wie viel davon überhaupt real ist… Ist es wie in American Psycho? Oder hat diese zermürbte Frau all diese Dinge wirklich getan? Und hier kommt die Meta-Ebene wieder ins Spiel. Es ist natürlich alles die Phantasie von Lowe, aber hängt darin nicht ein gewisser Wunsch? Weil ihr niemand Arbeit geben wollte, hat sie sich selbst Arbeit gegeben und dabei dieselben Menschen die sie unterdrückt haben auch gleich noch eine Runde auf dem Bürostuhl drehen lassen. In Prevenge wird der Frust und eine gewisse Hilflosigkeit der Schwangerschaft auf herrlich bizarre Art und Weise zum Leben gebracht. Dabei hilft aber auch die Machart, die mich teilweise an Lodge Kerrigans „Keane“ erinnert hat, bei der man immer sehr nah an dem Protagonisten ist und selten einen Blick nach Außen erhaschen kann, den man aber auch hinterfragen sollte. Der Humor ist ebenfalls klasse und teilweise einfach bitterböse.
        Ich kann verstehen, warum der Film bei vielen nicht so gut ankommt, er ist schon etwas sonderbar und anders. Aber bei mir hat Prevenge voll gezogen und ist ein Kleinod des Autorenkinos, mit einer Ansicht, die man selten so vertreten sieht.

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        • 7

          Corridor ist ein Film der mit wenigen Mitteln eine spannende Geschichte erzählt. Ein Isolierter overachiever mischt sich in etwas ein, das ihm bald zu heikel wird. Dabei spielt sich das meiste in den Kopf des Protagonisten wie auch des Zuschauers ab. Plötzliche Gewalt und Drohung weiterer entwickelt sich zu einem Monstrum in dem er nicht nur sich selbst, sondern auch eine Frau beschützen möchte. Sein ganzes Leben fällt binnen Tage auseinander und er scheint komplett auf sich allein gestellt zu sein. In Ecken gedrängt wird auch er zu Dingen fähig die er sich selbst nicht zugetraut hätte.
          Corridor merkt man die geringen Mittel schnell an, und auch das etwas fehlende Feingefühl im Handwerk. Aber das ganze wird durch eine interessante und Authentische Geschichte wieder wett gemacht, mit Schauspieler die sich voll und ganz ihren Rollen verschreiben. Für Thriller Fans ist Corridor eine ganz klare Empfehlung.

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          • 5 .5

            Mit einer Starbesetzung und 200 Millionen Dollar versucht Netflix eine neue Serie aus dem Boden zu stampfen. Mit den Russo Brothers hinter dem Projekt, Ryan Gosling und Chris Evans vor der Kamera und mit Markus und McFeely und Joe Russo am Drehbuch, soll etwas ganz Besonderes entstehen. Und das gelingt teilweise. The Gray Man ist ein kompetenter Action Thriller, der in wohlgeformte Fußstapfen tritt. Und das ist eins der größten Probleme des Films. Er hat zwar alle Zutaten um etwas Besonderes zu werden, wird aber von zu sicherem Vorgehen ausgebremst. Dabei hat der Film tolle Action Setpieces die einen immer wieder in Verzückung versetzten. Auch die Kamera macht dabei gut mit, auch wenn man kein The Raid oder John Wick erwarten darf, hat man eindeutig schon schlimmeres gesehen. Aber leider verfranzt sich der Film vor allem in der Geschichte. Unser Protagonist Sierra Six ist zwar sau cool und extrem talentiert und trainiert, aber sein Charakter ist so blass, das man quasi durch ihn durchsehen kann. Manchmal ist das auch gar nichts schlimmes, wenn die Geschichte geradlinig ist, aber bei The Gray Man hetzt man von einem Land in das nächste. Man hat das Gefühl, das die Produzenten Deals mit möglichst vielen Ländern gemacht haben, damit man mal Hong Kong, Singapur, Berlin, Wien, Prag, USA, etc, gesehen hat. Um das Ganze zu erreichen, wirkt der Film sehr losgelöst, mit Zeit und Ort Sprüngen, in einer Geschichte die es wirklich nicht braucht. Das Ganze hat auch ein Petpeeve von mir zu Tage getragen, welches schon immer latent in mir lag, aber in diesem Film zur Explosion gebracht wurde. Ich hasse es, wenn man von einem Land zum nächsten Springt. Egal ob es 007, Bourne oder Six ist. Das Ganze wird nur dafür genutzt damit dem Zuschauer nicht langweilig beim Zusehen wird, und man sein Budget etwas flexen lassen kann. Dieser Film wäre so viel besser gewesen, wenn er sich örtlich eingeschränkt hätte und sich dafür mehr Mühe gegeben hätte beim Erzählen der Geschichte. So wirkt in The Gray Man alles versprengt und zusammenhangslos.
            Leider ist das nicht alles was mich an dem Film gestört hat, das Ende wurde auch etwas versemmelt. Ich weiß nicht ob es an den Russo Brüdern liegt, an dem Original, an dem sie sich orientiert haben, oder Netflix an sich. Ich hätte auf jeden Fall gerne auf „He fights without honour“ verzichten können. Oder das sie den USB Stick wieder in Kette packen. Genauso auf den letzten Kampf (auch wenn er cool war, aber den Charakter von Six noch mehr verwaschen hat) und auch die Rettungsaktion hat den eh schon zu langen Film noch unnötig weiter in die Länge gezogen.

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            • 3
              über Morbius

              Ja, was soll man zu Morbius noch sagen. Ein schrecklich dröger Film, mit einem uninspirierten Drehbuch, einem Regisseur der auch nicht wirklich bock darauf hatte und ein Filmstudio dem seit geraumer Zeit Qualität eigentlich nur im Weg steht.
              Immerhin werden bei Morbius Erinnerungen wach, an Zeiten in denen Superhelden Filme noch ein Schimpfwort war, wie bei Daredevil und Catwoman. Genau wie diese Filme wird das ganze Konstrukt durch einen schwachen Plot, schwache Charaktere und miese visuelle Blender am leben erhalten, sodass man sich am Ende fragt, warum man eigentlich seine Zeit damit verschwendet hat. Dem ganzen Film fehlt ein roten Faden an den man sich entlanghangeln könnte. Jared Leto macht es auch nicht besser mit seinem mehr als schlechten Darstellung von Morbius, der sich nie entscheiden kann ob er jetzt ein Brooding Dude sein, oder doch lieber Witze reißen möchte. Auch der Konflikt zwischen ihm und Milo ist so schwach, das auch am Ende sich Milo fragt, the fuck did just happen. Apropos Milo, er ist der einzige kleine Lichtblick in diesem Film. Ein Villian der sein ganzen Leben gebunden an Dialysen und Krücken verbringen musste, und nun endlich die Freiheit schmecken kann. Aber auch sein Charakter wird alsbald kaputt gemacht. Dazwischen gibt es unzählige dröge Superkräfte die keinen wirklichen Sinn ergeben, geschweige den Spaß machen.
              Ich bin sehr froh das Sony mit dem Re-release nochmal auf die Schnauze gefallen ist und ich hoffe inständig das man in Hollywood endlich aufhört Jared Leto Rollen zu geben und man dieses Franchise einfach sterben lässt.

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              • 3

                Wo Olympus has fallen noch geniale Action Szenen hatte und London has fallen immerhin Spaß gemacht hat, fällt Angel has fallen leider komplett flach für mich. Sich jetzt plötzlich auf Banning sein Charakter zu stützen ist eine Entscheidung die ich verstehe, die aber nicht wirklich viel Sinn macht. Ähnlich wie die späteren Bourn Filme, verliert sich der Film hier viel zu sehr in irgendwelchen persönlichen Drama. Und auch wenn es Sinn ergibt das sich Banning nach all dem was passiert ist, psychisch wie physisch kaputt ist, macht es nicht so viel Spaß dabei zuzusehen bzw. hat es auch später keine Relevanz mehr. Dadurch hat der ganze Film ein Pacing, das sich die meiste Zeit zieht.
                Die Geschichte ist bis jetzt auch die schwächste (und das will was mit den zwei Vorgängern heißen), mit drögen Bösewichten und einem vorhersehbaren Plot. Mit Handlungen von Charakteren die nicht wirklich Sinn ergeben. Es hätte auch schon gereicht wenn sie ihn nicht sofort verurteilt hätten (vor allem nach alle dem was Banning in den Filmen zuvor gemacht hat), sondern erst langsam an seiner Motivation zweifeln. Auch die Art und Weise dem Film eine gewisse Politische Tragweite zu geben, war auch eher schwach. Damit mein ich den Plot mit den Söldnern, der verlorene Vater, Kriegserklärungen und Machtverteilungen. Angel has Fallen hat sich einfach zu viel auf den Teller gepackt und macht quasi mit keinem der Elemente wirklich etwas. Dazu kommt das Banning eigentlich auch nicht wirklich etwas macht. Der Plot der Bösewichte verfranzt aus ihrer eigenen Dummheit, anstatt das er mit klugen Schachzügen sie ausspielt.
                Aber das schlimmste an dem Film ist das er langweilig ist. Es gibt ein paar coole Setpieces und die Filmemacher wissen es mit Explosionen umzugehen. Aber mit dem drögen Drehbuch und der zusammenhangslosen Geschichte, will sich einfach nichts spannendes entwickeln. Ein paar Action Szenen dazwischen haben auch gar nicht funktioniert (Flucht mit dem Truck). So gibt Angel has Fallen der Serie, die nie wirklich großartig war, ein sehr durchwachsenes Ende.

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                • 6

                  Sonic The Hedgehog war für mich eine richtige Überraschung. Eine spaßige und kompetente Adaption einer Videospiel IP mit eigenem Twist. Das Ganze wird nur noch beeindruckender das es sich dabei um Sonic handelt. Das Maskottchen der Sega Generation der unzähligen Spiele als Protagonist ziert, von denen vielleicht eine Handvoll gut sind (und das ist wohl gemeint, als jemand der alle Sonic Spiele gespielt hat… würde ich sagen das nur Mania das Prädikat gut verdient hat). So ist es natürlich spannend, ob sie das Momentum aufrechterhalten können.
                  Sonic The Hedgehog 2 ist immer noch unterhaltsam. Sonic ist nach wie vor ein sympathischer Charakter, Robotnik immer noch ein guter Gegenspieler und mit Tails und Knuckles weht auch etwas frischer Wind. Aber dem Film fehlt etwas das ‚Fish out of Water‘ Konzept, das den ersten Teil so unterhaltsam gemacht hat. Stattdessen erlebt man jetzt ein großes Abenteuer in den bibbernden Wäldern und Bergen von Sibirien, zum Sonne tanken in Hawaii und der Labyrinth Zone um dann am Ende wieder in Green Hills zum letzten Kampf aufzubrechen. Leider fehlt dem Film ein etwas strafferer roter Faden, der nicht nur die verschiedenen Gebiete ab kreuzt, sondern diese auch sinnvoll in die Geschichte und Entwicklung der Charaktere einbindet. Es hilft dann auch nicht dass es plötzlich in Hawaii zu einem brutalen Stopp kommt, von einem unfassbar hanebüchenen Plan von GUN.
                  Handwerklich ist der Film gut, aber nicht herausragend. Gerade die Übergänge sind manchmal etwas ungelenk. Ben Schwartz macht wieder eine gute Figur als Sonic und Jim Carey hat sichtlich Spaß an der Rolle. Nur Idris Elba ist etwas fehlbesetzt. Es ist auch schade das sie seinen Charakter nach Sonic 3 & Knuckles ausgerichtet haben, anstatt den etwas spaßigeren Knuckles der 3D Generation.
                  Der Film ist immer noch für Kinder gedacht, weswegen man als Erwachsener oftmals die Augen rollt. Aber dennoch ist Sonic The Hedgehog ein spaßiger Abenteuerfilm, der das filmische Universum um Sonic etwas grösser macht. Und ich müsste lügen, wenn ich mich nicht auf den dritten Teil mit Shadow freuen würde.

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                  • 8
                    Nebenniveau 24.07.2022, 23:03 Geändert 30.07.2022, 12:18

                    The Long Way to War ist eine großartige Dokumentation, welche die wirren vor dem ersten Weltkrieg etwas ausklamüsert und den Zuschauern näherbringt. Dabei besteht der Film eigentlich nur aus Originalaufnahmen, verbessert durch Ton und Stimmen von Experten. Der lange Weg beginnt wirklich früh und zeigt die ganzen Aspekte, welche dann zu den mächtigen Unruhen innerhalb Europas geführt haben und wie manchen Leuten dabei einfach nur übel mitgespielt wurde. Ich wusste davor nicht von den Freiheitsversuchen von so vielen Ländern gegenüber dem Ottoman und dem ständig aggressiven Plan der Deutschen und der Inkompetenz des Österreichisch-Ungarischen Reiches. So spannend wie nur wahre Geschichte sein kann, befindet sich alles ständig in Bewegung und treibt Konsequenz nach Konsequenz nach sich.
                    Die Dokumentation ist Spitzenklasse und kann jedem, der auch nur etwas Interesse an Geschichte hat, wärmstens ans Herz legen. Ein Kritikpunkt hätte ich dann aber doch noch, es wäre vielleicht ganz schön gewesen mit einer ständig wiederkehrenden Weltkarte die verschiedenen Ereignisse, Truppenbewegungen, Siege und Verluste darzustellen, damit man einen besseren Überblick behalten kann.

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                    • 4 .5

                      Ich bin hier echt etwas zwiegespalten. Einerseits war der Film echt unterhaltsam, von der ersten bis zur letzten Minute. Andererseits ist das Pathos hier so dick aufgetragen, das es schon fast weh tut. Fuqua kam diesmal nicht zurück in den Regiestuhl da ihm das Drehbuch nicht gefallen hat. Und man merkt schnell, warum das der Fall ist. Zwar war Olympus has Fallen schon massiv übertrieben, treiben sie es in London has Fallen wirklich etwas über die Spitze. Babak Najafi nahm sich dann das Drehbuch an und hat einen recht spaßigen Film daraus gemacht. Wie schon gesagt, ist die Prämisse massiv übertrieben. Wenn 9/11 die Welt massiv verändert hatte, würden die Ereignisse in London has Fallen ein noch viel größeren Eindruck hinterlassen. Das London so schnell und so massiv zu einer Terror Hochburg werden würde, ist schon echt lächerlich. Vor allem sind die Terroristen besser Organisiert als alles andere was ich jemals gesehen habe. Das kann man noch hinnehmen, aber meine Suspension of Belive wurde mehrmals weit über seine Grenzen gebracht. Etwas das auch sauer aufstößt ist der Pathos und die widerwärtige Freude die hier gezeigt wird. Von beiden Seiten wohlgemerkt. Das hätte ein intelligenterer Film auch sicherlich gut verwenden können, hier wirkt es einfach nur tonedeaf. Auch ist die Ein-Mann Armee von Banning etwas zu übertrieben. Des weiteren Steckt der Film voller Logiklöcher. Es war auch nicht unbedingt die beste Entscheidung in einem so derben Actionfilm den Bösewichten eine fantastische Motivation zu geben, mit der man nicht mal argumentieren kann. Und auch der Film mit seiner letzten Szene klar nicht argumentieren möchte.
                      So hat man einen ganz unterhaltsamen Film, der einfach auf höherer Narrativer Ebene etwas auf die Bremse hätte treten müssen. Immerhin hab ich jetzt eine Lieblingsszene von Gerald Butler. Im Safeshouse kommt er auf den Präsident zu und sagt: „I don’t know about you, but I’m thirtsy as fuck!“ und kippt sich ein ganzes Glas Wasser in die Futterluke. Es war herrlich bizarr und unpassend, das zumindest diese Szene immer in meinem Kopf bleiben wird.

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                      • 7 .5

                        Grave Encounteres ist ein erfrischender Found Footage Horror Film der genau weiß was er machen möchte. Die Parodie einer klassischen „Ghost Hunter TV Show“ ist absolut fantastisch. Von den Interviews, zu den Charakteren und der Machart ist alles einfach zum wegwerfen lustig. Aber als der Film dann ernst wird, nimmt er gut die Kurve und schafft großartigen Horror. Normalerweise bin ich kein Fan von Horror dessen Regeln nie eindeutig sind, in Grave Encounters funktioniert es aber irgendwie. Vielleicht ist es die gewisse Respektlosigkeit, welche die Paranormalen Fanatiker an den Tag gelegt haben, oder ein Wiederspiegeln der Gewalt und Degradierung die den Patienten wiederfahren ist. Der Sinn ist es, den Wahnsinn wiederkehren zu lassen. Und die Situation, in der sie sich alsbald wiederfinden kommt Wahnsinn am nächsten. Ständig Angst in kompletter Dunkelheit mit jeglicher Möglichkeit zu fliehen. Jegliche Mechanismen sich an der Realität festzuhalten, schlagen fehl, und genau wie den Patienten gibt es keinerlei entkommen aus dem Horror.
                        Ein kleinen Wehrmutstropfen gibt es dann aber doch. Die letzten fünf Minuten hätte man gerne streichen können, da sie dem Film unnötigen Kontext überstülpen, welches die ganze Erfahrung etwas verramscht.

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                        • 2

                          Midway war eine der entschiedensten Schlachten im Pazifikkrieg, welches militärisch das Blatt wendete und die zuvor sehr aggressiven Japaner in eine Defensive Position zwang. Eine Geschichte, die vor allem auch mit Pearl Harbour und all den anderen kleinen Geschichten dazwischen sich großartig für einen Film anbieten. Was Roland Emmerich und Wes Tooke hier aber abliefern ist eine reine Zeit und Geldverschwendung. Getränkt in schmieriges Pathos, chaotisch erzählt versehen mit teilweisen sub-paren GCI Effekten, muss man sich schon durch den zwei Stunden plus durchkämpfen.
                          Anstatt sich auf eine Geschichte, eine Schlacht oder zumindest ein Charakter zu fokussieren, ist Midway all over the place, mit ein Haufen Pappfiguren aber kein einzigen Charakter. Dabei wird auf manches sonderbar viel Wert gelegt (warum interessiert mich der Ausschlag von dem General) während anderer Sachen einfach im vorbeilaufen erzählt werden (wie zum Beispiel der Angriff auf die anderen Flugzeugträger). Man hat das Gefühl das Tooke sich die interessantesten Fakten für sich selbst rausgesucht hat und sie halt irgendwie reinzwängen muss. Die Geschichte wie Best und sein Kumpel trinken waren, ist jetzt nicht wirklich interessant. Und auch sonst, steckt es der Film voller ‚by-the-way‘ einlagen, die eher wie Fremdkörper wirken und nicht wirklich am Verständnis der Situation oder Vertiefung der Charaktere beiwohnt. Warum muss man zeigen wie die Bomber, die Tokio angegriffen habe, heldenhaft von den Flugzeugträgern starten? Das ganze wird dann noch garniert durch die Chinesischen Investoren. Und versteht mich nicht falsch, was Japan in China getrieben hat ist absolut abartig und es ist eine Schande das die Regierung das bis heute nicht wirklich einsehen möchte. Aber ist es wirklich das beste die Moralkeule zu schwingen nachdem Amerikanische Bomber gerade Bomben auf unzählige Zivilsten fallen gelassen haben, nur um dann sich empört zu zeigen, wenn die Japaner genau das selbe gemacht haben. Man hätte damit aber auch ein tolles Kontrastprogramm zeigen können, das im verlauf des Films immer mal wieder versucht wird, aber die Machart macht es so klar, das dies nicht die Absicht war.
                          Mehr Fokus hätte dem Film enorm gutgetan. Oftmals fokussiert sich Midway zu sehr auf Details, die nicht wichtig sind und überspringt dann ganz andere. Warum nicht mehr Fokus auf Layton, seine Beziehung zu Japan und sein verzweifelter Kampf die Sache wieder hinzubiegen, nachdem niemand auf ihn gehört hat? Da hätte man auch einen tollen Blick in die Kryptographen bekommen, weswegen Amerika überhaupt noch die Kurve kriegen konnte. Auch hätte man viele eher verwirrende Aspekte anschaulicher gestalten können. Wie zum Beispiel wo gerade der Krisenherd ist und wie die nächsten Schritte aussehen. Man hätte dann auch die Schlachten freier zeigen können, ohne sich selbst auferlegten Regeln, das man nur das Sehen kann was ein Hauptcharakter sehen kann. Es ist auch sonderbar das so etwas wie die Kamikaze Angriffe einfach Außer acht gelassen wurden, vor allem weil sie den draufgängerischen Charakter von Best am besten kontrastieren würde. Er kämpft, als ob es kein Morgen gibt, findet dann doch aber immer die Kurve und somit auch das Leben seiner Kumpane.

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                          • 8

                            The Good Neighbour ist ein richtig guter Thriller, der mit einer großartigen Prämisse und einer noch besseren Erzählstruktur etwas fantastisches auf die Beine stellt. Die zwei Teenager möchten groß rauskommen, mit einem mehr als nur zweifelhaften Experiment, das oberflächlich ganz interessant klingt, aber ihr wahres potential in der Meta Betrachtung freigibt. Wie die zwei schon von Anfang an klar machen, kann die Wahrnehmung vieles ändern. So wird auch gnadenlos gegen den Frauenprügelnden, Hunde tötenden Nachbarn vorgegangen, ohne das jemals zu hinterfragen. Das dabei spezifische Erinnerungen wach werden und die Verzweiflung des Opfers steigt, ist eher reiner Zufall als eine gewollte Reaktion. Und hier trifft die Bodenständigkeit des Filmes auf die Prämisse, mit einer ungeahnten Brutalität die einen nicht kalt lassen kann.
                            Die Narrative ist dabei toll zwischen der fast fertig gestellten Dokumentation, Szenen aus dem Gerichtssaal und den Momenten dazwischen. Mit jeder Szene wird etwas Neues aufgedeckt oder eine andere Frage gestellt, die das ganze bis zum Schluss spannend macht. Die Schauspieler sind auch durch die Bank gut. Die Machart des Films spielt fantastisch mit den verschiedenen Elementen und Erzählweise des Drehbuches. Für Fans von guten Thrillern und interessanten Konzepten kann ich „The Good Neighbour“ ans Herz legen!

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                            • 3 .5
                              über Life

                              Life sieht auf den ersten Blick toll aus! Ein SciFi-Film, mit einer Gefahr für alle Astronauten und gar der ganzen Welt, mit einem großartigen Cast. Und ja, der Cast ist toll! Und das Ganze sieht auch richtig gut aus, aber das Drehbuch ist so schwach, das es den Rest einfach in den Abgrund zieht.
                              Als Zuschauer fühlte ich mich ständig verarscht, weil mir immer und immer wieder erklärt werden musste was gerade passiert, und was für Konsequenzen das haben wird. Auch haben sie unzählige Möglichkeiten dem Problem Herr zu werden, verkacken aber eines nach dem anderen. Aber das Ganze wird dann mit dem Ende auf die Spitze getrieben. In dem sie scheinbar vergessen haben, dass sie Rettungskapseln haben und dann dem dümmsten Twist von allen aufsetzen. Hat er die Kapsel jetzt auf Manuel geschalten oder nicht? Hat er jetzt weg von der Erde gelenkt oder nicht? Das sie gegen den Weltraumschrott geflogen ist, ist ja okay, aber warum er auf der Erde gelandet ist, ergibt einfach keinen Sinn.
                              Der Film besticht sonst auch noch aus einem furchtbaren Soundtrack und dämlicher Direktion. Ich kann es kaum fassen das dieser Film vom selben Typ sein soll, der Morbin Time erfunden hat. Aber man kann halt ab und an auch mal überrascht werden.

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                              • 4

                                Scott Derikson gibt sich wirklich mühe, die Geschichte so spannend und interessant wie möglich zu machen. Aber leider fallen da so viele Aspekte in der Kerngeschichte schon flach, das es nicht wirklich aufgehen kann, zumindest für mich. Finney ist ein viel zu karger und passiver Charakter. All seine Fluchtversuche kommen wie Befehle aus dem Telefon und er selbst entwickelt sich kaum, weil es eben nichts gibt worauf es aufbauen könnte. Die Geschichte mit der Schwester, vor allem im Kontrast zu der Mutter und der Reaktion ihres Vaters, ist sehr interessant und auch toll gemacht, hat aber am Ende keinerlei Relevanz und hätte man auch einfach weglassen können. Der Killer sah gut aus und wurde auch toll von Ethan Hawk verkörpert, hatte dann aber auch nicht viel tiefe oder interessante Aspekte an sich. Ich mochte das am Ende alle halbgaren Versuche von Finney zu einem Ziel geführt haben, aber das wars dann auch.
                                So treffen das Talent von Filmemacher auf eine Geschichte die sich einfach nicht als ein ganzer Film anbietet. Black Phone ist ein Film, der meiner Meinung nach besser eine Kurzgeschichte hätte bleiben sollen. Ich denke man dennoch Spaß an dem Film haben, aber empfehlen würde ich ihn nicht.

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                                • 8
                                  über Con Air

                                  Con Air ist ein Film den ich als Teenager, der sich viel zu ernst genommen hat, gehasst habe. Nicolas Cage dumme Friese, der dämliche Plot, die schwachsinnigen Action Szenen und ein Soundtrack bei dem sich alle Fußnägel aufrollen. Heute erkenne ich Con Air für das kleine Meisterwerk, das es ist.
                                  Con Air nimmt sich überhaupt nicht ernst. Keine Sekunde! Und das ist wunderschön! Fast jeder Charakter wurde perfekt gecastet und bringen ihr A-Game. Selbst John Cusack, der den Film nach seinen eigenen Worte Film, geht in seiner Rolle als verantwortlicher Cop fantastisch auf. Malkovich ist beeindruckend und verstörend, in einer der besten Villian Rolle da draußen. Mit einer ungesunden Mischung aus Psychopathie und Intelligenz. Steve Buscemi, Danny Trejo und selbst Dave Chappell bringen alle etwas ganz Besonderes zu dem Film. Natürlich darf dabei auch Nicholas Cage nicht fehlen, der sich dem coolen, one-liner spuckenden, dringend ein Frisör brauchender Held hingibt. Worin Con Air vor allem brilliert, ist die Struktur. Über die Laufzeit kommt nie Langeweile auf! Wenn ein Konzept auch nur andeutet etwas zu lange zu gehen, wird man sofort in die nächste Situation geworfen. Mit Setpieces die einem lange im Gedächtnis bleiben und einfach nur Spaß macht!

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                                  • 9

                                    Ich liebe diesen Film! Charlie Kaufmann ist einfach ein Schatz und ein richtiger Künstler, der auch gerne mal das ganze Konzept eines Filmes an sich reißt, um auf innovativer und interessanter Art und Weise etwas zu erzählen. Dabei verkopft er sich immer sehr gerne, aber selbst hier zeigt er viel mehr seine verkorkste Psyche und eine mächtige Portion Imposter Syndrom, anstatt sich selbst als Kunstschaffenden zu feiern.
                                    Adaptation ist ein Film der vor Metaebenen und verzweifelten Augenzwinkern nur so strotz. Ein Film über das schreiben, ein Film über Künstler und natürlich ein Film über Blumen. Das man in ein chaotisches Potpourri geworfen wurde, merkt man erst etwas später. Wenn Szenen die schon so gefilmt und gedreht wurden, zum ersten mal auf Papier gebracht werden. Ähnlich wie in Synekdoche New York wird hier nach und nach neue Ebenen dazu gepackt und die Grenze zwischen Fantasie und Realität, zwischen Inszenierung und tiefsten inneren Unruhen verschwimmen immer weiter. Wie will man ein unverfilmbares Buch verfilmen? Wie will man ein Drehbuch schreiben, das einfach nicht zusammen kommen möchte? Und wie steht man zwischen alledem als Künstler, der sich weiterentwickeln will und seinen eigenen Unzulänglichkeiten zum Opfer fällt? Adaptation gibt einem ein überraschenden und sehr tiefgreifenden Einblick in den Schaffensprozess.
                                    Das Dabei natürlich auch filmisch viel passiert, ist natürlich klar. Ständig wird das Genre gewechselt, die Erzählstruktur über den Haufen geworfen oder schnell noch irgendwelche „Verbesserungen“ eingefügt. Da verstummt plötzlich der Erzähler, Blumen werden ästhetisch in Szene gesetzt, spannende Musik setzt ein und verstummt alsbald wieder. Vor allem gegen Ende, wenn Donald das Ruder übernimmt, fährt die ganze Geschichte geradewegs über eine Klippe. Aus den Orchideen werden Drogen gemacht, aus der Professionellen Beziehung zwischen Susan und John wird ein heikles Drama. Die Dialoge sind auf einmal getränkt von Pathos, genau wie die Musik und der Plot. „Wow them at the end“. So entwickelt sich der Film Charlie auch weiter und traut sich endlich einer Frau seine Liebe zu gestehen. Scheinbar hat er noch die Kurve bekommen einen „wirklichen“ Film zu machen.
                                    Ein Problem das dann auch Charlie viel zu spät bemerkt (und vor allem in dem Rewrite von Donald klar wird), ist das er sich gar nicht für die Blumen interessiert. Ähnlich wie Susan ist er viel mehr an etwas anderem interessiert. Was es genau ist, weiß er selber nicht. So wird aus Adaptation ein Film über das Versuchen und Versagen. Über Kreativität und der Preis von völliger los Gelöstheit. Von großen Ambitionen und den zusagen, die man machen muss, um überhaupt etwas zu schaffen.
                                    Ein letztes großes Plus für den Film sind die Schauspieler. Nicholas Cage in einer Doppelrolle ist absolut fantastisch, genauso auch Meryl Streep und Chris Cooper. Aber auch die kleinen Rollen, wie von Maggy Gyllenhaal, Cara Seymore oder auch Cathrine Keener sind alle großartig und bringen dieses bizarre Experiment zum Leben.

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                                    • 7

                                      Ils ist ein Horrorfilm, der das Rad nicht neu erfindet, aber das was er macht, richtig gut macht. Die Situation in einem fremden Land zu sein, in dem man nicht mal richtig die Sprache spricht, abseits von allen und einer Gefahr ausgeliefert, der man einfach nicht entkommen kann, ist konzeptuell schon echt gruselig. Der Film wird aber auch durch sein authentisch wirkendes Verhalten der Charaktere und der Killer richtig verstörend. Dabei fand ich auch toll das der Prolog schon so viel Vorarbeit geleistet hat. Nicht nur in der Stimmung, sondern auch dem MO der Killer, bei denen der Terror ein wichtiger Aspekt ist, und das man machen kann was man will, sie sind immer ein Schritt voraus. Die Identität der Killer war dann auch nochmal ein Schock, vor allem wenn man bedenkt das es auf wahren Ereignissen basiert.

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                                      • 6

                                        Gangster Gang erzählt eine Geschichte von einer Gruppe ‚Bösewichte‘ die einfach ihrer aufgezwungen Rolle nachkommen. Von einem Raubzug zum nächsten Leben sie in den Tag hinein, bis der größte Raubzug ihres Lebens plötzlich ganz andere Dimensionen annimmt. Ich glaube das der Film etwas ganz tolles für Kinder ist, die viel Spaß mit der einfachen Geschichte und den coolen Charakter haben können. Für alle älteren Liebhaber der Animationsfilme möchte ich eine kleine Warnung oder besser noch einen Tipp aussprechen: Auch wenn er euch nicht so gefällt, schaut auf jeden Fall weiter. Denn die erste Hälfte ist wirklich eher schlecht als recht, wird dann aber durch eine tolle zweite und einem super Finale wieder Wett gemacht.
                                        Der ersten Hälfte fehlt es an einer klaren Richtung. Es passieren einfach Dinge ohne Große Konsequenzen oder klar ersichtlichen Weg wohin es als nächstes gehen wird. So wirkt vor allem Thematisch die erste Hälfte recht dünn, da sie einfach keinen griffigen Punkt finden kann, an dem sich die Geschichte festmachen kann. Gerade der Konflikt des Wolfes ob er nun doch gut werden möchte oder nicht, ist immer nur sehr peripher anwesend. So bewegt es sich eher schleichend voran, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Der Humor ist teilweise auch sehr infantil (wenn der Piranha sagt das der Meteorit aussieht, wie ein Po oder er ständig giftige Gase pupsen muss) mit ein paar richtigen Glanzstücken dazwischen. Aber nach der Hälfte (und einen Twist den man von weiten kommen sieht, aber nicht auf diese Art und Weise) nimmt der Film richtig Fahrt auf. Plötzlich macht vieles das sich davor, wie ein Schlag ins Leere anfühlt plötzlich Sinn und wird auch richtig gut genutzt.
                                        Der Film hat einen richtig charmanten Art Style, bei denen auch gerne mal 3D Animationen auf 2D Zeichnungen treffen. Die Animationen sind auch toll, die gekonnt auch gerne mal gewollt hakelig ausfallen, um die Situation besser darzustellen. Die Musik und Soundeffekte sind auch sehr passend gewählt. Mit dem Voiceacting tu ich mich leider teilweise etwas schwer. Ich habe den Film im Original gesehen und die meisten machen eine richtig gute Figur (vor allem Akwafina, Zazie Beetz, Richard Ayodade und Craig Robertson), aber gerade der große, böse Wolf schwächelt etwas. Ich mag Sam Rockwell sehr, aber hier fallen viele Sätze etwas schwach aus oder es fehlt der gewisse Nachdruck, den man normalerweise aus solchen Animationsfilmen kennt.

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                                        • 8

                                          Der Baader Meinhof Komplex ist ein Film der mich wütend macht und über den es mir auch schwer fällt zu schreiben. Handwerklich ist der Film top! Die Regie, das Drehbuch, der Schnitt, die Schauspieler… alles ist fanatisch gelungen und erzählt in einem überraschend neutralen Ton über den Aufstieg und Fall der RAF und ihrer Mitglieder.
                                          Ich glaub der Film macht mich wütend, weil er so neutral den inneren Zirkel der RAF und die damalige Beschaffenheit von Deutschland aufzeigt. Dadurch das der Film nur das darstellt was damals geschehen ist und wie die Menschen darauf reagiert haben, wird man stärker dazu angehalten selbst aktiv zu werden und die Geschehnisse zu verarbeiten. Ich glaube meine Freundin und ich noch nie so oft einen Film unterbrechen mussten um uns gegenseitig lautstark aufzuregen. Über das was die RAF getan hat, wie sie es rechtfertig, wie der Staat und die Menschen darauf reagiert haben und wie man selbst wohl aus außenstehender dazu stehen würde. Gerade die Halbwahrheiten haben mich wahnsinnig gemacht. Nach all den Taten sitzen die Mitglieder in Isolationshaft. Ein grausames und unnötiges Mittel das für mich eine Art Folter ist, vor allem über drei Jahre. Wenn Ulrike Meinhof sich dann öffentlich darüber beschwert, kann ich ihr nur recht geben. Auch wenn es total an dem vorbei geht, warum sie überhaupt einsitzen. Im Gefägnis soll die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden, sie sollen über ihre Taten brüten und als bessere Menschen wieder herauskommen. Aber hier werden die eh schon extremen Ansichten noch weiter vertieft, ständig neue Ausreden für die grausigen Taten gefunden und eine Rechtfertigung für alles gefunden. Ich erwarte jetzt kein brutales Umerziehungscamp, aber so kann es natürlich nicht gehen. Vor allem mit so viel aktiven Mitgliedern außerhalb. Hier haben Baader und seinen Kumpanen ihre hässliche Fratze gezeigt, bei dem sie fremde Leben und vor allem tote über ihr eigenes Stellen. So werden Entführungen, Morde und weitere Terrorakte gerechtfertigt und blutlechzend entgegengefiebert. Vor allem Baader hat mich rasend gemacht: Ein Psychopath der den linken Kampf einfach nur als Ausrede genommen hat um seinen hedonistischen und soziopathischen Gelüsten freien Lauf zu lassen. Er ist ein klarer Opportunist, der, wenn rechter Terror gerade chic gewesen wäre, auf diesen Zug aufgesprungen wäre. Die Verwandlung von Meinhof, einer intelligenten Frau die wirklich etwas verändern will, zu einer Terroristin, die an massenhaften toten verantwortlich ist, ohne eine klare Linie in ihrem Kopf oder Worten zu fassen, ist auch sehr tragisch und traurig. Vor allem wenn es um ihre Kinder geht, von denen sie sich am Anfang nicht mal im Traum trennen könnte, nur um sie am Ende auch irgendwelchen Sklavenhändlern in die Hände gegeben hätte, wenn es dem Kampf genutzt hätte. Wie gerade der Kern der RAF mit anderen Kulturen und Menschen umgeht, war einfach nur widerwärtig. Imperialistisch und rassistisch, setzten sie sich über andere hinweg und fühlen sich als was Besseres. Auch der Umgang mit Leuten innerhalb der Organisation denen es zu heiß wurde, ist einfach niederträchtig. Da wird man zu einem Faschisten ernannt oder gleich an den Strick geliefert. Alsbald geht es nur noch darum den Extremismus zu füttern und zu fördern, um jeden Preis und jedes Opfer. Dabei war es auch sehr interessant, wie die RAF überhaupt entstanden ist. In einer Zeit der himmelsschreienden Ungerechtigkeit, bei der eine starke linke Gegenbewegung gegen den faschistoiden Staat gebraucht nötig war. Ohnesorg und Dutschke sind Opfer des rechten Terrors geworden und da kann man verstehen das man sich in der Wut und Verzweiflung auf dieselben Mittel berufen möchte (auch wenn man es niemals Gutheißen kann). Dank aber einer Brandaktion waren Baader und Kumpanen erst einmal im Untergrund und kamen dann in ein Deutschland, das an einem ganz anderen Ort war. Durch Willy Brand hat sich vieles gebessert und die spontane Gegenbewegung war so nun nicht mehr nötig. Aber dennoch waren sie da, mit der selben Wut im Bauch, bereit das System zu zerschlagen. Das es dabei einen gegenteiligen Effekt hatte, merkt man wohl nur mit etwas Voraussicht. So muss sich Deutschland in einen Polizeistaat verwandeln, um den linken Terror Herr zu werden und unschuldige Leben zu schützen.
                                          Der Baader Meinhof Komplex dreht sich um einen gewissen Punkt in der Deutschen Geschichte mit einer ganz spezifischen Gruppe. Aber ich finde der Film schafft es auch die Strukturen und den Fruchtbaren Boden für Terrorvereinigungen im Allgemeinen aufzuzeichnen. So würde ein Film über die NSU nicht großartig anders sein. Kommen sie zwar aus verschiedenem Lager, so sind ihre Mittel und die Grausamkeit mit der sie diese ausführen dieselbe. Gewalt und Terror ist einfach keine Lösung, vor allem wenn es regelmäßig unschuldige trifft. Extremismus in jeder Form ist einfach widerwärtig und egozentrisch… und das hat der Film beeindruckend dargestellt.

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                                          • 6

                                            Das geheime Fenster ist ein netter Thriller, der mit guter Besetzung und einem interessanten Drehbuch punktet, aber leider an der eher mittelmäßigen Umsetzung etwas scheitert. Bei einem guten Thriller sollte man am besten die ganze Zeit am Rande des Stuhls sitzen und nur kurz durchatmen können damit sich eine furchtbare Realisation langsam setzten können. So ist der Film per se nicht schlecht, hakt aber am Pacing und der Erzählstruktur. Und auch wenn der letzte Twist echt cool ist, hätte man die Hinweise doch etwas besser setzten können. Auch ihn als unrelaible narrator hätte dem ganzen etwas mehr tiefe Gegebene. Das Ganze wird leider auch nicht besser durch den passablen aber eher störenden Soundtrack. So bleibt am Ende ein ganz netter Film übrig, der sein Potential nicht ganz ausreizen wollte.

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                                            • 7

                                              Staffel 1 – 8.0
                                              Die erste Staffel macht vor allem eins: Spaß. Dabei werden geschickt viele interessante Komponenten zusammengemischt und auf mehreren Ebenen interessanten Geschichten über eine Parallelrealität erzählt. Ein genialer Mix aus Spielberg und grotesken Horror mit einem großen Schwung Nostalgie für eine Zeit, die ich nur als Baby erlebt habe.

                                              Staffel 2 – 6.5
                                              Hier haben sie sich etwas vergriffen. Viele interessante neue Möglichkeiten werden ausgebremst und durch die Folgen langezogen erzählt. Dabei verliert die ganze Geschichte an Fokus, mit der Folge „The Lost Sisters“ die sich so gar nicht in den Rest einfügen will, nur damit Eleven einen plötzlichen Charaktersprung macht der durch die Staffel gefehlt hat. Immerhin hatte die Staffel Bob Newby, dessen Verlust ich immer noch nicht ganz verkraftet habe.

                                              Staffel 3 – 9.0
                                              Die bis jetzt beste Staffel meiner Meinung nach. Alle Charaktere entwickeln sich interessant weiter und die verschiedenen Geschichten werden geschickt miteinander verwoben. Dabei wird hier der Spagat zwischen Ernst und Quatsch gut gefunden. Max ihr Charakter entwickelt sich auch in eine bessere Richtung. Robin ist auch ein toller neuer Charakter, die vor allem mit Steve eine interessante Dynamik entwickelt. Die Aufteilung der Bösewichte mit den Russen und der Gefahr aus dem Upside Down ist auch toll getroffen, bei der Hawkins Stück für Stück auf den Kopf gestellt wird.

                                              Staffel 4 – 4.0
                                              Oh man, in dieser Staffel haben sie sich etwas übernommen. Die Staffel in mehreren, mehr oder weniger unabhängigen Storysträngen zu erzählen haben sie ja schon zuvor gemacht. Aber wenn es davor mal besser und mal schlechter funktioniert hatte, lassen mich hier die meisten Storylines irgendwie kalt.
                                              Ich liebe Hopper und gerade die Dynamik mit Joyce und Murray ist großartig, aber hier will es gar nicht ziehen. Obwohl sich Stranger Things nie wirklich darum gekümmert hat, ob das was passiert sehr realistisch darzustellen, wirkt die Rettungsaktion doch extrem an den Haaren herbei- und vor allem langezogen. Dazu ist die Geschichte auch so sehr vom Rest getrennt, dass es eigentlich egal ist was dort passiert. Bis zum Schluss, wo sie andeuten das sie etwas machen um den Rest der Gruppe zu helfen, macht es doch im Großen und ganzen kein Unterschied. So ähnlich auch der Rest in California. Das Eleven sich nicht wirklich zurecht findet ergibt Sinn, und die Geschichte der Bullys hat mein Blut auch zum Kochen gebracht. Aber es führt nirgendwo hin, höchstens in die Vergangenheit von El, an die sie sich selbst nicht mehr erinnert. Als der Besuch aus Hawkins kommt wird es auch nicht wirklich besser, wieder ist die Geschichte so vom interessanten getrennt, dass man die Szenen eben absitzt. So ähnlich wie „The Lost Sisters“ gibt es auch hier einen Ausreißer nach unten, als man plötzlich in einem goofy und quirky Kinderfilm in Salt Lake City wiederfindet. Der Roadtrip wirkt dann auch so getrennt vom Rest der Geschichte und ist auch so Konsequenz los das man sich das Ganze auch hätte sparen können. Die einzige Storyline die mich wirklich gepackt hat, war die in Hawkins selbst. Wenn die Staffel nur aus dieser Storyline bestehen würde, wäre ich auf jeden Fall um einiges Glücklicher.
                                              Das führt zu einer anderen Kritik: Die Folgen sind viel zu lange! Ich versteh nicht warum sie die Folgen so lang gemacht haben, wenn sie es kaum mit irgendwelchen Inhalt füllen. Und der Inhalt, der da ist, ist teilweise extrem Dröge und Redundant. Man muss mir nicht fünf mal ausgiebig zeigen wie El verschiedene Türen aufmacht nur um im selben Raum rauszukommen oder in einer viel zu langen Szene wie sie ein gigantischen Gegenstand erst mal langsam hoch hebt und dann langsam wieder absetzt. Dabei kam ich mir öfters verarscht vor, vor allem wenn dem Zuschauer noch einmal das was gerade passiert erklärt wird. Auch wie es erzählt wird ist eher schlecht als Recht. Das Geheimnis was in Hawkins Lab damals stattgefunden hat wird so aufgebauscht und dann durch einen dummen Twist auf den Kopf gestellt. Ein Twist der mir sehr viel an Stranger Things kaputt macht. Das Upside-Down war immer ein Ort voller Mysterium, in dem manche Regeln der Realität einfach anders funktionieren. Auch die Motivation der Monster war immer herrlich unergründlich und dadurch noch viel verstörender. Es ging immer, um den natürlichen Drang sich auszubreiten und den schwächeren sich untertan zu machen. Eine Natürliche Realität, die wir als Herren des Planeten so nicht mehr wirklich erleben. Jetzt soll alles von einem Edgy Teenager stammen, der mit seinen Ideen und Philosophie nie über das 13te Lebensjahr hinausgekommen ist. Aber selbst damit kann man was machen, den nichts ist gruseliger als unendliche Macht in den falschen Händen (siehe „The Innocents“). Aber so kommt es hier nicht rüber, es wirkt eher wie ein verzweifelter Versuch die Geschichte irgendwie zu Ende zu bekommen, als wirklich was interessantes zu erzählen. Am Ende bekommen sie in dieser Hinsicht noch etwas die Kurve, aber bei weitem nicht gut genug um ein zufriedenstellendes Finale hinzubekommen.
                                              Die Serie hat immer noch viel gutes an sich. Die letzte Szene in „Dear Billy“ war großartig gemacht und auch sonst, strotz Stranger Things vor guten Ideen und interessanten Konflikten. Das ganze wird aber durch den fehlenden Fokus, die viel zu vielen Charakteren bei dem die wenigsten wirklich relevant sind und zu lang gezogenen Episoden kaputt gemacht. Manche Folgen, besonders die vorletzte, ist teilweise auch furchtbar directed. Schauspieler von denen man dachte das sie eigentlich ganz gut sind, werden zu schlechten Soap Opera Lines verleitet. Die Geschichte ist auch furchtbar und eben durch die Regisseure auch noch schlechter erzählt. Ist Papa jetzt ein Monster oder doch nur ein guter? Warum kann sich der Helikopter anschleichen? Wieso sind die Army Typen überhaupt da, wenn sie am Ende doch keine Relevanz haben?
                                              Puh, die Staffel war teilweise eine Qual und ich hoffe das die Duffler Brüder in der 5ten und letzten Staffel nochmal die Kurve kriegen.

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                                              • 6 .5

                                                Ginger Snaps ist ein Horror Kleinod das nicht umsonst einen kleinen Fankult um sich herum hat. Der kanadische Horrorfilm aus dem Jahr 2000 merkt man die Zeit in der er gemacht wurde sehr an. Auch in der Machart, habe ich mich oft an kanadische Horror Kindershows wie „Gänsehaut“ und „Are you afraid of the Dark“ erinnert gefühlt. Die Dutch Angle, die heranzoomende Kamera und teilweise auch das Schauspiel vor allem von der Mutter und dem Vater. Das kann jetzt erst mal etwas abschreckend klingen, gibt dem Film aber einen ganz besonderen Charm. Ginger Snaps ist auch kein reinrassiger Horor Film, sondern bietet auch viel schwarze Comedy an, die meistens von ins Schwarze trifft. Im Allgemeinen ist das Drehbuch für den Film herausragend gut und selbst eindimensional wirkende Charaktere wie der Drogendealer Sam wird vielseitig beleuchtet und durch besonderes Wissen und Handeln zu einem meiner Lieblingscharaktere gegen Ende. Auch die Schwestern, die am Anfang nur so von Edgy Teenage Angst so triefen, entwickeln sich weiter. Vor allem der Shift von Ginger auf B ist sehr gut gemacht und bietet der eher schüchterne Schwester viel Raum zum Entwickeln. Aber auch der Plot ist durchwegs interessant und mit cleverem Twist versehen, die man teilweise nicht kommen sieht.
                                                Auch steckt so viel mehr hinter der Fassade als man zunächst annimmt. Einerseits ist es eine sehr einfache Allegorie die Verwandlung zu einem Werwolf mit der ersten Periode gleichzusetzten, aber Karen Walton zieht hier viele interessante Parallelen die tiefer gehen als „man wird halt zu einem Biest“. Hier wird auch die Rolle der Mutter interessant, die gegen Ende ein heftiges Geständnis macht, was ihre Töchter für sie bedeuten und wie weit sie für die beiden gehen würde.
                                                Was mir dann leider negativ aufgestoßen ist, war der Horror an sich. Teilweise sehr gut gelungen, zieht er sich vor allem in der letzten halbe Stunde sehr, sodass das gesamt Erlebnis etwas darunter leiden muss. Wäre der Film eine halbe Stunde kürzer und würde sich mehr auf seine stärken berufen, wäre es ne klare 8 für mich!

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                                                • 8

                                                  Kristy war eine ehrliche Überraschung für mich. Der Anfang des Filmes wirkt wie Massenware, bei der ‚furchtbar cool‘ ein Mord inszeniert wird und nach einem edgy Sequenz man die Protagonistin erst mal in Unterwäsche begaffen darf. Aber alsbald merkt man das es hier etwas anders ist. Erst feiert sie ihre Freiheit allein auf dem Campus, dann kommt die Langeweile und dann die Angst. Schon bei der Fahrt zur Tankstelle mischt sich eine gewisse Urangst mit einem treibenden Gefühl von Freude, welche dann auf der Rückfahrt in pure Angst gewandelt wird. Aber auch die Szenen in der Tankstelle ist fantastisch gemacht, in der sie, die kaum Geld hat, nur um der awkwardness der Situation zu entgehen, dem Mädchen die Sonnenbrille bezahlen möchte und sie daraus alle falschen Schlüsse zieht. Der Horror der dann beginnt war so intensiv das er mich durchgehend angespannt gelassen hat. Und normalerweise ziehen Slasher Filme bei mir nicht so, aber das Handwerk und das authentische Gefühl haben diese Szenen etwas anders wirken lassen. Vor allem die Arroganz und beschissene Edgyness der Killer haben die Szenen echt nochmal aufgewertet, in dem man sie richtig zu hassen lernt. Und dann noch die Saving Grace eines Slasher Films: Eine kompetente Protagonistin! Mit cleveren Ideen und geschicktem Wissen findet sie immer wieder Wege aus aussichtslosen Situationen. Und sobald ihr Freund das zeitliche segnet, gesellt sich ein weiteres Gefühl zu der Anspannung hinzu: Vorfreude. Die zuvor schon fast magisch unantastbaren Killer werden nacheinander auf geschickte Art und Weise ausgeschalten und jedes Mal bin ich in Ektase verfallen. Dabei werden zuvor auftauchende Gegenstände und Aspekte nochmal neu genutzt, um den Spieß umzudrehen.
                                                  Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht genau darauf zeigen was Kristy so verdammt gut macht, aber so wie er ist, ist es mein Lieblings Slasher Film, ein Genre auf das ich normalerweise gar nicht so stehe. Also wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt, macht die Lichter aus und genießt diesen überraschend fantastischen Film.

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                                                  • 9 .5

                                                    The Other Lamb ist ein Film ganz nach meinem Geschmack. Eine simple Geschichte, erzählt mit wenig Worten aber viel inneren Tumulten. Dabei reizt Małgorzata Szumowska zusammen mit ihren Cinematographen Michal Englert das Medium Film auf eine wunderbare Art und Weise aus. Die Geschichte funktioniert immer über mehrere Ebenen, bei dem die fehlenden Szenen dazwischen genauso wichtig sind wie das gezeigte. Bei dem selbst das was man sieht nicht immer der Realität entsprechen muss, sondern durch die Linse und das Innenleben der Protagonistin verzerrt wird. Gerade diese Subjektive Darstellung fand ich richtig klasse! Wenn sie auf einer Wiese einschläft und dann ein gerissenes Schaf sieht, fühlt sie sich befleckt, beschmutzt und unwürdig. Durch ihren fehlenden Glauben oder Hingabe, war es so, als ob sie das Schaf selbst getötet hätte… ein stummer Schrei der Verzweiflung. Solche Szenen machen The Other Lamb zu etwas ganz Besonderem, bei den einfach jeder Aspekt des Filmhandwerks stimmt. Dadurch das Selah ihr ganzes Leben in diesem Kult verbracht hat, kann sich der Film auch erlauben viele Aspekte desselbigen Vage zu halten oder eben einfach den Kontext der Außenwelt zu ignorieren. Nur in Tagträumen oder dem nächtlichen Auftauchen eines Polizeiautos wird gezeigt das es eine Welt außerhalb der Sekte gibt.
                                                    Was aber klar ist, ist das der Hirte seine Herde in der Hand hat. Alle Frauen und Töchter himmeln ihn an und geraten regelmäßig in Ektase. Seine Ehefrauen stehen aus tiefster Überzeugung hinter ihm und die Töchter haben es nie anders gelernt. Er ist die Sonne, die Wärme spendet aber auch verbrennen kann. Dass er nicht nur über Zuneigung lenkt merkt man schnell, wenn man an die Hütte fern ab herantritt. Hier werden Frauen gezüchtigt für unreines Verhalten, ob es nun Aufmüpfigkeit oder auch nur ihre Periode ist. Wie im mit der Erbsünde, wird der Frau eine Schuld auf gebürgt, für die sie nichts kann, eine Sünde die sich jeden Monat wiederholt, es sei den man wirft für den Hirten. Falls eine Frau etwas macht, das er nicht für zumutbar hält, wird er auch mal gewalttätig. Genauso bei der Übergabe seiner Gnade, schreckt er nicht davor zurück, Terror und Zuneigung zu verbinden. Gegen später werden auch so manche unbeantworteten Fragen klar, was zum Beispiel mit dem männlichen Nachwuchs passiert.
                                                    Der Film ist visuell absolut überragend. Englert zaubert hier grandiose Bilder, mit interessanten Einstellungen und Szenenbildern, welche auch gerne mal ein Schritt in die symbolische Fantasie wagt. Doch diese währen nicht vollständig, ohne die Inszenierung der irischen Landschaft, den grandiosen Sets und fantastischen Kostümen. Die Schauspieler sind auch durch die Bank weg grandios, allen voran natürlich Raffey Cassidy als Protagonistin, die einen grandiosen Job mit ihrer Mimik und Körpersprache macht. Michiel Huisman, der als Hirte das passende Charisma und Größenwahn mitbringt und natürlich auch Denise Gough, welche als etwas andere Ehefrau eine wichtige Rolle in der Transformation der Protagonistin spielt.
                                                    Die Symbolische Ebene kann man natürlich auch nicht auslassen, die viel Raum zum Interpretieren gibt oder den Spiegel eines überzogenen Patriachats entgegenhält, in den man vielleicht die grausamen oder wahnsinnigen Aspekte im Alltag wieder erkennen kann. Małgorzata Szumowska erzählt die Geschichte von Catherine Smyth-McMullen auf so eine brillante Art und Weise, das sie nicht nur als Film brilliert sondern auch als Allegorie über das Leben in einer Männer oder Glaubensdominierten Gesellschaft.

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