Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

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    Nebenniveau 19.05.2022, 13:27 Geändert 19.05.2022, 18:08

    It’s Always Sunny in Philadelphia gehört zu recht zu einer meiner liebsten Comedy Serien. Seit 2005 bringen die Crew rund um Paddys Pub Staffel um Staffel neue grandiose Konzepte hervor, sodass auch in der 15ten Staffel keine wirkliche Langeweile aufkommt. Dabei produzieren sie Comedy die oft reproduziert werden wollte, aber nie das Original erreicht haben.
    Wenn man sich etwas mit den Vorurteilen gegen Philadelphia und deren Bevölkerung auseinandersetzt, ergibt vieles Sinn. Die Crew ist Laut, nimmt kein Blatt vor dem Mund und lässt sich auch nichts sagen. Dabei greifen sie oft Themen heraus die weit über die Grenzen schlagen. Wichtig dabei, die Charaktere selbst werden zur Witzfigur. Gerade in Comedy die gerne über die Stränge schlägt wird sich über Leute oder Gruppen lustig gemacht, ohne es zu reflektieren. Wenn die Gang ein Haus für eine Mexikanische Familie renovieren wollen, werden nicht die Mexikaner zum Ziel, sondern die typisch amerikanische Arroganz der Gruppe.
    Die stärke in IASIP liegt natürlich allen voran am Cast, die ja seit Anfang an die meiste Kontrolle über die Serie habe. Und auch wenn man denkt das es doch irgendwann mal alt werden muss, erfinden sich Mac, Dennis, Charlie, Dee und Frank doch immer wieder neu. So bekommt man bei ihnen doch das Gefühl das sie nur eine neue Staffel machen möchte, wenn sie auch etwas bieten können, was im starken Kontrast zu Serien wie ‚Two and Half Man‘ oder ‚Family Guy‘ bietet. Dabei werden auch mal ganze Episoden einem Konzept untergeordnet und das bestmögliche dabei herausgeholt.
    Wer IASIP noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen. Aber auch eine kleine Warnung, wenn nach den ersten paar Folgen der Funke nicht wirklich rüber springen möchte, kann es auch sein das die Serie einfach nichts für euch ist. Ich persönlich feiere sie und erfreue mich an all den Staffeln die wir bereits haben, und solchen die noch in der Zukunft auf uns zukommen werden.

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    • 6

      Der Film hat vieles das für ihn spricht, aber auch so viele Kleinigkeiten welche ihn davon abhalten wirklich etwas großartiges auf die Beine zu stellen. Die Schauspieler sind durch die Bank gut. Saoirse Ronan hat es einfach drauf und auch Gemma Arteton verkörpert ihre Rolle bis zur Perfektion. Viele der Vampir Tropes werden geschickt genutzt und auch etwas für ihre Lore umgedichtet. Der Fingernagel als Waffe anstatt der Zähne ist ganz nett und bringt das Gefühl der Blutrausches besser rüber, vor allem wenn Eleanor diese eigentlich lieber unterdrücken möchte. Auch die Art und Weise ein Vampir zu werden ist hier großartig umgesetzt, mit einer Mysteriösen Insel, einer Hütte und dem Mord an einem selbst. Das ganze bringt wohlige H.P. Lovecraft Gefühle in mir hoch, vor allem als Clara das Ritual vollzieht und sich in ihrer neuen Freiheit suhlt. Auch Eleanor mit ihre anachronistischen Art ist ganz gut getroffen. Leider fehlt es dem Film etwas an Fokus und daran die übergreifenden Themen gut miteinander zu verweben. Die Geschichte von Clara und Eleanor laufen sehr parallel, ohne das die eine Wirkung auf die andere zeigt. Auch fehlt mir etwas der interessanteste Aspekt von Vampirgeschichten: Unsterblichkeit. Beide Charaktere scheinen sich über die Jahrhunderte nicht wirklich weiterentwickelt zu haben. Eleanor ist in einem pubertären Dauerzustand und Clara kann nicht über das hier und jetzt hinausschauen oder etwas anderes probieren. Diese festgefahrenheit macht das zuschauen auch etwas schwierig, weil man das Gefühl hat das sie auch am Ende des Filmes sich kaum weiterentwickelt haben werden. Und so ist es dann auch. Gehen sie zwar dann getrennte Wege und Elle erschafft ein neues Wesen, doch wird man das Gefühl nicht los das es schnell wieder zu Stagnation kommt. Das ist an sich auch nicht schlimm, wenn man sich des Themas animmt, aber das macht der Film nicht. Er beschreibt eher wie festgefahren wir sind und uns niemals über das schon gegebene potential hinauswachsen können, was sehr schade ist.

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      • 3

        Fantasy Island ist scheinbar ein Remake von einer Serie aus den 70ern, neu aufgelegt als Horror Film. Das Jeff Wadlow es nicht so drauf hat, hat er ja schon eindrucksvoll mit „Truth or Dare“ bewiesen. Aber man hat es auch schwer, mit so vielen Köchen am Herd. Mit drei Drehbuchautor:innen, kann es ja nur irgendwie durchwachsen werden. Dabei ist nicht alles an dem Film schlecht, er hat so seine Lichtblicke die wirklich gut sind, vor allem in der Comedy. Brax und JD haben mich mehrmals zu einem schmunzeln gebracht, mit ihren Meta Kommentaren, die oftmals nicht mehr machen als nur die Absurdität des ganzen aufzuzeigen. Auch die Geschichte von Melanie fand ich noch ganz unterhaltsam, vor allem nachdem sie aus der Phantasie ausgebrochen ist. Aber Gwen und Patricks Storylines waren einfach zu bieder und zu ernstgemeint. Auch wenn es teilweise Konzeptionell ganz interessant war, wirkten sie doch irgendwie fehl am Platz, vor allem weil Wadlow sein Handwerk sich einfach nicht so gut für dramatische Szenen anbieten. Ich glaube auch das der Film etwas richtig Unterhaltsames hätte werden können, wenn er sich einfach in die Absurdität und die Comedy gestürzt hätte. Ähnlich wie Countdown, Happy Death Day oder The Hunt. So ist Fantasy Island nichts Ganzen und nichts Halbes und verliert vor allem gegen Ende an Tempo. Plötzlich kann die Insel alles und nichts mehr ist wirklich relevant. Ein Twist folgt dem anderen, ohne wirklich etwas an der Situation zu ändern. Dabei ist der letzte Twist gar keine so schlechte Idee, versagt dann aber in der Inszenierung. Ich bin auch ein Fan von Michael Pena, der hier aber furchtbar fehlbesetzt ist, da er weder seine Comedy Expertise ausleben kann, noch die gravitas hat, die der Charakter eigentlich verlangt. Alles in allen würde mich interessieren wer für die guten Drehbuchzeilen verantwortlich war, und wer die teilweise so furchtbare Exposition hineingeschrieben hat und wer dann am Ende das Ganze abgesegnet hat.

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        • 9

          Ich liebe High Concept Geschichten. Das ist ein Grund warum ich so ein großer SciFi Fan bin. Leider sind solche Konzepte oftmals eher schelcht als recht gemacht, da die Implikationen nicht wirklich ausgereizt werden und man für eine größere Zuschauer/hörer/leserschaft es dann doch eher klein hält. Severance ist zum Glück nicht so ein Fall.
          Schon in der ersten Folge werden die möglichen Schrecken der Spaltung aufgezeigt und das Ganze wird von Folge zu Folge nur noch größer mit der alles umfassenden Frage: „Was bedeutet es Mensch zu sein“. Dazu hat man eine Reihe an interessanten Charakteren, von denen manche in der ersten Staffel man nur einen flüchtigen Eindruck erhält. Das alles in einer komplett überspitzen Gesellschaft bei der die Arbeitgeber zu einem Gott ernannt werden. Mit viel Mysterium, was Lumon eigentlich so macht, was deren Ziel eigentlich ist, und ob die Welt da draußen überhaupt echt ist, oder auch nur ein Konstrukt.
          Aber Severance bietet nicht nur ein starkes Drehbuch, sondern auch großartige Schauspieler. Allen voran Adam Scott der es wirklich schafft in einer Sekunde zu einer komplett anderen Person zu werden. Aber auch Visuell ist die Serie großartig, mit ihrer Kafkaesquen Mikrokosmos in Cubicle Ästhetik. Dazu ein verdammt guter Soundtrack und verdammt guten Regisseuren mit Ben Stiller und Aoife McArdle. Für eine Welt mit so großer Absurditäten darf der Humor natürlich nicht fehlen und dieser wird hier auch großartig inszeniert. Mit einem Self-Help Guru dessen Worte man am besten mit dem Begriff „Cringe“ zusammenfasst, dessen andere Weltansicht aber in Lumons Keller ganz große Gravitas haben. Dazu die Machtdynamiken zwischen den verschiedenen Charakteren innerhalb und außerhalb der Arbeitswelt.
          Staffel 1 legt schon mächtig vor. Gerade das Finale ist so großartig treibend und spannend, das man sich kaum traut einen Atemzug zu nehmen, wenn die zwei Welten aufeinander treffen. Ich bin furchtbar gespannt auf die zweite Staffel und hoffe das sie die Qualität und eigene Identität behalten können.

          8
          • 7 .5

            Was für ein Charmanter Film. Ein bisschen Coen-Brüder, ein bisschen Memento und eine priese Jim Cummings. Die rückwärts erzählte Geschichte ist ein Paradebeispiel eines guten Drehbuches, bei dem Running Gags aufgebaut werden, Situationen vorweggenommen und dann wieder rekontextualisiert werden. Mit dem Gimmick, das man jeden Morgen mit jemanden aufwacht, der am Ende des Tages nicht mehr da sein wird. Dabei besticht der Film vor allem aus seinem Charm und seinen interessanten und spaßigen Charakteren. Mit einer Geschichte, die einem an der Stange hält und mit jedem Informations-Häppchen etwas spannender wird und einem Ende, das in sich stimmig ist und alle Fragen beantwortet.

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            • 9

              Ich liebe diesen Film. 8 ½ zeigt was das Medium machen kann, mit seiner verworrener Narrative, dem Auge eines Künstlers und Narzissten mit viel Introspektive und Expressionismus. Allein die erste Traumsequenz ist von dem Visuellen Standpunkt und der Atmosphäre so unfassbar großartig, und bringt mit seiner unangenehmen Stille auch das Traumhafte Gefühl sehr gut rüber. Das Traumhafte hört auch in der Realität nicht auf, wenn er die Menschen, Stimmen und Geräusche um sich ausblendet um vor seinem inneren Auge die Schauspielerin seiner Wahl zum Wasser tilgen sieht. 8 ½ steckt voller Überlagerungen, und seltenen Momenten der Klarheit. Guido ist dabei äußerst charmant, mit einem Erfolg der ihm gut steht. Er genießt das Vertrauen aller um ihn herum, die sich nach dem nächsten Werk von ihm lechzen. Das Problem das er eigentlich gar nicht genau weiß war er machen will, ist ihm auch klar auch wenn er alles daran setzt es zu verdrängen. So wird das Projekt, das darum gehen soll sein Ich zu finden, von ihm selbst sabotiert, sodass sein eigenes Leben das Projekt einholt. Eine geliebte in einem anderen Hotel die am liebsten über ihren Mann spricht, Schauspieler und Produzenten die ihm helfen wollen seine Vision auszuleben, Zeitlicher wie Finanzieller Druck und zu guter Letzt seine Frau, die das Spiel einfach nicht mehr mitmachen möchte. Als der Produzent versucht die Fragmente irgendwie zusammen zu setzten und Probeaufnahmen zeigt, wird auch dem Zuschauer schnell klar, das all dies nicht von nirgendwo kommt. Gerade in dem Konflikt mit seiner Frau (die er aufrichtig zu lieben scheint, da sie Qualitäten beherrscht die sonst niemand anderes hat) beweist er eine außergewöhnliche Introspektion und Feingefühl. Leider zeigt er diese Qualitäten nur in den Probeaufnahmen, die direkt aus der Realität inspiriert sind, dort aber wie alles andere unterdrückt wird. So hängt die Beziehung am soporösen Faden, im Leben eines Mannes dessen Job es ist den Unterschied zwischen Realität und Fiktion aufzureiben. Ein Mann der Bilder und Worte, der sich selbst fühlt wie eine Fadenscheinige Version seiner selbst. Der weiß das er alle anderen mit seinem Charm täuschen kann, sich selbst aber nicht.

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              • 6 .5

                Sydney Pollak hat es drauf. Die Dolmetscherin ist ein sehr eng geflochtener, großartig inszenierter Thriller, mit vielen interessanten Aspekten und bewegenden Teilen. Der Thriller ist schon was Besonderes, da er sich Themen annimmt, die normalerweise eher selten angesprochen werden. Dabei wird das Setting der UN großartig genutzt, um dem Politik Thriller eine Bühne zu geben. Die Schauspieler sind auch durch die Bank durch, vor allem Nicole Kidman. Was mir auch gut gefallen hat, war der Einfluss anderer Kulturen, zum Beispiel im Umgang mit dem Tod, der eben etwas anders ist als man es in den eher westlichen Ländern gewohnt ist. Das Pacing des Filmes ist zum großen Teil großartig und auch die kleinen Szenen zwischendrin sind sehr feinfühlig und interessant inszeniert. Leider schafft Die Dolmetscherin dann doch keine volle Punktladung bei mir. Die Beziehung zwischen Kidman und Penn ist unnötig und trägt dem Plot im Allgemeinen nicht viel bei. Der Umgang mit dem Tod und der Tradition des ertrinkenden Verbrechers waren toll, und haben auch super hier reingepasst, aber das wäre platonisch doch etwas besser gewesen. Vor allem kurz nach dem Tod seiner Frau. Leider gibt es auch zu viele Stränge, die etwas im nichts verlaufen. Es wäre so interessant gewesen, wenn Kidmans Charakter die Geschichte mit der Assassination erfunden hätte und so einen ganz eigenen Plan verfolgen würde, anstatt nur auf die Ereignisse zu reagieren. Die unausgesprochenen Momente hätten auch toll dazu gepasst, das war leider eine verpatze Chance auf einen interessanteren Film. So lässt der Film mich am Ende doch ein bisschen kalt, obwohl es so vielversprechend angefangen hat.

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                • 1 .5

                  Fuck this movie! Als ich jung war, mochte ich die Filme von Roland Emmerich. Zerstörung und Action! Natürlich war das damals auch schon ziemlich cheesy, aber es hat irgendwie gepasst. Aber was er da mit Moonfall abliefert ist eine Frechheit. Als ich gesehen habe das einer der Drehbuchautoren auch für „Aliens VS Predator“ verantwortlich war, ist mir vieles klarer geworden. Auch dieser Film hatte das Potential etwas spaßiges oder cooles zu werden, versagte dann aber auf ganzer Linie.
                  Moonfall weiß nie ob es sich jetzt ernst nehmen soll oder nicht. Der Film erinnert mich viel zu stark an The Happening, der (längst nach dem Dreh) vom Regisseur selbst als Komödie beschrieben wird, aber von Anfang an keine ist. Scheinbar hatten sie einen Astronauten am Set der ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte… der arme Kerl… Die Story ist so dumm und ergibt auf keinem Planeten im Universum irgendwie Sinn. So viele Dinge passieren einfach nur weil der Plot es so verlangt. Wie haben sie herausgefunden das unser Protagonist in einem überfluteten Hotel ist? Wie konnten die Kids vor der Kilometer hohen Tsunami flüchten? Wieso werden sie von der Anziehungskraft des Mondes fast verschleppt, sind dann aber in einem kleinen Schuppen sicher? Das alles ist so dumm das es schon weh tut. Und ich persönlich hab nichts gegen dumme Filme. Dumme Filme können auch Spaß machen, wenn sie genügend Selfaware sind und damit spielen. Aber da nimmt der Film sich selbst und seinen Plot wieder viel zu ernst. Wenn der Mond kurz davor steht von Atomwaffen dezimiert zu werden und sich ein Typ dagegen entscheidet weil seine Ex-Frau da oben ist, kann das sau lustig sein, aber nicht hier. Alles ist widerwärtig Pathos getränkt. Auch das sich alles nur in den USA abspielt, mit der Ausnahme der großartigen Chinesen, die man extra reingepushet hat das der Film zumindest im Land der Mitte etwas Erfolg haben kann.
                  Dabei ist das Szenario echt cool und man hätte was daraus machen können. Auch das Ende hat ein paar nette Ideen die auch toll ausgeführt sind. Aber selbst bei perfekter ausführung, gehen die paar positiven Aspekte im Morast des Filmes unter. Das ganze wird nicht leichter da es einen großartigen Film mit einer sehr ähnlichen Prämisse mit ‚Don’t Look Up‘ gibt, der gewisse Themen des Filmes einfach so viel besser verarbeitet.
                  Ein letzer Punkt, der mich eher persönlich gestört hat, ist das Verschwörungstheorien seit Corona nicht mehr wirklich lustig sind und dem Typen der wahnsinnige Theorien verteilt am Ende recht gibt, mir irgendwie etwas sauer aufstößt. Vor allem weil er auch nichts damit macht… man hat eher das Gefühl das es ein Phänomen von „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“ ist. Schaut euch den Film nicht an, nicht mal zum lachen weil er so schlecht ist.

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                  • 7 .5
                    über Lamb

                    Das Genre der modernen Fabel gefällt mir richtig gut. Abstrakt zauberhafte Filme, die nicht immer in der Realität stehen müssen, aber immerhin darin Fußen. Lamb ist ein interessanter Film über Verlust, Menschsein, Macht Dynamiken und einer mächtigen Priese isländischer Folklore.
                    Der Film ist wunderschön zum ansehen. Die abgeschottete Farm, in dem das Pärchen ihre Tage fristet, wird fantastisch von der gewaltige Natur eingerahmt. Mit einer Kamera die oftmals mehr als nur ein stummer Zuschauerwinkel ist. Wenn man die Charaktere sich bewegen sieht aber der Hintergrund so mächtig ist das das Bild starr wirkt, hat das eine besondere Wirkung auf den Zuschauer. Dazu die Stille inmitten der schwarzen Berge, in dem die sie ihrer Trauer stumm frönen können, da scheinbar (laut dem Mediabook Text) Trauer mit Stille und Ertragen entgegengetragen wird. Eines Tages wird ihnen ein wunder zu teil. Ein neugeborenes, mit speziellen Zügen und ein unschuldiger Ersatz für das Loch das in ihren Herzen liegt. Die kleine Ada wird wie ihr eigenes aufgezogen und auch als solches von ihnen betrachtet. Das wirkt erstmal etwas befremdlich, vor allem für außenstehenden wie der verlorene Bruder, aber alsbald wird auch ihm klar was für eine heilende Wirkung das Kinderglück hat. Aber die Distanz ist dennoch da. Ada kann nicht sprechen, scheint sie intelligent zu sein, aber man erfährt nie wie weit dies geht. An einem ausgelassenen Abend, spürt auch sie ihre Andersartigkeit, da sie dem Trubel der betrunkenen Erwachsenen nichts abgewinnen kann. Alsbald zerschellt auch die Idylle, Auge um Auge. Besitzansprüche werden brutal geltend gemacht, mit einem panischen Blick zurück und einer Protagonistin die wieder alles verloren hat und sich der Endgültigkeit davon bewusst ist.
                    Lamb ist ein besonderer Film, der sich in der Kolossalen Stille festsetzt und eine sehr persönliche wie aber auch menschliche Geschichte erzählt, mit der Grausamkeit der Natur die niemanden glücklich zurück lässt. Die Kamera und das Sounddesign sind großartig. Auch die Schauspieler sind sehr gut, und auch wenn ich eigentlich nicht viel gegen den Film sagen kann, wollte er nicht so ganz bei mir ziehen. Am Ende war ich sehr verwirrt und es hat sich unvollständig angefühlt, was aber auch der Sinn sein soll. So versteh ich es, erkenne was der Film machen will und schätze auch das grandiose Handwerk, aber so ganz ziehen wollte es dann doch nicht. Vielleicht liegt es auch an meinem Geschlecht, an meiner mangelnden Lebenserfahrung. Ich muss ihn auf jeden Fall in der Zukunft nochmal anschauen, mit dem Wissen was passiert.

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                    • 6 .5

                      Ich bin ein Fan der Uncharted Spiele. Der erste Teil kann man in die Tonne kicken, aber die anderen Titel werden stärker und stärker. Für so ein cineastisches Spiel ist es kein Wunder das ein Film nicht lange auf sich warten ließ. Naja, so richtig stimmen tut das auch nicht, wenn man sich die turbulente Geschichte der Uncharted Verfilmung anschaut. Aber jetzt ist er da und ich muss sagen… ich bin zufrieden. Er kommt nicht an das Level der Spiele dran, dafür ist einfach zu wenig Zeit und es fehlt etwas an dem interaktiven Element, das die Setpieces noch großartiger macht. Apropos Setpieces, das ist etwas das ihnen in dem Film wirklich gut gelungen ist. Egal ob es ein Kampf in der Bar, an heraushängende Fracht aus einem Flugzeug oder fliegenden Schiffen ist, Uncharted bietet etwas das man so noch nicht unbedingt gesehen hat. Viele der Szenen sind auch brillant geschossen und bringen das Action Feeling richtig gut rüber. Nur bei dem Kampf auf dem Schiff haben sie wahrscheinlich den Praktikanten rangelassen, da es da teilweise so chaotisch ist, dass man keine Ahnung hat was abgeht. Die Rätsel und das Abenteuer an sich sind auch toll gemacht und fühlen sich wie aus dem Spiel an, nur ohne den Aha Effekt, den man da normalerweise hat. Die Schauspieler sind auch toll gewählt. War ich erst etwas skeptisch mit Marky Mark als Sully, bin ich der Meinung das er es ganz gut gemacht hat. Und auch wenn Nathan noch etwas grün hinter den Ohren ist, merkt man seinen Charm aus den Spielen auch hier an. Tati Gabrielle als Braddock hat auch eine fantastische Figur gemacht, als eine ernstzunehmende Gegenspielerin.
                      Obwohl Unchrated so viel Gutes hat, schrammt es doch an dem Prädikat großartig vorbei. Das Pacing könnte schneller sein oder zumindest etwas mehr fokussiert. Die Qualität der verschiedenen Setpieces und Rätsel fügen sich auch nicht so nahtlos ineinander. Dazu einen Soundtrack der einem teilweise extrem auf die Nerven geht und unnötig Pathos aufbauscht wo gar keiner da sein müsste. Was mir aber als Fan sehr gut gefallen hat waren so kleine Touches wie das Naughty Dog Logo, Nolan North (die Stimme des Original Drake) am Strand oder das Uncharted Theme als er den Holster anlegt und sein Outfit vervollständigt. Sowas hat mir doch sehr gut gefallen, weswegen der Film von einer 6.5 auf eine 7 gerutscht ist. Aber ich denke man kann noch viel aus der Serie herausholen und hoffentlich ist der Film erfolgreich genug das wir noch mehr von Tom Holland als Nathan Drake sehen werden.

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                      • 9 .5

                        The Innocents ist ein Horrorfilm nach meinem Gusto. Ein Film der mich mal wieder richtig verstört hat. Was Eskil Vogt hier auf die Beine gestellt hat ist einfach nur Superb. Dabei werden Themen wie Unschuld, kindliche Neugier, Emotionen, Empathie und ganz nebenbei die nächste Evolution der menschlichen Spezies abgearbeitet.
                        Handwerklich ist der Film ein Meisterwerk! Mit Einstellungen, die sich in das Gehirn einbrennen und einer Kamera, die nicht nur die Geschehnisse zeigen, sondern auch reinziehen. Mit tollen Nahaufnahmen, bei denen man fast das Gefühl bekommt in die Köpfe der Charaktere eintauchen zu können. Etwas was jeder Horrorfilm braucht ist gutes Sounddesign, und hier muss sich The Innocents auch nicht verstecken. Vor allem das Thema der Telepathie wird hier toll inszeniert. Musik wird hier auch großartig eingesetzt und vertieft das Gefühl der Welt umso mehr. Narrativ ist der Film auch beeindruckend, mit einem Hammer Drehbuch das viel Platz zum Interpretieren aber wenig Raum für Patzer lässt. Die Regeln was die Kinder können, wie sie es können und wo die Stärken und Schwächen liegen, sind relativ klar gezeichnet. So auch die Regeln für das was möglich ist und was nicht. So wird einem schnell klar, wohin es eskalieren kann, ohne das irgendein Bullshit aus dem nichts kommt. Und die ungewissen Erwartungen was noch auf einen zukommt, lässt das Kopfkino fast zerbersten. Die Schauspieler sind auch durch die Bank durch genial und bringen die gewünschten Gefühle auf großartige Art und Weise rüber.
                        Dazu ist dieser Film so zärtlich mit seinen Charakteren und gibt ihnen und (vor allem im Falle von Ida) Raum sich zu entwickeln. Dabei wird die neue Realität mit kindlicher Neugier begegnet, es zu einer gewissen Norm wird, obwohl es für außenstehenden wie ein Teufelswerk wirken muss.

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                        • 6

                          Mord im Orientexpress war schon ein echt netter Film, der mit einem Fähigen Regisseur und Protagonisten einen Klassiker neu Erzählt hat. Das ganze geht jetzt in Tod auf dem Nil weiter und, zumindest Handwerklich, hat sich nicht viel geändert. Das Jahr 1937 wird zauberhaft lebendig gemacht, mit Ridley Scott als Producer kann man soviel aber auch erwarten. Die Geschichte ist nach wie vor ein absoluter Klassiker, lässt sich diesmal aber nicht ganz so gut auf den Bildschirm übertragen. Nach ca. 40 Minuten fragt man sich, wann es denn endlich losgeht und die kleine Prologe mit viel zu vielen Charakteren ein Ende nehmen. Wenn es dann losgeht, geht auch alles schnell vonstatten. Ein Mord folgt dem nächsten bis zum fulminanten Ende. Schön finde ich dabei das Hercule nicht als absoluter Held dargestellt wird, da er sich mehrmals im Film einfach nicht korrekt verhält. Etwas das mich auch sehr begeistert hat, war der Einsatz von Stille, die einen sehr interessanten Platz in dem Film einnimmt und teilweise etwas wohliges Unbehagen mit sich bringt. Alles in allen ist es ein netter Film, den man sich gerne mal anschauen kann. Nicht mehr und nicht weniger.

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                          • 6 .5

                            Who Am I ist ein Blockbuster made in Germany. Ein Film über Hacker mit kleinen Twists und Turns der richtig viel Laune macht. Ich hab mich sofort an den Klassiker Hackers erinnert gefühlt, mit clay als Schabernack liebende Hackertruppe die durch ein Fehler plötzlich ganz tief in der Tinte sitzen. Mit einer bedrohlichen und erfurcht erbitteten Figur von MRX, den kriminellen Hackers Fri3nds und der Europol die allen heiß auf der Spur ist. Die Narrative erinnert an „Die Üblichen Verdächtigen“ bei dem der Protagonist alles offen legt und die Autorität dem ganzen erstmal zuhören muss. Dabei wird die Geschichte der Freundesgruppe sehr unterhaltsam erzählt, mit vielen Aktionen die mir ein lächeln auf die Lippen gezaubert haben. Mit einer Person pro klassischen Hacker Disziplin: Hardware, Social Engineering, Software und einen Fokusierten Blick auf die 1en und 0en.
                            Handwerklich ist der Film recht gut, mit einem tollen Pacing und guten Spielereien mit der Kamera. Das Drehbuch ist ebenfalls gut gelungen, mit kleinen Informationshäppchen die später plötzliche Relevanz erlangen. Bei den Schauspielern tu ich mir persönlich etwas schwer. Eigentlich find ich alle sehr gut, allen voran Elyas M’Barek und Wotan Wilke Möhring. Leider ist das schwächste Glied der Kette Tom Schilling selbst, der doch extrem hölzern schauspielt und seinem Charakter (auch wenn es Absicht ist) sehr dröge rüberbringt. Dafür kickt aber der Soundtrack mit etwas Boys Noize und anderen treibenden Songs die fantastisch in das ganze eingewebt sind.
                            Das Ende ist natürlich auch noch so ne Sache… also Spoiler!
                            Ich war im ersten Moment sehr enttäuscht als sie F44.81 als mögliche Erklärung nehmen, da dieses Klischee ja schon extrem abgenutzt ist und auch so, wie es im Film dargestellt wurde, nicht möglich ist (hat nichts genetisches an sich). Der weitere Twist war dann wieder recht clever. Man merkt an welchen Filmen sie sich inspirieren lassen haben und haben ein nettes eigenes Werk daraus gebastelt, der glaub ich genau das trifft, was er sein möchte.

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                            • 8

                              Was für eine Überraschung. Wenn es Filme von Sony geht, bin ich immer erstmal etwas skeptisch. Aber Animationen haben sie drauf! Die Mitchells gegen die Maschinen ist ein überraschend unterhaltsames Abenteuer, das an manchen ecken etwas flachfällt aber auf anderen voll und ganz überzeugt. Auf den ersten Blick sieht der Artstyle nicht besonders aus, aber gerade in Bewegung und dem Brechen durch kleine Animationen hier und da hat das ganze einen besonderen Charm. Da die Protagonistin selbst eine Filmemacherin ist, werden auch kleine Tricks und kniffe eingesetzt, um einen visuell nie zu langweilen, ohne dabei die Immersion groß zu brechen.
                              Der Plot ist recht einfach, aber man muss es ja nicht immer Komplex haben. Dafür werden die Themen von Erwachsenwerden, Opferbereitschaft und das teilen von Interessen gut rübergebracht. Leider gehen aber manche dieser Aspekte unter. Am Anfang ist der Konflikt „Phone Bad, Book Good“ richtig gut dargestellt, vor allem als Hürde für die Beziehung zwischen Vater und Tochter. Das geht dann leider im spaßigen Chaos am Ende etwas unter, denn am Ende hat der Vater zwar einiges gelernt, aber manche Aspekte hat er immer noch nicht verstanden. Und man hätte es auch gut einander abspielen lassen können, in dem beide voneinander lernen.
                              Aber sowas kann man verzeihen, wenn man sich einfach auf die Reise einlässt. Und diese macht wirklich viel Spaß. Vor allem bei der Szene mit dem gigantischen Furby bin ich aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen. Jedes Familienmitglied bringt auch etwas Besonderes mit sich und seinen Moment zum Scheinen.

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                                über Cars

                                Cars ist der eine Pixar Film von dem ich mich eigentlich fern halten wollte. Der Plot, die Charaktere und das Design klangen alle nicht so ansprechend für mich. Aber im Zuge alle Filme des Studios mal wieder anzusehen, flimmerte dann eben auch dieser über den Bildschirm.
                                Wie mit jedem Pixar Projekt erkennt man auch hier, dass sich jemand viel Mühe gegeben hat. Die Synchronsprecher wurden sorgfältig gewählt und passen sehr gut zu ihren Charakteren. Die Welt sieht großartig aus, vor allem für die Zeit und die Charaktere sind auch ganz gut gestaltet. Aber leider ist der Film überhaupt nichts für mich. Wo andere Pixar Filme elemente oder Ebenen haben, die auch die ältere Zielgruppe anspricht, auch wenn sie nicht der Kern sind, fehlt das Cars komplett (außer vielleicht wenn man ein Renn Fan ist). So ist mir vieles in dem Film zu flachgefallen, allen voran der Humor und die Charaktere. Pixar weiß es nach wie vor eine gute Geschichte zu erzählen, und man merkt auch das sie sich da viel Mühe gegeben haben, aber das ganze reicht nicht aus. Vor allem wenn man bedenkt, wie lange der Film ist. So war ich nach den zwei Stunden etwas ausgebrannt.
                                Cars ist an sich kein schlechter Film, nur einfach gar nichts für mich.

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                                  Jan Komasa ist ein Regisseur, den man auf jeden Fall im Blick behalten muss. Ich persönlich habe keinen großen Bezug zu Polen, bekomme aber das Gefühl bei seinen Filmen ein intimer Einblick in die Kultur und das Denken zu erhalten.
                                  Corpus Christi ein brillantes Werk über die Zukunftsangst junger Menschen, Verzeihung, Vergebung und die Macht des Glaubens. Unser Protagonist ist so jung, aber doch schon vom Leben gezeichnet. Man merkt schnell das auch ein Aufenthalt im Jugendknast ein gewisses Lebenslänglich in der Welt dort draußen bedeutet. Das wichtigste ist das soziale Umfeld zu wechseln, aber auch hier ist Daniel gefangen. Eine Party mit Drogen, sobald er raus kommt, ein Polizist der ihn klein machen möchte und einen Job der ihn zwar wieder in die Gesellschaft integrieren soll, aber im selben Umfeld das er gerade verlassen hat, unter einem Mann der nichts wirklich für seine Arbeiter empfindet. So ist es nicht verwunderlich das er in einer seiner großen Passionen den Ausweg sucht und sich als Priester ausgibt. Das Ganze läuft auch überraschenderweise rund und schnell findet Daniel seinen Platz in der Gemeinde wie auch in der Welt. Dabei möchte er, aber nicht starr dem Ora et Labora folgen, sondern etwas bewegen. Fake it till you make it bringt er das aus dem Knast gelernte ein und entfacht tatsächlich etwas neues unter den Dorfbewohnern. Gerade ein tragisches Ereignis beflügelt ihn die Trauer und Wut zu lindern. Dabei übersteigt er auch den Pfad des alten Pfarrers und sucht die Wahrheit inzwischen der eingeschworenen Gemeinde. Mit einem klaren Ziel lässt er sich nicht von seinem rechtschaffenden Weg ablenken. Weder vom mächtigsten Mann in der Gegend, noch von seiner Vergangenheit und Lüge die ihn erst zu diesem Punkt gebracht hat. Aufopfernd schließt er Frieden in der Gemeinde und wird alsbald den Wölfen seiner Vergangenheit zum Fraß vorgeworfen. Davon getrieben rennt er blutig und mit weit aufgerissenen Augen seiner unbekannten Zukunft entgegen.
                                  Corpus Christie ist ein besonderer Film, den man auch als Atheist genießen kann. Die Stärke und macht von Daniels Glauben ist ansteckend, wie es mit Passionen eben so ist.

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                                  • 9

                                    Der Plot klang beim Lesen der Beschreibung erst mal ganz interessant. Aber was am Ende daraus wurde hat mich vollkommen überrascht: Nightcrawler mal 100. Tomasz war von Anfang an ein sonderbarer Charakter, bei dem man das Gefühl hatte das etwas nicht ganz zu stimmen scheint. Dabei weiß er wie er sich anstellen muss um eine gewisse Wirkung bei anderen zu zeigen. Das er in dem brutalen ersten Gespräch zwischen den Professoren und ihm noch die geistige Wachsamkeit hatte sein Buch unterschreiben zu lassen, um seiner Lüge etwas Kredibilität zu verleihen, ist brillant. Aber es fehlt ihm an Übung. So sehr er sich auch anstrengend, fällt seine falsche Seite doch schnell auf und flach, das merkt er auch wenn er das Gespräch zwischen seinen Gönnern im nachhinein anhört. Zermürbt versucht er irgendwie seinen Weg zu finden und kommt dabei zufällig in Kontakt mit einer Firma, die wahrscheinlich aus der modernen Politik und Wirtschaft nicht mehr wirklich wegzudenken ist: Trolle und Hater. Und hier findet er Fuß und entwickelt sich auf dem Fruchtbaren Boden des Hass und der Täuschung zu dem Monster das er am Ende sein wird.
                                    Erst hab ich gedacht es geht hauptsächlich um Trolle oder eben um das mobilisieren von rechten Gruppen. Aber im Kern geht es in The Hater um einen waschechten Psychopathen und dessen Entwicklung. Ähnlich wie bei Heisenberg in Breaking Bad oder Louis in Nightcrawler ist die Umgebung nur Dünger zur Entwicklung des schlummernden Potentials. Und diese zu beobachten ist unfassbar aufregend wie auch verstörend. Er nimmt sich wahre Emotionen von anderen und mach sich diese zu nutzen um sein perfides Spiel voran zu treiben. Das er dabei auch nicht darüber steht über Leichen zu gehen, wird schnell klar. Und wenn man das Gefühl hat das doch etwas Empathie in ihm schlummert, wird dieses Gefühl schnell zunichte gemacht. Einzig ein lächeln am Ende des Filmes scheint ernsthaft aus seiner kalten Seele zu stammen.
                                    Der Realismus ist das, was es verstörend macht. Ich denke das wenn man ein besseres Verständnis über polnische Zustände und Politik hat, das dieser Film einen noch viel tiefer trifft. Aber selbst so, zeigt es ein düsteren Abgrund zu was Menschen fähig sind wenn man ihnen Macht bietet.
                                    Handwerklich ist der Film richtig gut und auch die Schauspieler bieten eine grandiose Performance durch und durch. Ich werde mir auf jeden Fall Jan Komasa vormerken müssen.

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                                    • 10
                                      über Dark

                                      Dark ist eine der am besten geschriebenen Serien die jemals produziert wurden! Das Thema Zeitreise ist unfassbar kompliziert und kann so leicht schief gehen, aber irgendwie haben Baran Bo Odar und Jantje Friese das unmögliche möglich gemacht. Dark ist kompliziert aber selten wirklich überwältigend. Es belohnt die aufmerksamen Zuschauer und lässt auch Raum zwischen den Zeilen zum Grübeln. Dabei wird man aber nicht im Dunkeln gelassen (höhöhö) sondern alle wichtigen Fragen werden tatsächlich bis zum Schluss beantwortet. Selbst kleine Details und Fragen werden auf so geschickte Art und Weise in das große Ganze verwoben. Große Konzepte und Fragen wie Fatalismus, Self Fullfilling Prophecies und Nurture vs Nature werden dabei wunderbar erörtert. Eines der besten Beispiele sind die Metal Lyrics und der weiße Teufel, bei denen es irgendwann klick macht und alle Puzzleteile in die richtige Stelle fallen. Und das bei so vielen Charakteren… es gibt ein paar Charaktere die man als Protagonisten beschreiben könnte, aber das wäre Falsch, vor allem wenn es um Zeit und Raum geht, und jeder Charakter plötzlich mehrere Iterationen hat. So wird jeder Teil des Knoten und Puzzles wichtig und jeder Schritt wichtig in dem Perfiden Spiel mit der Zeit.
                                      Allein das wäre schon großartig, aber Dark legt noch eine Schippe obendrauf, mit einem großartigen Sinn für Ästhetik (Visuell wie auch Auditiv) und einer Casting Direktorin die alle Preise der Welt verdient hat. Leider wurde aber der Fokus mehr auf das Aussehen der Schauspieler gelegt, sodass nicht alle immer auf dem selben Niveau spielen. Aber das macht gar nichts, den das ganze wird durch die großartige Direktion und Drehbuch locker wieder Wett gemacht.
                                      Wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt und ein Fan von perfekt ausgeführten High Concept Sachen seid, dann dürft ihr euch die Serie nicht entgehen lassen.
                                      Als nächstes kommt meine Kritik zu den einzelnen Staffeln, die ich geschrieben habe als ich sie fertig geschaut habe. Wenn euch interessiert was so meine Theorien und Wehwehchen waren.

                                      Staffel 1 – 9 Punkte
                                      Ich bin kein Fan deutscher Serien und Filme, da mir das Schauspiel oftmals zu hölzern ist. Aber was Dark da raushaut ist der absolute Hammer! Nicht nur was das Drehbuch angeht, sondern auch die Regie, Musik, Kostüme, Sets, etc. Die Schauspieler sind großartig gecastet, da sie wirklich wie ältere oder jüngere Iterationen aussehen. Ich musste manchmal echt nochmal extra nachschauen, ob sie nicht doch irgendwie verwand, sind. Leider ist das Schauspielerische Niveau nicht immer auf dem selben Niveau, aber sowas vergisst man schnell, sobald man in den Sog des Drehbuches gezogen wird. Wenn sich das Rätsel um Winden Folge um Folge etwas aufwickelt und selbst kleine Aspekte plötzlich gigantischen Ausmaßen annehmen, merkt man das sich hier jemand sehr viel Mühe gegeben hat. Dazu die Philosophische Frage über den freien Willen, dem Konzept der Zeit und den Fatalismus hinter allem. Das Ganze ist auch toll umgesetzt mit vielen Blickwinkeln aus verschiedenen Zeiten. Man sollte meinen das der Tod dabei bedeutungslos wird, aber auch das haben sie großartig gemacht, mit ein paar Charakteren die man niemals Lebendig erlebt. Dadurch das Mads schon immer der verschwundenen Junge ist und war, hat sein Tod auch die passende Gravitas und man fühlt das Loch das sein verschwinden in den Leuten zurückgelassen hat. Ich mag auch den Umgang mit dem Symbolismus in der Serie: Die liegende Acht, Schwarze Löcher, Götterteilchen, Uroboros, etc. all das bringt das Gefühl das dieser Zyklus schon immer da war, man ihn aber nie greifen konnte.
                                      Die Darstellung der Menschen als fehlbare Charaktere ist auch super gelungen. Keiner der Bewohner der kleinen Stadt hat eine weiße Weste oder ist durch und durch gut. Aber alle tragen Aspekte in sich, die sie schon früh aufgezeigt bekommen haben und auch als Erwachsene nicht fallen lassen können. Man kann es so gut nachvollziehen, wie sie auf die Situationen reagieren und man merkt eben auch das sie doch alle im Kern immer noch die gleichen sind. Etwas das mir persönlich auch gut gefallen hat, ist das keine Nostalgischen Gefühle für die verschiedenen Zeiten erweckt werden sollen. So wird gezeigt das damals nicht alles besser war, sondern im gleichem wenn nicht sogar noch schlimmeren Morast als heute.
                                      Beim ersten Mal anschauen ist mir das Ende etwas sauer aufgestoßen, nicht das es in die Zukunft ging, sondern die Darstellung der selbigen, die sich so angefühlt hat wie aus einem mittelmäßigen YA Novel, aber jetzt, da es gleich mit der zweiten Staffel weitergehen kann, seh ich das etwas gelassener.
                                      Wenn ich den Zyklus wiederholen könnte, würde ich auf jeden Fall ein Schirm Geschäft in Winden aufmachen, da es ihnen eindeutig daran mangelt. Ignorance is Bliss ist auch hier der Fall, bei dem die Leute die nicht von der Unausweichlichkeit des Zyklus Wissen, ein angenehmes Leben führen können. Meinen Geist würde der Fatalismus so schnell zermürben das ich es am Ende Michael gleich tun würde.

                                      Staffel 2 – 8 Punkte
                                      Meiner Meinung nach hat Dark in der zweiten Staffel etwas abgebaut. Das writing ist nach wie vor ausgezeichnet und clever. Aber das Handwerk ist nicht mehr so fein. Die Folgen der ersten Staffel waren geschickter miteinander verwoben und haben auch die Aspekte der Mehrgleisigen Erzählstruktur besser draufgehabt. Wahrscheinlich ist das das Schicksal des mittleren Kindes, das die Geschichte weiterführen muss, aber noch nicht vollends erklären kann. Geschickt wird dabei auf die Apokalypse zugearbeitet, die bedrohlich mit jeder Folge näherkommt. So nimmt die Staffel vor allem gegen Ende ein paar sehr chaotische Züge an, die aber dann mit dem großen Reset wieder etwas geradegebogen werden können. Die zweite Staffel ist nach wie vor ein Meisterwerk, leider gibt es ein paar Sachen die mir nicht mehr so gut gefallen haben…
                                      Für viele ist es nicht klar wie sehr ihr verhalten an das Schicksal gebunden ist, aber bei ein paar sollte es doch geklingelt haben. Allen voran Jonas in all seinen Iterationen. Der trotz alledem immer noch versucht den Kreis zu durchbrechen, obwohl er ihn einfach nur am Leben hält. Fool me once und so. Ich kann verstehen warum er es immer noch versucht, aber es wäre interessant wenn er sich auch einfach mal dagegen gestellt hätte. Wenn alles wirklich so passiert wie es passieren muss, dann muss er auch nicht all diese furchtbaren Sachen machen. Oder was wäre wenn er sich selbst töten würde, seines Vaters gleich machen um den Knoten tatsächlich zu lösen, da es ja nicht sein kann das er tot ist und gleichzeitig in der Zukunft seine Pläne schmiedet. Ein weiterer interessanter Faktor in die andere Richtung, wäre wenn Jonas erkennen würde das er Plot Armor hat und nicht sterben kann, und insofern etwas gewagter wird. Spätestens bei dem Zusammentreffen mit seinem Vater in der Schicksalshaften Nacht hätte ich erwartet das er etwas anders macht.
                                      Ich verstehe auch den Fokus auf Jonas und Martha nicht so gut. Liebe als Thema kann man ja gerne machen, aber gerade, wenn man sich die eher graue Darstellung von Beziehungen in der Serie anschaut, wirkt diese Teenagerliebe doch etwas überzogen. Das sogar Deep Fry nicht davon loslassen kann versteh ich nicht ganz. Ich hoffe das dies noch etwas weiter in der nächsten Staffel erörtert wird.
                                      Ich mochte am Ende der ersten Staffel nicht wie die Zukunft eingeführt wurde, und ich muss sagen, das die Enttäuschung leider angehalten hat. Jonas ist so ein sonderbarer Protagonist der super Passiv ist, obwohl er so viel macht, eben aber nie wirklich aus eigenem Wille. So erfahren weder wir noch Jonas was es mit der Zukunft auf sich hat, was es ausgelöst hat, welche Fraktionen hier noch kämpfen. Stattdessen wird er zum Experten der Anomalie in binnen eines halben Jahres durch Aufzeichnungen von Claudia. Da hätte sie gerne ein paar Jahre mehr ins Land ziehen lassen können, vor allem wenn man bedenkt, wohin es ihn dann führt.
                                      Das Thema der Apokalypse scheint mir auch etwas kleiner wie erwartet… wie sie schon gesagt wurde „Ich hab mir die Apokalypse etwas anders vorgestellt…“. Vor allem weil der Countdown auch in den anderen Jahren stattgefunden hat, hab ich gedacht das es eine kataklystisches Ereignis ist, das sich durch alle Zeiten zieht. So ist es zwar das Ende einer Welt, aber im Großen und Ganzen des Universums ist es doch nichts großartig oder Nennenswertes.
                                      Nichtsdestotrotz ist die Serie immer noch großartig, allen voran das Writing. Genau deswegen hab ich auch Hoffnung das Dark es glorreich in die Zielgerade schafft. Solche Kleinigkeiten wie des weißen Teufels und wie oft kleine Dialoge später große Tragweite entwickeln ist großartig gemacht.

                                      Staffel 3 – 10 Punkte
                                      Ich bin sprachlos! Sie haben es tatsächlich geschafft. Nicht nur rennen sie glorreich über die Ziellinie, sondern machen davor noch ein paar großartige Tricks. Alles was sie davor aufgebaut haben drehen sie nochmal extra auf. Mit Folgen die nicht mehr an die strengente Formel der Gleichzeitigkeit gebunden ist und unzählige Fragen beantwortet. Mit einem neuen Konzept einer Parallelwelt und einer neuen Gegenspielerin in Eva, die alles in ein nochmal anderes Licht rückt. Aber dabei vergessen sie nicht die kleinen Momente oder noch losen Geschichten. Geschickt werden alle Spielsteine in ihre Position gebracht und dem grausamen Schicksal des Knoten freien lauf gelassen. Sobald man versteht was des Pudels Kern ist, wächst der Tumor immer größer und zieht seine grausigen Auswüchse. Das Schicksal von Katharina hat mir das Herz gebrochen, genauso das von Ulrich, Peter und eigentlich fast allen anderen. Es ist auch so brutal das die meisten der Charaktere nach ihrem besten gewissen Handeln und etwas gutes machen wollen, dabei aber nur Schutt und Asche zurücklassen. Auch die Unausweichlichkeit mancher Geschehnisse, egal ob nun in Jonas oder Marthas Welt ist großartig gelungen. Und zwischen dieser Hoffnungslosigkeit, Intrigen und Lügen finden sie tatsächlich ein gewisses Happy Ending. Absoluter Wahnsinn! Und ich war ja schon ziemlich kritisch gegenüber der letzten Staffel, aber selbst all die kleinen möglichen Logiklöcher haben sie auf eleganter Art und Weise geklärt. Jonas und Martha, der zermürbende Fatalismus und der verworrene Stammbaum wird fantastisch aufgelöst.
                                      Was das Team hinter Dark hier auf die Beine gestellt hat ist ein absolutes Meisterwerk das von jedem der auch nur ein bisschen daran interessiert ist, gesehen werden sollte.

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                                      • 9

                                        Call Me By Your Name ist ein fantastischer Film, der es großartig versteht mit dem eigenen Medium umzugehen und etwas Besonderes daraus zu zaubern. Ich habe mich oftmals an Bergman erinnert gefühlt, der es auch geschafft hat kleine, zärtliche menschliche Momente großartig in Szene zu setzten. Durch die Pastellfarben der Welt und den fast spürbaren Briesen die über die Haut ziehen, kann man sich großartig in die Zeit und den Charakter hineinfühlen, ohne das dafür groß Worte verwendet werden müssen. Die Atmosphäre, die Blicke und die stummen Worte zwischen den Zeilen sagen alles. Das macht die Geschichte nicht nur so persönlich, wie es der Autor André Aciman sicherlich habe wollte, sondern auch so universell, das man einfach das Gefühl der Selbstentdeckung und -findung spüren kann. Dabei hilft natürlich die durch die Bank großartigen Schauspieler, die eine feine Textur untereinander weben, die von Menschlichkeit, Leid, Lust und Angst durchsetzt ist. So sind alle Charaktere verletzlich und bringen einen unsichtbaren Korpus an Erfahrungen mit sich mit.
                                        Das Ganze wird natürlich durch das brillante Handwerk unterstützt. Der Soundtrack verdammt gut und die Songs werden fantastisch eingesetzt. Das Editing ist sehr sprunghaft, aber auch sehr nah am Geschehen. So fühlen sich die Stunden bis 0 Uhr nicht nur für unseren Protagonisten wie eine Ewigkeit an, sondern auch für den Zuschauer. Wogegen die wunderschönen Momente im Gedächtnis bleiben, aber doch viel zu schnell vorbeiziehen.
                                        Call Me By Your Name ist ein brillianter Film der mal wieder beweist was das Kino narrativ so kann.

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                                        • 8 .5

                                          Was für ein Film! L.A. Confidential ist ein Werk das für mich über Zweifel erhaben ist. Handwerklich, Schauspielerisch, Musikalisch und vor allem Narrativ ist der Film durch und durch stark. Dabei verliert die Geschichte auch nichts wenn man sie schon mal gesehen hat. Hilfreich sind natürlich die durch und durch grauen Charaktere, die alle keinen glänzende Beispiele eines Polizisten sind, aber eben durch Vielschichtigkeit der Geschichte und Welt ihre stärken und schwächen hervorheben.
                                          L.A. Confidential erfindet das Rad nicht neu, macht aber all das was es macht, mit so einer meisterhaften Leichtigkeit mit passender Gravitas. Ich glaub viel mehr muss ich auch gar nicht mehr dazu sagen.

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                                          • 7 .5

                                            Coda bezeichnet in einem Musikstück ein sich wiederholendes Motif das langsam ausläuft, am bekanntesten durch die klassischen Fade Outs wie zum Beispiel in der Rockmusik der 70er und 80er. Coda kann aber auch ein Kodex sein, an den man sich hält. Beides ist extrem passend für den letzten Teil der Outrage Trilogie von Kitano.
                                            In einem Versuch zu modernisieren ist nun ein Investor an der Spitze des Hanabichi Klans, der ähnlich wie der Kaicho aus Beyond die Yakuza modernisieren möchte um noch mehr Geld herauszuquetschen. Es ist nicht wunderlich das sich alles wiederholt: Gewalt, Mord und das Keifen nach Macht. Man hat das Gefühl, das die Spieler der alten Schule so gut wie ausgestorben sind, niedergeknüppelt von dem Zahn der Zeit und der strikten Hierarchie. Da kocht der Topf über, in Form von Otomo, der einzig und allein als Rachegeist der alten Schule losgelöst von den verratenen Idealen den Hammer niederschmettern lässt. Dazwischen der Konflikt zwischen den Köpfen der Hanabichi und den zermürbten Überresten des Sato Klans. Interessant dabei ist die Rolle von Lee, den Sponsor von Otomo, der so International ist das er über all diesen Konflikten steht.
                                            Handwerklich ist dieser Film der beste der drei, mit etwas dynamischeren Kameraführungen und expliziteren Szenen. Er kommt den Klassikern von Kitano auch am nächsten, mit seinem typischen trockenen und düsteren Humor und dem ausgelösten Individuum der die verkantete Ordnung aufreibt.
                                            Es fehlt mir etwas das Kitanos zynische Trilogie auf so einer altbackenen Aussage hängen bleibt, ohne das Medium, sich selbst und den stätigen Wandel miteinzubeziehen. Ich find es auch schade das man nicht den Einflusskreis etwas erweitert hat, ist die Yakuza doch stark verbunden mit der Politik und Wirtschaft in Japan. Aber als Abschluss eines ständigen Zirkels, ist es wohl gelungen mit viel ungefüllten Vakuum und einer endgültigen zerbersten altertümlicher Ideale.

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                                            • 8

                                              Der Nachfolger baut auf die Stärken des ersten Teils auf und bietet eine noch intensivere Geschichte mit einem Stilvolleren Handwerk, welche der Realismus des ersten Teils treu bleibt. Fünf Jahre später hat sich einiges geändert. Die neue Spitze des Sanno Clans, haben sich weiter expandiert und sich aus dem klein kriminellentum weiterentwickelt. Eine neue Ordnung findet statt, bei der Innovation und handeln der Seniorität vorhergeht. Zu den Einnahmequellen von Drogen, Erpressung und Prostitution haben sie sich legalere Wege erschaffen, um Geld zu machen. Mit Ishihara an der Spitze wird nun mit Fonds und Aktien gespielt, um den gewinn noch weiter zu maximieren. Den Yakuza der alten Schule gefällt das nicht, doch jeglicher widerstand wird sofort im Keim erstickt. Der korrupte Polizist aus dem ersten Film hat sich hochgearbeitet und versucht zwei Clans gegeneinander auszuspielen, um ein gewisses Equilibrium aufrecht zu erhalten und seine eigene Karriere zu fördern.
                                              Mit den schon bekannten Charakteren hat dieser Film ein schon viel schnelleres Tempo und eine Geschichte mit klareren Konsequenzen. Dabei ist die perfide Politik natürlich immer noch im Vordergrund, bei der man im Notfall alles auf andere abwälzen kann. Den Schritt weg von dem traditionalistischen wird hier noch weiter geführt, mit einem Yakuza Clan der zwar das macht was Yakuza so machen, aber dabei nicht auf die Riten und Feinheiten achtet. Ein Konkurrenz Modell ala amerikanischen Kapitalismus gegen das alt bewahrte. So wird auch gegen Ende klar, dass es teilweise um mehr geht als nur Geld.

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                                              • 7 .5
                                                über Outrage

                                                Outrage ist ein etwas anderer Kitano Film. Hier werden die Ästhetiken und seine eigene Bildsprache durch ein realistisches und authentischeres Bildnis der komplexen politischen und hierarchischen Strukturen hinter den Yakuza darzustellen. Als ein Meister der Yakuza Filme, find ich es sehr interessant, wie er die klassischen Bilder und Strukturen der Yakuza aufweicht. Ein Maß an Ehre ist den Yakuza wichtig, vor allem wenn es um die Filmische Darstellung geht. Dafür gibt es all die Riten und festen Strukturen, sowie eine Ehre unter Dieben. Damit spiegeln sie auch bis zu einem gewissen Grad die japanische Seele und die Gesellschaftliche Struktur, bei der Hierarchie und Seniorität zu den wichtigsten Aspekten gehören. In Outrage wird diese rigide Struktur gebrochen und es wird gezeigt was passiert, wenn man ganz unten auf der Leiter steht. Otomo und seine Familie ist zum Scheitern verdammt, da sie auf die Fresse bekommen wenn sie spurten oder wenn sie nicht spurten. Loyalität wird zu einem Werkzeug von Machtgierigen Köpfen an der Spitze, die das Fußvolk sich gegenseitig aufreiben lässt, um das Gold aus den Schutt zu graben.
                                                Dabei ist auch hier ein interessanter Konflikt zwischen den Yakuza der alten Schule und denen die das Geld auf der Straße sehen. Die Yakuza hat lange Zeit Drogen aus dem Land fern gehalten um Japan rein zu halten. Aber durch Gier werden auch solche Ambitionen untergraben. Solange man aber die anderen das dreckige Geschäft machen lässt, und seinen Hals rein hält, ist alles in Ordnung. Tatemae (eine Maske in der Öffentlichkeit tragen, das Gegenteil von Homoe: den wahren Gefühlen) ist eben für alle Wichtig, auch für die kriminellen. So wird im Verlauf der Geschichte, eine der wichtigsten Währungen der kriminellen Organisation: Loyalität, bald nichts mehr wert, weswegen es am Ende so kommt wie es eben kommen musste. Mit einem Leichenberg, gebrochenen Seelen und Versprechen und den gewieftesten Opportunisten ganz oben.
                                                Ein eher trockener Film von Kitano, schafft er es dennoch ein tolles und komplexes politisches Drama zu zeichnen, das eine fest etablierte Randerscheinung der Japanischen Gesellschaft aufzeigt, welche man aber teilweise auch auf die gesamte Gesellschaftliche Struktur überstülpen kann.

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                                                • 9
                                                  Nebenniveau 27.04.2022, 15:53 Geändert 12.12.2024, 09:22

                                                  The Batman erfindet das Rad nicht neu, geht aber mit der klassischen Formel auf vielerlei innovativer Art und Weise um. Das langsame Pacing wird fantastisch genutzt, um die gewünschte Atmosphäre aufzubauen. Eine erdrückende Stimmung, die im Verlauf des Filmes durch alle Schichten Gothams sickert. Und im Zentrum zwei Menschen, die dasselbe im Sinn haben. Dazwischen eine Frau, die nach Gerechtigkeit strebt, und dem morastigen Fundament des tief gespaltenen Gotham, die zu zerbersten droht.

                                                  Es gibt sehr viele Batman-Interpretationen. Alle spielen in Gotham, als Spielplatz für die Bösewichte und Batman. Aber selten habe ich Gotham von diesem Standpunkt gesehen. Statt ein Gothic New York oder einfach nur New York vor sich zu haben, hat man eine brodelnde Gesellschaft, die das morsche Fundament bedroht. Batman bekämpft dabei die kriminellen Elemente und strahlt sein Symbol in den Himmel, als Warnung für alle, die etwas Kriminelles vorhaben. Das Symbol der Fledermaus ist ein Symbol von Angst und Terror. Batman ist die Rache, die schonungsloser mit den Tätern umgeht, als die Behörden es jemals könnten. Doch Batman hat ein Image Problem, denn selbst wenn er versucht, Gotham zu einem besseren Ort zu machen, ist er sich selbst nicht sicher, ob er einen Unterschied macht. Auch der Rückhalt aus der Bevölkerung und der Polizei ist alles andere als stark für ihn. Doch einer sieht ihn und erkennt das, was er in Gotham machen möchte. Doch statt Kleinkriminellen eines auf Fressbrett zu geben, hat er ein viel feineres und zielorientiertes Ziel, mit dem Blick auf die Geschwülste Gothams. Denn all die soziale Ungerechtigkeit kommt nicht aus dem Nichts und hat viel zu viele Nutznießer auf den Schultern der anderen. Und genau wie in der Realität, sind das nicht die kleinen Menschen, die Hilfe brauchen, sondern die Reichen, die sich dabei noch mehr Macht und Reichtum aneignen wollen. Und dem Riddler geht es darum, diese aufzudecken und auszumerzen. Für beide ist Gewalt und Terror nicht nur ein gültiges Mittel zum Zweck, sondern scheinbar auch unabdingbar. Diese Zweigleisigkeit wird hier wirklich großartig dargestellt und macht den Riddler auch zu einem super faszinierenden Bösewicht. Ist es wirklich so ein großer Unterschied, ob der Riddler Voyeuristisch in die Fenster starrt, oder ob Bruce Selena beim Umziehen betrachtet? Es geht auch nicht um Geld oder Macht, sondern eine tiefgreifende Veränderung in der Gesellschaft. Das verrottete Fundament der Stadt soll zerschlagen werden, damit auf den Trümmern eine bessere Welt sprießen kann. Dabei wissen sie auch, sich zu vermarkten, werden doch die Fledermaus und das Fragezeichen zu Symbolen von Terror. Nur dass das Fragezeichen denen Angst macht, die sich für so lange sicher gefühlt haben. Es zeigt auch auf, welch aussichtslosen Kampf Batman dort bestreitet, ohne an den Wurzeln des Bösen anzugreifen. Weswegen sich der Riddler auch so sicher ist, dass sie beide auf derselben Seite stehen. Sind wir mal ehrlich, hätte man Falcone eingebuchtet, wäre er binnen weniger Stunden wieder auf der Straße. Und selbst wenn der Riddler sich selbst stellt, bleibt er seiner eigenen Narrative treu. Es muss sich so gut anfühlen, von diesen fauligen und korrupten Arm der Ungerechtigkeit festgenommen zu werden. Es passt auch perfekt, dass er in seiner anderen Identität ein forensisches Buchalter ist. Jemand der Beweiskette bestätigt, Fälschungen aufgedeckt und somit ein extrem wichtiger und nachvollziehbarer Kern einer juristischen Verfolgung ist. Ein Mann, der wahrscheinlich ein tieferes und vor allem statistisch nachvollziehbares Verständnis über die gesamte Situation hat. Der ähnlich wie Batman die Maske aufgezogen hat, nicht um sich selbst zu verstecken, sondern um sein Innerstes herauszulassen und jegliche Limitation abzulegen. “You showed me what was possible. You showed me all it takes is fear and a little focused violence.” Jemand, der andere von seinem Glauben überzeugen kann und dann versagt, weil er Batman einfach überschätzt hat.

                                                  Batman ist hier auch auf eine so interessante Art und Weise inszeniert. Batman kann alles Mögliche sein: Ein Ninja, der beste Detektiv auf Erden, ein Rachegeist, ein Mann der für Gerechtigkeit einsteht, wenn andere Systeme versagen, ein unbeugsamer Beschützer und ein tief verstörter Mensch. In den meisten Interpretationen sind sie sich aber sicher, dass Batman der Gute ist. Hier wird das von Anfang an gut in Frage gestellt. Ob es die Polizisten sind, die ihn erstmal nicht zum Tatort lassen wollen, oder das Opfer, das er rettet und ihn nur anfleht, dass er ihm nicht weh tun soll. Auch dass der Pinguin seinem Geschäft vor seinen Augen nachgeht, zeigt, wie wenig Respekt er hat. Er ist ein wunderbar ambiger Charakter, der zwar klar der Protagonist des Filmes ist, aber nicht wirklich sein Held. Er bringt gewalt auf die Straßen, verkrüpelt Menschen, wenn sie ihm keinen Eintritt gewähren lassen. Oder bringt bei einer Verfolgungsjagd Unmengen von Unschuldigen in Gefahr. Es fehlt ihm an jeglicher Selbstreflexion, auch wenn er im Verlauf des Filmes nichts anderes macht. All dies ist gespeist von einer ultra simplistischen Sichtweise von Gut und Böse. Ein naiver Blick, der seit dem dem Mord an seinen Eltern sich nicht entwickelt hat. Etwas, wovon er immer wieder während des Films konfrontiert wird. Der Verlust der Eltern, die Ungerechtigkeit davon, heraufbeschworen durch wahllose Gewalt. Und hier wird auch toll damit gespielt: Der kleine, blutige Fußabdruck, die Rettung des Kindes, das Verehren und das Verfluchen des Vaters. Denn auch wenn er jetzt groß und stark ist, sieht man immer noch das verletzte Kind hinter der Maske. Als er von Falcone erfährt, das sein Vater vielleicht tatsächlich etwas mit einem Mord zu tun hat, zerbricht sofort eine Welt für ihn. Ein Konflikt, der sehr schnell in der nächsten Szene aufgelöst wird, wovon ich normalerweise kein Fan bin. Aber die Reaktion von Bruce sagt alles, was gesagt werden muss. Vor allem wenn man bedenkt, dass er dort vielleicht seit Stunden gekocht hat, nur um Alfred beim ersten Wimpernschlag eins vor den Latz zu knallen. Auch wenn er sich über Selena stellt, und etwas über Chancen redet, merkt man, was für ein engstirniger und weltfremder Mensch Bruce wirklich ist. Wie er sich aufspielt, als ein Rächer der Nacht, als Fortführung des Wayne Vermächtnis, als Bestrafer der Bösewichte und Horror für alle, die es dennoch versuchen wollen. Im Grunde ist Batman nur eine Flucht nach vorne, um nicht länger Bruce Wayne zu sein. Aber Bruce ist nicht unschuldig und auch keine Rolle, die man einfach so wegdrückt. Das wird schön in dem stillgelegten Waisenhaus dargestellt und den Fokus des Riddlers, der zuerst falsch interpretiert wird. Denn hätte er wirklich das Erbe der Waynes angetreten, wie es Alfred bezeichnet, würde es in Gotham wahrscheinlich anders aussehen. Seine Untat als Bruce und das Anstacheln als Batman hat die Stadt verwundet zurückgelassen. Einer Wahrheit, die er zum Beispiel in der Kirche direkt ausgesprochen hört, aber nicht akzeptieren möchte. Denn man kann es drehen und wenden, aber ein ultra reicher, privilegierter Typ, der lieber mehrere Millionen für ein cooles Auto ausgibt, statt mit dem Geld Menschen zu helfen, ist in sich schon böse. Man kann nicht wirklich moralisch reich werden und noch viel weniger moralische Erben. Doch er ist ein reaktionärer Mensch, der denkt, dass man mit härteren Strafen eine bessere Welt schaffen kann, anstatt die Wurzeln zu bekämpfen.
                                                  Doch natürlich zieht das alles nicht spurlos an Bruce/Batman vorbei. Das ist auch der Aspekt, der diesen Film für mich zum besten Batman Film macht, da es ein Film nicht nur mit, sondern über Batman ist. Auch wenn er es sich erst nicht eingestehen möchte, sind sich Batman und der Riddler doch extrem ähnlich. Und so wandelt er sich, um etwas Besseres für sich und auch für Gotham zu machen. Aus dem Symbol der Angst wird ein Symbol der Hoffnung. Statt der Faust wird die Hand geboten. Statt Rache gibt es Vergebung. “Vengeance won't change the past, mine or anyone else's. I have to become more. People need hope. To know someone's out there for them. The city's angry, scarred, like me Our scars can destroy us. Even after the physical wounds have healed. But if we survive them, they can transform us. They can give us the power to endure and the strength to fight.”

                                                  Aber auch abseits vom Riddler bietet der Film einiges, das ich mag, seine Interpretation von Catwoman, mit der auch respektvoll und nicht übertrieben sexualisiert umgegangen wird. Sie ist ein tolles Bindeglied zwischen dem wirklichen Morast der Stadt und Batman selbst. Eine extrem fähige Frau, die auch bereit ist, für ihr Ziel alles zu geben und auch noch nicht ihre komplette Menschlichkeit verloren hat. Und der Pinguin, als anderes Zwischenglied und Ausdruck des großen Übels in kleinen Dosen. Ein gutes und richtiges, wenn auch etwas fehlgeleitetes Ziel von Batman. Wunderschön dargestellt in der Verfolgungsjagd, die einem als Zuschauer richtig das Blut zur Wallung bringt. Mit einem Sprung und Flug aus den Flammen, der mich immer wieder in komplette Verzückung versetzt. Ich mag auch den perfiden Humor, von einem Thumb Drive oder der Ratte mit Flügeln. Der Film schafft es immer wieder, einen komplett in seinen Sog aufzunehmen. Ab und an klappt einem einfach der Kinnladen runter.

                                                  Handwerklich ist der Film ein Meisterstück. Die Kostüme, Schauspieler, Musik und Sounddesign sind einfach großartig. Die Atmosphäre des Films ist auch fast greifbar. Es wird einem einen fantastischen, modernen Noir-Film geboten, dem nicht einfach nur Batman übergestülpt wurde, sondern dieser tief in alles verwurzelt ist. Die Kamera wird auch für mehr eingesetzt, als nur das vorhandene zu zeigen. Wenn man zu beginn den Voyeuristischen Blick mit dem Riddler teilt, dann vom Dach aus auf den Politiker runterschaut und in verschwommenen und teilweise fernen Bilder den Mord anschaut, hat es schon ein ganz anderes Gefühl als wenn man es alles einfach in einer Totalen gezeigt hätte. Auch als Batman den Tatort durchleuchtet, wird viel mit dem Schnitt und der Kamera gearbeitet, um die Aufmerksamkeit von Batman nachzustellen. Auch das Voiceover, was ja ein typisches Merkmal von Noir Filmen ist, wird hier richtig gut genutzt und auch innerdiegetisch gut eingeführt, als gesammelte und reflektierte Gedanken von Bruce. Dazu ein bombastischer Soundtrack und ein fantastisches Sound Design, das den Eindruck der herausragenden Bilder nur noch vertieft.

                                                  Aber der Film ist leider nicht perfekt. Auch wenn sich der Film niemals wirklich gestreckt anfühlt, merkt man die drei Stunden dann schon. Ich denke mir, dass es eine halbe Stunde weniger dem ganzen ein noch strafferes Gefühl gegeben hätte. Und auch wenn viele Themenaspekte wirklich gut gelungen sind, wird es im Verlauf des Filmes doch etwas verwässert. Gerade das Mittel der Angst wird am Anfang toll dargestellt und erreicht nochmal einen Höhepunkt mit dem Batmobil und der Verfolgungsjagd. Aber gegen Ende hat das ganze keine allzu große Relevanz mehr, was schade ist. Auch wirkt der Plot mit der Bürgermeisterwahl etwas getrennt von dem Rest des Ganzen, was schade ist.
                                                  Auch wenn mir persönlich “The Dark Knight” immer noch etwas besser als Film gefällt, ist “The Batman” eine großartige Erörterung des Titelgebend-Charakters. Man ergründet ihn auf eine Art und Weise, die man so noch nicht gesehen hat. Es ist ein Film, der den Titel verdient, bei dem Batman mal ehrlicher auf den Zahn gefühlt wird, anstatt den Fokus nur auf den Bösewichten zu haben, wie es sonst oft der Fall ist. Ein Film, der auch auf handwerklicher Basis absolut überzeugt und einem etwas ganz besonderes erschafft. Ein ganz besonderes Werk, das auch ohne den Wiedererkennungswert des Caped Crusaders funktionieren würde, aber dann noch dazu massiv davon profitiert.

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                                                    Ich bin ein Fan des irischen Humors. Einer meiner Lieblingscomedys ist bis heute noch Father Ted, die so Irisch ist wie man nur sein kann. So kam mir Derry Girls sehr gelegen. Die Show bietet auch etwas interessantes, auch wenn das Potential manchmal nicht ganz ausgeschöpft wird, bzw ich als nicht Nordire mit nur peripheren Wissen über den Konflikt nicht alles verstehe. Wer eine Seichte Comedy erwartet wird hier schnell enttäuscht. Alles ist voll aufgedreht, von der Mimik zu den Charakteren an sich und den Situationen in denen sie sich immer wieder finden. Die Schauspieler machen es durch die Bank gut, das man schnell seine Favoriten herausgefunden hat. Das Coming-Of-Age Feeling kommt auch sehr gut rüber.
                                                    Leider verbraucht sich die Serie etwas schnell. Die Charaktere sind so überspitzt das es irgendwann auf die nerven gehen kann. Vor allem der Witz zwischen Schwiegervater und Mann hat sich schnell aufgebraucht und wirkte irgendwann nur noch nervtötend. Auch gibt es keine wirklichen Nuancen zwischen den anderen Charakteren, sodass das neurotische Verhalten von Clare, oder die Horny Vibes von Michell doch alsbald zu viel werden. Für mich sind die Ausnahmen Orla McCool die zwar auch immer sehr sonderbar rüberkommt aber dafür nie zu viel Platz einnimmt und Sister Michael, an deren trockenen Humor ich mich nicht Satt sehen kann.
                                                    Die erste Staffel macht richtig viel Spaß, auch wenn es gegen Ende etwas anstrengend wird. Die zweite Staffel ist auch noch gut, bietet aber gerade was die Charaktere angeht nicht viel neues, sodass die abnutzerscheinungen hier nur noch stärker in den Vordergrund treten.

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