Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 8
    über Con Air

    Con Air ist ein Film den ich als Teenager, der sich viel zu ernst genommen hat, gehasst habe. Nicolas Cage dumme Friese, der dämliche Plot, die schwachsinnigen Action Szenen und ein Soundtrack bei dem sich alle Fußnägel aufrollen. Heute erkenne ich Con Air für das kleine Meisterwerk, das es ist.
    Con Air nimmt sich überhaupt nicht ernst. Keine Sekunde! Und das ist wunderschön! Fast jeder Charakter wurde perfekt gecastet und bringen ihr A-Game. Selbst John Cusack, der den Film nach seinen eigenen Worte Film, geht in seiner Rolle als verantwortlicher Cop fantastisch auf. Malkovich ist beeindruckend und verstörend, in einer der besten Villian Rolle da draußen. Mit einer ungesunden Mischung aus Psychopathie und Intelligenz. Steve Buscemi, Danny Trejo und selbst Dave Chappell bringen alle etwas ganz Besonderes zu dem Film. Natürlich darf dabei auch Nicholas Cage nicht fehlen, der sich dem coolen, one-liner spuckenden, dringend ein Frisör brauchender Held hingibt. Worin Con Air vor allem brilliert, ist die Struktur. Über die Laufzeit kommt nie Langeweile auf! Wenn ein Konzept auch nur andeutet etwas zu lange zu gehen, wird man sofort in die nächste Situation geworfen. Mit Setpieces die einem lange im Gedächtnis bleiben und einfach nur Spaß macht!

    6
    • 9

      Ich liebe diesen Film! Charlie Kaufmann ist einfach ein Schatz und ein richtiger Künstler, der auch gerne mal das ganze Konzept eines Filmes an sich reißt, um auf innovativer und interessanter Art und Weise etwas zu erzählen. Dabei verkopft er sich immer sehr gerne, aber selbst hier zeigt er viel mehr seine verkorkste Psyche und eine mächtige Portion Imposter Syndrom, anstatt sich selbst als Kunstschaffenden zu feiern.
      Adaptation ist ein Film der vor Metaebenen und verzweifelten Augenzwinkern nur so strotz. Ein Film über das schreiben, ein Film über Künstler und natürlich ein Film über Blumen. Das man in ein chaotisches Potpourri geworfen wurde, merkt man erst etwas später. Wenn Szenen die schon so gefilmt und gedreht wurden, zum ersten mal auf Papier gebracht werden. Ähnlich wie in Synekdoche New York wird hier nach und nach neue Ebenen dazu gepackt und die Grenze zwischen Fantasie und Realität, zwischen Inszenierung und tiefsten inneren Unruhen verschwimmen immer weiter. Wie will man ein unverfilmbares Buch verfilmen? Wie will man ein Drehbuch schreiben, das einfach nicht zusammen kommen möchte? Und wie steht man zwischen alledem als Künstler, der sich weiterentwickeln will und seinen eigenen Unzulänglichkeiten zum Opfer fällt? Adaptation gibt einem ein überraschenden und sehr tiefgreifenden Einblick in den Schaffensprozess.
      Das Dabei natürlich auch filmisch viel passiert, ist natürlich klar. Ständig wird das Genre gewechselt, die Erzählstruktur über den Haufen geworfen oder schnell noch irgendwelche „Verbesserungen“ eingefügt. Da verstummt plötzlich der Erzähler, Blumen werden ästhetisch in Szene gesetzt, spannende Musik setzt ein und verstummt alsbald wieder. Vor allem gegen Ende, wenn Donald das Ruder übernimmt, fährt die ganze Geschichte geradewegs über eine Klippe. Aus den Orchideen werden Drogen gemacht, aus der Professionellen Beziehung zwischen Susan und John wird ein heikles Drama. Die Dialoge sind auf einmal getränkt von Pathos, genau wie die Musik und der Plot. „Wow them at the end“. So entwickelt sich der Film Charlie auch weiter und traut sich endlich einer Frau seine Liebe zu gestehen. Scheinbar hat er noch die Kurve bekommen einen „wirklichen“ Film zu machen.
      Ein Problem das dann auch Charlie viel zu spät bemerkt (und vor allem in dem Rewrite von Donald klar wird), ist das er sich gar nicht für die Blumen interessiert. Ähnlich wie Susan ist er viel mehr an etwas anderem interessiert. Was es genau ist, weiß er selber nicht. So wird aus Adaptation ein Film über das Versuchen und Versagen. Über Kreativität und der Preis von völliger los Gelöstheit. Von großen Ambitionen und den zusagen, die man machen muss, um überhaupt etwas zu schaffen.
      Ein letztes großes Plus für den Film sind die Schauspieler. Nicholas Cage in einer Doppelrolle ist absolut fantastisch, genauso auch Meryl Streep und Chris Cooper. Aber auch die kleinen Rollen, wie von Maggy Gyllenhaal, Cara Seymore oder auch Cathrine Keener sind alle großartig und bringen dieses bizarre Experiment zum Leben.

      2
      • 7

        Ils ist ein Horrorfilm, der das Rad nicht neu erfindet, aber das was er macht, richtig gut macht. Die Situation in einem fremden Land zu sein, in dem man nicht mal richtig die Sprache spricht, abseits von allen und einer Gefahr ausgeliefert, der man einfach nicht entkommen kann, ist konzeptuell schon echt gruselig. Der Film wird aber auch durch sein authentisch wirkendes Verhalten der Charaktere und der Killer richtig verstörend. Dabei fand ich auch toll das der Prolog schon so viel Vorarbeit geleistet hat. Nicht nur in der Stimmung, sondern auch dem MO der Killer, bei denen der Terror ein wichtiger Aspekt ist, und das man machen kann was man will, sie sind immer ein Schritt voraus. Die Identität der Killer war dann auch nochmal ein Schock, vor allem wenn man bedenkt das es auf wahren Ereignissen basiert.

        6
        • 6

          Gangster Gang erzählt eine Geschichte von einer Gruppe ‚Bösewichte‘ die einfach ihrer aufgezwungen Rolle nachkommen. Von einem Raubzug zum nächsten Leben sie in den Tag hinein, bis der größte Raubzug ihres Lebens plötzlich ganz andere Dimensionen annimmt. Ich glaube das der Film etwas ganz tolles für Kinder ist, die viel Spaß mit der einfachen Geschichte und den coolen Charakter haben können. Für alle älteren Liebhaber der Animationsfilme möchte ich eine kleine Warnung oder besser noch einen Tipp aussprechen: Auch wenn er euch nicht so gefällt, schaut auf jeden Fall weiter. Denn die erste Hälfte ist wirklich eher schlecht als recht, wird dann aber durch eine tolle zweite und einem super Finale wieder Wett gemacht.
          Der ersten Hälfte fehlt es an einer klaren Richtung. Es passieren einfach Dinge ohne Große Konsequenzen oder klar ersichtlichen Weg wohin es als nächstes gehen wird. So wirkt vor allem Thematisch die erste Hälfte recht dünn, da sie einfach keinen griffigen Punkt finden kann, an dem sich die Geschichte festmachen kann. Gerade der Konflikt des Wolfes ob er nun doch gut werden möchte oder nicht, ist immer nur sehr peripher anwesend. So bewegt es sich eher schleichend voran, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Der Humor ist teilweise auch sehr infantil (wenn der Piranha sagt das der Meteorit aussieht, wie ein Po oder er ständig giftige Gase pupsen muss) mit ein paar richtigen Glanzstücken dazwischen. Aber nach der Hälfte (und einen Twist den man von weiten kommen sieht, aber nicht auf diese Art und Weise) nimmt der Film richtig Fahrt auf. Plötzlich macht vieles das sich davor, wie ein Schlag ins Leere anfühlt plötzlich Sinn und wird auch richtig gut genutzt.
          Der Film hat einen richtig charmanten Art Style, bei denen auch gerne mal 3D Animationen auf 2D Zeichnungen treffen. Die Animationen sind auch toll, die gekonnt auch gerne mal gewollt hakelig ausfallen, um die Situation besser darzustellen. Die Musik und Soundeffekte sind auch sehr passend gewählt. Mit dem Voiceacting tu ich mich leider teilweise etwas schwer. Ich habe den Film im Original gesehen und die meisten machen eine richtig gute Figur (vor allem Akwafina, Zazie Beetz, Richard Ayodade und Craig Robertson), aber gerade der große, böse Wolf schwächelt etwas. Ich mag Sam Rockwell sehr, aber hier fallen viele Sätze etwas schwach aus oder es fehlt der gewisse Nachdruck, den man normalerweise aus solchen Animationsfilmen kennt.

          4
          • 8

            Der Baader Meinhof Komplex ist ein Film der mich wütend macht und über den es mir auch schwer fällt zu schreiben. Handwerklich ist der Film top! Die Regie, das Drehbuch, der Schnitt, die Schauspieler… alles ist fanatisch gelungen und erzählt in einem überraschend neutralen Ton über den Aufstieg und Fall der RAF und ihrer Mitglieder.
            Ich glaub der Film macht mich wütend, weil er so neutral den inneren Zirkel der RAF und die damalige Beschaffenheit von Deutschland aufzeigt. Dadurch das der Film nur das darstellt was damals geschehen ist und wie die Menschen darauf reagiert haben, wird man stärker dazu angehalten selbst aktiv zu werden und die Geschehnisse zu verarbeiten. Ich glaube meine Freundin und ich noch nie so oft einen Film unterbrechen mussten um uns gegenseitig lautstark aufzuregen. Über das was die RAF getan hat, wie sie es rechtfertig, wie der Staat und die Menschen darauf reagiert haben und wie man selbst wohl aus außenstehender dazu stehen würde. Gerade die Halbwahrheiten haben mich wahnsinnig gemacht. Nach all den Taten sitzen die Mitglieder in Isolationshaft. Ein grausames und unnötiges Mittel das für mich eine Art Folter ist, vor allem über drei Jahre. Wenn Ulrike Meinhof sich dann öffentlich darüber beschwert, kann ich ihr nur recht geben. Auch wenn es total an dem vorbei geht, warum sie überhaupt einsitzen. Im Gefägnis soll die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden, sie sollen über ihre Taten brüten und als bessere Menschen wieder herauskommen. Aber hier werden die eh schon extremen Ansichten noch weiter vertieft, ständig neue Ausreden für die grausigen Taten gefunden und eine Rechtfertigung für alles gefunden. Ich erwarte jetzt kein brutales Umerziehungscamp, aber so kann es natürlich nicht gehen. Vor allem mit so viel aktiven Mitgliedern außerhalb. Hier haben Baader und seinen Kumpanen ihre hässliche Fratze gezeigt, bei dem sie fremde Leben und vor allem tote über ihr eigenes Stellen. So werden Entführungen, Morde und weitere Terrorakte gerechtfertigt und blutlechzend entgegengefiebert. Vor allem Baader hat mich rasend gemacht: Ein Psychopath der den linken Kampf einfach nur als Ausrede genommen hat um seinen hedonistischen und soziopathischen Gelüsten freien Lauf zu lassen. Er ist ein klarer Opportunist, der, wenn rechter Terror gerade chic gewesen wäre, auf diesen Zug aufgesprungen wäre. Die Verwandlung von Meinhof, einer intelligenten Frau die wirklich etwas verändern will, zu einer Terroristin, die an massenhaften toten verantwortlich ist, ohne eine klare Linie in ihrem Kopf oder Worten zu fassen, ist auch sehr tragisch und traurig. Vor allem wenn es um ihre Kinder geht, von denen sie sich am Anfang nicht mal im Traum trennen könnte, nur um sie am Ende auch irgendwelchen Sklavenhändlern in die Hände gegeben hätte, wenn es dem Kampf genutzt hätte. Wie gerade der Kern der RAF mit anderen Kulturen und Menschen umgeht, war einfach nur widerwärtig. Imperialistisch und rassistisch, setzten sie sich über andere hinweg und fühlen sich als was Besseres. Auch der Umgang mit Leuten innerhalb der Organisation denen es zu heiß wurde, ist einfach niederträchtig. Da wird man zu einem Faschisten ernannt oder gleich an den Strick geliefert. Alsbald geht es nur noch darum den Extremismus zu füttern und zu fördern, um jeden Preis und jedes Opfer. Dabei war es auch sehr interessant, wie die RAF überhaupt entstanden ist. In einer Zeit der himmelsschreienden Ungerechtigkeit, bei der eine starke linke Gegenbewegung gegen den faschistoiden Staat gebraucht nötig war. Ohnesorg und Dutschke sind Opfer des rechten Terrors geworden und da kann man verstehen das man sich in der Wut und Verzweiflung auf dieselben Mittel berufen möchte (auch wenn man es niemals Gutheißen kann). Dank aber einer Brandaktion waren Baader und Kumpanen erst einmal im Untergrund und kamen dann in ein Deutschland, das an einem ganz anderen Ort war. Durch Willy Brand hat sich vieles gebessert und die spontane Gegenbewegung war so nun nicht mehr nötig. Aber dennoch waren sie da, mit der selben Wut im Bauch, bereit das System zu zerschlagen. Das es dabei einen gegenteiligen Effekt hatte, merkt man wohl nur mit etwas Voraussicht. So muss sich Deutschland in einen Polizeistaat verwandeln, um den linken Terror Herr zu werden und unschuldige Leben zu schützen.
            Der Baader Meinhof Komplex dreht sich um einen gewissen Punkt in der Deutschen Geschichte mit einer ganz spezifischen Gruppe. Aber ich finde der Film schafft es auch die Strukturen und den Fruchtbaren Boden für Terrorvereinigungen im Allgemeinen aufzuzeichnen. So würde ein Film über die NSU nicht großartig anders sein. Kommen sie zwar aus verschiedenem Lager, so sind ihre Mittel und die Grausamkeit mit der sie diese ausführen dieselbe. Gewalt und Terror ist einfach keine Lösung, vor allem wenn es regelmäßig unschuldige trifft. Extremismus in jeder Form ist einfach widerwärtig und egozentrisch… und das hat der Film beeindruckend dargestellt.

            4
            • 6

              Das geheime Fenster ist ein netter Thriller, der mit guter Besetzung und einem interessanten Drehbuch punktet, aber leider an der eher mittelmäßigen Umsetzung etwas scheitert. Bei einem guten Thriller sollte man am besten die ganze Zeit am Rande des Stuhls sitzen und nur kurz durchatmen können damit sich eine furchtbare Realisation langsam setzten können. So ist der Film per se nicht schlecht, hakt aber am Pacing und der Erzählstruktur. Und auch wenn der letzte Twist echt cool ist, hätte man die Hinweise doch etwas besser setzten können. Auch ihn als unrelaible narrator hätte dem ganzen etwas mehr tiefe Gegebene. Das Ganze wird leider auch nicht besser durch den passablen aber eher störenden Soundtrack. So bleibt am Ende ein ganz netter Film übrig, der sein Potential nicht ganz ausreizen wollte.

              3
              • 7

                Staffel 1 – 8.0
                Die erste Staffel macht vor allem eins: Spaß. Dabei werden geschickt viele interessante Komponenten zusammengemischt und auf mehreren Ebenen interessanten Geschichten über eine Parallelrealität erzählt. Ein genialer Mix aus Spielberg und grotesken Horror mit einem großen Schwung Nostalgie für eine Zeit, die ich nur als Baby erlebt habe.

                Staffel 2 – 6.5
                Hier haben sie sich etwas vergriffen. Viele interessante neue Möglichkeiten werden ausgebremst und durch die Folgen langezogen erzählt. Dabei verliert die ganze Geschichte an Fokus, mit der Folge „The Lost Sisters“ die sich so gar nicht in den Rest einfügen will, nur damit Eleven einen plötzlichen Charaktersprung macht der durch die Staffel gefehlt hat. Immerhin hatte die Staffel Bob Newby, dessen Verlust ich immer noch nicht ganz verkraftet habe.

                Staffel 3 – 9.0
                Die bis jetzt beste Staffel meiner Meinung nach. Alle Charaktere entwickeln sich interessant weiter und die verschiedenen Geschichten werden geschickt miteinander verwoben. Dabei wird hier der Spagat zwischen Ernst und Quatsch gut gefunden. Max ihr Charakter entwickelt sich auch in eine bessere Richtung. Robin ist auch ein toller neuer Charakter, die vor allem mit Steve eine interessante Dynamik entwickelt. Die Aufteilung der Bösewichte mit den Russen und der Gefahr aus dem Upside Down ist auch toll getroffen, bei der Hawkins Stück für Stück auf den Kopf gestellt wird.

                Staffel 4 – 4.0
                Oh man, in dieser Staffel haben sie sich etwas übernommen. Die Staffel in mehreren, mehr oder weniger unabhängigen Storysträngen zu erzählen haben sie ja schon zuvor gemacht. Aber wenn es davor mal besser und mal schlechter funktioniert hatte, lassen mich hier die meisten Storylines irgendwie kalt.
                Ich liebe Hopper und gerade die Dynamik mit Joyce und Murray ist großartig, aber hier will es gar nicht ziehen. Obwohl sich Stranger Things nie wirklich darum gekümmert hat, ob das was passiert sehr realistisch darzustellen, wirkt die Rettungsaktion doch extrem an den Haaren herbei- und vor allem langezogen. Dazu ist die Geschichte auch so sehr vom Rest getrennt, dass es eigentlich egal ist was dort passiert. Bis zum Schluss, wo sie andeuten das sie etwas machen um den Rest der Gruppe zu helfen, macht es doch im Großen und ganzen kein Unterschied. So ähnlich auch der Rest in California. Das Eleven sich nicht wirklich zurecht findet ergibt Sinn, und die Geschichte der Bullys hat mein Blut auch zum Kochen gebracht. Aber es führt nirgendwo hin, höchstens in die Vergangenheit von El, an die sie sich selbst nicht mehr erinnert. Als der Besuch aus Hawkins kommt wird es auch nicht wirklich besser, wieder ist die Geschichte so vom interessanten getrennt, dass man die Szenen eben absitzt. So ähnlich wie „The Lost Sisters“ gibt es auch hier einen Ausreißer nach unten, als man plötzlich in einem goofy und quirky Kinderfilm in Salt Lake City wiederfindet. Der Roadtrip wirkt dann auch so getrennt vom Rest der Geschichte und ist auch so Konsequenz los das man sich das Ganze auch hätte sparen können. Die einzige Storyline die mich wirklich gepackt hat, war die in Hawkins selbst. Wenn die Staffel nur aus dieser Storyline bestehen würde, wäre ich auf jeden Fall um einiges Glücklicher.
                Das führt zu einer anderen Kritik: Die Folgen sind viel zu lange! Ich versteh nicht warum sie die Folgen so lang gemacht haben, wenn sie es kaum mit irgendwelchen Inhalt füllen. Und der Inhalt, der da ist, ist teilweise extrem Dröge und Redundant. Man muss mir nicht fünf mal ausgiebig zeigen wie El verschiedene Türen aufmacht nur um im selben Raum rauszukommen oder in einer viel zu langen Szene wie sie ein gigantischen Gegenstand erst mal langsam hoch hebt und dann langsam wieder absetzt. Dabei kam ich mir öfters verarscht vor, vor allem wenn dem Zuschauer noch einmal das was gerade passiert erklärt wird. Auch wie es erzählt wird ist eher schlecht als Recht. Das Geheimnis was in Hawkins Lab damals stattgefunden hat wird so aufgebauscht und dann durch einen dummen Twist auf den Kopf gestellt. Ein Twist der mir sehr viel an Stranger Things kaputt macht. Das Upside-Down war immer ein Ort voller Mysterium, in dem manche Regeln der Realität einfach anders funktionieren. Auch die Motivation der Monster war immer herrlich unergründlich und dadurch noch viel verstörender. Es ging immer, um den natürlichen Drang sich auszubreiten und den schwächeren sich untertan zu machen. Eine Natürliche Realität, die wir als Herren des Planeten so nicht mehr wirklich erleben. Jetzt soll alles von einem Edgy Teenager stammen, der mit seinen Ideen und Philosophie nie über das 13te Lebensjahr hinausgekommen ist. Aber selbst damit kann man was machen, den nichts ist gruseliger als unendliche Macht in den falschen Händen (siehe „The Innocents“). Aber so kommt es hier nicht rüber, es wirkt eher wie ein verzweifelter Versuch die Geschichte irgendwie zu Ende zu bekommen, als wirklich was interessantes zu erzählen. Am Ende bekommen sie in dieser Hinsicht noch etwas die Kurve, aber bei weitem nicht gut genug um ein zufriedenstellendes Finale hinzubekommen.
                Die Serie hat immer noch viel gutes an sich. Die letzte Szene in „Dear Billy“ war großartig gemacht und auch sonst, strotz Stranger Things vor guten Ideen und interessanten Konflikten. Das ganze wird aber durch den fehlenden Fokus, die viel zu vielen Charakteren bei dem die wenigsten wirklich relevant sind und zu lang gezogenen Episoden kaputt gemacht. Manche Folgen, besonders die vorletzte, ist teilweise auch furchtbar directed. Schauspieler von denen man dachte das sie eigentlich ganz gut sind, werden zu schlechten Soap Opera Lines verleitet. Die Geschichte ist auch furchtbar und eben durch die Regisseure auch noch schlechter erzählt. Ist Papa jetzt ein Monster oder doch nur ein guter? Warum kann sich der Helikopter anschleichen? Wieso sind die Army Typen überhaupt da, wenn sie am Ende doch keine Relevanz haben?
                Puh, die Staffel war teilweise eine Qual und ich hoffe das die Duffler Brüder in der 5ten und letzten Staffel nochmal die Kurve kriegen.

                2
                • 6 .5

                  Ginger Snaps ist ein Horror Kleinod das nicht umsonst einen kleinen Fankult um sich herum hat. Der kanadische Horrorfilm aus dem Jahr 2000 merkt man die Zeit in der er gemacht wurde sehr an. Auch in der Machart, habe ich mich oft an kanadische Horror Kindershows wie „Gänsehaut“ und „Are you afraid of the Dark“ erinnert gefühlt. Die Dutch Angle, die heranzoomende Kamera und teilweise auch das Schauspiel vor allem von der Mutter und dem Vater. Das kann jetzt erst mal etwas abschreckend klingen, gibt dem Film aber einen ganz besonderen Charm. Ginger Snaps ist auch kein reinrassiger Horor Film, sondern bietet auch viel schwarze Comedy an, die meistens von ins Schwarze trifft. Im Allgemeinen ist das Drehbuch für den Film herausragend gut und selbst eindimensional wirkende Charaktere wie der Drogendealer Sam wird vielseitig beleuchtet und durch besonderes Wissen und Handeln zu einem meiner Lieblingscharaktere gegen Ende. Auch die Schwestern, die am Anfang nur so von Edgy Teenage Angst so triefen, entwickeln sich weiter. Vor allem der Shift von Ginger auf B ist sehr gut gemacht und bietet der eher schüchterne Schwester viel Raum zum Entwickeln. Aber auch der Plot ist durchwegs interessant und mit cleverem Twist versehen, die man teilweise nicht kommen sieht.
                  Auch steckt so viel mehr hinter der Fassade als man zunächst annimmt. Einerseits ist es eine sehr einfache Allegorie die Verwandlung zu einem Werwolf mit der ersten Periode gleichzusetzten, aber Karen Walton zieht hier viele interessante Parallelen die tiefer gehen als „man wird halt zu einem Biest“. Hier wird auch die Rolle der Mutter interessant, die gegen Ende ein heftiges Geständnis macht, was ihre Töchter für sie bedeuten und wie weit sie für die beiden gehen würde.
                  Was mir dann leider negativ aufgestoßen ist, war der Horror an sich. Teilweise sehr gut gelungen, zieht er sich vor allem in der letzten halbe Stunde sehr, sodass das gesamt Erlebnis etwas darunter leiden muss. Wäre der Film eine halbe Stunde kürzer und würde sich mehr auf seine stärken berufen, wäre es ne klare 8 für mich!

                  3
                  • 8

                    Kristy war eine ehrliche Überraschung für mich. Der Anfang des Filmes wirkt wie Massenware, bei der ‚furchtbar cool‘ ein Mord inszeniert wird und nach einem edgy Sequenz man die Protagonistin erst mal in Unterwäsche begaffen darf. Aber alsbald merkt man das es hier etwas anders ist. Erst feiert sie ihre Freiheit allein auf dem Campus, dann kommt die Langeweile und dann die Angst. Schon bei der Fahrt zur Tankstelle mischt sich eine gewisse Urangst mit einem treibenden Gefühl von Freude, welche dann auf der Rückfahrt in pure Angst gewandelt wird. Aber auch die Szenen in der Tankstelle ist fantastisch gemacht, in der sie, die kaum Geld hat, nur um der awkwardness der Situation zu entgehen, dem Mädchen die Sonnenbrille bezahlen möchte und sie daraus alle falschen Schlüsse zieht. Der Horror der dann beginnt war so intensiv das er mich durchgehend angespannt gelassen hat. Und normalerweise ziehen Slasher Filme bei mir nicht so, aber das Handwerk und das authentische Gefühl haben diese Szenen etwas anders wirken lassen. Vor allem die Arroganz und beschissene Edgyness der Killer haben die Szenen echt nochmal aufgewertet, in dem man sie richtig zu hassen lernt. Und dann noch die Saving Grace eines Slasher Films: Eine kompetente Protagonistin! Mit cleveren Ideen und geschicktem Wissen findet sie immer wieder Wege aus aussichtslosen Situationen. Und sobald ihr Freund das zeitliche segnet, gesellt sich ein weiteres Gefühl zu der Anspannung hinzu: Vorfreude. Die zuvor schon fast magisch unantastbaren Killer werden nacheinander auf geschickte Art und Weise ausgeschalten und jedes Mal bin ich in Ektase verfallen. Dabei werden zuvor auftauchende Gegenstände und Aspekte nochmal neu genutzt, um den Spieß umzudrehen.
                    Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht genau darauf zeigen was Kristy so verdammt gut macht, aber so wie er ist, ist es mein Lieblings Slasher Film, ein Genre auf das ich normalerweise gar nicht so stehe. Also wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt, macht die Lichter aus und genießt diesen überraschend fantastischen Film.

                    5
                    • 9 .5

                      The Other Lamb ist ein Film ganz nach meinem Geschmack. Eine simple Geschichte, erzählt mit wenig Worten aber viel inneren Tumulten. Dabei reizt Małgorzata Szumowska zusammen mit ihren Cinematographen Michal Englert das Medium Film auf eine wunderbare Art und Weise aus. Die Geschichte funktioniert immer über mehrere Ebenen, bei dem die fehlenden Szenen dazwischen genauso wichtig sind wie das gezeigte. Bei dem selbst das was man sieht nicht immer der Realität entsprechen muss, sondern durch die Linse und das Innenleben der Protagonistin verzerrt wird. Gerade diese Subjektive Darstellung fand ich richtig klasse! Wenn sie auf einer Wiese einschläft und dann ein gerissenes Schaf sieht, fühlt sie sich befleckt, beschmutzt und unwürdig. Durch ihren fehlenden Glauben oder Hingabe, war es so, als ob sie das Schaf selbst getötet hätte… ein stummer Schrei der Verzweiflung. Solche Szenen machen The Other Lamb zu etwas ganz Besonderem, bei den einfach jeder Aspekt des Filmhandwerks stimmt. Dadurch das Selah ihr ganzes Leben in diesem Kult verbracht hat, kann sich der Film auch erlauben viele Aspekte desselbigen Vage zu halten oder eben einfach den Kontext der Außenwelt zu ignorieren. Nur in Tagträumen oder dem nächtlichen Auftauchen eines Polizeiautos wird gezeigt das es eine Welt außerhalb der Sekte gibt.
                      Was aber klar ist, ist das der Hirte seine Herde in der Hand hat. Alle Frauen und Töchter himmeln ihn an und geraten regelmäßig in Ektase. Seine Ehefrauen stehen aus tiefster Überzeugung hinter ihm und die Töchter haben es nie anders gelernt. Er ist die Sonne, die Wärme spendet aber auch verbrennen kann. Dass er nicht nur über Zuneigung lenkt merkt man schnell, wenn man an die Hütte fern ab herantritt. Hier werden Frauen gezüchtigt für unreines Verhalten, ob es nun Aufmüpfigkeit oder auch nur ihre Periode ist. Wie im mit der Erbsünde, wird der Frau eine Schuld auf gebürgt, für die sie nichts kann, eine Sünde die sich jeden Monat wiederholt, es sei den man wirft für den Hirten. Falls eine Frau etwas macht, das er nicht für zumutbar hält, wird er auch mal gewalttätig. Genauso bei der Übergabe seiner Gnade, schreckt er nicht davor zurück, Terror und Zuneigung zu verbinden. Gegen später werden auch so manche unbeantworteten Fragen klar, was zum Beispiel mit dem männlichen Nachwuchs passiert.
                      Der Film ist visuell absolut überragend. Englert zaubert hier grandiose Bilder, mit interessanten Einstellungen und Szenenbildern, welche auch gerne mal ein Schritt in die symbolische Fantasie wagt. Doch diese währen nicht vollständig, ohne die Inszenierung der irischen Landschaft, den grandiosen Sets und fantastischen Kostümen. Die Schauspieler sind auch durch die Bank weg grandios, allen voran natürlich Raffey Cassidy als Protagonistin, die einen grandiosen Job mit ihrer Mimik und Körpersprache macht. Michiel Huisman, der als Hirte das passende Charisma und Größenwahn mitbringt und natürlich auch Denise Gough, welche als etwas andere Ehefrau eine wichtige Rolle in der Transformation der Protagonistin spielt.
                      Die Symbolische Ebene kann man natürlich auch nicht auslassen, die viel Raum zum Interpretieren gibt oder den Spiegel eines überzogenen Patriachats entgegenhält, in den man vielleicht die grausamen oder wahnsinnigen Aspekte im Alltag wieder erkennen kann. Małgorzata Szumowska erzählt die Geschichte von Catherine Smyth-McMullen auf so eine brillante Art und Weise, das sie nicht nur als Film brilliert sondern auch als Allegorie über das Leben in einer Männer oder Glaubensdominierten Gesellschaft.

                      4
                      • 2

                        Mein Gott, was ist nur mit Marvel passiert. Man hat wirklich das Gefühl, das nach dem Endgame alles aus den Fugen geraten ist und sie verzweifelt versuchen alles zusammen zu halten, bzw die nächste Phase einzuläuten. Wenn dabei Filme wie Dr. Strange and the Multiverse of Madness herauskommt, kann ich zumindest gerne darauf verzichten.
                        Ich habe ehrliches Mitleid mit jedem der an diesen Film beteiligt war. Man merkt das Sam Raimi an einer kurzen Leine gehalten wurde und eigentlich so gut wie keine Freiheiten hatte. Der Drehbuchautor war auch klar von den Vorlagen für den Film überwältigt. Was dabei herauskam ist ein Film der von einer langweiligen Exposition in die nächste geht, immer mal wieder durchbrochen von CGI Kämpfe, die so gleichzeitig so overdesigned und so wenig Kontext haben, das es gar keinen Spaß macht. So fallen auch alle Charaktere dem Ebenen für die nächste Phase des MCU zum Opfer. Dr. Strange ist kaum ein Charakter, über seine groben Züge hinaus. Genauso auch Scarlet Witch, die mit Wanda Vision eine geniale Serie und auch viel Charakterentwicklung durchgemacht hatte, welches hier alles in den Sand gesetzt wird. Auch sind die Regeln in der Chaotischen Welt alles andere als klar. Das böse Buch hat unaussprechlich viel Macht, kann aber einfach erstochen werden? Was soll das Gegenbuch überhaupt sein? Und wenn das Böse Buch aus den Worten eines Tempels entstanden sind, ergibt das Gegenbuch nur noch weniger Sinn.
                        Die zwei Stunden fühlen sich qualvoll an, vor allem in den Momenten, wo dann gewisse Aspekte einfach reingehauen werden, wie die alternative Version von Strange seiner großen Liebe. Im Allgemeinen ist das Theming sehr schlecht gemacht. Das ganze Konzept des Multiversums wird leider kaum genutzt. Bis auf einen „ulkigen“ zusammenschnitt bei dem der Praktikant mal alle Filter ausprobieren durfte, fällt das Konzept ziemlich flach. Das alternative Universum ist etwas Progressiver, aber da hört es auch schon auf. Gerade die „What If“ Möglichkeiten, die ja bei ‚No Way Home‘ oder sogar ‚Loki‘ ganz clever genutzt wurden, fallen hier vollkommen flach. Das fällt besonders auf, wenn Strange auf eine andere Version von sich trifft und sie sich über das gleiche Kindheitstrauma unterhalten und er das alternative Ich dann von einer Hochzeit erzählt, die für unseren Strange gerade mal vielleicht ne Woche zurück liegt. Das Multiversum gibt Autoren die Möglichkeit richtig kreativ zu werden, auch wenn es nur ein Alligator Loki ist. Hier wird nichts damit gemacht und am Ende dann auch ein sonderbarer Deckel aufgesetzt. Im Allgemeinen nimmt der Film viele interessante Konzepte und wirft sie sorglos weg. Scarlet Witch hätte super interessant sein können, vor allem mit dem Twist das sie ein furchterregendes Wesen ist, das nun endlich seinen Thron gefunden hat. Auch die Illuminati waren bis auf ein paar nette Camoes verschwendet.
                        Am Ende bekommt der Film aber tatsächlich noch etwas die Kurve, was ihn vor der 0 gerettet hat. Als Strange plötzliche mit Necromancy anfängt und Sam Raimi endlich zeigen kann was er draufhat, kommt richtig viel Spaß auf. Auch der Kampf gegen die übermächtige Scarlet Witch wird durch die erweiterte Ebene der Seelen der verdammten wieder interessant. Auch die Art und Weise wie dann mit ihr umgegangen wird: Anstatt sie einfach umzubringen wird tatsächliche Veränderung in ihr ausgelöst. Wo war all das für die restlichen Zeit des Filmes? Warum durfte Sam Raimi nicht einfach das machen was er am besten kann? Taika gibt man doch auch die nötigen Freiheiten, um seine eigene Farbe dem MCU beizutragen, warum dann nicht hier?
                        Dr Strange and the Multiverse of Madness ist ein Film, der der Vorbereitung für die nächste Phase des MCU zum Opfer fällt und somit in keinerlei Disziplin brilliert geschweige den funktioniert. Für mich ist das der Sargnagel des MCU als CU. Schade eigentlich…

                        7
                        • 4 .5

                          Fear of Rain ist ein Film, der bei mir nicht ganz gezogen hat. Das Thema Schizophrenie und auch der Umgang damit war sehr interessant, vor allem durch die subjektiven Augen unserer Protagonistin Rain. Aber irgendwie hab ich das Gefühl das der Film streckenweise selbst nicht weiß was er möchte. Der fehlende Fokus lässt den Film manchmal etwas gebläht wirken und streckenweise auch zu lange. Man kann ja gerne Stigmatisierung von psychischen Krankheiten, die Folgen und Auswirkung von Schizophrenie, ein kaputtes Zuhause, und in den Wahnsinn treibende Paranoia in einem Film verbinden, aber bei Fear of Rain hab ich öfters das Gefühl das sie einfach Szene nach Szene entscheiden wo jetzt der Fokus ist. Mal muss Rain alles machen um eine Entführung zu verhindern, dann geht sie gemütlich aus, dann wird sie gemobbt, dann fühlt sie sich verlassen um dann wieder alle Energie in die Entführung zu stecken. Mit einem besser organsierten Drehbuch oder Schnitt hätte man all diese Aspekte wunderbar zusammenfließen lassen.
                          Die Art und Weise wie der Film erzählt ist, ist aber sehr interessant und ganz gut gemacht. Man kann nie wirklich vertrauen was man zu sehen bekommt. So versteht man dann nicht nur Rains Panik, sondern auch die ungläubigen Blicke der anderen Menschen um sie herum. So kann man auch einen des großen Twists relativ schnell erkennen, wenn man aufmerksam zuschaut. Es war sehr zufriedenstellend meine Vermutung dann auch bestätigt zu bekommen und viele Szenen richtig zu interpretieren. Nur das Ende hat es mir dann etwas vermiest… naja etwas ist milde gesagt. Davor war ich bei einer guten 6 und nach dem Ende kann ich eigentlich nichts mehr über einer 5 geben. Statt etwas wirklich interessantes zu machen, haben sie den einfachsten Weg gewählt, was viele vorherige Szenen und vor allem auch ihr Verhalten nochmal in ein ganz anderes Licht rücken. Schade….

                          4
                          • 7

                            Schäfer und Schlächter ist ein heftiges Zeugnis von dem was Todesstrafe nicht nur mit einem Individuum, sondern einer ganzen Gesellschaft machen kann. Während der Apartheit in Südafrika war die Todesstrafe ein oft genutztes und gerngesehen Strafmaß. Dabei wird das Genre des Courtroom Dramas gut ausgenutzt um dem Thema die nötige Gravitas zu geben. Die Szenen der Hinrichtungen sind so gut inszeniert, das sie einem die Eingeweide umdrehen. Das Perverse das dem Mörder von so vielen unschuldigen Leben das selbe erspart bleiben soll, zudem er tattäglich gezwungen wurde, gibt dem ganzen noch eine gewisse bittere note. Aber es geht darum das (zumindest meiner Meinung nach) sich keine Gesellschaft als Zivilisatorisch bezeichnen darf, in der die Todesstrafe ausgeführt wird, geschweige den existiert. Niemand hat das Recht das Leben eines anderen zu nehmen, auch wenn sich jemand anderes dieses herausgenommen hat. Und das perverse Spiel gleichzeitig der Schäfer wie auch der Schlächter zu sein, zeigt die Grausamkeit dahinter. Auch wäre es nicht besser wenn er nur ein Schäfer wäre und ihn dann nicht zum Schafott führen würde.
                            Ein Film den man nur anschauen sollte wenn man bereit dafür ist, der große moralische Dilemma aufzeigt und einen tiefen Einblick in diese zulässt.

                            4
                            • 4

                              Die Strafe Gottes wirkt erst wie eine Meisterklasse in Sache Thriller, bei denen kleine Hinweis geschickt platziert werden und durch Spiegelungen in Raum und Tat wiederzufinden sind. Man fragt sich wer hier die Wahrheit sagt, wo die Wahrheit überhaupt liegt. Ist sie verrückt, oder steckt Kloster hinter den Taten. Inwiefern kann man vom Zufall sprechen oder geht es schon über das hinaus. Gerade am Anfang hab ich auch gedacht das wir es mit einem unzuverlässigen Erzähler zu tun haben, bei den manche Sachen eben nicht so passiert sind, wie es einem vorgespielt wird. Aber durch die Struktur des Filmes wird das ganze viel unklarer. Es beginnt mit der Buchvorstellung von Kloster, springt dann 12 Jahre zurück, um dann am heutigen Tag anzukommen, der vor dem Anfang steht. Dazwischen wird wild in der Zeit hin und her gesprungen, sodass man sich manchmal schwer zurechtfinden kann. Ich habe gedacht das all das ein System hat, das vielleicht in einem interessanten Narrativen Kniff das ganze zusammenkommt. Eine Geschichte erzählt aus vielen Mündern mit verschiedenen Blicken auf das was da tatsächlich stattfindet. Aber anstatt das ganze am Ende zu etwas zufriedenstellenden zusammenzustecken (gerne auch mit allerlei leeren Stellen zum Interpretieren), bekommt man ein Ende vorgesetzt bei dem gar nichts klar wird. So wird aus der Meisterklasse schnell eine Pleite wie ein gut gemachter Thriller eben nicht sein soll. Kann sein das sich Guillermo Martínez, der Autor des Buches auf den der Film basiert, sich an einen gefährlichen Spagat zwischen Fiktion und Authentizität gewagt hat, das zumindest in dem Film nicht aufgegangen ist.

                              3
                              • 8

                                Ich war etwas zu Jung, um das ganze live mitzubekommen (gerade mal ein halbes Jahr alt), aber dennoch hat man schon irgendwie vom Geiseldrama Gladbeck gehört. Die neueste Netflix Dokumentation bringt einem dabei so nah an die Geschehnisse das es schon unangenehm wird. Ähnlich wie in einem Found Footage Film ist man hier mitten im Geschehen, immer einen Blick aus der Linse einer Kamera. Nur das es hier keine Schauspieler oder Fiktionale Charaktere sind, sondern richtige Menschen die diesen Horror durchmachen mussten. Und diese Authentizität ist das, was diese Doku auf die Spitze treibt. Mehr als einmal habe ich den Fernseher angeschrien... mal für die idiotischen Aktionen der Presse, welche die Situation immer weiter zuspitzen ließen, und auch mal für die Polizei die erst einmal gar nichts gemacht hat und dann einfach den gröbsten Schnitzer den man sich vorstellen kann. Auch bei solchen Sachen, wie das sie scheinbar ne falsche Nummer an die Entführer weitergegeben hatten, oder die Möglichkeit ferngesteuert das Auto abzuschalten aber die Fernbedingung verlegt hatten, treiben einen in den Wahnsinn. Vor allem wenn es dann auch mal tatsächlich kracht. Ich kann mir kaum ausmalen, wie es für die Geiseln gewesen sein muss, die in den Aufnahmen zwischen den Zuständen Schock und Terror verfallen. Auch die Geiselnehmer, über die man ja dank der „großartigen Leistung“ der Medien viel erfährt, werden immer weitergetrieben, ohne möglichen Ausweg. Den einzigen Ausweg, den man ihnen gab, bevor das Drama sich in einer weiteren Entführung in Bremen weiterentwickelte, war nur aus Paranoia gewachsen. Hätten sie einfach die zwei Geiseln freigelassen und wären untergetaucht, hätte man sich viel Leid ersparen können. Faszinierend wie auch traurig war auch die Reaktion der Bevölkerung, die sich gaffend um das Spektakel stellten. Gerade die Aussage von einem Mann, man hätte doch einfach reinballern müssen, hat mich wirklich wütend gemacht.
                                Eine Fucked Up Situation die durch die Medien nur noch abgefuckter wurde, weswegen wir aber auch heute diese Doku haben. Gladbeck ist eine Doku die einen nicht kaltlassen kann, und vor allem durch seine ekelhaft erstandene Authentizität glänzt.

                                2
                                • 8

                                  Mr. Rogers ist mit seinem Programm in Deutschland nicht bekannt. Ich kannte ihn auch nur peripher aus Popkultur Referenzen. Und ja, was soll ich sagen, auch wenn ich noch nie eine Folge von Mr. Roger gesehen habe, bin ich jetzt ein Fan. Vor allem als Verfechter der Meinung das jeder Mensch Therapie gebrauchen könnte, liebe ich einfach „Therapy: The Movie“ Filme, von denen „A Beautiful Day In The Neighborhood“ ein großartiges Beispiel ist.
                                  Der Film beginnt etwas befremdlich (vor allem wenn man die Serie noch nie gesehen hat). Ein schwenk über eine Stadt im Kleinformat, ein singender Tom Hanks der sich Hausfein macht. Nach ein paar Bildern zeigt er einen Mann der scheinbar vor kurzem eins auf das Fressbrett bekommen hat. Der Fokus ändert sich und plötzlich ist man ganz wo anders. An die Struktur des Filmes muss man sich erst gewöhnen, da es tatsächlich nur peripher um Fred Rogers geht, sondern hauptsächlich um einen Journalist der gerade eine harte Phase in seinem Leben durchmacht. Langsam wird seine zynische Schale durch die durchgehend positiven Vibes von Mr. Rogers gebrochen. Am Ende kommt er nicht als perfekter Mensch heraus, aber als ein viel besserer. Und genau das ist doch die Message von Mr. Rogers, der einem sagen möchte das man auch mal traurig sein darf, dass es auch mal nicht so gut laufen kann aber man dennoch Wertvoll ist. Teilweise ist der Film auch schon fast zu Wholesome, aber scheinbar war Fred Rogers einfach so ein Typ. Dabei wird er auch nicht als unfehlbarer heiliger dargestellt, mit seinen eigenen Problemen und Mechanismen, um mit denen zurecht zu kommen.
                                  Der Film hat eine wunderbare Machart, bei der Realität, mit der Show und Fantasie zusammenläuft. Vor allem wenn man sich ein paar Folgen angeschaut hat (was ich nachgeholt habe), merkt man sofort die vielen kleinen Details und Hommagen. Herausragend ist natürlich Tom Hanks, der in seiner Rolle voll aufgeht. Etwas das mir aber auch richtig gut gefallen hat, war der Soundtrack. Der mit seiner Mischung aus Easy Listening, Folk und Jazz etwas ganz Besonderes bietet. Ein wirklich schön gemacht Film über eine interessante Person, der die Welt einfach zu einem besseren Ort für dich und für mich machen wollte.

                                  6
                                  • 1

                                    Mein Gott, was für eine Zeitverschwendung. Ich kann Leute verstehen, wenn sie vehement Deutsche Filme ablehnen (auch wenn dabei viel gutes verloren geht), aber wenn man sowas wie Abgeschnitten vorgesetzt bekommt, kann es einem nur hochkommen.
                                    Handwerklich schwankt der Film zwischen akzeptabel und katastrophal schlecht. Die Kamera versucht immer wieder etwas Innovatives zu zaubern, versagt dabei aber mehr als es irgendetwas zu der Inszenierung beiträgt. Der Schnitt ist teilweise auch katastrophal, vor allem bei der Verfolgung am Anfang. Die Musik ist meistens auch eher nervig, als dass sie was beiträgt. Das Schauspiel ist teilweise akzeptabel, mit ein paar ganz miesen Ausreißer nach unten. Deutsches Schauspiel ist oftmals vom Theater geprägt und deswegen sehr hölzern. Abgeschnitten ist keine Ausnahme, bei den es teilweise so klingt als ob die Schauspieler das Drehbuch zum ersten mal lesen. Auch Moritz Bleibtreu kann den Film nicht retten, der zwar sein bestes Versucht aus der schlechten Rolle rauszubekommen, aber dann doch am Ende daran scheitert.
                                    Aber all das ist nicht so schlimm, bzw würde nicht so viel Ausmachen wenn die Geschichte stimmen würde. Hier liegt aber der Hund begraben. Selbst die besten der besten hätte Probleme gehabt mit solchen Charakteren und hanebüchenen Geschichte etwas Gutes auf die Beine zu stellen. Seitdem ich ein Buch von Fitzeck gelesen habe, habe ich ein gewisser Hass gegen ihn. Er wird ja sehr gefeiert, als deutsche Ikone im Thriller Genre. Dabei setzt er nur auf den Schockfaktor ohne wirklich viel dahinter zu haben, wie ein zwölfjähriger der den KRANKESTEN SCHEISS ALLER ZEITEN schreiben möchte. Vergewaltigung und Mord, am besten an Kindern, weil das ja scheinbar richtig geil ist. Und wenn es nicht mehr weitergeht, einfach noch mehr über die Stränge schlagen, weil er scheinbar nicht mehr kann. In Abgeschnitten hat er sich einen erfahrenen Rechts medizinier dazu geholt um noch detaillierter zu werden. Aber anstatt clever damit umzugehen oder etwas mehr tiefe zu schaffen, kommt am Ende nur drögen Torture Porn heraus, der nur aus ekel- und schock besteht. Würde man das ganze rausnehmen, könnte man sich locker ne Stunde Zeit sparen und würde nichts an Inhalt verlieren. Schneidet man das ab, wartet aber immer noch kein Gold, sondern einer der räudigsten Thriller übrig den ich je gesehen habe. Eine hanebüchene Schnitzeljagd die vor dämlichen Zufällen und sinnlosen Ausflügen nur so strotz. Mit Charakteren die einem nur auf die nerven gehen. Und ein Haufen Twists die man schon von weitem kommen sieht und auch in sich geschlossen oftmals keinen Sinn ergeben. Als dann am Ende der Helikopter abgehoben hat, habe ich zu meiner Freundin zum Spaß gesagt, das er sich der Bösweicht sicherlich hinter den Sitzen im Helikopter versteckt hat und es noch ein Klimax Kampf in der Luft gibt… und ich hatte recht. Ich kann es immer noch nicht fassen! Auch die Message des Films ist übelst daneben. Selbstjustiz, Mord und Suizid wird hier verherrlicht und als teilweise einziger Ausweg propagiert.

                                    4
                                    • 3

                                      Der Film hat viele interessante Aspekte, die dann nach und nach gewaltsam in den Sand gesetzt werden. Das Ganze als Dokumentation aufzuziehen, das auf scheinbar echten Ereignissen basiert (wobei dabei wahrscheinlich nur die Geschichtlichen Aspekte von Albanien gemeint sind) mit eher fremder Folklore hat viel Potential. Gerade wenn „Originalaufnahmen“ gespielt wurden oder Fotos aus der Vergangenheit gezeigt wurden, kam manchmal echt ein kalter Schauer über den Rücken. Das Ganze Setting in Albanien, mit der gewissen Befremdlichkeit und Authentizität, war auch sehr cool. Leider zieht der Filmemacher dann aber all diese guten Aspekte nicht durch. Er versucht ein Mix aus Dokumentation und Spielfilm zu schaffen, bei dem im Interview mit einer Familie eine Kamera im Bild inszeniert wird, dann aber aus acht verschiedenen Winkeln geschossen wird. Das zieht einen sofort aus der Immersion. Auch manche Aufnahmen die im Moment entstehen sollten, wirken so schlimm gestellt, das sie sich gerne was von Frauentausch oder so hätten abschauen sollen. Der Protagonist ist auch wirklich kein guter Schauspieler, vor allem wenn es nicht darum geht, irgendwelche Pseudointellektuelles Zeug ala Werner Herzog vor sich hinzubrabbeln. Wenn er Visionen hat (die furchtbar schlecht dargestellt waren), reagiert er teilweise gar nicht oder sehr schleppend. Ich brauch auch keine kreischende Panik, aber alles wäre besser als dieser Blick, den er da abliefert.
                                      Aber das ist nur der Handwerkliche Teil. Der Film bietet ein fantastisches Potential an, massive Weltveränderungen in ein, für die Bevölkerung greifbares Phänomen zu wandeln. Ein Land das durch seine ärmlichen Verhältnisse immer wieder Opfer von anderen wurde. Von starken Glaubensrichtungen wie der Orthodoxe Kirche, zum absoluten Verbot von Glauben durch den Kommunismus, kann sich in den eher verlassenen Teilen der Welt ein starkes Vakuum entwickeln, das durch irgendetwas gefüllt werden möchte. Wenn dann auch noch solche Ungerechtigkeiten wie das vergiftete Essen die Menschen dahinrafft ist es kein Wunder, das man sich eine Erklärung zusammensucht. Hier passt auch wunderbar das Bild des Kukuth das sich in einem Festsetzt und sich nicht am Fleisch ergötzt, sondern an der Seele. Man hätte mit dem Umschwung zur Eigenständigkeit etwas besonderes machen können, wie eben die anderen Aufstände im Jahr 1997 mit sich gebracht habe. In Hoffnungslosigkeit und Anarchie kann ein Wahn noch viel stärker aufblühen und eine Daseinsberechtigung finden. So wird der Kukuth zu etwas viel größerem, als nur ein Ausgeburt der Fantasie und Folklore. Es wird zu einem Sinnbild unterdrückter Menschen und den Schaden der sowas an einem anrichten kann.
                                      So versaut sich das Film das interessante Konzept immer weiter, bis zu einem drögen Ende. Mit einer Erzählweise die zwischen Faszinierend und willst du mich eigentlich für dumm verkaufen schwankt. Sehr sehr schade.

                                      1
                                      • 8

                                        Auf den ersten Blick wirkt The Perfection unscheinbar, weswegen ich die Empfehlung von Netflix lange ignoriert habe. Aber ich wurde äußerst positiv überrascht! The Perfection ist ein richtig cooler Psychothriller der einen mehr als einmal überrascht. Der Film beginnt interessant, mit einer Frau die ihre Karriere aufgeben musste und nun noch einmal ein Blick der High Society geboten bekommt. Als sie auf die Person trifft, die ihren Traum ausgelebt hat, reagiert sie eher mit Zärtlichkeit als mit Zorn. Im allgemeinen bekommt man sofort sehr interessante Dynamiken geboten. Nach einer intensiven Nacht machen sich die neuen Freunde auf einen Weg abseits der Glanzlichter und ersten Klasse. In einem klapprigen Bus soll es mitten in die Pampa Chinas gehen. Und hier entwickelt sich der erste Horror, der tiefer trifft als jedes Monster: Eine ernsthafte Krankheit, fern ab von jeglicher Zivilisation in einem Land in dem man sich kaum ausdrücken kann (wovon ich ein Lied singen kann als ich Dengue Fieber in Thailand bekommen habe). Die Panik und Hilflosigkeit ist ansteckend, sodass mir mehrmals eine Gänsehaut über den ganzen Körper gelaufen ist. Aber hier beginnt es schon etwas zu brökeln, etwas scheint nicht zu stimmen. Und tiefer möchte ich auch gar nicht mehr in die Geschichte eintauchen, da man sie am besten selbst erleben sollte. Viele Kleinigkeiten die mir am Anfang etwas aufgestoßen sind, haben sich alsbald zu Plot Elementen entwickelt. Auch das Finale ist richtig gut gelungen, mit einem brutalen Zeugnis was ein abgeschottetes Leben so mit sich bringen kann, vor allem in der subjektiven Sichtweise auf Norm und Moralvorstellungen.
                                        The Perfection besticht aus einer cleveren Narrativen, tollen Schauspielern, Soundtrack und Sets. Als Thriller Fan und Freund von Subjektiven Erzählungen im Film, sollte man sich gerne die Zeit für The Perfection nehmen.

                                        4
                                        • 7

                                          Kulte und Sekten sind super interessant. Die psychologischen kniffe und tricks, Menschen von dem Rest der Welt abzuschotten und einem bestimmten Lebensphilosophie aufzudrücken ist etwas unfassbar grausames, vor allem von denen die dies nur aus Selbstzweck machen. Die FLDS ist eine nicht zu kleine Sekte, welche die sonderbaren Auswüchse des Christentums (Mormonism) nehmen und noch weiter verfeinern. So wird jedes Fünkchen Individualismus ausgetilgt für das große Versprechen vom ewigen Leben danach. Den Mitgliedern geht es dabei um alles! Das jetzige Leben ist nur eine Prüfung und wer diese nicht besteht wird für die Ewigkeit verdammt. Wenn sich wirklich alles in deinem Leben darum dreht, kann man die Grausamkeiten, welche die FDLS Mitglieder auf sich genommen haben nachvollziehen, auch wenn es nicht weniger Grausam ist.
                                          Die Dokumentation schildert die Geschehnisse um den Kult und den Aufstieg und „Fall“ des Propheten Warren Jeffs ausgezeichnet. Mit dem Fokus auf die Frauen, welche eindeutig die größte Bürde in der Gesellschaft tragen mussten. Schon in der ersten Episode bekommt man einen Einblick in die furchtbaren Zustände im Kult, mit einem größenwahnsinnigen Propheten der seine Macht ausnutzt und ähnlich gesinnten Monster einen Basis zu geben. Als dieser endlich stirbt, hat man die Hoffnung das es besser wird, da die Lüge der Unsterblichkeit aufgeflogen ist. Aber der eine Prophet wird durch einen anderen ersetzt, dessen schwäche und Ängste sich in immer stärkeren Kontrollzwang wandelt, sodass alsbald jegliche Freiheit genommen wurden und niemand vor der Paranoia und gelüste von Warren sicher ist. Was davor schon wie ein Albtraum anfühlt, wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Dabei ist einer der verstörtesten Faktoren, dass er wahrscheinlich damit durchgekommen wäre, wenn er nicht mit Minderjährigen rumgemacht hätte und sie schon mit 14 verheiraten und schwängern lassen hätte. Noch perversere Züge nimmt es an, als der Staat sich endlich einschalt und die Kinder aus dem Tempel Zion rettet, nur um den FLDS Munition für ihre erste Propaganda Maschine zu erhalten. Dabei kann man nicht einmal wütend auf die Frauen sein, die mit Krokodilstränen im Ferngesehen aufgetaucht sind, haben sie doch nur nach ihrem besten gewissen gehandelt, miss geleitet von einem Psychopathen.
                                          Die vier Episoden sind gut aufgeteilt und spannend erzählt, mit genügend Raum um die Opfer auf Vielerlei Ebenen und die Hintergründe des Kults zu verstehen. Teilweise verliert die Doku etwas an Objektivität, aber das ist im großen und ganzen nicht schlimm. Auch wenn ich das auch etwas in meiner Kritik gemacht habe, hat mich in einer Szene die Entmenschlichung von Warren sehr gestört, mit Schlangenaugen wie von Satan besessen. Das Problem ist das er immer noch ein Mensch ist und eben keine Strafe Gottes oder die auswüchse eines unaussprechlichen Bösen. Wenn man sich für das Thema interessiert, findet man mit „Keep Sweet: Pray and Obey“ eine interessante Doku in eine Parallelgesellschaft die man normalerweise nicht so leicht bekommt.

                                          2
                                          • 7 .5

                                            Obwohl ich ein großer Found Footage Fan bin, habe ich bis jetzt eher abstand zu dem Film gehalten, aus keinem bestimmten Grund. Aber ich bin froh das es jetzt endlich nachgeholt zu haben, auch wenn nicht alles so wirklich zieht.
                                            Man merkt das sich die Filmemacher Gedanken über das FF Format gemacht haben und was solche Bilder bei uns auslösen. Gerade zu Beginn des Filmes, als der erste Schock über die Partygäste kommt und sie auf die Straße treten, um dort in Staub gebadete Menschen zu sehen, lässt (vor allem im Jahr 2008) Erinnerungen an 9/11 wach werden. Sie schaffen auch Szenen von solcher heftigen Intensität, wie es eben nur FF Filme schaffen. Aber leider kommt auch der Film nicht um die schwächen des Genre umher. Es ergibt so oft kein Sinn das Hud aufhört zu Filmen und dann wieder anfängt. Es wäre besser gewesen, wenn es alles am Stück gewesen wäre oder sie zumindest den Film etwas anders gestalten. Sowas stört mich dann immer mehr als es sollte.
                                            Ich mag das die Geschichte der Protagonisten eher klein ist, das macht der ganze Glaubhafte und lässt dem Mysterium der Monster genügend Raum zum Atmen. Aber auch hier hätte ich mir etwas mehr Härte erhofft, sodass zum Beispiel Beth schon längst tot ist und sie alle ihr Leben umsonst aufs Spiel gesetzt haben. Aber da spricht der Zyniker aus mir und muss den Film ja nicht zwingend schlechter machen.
                                            Das was der Film machen möchte, macht er echt gut. Klar merkt man das geringe Budget oder die eher mäßigen Technischen Möglichkeiten und das Produkt Placement dem Film an, aber das zerrt kaum an der Intensivität und besonderem Erlebnis das Cloverfield bietet.

                                            1
                                            • 9

                                              It Follows ist ein Horror Kleinod, das aus einem fantastischen Konzept und wenig Mittel extrem viel rausholt. Man merkt das David Robert Mitchell sich viele Gedanken gemacht hat und mit Künstlerischen und Handwerklichen Mitteln das bestmögliche zu machen. Oftmals wird man von interessanten Perspektiven und geschickt wiederholenden Elementen überrascht Aber zu einem guten Horror Film gehört natürlich auch guten Sounddesign und Soundtrack und mit Disasterpeace hat sich Mitchell einen besonderen Partner ins Boot geholt. Kein 0815 Stinger und Gedudel, sondern fantastische Synthie Kompositionen die auch unter die Haut gehen. Aber was den Soundtrack noch viel stärker macht, ist die Stille dazwischen. Viel zu oft wird ein Horrorfilm akustisch überladen damit man ständig irgendetwas spürt. Dabei wird die großartige Stille nur benutzt um einen Jumpscare noch effektiver zu machen. Hier nimmt das Ambiente oftmals viel Raum ein, mit Geräuschen aus der Welt, welche die Paranoia ganz natürlich wachsen lässt.
                                              Das Konzept von It Follows ist so einfach wie genial. Dabei sind die Regeln klar, vor allem mit den Worten „It’s slow but it’s not dumb“. Nicht nervt mich mehr als ein Horrorfilm der keinerlei wirkliche Regeln hat und einfach immer und überall alles passieren kann. Die Geradlinigkeit ist das, was das Wesen so grausam macht. Man kann machen was man will, man kann soweit rennen wie man will, es wird einen doch immer einholen. Es ist auch großartig dass es ständig seine Form wechselt. Wäre es eine Kreatur aus der Hölle, wäre es einfacher sie zu identifizieren und zu flüchten. Aber so beginnt man an seiner eigenen Realität zu zweifeln und erkennt hinter jedem Gesicht und jedem Wesen, das sich auf einen zubewegt, ein Monster, vor dem man flüchten muss. Dabei muss das Wesen nicht einmal als STD einstehen, es könnte auch eine andere, tödliche Krankheit sein, Paranoia oder der Tod an sich, der uns doch irgendwann einholen wird, egal wie viel man rennt.
                                              Mit dieser Geradlinigkeit, Klarheit der Gefahr und dem Ergebnis, wenn man dieser nicht entkommt, mit einer großartigen Bildsprache, Soundtrack und Sounddesign, machen It Follows zu dem Horror Klassiker und Meisterwerk das es ist.

                                              8
                                              • 1

                                                Oh man, was für eine Gurke. Der erste Trailer sah interessant aus, mit gruseligen Bildern inspiriert vom japanischen Original. Die Bilder sind auch zum großen Teil mit drin, wirken aber so gut wie gar nicht, durch die furchtbare Narrative und Inszenierung. Ich habe selten so ein Drögen und furchtbar erzählten Horrorfilm gesehen. Nichts hat funktioniert: Keine Jumpscares, kein Twist, rein gar nichts. Man hat das Gefühl das die Filmemacher diesen Film so sehr, wie es nur geht sabotieren wollten. Z.B. Crasht die Sterbehilfe Frau im Wald gegen einen Baum und knallt scheinbar so auf das Lenkrad, das sie die Hupe auslöst. Wenn man aber ihre verdorrten Überreste sieht, ist sie nicht mal in der Nähe der Hupe. Aber nicht nur die Contiunity ist furchtbar, der ganze Schnitt ist eine einzige Katastrophe: Szenen sind so aneinandergeschnitten, das sie maximal wenig impact hinterlassen… und wenn es mal interessant wird, wird einfach weggeschnitten. Wenn man mal das Glück hat, das die interessanten Aspekte wieder aufgegriffen werden, wird auch das in den Sand gesetzt.
                                                Wenn man den Film mit der Lore der Ju-On Filme vergleicht, ergibt hier auch nicht viel Sinn. Waren die Geister doch nur Warnungen vor einem viel böseren Geist. Hier wird das irgendwie aus dem Fenster geworfen und es gibt halt böse Geister oder sowas… findet es doch selber raus! Es ist auch sonderbar das sie ja scheinbar die Geister aus Japan mitgebracht haben soll, diese dann aber nie wirklich auftauchen. Irgendwie will das alles hinten und vorne nicht passen, als ob man nur ein paar Bilder des Originals als Vorlage hatte und sich dann irgendwas zusammengezimmert hat.
                                                Jeder der auch nur ein oberflächliches Interesse an dem Film hat, würde ich dringendst davon abraten. Was Nicolas Pesse (den ich durch die Murakami Ryu Verfilmung von Piercing eigentlich ganz interessant fand) abgeliefert hat, ist eine absolute Katastrophe.

                                                2
                                                • 8

                                                  Das ist der erste Film von Pedro Almodovar gesehen habe und ich muss sagen, ich bin begeistert. Der Film trägt seine Inspiration offen und wirkt eher wie ein weiteres Kapitel in der Geschichte, diesmal noch perfider als zuvor. Dabei ist der Film alles anderes als Standardware. Das Spielen mit der Zeitlichkeit und Perspektiven machen „Die Haut in der ich wohne“ zu etwas besonderem. Die Ganze Machart ist ebenfalls besonders und teilweise gewöhnungsbedürftig, mit einer Ästhetik, die eher in die 60er und 70er passt, trotzend dem modernen Setting. Und die Geschichte packt einen, gerade weil man nie genau weiß, wohin sie als nächstes gehen wird. Wenn sich dann gegen Ende das ganze Bild auftut, erreichen alte Szenen ein neuartiger Horror, im perfiden Plan die Körperlichkeit komplett zu lösen und zu ersetzten. Dabei spielt gerade die Körperlichkeit eine spannende Rolle, die trotz der erbarmungslosen Veränderungen die Hülle des unveränderlichen Kerns ist, in dem Vera Zuflucht via Yoga findet.
                                                  Persönlich hat der Soundtrack mir nicht so gut gefallen, hat aber zum Rest des Konstruktes gepasst. Die Haut in der ich wohne ist ein außergewöhnlicher Film, der, wenn man es zulässt, tief unter die Haut gehen kann.

                                                  5
                                                  • 2

                                                    Ich war mit ein paar Freunden in Irland und wir sind durch den Wicklow Nation Park gefahren und haben dann zufällig eine Brücke mit den Catchy Name „P.S. I Love You Bridge“ gesehen. Angefixt von der Schönheit Irlands wollten wir sehen um was es in dem Film geht und wie die Brücke in Szene gesetzt wurde. Das war ein großer Fehler…
                                                    Eine Frau die etwas unglücklich, aber tief verliebt ist, ist plötzlich allein als ihr Mann an einem Tumor stirbt. Durch eine Reihe von Briefen werden nochmal Erinnerungen wach und neue geschaffen. Eine Geschichte die einen nur beim Lesen der Prämisse schon das Herz berührt. Wenn der Film dabei nur nicht so grauenhaft langweilig und auch teilweise extrem Frauenfeindlich wäre. Die Protagonistin ist so furchtbar und egozentrisch das es einem wirklich schnell auf die Nerven geht. Man versteht auch nicht was er jemals in ihr sah… oder warum sie so viele Freunde hat. Natürlich ist so eine Situation hart, aber man kann schon lenken wie man darauf reagiert, vor allem nach einem Jahr. So kamen die Briefe gerade richtig und man hat die Hoffnung das vielleicht etwas in ihr geweckt wird, dass sie sympathisch machen sollte, aber weit gefehlt. Außerhalb davon das sie etwas quirky war, ist da nichts. Und auch wie sie mit ihren Freunden umgeht, ist echt mies. Vor allem gegen Ende, wenn sie diese einfach ignoriert, weil sie ja die Protagonistin ist und alles andere nebensächlich. Boa, das war echt ne Qual.
                                                    Aber da hört es nicht auf! Wenn ihr denkt das ich mich aufrege, dann hättet ihr meine Reisekumpanen erleben sollen. Als Mann lies mich vieles davon kalt, aber als Frau tut der Film scheinbar nochmal extra weh. Ein Paradebeispiel ist eine Szene im einem Boot, bei dem eine der Mädels erst mal ihr Schminktäschchen ins Wasser fallen lässt, dann das Paddel davon schwimmt und sie sich in einem klassischen Bitchfight gegenseitig aufreiben. Als ob die Szene von Mario Barth geschrieben wurde. Und das ist nur eine von vielen Beispielen, bei dem „Mädels eben Mädels sind“. Kaum zu glauben dass das Buch von einer Frau geschrieben wurde.
                                                    Handwerklich ist der Film okay, aber bei weitem nicht gut. Die Schauspieler geben sich alle mühe, aber gerade die grauenhaften Irischen Akzente die man da zu hören bekam, taten schon etwas weh. Und am schlimmsten, die Szene weswegen wir den Film überhaupt angeschaut haben: Die P.S. I Love You Brücke war super lahm in Szene gesetzt. Spart euch die Zeit und Nerven und macht einen Bogen um den Film.

                                                    4