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Erst einmal vorweg: The Curse ist keine wirklich spaßige Show und kann schon mal viel von einem abverlangen. Und das alles mit so einer gnadenlosen Geradlinigkeit, die sich durch die schwachen und ständig bröckelnden Fassaden frisst. Safdie und Fielder brillieren in dieser Art von Storytelling. Eine schonungslose Nahbarkeit, die alles bis zur Schmerzgrenze offenlegt. Die diese schwachen Barrieren aufbricht und auf unangenehme Art und Weise auch zu recht Empörung hervorruft. Die Komik entsteht aus der absolut nachvollziehbaren und realistischen Absurdität. Aber wie schon gesagt, manchmal kann die Serie sehr sperrig und schwerfällig sein. Aber das mit persönlich gar nichts ausgemacht. Ich mag Shows und Konzepte, die einen auch mal sehr unangenehme Gefühle verspüren lassen. Und davon hat die Serie genügend. Dazu ist die Show auch sehr dicht an Themen und konflikten, die grandios mit jeder Szene vertieft werden. Aber ich kann verstehen, wenn die Serie nicht jedermanns geschmack ist.
In The Curse geht es um Whitney und Ash, die gerade versuchen eine Show über Passive Häuser für ein großes amerikanisches TV Netzwerk zu produzieren, in der Hoffnung, dass man eine ganze Staffel bekommt. Damit wollen die beiden nicht nur klimaneutrale Häuser anpreisen, sondern auch gleichzeitig auf Espanola aufmerksam machen, der Ort, an dem die Häuser alsbald stehen sollen. Dabei hilft Dougie ihnen, ein TV-Produzent Veteran und alter Freund von Ash. Das ist erst einmal das grobe Grundkonzept, das als Vehikel für die Serie funktioniert. Denn in Wirklichkeit dreht sich The Curse viel mehr um die Menschen, Beziehungen, Kunst, Nachhaltigkeit, Heuchelei, Missgeleitete Intentionen inmitten eines White Savior Complex. Über Kompromisse, die während der Entstehung der Show gemacht werden müssen, und solche, die aus einem übersteigerten Ego entstehen oder zerbersten. Mit einem brutalen und schonungslosen Blick hinter die Kulissen von solchen Produktionen und vor allem in die komplexen und zermürbenden Innenleben der Protagonisten.
Handwerklich ist die Serie auf ihrem ganz eigenen Niveau. Das Drehbuch ist von absolut feinsten und nimmt mit einer großartigen Schonungslosigkeit die Charaktere und Motivationen auseinander. Dabei gibt es viel Raum für Interpretationen in den zwischenräumen und vor allem in den Worten die nie ausgesprochen werden. Diese werden absolut fantastisch von dem Cast getragen, bei dem die Show keine einzige Schwäche zeigt. Allen voran natürlich Emma Stone, Nathan Fielder und Benny Safdie. Sie bringen die Charaktere mit so einer Zärtlichkeit und Tiefe zum Leben, und scheuen sich auch nicht davor zurück zum absoluten Abschaum der Menschheit zu mutieren. Denn in The Curse gibt es eigentlich keinen Charakter, an den man sich festklammern kann. Selbst wenn man vielleicht aspekte von Ash, Whitney oder Dougie wertschätzen kann, bekleckert sich hier keiner mit Ruhm, da allesamt von übersteigerten Egos, Ängsten und Zweifeln zerfressen wird. Das wird auch toll durch den besonderen Soundtrack hervorgehoben, welche sich niemals in den Vordergrund drückt, aber das Stimmungsbild immer perfekt einfängt. Aber einen der größten Stars der Show habe ich noch gar nicht angesprochen: Die Kamera! Durch deren Linse betrachtet man als Zuschauer das Geschehene, immer von weit weg, gerne auch mal von außen oder durch spiegelungen verzerrt, doch gleichzeitig auch schonungslos nah. Das gibt einem ein unangenehmes Gefühl des Voyeurismus, der gerade in den verletzlichen Momente der Charaktere eine gewisse Scham, das aber auch ständige Faszination im Zuschauer erweckt. Ganz zu schweigen von den interessanten Einstellungen, die dabei gefunden werden, die nie auf althergebrachten und funktionierenden Rezepte basieren. Besonders interessant ist es, wenn der ferne, kräuselige Blick durch die HD Kameras der Show gebrochen wird, wo alles in so krassen Farben und Klarheit besticht, dass es schon weh tut. Eine Schärfe, die unrealistisch wirkt, auch ohne das Wissen darüber, wie die Wurst gemacht wurde, was auch kein schöner Prozess ist.
Ich empfehle jedem, der keine Angst davor hat, von einer Serie etwas abverlangt zu bekommen, hier aufzuhören und die Show einfach anzuschauen. Wenn man die 10 Episoden durchhält, bekommt man etwas ganz besonderes geboten, das ich so sonst noch nirgendwo gesehen habe. Ab hier geh ich etwas tiefer auf die Show ein und es gibt Spoiler.
Ash ist ein Feigling. Ein Mann mit großer Angst davor, alles zu verlieren. Der sich lieber anpasst und etwas falsches tut, statt den Status Quo herauszufordern. Das wird erst gebrochen, als Whitney ihn dazu zwingt, seine Sünden vorzulegen, um von ihren eigenen abzulenken. Und auch wenn er es selbst als eine Verbesserung sieht, ist es doch sein altes Laster in sich umgestülpt. Aber Ash weiß das er ein Feigling ist, das er wenig Selbstvertrauen hat. Und das ist etwas, das dann im Verlauf der Serie auch zunimmt und ihn als Charakter festigt. Nur lernt er anstatt stärker ein Individuum zu sein, etwas Festes zu werden, sich lieber komplett aufzulösen und nur noch ein hohles Gefäß zu sein. Genauso wenig wie er verstanden hat, das er damals von Dougie und seinen Freunden gebullied wurde, versteht er nicht, dass sich komplett aufzugeben auch nicht der richtige Weg ist.
Whitney ist eine Heuchlerin. Geboren mit Geld und Einfluss, möchte sie nun ihre Privilegien nutzen, um etwas Gutes der Welt zurückzugeben. Dabei kaufe ich ihr viele gute Intentionen auf jeden Fall ab. Ich bin mir sicher, dass sie an das Konzept von Passive Homes glaubt und auch, dass sie im Kern Espanola und der indigenen Bevölkerung helfen möchte. Aber ihr Ego ist dann doch größer als jegliche Intentionen. Denn eine Utopie soll allen gehören, und nicht nur den Menschen, die sie für richtig hält, ab da ist es keine Utopie mehr. Und auch wenn sie sich gerne als Künstlerin sieht, fehlt ihr das Verständnis von Kunst, wahrscheinlich weil es ein Fünkchen von Selbstreflexion abverlangt. Das macht ihre Szene mit Cara auch so schmerzhaft. Ohne die Selbstreflexion versteht sie auch das Problem mit dem Geld ihrer Eltern nicht. Erwirtschaftet auf dem Leiden von armen Menschen, kann ich verstehen, warum sie nichts damit zu tun haben will. Aber genau für sowas gibt es den Spruch “Check your privileges”. Denn auch wenn sie sagt, dass es nur ein Lohn ist, möchte ich eine Bank sehen, die einem einfach mal 40.000$ zusteckt. Whitney ist auch ein Paradebeispiel von einem weißen Liberalen Amerikaner. Die Worte wiegen mehr als Taten. Ideale sind wichtig und richtig, aber sie übertrumpfen nicht das Ego. Im Kopf wird ein Paradies aufgebaut, indem jemand nicht gleich ins Gefängnis soll, wenn man mal eine Jeans stiehlt, aber dann die falschen Schlüsse zieht, um das Bild des Paradies nicht zu stören. Da gibt es auch keinen Raum dazwischen oder Kompromisse. Whitney nimmt sich zu 100% ernst und es nichts, was daran rütteln könnte, denn so jemand hat auch die komplette Wahrheit verstanden, auch wenn sie weltfremd ist. Sie kann sich gar keine andere Welt vorstellen, weswegen sie die Verwandlung und das gegen Ash stellen auch mit der gleichen Ernsthaftigkeit annimmt. Sie kann die Maske nicht ablegen, da diese zu schnell ihr altes Gesicht unter einer weiteren Schicht begräbt.
Dougie ist ein alter Freund von Ash und Fernsehproduzent mit sehr flexibleren Moralvorstellungen, den der Zweck heiligt jegliches Mittel. Wenn man mit Schockmomenten Blicke auf sich ziehen kann, dann ist das richtig und gut. Das macht ihn auch zu einem guten Opportunisten, der seine niederträchtige Persönlichkeit kaum versteckt, aber gut verstellen kann. Sein ganzes Leben hat ihm gezeigt, dass er mit Manipulation und charm überall hinkommen kann. Einzig das Thema seiner Frau lässt sich nicht mit der Philosophie vereinigen, auch wenn er hundert verschiedene Ausreden über die Jahre angesammelt hat, welche die Schuld immerhin für einen Moment unterdrücken kann. Da er sich keine Fehler eingestehen kann, trinkt er natürlich immer noch fröhlich vor sich hin, um Tag um Tag wieder zu beweisen, dass er nicht schuld daran ist. Ein Gerät im Handschuhfach gibt ihm Absolution, wenn er dann auch wirklich das Auto stehen lässt. Man merkt den ständigen Konflikt in ihm, den er dann eben gern in Glücksspiel, Alkohol oder irgendwelchen absurden Aktionen unterdrücken lässt. Er besteht quasi nur noch aus Narbengewebe und das weiß er auch. Deswegen wünscht er sich wahrscheinlich nichts sehnlicher, als dass ihn jemand demaskiert, das ihn wieder etwas spüren lässt, und wenn es ein Fluch eines kleinen Mädchen ist.
Da gibt es noch Cara, eine Künstlerin die persönliches wie auch kollektives Leiden als Native American mit Kunst ausdruck verleihen möchte. Eine wahre Künstlerin, die sich viel Gedanken über ihre Werke macht, und auch gern mal abstrakt wird. Ob es nun die rassistischen Darstellungen in irgendwelchen Memorabilia ist, oder eine Performance Art in einem Tipi. Sie muss sich aber dennoch den Gegebenheiten unterstellen, und so auch mit Whitney über Kunst diskutieren, obwohl sie es klar nicht verstanden hat, oder einem wahnwitzigen Millionär ein Lächeln schenken, damit man über die Runde kommt. Ich find ihren Charakter wirklich schön gezeichnet, und eine von den wenigen, die man wirklich mögen lernt und ihre Geschichte ist auch wirklich schön und zärtlich erzählt, nicht nur als Kontrast zu Whitney und ihren Ambitionen, sondern auch für sich als toller Ausdruck einer Künstlerin und ihren Werken. Die selbst am Ende, mit dem Aufgeben der Kunst als künstlerische Aussage nochmal für Aufsehen sorgt, das immer noch über Whitneys Kopf geht.
Apropos Ende, das Finale der Show ist eines der Verstörendsten, das ich je gesehen habe und das mich auch nach Wochen nicht losgelassen hat. Und auch wenn die Show eigentlich sehr geerdet ist, und man meinen müsste, das der Gravitationswenschel einen ziemlich aus der Bahn schmeißen sollte, passt es doch wunderbar in das unterschwellige Brodeln hinein. Auch wenn sich alles übernatürliche in dem Film einfach erklären lässt, oder in so mondäner Art und Weise rüberkommt, wird am Ende alles nochmal über den Haufen geworfen. Die Kamera und damit auch der Zuschauer werden zu mehr als nur Voyeuristen. Wir schauen durch die Augen einer Entität, die scheinbar das unmögliche Wahr machen kann. Fast wie ein Fluch, den man auf sich gezogen hat, weil man auf einem Indianerfriedhof gebaut hat. Die Wirkungen davon sind über die ersten 9 Episoden sehr klein und das, was die Charaktere machen und wie sie aufeinander reagieren, überflügeln die Wirkungen dieser. Doch das Fallen nach oben sieht dann anders aus, erst einmal etwas abstrus und lächerlich, entwickelt es sich schnell zu einer absolut grauenhaften Situation, aus der man nicht entkommen kann. Denn keiner der Charaktere: Ash, zu Whit, Dougie oder auch die Feuerwehr und Nachbarn verhalten sich falsch. Und das macht das Ende so viel tragischer. Ash hat endlich das geschafft, was er immer haben wollte, und es kann nichts geschehen, das er dies genießen kann. Im ohrenbetäubenden kreischenden Wind fleht er verzweifelt, bis ihm langsam das Lebenslicht erlischt und er soweit getragen wird, bis Gravitation keine Rolle mehr spielt und er sich langsam in die Ewigkeit des einsamen Raumes dreht. Die ganze Episode ist ein Meisterstück: von der unangenehmen Morgenshow, zum Promoten der Show. Zu dem großen Geschenk das nicht die erwartete Wirkung zeigt, bis zum Stolpern nach oben, bei dem niemand weiß was wirklich passiert. Die Symbiose aus der Situation, der Kamera, der Musik und vor allem dem großartigen Schauspiel von Fielder und Stone, erschaffen ein wahres Gefühl einer tief vergrabenen Angst. Und es lässt alle Charaktere gezeichnet davon zurück, sogar den sonst so stoischen Dougie, der sich in dem Moment nicht von seinen Schuldgefühlen verstecken kann. Ein außergewöhnliches Finale, das die außergewöhnliche Serie noch überflügelt und den Zuschauer zer- und verstört zurücklässt.
The Curse ist eine sehr besondere und andere Show, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Bennie Safdie hat mit seinem Bruder ein paar der heftigsten und nahbarsten Filme unserer Zeit gemacht. Und Nathan Fielder ist dafür bekannt, unfassbar awkward zu sein und den Straight Men bis zum maxim auszureizen. Beide sind auch bekannt dafür, keine Gefangenen zu machen und auch die Schmerzgrenze gerne mal zu übertreten. Es ist schön, dass sie sich in diesem Werk gefunden haben und gemeinsam ihre Stärken ausspielen. Zusammen mit einem großartigen Cast, einer interessanten Bildsprache, unzählig schweren Themen und einer sehr dezenten aber in sich starken Geschichte, ist the Curse etwas Besonderes, Einzigartiges, das sich mit keiner anderen Serien vergleichen lässt.
Die Trisolaris Trilogie stand schon lange auf meiner Leseliste. Jetzt sind mir Netflix und Benioff und Weiss zuvorgekommen. Deswegen kann ich jetzt nichts über die Serie als Adaption sagen. Aber als großer Sci Fi Fan freue ich mich natürlich, wenn neue, interessante Geschichten und Konzepte erzählt werden, auch wenn das Track Record von Benioff und Weiss mich natürlich eher vorsichtig stimmen. Die Review enthält Spoilers.
Viele Aspekte von 3 Body Problem sind faszinierend. Sonderbare Vorkommnisse, die sich jeder Erklärung widersetzen. Ob es der Countdown ist, der bei manchen Leuten erscheint, ein sonderbar immersives VR-Erlebnis oder das Aussetzen von physikalischen Regeln. Damit kann man richtig viel machen, und das machen sie auch.. Aber das alles wird in so ein enges Korsett um die Charaktere gespannt, dass es sich teilweise weniger als eine globale, menschliche Geschichte anfühlt, als vielmehr etwas, das genau diese Freundesgruppe betrifft. Ich verstehe nicht, warum sie alles so engmaschig miteinander verbinden. Wenn es verschiedene Menschen auf dem Planeten wären, die nur peripher miteinander zu tun haben, wäre das alles glaubhafter und hätte eine viel bessere Gravitas. Es ergibt auch keinen Sinn, dass die Charaktere teilweise nicht miteinander reden oder nur passiv aggressive Kommentare zuwerfen. Es wird auch nicht besser durch die flachen Charaktere. Mir kam die Charakterisierung schon in der ersten Folge sonderbar vor und ich habe gehofft, dass es einfach nur etwas holprig ist, um einen Schnellstart loszulegen. Aber wenn eines der ersten Sachen, die man über Saul erfährt, dass er von sich enttäuscht ist, dass er die Physik nicht revolutioniert hat, und nun schon über 30 Jahre alt ist, fühlt sich das, wie dieser Satz, sonderbar aufgesetzt an. Aber noch viel Schlimmer ist es mit Auggie. Sie ist von Anfang an gestresst, was man auch nachvollziehen kann, aber ihr Charakter entwickelt sich niemals darüber hinaus. Und gerade die Beziehung der beiden hat für mich so gar keinen Sinn gemacht und vor allem in der passiv aggressiven Art und Weise auch eher genervt. Sagt halt einfach was los ist, anstatt irgendwelche Vorwürfe durch die Blume zu schreien.
Und das muss nicht heißen, dass die Charaktere immer super deep sein müssen. Man kann auch mit flachen Charakteren arbeiten, die dann eben nur ein Medium und Vehikel für die Geschichte sind. Aber in dieser Show wird so viel Wert auf die Charaktere und ihre Beziehungen gelegt, dass man sie einfach nicht ignorieren kann. So viel Zeit wird durch nerviges Melodrama gefüllt, was weder interessant noch spaßig ist. Es erinnert mich an Sense8, das auch ein interessantes Konzept hatte, aber dann komplett daran gescheitert ist, da es im Kern eine Seifenoper sein wollte. So schlimm ist es hier noch lange nicht, aber mit jedem weiteren Melodrama Konflikt hat sich mein Interesse an der Geschichte und an den Charakteren verloren, sodass ich am Ende eigentlich nur drei der unzähligen Charaktere mochte. Die Charaktere und Beziehungen werden auch nicht genutzt, um etwas über den Mensch Sein zu erörtern, dafür ist alles gleichzeitig zu flach und zu spezifisch. Vielleicht reagiere ich da auch einfach etwas allergisch, aber ich komme einfach nicht mehr so gut mit Serien zurecht, die mich als Zuschauer nicht respektieren und meine Zeit liebend gerne verschwenden, für irgendwelche billigen Taschenspielertricks.
Die Geschichte an sich hat schon einiges, das für sich spricht. Aber im Verlauf der Serie fühlt sich manches etwas befremdlich an. Im Allgemeinen bin ich mir bis zum Schluss nicht sicher, was die Organisation erreichen wollte. Sie wollen Leute rekrutieren, um die Wissenschaft zum Stehen zu bringen, damit die San-Ti es hier schön haben? Wozu? Was will die ETO eigentlich? Was ist ihr Ziel? Es ergibt noch Sinn, als sie die San-Ti als LORD (was ich übrigens sehr schön fand, da genau so Gott in der Bibel immer genannt wird) und als Heilsversprecher. Aber warum? Gerade Yen Wenjie hat sie damals gerufen, in einem verzweifelten Akt, die Menschheit vor sich selbst zu retten, auch wenn es vielleicht einhergehend mit der absoluten Zerstörung. Eine Frau, die hart von der Kulturrevolution gebeutelt wurde, und in fernen Wesen eine Absolution erhofft. In welche Richtung sie gehen soll, verstehe ich bis jetzt noch nicht. Wollte sie, dass die Menschen von den San-Ti ausgerottet werden? Oder dass sie die Zügel der Menschheit in die Hand nehmen? Ich verstehe auch nicht das massive Gottvertrauen, dass sie und die Organisation und ihre Anhänger haben. Woher kommt dieses Grenzenlose Vertrauen? Auch aus Evans seinen Motivationen werde ich nicht ganz schlau. Ich bin auch kein Fan davon, wie die Organisation mitten in der Staffel zerschlagen wird. So fühlen sich so viele Aspekte, die vor allem am Anfang der Serie viel Aufmerksamkeit genossen, plötzlich überholt an. Und auch wenn die Szene mit den Nano Strängen sehr beeindruckend war, lässt es ein sonderbar, befremdliches Vakuum zurück,
The Last Starfighter ist zwar kein cineastischer Triumph, aber das Konzept mag ich nach wie vor. Deswegen finde ich in den Grundzügen die Idee mit der immersiven virtuellen Erfahrung ganz interessant. Es ist halt alles andere als sneaky, dass man solch komplexe Technologie einfach an alle möglichen Leute verschenkt. Es würde viel mehr Sinn ergeben, wenn die Rekrutierung einfacher funktionieren würde, und erst ab einem bestimmten Punkt die Headsets ins Spiel kommen würde, um die begeisterten Anhänger dann endgültig zu überzeugen. Ich werde auch immer noch nicht ganz Schlau daraus, was das Ziel des Spieles ist. Wollen sie die cleversten Menschen um sich herum scharen, um ein Problem zu lösen? Aber warum möchte sie manche klugen Köpfe und andere werden via Countdown ausgeschaltet? Oder einfach nur, um verstanden zu werden? Auch versteh ich die Hierarchie der Level nicht ganz. Ich hab angenommen das das Ziel von Anfang an war, die Leute zu retten, und nicht nur etwas, das man später erst herausfinden muss. Es wird auch viel zu wenig auf andere Lösungsansätze geschaut. Es gibt eine Holzhammerlösung die mit einer erkenntnis einhergeht. Aber ist das wirklich immer die beste Lösung? Wie wäre es damit, eine Zivilisation aufzubauen, welche vielleicht sicherer von den Kataklysmen ist. Von mir aus in der Erde oder sowas. Ich bin mir auch immer noch nicht wirklich sicher, was der Zweck der ganzen Aktion war. Es ging den San-Ti doch darum, den Wissenschaftlichen Fortschritt zu sabotieren. Warum rekrutieren sie dann wissenschaftler? Was sollen sie denn machen? Mir waren auch viele Aspekte der Organisation nicht wirklich ersichtlich. Auch das sie Jack umgebracht haben, war einer der Hauptgründe, warum alles so sehr aus dem Ruder geraten ist. Das ganze wird bis zum schluss nicht klar, und lässt auch die ganze Erfahrung noch viel stärker vom Rest der Show getrennt anfühlen.
Dann gehen wir mal zur San-Ti über. Sie haben zwei Deus Ex-Machina Maschinen zur Erde geschickt, die alles machen können. Sie können alles überwachen, alles sehen und alles verstehen. Bis auf die Gedanken im Kopf. So weit so gut. Es stößt nur leider Tür und Tor auf, für unzählige Plotholes. Sie können im grunde alles machen! Was hält sie davon ab, die Wallfacer einfach via einem Schock im Hirn oder das verschieben von Molekülen zu manipulieren. Sie können ja überall sein und alles sehen, und auch krasse Wahnvorstellungen hervorrufen. Wahrscheinlich ist es im Buch limitierter, aber hier habe ich keinen Zweifel, das sie einfach alles machen könnten, wenn sie wollten. Und damit geht auch noch etwas anderes einher, wie ist ihnen nicht aufgefallen das Menschen lügen können? Gehört zum gewissen abstrahieren auch die Lüge? Steckt nicht ihr VR-Erlebnis voller Metaphern oder eben versteckten Wahrheiten. Sollte das auch nicht unmöglich für sie sein? Wie kann es sein, das es eine Iteration von Rotkäppchen gebraucht hat, bis sie das endlich verstanden haben? Und warum gibt es dann den großen Umschwung? Was ist überhaupt ihr Ziel? Wenn sie wirklich die Entwicklung der Menschheit stoppen wollen, können Sie das doch ohne Probleme machen, sie haben eine Deus Ex Machina Maschine. Klar ist ein Vertrauensbruch da, und das bringt Zweifel mit sich, aber was war die erste Motivation von ihnen? Wollten sie wirklich eine friedliche Koexistenz? Das wird ja nie wirklich angesprochen, aber sie können ja auch nicht Planen oder Lügen… Vielleicht wird das später noch aufgeklärt. Ich mag das Konzept der Wallfacer. Ich bin mir nur noch nicht sicher, wie sie das in den nächsten Staffel interessant umsetzen können. Denn sobald eine Idee den Kopf verlässt, ist es kein Geheimnis mehr.
Handwerklich ist die Serie okay. Manche Szenen, wie die zur Kulturrevolution, die Teilchenbeschleuniger, virtuelle Welt oder die zuvor schon angesprochene Schiffszene, sind herausragend. Der Soundtrack und die Klangkulisse sind ebenfalls gut. Aber teilweise verliert sich etwas der Fokus. Wenn man in die Virtuelle Welt eintaucht, welche sich anfühlt, wie das echte Leben, kommen einem Kamerafahrten oder Einstellungen die nicht aus der Perspektive des Heimträgers stammen, besonders befremdlich und Immersion Brechend an. Das Drehbuch und die Schauspieler hingegen sind etwas durchwachsen. Ich hatte oft das Gefühl, das sie nicht genau wissen, worauf sie den Fokus legen wollen. Das die Show an allen Ecken und Enden von überschüssigen Fett nur zu stotz. Und das die interessanten Konzepte und Konflikte darin leider ab und zu untergehen. Solche Aspekte, das Auggie von dem Schiff traumatisiert ist, ist an sich toll, aber ihr Charakter ist schon von Anfang an so einseitig, das ich die veränderung nicht wirklich als solche wahrgenommen habe. Die Schauspieler versuchen auch allesamt das mittelmäßige Drehbuch zum Leben zu erwecken, aber scheiterte leider daran. Nicht das die Schauspieler schlecht sind, ihre Rollen geben einfach nichts her. Da stechen aber eben die, die etwas besser sind, besonders heraus. Gerade Zine Tseng macht einen fantastischen Job, als geniale aber brutal desillusionierte Wissenschaftlerin Je Wenije. Aber solche vielschichtigen und interessanten Darstellungen gibt es leider nur selten in der Serie, was sehr schade ist. Aber leider gehen die gute Aspekte in dem Rest unter, was zumindest die erste Staffel der Serie nicht empfehlenswert macht.
Cool Runnings ist ein Film den ich meiner Kindheit sehr gerne angeschaut habe. Das Konzept der Underdogs, die sich gegen jegliche Widrigkeiten stellen und dann am Ende doch oben herauskommen, funktioniert bei mir einfach und ich denke, damit bin ich auch nicht allein.
Die Atmosphäre des Films ist wirklich toll. Jamaika fühlt sich an wie man es sich vorstellt und die kalte aber aufregende Stimmung in Kanada ist ansteckend. Auch wenn natürlich alles etwas vereinfacht und teilweise dramatisiert wurde. Denn im Vergleich zur wahren Geschichte mussten die Jungs sich nicht ihr Reisegeld an einer Kussbude verdienen. Auch wurden von dem Olympischen Komitee nicht ständig irgendwelche Steine in den Weg gelegt. Aber das ist auch nicht schlimm, denn niemand erwartet hier eine akkurate Nacherzählung und das Drama, das dort aufgemacht wird, funktioniert einfach richtig gut. Die ständigen Rückschläge, die sie dann allesamt gemeinsam überwinden, geben dem Film einen richtig guten Flow. Ich liebe auch, dass fast alle Charaktere kleine Nebengeschichten haben, die im Verlauf des Filmes abgearbeitet werden. Derice, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und alles geben wird, um aus sich und seinem Team das meiste herauszuholen. Junior, der im Konflikt mit Yul und vor allem seinem Vater steht, und während des Films an Selbstvertrauen und Stärke gewinnt. Yul, der einfach nur aus Jamaika weg möchte, auch wenn er nicht der hellste ist und dann einen starken neuen Bund schließt, den man am Anfang nicht erwartet hätte. Blitzer als alter Meister, der unehrenvoll aus dem Sport geworfen wurde, der ihm alles bedeutet hatte, und der mit den Underdogs eine neue Chance dafür sieht, auch dieses dunkle Kapitel abzuschließen. Besonders als er das Komitee anspricht, merkt man das er sich im Verlauf des Filmes wirklich gewandelt hat. Nur Sanka ist und bleibt ein Comic Relief Charakter, der aber vor allem mit seiner Motivation und charm punktet. So wachsen alle Charaktere an den Herausforderungen des Filmes und zeigen, was harte Arbeit und gutes Teamwork alles erreichen kann. Das alles kumuliert in einem richtig schönen Ende, bei dem ich auch diesmal wieder eine Träne verdrücken musste. Wenn sie auch nicht Olympische Champions geworden sind, haben sie sich doch mit dem Tragen des Bobs tief in das Gedächtnis und das Herz des Zuschauers geschlossen.
Handwerklich ist der Film auch gut. Die meisten Aufnahmen sind ja klar vor Ort, und da wird auch Jamaika und Kanada schön zum Leben erweckt. Der Soundtrack ist ebenfalls spaßig und das Sounddesign trifft genau die richtigen Punkte, wenn es mal Dramatisch oder Lustig sein soll. Die Schauspieler machen auch allesamt eine gute Figur und punkten durch ihre eigene Art und Weise. Aber auch die Kamera und der Schnitt sind sehr gut gelungen. Zum Beispiel die Szene, als man die Schweizer zum ersten Mal durch die Bobbahn fahren sieht. Alles ist in ein schönes Slowmo aufgenommen, von einem eingespielten Team, das elegant den Kurs absolviert, als ob sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht haben. Dagegen sind die ersten Fahrten der Jamaikaner, die zeigen, wie unfassbar schnell und auch irgendwie gewaltig dieser Sport ist. Und dann natürlich noch das Drehbuch, das durch ulkige Dialoge und spannende Konflikte auftrumpft. Das alles wird toll von Jon Turteltaub zusammengebracht, das Cool Runnings zu so einer schönen und zeitlosen Geschichte macht, die nach wie vor funktioniert!
Ich bin schon seit frühester Kindheit fasziniert von Japan. Eine Faszination, die mich dann auch zu einem Japanologie Studium geführt hat. Und es gab einen Kurs, der leider während meines Studiums nie zustande kam, da der Dozent die Universität gewechselt hat: “Yakuza, Vergleich zwischen Realität und der Darstellung in der japanischen Popkultur”. Spätestens seitdem ich Kitano Takeshi für mich entdeckt habe, war mein Interesse um das Thema entfacht. Auch heute liebe ich Filme, Bücher oder auch Spiele, die sich um die Yakuza drehen. Ich habe auch in meiner Jugend Sachbücher über die Yakuza verschlungen, bei dem die Rolle der kriminellen Organisation und deren Einfluss auf die japanische Gesellschaft erörtert wird. Was ich sagen will ist, ich habe relativ viel Ahnung, wenn es um die Yakuza geht und ich bin super glücklich über diese Dokumentation. Innerhalb von zwei Teilen wird ein sehr rundes und auch tiefgehendes Bild der kriminellen Organisation geschaffen. Von den schon fast mystischen Anfängen, zu der rapiden Entwicklung innerhalb des 20ten Jahrhunderts. Über die Faszination, die diese mit sich bringt, von einem Ehrenkodex und Konflikten, die meistens innerhalb der Organisationen ausgetragen werden. Von den größten Konflikten innerhalb der Banden, die alsbald so groß wurden, dass selbst die oberen Nutznießer der Gruppe einen Riegel vorschieben mussten. Man interviewt mehrere Mitglieder der Yakuza und Menschen, die sich ihr ganzes Leben mit der Gruppierung auseinandergesetzt haben.
Man hätte sehr gerne an manchen Stellen noch tiefer in die Materie eintauchen können, aber das hätte wahrscheinlich den Rahmen gesprengt, wenn man auf die einzelnen Probleme der japanischen Gesellschaft eingegangen wäre. Es ist nunmal eine sehr stringente und festgefahrene Struktur. Man geht zur Schule, und am besten gleichzeitig in Juku (eine spezielle Schule zum Pauken), um sich auf die Aufnahme einer der große Unis vorzubereiten. Und wenn man das geschafft hat, liegt einem der Rest zu Füßen. Man beginnt in einer Firma, stolpert durch Seniorität immer weiter nach oben, bis man dann eines Tages seine Rente genießen kann. Aber was ist mit denen, die in dieses Schema nicht passen? Was ist mit den Menschen, die keine Lust auf diesen Weg haben oder ihn einfach nicht bestreiten können. Die vielleicht in einer Rebellischen Phase auf die falsche Seite des Gesetzes abgerutscht sind. Oder die aus anderen Gründen nicht in dies Korsett passen. Da bietet die Yakuza eine attraktive Alternative. Auch sie hat ein starkes Fundament und eine lebenslange Abhängigkeit, eine familiäre Ordnung, die einem zur Seite steht. Sonst bleibt einem nicht viel übrig, es sei denn man möchte ein harsches Leben als Tagelöhner oder gar als Obdachloser fristen. Schön fand ich, dass die Doku auch die sehr ausgegrenzte Koreanische Minderheit angesprochen hat, die dann eben bei den Yakuza eine Zuflucht und Zukunft finden kann, wenn sie vom Rest der Gesellschaft ausgesperrt werden. Ich hätte es auch noch sehr interessant gefunden, wenn man noch mehr Fokus auf die Frauen gelegt hätte. Besonders mit einem Einblick in das Hostessen und Soapland Geschäft. Man bekommt zwar ein Interview mit einer ausländischen Hostesse, aber allein das keine Japanerin wirklich darüber reden wollte, zeigt wie sehr sie unterdrückt werden.
Und da ist es ganz interessant, welche Rolle die Yakuza in der japanischen Gesellschaft erfüllen. Sie sind eng mit dem Eisernen Dreieck verbunden (Politik - Wirtschaft - Bürokratie) und nehmen dabei eine bestimmte Rolle ein, die viel Geld und Macht mit sich bringt. Es war faszinierend zu sehen, wie tief die Yakuza mit der Politik verbunden waren/sind. Aber gerade im wirtschaftlichen Bereich hätte ich gerne noch mehr gesehen. Denn etwas, was die Yakuza so groß und reich gemacht hat, sind Monopole und Übernahmen von ganzen Wirtschaftssektoren. Das geht auch über das Glücksspiel und Schutzgelderpressungen hinaus. Die größten Bauunternehmen Japans standen den Yakuza immer sehr nahe. Mit den Fingern in der Politik und der Bürokratie können so manche Firmen große Aufträge und damit auch das ganz große Geld an Land ziehen. Aber selbst Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Getränkelieferungen an Bars und Restaurants, lagen teilweise fast komplett in den Händen der Yakuza. Eine direkte Verbindung mit der Polizei hätte ich auch schön gefunden. Japan ist ein sehr sicherer Ort, vor allem für Touristen. Aber das ändert nichts daran, dass die Polizei teilweise sehr korrupt ist. Denn anstatt einen Fall ungelöst zu lassen, nimmt man sich gerne jemanden, der ins Profil passt (und wahrscheinlich nicht in das Schema der japanischen Gesellschaft) und schiebt sie ins Gefängnis, um die Statistik sauber zu halten. An oberster Stelle steht ein gewisses Harmoniebedürfnis und die Wichtigkeit, das Gesicht nicht zu verlieren. Ein gutes Beispiel sind z.B. auch die Drogen, die die Yakuza verticken, um das Land auch “sauber” zu halten. Und auch wenn sie Drogen vertickt haben, haben sich die Yakuza immer damit gerühmt, das Land sauber zu halten, ähnlich wie es die italienische Mafia gemacht hat und die dreckigen Drogen eher an ein “ungewolltes Cliente” verkauft haben. So ist es kein Wunder, dass z.B. Mariuana oder härtere Drogen selten in Japan zu finden sind, da die Schmuggler das Land von dieser “gefährlichen Droge” sicher halten wollten. So sehen sie sich auch als ein wichtigen Aspekt der Gesellschaft, das sie vor allem am Ende der Doku beleuchtet wird, als besseres Übel als die auftauchende Hangure. Ohne Kodex und ohne Regeln sehen sie sich eher als die Helden der Geschichte, statt als andere Bösewichte. Mich würde eine Nachfolge-Doku sehr interessieren, wie es mit den Yakuza in 10 oder 20 Jahren aussehen wird.
Für jeden den das Thema interessiert ist die Doku sehr empfehlenswert, da sie vor allem mit den Interview Partnern einen sehr intimen Einblick in das Themengebiet gibt.
Ich mag Ana Lily Amirpour. A Girl Walks Home Alone At Night war ein richtig schöner Indie-Film, der in die Fußstapfen von Regisseuren wie Jim Jarmusch gestiegen ist, aber dabei etwas ganz eigenes erschaffen hat. Auch ihre Episode in Guillermo Del toro's Cabinet of Curiosities war herausragend. So hatte ich große Hoffnung das mir auch The Bad Batch gefallen wird. Und ich hab gewartet, und gewartet, bis der Film nach zwei Stunden vorbei war, wollte der Funke einfach nicht überspringen. Und ich muss ehrlich sagen, wenn der Film von einem Regisseur gewesen wäre, den ich nicht leiden kann, hätte ich ihn schon viel früher und mit Freude auseinander genommen.
Fangen wir aber erst mal mit den guten Aspekten an. Der Film sieht fantastisch aus! Shot für Shot ist eine wahre Augenweide. Dafür, wie kaputt und trostlos alles ist, schafft der Film auf bildlicher Ebene wirklich viel und zaubert Szene um Szene beeindruckende Bilder. Ob es die Rave von Dream ist, die unwirtliche Wüste oder Venice Beach auf Crack via Comfort oder Bridge. Alles ist wirklich grandios in Szene gesetzt und wird durch das tolle Set Design, Kostüme und Charaktere erst richtig zum Leben erweckt. Das Sounddesign ist ebenfalls fantastisch und der Soundtrack ist abermals grandios und erinnert in guten Zügen an die Soundtracks und den besonderen Umgang mit Musik von Quentin Tarantino. Selten hat hat man so einen schönen Film über so hässliche und traurige Dinge gesehen. Auch die Schauspieler machen an sich eine gute Figur. Jason Momoa als Miami Man, Keanu Reeves als Dream, Suki Waterhouse als Protagonistin und vor allem Jim Carrey als Hermit bringen ihre Figuren und die Welt wirklich toll zum Leben.
Aber das sind nur die Oberflächlichkeiten. Sobald die Narrative ins Spiel kommt, oder man nur etwas unter die Oberfläche blicken möchte, wird es schwierig den Film zu mögen. Das Konzept des Bad Batch, einem neuen und viel brutaleren Wilden Westen an der Grenze von Texas ist eine gute Idee. Das Thema von Ausgestoßenen, Zweckbindung außerhalb der etablierten Gesellschaft und anarchisches Chaos bieten viel Raum für eine interessante Geschichte. Dabei können die Charaktere und sich neu bildenden Gesellschaften auch geschickt als Metaphern oder tiefgründiges Erkunden der Menschlichkeit an den Grenzen fungieren. Das ist ein Grund, warum ich nach wie vor postapokalyptische und Science Fiction Geschichten mag, es bietet einfach viel Raum und Nährboden für extreme Erzählungen, auf den man den Kern der Menschlichkeit erörtern kann. Aber hier hat Amirpour für mich den Film in den Sand gesetzt, da weder die Charaktere noch die Gesellschaften wirklich interessant sind und auch nicht über ganz flache Bilder hinauswachsen. Ich versteh, was sie machen möchte. Es ist kein Zufall, dass Comfort von einem abgehobenen Typen regiert wird, der die Masse mit Drogen versorgt. Ein Bild von Obdachlosen, verlassenen Seelen, die in diesem groben Konstrukt sich irgendwie festhalten. Dagegen The Bridge, welche aus dem Drang zum Überleben sich alles herausnehmen. Und dazwischen der Hermit, der Geld verbrennt um das Feuer am Leben zu erhalten. Wenn das alles etwas flach klingt, dann weil es einfach flach ist. An einer Stelle sagt Dream quasi “Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume”. Hab ich am Anfang noch gedacht, dass der flache Symbolismus irgendwo hinführt, war ich am Ende des Filmes einfach nur enttäuscht. Statt einer tiefer menschlichen Introspektive wird sich ein ramschiger Spiegel der amerikanischen Gesellschaft vorgeführt, die keinerlei tiefe oder Aussagekraft hat. Teilweise bin ich aus dem Augenrollen nicht mehr rausgekommen. Es erinnerte mich stark an “The Dead Don’t Die” von Jarmusch, ein Film der auch so aggressiv flach und leer war, das es einen fast in den Wahnsinn getrieben hat. Es hilft auch nicht das die Protagonistin, an der man sich hauptsächlich entlang hangelt, die tiefe eines vollgekrizelten Tisches in einem Nachsitz Zimmer hat. Man weiß selber nicht, was sie will und es ist auch ziemlich klar, das sie selbst auch keine Ahnung hat. Das könnte man natürlich auch geschickt nutzen und als eine Art Aussage auslegen, aber dafür ist sie mir einfach nicht introspektiv genug. Man bekommt das Gefühl, dass in dem Film nicht mehr drin steckt, als ein paar Bilder, die man auf die Leinwand zimmern wollte und alles andere darum nur notwillig dabei ist.
Ich muss den Film irgendwann nochmal anschauen. Vielleicht habe ich was essentielles übersehen. Vielleicht steckt hier doch noch eine Ebene, die mir entgangen ist. Aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben, bin voller Zuversicht und hundert zweiten Chancen ran gegangen, aber am Ende bietet der Film einen gar nichts, außer eine äußerst flache und dröge Kritik mit richtig schönen Bildern.
Power of the Dog ist ein sehr zärtliches, brutales und langsam vor sich hin simmerndes psychologisches Drama, das trotz der Weite der Natur sich tatsächlich eher wie ein Kammerspiel anfühlt.
Ich kann verstehen, dass der Film nicht bei jedermann zieht. Auch ich hab am Anfang nicht wirklich ein Zugang gefunden. Ich denke das liegt vor allem daran das der Film ‘Show don’t tell’ als Maxim nimmt. Es werden wenige Dinge gerade aus gesagt, und wenn das der Fall ist, dann nur weil man die unausgesprochene Worte nicht mehr ausreichen. Wenn man aufmerksam zuschaut wird man dafür belohnt, aber der Film macht es teilweise nicht einfach. Die Situation im Amerikanischen Westen 1925, von den zwei Brüdern die eine recht erfolgreiche Farm führen, aber unterschiedlicher nicht sein können. Phil ist ein harscher Typ, dem es eine Freude macht, sich ständig zu profilieren und die Menschen in seiner Umgebung gerne über die Schmerzgrenze triezen. George ist sein Bruder und das genaue Gegenteil von Phil. Das erste mal als man ihn trifft, liegt er in einer Badewanne, wogegen sein Bruder teilweise Wochenlang kein Wasser sieht. Während George sich schick macht und ein treffen mit dem Senator einfädelt, geht es bei Phil eher um die Praktikabilität und ein geradlinigen Fokus auf nur die Dinge die ihm liegen. Man merkt auch, dass George am liebsten gar nichts mit seinem Bruder zu tun haben möchte, da er mit einer schmerzhaften Höflichkeit auf alles, was Phil sagt, auf eine indirekte Ablehnung reagiert. Die diskrepanz wird nur noch größer, als George eine Frau mit einem Sohn findet. Solange Phil in seiner kleinen Welt ist, fühlt er sich wie ein Gott. Doch George reißt mit der Heirat risse in die Blase.
Zuerst habe ich gedacht, dass Phil einfach nur ein jämmerlicher Mann ist, der nur in seiner eigen kreierten Welt brillieren kann, und deswegen Angst vor allem Fremden hat. Und das stimmt auch bis zu einem gewissen Grad, aber es ist dann doch etwas komplexer als es erst den Anschein gibt. Auch hab ich gedacht dass George der klügere von den beiden ist, einfach nur durch seine gewisse Weltoffenheit und immerhin der Fähigkeit, diplomatisch oder verletzlich zu sein. Doch über den Film hinweg, wandelt sich das. Phil bleibt bis zum letzten Atemzug ein Arschloch, der sich in seiner kleinen Blase am wohlsten fühlt und alles außerhalb davon kritisch und aggressiv betrachtet. Aber das liegt nicht daran, das er ein Mensch mit kleinem Verstand und Verständnis ist, der außerhalb der Bubble nicht überleben könnte, sondern eher daran, dass er kein Interesse daran hat. Er hat Studiert im Gegensatz zu seinem Bruder. Er ist auch clever und geschickt, fernab von Lasso und Pferd, was er auf eine sehr perfide Art und Weise beweise, als Rose den Flügel ausprobieren möchte. Auch die Weltoffenheit von George zeichnet sich im Verlauf des Filmes nach einem jämmerlichen Lechzen nach oben aus, der mit seinem gepflegten äußeren etwas darstellen möchte, das er an sich nicht ist. Auch Rose, die am Anfang wohlwollende Mitleid bekommen hat, hat sich im Verlauf des Filmes immer weiter ausgefranst. Natürlich ist Phil ein Hauptschuldiger daran, da er immer weiter brutal an ihr nagt, bis sie sich der Last hingibt, die einst ihren Mann geraubt hat. Das Problem der beiden liegt daran, das sie beide nicht wissen was oder wer sie sind. Vernarbte Wesen, welche ihren eigenen Platz und Wert nicht kennen. Und das ist was, was Phil sieht und versteht und auf grausame Art und Weise ausnutzt. Doch da gibt es noch den Sohn dazwischen, Peter, ein sehr zurückgezogener junger Mann, der komplett in seinen Studien aufgeht. Er passt weder vom aussehen, noch vom Wesen auf die Farm, aber das ist ihm egal. Etwas, das auch Phil bemerkt, in einer sehr schönen Szene, bei dem der Familienzweig von Rose als Cowboys Cosplayen und Peter jegliche verletzende Rufe ignoriert, da das Interessante, das er gesehen hat, das topt.. Der letzte Schritt, den Phil überzeugt, ist der Schatten des Hundes in der Landschaft, etwas, das er bis jetzt nur mit Bronco geteilt hatte, und Peter schon von Anfang an aufgefallen ist. Die Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, ist eine wirklich schöne. Außen könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein, aber tief im Inneren sind es zwei verwandte Seelen. Und dabei spreche ich nicht einmal von der angedeuteten Sexualität, sondern von der Klarheit, die sie von sich selbst haben, und den Mut, diesen Weg ohne Zweifel zu gehen. Etwas, das Peter dann auch ausnutzt, um den Schutzschild von Phil zu deaktivieren und die grausame Tat aus Liebe zu seiner Mutter zu vollführen. Denn was mit Phil passiert, würde sonst nie geschehen, dazu ist er viel zu clever und vorsichtig.
Handwerklich ist der Film großartig. Die Kamera weiß es die Menschen und die Landschaft toll in Szene zu setzen. Das ganze wird dann noch von dem herausragenden Sound Design und dem Soundtrack gestützt. Die Direktion, das Drehbuch und das Schauspiel haben den Film zurecht einen Oscar gewinnen lassen und sie hätten meiner Meinung nach auch noch mehr verdient. Alle Schauspieler bringen ihre Charaktere mit so viel Feingefühl, so viel Stärken und Schwächen zum Leben, wie man es selten erlebt. Deswegen habe ich den Film am Anfang auch mit einem Kammerspiel verglichen. Auch wenn der Film über unfassbare Weiten geht und auch zeitlich nicht beschränkt ist, ist der Film doch grandios auf die wichtigste Aspekte destilliert. Die Beziehungen und die Handlungen sind die wichtigsten Akteure in dem Werk, bei dem der Zuschauer die wichtige Rolle des Mediums übernimmt. Und das macht den Film so besonders. Es nimmt den Zuschauer ernst und wenn dieser sich die Zeit und Mühe gibt, wird man reich entlohnt. Meine Auslegung von oben ist nur eine. Man kann den Film auch ganz anders sehen und hat ebenfalls recht damit und das liebe ich einfach!
Ich habe von Jodorowsky's Dune in flüsternden Stimmen gehört. Von einem Werk, das jegliche Restriktionen sprengen sollte. Von einem Künstler mit einer grandiosen Vision und der Weisheit, die besten der besten, um sich zu scharren. Von einem Werk, das zu groß und mutig war und deshalb nie umgesetzt wurde. Eine Legende, die allerlei Leute zum Träumen angeregt haben soll.
Tatsächlich hatte ich keine Ahnung das es eine Dokumentation darüber gab, mit Interviews von den Künstlern die daran mitgearbeitet haben und einem durchweg Kommentar von Jodorowsky selbst. Man erfährt von seinem Werdegang des Theaters, hin zum Film, bis zu dem Film der niemals werden sollte. Und ich muss sagen, ich habe noch nie ein Film von ihm gesehen, aber ich bin interessiert. Ich mag Avant Garde Kunst und bizarre Bilder, die etwas Tieferes ansprechen sollen. Aber allein, dass der Film mit Refn beginnt, hat mich gleich vorsichtig gestimmt. Nicolas Winding Refn ist ein Regisseur, der meiner Meinung nach mehr auf sich und seine Status als Künstler hält, als das er das irgendwie in der Kunst umsetzt. Dabei will ich nicht sagen, dass seine Filme immer schlecht sind, aber er wandelt immer auf den schmalen Grad zwischen Kunst oder Selbstbeweihräucherung, um der Selbstbeweihräucherung willens. Anstatt mit der Kunst in den Filmen zu punkten, profiliert er sich lieber über seinen eigenen Status als Künstler. Ähnlich wie Andy Warhol, ein Künstler, den ich überhaupt nicht ausstehen kann. Und so haben sich gleich Sorgen in mir aufgetan, dass wenn Jodorowsky sich Refn schon so sehr eröffnet, dass er wahrscheinlich zum selben Schlag gehört. Und leider fühlt es sich auch so an. Er ist ein Mann mit großen Ideen, dem dann vielleicht einfach das Sitzfleisch fehlt. Wenn man eine Buchverfilmung macht, und davor nicht mal das Buch liest, ist das kein besonders guter Start. Er nimmt sich auch einfach alle möglichen Charaktere und Bilder aus dem Roman heraus und stülpt sein eigenes Ego dem ganzen über. Warum muss es dann Dune sein? Warum kann man nicht einfach etwas eigenes Erschaffen? Das ist auch ein Gefühl, das ich durch die Dokumentation bekommen habe, dass er sich die ganze Zeit nur an vorherigen Bildern bedient, ohne ein tieferes Verständnis davon oder einer tieferen Aussage. Sein Establishing Shot, bei dem man durch die Galaxie reist, sah zwar durch Moebius, seine Zeichnungen und das lebendig werdenden Film sehr nett aus, aber es fehlte jegliche Tiefe oder Inhalt dahinter. Und das ist ein Gefühl das sich durch die ganzen Dokumentation gezogen hat. Es werden neue Strukturen gebildet und auf Papier verwirklicht, einfach nur für eine flache Allegorie. Das beste was Jodorowskys Dune passieren konnte, ist das es niemals herausgekommen ist. Als Traum, als nie verwirklichtes Projekt ist es so viel Potenter, als es als vollständiger Film jemals werden könnte. Den ich bin mir sicher das er selbst keine Ahnung hatte wie er das umsetzen will, auch wenn er das Drehbuch geschrieben hat und fest bei dem Storyboard dabei war. Die ganze Geschichte in 1 ½ Stunden zu packen ist natürlich lächerlich, aber wäre das Werk wirklich besser, wenn es 12 oder 20 Stunden lang wäre?
Mir ist Jodorowsky auch immer unsympathischer geworden. Gegen Ende fühlt er sich eher wie ein Trickbetrüger an, der auf den Schultern von viel talentierten Künstler geritten ist, und sie dann aufgrund seines eigenen Egos und seiner fehlenden Vision brutal fallen lassen hat. Es ist schön, dass er erzählt, wie respektlos und aufgeplustert Douglas Trumbull war, als er ihn getroffen hat, und blickt dann selber nicht, dass er sich genauso arrogant und beschissen bei Pink Floyd verhalten hat, als sie nicht vor seine Füße gefallen sind. Er erinnert mich in vielerlei Hinsicht an Jared Leto, der denkt, nur weil man als Joker seinen Schauspielern tote Tiere zusendet, ist das plötzlich Kunst und etwas ganz Großes. Auch all die Versprechen, mit denen er freizügig umgegangen ist, um auch irgendwelche Ego Streitereien zu gewinnen, haben ihm am Ende das Genick gebrochen. Auch der Umgang mit seinem Sohn oder anderen Künstlern an sich ist einfach widerwärtig. Und auch wenn seine Filme vielleicht große Kunst sind (ich werde sie auf jeden Fall nachholen), ist es die Frage, ob es das Wert war, oder ob es vielleicht nicht nur ein Versehen eines reaktionären Künstlers ist.
Die Dokumentation an sich ist gut gemacht. Mit vielen Stimmen innerhalb und außerhalb des Prozesses. Man wird auch sehr gut mit Jodorowsky mitgerissen und dem Potential, das dieser Film hätte werden können. Es ist nur Schade das irgendwie nie erwähnt wird, das es vielleicht mehr daran Lag das Jodorowsky unfähig war, so ein großes Projekt zu stemmen, anstatt das er zu kreativ oder zu krass war. Den die Filme davor hat er ja auch hinbekommen. Ich hab das Drehbuch natürlich nicht gelesen und ich bin auch kein verfechter davon, das man sich sklavisch an die Vorlage klammern muss, aber mir fehlt dem ganzen Projekt eine Künstlerische Linie und Vision, die über Plattitüden wie “das wird das tollste” oder “wir werden die Welt verändern” hinausgehen.
Die Equalizer Filme ist eine Serie, die nie wirklich abheben wollte. McCall gehört zu den modernen Actionhelden, die sich gerne zurückhalten, aber wenn sie Gewalt wählen, diese dann kaltblütig und effizient ausführen. Er führt ein ruhiges Leben und möchte den Menschen um sich herum helfen, bis er aufgrund von himmelschreienden Ungerechtigkeiten so weit gepusht wird, dass sich alles in einem Gewaltexzess entlädt. Die Filme an sich sind schon besonders, da Antoine Fuqua normalerweise keine Fortsetzungen macht. Ähnlich wie Takashi Miike übernimmt er gerne alle möglichen Projekte, sucht sich dann aber auch schnell wieder etwas neues. Aber an McCall scheint sein Herz irgendwie besonders zu hängen. Und ich kann auch verstehen warum. Denzel Washington bringt diesen Charakter wirklich herausragend zum Leben. Man könnte die Equalizer Reihe mit effektiven und unterhaltsamen Groschenromanen vergleichen, wo alle paar Monate ein neuer rauskommt und man diese schnell noch am Bahnhof oder Flughafen abgreifen kann. Immer unterhaltsam und spaßig, aber niemals wirklich tiefgehend.
Anstatt im zweifelten Frieden, startet der dritte Teil sofort mit einem Gewaltexzess. Er ist in Italien auf einem Anwesen, das von Blut und Leichen überströmt ist. Im Zentrum sitzt McCall und wartet, während Waffen auf ihn gerichtet sind, auf den Boss des ganzen Unternehmens. Als dieser auftaucht beendet er in bekannter und schneller Art und Weise den Konflikt. Einzig das unterschätzen eines verzweifelten Junges lässt ihn dann mit einer Wunde zurück, die er in einem kleinen Italienischen Ort auskurieren muss. Über die Zeit freundet sich der sympathische Killer mit den Einwohnern an, und sieht auch die Gefahren von irgendwelchen Kriminellen Banden, die sie ausgesetzt sind. Eines Abends wird es ihm zu bunt und er tötet auf gewohnt effektive Weise ein paar der Gangster. Statt der erhofften, abschreckenden Wirkung zieht die Handlung aber weitere Gewalt mit sich. Und hier habe ich gedacht, dass Fuqua vielleicht einen neuen Ansatz startet. Denn hier spürt man die Freude, die McCall an der Gewalt und das brutale Töten der Männer empfindet. Es wäre super interessant gewesen, wenn das alles wirklich heftige negative Konsequenzen mit sich bringen würde. So heftig, das sich vielleicht auch das Dorf gegen ihn stellt. Dieser Konflikt schlummert schon die ganze Zeit in der Serie, kam aber niemals wirklich zu tage. Gewalt ist seine Lösung, und auch für ihn die einfachste, aber es muss nicht die beste oder richtige sein. Aber nein, die Dorfbewohner finden es richtig toll, dass er das gemacht hat. Und sie finden es auch okay, dass dieser gewaltsame Akt das kleine Örtchen zu einem potentiellen Schlachtfeld mutieren lässt. Das wird halt auch nicht besser, indem die Bösewichte auf das absolute Maximum hochgedreht werden. Sie sind nicht nur krasse Mafiosis, sie erhängen auch unschuldige alte Männer, wenn es ihnen in den Kram passt. Sie handeln auch mit Terroristen, wenn es sie nur ein bisschen näher an ihr Ziel bringt. Das macht die Rachegeschichte und auch z.B. das letzte Massaker so unterhaltsam, aber es ist doch irgendwie sehr flach.
Im allgemeinen ist der Plot etwas überladen. Man hat die Mafia, Intrigen innerhalb der Mafia, die CIA welche sich einmischt und noch Terroristen oben drauf. Ich verstehe, was sie mit dem Drogen-Plot aussagen wollen, vor allem wenn sich selbst Mafia davon schämt. Den auch wenn sie gerne ihre eigenen Landsleute ausschlachten, haben solche Kriminellen Organisationen auch immer eine starke nationalistisch, rechte Flügel und ein Ehrgefühl. Es soll zeigen, das sie trotz alledem irgendein Kern gutes in sich haben, das dann von dem Cartoonischen Bösewicht nochmal komplett überrollt wird, damit man auch ja nichts falsches denkt. Es fehlt einfach der Fokus, bzw. es wird versucht viel zu viel auf einmal zu erzählen. So vieles fühlt sich einfach zu erzwungen an. Dazu ist der Film an vielen Stellen auch sehr Melodramatisch, was mir persönlich gar nicht gefallen hat.
Handwerklich ist der Film aber gut. Italien wird sehr schön in Szene gesetzt, und auch die Atmosphäre des kleinen Ortes kommt gut rüber. Die Schauspieler machen allesamt eine gute Figur, vor allem wieder Denzel. Die Action ist abermals ausgezeichnet. Schön, dass es diesmal bei dem Finale statt eines gewaltigen Shootouts eine brutale Sneaky Aktion von McCall gibt, wie ein Racheengel, der die Strafe Gottes vollführt. Aber der Film fühlt sich leider zu unfokussiert an und viele der Aspekte, wie zum Beispiel das Melodrama, haben bei mir einfach nicht funktioniert.
Ich habe das ganze Promotion Zeug um Argylle nur so am Rande mitbekommen. Ein neuer Spionage Roman, der selbst Ian Fleming übertrumpfen, und ein neues goldenes Zeitalter für Spionagethriller einläuten soll. Mit einer Autorin, die niemand kennt und aus dem nichts kam (was zu so abstrusen Verschwörungstheorien führte, wie das Taylor Swift die Autorin des Buches ist). Ein Mysterium, das sich dann auch in die Narrative des Filmes zieht. Wer ist eigentlich Argylle? Von den Plakaten und Trailern her, ein Star besetzter Actionfilm, mit Namen wie Henry Cavill, John Cena, Sam Rockwell und selbst Popsternchen Dua Lipa. Gedreht von einem Mann, der sich vor allem durch die Kingsman Filme einen Namen gemacht hat. Und mit einem heftigen Budget von 200 Millionen Dollar, das zeigt, dass nicht nur der Regisseur an das Projekt glaubt, sondern vor allem auch die Geldgeber den Gürtel nicht zu eng schnallen. Und an sich habe ich nichts dagegen. Die Kingsman Filme bauen zwar von Titel zu Titel ab, aber spaßig sind sie dennoch. Selbst wenn die Geschichte jetzt nicht so tief, kann man mit der richtigen Action und Tempo auch einen tollen Style over Substance Film machen. Aber all das ist bei Argylle leider überhaupt nicht der Fall. Statt sich entweder auf eine spannende Geschichte einzulassen, oder eine einfache, klare Geschichte zu erzählen, versuchen sie hier einen Spagat, der einem beim Anblick schon weh tut. Es gibt eine pseudo komplexe Geschichte, die sich von Twist nach Twist weiter verfranzt, bis am Ende nur eine bunte Matsche zurück bleibt.
Die Kritik enthält Spoiler! Aber ganz ehrlich, tut euch den Film nicht an.
Der Film fängt schon sehr sonderbar an. Nichts fühlt sich echt an. Weder die furchtbare Frisur und Fit von Henry Cavill, noch der Raum in dem sie stehen oder die Stadt in Griechenland, inder eine heiße Verfolgungsjagd stattfindet. immerhin wird schnell klar, warum alles so furchtbar aussieht, es ist nicht echt! Ein Glück! Ein ganzer Film in diesem Stil würde auch keiner ertragen. Es ist nur das Finale eines Buches, das durch die Worte der Autorin Elly Conway zu dieser schlonzigen Inszenierung wurde. In der Realität sieht alles etwas anders aus, oder? Leider nein! Sie nehmen sich den Cheatcode heraus, das man die Geschichte durch die Linse von Elly sieht, und so eben beide Welten immer wieder verschwimmen. Das kann man auch gerne machen, das kann auch interessant sein, aber hier wird der Geduldsfaden immer weiter gereizt, bis er irgendwann reißen muss. Der Film macht einfach was er möchte, ohne Kohärenz. Man soll die Aspekte in der Realität irgendwie ernst nehmen, aber dann auch lachen, wenn eine von Angstzuständen zerrüttete Frau keinen Schädel zum Spaß zerschmettern möchte. Der Ton passt einfach hinten und vorne nicht, und es wird auch im Verlauf des Filmes immer schlimmer. Es entwickelt sich ein immer stärkeres Gefühl der Befremdlichkeit, dem in ein paar Szenen am Ende noch mit einer dicken Prise Fremschahm die Krone aufgesetzt wird. Die Kür auf Öl und die farbenfrohe Schießerei gehören zu den cringysten Szenen, die ich je gesehen habe. Und das ganze nicht mal mit einem Augenzwinkern das sich die Macher und die Charaktere bewusst darüber sind wie scheiße das gerade ist. Es soll ernst genommen werden und begeisterung hervorrufen. Genau so auch die ganzen Twists, mit denen man etwas richtig Cooles hätte machen können. Aber die unzähligen Twists machen das Anschauen nur frustrierender. Manche davon werfen einfach alles, was zuvor aufgebaut wurde, komplett über den Haufen, oder geben verzweifelt irgendwelche hanebüchenen Erklärungen. Aber damit eine Überraschung wirkt, muss sie auf irgendetwas fußen, und gerade am Ende hat sich alles von innen nach außen und zurück gestülpt, sodass wahrscheinlich nicht mal die Filmemacher mehr wissen, wo oben und unten ist. Was hat die böse Organisation vor? Warum töten sie Rachel nicht einfach? Warum pflanzen sie neue Erinnerungen ein, wenn sie eh auf ihrer Seite steht? Und wer bitte kam auf die Idee, dass man jemanden ins Herz schießt und diese Person dann überlebt… und nutzt diesen Twists ZWEI MAL IM SELBEN FILM? Wenn man sich den Film antut, muss man sein Gehirn komplett abschalten, das die Dummheit des Skriptes einen sonst in den Wahnsinn treibt.
Handwerklich ist der Film leider auch nicht besser. GCI kann vieles und sieht teilweise auch sehr beeindruckend aus. Aber ist in dem 200 millionen Dollar Budget wirklich kein Raum für irgendwelche Sets? Alles fühlt sich falsch und befremdlich an. Von den Örtlichkeiten, der Action bis hin zur Katze. Der Schnitt macht es auch nicht besser, gerade bei den Gimmicks vom ständigen Wechsel zwischen Phantasie und Realität. Sowas kann man gerne mal einwerfen, aber der Film treibt es einfach zu weit. Und auch wenn viele gute Schauspieler dabei sind, kann niemand dieses furchtbare Drehbuch retten. Sie verhalten sich genau wie beschrieben. Die flachsten und dümmsten Cartoonfiguren, in dieser Welt die nicht weiß ob sie Looney Tunes oder James Bond sein möchte.
Ich habe nicht viel von Argylle erwartet, aber was ich bekommen habe, fand ich schockierend. Der Spionage-Thriller funktioniert auf keiner Ebene und bringt dabei ein paar Szenen hervor, die vor Fremdscham nur so strotzen und einem als Filmfan im Herzen weh tun.
Ich mag Musicals, bin aber kein wirklicher Fan. Es gibt glaube ich nur ein Musical, wofür ich tatsächlich in ein Theater watscheln würde, sonst bin ich sehr zufrieden damit, die Shows via Bildschirm und/oder Soundsystem zu erleben. Und was Musicals angeht, stand Hamilton eine Zeit lang ziemlich hoch im Kurs. Und es ist auch schon bezeichnend, wie gut das Musical als Bühnenshow funktioniert, da Disney anstatt einer klassischen Verfilmung lieber das Bühnenspektakel mit ein paar Kameras aufgenommen hat.
Fangen wir erst mal mit dem Bühnenbild an. Hauptsächlich aus Holz bestehend, mit mehreren Drehscheiben in der Mitte und einer Tribüne rund herum, wird während des Musicals via Möbel, Laternen oder Ähnliches die Welt transformiert. Egal ob es eine Kneipe, eine großer Ballsaal, ein Schlachtfeld oder ein kleines Hinterzimmer ist. Dabei ist es beeindruckend, wie fließend die Sets umgebaut werden und wie organisch das mit den Songs und der Choreographie verbunden ist. Dabei greift natürlich auch das Bühnenlicht unter die Arme der Inszenierung, um dem perfekt abgestimmten Aufbau den nötigen Raum zu geben und der Geschichte die passenden Gravitas oder Leichtigkeit zu bieten. Die Kostüme sind auch durch die Bank gut gelungen. Von den Uniformen der Soldaten, zu den edlen Stoffen der Damen und der Transformation der Charaktere über die Jahre und Beschäftigungen.
Aber das Bühnenbild kann perfekt sein, mit den schönsten Kostümen, die man je gesehen hat, all das bringt nichts, wenn die Musik nicht gut ist. Aber die Show steckt voller Banger! Klar ist nicht jeder Song ein Meisterwerk, und manchmal wird eben mehr Fokus auf die Narrative als auf die Musik gelegt, aber an sich hat Lin-Manuel Miranda ein wirklich schönes Potpourri aus dem klassischen Musical Stil und modernen Sprechgesang gefunden. Besonders wenn man die Songs mehrmals hört, fallen einem auch immer wieder musikalische Motive auf, die großartig mit den Narrativen verbunden sind und manchmal ganz neu Kontextualisiert werden oder anders: Themen der Geschichte werden mit Melodien verbunden und konflikte werden oftmals auf mehreren Ebenen ausgetragen. Was einem aber beim ersten Mal schon auffällt, sind die unzählig talentierten Künstler, die das Stück zum Leben erwecken. Denn bei einem Musical kommt es nicht nur auf die Stimme an, sondern vor allem auch auf die Bewegungen und das theatralische Schauspiel. Und Hamilton hat ein paar herausstechende Charaktere. Allen voran natürlich Hamilton selbst, aber auch sein Lebenslanger Rivale/Freund Aaron Burr, die Sons of Liberty, Jefferson und Washington sind alle liebevoll gezeichnet und wirken auch wie eigenständige Charaktere, die auf eigenen Füßen stehen können. Auch die Schuyler Schwestern sind toll inszeniert und bleiben auch ihren eigenen Charakteren treu. Und bei der Aufzählung darf auch King George III nicht fehlen, der eine wirklich überwältigende Präsenz auf der Bühne hat.
Die Themen, die in Hamilton aufgegriffen werden, sind auch sehr sorgfältig und geschickt ausgearbeitet. Zwar heißt das Stück Hamilton, aber es geht genauso auch um Burr und deren Eifersucht, die sich über die Jahre immer weiter zu Hass entwickelte. Der opportunistische, aber vorsichtige Burr und das praktikable Kraftbündel von Hamilton in der anderen Ecke. Es geht aber auch um die Liebe, die Sehnsucht, dem Geltungs Verlangen und die Konsequenzen des eigenen Handelns. So wird der Werdegang der beiden oftmals mit den anderen Charakteren kontrastiert und hervorgehoben. Zum Beispiel Washington und sein Wunsch, eine starke Nation zurückzulassen, mit einem Augenmerk darauf, wie die Geschichte einen eines Tages sehen wird. Das Thema von Duellen ist auch sehr geschickt in die ganze Narrative verbunden. Von verletzenden Worten, und einer gewollten Rechtschaffenheit, zu den sinnlosen Opfern, die bei solchen Konflikten manchmal zurückbleiben. Selbst Politik wird extrem spaßig in der Show verpackt, in Form von Rapbatteln und Geschickten taktiert. Aber nichtsdestotrotz ist es alles eine Narrative. Basierenden auf den echten Leben von Menschen, aber verformt und verzerrt. Mir persönlich hat es gefallen, das Hamilton auch als Fehlbar dargestellt wurde. Nicht nur in den Reynolds Papern, sondern auch in der Beziehung zu seiner Frau und Kindern, die unter seinem unstillbaren Durst und Arbeitsmoral gelitten haben. Aber die Gründerväter werden natürlich trotzdem verherrlicht, sowas kann man schlecht umgehen. Und sicherlich sind viele Feinheiten (wie zum Beispiel Aspekte von Lafayette und seinem widerwillen den Adelstitel abzugeben) darunter verloren gegangen. Aber dafür wird eine tolle Geschichte erzählt, und die wichtigsten Punkte beleuchtet und erörtert.
Als Deutscher hat man normalerweise nur ein peripheres Wissen vom Unabhängigkeitskrieg und den Amerikanischen Gründungsvätern. Ich habe ab und zu auf die Pause-Taste gedrückt, um mich auf Wikipedia zu belesen. Klar, es geht auch so, aber man kann es auf jeden Fall mehr genießen, wenn man mehr Hintergrundinfo hat. Ich persönlich habe sehr davon profitiert, das Stück einmal anzuschauen, den Soundtrack teilweise auf Dauer repeat laufen zu lassen, mehr und mehr sich abzulesen und dann das Stück nochmal anzuschauen. War ich beim ersten Mal interessiert und weggeblasen, hatte ich beim zweiten Mal regelmäßig Gänsehaut am ganzen Körper und auch mehr als einmal Pipi in den Augen.
Allesamt ist Hamilton ein wirklich tolles Musical, das auch einiges zu sagen hat und einen über die gesamte Zeit gut unterhält. Gerade was die Choreographie und den gesamten Aufbau angeht, merkt man, dass dort Unmenge von Zeit, Energie und Liebe hineingeflossen ist. Wenn man auf Musicals steht, hat man Hamilton wahrscheinlich eh schon gesehen. Wenn man sich noch nicht so sicher ist, wagt es. Aber lest euch vielleicht ein paar Aspekte über das Leben von Hamilton durch, nur dass ihr dann nicht aus Verwirrung irgendwie hinterherhinkt. Und dann wird es euch so wie mir gehen, dass man sich an dem Soundtrack gar nicht mehr satthören kann.
David Lynchs Dune ist Legendär. Lange Zeit einer der besten Beweise, warum die literarische Vorlage von Herbert vielleicht wirklich unverfilmbar ist. Ich habe den Film mal in meiner späten Jugend gesehen und war ehrlich gesagt etwas schockiert. Ich erinnere mich an eine konfuse Geschichte, die furchtbar inszeniert ist, an Bilder und Szenen, die teilweise beeindrucken und teilweise ernüchternd. Vor allem erinnere ich mich an einen David Lynch Film, der bis auf ein paar Ausnahmen, sich überhaupt nicht wie Lynch Film angefühlt hat.
Und das Ganze hat auch einen guten Grund. Nicht umsonst sieht Lynch diesen Film als seinen großen Flop. Er nahm die übergroße Vorlage des Romans, welches zu einem schier unbändigen Projekt von Jodorowsky herangewachsen ist, und aus dessen Nachlass dieser Film entstanden ist. Dabei darf Lynch nicht Lynch sein. Er hat nur ein sehr begrenztes Mitspracherecht, das bei jeglichen Änderungsvorschlägen vom Produzenten niedergestreckt wurde. Aus dem reinen vier Stunden Schnitt, wurden erst drei, bis man es letztendlich auf 2 Stunden und 17 Minuten verstümmelt hatte. Eine Geschichte, bei der sich Villenau über zwei Filme fast 6 Stunden Zeit lässt. Mit einem Drehbuch, das irgendwie versucht, die Komplexität der Vorlage und der Jodorowsky Version in ein viel zu enges Korsett zu schnallen. Dabei wird teilweise viel Zeit für Aspekte aufgebraucht, die wirklich nicht so wichtig sind und andere wichtige, die in einer Montage zusammen geklatscht werden. Und so verliert die Geschichte stetig an Lebendigkeit, und aus den komplexen Kulturen und Konflikten werden grob gezeichnete Skizzen, denen jegliche Tiefe fehlt. Dennoch will man nicht davon abkommen, alles in den Zeitraum zu packen, auch wenn man es dem Film vielleicht anders wohler getan hätte.
Auch wenn es nicht ganz fair ist, werde ich diese Interpretation mit der von Villeneuve vergleichen. Denn wenn man Lynchs Version ohne das Wissen des Buches oder der neuinterpretation nimmt, steht der Film nur noch schlechter da. ch habe damals der Geschichte, den verschiedenen Fraktionen und Charakteren kaum folgen können. Besonders als Paul dann mit den Fremen gegen die Harkonnen kämpft, werden Szenen wild zusammengewürfelt ohne jegliches Gefühl von Kohärenz oder Gravitas. Die Exposition gehört zu dem schlechtesten, was ich je gesehen habe. Bei denen gewisse Aspekte so flach wie es geht einem vor die Füße geklatscht werden und andere im Schleier der Inszenierung untergehen. Statt die Geschichte etwas zu entschlacken und auf die großen Themen und stärken der Geschichte zu fokussieren, wird hier versucht, so viel wie möglich hineinzupressen. Ich verstehe auch die sehr theatralische Inszenierung, denn es ist ja nicht umsonst eine Space Opera. Aber das Melodrama funktioniert so oft einfach nicht, oder wirkt billig wie direkt aus einer Seifenoper. Das Casting macht es auch nicht besser. Warum sind alle weiss? Warum spielt Sting mit? Wer hat den diese Entscheidungen getroffen? Ganz zu schweigen, dass das ganze dann auch einfach nicht zusammenkommen möchte.
Gerade im Vergleich zu Villenau merkt man, wo der unterschiedliche Fokus bei den beiden Filmen liegt. Wo Paul in der modernen Interpretation sich gegen die übergroße Figur des Messias stellt, seine Fähigkeiten als Anführer ständig und überragend beweist, wirkt der Paul hier eher wie ein privilegiertes Kind, der keinen wirklichen Antrieb über den groben Plan der Rache hat. Während Timothée das Wasser des Lebens als letzter verzweifelter Akt trinkt, um sich und die Fremen zu retten, nimmt dieser Paul das an, weil es eben so geschrieben steht. Villenaus Dune zeigt eine lebendige Welt, durchdrungen von Mythen und Weissagungen. In Lynchs Dune wird ein flaches Märchen inszeniert, das mit seinen eigenen Spielregeln spielt. Das ist an sich auch nichts schlimmes, das kann man auch gerne machen. Es tut nur so weh, wenn all diese Aspekte dann nicht einmal richtig genutzt werden. So wird aus einer komplexen und interessanten Geschichte über Loyalität, Verrat, Glaube und der nackte Kampf ums Überleben ein dröges Märchen auf einem Sandplaneten, wo es zwar konflikte gibt, aber dann ganz einfach und plump gelöst werden. Hervorheben möchte ich noch das Reiten auf den Sandwürmern, das ich damals als sehr cool in erinnerung hatte, aber gerade im Vergleich zu Dune 2 wirkt, wie ein Rentner der auf einen Fahrenden Zug in einem Themenpark aufspringen möchte, der etwas schneller als schleudergeschwindigkeit vor sich hin tuckert.
Yorgos Lanthimos ist einer meiner absoluten Lieblingsregisseure, in dessen Stil ich mich spätestens seit "Killing of a Sacred Deer” hoffnungslos verliebt habe. Poor Things ist sein neuester Streich und meiner Meinung nach, einer seiner Mutigsten. Als ein Vertreter des Weird Greek Cinema, ist es nichts neues für ihn, sonderbare Geschichten auf abstruse Art und Weise zu erzählen. Was das ganze so besonders gemacht hat, ist die Erdung, die all die Filme haben. Denn obwohl die Konzepte überdreht und sonderbar sind, bleibt es doch am Boden, was es so strange macht. Aber hier hat er jegliche Seile gelöst und hebt ab, und die Welt und alle darin werden genau so absurd, wie die Geschichte, die sie erzählt, ohne die fokus auf die Menschlichkeit zu verlieren.
Ich liebe diesen Film. Man hat schon vom ersten Frame gemerkt, dass man hier etwas ganz besonderes vor sich hat. Poor Things ist nicht einfach nur eine Geschichte mit einer Narrative. Es ist ein cineastischer Triumph, der mich tatsächlich sehr geplättet hat. Jede Szene, jede Einstellung und jede kleine Narrative Exkursion ist vollgestopft mit fesselnder Bildsprache. Die faszinierende Maske, die grandiosen Kostüme und teilweise extrem bizarre Sets, gepaart mit einer spielerischen Klangkulisse und großartigen schauspielerischen Leistungen, machen Poor Things zu etwas ganz besonderem. Es ist ein Film, der aus anderen Zeiten schöpft (vor allem der expressionistischen Werken aus den 20er und 30er Jahren), zu dem das Kino noch fließender war, als nur die Darstellung der Realität. Es wird auch kein Hehl daraus gemacht, dass das gezeigte Mehr ist als nur der Hintergrund für die Geschichte. Das tiefe Blau, bei dem Sturz in die Fluten. Das schwarz und weiß der einfachen und klaren Kindheit. Die farbenfrohe Welt da draußen, die nicht nur Bella, sondern auch den Zuschauer überwältigt. Wieder gefangen genommen, in einer blauen Welt, bei der sich Bella vor allem intern weiterentwickelt und sich dann auch der farbig drögen, aber zermürbenden Grausamkeit der Welt stellt. Nach Paris, bei dem sie mit mehr Gefühlen und Erfahrungen konfrontiert wird, die über ihr privilegiertes Heranwachsen hinausgeht. Und dann natürlich wieder London, bei dem Bella endlich Klarheit über sich findet, als Ziel und nächsten Schritt der Entwicklung. Die Innenwelt wird nach außen gestülpt und wieder zurück. Das sieht man auch in den Architekturen. Das verwinkelte Lissabon, die Villa von Godwin, die als erweiterung und Perversion des organischen Körpers und dessen Sinne, oder die Festung von Blessington, mit blutig nassen Böden und vom Mörser aufgerissenen klaffenden Wunden im Rasen.
Poor Things ist ein Film über Lebensfreude, über Gesellschaftliche Korsetts und einen unverblümt und klaren Blick auf das Leben. Dabei hat der Film mich sehr an Dogtooth erinnert, einen anderen Film von Lanthimos, bei dem er erörtert, was passiert, wenn Kinder komplett abgekapselt aufwachsen und man ihnen nur eine sehr spezifische Realität aufzwingt. Erfährt man bei Dogtooth niemals, warum die Eltern das gemacht haben, wird hier der Grund sehr schnell klar. Es geht um Godwin Baxter und seine unermüdliche Suche nach empirisch beweisbaren Fakten und dem Trieb, der Fantasie und den Gedankenexperimenten eine Realität zum Testen zu geben. Dabei ist es auch kein Wunder, dass Godwin so ist, wie er ist, erfährt man über den Verlauf des Filmes über immer weitere Grausamkeiten, die sein Vater ihm angetan hatte. Und um sein Weltbild irgendwie im Rahmen zu halten, muss er all dies aus einer tiefen innigen Liebe zur Wissenschaft getan haben, denn sonst würde noch eine unfassbare Grausamkeit zurückbleiben, die niemand ertragen könnte, außer vielleicht Alfie. Mit dem Herausfischen eines Leichnams rettet er das Leben des ungeborenen Kindes, doch greift er dabei in seinem Tatendrang in die natürliche Entwicklung desselben ein und probiert sein Frankenstein-artiges Experiment. Dabei ist es sehr interessant, wie Godwin dargestellt ist. Ein Wesen, das von außen monsterhaft aussieht, mit Narben, die nicht nur sein Gesicht zeichnen, sondern seinen ganzen Körper. Ein Lebewesen, das man sorgfältig auseinandergenommen hat, sodass er nicht einmal selbst Nahrung verdauen kann. Ein Monster, das ein anderes Monster erschafft. Zumindest oberflächlich. Denn im Verlauf des Filmes lernt man nicht nur die Motivationen und die tragische Hintergrundgeschichte von Godwin näher kennen, er ist auch der einzige Mann in dem Film, der Bella ihre Freiheit lässt. Er hat zwar den Funken des Lebens für sie versprüht, aber er ist deshalb nicht Bellas Meister. So lässt er sie auch ziehen, wenn sie das möchte, da er erkennen muss, dass das gewaltsame Festhalten nur weitere gewalt oder Unruhe mit sich bringen würde. Bis zum Schluss scheut er sich nicht vor den Konsequenzen seines Handeln, doch erkennt er die Autonomie seiner geschaffenen Wesen an. Dann gibt es McCandels: Ein sehr interessanter Charakter, der Godwin tief bewundert und sich dann auch sofort auf die Chance stürzt, diesen skurrilen aber nichtsdestotrotz genialen Mann bei seiner Arbeit zu helfen. Er entwickelt auch eine ehrliche Liebe zu Bella, bei der er selbst weiß, dass sie problematisch ist. Jemand der darin gar kein Problem sieht, ist Duncan Wedderburn, ein mittelmäßiger Anwalt mit festen Fuß in der höheren Gesellschaft, der auf sich und seine ‘rebellische’ haltung viel hält, und deswegen komplett in sich zusammen sackt, als Bella diese wirklich auslebt und ihn komplett unterwandert. Er wird von einem schmierigen Typen über den Verlauf des Filmes immer kleiner und erbärmlicher. Dabei merkt er nicht mal, dass er es selbst ist, das ihn so klein macht. Er möchte jegliche Freiheit der Welt, ohne wirkliche Konsequenzen, und diese nimmt er sich mit seinem Stand und Geschlecht. Er beschimpft Bella als Dämon, als Verführerin, die ihn zermürbt, dabei kommt er einfach nicht mit einer starken Persönlichkeit zurecht, die genau das macht, was er gerne machen möchte, und zwar mit einer gnadenlosen ehrlich- und geradlinigkeit.
Und dann haben wir da natürlich noch Bella. Statt auf natürliche Art und Weise, den Körper und Geist zugleich zu entwickeln, wird sie in einen erwachsenen Körper versetzt, der alles aus den Fugen geraten lässt. Man weiß nicht genau, wie viel Zeit während des Filmes vergeht, aber man kann schon sagen, dass sie sich schneller entwickelt, als es ein Baby tun würde. Dabei geht sie aber auch alle Phasen durch, von der sorgfältigen und plumpen Art die Welt zu entdecken, dem Versuch sie zu verstehen, dem ersten Mal zu trotzen und dann der Drang nach Freiheit. Im Gegensatz zu dem sterilen Godwin, der alle Aspekte am liebsten streng kontrolliert haben möchte, erkennt Bella, dass die Wahrheit nicht im Sterilen liegt, sondern in der Erfahrung. Und in dieser Hinsicht, hat sich Bella, vor allem nach dem zweiten Mal anschauen, zu einer meiner Lieblingscharaktere entwickelt. Nicht nur beobachten wir ihre gesamte Entwicklung und deren Meilensteine, sie hat auch ständig etwas Mutiges und Optimistisches an sich, das großartige menschliche Potential geradlinig und klar zu verfolgen. Es gibt bei ihr keine wehmütigen Blicke in die Vergangenheit, sondern einfach radikale Akzeptanz und den Drang, das Beste aus der Situation heraus zu holen. Natürlich hat sie zu viel Zeit mit Duncan verschwendet, aber die Erfahrung war dennoch sehr wertvoll für sie. Genau so wie auch nicht jeder Freier in Paris ihr gefallen hat, und dabei auch ab und an unangenehme Situationen entstanden sind, aber es gehört einfach zum Leben und Erfahrung dazu. Und sie hat ein klares Ziel vor Augen: Das Leben genießen und die Welt zu einem besseren Ort für jedermann zu machen. Dass sie dabei bereit ist, alles dafür zu opfern, zeigt sie mehrmals in dem Film. Allen voran am Ende, als sie dann zu Alfie geht, um herauszufinden, was ihre Mutter zu solch einer verzweifelten Tat getrieben hat und wer sie überhaupt war. Denn in Alfie spiegelt sich alles wider, was Bella zuwider ist. Eine Affinität für Grausamkeiten, die nicht einmal einen Zweck hat, wie es vielleicht bei Godwin sein könnte. Grausamkeit und Gewalt für Kontrolle und die Freude daran, anderen Leid zuzufügen.
Poor Things ist ein filmisches Meisterwerk, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Es greift viele problematische Themen auf und geht auf ihre eigene Art und Weise damit um. Ich habe viel Diskurs darüber gelesen, dass manche damit Probleme haben, dass ein kleines Kind im Körper einer Frau steckt und Männer dies für sexuelle Zwecke nutzen. Es fühlt sich falsch an, und während des Filmes dreht sich niemals ein Charakter zu der Kamera und erklärt, warum es problematisch ist. Aber das gehört dazu. Es gehört dazu, dass man sich dabei unangenehm fühlt und Bella es auf ihre eigene Art und Weise verarbeitet. Es ist auch so, dass sie nicht umsonst dem Born Sexy Yesterday Trope entspricht, dies aber auf den Kopf stellt und dabei stärker wird und die Nutznießer des Tropes vorzuführen. Bis zum Ende hat sie die Kontrolle. Und wenn ihr jemand die Kontrolle nehmen möchte, ist sie auch bereit dafür zu kämpfen. Das ist auch ein Grund, warum es bei mir so eine Schadenfreude ausgelöst hat, als Duncan immer weiter in sich selbst zusammenfällt.
Yorgos Lanthimos hat mit Poor Things einen Film geschaffen, wie man ihn heute kaum noch zu sehen bekommt. Ein cineastischer Triumph, der nicht nur auf Erzählerische, sondern auch auf technischer Seite (Sets, Maske, Kostüme) neue Höhen erreicht. Es beweist wieder einmal, wie talentiert Lanthimos ist, wie großartig seine Visionen sind und wie er die Ressourcen hat, die richtigen Künstler um sich zu scharen, um seine Vision real werden zu lassen. Poor Things ist das, was Kino sein kann! Und das macht es so aufregend für mich.
Road House ist ein sehr flacher Film mit vielen Problemen, der aber durch seine Geradlinigkeit, interessante Action und Atmosphäre glänzt. Aber bevor ich in die Kritik eintauche, muss ich zugeben das ich das Original nie gesehen habe, jetzt aber nachholen werde.
Die Geschichte beginnt in einem räudigen Schuppen, in dem zwei schwitzende Männer sich gegenseitig aufs Fressbrett geben. Nachdem einer von ihnen zu Boden geht, bahnt sich der nächste Kämpfer den Weg zum Ring. Sobald der Hoodie abkommt, und man sieht, woran Jake Gyllenhaal sicherlich eine lange Zeit hingearbeitet hat, gibt der Sieger sofort auf. Eine Stichwunde und einen Suizidversuch später macht sich unser Protagonist auf den Weg nach Florida, einem Staat mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren. Dort nimmt er einen gut bezahlten Job als Türsteher an, der langsam immer weiter aus dem Ruder läuft.
Der Film macht auch von anfang an keinen Hehl daraus, worauf er den Fokus legt. Die Geschichte und die Charaktere sind allesamt sehr Flach, mit Dialogen die so tief gehen, wie eine Sandbank mitten im Meer. Das ist an sich nichts schlimmes, den solange die anderen Aspekte da sind, kann man auch mit so einem Film spaß haben. Den die stärke des Filmes liegt eindeutig in der Atmosphäre und der Action. Man merkt das sich viel Mühe geben wurde, die Keys und vor allem das Titelgebend Road House gut in Szene zu setzten. Man sieht am Nachmittag, wenn alles für den Abend vorbereitet wird, man sieht es wenn die Leute einfach ne gute Zeit haben, oder ein paar Typen sich prügeln wollen, und man sieht es auch anschließend, wenn der Schrottcontainer mit Tag für Tag wieder aufgefüllt wird. Dazwischen ein haufen verschiedene Bands, die sich in ihrem Hühnerkäfig von nichts stören lassen. Dabei mag ich auch die Art und Weise wie Dalton an die Sache herangeht. Wenn es sein muss, dann verteilt Schläge, aber es ist vielmehr eine positive Kraft, die dem Barkeeper und seinem Freund das passende Training gibt, auch nach seinem Monat kompetent das Road House beschützen zu können. Auch die ganze kleinen Beziehungen die er mit den Charakteren aufbaut, ist wirklich sehr niedlich. Der Schnitt, die Kamera und vor allem die Action sind sehr gut gelungen. Scheinbar nutzen sie in dem Film eine neue Technik um die Action so viszeral wirken zu lassen. Und es funktioniert! Wenn Dalton geschickt ausweicht und dann einen uppercut gibt, spürt man die Zähne im Hirnkasten rattern. So gehören die Kampf und Actionszenen zu dem Highlight des Filmes.
Aber leider macht das einen Film alleine nicht gut. Denn nicht nur sind die Charaktere und die Geschichte ziemlich flach, auch die Exposition ist einfach nur grausam. Aber nicht so grausam wie die Bösewichte, allen voran Conor McGregor, der die ganze Zeit wie auf Koks mit einer vollen Windel herumläuft. Ich verstehe, was sie und er mit dem Charakter machen wollen, und sie geben sich wirklich Mühe, mit gutem Schnitt und Action ihn irgendwie in Szene zu setzen, aber es klappt einfach nicht. Außerhalb der Kampfszenen, kam ich aus dem Fremdschämen nicht mehr heraus. Auch Ben Brandt als Kopf der Bösewichte hat keine Sekunde funktioniert. Ich verstehe auch hier, was sie machen wollten, auch mit der Szene des Barbiers auf dem Schiff, aber um Himmelswillen hat das alles nicht geklappt. Der Film ist mit seinen zwei Stunden auch eindeutig zu lang. Auch wenn Daltons Wut erfüllte, explosiver Racheplan wirklich spaßig war, fand ich seine Entwicklung sehr erzwungen.
Mit Road House kann man schon seinen Spaß haben. Ich bereue die zwei Stunden überhaupt nicht. Aber es ist schade an wievielen Stellen der Film dich schwächen hat und vor allem durch ein besseres Drehbuch hätte profitieren können.
Knock at the Cabin ist der neueste Film von M. Night Shyamalan, nach der absoluten Katastrophe Old. Seine Filme sind so heftig Schwankungen ausgesetzt, dass man am besten erst mal nichts erwartet. Der Fokus auf eine kleinere, kompaktere Geschichte hat etwas Interesse in mir geweckt, aber dann doch nicht genug, um ins Kino zu tingeln.
Und bei der Geschichte fängt das erste große Problem an. Es gibt Geschichten, die funktionieren in einem Medium besser als in anderen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Buchvorlage eine wirklich spannende Geschichte erzählt, mit tollen Feinheiten und genügend Raum für Interpretationen und emotionale Stärken. Aber Knock at the Cabin nimmt dieselben Grundzutaten und versemmelt das ganze Gericht mit einem gleichzeitig faden und penetranten Geschmack, der sich nie in Wohlgefallen auflösen will. Aus der vielleicht interessanten und ambigen Geschichte wird durch eine mittelmäßige Inszenierung und der furchtbaren Direktion jegliches Potential ausgesaugt.
An sich liebe ich es, wenn die Kamera und Mise en scene dafür genutzt werden, die Geschichte oder Charaktere zu vertiefen. Selbst wenn es nur für die Atmosphäre da ist, kann eine gute Kamera viel ausmachen. In ‘Knock at the Cabin’ versucht die Kamera ständig etwas zu machen, aber alles ohne Sinn oder Verstand. Es wird gezoomt, in dutch angles gelehnt oder wild gedreht, nur damit man was visuell interessantes macht. Die Kamera fühlt sich an wie Malen nach Zahlen an, wo einem ein gewisses Ergebnis geliefert wird, ohne die Tiefen und Hintergründe zu verstehen. Statt etwas Besonderes zu bieten, wie man es ja auch besonders in einem Kammerspiel machen kann, bestehen die Bilder aus Gimmicks, die einen eher aus dem immersiven Erlebnis herausholen statt reinzuziehen. Der Soundtrack und das Sounddesign sind in Ordnung, aber nichts wirklich besonderes. Die Schauspieler machen einen ganz guten Job, zumindest mit dem Drehbuch, das ihnen geboten wird. Gerade gegen Ende, wenn es extrem melodramatisch wird, fällt aber jegliche Ernsthaftigkeit, die zuvor verzweifelt aufgebaut wurde. Das CGI schadet dem Film leider auch. Die Flugzeuge, die vom Himmel stürzen oder die Flut wirken wie aus einem Roland Emmerich Film, bei dem das Spektakel im Vordergrund steht, statt dem Horror, den es rüberbringen soll. Ich musste sofort an die Flucht aus LA in 2012 denken, die ich in der Kritik auch als Weiterführung des Californiacation Videos bezeichnet hatte. Es fehlt einfach die Gravitas, das Hilflose und das Überwältigende.
Wo der Film aber herausragend ist, ist die grausig flache und lieblose Direktion von Shyamalan, dem abermals jegliches Feingefühl fehlt. Alle Aspekte werden mit dem Holzhammer in eine Pressform geprügelt. Die Geschichte ist natürlich etwas flacher, da sie ja eher durch starke Symbolik besticht. Ähnlich wie Mother! von Aronofsky, muss man durch die gegebenen, filmischen Mittel etwas besonderes zaubern, oder eben durch gute Ausarbeitung der Charaktere, wie es in einem Kammerspiel üblich ist. In ‘Knock at the Cabin’ wird leider nichts von beiden gemacht. Denn an sich hat die Geschichte was. Das die vier Typen, die vier Reiter der Apokalypse repräsentieren sollen, war ja schnell klar. Und auch der Konflikt, ob das, was passiert ist, wahr ist oder nicht, war am Anfang auch noch packend. Aber durch das stetige Wiederholen von “Du musst jemanden opfern", “NEIN”, “Okay…” hat sich halt nach dem spätesten zweiten Opfer abgenutzt. Es wird nie wirklich tiefer darauf eingegangen, als die vagen Visionen der Reiter und dem Unverständnis des Paares. Ein guter Drehbuchautor oder Regisseur hätte dort die Spannung immer weiter hochgetrieben. Hier bleibt sie relativ flach, bis zum extrem melodramatischen Ende. Und wenn ich Melodramatisch sage, dann mein ich das auch! Mit getragenen Streichern und einem Opfer, das einem als Zuschauer etwas am Arsch vorbeigeht. Ob es nun Eric oder Andrew ist, war mir völlig egal. Wenn es Wen erwischt hätte, wäre das schade gewesen, was anscheinend in dem Buch passiert, aber so, mit einem willigen Opfer, fehlt die Gravitas. Und so sollte man sich als Zuschauer nicht fühlen. Vergleicht man es mit Killing of a Sacred Deer, bei dem die Entscheidung die passende Grausamkeit und Verzweiflung mit sich bringt, fühlt sich ‘Knock at the Cabin’ einfach nur grausig dröge an. Es ist ganz nett, dass das Ende etwas Lebensbejahend ist, aber die ganzen Konsequenzen von den Geschehnissen des Films fühlen sich so fern und unnahbar an, dass sie quasi keine Wirkung zeigen. Das lasche Happy End zieht einfach nicht.
‘Knock at the Cabin’ ist eine interessante Geschichte, die auf diese Art der Verfilmung in keinster Weise sein Potential entfalten kann. Es wird an keinem der potentiellen stärken der Geschichte angeknüpft, sondern einfach nur lasch nacherzählt. Mit einer komplett fehlenden Vision, die eben nicht darüber hinausgeht. Noch ein kleiner Zusatz: Ich weiß das die Cameos von Shyamalan bei seinen Filmen dazu gehören, aber nichts reißt mich mehr aus der Geschichte als sein Gesicht irgendwo zu sehen, auch wenn es nur für ein paar Sekunden ist.
Madame Web wirkte von Anfang an wie ein schlechter Scherz. Jeder Trailer, jedes Interview und jedes neue Detail ließen den Film nur noch abstruser wirken. Natürlich hat das ein morbides Interesse an mir geweckt, vor allem bei der Erfolgsbilanz, die Sony mit ihren MCU benachbarten Filmen so produziert hat.
Normalerweise erzähle ich Filme ungern nach, aber das muss hier einfach sein. Die Geschichte ist kaum kohärent und besticht aus so unfassbar flachen Charakteren, das sie quasi durchsichtig wirken. Es gibt einen Bösewicht, der die Zukunft sehen kann, und dort sein eigenes Verderben sieht. Er kann nicht zulassen das all das was er aufgebaut hat durch diesen Mord zerfallen wird. Was er aufgebaut hat? Keine Ahnung! Der Film findet es nicht wichtig tiefer darauf einzugehen. Er hat halt irgendwie Macht und möchte sie nicht verlieren. Wie er an die Macht gekommen ist? Das ist schnell erzählt. Er war damals mit der Mutter von Cassandra im Dschungel des Amazonas, während sie Spinnen erforschte und dann gestorben ist. Scheinbar hat er sie damals umgebracht, um an eine spezielle Spinne zu kommen, die ihn Kräfte gibt. Ist es die selbe Spinne die Peter Parker gebissen hat? Nein! Natürlich nicht! Das ist alles nur Zufall! Zumindest hat er damit sein Imperium aufgebaut? Und das muss mit allen Mitteln geschützt werden! Und wenn es bedeutet, Teenager, die klar in ihren Mid-Zwanziger sind, umzubringen, dann ist es eben so! (Also ehrlich, es ist ja normal das man ältere Schauspieler für Teenager castet, aber gerade Sidney Sweeny sah mit ihren Kostüm einfach nur zu tode fetischisiert aus). Der geniale Plan geht aber leider nicht auf, denn unsere Protagonistin, Cassandra Webb (was für ein Name!), hatte vor kurzem eine Nahtod erfahrung, und somit wurden ihre Spinnenkräfte aktiviert? Zumindest kann sie jetzt in die Zukunft sehen und rettet die Mädchen und setzt sie mitten im Wald aus. Aufgrund einer kleinen Info fällt ihr auf, das es etwas mit ihrer Mutter zu tun haben muss, die vor Jahren gestorben ist. Und wer hätte das gedacht, sie hat recht! Den Mädels wird es im Wald langweilig und sie machen sich auf den Weg zu einem Diner, in dem ein Typ eine Zeitung über den Entführungsfall, der erst vor ein paar Stunden stattgefunden hat, und verpetzt die Mädels. Das bekommt Cassandra natürlich mit und nutzt ihre Superkraft um den Bösewicht mit einem Taxi anzufahren. Nachdem Cassandra dann die Mädels bei ihrem besten Kumpel absetzt, ohne zu sagen was sache ist und welche Gefahr das mit sich bringt, nimmt sie das geschrottete Taxi ohne Kennzeichen und fährt zum Flughafen, um anhand eines Polaroids einen Platz im Amazonas Dschungel zu finden. Dort findet sie den Mann, der damals ihre Mutter retten wollte, und entfaltet dann endlich ihr ganzes Potential. Denn wie jeder weiß, beginnt es mit einer Nahtod Erfahrung und wird dann komplett freigesetzt, wenn man der Mutter verzeiht. Ganz einfach wie das ABC oder eins plus eins. Als sie wieder in New York ankommt, kommt es zum finalen Showdown. Mit Vorhersagen, einem weiteren Auto Crash und der Kraft sich aufzuteilen, besiegt Cassandra den Bösewicht. Aber den letzten Schlag macht dann die Pepsi Corporation. Danke dafür! Dabei stürzt sie ins Wasser und wird durch einen Feuerwerkskörper erblindet? Und man bekommt einen mutigen Blick nach vorne, was wohl auf Cassandra und die Mädels warten wird.
Die Geschichte und das Drehbuch sind eine absolute Katastrophe, voller Denkfehler und Plotholes, die an kein einziger Stelle irgendwie zusammenkommen. Am besten, als die Mädels das Herz von Cassandra wieder auf Schwung bringen, das zuvor total gezwungen in den Film rein gedrückt wurde. Die Exposition ist schmerzhaft. Genau so auch die Dialoge und Charaktere. Allen voran Cassandra, die irgendwie etwas off und quirky wirken soll, aber dabei sich kaum wie ein Mensch anfühlt. Es wird auch nicht besser durch das Katastrophale Schauspiel durch die Bank. Eigentlich mag ich Dakota Johnson, aber nach dem Film bin ich mir da echt nicht mehr sicher. Aber was soll sie auch machen, mit so einem Drehbuch. Genauso auch Tahar Rahim, der den Bösewicht Ezekiel Sims spielt und jegliche Dialoge im nachhinein in einer Booth aufgenommen hat. Selbst Adam Scott, der das beste aus seiner Rolle herausholt, ist sehr am straucheln. Aber kann man es ihnen verübeln? Bis auf ein paar Anzugträger, die Dollarzeichen in den Augen hatten, hat niemand bock auf diesen Film, und das spürt man auch. Die Regisseurin S.J. Clarkson hat nicht besonders viel Erfahrung was Spielfilme angeht, aber sie kann ihr Handwerk. Wie fühlt sich dann alles so losgelöst und chaotisch an? Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Geschichte überhaupt schon fertig war, oder sie einfach irgendwelche Szenen gedreht haben, um dann im Schnitt und in der Postproduktion irgendwas daraus zu machen. Und dann ist irgendjemand überrascht dass das ganze Vorhaben voll auf die Fresse fällt.
Wenn der Film ein Fanfilm wäre, den man kostenlos auf YouTube sehen kann, könnte man vieles daran verzeihen. Nicht jeder kann eine Geschichte schreiben, geschweige denn Erzählen. Dazu unzählige Filmische und technische Probleme, die bei einem Budget von ca 80 Millionen Dollar und an sich talentierten Filmschaffenden nicht passieren sollten. Und eine Narrative, die sich anfühlt, wie aus der Zeit vor dem MCU, zwischen dem ersten Raimi Spider Man und Iron Man, wo bis auf ein paar Ausnahmen keiner Ahnung hatte, wie man einen Superhelden-Film dreht bzw erzählt. Der Film hat keinen Fokus auf nichts. Wie das Drehbuch überhaupt so weit gekommen ist, dass niemand davor die Reißleine gezogen hat, ist wahnwitzig. Es zeigt einfach mal wieder, wie kreativ Bankrott Sony ist, was ihre Live Action Superhelden Filme angeht. Man erwartet ja nicht viel von den Leuten, die einen Morbius gebracht haben, aber das ist schon schockierend. Und im direkten Vergleich, würde ich tatsächlich lieber nochmal Madame Web anschauen, da man aus dem Schock und der unfassbar schlechten Umsetzung etwas Spaß herausziehen kann. Aber bitte! Bitte, bitte, bitte! Lasst es! Superhelden Ermüdung ist eh schon stark, und mit solchen Filmen macht man sich da auch keinen gefallen.
Anatomie eines Falles ist ein besonderer Film, der durch eine ruhige und besonnene Art und Weise besticht, die einem niemals die Genugtuung einer objektiven Wahrheit gibt. Am Anfang war ich mir auch nicht sicher, ob die Titelgebende Anatomie um einen Gerichtsfall oder einen Sturz geht, und war dann sehr überrascht, dass es am Ende um beides geht.
An einem sonnigen Tag, nach einem missglückten Interview, findet der junge Daniel seinen Vater tot auf dem Boden wieder. Die große Frage ist nun, was ist passiert? In der Laufzeit über 2 ½ Stunden wird diese Frage auf verschiedene Arten und Weisen erörtert. Eine Anatomie ist das Zerlegen (bzw. schneiden) von einem Ganzen, normalerweise Organismen, und dem Zerlegen in verschiedene Teile, um zu erörtern, wie diese miteinander funktionieren. Genauso wird hier der Sturz wie auch die Beziehung zwischen Sandra und Samuel Stück für Stück auseinandergenommen. So müssen sich Sandra und Daniel nicht nur mit dem Tod einer geliebten Person auseinandersetzen, sondern auch einer öffentlichen Zerstückelung des privaten Lebens, mit dem Fokus auf ein paar Momentaufnahmen, ohne jemals einen Gedanken auf das ganze Bild zu verschwenden. Das sagt Sandra auch immer wieder, aber all das fällt auf taube Ohren. Es kann auch zu einem großen Trugschluss kommen, wenn man Dinge zu weit aufteilt und zu tief in die Details geht, und den Fokus auf das große Ganze verliert. Dabei gibt es ein ständigen Clinch zwischen einem keifern nach einer “Wahrheit”, ohne jegliche Authentizität. So ist Sandra zu beginn auch zurecht verwirrt, denn die Wahrheit sollte doch klar und ersichtlich sein. Aber sobald sie sich irgendeine blöße gibt, wird sofort darauf gesprungen und eine Narrative aufgebaut. So wird im Gerichtssaal nicht vor Ad Hominem zurückgeschreckt, oder vor irgendwelchen semantischen Spielchen, die nur eine einzige Agenda stärken. Mir hing teilweise die Kinnlade am Boden, wie viel Schindluder im Name der Wahrheitsfindung getrieben wird, auch wenn ich nicht bezweifle, dass es genau so vonstatten geht. Alles erleben wird in eine Narrative gepackt und die Welt stimmig zu gestalten. Selbst das eigene Handeln, wird in den Kontext von Aktion und Reaktion gestellt. Und gerade wenn es darum geht, die Bevölkerung oder eine Jury zu überzeugen, ist die Narrative natürlich das Wichtigste. Und das ist eine der schönen Dinge an dem Film, wir als Zuschauer bekommen niemals eine Auflösung. Selbst unsere Narrative, wie sich das alles wohl abgespielt hat, ist vielleicht von manchen Beweisen mehr oder weniger gestützt, aber an sich auf dieselbe Art und Weise fragil.
Handwerklich ist der Film sehr ordentlich. Die Kamera macht einen guten Job und fängt die starken und ambigen Momente toll ein. Die Tonmischung ist herausragend! Ich verstehe immer noch nicht, wie sie so gut die Ohrenbetäubende Rendition von P.I.M.P. abgemischt haben, dass es genau den Punkt trifft, den es finden soll. Es überwältigt und reibt einen auf, ohne in einer Kakophonie unterzugehen. Und selbst wenn Worte oder Intentionen irgendwo verschluckt werden, gehört das genau zu der Vision des Filmes. Apropos Dialoge, das Drehbuch hat nicht umsonst einen Oscar verdient. Es schafft eine sehr geerdete Geschichte, die durchgehend neutral bleibt und den Zuschauer selbst ständig herausfordert. Es nimmt, wie der Titel schon sagt, den Sturz wie auch den Fall akribisch auseinander, nur um dabei teilweise das Gesamtbild zu verlieren. Gekrönt wird das durch brillante Schauspielerische Leistungen, allen voran Sandra Hüller und Milo Machador Graner. Beide gehen dabei komplett in ihren Charakteren auf, mit allen positiven wie auch negativen Aspekten. Und man spürt auch immer mehr als nur die Worte oder Taten. Gerade das Grübeln und innerliche kämpfen, wird auf großartig dezente Art und Weise vorgetragen. Daniel ist natürlich komplett von der Situation überfordert, vor allem wenn er von Autoritätsfiguren klein gemacht wird, nur weil er ein Mensch ist und kein perfektes Erinnerungsvermögen hat. Die innere Anspannung scheint ihn zu zerreißen, sodass er auf der suche nach der Wahrheit auch bereit ist, grausames zu tun. Die Szene mit Snoopy hat mein Herz gebrochen, aber es ist auch klar, das er das nur macht, weil er zum absolut letzten getrieben wurde. Sandra ist auch von Anfang an eine eher undurchsichtige und unsympathische Figur, aber spätestens nach dem Streitgespräch, versteht man sie besser. Sie ist teilweise natürlich immer noch unsympathisch, aber sie hat es nicht verdient, dass man so widerwärtig mit ihr umgeht. Und am Schluss, wenn es einfach vorbei ist, ohne Fanfaren und Siegerkranz, muss Daniel seine Mutter in die Arme nehmen.
Die Streitszene hat sich auch sofort in mein Hirn gebrannt. Ich habe selten so eine klaren, authentischen Streit in einem Film erlebt. Geboren aus jahrelangen Diskrepanzen und Frustrationen. Wobei ich hier eher auf Sandras Seite stehe, da ich auch das Gefühl habe, dass Samuel sich selbst sabotiert und alle dafür verantwortlich macht, außer sich selbst. Etwas, was diese Szene auch so besonders macht, ist, dass man dort tatsächlich Samuel einmal erlebt. Durch den Film hindurch, ist er nur eine passive, formbare Schablone für alle möglichen Argumente. Das spürt man am stärksten im Gericht, wenn zum Beispiel der Tiefenpsychologe (Ein Feld der Psychologie, mit dem ich eh ein Problem habe) und ein Polizist mit einseitigen Informationen oder Auslegungen als Tatsachen auslegen. Aber das gehört eben dazu. Auch wenn der Staatsanwalt mich zur Weißglut gebracht hat, macht er genau das, was sein Job verlangt. Es werden Beweise gesammelt, um eine gewisse Narrative zu erstellen, in der die Angeklagte schuldig ist. Es macht mich nur wahnsinnig, wenn er jegliche gegenargumente als manipulativ abschlägt, ohne jegliche Selbstreflexion. Interessant ist dabei auch der Konflikt zwischen Sandra und ihrem Anwalt, den er weiß genau, dass die oberflächlichen Aspekte manchmal schwerer wiegen als die tiefgehenden, etwas, das sie erst einmal schmerzhaft lernen muss.
Anatomie eines Falls ist ein sehr besonderer Film, der mich an Dogma 95 erinnert. Besonders durch die eigen auferlegten Einschränkungen, was die filmischen Stilmittel angeht. Es gibt keine Musik, die nicht auch innerdiegetisch passiert (bis auf den Abspann, was etwas schade ist). Der Verlauf des Filmes ist auch stringent nach vorne, mit ein paar Ausnahmen durch die Vorstellung von Charakteren und Backflashes via Tonaufnahmen. Durch das authentische Gefühl, das der Film rüberbringt, bekommen diese besonderen Szenen nochmal etwas Besonderes. Wie ein verbotener Blick hinter die Neutralität. Und dabei frage ich mich halt, inwiefern es wirklich neutral ist. Besonders bei dem Gespräch, über das Daniel vor Gericht spricht, als sein Vater durch die Blume seine späteren Intentionen ausdrückt. Aber das Drehbuch und die grandiosen Schauspieler halten einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen. Dazu eine Ambiguität, die sich auch bis zum Schluss nicht wirklich löst. Denn was wirklich passiert ist, eine objektive Wahrheit, ist auch nach dem Abspann reine Spekulation.
Die Show hat einiges für sich. Oscar Isaac in seiner Doppelrolle macht eine großartige Figur und hat sichtlich Spaß, die zwei dichotomen Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken. Viele der Designs, vor allem von den ägyptischen Göttern und des Anzugs, sind gut gelungen und schaffen den Übergang vom Comic zur Live Action sehr gut. Die Action war teilweise auch recht stark, mit sehr coolen Szenen und Choreographien. Typisch Marvel, existiert auch hier ein Spagat zwischen Komödie und Drama. Teilweise hat das beides gut zusammen gepasst. Gerade am Anfang hat das Komödiantische sehr gut gezogen, weil man in den selben Schuhen wie Steven steckt und von einer abstrusen Situation in die nächste geworfen wird. Hier wird das Gimmick der Amnesie richtig gut genutzt und spannend und unterhaltsam inszeniert. Nur gegen später, als das Drama mehr in den Vordergrund gestellt wird, findet die Show keine richtige Balance und landet irgendwo in der unzufriedenstellende Mitte.
Der Kernkonflikt der Serie, zwischen Rache und Präventiver Rache für “the greater good", ist an sich sehr interessant. Damit kann man richtig viel machen, vor allem wenn man nur etwas tiefer eintaucht. Auch dass der Bösewicht Harrow der Avatar von Kosnhu vor Marc war, hat viel Potential geboten, das aber niemals wirklich erfüllt wurde, bis auf ein paar dummen Kommentare, die nirgendwo hinführen. Und das ist auch ein großes Problem der Serie, denn die Prämisse, die Charaktere und die Geschichte bietet so einiges Potential an, das einfach nie wirklich ausgereizt wird. Ich verstehe nicht, wie eine Show mit so einem durchwachsenen Drehbuch es überhaupt so weit geschafft hat. Die Geschichte, wenn auch in Grundzügen interessant, ist viel zu versprengt und schlecht erzählt. Alles was Interessant hätte sein können, wird durch einen Holzhammer in eine Pressform geprügelt, sodass man Ende nicht mehr viel übrig bleibt.
Einer der Kernkonflikte, die DIS des Protagonisten, wird durch die Staffel hindurch sehr stiefmütterlich behandelt und erst in der Folge “Asylum” etwas erörtert. Und obwohl ich das Spiel mit den Ebenen und das Treffen der zwei Protagonisten ganz nett finde, ist es am Ende doch zu flach und einseitig. Wir und Steve erfahren viel über Marc und die Beziehung zu seiner Mutter, aber über Steve lernt man quasi nichts. Es wird auch nicht besser, indem die beiden einfach den Wütenden Sarkophag und die Zeiten, wo sie beide sich nicht erinnern können, einfach ignorieren. Vor allem wenn es in der Folge darum geht, dass sie als einziger Wirt einen Einklang finden müssen. Es ist auch nicht besonders hilfreich, dass Marc und Steven das Pacing der Show ständig runterziehen. Es ergibt Sinn, das es bei solch starken unterschiedlichen Charakteren mit nur einem Körper zum ständigen Konflikt kommt. Aber das ständige ziehen und zerren, ohne eine klare Linie bis zur letzten Folge, zerrt einfach nur. Über ein, zwei Folgen wäre das ganz nett gewesen, aber über die ganze Staffel war es einfach zu viel. Vor allem weil es eh klar ist, das man keine wirklichen Geheimnisse haben kann und dass ALLE von der ehrlichen Sachlage profitieren würden.
Das ganze wird auch nicht besser als Layla das Spielfeld betritt. Vor allem wenn sie dann solche Galaxy Brain Moves bringt, wie ohne besonderen Grund in die Höhle des Löwen zu wandern, mit dem McGuffin in der Hand. Sie hätte den Skarabäus gerne verstecken können, oder noch besser, Steven hätte ihn verstecken können, sodass er und Marc dann gezwungen werden zusammen zu arbeiten. Der Konflikt mit ihrem Vater und deren Mörder, wirkte auch eher schnell reingeschoben, statt langsam oder wertig entwickelt. Es ist auch echt schade, dass man quasi keine wirkliche Verbindung mit dem Charakter aufbauen kann, da Marc nichts zu erzählen hat und Steven nicht wirklich was erzählen möchte. So konnte ich sie bis zum Schluss nicht wirklich einschätzen. Aber sie ist da nicht allein, denn der Bösewicht, Harrow, bleibt leider auch weit hinter seinem Potential zurück. Auf dem Steckbrief sieht er interessant aus: ein alter Avatar von Konshu, der genau weiß, was für ein Idiot sein Boss ist und der die Welt wirklich zu einem besseren Ort laut seiner Vorstellung machen möchte. Dabei sind ihm alle Mittel recht und er würde sich auch sofort für das Wohl seines Zieles opfern. Aber so viel bekommen wir dann doch nicht zu sehen. Er hat auch die Angewohnheit, einfach überall aufzutauchen, wo man ihn gerade braucht. Während sich das Duo/Trio auf das Anwesen des Schwarzhändlers schmuggeln müssen, taucht er einfach auf und ist dann genauso schnell wieder weg. Dasselbe auch beim Umgang mit den ägyptischen Göttern. Er taucht einfach auf, macht irgendwas, und ist dann wieder weg. Dazwischen erzählt er irgendeine tragische Geschichte, die erklären soll, warum er das tut, was er tut. Aber so richtig aufgehen will das ganze nicht. Ethan Hawk ist auch ein sehr kompetenter Schauspieler. Zu Beginn wirkt Harrow beeindruckend, und auch als Psychiater macht er eine gute Figur, aber Harrow wird von Folge zu Folge platter.
Etwas das auch nicht funktionieren wollte, war Konshu. Seine Kräfte und sein Einfluss werden nie wirklich abgesteckt, genauso wie die Konsequenzen seines Handelns. Man fühlt sich in den ersten Episoden vorgeführt, weil dieser komische Vogel immer mal wieder auftaucht und irgendwelchen Quatsch von sich gibt. Es wird auch später nicht besser, sondern eher noch undurchsichtiger. Ich versteh immer noch nicht, warum er alle Avatare der Götter zusammenruft, um Harrow anklagen, ohne jegliche handfeste Beweise. Es wirkte so, als ob sie das nur gemacht haben, damit Harrow irgendwie Zugang zum heiligtum bekommen kann. Ich versteh schon, das Konshu ein Hitzkopf sein soll, aber irgendwie fehlen da die Positiven Aspekte. Es macht auch den Kernkonflikt der Staffel, zwischen Rache nach der Tat oder präventiven Morden für das Wohl aller, etwas schwächer. Den wenn Konshu so irrational, menschlich und skrupellos ist, warum sollte dann Ammit anderes sein. Das schwächt das Urteil von ihr ungemein und nimmt dem Konflikt den Wind aus den Segeln. Wie zum Beispiel; was, wenn ein Mensch viele gute Dinge macht und viele positive Aspekte nach sich zieht, aber durch eine furchtbare Tat, spät im Leben, die Waage in die andere Richtung schwingen lässt. Wenn diese Person sofort gerichtet wird, werden alle positiven Aspekte niemals stattfinden. Das zieht weitere Kreise, sodass vielleicht manche negativen Taten gar nicht mehr stattfinden werden, weil ein gewisser Aspekt aus der Kalkulation genommen wird. Es zerrüttet das ganze Konstrukt, ob nun die Menschen eine Wahl haben oder nicht, ob das Universum vorbestimmt ist, oder eben nicht. Solche Aspekte werden leider auch nie erörtert, höchstens einmal von Steve, als er sagt, er will kein Kindermörder sein. Auch der Skybeam und große CGI Monster Kampf hätte nicht so sein müssen, warum auch immer Ammit unzählige Seelen frisst um zu wachsen und Konshu dann einfach auf das selbe Power Level kommen kann, weil der Mond am himmel steht.
Moon Knight ist eine Show mit unmenge von Potential, das einer flachen und unsinnigen Inszenierung zum Opfer fällt.
The Most Hated Man on the Internet erzählt eine interessante Geschichte, die es auch wert ist, erzählt zu werden. Leider macht die Doku das auf eine so schlechte und ramschige Art und Weise, dass die wichtigsten Aspekte dabei drohen unterzugehen.
Das Internet ist an vielen Stellen noch etwas wild, aber bei weitem nicht so sehr wie es am Anfang der 2010er war. Ich habe das Gefühl, dass eine offene Revenge Porn Website heute sofort niedergestreckt werden würde, besonders wenn sie noch mit den Social Media Links und Klarnamen der Opfer verbunden ist. Dass es das Hacking war, das Hunter zum Fall gebracht hatte, ist ähnlich ironisch wie die Steuerhinterziehung, die Al Capone zum Verhängnis wurde. Es zeigt aber auch, wie unfassbar langsam der Rest der Welt und vor allem Politiker und das Gesetzt ist, wenn es um das Internet geht. Und hier kommt einer meiner ersten Kritikpunkte der Doku auf. Den was IsAnyOneUp.com noch viel interessanter macht, als der Anführer Hunter Moore, ist die Subkultur dahinter. Man geht etwas darauf ein, was die Family ist und wie sie zu Hunter steht, aber einen richtigen Deepdive dahin hätte ich sehr faszinierend gefunden. Man erfährt nur von ein, zwei Personen, die dann in den Rücken gestochen wurden, und deswegen nicht wirklich repräsentativ sind, für die Mitglieder, die auch vor Morddrohungen nicht zurückschrecken. Gerade ältere Subkulturen des Internets sind total faszinierend. Zusammengehalten von gemeinsamen Interessen und einem starken Drang nach Identität und Zugehörigkeit, gepaart mit einer einhergehenden Anonymität und der Freiheit von jeglichen Konsequenzen. Dass es dabei manchmal nicht viel mehr braucht als eine Brutstätte, ist faszinierend und wäre gerade hier, an diesem Extrembeispiel, sehr interessant zu erörtern gewesen. Vor allem durch die schon fast Götzenhafte verehrung der Jünger von Moore, wobei dort eben auch die Frage ist, inwiefern es nur Keyboard Krieger waren, oder wie weit sie tatsächlich gehen würden. Aber bis auf ein paar Querverweise, und etwas erörterung am Anfang, wird das Thema leider sehr stiefmütterlich behandelt. Es geht vielmehr um die Personen, die sich die Dokumentation als Protagonisten herausgesucht haben, und das sind durch die Bank die Opfer. Was gut ist, denn ihre Stimmen sind extrem wichtig und müssen gehört werden. Aber zumindest ein paar Anonyme Interviews mit Hardliner der damalige Zeit, wäre schon sehr interessant gewesen. Den so wird eine Dichotomie aufgebaut, von dem absolut Bösen, und dem komplett Unschuldigen, dem böse mitgespielt wurde. Aber es ist dann doch etwas komplexer. Nicht direkt mit den gehackten Opfer, die wirklich nichts dafür können. Aber gerade bei vielen anderen ist das eben nicht so klar, bzw einfach differenzierter. Solches Schwarz/Weiß denken macht es sich einfach zu einfach. Das sieht man auch im heutigen Internet Diskurs, bei dem dieses Absolutistische Denken viel Hass und Wut mit sich bringt, auf beiden Seiten. Und auch wenn es gut ist, Leute zu zeigen die erst auf einer Seite waren und anschließend gewechselt sind, wäre es doch auch sehr interessant gewesen, was mit den Hardlinern heute ist. Sind sie immer noch in dem toxischen Sumpf, oder haben sie sich endlich weiterentwickelt und vielleicht sogar Reue gelernt. Und damit meine ich nicht die Freundin von Moore, die einfach nur eine Mitläuferin war, und selbst heute scheinbar kaum versteht, was damals passiert ist.
Ein weiteres Problem der Doku ist die Länge. Drei Episoden sind eindeutig zu viel, zumindest mit dem Inhalt, den sie hier bieten. Alles ist viel zu lang gezogen und vollgestopft mit Redundanzen. Würde die Doku im Fernsehen laufen, würde ich es verstehen, da man mit dem ständigen Wiederholen auch Zapper abfangen möchte. Aber es ist eine Doku auf Netflix, die man sich extra herausgesucht hat und am ehesten noch gleich Binge watched. Man muss nicht immer wieder dasselbe Erzählen, aus drei verschiedenen Mündern mit keinen neuen Perspektiven. Manchmal reicht es auch aus, nur kurz an zu reißen, dass die FBI Untersuchung etwas länger dauern wird, anstatt es immer wieder durch zu kauen. Man hätte die ganze Geschichte auch innerhalb einer Folge oder von mir aus einer Stunde erzählen können, und das ganze hätte nicht an Gravitas verloren, sonder eher gewonnen.
Ich fand auch den penetranten Fokus auf Charlotte etwas sonderbar. Natürlich war das mit ihrer Tochter der Katalysator, und es wäre wahrscheinlich auch nie zu einer verhaftung gekommen, wenn sie sich nicht so sehr in den Fall verbissen hätte. Aber dass man dann erst in der zweiten Folge zeigt, dass sie früher mal eine professionelle Stalkerin war, und sie dabei ganz stolz in die Kamera grinst, war schon etwas sonderbar. Vielleicht hätte es hier gut getan, den Konflikt von Charlotte und den von Hunter Moore und seiner Family kontrastierend zu zeigen: Aktion und Reaktion. Das würde ein viel runderes Bild geben, anstatt nur so eine einseitige Darstellung. Versteht mich nicht falsch, die einseitig Darstellung passt meistens, den Hunter Moore ist eine ziemlich jämmerliche Mensch, aber gerade die psychologischen Aspekte dahinter, wären so interessant gewesen. Vor allem als Most Hated Man on the Internet. Es wird auch nicht besser, das es sich so anfühlt, das manche der Opfer hier nochmal vorgeführt werden. Allen voran “Butthole Girl”. Man hat das Gefühl das die Macher ihr die Möglichkeit geben wollten, Dinge klarzustellen, doch dabei wurde sie nur noch weiter bloßgestellt. Genau so auch die damalige Freundin von ihm. Es fühlt sich teilweise einfach sehr ausbeuterisch an.
Das wird auch nicht besser durch die stylische, aber sterile Art und Weise der Dokumentation. Man merkt, dass die Leute dahinter schon Ahnung hatten, und ein Budget dahinter steckte. Aber als Gesamtwerk wirkt es doch sehr leblos, was durch die zähe Erzählweise und ständigen Redundanzen nicht besser wird. So hat man was schönes zum Anschauen, das dann aber auf Inhaltlicher Ebene nicht viel bietet. Wenn man jetzt wirklich ein sehr großes Interesse an dem Fall oder den Personen hat, kann man sich die Doku anschauen. Aber ich denke, so jemand weiß wahrscheinlich die meisten Aspekte davon schon und wird sich dabei noch mehr langweilen als ich es getan habe.
Ich weiß nicht, ob die Welt noch neue Indiana Jones Filme gebraucht hat. Meiner Meinung nach haben der erste und dritte Film vollkommen ausgereicht. Und gerade der Kristallschädel ist ein Paradebeispiel davon, wie sehr Lucas und Spielberg und vor allem das Indiana Jones Franchise über die Jahre ihre Magie verloren hat. So habe ich das Rad des Schicksals im Kino ignoriert, und auch noch eine Weile auf Disney Plus. Aber irgendwie hängt doch noch ein bisschen Herzblut an Indie und seinen Abenteuern, weswegen ich dem Film dann doch eine Chance gegeben habe.
Und am Anfang war ich sehr überrascht! Das erste Setpiece spielt kurz vor Kriegsende, wo die Nazis die Longinuslanze entdeckt haben wollen und diese dem Führer übergeben wollen, um verzweifelt das Blatt noch einmal zu wenden. Man hat Unmengen von Nazis, ein altes Schloss, Bombardierungen, welche dasselbe in sich zusammenfallen lassen, Verfolgungsjagden auf Motorrädern und spannende Kämpfe in und auf dem Zug. Und was soll ich sagen: es zieht! Es ist ein richtig schönes Spektakel, das toll inszeniert ist und einfach nur Spaß macht. Und das soll auch nicht das letzte bleiben. Die Verfolgungsjagd während der Parade, durch Marokko und selbst durch die Zeit, sind allesamt sehr gut gelungen. Dabei kommt ein schönes klassisches Indie Gefühl auf. Ich bin auch echt froh, das sie endlich akzeptieren, dass Indiana Jones nicht mehr der Jüngste ist. Er macht nach wie vor die wahnwitzigsten Sachen, aber alles eben etwas vorsichtiger oder mit angepassten Wumms. Aber das stört gar nicht, sondern stärkt den Film eher. Es hat sich für mich auch natürlich angefühlt, wie verbittert Indie jetzt ist. Das er nach all den Jahren und Abenteuern nur eine gebrochene Ehe und ein verstorbenen Sohn vorzuzeigen hat. So schwingt bei all seinen Handeln eine Mischung aus Abscheu und Aufregung mit. Die Vorfreude auf ein neues Abenteuer, gepaart mit der Sorge um die Tochter seines alten Freundes und noch älteren Feinden, die ihr hässliches Antlitz zeigen. Und tatsächlich auch endlich mal eine ehrliche Liebe zu seinem Studienfeld, die vor allem bei dem Zeitsprung richtig schön zur geltung kommt.
Dass die McGuffin der Filme öfters mal übernatürlich sind, ist ja nichts Neues. Im letzten Teil haben sie den Vogel etwas abgeschossen, und hier schrammen sie für mich auch nur knapp an der Masslosen übertreibung vorbei. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass ich einen Soft Spot für den Mechanismus von Antikythera habe, da mich das Artefakt schon seit meiner Kindheit fasziniert. Der Flug durch den Riss war dann schon etwas viel, vor allem auf die sehr zeremonielle Art und Weise der Rückkehr, aber dennoch fand ich es irgendwie verzeihend, wenn auch nicht besonders gut. Es fühlt sich an, als ob man Indie unbedingt am Leben erhalten möchte, auch wenn seine Zeit vielleicht wirklich schon vorbei ist.
Was für mich leider gar nicht funktioniert hat, war Helena. Ich bin gar kein Fan von Phoebe Waller-Bridge. Sie ist für mich die neue Zooey Deschanel, die vor allem durch Quirkiness und immer einen lockeren Spruch auf der Lippe herausstechen möchte. Über die Jahre ging mir dieser Trope immer mehr auf die Nerven, und so wie es in diesen Film umgesetzt wurde, fand ich es nur noch nervig. Es hatte einfach nichts Authentisches oder Liebenswertes an sich. Es war nur der Fakt, das sie die Tochter eines alten Freundes ist, der sie irgendwie relevant gemacht hat. Es ist auch okay einen Ambigen Charakter zu haben, aber ähnlich wie Mac in Kristallschädel, ist sie ein Charakter die zwar die Geschichte voran treibt und ein paar Twists mit sich bringt, aber auf die ich auch gerne hätte verzichten können.
Ich habe echt das Schlimmste befürchtet, aber das Rad des Schicksals war dann doch unterhaltsam. Es kommt natürlich nicht an die klassischen Filme heran, aber bevor ich mich nochmal in den Tempel oder zu den Kristallschädeln bewegen würde, würde ich immer erst zum Rad greifen. Aber es reicht auch mal, Indie, und vor allem Harrison Ford, darf den Charakter und dessen Fedora jetzt auch gerne an die Wand hängen.
Ich bin ein großer Darren Aronofsky Fan. Seitdem ich das erste mal in meiner Jugend Pi gesehen habe, bin ich ganz hin und weg. Damals habe ich Black Swan im Kino gesehen, mir die DVD gekauft und anschließend aus irgendeinem Grunde nie wieder angesehen. Aber es war mal wieder Zeit! Und ich bin sehr glücklich, dass der Film das gehalten hat, was sich über die Jahre in meinem Kopf aufgebaut hat.
Etwas, das ich sehr an Black Swan mag, ist, dass es keine Kompromisse eingeht. Ähnlich wie es später bei Mother! zu sehen ist, bricht man niemals wirklich mit der Protagonistin. Man ist immer hautnah dabei und wird somit auch mit in den Wahn gestürzt. Kleinigkeiten wirken bizarr: ein sonderbarer Blick aus einem fremden Winkel, verschiedene Personen bei denen man nie weiß inwiefern sie und das was sie sagen echt ist, unmengen von Spiegeln, welche zur Selbstreflexion einladen aber ein zerrissenes Bild zurück geben. Das Fließen der Zeit ist auch sehr interessant gestaltet. In Filmen ist es nichts Neues, wenn man mit einem Schnitt darstellt, dass eine Person von A nach B gegangen ist. Hier wird dasselbe Mittel genutzt, nur dass manchmal die Zeit zwischen den Schnitten fehlt. So wird aus einem ganz normalen und akzeptierten Erzählmittel plötzlich etwas sonderbares und verstörendes. Etwas, das die Gesamtheit der Person Nina in Frage stellt, und die normalerweise feste Narrative aufweicht und das gezeigte und vor allem nicht gezeigte hervorhebt. Aronofsky macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich von Satoshi Kons Meisterwerk Perfect Blue inspirieren lassen hat. Nicht nur von der Geschichte, sondern vor allem in seiner Erzählweise und ganz bestimmten Bildern, wird sich hier an den Anime Meisterwerk bedient, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Aber auch sonst ist das Zusammenspiel von Kamera und Schnitt grandios, mit einem teilweise unbarmherzigen Tempo und einer schon fast klaustrophobischen Nähe. Das ganze wird dann noch durch das starke Drehbuch, einen großartigen Cast und ebenso brillante Musik veredelt. Und der Inszenierung von Tanzszenen, die selbst einen Laien wir mir die überwältigende Körperlichkeit dieser Kunstform näher bringt. Man sieht Nina auch tanzen, hört die Kritikpunkte, und kann es nachvollziehen. Eine fehlerhafte Perfektion, die zu 100% aus ihr besteht, sie aber für die Rolle des schwarzen Schwans einfach unpassend macht.
Etwas, was diesen Film auch so besonders macht, ist das gleichzeitige Erzählen und Erleben von mehreren Ebenen. Ich liebe es einfach, wenn Filme mehr sind als nur das, was gezeigt wird, und das macht Black Swan brillant, vor allem mit der unzuverlässigen Erzählerin. Dabei geht die Symbolik nicht mal sehr tief, denn die Geschichte und Metaphern sollen nicht hinter dicken Schichten versteckt sein, sondern eher klar den Zuschauer herausfordern. Die Rolle des schwarzen Schwans, als Gegenstück von dem weißen und dem Problem ihrer eigenen Definition von Perfektion, die für den schwarzen Schwan gebrochen werden muss. Es ist eben auch eine Geschichte, was man manchmal für die Kunst tun muss, um herausragend zu werden. Was es bedeutet, Kunst zu machen, und was Perfektion eigentlich ist. Den nach der Etymologie, ist etwas perfekt, wenn es abgeschlossen ist, aber der Weg eines Künstlers, ist niemals vollendet. Und gerade bei so etwas ausdrucksstarken, wie Ballet, kann imperfektion genau das mittel sein, um eine gewisse Perfektion zu erlangen. Das ist etwas das sie nicht versteht, das sie niemals so lernen konnte. Durch den unbändigen Druck der Mutter, der eigenen auferlegten Identität, welcher sie unbedingt entsprechen muss und der grausamen Unterdrückung alles andere, macht Nina zu dem, was sie ist. Ein quasi perfektes aber viel zu steriles Wesen. Ein Wesen das es so nicht in der Natur gibt, weswegen sie trotz aller Perfektion doch unnatürlich wirkt. Darunter fällt natürlich auch ihre sexuelle Entwicklung, die niemals wirklich stattfinden konnte, weswegen sie im Verlauf des Filmes diese teilweise aggressiv im Schnelldurchlauf durchlebt. Hier kommen neue grausige Aspekte zu Tage, wie zum Beispiel eine angedeutete Misshandlung von der Mutter, der einzigen Bezugsperson von Nina. Da ist es auch nicht verwunderlich, das Nina teilweise selber nicht weiß was sie macht, oder warum sie es macht. So ist es auch nicht verwunderlich, das sie bis auf den Tod gegen dieses andere kämpft, das sich einerseits in Lilly, aber am Ende doch viel mehr in ihr selbst versteckt. Mit einer letzten Show, bei dem alles, was sich über den Film akkumuliert hat, etwas besonderes und endgültiges mit sich bringt, was man gerade durch diese Perfektion beschreiben kann.
Ich bin ein großer Found Footage Horror Fan, auch wenn das bedeutet, dass ich in den meisten Fällen grausig enttäuscht werde, gibt es doch ein paar herausragende Werke da draußen. So hatte ich hoffnung, das Horror in the High Desert eine dieser Ausnahmen ist, und es hat auch vielversprechend angefangen, aber am Ende wollte es einfach nicht aufgehen. Erst einmal vorgweg, ich glaube es ist besser wenn man nicht weiß das die Doku Fiktional ist. Ähnlich wie vielleicht damals bei Blair Witch Project trifft es einem am härtesten, wenn man seine Suspension of Disbelief komplett abschält. Aber ich weiß nicht, ob das den Film für mich gerettet hätte.
Fangen wir erstmal mit den guten Aspekten an. Ich finde der Film fängt die Atmosphäre und Machart einer True Crime Dokumentation sehr gut ein. Von den Slomo Bildern, zu den Aufnahmen aus der Landschaft, den Interviews und ab und an mal eingestreuten Archivmaterial, fängt Dutch Marich das Gefühl sehr gut ein. Der Film ist auch während strengen COVID Regulationen entstanden und in dieser Hinsicht muss ich auch nochmal Marich loben, dass er es auf clevere Art und Weise geschafft hat, einen vollen Film innerhalb der Restriktionen zu drehen. Es sind nie mehr als ein Schauspieler im Bild zu sehen, und das fällt einem nicht mal auf, wenn man es nicht weiß. Die Schauspieler machen zum großen Teil auch einen guten Job. Vor allem die Schwester, gespielt von Tonya Williams Ogden, fand ich sehr überzeugend. Nur für die Rolle des Privatdetektivs hätten sie gerne noch etwas länger suchen können…
Aber ich weiß nicht, ob es nur an dem Schauspieler lag. Denn was noch ganz gut angefangen hat, ist im Verlauf des Filmes immer weiter in sich zusammengefallen. Die Direktion und das Drehbuch haben auf mich sehr unausgegoren gewirkt. Ich hab eine Theorie, bei der ich überhaupt nicht sagen kann, ob es stimmt, aber ich habe das Gefühl, dass der Found Footage Part der Grundstein des Filmes war, um den Marich dann die restliche Narrative irgendwie aufgebaut hat. Das kann man natürlich machen, aber so wie es hier gemacht wurde, hat es sich oftmals eher befremdlich angefühlt, als organisch zusammen gewachsen. Vor allem im zweiten Drittel des Filmes. Die goldene Regel eines Filmes sollte sein “Show, don’t Tell” was natürlich manchmal etwas schwierig ist, wenn man die Ressourcen nicht hat oder mit der Vorstellung des Zuschauers spielen möchte. Man kann dann eine Mauerschau daraus machen, aber sie muss gut sein. Es ist ja auch okay, dass man eine innerdiegetische Situation von mehreren Charakteren erklären lässt, aber man sollte sie dann auch so zusammenschneiden, dass es nicht nur nervig wirkt. Drei Charaktere sprechen über ein Video, und was dort gesagt wurde. Man hätte auch einfach dieses Video filmen können, stattdessen hat man einfach die Ausrede erfunden, dass das Video plötzlich gelöscht wurde. Das wird schon irgendeinen Grund haben, aber dieselben Informationen von drei Leuten gleichzeitig erzählt zu bekommen, war nicht gerade die beste Entscheidung. Spätestens hier hat mein Interesse an den Film abgenommen. Auch der Konflikt zwischen dem Mitbewohner und der Schwester, und der tragischen Geschichte um den Tod der Eltern, wirkte wie Fremdkörper, der erst im nachhinein reingeschrieben wurden, um die ausreichende, aber scheinbar zu dünn anmutende Narrative noch zu erweitern. Im Allgemeinen hätte der Film auch eine halbe Stunde kürzer sein können.
Die letzten zwanzig Minuten waren dann aber doch nochmal interessant. Sie haben den Found Footage Aspekt gut eingeleitet und ausgeführt. Das extrem diffuse Bild inmitten der absoluten Dunkelheit der Wüste, war sehr cool inszeniert. Auch der Bewohner der Hütte war wirklich gruselig gestaltet und hat wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich hätte es nur viel interessanter gefunden, wenn es eine lange zusammenhängende Einstellung gewesen wäre. Vor allem weil es Sinn macht, das die Kamera als Augen in der Dunkelheit fungieren. Das hätte dem Geiste des Found Footage viel besser entsprochen und alles noch so viel gruseliger gemacht, anstatt alle zehn Sekunden mit einem lauten Piepen die Szene zu unterbrechen. Und klar, so etwas richtig und gut zu machen braucht viel Arbeit, aber als Krönung Stück des Filmes hätte ich mir da schon mehr erwartet.
Was ich auch etwas sonderbar fand, war der Umgang mit Internet Kultur. Vielleicht liegt es daran, dass sie irgendwo in der Pampa sind, aber die Vorstellung, dass jemand einen Blog im Jahre 2017 hat, find ich dann doch nicht so abwegig. Vor allem wenn sein Hobby bei den Menschen um ihn herum auf nicht besonders viel Gegenliebe oder klares Verständnis besteht. Auch den Punkt, das er ein Pseudonym benutzt, fand ich etwas aufgeplustert. Ich verstehe auch nicht die innerdiegetische Funktion der Dokumentation. Sie sagen, dass sie gemacht wurde, um Aufmerksamkeit auf den Fall zu bringen, da dieser Fall ja so unbekannt ist. Aber dann erfährt man, dass es die größte Suchaktion im Staate Nevada war. Und wenn man davon erzählt, dass andere Menschen nach der Hütte und der Wahrheit suchen, wird gesagt, dass man das lassen soll. Klar, es soll das Mysterium verstärken, aber dabei beißt sich die Intention selbst in den Schwanz.
Horror in the High Desert ist eine sehr kreative Art und Weise einen Film zu machen, vor allem zu COVID Zeiten. Aber der Film ist einfach zu unausgegoren. Es fühlt sich nicht kohärent genug an. Mit etwas mehr Mühe im Schnitt und in der Machart hätte viel mehr aus dem Konzept herausholen können. Es fühlt sich an wie ein Kurzfilm der immer weiter gewachsen ist, egal ob es passt oder nicht.
The Beekeeper ist ein herrlich geradliniger Film, der genau weiß was er möchte. Anstatt den Film und die Geschichte mit irgendwelchen unnötigen Details schwerfällig zu machen, wird hier der Fokus nie wirklich gebrochen und das Tempo oben gehalten. Insofern gehört er zu derselben Kategorie von Actionfilmen wie John Wick, bei dem auch ein gigantischer Schatten Apparat existiert, der aber mehr als Sprungbrett für den Plot und Action fungiert, ohne dass man sich darin verliert.
Mr. Clay lebt zufrieden auf dem Land und kümmert sich um nicht viel mehr als seine Bienen. Als aber seine liebe Nachbarin durch einen Betrug alles verliert und sich selbst umbringt, macht er seine Rolle als Imker im größeren Kontext bereit. Manchmal muss man giftige Komponenten aus dem Stock entfernen, damit es dem Bienenvolk besser gehen kann. So macht er sich mit nicht mehr als ein paar Kanistern Benzin auf den Weg, die Scammer und deren Basis radikal auszulöschen. Und ganz ehrlich, dieser Teil war so kathartisch. Scammer sind wirklich das niedrigsten von niedrigen, da sie vor allem die armen und schwachen Menschen ausnutzen. Und gerade bei den Scammern, wie sie in Beekeeper dargestellt werden, mit einer widerwärtigen Arroganz, tut es richtig gut, zu sehen, wie sie eins auf Fressbrett bekommen. Dabei gibt ihnen Clay auch genügend Raum und Zeit zu entkommen, und tötet niemanden , der irgendwie unschuldig in die Sache vertieft ist. Dass das ganze am Ende natürlich mit der Präsidentin der Vereinigten Staaten zusammenhängt, ist dann nur das Sahnehäubchen oben drauf.
Jason Statham merkt man seine 56 Jahre auch überhaupt nicht an. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Josh Hutcherson, aber die Rolle als arroganter Cyber-Arschloch hat er mit absolutem Bravour gespielt. Ich freue mich auch immer Jeremy Irons zu sehen, der seine Rolle als überforderter Sicherheitsmanager ebenfalls großartig gemimt hat. Die Kamera war, wie man es von modernen Actionfilmen in den Fußstapfen von John Wick erwarten kann, fantastisch und hat den Fokus immer richtig gut auf der Action gehalten. Auch das Pacing ist super und hält den Film mit immer neuen, unterhaltsamen Twists und Charakteren frisch. Einzig die FBI Agentin hat mich etwas gestört, weil sie doch einfach viel zu cool war und das auch ständig raushängen lassen hat. Aber das raubt dem Film nicht viel.
Beekeeper weiß genau, was es sein möchte und das macht der Film auch mit Bravour. Der Film funktioniert alleine wunderbar, aber wenn man nochmal ein, zwei Filme von dem Franchise bekommen würden, würde ich nicht nein sagen. Aber bitte bleibt geradlinig und haltet den Spaß im Fokus.
Für mich ist Nathan Fielder ein Comedy-Genie. Er ist ein Comedian, welcher die Rolle des Straight Man bis zur absoluten Schmerzgrenze spielt, der so gut das Gefühl sozialer unannehmlichkeit einfängt und destilliert. Bei ihm weiß man nie, wo die Ernsthaftigkeit aufhört und der Klamauk anfängt. Die Reality-TV Aspekte und seine bedingungslose Ernsthaftigkeit und Hingabe für die dümmsten Ideen, machen diese Show so unfassbar unterhaltsam.
Für alle die diese Show noch nicht kennen: Nathan Fielder hat es sich zur Aufgabe gemacht, echten Geschäften und Menschen mit äußerst kreativen Ideen und dem Nutzen von unzähligen Loopholes zu helfen. So macht er es Minderjährigen möglich, Alkohol zu kaufen, auch wenn sie dann erst mal warten müssen, bis sie Volljährig sind, um ihren Kauf genießen zu können. Er hilft einer Immobilienhändlerin, eine Marktlücke zu finden und Häuser zu verkaufen, die zu 100% GARANTIERT Geister frei sind. Selbst wenn es um eine lustige Anekdote bei einer Late Night Show geht, macht Nathan keine halben Sachen und lässt auch mal die Haare und Q-Tips von einer fremden Frau verbrennen, damit er ihre Asche auf dem Beifahrersitz haben kann. Man sollte meinen dass sich das Thema über vier Staffel irgendwann gegessen hat, aber er findet immer wieder neue kreative Ansätze, die von der ersten bis zur letzten Folge immer etwas überraschen.
Der Kern der Show ist großartig. Es ist eine wunderschöne Persiflage von Hustler Culture, kreativem Denken und dem herunterbrechen von alle möglichen Faktoren auf einen einzigen Buh-Mann. Natürlich hat das Computergeschäft Probleme das Vertrauen von Kunden zu gewinnen und natürlich ist die Lösung asexuelle Mitarbeiter. Vor allem in der Corporate World, kann ich mir vorstellen, das es solche abstrusen Abläufe auch manchmal gibt. Eine Mischung aus “Never Give Up, Never Surrender” und Sunken Cost Fallacy. Ich liebe auch, wie Nathan oftmals irgendwelche Loopholes findet, und diese auf die abstruseste Art und Weise ausnutzen möchte. So wird aus einem Rauchmelder ein Instrument, um etwas Geld beim Import/Export zu sparen, oder bietet unfassbar Benzin Vergünstigungen, die man aber nur bekommt, wenn man einige übertriebene Aufgaben gelöst hat. Und was macht man, wenn man einen 1$ Fernseher hinter einem strikten Dresscode, einer Fake Wand und einem Alligator versteckt? Natürlich die Geschichte einer Psychologin erzählen lassen, damit man für Wahnsinnig erklärt wird. Ich liebe auch, wie er das Mantra von “Any publicity is good publicity” auslebt. Ob es nun eine Eiscreme mit Kack Geschmack ist, ein 10.000$ Trinkgeld wofür ein Mann legal seinen Namen ändern musste, oder ein Viraler Stunt in einem Zoo, auf den die Medien tatsächlich hineingefallen sind.
Ich hab das Gefühl, das mit Nathan Fielder ein Pen und Paper Abenteuer zu spielen, etwas ganz besonderes sein muss. Er würde die ganze Gruppe in irgendein aberwitziges Situationen bringen wofür sie immer weitere abstruse Hürden überwinden müssten. Dann wird halt auch mal Metaphorisch gesprochen eine Bombe benutzt um eine einzige Fliege zu erschlagen, sodass man im Brennen Schutthaufen steht, den Daumen in den Himmel gerichtet und ein peinliches lächeln das “Mission Accomplished” ausdrückt. Ich frage mich immer noch wie viel von der Show wirklich echt ist. Und nachdem ich etwas geforscht habe, scheint das meiste echt zu sein. Die Geschäftsbesitzer und Kunden wissen nicht genau was los ist, sie wissen nur das hier das Fernsehn als Autorität da ist und ihnen helfen wird. Mit seiner etwas absonderlichen Art und Weise kitzelt er die besten Reaktionen aus den Leuten heraus, die meistens aus einer ehrlicher Verwirrung oder der peinlichkeit, nicht widersprechen zu wollen, entspringt.
Ein Film, den ich bis jetzt nur durch Memes kannte. Allen voran dem klassischen “You getting paid”? Mit Komödien bin ich meistens eher etwas vorsichtig, den die meisten gefallen mir einfach nicht, oder sind nicht besonders lustig. Aber ich bin Froh dass We’re the Millers die klare Ausnahme ist. Der Film legt ein wunderbares Pacing an den Tag, der einfach spaß macht. Bis auf ein paar Ausnahmen, schafft er es auch, das zu halten und einen auf einen Roadtrip mitzunehmen, den man nicht so schnell vergisst.
Schuld daran ist die einfache und klare Geschichte und die tollen Charaktere, die allesamt sehr originell sind. Der Film gibt den talentierten Schauspielern Raum, sich zu entfalten und durch das wirklich herausragende Casting haben sie dafür auch die richtigen Leute ins Boot geholt. Es gibt niemanden in diesem Film, der schlecht ist oder nur halb arschig dabei ist. Jason Sudeikis als viel zu alter Drogendealer, der keinen Hehl daraus macht, was für ein Arschloch er sein kann. Jennifer Aniston als Stripperin, die sich richtig gut als Soccer Mom aufspielen kann. Emma Roberts, die am Anfang noch sehr einseitig wirkt, aber vor allem gegen später nochmal richtig aufdreht. Und Will Poulter, welcher in seiner Rolle als Kenny, den naiven Doofus, absolut brilliert. Aber auch Ed Helms, Nick Offerman, Kathryn Hahn und alle anderen machen einen grandiosen Job. Und das nicht nur innerhalb ihrer Charaktere, die Dynamiken und Chemie zwischen ihnen ist so leichtfüßig und überzeugend.
Der Film hat einen richtig tollen Drive, und viele interessante Szenarien, die total gut abgearbeitet werden. Wie es typisch in Komödien ist, sind viele der Konflikte irgendwelche Missverständnisse, aber anstatt sich darin zu suhlen, werden diese immer auf sehr klare und clevere Art und Weise abgearbeitet, bei den man mehr als einmal vor freude oder schmerz aufspringen möchte. Es wird einfach so viel aus den recht einfachen Konzept herausgeholt. Als Casey und Rose Kenny beim Küssen helfen wollen, weiß man das es an sich in Ordnung ist, was sie machen, aber irgendwas sträubt sich dann doch, spätestens als Melissa die Türe aufmacht. Perfekt ist der Film aber leider nicht. Ich mochte den Konflikt, ob sie jetzt auf Kenny im Krankenhaus warten oder weiterfahren überhaupt nicht. Es hätte keinen großen Unterschied gemacht, wenn David alleine das Dope weggebracht hätte und sie später wieder abholt, außer das er vielleicht dann einfach so abhauen würde. Aber ich hab nicht das Gefühl, das dies der Konflikt ist. Das Zeitlimit war einfach unnötig und aus irgendeinem Grund waren plötzlich alle Cool damit, Tonne von Grass einfach stehen zu lassen, anstatt das Zeug so schnell wie möglich loszuwerden. Aber das ist dann auch nicht so wild, da es alles am Ende sich irgendwie in Wohlgefallen auflöst.
Wir sind die Millers ist eine klasse Komödie, die genau das macht, was sie machen will: Das meiste aus dem Konzept herausholen und den Zuschauer auf grandiose, kurzweilige Art und Weise unterhalten.
Brother ist ein etwas anderer, mehr geradliniger Film von Kitano Takeshi. Sein erster und bis jetzt einziger Versuch, sich außerhalb des japanischen Filmlandschaft als Regisseur zu bewegen. Ein Versuch, den ihn sehr bedauert hat und deswegen auch wahrscheinlich der einzige bleiben wird. Bei den Kritiker kam der Film auch eher mäßig an, aber irgendwie hatte der Film schon immer einen Softspot bei mir.
Ein Yakuza der alten Schule, Yamamoto, gibt sich mit freude den Krieg zwischen zwei Clans her. Als aber sein Oyabun ermordet wird, zerfällt das Imperium, das sie sich sorgfältig aufgebaut haben und er muss so schnell wie möglich das Land verlassen. In LA trifft er auf einen Bruder, der eigentlich dort studieren sollte, aber nun lieber Drogen um die Ecke vertickt. Nachdem sich Yamamoto, wie er es aus Japan gewohnt ist, brutal in die Geschäfte einmischt, wird die Unterwelt von LA auf den Kopf gestellt. Mit geradliniger und gnadenloser Gewaltbereitschaft erarbeitete sich Yamamoto mit den kleinen Gangstern seines Bruders ein neues Imperium. Die Bruchbude wird durch ein beeindruckendes Büro ersetzt, und aus der Gang wird innerhalb eines Jahres ein kleines Syndikat. Eine Verwirklichung des amerikanischen Traumes, bei denen durch harte Arbeit und Hingabe sie bald oben stehen, egal ob man Japaner, Schwarzer, Latino oder Weißer ist. Auch wenn das natürlich nur von Schweiß und Geld zusammengehalten ist und man gewisse Favoriten nicht verstecken kann. Das wird toll gezeigt in einer Szene, in der Kato Basketball mitspielen möchte, und obwohl er hierarchisch über den anderen steht, niemand ihm den Ball zuwirft. Und in typisch amerikanischer Manier muss alles immer größer und besser werden. Krebs ist das einzig natürliche, was immer weiter wächst, und man weiß ja, wie das meistens endet. So führt eine erfolgreiche Partnerschaft mit den Örtlichen Yakuza zu immer größeren Gewaltexzessen, bis sie auf einen noch größeren Fisch treffen, der alsbald das macht, was Yamamoto mit seinen Feinden gemacht hat.
Brother ist für mich ein richtig schönes und geradliniges Erörterung von Gewalt, organisiertem Verbrechen und dem unausweichlichen Ende von einer Welt, die sich von Gewalt und Gier zehrt. Yamamoto ist dabei ein Mensch, der in der Ursuppe von Gewalt und Exzess aufgewachsen ist und schon längst seine Menschlichkeit verloren hat. Mit seinen Freunden spielt er Streiche oder Spielchen, aber an sich ist auch ihm klar, wohin das alles führen muss, weswegen er dem Tod so stoisch entgegensteht, wie er ihn einst verteilt hatte. Kato, die rechte Hand von Yamamoto, zeigt, was es bedeutet, ein Yakuza zu sein, und opfert sich für eine Welt, deren Früchte er niemals schmecken werden kann. Auch sein Blutsbruder, Harada, hat es in Japan nicht leicht und muss zum absoluten Extrem greifen, um sich zu beweisen. Eine Welt, die so nicht haltbar ist, deswegen am Ende auch alles zusammenfällt. Interessant sind dabei noch die anderen Charaktere, wie Denny, der Kumpel von Ken, der bald zum besten Freund von Yamamoto wird. Zusammen treiben sie viel Schabernack und fühlen sich wohl in der Parallelwelt. Aber im Gegensatz zu Yamamoto, ist er nicht bereit zu sterben oder alles dafür zu geben, was in der letzten Szene des Films nochmal toll erörtert wird. Klar war das Geld toll und die Macht, aber es war nicht wert, all die Opfer dafür zu bringen. Auch das Geld ist am Ende dann nur ein bitterer Trost.
Handwerklich ist der Film typisch Kitano. Er brilliert durch exzessiven aber immer noch stilvollen umgang mit Gewalt, welches immer das Thema des Filmes stützt. In seiner typischen manier, sieht man oft Stillleben oder kurze Reaktionen, um kurz und geschickt die Charaktere zu vertiefen. Ich mochte auch sehr, dass in manchen Szenen einfach die Köpfe der Akteure abgeschnitten waren (nicht wie bei dem Assassin auf die Italiener, sondern eher vom Bildrand), was dem ganzen auch wieder ein wunderschön verallgemeinerndes Gefühl gibt. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass alle Charaktere sich in ihren eigenen Sprachen unterhalten, weil das einfach zum Flair des Filmes und zum Melting Pot Thema passt. Dazu noch ein überragend guter Soundtrack von Hofkomponist Joe Hisaishi, der einfach nie enttäuscht.
Ich kann gut verstehen warum der Film in den USA gefloppt ist. Zwar hat Kitano versucht mit amerikanern zusammen ein zugängliches Werk zu schaffen, was ihm in gewisser Weise auch gelungen ist. Aber an anderen Stellen ist der Film so sperrig, wie es ein Kitano eben ist. So kann ich verstehen, dass sich das ganze Werk wie ein Kompromiss anfühlt, bei dem niemand wirklich glücklich wird. Aber ich mag den Film! Die Dynamiken zwischen den Charakteren, die gnadenlose Geradlinigkeit der Geschichte und das zermürbende Zerfließen gegen Ende funktionieren großartig für mich und machen den Film zu etwas Besonderem, an das viele andere nicht herankommen. Vielleicht bin ich auch einfach ein Fanboy, aber selbst wenn Kitano selbst denkt, er hat versagt, ist sein Versagen immer noch genial für mich.