Nebenniveau - Kommentare
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Alle Kommentare von Nebenniveau
Bevor ich mit der Kritik anfange, möchte ich nur kurz klarstellen, dass ich gar kein Fan des FNAF Franchises bin. Ich habe zwei der Spiele gespielt und nach zehn Minuten oder so aufgehört. Jumpscare Horror ist einfach nicht mein Cup of Tea. Aus Langeweile habe ich mir auch mal eine ganze Menge Lore Videos angeschaut, weil der Aspekt immerhin noch etwas interessant war, auch wenn er durch die Zeit einfach zu verwässert wurde. So waren meine Erwartungen an Five Nights at Freddy's sehr gering, und ich wurde von einem unterhaltsamen und kompetenten Film überrascht.
Die Entscheidung, kein ultra darken Film, aus der eher cartoonischen Vorlage zu machen, war brilliant. Der Horror von FNAF kann man am ehesten mit Gremlins vergleichen. Von der ersten Sekunde an, nimmt sich der Film mit seinen gigantischen Animatronics nicht wirklich ernst. Das panische wimmern des Nachtwächters und die goofy Art und Weise wie der Cupcake ihn ausschalten, ist unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich gruselig. Und sie ziehen das bis zum Ende durch. Und dabei war auch ein talentierter Drehbuchautor, der einen sehr standardmäßigen, aber ordentlichen Horrorfilm aus der Vorlage zaubert. Alle Charaktere haben gewisse Konflikte und Ziele die sie verfolgen und organisch im Film miteinander verwoben werden. Neue Konzepte werden geschickt und schnell eingeworfen und genutzt. Es ist schön das der Protagonist einfach akzeptiert hat, das es sich hier um Geisterkinder handelt, anstatt ewig damit rumzuhadern. Auch das sein Versuch mehr über das verschwinden seines Bruders via Träume herauszufinden, wird früh klar gemacht und gut eingesetzt. Dabei wird auch viel differenzierter mit den Animatronics umgegangen. Ich mag es wenn Monster in Filmen auch mal als Cute oder gut dargestellt werden. Vor allem bei Monstern die durch eine aggressive Fanbase schon viel zu weit am Ziel vorbeigeschossen sind.
Handwerklich ist der Film solide. Die Sets sehen toll aus und wirken direkt aus dem Spiel in die Realität geträumt. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Und die Direktion ist grundsolide und macht aus dem Film eine standardmäßige, etwas langweilige, aber immerhin sehr runde Sache. Hervorzuheben ist das Sound Design, das tatsächlich in den Spielen auch schon gut war, und die Animatronics. Es ist doch nochmal was anderes, diese Behemoths im Vergleich zu anderen Menschen zu sehen. Auch die Art und Weise, wie sie sich bewegt haben, ist extrem effektiv. Sodass man, selbst wenn sie nichts böse tun, das Gewicht und die Kraft hinter diesen Wesen erkennen kann.
Leider kommt nichts in dem Film wirklich überraschend. Alle Twists und Turns sieht man von weitem kommen, aber das ist auch gar nicht schlimm. Denn am Ende ist man doch davon unterhalten. Und wenn man die Stimmen von Fans hört, die ganz verrückt nach dem Film sind, muss man sagen, das sie alles richtig gemacht haben.
PS: Der Anwalt der Tante war mein Lieblingscharakter! Bitte mehr davon!
Als der Edgar Wright Film damals ins Kino kam, habe ich die Comics verschlungen und mich dann freudig im Kino mit einer der besten Comic Adaptionen aller Zeiten berieseln lassen. Ein Teil meines Herzen hängt auch immer noch an außergewöhnlich verspielten Coming-of-Age-Geschichten, auch wenn ich die Comics seit einer Weile nicht mehr gelesen habe. Ich war dann aber sehr glücklich, als Netflix eine animierte Umsetzung angekündigt hat, mit all den Schauspielern des Filmes, um ihren gezeichneten Konterparts die Stimme zu leihen.
Enthält Spoiler
Und in typischer O’Malley Manier wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ist die erste Folge noch eine sehr buchgetreue, wenn auch leicht veränderte Adaption, ändert sich am Ende der Episode einfach alles. Scott ist weg und Ramona möchte herausfinden, was da wirklich vorgefallen ist. Denn nicht nur Scott hat Sparkles gesehen, auch Ramona kann nicht von ihm lassen und so entwickelt sich eine neue Geschichte mit geänderten Rollenverhältnissen. Eine bei der Ramone nicht nur passiv Dinge geschehen lässt, sondern auch tatsächlich sehr aktiv werden muss, um die Wahrheit zu finden. Auch sie trifft auf all die ‘Bösewichte’ aus dem Original, nur anstatt auf die Fresse, gibt es klärende Gespräche und Closures. Folge für Folge setzt sich das Puzzle immer weiter zusammen. Aus einstigen, eintönigen Charakteren werden komplexere Persönlichkeiten, die aber immer noch stark von ihrer Einseitigkeit zehren, nur diesmal etwas lebhafter. Der Grund für Scotts Verschwinden passt dann auch einfach wieder zu der Serie. Der Kampfgeist, den ihm damals der Sieg gegeben hat, kann einfach nicht von Ramona loslassen. Und ähnlich wie bei Scott Pilgrim gegen die Welt, ist auch in Scott Pilgrim hebt ab, kein Charakter perfekt. Alle sind menschlich und fehlbar, und alle können aus ihren Fehlern lernen.
Es ist schön, wie locker leicht mit dem Zeitreise Konzept gespielt wird. Es passt wunderbar in die Welt von Scott Pilgrim, und wird respektvoll, aber auch sehr spielerisch und frei in der Serie genutzt. Dabei ist es nicht nur ein Gimmick, sondern unterstützt noch weiter die Aussage von O'Malley's Werk. Denn hinter all dem Klamauk und Spaß, geht es um eine tiefe und entwaffnende Wahrheit, die so menschlich ist, das es schon fast weh tut. So ging es mir damals mit dem Comic, und so geht es mir auch hier in der Serie. Es ist richtig schön, das man den Antagonisten und Nebencharakteren endlich Raum zum Atmen gibt. Die Szenen, in denen Ramona endlich versteht, wie sehr sie ihren Exen Weh getan hat, trifft einen und ist dabei herrlich mondän wie auch tiefgreifend. Es ist auch schön das man die Antagonisten aus dem ersten Teil einfach erweitert haben, ohne den Kern der Charaktere zu verbiegen. Ich liebe es auch mehr über Kim, Wallace, Julie und all die anderen Charaktere zu erfahren. Auch die Redemption von Kim gefällt mir richtig gut, den in der original Geschichte wird wirklich nicht gut mit ihr umgegangen. Die Szene, als sie den Bass in die Hand nimmt und einfach in der Musik untertaucht, ist wunderschön. Es kommt niemals zu dem Rachefeldzug, und das ist auch gut so. Es passt einfach zu dem übergreifenden Thema, dass es Schwachsinn ist, sich komplett seiner Ex hinzugeben, und dass es Leben zerstören kann, wenn es sich zu tief hinein frisst.
Handwerklich ist die Serie leider teilweise sehr durchwachsen. Der klassische Anime-Stil wirkt manchmal etwas befremdlich, passt aber nicht passgenau auf den Stil von Scott Pilgrim. Es hat teilweise auch die typischen Krankheiten von einem englischen Dub auf einem Anime, was man vor allem am Comedy Pacing merkt. Es ist auch so, das nicht alle Folgen die gleiche Qualität haben, was man einfach stark spürt. Aber die Serie nimmt sich auch viele Vorzüge von einem Anime heraus. Die Absurdität, welche Anime so gut kann, zieht auch hier großartig an. Und die Kampfszenen sind ebenfalls atemberaubend gut gezeichnet und choreographiert. Das ganze wird dann noch gespickt mit einem Soundtrack von Anamanaguchi, welche den OST für das Scott Pilgrim Beat em Up gemacht haben. Die Show steckt auch so voller Anspielungen, das mir sicherlich einiges über den Kopf gegangen ist, beim ersten anschauen.
Wenn man ein Fan der Comics und/oder des Filmes ist, dann ist die Serie ein muss. Ein weiteres, waghalsiges Abenteuer in der bizarren Welt von Scott Pilgrim, mit viel Spaß und tiefgang.
Dragoste 1: Câine ist ein sonderbarer Film. Es gibt zwar Charaktere, die sich über den Verlauf des Filmes entwickeln und eine grobe Narrative, aber der Film ist viel mehr ein Stimmungsbild, welches die harsche aber wunderschöne Außenwelt mit der zerklüfteten Innenwelt der Protagonisten darstellt.
Ein Mann lebt seit zwölf Jahren alleine in den Wäldern. Seine tägliche Routine besteht darin, mit seinem Esel und seinem Hund die Gegend zu durchstreifen. Eines Tages trifft er auf eine verletzte Frau, die er bei sich aufnimmt. Über den Verlauf des Filmes lernen wir die Charaktere näher kennen, viel mehr durch Handeln als Worte. Das Versteck des Einsiedlers, der sich lieber mit den Kräften der Natur auseinandersetzt, als mit anderen Menschen. Eine Angst, die er von seiner Familie geerbt hat und sich nur in der Wildnis wirklich sicher fühlt. Sie ist ein aktiver Charakter, die wieder zu mehr Selbstbestimmung kommen möchte, aber sich sonst nicht wirklich offen legt. Das ist auch etwas, das mich beim anschauen frustriert hat. Aber das ist glaub ich auch ein Aspekt des Filmes, warum redet ihr nicht einfach offen miteinander, warum könnt ihr das nicht?
Der Film ist wirklich schön geschossen. Die Kamera, der Schnitt und die Musik schaffen einen grandiose Atmosphäre, die durch die Schauspieler nur noch mehr Gravitas gewinnen. Ich mag auch, dass die üppige, aber gleichzeitig karge Landschaft das Innenleben und die Gedankenwelt der Charaktere widerspiegelt. Der Berg, den man besteigen kann, ist dann auch ein vages Ziel, das mehr eine gewissen Drang nach etwas Greifbarem darstellt, als nur eine schönen Ausblick. Die Geschichte von seinem Hund, den er an Wölfe verloren hat, gibt uns auch auf schöne, implizite Art und Weise ein Bild des Jägers. Der neue Hund hat keinen Namen, darf nicht ins Haus und wenn er widerspenstig ist, wird einfach zugeschlagen. Ein herber Verlust für ihn, der dazu geführt hat, dass er sich immer weiter verhärtet. Und damit einhergehend steckt auch seine große Verlustangst. Sie ist so groß, dass er nichts an sich ran lässt. Und sollte mal jemand zu nah an ihn herankommen, wie es bei Irina der Fall ist, dann verfällt er wieder in alte Muster von Rache oder einem präventiven Erstschlag, der dann auch dazu führt, dass er wieder allein gelassen wird. Aus Irina wurde ich aber auch bis zum Ende nicht wirklich schlau. Man erfährt nie, was wirklich damals passiert ist, oder was sie möchte oder antreibt. Das heißt nicht, dass sie nur passiv ist, die Aufstellung gegen die Regeln des Jägers und der Freiheit, die damit einhergeht, ist sehr stark dargestellt. Aber außerhalb davon bleibt sie ein Geheimnis.
Dragoste 1: Câine ist kein leichter Film. Er verlangt viel Aufmerksamkeit, die er sich aber durch die wunderschöne Inszenierung verdient.
Nach Promising Young Women war ich bereit für einen neuen Film von Emerald Fennell. Und auch wenn meine Erwartungen hoch waren, hat Saltburn das ganze nochmal überflügelt.
– ab hier kann es Spoiler enthalten –
Bei den Trailern hat man eine Geschichte erwartet, von einem unschuldigen Jungen, der durch die Welt der Reichen und Schönen korrumpiert wird. Oliver Quick ist ein schüchterner Junge mit einer dramatischen Hintergrundgeschichte, der sich mit Müh und Not einen Platz an einer Elite Uni erarbeitet hat. Einen Platz, den er sich redlich verdient hat. Denn in Sachen Fleiß und kognitive Kapazitäten, spielt Oliver ganz oben mit. Leider führt sowas aber nicht immer zu einem Erfolg, wie man an dem einzigen Freund von Oliver sehen kann. Unfassbar intelligent und perfekt für das Fach, das er sich rausgesucht hat, aber sozial verkümmert, sodass er einfach keinen Anschluss findet. Für Oliver ändert sich das, als er eines Tages sein Fahrrad an einen Studenten leiht, der ihn alsbald langsam aber sicher in seine Freundesgruppe aufnimmt. Auch wenn Felix und Oliver sehr dicke werden, so mag das Umfeld Oliver immer noch nicht. So ist die Reaktion, als Felix ihn zum gigantischen Palast der Familie Catton einlädt, auch eher verhalten. Immer noch etwas fehl am Platz, findet aber die richtigen Zugänge, um sich irgendwie bei einzelnen Personen beliebt zu machen. Wie eine Axt im Walde, tastet sich Oliver in den sozialen Gefügen von Saltburn voran. Bis an seinem Geburtstag plötzlich der Schleier plötzlich. Ein Twist, den ich erst Momente davor gesehen habe. Ein Twist, der meine Frau tatsächlich erschüttert hat, da sie immer noch an das Gute an Oliver glaubte. Aber sobald die Maske verrutscht war, beginnen Dinge zu eskalieren. Das Bild, das man von Oliver hatte, wird plötzlich verschwommen und jede Tat, die er begeht, bekommt plötzlich eine ganz andere Note. Plump, aber irgendwie effektiv schlägt er sich durch, bis zu dem karthasischen Finale.
Handwerklich ist der Film große Klasse. Es fällt mir schwer eine Rolle über die andere zu stellen, weil allesamt so einen guten Job gemacht haben. Richard E. Grant als komplett realitätsfremder Aristokrat, Rosamund Pike als typisch gelangweilte reiche Frau, die sich durch ihren Einfluss und Reichtum benebelt hat. Jacob Elordi als eine Art Katalysator für Olivers Verwandlung, mit einer prätentionen Reinheit, für die er nicht einmal etwas kann. Und natürlich Barry Kehogen, den ich seit “Killing of a Sacred Deer” liebe und hier mal wieder zeigt, was er drauf hat. Die Kamera in dem Film ist herausragend, vor allem in den unangenehmen Szenen, weiß sie genau wie sie das sonderbare grauen einfangen soll. Der Schnitt ist ebenfalls großartig und gibt dem Film ein astreines Pacing. Besonders hervorheben muss ich aber noch den Soundtrack. Nicht nur klingt der Film gut und hat ein haufen großartig gewählter Lizenzierter Musik, der einsatz von den Stücken ist ebenfalls brilliant. Als man mit Oliver über den Campus zieht, läuft das Lied das normalerweise für die Krönung von König:innen vorgesehen ist. Eine grandiose Widerspiegelung des Innenlebens von Oliver, auch wenn man es ihm selbst nicht ansieht. All das wird großartig von Fennell zusammengesetzt, mit einer unfassbaren Nahbarkeit und Intensität. Das Spiel zwischen den Klassen habe ich auch schon lange nicht mehr so gut gesehen wie in diesem Film. Und dazu dann noch das bitterböse Ende, bei dem Oliver als großer Sieger dasteht. Eine bissige Gesellschaftskritik, von einem jungen, der sich das Anwesen und Vermögen clever erschlichen hat, und es damit eigentlich fast noch mehr verdient hat, als der alternde Adel.
Ich liebe diesen Film in einem übertriebenen Maße. Dabei habe ich ihn zum ersten mal gesehen, als ich schon längst aus den Teenage Jahren draußen war. Aber irgendwie hat John Hughes einen fantastischen Draht zur Unbeschwertheit und dem Druck der Jugend. Denn auch wenn der Film zu einer Zeit spielt, zu der ich noch nicht mal auf der Welt war, fängt es doch das Gefühl der Jugend und alles, was damit einhergeht, perfekt ein.
Wie der Titel schon sagt, macht Ferris blau und nimmt sich den Schultag, um mit seiner Freundin und seinem besten Freund Cameron etwas zu erleben. Doch bei all seiner Unbeschwertheit, ist Ferris doch übertrieben clever. Wenn Gott ihm einen Computer gibt, statt eines Autos, dann hackt er sich halt im Jahr 1986 in den Schulcomputer ein und verändert die Daten. Falls jemand an die Tür kommen sollte, wird ein Band abgespielt und falls jemand tatsächlich sein Zimmer betreten sollte, hat er eine Apparatur, welche die Illusion am Leben erhält. Hier hatte jemand sichtlich Spaß, beim Ausdenken von alle möglichen Situationen, und das merkt man auch. Ich liebe auch sehr die Szene im Museum, weil es etwas tieferes, menschlicheres anspricht, was normalerweise in so einem Film keinen Platz hat. Der Film hat einfach so einen fantastischen Drive, dass selbst ein Ferrari da kaum mithalten kann. Jede Szene ist so vollgepackt mit interessanten und lustigen Ideen, dass quasi keine Langeweile aufkommen kann. Die verzweifelten Versuche von Ed Rooney, Ferris beim lügen zu erwischen, das immer weiter aus den Fugen geratene Lügengespinst um Ferris seiner krankheit, die mit unmengen von Blumen und guten Besserungen von den sonderbarsten Orten sich manifestiert, bis hin zu der Parade, deren Energie einfach nur ansteckend ist.
Dabei ist der Film aber auch nicht ein durchgehender Klamauk. Es gibt auch einige Szenen, die emotional stark sind. Gerade wenn es um Cameron geht, zeigt der Film auch mal düstere Seiten, die einen erdrücken können, selbst wenn man privilegiert aufgewachsen ist. Und auch wenn Ferris entweder vergöttert oder verteufelt wird, finde ich es schön, wie offen vielschichtig er dargestellt wird. Den Ferris ist ultra charmant und clever, mit einem offenen und ehrlichen Herz für seine Freunde, aber er ist auch sehr selbstsüchtig und interessiert sich nicht wirklich für Konsequenzen, wenn sie ihn nicht betreffen. Er ist der berauschende Protagonist, aber er ist kein wirklicher Held oder guter Mensch. Denn selbst wenn er sagt, er möchte Cameron helfen, was auch nicht ganz geflunkert ist, macht er doch das meiste für sich selbst. Übrigens, die Szene gegen Ende, als Cameron kurz davor ist alles hinzuschmeißen und sich dann doch für das Leben entscheidet und bereit ist dem Übervater entgegenzutreten, trifft mich immer wieder hart.
Aber nicht nur die Geschichte und das Drehbuch sind gut, auch alles drum herum ist perfekt dafür eingestimmt, das der Film zu dem kleinen Meisterwerk geworden ist. Die Comedy ist zum wegwerfen komisch, großartig gemimt von so vielen talentierten Schauspielern. Der Schnitt und die Musik ist ebenfalls fantastisch, und bindet sich so gut wie es nur geht in die narrative ein. Wenn Rooney mit seiner Sonnenbrille hantiert und das passend mit der Musik unterlegt ist, hat der Film schon gewonnen. Dazu die schon ikonischen Fourth Wall Breaking Momente von Ferris, die den Film noch einen etwas anderen Flair geben und Ferris noch nahbarer machen.
Ich bin kein großer Fan des ersten Films. Er hat viele gute Aspekte aber versaut alles am Ende. Aber The Boy ist ein Meisterwerk im Gegensatz zu dieser seelen- und ideenlosen Fortsetzung. Nicht nur macht der Film nichts Interessantes, geschweige denn etwas Gutes, es macht auch die relativ gute Prämisse des ersten Filmes kaputt. Ich kann nicht fassen, dass es von demselben Team geschrieben und gedreht wurde. Das einzige wie ich mir diese Fortsetzung erklären kann, ist das William Brent Bell und Stacey Menear das Brahms Franchise begraben wollten, bevor es überhaupt einen Atemzug schnappen konnte.
Selbst handwerklich ist der Film eine kleine Katastrophe. Die Kamera ist ideenlos. Es wird auch nicht besser, wenn der Schnitt, die Musik und die Schauspieler allesamt einen grausigen Job machen und jegliches Potential im Keim ersticken. Der Soundtrack dudelt einem die ganze Zeit eine “gruselige” Stimmung ein, obwohl es auch gar nicht zu der Szene passt. So wird man von dem Spannungsaufbau schon von Anfang an Satt und keine der Horror Szene zeigen irgendwelche wirkungen. Der Schnitt ist ebenfalls sonderbar, mit teilweise schon fast lächerlich schlechten Übergängen, die sich anfühlen wie von einem hyperaktiven Kind, das gerade Transitions in Power Point entdeckt hat. Aber man kann der Kamera und dem Schnitt auch nicht wirklich die Schuld in die Schuhe schieben, versuchen sie doch zumindest etwas, um etwas aus der uninspirierten Geschichte herauszuholen. Es hilft auch nicht das alle Schauspieler, allen voran Katie Holmes, unfassbar schlecht sind. Gerade bei ihr hat man oft das Gefühl, das sie gar nicht weiß was sie gerade macht. Wie ein Statist den man ohne Kontext irgendwo hingestellt hat.
Aber jetzt zum schlimmsten Aspekt des Films, die Geschichte und die Direktion. Auch wenn mir The Boy nicht so gut gefallen hat, war es, vor allem für das erste Drittel, ein wirklich gut gemacht und durchdachter Film. Die Konflikte, innerlich wie äußerlich, haben einen wirklichen Effekt gehabt. Es war auch schön, dass die ganze Zeit mit der Übernatürlichkeit der Puppe gespielt wurde, nur um dann am Ende alles irgendwie realistisch fußen zu lassen. Das ist meiner Meinung nach DIE Stärke von The Boy. Hier wird alles über den Haufen geworfen. Hat man in dem ersten Film noch angenommen, dass die Puppe als Ersatz für den Sohn geholt wurde, bekommt hier die Puppe eine hingeschluderte Backstory, die so gar nicht passen will. Wenn die Puppe schon immer Brahms hieß, haben die Eltern dann ihr Kind nach dieser Puppe benannt? Zumindest weiß plötzlich jeder Pub Besucher und das Internet über den Fluch, den Brahms mit sich bringt. Ein Fluch, der dann auch um sich greift und gewaltsame Spuren hinterlässt. Aber warum? Warum plötzlich die 180° Wendung? Das ganze wird auch nicht besser, wenn sie wieder ein Trauma als als Kernaspekt nehmen, dann aber nichts damit machen. Es wirkt wie Alibi, weil man es im ersten Film ja auch so gemacht hat. Es ist auch wahnsinn, wie unfassbar flach diese Charaktere sind. Sie bestehen quasi aus nichts anderem als der Rolle als Vater, Mutter, Kind und etwas Trauma, das dann aber auch egal ist. Es ist auch eine Kunst, einen 90 Minuten Film wie eine Ewigkeit wirken zu lassen. Es passiert einfach nichts, oder wenn etwas passiert, ist es nicht interessant. Dadurch, dass es sich als Fortsetzung identifiziert, aber alle Aspekte des Originals ignorieren, spürt man auch irgendwann eine heftige Frustration aufkommen.
Gäbe es nicht Speed 2, wäre Brahms: The Boy II ein guter anwärter auf die schlechteste Fortsetzung aller Zeiten. Ich kann mir nicht vorstellen das die Autorin und der Regisseur wirklich mit vollem Herzen dahinter waren. Vor allem weil wir den Directos Cut gesehen haben, und ich mir erst gar nicht ausmalen möchte, wie katastrophal die verstümmelte Version sein soll.
They Cloned Tyrone ist eine wunderbare Persiflage mit den Umgang von disenfranchised schwarzen Bevölkerung in den USA. Eine schwarze, dystopische Blaxploitation mit einem Hauch Science Fiction. Ein Vergleich mit Jordan Peele liegt dabei nicht fern. Seine Art und Weise mit Rassismus und einer rassistischen Gesellschaft zu spielen und so überdeutlich zu inszenieren und akzentuieren, dass die daraus resultierende Lächerlichkeit klar wird. They Cloned Tyrone spielt dabei aber nicht nur mit Vorurteilen, sondern integriert sie als wichtigen Aspekt der Narrative selbst.
Spoilerwarnung!
Denn die Welt, in der “They Cloned Tyrone” spielt, wirkt wie aus einem rassistischen Wunschvorstellung eines Republikaners. Eine Gegend, die scheinbar nur aus Junkies, Dealern, Obdachlosen, Prostituierten und Pimps besteht. Alle gefangen in diesem Mikrokosmos, in dem jeder sich selbst der nächste und jeder andere der Feind ist. Wenn Slick sagt “Why does it always gotta be Black-on-Black crime? Hmmm?”, lacht man erst mal, da er ja klar selber Schuld an seiner Bredouille ist. Niemand hat ihn gezwungen, Koks zu kaufen, wenn er das Geld eigentlich gar nicht hat. Und es kann auch nichts dafür, dass seine mickrigen Einschüchterungsversuche nichts gebracht haben. Aber wie es sich später im Film herausstellte, war das alles andere als ein Zufall. Die Regierung machen Experimente in ihrer Gegend. Die Menschen sollen durch Fried Chicken, Traubensaft, Haarfärbemittel, Musik und natürlich Religion gefügig gemacht werden. In der Kirche wird die Herde vom Schäfer immer weiter aufgestachelt, bis zur Ekstase gebracht, unter den heiligen Gedanken der absoluten Gehorsamkeit. Aber das ist nur ein Teil des Experiments. Charaktere wie Fontain und Slick sind wichtig dafür, den Ort und die Menschen ständig unten zu halten. Dass dies auch seine Kreise zieht, sieht man traurigerweise an Yo-Yo, welche die ganze Zeit nur davon schwärmt, endlich von hier weg zu kommen, um nur am nächsten Tag wieder unter der Laterne zu stehen. Man wird von der Welt eingelullt und eingekerkert, in eine in sich so geschlossenen Welt, das es schwer fällt da raus zu kommen. Den das was wir sehen, ist das Ergebnis von Generationen über Generationen von Menschen, den man niemals eine wirkliche Chance gegeben hat. Es ist auch schön, wie eine Apokalypse, im Sinne des Wortes, stattfindet. Die Bühne des Ghettos wird als solche enttarnt, das Gift in der Umwelt erkannt und entschleiert. Etwas, das die Leute erwachen lässt und dabei dann endlich versteht. Auch wenn das in Wirklichkeit nicht so einfach ist, funktioniert es toll in dem Film. Auch das der Revolutionsgedanke dann weitergeht, bis zu Tyrone, ist fantastisch.
Es ist wahnsinnig effektiv, wie unverblümt und direkt der Film mit den Stereotypen umgeht. So eine geradlinige und dick aufgetragene Persiflage kennt man normalerweise nur von Veerhofen. Klar ist die Geschichte mit den Klonen und den Chemikalien übertrieben. Aber solche Stereotypen und was daraus entstehen, haben einen großen Effekt. So macht auch das Ziel des großen Bösewichts sinn, wenn es scheinbar leichter ist groß angelegte Experimente durchzuführen und neue Menschen zu züchten, anstatt das die anderen sich irgendwie anpassen müssten.
Handwerklich ist der Film klasse. Die Kamera versucht das Geschehene so stylisch wie möglich einzufangen. Der Schnitt ist großartig, mit einem steilen Tempo wenn es von nöten ist, und langen Szenen die eine immer größere Gravitas entwickeln. Der Soundtrack ist ebenfalls großartig und wird durch den guten Schnitt nur noch verstärkt. Es ist auch lustig das bei den Netflix Untertiteln alle Musik als Funky bezeichnet wird. Da weiß ich nocht ob es ein Fehler oder ein Witz ist. Die Schauspieler machen auch allesamt eine großartige Figur. Wie man es von Blaxploitation gewohnt ist, sind alle Charaktere etwas überzogen. Aber statt nur einem gewissen Archetyp zu entsprechen, bekommen die Charaktere auch etwas sehr menschliches. Vor allem Fontaine, der toll von John Boyega gespielt wird. Jamie Foxxx als Slick ist ebenfalls großartig. Das liegt unter anderem auch an den großartigen Set-, Maske- und Kostümdesign. Slick in seinem Pimp Outfit und güldener Knarre hat einfach was!
Bevor ich direkt in die Kritik einsteige, möchte ich sagen, dass der Film von mir nur vier (zwei Sterne) bekommt, weil ich ihn in der Sneak gesehen habe. Denn ich glaube der Film funktioniert am besten, wenn man gar nichts davon weiß. Aber selbst dann ist er nicht besonders gut.
Wir wurden im Kinosaal erst einmal von so vielen Studios und Partnern des Filmes beschallt, dass nach dem zehnten Logo die Absurdität zu groß wurde und das Kino einfach zu lachen angefangen hat. Man wird in die Welt eines Hotels und die Vorbereitungen für den großen Abend hineingeführt. Im Verlauf des Filmes lernt man eine Menge von neuen Charakteren kennen, die alle irgendwie bizarr und exzentrisch sind. In der Sneak, ohne zu wissen, was für ein Film das ist und wer ihn gedreht hat, war es irgendwie unterhaltsam. Man hat sich all das Chaos und die teilweise extrem unwitzigen Szenen angeschaut und sich gefragt, wie das alles zusammenkommen wird. Spoiler Alert: Es kommt nie wirklich zusammen. Man sitzt da und fragt sich, was das alles soll. Nichts was in dem Film passiert ist interessant oder hat irgendwelche Konsequenzen. Und dann kam der größte Twist von allen, als wir endlich erfuhren, wie der Film heißt und wer ihn gemacht hat. Roman Polanski? Von den Leuten, die noch im Kino geblieben sind, hat man nur ein überraschendes Lachen gehört. Was um Himmels Willen hat ihn dazu getrieben diesen Film zu machen? Ich hab mir davor gedacht, dass es ein Erstlingswerk eines erfahrenen Regisseurs und Autoren handeln muss. Etwas, das vielleicht mal eine bissige Satire sein wollte, dann aber doch voll am Ziel vorbeigeschossen ist. Man sollte meinen, dass Polanski (von dem ich persönlich gar kein allzu großer Fan bin, auch abseits seiner realen Schandtaten) etwas besser hinbekommt, als ‘The Palace’. Ein Film, der so inhaltslos wie auch blutleer ist. Klar kann man sich jetzt aus dem Fenster lehnen und alles mögliche interpretieren, aber sind wir mal ehrlich, der Ton und die Zusammenhanglosigkeit des Filmes machen das schier unmöglich.
Man bekommt einen Haufen Charaktere vorgeworfen, die manchmal etwas zu tun und zu sagen haben, und manchmal eben nicht. Die Angst von Y2K schwingt bei vielen Leuten mit, darunter auch ein paar, die sich das zu Nutze machen wollen. Dazwischen hat man einen Schauspieler, viele viel zu reiche Menschen, ein Mädchen, das bald ein massives Vermögen erben wird, Russischen Gangstern und eine Familie, die einfach nur Hallo zu dem verschollenen Papa sagen möchte. Und dazwischen die Mitarbeiter des Hotels, die man wohl noch am ehesten als Protagonisten bezeichnen könnte. Aber selbst hier wird irgendwie keine größere Aussage gemacht. Man wartet darauf, dass es endlich klick macht im Gehirn, und man versteht, was der Film einem sagen will. Aber das kommt nie. Was zurückbleibt sind mehr oder minder lustige Szenen, die kaum für sich allein stehen können. Das Drehbuch und die Geschichte fühlen sich teilweise wie von AI geschrieben an. Vage lustige und menschliche Geschichte ohne irgendeinen Fokus. Wie eben auch Kunst aus AI: vielleicht schön anzusehen, aber innerlich komplett leer. Den gut aussehen tut der Film. DIe Schauspieler machen gute Arbeit, die Kamera und der Schnitt machen auch ein paar nette Sachen und der Soundtrack passt zu dieser Art von Film. Aber all das fällt eben durch den fehlenden Fokus und dem schlechten Drehbuch zusammen. Ich muss mir einfach vorstellen, wie der nun 90 Jährige Polanski diesen Film schreibt und sich ständig auf die Schenkel klopft und um Atem ringt. Ein Hund kackt auf das Bett… HAHA. Später nimmt der Hund einen Vibrator in den Mund… HAHA. Und während ihre Besitzerin angedeuteten Analsex mit dem Klempner hat, fickt der Hund eine Pinguin unter dem Tisch… GENIUS!
Ich liebe Bobs Burgers. Ich bin jetzt fast mit allen Folgen durch und für mich haben sie sich zu dem entwickelt, was die Simpsons am Anfang sein wollten. Ein Blick auf eine mittelständische bis arme Familie, mit einem großen Fokus auf Charaktere und deren Struggle. Und während Simpsons teilweise wirklich brillant waren, hat dieses alte Gefühl schon lange keinen Platz mehr in der Serie. Sie können alles machen und das tun sie auch. Hier bei Bob's Burgers gibt es zwar einige kleine Veränderungen über die Staffeln hinewg, aber der Kern ist nicht nur der gleiche geblieben, sondern dabei immer stärker geworden.
Die Sommerferien stehen vor der Tür und die ganze Familie freut sich schon auf die Zukunft. Gene möchte mit seiner Band auftreten, Tina einen Summer Boyfriend absahnen, Louise muss sich mit ihren Minderwertigkeitskomplexen und Bullys in der Schule rumschlagen. Und Linda und Bob bereiten sich auf ein wichtiges Meeting vor, damit sie frohen Mutes an das Sommerfest bei der Werft herangehen können, welches normalerweise die Kassen klingeln lässt. Doch irgendwie läuft dann einiges schief. Gene sein Vorschlag wird gleich niedergeschlagen und auch von seinen Bandkollegen lassen ihn im Stich, Tina traut sich einfach nicht, da sie Angst davor hat, dass ihre Fantasie zu fantastisch ist und die Realität einfach nicht mithalten kann. Louise sucht mutige Dinge, um sich zu beweisen und über ihre Äußerlichkeiten hinweg betrachtet zu werden. Und der verlängerung Vorschlag an die Bank wird abgeschmettert, was eine wirkliche Gefahr für die gesamte Familie darstellt. Als dann auch noch der Gehweg vor dem Restaurant (der im Verlauf der 12ten Staffel immer weiter weggebrochen ist) plötzlich ein riesiges Loch aufklaffen lässt, wird quasi die einzige Chance, sich zu retten, zunichtegemacht.
Man spürt die existentielle Angst von Bob, dass er vielleicht wirklich bald alles verlieren könnte. Louise ist auch ausgezeichnet mit ihrem Drang, nicht als Baby gesehen zu werden.. Alles, was passiert und was sie tun, führt den Plot irgendwie voran und das mit einem großartigen Pacing und neuen Blickwinkeln. Es ist auch toll, dass man so viele alte Gesichter wieder sieht. Der Plottwist war dann doch etwas lahm und fühlte sich überzogen an, vor allem weil er kein besonders interessanter Villain ist. Aber er ist eh nur mehr ein Vehikel, um den Kern voranzutreiben, und das hat ganz gut funktioniert. Man erfährt auch endlich, woher Louise ihre Mütze hat und was sie eigentlich bedeutet. Eine Szene, bei der mir tatsächlich Tränen gekommen sind. Das Ende ist dann auch nochmal besonders schön, mit kleinen Siegen hier und da und einem optimistischen Blick nach vorne.
Wie es so bei verfilmungen von Serien ist, haben sie sich hier auch extra viel Mühe gegeben. Die höhere Framerate, die Schatten und komplexeren Animationen wirken im ersten Moment befremdlich, aber man gewöhnt sich schnell daran. Auch wenn ich erst jetzt erkenne, wie sehr die Charaktere den Muppets ähneln… mit dem anderen Animationsstil ist mir das nie aufgefallen, aber hier können sie es einfach nicht mehr verstecken. Der Soundtrack ist super, mit ein paar wirklichen Bangern und die Voice Actor machen abermals einen fantastischen Job.
Wenn man ein Fan der Serie ist, darf man diesen Film nicht verpassen. Wenn ich den Film, nur als verfilmung von Bobs Burgers bewerten müsste, würde er von mir eine glatte 10 bekommen.
Was erst als meine Go-To-Serie, wenn ich krank im Bett liege, angefangen hat, hat sich dann auch nach Unmengen von Tee und Schlaf zu einer kleinen Obsession entwickelt. Bobs Burger ist eine unfassbar unterhaltsame Serie, die ich viel zu lange ignoriert habe. Von einem starken Kern der Familie Belcher, bis hin zu unzähligen grandiosen Nebencharakteren und immer wieder frischen Ideen für nun schon fast 300 Folgen.
Und egal wie viele Folgen ich gesehen habe, wie viele Geschichten ich schon erlebt habe, es ist immer wieder schön, Dinge mit den Belchers zu erleben. Besonders in Folgen wo sie sich auch richtig weiter entwickeln. So werden sie von den groben Stereotypen am Anfang immer mehr zu runden Charakteren, statt abflachen, wie es oft in solchen Shows ist. Es ist auch so schön, dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Klar, die Simpsons sind nicht gerade reich, aber das hat sie nicht davon abgehalten, alle möglichen Shark Jumping Momente mitzunehmen. Hier bleiben sie immer auf dem Teppich. Und wenn Bob mal 300$ für ein Messer ausgibt, spürt man das auch. Manchmal tut einem die Familie auch echt leid, wenn sie ihre hintern abarbeitet, aber nicht aus dem straucheligen Schwimmen herauskommen. Aber was sie immer haben, sind sich gegenseitig. Und hier ist eine der größten Stärken der Serie. Ich muss nochmal nach Simpsons Beispiel greifen, bei dem es Folgen gibt, die komplett voneinander getrennt sind. Hier steht die Familie trotz allem immer irgendwie im Fokus. Ob es nun die Eltern sind, die Kinder mit den Eltern oder auch die Kinder untereinander. Man merkt das, auch wenn sie nicht viel haben, sie sich gegenseitig haben, und das ist wirklich schön. So sehr es Bob und Linda auch oftmals versauen, so sind sie doch im Herzen richtig gute Eltern, die ihre Kinder so lieben, wie sie sind, auch wenn es manchmal schwer fällt.
Bob ist nicht der hellste, aber er glüht für das, was er macht und für seine Familie. Linda ist dabei noch etwas dimmer, strahlt aber Unmengen von Energie und Positivität aus, die ansteckend ist. Tina gehört zu meinen Favoriten, die sich vom hormonell getriebenen Aussenseiter zu einer starken eigenen Persönlichkeit entwickelt, die auch ihr eigenes Glück dafür opfert, um das Richtige zu tun. Gene ist etwas nervig, aber er hat eben die Passion seiner Mutter geerbt. Auch wenn er nicht viel kann, macht er alles mit vollen Herzen, und das ist schön zu sehen. Louise ist die Jüngste im Bunde, und die mit der stärksten chaotischen Energie. Eine Besserwisserin, die immer wieder etwas Neues lernt und die trotz all dem Chaos, das sie stiftet, doch immer hinter ihren Freunden und Familie steht. Die Charaktere werden durch das großartige Voice Acting fantastisch zum Leben erweckt. Dazu ein starker Support Cast, der nie enttäuscht und immer wieder neuen Gästen, wie zum Beispiel Paul Rudd als Tinas imaginäres Pferd Jericho, welche die Show ständig frisch halten und mich immer wieder auf IMDB jagen, um zu sehen, warum ich diese Stimme kenne. Der Artstyle ist auch an mir gewachsen. Ich muss zugeben, dass ich erst kein großer Fan davon war, gerade in den ersten Staffeln. Es ist alles noch sehr rau und etwas unausgegoren. Aber sie finden ihren Groove und tischen dann auch ab und an mal richtig lustige Mimiken und Gesten auf, die einen voll von der Seite erwischen.
Natürlich wandelt sich die Serie mit der Zeit. Ich glaube nicht, dass sie am Anfang gedacht haben, dass sie irgendwann mal an die 300 Folgen Marke herankommen. Und man muss sagen, dass nicht alle Folgen ein Hit sind. Es gibt eben ab und zu mal ein paar Durchhänger. Besonders herausstechen für mich sind dabei die Geschichten innerhalb einer Geschichte, wie es zum Beispiel in Treehouse of Horror zu sehen ist. Ähnlich wie bei den Simpsons gibt es ganze Folgen, die davon eingenommen werden und einfach nur andere Geschichten neu erzählen. Solche Folgen schwanken leider immer was die Qualität angeht. Ist es wirklich nötig, Predator nachzuerzählen, und nur ein paar Adjektive, Madlibs mäßig auszutauschen? Etwas, das bei mir leider auch nicht immer zieht, ist die Musik. Es ist schön, dass die Macher gerne mindestens einen Song (meistens im Outro) für die Folgen basteln. Aber meistens sind sie eher schlecht als recht. Es gibt ein paar Banger, aber die Anzahl der ungeschickten und teilweise unpassenden Musical Nummern zieht leider nicht immer.
Aber am Ende übertreffen die guten Folgen doch die paar schlechten oder durchwachsenen. Die Folgen haben immer eine schöne Dynamik, sodass die 25 min laufzeit wie im Flug vergehen. Dabei wird teilweise auf sehr feinfühlige und lustige Art und Weise Aspekte von zwischenmenschlichkeit, eigener Identität und dem streben, nach dem Richtigen erörtert. Alle Charaktere haben ihre stärken und schwächen, und mit jeder Staffel, werden diese interessant ausgearbeitet, ohne dabei abflachen. Für mich hat die Serie ein richtiges Hoch in Staffel 6 und 7 erreicht, das ich auch gerne mit den Hochzeiten der Simpsons vergleichen kann. Und tatsächlich die neuesten Staffeln, die ein paar richtig grandiose Folgen haben (ich sagen nur Bladerunner). Nur dass Bob's Burger noch nicht so weit aufgebraucht ist, dass die Folgen merklich schlechter werden. Die Show hat eine überraschend starke und gleichbleibende Qualität an sich, wie es sie nicht so oft gibt. Das liegt auch daran, das es ein paar Sachen gibt, die tatsächlich kontinuierlich bleiben (Tattoo oder Bathroom).
Wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt, gebt sie euch! Man kann auch gerne später anfangen, wenn man es vielleicht schonmal mit dem ersten begonnen hat und es nicht so zünden wollte.
Diese Kritik ist etwas anders gestaltet, als ich es sonst mache. Ich werde erst einmal über Allgemeinheiten reden, dann in einen Spoiler Teil eingehen und am Schluss noch meine Gedanken sammeln, die ich nach dem Lesen des Graphic Novels habe.
Nur als TLDR: Die Serie hat ihre Schwächen und nutzt das Potential der Geschichte nie wirklich aus, vor allem in der Narrative. Aber man kann schon Spaß damit haben und es hat auch ein paar interessante Aspekte. So würde ich der Serie eine 5.5 geben. Aber dadurch, dass die Serie quasi nichts mit dem Comic zu tun hat und das Comic auch alles so viel besser macht, muss ich drei Punkte abziehen.
Die Prämisse ist eine gute! Ich bin auch immer ein Fan von Zeitreise Geschichten, auch wenn man da wirklich extrem vorsichtig sein muss, damit man es nicht irgendwie verkackt. Die Geschichte, alle Akteure und alles was geschieht muss bombenfest sein, sonst zerfällt alles ganz einfach. Bodies schafft es, dass nicht zwingend alles zerfällt und man sich von einer spannenden Geschichte ganz gut unterhalten lassen kann. Aber um ehrlich zu sein, klappt das nur, wenn man nicht zu sehr darüber nachdenkt. Handwerklich ist die Serie, wie man es von Netflix gewohnt ist, gut. Die Schauspieler machen allesamt einen ordentlichen Job. Die Kamera ist super und im Schnitt wird auch gerne mal mit dem Panel Format gespielt. Der Soundtrack hat mir tatsächlich sehr gut gefallen, mit ein paar herausragenden Stücken. Aber das ist natürlich nur eine Sache der ganzen. Wenn die Geschichte schlecht erzählt ist, kann man es auch nicht mit den schönsten Bildern und Klängen retten. Und das ist eine Krux der Serie.
Die Narrative ist einfach zu schleppend und unfokussiert. Es ist schön und gut, dass alle Charaktere interessant sind, es ist auch in Ordnung, dass diese Charaktere auch abseits von dem Fall beleuchtet werden. Aber wenn es wirklich über Folgen hinweg fast gar keine Überschneidungen gibt und die Kurzgeschichten nirgendwo hingehen, fühlt sich das Gesehene wie unnötige Füller an. Man hätte locker Folge zwei bis vier in eine packen können und die Serie hätte ein viel besseres Pacing gehabt. Irgendwann fragt man sich, warum man jetzt so viel Wert auf Aspekte gelegt werden, die zwar später wichtig werden, aber man auch in binnen von Minuten erzählen könnte. Und das Interesse schwindet von Folge zu Folge dahin, bis es in Folge sechs erst wieder richtig losgeht. Aber nicht nur im Pacing hat die Serie ein Problem, teilweise sind die Geschichten auch einfach nicht gut erzählt.
Ab hier beginnt der Spoiler Part:
Nehmen wir Karl als Beispiel. Man hat keine Ahnung, wer er ist und warum er am Anfang der Serie so grausame Sachen macht. Das ist an sich erst mal in Ordnung, da sie später versuchen, ihn klarer zu zeichnen. Aber vieles davon widerspricht sich. Als er den Sündenbock in seiner Wohnung erschießt, macht er das mit einer grausamen Kaltblütigkeit und Routine, dass man das Gefühl bekommt, dass er wirklich vor nichts zurückschreckt und deswegen so ein Asset für die mysteriöse Gruppe ist. Wenn er aber später sagt, das das sein erster Mord war und es ach so schrecklich war, glaubt man ihm das nicht. Bei Shahara kommt ihr Charakter auch einfach viel zu kurz. Man fragt sich, warum sie extra so einen wichtigen Tag, den sie eigentlich mit der Familie feiern sollte, lieber in Uniform verbringt. Ich hab gehofft, dass man dafür noch irgendwann eine Erklärung bekommt, ähnlich wie vielleicht bei Iris, aber nein. Es ist klar das der traurigen Selbstmord als katalysator fungiert, um sie zu motivieren und den Fall bis in die tiefe zu durchleuchten. Aber alles, was an diesem Moment passiert, schüttelt sie einfach ab und rennt blind voran. Ihr Charakter wird nur noch zu einem Vehikel, um den Plot voranzutreiben. Alfred ist ein sonderbarer Fall. Man gibt ihm und Henry so viel Raum in der Serie, dass ich irgendwann aufgehört habe, mich für ihn zu interessieren. Vor allem nachdem der ursprüngliche Fall keine Rolle mehr spielt. Natürlich kam später auch alles zusammen, aber da war das Interesse nicht mehr wirklich da. Vor allem, weil auch nicht klar gemacht wird, warum Henry ALLES aufs Spiel setzt. Wahrscheinlich aus Liebe und Ehre eines Journalisten, aber das wird dann auch zu schwach gezeichnet.
Iris ist nochmal eine ganz andere Nummer. Für alle Charaktere ist es wichtig, in welcher Zeit sie leben. Ob es nun das Vorgehen der Polizei oder die akzeptanz in der Gesellschaft ist. Aber für die Zukunft Vision bekommt man als Zuschauer nie einen tieferen Einblick und Verständnis. Sie lebt in einer Art Utopie, in den es keine Ungerechtigkeiten gibt, und man auch als jemand mit starken körperlichen Beeinträchtigungen sein volles Potential entfalten kann. Es gibt auch Frieden, auch wenn man nicht viel vom Rest der Welt mitbekommt. Ich glaube auch Mannix, wenn er sagt, dass er eine Welt erschaffen möchte, in der Henry und Alfred zusammen sein können. Beim ersten Mal wirkt das Mantra “Know you are loved” sehr hohl. Aber bei allem, was wir in der Zukunft sehen, ist dieses dann doch authentisch. In einem Gespräch mit Defoe verteidigt Iris auch brennend diese neue Gesellschaft. Es gibt keine kapitalistischen Monster, welche die Armen ausquetschen und sich in den Säften suhlen. Menschen können sich lieben und Ziele erreichen, unabhängig von Oberflächlichkeiten. Um ein gutes Leben zu führen, muss man sich in die Gesellschaft integrieren, aber dann stehen einem alle Türen offen. Und da man die Zukunft quasi nur aus Iris' Augen sieht, wirkt diese Zukunft aufrichtig und gut. Klar sieht sie für uns Zuschauer etwas düster und dystopisch aus, aber das sind nur Symbole und Propaganda, die nie wirklich aufgelöst werden oder dann eben nichts mit den negativen Emotionen, die man dabei spüren soll, übereinstimmen. Es braucht mehr als nur einen halbarschigen Nazi hafter Darstellung, um einen zu zeigen, das diese Zukunft es nicht wert ist. Als Iris sich plötzlich gegen all das stellt, kommt das aus dem Nichts. Klar ist eine Bombe, die hunderttausende Menschen das Leben gekostet hat, eine furchtbare Tat, aber alle Gesellschaften fußen auf der Grausamkeit der Vergangenheit. Natürlich spiele ich dabei nur des Teufels Advokaten. Aber die Show gibt einem nie einen wirklichen Grund, das große Ziel von Mannix zu vereiteln.
Es kann sein, dass die Geschichte viel grauer sein sollte. So agiert doch Mannix wie auch Shahara äußerst selbstsüchtig, auf der Suche nach einer heilen Welt. Es ist natürlich moralisch gut, den Tod von hunderttausenden Menschen verhindern zu wollen, aber es geht ihr viel mehr, um ihre Sünde abzuschütteln und ihren Sohn zurückzubekommen. Die Moral ist dabei eher nebensächlich. Was an sich auch vollkommen okay ist, aber warum hören wir dann da auf? Warum verhindern wir nicht den Holocaust? Warum hilft man nicht den 300 Spartanern gegen das Persische Reich zu siegen? Warum sollte man hier aufhören? Und so kommen wir zu einer weiteren Krux der Show.
Das Problem mit Zeitreisen
So, wie die Zeitreise über die ersten sieben Episoden funktioniert, ist eine komplett andere als die, die uns dann am Ende aufgetischt wird. Der Loop indem wir uns befinden, ist prädestiniert. Alles passiert gleichzeitig und zwar die ganze Zeit. Dabei ist es auch vollkommen egal was man tut, denn am Ende ist es nur ein Teil der Realität, die schon immer und für alle Zeit feststeht. Das ist eine Eigenschaft, die immer mit solch einem engen Zyklus einhergeht. Sobald man sich gegen die Prophezeiung stellen möchte, spielt man diese nur in die Hand. Diese Art von Zeitschleife unterscheidet sich von denen, wie man sie aus “Palm Springs” oder “Täglich grüßt das Murmeltier” kennt. Hier wiederholt sich ein Zeitschnitt immer wieder, egal was man macht, nichts hat einen Sinn und wird am Ende des Zyklus wieder zurückgesetzt. In Bodies ist es eben anders, es passiert alles gleichzeitig. Nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart stehen fest, auch alles, was bis zum Hitzetod des Universums stattfinden wird, ist festgeschrieben. Paradoxe, die dabei auftauchen, werden einfach gefestigt und so zur Realität gemacht, sodass es seine Paradoxität verliert, weil es schon immer so war.
Bis eben zur letzten Episode, wo das ganze aus unerfindlichen Gründen über den Haufen geworfen wird. Sie reden darüber, dass diese Schleife scheinbar ein fester Bestandteil ist, und deswegen im Grunde nicht geändert werden kann, als ob ein Gott die Hand darüber hat und dies die Regeln sind. Sie umgehen das aber, indem sie einfach in die Zeit zurück springen? Wenn die Welt wirklich so ist, wie sie für die ersten sieben Folgen war, dann ist Iris schon immer zurück gesprungen und das Ergebnis ist dasselbe. Wenn sie einen neuen Loop aufmacht und dieser den ersten Loop angreifen kann, dann ist einfach alles möglich. Alle Regeln werden aufgehoben. Sie siegen über Mannix, indem sie Zwietracht säen, aber in diesem neuen Zyklus hätten sie ihn auch einfach auf offener Straße erschießen können. Dadurch, dass die wenigen und festen Regeln plötzlich irrelevant sind, ist eigentlich der Rest egal. Ab hier wird Pandoras Büchse aufgemacht, wo man sich fragt, warum wollt ihr nur dieses Leid verhindern? Warum nicht mehr? Ich denke, das wird geteasert mit Iris im Taxi am Ende, aber die Idee finde ich grauenhaft und macht die ganze Prämisse kaputt.
Ich denke mir das sie das einfach nicht bedacht haben. Es gibt eine Art Erklärung, die aber eher schwach ist, wenn man nur etwas darüber nachdenkt. Also vielleicht nicht so viel darüber nachdenken. In ihren Regeln gibt es halt diesen Gott, der an diesen Vorgängen festhält und das ist eben das Loophole, das ein fixer punkt die Entscheidung des jungen ist. Klar passt das zu der Narrative, vor allem die die sich Mannix selbst geschaffen hat, aber ich persönlich find es etwas einfach gedacht.
Das Leiden und die Freude des Wissens.
Ein Aspekt, der mir sehr gut an der Serie gefallen hat, war der Kult und der Wahn der Wissenden. Die Idee war clever umgesetzt und hat auch wunderbar funktioniert. Die Vorstellung, dass man sich nicht nur wirklich bewusst macht, dass man weiß was geschehen wird, und zwar mit absoluter Sicherheit, ist eine überwältigende. Dabei fand ich die verschiedenen Darstellungen auch sehr gut gelungen. Man kann dem ganzen fruchtlos widersetzen, so wie es Shahara macht und mit jeder Handlung dem Unausweichlichen entgegensteuert. Man kann daran verzweifeln, wie Saed, dessen eigene Identität und Freiheit an dieser Erkenntnis zerschellte. Dann hat man da noch die Eingeweihten, welche sich an der Sicherheit einer glorreichen Zukunft erfreuen und denen das Fatalistische jeder Handlung eine wichtige Bedeutung zuweist. Und gibt es etwas Schöneres, als sein ganzes Leben für etwas wirklich Bedeutsames zu arbeiten? Man wird zu einer Figur, die man sonst nur aus Geschichtsbüchern kennt, große Menschen, die sich für eine großartige Veränderung der Welt einsetzen, mit der absoluten Gewissheit, dass sie Früchte tragen werden. Samen säen für einen Long Harvest. Mannix, das Paradox um das sich alles dreht. Er hat das unglaubliche Wissen, dass er Alt und zufrieden sterben wird, und dabei die Welt zu einem durch und durch besseren Ort gemacht hat. Er trägt das wie eine Plot-Armor und weiß, dass alles, was er machen wird, jeglichen Gefahren, denen er sich aussetzen wird, gut ausgehen wird. Ich glaube, dass er selbst sonst gar nicht viel mehr erzählt hat. Denn er hat sichtlich Spaß an seinem Spiel, gewogen in eine unzerstörbare Sicherheit. Geschmiedet aus Leiden, das ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Naja, bis zur letzten Folge. Es ergibt nicht viel Sinn, dass dieser kleine Konflikt ihn so tief erschüttern sollte, dass er von seinem Plan abweicht oder gar einen weiteren Gedanken daran verschwendet. Das Wichtigste, die Utopie, ist wahr und sie ist in seinen Augen ein vollkommener Erfolg. Aber nein, aus irgendeinem Grund funktioniert es jetzt. Und hier ist nochmal ein Punkt, der mich an der Geschichte gestört hat.
Wenn man die Bösen mit dem wahren Mantra “Sei gewiss, du bist/wirst geliebt” als Bösewichte darstellt, dann wird es gleich extrem zynisch. Ich verstehe einer der Kernkonflikte, nämlich was man für das größere Wohl (The Greater Good) machen darf und wo die Grenzen liegen. Aber wenn das wirklich der Fall sein soll, dann haben sie abermals versagt, in dem sie die Zukunft, das, worauf Mannix fußt, kaum darstellen. Man hat diesen guten und ehrlichen Konflikt kaum ausgearbeitet. Und so ist dann das Ende, das man einem Menschen, der nur leid erfahren hat, der eine Utopie aufbauen möchte, bei dem Menschen sich lieben und es ihnen und der Natur gut geht, damit zerschlägt in dem man das Leid vergrößert und Niedertracht und Hass säht. Ich verstehe einfach nicht genau, was die Aussage dahinter sein soll. Auch dass niemand Elias sagt, was es für ihn bedeuten wird, wenn er die Bombe nicht zündet, ist irgendwie grausam. Mit dieser moralisch richtigen Entscheidung löscht er sich unwissend aus.
Man hätte vielleicht die Motivation von Mannix etwas vielschichtiger darstellen sollen. Man hätte sich mehr auf einen Geltungsdrang stützen sollen, der Arroganz zu sagen, was eine bessere Welt ist und die Opfer für das große Wohl. So wirkt er moralisch ambig, der Grausamkeiten macht oder machen lässt, für eine Zukunft, die es Wert ist.
Vergleich zum Graphic Novel
Ich wollte erst einmal die Serie anschauen und anschließend den Graphic Novel lesen. Als ich etwas unzufrieden die letzte Folge verlassen habe, habe ich die Seiten aufgeschlagen. Und der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Es ist schockierend, dass sich die Serie überhaupt nach dem Comic nennen darf. Es werden Namen, manche Charaktereigenschaften und Aspekte der Prämisse genommen, der Rest ist alles frei erfunden. Als ob jemand nur diese Informationen hatte und dann eine ganz eigene Geschichte entwickelt hat. So verkommt im Vergleich zur Graphic Novel die Serie nur zu einer höchst unausgegorenen Fan-Fiction.
Jede der Epochen wird von einem anderen Künstler illustriert und hat somit ein ganz eigenes Gefühl. Das Pacing ist fantastisch, und die Erzählung ist ebenfalls großartig. Statt viel zu explizit und lange auf Dinge einzugehen, werden hier mit knappen Worten und Taten Dinge zum Ausdruck gebracht. Jeder Charakter steht für sich da und hat wichtige Aspekte in sich, die relevant sind. Shahara ist nicht einfach nur eine Muslime, die am Anfang auf ein paar Faschos trifft. Es ist ein bedeutender Teil der Geschichte, dass sie gegen eine immer größere und gewaltbereite rechten Szene kämpft. Auch die Homosexualität von Hillinghead hat im Comic eine ganz andere Bedeutung. Er hat keine Familie, um die er sich sorgen muss. Er muss eher im Verlauf der Geschichte mit seiner eigenen Sexualität zurechtkommen und dieser Moment wirkt dann auch wie ein mächtiger Befreiungsschlag. Und Karl ist komplett anders, ein grausamer Opportunist, dessen Überlebenstrieb dann von einer Schuld auf die Spitze getrieben wird. Alles wird auf die “Long Harvest” ausgerichtet, mit verschiedenen Akteuren in jeder Zeit, die alle auch etwas anderes unter dem Begriff verstehen. Dabei ist es keine große Verschwörung, wie es in der Serie ist, sondern eher ein Akt der deutung und bewertung von uns Menschen. Man kann auch nicht wild durch die Zeitspringen und überall Paradoxe aufbauen. Es gibt einen, der immer wieder auftaucht, manchmal als Leiche manchmal als Täter. Er ist der katalysator um England zu retten und dabei die Welt zu einem besseren Ort zu machen, zumindest in seinen Augen. Ein Wesen dessen Blut halluzinogene Eigenschaften hat und den trinkenden die möglichkeit gibt, ebenfalls durch die Zeit zu schauen, wie ein Schatten an der Wand. Auch die Zukunft ist komplett anders. Keine Utopie eines Mannes, sondern das ergebnis eines Unfalls, welcher die Köpfe aller Menschen zu Fondue werden lassen hat.
Der Graphic Novel ist eine faszinierende Geschichte über wandel in der Gesellschaft, über Gruppierungen und Konflikte durch die Zeit und die Fragilität welche dieser einhergeht. Es geht um das entschleiern von Vorstellungen und dem Prozess des Heilens. Und das ist nur meine Interpretation, die vielleicht auch komplett daneben ist. Aber die Geschichte bietet einem das, und zwar mit so einer tiefen und gleichzeitigen Nah- und Unnahbarkeit. Wenn euch Grundzüge an der Serie gefallen haben, lest das Buch. Wenn euch die Serie gar nicht gefallen hat, lest das Buch. Und wenn ihr riesen Fans der Serie seid, dann lest das Buch.
Ich erinnere mich, dass ich den Film damals in einer Sneak gesehen habe. Ich wusste noch, dass ich die Prämisse ganz gut fand, aber der Film stetig abgebaut hat und am Ende richtig abstürzte. Aber irgendwie sehe ich immer wieder Stimmen online die diesen Film lieben und so wollte ich ihm nochmal eine Chance geben.
Der Film fängt vielversprechend an. Ein Mädchen, das vor etwas wegrennen möchte, findet Arbeit als Hausmädchen in einem mächtigen Landhaus mitten im Nirgendwo. Sie soll auf den kleinen Brahms aufpassen, während die Eltern ihre erste Reise seit Ewigkeiten unternehmen. Der einzige andere Kontakt, ein junger Mann, der das Haus mit Nahrung und allem anderen Nötigen versorgt, scheint auch sehr nett zu sein. Doch etwas stimmt mit diesen Brahms nicht, mit versteinerter Miene und steifen Gliedmaßen, stellt sich der Sohn als eine Puppe heraus. Doch die Eltern lieben diese Puppe wie ihr verlorenes Kind und möchten, dass er während ihrer Abwesenheit gut umsorgt wird.
Die Prämisse ist toll! Vor allem auch gut unterstützt durch die Vorgeschichte der Protagonistin, von einer giftigen Beziehung und dem Tod eines Kindes. Der Film schlägt auch viele interessante Richtungen ein, sodass man sich nie sicher sein kann, worum es jetzt gerade wirklich geht. Gerade der Aufbau ist auch super faszinierend. Ähnlich wie bei Get Out bekommt die kennenlernige Szene der jungen und alten eine ganz andere Bedeutung annimmt, wenn man weiß was passieren wird. Die Schauspieler machen es auch allesamt gut. Das Sounddesign ist teilweise überragend und die Musik stützt das Erzählte auf eine sehr gute Art und Weise. Die Kamera macht auch einen guten Job, mit tollen Bildern die Umgebung und Umstände einzufangen und nebenbei die Narrative mit verschiedenen Blickwinkeln zu füttern.
Warum aber dann diese schlechte Bewertung? Ganz einfach, meine Erinnerung hat mich leider nicht getrübt, und der Film baut rapide ab. Das liegt hauptsächlich an der Inszenierung. Der Anfang, die Prämisse und die ersten Tage der Gewöhnung sind toll eingefangen, aber sobald es etwas wilder in dem Haus zugeht, wird an allen Ecken und Enden Potential verschwendet. Ab hier wird es Spoilerig!
Ich verstehe ihren Wandel von “nicht an Brahms glauben” zu “er ist echt!”. Gerade mit ihrem christlichen Hintergrund, den sonderbaren Geschehnissen in dem Haus und ihrer eigenen Lebenserfahrungen. Aber das ganze kommt einfach viel zu schnell! Diese Phase ist auch etwas zu kurz und man bekommt kein gutes Gefühl für die Beziehung zwischen den beiden und was sie gerade für Greta bedeutet. Aber das ist noch verzeihlich, wo mich der Film verloren hat, beim Auftauchen des echten Brahms. Ich verstehe, warum er die Maske hat, warum er so aussieht, wie er aussieht und sich so verhält, wie er sich eben verhält, aber die Phrogger Storyline hatte kaum Zeit zu atmen, bevor es im vollkommenen Chaos versinkt. Es ist auch sonderbar, dass der Bub scheinbar in den Wänden zu Superkräften gelangt ist oder Daddy ihn irgendwo ein Hantelset versteckt hat. Ständig wird er gegen den Kopf geschlagen, getreten, beworfen und anschließend steht er wie eine Eins. Ich finde, sowas kann man mit klassischen Slasher Monstern machen, aber das passt einfach gar nicht zu der Geschichte hier. Ich mochte wie Greta dann die Kraft der Regeln eingesetzt hat, um ihn zu bändigen, aber das Flüchten und das Ende kommt dann doch irgendwie sehr abrupt.
Und das ist so schade, ich würde den Film gerne mehr mögen. Man merkt, dass sich da jemand wirklich viele Gedanken und ein ordentliches Drehbuch geschrieben hat. Die Charaktere sind toll aufgebaut, man foreshadowed total viel auf eine geschickte Art und Weise und kontextualisieren können sie auch. Ich mag auch extrem, dass das erste Opfer von Brahms der Ex-Freund Cole war, denn da freut man sich eher, dass dieser Mensch niemandem mehr weh tun kann, aber die Gefahr danach ist dafür umso schockierender. Aber sowas fällt dann total flach, wenn Teile der Geschichte einfach schlecht erzählt sind. Auch von den Effekten her, als Brahms einen Schock bekommt und plötzlich Fotos vor seinen Augen aufblitzen sieht, wirkt das nicht nur schlecht, sondern zieht einen auch extrem aus dem Geschehen heraus. Was dabei auch nicht geholfen hat, und zugegebenermaßen ein ziemlicher Pet Peeve von mir ist, sind Traumsequenzen in Filmen. Wenn der ganze Film eh schon eine Art Albtraum ist, dann finde ich, kann man es machen. Oder wenn es etwas Größeres auf geschickte Art und Weise wie ein dunkles Omen andeutet, aber da muss man es schon geschickter machen. Ich verstehe auch, wenn es die Anspannung in dem Charakter darstellen soll. Das funktioniert dann aber nicht, wenn man als Zuschauer zusieht. Denn für den Zuschauer ist, im idealen Falle, alles irgendwie realistisch und greifbar, was in einem Film passiert. Wenn die einzige Gefahr sich nur als Traum herausgestellt hat, und man nicht gerade Freddy Krueger hinter sich hat, raubt das total viel von der Glaubwürdigkeit des Filmes und man nimmt den Horror, der vielleicht noch ansteht, viel weniger ernst. Dasselbe Phänomen wie bei billigen Jumpscares, die zwar einen Sinn und Zweck haben, aber meistens alles nur schlammiger und weniger greifbar machen.
Aber ich kann auch verstehen, wenn Leute den Film mögen, bei mir hat es leider gar nicht gezogen, was ich schade finde. Den das Fundament und die meisten handwerklichen Aspekte sind richtig gut! Da ärgert es einfach noch mehr, wenn das Werk am Ende doch nicht das ist, was es hätte sein können.
Eine Netflix Dokumentation anzuschauen, ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt. Manchmal beißt man in eine Praline und es gibt eine Geschmacksexplosion einer Pulitzer Preis würdige Dokumentation. Großartig gefilmt und erzählt, geben sie einem ein tieferes Verständnis in den gewählten Themenbereich. Manche schmecken Faden oder eben gut genug, den man es auch in einlullender Dauerschleife laufen lassen könnte. Und manchmal hat man einen ganz sonderbaren Geschmack im Mund, “Der Teufel auf der Anklagebank” gehört eindeutig zu dieser Kategorie. Ein aggressiver Geschmack beim Reinbeißen, das für die erste Zeit komisch klebrig im Mund zurückbleibt, aber nach einer gewissen Zeit Sinn macht und man zufrieden, aber vorsichtig den letzten Bissen nimmt.
Die Prämisse ist interessant und der Fall auch (spätestens seit Conjuring 3) sehr bekannt. Man bekommt impressionen von all den Menschen, welche all die Geschehnisse erlebt haben. Dabei wird zwischen Interviews, altem Bild- und Tonmaterial gewechselt. Soweit so gut. Aber was diese Doku herausstechen lässt, sind die nachgestellten Szenen. Anstatt nur irgendwelche vagen Nahaufnahmen aufgetischt zu bekommen, die das Gefühl der Situationen rüberbringen sollen, werden die Szenen hier richtig nachgestellt. Tatsächlich gehen sie teilweise so weit, dass es sich wie ein Horrorfilm anfühlt. Sowas habe ich in einer Dokumentation so noch nicht gesehen. Wo dann leider die Immersion bricht, ist, wenn man Szenen anhand der Tonaufnahmen nachstellen möchte. Durch die langsamen Kamerafahrten und den ernst dreinschauenden Gesichtern, haben sie den Ton der Aufnahmen nie getroffen. Was dann auch etwas zu viel war, waren die Verzerrungen der Polaroid Bilder, via AI. Aber ansonsten fand ich es sehr gelungen, wie sie mit den Aufnahmen, Bildern, Nachrichten und Interviews interagiert haben.
Leider werden sie, für meinen Geschmack, etwas zu innovativ mit der Narrative der Doku. Am Anfang bekommt man nur die Blickwinkel von den Gläubigen zu hören. Durch die Horrorfilm Artige Inszenierung hatte man das Gefühl, dass sie dieser Narrative noch mehr Druck verleiten wollen. Ohne es jemals zu hinterfragen, wird man immer tiefer in den Wahnsinn der armen Familie hineingezogen. Eine Dokumentation sollte unbiased sein, und so wie es hier dargestellt wurde, in einer eigentlich neutralen Dokumentation, fühlte es sich sehr an, als ob sie nur diese eine ‘Wahrheit’ darstellen wollten, ohne das Gesagte jemals herauszufordern. Aus diesem Grund haben meine Frau und ich auch ständig die Pausetaste gedrückt, weil wir es so einfach nicht stehen lassen konnten. Erst nach der Hälfte kommt der große Bruder zur Sprache, der ein ganz anderes Bild von der ganzen Situation hat. Mit den Twists stellt sich die Dokumentation auf den Kopf, was an sich cool ist, aber vielleicht nicht wirklich der richtige Weg für eine Doku. Man fühlt sich während der ersten Hälfte auch irgendwie verarscht. Es ist interessant, wie sie die Audioaufnahmen nehmen, um das Gefühl der damaligen Situation einzufangen, nur um das Band dann stehen zu lassen, wenn es um die paranormalen Vorkommnisse geht, wie dem Klopfen oder das Beben der Wohnung. Sowas haben die Macher die ganze Zeit gemacht, um den Geschichten Glaubwürdigkeit zu geben, ohne das einem auffällt dass plötzlich etwas wichtiges fehlt. Diese Teile wurden dann durch die Horrorfilm-Aspekte gefüttert. Klar, der Twists funktioniert, aber ich weiß nicht, ob es das wert war.
Ab hier lehne ich mich etwas heraus und gebe meine Interpretation der Geschehnisse. Ich glaube, dass der arme David eine heftige Panikattacke hatte. Die Realisierung einer großen Veränderung, das Ausziehen der Schwester aus dem Elternhaus, macht ihm in der neuen Wohnung plötzlich große Angst. Allein in dem Raum wird er davon überfallen. Panikattacken haben auch eine unmenge physischer Auswirkungen, den sehr gut zu dem Erzählen passen. Um eine Rechtfertigung zu finden, oder durch das Schlafmittel, das ihm über Jahre verabreicht wurde, sieht er eine Figur. In seinem begrenzten Wissen über die Welt sieht der Teufel halt so aus, wie ein Kind sich den Teufel vorstellt. All diese Gedanken werden dann immer weiter von seinem Umfeld gefüttert. Von einer hysterischen und kontrollierten Mutter, die zwar sagt, dass sie tief christlich ist, aber eigentlich nur die Randnotizen davon mitgenommen hat. Das ganze wird nicht besser, wenn die Warrens auftauchen und dem Monster weitere Facetten geben. Facetten, die David unbewusst mitnimmt und dann in seinem besessenen Zustand wiedergibt. Wie kann er auch anders, wenn die wichtigsten Menschen in seinem Leben ihn ständig festhalten und anbrüllen. Gefüttert und gestützt von zwei Fremden die eine große Autorität ausstrahlen. Versetzt euch einfach in seine Rolle. Du wirst von einer Panikattacke überrollt und wenn man nach einem Grund sucht, findet man den bei der fanatischen Vorstellung der Mutter, die eh alles in der eigenen kleinen Welt kontrolliert. Eine Frau mit einer obsessiven Persönlichkeitsstörung, die bei den kleinsten Dingen explodiert. Man verkrampft sich, und alle die Worte und Bilder die man bekommen hat, schießen durch den Kopf. Wenn alle sagen, dass es so ist, muss es auch so sein. Und um Druck abzubauen, beginnt man durchzudrehen, die Energie gewaltig nach außen zu schießen. Deine Familie greift nach Kamera und Mikrofon, sie beschimpfen dich, machen dich klein. Deine Mutter schreit dir ins Gesicht, während alle dich gewaltsam festhalten. Der Körper spannt an, man möchte explodieren, wird aber festgehalten, der Kopf dreht sich auch immer weiter ab und lässt sich in diesen Moment reinfallen. Natürlich fühlt es sich für dich und deine Familie so an, als ob du vom Teufel besessen bist. Dass er natürlich nicht von DEM Teufel besessen ist, merkt man an dem, was er sagt. Welcher Teufel benutzt das Schimpfwort Douchebag? Welcher Teufel sagt, dass Jesus in der Hölle sterben wird, auch wenn das Theologisch nicht wirklich viel Sinn macht. Genauso wenig sollte sich der leibhaftige Teufel nicht von einer Ohrfeige klein machen lassen. Aber ich glaube, dass David und seine Familie daran geglaubt haben. Deswegen hat der Exorzismus auch funktioniert, mit diesem ausartenden Ritual, das selbst aufgebaute Monster loszulassen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Arne auch so fest daran geglaubt hat, dass er seine Tat von sich selbst dissoziiert hat. Insofern war der Teufel wirklich da, aber nicht eben der leibhaftige. Es ist ein Paradebeispiel davon, was mit psychischen Leiden in solch einem Lebens- und Glaubenssystem passieren kann.
Was ein experimenteller Kunstfilm von Robert Longo und William Gibson werden sollte, hat sich zu einem 26 Millionen Dollar Action-Spektakel entwickelt. Durch das massive Budget konnten die beiden vor allem visuell mit dem Film machen, was davor vielleicht unmöglich war. Aber durch die Freiheit des Geldes kommen die Fesseln einer großen Studioproduktion. Durch den Corporate Einfluss (was ja schon ein hilarious Konzept ist, bei einem Cyberpunk Film) konnten sie dann am Ende leider doch nicht den Film machen, den sie im Sinn hatten. Gibson selbst hat gesagt, dass er zwar das Drehbuch geschrieben hat, aber die Umsetzung nicht seinem Drehbuch entspricht.
Willkommen in der fernen Zukunft von 2021. Die Welt ist tief vernetzt, nicht nur via Cyberspace, sondern auch durch die neuen Regierungen der Welt: Mega-Konglomerate. Unser Protagonist ist ein Kurier, der sein Gehirn via Implantat so umgebaut hat, dass er gigantische Datenmengen speichern und schmuggeln kann. Doch bei seinem letzten Job läuft leider etwas schief und alles aus dem Ruder.
Johnny Mnemonic ist ein sehr einflussreicher, aber auch irgendwie unterschätzter Film. Ähnlich wie Blade Runner, ist der visuelle Stil des Filmes herausragend und beeinflusst bis heute das Gerne. Natürlich haben sie das alles nicht erfunden, aber so kohärent zusammengestellt, in einem Hollywood Film, hat man es bis heute nicht gesehen. Es hilft natürlich auch, dass man den Vater des Genres als Autor hat. Der Transhumanismus durch Implantate, die Unterdrückung durch gigantische Firmen und kriminelle Syndikate. Eine hyper kapitalistische Welt, die vor allem auf dem Leid der Ärmsten fußt. Ein Plot, der sich um die Heilung einer Pandemie dreht, bei der es finanziell klüger ist, sie weiter zu behandeln, statt sie zu heilen. Ein weitere schöne Darstellung dieser kapitalistisch-darwinistischen Hölle sind die Charaktere an sich. Keiner von ihnen ist ein Held, allen voran unser Protagonist, der in einem Wutausbruch endlich sagt, worum es ihm dabei geht: Zimmerservice, gebügelte Klamotten und teure Huren. Eine düstere Welt mit keinen echten Helden, die sich dann aber doch erheben, dass Johnny und Kitano zusammenkommen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Schauspielerisch ist der Film leider sehr durchwachsen. Keanu ist so hölzern wie immer. Ich mag ihn sehr, aber er ist halt einfach kein guter klassischer Schauspieler. Es fällt nicht so auf, wenn er in seiner coolen Persona feststeckt, aber sobald er etwas aber ehrliche Emotion rüberbringen möchte, wirkt es einfach nur spektakulär daneben. Dass es das Problem immer noch gibt, kann jeder, der Cyberpunk 2077 gespielt hat, verstehen. Ich glaub es ist kein Zufall das Johnny Smith und Johnny Silverhand nicht so fern liegen. Es ist cool mit Keanu auf Abenteuer zu gehen, aber irgendwie kann er manchmal die gravitas einfach nicht rüberbringen. Aber irgendwie hat das hölzerne Schauspiel auch etwas charmantes an sich. Die anderen Schauspieler machen allesamt einen guten Job, von Low-Tec Ice T zu Jesus Freak Dolph Lundgren. Der Soundtrack ist in Ordnung und bringt das Gefühl der schmutzigen Zukunftsvision gut rüber. Die Kamera hat sichtlich Spaß, mit Unmengen von Dutch Angles und sonderbaren Nahaufnahmen, die allesamt super zu der verschrobenen Welt passen. Die Kostüme und die Sets schießen aber den Vogel aber ab. Fette Trenchcoats, zerfallende Tribal-Klamotten, Fancy Opera und ein Hightech-Spektakel direkt aus den 90ern. Die Bodyguards von Ralfi sehen nicht nur fabulös aus, sie können auch arsch treten. Und wenn Shinji der Yakuza, sein Zeichen der Schande (das Abschneiden eines Fingergliedes) zu seinem stärksten Asset gewandelt hat (Laserzahnseide!!!) ist großartig. Im Allgemeinen steckt der Film voller kleiner und liebevoll gestalteter Details, welche die Welt erst richtig lebendig machen. Man merkt, dass Gibson hinter dem Drehbuch stand, und auch wenn sie es irgendwie verhunzt haben, seine unzähligen und wegweisenden Ideen den Weg in die Welt geschaffen haben.
Obwohl das für die damalige Zeit sehr beeindruckend war, wirkte heute einiges leider auch unfreiwillig komisch. Die Technologie in dieser Zukunftsvision, und die 3D Animationen wirken schon längst antiquiert. Aber ich muss sagen, ich habe mich nicht daran gestört. Retro Futurismus ist nicht umsonst ein Begriff und das ganze hat dann schon was sehr charmantes. Denn der Film schreit aus jeder Pore Cyberpunk, und ich liebe es!
Aber trotz alledem ist es kein besonders guter Film, weswegen er nur eine 7 von mir bekommen hat. Es fängt die Welt wunderbar ein, geht ein paar riskante Schritte und hat auch ein Cyber-Delphin, der nebenbei auch ein Codeknacker ist. Aber die Narrative ist einfach nicht gut. Gerade wenn es richtung Climax geht, kommt das Pacing fast zu einem vollständigen Stopp. Die Zeit hat einfach nicht gereicht, um die Geschichte und der interaktion dessen mit der Welt besser darzustellen. Viele Dinge Aspekte sind nur implizit und entwickeln so auch keine Sogkraft. Man weiß ungefähr, was die Low-Techs sind, aber was sie vorhaben oder wie sie ihre Ziele erreichen möchten, versteckt sich hinter billigen Plattitüden. Im Allgemeinen fehlt es der Geschichte an einer spürbaren Gravitas, die dann doch eher skizzenhaft dargestellt wird. Dazu die Liebesgeschichte und der damit einhergehenden kompletten erweichung von Jane und ihrem Charakter. Das hätte man auch besser machen können, aber wahrscheinlich hätte es sich in den Augen der Produzenten nicht so gut verkauft.
Gregory Hoblit kann einfach Thriller. Zwielicht und das perfekte Verbrechen sind zwei herausragende Thriller. Und mit Fallen (Bzw. Dämon - Trau keiner Seele) bietet er wieder die feinste Kost mit einem tollen übernatürlichen Twist.
Der Cop Hobbs ist glücklich, dass sie endlich den Serienmörder Edgar Reese gefangen und exekutiert haben. Als aber nach dem Tod die Mordserie weiter geht, wird Hobbs klar, das er hier gegen etwas Größeres kämpfen muss. Was zuerst wie eine verschwörung innerhalb des Police Department wirkt, entwickelt sich alsbald zu einem grausigen Katz und Maus spiel bei dem keine normalen Spielregeln gelten.
Es ist sehr schön, dass kein Hehl daraus gemacht wird, dass wir es mit etwas Übernatürlichem zu tun haben. Auch wenn Hobbs noch eine Weile nach einer logischen Erklärung sucht, nimmt er sich dennoch der Traumlogik des Killers an. Von verschiedenen Tätern und Opfern, über Nachrichten und Manipulationsversuche. So kann Azazel ohne Problem sehr direkte, aber auch gleichzeitig vage Hinweise geben, denen zu folgen einfach Spaß macht. Und auch der Moment, sobald Hobbs versteht, mit wem er es zu tun hat, ist genial inszeniert. Man hat ja schon aus den Augen von Reese gesehen, dass etwas sonderbar ist. In einer Szene, kurz bevor er hingerichtet wird, hört man ihn auch laut singen, doch sein Spiegelbild bleibt stumm. Azazel verlässt den nun nutzlosen Körper und zieht weiter. Dabei umgeht der Film auch ein Pet Peeve von mir, wenn es um paranormale Fähigkeiten geht. Es wird sehr schnell klar gemacht, was er kann und wo die Grenzen liegen, und all das bleibt auch bis zum Ende kohärent. Dadurch, dass die Fähigkeiten so klar abgesteckt sind, wirken diese auch viel effektiver. Von psychisch zermürbenden sprechen aus immer wieder andere Kehlen und das Belächeln von vielen verschiedenen Augen, bis zur Jagd auf die Theologin als Staffellauf.
Handwerklich ist der Film gut. Der Soundtrack schwankt etwas, aber das wird von der soliden Kamera mit den dämonischen Spielchen und allen voran dem Drehbuch und Schauspielern locker weggesteckt. Nicht nur ist der Film voller Schwergewichte, sie finden auch alle genügend Raum, um ihrer Rollen gerecht zu werden. Dabei nehme ich auch nicht die kleinen Rollen, die von Azazel besessen heraus, denn so ein shit eating grin muss man erstmal hinbekommen.
Ein spannender und interessanter Thriller, der eine grundsolide Geschichte erzählt und bei dem Einsatz von übernatürlichen Aspekten scheint.
Als ich zufällig auf Twitter rumgehangen bin, habe ich eine Szene aus dem Film ‘Crazy, Stupid, Love’ gesehen. Normalerweise halte ich mich fern von RomComs. Meistens zu melodramatisch, zu langweilig oder auch einfach nicht lustig. Aber diese Szene hat mich überzeugt. Eine Menge von Charakteren trifft aufeinander. Steve Carell hat Beef mit Ryan Gosling, der mit Emma Stone zusammen ist. Währenddessen kommt aus dem Gebüsch John Carroll Lynch und prügelt auf Carrell ein, bis plötzlich Kevin Bacon kommt und die Szene noch weiter eskaliert. Ich hatte keine Ahnung was abgeht, die Charaktere schienen keine Ahnung zu haben was los ist, und nachdem ich kommentarlos dasselbe Video an meine Frau geschickt habe, war klar das wir am Abend “Crazy, Stupid, Love” anschauen.
Der Film beginnt mit verliebten Beinen, welche sich unter den Tischen versuchen zu nähern, bis man unsere Protagonisten trifft, deren Flammen wohl schon vor langem erloschen sind. Besonders merkbar, wenn Cal nach Creme Brulee fragt und Emily nach einer Scheidung. Auf dem Weg nach Hause wirft er sich aus dem fahrenden Wagen, da er mit dem Gedanken einer Scheidung gar nicht klar kommt. Zuhause treffen sie auf ihre Kinder, Molly, die kaum etwas in dem Film macht, und Robbie, der sehr in das Kindermädchen verknallt ist. Sie liebt leider den Mann, der gerade aus dem Auto gesprungen ist. In einem Bar trifft der Charmante Jacob auf ein Mädchen das er nicht erobern kann, Hannah. Später trifft Jacob auf Cal und es beginnt eine ganz besondere Freundschaft. Der Plot an sich ist nichts überragendes oder etwas das man noch nie gehört hat. Selbst die Tropes sind alle schon weitgehend bekannt. Aber die Art und Weise wie es umgesetzt wird, vor allem in ganz speziellen Szenen, lässt “Crazy, Stupid, Love” für mich heller glänzen, als viele andere vergleichbaren Filme. Es ist schön wie Cal aus seiner versteinerten Art herauskommt und viel über sich selbst und andere Menschen herausfindet. Auch wenn das Pickup Ding, halt heutzutage echt eklig ist, ist es hier ganz nett gemacht. Bis auf die Lehrerin habe ich nicht das Gefühl, dass irgendeiner der Partner von Jacob oder Cal eine langzeitige Beziehung haben möchte. Sie geben ihnen das was sie gerne hören möchten. Aber ja, es ist etwas schlecht gealtert. Was aber wunderbar funktioniert hat, war die Verwandlung von Jacob. Alle Szenen mit Hannah und Jacob sind fantastisch, vor allem nachdem sie endlich ihren Freund in den Wind schießt. Statt zu Bangen, wird geredet, und es entwickelt sich eine wirklich wunderschöne Dynamik, weswegen man Jacob auch gleich glaubt, dass er sich verändert hat. Ich wünschte mir, man wäre noch mehr auf Emily eingegangen. Sie ist der Katalysator (zusammen mit David Lindhagen) für alles was passiert, aber man erfährt leider viel zu wenig darüber, warum sie das überhaupt getan hat. Sie genießt die Zuneigung von David natürlich, aber noch viel mehr vermisst sie Cal. Und hier macht Cal die meiste Entwicklung mit, da es auch irgendwie klar war, dass er seine Passion verloren hat. Aber ich hätte mich sehr über eine nähere Entwicklung gefreut. Was man aber sagen muss, ist, dass die Chemie zwischen Carell und Moore fantastisch ist. Wie sie miteinander reden, wie sie sich nach langer Zeit wieder in verliebte Schulkinder verwandeln, ist einfach schön. Man hat das Gefühl, dass sie sich wirklich das ganze Leben schon kennen und vielleicht wirklich ‘Soulmates’ sind. Deswegen tun aber auch die Szenen, die negativ enden, besonders weh.
Es ist auch schön, auf wie viele verschiedene Arten und Weise Liebe in dem Film bearbeitet wird. Gerade das es so viele Charaktere gibt, die alle irgendwie in andere Richtung gehen wollen, und sich dabei auch stark kreuzen, hat Spaß gemacht, am besten dargestellt in der Szene, die ich am Anfang beschrieben habe. Der Film hat seine schöne, aber auch sehr traurigen Momente, aber er versucht immer irgendwie wholesome zu sein, was ich sehr mag. Selbst für solche Charaktere, denen übel mitgespielt wird, wie die Lehrerin, wird auf unterhaltsame Art und Weise umgegangen.
Handwerklich ist der Film gut. Die Kamera macht einen guten Job, genauso auch der Schnitt. Die Schauspieler sind tatsächlich ausgezeichnet, sodass jeder Charakter (außer vielleicht Molly) seine Zeit zu scheinen hat. Es stimmt vor allem die Chemie zwischen den verschiedenen Charakteren. Ich hab ja bis jetzt nur Cal und Emily genannt, aber selbst solche sonderbaren Beziehungen wie Robbie und Jessica sind gut gemacht. Der Soundtrack war auch richtig gut gewählt und eingesetzt. Aber die Narrative ist manchmal etwas halbgar. Die Szene bei der Middle School Graduation (how is that a thing?) wirkte sonderbar und irgendwie unangebracht. Passend im Film, aber wenn man sich vorstellt, dass man irgendein Kind oder Elternteil ist, das dabei sitzt… naja. Das Ding mit den Nacktbildern an den 13 Jährigen fand ich dann auch nicht ganz so cool.
Crazy, Stupid, Love ist eine sehr nette und lustige RomCom die Liebe von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und am Ende irgendwie zusammenbringt. Wenn man den Film noch nicht gesehen hat, und Lust auf einen unterhaltsamen und ruhigen Abend hat, dann kann man bei dem Film nicht daneben greifen.
Ich habe noch nie von diesem Film gehört, aber ich sehe Oliver Reed in einer sonderbaren Rolle und bin sofort dabei. Und ich wurde nicht enttäuscht, sondern eher überrascht, da Blue Bloods ein wirklich sonderbarer Film ist. Ich kann total gut verstehen, dass der Film bei vielen Leuten (wenn man sich z.B. IMDB anschaut) nicht gut ankommt. Er ist merkwürdig gefilmt und teilweise sehr schlecht erzählt. Es erinnert an viele Filme aus den 70ern wie “Wenn die Gondeln Trauer Tragen”, “Suspiria” oder “Picnic at Hanging Rock”. Dazu hat der Film auch einen sehr starken Campy charm, mit seinen freien Umgang mit Sex und Gewalt und den cartoonischen Charakteren. Aber mir hat es gefallen! Es war weird genug, das ich mich durch und durch unterhalten und auch immer wieder überrascht wurde.
Zusammen mit dem neuen Kindermädchen Beate betritt man das Reich Swanbrooke, wo ein pseudo moderner Aristokrat auf den fetten ausbeuten des Adles ruht und nichts anderes als Sex und sein Erbe im Sinn hat. Die Kinder sind verzogen und was mit der alten Nanny passiert ist, erfährt man nie. Zusammengehalten wird der Haushalt durch den Butler Tom (brillant von Oliver Reed gespielt), der genau weiß wie man die Kontrolle im Hause behält. Die Tage verlaufen in sonderbaren Bahnen, zwischen Rausch, zermürbender Realität und der Dissoziation, die durch diese entsteht. Ein tolles Beispiel ist das wirbelnde Trinkspiel auf den oberen Ebenen und das ausgelassene Stapeln von Geschirr bei den Bediensteten. Im Allgemeinen ist die kontrastierende Darstellung der zwei Klassen und der Hedonismus und das entitlement des Adels eines der interessantesten Aspekte des Filmes. Der Lord spielt sich als progressiv auf, dass er nicht einmal den Titel des Lords braucht. Eine Lüge, die sich sehr schnell als solch eine entpuppt. Mit dem Erbe schafft er es in einer Zeit, in der der Adel bei weitem nicht mehr so viel Macht hat wie früher, ein ständiges Einkommen, um seinen übertriebenen Lebensstil zu finanzieren. Etwas, das er sich nicht erarbeitet hat und für das er keinen Finger rühren muss. Er nimmt sich was er möchte. Wenn er es bekommt, ist er glücklich, wenn nicht, werden andere dafür bestraft. Ein gieriges grabschen ohne jegliche Konsequenzen für den Grabscher. Und dazwischen Tom, der dem Kind sein Spielzeug lässt, damit er machen kann, was er möchte. Etwas, das auch Beate mitbekommt und immer wieder als Visionen von Verrats und menschlichen Opfer auftaucht. Eine überspitzte Vorstellung von einem wirklichen Machtwechsel. Denn obwohl der Lord das Haus und alles darin besitzt, gehört es doch dem wahren Hausherren, Tom. Etwas, das er auch nicht versteckt und in seiner herrlich bizarren Art und Weise richtig raushängen lässt. Wunderschön zusammengefasst am Ende, als Beate das Anwesen verlässt und My Lady sich ohne nachzudenken zu dem Butler gesellt.
Handwerklich ist der Film sehr durchwachsen. Die Kamera hat meistens das Niveau einer Seifenoper, mit ein paar kleineren Ausnahmen. Die Visionen werden Holzhammer mäßig hinein geprügelt und der Soundtrack beweist mir mal wieder, dass es, nur weil es irgendwie passend ist, das noch lange keinen guten Soundtrack macht. Langweiliges Klassik Gedudel, das oftmals Szenen eher schadet als sie zu stützen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Narrative genauso von den Filmschaffenden gewollt war, oder ob es einfach nur ein Mix aus Inkompetenz und zufälligen Glücksgriffen besteht. Zu konfus und chaotisch wird die eh schon eher vage Geschichte erzählt. Es fühlt sich an, als ob man alles einmal an die Wand klatscht und dann schaut, was übrig bleibt. Was bei dieser Erzählung sehr auf die Nase fällt, ist tatsächlich das deutsche Kindermädchen Beate. Man versteht nie wirklich, warum sie das tut, was sie tut und wie sie es auch macht. War sie in einer Psychatrie? Hat es den Kindern weh getan? Keine Ahnung. Ich verstehe auch nicht, dass wilde Backen über der Krippe schlabbern.
Hätte der Film nicht so interessante Charaktere, und auch Schauspieler, die diese gut rüberbringen, würde heute kein Hahn mehr nach dem Film schreien. Aber ja, es hat etwas besonderes, naiv, inkompetentes, aber auch gleichzeitig herzliches an sich. Wenn man nach den ersten 15 min nicht mehr kann, verstehe ich das. Aber alle, die auf sonderbare Filme stehen, können sich Blue Bloods sehr gerne geben.
Ballerina ist ein relativ simpler, aber effektiver Actionfilm, der teilweise wie ein filmischer Spielplatz wirkt. Ich denke, es wird mir niemand übel nehmen, wenn ich sage, dass der Film mehr Stil als Substanz hat. Die Geschichte ist einfach, die Bösewichte sind böse und die Rache schmeckt einfach herrlich.
Die Protagonistin hat nicht viel im Leben. Um etwas zu spüren, hat sie den Job eines Bodyguards angenommen. Aber nicht nur für Celebrities, die irgendwo hingehen, sondern auch für speziellere und vor allem gefährlichere Fälle. Aber all das wird egal, wenn ihr einziger Anker der Freude plötzlich in der Dunkelheit versinkt. Ihre beste und einzige Freundin, die Ballerina, hat sich umgebracht, und es liegt jetzt an ihr, diese Ungerechtigkeit aufzudecken.
Die Stärke der Narrative besteht aus jeden Fall aus den Charakteren. Von der verherrlichenden Ballerina, zu unserer harten Protagonistin, über den Serienvergewaltiger und Erpresser als klares Feindbild und seinen Clan drum herum, mit einer übergrößen Bossfigur. Es wird auch interessant damit gespielt, gerade wenn es um die Dynamiken geht. Choi Pro, der Mann, der nur aus Kinnlinien, einer mächtigen Haarpracht und Muskeln besteht, ist innerhalb seiner Welt der König, doch wird er gleich klein, sobald der Boss auftaucht und sein, verständlicherweise, Vertrauen langsam wegbricht. Wenn Ok-Ju in das Herz der Organisation eingedrungen ist, und den Kriminellen einen Waffenstillstand anbietet, wenn sie ihr Choi Pro ausliefern, und der Boss dann dies sogar annimmt, hat das schon was. Es bricht weg von einer Geschichte, die man schon oft gesehen hat. Auch wenn das Ergebnis dann doch dasselbe ist, ist der Weg dahin interessant. Aber auch die Nachforschung um die Umstände ist sehr gut gelungen. Mit bald einer weiteren Komplizin, die dem Zerfall der Bande am liebsten beiwohnen möchte.
Chung-Hyun Lee hat mich mit dem sehr cleveren Horrorfilm “The Call” schon überzeugt und er beweist abermals, das er wirklich ein Händchen für Filme hat. Wo the Call noch mit der interessanten Narrative gepunktet hat, steht hier viel mehr das experimentelle Spiel von filmischen Mitteln im Zentrum. Jede Action-Szene fühlt sich etwas anders an. Von der ersten in den Supermarkt, bei dem die Kamera sehr nah an der Protagonistin hängt und durch wilde Schnitte und Bewegungen die Dynamik des Kampfes eingefangen wird. Bis hin zu eher statischen Einstellungen, wie man sie aus John Wick oder ähnlichen kennt. Aber auch außerhalb versuchen sie immer wieder etwas Neues mit der Kamera. Manchmal gehen die Experimente und Einstellungen nicht ganz so gut auf, aber dafür gibt es auch ein paar wahrlich fantastische Shots, die einem auch später noch im Gedächtnis bleiben.
Ballerina ist ein sehr guter Actionfilm, mit einer einfachen Prämisse, die aber auch zieht. Das Spiel mit den filmischen Mitteln wirkt auch eher interessant, als befremdlich. Und durch die Ästhetik, die der Film hat, kann man sich vor der Coolness und der erarbeiteten Katharsis einfach nicht verstecken.
Reptile ist ein langsamer, aber intensiver Thriller, der vor allem durch seine interessante Narrative und Inszenierung punktet.
Man merkt das der Regisseur Grant Singer zuvor Musikvideos gemacht hat. Ich liebe es wenn Regisseure, die sonst in ihrer Nische sind (z.B. Ridley Scott mit The Duellist oder Gen Sekiguchi mit Survive Style 5 Plus die davor nur Werbefilmen gemacht haben) und sich dann entscheiden, etwas Eigenes zu machen. Das muss nicht heißen, dass es am Ende gut ist, denn ein Film ist doch immer noch sein eigenes Medium, aber es wird auf jeden Fall etwas Besonderes. In Reptile macht sich das durch die ganz besondere Bildqualität, Kamera, Pacing und natürlich die Musik bemerkbar. Diese ist wird sehr gewählt und äußerst effektiv eingesetzt. Zusammen mit einem fantastischen Schnitt fließen die Bilder zusammen mit der Musik und entwickeln dabei eine ganz eigene Dynamik. Aber was noch viel beeindruckender ist, ist der Einsatz von abrupter Stille. Man lässt sich in die Szene reinsaugen, die Musik bobbt und man folgt gespannt der Kamera, bis sie, gerade bei dem Drop, plötzlich aufhört und man sich mit einer unangenehmen und angespannten Stille auseinander setzen muss. Solche Momente waren immer wie ein Schlag in die Magengrube. Genau so auch viele Übergänge in dem Film, bei dem man plötzlich mit einem zermürbenden Bombast konfrontiert wird, der genau das macht, was er tun soll. So wird eine Feier, bei der er wieder in den Dienst kommen darf, von allen Kollegen strahlend empfangen, doch innerhalb des Charakters rumort es gewaltig. Dabei erschlägt die Musik einen nicht in dem Moment, sondern untergräbt das, was man fühlt und löst ein Gefühl von Bangen aus. Aber auch die Kamera macht großartige Arbeit in dem Film. Nicht nur sind viele der Einstellung herausragend, sie sind sich auch im klaren was die Position der Kamera und somit den Blickwinkels des Zuschauers bedeutet. Folgt man meistens einem Charakter neutral, gibt es Szenen, bei denen sich diese von der Kamera lösen und auch außerhalb davon agieren. Ein kleines Vorenthalten von Informationen, die man durch den Kontext selbst erraten kann, aber dann doch die Charaktere auf diesen Punkt mysteriös wirken lassen. Es wird klar, das man nur ein Zuschauer eines Blickwinkels ist, der sich jederzeit lösen kann und man dann nur noch zum Beobachter wird. Das schlägt sich auch in der Narrative nieder, bei dem manchmal nicht ganz klar ist, was gerade passiert. Auch wenn die Geschichte nicht wirklich komplex ist, wird man als Zuschauer ständig auf trab gehalten, was ich sehr schätze.
Schauspielerisch ist der Film ebenfalls stark. Del Toro als unnahbarer Cop, bei dem man sich nie wirklich sicher ist, was er gerade denkt. Außer wenn es um Alicia Silverstone geht, die ihn mit jeder Faser ihres Lebens liebt. Es war tatsächlich richtig schön zu sehen, mit wie viel Respekt und Liebe zueinander die beiden inszeniert wurden. Die Cops sind eine eingeschweißte Vereinigung, bei denen es ganz normal ist, nicht nur den ganzen Tag zusammen zu arbeiten, sondern auch abends nochmal zusammen zu sitzen. Dabei schaffen sie es, eine wunderschöne Herzlichkeit zueinander zu haben, aber auch eine Kälte nach außen. Ähnlich der sehr engmaschigen Immobilien-Dynastie, die bis zum Schluss undurchsichtig bleibt. Ich mochte auch das Spiel von Justin Timberlake. Man hat das Gefühl, dass er dem Druck, den er und seine Mutter für ihn aufbauen, kaum noch standhalten kann. Das liegt aber auch in der Natur der Narrative, dass es zwar eine Wahrheit gibt, diese aber sehr diffus ist. Persönlich habe ich mich auch sehr darüber gefreut, Michael Pitt mal wieder zu sehen, der in seiner Rolle als nervöser und getriebener Eli fantastisch aufgeht.
Die Auflösung des Falles ist dabei auch sehr spannend gestaltet. Nicht nur fühlt man die Gravitas von Ereignissen, auch die Paranoia, die sich immer weiter breit macht, geht auf den Zuschauer über. Jedes Auto, das vorbeifährt, jeder sonderbare Blick, birgt plötzlich ganz reale Gefahren. Der Film ist ein Slow Burner, aber am Ende lohnt es sich, was hier gekocht wird. Die Regeln der Welt und der eingeschworenen Gesellschaften wandeln sich und Gesten und Worte, die davor harmlos waren, entwickeln eine ganz eigene Dynamik.
Reptile ist ein sehr interessanter Thriller und ein tolles Erstlingswerk. Wenn man auf diese Art von Thriller steht, wird man eine richtig gute Zeit haben. Wenn man aber keine Geduld für slow burner hat, kann es sein, dass der Film etwas zu anstrengend ist.
Durch ein Video von Drew Gooden bin ich auf dieses Weihnachtliche Kleinod gestolpert. Und selbst nachdem ich das Video schon so oft angeschaut habe und ich und meine Frau uns ständig irgendwelche Zitate aus dem Film an den Kopf werfen, haben wir den Film noch nie komplett angeschaut. Diese Sünde haben wir nun gesühnt und jetzt bleibt mir die Freude euch über Weihnachtspost zu erzählen.
An was denkt ihr, wenn ihr Weihnachtsfilm hört? Schnee? Der Weihnachtsmann? Eine Geschichte darüber, dass der Geist von Weihnachten nicht klein zu kriegen ist, und das der Konsumwahn dem Geist von Weihnacht nichts anhaben kann. Wie wäre es mit einer Intrige innerhalb des US Post Services? Ein kleines Mädchen, das ihren Onkel mit allen möglichen Horny Erwachsenen verkuppeln möchte? Ein Born-Sexy Yesterday Trope? Weihnachtsstimmung bei 30 Grad im Schatten, inklusive dicker Jacke und Handschuhe? Wenn euch die letzten Punkte angemacht haben, ist Weihnachtspost der Film für euch!
Man folgt dem Briefträger Mike, der sich seit dem Tod seiner Schwester um seine Nichte kümmert. Er arbeitet bei der Post und wird schwuppdiwupp befördert, solange er die neue Mitarbeiterin ausspioniert. Kristi North, ein sonderbares Mädchen das die ganze Zeit auf Reisen ist und um Weihnachten sich die Zeit nimmt, Briefe von Kinder an Santa Claus zu beantworten. Das Missfällt dem Boss, der es scheinbar hasst das die Post mehr Arbeit hat und von paranoia zerfressen wird. Nach einem Meetcute mit Rudolf, dem Hund von Kristi, sind die Weichen für eine erstklassige RomCom gesetzt. Wobei die meiste Comedy in dieser RomCom eher unfreiwillig geschieht, was nicht weniger lustig ist.
Die Schauspieler sind allesamt zum Wegwerfen komisch. Ashley Scott als Kristi North hat ihr Lachen wahrscheinlich Tagelang vor dem Spiegel geübt, und das zahlt sich in fast jeder Szene aus. Ihr ganzer Charakter ist so herrlich überspitzt, und sie treibt das ganze mit ihrem Spiel noch auf die Spitze. A.J. Buckley ist der Love Intrest, dem man ansieht, dass er zu 90%, keine wirklich gute Zeit hat. Worin er aber ein Meister ist, ist das höfliche Lachen, womit man in fast jeder Szene mit ihm gesegnet wird. Lochlyn Munro spielt den Bösewicht Mr. Fuller mit voller überzeugung. Mit einem schweren gegengewicht von Rolonda Watts als Sally, die zwar als Black Sassy Lady gecastet wurde, aber uns das auch in bester Form gibt. Sie dreht jedes Klischee auf Max, mit einem herrlichen Singsang in ihrem Sprechen, ständigen Pushen der Protagonisten, damit die sich überhaupt bewegen. Teilweise passt das Spiel so gar nicht zusammen, was den Unterhaltungsfaktor aber eher verstärkt. Es wird auch nicht besser durch das sehr mittelmäßige Drehbuch und sehr gestelzte Dialoge.
Die Narrative ist so sonderbar. Man wird von ewig langen Montagen festgehalten, die nirgendwo hinführen. Szenen beginnen plötzlich und enden manchmal auch abrupt. Die Geschichte ist so basic, aber dennoch schaffen sie es, das ganze sehr verworren zu erzählen. Gerade Heather spielt so eine sonderbare Rolle, vor allem als sie sich im Park treffen. Ich verstehe auch immer noch nicht warum sie ein Indoor Picnic machen, sodass das ganze Büro nach chinesischem Essen riecht, nur um dann das Essen da zu lassen und sich im Park zu treffen? Warum hat das Date überhaupt im Büro stattgefunden?
Wenn wir schon beim Handwerk sind, uhhhh boy! Der Regisseur hatte nicht wirklich Lust auf dem Film und irgendwelche Kohärenz. Wenn man etwas auf den Hintergrund achtet, sieht man überall wo nicht zuende gedacht wurde oder sich unmengen Kontinuitäts Fehlern eingeschlichen haben. Die Tage bis Weihnachten verändern sich nicht, obwohl es der nächste Tag sein soll. Sie machen sich die Mühe, eine Style-Montage zu machen, nur um Kristi in der nächsten Szene in einen dicken Mantel zu stecken. Auch die Konflikte sind schlecht aufgebaut und noch schlechter abgearbeitet. Von Missverständnissen, die kaum da sind und dann auch schon wieder ohne großen Stress vorbei sind. Die Beleuchtung der Szenen ist auch sehr wild. Teilweise wirkt es wie eine grottige Seifenoper, ein anders mal wie ein Fotoshooting für eine Werbung und manchmal auch wie ein Video das man mit der alten Familien Videokamera aufgenommen hat. Auch solche sonderbaren Entscheidungen wie ein sprinklefight mit CGI anzupassen, lassen einen staunend zurück. Das ganze wird nicht besser durch das absolut chaotische Editing. Sowas bekommt man halt nur bei besonderen Filmen. Fangen wir mal einfach an: Die Tonmischung ist absolut furchtbar. Wir mussten ständig die Lautstärke regulieren damit wir verstehen was gesagt wird und dann ne Sekunde später nicht von dem etwas grottigen Soundtrack weggeblasen wird. Man merkt auch, dass in manchen Szenen ein Störgeräusch im Hintergrund war und sie dann einfach alles auf Stumm geschaltet haben, statt mit Soundeffekten und etwas Mühe zu kaschieren. Aber das ist nichts im Gegensatz zu der Abschmischung des einzigen innerdiegetisch Songs in dem Film. Wir konnten uns vor lachen nicht mehr halten. Ein Schlagzeug aus dem nichts, sonderbares, matschiges Geschrammel und zwei Stimmen, die man darunter kaum hört, bis das Gitarrensolo einem das Trommelfell zum Platzen bringt. Und die Reaktion von Kristi ist pures Gold wert. Eine absolute Shitshow und ich liebe es.
Weihnachtspost ist ein Geschenk, das nicht aufhören möchte. Von den Dates, die Emily für ihren Onkel besorgt, zum Subplot der Verschwörung innerhalb des Portsystems, zur Erlegung des Grinches durch den Postmaster der Vereinigten Staaten. Der Film steckt voller kleiner Easter Eggs der Inkompetenz, die man jagen kann. Nehmt euch etwas Glühwein und habt Spaß!
Ich mag die Kenneth Branagh Interpretationen der klassischen Hercule Poirot Geschichten. Sie schaffen es, den Geschichten wieder neues Leben einzuhauchen, mit starken Besetzungen und einem toll durchtränkten Gefühl alter Abenteuerfilme. A Haunting in Venice ist dabei der neueste Streich, der dann doch etwas anders ist, als die zwei Vorgänger Filme. Kann Spoiler enthalten!
Poirot hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt, aber auf Anfrage einer alten Freundin (fantastisch gespielt von Tina Fey), lässt er sich breitschlagen, einer Seance beizuwohnen, um herauszufinden, was wirklich dahintersteckt. Statt auf einem Boot oder einem Zug spielt die Geschichte in einer alten Villa. Laut einer Legende wurden dort viele Kinder mehr oder weniger ermordet, die jetzt nach Rache geifern. Die Seance findet für die Hausherrin statt, dessen Tochter dem Wahn verfallen ist und selbstmord begangen hat. So hat man ein Ensemble mit dem Medium (ebenfalls fantastisch gespielt von Michelle Yeoh) und ihren Assistenten, dem Hausarzt der Familie mit seinem Sohn, der Haushälterin, dem Ex-Verlobten, der pfiffigen Autorin welche das Medium demaskieren möchte und Poirot mit seinem Leibwächter. Zwar wird der erste Trick sofort von Poirot durchschaut, aber das, was danach passiert, kann er selbst auch nicht erklären.
A Haunting in Venice ist wie der Titel schon sagt, mehr in Richtung Horror Film. Mit sonderbaren Visionen, unlogischen Zusammenhängen und einem Mord nach dem nächsten. Hier hat mir der Film besonders gut gefallen, da ich einfach ein Horror Fan bin. Das sonderbare Gefühl der Villa wird auch gerne mal mit befremdlichen Fischaugen Linsen aufgezeichnet, und ab und an mit Voyeuristisch anmutenden Einstellungen unterstrichen. Der diskrepanz zwischen der geordneten Welt und dem was Poirot sieht und erfährt, ist fantastisch dargestellt. Das Ganze wird abermals unterstrichen durch die großartigen Sets und Kostüme. Sie geben einem ein Gefühl in eine Märchenhafte vergangenheit zu schauen, bei dem die Welt eben noch nicht komplett erörtert wurde und die Wunden des Zweiten Weltkrieges noch klaffen. Die Musik und auch das Sounddesign ist durch die Bank gut gelungen, genauso wie die Schauspieler, die allesamt eine großartige Leistung bieten. Natürlich auch etwas Theatralisch, aber das passt zur Erzählweise und Setting.
Was mir bei diesem Film auch noch besser gefallen hat, als bei seinen Vorgängern, waren die Lebens- und Leidensgeschichten der verschiedenen Charaktere. Sie wirken allesamt sehr schön ausgearbeitet und in Wort und Taten auf den Punkt gebracht. Es ist auch schön, dass die Trennung zwischen “Perfide Reich und Mächtig” und “Arm und Unterdrückt” diesmal nicht ganz so stark war wie zuvor. Man hat das Gefühl, alle Spiele auf einer ähnlichen Ebene. Was leider nicht so gut funktioniert hat, war die Auflösung des Falls. Ich liebe den Twist mit dem Honig, der dann auch die sonderbaren narrativen Entscheidungen erklärt. Aber am Ende waren die Mörder:innen und ihr Motiv etwas zu flach. Münchhausen by Proxy ist ganz nett und ergibt Sinn, vor allem auf die Art und Weise, wie die junge Frau diese weltliche Ebene verlassen hat, aber sie wollte alles nicht so wirklich ziehen, und hat sich dann auch etwas distanziert vom Rest der Geschichten angefühlt.
Nichtsdestotrotz hat der Film extrem viel Spaß gemacht, und gerade mit den Horror Aspekten und menschlicheren Geschichten stark gepunktet. Es ist auch schön das Whodonit wieder Salonfähiger werden, da das Genre einfach Spaß macht.
Je mehr Filme ich von Moorhead & Benson sehe, desto klarer ist für mich, dass sie zu den aktuell interessantesten Filmemachern gehören. Filme wie Something in the Dirt, The Endless und Spring zeigen die reichhaltige Palette besonderer Geschichten, die in dem Regisseur-Duo stecken. Während vor allem die zwei erstgenannten Filme etwas sperrig, aber genial sind, ist Synchronic wesentlich zugänglicher und dabei ebenfalls sehr gut. Ähnlich wie schon in Spring nehmen Moorhead & Benson sich einen klassischen narrativen Trope vor und machen dann etwas ganz Eigenes daraus. Dabei taucht der Film nicht ganz so tief in seine Figuren ein wie etwa Something in the Dirt, die Charaktere sind aber trotzdem stimmig und auch interessant. Das gilt auch für die Herangehensweise an die eigentlich ausgelutschte Zeitreise-Prämisse. Mit einem Augenzwinkern streut Synchronic ein paar Anspielungen an andere Zeitreise-Filme ein (z. B. Zurück in die Zukunft) und zieht sonst sehr konsistent das eigene Ding durch.
Bereits im Prolog erfährt der Zuschauer von einer neuen synthetischen Droge, deren Wirkung je nach Person, Zeit und Ort unterschiedlich ausfällt.
Die Vorbilder werden im Film offen genannt (z.B. Zurück in die Zukunft in einer Bar und dann in der Wahl des Hundes Hawkins, der sehr Einstein von Doc Brown ähnelt). Und die genaue Erfahrung, die man als Zeitreisender macht, hat man so auch schonmal gesehen. Es ist aber die Herangehensweise, die diesen Film so interessant macht. Muss man hier nicht in einem Wagen schnell davonfahren, oder die Hilfe einer Polizei Box/Telefonzelle nutzen. Es reicht eine Droge zu nehmen, die je nach Person, Zeit und Ort anders funktioniert. Wie man schon in dem Prolog gesehen hat, verschwindet beim Einnehmen der Droge die Welt um einen herum und man findet sich ganz woanders wieder… oder ist wann anders? Pech, wenn man währenddessen in den sieben Stock gefahren ist. Wie man später erfährt, gibt Synchronic einem die Macht, Zeit auf eine andere Art und Weise wahrzunehmen. Man wird in eine andere Welt gesogen, genau an derselben Stelle, nur anders. Ich denke mal, dass die Droge auch je nach Person anders wirkt, sich manche wahrscheinlich leichter und tiefer saugen lassen, als andere. Wenn man aber noch jünger ist, und es um die Zirbeldrüse noch nicht hart geworden ist, kann man sich sogar darin bewegen. Unser Protagonist hat ein Krebs im Gehirn, der verhindert, dass die Stelle, die eigentlich erhärtet sein sollte, immer noch Kinder weich ist. Also die perfekte Person, um etwas in der Vergangenheit zu tun. Aber bevor das passieren kann, muss erst experimentiert werden. Und hier zeigt der Film eine seiner größten Stärken. Oftmals wird Zeitreise einfach so von den Protagonisten hingenommen, oder es wird pseudomäßig etwas nachgeforscht. Hier wird das Konzept von einem Mann erforscht, der kein Wissenschaftler ist, aber eine sehr wissenschaftlich Herangehensweise hat. So kann man als Zuschauer dem ganzen auch einfach folgen und sich an jeder Erkenntnis erfreuen. Es ist auch schön, dass er ein richtiges Ziel vor Augen hat, was die ganze Narrative strafft. Beschränkt auf die Anzahl der Trips, müssen diese Effizient eingesetzt werden. Da Raum und Zeit miteinander verbunden sind, hat auch der Raum etwas damit zu tun, wohin es in der Zeit geht. Schleudert es dich auf dem Sofa nur ein paar hundert Jahre zurück, sind es ein Meter weiter ein paar tausend. Was man an sich dran hat, kann man mitnehmen, doch auch nur bis zu einem bestimmten Grad. Die genaue Art und Weise, wie es dann alles funktioniert, wird im Dunkeln gehalten. Man bekommt einen kleinen Einblick, der einen zum Phantasieren anregt. Über Parallelen je nach Raum und Zeit, die aber allesamt auf gewisse Weise synchron laufen. Über Legenden und Geschichten, die vielleicht daraus entstanden sind, dass ein Geist für ein paar Minuten da war und dann alsbald wieder verschwunden ist. Es ist auch richtig schön, wie sie das All als grobe Konstante nehmen, die zu all den besuchten Zeiten immerhin den Anschein von Konstanz geben. Moorhead und Benson erfinden das Rad nicht neu, geben aber dem Genre eine neue und interessante Interpretation und Regelwerk für Zeitreise.
Aber das ist natürlich nur ein Aspekt des Filmes, denn der Kern liegt dabei eindeutig auf dem Drama. Auch wenn der Film nicht viele Charaktere hat und diese auch sehr Wortkarg inszenieren, bekommt man doch einen fantastischen und gefühlt eingelebten Eindruck. Dennis hat zwei Kinder und eine Frau. Der Traum von manchen Menschen, aber er ist dabei nicht glücklich. Ständig gibt es Stress mit seiner Frau, die Tochter wird bald flügge und ein ganz neues Leben, das mindestens die nächsten 18 Jahre sein Leben rundherum einnehmen wird. Und Steve, sein Partner, der von einem Tag zum nächsten lebt, immer mal wieder jemand anders neben ihm im Bett. Der Traum von manchen Menschen, aber er ist dabei nicht glücklich. Er fühlt sich alt, unfokussiert und ziellos. Es wird nicht besser, als er sich einen Abend mit einer Junkie Nadel sticht und am nächsten Tag von seinem Gehirntumor erfährt. Die zwei Charaktere werden so großartig durch die Inszenierung und dem fantastischen Drehbuch zum Leben erweckt. Jamie Dorny und Anthony Mackie machen ihren Job wirklich gut. Man bekommt das Gefühl von zwei jahrelangen Kollegen und Freunden, die schon einiges miteinander durchgemacht haben, Privat wie bei der Arbeit. Eine Freundschaft, die tief geht, aber deswegen auch etwas feststeckt. Sonderbarer Stolz lässt die zwei voneinander treiben, bis sie endlich wieder zu sich finden. Als Dennis davon erfährt, dass Steve Krebs hat, macht er ihn gleich zur Sau. Nicht weil er ein Geheimnis vor ihm hatte, oder als Übersprungshandlung, sondern weil er wütend ist, dass Steve das alleine durchmachen musste. Und so schließen sie sich nochmal zusammen um die Rettung der Tochter, die dann auch ein Opfer fordert.
Steve ist wirklich ein gut gemachter Charakter. Man erfährt sehr schön nebenher viele interessante Fakten über ihn, und sei es nur die ‘Irgendwas nach Wissenschaft’ aussehende Lampe, die dann klar macht warum er so denkt wie er denkt. Die Geschichte mit seiner Familie ist verstörend und hat ihn ja, wie man in seinen immer wiederkehrenden Backflashs sieht, auch nachhaltig geprägt. Deswegen ist die Geschichte, die Dennis erzählt, auch so wirkungsvoll. Steve ist gerade das Schlimmste widerfahren, aber dennoch nimmt er sich die Zeit für seinen Freund da zu sein, anstatt sich der Verzweiflung hinzugeben. Etwas, das Dennis niemals geschafft hätte. Ich mochte auch den Wutausbruch, als er die Synchronic gekauft hatte. Eine plötzliche Explosion, die sich seit langem aufgestaut hat. Auch die Art und Weise seiner ersten Reise ist toll inszeniert, bei dem er komplett leer auf dem Sofa sitzt und sich entweder umbringt, einen mächtigen Trip reinzieht oder in der Zeit reist. Alle Optionen sind in Ordnung für ihn. Und die Begeisterung und Experimentier Bereitschaft, als die kleinen Pillchen tatsächlich wirken. Auch die Szene, als er seinen Hund verloren hat, war herzzerreißend inszeniert. Auch richtig schön, dass er vor seinem letzten Trip Hawkins nochmal erwähnt. Eine Kleinigkeit, die aber einen tiefen Eindruck hinterlässt.
Handwerklich ist der Film auch herausragend. Die Zwei wissen einfach, was sie machen. Ihre Aufteilung von Drehbuch, Kamera und Regie funktioniert fantastisch und geben ihren Filmen ein besonderen Flair. Apropos Kamera, die Cinematografie von Synchronic ist fantastisch gelungen. Von bizarren Nahaufnahmen, interessanten Kameraschwenks und die Darstellung der Zeitreise Aspekte ist alles in allem richtig toll gemacht. Es gibt auch ein paar fantastische Longshots, die in einem Film über Zeitreise einem ein ganz besonderes Gefühl geben. Und all das wird durch den hervorragenden Schnitt von den beiden und Michael Felker nur noch besser gemacht. Sie bauen so einen guten Drive auf, den ich am ehesten mit den Filmen der Duffler Brothers vergleichen kann (auch wenn nicht so extrem). Szenen werden teilweise an ihrem Höhepunkt geschnitten, um dasselbe Gefühl in die nächste Szene mitzunehmen. Der Flow wird auch die Struktur des Filmes unterstützen. Der Blick von uns oszilliert zwischen den Charakteren und deren Gedanken. So wirkt zum Beispiel ein Backflash erstmal sonderbar, bis man sich wieder daran erinnert, dass Steve gerade in der Chemo ist und eben genau deswegen darüber nachdenkt. Das Drehbuch ist auch richtig gut, mit kaum irgendwelchen Fett dran. Jede Szene ist relevant, alles, was passiert, treibt die Geschichte voran, mit prägnanten und stimmigen Dialogen welche die Geschichte oder Charaktere Szene um Szene mehr Relevanz geben.
Gerade im Vergleich mit ihren anderen Filmen, ist Synchronic mehr Mainstream, was aber gar nicht schlimm ist. Mir persönlich fehlt etwas an den Bizarritäten, die sie gerne mal auftischen. Aber was sie hier geschaffen haben, ist ein tolles und klares Drama, mit einem eigenen und klar gezeichneten Konzept von Zeitreisen, das einen Eindruck hinterlassen wird. Zumindest hat es das bei mir.
PS: Falls ihr die BluRay oder DVD habt, schaut euch auf jeden Fall das alternative Ende an.
Ich habe den Film das erste mal in meinen Teenager Jahren gesehen und ich muss sagen, dass er mir gar nicht gefallen hat. Das war lange Zeit meine Meinung zu dem Film, acuh wenn ich nicht mit dem Finger darauf zeigen konnte, warum. Ich mag es nicht, wenn ich Filme nicht mag, und noch weniger, wenn ich überhaupt nicht mehr weiß warum.
Und ich bin froh, dass ich den Film nochmal angeschaut habe. Ich liebe den Film immer noch nicht, aber ich verstehe endlich, warum es vielen anderen genau andersherum geht. Oftmals als düstere Komödie bezeichnet, ist es viel mehr ein zermürbendes Drama, mit etwas bizarren komödiantischen Elementen. Aber wenn man non-stop Gags erwartet, wird das Lachen leider im Halse stecken bleiben. Das ist auch gar nicht schlimm, aber man sollte seine Erwartungen dementsprechend anpassen.
Handwerklich ist der Film herausragend. Ich glaube, es gibt nichts, was man kritisieren kann. Das Sounddesign und der Soundtrack sind top. Gerade wenn der Soundtrack viel Platz einnimmt, kommt das Gefühl der Szenen fantastisch heraus. Brügge wird wunderschön dargestellt, mit den Blickwinkeln der zwei Protagonisten. Aber besonders herausragenden sind die Nahaufnahmen der Protagonisten, welche durch großartig gespielte Rollen richtig zur Geltung kommen. Dabei fällt einem auch gleich auf, das Colin Farrell und Brendan Glesson wieder sehr ähnliche Archetypen wie in “The Banshees of Inishire” spielen. Sie geben uns einen sehr persönlichen Einblick in das Leben zweier unnahbarer Menschen geben. Ray mit seiner aggressiven Naivität, der sich nicht verstellen kann, selbst wenn es um sein Leben geht. Der mit der Sünde, die er auf sich erlegt hat, am kämpfen und verlieren ist. Ken als interessierter Mensch, dem die Stadt besonders gut gefällt und dessen Herz gebrochen wird, als er den Auftrag bekommt. Dazwischen hat man viele Nebencharaktere wie die Dealerin, Jimmy, der einäugige Mann und Ralfi mit seinem starken Bewusstsein für Ehre. Das Drehbuch ist ebenfalls großartig, mit fantastisch ausgearbeiteten Charakteren und sehr lustigen Dialogen und Szenen, die auch gerne mal erst viel später Früchte tragen. Die Geschichte und das was passiert, ist vielleicht nicht ganz so interessant, da es eher erst am Ende zu überraschenden Wendungen kommt. Aber die Mach- und Erzählart ist das was den Film so besonders macht.
Aber so ganz wollte der Funken dann für mich doch nicht überspringen. Wie bereits gesagt, der Film ist durch und durch herausragend und clever, aber ich glaube der Film hat mich zu selten überrascht. Aber der Film ist durch und durch fantastisch! Und das muss man einfach anerkennen, auch wenn es einen nicht ganz abgeholt hat.
Ein David Fincher Film ist meistens ein Grund für Freude. The Killer ist ein Projekt, das Fincher seit 20 Jahren schon umsetzen wollte, und nun zusammen mit Netflix und Michael Fassbender in der Hauptrolle endlich den Weg in unsere Netzhaut findet.
Dabei ist die Geschichte und der Plot denkbar simpel gestrickt. Mit The Killer bekommt man keine komplexe Vorgeschichte aufgetischt, mit tiefgründigen Charakteren. Es ist vielmehr ein minimalistisches, psychologisches Profil von dem namensgebenden Killer. Man folgt ihm bei dem zermürbenden Warten auf eine Chance, in einem heruntergekommenen Wohnung, wo er bis auf einen Stuhl, Heizstrahler und Palette von Pappkartons nichts hat. Er beginnt zu sinnieren, über das, was er ist, was er tut und was für eine Bedeutung es hat. Und hier hab ich mich schon gefragt: Für jemanden, dem alles so gleichgültig ist, relativiert er sich aber viel. Von kalten Statistiken, bis hin zu der Disziplin, zu der er sich immer wieder ermahnen muss. Und trotz alledem, geht etwas schief. Routiniert und mit Laser Genauigkeit, verlässt er den Tatort und wird Stück für Stück die verschiedene Beweise los. Doch dass sein Fehlverhalten nicht ohne Konsequenzen ist, merkt er, wenn er wieder zuhause ankommt und eine Frau gerade noch so mit ihrem Leben davonkommt. Ab jetzt wird es eine Rachegeschichte, bei dem er alle Schuldigen tilgen möchte.
Wie bereits gesagt, solche Geschichten wie auch die Charaktere wie den Killer, den Brute, den Q-Tip, Anwalt und Clienten hat man schon sehr oft gesehen. Es ist auch nicht wirklich das, was der Killer macht, was den Film so herausragend macht. Es ist eher der ungebrochene Blick durch seine Augen. Die Paranoia, die sich in ihm breit macht und schon fast lächerliche Level erreicht. Ob es der verschobene Flug ist, weil er die Socken eines Passagiers nicht mochte, oder dass er sich lieber mit einem Messer bewaffnet in einem dunklen Raum ohne Schlaf auf eine Gefahr wartet, die niemals kommt. Es ist herrlich wie er sich als Alpha Predator sieht, aber dann hat er mehr Angst als jeder der anderen Charaktere. Eine tatsächlich sehr schöne vermenschlichung von einem Charakter der so gern ein Psychopath wäre, aber einfach keiner ist. Sonst müsste er sich nicht ständig daran erinnern lassen. Er hat ein Mantra, das er sich immer wieder sagen muss. Dennoch zeigt er Empathie mit der Sekretärin, oder verrechnet sich bei seinem Nine Inch Nails Plan. Das Leben ist manchmal etwas komplizierter und chaotischer. Das merkt man ja auch schon bei dem ersten missglückten Versuch. Dabei fand ich einen spannenden Spagat zwischen der Vorstellung von sich und was er kann, und was er am Ende wirklich ist. So hat so einiges zu seiner Vorstellung und auch die des Zuschauers gepasst, aber dem Bild wird er nie entsprechen können. Er wirkt wie ein Produkt von ständiger Selbst Maximierung, welche an die Grenzen kommen und mit der Unberechenbarkeit des Lebens konfrontiert wird. Das kommt auch am Ende nochmal wunderbar zusammen, er ist halt nur einer von vielen. Eine Ausprägung der Human Condition, die denken, fühlen, aber auch relativieren kann, und jegliche Taten rechtfertigen, wenn es sein muss.
Warum das so gut klappt, liegt eindeutig an dem Handwerk. Man klebt quasi an dem Killer dran. Alles im Film wird durch seine Wahrnehmung eingefärbt, vor allem in der Narrative. Man bekommt nie einen tieferen Einblick in das erste Opfer, außerhalb von dem, was man sieht. Wenn er die Kopfhörer rein macht und man aus seinen Augen sieht, hört man das, was er hört. Wenn er aus der Ferne auf die Opfer schaut, sehen wir auch nur seinen voyeuristischen Blick. Am stärksten hat man diese Verbindung am Anfang gemerkt, als er auf sein potentielles Opfer wartete und sich einfach umschaut. Man weiß als Zuschauer nicht, was oder wer sein Ziel ist, was man da gerade macht. Es ist eine neutrale, offene Kamera, die durch den fehlenden Fokus der Narrative, plötzlich alles interessant und faszinierend erscheinen lässt (Ein großartiges Beispiel ist der Anfang von Hanekes Liebe, als man nur ein Publikum sieht). Die Kamera behält diese Neutralität bei sich, wird aber dann durch die Narrative gefüttert, sehr stark auf den alleinigen Blickwinkel des Killers hängen. So schafft Fincher einen herrliche Symbiose aus extremer Nähe und Distanz. Eine nahbare Unnahbarkeit sozusagen. Das ganze wird noch toll verstärkt durch den abermals fantastischen Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, welche den Szenen ein wirklich viszerales Gefühl geben. Das Sound Design steht dem ganzen auch nicht nach, von der ruhigen aber angespannten Stimmung in Paris bis zu der ohrenbetäubenden Brücke. Und auch bei der Songauswahl muss man den Hut ziehen. Die Smiths passen fantastisch zum sonderbaren Innenleben des Protagonisten. Es hat den Protagonisten noch mehr vermenschlicht und etwas interessante Farbe auf sein sehr abweisendes Ich gegeben.
Was mir bei einem Thriller auch immer sehr gut gefällt, ist, als Zuschauer ernst genommen zu werden. Und The Killer macht genau das. Nicht in großen Twists, die man vielleicht erahnen kann, aber eher durch Gewohnheiten des Protagonisten, der noch tiefer zeigt, was für ein Mensch er ist. Der Metallbecher, den er immer mit sich führt, das auch ja niemand vergiftet. Aber auch im Allgemeinen gibt es trotz starken inneren Monologen gerade viel über ihn zu lernen, wenn man nur zuschaut.
The Killer ist ein fantastischer psychologischer Thriller, bei dem man ständig an der Black Box des Killers hängt. Man bekommt groben Zugang zu ihm, oder zumindest zu dem was er gerne sein möchte, aber ein tiefer Blick in die dunkle Box bleibt einem verwehrt. Miit einem Hammer Soundtrack & Sounddesign, einer Fincher typisch genialen Kamera und der faszinierend inszenierten Geschichte, ist der Film für mich ein Gewinner!
Aufgrund eines Tipps von einem Freund, hab ich mir mal das Phänomen Sebastian Fitzek angeschaut. Doch nachdem ich ‘Das Kind’ durchgelesen habe, war ich fassungslos, wie transparent schlecht seine Art von Geschichten sind. Es muss immer der härteste Shit sein! Kindesentführung reicht nicht, man braucht einen Kinderstrich, bei dem einfach der krankeste Scheiß passiert. Mit keinem Feingefühl und einer Menge schon längst überholten Stereotypen. Und auch wenn ich nie wieder ein Roman von ihm angefasst habe, schau ich tatsächlich gerne Fitzek Inszenierungen an. Als einer der erfolgreichsten deutschen Autoren, ist es eben interessant zu sehen. So sind Umsetzungen von seinen Werken zu “It’s so bad, it’s good” Ding bei mir und meiner Frau geworden. Als wir gesehen haben, das er eine Serie produzieren wird, die ‘Die Therapie’ heißt, war uns klar, das kann ja nichts werden. Und wer hätte gedacht, dass wir dabei recht behalten würden.
Handwerklich hab ich selten so eine schwankung innerhalb einer Serie gesehen. Zum Beispiel sind die Folgen von 1, 2 und 6 unter Thor Freudenthal entstanden, während die anderen von Iván Sáinz-Pardo kommen. Und der letztere hat um menge mehr Talent als der andere. Die Folgen fließen besser und die künstlerischen Freiheiten in der Inszenierung sind in den Folgen von Sáinz-Pardo auch um einiges besser. Bei Freudenthal merkt man ständig, was er eigentlich vorhatte, das dann aber auf keinem Auge funktioniert. Zum Beispiel die Szene, als Viktor nach seiner Tochter sucht und die kamera wackelig von Menschenmassen zu seinem besorgten Gesicht wechselte. Ich versteh den Kontext, ich weiß was die Szene rüberbringen soll, aber es funktioniert einfach nicht. Was auch gar nicht klappt, sind die “gruseligen” Momente auf der Insel. Wenn er den erschossenen Hase sieht, beginnt das Orchester mit der Arbeit, es gruselig erscheinen zu lasse, auch wenn man weder als Zuschauer noch als Viktor davor Angst haben müsste. Ein anderes gutes Beispiel sind auch die unheimlichen Klänge, als Viktor mit dem Boot zum ersten mal auf die Insel fährt. Weder der Zuschauer, dem noch jeglicher Kontext fehlt, noch der Protagonist, der jeglichen Kontext hat, haben Grund, Angst zu haben oder sich vor dem Feriendomizil zu fürchten. Das hält Freudenthal aber nicht davor ab, gruselige klänge über die Bilder zu legen. Und sowas passiert ständig. Es fühlt sich teilweise an wie eine inszenierung von R.L. Stines Gänsehaut-Serie, das auch immer damit brilliert hat, kurz vor dem Kapitelende Spannung aufzubauen, nur um dann im nächsten Kapitel zu sagen, das es doch nichts war. Fakeouts nennt sich das, und manchmal kann es ganz gut sein, um Stimmung aufzubauen. Aber Fakeouts ohne Kontext machen gar keinen Sinn. Ein Problem, auf das ich später noch tiefer drauf eingehen werde. Der ganze Soundtrack und das Sounddesign sind eher durchwachsen. Die Schauspieler wissen auch scheinbar untereinander nicht, was für eine Serie das sein soll, und wie sie ihre Rolle spielen sollen. So hat man teilweise sehr gutes, authentisch wirkendes Schauspiel, das auf einen full blown Theaterschauspieler trifft, der jedes Wort extra klar ausspricht und mit überzogenen Bewegungen auch klar macht, das der Letzte im Saal versteht, was abgeht, auch wenn alles auf einem engen Boot statt findet.
Was aber durch die Bank hinweg großartig an der Serie ist, ist das Visual Design. Die Kamera fängt teilweise atemberaubend schöne Bilder ein, gerade auf der Insel. Die ganzen Locations sind wunderschön, und schaffen es nicht nur ein Gefühl einer tiefen Verwurzelung hervorzurufen, sie sind tatsächlich auch schöne Repräsentationen innerhalb der Geschichte. Es ist schade dass so viel Talente an diese Geschichte verschwendet wurden.
Man fühlt sich als Zuschauer auch nicht wirklich ernst genommen. Als Viktor traurig auf das Spielzeug in der Ferienwohnung schaut, hab ich zum Spaß zu meiner Frau gesagt: “Warum ist er jetzt so traurig wegen einem Teddy?". Nur um dann gleich danach in einer Mini-Montage zu sehen, wie er all die Sachen wegräumt, mit dem Abschluss von dem Foto von Josy. Klarer hätte man es nur noch mit einem Backflash machen können. Dabei hab ich nicht mal so ein großes Problem dabei, es ist auch irgendwie symbolisch, wenn er das Bild zuletzt weggepackt hat. Aber so, in diesem Moment, auf diese Art und weise, wirkte es einfach nur billig. Und das ist nur das erste Beispiel, die Serie strotzt nur so vor redundanten und viel zu offensichtlichen Erzählstruktur, das es das Thriller Element etwas kaputt macht.
Wie bereits gesagt, ich bin kein Fan von Fitzek. Aber man muss sagen, wenn man Fitzek anschaut, bekommt man auch Fitzek. Von einer platten Geschichte, voller billiger Schock- Momente und Twists über Twists. Und natürlich keinerlei tiefes Verständnis (bis Missverständnis) von Psychologie und deren Grenzfälle, über die er so gerne schreibt. Er nimmt sich solche Themen heraus, weil es sich gut verkauft, nicht weil er einen interessanten Blickwinkel erörtert möchte, oder Empathie für ausgegrenzte zu schaffen.
Dabei muss ich sagen, dass ich glaube, dass ‘Die Therapie’ meine Lieblingsgeschichte von ihm ist, also rein von der Grundgeschichte. Das Verarbeiten eines Traumas innerhalb einem selbst und das ganze Therapie zu nennen, ist an sich gar nicht schlecht. Auch Aspekte von Angst, Verlust und Familie sind tatsächlich gut gelungen. Und immerhin weiß er auch, wie man manche Szenen vorausdeutet (foreshadowed), was dann tatsächlich manchmal ganz schön zusammen kommt. Das hat es um einiges besser gemacht. Auch das Sáinz-Pardo tatsächlich Ahnung von seinem Handwerk hat und sie auch viele andere Talente ins Boot geholt hat, macht es zu der besten Interpretation von Fitzek bis jetzt. Es tut auch gut, nicht alles in einen Film zu quetschen. Auch wenn vielleicht in der Zukunft locker mit fünf Folgen auskommen kann. Ab hier tauche ich in die Geschichte ein, also wenn ihr die Serie noch anschauen wollt, ab hier gibt es SPOILERS!
Man erlebt die Geschichte um ein einschneidendes Erlebnis, die Entführung eines Kindes, aus den Augen zweier Männer. Einmal den Vater des Kindes und dann ein Doktor, der das Rätsel lösen möchte, um wieder mehr nähe zu seiner eigenen Tochter finden zu können (keine Ahnung warum er diesen verworrenen Plan dafür gewählt hat, anstatt Zeit mit ihr zu verbringen, aber was solls). Die Geschichten laufen mehr oder wenig gleichzeitig ab, mit vielen Backflashes, was manchmal etwas chaotisch werden kann. Aber diese grobe Konfusion ist auch gewollt. Während Roth noch ein normaler Protagonist ist, gehört Victor Lorenz zu den unzuverlässigen Erzählern, bei dem man schnell merkt, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es sich so bietet. Da das ganze aber als Twist aufgezogen ist, und man teilweise nicht weiß, welche Entscheidungen mit absicht getroffen wurden und welche nicht, fällt es einem schwer in die Geschichte einzufinden. Für die ersten drei Episoden konnte ich keine Information oder Entscheidung auf Parkum ernst nehmen, weil man den Twist schon ewig kommen sieht.
Ein guter Twists wirft alles, was man über die Welt und die Charaktere kennt, plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Hier ist es so, dass alles was man weiß, eh irgendwie unwichtig ist. Es geschehen ständig irgendwelche Twists und Konflikte, aber im Grunde ändert sich dadurch nicht viel. Die Geschichte von Roth und seinem erweiterten Stauraum verliert sofort an jegliche Bedeutung, sobald er das Gefunden hat, was er gesucht hat. Inklusive dem niederschlagenden Ergebniss seiner Suche nach Speed. Er hat das Ergebnis, das er davon wollte, aber der Weg dahin war für den Zuschauer komplett unnötig. Genauso auch die Probleme, die Roth und seine Medikationen mit sich bringt. Klar, er wird gefeuert, aber das ist in dem Moment auch egal, weil es nicht mehr nötig ist, dass er dort arbeitet. So werden die Twists, und auch die Konflikte, zu Fakeouts. Nicht nur um von einem Kapitel zum nächsten zu locken, sondern besonders in der Art und Weise wie mit Konflikten in dem Film umgegangen wird. In Parkum hat weder der ermordete Hund, die Angst vor Anna Spiegel, noch der quasi tödliche Schuss irgendwelche Konsequenzen. Am schlimmsten wird es am Ende der Serie, wo sich die Twists überkreuzen und teilweise selber nicht mehr wissen, was sie sagen wollen. Viktor hat durch das Gespräch in den Katakomben endlich verstanden, was los ist, und zwar das er sie vergiftet hat. Dann glaubt er dass seine Frau das Gift gemischt hat und die beiden jetzt mit einer Pistole bedroht? Nur um dann am Ende zu verstehen, oh, ja, ich war das. Es ist so ein unnötiges hin und her, was auf einen Gotcha Moment aufbaut, der nicht mal wirklich ziehen möchte. Ich versteh auch Isabell und Josy nicht. Klar hat es Sinn ergeben was sie damals gemacht haben, aber der Mann liegt seit zwei Jahren im Koma. Wenn es jetzt okay ist, das Josy einfach wieder auf der Bildfläche erscheint, wäre es auch früher okay gewesen. Und der arme Doktor Roth hätte nicht Himmel und Hölle bewegen müssen.
Von den beiden Protagonisten hat mir Roth eindeutig besser gefallen. Seine sonderbare Art und Weise und Manierismen haben ihn immerhin kantig und interessant gemacht. Dass er psychoaktive Substanzen nutzt, um Leute zu helfen, fand ich auch großartig. Es ist nur schade, dass alles, was er am Anfang macht, nur dafür da ist, dass Viktor aus Parkum aufwachen kann. Auch gegen Ende ist er leider mehr Laufjunge statt ein Partizipierendes Mitglied der Geschichte.
Viktor Larenz hätte viel interessanter sein können, aber die Art und Weise, wie er geschrieben und inszeniert wurde, machte ihn komplett kaputt. Für die ersten Folge ist er nicht mehr als die Wirkung seines Traumas. Das kann man auch gerne machen, aber wenn man gar kein Bezug zu dem Charakter bekommt, außerhalb davon das seine Tochter verschwunden ist, und man sonst nichts über die Person erfährt, kann man auch nie tiefer in den Charakter eintauchen. Es gibt ein paar Szene, die ihn außerhalb des Trauma Gefängnisses zeigen. In der einen Folge zeigt er was für ein manipulatives Arschloch er ist, da er lieber seine Tochter belügt, anstatt ehrlich mit ihr zu kommunizieren. Das andere war die Szene im Ethikrat, wo er mir zum ersten mal gefallen hat. Aber das oder ein ähnliches Gefühl kam dann nie wieder auf. Auch nicht mit den grotttigen Backfläshes zu seiner Kindheit, die auf hanebüchener Art und Weise erklären möchte, warum er so ist wie er ist, ohne das man jemals etwas davon in dem erwachsenen Viktor gesehn hat.
Es ergibt auch keinen Sinn, das Viktor nach ein paar wachen Tagen wieder genau am Anfang der Geschichte nach Parkum kommt. Das kann man machen, wenn es eine SciFi Designerdroge oder irgendein anderes Experiment wäre. Aber es ist so, nach ein paar Tagen einzuschlafen, und dann zu erwarten, dass man wieder in genau demselben Traum ist. So funktioniert es nicht! Und so funktioniert auch das unterbewusstsein nicht. Es war auch unfassbar Flach erzählt. Der niemals kommende Sturm, das eine Frau quasi alle Jobs macht, das der Hund mit niemanden in Kontakt kommt, das die Charaktere mal das eine sagen, und dann das andere, das diffuse Licht und das Set-Feeling mit dem Blick aus dem Fenster seiner Ferienwohnung. Aber der Vogel wird dann doch von Anna Spiegel abgeschossen. Anna? Vorwärts und Rückwärts Anna? Spiegel? Ist das dein Ernst? Das hat schon etwas von einem grottige Comic, nicht von einer Geschichte die sich ernst nehmen möchte. Auch wenn ich zugeben musste, das ich sie immerhin etwas möchte. Gerade die Szene in den Katakomben, als endlich die Masken gefallen sind, haben mir wirklich gut gefallen. Allein das er sie jetzt freundlich einlädt, war ein guter fortschritt, der zeigt das er jetzt bereit ist, für die Therapie.
Ich hasse die Art und Weise, wie Fitzek mit psychischen Krankheiten umgeht und sie einfach nur als Trope für seine grottigen Geschichten nimmt. Es gab mal eine Zeit in der solche Geschichte on vogue waren, aber es hat schon seinen Sinn, dass man diesen Trope nicht mehr ständig über die Mattscheibe flimmern sieht. Nicht nur ist es meistens sehr ausgetreten, es ist auch noch ein starker, realer, negativer Einfluss auf psychisch kranke Menschen. Die stigmatisierung ist einfach nur widerlich. Das sich die “Textbuch Definition von Schizophrenie” so zeigt, das man seinen Hund brutal erschlägt, nur um danach zu erfahren, das der Hund nie existiert hat, bringt mich auf die Palme. Menschen, die an Schizophrenie leiden, sind keine kaltblütigen Killer, es sind Menschen, die meistens gar nicht mit dem Leben zurechtkommen. Auch der Suizid der erfundnen Freundin (was auch nie wirklich passiert ist) ist einfach nur geschmacklos. Und außerdem ziemlich irrelevant für die Geschichte! Den dieser Selbstmord hat nichts mit dem der Mutter gemein. Auch hammer ist die Aussage, das jeder “Wald und Wiesen Doktor” diese Krankheit behandeln könnte.
Bisher die beste Fitzek Geschichte, die ich mitbekommen habe, die aber von seinem typischen Art und Weise zu schreiben zunichte gemacht wird, in einer Inszenierung mit schwankenden Qualitäten Graden.