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Ich mag Musicals, bin aber kein wirklicher Fan. Es gibt glaube ich nur ein Musical, wofür ich tatsächlich in ein Theater watscheln würde, sonst bin ich sehr zufrieden damit, die Shows via Bildschirm und/oder Soundsystem zu erleben. Und was Musicals angeht, stand Hamilton eine Zeit lang ziemlich hoch im Kurs. Und es ist auch schon bezeichnend, wie gut das Musical als Bühnenshow funktioniert, da Disney anstatt einer klassischen Verfilmung lieber das Bühnenspektakel mit ein paar Kameras aufgenommen hat.
Fangen wir erst mal mit dem Bühnenbild an. Hauptsächlich aus Holz bestehend, mit mehreren Drehscheiben in der Mitte und einer Tribüne rund herum, wird während des Musicals via Möbel, Laternen oder Ähnliches die Welt transformiert. Egal ob es eine Kneipe, eine großer Ballsaal, ein Schlachtfeld oder ein kleines Hinterzimmer ist. Dabei ist es beeindruckend, wie fließend die Sets umgebaut werden und wie organisch das mit den Songs und der Choreographie verbunden ist. Dabei greift natürlich auch das Bühnenlicht unter die Arme der Inszenierung, um dem perfekt abgestimmten Aufbau den nötigen Raum zu geben und der Geschichte die passenden Gravitas oder Leichtigkeit zu bieten. Die Kostüme sind auch durch die Bank gut gelungen. Von den Uniformen der Soldaten, zu den edlen Stoffen der Damen und der Transformation der Charaktere über die Jahre und Beschäftigungen.
Aber das Bühnenbild kann perfekt sein, mit den schönsten Kostümen, die man je gesehen hat, all das bringt nichts, wenn die Musik nicht gut ist. Aber die Show steckt voller Banger! Klar ist nicht jeder Song ein Meisterwerk, und manchmal wird eben mehr Fokus auf die Narrative als auf die Musik gelegt, aber an sich hat Lin-Manuel Miranda ein wirklich schönes Potpourri aus dem klassischen Musical Stil und modernen Sprechgesang gefunden. Besonders wenn man die Songs mehrmals hört, fallen einem auch immer wieder musikalische Motive auf, die großartig mit den Narrativen verbunden sind und manchmal ganz neu Kontextualisiert werden oder anders: Themen der Geschichte werden mit Melodien verbunden und konflikte werden oftmals auf mehreren Ebenen ausgetragen. Was einem aber beim ersten Mal schon auffällt, sind die unzählig talentierten Künstler, die das Stück zum Leben erwecken. Denn bei einem Musical kommt es nicht nur auf die Stimme an, sondern vor allem auch auf die Bewegungen und das theatralische Schauspiel. Und Hamilton hat ein paar herausstechende Charaktere. Allen voran natürlich Hamilton selbst, aber auch sein Lebenslanger Rivale/Freund Aaron Burr, die Sons of Liberty, Jefferson und Washington sind alle liebevoll gezeichnet und wirken auch wie eigenständige Charaktere, die auf eigenen Füßen stehen können. Auch die Schuyler Schwestern sind toll inszeniert und bleiben auch ihren eigenen Charakteren treu. Und bei der Aufzählung darf auch King George III nicht fehlen, der eine wirklich überwältigende Präsenz auf der Bühne hat.
Die Themen, die in Hamilton aufgegriffen werden, sind auch sehr sorgfältig und geschickt ausgearbeitet. Zwar heißt das Stück Hamilton, aber es geht genauso auch um Burr und deren Eifersucht, die sich über die Jahre immer weiter zu Hass entwickelte. Der opportunistische, aber vorsichtige Burr und das praktikable Kraftbündel von Hamilton in der anderen Ecke. Es geht aber auch um die Liebe, die Sehnsucht, dem Geltungs Verlangen und die Konsequenzen des eigenen Handelns. So wird der Werdegang der beiden oftmals mit den anderen Charakteren kontrastiert und hervorgehoben. Zum Beispiel Washington und sein Wunsch, eine starke Nation zurückzulassen, mit einem Augenmerk darauf, wie die Geschichte einen eines Tages sehen wird. Das Thema von Duellen ist auch sehr geschickt in die ganze Narrative verbunden. Von verletzenden Worten, und einer gewollten Rechtschaffenheit, zu den sinnlosen Opfern, die bei solchen Konflikten manchmal zurückbleiben. Selbst Politik wird extrem spaßig in der Show verpackt, in Form von Rapbatteln und Geschickten taktiert. Aber nichtsdestotrotz ist es alles eine Narrative. Basierenden auf den echten Leben von Menschen, aber verformt und verzerrt. Mir persönlich hat es gefallen, das Hamilton auch als Fehlbar dargestellt wurde. Nicht nur in den Reynolds Papern, sondern auch in der Beziehung zu seiner Frau und Kindern, die unter seinem unstillbaren Durst und Arbeitsmoral gelitten haben. Aber die Gründerväter werden natürlich trotzdem verherrlicht, sowas kann man schlecht umgehen. Und sicherlich sind viele Feinheiten (wie zum Beispiel Aspekte von Lafayette und seinem widerwillen den Adelstitel abzugeben) darunter verloren gegangen. Aber dafür wird eine tolle Geschichte erzählt, und die wichtigsten Punkte beleuchtet und erörtert.
Als Deutscher hat man normalerweise nur ein peripheres Wissen vom Unabhängigkeitskrieg und den Amerikanischen Gründungsvätern. Ich habe ab und zu auf die Pause-Taste gedrückt, um mich auf Wikipedia zu belesen. Klar, es geht auch so, aber man kann es auf jeden Fall mehr genießen, wenn man mehr Hintergrundinfo hat. Ich persönlich habe sehr davon profitiert, das Stück einmal anzuschauen, den Soundtrack teilweise auf Dauer repeat laufen zu lassen, mehr und mehr sich abzulesen und dann das Stück nochmal anzuschauen. War ich beim ersten Mal interessiert und weggeblasen, hatte ich beim zweiten Mal regelmäßig Gänsehaut am ganzen Körper und auch mehr als einmal Pipi in den Augen.
Allesamt ist Hamilton ein wirklich tolles Musical, das auch einiges zu sagen hat und einen über die gesamte Zeit gut unterhält. Gerade was die Choreographie und den gesamten Aufbau angeht, merkt man, dass dort Unmenge von Zeit, Energie und Liebe hineingeflossen ist. Wenn man auf Musicals steht, hat man Hamilton wahrscheinlich eh schon gesehen. Wenn man sich noch nicht so sicher ist, wagt es. Aber lest euch vielleicht ein paar Aspekte über das Leben von Hamilton durch, nur dass ihr dann nicht aus Verwirrung irgendwie hinterherhinkt. Und dann wird es euch so wie mir gehen, dass man sich an dem Soundtrack gar nicht mehr satthören kann.
David Lynchs Dune ist Legendär. Lange Zeit einer der besten Beweise, warum die literarische Vorlage von Herbert vielleicht wirklich unverfilmbar ist. Ich habe den Film mal in meiner späten Jugend gesehen und war ehrlich gesagt etwas schockiert. Ich erinnere mich an eine konfuse Geschichte, die furchtbar inszeniert ist, an Bilder und Szenen, die teilweise beeindrucken und teilweise ernüchternd. Vor allem erinnere ich mich an einen David Lynch Film, der bis auf ein paar Ausnahmen, sich überhaupt nicht wie Lynch Film angefühlt hat.
Und das Ganze hat auch einen guten Grund. Nicht umsonst sieht Lynch diesen Film als seinen großen Flop. Er nahm die übergroße Vorlage des Romans, welches zu einem schier unbändigen Projekt von Jodorowsky herangewachsen ist, und aus dessen Nachlass dieser Film entstanden ist. Dabei darf Lynch nicht Lynch sein. Er hat nur ein sehr begrenztes Mitspracherecht, das bei jeglichen Änderungsvorschlägen vom Produzenten niedergestreckt wurde. Aus dem reinen vier Stunden Schnitt, wurden erst drei, bis man es letztendlich auf 2 Stunden und 17 Minuten verstümmelt hatte. Eine Geschichte, bei der sich Villenau über zwei Filme fast 6 Stunden Zeit lässt. Mit einem Drehbuch, das irgendwie versucht, die Komplexität der Vorlage und der Jodorowsky Version in ein viel zu enges Korsett zu schnallen. Dabei wird teilweise viel Zeit für Aspekte aufgebraucht, die wirklich nicht so wichtig sind und andere wichtige, die in einer Montage zusammen geklatscht werden. Und so verliert die Geschichte stetig an Lebendigkeit, und aus den komplexen Kulturen und Konflikten werden grob gezeichnete Skizzen, denen jegliche Tiefe fehlt. Dennoch will man nicht davon abkommen, alles in den Zeitraum zu packen, auch wenn man es dem Film vielleicht anders wohler getan hätte.
Auch wenn es nicht ganz fair ist, werde ich diese Interpretation mit der von Villeneuve vergleichen. Denn wenn man Lynchs Version ohne das Wissen des Buches oder der neuinterpretation nimmt, steht der Film nur noch schlechter da. ch habe damals der Geschichte, den verschiedenen Fraktionen und Charakteren kaum folgen können. Besonders als Paul dann mit den Fremen gegen die Harkonnen kämpft, werden Szenen wild zusammengewürfelt ohne jegliches Gefühl von Kohärenz oder Gravitas. Die Exposition gehört zu dem schlechtesten, was ich je gesehen habe. Bei denen gewisse Aspekte so flach wie es geht einem vor die Füße geklatscht werden und andere im Schleier der Inszenierung untergehen. Statt die Geschichte etwas zu entschlacken und auf die großen Themen und stärken der Geschichte zu fokussieren, wird hier versucht, so viel wie möglich hineinzupressen. Ich verstehe auch die sehr theatralische Inszenierung, denn es ist ja nicht umsonst eine Space Opera. Aber das Melodrama funktioniert so oft einfach nicht, oder wirkt billig wie direkt aus einer Seifenoper. Das Casting macht es auch nicht besser. Warum sind alle weiss? Warum spielt Sting mit? Wer hat den diese Entscheidungen getroffen? Ganz zu schweigen, dass das ganze dann auch einfach nicht zusammenkommen möchte.
Gerade im Vergleich zu Villenau merkt man, wo der unterschiedliche Fokus bei den beiden Filmen liegt. Wo Paul in der modernen Interpretation sich gegen die übergroße Figur des Messias stellt, seine Fähigkeiten als Anführer ständig und überragend beweist, wirkt der Paul hier eher wie ein privilegiertes Kind, der keinen wirklichen Antrieb über den groben Plan der Rache hat. Während Timothée das Wasser des Lebens als letzter verzweifelter Akt trinkt, um sich und die Fremen zu retten, nimmt dieser Paul das an, weil es eben so geschrieben steht. Villenaus Dune zeigt eine lebendige Welt, durchdrungen von Mythen und Weissagungen. In Lynchs Dune wird ein flaches Märchen inszeniert, das mit seinen eigenen Spielregeln spielt. Das ist an sich auch nichts schlimmes, das kann man auch gerne machen. Es tut nur so weh, wenn all diese Aspekte dann nicht einmal richtig genutzt werden. So wird aus einer komplexen und interessanten Geschichte über Loyalität, Verrat, Glaube und der nackte Kampf ums Überleben ein dröges Märchen auf einem Sandplaneten, wo es zwar konflikte gibt, aber dann ganz einfach und plump gelöst werden. Hervorheben möchte ich noch das Reiten auf den Sandwürmern, das ich damals als sehr cool in erinnerung hatte, aber gerade im Vergleich zu Dune 2 wirkt, wie ein Rentner der auf einen Fahrenden Zug in einem Themenpark aufspringen möchte, der etwas schneller als schleudergeschwindigkeit vor sich hin tuckert.
Yorgos Lanthimos ist einer meiner absoluten Lieblingsregisseure, in dessen Stil ich mich spätestens seit "Killing of a Sacred Deer” hoffnungslos verliebt habe. Poor Things ist sein neuester Streich und meiner Meinung nach, einer seiner Mutigsten. Als ein Vertreter des Weird Greek Cinema, ist es nichts neues für ihn, sonderbare Geschichten auf abstruse Art und Weise zu erzählen. Was das ganze so besonders gemacht hat, ist die Erdung, die all die Filme haben. Denn obwohl die Konzepte überdreht und sonderbar sind, bleibt es doch am Boden, was es so strange macht. Aber hier hat er jegliche Seile gelöst und hebt ab, und die Welt und alle darin werden genau so absurd, wie die Geschichte, die sie erzählt, ohne die fokus auf die Menschlichkeit zu verlieren.
Ich liebe diesen Film. Man hat schon vom ersten Frame gemerkt, dass man hier etwas ganz besonderes vor sich hat. Poor Things ist nicht einfach nur eine Geschichte mit einer Narrative. Es ist ein cineastischer Triumph, der mich tatsächlich sehr geplättet hat. Jede Szene, jede Einstellung und jede kleine Narrative Exkursion ist vollgestopft mit fesselnder Bildsprache. Die faszinierende Maske, die grandiosen Kostüme und teilweise extrem bizarre Sets, gepaart mit einer spielerischen Klangkulisse und großartigen schauspielerischen Leistungen, machen Poor Things zu etwas ganz besonderem. Es ist ein Film, der aus anderen Zeiten schöpft (vor allem der expressionistischen Werken aus den 20er und 30er Jahren), zu dem das Kino noch fließender war, als nur die Darstellung der Realität. Es wird auch kein Hehl daraus gemacht, dass das gezeigte Mehr ist als nur der Hintergrund für die Geschichte. Das tiefe Blau, bei dem Sturz in die Fluten. Das schwarz und weiß der einfachen und klaren Kindheit. Die farbenfrohe Welt da draußen, die nicht nur Bella, sondern auch den Zuschauer überwältigt. Wieder gefangen genommen, in einer blauen Welt, bei der sich Bella vor allem intern weiterentwickelt und sich dann auch der farbig drögen, aber zermürbenden Grausamkeit der Welt stellt. Nach Paris, bei dem sie mit mehr Gefühlen und Erfahrungen konfrontiert wird, die über ihr privilegiertes Heranwachsen hinausgeht. Und dann natürlich wieder London, bei dem Bella endlich Klarheit über sich findet, als Ziel und nächsten Schritt der Entwicklung. Die Innenwelt wird nach außen gestülpt und wieder zurück. Das sieht man auch in den Architekturen. Das verwinkelte Lissabon, die Villa von Godwin, die als erweiterung und Perversion des organischen Körpers und dessen Sinne, oder die Festung von Blessington, mit blutig nassen Böden und vom Mörser aufgerissenen klaffenden Wunden im Rasen.
Poor Things ist ein Film über Lebensfreude, über Gesellschaftliche Korsetts und einen unverblümt und klaren Blick auf das Leben. Dabei hat der Film mich sehr an Dogtooth erinnert, einen anderen Film von Lanthimos, bei dem er erörtert, was passiert, wenn Kinder komplett abgekapselt aufwachsen und man ihnen nur eine sehr spezifische Realität aufzwingt. Erfährt man bei Dogtooth niemals, warum die Eltern das gemacht haben, wird hier der Grund sehr schnell klar. Es geht um Godwin Baxter und seine unermüdliche Suche nach empirisch beweisbaren Fakten und dem Trieb, der Fantasie und den Gedankenexperimenten eine Realität zum Testen zu geben. Dabei ist es auch kein Wunder, dass Godwin so ist, wie er ist, erfährt man über den Verlauf des Filmes über immer weitere Grausamkeiten, die sein Vater ihm angetan hatte. Und um sein Weltbild irgendwie im Rahmen zu halten, muss er all dies aus einer tiefen innigen Liebe zur Wissenschaft getan haben, denn sonst würde noch eine unfassbare Grausamkeit zurückbleiben, die niemand ertragen könnte, außer vielleicht Alfie. Mit dem Herausfischen eines Leichnams rettet er das Leben des ungeborenen Kindes, doch greift er dabei in seinem Tatendrang in die natürliche Entwicklung desselben ein und probiert sein Frankenstein-artiges Experiment. Dabei ist es sehr interessant, wie Godwin dargestellt ist. Ein Wesen, das von außen monsterhaft aussieht, mit Narben, die nicht nur sein Gesicht zeichnen, sondern seinen ganzen Körper. Ein Lebewesen, das man sorgfältig auseinandergenommen hat, sodass er nicht einmal selbst Nahrung verdauen kann. Ein Monster, das ein anderes Monster erschafft. Zumindest oberflächlich. Denn im Verlauf des Filmes lernt man nicht nur die Motivationen und die tragische Hintergrundgeschichte von Godwin näher kennen, er ist auch der einzige Mann in dem Film, der Bella ihre Freiheit lässt. Er hat zwar den Funken des Lebens für sie versprüht, aber er ist deshalb nicht Bellas Meister. So lässt er sie auch ziehen, wenn sie das möchte, da er erkennen muss, dass das gewaltsame Festhalten nur weitere gewalt oder Unruhe mit sich bringen würde. Bis zum Schluss scheut er sich nicht vor den Konsequenzen seines Handeln, doch erkennt er die Autonomie seiner geschaffenen Wesen an. Dann gibt es McCandels: Ein sehr interessanter Charakter, der Godwin tief bewundert und sich dann auch sofort auf die Chance stürzt, diesen skurrilen aber nichtsdestotrotz genialen Mann bei seiner Arbeit zu helfen. Er entwickelt auch eine ehrliche Liebe zu Bella, bei der er selbst weiß, dass sie problematisch ist. Jemand der darin gar kein Problem sieht, ist Duncan Wedderburn, ein mittelmäßiger Anwalt mit festen Fuß in der höheren Gesellschaft, der auf sich und seine ‘rebellische’ haltung viel hält, und deswegen komplett in sich zusammen sackt, als Bella diese wirklich auslebt und ihn komplett unterwandert. Er wird von einem schmierigen Typen über den Verlauf des Filmes immer kleiner und erbärmlicher. Dabei merkt er nicht mal, dass er es selbst ist, das ihn so klein macht. Er möchte jegliche Freiheit der Welt, ohne wirkliche Konsequenzen, und diese nimmt er sich mit seinem Stand und Geschlecht. Er beschimpft Bella als Dämon, als Verführerin, die ihn zermürbt, dabei kommt er einfach nicht mit einer starken Persönlichkeit zurecht, die genau das macht, was er gerne machen möchte, und zwar mit einer gnadenlosen ehrlich- und geradlinigkeit.
Und dann haben wir da natürlich noch Bella. Statt auf natürliche Art und Weise, den Körper und Geist zugleich zu entwickeln, wird sie in einen erwachsenen Körper versetzt, der alles aus den Fugen geraten lässt. Man weiß nicht genau, wie viel Zeit während des Filmes vergeht, aber man kann schon sagen, dass sie sich schneller entwickelt, als es ein Baby tun würde. Dabei geht sie aber auch alle Phasen durch, von der sorgfältigen und plumpen Art die Welt zu entdecken, dem Versuch sie zu verstehen, dem ersten Mal zu trotzen und dann der Drang nach Freiheit. Im Gegensatz zu dem sterilen Godwin, der alle Aspekte am liebsten streng kontrolliert haben möchte, erkennt Bella, dass die Wahrheit nicht im Sterilen liegt, sondern in der Erfahrung. Und in dieser Hinsicht, hat sich Bella, vor allem nach dem zweiten Mal anschauen, zu einer meiner Lieblingscharaktere entwickelt. Nicht nur beobachten wir ihre gesamte Entwicklung und deren Meilensteine, sie hat auch ständig etwas Mutiges und Optimistisches an sich, das großartige menschliche Potential geradlinig und klar zu verfolgen. Es gibt bei ihr keine wehmütigen Blicke in die Vergangenheit, sondern einfach radikale Akzeptanz und den Drang, das Beste aus der Situation heraus zu holen. Natürlich hat sie zu viel Zeit mit Duncan verschwendet, aber die Erfahrung war dennoch sehr wertvoll für sie. Genau so wie auch nicht jeder Freier in Paris ihr gefallen hat, und dabei auch ab und an unangenehme Situationen entstanden sind, aber es gehört einfach zum Leben und Erfahrung dazu. Und sie hat ein klares Ziel vor Augen: Das Leben genießen und die Welt zu einem besseren Ort für jedermann zu machen. Dass sie dabei bereit ist, alles dafür zu opfern, zeigt sie mehrmals in dem Film. Allen voran am Ende, als sie dann zu Alfie geht, um herauszufinden, was ihre Mutter zu solch einer verzweifelten Tat getrieben hat und wer sie überhaupt war. Denn in Alfie spiegelt sich alles wider, was Bella zuwider ist. Eine Affinität für Grausamkeiten, die nicht einmal einen Zweck hat, wie es vielleicht bei Godwin sein könnte. Grausamkeit und Gewalt für Kontrolle und die Freude daran, anderen Leid zuzufügen.
Poor Things ist ein filmisches Meisterwerk, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Es greift viele problematische Themen auf und geht auf ihre eigene Art und Weise damit um. Ich habe viel Diskurs darüber gelesen, dass manche damit Probleme haben, dass ein kleines Kind im Körper einer Frau steckt und Männer dies für sexuelle Zwecke nutzen. Es fühlt sich falsch an, und während des Filmes dreht sich niemals ein Charakter zu der Kamera und erklärt, warum es problematisch ist. Aber das gehört dazu. Es gehört dazu, dass man sich dabei unangenehm fühlt und Bella es auf ihre eigene Art und Weise verarbeitet. Es ist auch so, dass sie nicht umsonst dem Born Sexy Yesterday Trope entspricht, dies aber auf den Kopf stellt und dabei stärker wird und die Nutznießer des Tropes vorzuführen. Bis zum Ende hat sie die Kontrolle. Und wenn ihr jemand die Kontrolle nehmen möchte, ist sie auch bereit dafür zu kämpfen. Das ist auch ein Grund, warum es bei mir so eine Schadenfreude ausgelöst hat, als Duncan immer weiter in sich selbst zusammenfällt.
Yorgos Lanthimos hat mit Poor Things einen Film geschaffen, wie man ihn heute kaum noch zu sehen bekommt. Ein cineastischer Triumph, der nicht nur auf Erzählerische, sondern auch auf technischer Seite (Sets, Maske, Kostüme) neue Höhen erreicht. Es beweist wieder einmal, wie talentiert Lanthimos ist, wie großartig seine Visionen sind und wie er die Ressourcen hat, die richtigen Künstler um sich zu scharen, um seine Vision real werden zu lassen. Poor Things ist das, was Kino sein kann! Und das macht es so aufregend für mich.
Road House ist ein sehr flacher Film mit vielen Problemen, der aber durch seine Geradlinigkeit, interessante Action und Atmosphäre glänzt. Aber bevor ich in die Kritik eintauche, muss ich zugeben das ich das Original nie gesehen habe, jetzt aber nachholen werde.
Die Geschichte beginnt in einem räudigen Schuppen, in dem zwei schwitzende Männer sich gegenseitig aufs Fressbrett geben. Nachdem einer von ihnen zu Boden geht, bahnt sich der nächste Kämpfer den Weg zum Ring. Sobald der Hoodie abkommt, und man sieht, woran Jake Gyllenhaal sicherlich eine lange Zeit hingearbeitet hat, gibt der Sieger sofort auf. Eine Stichwunde und einen Suizidversuch später macht sich unser Protagonist auf den Weg nach Florida, einem Staat mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren. Dort nimmt er einen gut bezahlten Job als Türsteher an, der langsam immer weiter aus dem Ruder läuft.
Der Film macht auch von anfang an keinen Hehl daraus, worauf er den Fokus legt. Die Geschichte und die Charaktere sind allesamt sehr Flach, mit Dialogen die so tief gehen, wie eine Sandbank mitten im Meer. Das ist an sich nichts schlimmes, den solange die anderen Aspekte da sind, kann man auch mit so einem Film spaß haben. Den die stärke des Filmes liegt eindeutig in der Atmosphäre und der Action. Man merkt das sich viel Mühe geben wurde, die Keys und vor allem das Titelgebend Road House gut in Szene zu setzten. Man sieht am Nachmittag, wenn alles für den Abend vorbereitet wird, man sieht es wenn die Leute einfach ne gute Zeit haben, oder ein paar Typen sich prügeln wollen, und man sieht es auch anschließend, wenn der Schrottcontainer mit Tag für Tag wieder aufgefüllt wird. Dazwischen ein haufen verschiedene Bands, die sich in ihrem Hühnerkäfig von nichts stören lassen. Dabei mag ich auch die Art und Weise wie Dalton an die Sache herangeht. Wenn es sein muss, dann verteilt Schläge, aber es ist vielmehr eine positive Kraft, die dem Barkeeper und seinem Freund das passende Training gibt, auch nach seinem Monat kompetent das Road House beschützen zu können. Auch die ganze kleinen Beziehungen die er mit den Charakteren aufbaut, ist wirklich sehr niedlich. Der Schnitt, die Kamera und vor allem die Action sind sehr gut gelungen. Scheinbar nutzen sie in dem Film eine neue Technik um die Action so viszeral wirken zu lassen. Und es funktioniert! Wenn Dalton geschickt ausweicht und dann einen uppercut gibt, spürt man die Zähne im Hirnkasten rattern. So gehören die Kampf und Actionszenen zu dem Highlight des Filmes.
Aber leider macht das einen Film alleine nicht gut. Denn nicht nur sind die Charaktere und die Geschichte ziemlich flach, auch die Exposition ist einfach nur grausam. Aber nicht so grausam wie die Bösewichte, allen voran Conor McGregor, der die ganze Zeit wie auf Koks mit einer vollen Windel herumläuft. Ich verstehe, was sie und er mit dem Charakter machen wollen, und sie geben sich wirklich Mühe, mit gutem Schnitt und Action ihn irgendwie in Szene zu setzen, aber es klappt einfach nicht. Außerhalb der Kampfszenen, kam ich aus dem Fremdschämen nicht mehr heraus. Auch Ben Brandt als Kopf der Bösewichte hat keine Sekunde funktioniert. Ich verstehe auch hier, was sie machen wollten, auch mit der Szene des Barbiers auf dem Schiff, aber um Himmelswillen hat das alles nicht geklappt. Der Film ist mit seinen zwei Stunden auch eindeutig zu lang. Auch wenn Daltons Wut erfüllte, explosiver Racheplan wirklich spaßig war, fand ich seine Entwicklung sehr erzwungen.
Mit Road House kann man schon seinen Spaß haben. Ich bereue die zwei Stunden überhaupt nicht. Aber es ist schade an wievielen Stellen der Film dich schwächen hat und vor allem durch ein besseres Drehbuch hätte profitieren können.
Knock at the Cabin ist der neueste Film von M. Night Shyamalan, nach der absoluten Katastrophe Old. Seine Filme sind so heftig Schwankungen ausgesetzt, dass man am besten erst mal nichts erwartet. Der Fokus auf eine kleinere, kompaktere Geschichte hat etwas Interesse in mir geweckt, aber dann doch nicht genug, um ins Kino zu tingeln.
Und bei der Geschichte fängt das erste große Problem an. Es gibt Geschichten, die funktionieren in einem Medium besser als in anderen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Buchvorlage eine wirklich spannende Geschichte erzählt, mit tollen Feinheiten und genügend Raum für Interpretationen und emotionale Stärken. Aber Knock at the Cabin nimmt dieselben Grundzutaten und versemmelt das ganze Gericht mit einem gleichzeitig faden und penetranten Geschmack, der sich nie in Wohlgefallen auflösen will. Aus der vielleicht interessanten und ambigen Geschichte wird durch eine mittelmäßige Inszenierung und der furchtbaren Direktion jegliches Potential ausgesaugt.
An sich liebe ich es, wenn die Kamera und Mise en scene dafür genutzt werden, die Geschichte oder Charaktere zu vertiefen. Selbst wenn es nur für die Atmosphäre da ist, kann eine gute Kamera viel ausmachen. In ‘Knock at the Cabin’ versucht die Kamera ständig etwas zu machen, aber alles ohne Sinn oder Verstand. Es wird gezoomt, in dutch angles gelehnt oder wild gedreht, nur damit man was visuell interessantes macht. Die Kamera fühlt sich an wie Malen nach Zahlen an, wo einem ein gewisses Ergebnis geliefert wird, ohne die Tiefen und Hintergründe zu verstehen. Statt etwas Besonderes zu bieten, wie man es ja auch besonders in einem Kammerspiel machen kann, bestehen die Bilder aus Gimmicks, die einen eher aus dem immersiven Erlebnis herausholen statt reinzuziehen. Der Soundtrack und das Sounddesign sind in Ordnung, aber nichts wirklich besonderes. Die Schauspieler machen einen ganz guten Job, zumindest mit dem Drehbuch, das ihnen geboten wird. Gerade gegen Ende, wenn es extrem melodramatisch wird, fällt aber jegliche Ernsthaftigkeit, die zuvor verzweifelt aufgebaut wurde. Das CGI schadet dem Film leider auch. Die Flugzeuge, die vom Himmel stürzen oder die Flut wirken wie aus einem Roland Emmerich Film, bei dem das Spektakel im Vordergrund steht, statt dem Horror, den es rüberbringen soll. Ich musste sofort an die Flucht aus LA in 2012 denken, die ich in der Kritik auch als Weiterführung des Californiacation Videos bezeichnet hatte. Es fehlt einfach die Gravitas, das Hilflose und das Überwältigende.
Wo der Film aber herausragend ist, ist die grausig flache und lieblose Direktion von Shyamalan, dem abermals jegliches Feingefühl fehlt. Alle Aspekte werden mit dem Holzhammer in eine Pressform geprügelt. Die Geschichte ist natürlich etwas flacher, da sie ja eher durch starke Symbolik besticht. Ähnlich wie Mother! von Aronofsky, muss man durch die gegebenen, filmischen Mittel etwas besonderes zaubern, oder eben durch gute Ausarbeitung der Charaktere, wie es in einem Kammerspiel üblich ist. In ‘Knock at the Cabin’ wird leider nichts von beiden gemacht. Denn an sich hat die Geschichte was. Das die vier Typen, die vier Reiter der Apokalypse repräsentieren sollen, war ja schnell klar. Und auch der Konflikt, ob das, was passiert ist, wahr ist oder nicht, war am Anfang auch noch packend. Aber durch das stetige Wiederholen von “Du musst jemanden opfern", “NEIN”, “Okay…” hat sich halt nach dem spätesten zweiten Opfer abgenutzt. Es wird nie wirklich tiefer darauf eingegangen, als die vagen Visionen der Reiter und dem Unverständnis des Paares. Ein guter Drehbuchautor oder Regisseur hätte dort die Spannung immer weiter hochgetrieben. Hier bleibt sie relativ flach, bis zum extrem melodramatischen Ende. Und wenn ich Melodramatisch sage, dann mein ich das auch! Mit getragenen Streichern und einem Opfer, das einem als Zuschauer etwas am Arsch vorbeigeht. Ob es nun Eric oder Andrew ist, war mir völlig egal. Wenn es Wen erwischt hätte, wäre das schade gewesen, was anscheinend in dem Buch passiert, aber so, mit einem willigen Opfer, fehlt die Gravitas. Und so sollte man sich als Zuschauer nicht fühlen. Vergleicht man es mit Killing of a Sacred Deer, bei dem die Entscheidung die passende Grausamkeit und Verzweiflung mit sich bringt, fühlt sich ‘Knock at the Cabin’ einfach nur grausig dröge an. Es ist ganz nett, dass das Ende etwas Lebensbejahend ist, aber die ganzen Konsequenzen von den Geschehnissen des Films fühlen sich so fern und unnahbar an, dass sie quasi keine Wirkung zeigen. Das lasche Happy End zieht einfach nicht.
‘Knock at the Cabin’ ist eine interessante Geschichte, die auf diese Art der Verfilmung in keinster Weise sein Potential entfalten kann. Es wird an keinem der potentiellen stärken der Geschichte angeknüpft, sondern einfach nur lasch nacherzählt. Mit einer komplett fehlenden Vision, die eben nicht darüber hinausgeht. Noch ein kleiner Zusatz: Ich weiß das die Cameos von Shyamalan bei seinen Filmen dazu gehören, aber nichts reißt mich mehr aus der Geschichte als sein Gesicht irgendwo zu sehen, auch wenn es nur für ein paar Sekunden ist.
Madame Web wirkte von Anfang an wie ein schlechter Scherz. Jeder Trailer, jedes Interview und jedes neue Detail ließen den Film nur noch abstruser wirken. Natürlich hat das ein morbides Interesse an mir geweckt, vor allem bei der Erfolgsbilanz, die Sony mit ihren MCU benachbarten Filmen so produziert hat.
Normalerweise erzähle ich Filme ungern nach, aber das muss hier einfach sein. Die Geschichte ist kaum kohärent und besticht aus so unfassbar flachen Charakteren, das sie quasi durchsichtig wirken. Es gibt einen Bösewicht, der die Zukunft sehen kann, und dort sein eigenes Verderben sieht. Er kann nicht zulassen das all das was er aufgebaut hat durch diesen Mord zerfallen wird. Was er aufgebaut hat? Keine Ahnung! Der Film findet es nicht wichtig tiefer darauf einzugehen. Er hat halt irgendwie Macht und möchte sie nicht verlieren. Wie er an die Macht gekommen ist? Das ist schnell erzählt. Er war damals mit der Mutter von Cassandra im Dschungel des Amazonas, während sie Spinnen erforschte und dann gestorben ist. Scheinbar hat er sie damals umgebracht, um an eine spezielle Spinne zu kommen, die ihn Kräfte gibt. Ist es die selbe Spinne die Peter Parker gebissen hat? Nein! Natürlich nicht! Das ist alles nur Zufall! Zumindest hat er damit sein Imperium aufgebaut? Und das muss mit allen Mitteln geschützt werden! Und wenn es bedeutet, Teenager, die klar in ihren Mid-Zwanziger sind, umzubringen, dann ist es eben so! (Also ehrlich, es ist ja normal das man ältere Schauspieler für Teenager castet, aber gerade Sidney Sweeny sah mit ihren Kostüm einfach nur zu tode fetischisiert aus). Der geniale Plan geht aber leider nicht auf, denn unsere Protagonistin, Cassandra Webb (was für ein Name!), hatte vor kurzem eine Nahtod erfahrung, und somit wurden ihre Spinnenkräfte aktiviert? Zumindest kann sie jetzt in die Zukunft sehen und rettet die Mädchen und setzt sie mitten im Wald aus. Aufgrund einer kleinen Info fällt ihr auf, das es etwas mit ihrer Mutter zu tun haben muss, die vor Jahren gestorben ist. Und wer hätte das gedacht, sie hat recht! Den Mädels wird es im Wald langweilig und sie machen sich auf den Weg zu einem Diner, in dem ein Typ eine Zeitung über den Entführungsfall, der erst vor ein paar Stunden stattgefunden hat, und verpetzt die Mädels. Das bekommt Cassandra natürlich mit und nutzt ihre Superkraft um den Bösewicht mit einem Taxi anzufahren. Nachdem Cassandra dann die Mädels bei ihrem besten Kumpel absetzt, ohne zu sagen was sache ist und welche Gefahr das mit sich bringt, nimmt sie das geschrottete Taxi ohne Kennzeichen und fährt zum Flughafen, um anhand eines Polaroids einen Platz im Amazonas Dschungel zu finden. Dort findet sie den Mann, der damals ihre Mutter retten wollte, und entfaltet dann endlich ihr ganzes Potential. Denn wie jeder weiß, beginnt es mit einer Nahtod Erfahrung und wird dann komplett freigesetzt, wenn man der Mutter verzeiht. Ganz einfach wie das ABC oder eins plus eins. Als sie wieder in New York ankommt, kommt es zum finalen Showdown. Mit Vorhersagen, einem weiteren Auto Crash und der Kraft sich aufzuteilen, besiegt Cassandra den Bösewicht. Aber den letzten Schlag macht dann die Pepsi Corporation. Danke dafür! Dabei stürzt sie ins Wasser und wird durch einen Feuerwerkskörper erblindet? Und man bekommt einen mutigen Blick nach vorne, was wohl auf Cassandra und die Mädels warten wird.
Die Geschichte und das Drehbuch sind eine absolute Katastrophe, voller Denkfehler und Plotholes, die an kein einziger Stelle irgendwie zusammenkommen. Am besten, als die Mädels das Herz von Cassandra wieder auf Schwung bringen, das zuvor total gezwungen in den Film rein gedrückt wurde. Die Exposition ist schmerzhaft. Genau so auch die Dialoge und Charaktere. Allen voran Cassandra, die irgendwie etwas off und quirky wirken soll, aber dabei sich kaum wie ein Mensch anfühlt. Es wird auch nicht besser durch das Katastrophale Schauspiel durch die Bank. Eigentlich mag ich Dakota Johnson, aber nach dem Film bin ich mir da echt nicht mehr sicher. Aber was soll sie auch machen, mit so einem Drehbuch. Genauso auch Tahar Rahim, der den Bösewicht Ezekiel Sims spielt und jegliche Dialoge im nachhinein in einer Booth aufgenommen hat. Selbst Adam Scott, der das beste aus seiner Rolle herausholt, ist sehr am straucheln. Aber kann man es ihnen verübeln? Bis auf ein paar Anzugträger, die Dollarzeichen in den Augen hatten, hat niemand bock auf diesen Film, und das spürt man auch. Die Regisseurin S.J. Clarkson hat nicht besonders viel Erfahrung was Spielfilme angeht, aber sie kann ihr Handwerk. Wie fühlt sich dann alles so losgelöst und chaotisch an? Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Geschichte überhaupt schon fertig war, oder sie einfach irgendwelche Szenen gedreht haben, um dann im Schnitt und in der Postproduktion irgendwas daraus zu machen. Und dann ist irgendjemand überrascht dass das ganze Vorhaben voll auf die Fresse fällt.
Wenn der Film ein Fanfilm wäre, den man kostenlos auf YouTube sehen kann, könnte man vieles daran verzeihen. Nicht jeder kann eine Geschichte schreiben, geschweige denn Erzählen. Dazu unzählige Filmische und technische Probleme, die bei einem Budget von ca 80 Millionen Dollar und an sich talentierten Filmschaffenden nicht passieren sollten. Und eine Narrative, die sich anfühlt, wie aus der Zeit vor dem MCU, zwischen dem ersten Raimi Spider Man und Iron Man, wo bis auf ein paar Ausnahmen keiner Ahnung hatte, wie man einen Superhelden-Film dreht bzw erzählt. Der Film hat keinen Fokus auf nichts. Wie das Drehbuch überhaupt so weit gekommen ist, dass niemand davor die Reißleine gezogen hat, ist wahnwitzig. Es zeigt einfach mal wieder, wie kreativ Bankrott Sony ist, was ihre Live Action Superhelden Filme angeht. Man erwartet ja nicht viel von den Leuten, die einen Morbius gebracht haben, aber das ist schon schockierend. Und im direkten Vergleich, würde ich tatsächlich lieber nochmal Madame Web anschauen, da man aus dem Schock und der unfassbar schlechten Umsetzung etwas Spaß herausziehen kann. Aber bitte! Bitte, bitte, bitte! Lasst es! Superhelden Ermüdung ist eh schon stark, und mit solchen Filmen macht man sich da auch keinen gefallen.
Anatomie eines Falles ist ein besonderer Film, der durch eine ruhige und besonnene Art und Weise besticht, die einem niemals die Genugtuung einer objektiven Wahrheit gibt. Am Anfang war ich mir auch nicht sicher, ob die Titelgebende Anatomie um einen Gerichtsfall oder einen Sturz geht, und war dann sehr überrascht, dass es am Ende um beides geht.
An einem sonnigen Tag, nach einem missglückten Interview, findet der junge Daniel seinen Vater tot auf dem Boden wieder. Die große Frage ist nun, was ist passiert? In der Laufzeit über 2 ½ Stunden wird diese Frage auf verschiedene Arten und Weisen erörtert. Eine Anatomie ist das Zerlegen (bzw. schneiden) von einem Ganzen, normalerweise Organismen, und dem Zerlegen in verschiedene Teile, um zu erörtern, wie diese miteinander funktionieren. Genauso wird hier der Sturz wie auch die Beziehung zwischen Sandra und Samuel Stück für Stück auseinandergenommen. So müssen sich Sandra und Daniel nicht nur mit dem Tod einer geliebten Person auseinandersetzen, sondern auch einer öffentlichen Zerstückelung des privaten Lebens, mit dem Fokus auf ein paar Momentaufnahmen, ohne jemals einen Gedanken auf das ganze Bild zu verschwenden. Das sagt Sandra auch immer wieder, aber all das fällt auf taube Ohren. Es kann auch zu einem großen Trugschluss kommen, wenn man Dinge zu weit aufteilt und zu tief in die Details geht, und den Fokus auf das große Ganze verliert. Dabei gibt es ein ständigen Clinch zwischen einem keifern nach einer “Wahrheit”, ohne jegliche Authentizität. So ist Sandra zu beginn auch zurecht verwirrt, denn die Wahrheit sollte doch klar und ersichtlich sein. Aber sobald sie sich irgendeine blöße gibt, wird sofort darauf gesprungen und eine Narrative aufgebaut. So wird im Gerichtssaal nicht vor Ad Hominem zurückgeschreckt, oder vor irgendwelchen semantischen Spielchen, die nur eine einzige Agenda stärken. Mir hing teilweise die Kinnlade am Boden, wie viel Schindluder im Name der Wahrheitsfindung getrieben wird, auch wenn ich nicht bezweifle, dass es genau so vonstatten geht. Alles erleben wird in eine Narrative gepackt und die Welt stimmig zu gestalten. Selbst das eigene Handeln, wird in den Kontext von Aktion und Reaktion gestellt. Und gerade wenn es darum geht, die Bevölkerung oder eine Jury zu überzeugen, ist die Narrative natürlich das Wichtigste. Und das ist eine der schönen Dinge an dem Film, wir als Zuschauer bekommen niemals eine Auflösung. Selbst unsere Narrative, wie sich das alles wohl abgespielt hat, ist vielleicht von manchen Beweisen mehr oder weniger gestützt, aber an sich auf dieselbe Art und Weise fragil.
Handwerklich ist der Film sehr ordentlich. Die Kamera macht einen guten Job und fängt die starken und ambigen Momente toll ein. Die Tonmischung ist herausragend! Ich verstehe immer noch nicht, wie sie so gut die Ohrenbetäubende Rendition von P.I.M.P. abgemischt haben, dass es genau den Punkt trifft, den es finden soll. Es überwältigt und reibt einen auf, ohne in einer Kakophonie unterzugehen. Und selbst wenn Worte oder Intentionen irgendwo verschluckt werden, gehört das genau zu der Vision des Filmes. Apropos Dialoge, das Drehbuch hat nicht umsonst einen Oscar verdient. Es schafft eine sehr geerdete Geschichte, die durchgehend neutral bleibt und den Zuschauer selbst ständig herausfordert. Es nimmt, wie der Titel schon sagt, den Sturz wie auch den Fall akribisch auseinander, nur um dabei teilweise das Gesamtbild zu verlieren. Gekrönt wird das durch brillante Schauspielerische Leistungen, allen voran Sandra Hüller und Milo Machador Graner. Beide gehen dabei komplett in ihren Charakteren auf, mit allen positiven wie auch negativen Aspekten. Und man spürt auch immer mehr als nur die Worte oder Taten. Gerade das Grübeln und innerliche kämpfen, wird auf großartig dezente Art und Weise vorgetragen. Daniel ist natürlich komplett von der Situation überfordert, vor allem wenn er von Autoritätsfiguren klein gemacht wird, nur weil er ein Mensch ist und kein perfektes Erinnerungsvermögen hat. Die innere Anspannung scheint ihn zu zerreißen, sodass er auf der suche nach der Wahrheit auch bereit ist, grausames zu tun. Die Szene mit Snoopy hat mein Herz gebrochen, aber es ist auch klar, das er das nur macht, weil er zum absolut letzten getrieben wurde. Sandra ist auch von Anfang an eine eher undurchsichtige und unsympathische Figur, aber spätestens nach dem Streitgespräch, versteht man sie besser. Sie ist teilweise natürlich immer noch unsympathisch, aber sie hat es nicht verdient, dass man so widerwärtig mit ihr umgeht. Und am Schluss, wenn es einfach vorbei ist, ohne Fanfaren und Siegerkranz, muss Daniel seine Mutter in die Arme nehmen.
Die Streitszene hat sich auch sofort in mein Hirn gebrannt. Ich habe selten so eine klaren, authentischen Streit in einem Film erlebt. Geboren aus jahrelangen Diskrepanzen und Frustrationen. Wobei ich hier eher auf Sandras Seite stehe, da ich auch das Gefühl habe, dass Samuel sich selbst sabotiert und alle dafür verantwortlich macht, außer sich selbst. Etwas, was diese Szene auch so besonders macht, ist, dass man dort tatsächlich Samuel einmal erlebt. Durch den Film hindurch, ist er nur eine passive, formbare Schablone für alle möglichen Argumente. Das spürt man am stärksten im Gericht, wenn zum Beispiel der Tiefenpsychologe (Ein Feld der Psychologie, mit dem ich eh ein Problem habe) und ein Polizist mit einseitigen Informationen oder Auslegungen als Tatsachen auslegen. Aber das gehört eben dazu. Auch wenn der Staatsanwalt mich zur Weißglut gebracht hat, macht er genau das, was sein Job verlangt. Es werden Beweise gesammelt, um eine gewisse Narrative zu erstellen, in der die Angeklagte schuldig ist. Es macht mich nur wahnsinnig, wenn er jegliche gegenargumente als manipulativ abschlägt, ohne jegliche Selbstreflexion. Interessant ist dabei auch der Konflikt zwischen Sandra und ihrem Anwalt, den er weiß genau, dass die oberflächlichen Aspekte manchmal schwerer wiegen als die tiefgehenden, etwas, das sie erst einmal schmerzhaft lernen muss.
Anatomie eines Falls ist ein sehr besonderer Film, der mich an Dogma 95 erinnert. Besonders durch die eigen auferlegten Einschränkungen, was die filmischen Stilmittel angeht. Es gibt keine Musik, die nicht auch innerdiegetisch passiert (bis auf den Abspann, was etwas schade ist). Der Verlauf des Filmes ist auch stringent nach vorne, mit ein paar Ausnahmen durch die Vorstellung von Charakteren und Backflashes via Tonaufnahmen. Durch das authentische Gefühl, das der Film rüberbringt, bekommen diese besonderen Szenen nochmal etwas Besonderes. Wie ein verbotener Blick hinter die Neutralität. Und dabei frage ich mich halt, inwiefern es wirklich neutral ist. Besonders bei dem Gespräch, über das Daniel vor Gericht spricht, als sein Vater durch die Blume seine späteren Intentionen ausdrückt. Aber das Drehbuch und die grandiosen Schauspieler halten einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen. Dazu eine Ambiguität, die sich auch bis zum Schluss nicht wirklich löst. Denn was wirklich passiert ist, eine objektive Wahrheit, ist auch nach dem Abspann reine Spekulation.
Die Show hat einiges für sich. Oscar Isaac in seiner Doppelrolle macht eine großartige Figur und hat sichtlich Spaß, die zwei dichotomen Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken. Viele der Designs, vor allem von den ägyptischen Göttern und des Anzugs, sind gut gelungen und schaffen den Übergang vom Comic zur Live Action sehr gut. Die Action war teilweise auch recht stark, mit sehr coolen Szenen und Choreographien. Typisch Marvel, existiert auch hier ein Spagat zwischen Komödie und Drama. Teilweise hat das beides gut zusammen gepasst. Gerade am Anfang hat das Komödiantische sehr gut gezogen, weil man in den selben Schuhen wie Steven steckt und von einer abstrusen Situation in die nächste geworfen wird. Hier wird das Gimmick der Amnesie richtig gut genutzt und spannend und unterhaltsam inszeniert. Nur gegen später, als das Drama mehr in den Vordergrund gestellt wird, findet die Show keine richtige Balance und landet irgendwo in der unzufriedenstellende Mitte.
Der Kernkonflikt der Serie, zwischen Rache und Präventiver Rache für “the greater good", ist an sich sehr interessant. Damit kann man richtig viel machen, vor allem wenn man nur etwas tiefer eintaucht. Auch dass der Bösewicht Harrow der Avatar von Kosnhu vor Marc war, hat viel Potential geboten, das aber niemals wirklich erfüllt wurde, bis auf ein paar dummen Kommentare, die nirgendwo hinführen. Und das ist auch ein großes Problem der Serie, denn die Prämisse, die Charaktere und die Geschichte bietet so einiges Potential an, das einfach nie wirklich ausgereizt wird. Ich verstehe nicht, wie eine Show mit so einem durchwachsenen Drehbuch es überhaupt so weit geschafft hat. Die Geschichte, wenn auch in Grundzügen interessant, ist viel zu versprengt und schlecht erzählt. Alles was Interessant hätte sein können, wird durch einen Holzhammer in eine Pressform geprügelt, sodass man Ende nicht mehr viel übrig bleibt.
Einer der Kernkonflikte, die DIS des Protagonisten, wird durch die Staffel hindurch sehr stiefmütterlich behandelt und erst in der Folge “Asylum” etwas erörtert. Und obwohl ich das Spiel mit den Ebenen und das Treffen der zwei Protagonisten ganz nett finde, ist es am Ende doch zu flach und einseitig. Wir und Steve erfahren viel über Marc und die Beziehung zu seiner Mutter, aber über Steve lernt man quasi nichts. Es wird auch nicht besser, indem die beiden einfach den Wütenden Sarkophag und die Zeiten, wo sie beide sich nicht erinnern können, einfach ignorieren. Vor allem wenn es in der Folge darum geht, dass sie als einziger Wirt einen Einklang finden müssen. Es ist auch nicht besonders hilfreich, dass Marc und Steven das Pacing der Show ständig runterziehen. Es ergibt Sinn, das es bei solch starken unterschiedlichen Charakteren mit nur einem Körper zum ständigen Konflikt kommt. Aber das ständige ziehen und zerren, ohne eine klare Linie bis zur letzten Folge, zerrt einfach nur. Über ein, zwei Folgen wäre das ganz nett gewesen, aber über die ganze Staffel war es einfach zu viel. Vor allem weil es eh klar ist, das man keine wirklichen Geheimnisse haben kann und dass ALLE von der ehrlichen Sachlage profitieren würden.
Das ganze wird auch nicht besser als Layla das Spielfeld betritt. Vor allem wenn sie dann solche Galaxy Brain Moves bringt, wie ohne besonderen Grund in die Höhle des Löwen zu wandern, mit dem McGuffin in der Hand. Sie hätte den Skarabäus gerne verstecken können, oder noch besser, Steven hätte ihn verstecken können, sodass er und Marc dann gezwungen werden zusammen zu arbeiten. Der Konflikt mit ihrem Vater und deren Mörder, wirkte auch eher schnell reingeschoben, statt langsam oder wertig entwickelt. Es ist auch echt schade, dass man quasi keine wirkliche Verbindung mit dem Charakter aufbauen kann, da Marc nichts zu erzählen hat und Steven nicht wirklich was erzählen möchte. So konnte ich sie bis zum Schluss nicht wirklich einschätzen. Aber sie ist da nicht allein, denn der Bösewicht, Harrow, bleibt leider auch weit hinter seinem Potential zurück. Auf dem Steckbrief sieht er interessant aus: ein alter Avatar von Konshu, der genau weiß, was für ein Idiot sein Boss ist und der die Welt wirklich zu einem besseren Ort laut seiner Vorstellung machen möchte. Dabei sind ihm alle Mittel recht und er würde sich auch sofort für das Wohl seines Zieles opfern. Aber so viel bekommen wir dann doch nicht zu sehen. Er hat auch die Angewohnheit, einfach überall aufzutauchen, wo man ihn gerade braucht. Während sich das Duo/Trio auf das Anwesen des Schwarzhändlers schmuggeln müssen, taucht er einfach auf und ist dann genauso schnell wieder weg. Dasselbe auch beim Umgang mit den ägyptischen Göttern. Er taucht einfach auf, macht irgendwas, und ist dann wieder weg. Dazwischen erzählt er irgendeine tragische Geschichte, die erklären soll, warum er das tut, was er tut. Aber so richtig aufgehen will das ganze nicht. Ethan Hawk ist auch ein sehr kompetenter Schauspieler. Zu Beginn wirkt Harrow beeindruckend, und auch als Psychiater macht er eine gute Figur, aber Harrow wird von Folge zu Folge platter.
Etwas das auch nicht funktionieren wollte, war Konshu. Seine Kräfte und sein Einfluss werden nie wirklich abgesteckt, genauso wie die Konsequenzen seines Handelns. Man fühlt sich in den ersten Episoden vorgeführt, weil dieser komische Vogel immer mal wieder auftaucht und irgendwelchen Quatsch von sich gibt. Es wird auch später nicht besser, sondern eher noch undurchsichtiger. Ich versteh immer noch nicht, warum er alle Avatare der Götter zusammenruft, um Harrow anklagen, ohne jegliche handfeste Beweise. Es wirkte so, als ob sie das nur gemacht haben, damit Harrow irgendwie Zugang zum heiligtum bekommen kann. Ich versteh schon, das Konshu ein Hitzkopf sein soll, aber irgendwie fehlen da die Positiven Aspekte. Es macht auch den Kernkonflikt der Staffel, zwischen Rache nach der Tat oder präventiven Morden für das Wohl aller, etwas schwächer. Den wenn Konshu so irrational, menschlich und skrupellos ist, warum sollte dann Ammit anderes sein. Das schwächt das Urteil von ihr ungemein und nimmt dem Konflikt den Wind aus den Segeln. Wie zum Beispiel; was, wenn ein Mensch viele gute Dinge macht und viele positive Aspekte nach sich zieht, aber durch eine furchtbare Tat, spät im Leben, die Waage in die andere Richtung schwingen lässt. Wenn diese Person sofort gerichtet wird, werden alle positiven Aspekte niemals stattfinden. Das zieht weitere Kreise, sodass vielleicht manche negativen Taten gar nicht mehr stattfinden werden, weil ein gewisser Aspekt aus der Kalkulation genommen wird. Es zerrüttet das ganze Konstrukt, ob nun die Menschen eine Wahl haben oder nicht, ob das Universum vorbestimmt ist, oder eben nicht. Solche Aspekte werden leider auch nie erörtert, höchstens einmal von Steve, als er sagt, er will kein Kindermörder sein. Auch der Skybeam und große CGI Monster Kampf hätte nicht so sein müssen, warum auch immer Ammit unzählige Seelen frisst um zu wachsen und Konshu dann einfach auf das selbe Power Level kommen kann, weil der Mond am himmel steht.
Moon Knight ist eine Show mit unmenge von Potential, das einer flachen und unsinnigen Inszenierung zum Opfer fällt.
The Most Hated Man on the Internet erzählt eine interessante Geschichte, die es auch wert ist, erzählt zu werden. Leider macht die Doku das auf eine so schlechte und ramschige Art und Weise, dass die wichtigsten Aspekte dabei drohen unterzugehen.
Das Internet ist an vielen Stellen noch etwas wild, aber bei weitem nicht so sehr wie es am Anfang der 2010er war. Ich habe das Gefühl, dass eine offene Revenge Porn Website heute sofort niedergestreckt werden würde, besonders wenn sie noch mit den Social Media Links und Klarnamen der Opfer verbunden ist. Dass es das Hacking war, das Hunter zum Fall gebracht hatte, ist ähnlich ironisch wie die Steuerhinterziehung, die Al Capone zum Verhängnis wurde. Es zeigt aber auch, wie unfassbar langsam der Rest der Welt und vor allem Politiker und das Gesetzt ist, wenn es um das Internet geht. Und hier kommt einer meiner ersten Kritikpunkte der Doku auf. Den was IsAnyOneUp.com noch viel interessanter macht, als der Anführer Hunter Moore, ist die Subkultur dahinter. Man geht etwas darauf ein, was die Family ist und wie sie zu Hunter steht, aber einen richtigen Deepdive dahin hätte ich sehr faszinierend gefunden. Man erfährt nur von ein, zwei Personen, die dann in den Rücken gestochen wurden, und deswegen nicht wirklich repräsentativ sind, für die Mitglieder, die auch vor Morddrohungen nicht zurückschrecken. Gerade ältere Subkulturen des Internets sind total faszinierend. Zusammengehalten von gemeinsamen Interessen und einem starken Drang nach Identität und Zugehörigkeit, gepaart mit einer einhergehenden Anonymität und der Freiheit von jeglichen Konsequenzen. Dass es dabei manchmal nicht viel mehr braucht als eine Brutstätte, ist faszinierend und wäre gerade hier, an diesem Extrembeispiel, sehr interessant zu erörtern gewesen. Vor allem durch die schon fast Götzenhafte verehrung der Jünger von Moore, wobei dort eben auch die Frage ist, inwiefern es nur Keyboard Krieger waren, oder wie weit sie tatsächlich gehen würden. Aber bis auf ein paar Querverweise, und etwas erörterung am Anfang, wird das Thema leider sehr stiefmütterlich behandelt. Es geht vielmehr um die Personen, die sich die Dokumentation als Protagonisten herausgesucht haben, und das sind durch die Bank die Opfer. Was gut ist, denn ihre Stimmen sind extrem wichtig und müssen gehört werden. Aber zumindest ein paar Anonyme Interviews mit Hardliner der damalige Zeit, wäre schon sehr interessant gewesen. Den so wird eine Dichotomie aufgebaut, von dem absolut Bösen, und dem komplett Unschuldigen, dem böse mitgespielt wurde. Aber es ist dann doch etwas komplexer. Nicht direkt mit den gehackten Opfer, die wirklich nichts dafür können. Aber gerade bei vielen anderen ist das eben nicht so klar, bzw einfach differenzierter. Solches Schwarz/Weiß denken macht es sich einfach zu einfach. Das sieht man auch im heutigen Internet Diskurs, bei dem dieses Absolutistische Denken viel Hass und Wut mit sich bringt, auf beiden Seiten. Und auch wenn es gut ist, Leute zu zeigen die erst auf einer Seite waren und anschließend gewechselt sind, wäre es doch auch sehr interessant gewesen, was mit den Hardlinern heute ist. Sind sie immer noch in dem toxischen Sumpf, oder haben sie sich endlich weiterentwickelt und vielleicht sogar Reue gelernt. Und damit meine ich nicht die Freundin von Moore, die einfach nur eine Mitläuferin war, und selbst heute scheinbar kaum versteht, was damals passiert ist.
Ein weiteres Problem der Doku ist die Länge. Drei Episoden sind eindeutig zu viel, zumindest mit dem Inhalt, den sie hier bieten. Alles ist viel zu lang gezogen und vollgestopft mit Redundanzen. Würde die Doku im Fernsehen laufen, würde ich es verstehen, da man mit dem ständigen Wiederholen auch Zapper abfangen möchte. Aber es ist eine Doku auf Netflix, die man sich extra herausgesucht hat und am ehesten noch gleich Binge watched. Man muss nicht immer wieder dasselbe Erzählen, aus drei verschiedenen Mündern mit keinen neuen Perspektiven. Manchmal reicht es auch aus, nur kurz an zu reißen, dass die FBI Untersuchung etwas länger dauern wird, anstatt es immer wieder durch zu kauen. Man hätte die ganze Geschichte auch innerhalb einer Folge oder von mir aus einer Stunde erzählen können, und das ganze hätte nicht an Gravitas verloren, sonder eher gewonnen.
Ich fand auch den penetranten Fokus auf Charlotte etwas sonderbar. Natürlich war das mit ihrer Tochter der Katalysator, und es wäre wahrscheinlich auch nie zu einer verhaftung gekommen, wenn sie sich nicht so sehr in den Fall verbissen hätte. Aber dass man dann erst in der zweiten Folge zeigt, dass sie früher mal eine professionelle Stalkerin war, und sie dabei ganz stolz in die Kamera grinst, war schon etwas sonderbar. Vielleicht hätte es hier gut getan, den Konflikt von Charlotte und den von Hunter Moore und seiner Family kontrastierend zu zeigen: Aktion und Reaktion. Das würde ein viel runderes Bild geben, anstatt nur so eine einseitige Darstellung. Versteht mich nicht falsch, die einseitig Darstellung passt meistens, den Hunter Moore ist eine ziemlich jämmerliche Mensch, aber gerade die psychologischen Aspekte dahinter, wären so interessant gewesen. Vor allem als Most Hated Man on the Internet. Es wird auch nicht besser, das es sich so anfühlt, das manche der Opfer hier nochmal vorgeführt werden. Allen voran “Butthole Girl”. Man hat das Gefühl das die Macher ihr die Möglichkeit geben wollten, Dinge klarzustellen, doch dabei wurde sie nur noch weiter bloßgestellt. Genau so auch die damalige Freundin von ihm. Es fühlt sich teilweise einfach sehr ausbeuterisch an.
Das wird auch nicht besser durch die stylische, aber sterile Art und Weise der Dokumentation. Man merkt, dass die Leute dahinter schon Ahnung hatten, und ein Budget dahinter steckte. Aber als Gesamtwerk wirkt es doch sehr leblos, was durch die zähe Erzählweise und ständigen Redundanzen nicht besser wird. So hat man was schönes zum Anschauen, das dann aber auf Inhaltlicher Ebene nicht viel bietet. Wenn man jetzt wirklich ein sehr großes Interesse an dem Fall oder den Personen hat, kann man sich die Doku anschauen. Aber ich denke, so jemand weiß wahrscheinlich die meisten Aspekte davon schon und wird sich dabei noch mehr langweilen als ich es getan habe.
Ich weiß nicht, ob die Welt noch neue Indiana Jones Filme gebraucht hat. Meiner Meinung nach haben der erste und dritte Film vollkommen ausgereicht. Und gerade der Kristallschädel ist ein Paradebeispiel davon, wie sehr Lucas und Spielberg und vor allem das Indiana Jones Franchise über die Jahre ihre Magie verloren hat. So habe ich das Rad des Schicksals im Kino ignoriert, und auch noch eine Weile auf Disney Plus. Aber irgendwie hängt doch noch ein bisschen Herzblut an Indie und seinen Abenteuern, weswegen ich dem Film dann doch eine Chance gegeben habe.
Und am Anfang war ich sehr überrascht! Das erste Setpiece spielt kurz vor Kriegsende, wo die Nazis die Longinuslanze entdeckt haben wollen und diese dem Führer übergeben wollen, um verzweifelt das Blatt noch einmal zu wenden. Man hat Unmengen von Nazis, ein altes Schloss, Bombardierungen, welche dasselbe in sich zusammenfallen lassen, Verfolgungsjagden auf Motorrädern und spannende Kämpfe in und auf dem Zug. Und was soll ich sagen: es zieht! Es ist ein richtig schönes Spektakel, das toll inszeniert ist und einfach nur Spaß macht. Und das soll auch nicht das letzte bleiben. Die Verfolgungsjagd während der Parade, durch Marokko und selbst durch die Zeit, sind allesamt sehr gut gelungen. Dabei kommt ein schönes klassisches Indie Gefühl auf. Ich bin auch echt froh, das sie endlich akzeptieren, dass Indiana Jones nicht mehr der Jüngste ist. Er macht nach wie vor die wahnwitzigsten Sachen, aber alles eben etwas vorsichtiger oder mit angepassten Wumms. Aber das stört gar nicht, sondern stärkt den Film eher. Es hat sich für mich auch natürlich angefühlt, wie verbittert Indie jetzt ist. Das er nach all den Jahren und Abenteuern nur eine gebrochene Ehe und ein verstorbenen Sohn vorzuzeigen hat. So schwingt bei all seinen Handeln eine Mischung aus Abscheu und Aufregung mit. Die Vorfreude auf ein neues Abenteuer, gepaart mit der Sorge um die Tochter seines alten Freundes und noch älteren Feinden, die ihr hässliches Antlitz zeigen. Und tatsächlich auch endlich mal eine ehrliche Liebe zu seinem Studienfeld, die vor allem bei dem Zeitsprung richtig schön zur geltung kommt.
Dass die McGuffin der Filme öfters mal übernatürlich sind, ist ja nichts Neues. Im letzten Teil haben sie den Vogel etwas abgeschossen, und hier schrammen sie für mich auch nur knapp an der Masslosen übertreibung vorbei. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass ich einen Soft Spot für den Mechanismus von Antikythera habe, da mich das Artefakt schon seit meiner Kindheit fasziniert. Der Flug durch den Riss war dann schon etwas viel, vor allem auf die sehr zeremonielle Art und Weise der Rückkehr, aber dennoch fand ich es irgendwie verzeihend, wenn auch nicht besonders gut. Es fühlt sich an, als ob man Indie unbedingt am Leben erhalten möchte, auch wenn seine Zeit vielleicht wirklich schon vorbei ist.
Was für mich leider gar nicht funktioniert hat, war Helena. Ich bin gar kein Fan von Phoebe Waller-Bridge. Sie ist für mich die neue Zooey Deschanel, die vor allem durch Quirkiness und immer einen lockeren Spruch auf der Lippe herausstechen möchte. Über die Jahre ging mir dieser Trope immer mehr auf die Nerven, und so wie es in diesen Film umgesetzt wurde, fand ich es nur noch nervig. Es hatte einfach nichts Authentisches oder Liebenswertes an sich. Es war nur der Fakt, das sie die Tochter eines alten Freundes ist, der sie irgendwie relevant gemacht hat. Es ist auch okay einen Ambigen Charakter zu haben, aber ähnlich wie Mac in Kristallschädel, ist sie ein Charakter die zwar die Geschichte voran treibt und ein paar Twists mit sich bringt, aber auf die ich auch gerne hätte verzichten können.
Ich habe echt das Schlimmste befürchtet, aber das Rad des Schicksals war dann doch unterhaltsam. Es kommt natürlich nicht an die klassischen Filme heran, aber bevor ich mich nochmal in den Tempel oder zu den Kristallschädeln bewegen würde, würde ich immer erst zum Rad greifen. Aber es reicht auch mal, Indie, und vor allem Harrison Ford, darf den Charakter und dessen Fedora jetzt auch gerne an die Wand hängen.
Ich bin ein großer Darren Aronofsky Fan. Seitdem ich das erste mal in meiner Jugend Pi gesehen habe, bin ich ganz hin und weg. Damals habe ich Black Swan im Kino gesehen, mir die DVD gekauft und anschließend aus irgendeinem Grunde nie wieder angesehen. Aber es war mal wieder Zeit! Und ich bin sehr glücklich, dass der Film das gehalten hat, was sich über die Jahre in meinem Kopf aufgebaut hat.
Etwas, das ich sehr an Black Swan mag, ist, dass es keine Kompromisse eingeht. Ähnlich wie es später bei Mother! zu sehen ist, bricht man niemals wirklich mit der Protagonistin. Man ist immer hautnah dabei und wird somit auch mit in den Wahn gestürzt. Kleinigkeiten wirken bizarr: ein sonderbarer Blick aus einem fremden Winkel, verschiedene Personen bei denen man nie weiß inwiefern sie und das was sie sagen echt ist, unmengen von Spiegeln, welche zur Selbstreflexion einladen aber ein zerrissenes Bild zurück geben. Das Fließen der Zeit ist auch sehr interessant gestaltet. In Filmen ist es nichts Neues, wenn man mit einem Schnitt darstellt, dass eine Person von A nach B gegangen ist. Hier wird dasselbe Mittel genutzt, nur dass manchmal die Zeit zwischen den Schnitten fehlt. So wird aus einem ganz normalen und akzeptierten Erzählmittel plötzlich etwas sonderbares und verstörendes. Etwas, das die Gesamtheit der Person Nina in Frage stellt, und die normalerweise feste Narrative aufweicht und das gezeigte und vor allem nicht gezeigte hervorhebt. Aronofsky macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich von Satoshi Kons Meisterwerk Perfect Blue inspirieren lassen hat. Nicht nur von der Geschichte, sondern vor allem in seiner Erzählweise und ganz bestimmten Bildern, wird sich hier an den Anime Meisterwerk bedient, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Aber auch sonst ist das Zusammenspiel von Kamera und Schnitt grandios, mit einem teilweise unbarmherzigen Tempo und einer schon fast klaustrophobischen Nähe. Das ganze wird dann noch durch das starke Drehbuch, einen großartigen Cast und ebenso brillante Musik veredelt. Und der Inszenierung von Tanzszenen, die selbst einen Laien wir mir die überwältigende Körperlichkeit dieser Kunstform näher bringt. Man sieht Nina auch tanzen, hört die Kritikpunkte, und kann es nachvollziehen. Eine fehlerhafte Perfektion, die zu 100% aus ihr besteht, sie aber für die Rolle des schwarzen Schwans einfach unpassend macht.
Etwas, was diesen Film auch so besonders macht, ist das gleichzeitige Erzählen und Erleben von mehreren Ebenen. Ich liebe es einfach, wenn Filme mehr sind als nur das, was gezeigt wird, und das macht Black Swan brillant, vor allem mit der unzuverlässigen Erzählerin. Dabei geht die Symbolik nicht mal sehr tief, denn die Geschichte und Metaphern sollen nicht hinter dicken Schichten versteckt sein, sondern eher klar den Zuschauer herausfordern. Die Rolle des schwarzen Schwans, als Gegenstück von dem weißen und dem Problem ihrer eigenen Definition von Perfektion, die für den schwarzen Schwan gebrochen werden muss. Es ist eben auch eine Geschichte, was man manchmal für die Kunst tun muss, um herausragend zu werden. Was es bedeutet, Kunst zu machen, und was Perfektion eigentlich ist. Den nach der Etymologie, ist etwas perfekt, wenn es abgeschlossen ist, aber der Weg eines Künstlers, ist niemals vollendet. Und gerade bei so etwas ausdrucksstarken, wie Ballet, kann imperfektion genau das mittel sein, um eine gewisse Perfektion zu erlangen. Das ist etwas das sie nicht versteht, das sie niemals so lernen konnte. Durch den unbändigen Druck der Mutter, der eigenen auferlegten Identität, welcher sie unbedingt entsprechen muss und der grausamen Unterdrückung alles andere, macht Nina zu dem, was sie ist. Ein quasi perfektes aber viel zu steriles Wesen. Ein Wesen das es so nicht in der Natur gibt, weswegen sie trotz aller Perfektion doch unnatürlich wirkt. Darunter fällt natürlich auch ihre sexuelle Entwicklung, die niemals wirklich stattfinden konnte, weswegen sie im Verlauf des Filmes diese teilweise aggressiv im Schnelldurchlauf durchlebt. Hier kommen neue grausige Aspekte zu Tage, wie zum Beispiel eine angedeutete Misshandlung von der Mutter, der einzigen Bezugsperson von Nina. Da ist es auch nicht verwunderlich, das Nina teilweise selber nicht weiß was sie macht, oder warum sie es macht. So ist es auch nicht verwunderlich, das sie bis auf den Tod gegen dieses andere kämpft, das sich einerseits in Lilly, aber am Ende doch viel mehr in ihr selbst versteckt. Mit einer letzten Show, bei dem alles, was sich über den Film akkumuliert hat, etwas besonderes und endgültiges mit sich bringt, was man gerade durch diese Perfektion beschreiben kann.
Ich bin ein großer Found Footage Horror Fan, auch wenn das bedeutet, dass ich in den meisten Fällen grausig enttäuscht werde, gibt es doch ein paar herausragende Werke da draußen. So hatte ich hoffnung, das Horror in the High Desert eine dieser Ausnahmen ist, und es hat auch vielversprechend angefangen, aber am Ende wollte es einfach nicht aufgehen. Erst einmal vorgweg, ich glaube es ist besser wenn man nicht weiß das die Doku Fiktional ist. Ähnlich wie vielleicht damals bei Blair Witch Project trifft es einem am härtesten, wenn man seine Suspension of Disbelief komplett abschält. Aber ich weiß nicht, ob das den Film für mich gerettet hätte.
Fangen wir erstmal mit den guten Aspekten an. Ich finde der Film fängt die Atmosphäre und Machart einer True Crime Dokumentation sehr gut ein. Von den Slomo Bildern, zu den Aufnahmen aus der Landschaft, den Interviews und ab und an mal eingestreuten Archivmaterial, fängt Dutch Marich das Gefühl sehr gut ein. Der Film ist auch während strengen COVID Regulationen entstanden und in dieser Hinsicht muss ich auch nochmal Marich loben, dass er es auf clevere Art und Weise geschafft hat, einen vollen Film innerhalb der Restriktionen zu drehen. Es sind nie mehr als ein Schauspieler im Bild zu sehen, und das fällt einem nicht mal auf, wenn man es nicht weiß. Die Schauspieler machen zum großen Teil auch einen guten Job. Vor allem die Schwester, gespielt von Tonya Williams Ogden, fand ich sehr überzeugend. Nur für die Rolle des Privatdetektivs hätten sie gerne noch etwas länger suchen können…
Aber ich weiß nicht, ob es nur an dem Schauspieler lag. Denn was noch ganz gut angefangen hat, ist im Verlauf des Filmes immer weiter in sich zusammengefallen. Die Direktion und das Drehbuch haben auf mich sehr unausgegoren gewirkt. Ich hab eine Theorie, bei der ich überhaupt nicht sagen kann, ob es stimmt, aber ich habe das Gefühl, dass der Found Footage Part der Grundstein des Filmes war, um den Marich dann die restliche Narrative irgendwie aufgebaut hat. Das kann man natürlich machen, aber so wie es hier gemacht wurde, hat es sich oftmals eher befremdlich angefühlt, als organisch zusammen gewachsen. Vor allem im zweiten Drittel des Filmes. Die goldene Regel eines Filmes sollte sein “Show, don’t Tell” was natürlich manchmal etwas schwierig ist, wenn man die Ressourcen nicht hat oder mit der Vorstellung des Zuschauers spielen möchte. Man kann dann eine Mauerschau daraus machen, aber sie muss gut sein. Es ist ja auch okay, dass man eine innerdiegetische Situation von mehreren Charakteren erklären lässt, aber man sollte sie dann auch so zusammenschneiden, dass es nicht nur nervig wirkt. Drei Charaktere sprechen über ein Video, und was dort gesagt wurde. Man hätte auch einfach dieses Video filmen können, stattdessen hat man einfach die Ausrede erfunden, dass das Video plötzlich gelöscht wurde. Das wird schon irgendeinen Grund haben, aber dieselben Informationen von drei Leuten gleichzeitig erzählt zu bekommen, war nicht gerade die beste Entscheidung. Spätestens hier hat mein Interesse an den Film abgenommen. Auch der Konflikt zwischen dem Mitbewohner und der Schwester, und der tragischen Geschichte um den Tod der Eltern, wirkte wie Fremdkörper, der erst im nachhinein reingeschrieben wurden, um die ausreichende, aber scheinbar zu dünn anmutende Narrative noch zu erweitern. Im Allgemeinen hätte der Film auch eine halbe Stunde kürzer sein können.
Die letzten zwanzig Minuten waren dann aber doch nochmal interessant. Sie haben den Found Footage Aspekt gut eingeleitet und ausgeführt. Das extrem diffuse Bild inmitten der absoluten Dunkelheit der Wüste, war sehr cool inszeniert. Auch der Bewohner der Hütte war wirklich gruselig gestaltet und hat wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich hätte es nur viel interessanter gefunden, wenn es eine lange zusammenhängende Einstellung gewesen wäre. Vor allem weil es Sinn macht, das die Kamera als Augen in der Dunkelheit fungieren. Das hätte dem Geiste des Found Footage viel besser entsprochen und alles noch so viel gruseliger gemacht, anstatt alle zehn Sekunden mit einem lauten Piepen die Szene zu unterbrechen. Und klar, so etwas richtig und gut zu machen braucht viel Arbeit, aber als Krönung Stück des Filmes hätte ich mir da schon mehr erwartet.
Was ich auch etwas sonderbar fand, war der Umgang mit Internet Kultur. Vielleicht liegt es daran, dass sie irgendwo in der Pampa sind, aber die Vorstellung, dass jemand einen Blog im Jahre 2017 hat, find ich dann doch nicht so abwegig. Vor allem wenn sein Hobby bei den Menschen um ihn herum auf nicht besonders viel Gegenliebe oder klares Verständnis besteht. Auch den Punkt, das er ein Pseudonym benutzt, fand ich etwas aufgeplustert. Ich verstehe auch nicht die innerdiegetische Funktion der Dokumentation. Sie sagen, dass sie gemacht wurde, um Aufmerksamkeit auf den Fall zu bringen, da dieser Fall ja so unbekannt ist. Aber dann erfährt man, dass es die größte Suchaktion im Staate Nevada war. Und wenn man davon erzählt, dass andere Menschen nach der Hütte und der Wahrheit suchen, wird gesagt, dass man das lassen soll. Klar, es soll das Mysterium verstärken, aber dabei beißt sich die Intention selbst in den Schwanz.
Horror in the High Desert ist eine sehr kreative Art und Weise einen Film zu machen, vor allem zu COVID Zeiten. Aber der Film ist einfach zu unausgegoren. Es fühlt sich nicht kohärent genug an. Mit etwas mehr Mühe im Schnitt und in der Machart hätte viel mehr aus dem Konzept herausholen können. Es fühlt sich an wie ein Kurzfilm der immer weiter gewachsen ist, egal ob es passt oder nicht.
The Beekeeper ist ein herrlich geradliniger Film, der genau weiß was er möchte. Anstatt den Film und die Geschichte mit irgendwelchen unnötigen Details schwerfällig zu machen, wird hier der Fokus nie wirklich gebrochen und das Tempo oben gehalten. Insofern gehört er zu derselben Kategorie von Actionfilmen wie John Wick, bei dem auch ein gigantischer Schatten Apparat existiert, der aber mehr als Sprungbrett für den Plot und Action fungiert, ohne dass man sich darin verliert.
Mr. Clay lebt zufrieden auf dem Land und kümmert sich um nicht viel mehr als seine Bienen. Als aber seine liebe Nachbarin durch einen Betrug alles verliert und sich selbst umbringt, macht er seine Rolle als Imker im größeren Kontext bereit. Manchmal muss man giftige Komponenten aus dem Stock entfernen, damit es dem Bienenvolk besser gehen kann. So macht er sich mit nicht mehr als ein paar Kanistern Benzin auf den Weg, die Scammer und deren Basis radikal auszulöschen. Und ganz ehrlich, dieser Teil war so kathartisch. Scammer sind wirklich das niedrigsten von niedrigen, da sie vor allem die armen und schwachen Menschen ausnutzen. Und gerade bei den Scammern, wie sie in Beekeeper dargestellt werden, mit einer widerwärtigen Arroganz, tut es richtig gut, zu sehen, wie sie eins auf Fressbrett bekommen. Dabei gibt ihnen Clay auch genügend Raum und Zeit zu entkommen, und tötet niemanden , der irgendwie unschuldig in die Sache vertieft ist. Dass das ganze am Ende natürlich mit der Präsidentin der Vereinigten Staaten zusammenhängt, ist dann nur das Sahnehäubchen oben drauf.
Jason Statham merkt man seine 56 Jahre auch überhaupt nicht an. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Josh Hutcherson, aber die Rolle als arroganter Cyber-Arschloch hat er mit absolutem Bravour gespielt. Ich freue mich auch immer Jeremy Irons zu sehen, der seine Rolle als überforderter Sicherheitsmanager ebenfalls großartig gemimt hat. Die Kamera war, wie man es von modernen Actionfilmen in den Fußstapfen von John Wick erwarten kann, fantastisch und hat den Fokus immer richtig gut auf der Action gehalten. Auch das Pacing ist super und hält den Film mit immer neuen, unterhaltsamen Twists und Charakteren frisch. Einzig die FBI Agentin hat mich etwas gestört, weil sie doch einfach viel zu cool war und das auch ständig raushängen lassen hat. Aber das raubt dem Film nicht viel.
Beekeeper weiß genau, was es sein möchte und das macht der Film auch mit Bravour. Der Film funktioniert alleine wunderbar, aber wenn man nochmal ein, zwei Filme von dem Franchise bekommen würden, würde ich nicht nein sagen. Aber bitte bleibt geradlinig und haltet den Spaß im Fokus.
Für mich ist Nathan Fielder ein Comedy-Genie. Er ist ein Comedian, welcher die Rolle des Straight Man bis zur absoluten Schmerzgrenze spielt, der so gut das Gefühl sozialer unannehmlichkeit einfängt und destilliert. Bei ihm weiß man nie, wo die Ernsthaftigkeit aufhört und der Klamauk anfängt. Die Reality-TV Aspekte und seine bedingungslose Ernsthaftigkeit und Hingabe für die dümmsten Ideen, machen diese Show so unfassbar unterhaltsam.
Für alle die diese Show noch nicht kennen: Nathan Fielder hat es sich zur Aufgabe gemacht, echten Geschäften und Menschen mit äußerst kreativen Ideen und dem Nutzen von unzähligen Loopholes zu helfen. So macht er es Minderjährigen möglich, Alkohol zu kaufen, auch wenn sie dann erst mal warten müssen, bis sie Volljährig sind, um ihren Kauf genießen zu können. Er hilft einer Immobilienhändlerin, eine Marktlücke zu finden und Häuser zu verkaufen, die zu 100% GARANTIERT Geister frei sind. Selbst wenn es um eine lustige Anekdote bei einer Late Night Show geht, macht Nathan keine halben Sachen und lässt auch mal die Haare und Q-Tips von einer fremden Frau verbrennen, damit er ihre Asche auf dem Beifahrersitz haben kann. Man sollte meinen dass sich das Thema über vier Staffel irgendwann gegessen hat, aber er findet immer wieder neue kreative Ansätze, die von der ersten bis zur letzten Folge immer etwas überraschen.
Der Kern der Show ist großartig. Es ist eine wunderschöne Persiflage von Hustler Culture, kreativem Denken und dem herunterbrechen von alle möglichen Faktoren auf einen einzigen Buh-Mann. Natürlich hat das Computergeschäft Probleme das Vertrauen von Kunden zu gewinnen und natürlich ist die Lösung asexuelle Mitarbeiter. Vor allem in der Corporate World, kann ich mir vorstellen, das es solche abstrusen Abläufe auch manchmal gibt. Eine Mischung aus “Never Give Up, Never Surrender” und Sunken Cost Fallacy. Ich liebe auch, wie Nathan oftmals irgendwelche Loopholes findet, und diese auf die abstruseste Art und Weise ausnutzen möchte. So wird aus einem Rauchmelder ein Instrument, um etwas Geld beim Import/Export zu sparen, oder bietet unfassbar Benzin Vergünstigungen, die man aber nur bekommt, wenn man einige übertriebene Aufgaben gelöst hat. Und was macht man, wenn man einen 1$ Fernseher hinter einem strikten Dresscode, einer Fake Wand und einem Alligator versteckt? Natürlich die Geschichte einer Psychologin erzählen lassen, damit man für Wahnsinnig erklärt wird. Ich liebe auch, wie er das Mantra von “Any publicity is good publicity” auslebt. Ob es nun eine Eiscreme mit Kack Geschmack ist, ein 10.000$ Trinkgeld wofür ein Mann legal seinen Namen ändern musste, oder ein Viraler Stunt in einem Zoo, auf den die Medien tatsächlich hineingefallen sind.
Ich hab das Gefühl, das mit Nathan Fielder ein Pen und Paper Abenteuer zu spielen, etwas ganz besonderes sein muss. Er würde die ganze Gruppe in irgendein aberwitziges Situationen bringen wofür sie immer weitere abstruse Hürden überwinden müssten. Dann wird halt auch mal Metaphorisch gesprochen eine Bombe benutzt um eine einzige Fliege zu erschlagen, sodass man im Brennen Schutthaufen steht, den Daumen in den Himmel gerichtet und ein peinliches lächeln das “Mission Accomplished” ausdrückt. Ich frage mich immer noch wie viel von der Show wirklich echt ist. Und nachdem ich etwas geforscht habe, scheint das meiste echt zu sein. Die Geschäftsbesitzer und Kunden wissen nicht genau was los ist, sie wissen nur das hier das Fernsehn als Autorität da ist und ihnen helfen wird. Mit seiner etwas absonderlichen Art und Weise kitzelt er die besten Reaktionen aus den Leuten heraus, die meistens aus einer ehrlicher Verwirrung oder der peinlichkeit, nicht widersprechen zu wollen, entspringt.
Ein Film, den ich bis jetzt nur durch Memes kannte. Allen voran dem klassischen “You getting paid”? Mit Komödien bin ich meistens eher etwas vorsichtig, den die meisten gefallen mir einfach nicht, oder sind nicht besonders lustig. Aber ich bin Froh dass We’re the Millers die klare Ausnahme ist. Der Film legt ein wunderbares Pacing an den Tag, der einfach spaß macht. Bis auf ein paar Ausnahmen, schafft er es auch, das zu halten und einen auf einen Roadtrip mitzunehmen, den man nicht so schnell vergisst.
Schuld daran ist die einfache und klare Geschichte und die tollen Charaktere, die allesamt sehr originell sind. Der Film gibt den talentierten Schauspielern Raum, sich zu entfalten und durch das wirklich herausragende Casting haben sie dafür auch die richtigen Leute ins Boot geholt. Es gibt niemanden in diesem Film, der schlecht ist oder nur halb arschig dabei ist. Jason Sudeikis als viel zu alter Drogendealer, der keinen Hehl daraus macht, was für ein Arschloch er sein kann. Jennifer Aniston als Stripperin, die sich richtig gut als Soccer Mom aufspielen kann. Emma Roberts, die am Anfang noch sehr einseitig wirkt, aber vor allem gegen später nochmal richtig aufdreht. Und Will Poulter, welcher in seiner Rolle als Kenny, den naiven Doofus, absolut brilliert. Aber auch Ed Helms, Nick Offerman, Kathryn Hahn und alle anderen machen einen grandiosen Job. Und das nicht nur innerhalb ihrer Charaktere, die Dynamiken und Chemie zwischen ihnen ist so leichtfüßig und überzeugend.
Der Film hat einen richtig tollen Drive, und viele interessante Szenarien, die total gut abgearbeitet werden. Wie es typisch in Komödien ist, sind viele der Konflikte irgendwelche Missverständnisse, aber anstatt sich darin zu suhlen, werden diese immer auf sehr klare und clevere Art und Weise abgearbeitet, bei den man mehr als einmal vor freude oder schmerz aufspringen möchte. Es wird einfach so viel aus den recht einfachen Konzept herausgeholt. Als Casey und Rose Kenny beim Küssen helfen wollen, weiß man das es an sich in Ordnung ist, was sie machen, aber irgendwas sträubt sich dann doch, spätestens als Melissa die Türe aufmacht. Perfekt ist der Film aber leider nicht. Ich mochte den Konflikt, ob sie jetzt auf Kenny im Krankenhaus warten oder weiterfahren überhaupt nicht. Es hätte keinen großen Unterschied gemacht, wenn David alleine das Dope weggebracht hätte und sie später wieder abholt, außer das er vielleicht dann einfach so abhauen würde. Aber ich hab nicht das Gefühl, das dies der Konflikt ist. Das Zeitlimit war einfach unnötig und aus irgendeinem Grund waren plötzlich alle Cool damit, Tonne von Grass einfach stehen zu lassen, anstatt das Zeug so schnell wie möglich loszuwerden. Aber das ist dann auch nicht so wild, da es alles am Ende sich irgendwie in Wohlgefallen auflöst.
Wir sind die Millers ist eine klasse Komödie, die genau das macht, was sie machen will: Das meiste aus dem Konzept herausholen und den Zuschauer auf grandiose, kurzweilige Art und Weise unterhalten.
Brother ist ein etwas anderer, mehr geradliniger Film von Kitano Takeshi. Sein erster und bis jetzt einziger Versuch, sich außerhalb des japanischen Filmlandschaft als Regisseur zu bewegen. Ein Versuch, den ihn sehr bedauert hat und deswegen auch wahrscheinlich der einzige bleiben wird. Bei den Kritiker kam der Film auch eher mäßig an, aber irgendwie hatte der Film schon immer einen Softspot bei mir.
Ein Yakuza der alten Schule, Yamamoto, gibt sich mit freude den Krieg zwischen zwei Clans her. Als aber sein Oyabun ermordet wird, zerfällt das Imperium, das sie sich sorgfältig aufgebaut haben und er muss so schnell wie möglich das Land verlassen. In LA trifft er auf einen Bruder, der eigentlich dort studieren sollte, aber nun lieber Drogen um die Ecke vertickt. Nachdem sich Yamamoto, wie er es aus Japan gewohnt ist, brutal in die Geschäfte einmischt, wird die Unterwelt von LA auf den Kopf gestellt. Mit geradliniger und gnadenloser Gewaltbereitschaft erarbeitete sich Yamamoto mit den kleinen Gangstern seines Bruders ein neues Imperium. Die Bruchbude wird durch ein beeindruckendes Büro ersetzt, und aus der Gang wird innerhalb eines Jahres ein kleines Syndikat. Eine Verwirklichung des amerikanischen Traumes, bei denen durch harte Arbeit und Hingabe sie bald oben stehen, egal ob man Japaner, Schwarzer, Latino oder Weißer ist. Auch wenn das natürlich nur von Schweiß und Geld zusammengehalten ist und man gewisse Favoriten nicht verstecken kann. Das wird toll gezeigt in einer Szene, in der Kato Basketball mitspielen möchte, und obwohl er hierarchisch über den anderen steht, niemand ihm den Ball zuwirft. Und in typisch amerikanischer Manier muss alles immer größer und besser werden. Krebs ist das einzig natürliche, was immer weiter wächst, und man weiß ja, wie das meistens endet. So führt eine erfolgreiche Partnerschaft mit den Örtlichen Yakuza zu immer größeren Gewaltexzessen, bis sie auf einen noch größeren Fisch treffen, der alsbald das macht, was Yamamoto mit seinen Feinden gemacht hat.
Brother ist für mich ein richtig schönes und geradliniges Erörterung von Gewalt, organisiertem Verbrechen und dem unausweichlichen Ende von einer Welt, die sich von Gewalt und Gier zehrt. Yamamoto ist dabei ein Mensch, der in der Ursuppe von Gewalt und Exzess aufgewachsen ist und schon längst seine Menschlichkeit verloren hat. Mit seinen Freunden spielt er Streiche oder Spielchen, aber an sich ist auch ihm klar, wohin das alles führen muss, weswegen er dem Tod so stoisch entgegensteht, wie er ihn einst verteilt hatte. Kato, die rechte Hand von Yamamoto, zeigt, was es bedeutet, ein Yakuza zu sein, und opfert sich für eine Welt, deren Früchte er niemals schmecken werden kann. Auch sein Blutsbruder, Harada, hat es in Japan nicht leicht und muss zum absoluten Extrem greifen, um sich zu beweisen. Eine Welt, die so nicht haltbar ist, deswegen am Ende auch alles zusammenfällt. Interessant sind dabei noch die anderen Charaktere, wie Denny, der Kumpel von Ken, der bald zum besten Freund von Yamamoto wird. Zusammen treiben sie viel Schabernack und fühlen sich wohl in der Parallelwelt. Aber im Gegensatz zu Yamamoto, ist er nicht bereit zu sterben oder alles dafür zu geben, was in der letzten Szene des Films nochmal toll erörtert wird. Klar war das Geld toll und die Macht, aber es war nicht wert, all die Opfer dafür zu bringen. Auch das Geld ist am Ende dann nur ein bitterer Trost.
Handwerklich ist der Film typisch Kitano. Er brilliert durch exzessiven aber immer noch stilvollen umgang mit Gewalt, welches immer das Thema des Filmes stützt. In seiner typischen manier, sieht man oft Stillleben oder kurze Reaktionen, um kurz und geschickt die Charaktere zu vertiefen. Ich mochte auch sehr, dass in manchen Szenen einfach die Köpfe der Akteure abgeschnitten waren (nicht wie bei dem Assassin auf die Italiener, sondern eher vom Bildrand), was dem ganzen auch wieder ein wunderschön verallgemeinerndes Gefühl gibt. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass alle Charaktere sich in ihren eigenen Sprachen unterhalten, weil das einfach zum Flair des Filmes und zum Melting Pot Thema passt. Dazu noch ein überragend guter Soundtrack von Hofkomponist Joe Hisaishi, der einfach nie enttäuscht.
Ich kann gut verstehen warum der Film in den USA gefloppt ist. Zwar hat Kitano versucht mit amerikanern zusammen ein zugängliches Werk zu schaffen, was ihm in gewisser Weise auch gelungen ist. Aber an anderen Stellen ist der Film so sperrig, wie es ein Kitano eben ist. So kann ich verstehen, dass sich das ganze Werk wie ein Kompromiss anfühlt, bei dem niemand wirklich glücklich wird. Aber ich mag den Film! Die Dynamiken zwischen den Charakteren, die gnadenlose Geradlinigkeit der Geschichte und das zermürbende Zerfließen gegen Ende funktionieren großartig für mich und machen den Film zu etwas Besonderem, an das viele andere nicht herankommen. Vielleicht bin ich auch einfach ein Fanboy, aber selbst wenn Kitano selbst denkt, er hat versagt, ist sein Versagen immer noch genial für mich.
Meine Braut, ihr Vater und Ich ist ein absoluter RomCom-Klassiker, und das auch zurecht. Ein Film, der bei mir vor allem mit seiner Schonungslosigkeit und Liebe zum Detail gepunktet hat, auch wenn es teilweise sehr schwer anzusehen war. Der Film hat Awkward Humor sicherlich nicht erfunden, aber es ist Wahnsinn, dass wirklich 90% des Filmes daraus besteht, eine eh schon schlimme Situation immer schlimmer zu machen. Der Film wird von dem Regisseur nicht umsonst als Alptraum bezeichnet. Und für jemanden, dem Soziale Situationen manchmal etwas schwer fallen, ist “Meet the Parents” wie eine Spirale in einer persönlichen Hölle. Die Eltern der geliebten Person zu treffen, ist an sich schon extrem stressig. Wenn der Vater aber dann auch noch der neurotische und paranoide Robert De Niro ist, kann man nicht gewinnen. Von einem Fettnäpfchen tritt man in das nächste, bis man irgendwann so glitschig ist, dass man nicht anders kann, als von einer Katastrophe zur nächsten zu gleiten. Der Film hat auch eine Geschichte, bei dem der Protagonist alles versucht, das Richtige zu machen, aber dann doch verliert. Ich fand es richtig schön, wie Greg irgendwann in respektvoller Art und Weise Jack gegenüberstand und offen und ehrlich kommuniziert hat, auch wenn es in dem Moment nicht viel gebracht hat. Auch die Sachen, die er klar falsch gemacht hat, kamen mit guten, aber etwas fehlgeleiteten Intentionen. Aber kann man es ihm verübeln? Von der Landung am Flughafen geht es ständig bergab. So viele Aspekte, von denen er sich sicher war, werden Stück für Stück auseinander gerupft. Von einer früheren Beziehung, mit einem Typen, der zu gut um wahr zu sein scheint. Von seiner Karriere als Krankenhelfer, für die er sich aktiv entschieden hat, die aber nur belächelt werden. Und dem ständig Druck, irgendwelchen Dingen zu entsprechen, die man scheinbar auch ohne Worte verstehen sollte. Es war mir teilweise tatsächlich viel zu viel, und ich musste dazwischen auch mal eine Pause machen. Ich hasse Missverständnisse in Filmen, und dieser Film besteht quasi aus nichts anderem. Aber das Ende macht das ganze wieder wett. Wenn alle Charaktere endlich erkennen, was los war und sich auch dem Fremden öffnen und die wahren Intentionen durchscheinen, hat mein Herz höher schlagen lassen. Gerade der Wandel von Jack war richtig gut gemacht und fühlte sich ehrlich erarbeitet an.
Ein großer Aspekt daran ist, dass der Film einfach viel zu gut ist. Die Charakterisierungen und wie diese miteinander interagieren ist brillant inszeniert. Jeder Charakter bringt eine ganz eigene Dynamik mit, die das eh schon stressvolle Wochenende nur noch chaotischer macht. Von Bob MD und dem Schönheitschirurgen, die sich über ihn lustig machen. Zu dem Ex, der bei weitem nicht über den Breakup hinweg ist und viel zu gut für diese Welt erscheint. Zu der direkten Familie von Pam und den Unmengen von peinlichen Momenten. Man merkt, dass sich hier jemand richtig viel Mühe gegeben hat, denn mit jedem Wort und jeder Geste wird das unangenehme Potpourri weiter angerührt. Als Beispiel kann man die Wasservolleyball-Szene nehmen, bei der Greg immer weiter gepusht wird. Mit aggressiven Worten, enttäuschten Gesichtern und Gesten, bis er das macht, was man von ihm verlangt und dadurch alles nur noch schlimmer wird. Es ist doch nur ein Spiel…. Die Symbiose von Drehbuch, Schauspiel und Direktion sind wirklich überragend gut in diesem Film. Ich hätte ihn auch noch höher bewertet, wenn mich der Film über lange Strecken nicht so fertig gemacht hätte.
Ich liebe Takeshi Kitano. Er war der Regisseur, der meine Liebe zum asiatischen Kino und auch zum Kino im Allgemeinen entfacht hat. Das heißt natürlich auch, dass ich mir damals alle Kitano Filme angeschaut habe, auch wenn ich irgendwelche sonderbaren DVDs von eBay kaufen musste. Ich weiß das ich Sonatine als einen sehr ruhigen und schönen Film empfunden habe, der mich aber nicht ganz so abgefangen hat. Ich glaube, ich war damals einfach noch nicht reif genug für den Film.
Wenn man einen klassischen Yakuza-Film von und mit Kitano erwartet, wird man hier enttäuscht. Sonatine ist viel mehr ein anti-Yakuza Film, der eine sehr blanke und trostlose Seite an der Unterwelt zeigt. Natürlich macht er das mit jeden Yakuza Film oder auch Scorsese mit seinen Mafiosi Filme, aber nicht auf so eine eindrückliche Art und Weise. Es geht um eine Yakuza Gruppe und ihren Anführer. Ein Mann, der eigentlich keine Lust mehr auf nichts hat. Das Leben als Yakuza hat seinen glanz verloren, aber da er nichts anderes kennt, macht er auf eine abgestumpfte Art und Weise weiter. Er und seine Männer sind im Blut von dieser düsteren Parallelwelt gebadet. Alle Bereit, wie es vielleicht nur die Samurai waren, für das was sie tun zu töten und zu sterben. Wenn jemand erschossen wird, wird dies mit einer stoischen härte hingenommen. Alle sind sich im klaren, welcher Welt sie sich dabei verschrieben haben und welche Opfer das mit sich bringen kann. Lebensmüde sind sie aber dennoch nicht, weswegen sie es sich nach ein paar Anschlägen fernab in der Pampa gemütlich machen. Bis hierhin, wird das Leben eines Yakuza als beiläufig gewalttätig gezeichnet, bei denen es keine wirklichen Gewinner oder Verlierer gibt. Es ist unserem Protagonisten auch vollkommen egal welche Yakuza politischen entscheidungen getroffen werden, da er dem allem eh überdrüssig ist. Wie tief seine Depression wirklich ist, merkt man in den ersten Tagen in der Abgeschiedenheit. Aber erst durch diese und ein Mädchen, das er errettet, entwickelt sich in ihm wieder eine kindliche Freude in ihm. Eine Art neuer, alter Liebe am Leben. Innerhalb der Gruppe entwickeln sich immer tiefere Bindungen, vor allem bei den zwei Jungspunden der Gruppierungen, die sich zu wirklich guten Freunden entwickeln. Aber sie kommen nunmal aus der blut durchtränkten Welt, und so kann auch diese Flucht in die Wildnis nur so lange einen vagen Frieden mimen. Mit jedem Mann, dessen kindliches Lächeln nie wieder erklingen wird, fühlt sich unser Protagonist gedrängt, es auf ihre bis ins Knochenmark gehende Art und Weise zu beenden. Das alles führt zu einem Ende, wie es eben geschehen musste. Mit unzähligen, unmarkierten Gräbern und ein Auto, das den Weg niemals über den Hügel schaffen wird.
Handwerklich ist der Film ein Kitano. Jede Einstellung wird mit großer Sorgfalt gewählt und genutzt. Der Film zaubert wunderschöne und verstörende Bilder. Gerade in der Mise En Scene hat Kitano einfach eine ganz eigene Bildsprache, die am ehesten mit Kurosawa Akira vergleichbar ist. Alle Charaktere bilden nicht nur in ihren Funktionen, sondern auch in den Raum den sie im Bild einnehmen etwas besonderes heraus. Natürlich gibt es auch die klassischen Kitano Dioramen, bei denen einfach die Zeit kurz eingefroren scheint, um eine Situation oder ein Gefühl hervorzurufen. Dazu sein ganz besondere Herangehensweise an den Schnitt. Sie verhängen oftmals länger als man es gewohnt ist, und erzeugen so ein ganz besondere Atmosphäre. Ein gutes Beispiel ist die erste Busfahrt in Okinawa. Anstatt nur kurz die Szene zu umreißen und dann mit einem Schnitt in die nächste Szene weiterzugehen, wird hier ganz deutlich gezeigt, wie der Bus langsam aus dem Parkplatz herausfährt. Das kann befremdlich wirken, aber wenn man das Thema des Filmes betrachtet, ergibt es nur all zu viel Sinn. Es geht darum, wie dröge und fruchtlos ein Yakuza-Leben eigentlich ist. Wie für ihn und seine Truppe eine tiefe Stagnation gegriffen hat.
Ich bin sehr froh das ich den Film nach all den Jahren mal wieder angeschaut habe. Ein herrlich trostloses wie auch lebhaft bunte Geschichte, die auf die einzige Art endet, wie sie es verdient hat. Der Film heißt übrigens Sonatine, weil dies die letzte Kategorie beim Klavier Lernen ist, bevor man sich richtung Jazz, Klassik oder Pop konzentriert. Ein Wendepunkt der alles weitere beschrieben wird, oder eben in diesem Fall, beendet wird.
One Cut of the Dead ist ein kleiner Triumph, der seinen kultigen Ruf schon zurecht hat. Mit einem Budget von 25.000 Dollar, haben Shinichiro Ueda und sein Team etwas ganz besonderes geschaffen. Falls ihr den Film noch nicht gesehen habt, lest nicht weiter und schaut ihn euch an. Und zwar ganz! Mit allen unangenehmen Pausen und sonderbaren Entscheidungen. Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen.
Ab hier gibt es SPOILER!
Ohne große Vorwarnung wird man in einen trashigen Horrorfilm geworfen, der ohne auch nur einen Cut auskommt. Es soll ein Horrorfilm gedreht werden, aber dem Regisseur ist es zu unnatürlich, weswegen er Zombies zum Leben erweckt und die zwei Schauspieler und Maskenfrau ums Überleben kämpfen lässt. Allein dieser Film ist schon ein herrlich kleines Werk, das die ganze Zeit auf verschiedenen Ebenen spielt und man sich manchmal fragt, welche Künstlerische Entscheidung das jetzt war. Wenn nach einer halben Stunde der Abspann läuft, fängt der Rest des Filmes erst richtig an. Es geht eine Woche zurück und wir sehen bei der Entstehung des Kurzfilms zu. Vom Drehbuch, zum Casting, zur Vorbereitung und allen Problemen, die das mit sich bringt. So richtig genial wird es aber erst, wenn sie live gehen. Wir sehen den ganzen Film aus einer anderen Perspektive und plötzlich macht alles Sinn. All die sonderbar- oder ungereimtheiten, die einem natürlich aufgefallen sind, passen plötzlich einfach. Und in binnen von 36 Minuten, mit unmengen von Katastrophen und der unvergleichbaren Kunst der Improvisation, wertet sich der etwas trashig anmutende Film zu einer richtigen Herzblut Geschichte. Der Film entwickelt eine unglaubliche Energie in dem letzten Drittel, das einen mehrmals zum Stocken oder Jubeln gebracht hat. Alle Subtext und Interpretationen, die man davor hatte, fallen einer viel größeren Mondänität zu Opfer, was jemanden wie mich, auf sehr erfreuliche Art und Weise erwischt hat.
Ich habe einen ganz großen Softspot für Filme über das Filmemachen. Und da reiht sich One Cut of the Dead mit einer wunderschönen Ehrlichkeit zu den besten ein. Man spürt die Energie von allen Beteiligten, die sich auch im Verlauf des Filmens auch immer weiter entwickelt. Man sieht, was passieren kann, wenn alle zusammenkommen und ihr Bestes geben und dabei Unmögliches möglich machen. Manchmal ist der Vorgang, die Kunst zu erschaffen, wichtiger als das Werk an sich. Ein wirkliche süßes Kleinod das ansteckend ist und mit seiner Originellen erzählt etwas ganz besonderes erschafft.
Takashi Miike ist ein interessanter Typ. Ein übereifriger und talentierter Regisseur, der gefühlte jeden Filmauftrag annimmt. Manchmal kommen dabei kleine Meisterwerke wie “Audition” oder “Ichi the Killer” heraus, aber unter anderem gibt es auch ein paar Nieten wie “Wara no Tate”.
Dabei ist es so schade, denn das Konzept von Wara no Tate ist brillant. Ein Mann hat ein junges Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet. Ein grausames Verbrechen, und nicht das erste von ihm. Ein reicher Yakuza schreibt ganz offen ein Kopfgeld aus, da das letzte Opfer seine Nichte war. Eine Milliarde Yen (über 6 Millionen Euro) für den Mörder des Mörders. Und falls man es ehrlich versucht und scheitert, gibt es immerhin 100 Millionen Yen und die besten Anwälte des Landes. Das Geld ist natürlich ein großer Motivator, aber auch durch die Abart der Verbrechen, fällt einem nur noch leichter, eine Rechtfertigug zu finend, vor allem weil am Ende eh die Todesstrafe auf ihn wartet. Mit solchen Argumenten kann jeder die Seite wechseln, selbst wenn man ins Gefängnis kommt oder bei dem Versuch stirbt. Das erzeugt ein ganz besonderes Post-Apokalyptisches Feeling, ohne das erst eine große Katastrophe passieren muss. Gerade in einem so starren und harmoniebedürftigen Land wie Japan, ist der schnelle Bruch besonders bemerkenswert. Man kann niemanden trauen und einfache Menschen werden mit einem Wimpernschlag zu potentiellen Mördern. Das Ziel der Protagonisten ist es, den Gefangenen quer durchs Land zu transportieren. Das alles klingt richtig gut! Ein Konzept, das einem viele Freiheiten gibt, etwas Besonderes zu zaubern. Ein postapokalyptisches Roadmovie! Was will man mehr? Stellt sich heraus, das Konzept allein kann den Film nicht tragen, wenn sonst nichts wirklich zusammenpasst und man den Fokus auf irgendwelche eher interessante Charaktere und Konflikte legt. Das postapokalyptische Feeling hält nur für den ersten Teil des Filmes an. Irgendwann wird der Fokus auf Polizei interne Intrigen gelegt, was in dem Fall eher dröge wirkt. Vor allem wenn es so stocksteif und melodramatisch inszeniert wird. Als der junge Polizist an seinen Wunden erlag und noch einmal nach seiner Mutter rief, hat es wirklich gut gewirkt. Wenn das aber immer und immer wieder passiert, wird es sehr schnell langweilig. Es ist ja okay, dass man etwas mehr über Motivation von den Charakteren erfährt, aber war es wirklich nötig das der Polizeichef das nur macht, weil er eine kranke Tochter hat? Und ist die Erkenntnis, dass man den Mörder am liebsten selbst umlegen möchte, so fern ab? Ich verstehe auch nicht, warum die Protagonisten so weit gehen. Es beginnt mit einem Gefühl der Ehre und dem aufrechterhalten von Regeln, wird dann aber irgendwann nur noch von der Sunken-Cost-Fallacy vorangetrieben. X und Y dürfen doch nicht umsonst gestorben sein! Die ganze Narrative strotz nur so vor unnötiger Exposition, die das Tempo des Filmes und den interessanten Kernaspekten nur schaden und um die Suspension of Disbelief weiter zu strapazieren, Dazu greift sich die Geschichte teilweise die größten Zufälle raus. Treffen sie wirklich, von allen Menschen in Japan, zufällig in der Pampa den Vater seines ersten Opfers? Auch unser Gefangener ist leider sehr blass. Ich hab gehofft, dass man noch irgendetwas Interessantes über ihn erfährt, vor allem weil alle immer ins Schweigen verfallen, wenn er den Mund aufmacht. Dass es am Ende dann doch einfach so platt ist, ist traurig.
Visuell ist der Film leider auch sehr langweilig. Gerade in einem Roadmovie kann man ja immer mit der Umgebung und dem Gefühl der Reise arbeiten. Hier verbringt man die meiste Zeit in einem Zug und sonst nur in irgendwelchen Feldern oder Steinbrüchen. Auch die Musik macht leider nichts besonderes. Das Pacing im Film könnte auch viel besser sein und die Action fühlt sich wie ein Relikt aus den 2000er an.
Takashi Miike ist ein interessanter Typ. Ein übereifriger und talentierter Regisseur, der gefühlte jegliche Filmaufträge annimmt. So macht er eigentlich immer gute Filme, aber an einem Meisterwerk schrammt er dann leider doch zu oft vorbei. Aber dann gibt es solche Ausnahmen wie Audition und Ichi the Killer.
Handwerklich ist der Film etwas besonderes, der sich radikal seiner eigenen Ausdrucksform verschreibt. Ein brachialer und absurder japanischer Anarcho-Punk vom Feinsten. Alle Charaktere sind überspitzte Karikaturen wie man sie aus Manga und Anime kennt. Mit einfachen aber klar definierten Motivationen zu Zielen und einem Style oder Ausdruck der das nach außen weitergibt. Die Ästhetik macht keine Gefangenen und tritt einem mit einer brutalen ehrlichkeit entgegen. In der Welt von Ichi the Killer fließt nunmal literweise Blut, komplett durchgeknallte Monster, die zum absolut hedonistischen Maxim getrieben werden. Dazu ein Soundtrack und ein Sounddesign, das maximal auf eine Reaktion aus ist und die Reize überspannen möchte. All das macht das Anschauen einen Angriff auf die Sinne und auch durch den überzogenen, aber dennoch sehr spürbaren Body Horror, kann ich verstehen, dass der Film vielleicht nicht für jederman ist.
Das Tokyo in Ichi the Killer ist eine herrlich überspitzt Persiflage von einer Dog eat Dog Welt. Anstatt das man die größten Psychopathen lieber nicht ins Team nimmt, kommen sie hier an die Spitze. Das führt natürlich dazu, das alle auf die ein oder andere Art und Weise abgestumpft werden. So ist Kakihara ein wunderbares Produkt dieser Welt, der nur auf Lust und Schmerz eingestellt ist. “There is no love in your violence”. Purer Hedonismus, der jeglichen Zugang zu der Außenwelt verwehrt. Aber das macht ihn auch so unterhaltsam anzuschauen. Sein Design ist klar von DCs Joker inspiriert, und auch in den Charakterzügen ist Kakihara ein nihilistischer Anarchist. So erlebt er beim Foltern eine naive kindlichkeit und Freude, was ihn nur noch verstörender macht. Dazu sieht er noch verdammt cool aus. Die Kostüme und Designs sind im allgemeinen aber auch großartig in diesem Film. Vom muskulösen Opi, zu den Möchtegern Yakuza, zu den Prostituierten und Dealern, bis hin zu dem sehr praktischen Design von Ichi, das das genaue Gegenstück von Kakihara ist. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Ich hab auch ganz vergessen dass Sabu so eine wichtige Rolle in dem Film spielt.
Ichi, der Titelgebend Charakter, ist dabei auch sehr faszinierend. Im gegensatz zu Kakihara, ist er ein Killer, der keine Freude am Morden findet. Durch seinen Ziehvater wurde sein hyperaktives Libido missbraucht, um sie in pure Gewaltexzesse zu verwandeln. Es raubt ihm eher etwas und zermürbt ihn. Das wird auch nicht besser wenn man später erfährt, das all diese Erinnerungen eh falsch sind. Er ist auch so herrlich jämmerlich, was einen großartigen Kontrast bietet. Als er versucht zu lächeln und sich danach gleich versteckt, spricht einfach so viel über seinen Charakter aus. Und dann kommen wir noch zum Ende, das ich immer noch nicht ganz verstehe. Ich weiß immer noch nicht, ob man die Stimme am Telefon jemals zu gesicht bekommt, oder mir das einfach durch die Lappen gegangen ist. Ich versteh auch nicht warum sich der alte Mann dann erhängt, bzw was seine Motivation von anfang an war. Wenn da jemand mehr weiß, schreibt gerne einen Kommentar!
Was der Film meiner Meinung nicht so gut macht, ist die Geschichte an sich. Die Ereignisse, auch wenn sie natürlich aufeinander aufbauen, wirken nicht sehr stark miteinander verbunden. Dazu ist der Film auch sehr wirr erzählt, dass man immer mal wieder innehalten muss, um zu verstehen, wer da jetzt über wen spricht. Aber ich verstehe schon, warum dieser Film so einen Kultstatus erhalten hat. Er ist ein besonderes Werk, von dem sich sicherlich unzählige Künstler (darunter auch Quentin Tarantino) beeinflussen lassen haben.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht viele Filme von Kurosawa Kiyoshi angeschaut habe, was sonderbar ist, da all seine Filme eigentlich genau das sind, worauf ich stehe. Herrlich tiefe und verstörende Gedankenexperimente über den Mensch und seine Psyche. In Cure geht es um einen Polizisten, der eine Reihe Morde untersucht, die weder auf Papier noch in der Realität wirklich viel Sinn ergeben. Im Verlauf lernen wir auch den Gegenspieler von Takabe, einem Mann, der an Amnesie leidet und eine Schneise der Verwüstung hinter sich lässt. Dabei ist nie wirklich sicher, wo der Kern der Wahrheit in dem Film liegt. So geschickt und leichtfüßig habe ich selten ein Werk, die Grenzen verschwimmen lassen sehen, sodass man am Ende keine Ahnung mehr hat, wo einem und den Charakteren der Kopf steht.
Etwas das diesen Film dabei so besonders macht, ist die Art der Narrative und der Einsatz von Longshots. Bei einem Longshot wird mit einer Kamera ein durchgehender Blick auf eine Szene geboten, ohne schnitte. Das gibt den Szenen eine besondere Zeitlichkeit, die sich durch die ungebrochenheit Authentisch wirken lässt. Das lässt all die Szenen schon geerdeter anfühlen, wird aber tückisch, wenn die Auffassung der Charaktere nicht mehr der Realität entspricht. So entwickelt sich Takabe immer weiter zu einem Unreliable Narrator, sodass man als Zuschauer am Ende fast gar nichts mehr trauen kann. Der stetige Abstieg wird großartig inszeniert. Die Suizid Szene, ist ein Meisterstück! Wie gut hier mit erdrückender Stille, der Unausweichlichkeit der Situation und zermürbenden Emotionen gespielt wird, nur um dann brutal den Teppich unter den Boden weggezogen zu bekommen. Diese Nähe an den Charakteren wirkt großartig und ist nicht nur auf Takabe beschränkt. Wenn sein Freund in verschiedene Theorien eintaucht und man zusammen mit ihm immer weiter in fließenden Assoziationen untergeht, merkt man selbst kaum, das man sich immer weiter weg bewegt. Am Ende des Filmes bekommt man selbst das Gefühl, hypnotisiert zu sein.
Dabei finde ich es spannend, dass der Film so viele Aspekte offen lässt. Was möchte Mamiya? Leidet er wirklich an Amnesie, oder ist das nur ein Spiel? Ist der manipulierende Mamiya, überhaupt Mamiya, oder etwas anderes? Hat er sich wirklich geleert um Raum für etwas anderes zu schaffen? Ich hab drei Theorien was mit ihm los war: Entweder hat wirklich etwas paranormales von ihm besitz ergriffen und macht diese Taten mit Mamiya als Host, oder er hat sich vielleicht selbst hypnotisiert, bis zum verlieren seines Seins oder es gab eine plötzliche Spaltung, wahrscheinlich durch den Mord an dem Tier. Dabei finde ich auch den einen Kernkonflikt von Takabe und seinem Kumpel sehr passend, der als Psychologe sagt, das man einfach nicht verstehen kann, was Kriminelle denken. Etwas das Takabe nicht so stehen lassen möchte, und deshalb immer tiefer eintaucht. Die Lösung für dieses Rätsel ist in diesem Fall aber schier unmöglich. Auch der Satz, das man immer versucht, Verbrechen irgendwelche Bedeutung zuzuweisen, um diese zu Rationalisieren, war sehr stark. Vor allem weil man am Ende nicht wirklich weiß, was sache ist. Warum Mamiya das überhaupt macht. Ich glaube das liegt an der Mondänität der Verbrechen. Alles was Mamiya macht, ist grobe Dinge über seine Opfer herauszufinden, sie leicht zu überzeugen und die intrusive thoughts einfach durchzulassen. Es ist so einfach, Menschen dazu zu bringen, Grausamkeiten zu begehen. So ist niemand vor der scheinbar sinnlosen Zerstörung sicher. Und so weiter Mamiya und Takabe vorangehen, so schwer fällt es, sich davon abzugrenzen. Ich mochte auch, wie Mamiya die Elemente für seine Hypnose benutzt: Das Flackern des Feuers, das Tropfen und Fließen des Wassers oder das Rhythmische klingen via eines Stuhls überall um einen herum. Es wird nie wirklich klar, wann man die Grenze überschreitet, und so bekommt Mamiyas Kraft etwas Unlös- und Unberechenbares. Dadurch, dass der Film auch so in die Unzurechnungsfähigkeit verfällt, kann man selbst auch nicht sagen, wie viel davon echt ist, oder wie viel in einem eingebildeten Konstrukt steckt. Im allgemeienen bin ich ein großer Fan von Mamiyas Inszenierung. Das erste mal, als er bedrohlich langsam aus der Ferne auf einen unschuldigen zuläuft und diesen mit mondänen Fragen plagt. Er schafft es bis zur schmerzgrenze die Leute in seiner Umgebung zu nerven. Dabei ist er immer passiv dabei. Auch seine heruntergekommene Wohnung mit den unzähligen Büchern, gibt einen tieferen Einblick in sein Sein, ohne schlauer daraus zu werden.
Die Mordserie ist dabei auch großartig inszeniert. Man sieht zu Beginn einer dieser Morde, der mit einer sonderbaren Beiläufigkeit begangen werden, nur um sich dann nackt in einem Schacht zu kauern. Über den Verlauf des Filmes wird Stück für Stück mehr über das Vorgehen der Verbrechen aufgedeckt. Jeder Mensch kann ein Opfer davon werden, ohne jemals das Ganze zu verstehen. Wie fragil die Realität ist, wird auch toll in einer Paranoia widergespiegelt, bei der weder Takabe noch man als Zuschauer selbst, jedes mal zusammenzucken muss, wenn jemand einen sonderbaren Handgriff macht.
Handwerklich ist der Film phänomenal. Das Gezeigte, die Zeitlichkeit, die damit einhergehende Musik, alles spielt zusammen, um Takabe und den Zuschauer tiefer in den Wahn zu reißen. Man wird selbst von der tanzenden Flamme umarmt oder taucht in der sich langsam aufbauenden Pfütze ein. Das ganze wird natürlich noch durch die wirklich gute Schauspielerische Leistungen hervorgehoben. Ein Film, der einen auf eine tiefe Art und Weise verstört und wirklich unmengen mit dem Medium Film macht.
Nach dem eher mittelmäßigen Tenet, war ich mir nicht mehr sicher, was die Filme von Christopher Nolan angeht. Aber Oppenheimer hat jegliche Sorgen und Zweifel, die sich über die Zeit angestaut haben, komplett weggeblasen. Oppenheimer ist ein Meisterwerk, und für mich ein neuer Go-To-Kandidat, wenn ich von einem perfekten Film spreche.
Über drei Stunden bekommen wir nicht nur einen faszinierenden Einblick in den Werdegang und den Gedanken und Konflikten, einer der wichtigsten Wissenschaftler des 20ten Jahrhunderts. Es wird auch auf fast leichtfüßige Art und Weise die schwere Gravitas des neuen Zeitalters erörtert. Was bedeutet die Atombombe für die Welt und welche moralischen und philosophischen Probleme kommen dabei auf. Und was, wenn man in das Chaos noch die fluktuierende Variabel der Politik mitbringt. Und weil das nicht reicht, bekommt man noch ein spannendes Courtroom-Drama obendrauf. Eine tolle Zusammenfassung von all dem was geschehen ist, die dann auf geschickte Art und Weise alle Fäden zu enden führt. Ein grandioses Schauspiel der überwältigenden Macht der Politik und dem Aufeinandertreffen von großen Egos und dem unstillbaren Durst, einen Eindruck in die Weltgeschichte zu machen.
Viele Filme schaffen es, in einzelnen Szenen eine grandiose Symbiose von Bild, Klang, Schnitt und Narrative zu zaubern, die einen von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt und alles um sich herum vergessen lässt. Aber über drei Stunden? Der Flow des Films ist atemberaubend: man hüpft durch Perspektiven, Zeitlichkeiten und Entwicklungen, als ob es nichts wäre und spannt dabei ein großes Netz von Zusammenhängen. Am stärksten spürt man das in den großen Schlüsselszenen, wie der Zündung von Trinity oder den hitzigen Diskussionen, aber selbst in leisen Momente gehört diese Zärtlichkeit und kurze Stille zu demselben Drive des Films. Der Film macht keinen Hehl daraus, eine sehr klare Position zu beziehen. In schwarz-weiß verfolgen wir das Verhören und den Konflikt im Hier und Jetzt, wogegen man in Farbe komplett in die Welt von Oppenheimer eintaucht. Dort sehen wir nicht nur die entwicklung des Manhatten Projekts, sondern bekommen auch einen tiefen einblick in Oppenheimers Gedankenwelt. Von den brizierenden Molekülen, die wild im Äther herumspringen, über mächtige Kräfte, die aufeinanderprallen und verstörende Vorstellungen und Albträume eines neuen Zeitalters. Die Umgebung beginnt zu vibrieren wenn er in großen Stress gerät und die ganze Welt wird auch einfach mal so auf Stumm geschalten. Das sind Szenen, die in mir etwas Tiefes ausgelöst haben. Mit einer ansteckenden Energie wird man mit großen Ideen und Absichten in den Himmel gehoben, nur um dann von dem Horror der Realität zurückgeworfen zu werden.
Die Zündung von Trinity war ein unfassbar intensives Erlebnis. Man spürte die Akkumulation all der harten Arbeit, die knappe Zeitlichkeit und unerträgliche Angst, was es bedeuten wird, wenn es gelingen wird, und was wenn nicht. Die ganze Sequenz ist ein perfektes Zusammenspiel von Musik, Bildern, Schnitt und Narrative. Die Akteure besprechen sich noch einmal, bevor man sich an die Vorbereitungen machen. Die Momente vor, während und nach der Explosion, ist ein grandioses Beispiel, von dem was Kino kann. Der Umgang mit der Atombombe ist ebenfalls grandios gelungen. Das Problem und die Implikationen werden über den ganzen Film immer wieder geschickt aufgeworfen. Oppenheimer ist klar, das dies mehr als nur eine neue Waffe ist, es ist der erste Schritt in ein neues Zeitalter. Ein Zeitalter, in dem er sich durch seine Erfindung erhofft, dass der Rest der Menschheit zur Vernunft kommt, um das Konzept des Krieges hinter sich zu lassen. Aber das es nicht so kam, muss man ja leider nicht weiter ausführen. Es geht um die Menschheit, den Menschen an sich, und die Verantwortung vor den eigenen Werken. Es wird darüber diskutiert, wie und wo man die Bombe zündet. Dass es das Beste sei, da man sonst die Japaner nicht zum Aufgeben bekommen würde, und um das neue Zeitalter einzuläuten. Die moralischen Implikationen werden nicht nur aufgeworfen, sondern man spürt sie auch. Was bedeutet "the greater good" wirklich? Nur falls es jemand anderes gemacht hätte, wenn man es selber nicht gemacht hat, macht es das besser?
Die Kamera enttäuscht nie und schafft es oftmals sehr geschickt, komplexe Ideen und Konzepte in greifbare Bilder zu wandeln. Sie ist auch nie wirklich ein neutraler Beobachter. Durch grandiose Nahaufnahmen, Framing der Szenen und wirklich Ehrfurcht erregenden Bildern erschafft Nolan rein auf bildlicher Ebene ergreifende Kunst. Wie zum Beispiel in den oben genannten Szenen durch die subjektive Linse von Oppenheimer. Aber auch die Sex-Szene (ihr wisst wovon ich rede) ist so schonungslos offen und ehrlich. Und das ist auch ein Ton, den man über den ganzen Film verspürt, eine Authentizität, die manchmal von Erfolg gekrönt ist, oftmals aber auch leider nicht. Der Soundtrack und das Sounddesign sind ebenfalls grandios. Er findet immer den perfekten Ton, die Szenen zu unterstreichen und erschafft eine ganz neue innere Aufgewühltheit, wenn es gerade passt. Allein, dass die Explosion immer etwas verzögert ankommt, wie es eben mit Licht und Schall so ist, gibt dem Voranschreiten der Entwicklung eine greifbare Gravitas. Die Schauspieler sind allesamt großartig. Allen voran natürlich Cillian Murphy, der komplett in den schrulligen und tief gespaltenen Charakter aufgegangen ist. Er schafft dem Charakter genau das richtige Maß an Arroganz, Cleverness, Verletzlichkeit und Stärke zu geben. Robert Downey Jr. hat mich da auch sehr positiv überrascht. Die erst mal eher undurchsichtige Rolle von Strauss hat er mit Bravour gemeint. Vor allem ab dem Moment wo er die Fassade fallen lässt. Hier wird auch klar, worauf der letzte Teil des Filmes anspielt. Es geht um Macht, Ego und Geltungssucht. Dabei wird auf schon fast lustige Art und Weise klar gemacht, wie unterschiedlich Oppenheimer und Strauss denken.
Allein all diese Aspekte würden den Film schon großartig machen. Aber Oppenheimer hat dazu noch ein großartiges Drehbuch! Die Geschichte besitzt kaum Fett, nichts steckt in einem Vakuum und hat eine Bedeutung auf einer der vielen Ebenen. Ob es die Persönlichkeiten, Gruppierungen oder Ereignisse sind, alles ist genau an der Stelle wo es sein muss. Dazu Dialoge, die so clever und klar geschrieben sind, dass es mich immer wieder zur Verzückung gebracht hat. Dabei nimmt der Film sich einiges vor, vor allem auf philosophischer Ebene. Im Verlauf des Filmes bekommt man unzählige Rechtfertigungen, Warnungen und Hoffnungen über das Atomwaffenprogramm mit, ohne dass es sich jemals wie eine belehrende Exposition anfühlt. Das liegt auch an den Charakteren, die alle wunderbar klar gezeichnet sind, mit all ihren Vorzügen und Nachteilen. Diese stehen wieder wunderbar zu anderen Charakteren, Gruppierungen und Philosophien, sodass die Charaktere auch gerne mal zu einer geschickt geformten Galionsfigur von bestimmten Vorstellungen und Gedankenexperimenten werden. Die ganze Narrative, aber vor allem auch die Dialoge, bestehen aus einer leichtfüßigen Dichte. Das ist ein Paradox, aber es funktioniert. Und das Drehbuch, mit den geschickt gelegten Brotkrumen, die sich langsam wieder zu einem Laib formen, machen auch das letzte Drittel so unterhaltsam. Es ist toll, wie die Aussagen und neuen Informationen zusammenfließen, aus Bildern von unzuverlässigen Erzählern, die aber langsam ein großes und erschreckend kleinliches Bild zusammenstellen. Von einem verletzten Ego und einem unbegründeten Zorn, der nichts Positives in die Welt gebracht hat, und ihn nun alles kosten wird.
Oppenheimer ist ein Meisterwerk! Jegliche schwere Aufgaben, die sich Nolan mit dem Film geschrieben hat, haben er und sein Team mit Bravour und einer tükischen Leichtigkeit einen Film geschaffen, der wirklich alles aus dem Medium herausholen möchte. Mit einer Geschichte, welche die Welt für immer verändert hat, und der Prometheus, der nun mit den Sühne seiner Taten leben muss.
Ich bin nicht der größte Scorsese Fan. Mit einigen seiner Klassikern kann ich nicht so viel anfangen. Auch “The Irishman” hat mich eher kalt gelassen. Aber dann haut er Filme wie “The Silence” raus, die mich komplett überrumpeln und mir zeigen, was für ein großartiger Filmemacher er doch ist.
Meine erste Sorge bei solchen Filmen ist immer, wie die Geschichte erzählt wird. Wenn es um einen strategischen Genozid an einem Volk mit nachfahren geht, muss man schon sehr vorsichtig sein, wie man es erzählt. Ich bin sehr froh, dass sich Scorsese dieses Anliegen sehr zu Herzen genommen hat, das er erst einmal die Nachfahren nach Erlaubnis und Hilfe gebeten hat, bevor er zur Kamera greift. Man sollte meinen das sowas standard ist, das ist bei Hollywood aber leider nicht immer der Fall. Den die Geschichte ist es Wert, erzählt zu werden, und besonders mit so einer sorgfalt wie es Scorsese hier macht.
Handwerklich ist der Film klasse! Die Schauspieler machen allesamt einen grandiosen Job, allen voran Lilly Gladstone, DiCaprio und De Niro. Seine Rolle als ein Teufel auf Erden spielt er mit so einem großartigen Feingefühl und Bissigkeit. Man kauft ihm vollkommen ab, das er komfortable auf zwei dichotomen Seiten steht und mit lächeln auf den Lippen Messer nach Messer in die Rücken der andere sticht. Hätte ich ihm tatsächlich nicht mehr zugetraut. Der Soundtrack ist besonders hervorhebenswert. Es ist ja nicht das erste mal das Robbie Robertson mit Scorsese zusammenarbeitet, aber fand ich seine Arbeit in “The Irishman” nicht besonders herausstechen, findet er hier einen grandiosen Mix aus klassischen Hollywood Orchestra, dem spielen von Genres der Zeit und untertönen mit indianischen Einfluss. Die Kamera und der Schnitt arbeiten auch wirklich gut in Tandem, um die komplexe Narrative auf geschickte Art und Weise nahbar zu machen.
Leider hat mich der Film dann doch nicht ganz überzeugen können. Ich hab mir auch gedanken gemacht, woran das liegen könnte, und ich glaube es liegt an der Art der Narrative, die mir persönlich einfach nicht so gefällt. Es wird vage anhand von ein paar Charakteren die Geschichte erzählt, die all die wichtigsten Spieler beinhaltet. Dabei wird auch fokus auf die gesellschaftlichen und politischen Probleme gelenkt. Anstatt sich voll auf die Geschehnisse und deren Einfluss zu fokussieren, oder sich komplett auf die Sichtweise von einem oder vielleicht mehreren Charakteren zu fokussieren, wird ein Hybrid geschaffen. Scorsese macht das gut! Es ist immerhin sein Spezialgebiet. Aber mir gefällt es eben etwas mehr, wenn der Fokus stärker ausgelegt ist und dann vielleicht auch etwas experimenteller mit dem Thema umgegangen wird, wie zum Beispiel in The Silence. Auch ohne das, hätte ich mir etwas mehr Fokus auf Mollie und Ernest gewünscht. Das man das Paar, das sich wirklich tief und innig zu lieben scheint, mit mehr Sonnenschein sieht. Das man Ernest auch mehr in seiner Spendier Phase sieht, als reicher taugenichts. Wobei der Film ja eh schon ziemlich lang ist, was man aber nicht wirklich spürt, da das Pacing (bis auf einen kleinen Durchhänger in der Mitte) das Geschehen immer richtig gut rüberbringt.
Etwas, das dem Film nochmal eine Korrektur nach oben gegeben hat, war das Spiel am Ende. Die Radioshow, bei der man das Orchester und den Tonmacher bei der Arbeit sieht, und eine kleine Auswahl an Schauspielern, die das Geschehen nach dem Film zusammenfassen. Es hat etwas charmantes mit einem dicken Prise Fremdscham an sich. Etwas, das dann nochmal eine ganz andere Dimension bekommt, als Scorsese selbst die letzten Worte spricht. Ein sehr demütiger Move von ihm, der auf eine clevere Art und Weise das gerade Gesehene noch einmal neu Kontextualisiert. Mit den letzten Bildern auf den Menschen um die es eigentlich geht, dem Volk dem so böse mitgespielt wurde.
Yorgos Lanthimos gehört für mich zu den besten Regisseuren aller Zeiten. The Lobster hat mir damals sehr gut gefallen, aber meine wahre Liebe ist erst in einer Sneak entfalmmt, als ich ohne Vorwarnung in “The Killing of a Sacred Deer” reingeworfen wurde. Seitdem habe ich fast alle Filme von ihm gesehen und sehr schätzen und lieben gelernt.
In “The Killing of a Sacred Deer” geht es um alt testamentliches verständnis von Gerechtigkeit, der grausamkeit ein wahres Opfer zu wählen und einem schon fast erdrückenden Gefühl einer unverständlichen Macht, gegen die man nichts ausrichten kann. Die Review enthält Spoiler.
Handwerklich ist der Film quasi perfekt. Lanthimos zaubert mit seinem Team eine wirklich sensationelle Symbiose von Narrative, Bild und Klang. Die Kamera ist herausragend und dynamisch mit der Narrative verbunden. Von weiten Einstellungen, die immer näher kommen oder weiter weg gehen, zu wackeligen Fahrten hinter dem Protagonisten her, exzeptionellen Nah- und Detailaufnahmen und stumme Bilder, die einen anschreien möchten. Alle Umgebungen sind auch besonders herausstechen in Szene gesetzt und wirken, als ob sie mehr sind, als nur die Summe ihrer Teile. Das kalte Krankenhaus, der kahle Hobbykeller, das dumpfe Licht in den Wohnungen und in dem Diner, das satte grün der Natur, die glänzenden Silhouette der Stadt im gleißen der Sonne und eine tiefe dunkelheit, die sich in der Nacht breit macht und den strahlenden Lichter der Stadt zwischen den Häuserfassaden. Dazu einen fantastischen Soundtrack, der mit maximaler Effizienz eingesetzt wird, und den Wahn des Filmes und der Charaktere immer weiter vertieft. Und eine Riege von Schauspielern, die die Vorstellung von Lanthimos und seinem Weird Cinema perfekt einfangen und die sonderbare Welt mit den sonderbaren Bewohnern trotz aller Distanz und Absonderlichkeiten durch und durch Rund macht. In der Sneak musste ich zu allererst mit den Charakteren und deren Umgang mit der Welt klar kommen. Alle Charaktere verhalten sich, als ob sie irgendwo auf dem Spektrum sind; allen voran Steven, dessen Er- und Ausleben nicht nur sich, sondern auch alle um ihn herum beeinflussen. Die Familie verschreibt sich dem gleichen Duktus, mit einer anerzogenen Steifheit, und einem sonderbaren Mischung aus schonungsloser Ehrlichkeit und gnadenloser Unterdrückung. Ich mag solche Szenen zu beginnen, als sie über Haare sprechen, und wie eine Familie von NPCs dabei verbleiben, das alle schöne Haare haben. Bob ist dabei einer der menschlichsten Charaktere in dem Film, da er noch nicht komplett festgefahren in diesem Verhalten ist. Kim eifert ihrer Mutter nach, und versucht ein vages Gefühl von Perfektion zu erlangen, ohne ein tieferes Verständnis dafür zu haben. Denn es braucht manchmal mehr als nur Zeit und Anstrengung. Anna zerbricht während des Filmes und zeigt immer mehr das, was sie in Jahren der Beziehung vergraben hat. Eine festgefahrene Fassade, die aus der Situation herausbricht.
Eine sonderbare Parallelwelt, bei der man nicht weiß wieviel Schein und wieviel Wahrheit ist. Und so sind auch Dynamiken zwischen den Charakteren. Besonders merkt man das gegen Ende bei Kim und Bob, wenn sie dazu übergehen auf blutigen Knien um ihr Leben zu flehen, und welche grausig hässlichen Züge dabei zum Vorschein kommen. Etwas, das auch in Anna Besitz ergreift, wenn sie argumentiert, dass sie auch einfach ein neues Kind machen können. Und dazwischen Steve als Katalysator, ohne eine Ahnung oder ein wirkliches Schuldeingeständnis von ihm. Wie oberflächlich er sein kann, zeigt der Film gleich zu Beginn beim Gespräch über Uhren. Wie teuer sie war, was für ein Band man nimmt und vor allem wie Tief man mit ihnen tauchen kann. Absolut irrelevant für sein Leben, oder das seines Kollegen, aber als Statussymbol und als träger von gewissen Charakterzügen ist es herrlich bezeichnend. Auch das er Martin eine Uhr schenkt, zeigt wie wichtig sowas für ihn ist. Und Martin ist nochmal ein besonderer Fall. Ich glaube nicht, dass er von Anfang an diesen “Auge um Auge” Fluch im Kopf hatte, sondern dass sich das erst später entwickelt hat. Blauäugig wird er immer weiter desillusioniert und dann nur noch zu einem überbringer schlechter nachrichten. Sein Schmerz ist der Emulgator von dem ungreifbaren, welches alsbald eine altertümliche Sühnen erzwingt. Etwas, das in seinen Augen eine brutale, aber ehrliche Strafe am nächsten kommt. Der Fluch an sich ist grausam. Die Vorlagen stammen aus der Tragödie der Iphigenie. Agamemnon hat ein heiliges Tier von Artemis getötet und muss deshalb ein vergleichbares Opfer bringen. Auch hier könnte Steve alle Opferlämmer der Welt hergeben, doch das ist nicht das, was der Fluch für seine Gerechtigkeit verlangt. Es gibt keine wirklich Erklärung woher der Fluch kommt und wohin er geht… oder ob er tatsächlich Real ist. Den obwohl die Kinder langsam dahinsiechen, greift das Symptom niemals bei Anna. Ich glaube auch nicht das Martin irgendeine große Kontrolle darüber hat. Wie ein Stein der ins Rollen gebracht wurde und nun alles niederwalzen wird, was der Rollbahn im Weg steht. Man spürt die Gravitas und die Unausweichlichkeit davon, und bekommt ein klares Bild davon, was passieren wird, wenn man das Problem einfach ignoriert.
Der Film haut mich immer wieder um. Mit herausragendem Schauspiel und einem fast noch genialen Zusammenspiel von allen Elementen, die einen Film ausmachen. Mit Szenen, die einem ins Gehirn gebrannt sind, und mich auch nach Jahren nicht mehr loslassen. Zumindest wenn ich einen Teller mit Spaghetti vor mir habe.