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Boy Kills World ist ein wilder Ritt, der sich anfühlt, als ob er direkt aus einer unterhaltsamen Graphic Novel gesprungen ist. Wenn man Lust auf unterhaltsame Action mit ein paar wirklich guten Gags hat, dann kann man mit Boy Kills World nichts falsch machen.
Der Film spielt in einer fiktionalen Welt, in der eine Familie das ganze Land fest in ihrer Hand hat. Um ihre Stellung immer wieder zu festigen, gibt es das jährliche Ritual namens “The Culling”. Eine öffentliche und perfide Hinrichtung ihrer Feinden. Dazwischen steckt unser Protagonist, der nach einem traumatischen Erlebnis nur ein Ziel vor Augen hat: Rache. Eine sehr einfache und klare Geschichte, die wunderbar als Vehikel für all die Action und Comedy her hält. Da unser Protagonist weder richtig sprechen noch hören kann, hat er sich eine Stimme aus seiner Kindheit angeeignet, der Announcer eines Mortal Kombat Klons, gesprochen von H. John Benjamin, der den meisten als Archer oder Bob bekannt sein sollte. Das Gimmick funktioniert und zusammen mit Bill Skarsgard entsteht eine schöne Dynamik, die in Action und Comedy überzeugen kann.
Handwerklich ist der Film toll. Von den überzeugenden Designs der Welt innerhalb der Sets und Kostüme, zu großartig inszenierten Action. Die Schauspieler machen auch allesamt eine gute Figur und bringen das Drehbuch mit unterhaltsamen Dialogen und ein bisschen Overacting hier und da zum Leben. Es wird auch gerne mit der Perspektive von unseren Protagonisten gespielt, von einem kleinen Mädchen als Ninja oder einem Mann mit Bart, den er einfach nicht lesen kann. Dass die Action gut sein wird, erkennt man schon an dem Namen Yanyan Ruhian. Wenn er irgendwo auftaucht, wird muss es ein Actionfest werden. Er hat die Rolle des abgedrehten Meisters fantastisch gemimt und der Kampf am Ende ist ein klares Highlight. Aber auch sonst steckt der Film voller kleinen Twists und Kniffen. Aber wer jetzt eine tiefe Geschichte über die Korruption einer von Nepotismus durchzogenen Diktatur wünscht, der wird leider enttäuscht. Die Agenda des Filmes ist zu unterhalten, und das macht er.
Als ich zum ersten Mal von dem Film gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme dafür. Eine A24 Produktion über einen absoluten Durchschnittstyp, der plötzlich in Träumen von Menschen auftaucht, gespielt von Nicholas Cage? Was will man mehr? Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Produktion und Direktion des Filmes sind Bomben solide. Von den klaren Szenen in der Realität, bis zur abgedrehten Traumlogik, wird einem eine besondere Geschichte auf großartige Art und Weise inszeniert. Nicolas Cage enttäuscht abermals nicht, in der Rolle des schüchternen Professors Paul Matthews. Dabei hält er sich über die meiste Zeit sehr bedeckt in seinem Spiel, nur in den Traumsequenzen darf er auch mal die Bestie, die in seinem Herzen lebt, herauslassen. Ich glaube, ich werde den Verführer mit Halbglatze und den manisch dreinschauenden Cage nicht so schnell vergessen.
Aber der Film hat dann doch eine andere Richtung eingeschlagen als ich es erwartet hatte. Ich erwartete einen Film über das kollektive Unbewusstsein, mit vielleicht einem Fokus auf Meme (im klassischen Sinne, Ideen, die sich durch ständiges wiederholen Platz im Zeitgeist finden) geben wird. Ich musste sofort an “Ever Dream This Man?” denken. Ein Meme und soziales Experiment eines italienischen Soziologen, der ein Bild erstellt hat und die Welt gefragt hat, ob auch andere von diesem Mann träumen. Aber der Film dreht sich um viel mehr plötzliche Berühmtheit, wie diese einen richtig abfucken kann, vor allem wenn man scheinbar keine Kontrolle darüber hat.
Ab hier gibt es Spoiler:
Was nämlich als flüsternde Studenten angefangen hat, entwickelt sich bald zu einem landes- und vielleicht sogar einem weltweiten Phänomen, das Paul in allen möglichen Träumen auftaucht und einfach nur passiv da steht. Das Gefühl des gemeinsamen Erleben fasziniert die Menschen und schweißt sie hinter Paul zusammen. Nachdem seine Frau ihn in der Realität angestachelt hat, werden auch die Träume plötzlich sexuell. Das ändert die Dynamik natürlich, vor allem in einer Szene, als er einer jungen Frau ihren unübertreffbaren Traum wahr machen möchte, und dabei an der grausamen Realität der Mittelmäßigkeit zerbricht. Aber spätestens als ein massiver Affront gegen ihn stattfindet, wendet sich sein Fame in Infamy. Unzählige Menschen haben Probleme beim Einschlafen, da jederzeit Paul auftauchen könnte, um sie auf brutale und realistische Art und Weise umzubringen. Und hier wird dann die noch wage Grenze und Abstreitbarkeit von Paul und seiner Traumversion ganz zerbrochen. Die Menschen um ihn herum haben Angst. Allein im selben Raum mit ihm zu sein, kann Panikattacken auslösen, ohne dass er irgendwas sagen muss. Ein geteiltes Trauma, das die Traumsphäre verlässt und durch sein reales ich plötzlich greifbar wird. Und das ist so tragisch. Nicht nur für all die Opfer der Albträume, sondern auch für Paul. Er ist so in seinem Verständnis von Wissenschaft und fehlender Selbstreflektion, dass er die Verbindung nicht sehen oder eingestehen möchte. Aus keinem bestimmten Grund wird er zu einer gottgleichen Figur, welche Zugriff auf etwas allumfassendes, gemeinsames. Erst als er ausversehen eine Frau tatsächlich verletzt, und es einen noch viel stärkeren und expliziten Bruch in seiner Realität gibt, bricht auch diese sonderbare Verbindung zum kollektiven Unterbewusstsein ab. Und was wir dann sehen, ist ein armer, gebrochener Mann, der alles verloren hat, für etwas, über das er keinen Einfluss verspürt. Statt ein friedliches Leben als Professor zu fristen, wird er nach wie vor gefürchtet und muss sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verramschen seiner Geschichte verdienen. Er wollte diese Berühmtheit nie, konnte mit ihr nicht umgehen und muss nun den Preis dafür zahlen. So ist es auch nicht ein Hoch aus der Glanzzeit, was er am Ende zurück möchte, sondern nur sein altes, glückliches Leben mit seiner Frau. In einer Welt, in den der Albtraum schon fast wieder aus dem Zeitgeist verschwunden ist.
Auch wenn der Film sich eher um plötzliche Berühmtheit dreht, finde ich die Traum-Aspekte dennoch ganz interessant dargestellt. Uns ist allen klar, das es eine Distanz zwischen der Realität und einem Traum gibt. Aber wenn der Traum ständig wieder dasselbe erzählt und teilweise so viszeral ist, kann man auch verstehen, dass diese eigentlich “fantastischen” Elemente in der “echten” Welt manifestieren. Vor allem wenn das unbekannte Wesen plötzlich ein Gesicht, Name und Sozialversicherungsnummer hat. Ein interessanter Standpunkt, der auch etwas die Kultur im Allgemeinen beleuchtet. In dem Nachrichten oder ständig wieder gekaute Argumente irgendwann sich im Hirn festsetzen, auch wenn sie eigentlich direkt nichts mit einem zu tun haben. Aber vielleicht lehn ich mich da auch zu weit aus dem Fenster. Ich wünschte der Film wäre mehr darauf eingegangen, aber das, was sie uns gegeben haben, regt auch schon zum Nachdenken an. Von einem kosmischen Glitch, gegen den man nichts machen kann.
Was ich dann noch überraschend fand, waren die Geschehnisse nach dem Zeitsprung. War alles davor noch in seiner authentischen Phantasie geerdet, nehmen sie im letzten Moment “Black Mirror” noch ein geniales Konzept weg: Die Möglichkeit, Träume zu beeinflussen, und zwar auf eine sehr direkte Art und Weise. Von Werbeträgern und den Dreamfluencers die sich verkaufen, um richtig Kohle zu scheffeln. Ein Eindringen in ein letztes Refugium, zur absoluten Gewinnmaximierung. Das ist so bitter zynisch. Ein Ereignis, was einem ein besseres Verständnis über die menschliche Existenz gibt, wird nur dafür genutzt, um einem eine köstliche, gekühlte Sprite zu verkaufen.
Dream Scenario ist ein wirklich schöner Film, der viel aus einem interessanten Szenario herausholt. Eine Erörterung über Ruhm, Egos, Konflikte und eine geteilte Wahrnehmung der Welt.
Als Arcane damals auf Netflix erschien, konnte man sich kaum vor den Liebeshymnen verstecken. Und auf den ersten Blick kann ich das nur allzu gut nachvollziehen. Die Serie sieht phänomenal aus, mit großartigem Design und Animationen. Aber nach der ersten Folge hatte ich damals schon keine Lust mehr. Nach einer Weile, und um den Hype für Staffel 2 herum, wollte ich der Show nochmal eine Chance geben und ich muss leider sagen, dass es nicht besser geworden ist. Ich finde, Arcane ist keine gute Show.
Es gibt einen Begriff aus der Welt der Videospiele, die bei der Serie wie die Faust aufs Auge passt: Der Grafik-Blender. Ein Spiel, das fantastisch aussieht und einem schon beim ersten Trailer das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, aber sobald man Hand anlegt, steckt nicht viel mehr dahinter. Es sieht schön aus, aber ist weder spielerisch noch erzählerisch interessant. Denn was man Arcane lassen muss: Es sieht unfassbar gut aus. Vom Artstyle, zum Charakter Design, zur Architektur und Maschinerie ist die Serie eine absolute Augenweide. Der Style erinnert mich sehr an die Dishonored Spiele, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Wenn das ganze noch bewegt wird, wird es in eine neue Stratosphäre katapultiert. Es gibt so viele Szenen, die einem wirklich die Kinnlade runterfallen lassen. Dazu, der Mix aus 3D Animationen und gezeichnetem Rauch, Wasser, und ähnliche Effekte, gibt der Serie eine ganz besondere Atmosphäre und Flair. Und das wird nochmal getoppt von dem wunderschönen Spiel von Licht, Schatten und Farben. Allein auf dieser Basis wäre die Serie eine 9.5 von 10 für mich. Das Voice Acting ist auch ordentlich, mit ein paar herausragenden Rollen wie Shohreh Aghdashloo als Grayson oder JB Blanc als Vander und ein paar mittelmäßigen wie Kevin Alejandro als Jayce und Jason Spisak als Silco. Die Soundeffekte sind ebenfalls vom Feinsten und die eigens komponierte Musik bietet auch etwas. Bei der lizenzierten Musik hat die Show für mich komplett daneben gegriffen. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe dafür, aber jedes Mal, wenn das Intro oder ein anderer lizenzierter Song kam, hat sich bei mir alles zusammen gezogen. Der Vogel wird dabei von Imagine Dragons abgeschossen, die in einer Szene sogar als Self Insert in einer Gosse spielen. Ich habe selten so was peinliches/cringiges gesehen… und ich habe Cats (2019) zwei mal angeschaut. Der Schauplatz von Arcane wirkt auch gut durchdacht und eingelebt. Da hat es halt den Vorteil, dass die Lore nicht aus dem Nichts kommt, sondern wahrscheinlich durch die Jahre immer weiter verfeinert wurde. Wie ihr an dem Wort “wahrscheinlich” erkennen könnt, ich hab niemals LoL gespielt. Deswegen bin ich ohne irgendwelches Vorwissen in die Serie hineingegangen. Ich kann mir vorstellen, dass man als Fan wirklich viel geboten bekommt, mit unzähligen kleinen Details und wahrscheinlich irgendwelchen kleinen Cameos, die komplett an mir vorbeigezogen sind.
Aber warum dann die schlechte Bewertung? Warum ist Arcane, meiner Meinung nach, eine schlechte Serie? Grafik Blender! Außerhalb von den überragenden technischen und handwerklichen Aspekten, habe ich schon lange nicht mehr so schlechte Charaktere und einen so uninspirierenden Plot gesehen. Das war das schlechte Gefühl, das sich damals bei mir nach der ersten Folge eingeschlichen hat. Und auch wenn die Charaktere cool aussehen und coole Dinge machen, sind sie nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Tropes. Das ist an sich nichts schlimmes, den Tropes gibt es ja nicht umsonst. Aber normalerweise wird ein Trope genommen, um den Charakter erst mal grob zu zeichnen und dann auf der Basis den Charakter weiterzuentwickeln. Aber das passiert hier nicht! Egal ob es sich um Vi, Powder/Jinx, Jayce, Silco, Mel oder sonst wer dreht, sie kommen einfach nicht über die Tropes hinaus. Alle ihre Handlungen und Reaktionen passieren nur, um den Trope zu erfüllen. Gerade in den ersten fünf Folgen gehen die Charaktere nie über ihre Tropes hinaus. Ob es Vander ist, der sich für die Kids opfern möchte, bis sich Vi für ihn opfern möchte, bis er sich für sie opfern möchte, sie sich dann nochmal für ihn und Powder opfern möchte, bis sich Vander endgültig für sie opfert. Das alles wird mit viel Pathos erzählt, aber man spürt einfach nichts. Die Komplexitätsstufe ging niemals über “Ich mag Familie und bin bereit mich zu opfern” hinaus.
Die ganzen Aspekte für die Charakterentwicklungen werden nett eingeführt, aber bieten am Ende keine Tiefe. Dabei ist die Inszenierung gar nicht schlecht. Nehmen wir zum Beispiel die erste Szene, die fast ausschließlich über Bilder erzählt wird. Man sieht die Erinnerungen aus den Augen von Powder/Jinx, die aus vagen Momentaufnahmen besteht, bei denen die Augen der Toten ausradiert werden, um den Horror zu verringern. Das Treffen mit Vander ist dann auch richtig schön inszeniert, bei dem er ohne Worte die Waffen fallen lässt, um die Kinder auf den Arm zu nehmen. Auch die Szene in dem Pub später ist gut gemacht, davon, wie Silcos rechte Hand einen Typ ausnehmen will und dann Vander die Szene schnell deeskaliert und klar macht, was Sache ist. Gerade am Anfang gibt es viele solche Szenen, und es zeigt, was für ein Feingefühl das Team bei der Inszenierung bewiesen hat. Aber es gibt auch negative Beispiele. Zum Beispiel als man Mel das erste Mal sieht und sie geradeaus sagt “Wir brauchen mehr Geld und Innovation", nur um in der nächsten Szene auf Jayce trifft, der ihr genau das geben möchte. Ein Problem davon ist, dass sich die Serie einfach viel zu ernst nimmt. Zum Beispiel das Shootout zwischen Powder und Mylo oder das schlittern über Dächer. Ich bin regelmäßig vor Fremdschahm im Boden versunken. Der Humor war auch etwas, das einfach nicht bei mir gezogen hat. Auch den Gewaltgrad fand ich etwas sonderbar. Teilweise war die Gewalt ästhetisch ansprechend, manchmal kaum vorhanden und in anderen Momenten sind sie weit über das Ziel hinausgeschossen. Das ist an sich nicht schlimm, hat die Serie aber viel weniger rund wirken lassen. Aber gerade die überzogenen Szenen fühlen sich einfach viel zu selektiv an, was sich nach einem verzweifelten Versuch von Hardcore- und Edgyness anfühlt. Man kann gerne mit Edgyness spielen, aber das funktioniert halt nur, wenn die Serie sich nicht zu ernst nimmt. Mit einem Augenzwinkern lässt sich sowas vielleicht besser verkraften.
Aber genug davon, lasst uns ans Eingemachte gehen. Keiner der Charaktere ist wirklich schlecht, aber sie sind allesamt so flach. Vander war früher ein Kämpfer, der heute Diplomatie bevorzugt. Er passt gut zu dem Trope des alten Kämpfers, Anführers und Vater. Und genau das ist alles was hinter dem Charakter steckt. Jayce wäre früher fast gestorben, bis ein Magier ihm und seiner Mutter das Leben gerettet hat. Seitdem möchte er Magie fesseln und nutzen um Menschen zu helfen. Dafür lehnt er sich auch über die Legalität hinaus, um sein Traum zu verwirklichen. Der Jayce nach dem Zeitsprung ist dagegen sehr passiv. Natürlich wird er in die Politik gehoben und strengt sich dort an, aber sein Akt hat er eigentlich nach dem Zeitsprung schon abgeschlossen. Klar hat er immer noch Ambitionen, aber diese sind so vage, dass er sich im Verlauf der Show auch ständig sich selbst und andere verrät. Viktor dagegen ist der viel interessantere Aspekt von Hextec. Aus dem Underbelly der Stadt hat er sich hochgearbeitet, ständig unterschätzt durch seine Behinderung, erkennt er das Potential von Jayce und hilft ihm. Im Gegensatz zu Jayce hat er sein Ziel nach dem Zeitsprung noch nicht erreicht. Er ist nach wie vor davon besessen, die Welt besser zu verstehen, mit Technologie die Welt zu einem besseren Ort zu machen und einen Namen für sich zu machen. Er ist auch dafür bereit, weit zu gehen, was man dann an seinen Narben erkennen kann. Erst als seine Experimente jemandem schaden, der ihm nahe liegt, wird er introspektiv und verständlicherweise Suizidal. Auch ist er eine der wenigen Stimmen, die den Krieg gegen die Nachbarn ablehnen und die Macht der Magie voll ausschöpfen möchte. Caitlin war auch noch etwas interessant. Ich mochte ihren Strive den Fall aufzulösen und das Gesetz einzuhalten um den Menschen zu helfen. Das sie die Tochter eines Ratsmitglieds ist macht keinen unterschied, was ich irgendwie verschwendet fand. Tatsächlich wäre sie ein super interessanter Charakter, wenn sie aus dem Underbelly käme, und sich deshalb beweisen muss. Aber die Beziehung zwischen ihr und Vi war tatsächlich ganz schön.
Vi ist dagegen leider eher blass, vor allem für eine Protagonistin. Sie bewegt sich nie über Tropes hinaus, sondern fügt im Verlauf der Serie einfach immer weitere hinzu. Ein Pappaufsteller mit unzähligen Schichten ist eben immer noch ein Pappaufsteller, egal wie sehr er geschmückt wird. Ihre Kampfszenen waren fantastisch und ihr Design ist auch klasse, aber ihr ständiges Flip-Flopping treibt einen in den Wahnsinn. Und nirgendwo ist es so frustrierend wie bei der Teeparty am Ende. Es hilft auch nicht, dass man nie wirklich weiß ob ihre Motivation Rache, ihre Schwester oder beides ist. Besonders sonderbar fand ich die Ratssitzung. Sie kommt dorthin, um einen Einmarsch in die Nachbarstadt zu verhindern, und wird dann wütend, wenn sie eine diplomatische Lösung suchen. Aber sie hämmert weiter auf die Kriegstrommel, auf die Jayce aus irgendwelchen Gründen total anspringt. Ihre Schwester und Rache machen Sinn, aber es ist halt langweilig, wenn keinerlei Selbstreflexion dabei ist. Zumindest am Ende der ersten Staffel hätte ich mir da mehr gewünscht. Auch bin ich mir recht sicher, dass sie Jinx hätte überzeugen können, wenn sie nur EINMAL zuhören würde, anstatt sich grob anzubiedern, ohne irgendwas von Substanz zu sagen.
Die andere Protagonistin: Powder/Jinx ist an sich ganz interessant. Sie macht den stärksten Wandel durch und mit ihrer Suche nach der Identität kann man nie genau sagen, was sie als nächstes macht. Man merkt einfach, dass niemand ihr zuhört. Weder Vi, Vander oder Silco. Er gibt ihr den größten Freiraum und Ressourcen, aber ignoriert auch ihren mentalen Verfall für seinen Vorteil. Alles, was sie wollte, war von Vi gehört zu werden. “I thought maybe you could love me like you used to” ist schon ein harter Satz, und erklärt auch warum sie zum finalen Schlag ausholt, als sie im Reflex ihren zweiten Ziehvater umgebracht hat. Die Darstellung von innerer Zerrissenheit hat mir auch ausgezeichnet gefallen. Ob es gefallene Kameraden sind, die sich übergroß über sie beugen, oder ihre Vorstellung, die Bilder ihrer pessimistischen Weltsicht realität werden lässt.
Apropo zweiter Ziehvater. Mit Silco habe ich so meine Probleme. Für die erste Hälfte der Show ist er einer der schlechtesten Charaktere, die ich je gesehen habe. Eine Ansammlung von Stereotypen, bei dem jeder Satz mit Edgyness getränkt ist. Bonuspunkte gibt es für den Slow Clap. Nach dem Zeitsprung entwickelt er sich etwas interessanter. Seine Zuneigung zu Jinx (auch wenn es teilweise sehr creepy war und sich eher wie grooming anfühlte) und seine Kompromisslosigkeit für seine Ziele waren gut. Aber selbst da konnte man ihn nicht wirklich ernst nehmen. Dafür war er ein viel zu verblichenes Abziehbild seiner Tropes.
Arcane hat ein paar Aspekte in der Geschichte, die ich interessant fand, die aber niemals wirklich gut herausgearbeitet wurden. Bis zum Schluss hatte ich keine richtige Ahnung, wie die Beziehung zwischen Piltover und Zaun funktioniert. Ein Ort, wo die unerwünschten gepusht wurden und sich selbst zerfleischen, während der Rest in einem Paradies lebt. So verstehe ich auch die Motivation von Silco, der sich von den Fesseln befreien möchte, um selbst etwas aufzubauen. Und ich verstehe nicht warum das ein Problem ist? Vielleicht geht es einfach um Kontrolle und das aufrechterhalten von Privilegien. Normalerweise macht man sowas um eine Bevölkerung zu unterdrücken und auszunutzen, aber alles was in der Unterstadt passiert hat keinerlei auswirkung auf das leben da oben. Auch dass sich nach dem Hextech glow up in Piltover sich nichts zwischen den zwei Städten verändert hat, ist sonderbar. Gerade von Heimerdinger hätte ich mehr erwartet, mit dem ganzen Spiel von Moral und der Besserung der Welt. Für jemanden, der schon seit tausend Jahren lebt, wirkt er sehr naiv und weltfremd. Dafür fand ich in die Szene mit ihm in den Slums sehr berührend. Und ich verstehe auch, dass der Untergrund von dem lila Zeug abhängig ist, aber wie konnte das komplett untergehen? Im Allgemeinen sind die Bewohner von Piltover viel zu sehr auf sich selbst fokussiert, was komisch ist, wenn man bedenkt, dass sie nicht in einem Vakuum leben, und das auch erst in der letzten Folge klar wurde. Ich verstehe auch nach wie vor nicht, ob es eine Stadt unter der Stadt ist, oder ob sie einfach auf der anderen Seite einer Brücke liegt? Ich denke mir, dass man das besser versteht wenn man die Spiele und Lore kennt, aber als Noob bin ich immer noch verwirrt davon.
Ich wünschte mir auch, dass man mehr auf die Magie eingegangen wäre. Es ist ja klar, dass einiges davon… magisch und mysteriös bleiben soll. Aber das ganze Thema wird kaum angekratzt. Was hat es mit Magie auf sich? Wer war der Magier, der Jayce das Leben gerettet hat? Was für einen Konflikt gab es, was ist damals passiert und auch wenn sie hier Magie verboten haben, gibt es nicht noch eine ganze Welt da draußen, wo diese Kraft genutzt werden kann? Warum ist Heimerdinger plötzlich okay mit Magie, wenn man es zum Reisen nutzen kann? Es ist alles sehr unausgegoren und man hätte so viel mehr machen können. Es verändert die Gesellschaft fundamental. Nicht nur in der Stadt, sondern auch weltweit. Und darauf wird nie wirklich eingegangen. Ich liebe, wie Magie mit organischem Material verschmilzt und man so ganz neue Aspekte dieser Energiequelle gewinnt. Ich denke, das ist was, was in den späteren Staffeln noch erörtert wird. Aber so hatte ich das Gefühl, dass sie die Kernpunkte gesetzt wurden, aber dann nichts mit ihnen gemacht wurde. Ich habe immer gehofft, dass in der Jayce Storyline das noch Relevant wird, aber mehr als verletzte Egos gabs dann doch nicht.
Das Pacing der Serie leidet leider unter der schlechten Geschichte. Auch wenn in jeder Folge schöne Bilder und coole Action gezeigt werden, passiert einfach viel zu wenig. Wie ein Gericht das für die Werbung gezaubert wird, was großartig aussieht aber furchtbar schmeckt. Und alle Themen die interessant sein könnten, werden auf eine sehr flache Art und Weise abgearbeitet. Und das ist was was mich in den Wahnsinn getrieben hat. Denn wie bereits gesagt: Visuell ist Arcane vom feinsten. Es ist Wahnsinn, was sie teilweise für großartige Szenen zaubern. Aber das funktioniert leider nur richtig gut, wenn kein wirklicher Kontext dahintersteckt. Als Trailer gerne, aber als Serie braucht es einfach mehr. Gegen Ende werden die Konflikte und Charaktere interessanter, da sie einfach alle Bedeutungsvoller miteinander interagieren. Aber selbst hier wird die Show von dem schlechten Drehbuch ausgebremst. Es ist so frustrierend! Es ist halt doch eine Videospielverfilmung passt einfach sehr gut. Den die Geschichte und Charaktere sind so flach, das es sich wie eine Ansammlung von Cutscenes anfühlt, anstatt einer gut ausgearbeiteten Geschichte. Ein Grafikblender eben.
Blackberry gehört zu dem beliebten Genre des Corporate Biopic. Aber ein Aspekt macht diesen Film interessanter, als es zum Beispiel bei Air der Fall ist, der kometenhaften Absturz der Firma und der Marke. Es gibt auch keine klaren Helden oder Bösewichte. Nur solche, die die Möglichkeiten erkannt haben und diese die nicht.
Es ist ein Film, der den Aufstieg und den Fall des Mobiltelefon Herstellers auf eine sehr schöne und interessante Art und Weise darstellt. Jim Balsillie ist ein cleverer und geradliniger Geschäftsmann, der schnell den Wert von Research in Motion erkennt und mithilfe von einem fokussierten Co-CEO Blackberry so groß macht. Nachdem er bei seiner Firma rausgeworfen wird, übernimmt er die Geschäfte bei Research in Motion als CO-CEO. Mike Lazaridis ist ein technisches Genie und umgibt sich mit talentierten Köpfen und sie arbeiten dabei auch an etwas ganz Großem. Nur blöd wenn man kein Geschäftssinn hat und es nicht verkaufen kann. Zusammen ergeben sie erst mal ein sonderbares Paar, das dann aber doch eine sehr gute Mischung bietet. Und so kommt das erste Blackberry auf den Markt. Der Vorgänger des Smartphones, der zum ersten Mal das Internet für unterwegs angeboten hat. Und hier hat der Film meiner Meinung nach eine ganze Menge geleistet. Ich bin selbst als Programmierer unterwegs und hatte schon immer einen heiden Respekt vor den Elektrotechnik Heads, und das, was sie da entwickelt haben, muss man einfach als Revolutionär beschreiben. Ich liebe auch, wie das Konzept genommen wird und dann mit den klügsten Köpfen immer weiter gesponnen wird. Wenn der Telefonanbieter keine Kapazitäten mehr hat, muss man halt selbst Hand anlegen, um alles effizienter zu gestalten. Doch was dann am Ende gefehlt hat, war etwas Weitsicht. Denn sobald das iPhone angekündigt wurde, wirkt auch der neuste Blackberry veraltet. Der letzte Aspekt, der dem Handy das Genick bricht, ist ein Kompromiss, auf den sich Mike niemals einlassen wollte. Wunderschön dargestellt mit dem Surren vor dem ersten Meeting, das nun auch alle Blackberries betrifft. Ich fand auch die Darstellung von den Chaoten Club hin zu einer geölten Maschine sehr interessant. Das Erkennen von Limitationen und das Ausbooten derselben. Ein Spagat aus kreativer Freiheit und einem Corporate Korsett.
Handwerklich ist der Film gut. Das Drehbuch und das Pacing ist klasse. Die Set-Designs und Kostüme sind ebenfalls klasse und bieten einem ein richtig gutes Gefühl für die Zeiten. Die Schauspieler sind fast alle Comedians, was den Film aber nicht zu einer Comedy macht. Irgendwie haben manche Comedians ein tolles Gefühl für dramatische Rollen. Glenn Howerton ist großartig in der Rolle des Jim Balsillie. Ein scharfsinniger Geschäftsmann, der ein gutes Geschäft erkennt und es auch bis zum Ende verfolgt. Der Binnen Sekunden explodieren kann und ein starkes Gerechtigkeitsempfinden hat, wenn es um ihn geht… der Rest ist egal. Das REM Duo wird auch toll von Jim Baruchel und Mike Johnson gespielt. Während der eine sich nur auf den Erfolg freut, geht es den anderen um mehr, weswegen er auch so traurig zusammenklappt, als das iPhone angekündigt wurde.
Blackberry ist ein wirklich toller Ableger des Corporate Biopic, das mit einem schönen Fokus auf die Menschen, die Arbeitskultur und den revolutionären Technischen Aspekte punkten kann.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich den Film als junger Mann gesehen habe, der gerade sein Abitur hinter sich hatte und seine Zeit im Zivildienst fristete. Ich weiß das ich ihn charmant fand, vor allem in seiner Indie Machart und dem widerspiegeln der Stimmung des Protagonisten auf die Umwelt. An den Plot konnte ich mich nur noch grob erinnern, als eine Liebesgeschichte, die einfach nicht sein sollte, und sich auch aus den Augen des Protagonisten etwas unfair anfühlte.
Jetzt, ein paar Jährchen später, bin ich glücklich verheiratet und sehe den Film mit ganz anderen Augen. Ich habe ganz vergessen, wie unfassbar unreflektiert Tom Hanson ist. Heute würde man das am ehesten mit dem Nice-Guy Trope und Main Charakter Syndrom beschreiben. Niemand versteht seinen Schmerz, niemand versteht seine unbändige Liebe und außerdem ist eh niemand so tiefgründig und toll wie er. Wenn es ihm gut geht, schwebt er über allen, und wenn es ihm schlecht geht, möchte er den rest der Welt mit sich runterziehen lassen. Der Film ist einfach ein paradebeispiel für den Unreliable Narrator. Den eigentlich kann man nichts von dem, was man sieht, für bare Münze nehmen. Am ehesten noch die Gespräche mit den Freunden und der kleinen Schwester, denen das ganze Gehörige auf die Nerven geht. Aber dass er nicht gemerkt hat, dass sie sich ständig gestritten haben, sagt schon viel aus. Auch sein Umgang mit der Trennung, stellt er sich so stoisch entgegen, wie ein Baby, das man eine Rassel aus der Hand genommen hat. Obwohl Summer ständig klar gemacht hat, was sie möchte und wo ihre Grenzen sind, ist sie ein herzloses Monster, die dasselbige aus seinem Leib gerissen hat. So ist es auch kein Wunder, dass sobald er die Firma verlassen hat, keiner seiner alten Freunde mehr vorbeikommt. Er ist einfach ein unerträglicher Mensch, der niemals aus dem Teenagertum herausgewachsen ist. Wie direkt aus Catcher in the Rye, nimmt er sich selbst für so unfassbar ernst, und hält den Rest der Welt für dumm oder zu kleingeistig um so ein komplexes gebilde wie ihn überhaupt verstehen zu können.
Aber das macht den Film so interessant. Eine ungefilterte Version der gefilterten Wahrnehmung. Das ganze wird auch herrlich inszeniert, mit den ständigen Zeitsprüngen, der blühenden oder kargen Welt. Den Gefühl Bäume ausreissen zu können und das der überwältigenden ohnmacht. Ich glaube ein wichtiges Problem von Tom ist, das er nicht auf eigenen Beinen steht. Er hängt in einem Job fest, der ihm keinerlei freude gibt, mit Freunde die mehr Kollegen sind, als wirkliche Freunde. Natürlich zieht dann die Beziehung ihn komplett mit und lässt z.B. seine Arbeit ganz anders erscheinen. Er macht sich abhängig von ihr, etwas das sie von Anfang an abgelehnt hat. Und natürlich fällt man härter, wenn man kein Fundament hat. Und ich glaube das dies auch die Message des Filmes ist. Das man diese verblümt unverblümte Geschichte sieht und erkennt wo die Probleme liegen und dieses Wissen für sich nimmt und lernt.
The Invitation wirkt auf den ersten Blick wie ein weiterer Horror-Schlonz-Film von Netflix. Ein Film, den man dann irgendwie für die Laufzeit akzeptiert, oder nach 10 Minuten die Reißleine zieht. In diesem Fall hat das Erscheinen nicht getrügt. The Invitation ist eine leblose und langweilig inszenierte Geschichte, die man auf einer horny fanfiction Seite gefunden hat. Der Film fühlt sich wie das laue aufbrühen von unzähligen schon gehörten Geschichten an, die keine einzige Idee mit sich bringt.
Ein Mädel, dessen Mutter gestorben ist, erfährt über ecken das sie Verwandte in England hat. Ruckzuck wird sie dort eingeflogen um diese kennen zu lernen und langsam das grausige Geheimnis aufzudecken. Und all das ist kein geheimnis. Die lächerlichen Versuche von Foreshadowing fühlen eher Faul als geschickt eingewoben an. Nichts in dem FIlm überrascht einen, geschweige den hält das interesse. Alle Charaktere sind so unfassbar flach, das auf dieser Ebene einen ebenfalls nichts geboten wird. Dabei gibt es ein paar Aspekte, die funktionieren hätten können. Z.B. wenn die Protagonisten mehr wäre als die zwei Sätze am Anfang diesen abschnitts. Das man sie erst mit Privilegien und einem leichten leben einlullt, bevor sie den wandel vollziehen. Denn Klassenkampf hätte man etwas besser inszenieren können. Schön das sie die namen der Bediensteten kennt und eine am schluss rettet, aber mehr ist da auch nicht. Ästhetisch fühlt sich The Invitation sehr billig an. Es erinnert mich an komische horny Filme, die von irgendwelchen suspekten Apps gezeigt werden und sich immer um Alphas und ihre Mates dreht. Immerhin war es unterhaltsam bei dieser sonderbaren Traumvorstellung von England beizuwohnen. Viele Szenen funktionieren auch einfach nicht, wie zum Beispiel die immer weiter aufreibende Musik und Nahaufnahmen bei dem Spa besuch, während die Protagonistin total gechillt ist.
Tut euch ein gefallen und skript den film. Ich geb euch noch das beste mit, das ich von dem Film entnehmen konnte: “Wait, where did you get a bat?” “It's ironic, right? Bat, vampire.”
Ich hab den Film damals im Kino gesehen und konnte mich noch daran erinnern, dass ich vieles wirklich grandios fand, aber das Abenteuer dazwischen sehr langweilig, weswegen ein gemischtes Gefühl zurückblieb. Aber ich bin sehr froh, dass ich ihn nochmal gesehen habe. Die Darstellung der Emotionen, wie sie im Kontext mit der Welt funktionieren, ist einfach grandios gemacht. Auch wie sich die Persönlichkeit bildet, wie Erinnerungen und das Gedächtnis funktionieren und wie Information Chunks immer weiter abstrahiert werden, fand ich richtig großartig. Der Film ist ein Meisterwerk, wenn es darum geht, das Denken, Fühlen und Handeln für Kinder und Erwachsene greifbarer zu machen. Das ist auch nicht überraschend, denn immerhin hatten sie DEN Emotionsforscher Paul Ekman an ihrer Seite. Und das ganze wird auch richtig schön in die Geschichte eingebunden.
Die Geschichte dreht sich um eines der gruseligsten Themen, die ein Kind treffen können: Veränderung. Von der neuen Stadt, Wohnung, Schule und dem Verhalten der Eltern. So ergibt es auch der Übereifer von Joy Sinn, welcher erst im Verlauf des Filmes lernen muss, dass ein Spektrum an Emotionen das Leben so reichhaltig macht, und wenn es nur für den Kontrast ist. Aber davor wehrt sie sich vehement, und es fühlt sich an, als ob Sadness nur die Gedanken korrumpieren möchte, aber es ist eben eine neue Art der Erinnerung, was eine gewisse Sehnsucht auslöst. Denn auch wenn niemand gerne Traurig ist, ist es ein Mechanismus zum verarbeiten. Bei dem Verlust von Joy und Sadness bleiben nur noch Angst, Ekel und Wut zurück. Eine sehr schöne Darstellung, was passiert, wenn die anderen Kern-Emotionen fehlen. Denn Angst, Ekel und Wut führen zu Fight or Flight. Gegen die Eltern, gegen die Schule, gegen alles, was man geliebt hat. So zerfallen all die Inseln und lassen ein trostloses Brachland zwischen dem Hauptquartier und dem Langzeitgedächtnis. Es macht Sinn, dass sie nach Minnesota zurück möchte. Und auch die grausige Apathie, die dann im Bus einsetzt. Und erst als sie die Trauer darüber zulässt, und es auch offen zeigt, bricht diese Starre. Es ist auch schön, dass Riley und ihre Emotionen dabei mit einem größeren Kontrollpult versehen werden, und man somit auch Zugang zu komplexeren Emotionen bekommen kann. Aber auch in kleineren Situationen werden die Emotionen großartig eingesetzt. Von der giftigen Gefahr namens Brokkoli, gegen die Rebelliert wird, bis plötzlich ein Flugzeug auftaucht und es nicht mehr die Aufgabe von Wut ist. Auch wie z.B. im Kopf der Mutter alles sehr Sadness gecodet ist, da sie eine nurturing Rolle annehmen muss und beim Vater eher die Wut die Hosen anhat. Nicht das er gewaltsam ist oder so, aber auch das ist wieder sehr schön Genderkonform, was einem auch zum Nachdenken anregen sollte.
Handwerklich ist der Film, wie man es von Pixar erwarten kann, fantastisch. Der realistische Stil ist sehr simpel und klar. Und die innere Welt ist farbenfroh und spaßig dargestellt. Ob es die Erinnerung Murmeln sind, die unzähligen Hirn-Winkelungen voller Erinnerungen, oder die sonderbaren Bohnen, die alle ihrer Arbeit nachgehen. Auch das Design der Emotionen finde ich gut gelungen, weil man allein schon an der Silhouette erkennen kann, was sich wohl dahinter verbirgt. Die Animationen sind auch allesamt vom feinsten. Dazu Soundeffekte und einen guten Soundtrack. Die Voice Actors machen auch einen verdammt guten Job. Ich kann mir kein besseres Casting für die Emotionen vorstellen, und bin jetzt schon traurig, dass Bill Hader und Mindy Kaling nicht mehr dabei sind. Auch Bing Bong ist mit Richard Kind perfekt besetzt, der die komische und tragische Figur toll zum Leben erweckt.
Aber das Abenteuer dazwischen hat mir immer noch nicht gefallen. So viele Aspekte der Geschichte laufen wunderbar auf zwei Ebenen ab. Aber die meisten Dinge, die Joy und Sadness in ihrer Abwesenheit machen, haben keinen wirklichen Einfluss auf Riley. Klar, lernt man so viel mehr über die innere Welt. Aber ihr unsichtbarer Freund hat keine Wirkung außerhalb dessen. So fühlt sich zum Beispiel das Opfer von Bing Bong etwas flach an. Er ist jetzt einfach vergessen, aber für Riley hat sich nichts geändert. Und auch wenn ich es mag, dass die Emotionen personifiziert wurden, fand ich die Realisierung von Joy, dass Traurigkeit dazu gehört, auch wieder sehr getrennt von Riley. Das stört mich immer noch und ich habe das Gefühl, dass man das auch hätte besser lösen können, aber schlimm ist es nicht. Vielleicht soll es auch den internen Kampf darstellen, der Riley dann mit ihren neuen Wissen hilft. Aber ich bin immer noch kein Fan davon, so wird aus einer 9 eine 8. In dieser Hinsicht bin ich auch mal sehr auf den nächsten Teil gespannt. Ob die Geschichte immer noch so toll auf mehreren Ebenen funktioniert oder sie ein großen Teil wieder via Abenteuer abarbeiten wollen.
Inside Out ist ein wirklich herausragender Film, der für mich ein paar schlechte Eigenschaften hat. Die Darstellung der Emotionen und des Innenlebens sind großartig. Genau so auch die Message am Ende des Films. Das ist ein Film der nicht nur Spaß macht, sondern man lernt auch noch wirklich was dabei. Gefühle sind komplex und es kann sehr anstrengend sein. Deswegen ist es schön, dass Pixar ein Werk geschaffen hat, womit sicherlich viele Menschen sich und ihre Gefühle besser verstehen lernen.
Als der Film damals herauskam, konnte ich ihn kaum fertig schauen. Es hat mich wütend gemacht, was für ein an sich fantastischer Film es ist, aber die Seele von Jazz nicht verstanden hat. Und noch viel schlimmer, den Trope des “Tortured Artists” und das Leid zu Erfolg führt propagiert. Nach 10 Jahren wird es mal wieder Zeit und ich hab den Film nochmal eine Chance gegeben.
Und diesmal war es im allgemeinen auch eine viel angenehmere Erfahrung. Ich glaub dadurch das ich wusste was passieren wird und was das Ende einem bietet, bin ich nicht zwischen “Ist das ihr ernst?” und “Vielleicht lösen sie es auf” gesessen. Und da ist mir nochmal aufgefallen was für ein guter Film Whiplash ist. Von der Kamera, dem Schnitt, dem Pacing und den Schauspielern wird einem wirklich ein fantastisch rundes Erlebnis geboten. Wenn Fletcher den Raum betritt, hat sich bei mir auch alles angespannt. Das Spiel ist teilweise so brillant und dynamisch gefilmt, dass es als Musik- und Jazz-Fan einfach pure Euphorie in mir ausgelöst hat. Miles Teller macht auch einen guten Job, verblasst dann aber im Vergleich zu J.K. Simmons, den ich so noch nie gesehen habe. Man kauft den missbräuchlichen Lehrer von der ersten Sekunde ab. Aber er hat immer noch den Charm, das wenn er mal einen verletzlichen Moment zulässt, man denkt, dass er vielleicht doch nicht so ein Monster ist. Von dem Suizid seines Schülers, zu dem Verlust des Jobs und den einzige Fokus darauf, mithilfe von seinen Techniken, die nächste große Jazz Legende zu fördern. Man will ihm irgendwie glauben. Genau wie Andrew der auf ihn hochschaut. Der sein Tadel und Missbrauch als Zeichen nimmt, um besser zu werden und sich weit über seine Grenzen hinaus zu pushen. Das klingt auf dem Papier erstmal toll. Aber so ist es nicht. Er macht sich fast kaputt bei dem Versuch irgendwelche unbekannte Ansprüchen gerecht zu werden. Ein Drummer mit zertrümmerten Fingern kann nicht viel machen. Und bei den Szenen habe ich immer gehofft, das dies die Message ist, die der Film machen möchte. Das dies nicht die Lösung ist. Das solche Mittel nur Arroganz, Wut und Hass hervorbringt. Es wird auch toll gezeigt, wie angespannt das gesamte Orchester ist. Jeder von ihnen hat so etwas durchgemacht und verpflichtet sich zur vollen Loyalität. Eine Loyalität die Technisch vielleicht stark ist, aber welche jegliche Passion aus der Musik nimmt. Technische perfektion ist auch beeindruckend, aber das ist nicht wirklich Jazz. Jazz ist ein lebendiges Wesen, das bei jedem STück wieder neugeboren wird. Fehler können natürlich in einem Stück stören. Wäre es zum Beispiel klassische Musik, kann man das verstehen. Aber im Jazz können Fehler dazu führen, etwas neues zu zaubern. Das wird hier niemals angesprochen, und es ist wahrscheinlich in einem Ensemble auch anders, aber man weiß ja, dass Flechter auch nicht davor zurückschreckt, jemanden für nicht vorhandene Fehler klein zu machen. Es werden immer nur ein paar Jazzmusiker angesprochen, die die Philosophie von Fletcher wahrscheinlichen teilen. Aber es gibt so viele großartige Musiker, die wahrscheinlich an der starren Atmosphäre erstickt wären. Ob es Miles Davis, Grant Green oder Victor Wooten ist. Musik ist mehr als nur eine Suche nach der Perfektion. Perfektion ist fest und starr, wie ein ausgestopftes Tier. Wenn es stattdessen um ein klassisches Orchester gegangen wäre, hätten so viele Aspekte besser funktioniert. Dort ist jeder Fehler tatsächlich tödlich und es gibt keine Handhabung oder Fähigkeiten dazu, das zu kaschieren. Ich mag auch den Trope des gequälten Künstlers nicht besonders. Man kann es gut machen, Black Swan hat das ja gezeigt. Klar kann man vielleicht bei ein paar Menschen so etwas großes herauskitzeln, aber was ist mit all denen die dabei die Liebe zur Musik verlieren? Wie viele interessante Kunst wird niemals das Licht der Welt erblicken, durch so ein Mindset. Außerdem ist es schwer, irgendetwas zu erschaffen, wenn man von Schmerz gequält ist. Ich hatte bei dem Film immer die Hoffnung dass Andrew das erkennt und aufwacht, aber das passiert nicht. Was auch als Rebellion beim letzten Konzert begonnen hat, wird am Ende zu einer Anbiederung und Bestätigung davon das Flechter recht hatte. Und das geht mir einfach gegen den Strich.
Whiplash ist ein wirklich herausragender Film, der mir aus so vielen persönlichen Gründen nicht gefällt. Der Film an sich ist eine 8 - 8.5. Aber ich kann einfach nicht über die Probleme, die ich darin sehe hinwegschauen, weswegen es Punktabzug gab.
Tarot ist ein absoluter Standart Horrorfilm. Die Geschichte, die Charaktere und der Verlauf des Filmes ist absolute Stangenware und wird einen während des Filmes niemals überraschen. Wenn man was besonderes erwartet, wird man enttäuscht. Wenn man sich aber berieseln möchte, bekommt man absolut stinknormales Horror Comfort Food geboten. Es ist nicht eklig, es macht satt, aber das wars. Handwerklich ist der Film in Ordnung. Genau so auch die Schauspieler, (bis darauf, dass sie wirklich nicht im Highschool alter waren). Den Plot muss ich auch gar nicht erklären. Wenn man “Truth or Dare” oder irgendein anderen Horrorfilm von dieser Art gesehen hat, bekommt man dasselbe nochmal aufgekocht. Aber auch wenn es Stangenware ist, mag ich, dass sie sich in vielen Bereichen Mühe gegeben haben. Die Sets sind immer ganz Nett, und man bekommt von dunklen Gängen, gruseliger Keller bis hin zu einem Aufzug und einer Zaubershow viel geboten. Ich mochte auch sehr, wie wörtlich der Fluch genommen wird. Vom Aussehen der Kreaturen bis zu den Tötungsarten. Man hat das Gefühl das die Monster aus den Karten sich immer richtig viel mühe geben mussten, um der Prophezeiung zu entsprechen. Wenn es ein Film aus deren Sicht geben würde, mit Planung und allem drum und dran, wie eine Art Horror Heist, würde ich ihn sofort anschauen. Mein Favorite davon ist der Fool der Peekaboo mit Aufzugstüren spielt.
Wenn man keine Erwartungen und wenig Kapazitäten hat, kann man sich von dem Film berieseln lassen. Für alles andere muss man sich auf eine durchschnittliche Enttäuschung einstellen.
Ich mag Dev Patel. Wenn er in letzter Zeit auftaucht, dann immer mit etwas sehr Interessantem. Deswegen ist es auch kein wunder dass sein Herzensprojekt “Monkey Man” von Jordan Peele nicht nur gesehen, sondern auch als der guter Film erkannt wurde, sodass er es weltweit zuerst den Weg in die Kinos fand, statt gleich auf einem Streaming Dienstleister zu starten. Man merkt, dass er richtig Lust hatte, einen astreinen Actionfilm zu drehen, der nicht nur gut, sondern ausgezeichnet sein möchte.
Der Film beginnt mit einer Geschichte eines Affenjungen, der die leckerste Mango essen wollte und dabei ausversehen die Sonne verschlang. Ein Icarus oder Prometheus aus der indischen Mythologie. Viele Jahre später ist unser Protagonist zu einer Art Affenmensch geworden, der sich für sein Kleingeld mit einer Maske prügelt. Eine verlorene Seele, die das Leben nur noch durch Schmerz spüren kann. Das, und dem unaufhörliche Drang nach Rache. Er schmiedet einen Plan, einen hochrangigen Polizisten zu ermorden, da dieser für sein Leid verantwortlich ist. Erst nachdem der Plan scheiterte, erfand er sich neu, bei völlig Fremden aber doch verwandten Seelen. Das ganze akkumuliert sich zu einer Non-Stop Action Show, welche Stockwerk um Stockwerk wilder wird.
Die Geschichte ist eine sehr einfache, aber effektive. Rache geht einfach immer, und das Heranwachsen und Überkommen von Hindernissen packt einen auch unwillkürlich. Es ist ein tolles Vehikel für tolle Charakterentwicklung und überragende Action Set-Pieces. Die Herangehensweise der Action erinnert natürlich an John Wick. Aber das ist ja nichts Schlechtes, vor allem wenn es mit so einer wunderbaren Wucht inszeniert wird. Ob es Faustkämpfe sind, oder Verfolgungsjagden. Das ganze wird toll von dem Pacing und Editing unterstützt. Die Übergänge sind oftmals so fließend und obwohl manchen viel Action auf einmal stattfindet, nimmt sich der Film auch die ruhigen Momente heraus, um die Motivationen noch klarer zu gestalten. Am besten dargestellt, als er mit seinen neuen Leuten Drogen nimmt. Das Aufreißen des Körpers und das sanfte Schweben zum pulsierenden Kern, war hypnotisch. Das Puppentheater fühlt sich dann surreal an. Der ganze Backflash war ausgezeichnet inszeniert. Man hatte ja ungefähr eine Ahnung, was mit ihm und seiner Mutter passiert ist. Aber es dann noch zu sehen, wie er die Hände auf die brennende Mutter legte, hat mich dann doch schockiert. Und das Arschtreten danach, mithilfe den blauen Geister, war dann das Sahnehäubchen dafür.
Ich mochte auch sehr, dass der Film die Hijra zeigt. Eine Gruppe von unterdrückten Menschen, die durch die Assimilierung ausgemerzt werden sollen, sodass sie sich hinter ihren heiligen Gemäuern verstecken. Sie strahlen so eine Herzlichkeit zu unserem Protagonisten aus. Nicht nur in der Akzeptanz für das, was er ist und was er will, sondern auch darüber hinaus mit Training und Weisheiten. Die Bösewichte haben mir auch gefallen. Filme sollten öfter damit enden, dass ein Kultführer ermordet wird (MANDY). Eine große und übermächtige Gefahr, welche aufgrund von irgendwelchen Auslegungen sich alles erlauben und rechtfertigen kann. Und das grausige Problem, das in Indien immer noch herrscht. Einer Assimilierung in das große Indische Reich, das gleichgeschaltet werden muss. Ich mochte auch die Darstellung von Indien. Ich kann natürlich nicht sagen, wie akkurat das ist, aber die Darstellung von Arm und Reich, von den Hilfsbedürftigen, für die sich Monkey Man einsetzt, ist toll. Es ist auch schön, etwas mehr von Indien und deren Kultur zu sehen. Etwas, das den Film auch nochmal aufwertet, ist der absolut geniale Soundtrack, mit Songs, die ich zumindest noch nie gehört habe, aber jetzt schon einen weg in meine Rotation gefunden haben. Das Ende hat mir dann auch sehr gut gefallen, brutal und zermürbend stoppte es im genauen Moment. Stark!
Monkey Man ist ein oberflächlich wirkende Actionfilm, der aber viel mehr unter der Haube hat, als man es erst mal annimmt. Aber selbst wenn man sich dafür nicht interessiert, bekommt man eine spannende Geschichte mit großartiger Action zu sehen.
Ich mag Godzilla, würde mich aber nicht als Fan bezeichnen. Ich habe den Original Film gesehen und ein paar Klassiker, das Roland Emmerich Desaster und die amerikanischen Interpretationen. Und, allen voran, Shin Godzilla. Eine herrliche Politsatire im Gewand eines Monster Katastrophen Filmes. Ich liebe den Film immer noch, und warte seitdem sehnsüchtigst nach einem neuen Godzilla Werk aus Japan. Als das Godzilla Minus One Wellen geschlagen hat, inklusive eines Oscars, war ich Feuer und Flamme. Eine Schande, dass es so lange gedauert hat, bis man den Film endlich auch zuhause anschauen konnte. Freunde, die ihn im Kino gesehen haben, schwärmen davon und man beißt sich in den Arsch das man sich damals nicht die Zeit genommen hat.
Handwerklich ist der Film ein Traum. Es ist wahnwitzig was sie aus dem 15 millionen Dollar Budget herausgeholt haben. Klar, sehen manche Szenen mit Kriegsmaschinerie nicht überzeugend realistisch aus, aber das wird total toll mit den charm der alten Teile integriert. Bei den CGI wo es richtig drauf ankommt, haben sie nicht gekleckert. Zerfallende Gebäude, riesige Explosionen und Godzilla selbst in all seiner Herrlichkeit. Die Sets und Kostüme sind auch allesamt gut gelungen. Die Musik und das Sounddesign ist ebenfalls vom feinsten. Das Drehbuch ist ganz gut, fällt aber für mich zusammen mit dem Overacting etwas in sich zusammen. Das ändert aber nichts daran, dass Godzilla Minus One ein sehr guter, klassischer Godzilla Film ist. Das Monstrum wird zu mehr gemacht, als nur ein wildes Wesen das zerstörung sucht. Im Original als ein Traumatisierter Ausdruck von den Atombombenabwurf, spiegelt dieser Godzilla das ganz allgemeine Kriegstrauma wieder. Bei dem Versuch der Fahnenflucht trifft unser Protagonist zum ersten mal auf das Monster. Noch relativ klein, nimmt Godzilla die kleine Basis doch Ruck Zuck auseinander. Mit der Schande als lebender Kamikaze Piloten, mit einer heftigen Dosis PTBS und dem Überlebensschuld-Syndrom (Survivor guilt), die einen immer wieder durch dieselbe Hölle schickt mit der Frage, warum hab ich überlebt und nicht sie? All seine Verwandten sind im Feuer umgekommen, und plötzlich nistet sich auch noch eine Frau mit ihrem Kind ein. Er möchte für sich und die neuen Mitbewohner sorgen und nimmt so einen gefährlichen Job an, Minen zu finden und zu sprengen. Godzilla taucht abermals auf und lässt die alten Wunden wieder aufquellen. Als er später Ginza angreift und dabei seine Lebensgefährtin ums Leben kommt, schließt er sich einer Gruppe von Menschen an, die Godzilla aufhalten wollen. Denn von der Regierung und den Amerikanern war nicht viel zu erwarten. Nach dem zweiten Weltkrieg darf Japan keine eigene Armee mehr haben. Sie haben jetzt Selbstverteidigung Streik Mächte, aber das gab es damals noch nicht und so müssen sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Aber anstatt ihn mit Feuerkraft zu dezimieren, hecken sie einen cleveren Plan aus. Sie wollen Godzilla schnell tunken und ebenso schnell wieder auftauchen lassen, dass er an der Druckveränderung stirbt. Ich mochte den Plan tatsächlich. Weil es eben was ganz anderes ist, als einfach nur drauf zu hauen. Was so ein Druckwechsel bewirken kann, sieht man ja an den ganzen Tiefseefischen, die dann nach oben getrieben werden. Mit gemeinsamer Anstrengung und kleinen Umdisponierungen gelingt es ihnen tatsächlich, Godzilla zu besiegen. Und selbst der lebensmüde Protagonist hat mit einer wahnwitzigen Aktion nicht nur den letzten Schlag ausgeführt, sondern sich auch für das Leben entschieden. Ein Aspekt, der wirklich schön war, den zum großen Teil des Filmes schwingt eine furchtbar deprimierende Stimmung mit, die Angriff nach Angriff immer schlimmer wird. Aber selbst das lässt die Menschen nicht verzweifeln, sondern zusammenkommen, um sich gegen etwas Übergroßes zu stellen.
Diese Aspekte des Kriegstraumas und dem zusammenkommen für ein größeres Ziel, haben sie wirklich schön dargestellt. War Shin Godzilla noch mehr eine düstere Comedy, ist dieser Film viel ernster. Dementsprechend fühlt sich Minus One auch mehr wie ein Liebesbrief an die vergangenen japanischen Teile, anstatt eine weiterentwicklung von Shin Godzilla, was ich persönlich sehr schade fand. Auch das Overacting, auch wenn es super zu Godzilla, vor allem die älteren Teilen passt, fand ich auch zu viel. Ich war auch kein Fan des Protagonisten. Klar ist die Rolle keine sehr spaßige und das Drama muss auch passen, aber man hat wirklich wenig positive Aspekte an ihm kennengelernt. Selbst die, die er dann irgendwie aufbaut, wie die Beziehung zu Noriko und Akiko, fällt dann plötzlich weg, als Noriko weg geweht wird. Es ist schön, dass er am Ende den Schleudersitz betätigt und so für andere da sein kann. Aber das Ende wird etwas verweichlicht, durch den Plottwist das Noriko noch lebt.
Für Godzilla Heads ist der Film wahrscheinlich eine Offenbarung. Für einen Godzilla interessiert wie mich, hat nicht alles so gut gezogen. Aber das gehört halt zum Godzilla-Feeling dazu. Genauso auch die kitschigen Dialoge und das überzogene Schauspiel. Aber wenn man damit kein Problem hat, wird einem ein großartiger Nachfolger für eines der bekanntesten Filmmonster geboten. Der Godzilla richtig schön zum Scheinen bringt.
The Fall Guy ist ein super charmanter und lustiger Film, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber dafür einen richtig unterhaltsamen Liebesbrief an eine oft übersehene Berufsgruppe abliefert. Sie punkten nicht nur mit guter Action, sondern auch mit viel Witz, Charm und einer netten Dekonstruktion von Tropes.
Dass Ryan Gosling auch Komödien kann, weiß man ja langsam. Meine Lieblingsrolle in dieser Hinsicht ist nach wie vor Nice Guys. Und auch wenn der Charakter und die Geschichte anders sind, bringt The Fall Guy manchmal doch das wohlige Gefühl des Kleinods rüber. Der Film dreht sich um Colt, einen Stuntman, einer der größten Action-Stars unserer Zeit. Ihm geht es eigentlich soweit gut, er hat sogar eine neue Liebe am Set gefunden. Doch nach einem Unfall zieht er sich zurück, bis er in ein neues Projekt reingezogen wird, das dann teilweise ungeahnte Konsequenzen entwickelt. Über Beziehungen, Verrat und das Kämpfen auf Leben und Tod. Aber das ist auch nicht so schlimm, da es alles eh nur ein Vehikel für die Kernkompetenzen des Filmes sind. Die Action, die Comedy und einen Blick hinter die Kulisse von Hollywood mit einem Augenzwinkern.
Die Action in dem Film ist brillant. Man merkt, dass sich hier die richtigen gefunden haben. Alle im Team haben große Lust daran, großartige Action zu inszenieren. Von den Kämpfen, zu den Verfolgungsjagden und unzähligen Explosionen bekommt man richtig was geboten. Dabei wird auch Hommage an viele Action-Klassiker geboten, wie zum Beispiel eine Speedboot-Verfolgungsjagd mit Explosion.. Die Comedy ist auch klasse. Jeder Charakter steuert etwas zu dem herrlichen Potpuri dazu. Ob es der zielsichere Colt ist, der bei sozialen Interaktionen ins heftige Straucheln gerät. Geri die überdrehte Managerin vom komplett abgespaceten Tom Ryder, oder die kleine Assistentin, die am Ende einen Producer Titel bekommt. Die Charaktere werden auch toll von den Schauspielern und dem guten Drehbuch zum Leben erweckt. Der Schnitt und die Kamera werden auch toll eingesetzt und bringen einige unterhaltsame visuelle Gags. Von dem erdenden Einhorn, bis zu den Unmengen an Glas, was sich in einem Hoody ansammeln kann. Der Film stülpt auch gerne mal die innere Welt nach außen. Wenn man traurige Musik hört, wird die Welt eben etwas düsterer. Und ein Karaoke Song ist dann doch vielleicht mehr als nur gesungene Worte. Gepaart mit teilweise furchtbar kitschigen Dialogen und dem passenden Soundtrack, wird gerne zwischen dem Film und dem Film im Film gespielt. Lass uns einfach den dritten Akt erwähnen, dann wird das schon. Vielleicht hier ein Splitscreen, damit man die Gefühle der Charaktere erörtern kann. Mir war dieser Meta-Aspekt teilweise etwas dick aufgetragen, aber der Film hat es dann schnell geschafft, diese Spannung zu lösen. Denn so erlauben sie sich auch, mitten im Film einen Hund dazu zu nehmen, um ein bisschen Buddy Cop Feeling aufzugreifen. Und es hatte auch etwas Nettes, das sie von Anfang an klar machte, dass weder der Film noch die Charaktere sich zu ernst nehmen. Ich mochte es auch sehr, als Colt jemand anderem davon erzählt, was gerade passiert ist, und es nach dem übelsten Jibberish klingt. Ich mochte auch sehr, wie sein Beruf ihm bei der Suche nach der Wahrheit immer wieder geholfen hat, wie man ein Bösewicht zum halt zwingt, in dem man ein perfekt ausgeführten Autounfall inszeniert. Aber auch sonst bietet der Film ein paar echt tolle Szenen. Die paar Longshots, die es gibt, sind wirklich gut in Szene gesetzt. Man bekommt einfach ein viel besseres Gefühl für den Stunt, wenn man am Boden startet und dann weit oben über den Abgrund endet. Oder auch die Szene vor dem 8 ½ fachen Roller, bei der sich die Kamera um das Chaos und die Charaktere dreht, mit den fleißigen und übermütigen Arbeitern im Hintergrund.
The Fall Guy ist ein Film, der genau weiß was er machen möchte. Wo seine Stärken und Schwächen liegen, und wie man die Stärken richtig schön ausspielen kann. Ein super unterhaltsame und wirkliche lustige Action Komödie.
Brandon Cronenberg ist einer der aufregendsten Horror Regisseure unserer Zeit. Antiviral und Possessor boten einem ein faszinierender Blick in sonderbare Parallelwelten und boten filmisch wie konzeptuell richtig viel. Dementsprechend waren meine Erwartungen an Infinity Pool auch recht hoch, was dann leider nicht ganz erreicht wurde. Aber nichtsdestotrotz ist Infinity Pool eine besondere Erfahrung und Erörterung von düsteren Aspekten der menschlichen Existenz. Enthält Spoiler.
Der Film beginnt schon sehr surreal. Nach einem farbenfrohen Intro wird man in eine erblindende Düsterheit geworfen. Zwei Charaktere sprechen miteinander, aber es ergibt nicht wirklich Sinn. Nachdem der Vorhang aufgeht, erfährt man mehr über das erkaltete Paar. Der Mann ist ein Autor, der nach seinem letzten und ersten Roman keinen Fuß mehr findet. Und seine Frau, die wahrscheinlich mehr aus Rebellion als durch tiefe Liebe ihn geheiratet hat. Sie sind zusammen im Urlaub, in einem Inselstaat namens Li Tolqa. Eine sonderbare Almagation von allen möglichen Orten auf der Welt. Man kann nie sagen, ob sie in Südamerika, Afrika, Asien oder in der Karibik liegt. Es ist eine perfekte Leinwand für etwas Exotisches und Fremdes für den Standard Europäer und Amerikaner. Das Befremdliche macht sich dann vor allem in der Schrift, den Gepflogenheiten, Ritualen und Gesetz bemerkbar. Man nimmt es dann wie der Protagonist einfach hin, wenn teilweise absurde Dinge geschehen. When in Li Tolqa do as the Li Tolqas do. So wird aus dem kleinen all-inklusive Ausflug alsbald ein Albtraum, der dann endlich das neue Konzept für den Film einführt. Die Idee mit Doppelgängern ist eine interessante, die speziell auf eine Art und Weise erörtert wird.
In Li Tolqa besteht ein alttestamentliches Verständnis von Gerechtigkeit und Strafe. Als James bei einem Unfall durch Sekundenschlaf (toll dargestellt mit dem Abdunkeln der WELT) einen Mann überfährt und liegen lässt, muss er Auge um Auge sein Leben als gerechte Strafe geben. Doch in Li Tolqa kann man die Strafe etwas abmildern lassen, wenn man das richtige Kleingeld hat. Für ein wahrscheinlich hübsches Sümmchen, wird ein zu 100% akkurater Klon erstellt, der dann die Strafe auf sich nehmen muss. So wohnt er seiner eigenen Exekution bei. Eine Erfahrung, die nicht nur ihn bis aufs Mark erschüttert, sondern auch seine Frau, die dann so schnell wie möglich von dieser Insel möchte. Doch er trifft neue Freunde, Menschen, die dasselbe durchgemacht haben wie er. Nach genügend Substanzen machen sie sich auf den Weg, eine Rache auszuüben. Erst mal noch etwas schüchtern, gibt sich James dann dem Gruppenzwang hin. Sie werden erwischt und abermals hingerichtet. Der erste Schock und Horror ist verflogen und aus dem grausamen Ende wird ein unterhaltsames Spektakel. Zumindest für die Gruppe an “Überlebenden”.
Und für diese Gruppe fällt mir kein passenderes Wort als Degeneriert ein. Eine bösartige Überspitzung von fehlenden Konsequenzen für gewisse Menschengruppen und den abartigen Auswüchsen, die daraus entstehen. Da ihr eigenes Leben keinen Wert hat, sehen sie auch keinen Wert in den Leben der anderen. Sie können nach den Taten fröhlich weitermachen, während woanders auf ewig klaffenden Wunden zurückbleiben. Etwas, das auch James später realisiert, als sich das Blatt plötzlich wendet. Und auch wenn auf eine gewisse Art und Weise die Sünde gesühnt wurde, kann man nur durch das innere Abtöten sich auch auf ewig von ihnen befreien. Alle Rechtfertigungen werden herangezogen, um sein Verhalten irgendwie zu entschuldigen. Der Mann macht es mir schwer, von der Insel zu kommen? Dann werde ich ihn zu Tode prügeln! Besonders perfide ist das, als man am Ende lernt, dass er selbst den Reisepass versteckt hat. Weswegen ich ihm auch kein Verständnis entgegenbringen kann, und er sich selbst die Qual erarbeitet hat.
Handwerklich ist der Film gewohnt großartig. Von der Kamera, die Maske/n, zu dem Soundtrack, dem interessanten Drehbuch und den talentierten Schauspielern kann man nichts daran aussetzen. Noch weiter geht es in ein paar Speziellen Szenen, die mich teilweise an das Ende von 2001 erinnert haben. Das Zerfließen der Personen, Erinnerungen und Wahrnehmungen ist atemberaubend inszeniert. Hervorheben bei den Schauspielern muss man klar Alexander Skarsgard, der trotz der Statur eines Biests, so unfassbar verwundbar und schwach wirkt. Und natürlich Mia Goth, die Scream Queen, die auch hier als Verführerin und Psychopathin glänzt. Und das alles mit so einer schonungslosen Kompromisslosigkeit.
Noch ein paar Gedanken, die ich zu dem Film habe. Nach der ersten Exekution habe ich mir gedacht: Das ist eine unfassbar effektive Strafe! Es geschieht ein Auge um Auge, um diese niedrigsten Gelüste zu befriedigen und wenn man kein Psychopath ist, kann man aus der Erfahrung lernen und dadurch zu einem besseren Menschen werden. Wenn aber auch diese Strafe auf quasi eine Geldstrafe hinausläuft, lädt es zu solch degenerierten Handeln ein. Das Ausleben der düstersten Fantasien, die nur den Geldbeutel etwas leichter machen. Hedonismus auf Crack. So zeigt es aber auch, wie ineffektiv capital punishment sein kann. Es wird anderen nicht wirklich davon ablassen, falsche Dinge zu machen. Und die Person, die bestraft wird, kann dann auch nichts mehr daraus lernen. Etwas, das ich mich auch gefragt habe, wie viel mit dem extra Klon von James rumgepfuscht wurde. Zuvor sieht man ihn ja nur mit einem Sack über den Kopf, und später ist er das perfide Hundewesen. Haben sie ihn mit Drogen und anderen Mitteln so weit gebracht? Oder ist es eine modifizierte Kopie? Der Gedanke darüber, ob man selbst ein Klon ist oder das Original, fand ich dann auch ganz nett angerissen. Ich bin der Meinung, dass es in diesem Fall egal ist, aber dass man sich nicht von den Gedanken lösen kann, ist auch verständlich.
Infinity Pool ist meiner Meinung nach das schwächste Werk von Brandon Cronenberg. Es fehlt die Radikalität in den Konzepten. Auch wenn es hier ebenfalls darum geht, was man mit einem Menschen machen kann oder was mit einem Menschen gemacht wird, ist der sehr starke Fokus auf den eher passiven James etwas schade. Er hat gesagt, dass die Geschichte aus enttäuschenden Urlaubserinnerungen und dem Erörtern von Klonen entstanden ist. Und das merkt man auch, weil es leider nicht viel weiter hinausgeht. Das macht den Film etwas langsamer im Tempo und etwas weniger schlagkräftig, aber für die besonderen Szenen lohnt sich trotzdem Infinity Pool sehr. Wer also auf etwas speziellen Horror steht, lege ich den Film ans Herz.
Ich mag Guy Ritchie. Er hat so seine ganz eigene Art und Weise Filme zu drehen, die vor allem durch clevere Charakterzeichnung, ungewöhnliche Geschichten und ein sehr schnelles und aggressives Filmhandwerk besticht. So sind selbst Filme von ihm, die einem nicht so gefallen, immer noch extrem Spaßig und auch irgendwie besonders. Mit diesen Erwartungen bin ich an den Film gegangen und musste schnell feststellen, dass diese wohl unerfüllt bleiben. Den auch wenn die Geschichte wirklich verrückt ist, und sie eigentlich auch die richtigen Leute im Boot haben, hängt doch Guy Richtchies Herz nicht an dem Projekt.
Es fängt schon früh an, wenn sich die Szene auf dem kleinen Kutter eher wie ein Tarantino Knock-Off anfühlt, als ein Guy Ritchie Film. Ein Knock-Off, das da sehr gut funktioniert, aber dann später doch viel an charm verliert. Als die Charaktere eingeführt werden, freut man sich immer noch auf einen unterhaltsamen Film, auch wenn es diesmal etwas langsamer geht. Statt es bei der netten kleinen Einführung am Anfang zu belassen, wird nochmal kurz die Vorgeschichte von jedem Charakter herausgezogen. Da hat sich schon ein schlechtes Gefühl in mir eingenistet, das dann über den Verlauf des Filmes immer stärker wurde. Der Film besteht quasi aus richtig unterhaltsamen Set Pieces, die einem genau das geben, was man von so einem Film erwartet, und unmenge verschwendete Zeit für die Vorbereitung. Es werden auch Konflikte aufgebaut, die dann richtig cool sein könnten, aber einen irgendwie enttäuscht zurücklassen. Um Zeit zu sparen, müssen sie näher an der Küste entlang fahren, wo es vor U-Booten nur so wimmelt, aber es kommt nie zu einem Konflikt. Nur als ein britischer Kreuzer sie entdeckt, gibt es etwas Action, auf das sich unsere wilde Truppe dann einfach verzieht. Und das ist etwas, das mehrmals in dem Film passiert. Er möchte ein etwas spannendes Erzählen und wenn es dann passiert, fühlt er sich irgendwie nicht mehr so großartig an. Auch die Zweigleisigkeit, mit der wilden Truppe auf See und den Agenten an Land, fand ich am Anfang ganz interessant. Aber so vieles zieht man dabei einfach nicht. Ich glaube, es ist die Ernsthaftigkeit, die dieser Subplot ausstrahlt. Von zu tode gefolterten Frauen, dem Gentleman verhalten eines Nazi Offiziers (der niemals das Wort Gentleman benutzen würde) und der großen Ablenkungsaktion, soll alles eine leichtigkeit und spaß ausstrahlen, schafft es aber nicht. Die Inszenierung versagt da einfach. Genau so auch bei der Comichaften Bombe, die plaziert wird und das kurze Shootout, das darauf folgt. Aber ist die wilde Truppe besser? Etwas. Man spürt, das sie sich da etwas Freiheiten genommen haben, um das ganze überspitzt darzustellen. Aber wenn man eine Nonstop Chaostruppe ala Suicide Squad erwartet, wird man leider enttäuscht. Die wahnwitzigsten Szenen werden schon im Trailer gezeigt. Und auch wenn die Charaktere etwas mehr Fleisch haben, werden sie aber nie tiefer ergründet. Die kurze einführung von Cavils Charakter hat eigentlich schon alles gesagt. Auch entscheiden sie sich nie so, das man denkt, das ist ja jetzt krass. Es ist einfach nur eine Bande psychopathen, die gerne Nazis töten wollen. Und Apropos Nazis, ähnlich wie in Susu oder Inglourious Basterds, sind auch die Nazis hier schön überspitzt. Das funktioniert am Anfang als man das Boot der Truppe in Brand setzen möchte und tatsächlich bei Til Schweiger, auch wenn es nie wirklich wohin geht. Ich war auch überrascht, dass Til Schweiger tatsächlich einer der besseren Aspekte des Filmes war. Ich weiß nicht genau bei wem er sich das Spiel abgeschaut hat, aber er macht die Rolle des psychopathischen Nazis aus überzeugung, richtig richtig gut. Die Gespräche zwischen ihm und der Spionin waren wirkliche Highlights, die dann leider nirgendwo hingeführt haben. Und auch wenn ich froh bin, dass die Operation ein Erfolg war und dadurch die Nazis zurückgeschlagen wurden, fand ich die Darstellung der Truppe etwas sonderbar. Man kann entweder ein ernsten Film machen und die Aktion mit Respekt betrachten und ihnen am Ende den selbigen Zollen, oder man macht ein spaßiges Spektakel in veränderter Form. Und auch wenn dieser Film eindeutig den zweiten Weg einschlägt, ist er mir doch an vielen stellen zu ernst. Das hat auch die Bilder der wahren Soldaten am Schluss etwas sonderbar gemacht. Es wirkt vielmehr wie ein zusammengewürfelter Haufen von Psychopathen, die genauso gut auf der anderen Seite stehen können. Ein wichtiger Aspekt von diesem Misslungenen Spagat ist auch Churchill. Ich mag Rory Kinnear, er ist ein wirklich großartiger Schauspieler, aber was er hier macht, funktioniert einfach nicht. Die Maske ist gut, aber man sieht ihn noch so stark darunter. Und wie er seinen Dialog vorträgt, schwankt die ganze Zeit zwischen biederer Ernsthaftigkeit und einer schon fast beleidigende Persiflage.
Ich habe gehofft das ich einen richtig unterhaltsamen Film bekomme. Aber stattdessen hat man ein paar herausragende Szenen inmitten eines etwas lieblos anfühlen den Film, der dann auch am Ende den Spaß aus der Action herauszieht.
Horror ist ein Genre, das meiner Meinung nach am besten funktioniert, wenn es mit anderen Genres verbunden wird. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme, Hereditary, vermischt Horror und Familiendrama auf eine fantastische Art und Weise. Und ich bin froh, dass es immer mehr Horror Komödien gibt, da es eine Mischung ist, die richtig gut funktionieren kann.
Wenn ihr noch nichts von dem Film wisst, dann hört auf zu lesen und lasst euch einfach auf ein spaßiges Horrorerlebnis ein. Ab hier gibt es Spoiler.
Die ersten 45 Minuten bauen den Plot und die Charaktere auf. Ein kleines Mädchen wird von einer kriminellen Gruppe entführt. Sie sollen 24 Stunden in einem gigantischen Herrenhaus auf sie aufpassen und dann mit dem Erpresser Geld sich anschließend ein glückliches Leben machen. Die Entführung verlief auch gut und schon siegessicher stellen sie sich auf entspannte 24 Stunden ein. Aber als plötzlich eines der Mitglieder auf brutalste Art und Weise stirbt, stellt sich schnell Unruhe und Paranoia ein, was auch nicht besser davon wird, als sie eingesperrt werden. Dann werden die Jäger zu den Gejagten und ein unterhaltsames Spiel um Leben und Tod beginnt.
Der Anfang des Filmes ist wirklich gut. Die Symbiose aus der Musik, der Potpourri an neuen Charakteren, die auch alle nett eingeführt werden, und die Entführung funktionieren wunderbar. Dabei wird hier schon in den Wölbungen des Vorhangs der erste Hinweis für Abigails wahre Form gegeben. Das erraten der Hintergrundgeschichten der Charaktere war ganz nett gemacht. Und auch wenn es ein ziemlicher Explosion Dump ist, wird genau auch dieser später nochmal geschickt aufgegriffen. Also nicht die Eleganteste Art und Weise, aber es funktioniert.
Ich muss sagen, das mir Abigail als Bösewicht schon richtig gut gefallen hat. Sie hatte sichtlich Freude mit ihrem Essen zu spielen und Zwietracht zu säen. Dabei kommt schön das Ballett zu tragen, wenn sie einen zwei Meter Mann mit Pirouetten durch einen engen Gang jagt. Auch dass sie andere einfach so übernehmen kann, fand ich auch richtig cool und super gut eingesetzt. Wenn es mehr Filme in der zukunft geben wird, dann hoffe ich noch viele weitere kreativen umgänge mit ihren Kräften. Und hier muss man auch Alisha Weir loben. Nicht nur Physisch sondern auch Schauspielerisch holt sie richtig viel aus ihrer Rolle raus. Vom kleinen unschuldigen Mädchen, zu einem schier unbezwingbaren Monster. Die anderen Charaktere sind dabei ganz nett gezeichnet, nicht nur in dem Expositions-Dump sondern auch durch ihr Verhalten. Das Peter sich immer wieder durch dumme aber lustige Kommentare auszeichnet, bleibt bis zum Ende unterhaltsam. Auch Dean und sein Fuckboytum sind richtig toll inszeniert und eingebunden. Ich liebe auch Dan Stevens, der wirklich viel aus seiner doch eher platten Rolle herausholt (“Sammy, those are fucking onions”). Nur am Ende wird es etwas zu viel, wenn er vom skrupellosen Ex-Cop zu einem absoluten Monstrum mutiert. Das hätte nicht sein müssen, aber ist schon okay.
Handwerklich ist der Film auch sehr gut. Die Kamera fängt die Geschichte super an, die durch das tolle Set des alten Herrenhauses nur noch verstärkt wird. Sehr gut fand ich auch das Editing, das gerne mal ein paar interessante Übergänge gezaubert hat, statt einfachem Fade to Black. Die Musik und das Sounddesign sind ebenfalls, wie man es von einem Horrorfilm erhofft, gut. Und auch an der Direktion und dem Schauspiel kann man nicht meckern.
Alles in allem ist Abigail ein wirklich netter Horrorfilm, der in ein paar Aspekten über die Norm hinausgeht, ohne dabei etwas komplett Neues zu erfinden.
Ich habe “The End We Start From” in der Sneak gesehen. Davor hatte ich noch nichts von dem Film oder dem Buch gehört. Und leider habe ich enttäuscht das Kino verlassen. Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass die Geschichte super als Buch funktioniert. Aber der Sprung zur Leinwand ist dann vielleicht doch zu hart.
Dabei fängt der Film sehr vielversprechend an. Die Kamera zeigt die SIcht aus einer Badewanne die langsam voll wird. Das gemuschelte Gespräch wird irgendwann vom Wasser verschluckt. Und genau so geht es bald ganz Großbritannien unter. Ein beständiger Regenschauer lässt das ganze Land überfluten und zerstört zurück. Eine heftige Ausnahmesituation für jeden. Die nicht unbedingt besser wird, wenn man in dieser Zeit ein Kind bekommt. Darum dreht sich der ganze Film, die Protagonistin und ihr Kind und was sie tun muss, um zu überleben. An sich mag ich solche Geschichten. Ich habe nicht umsonst ein Faible für The Road, Last of Us und Aspekte von The Walking Dead. Das Szenario, dass sich plötzlich alles ändert, alte Strukturen zusammenfallen und es um das nackte Überleben geht, ist interessant. Gesellschaftliche Ordnungen brechen, und so kann man erörtern, wie Menschen damit umgehen. Und hier finde ich die Perspektive einer frischen Mutter tatsächlich interessant. Aber der Film schafft es leider nicht so gut, das rüber zu bringen. Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass der Fokus fehlt. Im Buch geht es sicherlich nur um unsere Protagonistin und wie sie mit der Welt interagiert. Hier wird durch fehlende innere Dialoge das ganze etwas schwerer. Natürlich kann man das machen, The Road hat es ja auch geschafft. Aber der Film konzentriert sich nicht auf die Katastrophe, Strukturen oder Menschen an sich. Er konzentriert sich auf ihr, schafft es aber nicht ein wirklich tiefes verständnis zu erwecken.
Es ist auch okay, wenn eine Geschichte nicht zwingend Zielorientiert ist. Aber es wäre schon schön gewesen, wenn man zumindest irgendeine Ahnung haben würde, was sie möchte. Geht es ihr nur ums Überleben? Oder will sie mehr? Da fehlt dann eben etwas mehr Interaktion mit der Außenwelt. Wir erfahren nicht, wie es dort ist, wir sehen alles nur aus ihren Augen. Der Aspekt, was man nicht alles tut, um zu überleben, wird hier auch nicht so tief beleuchtet. Das einzige Mal, als sie irgendwie unmoralisch handelt, ist, als sie ein Auto stiehlt. Aber sonst ist sie einfach integer und muss sich da auch nicht anpassen, was leider nicht für viel Charakterentwicklung spricht. Die Aspekte, wie es mit einem Kind auf so einer Reise ist, kamen mir auch etwas zu kurz. Das Baby war entweder unsichtbar oder nur ein Hindernis, anstatt ein integraler Bestandteil. Zum Beispiel sich vor irgendjemand verstecken und verzweifelt das Kind zur Ruhe bringen wollen. Dass sie es im Allgemeinen schwerer hat, sieht man bei der Szene mit Cumberbatch, aber auch hier fühlt es sich eher wie ein Handicap an, das man mit sich rumträgt.
Der Aspekt mit ihrem Freund hat leider auch nicht so gut funktioniert. Der Film nimmt sich kaum Zeit die zwei richtig zu charakterisieren, bevor er schon zutiefst verstört wird. Es macht auch Sinn, dass sie immer mal wieder von dieser Normalität träumt, aber da zwischen den Visionen oftmals nicht viel Raum liegt, sondern diese eher durch besondere Ereignisse unterbrochen werden, fühlt es sich so an, als ob sie nicht aufhören kann, über ihn nachzudenken. Und das tut ihrem Charakter leider auch nicht gut. Handwerklich ist der Film gut. Die Schauspieler machen allesamt ordentliche Arbeit. Die Kamera und der Schnitt machen immer mal wieder kleine Spielchen, was sehr nett ist. Die Zerstörung der Welt und die Ruinen sind auch toll inszeniert. Aber leider fehlt dem Film trotz des hohen Wasserspiegels die Tiefe.
Ich war kein Fan von Gareth Edwards seinen Werken. Godzilla und Rogue One haben mir beide auf eine ganz tiefgreifende Art und Weise nicht gefallen, daher war ich eher vorsichtig, was sein neuester Streich “The Creator” angeht. Deswegen habe ich mir damals auch den Kinobesuch gespart, was ich im Nachhinein etwas bereue.
The Creator ist kein Perfekter Film, er hat viele Probleme, aber ein Aspekt wo er absolut großartig ist und tatsächlich zu einem der besten seiner Art gehört, ist das Design. Von der Klinge Amerikas, die ständig über Asien schwebt und mit Hilfe von psychologisch zermürbenden Lichtstrahlen, die in binnen Minuten pure Zerstörung Gewalt regnen lassen kann. Von einer gespaltenen Zivilisation, die sich gebildet hat, in der Wesen aus Künstlicher Intelligenz und Menschen Seite an Seite leben und eine, die jegliche KI auslöschen möchte. Immerhin findet der Film im interessanten Teil der Welt statt, und man bekommt einen interessanten kleinen Einblick in die friedliche Koexistenz und deren Kultur, die sich dadurch entwickelt hat. Ich mag auch sehr die Designs der Roboter, der Schiffe, Geräte und Gebäude. Es erinnert mich im besten Sinne an Star Wars, das trotz all den Schwächen, die die Serie hat, durchzogen ist von großartigem Design. Ich mochte wie sich die weiterentwickelte KI auch in den Bewegungen der Roboter widergespiegelt hat. Wenn man Intelligenz oder vielleicht sogar Bewusstsein hat, bleibt man nicht stocksteif, zumindest hab ich das daraus gelesen. Es gibt auch Modellen, die nicht Ken Watanabes Gesicht übergezogen bekommen haben, ein Feeling, dass dahinter mehr steckt als nur Einsen und Nullen. Der ganze Film ist von diesem interessanten und detailverliebten Design gespickt. Dadurch dass wir uns in einer Parallelwelt befinden, die ihre technologische Evolution schon viel früher errungen hat, haben viele Gegenstände auch ein schönes retro Futuristisches Feeling. In jedem neuen Set Pieces gibt es unendlich viel zu entdecken und zu bestaunen. Es ist auch schön, dass The Creator seinen Vorlagen auch offen Respekt zollt. Bladerunner, Akira, Apokalypse Now und noch viele mehr. Die Ästhetik ist einfach in allen Aspekten on point.
Das ganze wird durch tolle Kameraarbeit, ein fantastisches Pacing und Soundtrack gekrönt. Auch die Schauspieler machen allesamt einen richtig guten Job. Das letzte Mal, als ich John David Washington in einer Hauptrolle gesehen habe, war in Tennet. Eine Rolle, die er gut gespielt hat, aber aus der auch nichts zu herausholen war. Hier bekommt man ganz neue Facetten von ihm zu sehen, und er spielt den desillusionierten Soldaten auf eine sehr gute Art und Weise. Zwischen dem strikten und klaren verfolgen seiner Zielen, und der Grund, warum er all das macht. Allison Janney spielt ihre Rolle als skrupelloses Werkzeug des imperialistischen Amerika großartig. Aber ganz oben steht Madeleine Yuna Voyles, die den kleinen Cyborg Alphie spielt. Sie schafft es toll, die naiven und weltfremden Aspekte ihres Charakters einzufangen, aber dann auch später weit darüber hinauszugehen. Das langsame Herantasten der Sprachen, das sich dann mit der Beziehung der beiden immer weiter vertieft, ist wirklich toll gemacht. Und wenn dann gegen Ende die Tränen über ihre synthetische Wange tropfen, lässt das einen wirklich nicht kalt.
Also rein als etwas, das man sich anschaut und anhört, ist The Creator eine Meisterleistung. Der Film ist mit seinem 80 Millionen Dollar Budget nicht gerade ein Indie-Film. Aber es ist trotzdem beeindruckend, was sie aus dem Budget herausholen, mit einem Film, der auch mit einem 200 Millionen Dollar Budget mithalten kann. Aber das ist ja nur ein Aspekt. Den wenn es um die Geschichte geht, schwächelt der Film etwas. Dabei ist das Fundament Grundsolide. KI wurde viel früher entwickelt und hat alsbald die ganze Welt eingenommen. Aber nicht wie in anderen Dystopischen Filmen, als eine Rebellion gegen die Menschen, sondern als Wesen die den Menschen entlasten und friedlich koexistieren. Bis eines Tages eine Atombombe über LA gezündet wird, was die USA dazu führt sofort sich von allen Dingen die mit KI zu tun haben frei zu machen. Und es wären nicht die USA, wenn sie diese Ideal nicht auch dem Rest der Welt aufzwingen möchte. So wird über die Jahre und vor allem mithilfe von Nomad Stück für Stück der Planet von KI befreit. Nur in Neu Asien, das sich scheinbar in dieser Zeit gebildet hat und sich scheinbar über ganz Asien erstreckt, ist es noch erlaubt mit KI zu arbeiten. Dort gibt es einen Erschaffer, der als absolute Gefahr von den USA angesehen wird. Und genau dieser soll unser Protagonist töten. Doch dann läuft aufgrund von obrigen Entscheidungen alles aus dem Ruder wobei er nicht nur seine geliebte Frau, sondern auch sein noch ungeborenes Kind verliert. Erst als das US Militär nach Jahren zu ihm kommt und sagt, dass sie noch lebt, macht er sich auf den Weg, sie zu finden. Denn es gibt eine Waffe, die das Ende des Krieges einläuten könnte, und diese gilt es zu erlangen und zu vernichten. Die Waffe ist dann ein Kind, das ähnlich wie die Überreste von Akira, hinter einer gigantischen Schleuse vom der Welt versteckt wird. Was diese Waffe so gefährlich macht, wird erst im Verlauf des Filmes ersichtlich. Und an sich ist es unserem Protagonisten auch egal, er möchte einfach wieder zu seiner Frau um den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.
Ab hier wird gespoilert, nur falls euch das wichtig ist. Ich mochte die Darstellung von Amerika, als Holyer then though, zerschießen sie auch mal gerne ganze Dörfer. Es ist kein Wunder, dass die Bildsprache sehr stark an Apocalypse Now oder andere Vietnamkriegsfilme erinnert. Für ihre Ideale sind sie bereit sich und andere zu opfern. Alles aufgebaut auf einer Narrative die dem Reichsbrand oder 9/11 gleicht. Ein Ereignis, das alles in den Grundzügen erschüttert und ihnen die volle Autorität und Obrigkeit gibt, das zu tun, was sie tun. Dagegen ist die gesellschaft in Neu Asien ein schöner Potpouri von Ost-Asiatischen Ländern, in denen es quasi keinen Unterschied zwischen Synthetischer und Organischer Haut gibt, die aber durch die massive zerstörungskraft der Amerikaner unterdrückt werden und nicht ihr volles Potential entfalten können. Der Konflikt zwischen KI plus und minus ist dabei aber leider nicht sehr tiefgehend. Im allgemeinen wird mit dem Thema KI hier sehr vereinfacht umgegangen. Es wird akzeptiert dass dadurch neues, intelligentes Leben geschaffen wurde und es auch Wert ist, gelebt werden zu dürfen. So dreht es sich während des Filmes viel mehr um eine Art Klassenkampf, als ein ausreizen der technologischen Möglichkeiten von KI. Wenn man also KI über Roboter hinaus erwartet, wird man hier leider entäuscht.Es gibt ein paar Ausnahmen, wie das flinke Kopieren eines Menschen oder das Heranwachsen von Alphie, aber weiter traut sich die Geschichte dann nicht. Das ist etwas schade, aber kein Beinbruch. Den mit dieser Limitation erzählt der eine sehr kohärente und spannende Geschichte.
Der Kern der Geschichte ist dann nämlich sehr menschlich. Es geht um Angst, Wut, Unterdrückung, Selbstopferung und den Kampf um das Gerechte. Und zwar von beiden Seiten des Spektrums. Und das macht dann den Konflikt zwischen denen so spannend, bei dem zwar schon auf fast überzogene Art und Weise der Unterschied zwischen Gut und Böse aufgezeigt wird, aber sie sich in ihren eigenen Motivationen inhärent stimmig sind. Und der Kampf David gegen Goliath zieht einfach immer. Und der Symbolismus des Kindes, als neuer evolutionärer Schritt, klappt dann auch. Genauso wie die Beziehung, die unser Protagonist mit dem Kind formt. Auch wenn das Kind nicht seins ist, hat es sich doch die Rolle des Vaters gegeben, der bereit ist, sich für das Wohl des Kindes zu opfern.
Die Struktur des Filmes hätte etwas besser sein können. Auch wenn das Pacing durch und durch gut ist, fühlt sich der Angriff auf den Todesbringer im All etwas komisch im Vergleich zum restlichen Film an. Vor allem, als er Alphie einfach komplett auf sich alleine gestellt los schickt. Man hat etwas das Gefühl, dass man noch eine Stunde Film dazwischen rausgeschnitten hat, die das ganze etwas glaubhafter gemacht hätte. Genauso das kleine Happy End, das zwar irgendwie Sinn ergibt und auch gut zieht, aber dann doch zu konstruiert wirkt. Aber auch das ist kein Armbruch. Ich denke, die größte Diskrepanz könnte dadurch entstehen, dass man zu hohe Erwartungen an den Film und die Erzählung hat. Denn auch wenn Gareth Edwards auf darstellerische Art und Weise voll überzeugt, hinkt das Storytelling immer noch etwas hinterher. Aber wenn das einen nicht stört, kann man mit dem Film richtig viel Spaß haben. Vor allem wenn man einen großen Bildschirm und ein gutes Soundsystem hat.
Ich bin schon seit frühester Kindheit von Japan fasziniert, was sich im Verlauf meines Lebens immer weiter entwickelt hatte, sodass dann auch bald klar wurde, das ich Japanologie studieren möchte. Und auch wenn das Studium jetzt schon eine Weile zurückliegt und Japan meine Gedanken nicht mehr so dominiert, freut es mich immer wieder, wenn etwas Ausgezeichnetes aus dem Land der aufsteigenden Sonne erscheint. So ist die neue Interpretation von James Clavell semi Historischen Roman “Shogun” nicht an mir vorbeigegangen, wie könnte es auch, mit so einer aggressiven Werbestrategie. Ich habe das Buch nie gelesen und von der Serie aus den 80ern nur ein paar Folgen gesehen. Aber was auch immer ich am Anfang erwartet hatte, wurde schon von der ersten Folge ab überflügelt.
Shogun erzählt eine leicht Fiktionalisierung der wahren Ereignisse von 1600 in Japan, als ein britischer Pilot in Japan zufälligerweise zu einem der größten Wendepunkte in Japans Geschichte strandet und zufällig ein wichtiger Teil davon wird. Um einen kurzen Kontext zu bieten, den die Serie nicht gibt (dazu mehr später). Es gab den Tenno, jemand der von der Sonnengöttin Amaterasu abstammt und somit ein Göttliches Recht auf das Land hat, und die Daimyo, großlandsherren, die mit ihrem Clans expandieren möchten. Das führte zu vielen Kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich über hunderte von Jahre gezogen haben. Mit der Ankunft der Portugiesen wurde der Konflikt immer weiter zugespitzt, das dann, als Zeit der Streitenden Reiche (Sengoku), Einzug in die Geschichtsbücher nahm. Wir befinden uns am Ende dieser langen Konflikte, bei den ein paar Daimyo am Ende die Kontrolle übernommen haben. Nobunaga Oda, Hideyoshi Toyotomi und Tokugawa Ieyasu (auf dem Toranaga Yoshi aufgebaut ist), sind die große Land einiger. Oda Nobunaga hat die Macht an Hideyoshi weitergegeben, dessen Nachfahre nun der kleine Junge ist, der, sobald er alt genug ist, die Macht übernehmen soll. Ein Konflikt, der sein Ende in der Schlacht von Sekigahara nehmen wird. Die Zeit, die danach folgt, ist eine der interessantesten in der japanischen Geschichte. Mit dem Sakoku wird das Land von dem Rest der Welt abgeschnitten, nur mit minimalem Kontakt zu den Niederländern. Eine nie zuvor gesehen Friedenszeit lässt die japanische Kultur weit über sich hinauswachsen und legt den Baustein für alles was man auch heute noch an Japan liebt. Eine Zeit, die über zweihundert Jahre dauerte und dann erst gewaltsam von den schwarzen Schiffen gebrochen wurde, die dann die Meiji Restauration einläutete.
Man braucht das Wissen nicht um die Serie zu verstehen, oder zu genießen, aber es macht die Gravitas noch so viel stärker. Es ergibt auch Sinn das man all das nicht weiß, da man ja in den selben Schuhen wie der Anjin steckt. Ein Fremder in einer befremdlichen Welt mit strengen Regeln und wahnwitzigen Moral- und Philosophischen Vorstellungen. Zwar sehen wir mehr als der Anjin, aber dennoch bleibt die Welt etwas unzugänglich. Und das ist ein Aspekt, der mir besonders gut gefällt. Vielleicht ist es nur ein cope um ein Studium zu rechtfertigen, aber die Serie steckt voller Details, die man beim ersten mal verpassen kann. Zum Beispiel als Toranaga lernen möchte, wie man von einem Schiff springt, am Ende seiner Flucht. Er ist komplett in weiss gekleidet, was in Japan die Farbe des Todes ist. Er war von Anfang an bereit zu sterben, falls etwas schief gehen würde, und nun springt dieser Rentner voller Freude in das kalte Meer. Und darauf wird nie tiefer eingegangen, warum auch? Es ist an sich klar, das er diese überzeugung hat, aber es dann so zu sehen, ist dann schon was besonderes. Es ist auch schön wie die japanischen, künstlerische Ausdrücke genutzt werden, um mehr über die Charaktere und die Gesellschaft zu erfahren. Ob es ein Haiku Poetry-Slam, eine Teezeremonie, ein Noh-Theater-Vorstellung oder einfache Verbeugung ist. Diese intrinsisch japanisch und auch etwas befremdlichen Aspekte werden fantastisch in die Geschichte und Inszenierung verwoben. Japan ist heute noch in ein engmaschiges Korsett verschnürt, was damals noch viel krasser war und durch die stringide und absolute Hierarchie auch mit absoluter Ernsthaftigkeit hingenommen wird. So muss ein Mann sich und sein neugeboren Töten, weil er einmal unhöflich aufgefallen ist. Ein sinnloser und grausamer Akt, der aber in dem Codex der damaligen Welt Sinn ergibt. Etwas womit der Anjin immer wieder zu kämpfen hat, da die Regeln von außen nur bizarr wirken. Etwas, woran er auch arbeitet und lernt, vor allem toll dargestellt, als er endlich wieder zu seinen Männern findet, und merkt, dass er nicht mehr derselbe Typ ist, der damals angespült wurde. Und das greift nochmal ein Aspekt auf, den ich sehr an der Serie genieße. Sie nimmt ihre Zuschauer ernst und verlangt einiges von ihnen ab. Wenn man mal nicht aufpasst, können wichtige Details verloren gehen, ohne dass man es merkt. Die Charaktere, die Intrigen, politischen wie auch militärischen Züge, und die Konsequenzen daraus liegen hier nicht auf einen planaren Fläche. Es ist ein vielschichtiges Gebilde, das aus eigenen Motivationen und Loyalitäten besteht, in dem unzählige Faktoren mitspielen, die manchmal gar nicht explizit eingeführt wurden. Das heißt nicht, dass die Serie nicht funktioniert, wenn man nicht ständig aufpasst, aber wenn man sich der Serie hingibt, wird man dafür reich entlohnt.
Als Japanologe bin ich immer noch komplett überwältigt von der Serie. Auch wenn es natürlich auch eine etwas romantisierende Darstellung von Japan um 1600 ist, besticht die Serie doch durch einen sehr geerdeten Ton. Die Sets, Kostüme und Maske wirken alle sehr bodenständig und habe ich auch so in Japan und Ausstellungen gesehen. Statt vorbeifliegenden Kirschblüten im gleißenden Licht der Sonne, weht hier eher ein harscher Wind über die Wälder, Dörfer und Städte Japans. Das ist auch einer der wenige Kritikpunkte die ich an der Serie habe, den obwohl die Sets allesamt großartig aussehen und sie gerade bei den Kostümen sich oftmals selbst übertroffen haben, hat alles einen sehr eintönigen Farbton, der vor allem aus dunklen Blau besticht. Aber selbst als es mich etwas gestört hat, kam die nächste Szene und meine Sorgen waren wieder weggeblasen. Das Schöne an der Serie ist, dass man wirklich in jeder Folge einen unfassbare Detailverliebtheit und einen tiefen Respekt von der japanischen Kultur sieht. Es ist auch toll, dass zu 90% der Show japanisch gesprochen wird, was nicht nur ein gutes Feeling von Authentizität gibt, sondern auch die Gespräche via Übersetzer so unfassbar spannend macht. Und wenn das fehlt, dann merkt man das auch schmerzhaft. Was auch ein Zeichen dafür ist, wie brillant die Serie geschrieben und wie das Medium der Serie genutzt wird, um so eine gute implizite Basis zu zeigen. Die Dialoge sind brillant und vielschichtig geschrieben, sodass jede Szene und manchmal auch jede Geste eine gewisse Wichtigkeit hat. Die Kamera ist auch immer mehr als nur der Vermittler von Bildern. Nicht nur das, was gesagt wird, ist so wichtig, sondern auch das, was uns gezeigt wird. Von der Inszenierung im Frame wie auch außerhalb von dem, bei dem das nicht gezeigte teilweise die größte Gravitas hat. Auch z.B. die Schwertkämpfe sind dabei so brillant und klar inszeniert, dass es kein ewiges Klirren von Klinge an Klinge gibt, sondern ein Kampf mit einem geschickten Schlag sofort entschieden ist. So eine detailverliebte Sorgfalt sieht man selten und macht diese Serie zu mehr als nur der Summe seiner Teile.
Aber ohne gute Schauspieler, kann auch so ein Projekt im Mittelmaß versinken. Aber zum Glück brilliert die Serie auch hier. Auch wenn sich unser Anjin am Anfang erst mal anfühlt wie “Wir haben Tom Hardy at home”, entwickelt er sich doch prächtig und bringt die Rolle des barschen und dickköpfigen Fremdling sehr gut rüber. Wenn er eine Ehrung von Toranaga bekommt, wofür viele Landsleute sich ein Bein ausreißen würden, sieht er das nur als nerviges Hindernis um so schnell wie möglich auf sein Schiff zurückzukommen um den Portugiesen den gar aus zu machen. Trotz seiner Starrköpfigkeit und teilweise ekel von der Kultur, lernt er doch langsam aber sicher nicht nur die gepflogenheiten der Japaner, sondern auch den Lebens Philosophischen Kern dahinter. Etwas das am Anfang toll dargestellt wird, zwischen dem verzweifelten Selbstmord des Kapitäns und Yabushige, der den Freitod als ausdrück der Stärke und Überzeugung sieht. Auch als er seine alten Kollegen wieder trifft, merkt man schnell wer sich entwickelt hat und wer in einem verbitterten Loch zurück geblieben ist. So ist es dann auch schön, wenn er sein eigenes Glück schmieden möchte, und sich aktiv einsetzt. Und natürlich in der starken Beziehung zu Mariko, nicht nur als Übersetzerin, sondern vor allem als Anvertraute. So merkt man auch den Verlust am stärksten mit ihm, bei dem plötzlich ein integraler Bestandteil für ihn und die Geschichte fehlt, und durch diese Loch der größte Schmerz entsteht. Ich mochte auch sehr die letzte Folge, die damit beginnt, das er alt und krank in einem Bett liegt und von zwei seiner Nachfahren nach den Barbaren im Osten gefragt wird, während er die Kette von Mariko fest in der Hand hält. Das hat mich am Anfang verwundert, weil ich um das wahre schicksal des Piloten wusste. Aber das es nur eine Vorstellung war, wird spätestens klar, wenn er die Kette ins Wasser fallen lässt und sich von dieser möglichen zukunft verabschiedet. Interessant ist das dann auch in der selben Folge Toranagas Plan erzählt wird, in den selben unklaren Linien, bei den es jederzeit passieren kann, das Motivation und Ziele sich durch alles mögliche aus der Bahn geworfen werden kann.
Die Lords und Main Player der Serie sind auch allesamt großartig besetzt und bestechen aus eigenen Motivationen, die sie in dieser tumulten Zeit umsetzen möchten. Nehmen wir Kashigi Yabushige, der Daimyo einer eigenen Provinz, der seine Loyalität zu Toranaga geschworen hat. Inmitten von Blutsversprechen und gedrohten Endgültigkeiten, steht er als Opportunist immer wieder auf verschiedenen Seiten. Er ist auch einer der wenige japanischen Charaktere die es sich herausnehmen, auf die meisten Höflichkeitsfloskeln zu verzichten. Seine Wieselhafte Art und Weise ist super unterhaltsam anzuschauen, was vor allem an Asano Tadanobu liegt. Man hat das Gefühl das er auf etwas reduzierte Art und Weise, und natürlich neu kontextualisiert, einen sehr ähnlich charakter wie in Ichi the Killer spielt. Und spätestens seit Battlestar Galactica und Gaius Baltar, habe ich ein Herz für ungeschickter Pläne Schmied und Opportunisten. Und sein Neffe ist dabei auch nicht schlecht. Seine Domäne ist sehr klein, aber hat plötzlich starken Strategischen Wert. Und auch er hat kein Problem, nach den besten Weg für sich allein zu suchen. Aber im vergleich zu seinem Onkel hat er dieselbe dringliche Energie wie der Sohn von Toranaga. Nur das er eben nicht so blauäugig ist wie der von privilegien geformte Prinz. Der selbst für die abgehobene Welt der Lords in einer noch ganz anderen Sphäre lebt und in seiner jugendlichen Arroganz von niemanden gestoppt wird.
Sein Vater dagegen ist ein legendärer Mann, der seinem Ruf gerecht wird. In jeder Szene bringt er eine unübersehbare Präsenz mit sich, die wirklich alles einnehmen zu scheint. Die Rolle ist schon sehr stark geschrieben, aber erst durch Sanada Hiroyuki wächst sie zu der übermenschlichen Größe heran. Er gehört für mich schon seit einer Weile zu den besten japanischen Schauspielern und ich bin sehr froh, dass er hier abermals sein Talent zur Schau stellen konnte. Denn er schafft es nicht nur zu einem Giganten heranzuwachsen, auch in den kleinen privaten Momenten, oder Gefühle der Schwäche, zeigt er gleichzeitig eine tiefe Menschlichkeit und etwas, das diese transzendiert. Man versteht, warum dieser Mann so wichtig war, und warum so viele bereit waren, für seine Ideale der Zukunft ihr Leben zu geben. Wenn man die wahre Geschichte dahinter kennt, kann man seine Rolle in der Formung von Japan gar nicht genug hervorheben. Das hat die Folgen auch so schwer gemacht, als alles aussichtslos aussah. Denn es geht nicht darum, einen perfekten Plan zu schmieden, der dann reibungslos abläuft. Es geht darum, agil zu sein und sich den Umständen anzupassen. So bleibt vieles von seinen Plänen unausgesprochen oder auch unklar, aber die Ergebnisse sprechen dann für sich.
Seine Gegenspieler sind dabei auch sehr klar gezeichnet. Von Rat der ihm zu tode vorurteilen möchte, den interessen der einzelnen Mitglieder, der Portugiesen und allen anderen möglichen Interessengruppen. Kazunari Ishida ist dabei der Drahtzieher dieses coupes. Ein Bürokrat, der gierig nach Macht greift und für sich und diese andere Interessengruppe freie Fahrt geleiten möchte. Unter den Schleier von Recht und Gesetz und dem Biegen desselben. Das Ganze entwickelt eine ganz neue Dynamik, als die Mutter des Thronfolgers in Osaka ankommt. Ich war von Nikaido Fumi schon in “Why Don’t You Play in Hell” und “Himizu” begeistert, und sie hat abermals eine grandiose Performance abgeliefert. Unter der Hülle ihres Zustands und Status, nimmt sie alsbald die Zügel in die Hand, um das Momentum zu nutzen, eine persönliche Rache auszuführen. Plötzlich fühlen sich die frühen Herrscher machtlos und gefangen. Im Allgemeinen strotz Shogun nur so von starken Frauencharaktere. Auch wenn Frauen teilweise mehr Macht in der japanischen Gesellschaft hatten, als man vielleicht annehmen möchte, geschah das auch damals eher durch die Blume und hinter vorgehaltener Hand. Und alle Frauencharaktere bringen diese Energie mit sich. Ein gutes Beispiel ist Fuji Usami. Von Anfang an wird sie nur von den Ereignissen gebeutelt. Sie verliert an einem Tag ihren Mann und ihren Sohn, für eine kleinigkeit die wirklich nicht so eine Strafe nach sich ziehen sollte. Dann wird sie auch noch gezwungen dem fremden Barbaren, ein Symbolbild von dem Chaos das ihrer Familie viel gekostet hat, beizustehen. Doch wenn es Hart auf Hart kommt, weiß auch sie sich zu behaupten, was nicht nur mich, sondern auch Anjin sichtlich beeindruckt hat. Ein weiteres gutes Beispiel sind Kiri no Kata und Gin. Zwei Frauen die nicht aus reichem Haus kommen, die keinerlei Titel haben (bis auf No Kata, was so viel wie Dame heißt) und sich dennoch in dieser gefährlichen Welt behauptet haben. Und da finde ich die beiden auch so interessant, denn das Viertel, das Gin in Edo gründen wird, ist der Grundstein für alles, was wir über Geishas wissen. Natürlich gibt es das Konzept schon länger, aber wir sind quasi live dabei, wie die moderne Hochzeit dieser Kunstform geformt wird.
Und natürlich darf man Mariko nicht vergessen. Eine Frau mit einer tragischen Geschichte, der das Schicksal oftmals miese Karte zugeschoben hat. Die für ihre Schande und Familie am liebsten sterben möchte, aber aus Loyalität und Trotz jeden Tag wieder aufsteht. Sie ist ein essentielles Bindeglied, die mit ihrer Vergangenheit, als Christin die portugisisch spricht, Toranaga treu ergeben, wird sie schnell viel mehr als nur eine einfache Übersetzerin. Von einer akribisch erarbeitete Routine, zur überwältigenden Machtlosigkeit, bis zur Erkenntnis und perfekten Ausfüllen einer Rolle, die jegliche Erwartungen sprengt. Sawai Anna macht einen wirklich fantastischen Job, mit einer festsitzenden Maske, mit unendlich brodelnden Potential. Sie zeigt so viel nur durch ihre Mimik und Körpersprache. Wenn sie jemanden begleitet und in kleinen schritten gefühlt neben einem schwebt, verstärkt es nur das magische Gefühl, das in der Welt von Shogun aufgebaut. Und ihr Tod ist auch einer der härtesten Schläge in der Serie. Sie war eine ständige Begleiterin, ob sie im Rampenlicht stand oder auch nicht, und die plötzlich erdrückende Stille oder das Vakuum das dabei zurück bleibt, treffen einen so viel härter, als man es erwartet.
An der Serie ist kein Fett. Alles was geschieht, alles was angesprochen wird, hat einen tieferen Sinn, der sich manchmal auch über mehrere Ebenen erstreckt. Durch das auf Höflichkeit und Hierarchie vernarrte Korsett, lässt die ganze Serie auf eine überraschend organische Art und Weise klassisch Shakespearean wirken. Nur dass es nicht Shakespearean ist, um Shakespearean zu sein, sondern dass dieses Spiel ein wichtiger Aspekt der Gesellschaft und der Umgang miteinander ist. Das Spiel ist so wie das Spiel ist, weil es so verlangt wird, und statt das man nur Hamlet oder so sieht, steckt eben noch etwas tieferes hinter der Fassade. Es baut in einem auch eine gewisse Erwartung eines Masterplans auf, der andauernd verfolgt wird und dann fast fatalistisch am Ende aufgeht. Aber so ist es nicht. Pläne werden von plötzlichen Katastrophen durchkreuzt. Man kann alles richtig machen, aber doch verlieren. Die stärke eines großen Strategen liegt nicht daran immer die perfekte Strategie zur Hand zu haben, sondern auch agil und effizent mit plötzlichen Sand im Getrieben agieren muss. So hat man diese Welt, die so gerne Schwarz und Weiss sein möchte, aber dann teilweise doch im Grau enden. Nichts ist für immer festgeschrieben, und man merkt mehr als einmal, das eine kleine Veränderung plötzlich massive auswirkungen hat. Und man als Zuschauer, so wie auch die Akteure der Serie, sich dem immer wieder anpassen müssen, um am Ende zu Überleben.
Shogun ist eine Serie die wirklich jegliche Maßstäbe sprengt. Von den Sets, zu den Kostümen, den Schauspielern, der Musik, dem Drehbuch und der Kamera bietet Shogun ein Erlebnis vom Allerfeinsten. Hat man vielleicht zuvor noch Game of Thrones oder Breaking Bad als ein Standard der Drama-Serie gesehen, setzt sich von meiner Seite aus Shogun ohne große Anstrengung auf diesen Thron.
Late Night with the Devil war ein richtig erfrischender Horrorfilm, der mich auf mehrere Ebenen begeistert hat. Wenn ihr Interesse an Horror oder interessante Konzepte in Filmen habt, dann empfehle ich euch einfach den Film anzuschauen.
Ich mag David Dastmalchian. Er hat ein besonderes Gesicht und wird meistens dann auch für interessante und sonderbare Rollen gecastet. Hier zeigt er sich von einer ganz anderen Seite. Eine Seite, die ich vorher noch nie in ihm gesehen habe. Aber es beweist einfach nur, wie gut er ist, dass er den verstörten Polkadot-Man genauso gut spielen kann, wie den charismatischen TV-Host. Man bekommt am Anfang eine nette kleine Einführung in das Leben und die Karriere unseres Protagonisten Jack Delroy. Von den kleinen Anfängen, zu immer größeren Erfolgen, die ihn aber niemals in den Olymp der Late Night geführt haben. Nachdem seine Frau verstarb, stürzte er sich wieder in die Arbeit und versuchte mit allen Mitteln an der schwindenden Relevanz anzuknüpfen. Was wir hier sehen, ist die letzte Aufnahme der Show, inklusive der noch nie zuvor veröffentlichten Aufnahmen während den Werbeaufnahmen.
Und genau so fühlt sich der Film auch an. Das Feeling der TV-Shows der 70er wird großartig eingefangen. Es strahlt das Chaos und den Charme einer Live Sendung aus, die durch die schwarz weiß Aufnahmen in den Werbepausen nicht gebrochen werden. So entwickelt sich ein wirklich tolles Gefühl für die Zeitlichkeit und damit einer Authentizität der Aufnahme. Mit den Sets, den Klamotten und den übergang grafiken, vergisst man irgendwann, dass man eigentlich einen Film anschaut. Als ob man bei YouTube in eine Algorithmusbubble gefallen ist und nun einfach die nächsten Tage Shows aus der Zeit anschaut und das eines der Videos ist. Das macht dann das Spiel zwischen Wahrnehmung und Aufnahme so interessant. Die Massenhypnose Szene ist ein Geniestreich, bei der man sich dann insgeheim doch fragt, ob man die Szene auch hätte anders sehen können. Und diese Mischung aus Authentizität und dem plötzlich unreliable Narrator, kommt am Ende nochmal richtig stark raus.
Dabei war ich mir am Ende gar nicht sicher, was genau stattgefunden hat. Und dabei gehe ich über die Halluzinationen und das bestätigen seiner vagen Hintergrundgeschichte hinaus. Es ist schon sehr bezeichnend, dass all die alptraumhaften Szenen genau die sind, die auch in der kleinen Prelude waren. Es ist wie eine kleine versteckte Narrative, die sich hinter dem Rest versteckt. Ist das, was wir sehen, was mit Jack passiert, wirklich so, oder ist es wieder eine eigene Interpretation. Wir können uns Jack in keinen anderen Situationen auf der Bühne vorstellen, weil unser referenzrahmen nur so weit reicht. Hätte man am Anfang vielleicht andere Beispiele gezeigt bekommen, wären diese in den alptraumhaften absturz hervor gequollen. Und es ist schön, dass man den Film mit beiden Interpretationen sehen kann.
Handwerklich ist der Film großartig. Von der Kamera, zum Sound, zu den Kostümen und Special Effects, bekommt man hier etwas absolut fantastisches Geboten. Man verliert sich richtig in den Bildern und der Geschichte. Das wird natürlich noch durch die großartigen Schauspielerischen Leistungen verstärkt. David Dastmalchian spielt Jack Delroy mit so viel Panach und charm. Der Mentalist, die Parapsychologin, das verstörte Kind, der trottelige Assistent und auch der Amazing Randi Ersatz als Carmichael sind einfach brillant. Sie bringen alle ihre Rolle mit einem sehr schönen Maß an überspitzheit rüber. Es ist auch schön, wie das langsame Erscheinen des titelgebenden Gastes richtig ausgekostet wird und erstmal auch gerne angedeutet wird, bis es sich dann im Finale brutal entlädt. Das Drehbuch ist einfach richtig gut geschrieben und jeder einzelne bringt seine Figur fantastisch zum Leben. Auch die Inszenierung ist toll gelungen, von dem Wechsel der TV-Persönlichkeit zu der Person dahinter. Ich mochte auch das Spiel mit der Aspect Ratio, die die während der aufnahmen für die Show schön eingekastet ist und sich dann in den hintergrundaufnahmen und manch anderen szenen ausweitet.
Late Night with the Devil ist ein herausragender Horrorfilm, der nicht nur versteht, eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern diese geschickt in das Korsett einer 70er Late Night Show einzubinden, die das Gefühl des Horrors sogar noch verstärkt. Ein Kleinod, das man als Horrorfan nicht verpassen sollte.
The Holdovers ist ein richtig schönes Kleinod, mit einer lieblichen, verspielten und herzlichen Atmosphäre. Eine Geschichte, die an sich nichts besonderes ist. Ich glaube jeder hatte schon mal zwei Wochen in seinem Leben, wo man sich außerhalb seiner Komfortzone aufhalten musste, und dabei so einiges über sich und die Welt lernte. Der kleine Rahmen macht die Geschichte so Nahbar und Nachvollziehbar. Für die meisten sind diese zwei Wochen gekommen und gegangen, aber für die, die diese Tage in der Schule verbracht haben, hat sich so einiges Unvergessliches abgespielt. Aber der Film ist auch außerhalb der Geschichte ein richtig schönes Werk. Die Kamera, Kostüme, authentische Drehorte, Schnitt und Musik machen den Film so charmant. Die Musik setzt sich aus vielen damalig zeitgenössischen Künstlern und ein paar fantastischen Stücken von Mark Orton zusammen. Die Stimmung, die dabei aufgebaut wird, passt zu den sanften Brauntönen, in denen die Welt damals scheinbar getaucht war. Alles fühlt sich wie aus der Zeit gehoben an, ohne dabei verklärt zu wirken. Wer also auf eine kräftige Prise verschönerte Nostalgie hofft, der wird wahrscheinlich enttäuscht. Die ganze Bildsprache wirkt einfach sehr geerdet. Schauspielerisch ist der Film ebenfalls stark. Alle Nebenrollen werden toll ausgeführt, von dem traurigen Koreanischen Kid, zu dem Rektor der Schule und dem verstörten Vater. Die Protagonisten, gespielt von Paul Giamatti, Dominic Sessa und Da’vin Joy Randolph machen ihren Job großartig, und rühren einem auch immer wieder zu Tränen. Denn das Drehbuch setzt allem nochmal die Krone auf, mit schönen, kleinen Szenarien, tiefgründigen Dialogen und der tollen Inszenierung der Charaktere und ihren Beziehungen zueinander.
Paul Hunham, ist ein Mann der seinen Job nicht nur macht, sondern dafür lebt! Man spürt seine Verehrung für die alten Kulturen. Soweit das er sein ganzes Leben nach den Philosophien von damals richtet. Sein Beruf als Lehrer nimmt auch sehr ernst, mit der klaren Intention, die Welt durch Wissen und sieben der zukünftigen Elite zu einem besseren Ort zu machen. Er ist ein Lehrer von Herzen, das leider über die Jahre erkaltet und erstarrt ist. Durch ein immer tieferes einnisten in die Geschehnisse der Vergangenheit und dem vollkommen desinteresse an der Gegenwart, führen zu einer massiven Stagnation und Misstrauen in alles neue. Und auch wenn man am anfang schon viel über ihn lernt, gibt es doch im Verlauf des Filmes immer wieder neue und frische Erkenntnisse. Vom Rauswurf aus Harvard bis zu seiner Liebe zu dem Direktor der Schule in seiner Kindheit. Etwas steckt tief in ihm drin, und er traut sich nicht, dies freizulassen. Aber vielleicht ist es am Ende doch nur ein Stock der zu tief im After steckte. Es ist spaßig, ihm dabei zuzusehen, wie er all diese alten Philosophien im Kopf hat, und sich deshalb als Versteher der Menschheit versteht und dann an einfachsten Social Cues scheitert. Er ist in etwa wie jemand, der absolut alles über ein Fahrrad weiß: wie es aufgebaut ist, wie es technisch funktioniert, aus welchen Materialien die verschiedenen Bauteile bestehen, und was es sonst noch zu wissen gibt. Aber er saß nie auf einem Fahrrad, und wenn er das mal tut, wird er erst einmal umfallen. Das ist der Unterschied zwischen Wissen und intrinsischem Wissen. Aber auch er lernt einiges über sich, und bekommt am Ende sogar eine Chance, die er sich selbst nie geben wollte. Heraus aus dem kleinen Teich, hinein in das Meer.
Angus ist ein arroganter Teen, der nicht umsonst als Unruhestifter bekannt ist. Er will eigentlich nichts mehr als endlich weg von dieser Schule, doch als seine Urlaubspläne jäh unterbrochen werden, wird er, statt sich in der Sonne auf St. Helene zu laben, innerlich wie auch äußerlichen kalten Institution verbleiben. Das ganze wird noch schlimmer, wenn alle anderen Kids in die Berge flüchten. Aus Verzweiflung pusht er so weit er kann, bis einer weint, was in diesem Fall er selbst war. Doch der Unfall lässt die zwei unfreiwilligen Freiwilligen immer näher kommen. Sodass auch Mister Hunham irgendwann mal verstehen muss, dass trotz all den Privilegien mit der Angus groß geworden ist, kann man genau so wie jeder andere an Problemen zerschellen. Hinter den Unruhestiftern steckt kein blinder Zerstörungswut, geboren aus der Moderne. Nein, es ist ein verletztes Tier, das nicht weiß was es tun soll, und dann eben aus der verzweiflung austeilen. Er strengt sich an, gute Noten nach Hause zu bringen, um zumindest den ihm zugeteilten Auftrag der Bildung gut zu erfüllen. Aber das reicht einfach nicht. Noch schlimmer wird es bei dem Treffen mit dem Vater. Paranoide Schizophrenie ist schon schlimm genug, aber zusammen mit früher Demenz, zerfällt der Mensch, den man sein ganzes Leben kannte, noch viel rapider und grausiger. Etwas, das ihn verstört und traurig zurücklässt, aber immerhin nicht alleine. Mr. Hunham setzt sich dann für ihn ein, gibt ihm den Mut, das Ruder nochmal rumzureißen. Vor allem, weil eine Militärakademie in diesen Zeiten schon fast einem Todesurteil gleich kommt.
Mary Lamb ist wohl die tragischste Figur in dem Film. Sie hat ihr ganzes Leben für eine bessere Zukunft ihres Kindes ausgerichtet. Von allen Jobs dieser Welt arbeitete sie in Barton, damit Curtis später Türen offen stehen. Aber die Welt ist ungerecht, und er hat trotz all der Anstrengung und der guten Noten nicht auf ein College geschafft. Amerika gibt einem doch die möglichkeit dennoch zu studieren. Eine Möglichkeit die ihn zu den wenigen Barton Alumni macht, die im Krieg gefallen sind. Eine tragische und auch vermeidbare Geschichte, von armen Menschen, die dann mit der Waffe in der Hand in Kriege ziehen müssen, um die Interessen von anderen bis auf den letzten Blutstropfen zu verteidigen. Es gibt einen Ausweg aus der niedrigen Sozialkaste, hinauf auf ein erfolgreiches Leben. Dass das natürlich nicht so ist, weiß man ja. Vor allem in den USA zur Zeit des Vietnamkrieges. Ein Veteran war nur ein Soldat, der ausgedient hat. So kann es auch sein, dass man den Krieg überlebt, aber für immer beschädigt nach Hause kommt und auf keine Hilfe hoffen kann. Diese Wunde sitzt immer noch sehr tief in ihr, eine Verzweiflung, die sich dann, trotz allen Schutzschilden, immer wieder herausbricht. Über den ganzen Film strahlt Mary eine weise aber erdrückend traurige Stimmung aus. Momente wie am Ende der Party oder als sie bei ihrer Schwester ankam, haben bei mir die Fluttore öffnen lassen. Schön das sie aber im Verlauf auch wieder neuen Mut schöpft. Ein neues Leben tritt bald in ihre Familie und sie freut sich darauf das ganze auch nochmal zu machen, damit es jemand anderes, besser im Leben hat.
The Holdovers ist ein wirklich schöner kleiner Film, der zurecht so viele positive Stimmen auf sich gezogen hat. Ein Film, der so viel Herz und Zärtlichkeit hat und eine schöne menschliche Geschichte erzählt, die sicherlich jeden irgendwie anspricht.
Appendage wirkt für mich wie ein Studentenfilm. Das soll gar nicht abwertend wirken. Ich mag Studentenfilme, da dort große Ambitionen und Experimentierfreudigkeit auf fehlende Erfahrung treffen. Das Ergebnis ist meistens ein, zumindest auf filmischer Ebene, interessanter Film, der gerne mal am Ziel vorbei schießt. Denn auch wenn sie gerade an der Kamera und im Schnitt coole Experimente ausprobieren, wird der Film durch ein schlechtes Drehbuch, Schauspieler und Direktion heruntergezogen.
Die Geschichte ist nicht allzu komplex. Man hat unsere Protagonistin, die bei großem Stress, Schmerzen in ihrem Muttermal spürt. Als sie eines Tages in ihrem Design-Job zu weit getrieben wird, entwickelt sich aus der Hautverfärbung ein Anhängsel, das sich plötzlich selbstständig macht. Das Wesen kann sich nicht nur bewegen, sondern vor allem auch sprechen. Es ist ein Fleischgewordener Aspekt des menschlichen Daseins, das wirklich jeder kennt. Die Stimme in einem drin, die einem sagt, dass man nicht gut genug ist, die alten Fehler immer wieder durchgekaut. Und ich habe gedacht, dass dies die Richtung ist, in die der Film gehen möchte. Dass eine Psychose der Protagonistin dafür genutzt wird, um mit einem ganz alltäglichen und jedem bekannten Problem eine abstrakte und explizite Form zu geben. Etwas flach in seinem Symbolismus, aber das passt schon.
Das wäre auch okay gewesen, wenn sie nicht mitten im Film alles für einen unnötigen Horror-Plot über den Haufen wirft. Als sie die Selbsthilfegruppe betritt, wird der Twist der kommen wird, sofort klar. Dabei wird die Stimme, die jeder kennt, plötzlich nur den Menschen mit solchen Muttermalen zugesprochen und beschränkt. Und in diesem Teil wird aus der interessanten Metapher etwas viel zu mondänes, das die ganze Struktur des Filmes unterwandert. So reagieren die Freunde von unserer Protagonistin plötzlich viel zu suspekt, als ob sie sich davor noch nicht irgendwie sonderbar verhalten hat. Ich kann die änderung nachvollziehen, als ihr das fehlende Tattoo auffällt, aber davor macht es nicht viel Sinn. Und nachdem dieser Plot abgearbeitet wurde, wird wieder ein vager Bogen zurück zur Metapher geschlagen.
Und selbst dann ist die Metapher immer noch recht platt. Man hat halt diese Stimme oder Wesen in sich drin. Und es gibt einige, die diesen Drogen entfliehen möchten, aber ein wirkliches Heilen geht erst in einer Symbiose, bei der mit genügend Zuneigung die Stimme immer leiser wird. Again, nett, aber eher platt. Des Weiteren funktioniert das ganze Konzept nicht, wenn die Anhängsel die Kontrolle übernehmen. Es gibt einem den Eindruck, dass wenn man sich voll der negativen Stimmen hergibt, man plötzlich extrem selbstbewusst wird. So funktioniert es aber natürlich nicht, was die verwaschene Geschichte eben noch viel Dünnhäutiger macht.
Es kommt noch dazu, dass der Film nicht genau weiß was er sein möchte. Psychologischer Horror? Body-Horror? Eine Satire oder Komödie? Statt beide Genres zu vereinen, wird ständig ein Spagat Akt gemacht, der auf keiner der zwei Seiten wirklich funktioniert. Aber das soll nicht heißen, dass der Film nur schlecht ist. Auch wenn vielleicht nicht alle Experimente aufgehen, ist es doch immerhin schön das sie etwas probiert haben. Und hoffentlich finden die Filmemacher beim nächsten besser den Ton und bauen auf das solide Fundament auf. Ein Aspekt wo sie keine Nachhilfe brauchen, ist der Body-Horror. Wen auch immer sie dafür ihr Team gewinnen konnten, hat ganze Arbeit geleistet. Wenn es euch nichts ausmacht, auch mal einen mittelmäßigen Film anzusehen, kann man sich Appendage gerne anschauen. Wenn man aber eh kein Fan des Genres ist und keine Zeit mit halbgaren Experimenten verschwenden möchte, dann macht lieber ein Bogen um den Film.
Erst einmal vorweg, ich bin nicht die Zielgruppe für diesen Film. Wobei ich auch während des Films mir nicht sicher war, wer die Zielgruppe sein soll. Der ganze Film ist sehr märchenhaft inszeniert, von Königreichen, Königen und Prinzessinnen, Drachen und hundert Jahre alten Flüchen. Aber er versucht gleichzeitig düster und geerdet zu sein. Vor allem im visuellen Design beißen sich diese zwei Richtungen sehr oft. So hackt Millie in der Einöde Holz in vollem Make Up und in hübschen Klamotten, die scheinbar komplett dreckabweisend sind, damit ihr Volk sich nicht im nahenden Winter erfriert. Bei dem kleinen Reitausflug mit dem Prinzen ist mir diese Diskrepanz noch einmal stark aufgefallen. Das ist an sich kein Beinbruch, stört aber den Ton durch den ganzen Film hindurch. Das ganze nimmt nochmal eine haarschere Wende nach fast 50 Minuten. Man hört verzweifelte Schreie, sieht Brandwunden und sie kämpft sich Meter um Meter in einem düsteren und engen Tunnelsystem um das nackte Überleben. Irgendwann kommt sie raus, und wenn sie das nächste Mal die Höhle betritt, ist plötzlich alles wieder ganz Märchenhaft. Das will einfach nicht so wirklich zusammenpassen.
Und auch wenn ich nichts dagegen habe, dass ein Held gewisse Widrigkeiten überwinden muss, wird es hier doch zu weit getrieben. Ich kann mir vorstellen, das Kinder, die den ersten Teil ganz magisch und toll fanden, dann plötzlich von dem Umschwung total überrumpelt werden. Für Erwachsene fühlt sich der Anfang zu kitschig und das düstere zu aufgesetzt an. Vielleicht Edgy Teenager, die gerade an den Grenzen zwischen beiden liegen. Die ein Märchen (oder in diesem Fall eine Subversion davon) wollen und gleichzeitig Edgy Szenen. Das wird auch nicht besser durch die sonderbare Struktur. So zieht sich der Märchenpart viel zu lange, sodass das Erforschen der Höhle und vor allem das Finale viel zu kurz kommt. Der dritte Akt wirkt gehetzt und wird der Geschichte nicht würdig. Es fühlt sich teilweise so an, als ob man drei Filme in einen gequetscht hat und nicht genau wusste, wie man das ganze einteilen soll.
Ich finde auch, dass Elodie die falsche Protagonistin war. Ein interessanter Charakter entwickelt sich im Verlauf einer Geschichte. Und auch wenn Elodie das tut, ist der Sprung nicht wirklich weit. Sie wird von Anfang an als extrem kompetent gezeigt und es wundert dann auch nicht, dass sie viele der Hürden gekonnt überwinden kann. Sie war auch von Anfang an nicht überzeugt von dem Heiratsplan, was den symbolischen Abwurf des Ringes dann auch flach fallen lässt. Ihre Schwester wäre eine viel bessere Wahl gewesen. Sie ist sofort begeistert von dem Königreich und auch von den Gedanken, dort zu heiraten. Wenn sie diese Widrigkeiten überstanden hätte , wäre das so viel stärker gewesen. Auch das Auseinandernehmen des Kleides und das Werfen des Ringes hätte so viel mehr Gravitas. Elodie hätte auch gerne später hinzukommen können und die beiden entkommen auf diese Art und Weise. So hätte man Elodie etwas rauer machen können und Floria als empathischer, naiver Teil, hätte dann den Drachen überzeugen können.
Der großen Twists des Films waren dann auch nicht wirklich so überraschend. Es ist schön, dass der König von damals nochmal anders Kontextualisiert wird, und auch die königliche Familie anders dasteht. Es wäre auch okay gewesen, wenn der Drache die Menschen tötet, weil sie ihr böse mitgespielt haben, da muss man nicht die Damsels auf den Kopf stellen. Auch wirkt die Freundschaft am Ende gehetzt, hat der Drache doch davor den Vater auf brutalste Art und Weise getötet. Eine verbindende Opferstellung kann man schon machen, aber das macht den Film auch nicht interessanter. Dazu kommen noch die schlechteren als die rechten Dialoge, die sich eher wie eine erste Fanfiction anfühlen, als ein Film mit so einem großen Budget.
Aber vielleicht ist das meiste Geld auch einfach in die Schauspieler und das Design geflossen. Die Schauspieler machen allesamt einen akzeptablen Job, mehr ist aus den Charakteren auch nicht rauszuhoeln. Millie Bobby Brown strengt sich wirklich an, aber auch sie kann die lahme Figur nicht retten. Was aber sehr beeindruckend war, und auch über den Film hindurch sehr gut ist, sind die Sets, Kostüme und das CGI. Als sie mit dem Schiff in das neue Königreich fahren und das erste mal ein Blick auf einen Drachen werfen können, war das wirklich beeindruckend. Auch die Architektur, die wunderschönen Klamotten, die märchenhaften Landschaften waren allesamt wirklich schön. Aber der Star ist der Drache und die wirklich atemberaubenden Bilder die sie zaubert. Eine Höhle in kompletter Dunkelheit wird durch das Einatmen des Drachens langsam erleuchtet, bis sich die Feuersbrunst auf ihre Feinde niederlässt und alles in grausames rotes Licht tränkt. Ich mochte die Art und Weise, wie der Feueratem dargestellt wurde, nicht nur Flammen, die rausschießen, sondern auch eine heiße, zähe Flüssigkeit, die sich durch den Raum frisst. Auch die Szene der brennenden Vögel war richtig großartig verstörend. In dieser Hinsicht ist der Film wirklich brilliant, leider macht das alleine kein Meisterwerk. Eine bessere Geschichte und Dialoge hätte dem Projekt richtig gut getan. Den auch wenn die Geschichte nicht revolutionär ist, kann man damit was machen. Warum es dann alles so flach sein muss, ist einfach nur schade.
Ich liebe Horror Filme! Aber mit Slashern kann ich meistens nicht so viel anfangen. Es ist ein Genre, das meistens von den eigenen Tropes eingezwängt wird und erzählerisch immer wieder das Gleiche erzählt. Konferensen erfinden dabei das Rad nicht neu, aber es bietet so ein unterhaltsames Fundament, dass man auch als nicht Slasher Fan Spaß mit dem Film haben kann.
Einer der Gründe warum das so ist, ist, dass das Konferensen sich überhaupt nicht ernst nimmt, und mit den Tropes lieber spielt, statt sie einfach nur abzuraten. Das fängt schon bei den Charakteren an. Normalerweise will ein Slasher entweder das man mit den Charakteren mitfühlt oder sie hasst. Und da bieten sich ein paar Beamte doch perfekt an. Ich habe auch das Gefühl, dass jeder jemanden kennt, der einem der Stereotypen entspricht: Der alte Mann, der keinen Fick mehr gibt. Die Frau mit dem “hippen” Haarschnitt und der Designerbrille, die sich hinter Zynismus versteckt. Die Öko-Tante, die man am besten nicht anspricht, da man sonst nicht mehr weiterkommt. Der Business Bro und sein Hypeman, die so tun, als ob ihnen die Welt gehört. Bis hin zu der Chefin, die sich in ihrem Titel und Autorität suhlt. Und dann noch die anderen, die noch so herausstechen, die tatsächlich noch irgendwie Integrität haben, aber ihre Köpfe lieber unten halten. Dazu werden auch noch viele andere Dinge auf die Schippe genommen. Wie zum Beispiel ein echter, schwedischer Werbespot, der wie überzogene rechte Propaganda wirkt. An dem kleinen Ferienort treffen Menschen aufeinander, zwischen Lügnern, widerwilligen Helden, Opportunisten und aufgeplusterten Egos.
So geht es schon lustig zu, bevor der Killer sein erstes Opfer gefunden hat, was auch nicht lange auf sich warten lässt. Hat man am Anfang noch keine Ahnung, warum der Killer das tut, baut sich doch schnell ein klares Bild ab. Hier versucht der Film einen Spagat, dass man mit dem Killer und der scheinbar (und später auch bestätigten) Ungerechtigkeit mitfühlt, aber durch das fast wahllose Draufhauen, auch die Feinheit fehlt. Es ist besonders sonderbar, dass die ersten Drei Opfer nicht wirklich viel damit zu tun hatten, außerhalb dass sie eine Chance gesehen haben, etwas aus ihrer Investition zu machen. Wenn es dann den wahren Schuldigen an den Kragen geht, genießt man einfach das Spektakel. Erst als es dann um die letzten Überlebenden geht, hat sich bei mir eine Hoffnungs- und Ziellosigkeit breit gemacht. Es gibt nichts was man gegen den Killer machen kann und die mutwillige Zerstörung hat es auch unmöglich gemacht, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Da habe ich langsam aufgehört, mit dem Film mitzufiebern. Als Amir stirbt, einer der wenigen Charaktere, die mir wirklich sympathisch waren, habe ich es einen Moment schon wieder vergessen oder einfach abgetan. Es gibt dann noch ein gewisses Happy End, das einen dann einfach nicht mehr erreicht.
Handwerklich ist der Film gut. Die Schauspieler füllen alle ihre Rolle gut aus, besonders Adam Lundgren als Jonas, war wirklich herausragend. Von einem möchtegern Patrick Bateman, der gerne alles überspielt aber innerlich an den kleinsten Hürden zerbricht. Auch die Protagonistin war ganz interessant, wie sie sich wieder in den alten Lebensraum herantastet und wieder merken muss, warum sie damals wohl krank geworden ist. Ich hätte es schön gefunden, wenn man da noch mehr drauf eingegangen wäre, aber das ist schon okay. Der Schnitt und die Kamera arbeiten toll zusammen und bringen nicht nur die Lustigen, sondern auch die gewaltsamen Bilder zum Leben. Als Slasher ist er akzeptabel, aber nicht herausragend. Man hat das Gefühl das sie das Genre irgendwie subversieren wollten, dann aber am Ende doch bei einem klassischen Vertreter des Genres geendet ist. Deswegen fühlen sich der Film teilweise auch etwas gespalten an, weil das eine nur peripher mit dem anderen zu tun hat. Aber wenn man ein Fan des Genres ist oder sich auch einfach mal wieder einem netten Slasher hingeben will, ist man mit Konferensen nicht schlecht bedient.
Ich interessiere mich überhaupt nicht für Tennis. Ich hatte mal eine Phase als ich von Mario Tennis auf dem Gameboy und N64 nicht genug bekam, aber das wars dann auch schon. Deswegen ist der Film auch lange unter meinem Radar geflogen. Aber ich bin sehr froh, dass ich es jetzt nachgeholt habe.
Der Film spielt Anfang der 70er Jahre. Eine wilde Zeit, in der Frauen sich endlich erhoben und gleiche Rechte gefordert haben. Der Sexismus des Films kommt einem heute schon fast cartoonisch vor, aber ich denke das es nicht zu fern ab vom schuß ist. Ich erinnere mich noch an die 90er, und damals war das nach wie vor Realität. Ausschlaggebend für die Geschichte ist ein viel zu geringes Preisgeld, das die offizielle Tennisvereinigung für die Frauen bereitstellt, obwohl sie genau so viele Sitze füllen wie die männlichen Konterparts. Da ist es schön, dass ihr Sprung ins Ungewisse auch gleich entlohnt wird. Aber natürlich ist alles nicht so einfach, und der eh schon steinige Weg wird durch immer wieder neue Attacken nur umso rauer. Da kann es auch mal sein das man stolpert und ins straucheln gerät. Nur das es hier nicht um eine kleinigkeit geht, sondern allem was sie dort machen, enorme wichtigkeit auferlegt wird. Es ist nicht nur ein Spiel, es ist ein Symbol um etwas zu beweisen. Das lockt natürlich auch Trolle aus ihren Villen heraus. Bobby Riggs ist ein alter Tennis Champion, der den Ruhestand und in die einhergehende Ruhe nicht ertragen kann. Er nimmt sich das Thema aus seiner Welt an, und stellt sich voll auf eine Seite. Nicht weil es ihm wirklich was bedeutet, sondern einfach nur damit er glänzen kann. Aber er spielt die Rolle des Machos wirklich gut und so wird dann nach einem symbolischen Sieg seinerseits eine Revanche gefordert, die er sich nicht nehmen lassen will. Nur hat er nicht mit Billie Jean King gerechnet, für die es eben um mehr geht, als nur Sponsoreinnahmen. Ihr ist es bewusst was dieses Spiel viel mehr ist, als nur ein Spiel. Es geht darum, ernsthaft genommen zu werden und zu beweisen das das Geschlecht, nachdem immer noch so harsch getrennt wird, kein Faktor sein muss.
Das ist die Geschichte in groben Zügen, die viel mehr ein Vehikel ist, um den Plot voranzutreiben. Die wirklich wichtigen Dinge passieren dazwischen. Den Battle of the Sexes ist viel mehr eine Charakterstudie, als ein simpler Film über ein historisches Ereignis. Obwohl der Symbolismus und der Kampf um Anerkennung immer über allem schweben, geht es doch viel mehr um das, was die Menschen dahinter bewegt und berührt. Billie Jean King ist komplett von Tennis besessen. Nichts anderes hat Raum in ihrem Leben, nicht mal ihren Mann. Doch über den Film entdeckt sie eine vergrabene Wahrheit, die sie auf eine neue Art und Weise, das Leben erleben lässt. Und die Beziehungen, die sie pflegt, sind wirklich schön erzählt. Man lernt Billie Jean, Marilyn und Larry kennen. Fühlt man erst viel Mitleid mit ihrem Mann und mit Billie Jean, da sie die akzeptable Lüge leben muss, statt ihr wahres Gesicht zu zeigen. Merkt man über den Film hinweg, dass die beiden eine ganz andere Liebe teilen, bei der vielleicht die körperlichen Aspekte gar nicht so wichtig sind. Larry ist ihr Fels in der Brandung und er ist auch bereit Himmel und Hölle für seine Frau zu bewegen. So wirken dann auch Marilyn und ihre Beziehung zu Billie Jean valide. Es ist eine andere, viel emotionale Liebe, die einerseits tiefer, aber flacher liegt als die von Larry. Aber auch Bobby wird toll inszeniert. Beim Spielen mit seinem jungen Sohn, beim Wetten mit seinen Kumpels und der tiefen Liebe, die er zu seiner Frau empfindet, die leider durch sein manisches Verhalten leidet. So merkt man auch den Schmerz in ihm, als sie ihn rausschmeißt und wie er das Loch durch Publicity und Vitamintabletten stopfen möchte. Und obwohl Bobby am Ende gegen King verloren hat, steht er mit seiner Frau an der Seite doch als Gewinner da.
Handwerklich ist der Film herausragend. Der Soundtrack besticht aus guten Titeln der Zeit und tollen, intensiven eigen Kompositionen. Die Szenen, Montagen und der Schnitt geben dem Film einen richtig tollen Drive. Die Kamera möchte ich dabei nochmal hervorheben, die es in der Totale des Tennisplatzes, oder der Nahaufnahme eines Armes immer genau die wichtigsten Aspekte einfängt. Die Szenen werden mit so einer aufgeschlossenen und zärtlichen Art und Weise inszeniert, die einem auch wirklich nah geht. Auch wenn ich so weit entfernt von der Situation von Billie Jean King bin, konnte ich doch wirklich großartig mit ihr mitfühlen, genauso auch mit Bobby, und selbst Larry. Es hilft natürlich auch, dass die Protagonistin von einer der besten Schauspielerinnen unserer Zeit gespielt wird: Emily/Emma Stone. Sie kann eine Bella Baxter und auch Whitney aus the Curse perfekt zum Leben erwecken. Und hier geht sie komplett in ihrer Rolle auf, in einem Spiel das ich bei ihr so noch nie gesehen habe und wahrscheinlich stark an den manierismen von der echten Billie Jean King inspiriert wurde. Auch Steve Carell geht hier komplett in den dauernd manischen Bobby Riggs unter, sodass man schnell vergisst dass dort die selbe Person ist, die auch Michael Scott gespielt haben soll. Wo Scott die Energie aus dem Raum gezogen hat, zieht Bobby sofort alle Blicke auf sich und lädt den Raum und die Menschen mit seiner unbändigen Energie auf. Aber auch die anderen Schauspieler leisten ausgezeichnetes und runden den Film richtig ab.
Battle of the Sexes ist ein wirklich schöner Film, der auch außerhalb des Klappentextes eine wunderschöne Erörterung über das Menschsein inszeniert. Wenn ihr von dem Film noch nichts gehört habt, aber jetzt interessiert seid, dann schaut ihn euch an. Für mich ist es ein kleines Hidden Gem, der normalerweise komplett außerhalb meines Radars liegt, aber mich komplett überzeugt hat.
Ich hab den Original Film nicht gesehen, deswegen kann ich nichts Vergleichendes dazu sagen. Aber man merkt schon sehr, dass Pelham 123 ein Film seiner Zeit ist und das auch jedem klar machen möchte. Von der Musik, zu der Kamera und vor allem am Schnitt trieft der Film nur so von den Ausdünstungen der 2000ern. Leider ist das ganze nicht charmant, sondern fühlt sich wirklich wie ein Aufguss von all den Aspekten der Bildsprache der Zeit, die man heute zurecht vergessen hat. Unmengen von Slowmotion-Aufnahmen, die das Bild verwischen lassen und alles auf 2 Frames pro Sekunde unterbricht. Statt mehr zu zeigen, wofür Slomos eigentlich da ist, sieht man noch weniger. Das wird auch nicht besser durch die schnellen Schnitte und Edgy Einstellungen, die eine gewisse Coolness rüberbringen soll, mich aber nur mit Fremdscham erfüllen. Zugegebenermaßen, reagiere ich auch sehr allergisch auf genau diese Aspekte. Am schlimmsten dabei ist das Intro, aber auch ab davon, lassen sie gerade bei den Übergängen nicht davon ab. Die Edginess des Films hat auch keinerlei Augenzwinkern. Der Film ist nicht nur “cool” geschossen, er soll auch aus “cool” wahrgenommen werden. Und hier hat der Film mich leider etwas verloren und auch immer mal wieder herausgezogen. Wenn euch diese Art der Bildsprache gefällt oder auf wohlige Nostalgie zurückwirft, kann ich das auch gut verstehen, meins war es nicht.
Die Geschichte wurde auch scheinbar etwas geupdated. Ein Post 9/11 New York ist eben etwas anderes, zynisches. Es gibt einen Nihilismus, der sich durch den Film zieht und an der aufgesetzten Coolness zerschellt. Klar ist es auch interessant, wenn der Held der Geschichte nicht perfekt ist. Nur fühlt sich nichts davon wirklich so an, wie es die Filmschaffenden wahrscheinlich erhofft haben. Auch die Aussagen des Bösewichtes, der die Schuld von sich abweist und sie dem Saat und er Stadt zuschreibt, sind einfach lahme Stammtischparolen. New York hat genügend Probleme, aber dass ein Wall Street Dude das Opfer sein soll, auch wenn nur aufgesetzt, hat hinten und vorne nicht funktioniert, und somit auch all die guten oder interessanten Punkte, die er gebracht hat, zunichtegemacht. Natürlich haben solche Institutionen große Wirkung auf die Gesellschaft, aber deswegen die eigene Schuld von sich abzustreifen und das Morden und Rauben zu relativieren funktioniert halt einfach nicht. Die Ernsthaftigkeit beißt sich dann ab Ende selbst in den Schwanz. In so einer geerdeten Welt wäre Denzel am Ende nie hinterher gerannt. Er kann noch nicht mal wirklich mit einer Waffe umgehen und er möchte sein Leben in Gefahr bringen, für was? Er ist kein Cop, der den Bösewicht die ganze Zeit schon sucht und nicht entkommen lassen möchte, der vielleicht von seinem Gerechtigkeitsgedanken so weit getrieben wird, dass er auch dafür bereit ist, andere Leute in Gefahr zu bringen. Er ist ein Bürokrat, der mit seiner Aktion vielleicht unzählige Menschen und auch seine Familie in Gefahr gebracht hat. Vor allem weil eine seiner Entwicklungen innerhalb des Filmes die nähere Beziehung zu seiner Familie ist, macht das ganze noch weniger Sinn. Auch all das Grandstanding von Ryder verpufft am Ende. Ich verstehe auch nach wie vor den Plan nicht wirklich, also nur wenn die Gangster auch wirklich bereit waren, dafür zu sterben. Luiz Guzman hat ja nicht wirklich erwartet, wieder herauszukommen, er hat dies für andere Gründe gemacht, als das Geld. Aber was haben sie sich davon erwartet? Der Twist mit dem Gold ist dann wieder ganz nett, aber auch hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Zum Beispiel, dass man ein Familienmitglied der Gangster sieht, die gerade mit der Aktion viel Geld generieren und das mögliche Opfer des Täters respektieren. Dabei ist die Geschichte an sich interessant und teilweise auch gut inszeniert. Aber all die Punkte werden dann am Ende für ein sehr mittelmäßiges Finale über den Haufen geworfen. Und leider muss man zugeben, dass es davor auch schon nicht besonders gut war. Auch wenn die Szene mit dem Polizeikonvoi recht cool inszeniert war, fragte ich mich, wie die Polizei oder Krankenwagen sonst durch New York kommen ohne sich unzählige Male zu überschlagen.
Der Kern der Geschichte ist gut und damit kann man auch was cooles machen, aber die Geschichte und Charaktere sind so unausgegoren, der Stil so aggressiv 2000er, dass die paar guten Momente im restlichen Schlonz des Filmes untergeht.