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noch nie wurde die imanigation einer hölle so greifbar in die gegenwart/vergangenheit verlegt. ungebändigte perversionen mit expliziter umsetzung. „sodom“ versucht all das, mit denen worte ein abgründiges höllenbild beschreiben wollen, irdisch in anlehnung auf den italienischen faschismus darzustellen. ein mutiger film, der trieb und unmenschlichkeit ohne dogmen, religionen und grundgesetzen inszeniert. hat eine zensur solcher filme ebenfalls faschistische züge?
Peinlich-schlechte, billig-konstruierte Dialoge mit peinlich-schlechten, billig-konstruierten Figuren. Oder wird es nach Episode 1 komplett anders?
Transit auf Platz 2 !! Dafür verzeihe ich euch euren gesamten monotonen, uninteressanten News-Content um Marvel und The Walking Dead <3
Das New Black Cinema schien in den 2000er Jahren seine beachtliche Präsenz verloren zu haben. Nun, dank Filmen wie Moonlight, Get Out, BlackKklansman oder Black Panther, ist es wiedermal auf Hochtouren. Ein weiterer Beweis dafür ist das Regiedebüt Queen & Slim von Melina Matsoukas.
Die Neuinterpretation von Thelma & Louise beschäftigt sich diesmal um die Polizeigewalt in den USA, ganz besonders gegenüber Schwarzen. Nachdem Slim sein Tinder-Date Queen am Ende des Abends nachhause fahren möchte, wird er von einem Polizisten angehalten. Schnell eskalierten die Situation und Slim erschießt den Gesetzeshüter in Notwehr. Erst dann setzt der Vorspann des Filmes ein und zeichnet an diesem Punkt bereits eine beeindruckende Intensität aus. Denn man weiß, auf welchen Plot man sich einlässt, wenn man diesen Film sieht. Und die Tötungsszene wurde auch bereits im Trailer ausführlich gezeigt. Umso faszinierender ist die unerträgliche Spannung jeder Szene, die bereits dort versichern lässt, dass der Thriller nicht nur bei der Erstsichtung funktionieren könnte.
Tatsächlich schafft der Film jene Spannung in hohen Maßen beizubehalten – und das bei einer Laufzeit von 133 Minuten. Es passiert im Grunde genommen auch nicht viel in diesem Film, außer dass die Zwei die ganze Zeit auf der Flucht sind. Doch Matsoukas, oder besser gesagt die Drehbuchautorin Lena Waithe, führt genug Diskussion, die wichtig und relevant sind, dass die vielen verschiedenen Begegnungen, die sie während ihrer Fahrt durchs Land haben, ein für sich sprechendes Kollektiv bilden. Es handelt über Einflüsse, Gegenströme, Meinungsmacher – Themen, die in Zeiten von Instagram und Twitter ein wichtiger Teil unserer Welt sind. Und dafür nimmt Queen & Slim kein Blatt vor den Mund. Ganz im Gegenteil: Er quält uns mit Realitätsparallelen, die alles andere als erträglich sind. An diesem Punkt sollte die FSK 12-Freigabe ebenso stark in Frage gestellt werden, wenn sogar ich mich persönlich noch zwei Tage später mehr mit dem Film beschäftige, als mir lieb ist.
Eine wichtige Anmerkung sei vor allem, dass sich der Film sichtlich mit der Black Cinema-Strömung identifiziert. Das verlangt vielleicht das ein oder andere Umdenken der Sehgewohnheiten mancher Zuschauer, denen die Movement-Rufe in diesem Film etwas befremdlich vorkommen könnten. Doch Queen & Slim ist schließlich ein politischer Film, je tiefer er in seine bzw. unsere Welt bohrt. Und wer sich auch nur ein wenig mit der amerikanischen Politik und Justiz auskennt, dem sei der Ernst der Lage jener zwei Protagonisten und deren aussichtslose Grundstimmung während der gesamten Laufzeit bewusst.
Einen einzigen Abstrich könne man bei der Charakterzeichnung von Slim machen. Diese wirkt etwas zu flach, besonders gegenüber von Queen. Doch zum Glück wurde die Rolle mit dem fantastischen Daniel Kaluuya besetzt, der wiedermal eine wahnsinnige Wucht fabriziert. Alles andere als zweitrangig ist in diesem Zusammenhang seine Kollegin Jodie Turner-Smith, deren Rollenname zurecht als erster im Titel steht. Eine Schande ist es, dass sie bei den diesjährigen Oscars unerwähnt bleibt. Doch nicht nur das: Der gesamte Film erhielt keine einzige Nominierung von der Oscar-Jury, womit wenigstens zu hoffen bleibt, dass er bei den Black Reel Awards abräumen wird. Bis dahin dürfen wir uns mit dem starken Soundtrack des Filmes beschäftigen, der neben seinen fantastischen Hip-Hop-, R&B- und Soul-Einlagen einen neuen Originalsong von der großartigen Lauryn Hill zum Vorschein gebracht hat.
Das Jahr hat gerade erst angefangen und einer der besten Filme des Jahres steht bereits fest. Queen & Slim ist eine zerschmetternde Wucht, die noch lange nach dem Kinobesuch hallt. Ein romantischer Knochenbrecher, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und ebenso stylisch wie ungeschönt eine große Menge an einzigartigen Szenen mit sich bringt, die entweder aufgrund ihrer Schönheit oder ihrer Grausamkeit unvergessen bleiben.
Yes, AOB !!
Nachdem Quentin Tarantinos neuster Spielfilm Once Upon a Time in Hollywood selbst am dritten Wochenende die deutschen Kinocharts regierte, müssen auch wir uns endlich zu Wort melden zu seinem polarisierenden Ausnahme-Blockbuster.
Kultregisseur Tarantino hat allerspätestens seit Kill Bill seine feste Anhängerschaft gefunden, wie sie bei aktuellen Regisseuren sonst nur mit Christopher Nolan vergleichbar ist. Doch seine Werke werden selbst unter Fans sehr unterschiedlich aufgenommen. Für mich persönlich zählen zum Beispiel Pulp Fiction und Jackie Brown zu seinen zwei mit Abstand besten Filmen, während ich einiges an Django Unchained auszusetzen habe und ich Kill Bill – Vol. 1 streckenweise anstrengend, pubertär, banal und langweilig finde. Doch sein offiziell neunter Kinofilm könnte unter den Fittichen eines Tarantinos interessanter nicht klingen (Pulp Fiction-ähnliches Werk, Hollywood der 60er Jahre, Charles Manson und Sharon Tate, DiCaprio und Brad Pitt). Und trotz dieses Potentials (oder vielleicht gerade wegen dieses Potentials) ließ Tarantino viele Erwartungen hinter sich und beschert uns stattdessen mit einer radikalen Eigensinnigkeit, die keine Rücksicht auf den Mainstream nimmt.
Gemeinsam mit dem Schauspieler Rick Dalton, seinem Stuntdouble Cliff Booth und dem Shooting Star Sharon Tate erleben wir drei Tage im Hollywood des Jahres 1969. Ein verwirrtes Hollywood, das geprägt ist von der Auflösung des klassischen Studiosystems, der Hippiebewegung und den politischen Gräueltaten des vergangenen Jahrzehnts. Inmitten diesen Zeiten des Aufruhrs versucht Rick seine Existenz als Schauspieler zu bewahren, während sein bester Freund und Kollege Cliff sich um alle Kleinigkeiten rund um Ricks Leben kümmert. In dieser Hinsicht ist Once Upon a Time in Hollywood Tarantinos ultimativer Buddymovie – mehr als Pulp Fiction und erst recht mehr als Django Unchained. Und eben von jener Freundschaft und von dem Zeitgeist dieses Jahres, den man während Tates luftigem Alltag atmet, lebt sein aktueller Film.

Viele sind enttäuscht von der mangelnden bis fehlenden Handlung des Filmes. Das mag zwar verständlich sein, doch ist Once Upon a Time in gewisser Weise nichts anderes als ein vollkommen typischer, aber linear erzählter Tarantino-Film. Demnach reiht er sich wunderbar neben den besten Hangout-Filmen aller Zeiten ein, in denen ein definierter Plot genauso unwichtig ist, wie er im wahren Leben unwahrscheinlich scheint. Stattdessen dominieren Situationskomik, 60s-Vibes und unbedeutende, doch nie uninteressante Dialoge. Und nicht nur das: Noch dominierender als alles andere ist ein gewisser Brad Pitt in dieser luftig-harten Komödie. Lange hat er sich nicht mehr einer solchen Leinwandpräsenz wie hier bedient, durch die er in geradezu jeder ikonischen Szene die Oberhand hat – sei es gegenüber Bruce Lee, auf der Spawn Ranch (mit verneigendem Texas Chainsaw Massacre-Flair) oder im dekonstruierenden Finale, welches mitsamt der Psychodelic Rock-Version von You Keep Me Hangin‘ On eines der großartigsten Momente in der Filmografie des Regisseurs darstellt.
Jene Enttäuschungen sind wohlmöglich auch dann verständlich, wenn gewisse historische Vorkenntnisse fehlen. Sind grobe Details über den damaligen Mord an der hochschwangeren Sharon Tate und drei ihrer Freunde durch vier Mason-Jünger nicht bekannt, so ist ein Gefühl der Leere während und nach dem Film überhaupt kein Wunder. Gerade weil Margot Robbie ihre Figur mit wenig Text und viel unbedeutendem Alltag darstellt, fehlt bei mangelndem Hintergrundwissen der bittere, notwendige Ton bei ihren Szenen. Doch das sei nur eine liebgemeinte Vorwarnung an alle Zuschauer, die davon betroffen sind.
Letztendlich ist Once Upon a Time in Hollywood alles andere als ein gefallenssüchtiger Tarantino, wie man es sonst des Öfteren von ihm kennt. Sein neuntes Werk ist mit Jackie Brown nicht nur sein ruhigster und erwachsenster Film, sondern auch sein sensibelster und vielleicht ehrlichster. Schließlich glaubt Tarantino so sehr an die Kraft des Kinos, dass er sich letztlich für einen zwar unerwarteten, aber vollkommen ergänzenden Schlusston entschieden hat. Das mag überraschend melancholisch und schwelgerisch sein, doch ist es vor allem zutiefst human. Und mit einer solchen, coolness-verweigernden Haltung (damit ist nicht das Finale, sondern das Ende gemeint), wie sie bereits The Hateful Eight grandioser Weise hatte, rechnet wohl niemand.

Wir sind begeistert von "Once Upon a Time in Hollywood". Tarantino hatte wiedermal sichtlich alle Zügel in seiner Hand und beschert uns mit einer radikalen Eigensinnigkeit, die sich nicht der breiten Masse beugt. Wo andere nachvollziehbare Enttäuschung empfanden, konnten wir uns so gut wie bei kaum keinem anderen Film dieses Kinojahres fallen lassen, um am Ende auf den harten Boden der Fiktion gezogen zu werden. [Inglourious Filmgeeks]
Wo finde ich den Kritikerschnitt? Bei den meisten Filmen muss ich dafür auf die Ranking-Übersicht. Und selbst dort stimmt der nie mit dem Schnitt der Kritiker-Auszüge überein.
A Star is born, die mittlerweile vierte Version des Filmstoffes, wurde von Bradley Cooper debütierend inszeniert. In den Hauptrollen sind er und Lady Gaga zu sehen. Mit acht Oscar-Nominierungen, einschließlich in der Kategorie „Bester Film“, bildet das Musikdrama einen respektablen Kandidaten in der diesjährigen Academy-Session. Doch wie oft kann man noch die gleiche Geschichte erzählen, ohne abgenutzt zu wirken?
Das besondere an A Star is born ist allen voran, dass er nichts besonderes sein möchte. Denn die Geschichte verläuft so, wie sie verlaufen muss. Keine überraschenden Twists oder brandneue Ploteinmischungen sind im Drehbuch auffindbar, an dem übrigens auch Cooper selbst mitbeteiligt war. Einerseits mag das recht ernüchternd wirken, andererseits ist es hochinteressant zu beobachten, dass die Story eines über 80 Jahre alten Filmes immer noch funktioniert. Es zeigt, wie kaltblütig die Branche immer noch sein kann, wie ausschlaggebend das Ego ist, wie abhängig Liebe machen kann und wie empfindlich jedes einzelne Leben sein kann.
Die altbekannte Geschichte, die u.a. mit The Artist vor sieben Jahren den Oscar gewonnen hat, scheint also nie an Aktualität zu verlieren. Das alleine ist jedoch noch kein Grund für einen Film. Darum ist es umso beachtlicher, dass das Musikdrama in vielerlei anderer Hinsicht funktioniert. Somit sind es die Konzertszenen, die mit ihrer technischen Umsetzung und der damit verbundenen Intensität stark im Gedächtnis bleiben. Sinn und Zweck dahinter ist vor allem das eine Ziel, was der Film durchgehend verfolgt: Das Eindringen in die komplexe Gefühlswelt seiner Charaktere. Denn nicht umsonst schaut die Kamera ebenso gerne über die Schulter seiner Protagonisten, wie sie ihnen auch ganz tief in die Augen blickt.
Was wäre ein Musikfilm ohne guter Musik? Richtig, ein Musikfilm ohne guter Musik. Zu diesen Exemplaren zählt A Star is born zum Glück nicht. Auch wenn ihr Einsatz ganz selten zu kitschig wirkt, was sich leicht auf das Gesamtbild des Filmes auswirkt, verkommen sie nie zum Selbstzweck. Immer haben sie einen Stellungswert, einen Kommentar zum Plot, was ihre limitierte Platzierung über die Laufzeit hinweg selbst Musical-Hasser nicht stören könnte. Und somit schafft Cooper eine undurchdringliche Dramaturgie, die in all ihren Ecken schlüssig erscheint. Die eher auf Frauen spekulierende Zielgruppe darf dennoch gleichermaßen Männer involvieren. Die große Liebesgeschichte und die schmerzlich-schönen Liebessongs dürften ihr männliches Publikum nämlich nicht allzu sehr vergraulen, denn die Geschichte ist nicht umsonst so modern und universell, dass sie gleich drei direkte Remakes zu Stande brachte.
A Star is born schafft trotz seines Kitsches den Sprung zum anspruchsvollen Liebes- und Musikdrama, das mit drei bahnbrechenden Schauspielleistungen (Cooper, Lady Gaga und Sam Elliott), wie auch seinem messerscharfen Realismus die wunderschöne Mitte zwischen Herz und Schmerz findet. Sein Potenzial zu einem modernen Liebesfilm-Klassiker sei damit schon mal geebnet.
„Music is essentially twelve notes between any octave. Twelve notes and the octave repeats. It’s the same story told over and over. All the artist can offer the world is how they see those twelve notes.“ – SAM ELLIOTT ALS BOBBY MAINE IN “A STAR IS BORN”
Peter Farrelly lässt seine Slapstickfilme, wie Verrückt nach Mary oder Dumm und Dümmer, hinter sich und inszeniert mit Green Book direkt einen Oscar-Kandidaten. Fünf Nominierungen hat die „Komödie mit ernsten Tönen“ mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali in den Hauptrollen. Doch was macht den Film so besonders, abgesehen von seinen beiden Darstellern?
Schlicht und ergreifend: Nichts. Es gibt viele Filme zum Thema Rassismus und Toleranz, die ebenso einfach wie schwer greifbar sein können. Es darf sicherlich genauso viele Filme geben, die hoch anspruchsvoll mit seinem Inhalt umgehen, wie auch kontrovers, objektiv oder klischeebehaftet – denn gerade mit Klischees ist es eine Kunst zufriedenstellend umzugehen analog zu solch ernsten Tönen. Doch Green Book ist da anders. Green Book schafft völlig neue Formen in Sachen Fehlgriff. Dort werden unerträglich schlechte Pointen zu jeder heiteren Szene gedichtet, die selbst für Slapstick-Verhältnisse zum fremdschämen wären. Denn Farrelly macht den Fehler und platziert extremistische Charaktere in einen Aufklärungsfilm, dem jegliches Gefühl von Menschenkenntnis und Weltanschauung fehlt.
Beide Hauptfiguren sind in ihrer Haltung und Ausdrucksweise zutiefst unsympathisch, was ein cleverer Kliff des Erzählens sein könnte. Somit könnte man als Zuschauer im Laufe des Filmes plötzliche Empathie empfinden und sein Mistrauen gegenüber den Figuren eingestehen. Doch Farrelly geht andere Wege. Bei ihm lernt jeder seiner Figuren mehr zu sein wie der andere, was keinen der beiden Charaktere positiv entwickeln lässt. Ein schwarzer Pianist lernt mehr schwarz zu sein, ein weißer Rassist lernt Schwarze zu mögen, während er dem Pianisten erklären kann, was es heißt schwarz zu sein. Ein Geben und Nehmen, wie man es sich nirgendwo auf der Welt wünscht.
Ebenso plakativ umgesetzt sind seine ernsten Szenen, die man auf keinen Fall mit den humorvollen Stellen des Filmes verwechseln darf. Denn Drama und Komödie werden hier strikt getrennt, ohne sich in einer Szene jemals zu treffen. Damit man den ohnehin schon lautstarken Fokus auf Ton erkennt, spielen glücklicherweise alle ernsten Szenen bei Nacht, wo es in Strömen regnet. Immerhin darf man den Zuschauer nicht zu sehr verwirren mit seinem Mix aus Drama und Komödie, mit der Befürchtung, dass der Sprung nicht verstanden wird und der Film vielleicht doch rassistisch wirken könnte. Außerdem darf sich niemand aus dem Publikum verletzt oder angesprochen fühlen in seiner Komfortzone, denn Gottseidank ist man eindeutig ein besserer Mensch als der rassistische Fahrer.
Green Book ist das Paradebeispiel für das absolute Missverstehen des Begriffes „Feel-Good-Movie“. Die Charakterentwicklungen sind inkonsequent und hohles Wunschdenken. Das Weltbild wird mit jedem seiner Figuren, einschließlich mit der unterwürfigen Hausgattin, erniedrigt. Schwarze sind integriert, wenn sie lernen in Clubs für Schwarze Rock‘n‘Roll statt Klassik zu spielen. Weiße sind erst dann keine Rassisten mehr, wenn sie einen Schwarzen als Vorzeigefreund haben (Statussymbol). Im Grunde genommen wird alles befürwortet, worüber sich in Get Out lustig gemacht wurde. Die Welt hat es 2019 bewiesen, dass sich wohl nie etwas ändern wird. [Robin Längert]
Nach 19 Jahren vollendet M. Night Shyamalan seine Eastrail 177-Trilogie und setzt gleichzeitig die bereits früh angekündigte Fortsetzung seines geradezu besten Filmes, Unbeeakable – Unzerbrechlich, um. Wie es kommen musste, treffen die Charaktere von Bruce Willis, Samuel L. Jackson und James McAvoy in einem großen Finale aufeinander.
Nachdem Split dem Zuschauer blendend nur fünf der 23 versprochenen Persönlichkeiten gezeigt hat und dieser mit einem feinen, aber recht kleinen Plot abschloss, hätte man durchaus enttäuscht sein können – wenn da nicht plötzlich James Newton Howards Track Visions aus dem Soundtrack von Unbreakable am Ende auftauchte. Letztlich entpuppte sich Shyamalans Psycho-Thriller als zeitgenössischer Kommentar zum Franchise-Jahrzehnt, in deren Territorien sich sogar der subtile Geschichtenerzähler selbst traut. Zugegeben, zu seinen ersten vier (großen) Filmen verspürte ich persönlich schon immer eine tiefe Bewunderung, weshalb ich die Hoffnung auf einen weiteren Paukenschlag nie aufgab. Nachdem Shyamalan sich mit Jason Blum für The Visit zusammen tat, konnte die großartige Kompetenz jenes Regisseurs nun endlich wieder anerkannt werden. Doch kann der Filmemacher auch ein Franchise glaubhaft stemmen?
Eines ist überaus beachtlich: Egal wie modern das Konzept von Glass erscheint, Shyamalan bleibt seinem entschleunigten Stil treu und legt wieder einmal großen Wert auf intensive Kameraeinstellung, die sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lassen. Das alles wirkt im Zuge des gezügelten Schnitts hochkonzentriert und kontrolliert, sodass bereits formal eine gewisse Qualität erreicht wird. Parallel verleiht jene Stilsicherheit der Handlung eine gewisse Glaubwürdigkeit, was bei einem Crossover dieser Art eine beachtliche Leistung ist. Schließlich ist es nur noch der Soundtrack und das Sounddesign, die das technische Potential seines arthausigen Blockbusters bestens ausschöpfen.
Noch mehr als Split verlässt sich Glass auf die schauspielerische Wucht von McAvoy, der diesmal rund 20 Gesichter haben darf. Zum vollkommenen Trash verkommt diese Freakshow dabei trotzdem nicht. Dafür gibt es gleichermaßen Kontraste durch die bodenständigen Performances von Willis und Jackson, die in ihren Rollen zwar nicht wie in Unbreakable begeistern, dennoch durchaus solide sind.
Es ist schön mit anzusehen, dass Shyamalan nach 20 Jahren nichts von seiner Verspieltheit verloren hat (bspw. wie er seine beiden Cameos der ersten zwei Teile zu einer Person verbindet). Das kribbelige Wow-Feeling bietet der Regisseur auch in seinem neusten Kinofilm, welches nicht nur den Film selbst, sondern seine gesamte Trilogie beeindruckend abschließt. Hier macht es sich bemerkbar, dass Glass keine gefuschte Gelddruckmaschine ist, sondern sich als überaus herzliches, überlegtes Filmprojekt herausstellt, dass durch und durch schlüssig ist und ebenso genau weiß, wo es hinmöchte (was man von Split alleinstehend nicht sagen konnte).
Wer die Stärken und die Qualität von Unbreakable erkannt hat, wird hier nicht nur die inszenatorischen Andeutungen zu schätzen wissen (z.B. spiegelgefilmte Szenen), sondern zudem glücklich mit dem Gesamtbild der Trilogie sein, wie auch mit der Erzählung von Glass selbst. Oder: Wer M. Night Shyamalan vermisst hat, wird ihn mit Glass wärmsten wieder begrüßen können. [Robin Längert]
The Shape of Water, fehlt auf der Liste
Fünf Jahre nach seinem Weltraum-Abenteuer Gravity meldet sich der gefeierte Mexikaner Alfonso Cuarón zurück und begeistert Kritiker weltweit mit seiner Ode an die Heimat. Roma wird jetzt schon als Klassiker gehandelt, doch ist das alles nur überschwängliches Gerede?
Bereits Gravity wurde in die Höhe gehoben – und das trotz des grauenhaft schlechten Drehbuches. Doch anders als bei seinem Vorgänger soll Roma nicht nur technisch wieder überzeugen, sondern zugleich ein emotionales, humanistisches Monument sein. Sein Interesse an dem Schicksal seiner Protagonistin ist keinesfalls zu bestreiten. Mit einer konsequent ruhigen Erzählart nimmt sich Cuarón viel Zeit für die Nachemfindung seiner Kindheitsgegenwart. Dabei scheinen nicht einmal gewalttätige Aufstände seinen Regiestil aus der Bahn zu lenken. Stattdessen behält er sein geschärftes Auge auf das Geschehen, welches ebenso laut wie leise sein kann.
Bei all der Liebe zum Detail und Hingabe zu einer gerechten Reflexion seiner Heimat schafft es Cuarón trotzdem nicht seine Gefühlswelt intim genug auf den Zuschauer zu projizieren. Lange Einstellungen bleiben überwiegend nur lange Einstellungen. Kleine Ereignisse bleiben kleine Ereignisse. Zwar hat der Film zum Glück ein paar berauschende, ergreifende Szenen zu bieten, doch sind sie am Ende alleinstehend, statt sich zu einem Gesamtwerk zu verschmelzen. Wohlmöglich wird eine gewisse, historische Vorkenntnis erwartet, um den Kontrast und die Parallelen zwischen Familie und Politik gerecht zu verstehen. Dass dies jedoch eine Voraussetzung für ein funktionierendes Filmerlebnis ist, spricht ganz und gar nicht für den Filmemacher.
Vollkommen schlecht sollte Roma dennoch nicht gesprochen werden. Dafür sind manche Szenen zu überwältigend, ebenso wie das Schauspiel und die grandiose Bildästhetik. Doch wird man am Ende des Filmes das Gefühl der Leere nicht los, als fehle es der Gesamtheit an überzeugender Verbindung. Somit ist Alfonso Cuaróns neustes, entschleunigte Drama mehr Enttäuschung als Meisterwerk. Einen besseren Film als Gravity hat man trotz alledem zum Glück gesehen. [Robin Längert]
Kein Film hat mehr Spaß bei der Bedeutungsvariation des Höhepunktes. Gasper Noe nimmt sich Zeit für seine Bloßstellung der gesamten Partyszene und zeigt uns all die stumpfen Konversationen, die zu den „besten Abenden des Lebens“ gehören sollen. Ummantelt sind jene Dialoge von hypnotischen Choreografien, die beim zunehmenden Alkohol und Rauschzustand des LSDs aggressiver werden, beinahe animalisch. Doch dort, wo der Höhepunkt des Abends ist, werden wir schließlich daran erinnert in einem Noe zu sitzen. Denn an diesem Punkt beginnt erst das wahre Gesicht und die Hinführung zum tatsächlichen Klimax: Zu dem von Noe selbst. Und dieser ist nicht nur erschütternd intensiv, sondern ebenso gnadenlos abrechnend. Somit schafft es wiedermal ein Teil seines Filmes den inneren Wünsch hervorzurufen, dass jenes Szenario abebben solle. Zu Gunsten jenes Wunsches tut er dies auch im Finale, um gleichermaßen Platz für finsteren Humor zu haben. Das mag die zerstörerische Wirkung etwas hemmen, doch bei weitem nicht die Aussagekräftigkeit seines zeitgenössischsten Filmes.
Schloss des Schreckens! Der größte Horrorfilm aller Zeiten und DIE Inspirationsquelle für The Others
In der Roadshow Fassung sind außerdem noch Szenenerweiterungen, wie zB der Spruch „Die Tür wurde öfter genagelt als eine Nutte“ (nur sinngemäß wiedergegeben).
[...] Anders als das konventionelle Biopic interessiert sich Chazelle nicht für originalgetreue Gesichter oder emphatischen, gar heroischen Grundtenoren. Selbst die Nationalität, welche beim Wettlauf zum Mond fundamental war, wird nur als wertungsfreies Mittel zum Zweck erwähnt. Nebenbei: Selbst die Platzierung der US-amerikanischen Flagge auf der Mondoberfläche wird nicht nachgestellt im Film. Damit setzt Chazelle geglückt ein klares Statement zu seiner künstlerischen Unabhängigkeit, die sich einzig und allein seinem eigenen Fokus widmet. Und jener Fokus passt nicht besser in den Kanon seiner letzten beiden Filme, Whiplash und La La Land.
Auch in diesem Spielfilm geht es um bedingungslose Hingabe, die dem Liebes- bzw. Familienleben im Weg steht. Doch First Man ist dennoch anders. Er erzählt von keinem selbsterfüllenden Weg eines Träumers, der seinem Ziel lediglich zum Selbsterfüllungszweck begegnen möchte. Stattdessen erzählt er von einem Mann, der keinen Frieden findet nach dem Tod seiner zweijährigen Tochter. Ähnelnd seiner Performance als namenloser Driver in Nicholas Winding Refns Drive mimt Ryan Gosling auch hier eine introvertierte Seele, die wortkarg durch den Film geistert. Es ist, als würde nur noch wenig Leben in ihm stecken, das sich von der Mondlandung eine letztmögliche Entfachung im Herzen erhofft. Somit erzählt Chazelle nicht von Errungenschaften und Erfolgen, sondern von Niederlagen und Verletzungen – und erinnert trotzdem daran, dass man immer nach oben schauen kann. Zu seinem Ziel. Zum Mond.
Auf der anderen Seite begeistert der Film mit seiner technischen Inszenierung. In seinen lautesten Momenten, von denen es eine Handvoll im Film gibt, bleibt die Kamera innerhalb des Flugobjekts beim Protagonisten. Dort spüren wir das scheinbar empfindliche Metall, nehmen jede einzelne Schraube wahr, zählen jede entfernte Meile von der Erdoberfläche. Ja, Chazelle beweist wieder einmal seine Fähigkeit zur Umsetzung nervenzerreißender Spannung. Dabei nutzt er Originalmotive als Hintergrund, wie auch Modelle für die visuellen Effekte, bei denen nicht ein einziges Mal erkennbar ist, ob es materiell oder digital ist. Zweifellos wurde hier die perfekte Illusion geschaffen, bei der es jedem für über zwei Stunden erlaubt ist selbst in den Raumanzug zu steigen.
Neben all der Authentizität und dramaturgischen Genauigkeit, wie auch der provokanten Nebenfrage nach dem Sinn der Mission („I can’t pay no doctor bill but whitey’s on the moon“), spitzt sich das Biopic in einem grandiosen Finale zu, das den bis dorthin limitierten Score zum sternenstündigen Orchester heranwachsen lässt. Chazelle lässt dem Zuschauer dennoch, neben jener Begeisterung, das beängstigende Mysterium um das Weltall spüren – visuell, wie auch musikalisch. Dass zusätzlich auf dem Mond das körnige Analogbild von der gestochen scharfen IMAX-Auflösung ersetzt wird, ist letztlich nur das i-Tüpfelchen für die hautnahe Erfahrung, die hier geboten wird.
First Man gehört ohne Zweifel zu den großen Kinosensationen des Jahres. Vom sperrigen Charakterdrama zur großformatigen Hochspannung bietet Damien Chazelle eine facettenreiche Bandbreite, die stilistisch vollkommen schlüssig ist. Während die Bedeutung der Mondreise zu einer herzergreifenden, „universellen“ Metaphorik im Film wird, sind es gleichermaßen die Bilder, der Sound und der Score, die sich zu einem bewegenden Kinoerlebnis erschließen, bei der ein Mann erst wieder Nähe verspüren kann, wenn er seinen Heimatplaneten verlassen hat. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 31: "Eraserhead"
Es ist nun endlich so weit. Lange mussten wir auf ihn warten, aber heute gehen nun endlich unsere kühnsten Albträume in Erfüllen. Zum Stichwort Albträume haben wir natürlich auch den geradezu perfekten Film für euch und für die schönste Nacht des Jahres: Zum diesjährigen Halloween gibt es mal wieder mehr Saures als Süßes, denn unser krönender Abschlussfilm, Eraserhead von David Lynch, sorgt sicherlich für keinen angenehmen Beigeschmack. Hier darf verzweifelt, geekelt und deprimiert werden.
Als wäre es der Ur-Lynch, an dem sich nicht nur moderne, wie auch Größen der Filmkunst orientierten (Stanley Kubrick, Tim Burton oder David Cronenberg), scheint es auch jener Urknall zu sein, der sein Erbgut an alle kommenden Filme des Surrealisten weitergab. Würde man all seine nach Eraserhead folgenden neun Spielfilme in einen Topf werfen, würde das servierte Gericht identisch zu seinem Debütfilm sein. Das kann durchaus kritisch betrachtet werden, da sich Lynch mit dieser Aussage nie wirklich neu gefunden hätte, doch ist es gleichermaßen unfassbar beeindruckend, wie definiert damit die Kunst von David Lynch ist.
Eraserhead schöpft die Audiovisualität des Mediums in kostbarsten Zügen aus. Seine Atmosphäre wird von den pessimistischen Schwarzweißbildern beherrscht, wie auch von dem (im wahrsten Sinne des Wortes) berauschenden Sounddesign, welches eine stetige Unruhe hervorruft. Nie kommt der Protagonist Henry seelisch zur Ruhe. Immer ist eine Last, ein unaufhaltbarer Druck auf seinen Schultern zu spüren, die an jeder Lebenskraft und Zufriedenheit zerren. Mit jener Last kam auch die Missgeburt, eine monströse Junggestalt, die gleichermaßen zur Selbstfindung des isolierten Industriearbeiters dient.
Es sei jedem selbstverständlich gestattet den Film mit seiner eigenen Interpretation zu sehen, da Eraserhead letztlich nach keiner einheitlichen Meinung fragt. Interessant ist trotzdem der autobiographische Bezug der Geschichte. Schließlich zog Lynch in der zweiten Hälfte der 60er Jahre selbst in ein Industriegebiet, wo er in einer hochkriminellen, heruntergekommenen Gegend seine neugeborene Tochter ihre ersten Jahre über aufzog. Eraserhead kann damit als albtraumhafte Verarbeitung seiner Lebensjahre in Philadelphia verstanden werden, die mit der zerstörerischen Macht des Unterbewusstseins zu jenem pechschwarzen Film werden konnte.
Neben all den anderen Filmen von David Lynch scheint sein Debüt formvollendet zu sein. Wie hier mit dem zerstörerischen Gefühl von Besorgnis und Hilflosigkeit umgegangen wird ist im Mix mit den pechschwarzen Bildern ein wahrer Oculusschmaus, wie auch ein unvergessliches Erlebnis für die Emotionalität. Insofern man sich dem sperrigen Erzählstil öffnen kann, wird man mit einem psychodelischen Schwarzweiß-Trip beschert, der zu begeistern weiß.
Empfehlenswert für Halloween, weil kaum ein anderer Film von einer finstereren Bildästhetik beherrscht wird. Wer Schwarz liebt, wird sich in diesem Film verlieren. Nachdem die diesjährigen 31 Days of Fright wiedermal ein bunter Mix aus modernem Indie-Horror, Arthaus-Grusel, Psycho-Dramen und nachgeholten Klassikern war, ist mit Eraserhead hoffentlich ein zufriedenstellender Abschluss der 5. Frights gefunden worden. Wir wünschen euch ein unvergessliches Halloween und eine Nacht, die ihr nie vergessen werdet. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 26: "Ekel"
Nach seinem polnischen Filmdebüt Das Messer im Wasser zog es den jungen Filmemacher Roman Polanski nach England, wo er mit Ekel nicht nur den Start seiner hochangesehenden Mieter-Trilogie realisierte, sondern sein Sprungbrett für eine großartige Filmographie erschuf.
Mit starken Einflüssen von Franz Kafka zeichnet Polanski den psychologischen Horrorfilm bzw. das furchteinflößende Psycho-Drama rund um die Tagträumerin Carole, die mit ihrer Schwester gemeinsam in einer WG wohnt. Während ihre blutsverwandte Mitbewohnerin mit ihrem Freund nach Rom verreist, wird Carole im Zuge der Isolation mit den Schluchten ihrer Psyche konfrontiert.
Während des Zerfallprozesses der bildhübschen Blondine folgt der Zuschauer ihr in subjektiven Bildkompositionen, die eine zerstörerische Teilnahme an ihrem Leiden ermöglichen. Wir sehen ihr Umfeld, wie sie es sieht. Wir sehen Männer, die durch ihre zurückhaltende Art angezogen werden und sich wie gezwungen fühlen sich ihr sexuell zu nähern. Wir sehen den Zerfall ihrer Wohnung, Risse in den Wänden, die Verwesung von Lebensmitteln. Und immer wieder scheinen Männer von ihr angezogen zu sein, als würde ihre Ausstrahlung unverwechselbare Assoziationen hervorrufen. Dabei hasst sie die Männer. Sie verspürt gnadenlosen Ekel.
Überwiegend wird das Geschehen mit Handkameras aufgezeichnet, was das Seherlebnis überaus sperrig macht. Polanski möchte nämlich nicht unterhalten, sondern erzwingen, dass wir hinsehen und versuchen wollen sie zu verstehen. Das mag in seinen ersten zwei Dritteln durchaus schleppend erscheinen, doch ist man schon längst in seiner Sogwirkung gefangen, ehe man es nicht mehr ertragen kann. Den schleichenden Horror setzt er dafür so unfassbar minimalistisch ein, dass manche unerwarteten Sequenzen ihre volle, perverse Wirkung erzielen. Ebenso wechselt der Soundtrack vom Jazz zu animalischen Percussions bis lediglich das Ticken der Uhr zu hören ist, während sie in ihren Träumen mit unerträglicher Zeitempfindung vergewaltigt wird. Und das wieder. Und wieder. Und immer wieder bis wir gnadenlosen Ekel verspüren.
Roman Polanskis Ekel ist harte, psychologische Horrorkost, die mit dem Unausgesprochenen und den kafkaesksten Albtraumbildern die volle Wirkung erzielt. Sein schleichender Prozess mag eine Geduldsprobe sein, doch dürfte er sich keinesfalls mehr überschlagen. Darüberhinaus spielt Catherine Deneuve die Protagonistin mit einer solch bahnbrechenden Intensität, dass sie mit ihrem Verhalten die richtigen Fragen beim Zuschauer auslöst. Bis auf einer einzigen, voyeuristischen Sequenz bleibt dieses surreale Psycho-Drama ein subjektiver Spion zu einer Seele, deren Ursprung schon seit Jahren auf dem Familienfoto spukt.
Empfehlenswert für Halloween, weil die düsteren Bilder und das verstörende Psychogramm noch lange nicht nach Beendigung des Filmes abebben. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 25: "Dracula (1931)"
Das Medium Film sollte massentauglich und abendfüllend werden. Um ein sicheres Publikum dafür ins Boot zu holen, verfilmten die Universal Studios mit Dracula nicht direkt das Gothic-Novel von Bram Stoker, sondern adaptierten die Geschichte des erfolgreichen Theaterstückes.
Mit imposanten Szenenbildern und mystischen Lichtverhältnissen setzte Regisseur Tod Browning, der für den späteren Skandalfilm Freaks verantwortlich ist, die Erzählung rund um den Grafen Dracula um. Mit geradezu jedem Bild schafft es der Film ein wunderschönes Motiv zu erstellen, von denen man sich jedes zu gerne im trauten Heim aufhängen möchte. Jene Seriosität übernimmt ebenso Bela Lugosi für seine Darstellung des Vampirfürsten. Wohl kaum ein anderes Schauspiel in der Rolle des Grafen hatte jemals wieder so viel Stil. Sein Einfluss auf das Genre war damit für immer geebnet.
Das moderne Sehverhältnis lässt es trotz aller Hochwertigkeiten schwer zu, dem Film seine Qualität anzuerkennen. Grund dafür ist das geradezu nichtsaussagende Drehbuch, welches nicht mehr von der Inszenierung überblendet wird wie früher. Die Dialoge unterhalten zwar, doch hauptsächlich aufgrund ihrer Nostalgie. Nichtsdestotrotz weisen sie mit ihrer Verspieltheit auf ihre Liebe zur Illusion hin. Mit anderen Worten könnte man sie, ebenso wie den gesamten Film mit einer Geisterfahrt auf dem Rummel vergleichen, die zwar nicht gruselt, doch einen gewissen, naiven Charme abgewinnen kann.
Tod Brownings, oder viel eher Bela Lugosis Dracula ist trotz all seinen bemerkbaren Falten ein Muss für die Frights. Er fundamentierte nicht nur die Universal Monster, welche u.a. mit Frankenstein und Die Mumie zahlreiche Klassiker schuf, sondern war zudem ein wichtiger Schritt des Horrorfilms auf der großen Leinwand. Dass er sich darüber hinaus noch einer perfekten Regie, wie auch eines perfekten Grafen bedient, sei wohl Grund genug für seine (untote) Unsterblichkeit.
Empfehlenswert für Halloween, weil jedes Bild den Traum eines jeden Gothic-Fans wahr werden lässt. Wer bei Lugosis osteuropäischem Akzent nicht zittrig wird, dem ist nicht mehr zu helfen. [Robin Längert]
„Listen to them. Children of the night. What music they make.“
31 Days of Fright – Tag 23: Freitag der 13. – Das letzte Kapitel"
So traditionell, wie wir sind, vernachlässigen wir ungern eine potentielle Sub-Reihe der Frights. Aus diesem Grund involvieren wir auch den vierten Teil des Jason Vorhees-Franchises, Freitag der 13. – Das letzte Kapitel, in unser diesjähriges Programm. Siehe ebenso Freitag der 13. – Teil 2 und Und wieder ist Freitag der 13.
Der Haupttitel der Reihe, wie auch der Nebentitel haben keinerlei passende Bedeutung für den Film, da er weder an einem Freitag, den 13. spielt, noch ist es das letzte Kapitel der Slasherreihe. Dummerweise wurde wieder die Handlung des vorigen Teils unmittelbar fortgesetzt, womit Teil 4 an einem Sonntag, den 15. spielt. Das hindert Regisseur Joseph Zito überhaupt nicht daran Schema F für brandneue Figuren zu benutzen, um wiederholt hilflose Teenies auf unterschiedlichste Weise zu töten. Doch es wäre nicht die Freitag der 13.-Reihe, würde sie nicht mit jedem Film etwas Neues ausprobieren.
Während die ersten beiden Teile von einer einnehmenden Atmosphäre geprägt waren, probierte sich Und wieder ist Freitag der 13. mit großformatigen Spielereien aus. Teil 4 hingegen scheint auf dem ersten Blick ein Schritt zurück zu sein, da weder die Atmosphäre überzeugen kann, noch visuelle Errungenschaften ausgekostet werden. Lediglich die Spezialeffekte rücken sich mit kreativen Umsetzungen verschiedener Verletzungen und Tötungen in den Fokus, was die Härte des Filmes innerhalb des Franchises herausstechen lässt.
Das tatsächliche Alleinstellungsmerkmal des Filmes ist jedoch seine Figurenzeichnung und die damit verbundene Dramaturgie. Selbstverständlich erreicht sie noch lange keine Qualität, doch bemüht sie sich um das Verständnis ausgewählter Charaktere, wie es zuletzt im ersten Teil nur zu sehen war. Die meist betroffenste Figur unter ihnen ist Jimmy, gespielt von George McFly-Darsteller Crispin Glover. Doch auch wenn sein Kill zuschauergebundensten erscheint, bildet der letzte Kill des Filmes den erfrischendsten Ton.
Auch wenn die Handlung sich um keinerlei Innovation bemüht und die Dialoge komplett unterirdisch sind, behält Freitag der 13. – Das letzte Kapitel durch seine Überzeugung, den sehenswerten Effekten, wie auch dem Hauch von ernst-genommenen Charakterzeichnungen seinen promiskuitiven Charme. Camp Crystal Lake forever.
Empfehlenswert für Halloween, weil das seichte Seherlebnis mit blutiger Partystimmung ein gelungener Appetizer für jede Halloween-Runde ist. Trinkspiel-Tipp: Immer, wenn getötet wird oder sich jemand entblößt. Prost! [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 21: "Motel"
Nachfolgend von Alfred Hitchcocks Psycho präsentieren wir euch einen weiteren Horror-Thriller, der sein Unwesen in einem Motel treibt: Nach einer Autopanne ist das distanzierte Ehepaar, bestehend aus Luke Wilson und Kate Backinsale, dazu gezwungen, mitten in der Nacht in einem Hotel zu übernachten. Zu ihrem Bedauern werden dort die Gäste anders behandelt, als gewohnt.
Mit einer Laufzeit von 85 Minuten, abzüglich des Abspannes, scheint Motel bereits gegenüber seiner minimalen Handlung eines richtig zu machen. Anders als bei seinem Vorbild von Hitchcock, für dessen Film dieser Horror-Thriller als Hommage dasteht, verweigert sich Regisseur Nimród E. Antal einer übbigen Exposition und erzählt die Pseudo-Vertiefung der beiden vom Schicksal gezeichneten Hauptfiguren in einem überschaubaren Tempo. Wie bei vielen anderen Filmen seiner Art dient es lediglich als Mittel zum Zweck, da sich der Rest des Drehbuches in keinster Weise wieder für die charakterliche Vorgeschichte interessiert. Das erscheint durchaus fair, denn sein weiterer Verlauf weist deutlich weniger Makel auf.
Ab dem Moment, wo das Ehepaar das grausame Betriebsgeheimnis des isolierten Motels herausfinden, bleibt der Film mit seiner Härte beeindruckend konsequent. Statt repetitiver Ergötzung an gewalttätigen Akten überrascht Antal mit terrorisierender Spannung und fieser Suspense. Der Spannungsausbruch beinhaltet zwar durchaus knallharte Gewalt, doch deuten die Bilder schließlich mehr an, als letztlich zu sehen ist. Somit funktioniert die Projektion von Angst im vollen Maße und hält über die restliche Laufzeit ununterbrochen an. Abgenutzt erscheint es zudem kaum, auch wenn der Plot ebenso übersichtlich wie simpel ist.
Motel scheint zu Unrecht zwischen all den Horror-Thrillern untergegangen zu sein. Zwar bedient er sich an einige Genre-Vorgänger, doch verliert er dadurch zu keinem Zeitpunkt an Spannung. Interessant ist zudem, dass er sogar bei der Zweitsichtung noch fesseln kann, was voll und ganz für die Kompetenz des Predators-Regisseurs steht. Das i-Tüpfelchen sind schließlich Wilson und Backinsale, die ihren flachen Figuren ausreichend Emotionen geben, um mitreißen zu können.
Empfehlenswert für Halloween, weil der konsequente Terror für einen Kräfte fordernden Abend sorgen werden, bei dem man definitiv auf seine Kosten kommen wird. Kurzweilig und spannend. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 20: "Das Waisenhaus"
Nach seinem weltweitem Erfolg von Pans Labyrinth produzierte Guillermo del Toro die nächste Gruselgeschichte mit Das Waisenhaus. Regie führte J.A. Bayona, der in jüngster Zeit die Filme Sieben Minuten nach Mitternacht und Jurassic World 2 inszenierte.
Das Waisenhaus punktet zweifelsohne mit einer visuellen Atmosphäre, die von Beginn an ein starkes Augenmerk des Filmes bildet. Seine kalte Bildästhetik ergänzt sich mit dem isolierten Setting, welches lediglich aus dem alten Waisenhaus Nähe einer stürmischen Küste besteht. Von dort aus beobachten die Waisenkinder, inklusive die Hauptfigur Laura, einen an der Küste stehenden Leuchtturm. Mit ihm bildet sich die Dramageschichte des Filmes, in der es um das unauflösbare Fernweh der Kinder geht. Ihnen erscheint immer ein einziges, warmes Licht zu entfernt bis zur Vollständigkeit. Darunter leidet Laura selbst noch in ihren Erwachsenenjahren.
Horror ist im europäischen Kino selten nur Horror. Wie so oft besteht das Bedürfnis, der Geschichte eine tragische Dramaturgie aufzuzwingen. Bei Das Waisenhaus fühlt sich dies keineswegs danach an. Ganz im Gegenteil: Es scheint, als könne Bayona Horror und Drama nicht zielgerichtet verschmelzen lassen, sodass beide Elemente viel zu separat erscheinen. Nichtsdestotrotz funktioniert die Gruselgeschichte an einigen Stellen, obwohl ihre Mittel geradezu aufgebraucht wirken. Somit wird sich im höchsten Maße an Schloss des Schreckens bedient, was bei offensiven Bemerkungen störend, wie auch langweilig ist.
Ebenso nicht frei von Makeln ist der Ausklang des Filmes: Hier stößt man schnell auf das Problem der „tausenden Enden“, wo man inmitten jeder Szene das Gefühl hat die letzte zu sehen, bevor der Film sich doch noch fortsetzt. Dieses Problem verdrängt sogar den Schauerfaktor, welcher geradezu perfekt mit dem Drama zu verschmelzen begann. Das ist sehr bedauerlich, da die fiesen, gelungenen Jump-Scares ebenso verloren gehen wie die knallharten Höhepunkte des Filmes, welche eine unerträgliche Spannung erzeugen.
Ja, Das Waisenhaus ist überaus zwiespältig zu betrachten. Ist einem die filmische Vorlage fremd, mag der Storyverlauf durchaus überraschend sein. Andernfalls sind die ambitiösen Anekdoten eher als hemmend für die Wirkung des Filmes.
Empfehlenswert für Halloween, weil manche Szenen überaus schweißtreibend sind. Spanischer Horror erweist sich immer wieder als fies und böse, was man sicher am Ende nur noch konsequenter wünscht. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 17: "Lost Highway"
Die diesjährigen Frights holen mal wieder Kultklassiker des Genres nach: Im Zuge von Psycho, Der Exorzist und Hellraiser bleibt ebenso wenig David Lynchs Lost Highway unerwähnt. Dieser zählt zwar als finanzieller Flop und wird heute noch mit einem gemischten Metascore entgegengenommen, doch ist sein Kultstatus unbestreitbar. Wie viel ist an diesem unfassbaren Werk dran?
Wie bei geradezu jedem seiner Filme übernahm Lynch nicht nur die Arbeit an dem Drehbuch, sondern fertigte zudem eigenhändig das Sound Design an. Überraschend ist das keineswegs, denn die mystische Grundstimmung mit teilzeitigen Beben, wie auch brachialen Musikausbrüchen sind ein fester Bestandteil seiner Filmographie. Diese Elemente werden auch hier wieder zu etwas Außergewöhnlichem verschmolzen, wodurch sich Lost Highway zu einem mystischen Horrorfilm formt, der mit Liebe zum Detail auch hin und wieder seinen Stil bricht und sich als Film noir fortsetzt. Denn Lynchs Realitätsverarbeitung ist wie auch in Blue Velvet lediglich die Flucht ins Kino – dort, wo alles möglich ist.
Wo die audiovisuelle Umsetzung ihre Stärken hat, leidet der Film erheblich an den Dialogen, wie auch am Schauspiel. Das stilistische Mittel der Distanz und Surrealität ist zwar erkennbar, doch wirken manche Strecken des Filmes unangenehm-amateurhaft. Das trägt leider nur in einem geringem Maße zu einer besonderen Verarbeitung des Inhaltes bei. Zum Glück jedoch dominieren jene Passagen nicht den gesamten Film, sonst wäre das Endresultat keinesfalls positiv ausgefallen.
Lost Highway besticht durch eine alles verschlingende Atmosphäre, die -neben der Tonspur- von den virtuosen Bildern erzeugt wird. Optisch, wie auch inhaltlich, ist ein Kampf gegen das Dunkel zu sehen, gegen finstere Mächte, die von dem Inneren des Protagonisten heraus, zwischen dem misstrauischen Ehepaar und rundum den Figuren drängt. Als Zwischenraum von hell und dunkel, Gut und Böse, Realität und Traum, sowie Akzeptanz und Verdrängung dient der Mystery Man, ähnelnd dem Mephisto aus Goethes Faust, welcher den zerstörerischen Teil von Faust selbst darstellt. Durch ihm gewinnt der Film letztlich seine Schlüssigkeit, seine inhaltliche Formvollendung. Parallel bedienen sich alle Szenen mit dem Auftreten des Mystery Man einer furchteinflößenden Wirkung, die Lost Highway die berechtigte Bezeichnung “Horrorfilm” geben.
Inhaltlich sollte gar nicht allzu viel ausgesprochen werden. Schließlich kann die Handlung ebenso als Teufelspakt, Body-Horror oder psychologische Traumzeichnung verstanden werden. Ob es sich bei Lost Highway damit um einen Fantasyfilm handelt, wird von jedem anders aufgenommen. Dennoch unbestreitbar ist der grandiose, vielfältige Soundtrack, der sich makellos dem Film anpasst. Denn um ehrlich zu sein: Wer bekommt keine weiche Knie beim Ertönen von Song to the Siren, während ein erlösender Sexakt das Bild inmitten einer finsteren Nacht vollends aufhellt.
David Lynchs Lost Highway liebt es zu polarisieren. Ob dies auch beim Schauspiel gewollt war, bleibt fraglich. Seiner inhaltlichen Zusammenfügung und dramaturgischen Auseinandersetzung, wie auch dem audiovisuellen Spiel kann man trotzdem nur mit Lob begegnen. Perfekt ist sein siebter Spielfilm leider nicht, doch hat er sich seinen Kultstatus regelrecht verdient.
Empfehlenswert für Halloween, weil die surreale Erscheinung des Mystery Man bereits für Gänsehaut erzeugende Stimmung sorgt. Die in Schwarz getränkten Bilder und das finstere Sound Design erheben die Nacht des Schreckens letztlich zu einer anspruchsvollen Fahrt in seelische Abgründe. [Robin Längert]
31 Days of Frights – Tag 16: "Der Exorzismus von Emily Rose"
Bevor Regisseur und Co-Autor Scott Derrickson seinen furchteinflößenden Blockbuster-Schocker Sinister inszeniert hat verfilmte er mit Der Exorzismus von Emily Rose die scheinbar wahren Begebenheiten eines Gerichtsfalls, in dem ein Priester seine Fahrlässigkeit widerspricht eine junge Frau mit einem Exorzismus zum Tode getrieben zu haben. In den Hauptrollen sind Tom Wilkinson als Angeklagter, Laura Linney als Anwältin und Jennifer Carpenter als Emily Rose.
In Form von subjektiven Rückblenden wechselt die Erzählung zwischen Justizdrama und Mystery-Thriller mit Horrorelementen. Damit offenlegt der Film bereits seine objektive Diskussion, die versucht beide Aspekte -die religiösen und modern-wissenschaftlichen- zu beleuchten. Dafür nutzt Derrickson eine leicht überspitzte Tonspur, bei der die Musik, wie auch das Sounddesign etwas minimalistischer hätten sein können. Ohne allzu oft wiederholende Soundeffekte hätte der schwer glaubwürdige Realismus besser gerausgekitzelt werden können. Stattdessen ist es in der ersten Hälfte sehr schwierig dem Filme seine Glaubwürdigkeit vor seiner Prämisse der wahren Begebenheiten abzugewinnen.
Wo die stilistische Exposition gescheitert ist, schafft die Charakterzeichnung ganze Sprünge. Grund dafür dürften besonders die Darsteller des Filmes sein, die allesamt überzeugen können. Überraschend beängstigend ist zudem der Auftritt von Dexter-Darstellerin Jennifer Carpenter, die mit ihrer Physis ebenso beeindruckend wie erschreckend sein kann. Und sogar Tom Wilkinson, der sonst so gerne als Nebendarsteller verschwindet, zeigt sich in seinem Alter durchaus brauchbar als Hauptfigur.
Was in der ersten Hälfte des Filmes noch ein Problem war, entpuppt sich im Finale als gewöhnusbedürftiger Stil, der es dort schafft seine Wirkung unter Beweis zu stellen. Das funktioniert so gut, dass der Schauer letztlich eine nachhallende Wirkung erzeugen kann, die in ihrer schleichenden Form durchaus unangenehm ist. Derrickson kann nunmal besser schleichen als schlagen, wie er bei Sinister ebenfalls bewies.
Der Exorzismus von Emily Rose funktioniert in seiner Gesamtheit besser als Justizdrama statt als Mystery-Thriller. Grund dafür sind detaillierten Charaktere und das gute Schauspiel, welches gegenüber der Glaubwürdigkeit des Horrors überwiegt. Trotzdem weiß der Film zum Glück zu überraschen und projiziert doch noch gekonnten Spuk am Ende.
Empfehlenswert für Halloween, weil Bilder und Sounddesign für eine gelungene Atmosphäre in den heimischen vier Wänden sorgen. Wer darüber hinaus gerne Exorzismus-Filme sieht, wird hier ein überaus gutes Filmerlebnis haben. [Robin Längert]
31 Days of Fright – Tag 15: "Die Fliege (1958)"
Nachdem wir letztes Jahr das Remake von David Cronenberg mit Stolz präsentiert haben, ist heute der gleichnamige Originalfilm Die Fliege an der Reihe, welcher wiederum auf eine Kurzgeschichte von George Langelaan basiert. Als kleinen Star-Zuwachs konnte man Vincent Price für eine größere Nebenrolle gewinnen.
Wie auch bei Cronenberg erzählt das 28 Jahre ältere Original von einem missglückten Teleportationsversuch, bei dem sich die Moleküle eines Wissenschaftlers mit denen einer Stubenfliege vermischen. Der große Unterschied zwischen den beiden Filmen liegt darin, dass in dem ’58er keine langsame Transformation stattfindet, sondern der Wissenschaftlicher unmittelbar die Körperteile getauscht hat. In diesem Falle sind es der linke Arm und der Kopf.
Mittlerweile ist der Film sage und schreibe 60 Jahre alt. Seine Idee des Beamens hatte sogar Einfluss auf die Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise. Auch heute noch kann man dem Film einiges abgewinnen, auch wenn er eher einem hochwertigem B-Movie gleicht. Grund dafür sind das durchaus schwache Frauenbild und die naiven, wissenschaftlichen Grundlagen gegenüber der vollkommen gelungenen Atmosphäre.
Science-Fiction-Filme aus den Fünfzigerjahren sind geradezu immer mit einem leichten Lächeln zu betrachten. Oft sind es die Überambitionen, physikalische Prozesse in Schein-detaillierter Genauigkeit zu beobachten, welche den Filmen ihr Alter deutlich ansehen lassen. Die Fliege ist dabei keine Ausnahme. Auch dieser Film hat unter dem Bild der Technik, sowie der Fantasie von neuen, wissenschaftlichen Grenzen zu leiden. Trotzdem macht jene unverbraucht wirkende Fantasie deutlich Spaß zu gucken. Darüber hinaus ist noch der geringe Horrorfaktor anzumerken; Neben der bereits erwähnten immer noch wirkungsvollen, düsteren Atmosphäre ist der Enthüllungsmoment -und damit auch die Maske des Fiegenkopfes- gemeint. Diese schafft es heute noch einen Hauch von Ekel zu erzeugen, was keineswegs selbstverständlich ist bei solch urigen Spezialeffekten. Dennoch muss man gestehen, dass der Film dennoch nicht weitaus mehr zu bieten, da die Geschichte ebenso plump bleibt wie die Charaktere selbst.
Für mich persönlich ist Die Fliege immer noch ein besonderes Filmerlebnis, da ich ihn zu meiner Grundschulzeit ein halbes Dutzend mal gesehen habe. Heute betrachte ich ihn weitaus kritischer, doch ist der Charme der gesamten Umsetzung keineswegs verloren vergangen. Noch dazu bieten die 94 Minuten Laufzeit garantierte Unterhaltung der einfachen Klasse.
Empfehlenswert für Halloween, weil Retro-SF mit Horroreinflüssen immer für gute Stimmung sorgt. Was letztes Jahr bei uns Jack Arnorlds Tarantula war, ist dieses Jahr der Nachfolger des Insekten-Terrors Die Fliege. [Robin Längert]